Download - Die Genossenschafft
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4 PROZUKUNFT 2.2002<br />
Vertreterversammlung 2002<br />
„Den Ernstfall nur geprobt …”<br />
„Wir können trotz intensiver<br />
Bemühungen keine Entwarnung geben,<br />
aber wir bleiben am Ball”,<br />
skizzierte Falk Stock den Vertreterinnen<br />
und Vertretern das vergangene<br />
Geschäftsjahr, die gegenwärtige<br />
Situation und die Ziele unserer Genossenschaft<br />
anlässlich der vierten<br />
ordentlichen Vertreterversammlung<br />
der Wahlperiode 1999–2003 am<br />
22. Juni 2002 in wenigen Worten.<br />
Bericht des Vorstandes<br />
Damit fasste der Vorstand<br />
knapp zusammen,<br />
was im Bericht<br />
später detailliert untersetzt<br />
wurde:<br />
Kluges und konsequentesWirtschaften<br />
und der Umbau<br />
der Organisation<br />
haben insgesamt zu einem guten Jahresergebnis<br />
geführt. Und so hätte der<br />
Vorstand ein zumindest ausgeglichenes<br />
Bilanzergebnis präsentieren können,<br />
wären da nicht die weiter steigenden<br />
strukturellen Leerstände, die die Genossenschaft<br />
auch in den kommenden<br />
Jahren in existenzieller Weise belasten<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Genossenschaft verfügt derzeit über<br />
6.414 Wohneinheiten in acht Wohnscheiben,<br />
fünf Punkthochhäusern und<br />
3- bis 5-Geschossern. Das Gros der<br />
Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche<br />
von rund 340.000 m 2 sind Zwei- (33 %)<br />
und Drei-Raumwohnungen (41 %).<br />
Unter letzteren ist der Leerstand besonders<br />
hoch – Grund: Es fehlt an Nachwuchs.<br />
Gerade junge Familien sind aus<br />
wirtschaftlichen Gründen gezwungen,<br />
in Richtung Arbeit zu ziehen – und das<br />
ist oft außerhalb Thüringens.<br />
Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder<br />
steigt weiter an und liegt derzeit bei<br />
56 Jahren. Mit Stichtag 15. Juni 2002<br />
standen in unserer Genossenschaft<br />
1.067 Wohnungen leer, das entspricht<br />
16,6 % des Bestandes, darin enthalten<br />
sind allerdings die freigezogenen und<br />
Vertreterversammlung während der Abstimmung<br />
abzureißenden Gebäude am Julius-<br />
Leber-Ring. Ohne diese liegt der Anteil<br />
freier Wohnungen mit 11,4 % deutlich<br />
unter dem ostdeutschen Durchschnitt<br />
von 15,8 %.<br />
Zum Abriss führte Falk Stock aus, dass<br />
dieser am Julius-Leber-Ring nur dann<br />
beginnen könne, wenn die zugesagten<br />
Fördermittel – 6,7 Mio. Euro sind 2002<br />
für die Umgestaltung von Großsiedlungen<br />
in Erfurt laut Masterplan vorgesehen<br />
– tatsächlich flössen; hierzu müsse<br />
es schnell definitive Entscheidungen<br />
geben, um Planungssicherheit herzustellen.<br />
„Andernfalls”, so der Vorstand,<br />
„bleiben die Gebäude eben als Mahnmal<br />
für die Stadtoberen stehen!”. Der<br />
Appell an die Politik, die Wohnungswirtschaft<br />
nach § 6a AHG von den Altschulden<br />
bei Abriss zu entlasten, bei<br />
dauerhaftem Leerstand die Altschulden<br />
ebenfalls zu erlassen und die Grundsteuer<br />
auszusetzen, die Banken stärker<br />
in die Pflicht zu nehmen und Verwertungskündigungen<br />
zuzulassen, unterstrich<br />
die Dringlichkeit der Probleme.<br />
Unsere Genossenschaft werde ihre Möglichkeiten<br />
ausschöpfen. Wir werden<br />
weiterhin gestaltend im Projekt „Wohnen<br />
in Erfurt” mitarbeiten und dort unsere<br />
Positionen geltend machen, um so<br />
die Leerstandskonzentration in unseren<br />
Objekten voranzubringen. Darüber hinaus<br />
wird ein Sanierungskonzept zur Antragstellung<br />
nach § 6 a AHG erarbeitet.<br />
„In diesem Jahr haben wir den Ernstfall<br />
nur geprobt”, gemahnte Falk Stock die<br />
Anwesenden, „die harten Jahre 2003<br />
und 2004 liegen vor uns, wenn wir<br />
anfangen müssen, die Kredite für die<br />
Sanierungen unserer Objekte zu tilgen”.<br />
Deshalb würden alle unternehmerischen<br />
Ziele und Handlungen der<br />
Sicherung der Liquidität untergeordnet.<br />
Auf Seiten der Unternehmensplanung<br />
gilt daher weiterhin das Gebot der<br />
Kostensenkung, beispielsweise in den<br />
Bereichen Personal, Verwaltung und Bewirtschaftung.<br />
<strong>Die</strong> Umsatzerlöse sollen<br />
gleichzeitig steigen. Voraussetzung für<br />
eine sinnvolle Planung ist dabei eine<br />
ständige Bestandsanalyse gekoppelt mit<br />
einer mittelfristigen Nachfrageprognose,<br />
um den Immobilienbestand und<br />
seine Instandhaltung oder Verwertung<br />
situationsgerecht bewerten und planen<br />
zu können. Kreditoptimierung, der Aufbau<br />
eines EDV-gestützten Controllings,<br />
die interne Revision und die Entwicklung<br />
eines Risikomanagement-Systems<br />
sind weitere Aufgaben im Pflichtenheft<br />
unserer Genossenschaft.<br />
Dem Leerstandsproblem begegnet unsere<br />
Genossenschaft mit einem Paket<br />
aus weit über 20 Maßnahmen, die sich<br />
im Wesentlichen in die Gruppen ‘attraktives<br />
Wohnraumangebot’, ‘Service- und<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsangebote‘, ‘Konzept für<br />
Ordnung und Sicherheit’, ‘soziale und<br />
Bedürfnisinfrastruktur’, ‘Lobbying‘ und<br />
‘Öffentlichkeitsarbeit/Marketing‘ untergliedern<br />
lassen. Jedes dieser Vermarktungsinstrumente<br />
mag seinen Teil dazu<br />
beigetragen haben, dass unser Bekanntheitsgrad<br />
in Erfurt überdurchschnittlich<br />
wuchs. Um fast ein Viertel stieg die Zahl<br />
der Anfragen im letzten Jahr auf 3.390.<br />
Wenngleich sich dies bisher noch nicht<br />
in gleichem Maß in eine Steigerung der<br />
Abschlüsse ummünzen ließ, konnte die<br />
Zahl der Kündigungen um rund 12 %