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Physikalisches Praktikum f¨ur Physiker - Physikalisches Institut

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Eberhard-Karls-Universität Tübingen<br />

1<br />

Fakultät für Mathematik und Physik<br />

<strong>Physikalisches</strong> <strong>Institut</strong><br />

<strong>Physikalisches</strong> <strong>Praktikum</strong><br />

für <strong>Physiker</strong><br />

Tübingen, März 2008<br />

1 Raum für Notizen


Vorwort<br />

Die vorliegende Anleitung wurde im April 2003 zum großen Teil neu erstellt. Es wurde versucht,<br />

eine möglichst einheitliche Strukturierung zu erreichen und die Anleitung möglichst<br />

kurz und übersichtlich zu halten. Zu jedem Versuch werden Stichworte genannt, die in den<br />

angegebenen Lehrbüchern zu studieren sind, so dass die an der Anleitung gestellten Fragen<br />

beantwortet werden können. Folgende Lehrbücher und Skripten sind aus unserer Sicht<br />

empfehlenswert:<br />

1. W. Demtröder, Experimentalphysik 1-3, Springer-Verlag<br />

2. E. Otten, Repetitorium Experimentalphysik, Springer-Verlag<br />

3. Bergmann/Schäfer, Experimentalphysik (viele Bände, sehr ausführlich)<br />

4. Gerthsen/Meschede, Physik, Springer-Verlag, 21. Auflage<br />

5. Berkeley Physik-Kurs (z.T. sehr ausführlich)<br />

6. G. Staudt, Experimentalphysik I und II, Wiley-VCH (Skriptum der Physik-Vorlesung<br />

von Prof. Staudt, Tübingen)<br />

7. Tipler, Physik<br />

8. D. Geschke, <strong>Physikalisches</strong> <strong>Praktikum</strong>, BG Teubner Stuttgart/Leipzig<br />

9. W.H.H. Gränicher, Messung beendet – was nun?, BG Teubner Stuttgart (ausführliches<br />

Buch zur Fehlerrechnung)<br />

Bei den meisten Versuchen wird noch explizit der entsprechende Abschnitt<br />

angegeben bzw. auf weitere Literatur hingewiesen. Für einige Versuche<br />

Versuche sind auch Skripte zur Vorbereitung im WWW gesammelt:<br />

http://www.pit.physik.uni-tuebingen.de/praktikum/anfaenger<br />

Einer kurzen Versuchsbeschreibung folgen die Aufgaben zur Messung und zur Auswertung.<br />

Zusätzliche Informationen zum Versuch wie längere theoretische Ableitungen, technische<br />

Hinweise etc. finden sich im jeweiligen Anhang.<br />

1. Versuchsvorbereitung und Protokollführung<br />

Die inhaltliche Vorbereitung auf den Versuch erfolgt mit Hilfe der jeweils angegebenen Literatur,<br />

so dass Sie in der Lage sind, die in der Vorbereitung genannten Fragen sicher zu beantworten.<br />

Bei Problemen in der Vorbereitung dürfen Sie sich nicht scheuen, den zuständigen<br />

Assistenten zu konsultieren oder auch den Versuchsaufbau zu besichtigen. Verwenden Sie<br />

genügend Zeit für die Vorbereitung auf den Versuch, selbst wenn der Stoff günstigstensfalls<br />

gerade Inhalt der Vorlesung war.<br />

Neben der inhaltlichen Vorbereitung auf den Versuch sollten Sie auch den Versuchsablauf<br />

nach Möglichkeit schriftlich planen, dies ermöglicht ein zügiges Arbeiten während des Versuches<br />

und erspart Ihnen u.U. auch viel Zeit bei der Fertigstellung des Protokolles. Schauen<br />

Sie sich zur Vorbereitung auch gute Protokolle älterer Semester an, wie sie z.T. auch von der<br />

Fachschaft Physik angeboten werden. Hüten Sie sich jedoch davor, diese Protokolle auch nur<br />

auszugsweise wörtlich zu übernehmen, dies muss als Betrug gewertet werden.<br />

Jeder Versuchsteilnehmer fertigt ein eigenes Protokoll an, das aus gehefteten (keine<br />

