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BÜCHER<br />

Ausfahrt frei – ein Schneider Buch<br />

Alle Illustrationen sind von Walter Zeeden<br />

AUSFAHRT FREI!<br />

REINHARD BOGENA<br />

Auf dem Weg zum Erwachsenwerden: Mehr als nur ein Abenteuer – Karl Unselt und die<br />

Verantwortung des Schriftstellers<br />

durch attraktive Angebote zu begeistern,<br />

um sie anschließend ganz in ihrem Sinne<br />

zu beeinflussen. Man appellierte an Stolz<br />

und Ehre des Jugendlichen und versuchte,<br />

Gefühle und Bewusstsein dafür zu stärken.<br />

Wer nicht mitmachte, musste damit<br />

rechnen, an irgendeiner Stelle seines Lebens<br />

benachteiligt zu werden. Das Thema<br />

„Gehorsam” spielte eine große Rolle. Dabei<br />

handelten die meisten Eltern in Erziehungsfragen<br />

entsprechend eigener Erfahrungen,<br />

die sie selbst als Kind durchlebt<br />

hatten, bis gegen Ende der 60er-Jahre<br />

das Buch „theorie und praxis der antiautoritären<br />

erziehung – das beispiel summerhill”<br />

von A.S. Neill erschien. Es regte<br />

zahllose Diskussionen an und sorgte vor<br />

allem in der Pubertätszeit bei vielen Jugendlichen<br />

für wachsenden Widerstand<br />

und Aggressionen. Während viele Eltern<br />

ihre Vorstellungen nun kaum mehr durchsetzen<br />

konnten, blieb jedoch die Wirkung<br />

der „heimlichen” Erzieher erhalten (im positiven<br />

wie negativen Sinne), darunter die<br />

Welt der Bücher. Ihren Autoren kommt aus<br />

diesem Grunde eine besondere Verantwortung<br />

zu. Eingebettet in altersgemäße<br />

Geschichten und Abenteuer, wurde der<br />

Heranwachsende vor allem in den Nachkriegsjahren<br />

auf verschiedene Art und<br />

Weise mit Erfahrungen und Verhaltensmustern<br />

konfrontiert, die nicht nur sein Wissen<br />

bereichern, sondern ihm gewissermaßen<br />

„durch die Hintertür” Hinweise auf<br />

eigenes Verhalten vermitteln sollten. Der<br />

folgende Satz aus dem Buch „Ausfahrt<br />

frei” von Karl Unselt (Franz Schneider Verlag,<br />

1955) mag als Beispiel dafür dienen:<br />

„Daß Heini nicht an sich, an Ruhm und<br />

Ehre für sich dachte, sondern an die Stärke<br />

der Bande, rechneten ihm die Jungen<br />

hoch an.” Die Botschaft ist klar: Allein wer<br />

nicht auf eigene Vorteile bedacht ist, sondern<br />

auch die Bedürfnisse anderer be-<br />

Thema Erziehung<br />

Deutschland in den Nachkriegsjahren.<br />

Wer damals als Kind nicht „parierte”, bekam<br />

eins „hinter die Löffel”, kurz und nicht<br />

immer schmerzlos. Ob es an der Vergan-<br />

genheit lag, dass das Thema Erziehung in<br />

der Nachkriegszeit besonders groß geschrieben<br />

wurde? Die ältere Generation<br />

hatte das Dritte Reich erlebt, in dem eine<br />

Erziehung zum treu ergebenen Staatsbürger<br />

oberste Priorität genoss. Wie später<br />

auch noch in der DDR, versuchte man,<br />

Kinder und Jugendliche möglichst früh<br />

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