Optische Technologien aus niedersächsischen Hochschulen
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OPTISCHE MESSTECHNIK UND SENSORIK 22 | 23<br />
<strong>Optische</strong> Qualitätskontrolle<br />
in der Fertigung<br />
Die große Variation an Produkten hat im<br />
Konsumgüterbereich zu einem Käuferverhalten<br />
geführt, das durch Preis und individuelle<br />
Formschönheit bestimmt wird. Oftmals<br />
legen Kunden sogar mehr Wert auf<br />
eine gefällige Formgebung als auf den technischen<br />
Nutzen. In Kombination mit verbesserten<br />
Fertigungsverfahren hat dies zur<br />
Folge, dass in der Automobilindustrie<br />
insbesondere die Karosserie <strong>aus</strong> individuellen<br />
Formen besteht.<br />
Die Fertigung individueller Freiformflächen<br />
ist kompliziert: Eine Reihe mehrstufiger<br />
Umformprozesse ist notwendig. In fertigungstechnisch<br />
kritischen Bereichen des<br />
Bauteils können dabei unerwünschte<br />
Gestaltabweichungen auftreten.<br />
Endabnahme einer Automobilkarosserie<br />
Bei der Qualitätskontrolle überwiegen<br />
derzeit manuelle Prüfverfahren wie zum<br />
Beispiel die Verwendung von Schablonen,<br />
der Sichttest nach Aufbringen von Glanzmitteln<br />
wie Petroleum oder das Touchieren.<br />
Diese Messverfahren sind nicht nur zeitaufwändig,<br />
sondern auch subjektiv und erlauben<br />
keine Quantisierung der Bauteilfehler.<br />
pro Bauteil können mit diesen Messverfahren<br />
nur Stichproben untersucht werden. Die<br />
produzierten Bauteilmengen einer Charge<br />
gehen in die t<strong>aus</strong>ende, so dass bei Bauteilfehlern<br />
große Ausschussmengen und sehr<br />
hohe Kosten entstehen.<br />
<strong>Optische</strong>s 3D-Messsystem<br />
Eine hundertprozentige Qualitätskontrolle,<br />
die zugleich schnell und präzise ist, ist insbesondere<br />
bei großen Bauteilen nur mit<br />
optischen Messverfahren möglich. In der<br />
industriellen Fertigung hat die 2D-Bilderfassung<br />
und -verarbeitung mit Kamera und<br />
Rechner bereits einen festen Platz eingenommen.<br />
Dreidimensionale bildgebende<br />
Verfahren sind wegen der hohen Datenraten<br />
und der Komplexität noch nicht sehr<br />
verbreitet. Ihr enormes Potential wird mit<br />
der Entwicklung neuer Rechnerstrukturen<br />
und -geschwindigkeiten aber immer weiter<br />
<strong>aus</strong>geschöpft. Mit heutigen PCs lassen sich<br />
dank Hardwarebeschleunigung (Mikrokontroller,<br />
FPGAs etc.) diese großen Datenmengen<br />
in angemessener Zeit <strong>aus</strong>werten und<br />
verarbeiten.<br />
Dieses Potential hat das Institut für Fertigungstechnik<br />
und Werkzeugmaschinen<br />
(IFW) der Universität Hannover motiviert, ein<br />
optisches 3D-Messsystem für die Detektion<br />
langwelliger Gestaltabweichungen zu entwickeln.<br />
Da eine hohe Messgeschwindigkeit<br />
erforderlich ist, haben die Wissenschaftler<br />
ein optisches Verfahren auf Basis der Streifenprojektion<br />
gewählt.<br />
Hohe Messgenauigkeit<br />
Ein Streifenprojektor erzeugt auf dem zu<br />
untersuchenden Bauteil ein Muster <strong>aus</strong><br />
hellen und dunklen Streifen. Bei Höhenunterschieden<br />
im Bauteil verschieben sich<br />
die Streifen und bilden eine detaillierte<br />
Höhenkarte. Das Streifenmuster wird mit<br />
einer Zeilenkamera aufgenommen und<br />
ermöglicht so eine hohe Messgenauigkeit<br />
und -geschwindigkeit in Zeilenrichtung.<br />
Durch Verfahren des Bauteiles wird<br />
eine flächige Aufnahme möglich, auf der<br />
Beulen mit Ausdehnungen von 10 bis 100<br />
Millimetern erkennbar werden. Die erreichbare<br />
Tiefenauflösung von 30 Mikrometern<br />
soll noch verbessert werden. Die Höhenunterschiede<br />
sind in den Messdaten kodiert<br />
und Gestaltabweichungen können durch<br />
eine Passfilterung der Oberflächendaten<br />
erkannt werden.<br />
Mit diesem einfachen, aber effizienten und<br />
schnellen Verfahren können Bauteile auf ihre<br />
prinzipielle Eignung für die Weiterverarbeitung<br />
untersucht werden. Die Wissenschaftler<br />
des IFW sind dabei, dieses Messverfahren im<br />
Rahmen eines Transferforschungsbereiches<br />
weiterzuentwickeln. Um Bauteile noch<br />
schneller und präziser untersuchen zu können,<br />
setzen sie parallele Rechnerstrukturen und<br />
Mikrokontroller ein, entwickeln zusätzlich<br />
neue Projektoren und verwenden zwei<br />
Zeilenkameras.<br />
Bei Taktraten von vier bis zehn Sekunden<br />
> Leibniz Universität Hannover<br />
Institut für Fertigungstechnik<br />
und Werkzeugmaschinen (IFW)<br />
An der Universität 2<br />
30823 Garbsen<br />
> Forschungsbereiche<br />
Fertigungsverfahren<br />
Maschinen und Steuerungen<br />
Fertigungsorganisation<br />
Passfilterung der Oberflächendaten<br />
> Kooperationspartner<br />
VW Nutzfahrzeuge<br />
> Firmengründungen<br />
OSIF GmbH<br />
Prinzip der Streifenprojektion<br />
> Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH). Dipl.-Phys. P. Huke<br />
Tel.: 0511.762-18063<br />
Fax: 0511.762-5115<br />
Mail: Huke@ifw.uni-hannover.de<br />
Web: www.ifw.uni-hannover.de