Büroklammern!) A4-Blättern besteht. Das Protokoll dokumentiert die Versuchsvorbereitung,<br />

-durchführung und Auswertung und darf daher nicht mit Bleistift geführt werden. Es muss<br />

eine Rekonstruktion des Versuchsablaufs erlauben, daher ist jeder Messwert und jede Zwischenrechnung<br />

im Protokollbuch zu notieren. Fehlerhafte Eintragungen sind sauber durchzustreichen<br />

und gegebenfalls mit einer Erläuterung zu versehen.<br />

Grafische Darstellungen sind, soweit sie manuell angefertigt werden, auf Millimeterpapier zu<br />

zeichnen. Alle Achsen sind zu beschriften, Diagramme sind mit einer Legende zu versehen.<br />

Zur Ausarbeitung des Protokolls kann selbstverständlich der Computer zu Hilfe genommen<br />

werden, um die Ergebnisse und Messfehler zu berechnen, Diagramme zu zeichnen sowie den<br />

Schriftsatz mit Hilfe geeigneter Textverarbeitungs- oder Satzprogramme zu erstellen. Dabei<br />

ist jedoch folgendes zu beachten:<br />

• das handschriftlich erstellte Protokoll ist das Originaldokument des Versuches und ist<br />

daher immer Bestandteil der Ausarbeitung.<br />

• Messwerte sind grundsätzlich direkt und ohne fehlerträchtige Umrechnung in das vorbereitete<br />

Protokoll einzutragen.<br />

• Ausnahmen bilden Messverfahren, bei denen die Messwerte vom Computer o.ä. in<br />

maschinenlesbarer Form erfasst wurden und ein Ausdruck der einzelnen Werte auf<br />

Grund der Datenmenge nicht sinnvoll ist.<br />

• Computergenerierte Diagramme sollten mindestens den gleichen Anforderungen wie<br />

manuell erstellte Diagramme genügen. Dazu gehören eine sinnvolle Achsbeschriftung<br />

und -unterteilung, eine Legende sowie eine Überschrift. Werden mehrere Messreihen<br />

in ein Diagramm gezeichnet, so sind die Messwerte der einzelnen Reihen mit unterschiedlichen<br />

Symbolen zu kennzeichnen. Soweit möglich, sind die Messpunkte mit<br />

Fehlerbalken zu versehen. Grundsätzlich dürfen einzelne Messpunkte nicht durch Linien<br />

oder Splines verbunden werden (wie das viele Programme standardmäßig tun),<br />

dies ist unphysikalisch. Theoretische Zusammenhänge oder Ausgleichskurven sollen<br />

hingegen mit genügend hoher Stützstellendichte als durchgehende Linien gezeichnet<br />

werden.<br />

• Protokolle, die Ihnen zur Korrektur zurückgegeben wurden, sollten bei der erneuten<br />

Abgabe klar erkennen lassen, an welchen Stellen eine Korrektur erfolgte. Dazu geben<br />

Sie zusammen mit dem beanstandeten Protokoll entweder eine überarbeitete Version<br />

des Protokolls oder ein Korrekturblatt ab.


Als Beispiel für die Protokollführung kann folgendes Muster dienen:<br />

Kopf des Protokolls: Name, Studienrichtung, Datum, betreuender Assistent<br />

Abteilung, Versuchsbezeichnung, Messplatznummer<br />

Aufgaben<br />

Vorbereitung: Grundlagen<br />

Die dem Versuch zu Grunde liegenden physikalischen Gesetze sind darzustellen, die<br />

zur Lösung der in der Anleitung gestellten Fragen und zum Verständnis des Versuches<br />

nötig sind. Dies erfolgt schriftlich im Protokoll. Dabei sind wichtige Gleichungen<br />

zu notieren, vorkommende Größen sind zu erläutern, nötigenfalls ist der<br />

Gültigkeitsbereich einzuschränken.<br />

Es empfiehlt sich, bereits in der Vorbereitung die zur Berechnung bzw. der<br />

Abschätzung der Messunsicherheit nötigen Formeln abzuleiten. Bewährt haben sich<br />

