AKTIV! Gegen sexualisierte Gewalt - Arbeitsgemeinschaft der ...
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2 Opfer und Täterinnen/Täter<br />
können sie diese Grenzüberschreitungen nicht in<br />
Worte fassen. Sie sind damit überfor<strong>der</strong>t, aktiven<br />
Wi<strong>der</strong>stand zu leisten und sich ohne Hilfe von Dritten<br />
selbst zu schützen. Sie wissen nicht genau, was<br />
geschieht, aber sie haben ein komisches Gefühl. Sie<br />
spüren, dass jetzt nicht mehr zählt, was sie gerne haben,<br />
son<strong>der</strong>n das, was die Täterin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Täter will.<br />
2.2 Wer sind die Täterinnen<br />
und Täter?<br />
Sexualisierte <strong>Gewalt</strong> geht überwiegend von Männern<br />
aus. Bei missbrauchten Mädchen zu etwa<br />
90 Prozent, bei missbrauchten Jungen zu etwa<br />
75 Prozent. Bei etwa jedem zehnten missbrauchten<br />
Mädchen und jedem vierten missbrauchten Jungen<br />
wird die Tat also von einer Frau begangen. Auch Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche können Täterinnen und Täter<br />
sein. In Jugendverbänden ist etwa die Hälfte <strong>der</strong> Täterinnen<br />
und Täter min<strong>der</strong>jährig.<br />
Der größte Teil <strong>sexualisierte</strong>r <strong>Gewalt</strong> findet im sozialen<br />
Nahraum <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen statt. 80<br />
bis 95 Prozent, <strong>der</strong>er, die missbrauchen, sind nahe<br />
Bekannte o<strong>der</strong> Verwandte ihrer Opfer: Väter, Mütter,<br />
Onkel, Tanten, Großeltern, Freundinnen und Freunde<br />
<strong>der</strong> Familie, Nachbarinnen und Nachbarn, Eltern von<br />
Freundinnen und Freunden, Gruppenleiterinnen und<br />
Gruppenleiter, Erzieherinnen und Erzieher, Pfarrerinnen<br />
und Pfarrer, Ausbil<strong>der</strong>innen und Ausbil<strong>der</strong>, Ärztinnen<br />
und Ärzte, Lehrerinnen und Lehrer, Vorgesetzte,<br />
Babysitter, usw. Dies sind Menschen, denen die Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendlichen nahe stehen, die sie kennen und<br />
denen sie vertrauen. Es sind »ganz normale« Männer<br />
und Frauen jeden Alters, je<strong>der</strong> sozialen Schicht, unabhängig<br />
von Beruf, Herkunft o<strong>der</strong> sexueller Orientierung.<br />
Nur selten ist es <strong>der</strong> »böse, fremde Mann« o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> krankhaft veranlagte Triebtäter, <strong>der</strong> sich Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen grenzverletzend nähert.<br />
Zwischen Täterin/Täter und Opfer besteht immer ein<br />
Machtgefälle. Sie sind ihrem Opfer überlegen, zum<br />
Beispiel:<br />
• in <strong>der</strong> Familienposition (Vater – Kind, Tante –<br />
Neffe, Opa – Enkelin),<br />
• in <strong>der</strong> beruflichen o<strong>der</strong> verbandlichen Hierarchie<br />
(Gruppenleitung – Gruppenmitglied; Pfarrer/in –<br />
Konfirmand/in; Vorgesetzte/r – Mitarbeiter/in)<br />
• im Alter und/o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> körperlich-sexuellen<br />
Entwicklung,<br />
• in <strong>der</strong> emotionalen Abhängigkeit (Leitende –<br />
Kin<strong>der</strong>, Seelsorger – Hilfesuchende),<br />
• in <strong>der</strong> geistigen Kapazität (Pflegerin/Pfleger –<br />
Mensch mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung),<br />
• in körperlicher Kraft o<strong>der</strong> Bereitschaft zur Aggression,<br />
• im Wissen,<br />
• im Sozialprestige.<br />
Innerhalb des VCP bestehen solche Täterin/Täter-Opfer-Beziehungen<br />
oft zwischen Leitenden o<strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />
und Teilnehmenden.<br />
Täterinnen und Täter sind sich des Machtgefälles<br />
zwischen ihnen und den Kin<strong>der</strong>n/Jugendlichen klar<br />
bewusst. Macht auszuüben und die eigene Macht<br />
12 <strong>AKTIV</strong>! gegen <strong>sexualisierte</strong> <strong>Gewalt</strong>