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Optische Technologien aus niedersächsischen Hochschulen

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OPTISCHE SYSTEME UND MATERIALIEN 16 | 17<br />

Sehen auf der Nanoskala:<br />

<strong>Optische</strong> Spitzenforschung im doppelten Sinn<br />

Eine Vielzahl von Dingen unseres Alltags<br />

nehmen wir mit dem Gesichtssinn wahr. Mit<br />

bloßem Auge können wir allerdings nur solche<br />

Dinge sehen, die etwa so groß sind wie<br />

ein menschliches Haar. Werden die Dinge<br />

kleiner, benutzen wir zur optischen Vergrößerung<br />

seit Hunderten von Jahren<br />

Linsen und Mikroskope. Aufgrund von Beugungseffekten<br />

endet die räumliche Auflösung<br />

optischer Mikroskope im sichtbaren<br />

Spektralbereich bei etwa einem halben<br />

Mikrometer. Objekte mit Abmessungen im<br />

Nanometer-Bereich können konventionelle<br />

optische Mikroskope also nicht auflösen.<br />

> Carl von Ossietzky Universität<br />

Oldenburg<br />

Institut für Physik<br />

AG Ultraschnelle Nano-Optik<br />

26111 Oldenburg<br />

> Forschungsbereiche<br />

Nano-Optik, Ultrakurzzeitspektroskopie,<br />

Energie- und Halbleiterforschung,<br />

Hörforschung,<br />

Meeresforschung<br />

> Kooperationspartner<br />

Max-Born-Institut für Nichtlineare<br />

Optik und Kurzzeitspektroskopie,<br />

Berlin<br />

> Patent<br />

„Verfahren und Vorrichtung zur<br />

optischen Mikroskopie mit Subwellenlängenauflösung”<br />

(Christoph Lienau, Gerd Behme,<br />

Alexander Richter, Marco Süptitz,<br />

Thomas Elsaesser) DE19714346B4<br />

Nanostrukturen, ob halbleitend, metallisch,<br />

photonisch oder biologisch, sind in den letzten<br />

Jahren immer wichtiger geworden. Die<br />

Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig<br />

und reichen von Pfannen- und Fensterbeschichtungen<br />

über neuartige Sensoren bis<br />

hin zu Halbleiterlasern, die auf Quantenpunkten<br />

basieren. Um die Eigenschaften<br />

von Nanostrukturen aufklären und optimieren<br />

zu können, arbeiten Forscher weltweit<br />

an der Entwicklung neuer Techniken, die das<br />

Sehen auf der Nanoskala möglich machen<br />

und die vielfältigen Kontrastmechanismen<br />

der optischen Spektroskopie nutzen können<br />

– speziell die mit ultrakurzen Lichtblitzen<br />

erreichbare Zeitauflösung von wenigen<br />

Femtosekunden (fs). Eine Femtosekunde<br />

sind 10 -15 Sekunden, das ist ein Milliardstel<br />

einer Millionstel Sekunde.<br />

Hohe Auflösung mit winzigen<br />

Lichtflecken<br />

Die Arbeitsgruppe „Ultraschnelle Nano-<br />

Optik” am Institut für Physik der Universität<br />

Oldenburg erzeugt extrem kleine Lichtflecke<br />

von wenigen Nanometern und nutzt sie zur<br />

optischen Spektroskopie mit Subwellenlängenauflösung.<br />

Die Oldenburger Physiker<br />

verwenden zwei unterschiedliche Techniken,<br />

um Licht zu lokalisieren: Zum einen lassen<br />

sie Licht durch kleine Löcher am Ende<br />

von hauchdünnen, mit Metall ummantelten<br />

Glasfaserspitzen tunneln. Am Ende der Spitze<br />

bestimmt dann nicht die Wellenlänge des<br />

Blick in das optische Tieftemperatur-Nahfeldmikr oskop<br />

Lichts die Größe des Lichtflecks, sondern der<br />

Durchmesser der Öffnung. Reproduzierbar<br />

sind Öffnungen mit etwa 40 bis 50 Nanometer<br />

Durchmesser, so dass die maximale<br />

Auflösung etwa ein Fünfzehntel der Lichtwellenlänge<br />

beträgt. Noch deutlich höhere<br />

Auflösungen bis zu etwa zehn Nanometern<br />

werden erzielt, wenn ultrafeine Metallspitzen<br />

beleuchtet werden. Hierbei nutzen die<br />

Wissenschaftler <strong>aus</strong>, dass das Lichtfeld ganz<br />

am Ende der Spitze stark überhöht ist.<br />

Ausbreitung von ultrakurzen Lichtimpulsen<br />

