AKTIV! Gegen sexualisierte Gewalt - Arbeitsgemeinschaft der ...
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Opfer und Täterinnen/Täter<br />
2<br />
über an<strong>der</strong>e zu spüren verschafft ihnen Befriedigung<br />
und ist ein zentraler Beweggrund für Täterinnen<br />
und Täter, <strong>sexualisierte</strong> <strong>Gewalt</strong> auszuüben.<br />
Aus <strong>der</strong> Therapie von Täterinnen und Tätern ist<br />
bekannt, dass sie sich im Miteinan<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en<br />
Gleichaltrigen bzw. Erwachsenen oft nicht als selbstbestimmte<br />
und machtvolle Persönlichkeit erleben<br />
und dass ihre Beziehungen zu Gleichaltrigen bzw. Erwachsenen<br />
eher durch Angst und Abhängigkeit geprägt<br />
sind. Über die <strong>sexualisierte</strong> <strong>Gewalt</strong> gegenüber<br />
Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen suchen sie sich Gefühle<br />
von Überlegenheit, Befriedigung und Sicherheit zu<br />
verschaffen. Manche Täterinnen und Täter waren in<br />
Kindheit und Jugendalter selbst Opfer <strong>sexualisierte</strong>r<br />
<strong>Gewalt</strong>.<br />
Täter und Täterinnen gehen meist strategisch vor<br />
und halten sich bevorzugt überall dort auf, wo sie<br />
Kontakt zu Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen aufbauen<br />
können. Manche Täterinnen und Täter arbeiten<br />
gezielt in sozialen, medizinischen, kirchlichen o<strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong> betreuenden Einrichtungen o<strong>der</strong> bieten entsprechende<br />
Freizeitaktivitäten für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
an, um so an ihre Opfer zu kommen.<br />
Man sieht es keinem Menschen an, ob er Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
Jugendliche missbraucht. Oft sind die Täterinnen<br />
o<strong>der</strong> Täter Menschen mit tadellosem Ruf und gelten<br />
als gute Ehepartner o<strong>der</strong> Eltern. Viele sind kirchlich<br />
o<strong>der</strong> politisch aktiv, beruflich erfolgreich o<strong>der</strong> engagiert<br />
für die Belange von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen.<br />
Es sind Frauen und Männer, denen niemand zutrauen<br />
würde, dass sie sich an Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Jugendlichen<br />
vergreifen. Dies macht es so schwer, ihrer habhaft zu<br />
werden, denn viele Kin<strong>der</strong> und Jugendliche denken,<br />
dass ihnen niemand glaubt, da niemand so etwas<br />
von <strong>der</strong> Täterin o<strong>der</strong> dem Täter erwarten würde.<br />
aus. Sie/er ist durch Erwachsene sexuell kaum<br />
o<strong>der</strong> nicht erregbar. Es handelt sich um die/den<br />
klassischen Pädophile/n.<br />
3. Soziopathischer Typ: sie/er zeichnet sich durch<br />
mangelnde Empathie für Opfer und bisweilen<br />
durch sadistische und aggressive Neigungen aus.<br />
Die Sexualität dient ihr/ihm nicht primär zur sexuellen<br />
Befriedigung, son<strong>der</strong>n als Mittel zur Unterdrückung,<br />
Beherrschung und Erniedrigung.<br />
In diesem Zusammenhang wird auch von einem<br />
sadistischen Typ gesprochen.<br />
Täterinnen und Täter sind nicht unbedingt eindeutig<br />
und ausschließlich einem Typ zuordenbar, son<strong>der</strong>n<br />
können Merkmale mehrerer Typen aufweisen. In allen<br />
drei Typen finden sich weibliche und männliche<br />
Personen.<br />
Typen von Täterinnen und Tätern<br />
Die bei <strong>sexualisierte</strong>r <strong>Gewalt</strong> in Erscheinung tretenden<br />
Täterinnen und Täter können verschiedenen Typen<br />
zugeordnet werden, die jeweils unterschiedliche<br />
Motivationen für ihre Taten haben. Häufig findet<br />
man die Unterscheidung in folgende drei Täterinnen-/Täterprofile:<br />
1. Regressiver Typ: Die primäre sexuelle Orientierung<br />
ist auf Erwachsene gerichtet, sie/er ist<br />
durch Kin<strong>der</strong> und Jugendliche jedoch sexuell<br />
erregbar. Aufgrund <strong>der</strong> leichten Verfügbarkeit<br />
von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen sowie aufgrund<br />
von Problemen mit erwachsenen Sexualpartnern<br />
(z. B. Ehekrise) o<strong>der</strong> nichtsexuelle Lebensproblemen<br />
greift sie/er zur sexuellen Befriedigung<br />
auf Kin<strong>der</strong> zurück. Man spricht deshalb<br />
auch von Ersatzobjekttäterinnen/-tätern.<br />
2. Fixierter Typ: sie/er zeichnet sich durch ihre/<br />
seine primäre sexuelle Orientierung auf Kin<strong>der</strong><br />
Nach vorsichtigen Schätzungen sind die regressiven<br />
Täterinnen und Täter mit etwa 90 Prozent am häufigsten<br />
anzutreffen. Nur zwischen zwei und zehn<br />
Prozent <strong>der</strong> sexuellen Übergriffe auf Kin<strong>der</strong> werden<br />
von Täterinnen und Tätern des fixierten Typus und<br />
somit von Pädophilen begangen.<br />
Dass nur ein vergleichsweise kleiner Prozentsatz<br />
<strong>sexualisierte</strong>r Übergriffe gegen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
von Pädophilen begangen wird, ist im gesellschaftlichen<br />
Bewusstsein recht wenig verankert.<br />
Durch die Medien und die mediale Aufbereitung<br />
beson<strong>der</strong>s dramatischer Einzelfälle entsteht das<br />
(verzerrte) Bild, dass die meisten o<strong>der</strong> gar alle Täterinnen<br />
und Täter pädophil seien. Tatsächlich trifft<br />
dies aber wie dargestellt nur auf einen vergleichsweise<br />
kleinen Teil zu. Es gibt neben Pädophilie viele<br />
weitere Gründe für <strong>sexualisierte</strong>s <strong>Gewalt</strong>verhalten<br />
gegenüber Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen – insbeson<strong>der</strong>e<br />
das Motiv <strong>der</strong> Machtausübung gegenüber<br />
Schwächeren.<br />
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