Tabellen, die alle mit Unsicherheiten behafteten Größen mit deren zufälligen, systematischen<br />

und Gesamtfehlern zusammenfassen. Es sollte auch stets der relative Fehler<br />

(in %) berechnet werden, der insbesondere bei Benutzung der Maximalfehlermethode<br />

eine bessere Übersicht ermöglicht.<br />

Die verwendeten Messverfahren, -geräte, Schaltungen usw. sind kurz zu beschreiben.<br />

Eine zeitliche Planung sowie eine Aufgabenverteilung ist, soweit möglich, ebenfalls<br />

schriftlich vorzunehmen.<br />

Messergebnisse: Die gemessenen Werte sind direkt in entsprechende Tabellen eingetragen,<br />

die bereits Spalten für Umrechnungen und Zwischenergebnisse enthalten sollten. Der<br />

Tabellenkopf sollte die physikalische Größe und ihre Einheit eindeutig kennzeichnen.<br />

Messbereiche, gerätespezifische Daten und Angaben zur Ermittlung der Messunsicherheiten<br />

sind zu notieren.<br />

Auswertung: Berechnungen und wichtige Zwischenergenisse sind so darzustellen, dass<br />

sich Ergebnisse mühelos rekonstruieren lassen. Graphische Darstellungen sind in geeigneten<br />

Maßstäben anzufertigen. Die systematischen und zufälligen Messunsicherheiten<br />

sind zu ermitteln und in die vorbereiteten Tabellen einzutragen.<br />

Ergebnisse: Die entsprechend der Aufgabenstellung ermittelten Ergebnisse sind zusammen<br />

mit den Messunsicherheiten, den korrekten Größenbezeichnungen und Einheiten, gerundet<br />

auf signifikante Stellen, zusammen zu fassen. Die zugehörigen Diagramme sind<br />

zu interpretieren und ggf. mit theoretischen Abhängigkeiten zu vergleichen. Entscheidend<br />

ist abschließend die Diskussion der Ergebnisse, die notwendiger Bestandteil jedes<br />

physikalischen Experiments ist. Wichtig sind dabei<br />

• der Vergleich mit Literaturwerten<br />

• die Übereinstimmung mit theoretischen Zusammenhängen<br />

• der Vergleich mit anderen Messverfahren und -prinzipien<br />

• die Diskussion der Einflüsse auf die Genauigkeit des Ergebnisses<br />

• eine kritische Betrachtung zusätzlicher Fehlerquellen, die keinen Eingang in die<br />

quantitative Messfehlerabschätzung fanden<br />

2. Ablauf des Versuchstermins<br />

In einem ca. einstündigen Kolloquium werden zunächst die dem Versuch zugrunde liegenden<br />

physikalischen Sachverhalte diskutiert. Dies schließt eine Überprüfung der Vorbereitung<br />

der Praktikanten durch den Assistenten ein. Bei nicht ausreichender Vorbereitung erfolgt<br />

ein Ausschluss vom Versuch! Nach einer Einweisung in den Versuchsaufbau erfolgt<br />

die Durchführung des Experiments durch die Praktikanten. Gehen Sie bitte sorgfältig mit Instrumenten<br />

und Geräten um. Für grob fahrlässige Beschädigung oder Zerstörung wird Schadenersatz<br />

verlangt.<br />

Elektrische Schaltungen müssen grundsätzlich vom Assistenten kontrolliert werden, bevor<br />

sie in Betrieb genommen werden dürfen.<br />

Nach Versuchsende sind Schaltungen und eigene Versuchsaufbauten abzubauen, der <strong>Praktikum</strong>splatz<br />

ist ordentlich aufzuräumen.<br />

3. Abgabe des Protokolls<br />

Die vollständig ausgearbeiteten Protokolle sind grundsätzlich zum übernächsten Termin<br />

fertigzustellen, d.h. nach einer Woche im Semesterpraktikum und nach zwei Tagen im<br />