durch eine metallbedampfte Glasfaserspitze<br />

mit 50 nm Öffnungsdurchmesser<br />

Um mit solchen Lichtflecken Bilder zu erstellen,<br />

werden die Spitzen wie in Rasterkraftmikroskopen<br />

mit Piezostelltechniken über<br />

die Oberfläche der zu untersuchenden Probe<br />

gefahren. Punkt für Punkt wird die<br />

gewünschte Information aufgezeichnet –<br />

zum Beispiel das transmittierte oder reflektierte<br />

Licht oder auch die nach Beleuchtung<br />

der Probe abgestrahlte Lumineszenz. Auf<br />

<strong>Optische</strong> Nahfeldspektroskopie von zwei<br />

gekoppelten Halbleiter-Quantenpunkten.<br />

Sogenannte Rabi-Oszillationen (rechts)<br />

zeigen, dass es mit ultrakurzen Lichtimpulsen<br />

gelingt, die Elektronenbewegung<br />

in solchen Quantenstrukturen zu kontrollieren<br />

(T. Unold et al., Physical Review<br />

Letters 94, 137404 (2005)).<br />

Nahfeldmikroskopie<br />

Die Oldenburger Forscher haben ein spezielles<br />

Nahfeldmikroskop entwickelt, um<br />

Materialien bei Temperaturen im Bereich<br />

zwischen zehn Kelvin und Raumtemperatur<br />

untersuchen zu können. Damit eignet es sich<br />

besonders für die Untersuchung von Festkörpermaterialien<br />

wie Halbleiterquantendrähten<br />

und -punkten, metallischen und<br />

magnetischen Nanostrukturen, aber auch<br />

photonischen und plasmonischen Kristallen.<br />

Inzwischen haben die Wissenschaftler eine<br />

Reihe weiterer Mikroskope, die auf diesem<br />

patentierten Verfahren basieren, entwickelt<br />

und an Forschergruppen in Deutschland,<br />

Schweden und demnächst auch in den USA<br />

verkauft. Zurzeit werden die Mikroskope im<br />

Wesentlichen in der Grundlagenforschung<br />

zur Untersuchung von Halbleiter-Nanostrukturen<br />

und von Dünnschicht-Solarzellen eingesetzt.<br />

Die Oldenburger Arbeitsgruppe setzt die<br />

Nahfeldmikroskope ein, um zum Beispiel<br />

Halbleiter-Nanostrukturen zu erforschen.<br />

Den Wissenschaftlern gelang es vor kurzem,<br />

die Elektronenbewegung in einzelnen und<br />

erstmalig auch in zwei gekoppelten Quantenpunkten<br />

direkt mit ultrakurzen Lichtimpulsen<br />

sichtbar zu machen. Solche Experimente<br />

sind nicht nur für ein besseres Verständnis<br />

unerlässlich, sondern stellen auch<br />

einen weiteren Schritt zu einer halbleiterbasierten<br />

Quanteninformationstechnologie<br />

dar. Weitere Forschungsschwerpunkte bilden<br />

die ungewöhnlichen optischen Eigenschaften<br />

sogenannter plasmonischer Kristalle<br />

und die Untersuchung neuer Materialien<br />

zur Energiewandlung.<br />

Gemessene Zeitstruktur der auf einen<br />

metallischen plasmonischen Kristall einfallenden<br />

und durch ihn transmittierten<br />

ultrakurzen Lichtimpuls (C. Ropers et al.,<br />

Physical Review Letters 94, 113901 (2005) ).<br />

Das Experiment weist eine ungewöhnlich<br />

lange Speicherung des Lichtfeldes in der<br />

Metall-Nanostruktur nach, was für die<br />

Nutzung plasmonischer Kristalle in der<br />

Nanosensorik wesentlich ist.<br />

> Ansprechpartner<br />

Prof. Dr. Christoph Lienau<br />

Tel.: 0441.798-3485<br />

Fax. 0441.798-3890<br />

Mail: christoph.lienau@unioldenburg.de<br />

Web: www.physik.unioldenburg.de/uno<br />

Lichtlokalisierung: Metallummantelte Glasfaserspitze mit kleiner Öffnung<br />

(links). Feldüberhöhung am Ende von ultrafeinen Metallspitzen (rechts).<br />

Die räumlichen Abmessungen des Lichtflecks werden durch den Krümmungsradius<br />

der Spitze, etwa 10 nm, und nicht durch die Wellenlänge<br />

des Lichts bestimmt.<br />

diese Weise entsteht in einem optischen Nahfeldmikroskop<br />

ein zweidimensionales Abbild<br />

der optischen Eigenschaften der Probe.

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