Artikel als PDF - Pilot und Flugzeug
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Nebel <strong>und</strong> Alkohol<br />
Unfallanalyse<br />
Welcher Schein letztendlich Gültigkeit<br />
hatte, ließ sich nicht zweifelsfrei ermitteln.<br />
Es ergaben sich jedoch keinerlei Hinweise<br />
auf technische Mängel an der Turboprop.<br />
Minuten vor dem Tod herrührte. Mit anderen<br />
Worten: Es handelte sich nicht um das<br />
Glas Wein oder das Bier zum Mittagessen.<br />
Alle drei Insassen hatten auf dem Flug von<br />
Bremen nach Egelsbach geringe Mengen<br />
Alkohol zu sich genommen.<br />
Aufschlussreicher war die Obduktion der<br />
drei Insassen. Zunächst wurde am PIC<br />
eine Konzentration eines Anti-Parkinson-<br />
Mittels <strong>und</strong> eines weiteren Mittels (Levodopa<br />
<strong>und</strong> Amantadin) festgestellt. Die exakte<br />
Konzentration <strong>und</strong> damit womöglich<br />
Leistungsminderung ließ sich jedoch nicht<br />
mehr so ohne Weiteres bestimmen:<br />
Die toxikologischen Bef<strong>und</strong>e müssen<br />
allerdings vorsichtig interpretiert werden.<br />
Ein möglicher Einfluss der thermischen<br />
Belastung oder anderer Faktoren<br />
auf die postmortale Verteilung von<br />
Amantadin kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, insbesondere da, wie oben angeführt,<br />
das Konzentrationsverhältnis<br />
von Blut zu Leber nicht mit vergleichbaren<br />
Fällen übereinstimmt. Bei der gemessenen<br />
Leberkonzentration wären<br />
deutlich geringere Konzentrationen im<br />
Blut zu erwarten, die dann im therapeutischen<br />
Bereich liegen würden.<br />
Anders verhielt es sich bei der Untersuchung<br />
auf Alkohol. Beim <strong>Pilot</strong>en wurde ein Blutalkoholgehalt<br />
von 0,25 Promille festgestellt,<br />
beim Copiloten von 0,21 Promille<br />
<strong>und</strong> beim Passagier von 0,41 Promille. Aufschlussreich<br />
dabei: Aufgr<strong>und</strong> des Konzentrationsverhältnisses<br />
zwischen Blut <strong>und</strong><br />
Urin konnte ermittelt werden, dass der<br />
Blutalkoholgehalt von einem „geringen aber<br />
aktuellen Konsum“ innerhalb der letzten 30<br />
Betriebliche Aspekte:<br />
Das Anflugverfahren<br />
Der Anflug nach Egelsbach von Osten her<br />
wurde über das HPA-Verfahren durchgeführt,<br />
mit dem große <strong>und</strong> schnelle <strong>Flugzeug</strong>e anstatt<br />
über die Platzr<strong>und</strong>e in einem langen<br />
Endanflug zur Piste 27 geführt werden. Dam<strong>als</strong><br />
gültig waren drei Wegpunkte: Hotel 1,<br />
Hotel 2 <strong>und</strong> Hotel 3.<br />
Das Verfahren begann am Wegpunkt Hotel 1,<br />
ca. 2 NM nördlich des Flugplatzes Aschaffenburg,<br />
<strong>und</strong> führte mit 265° (M) zu Wegpunkt<br />
Hotel 2, der genau auf der Grenze zwischen<br />
der östlichen Untergrenze des Luftraum C<br />
von 3.500 ft <strong>und</strong> dem westlichen Bereich<br />
mit 1.500 ft Untergrenze lag, <strong>und</strong> dann weiter<br />
zum optionalen Wegpunkt Hotel 3, von<br />
dem aus noch ca. 4 NM zur Schwelle 27 zurückzulegen<br />
waren.<br />
In einer nicht zur AIP gehörigen Veröffentlichung<br />
des Flugplatzes Egelsbach, einer Art<br />
Briefingmappe für anfliegende Besatzungen:<br />
„Frankfurt-Egelsbach Operations for High<br />
Per formance Aircraft / How to get there and<br />
away again“, die seit Februar 2008 auf der<br />
Internetseite des Flugplatzes zum Download<br />
bereitstand, wurde auch das Sinkflugprofil für<br />
diese Segmente erläutert. Für den Weg von<br />
Hotel 2 bis zur Schwelle gab die Veröffentlichung<br />
einen Sinkfluggradienten von 150<br />
ft/NM an. Der Wert ist jedoch f<strong>als</strong>ch. Er wä<br />
<strong>Pilot</strong> <strong>und</strong> <strong>Flugzeug</strong> 2012/01<br />
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