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BLICKPUNKT<br />
23<br />
SILBER<br />
■ M. T. Wetzlar<br />
Als 2004 im Neuen Rathaus der Stadt München<br />
die „Silberkammer” geräumt werden<br />
musste, kam dort ein regelrechter Schatz<br />
zu Tage: Das 1930 von Heinrich Wetzlar<br />
entworfene und in der Münchner Silberschmiede<br />
M. T. Wetzlar geschaffene<br />
Ratsbesteck. Seit den 1980er-Jahren fristete<br />
das nicht nur für die Stadtgeschichte<br />
bedeutsame Silberbesteck ein Schattendasein,<br />
denn es wurde seit langem für<br />
Empfänge nicht mehr genutzt. Der außerordentliche<br />
Fund erhielt ein neues Zuhause<br />
im Depot des Münchner Stadtmuseums<br />
Teeservice, 1929. M. T. Wetzlar, punziert mit Jahresbuchstaben<br />
„c", getrieben, Hammerschlag, am<br />
oberen Rand aufgelegter Dekorrand, Deckelknäufe<br />
und Griffe Ebenholz, Zuckerdose H 7,1 cm, Kanne<br />
10,3 x 23,5 cm, Milchkanne 5,6 x 14,4 cm (Privatbesitz,<br />
MTW 031; Foto © Münchner Stadtmuseum)<br />
Würdigung. Diese fand bis dato in der einschlägigen<br />
Literatur, in Museen und auf<br />
Auktionen wenig Beachtung. Die eigentliche<br />
Wiederentdeckung von M. T. Wetzlar<br />
vollzog sich viel früher, als die beiden<br />
Kunsthändler und Experten Beate Dry von<br />
Zezschwitz und Graham Dry mit dem richtigen<br />
Gespür bereits 1979 in der Ausstellung<br />
„Silber des Jugendstils" in der Villa<br />
Stuck in München eine Wetzlar-Kanne<br />
aus eigenem Besitz präsentierten. Waren<br />
damals kaum Daten zur Familien- und<br />
Werkstattgeschichte bekannt, wartet die<br />
Münchner Ausstellung derzeit mit vielzähligen<br />
Informationen hierzu auf.<br />
Den ausführlichen Artikel „M. T. Wetzlar –<br />
Münchner Silberschmiede” (neun Seiten, 20 Abbildungen)<br />
von Ina Knekties finden Sie in der aktuellen<br />
Juni-Ausgabe der Zeitschrift „Sammler Journal”<br />
(ab 27. Mai im Handel erhältlich)<br />
Teekanne, um 1910. Hersteller P. Bruckmann & Söhne/Heilbronn, Modellnummer 6490, Vertrieb M. T.<br />
Wetzlar, 16,5 x 24 x 9,5 cm (Privatbesitz, MTW 048; Foto © Münchner Stadtmuseum)<br />
und regte zu jahrelanger wissenschaftlicher<br />
Forschung über die Silberschmiede<br />
M. T. Wetzlar an. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
gehörte die Silberwerkstatt der jüdischen<br />
Familie Wetzlar in der Maximilianstraße<br />
zu den renommiertesten Adressen<br />
in der bayerischen Metropole. Nach der<br />
Arisierungswelle – der unzählige jüdische<br />
Unternehmen 1938 und 1939 zum Opfer<br />
fielen – geriet die Familienwerkstatt jahrzehntelang<br />
in Vergessenheit. Nun wirft die<br />
Ausstellung „M. T. Wetzlar. Silberschmiede<br />
in München, gegründet 1875 – arisiert<br />
1938" im Münchner Stadtmuseum ein erhellendes<br />
Licht auf die dort gefertigten Silberobjekte<br />
des Jugendstils und des Art<br />
déco. Die von dem stellvertretenden Direktor<br />
des Münchner Stadtmuseums, Florian<br />
Dering, kuratierte Schau sowie die begleitende<br />
Publikation beschäftigen sich<br />
erstmals mit M. T. Wetzlar. Anhand von<br />
rund 200 Exponaten, die überwiegend aus<br />
eigenem Bestand und aus Privatbesitz<br />
stammen, ergänzt durch zeitgenössische<br />
Fotografien weiterer künstlerischer Erzeugnisse<br />
sowie Archivalien und Fotografien<br />
zur Familiengeschichte, erfährt die Silberwerkstatt<br />
endlich eine angemessene<br />
Kanne, um 1910. M. T. Wetzlar, Hammerschlag,<br />
Griff und Deckelknauf Elfenbein, 17 x 19,2 x 10,6<br />
cm (Privatbesitz, MTW 033; Foto © Münchner<br />
Stadtmuseum)<br />
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