Blockpraktikum. Spätestens zwei Wochen nach dem jeweiligen Versuch muss der Versuch<br />

testiert sein, ansonsten ist er zu wiederholen. In begründeten Fällen kann der <strong>Praktikum</strong>sleiter<br />

Verlängerungen gewähren, wenn sie vor Ablauf der Frist beantragt werden.<br />

Verzögerungen durch die Assistenten werden zu Gunsten der Praktikanten berücksichtigt.<br />

Jeder Praktikant hat ein eigenes Protokoll abzugeben, das auch eine Kopie der gemeinsam<br />

erstellten Ausarbeitung sein kann. Der aktuelle Stand der Protokolle kann<br />

ebenso wie der Versuchsplan im WWW unter folgender Adresse eingesehen werden:<br />

http://www.pit.physik.uni-tuebingen.de/studium<br />

Achten Sie darauf, dass Ihre Versuche dort korrekt durch die Assistenten testiert werden,<br />

denn die Einträge in der zu Grunde liegenden Datenbank sind maßgeblich für die Ausstellung<br />

des Scheins. In allen Abteilungen befinden sich Körbe zur Abgabe der Praktika, zudem<br />

existieren Schränke zur Abgabe bzw. zum Abholen der Protokolle. Ihre Assistenten weisen<br />

Sie darauf hin.<br />

Für die Unterstützung bei der Anfertigung der Anleitungen möchte ich mich bei Virginia<br />

Oehmichen (Versuche GP, PP, SA), Tobias Clauß (Optik I), Sebastian Kraft (EO, LK, IK)<br />

sowie Jan Bärtle (US, TE, PT, HG, FE, EF) bedanken. Die Anleitung zum Michelsonversuch<br />

wurde von Florian Jessen geschrieben. Christoph von Cube, Christoph Back, Norbert Lages<br />

und F. Jessen (Optik II) haben Verbesserungen zu einzelnen Versuchen geliefert.<br />

Tübingen im März 2008,<br />

Torsten Hehl.


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 1<br />

FA Analyse von Messunsicherheiten 1<br />

MW Maxwellsches Rad 11<br />

RP Reversionspendel 12<br />

PP <strong>Physikalisches</strong> Pendel 13<br />

GP Getriebenes Pendel 16<br />

SG Stoßgesetze 19<br />

SA Saitenschwingungen 22<br />

PE Peltier-Effekt 24<br />

LK Lorentzkraft 27<br />

IK Induktion 32<br />

WB Wechselstrombrücke 35<br />

EO Oszilloskop 38<br />

BL Brennweite von Linsen 42<br />

GS Gitterspektrometer 82<br />

MS Michelson-Interferometer 87<br />

AG Auflösungsvermögen von Prisma und Gitter 91<br />

PO Doppelbrechung und elliptisch polarisiertes Licht 94<br />

RE Elektrische Resonanz 98<br />

TR Transformator 105<br />

FH Franck-Hertz-Versuch 113<br />

PD Para- und Diamagnetismus 119<br />

NR Natürliche Radioaktivität 125<br />

US Ultraschall 133<br />

PT Potentialtrog 141<br />

EF Elektronen im elektromagnetischen Feld 149<br />

TE Thermische Emission 159<br />

FE Feldelektronenemission 164<br />

HG Holographie 171<br />

GI Beugungsgitter 46<br />

NG Brechzahl von Glasplatten 50<br />

MI Mikroskop 55<br />

SC Optische Aktivität und Saccharimetrie 58<br />

MR Mechanische Resonanz 61<br />

ST Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine 70


FA<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

1. Literatur<br />

W. Walcher, <strong>Praktikum</strong> der Physik (2. Aufl.), Kap. 1 u. 2<br />

W.H.H. Gränicher, Messung beendet - was nun?, B.G. Teubner Stuttgart 1994, Kap. 1-3,9<br />

S. Brandt, Datenanalyse, BI Wissenschaftsverlag 1992<br />

Deutsche Norm ”<br />

Grundlagen der Messtechnik“ DIN 1319, Mai 1996, Beuth-Verlag<br />

Wikipedia: Messabweichung, Normalverteilung, Studentsche t-Verteilung, Eichung, Ausreißer<br />

