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Trödler Plakate (Vorschau)

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REKLAME<br />

15<br />

te Reiseziele und mit den unterschiedlichsten<br />

Motiven und Beförderungsmitteln.<br />

Die plakative, bunte Bildsprache dieser<br />

Reisewerbung dokumentiert aber nicht<br />

nur die gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Entwicklung der jeweiligen Zeit, sondern<br />

zeigt auch auf, wie sich das Konsumverhalten<br />

beim Reisen im Lauf der<br />

Jahre verändert hat. Die Plakatausstellung,<br />

die bereits mit großem Erfolg in Berlin<br />

zu sehen war, vermittelt jedenfalls wunderbare<br />

Eindrücke der ganzen Welt und<br />

gibt detaillierte Einblicke in das Touristenleben<br />

an Bord von Schiffen, Flugzeugen<br />

und der Eisenbahn. Schon beim bloßen<br />

Anschauen der wundervollen Bilder bekommt<br />

man regelrecht Fernweh – wie etwa<br />

beim Anblick des Hapag Plakats von<br />

Otto Arpke aus dem Jahr 1933, das Werbung<br />

für Mittelmeer und Orientfahrten<br />

macht: Vor dem Hintergrund einer malerischen<br />

blauen Bucht mit weißen Häusern<br />

und mehreren Schiffen erscheinen zwei<br />

südländische Frauen, von denen die hintere<br />

eine Schale mit Zitronen und Orangen<br />

auf dem Kopf balanciert…<br />

Erste Touristen<br />

Der die Ausstellung begleitende Katalog<br />

beginnt mit „Einer Geschichte des Verreisens“<br />

von Hasso Spode, auf den folgenden<br />

Seiten sprechen die Bilder für sich:<br />

Schon immer waren Menschen unterwegs.<br />

Anfangs brauchte es jedoch gute<br />

Gründe, wenn einer die Strapazen einer<br />

Reise auf sich nahm. Es ging dabei früher<br />

vor allem um Geld, Macht, Ruhm, Wissen<br />

oder Gesundheit oder bei Wallfahrten gar<br />

um einen Platz im Himmel. Erst in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die<br />

Reise als Selbstzweck und die Mode<br />

Hapag Plakat, Mittelmeer und Orientfahrten<br />

Otto Arpke, 1933, Offsetdruck Otto Elsner KG,<br />

Berlin 1933, Offset 85,2 x 59,8 cm<br />

Deutschland ruft!, Werbung der Reichsbahnzentrale,<br />

Max Eschle, um 1938, Offset 101,4 x 62,9 cm<br />

kommt auf, „zu reisen nur um zu reisen“.<br />

Das Wort Tourismus taucht erstmals um<br />

1770 im Englischen auf. Schon im Kaiserreich<br />

war es in den besseren Kreisen dann<br />

fast eine Selbstverständlichkeit, einmal im<br />

Jahr zu verreisen – wohingegen die große<br />

Mehrheit der weniger betuchten Menschen<br />

damals von der schönen Urlaubswelt<br />

ausgeschlossen blieb.<br />

Für die Reichen dient Reisen vor allem<br />

dem eigenen Vergnügen: „Zurück zur Natur“<br />

jubeln romantische Wanderfreunde<br />

und kehren der Zivilisation den Rücken zu.<br />

Bei diesen ersten Touristen handelt es sich<br />

um empfindsam Gebildete meist in jüngeren<br />

Jahren und zudem aus wohlhabendem<br />

Hause. Sie zieht es in entlegene Gegenden<br />

– etwa in die wilden Schweizer Alpen<br />

oder karge Meeresküsten. Besonders<br />

dank Rousseau und Schiller wird die eher<br />

rückständige Schweiz damals zum Paradies<br />

verklärt und ein Ort der „Freiheit und<br />

Natürlichkeit“. Etwa zeitgleich entstehen in<br />

England die ersten Seebäder Brighton,<br />

Margate oder Blackpool. Auf dem Festland<br />

folgen um 1800 die Heilbäder Travemünde,<br />

Heiligendamm und Norderney.<br />

Schnell fällt auch der Blick auf wild romantische<br />

Landstriche in England. Und<br />

zuvor als kahl gescholtene Gebirge sehen<br />

die von den deutschen Romantikern beeinflussten<br />

„Lake Poets“ nun als Traumlandschaften.<br />

In Frankreich wird der Wald<br />

von Fontainebleau bei Paris zur Attraktion<br />

und in Deutschland entdeckt man die<br />

Schönheiten des Harzes. Als dann 1800<br />

auf dem Brocken ein Gasthaus und eine<br />

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