Eichordnung EO 1988: http://www.gesetze-im-internet.de/eo 1988/<br />

CASSY: http://www.leybold-didactic.de<br />

2. Motivation<br />

Ziel des <strong>Praktikum</strong>s ist es, neben dem Kennenlernen der Messtechnik und der Methodik des<br />

Messens auch Erfahrungen in der Bewertung von Messergebnissen zu sammeln. Zum Beispiel<br />

muss zur Prüfung der Gültigkeit eines theoretischen Modells die Qualität und Aussagekraft<br />

der Messung bekannt sein. Jede physikalische Messung unterliegt zufälligen Schwankungen<br />

und systematischen Abweichungen, die man im Begriff Messfehler (alte Bezeichnung)<br />

oder treffender Messunsicherheit (neu nach DIN 1319-3) zusammenfasst. Im Versuch<br />

soll an einem möglichst einfachen Experiment erlernt werden, welche Arten von Messunsicherheiten<br />

auftreten, wie sie zu bestimmen sind und wie sich die Unsicherheiten einzelner<br />

Messgrößen auf das Gesamtergebnis auswirken. Im <strong>Praktikum</strong> wird der kürzeren Bezeichnung<br />

wegen oft Fehler synonym zu Messunsicherheit verwandt. Da im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

der Begriff Fehler jedoch meist mit ”<br />

falsch“ assoziiert wird, jedoch die Messung<br />

einer physikalischen Größe keineswegs falsch sein muss, wenn sie einen (unvermeidbaren!)<br />

Messfehler besitzt, vermeidet man v.a. in der technischen Terminologie seit einigen Jahren<br />

diesen Begriff zugunsten von Messunsicherheit.<br />

3. Fragen zur Vorbereitung<br />

• Wie sind folgende Verteilungsfunktionen definiert? Wo treten sie auf? (je ein Beispiel)<br />

– Gleichverteilung (kontinuierlich und diskret)<br />

– Binomialverteilung<br />

– Gaußverteilung<br />

– Poissonverteilung<br />

• Wie lautet der Zentrale Grenzwertsatz der Statistik?<br />

• Was ist der Unterschied zwischen dem Messwert und dem wahren Wert? Wann existiert<br />

überhaupt ein wahrer Wert?<br />

1<br />

• Erklären Sie die Begriffe wahrer Wert, mittlerer Messwert, zufällige und systematische<br />

Messwertabweichung anhand des Treffermusters auf einer Schießscheibe.<br />

Abbildung FA.1: Treffermuster auf einer Schießscheibe<br />

• Was ist der Unterschied zwischen Standardabweichung, Vertrauensintervall und Fehlerbereich?<br />

• Wann spricht man von Eichung, wann von Kalibrierung eines Messgeräts?<br />

• Wie wirken sich die Messwertabweichungen der Eingangsgrößen auf die Ausgangsgröße<br />

(Endergebnis) aus? Geben Sie die allgemeinen Berechnungsschemata an.<br />

• Was ist ein Histogramm? Was ist die optimale Intervallbreite eines Histogramms?<br />

4. Aufgabenstellung<br />

Mit Hilfe eines Fadenpendels bestimme man die Schwerebeschleunigung g der Erde (Gymnasialdeutsch<br />

”<br />

Ortsfaktor“) aus Schwingungsdauer und Pendellänge.<br />

Die Schwingungsdauer wird manuell mehrfach gestoppt, die Zeiten werden von einem PC<br />

erfasst. Die Länge des Fadens wird mit einem Gliedermaßstab (vulgo Zollstock) ermittelt.<br />

Ziel des Versuches ist es, aus den gemessenen Größen g und insbesondere die Messabweichung<br />

∆g zu bestimmen und dabei die Methodik der sog. Fehlerrechnung kennen zu lernen<br />

und nicht die möglichst präzise Ermittlung von g.<br />

5. Grundlagen<br />

Ziel einer physikalischen Messung ist es, möglichst gut den sog. ”<br />

wahren Wert“ einer physikalischen<br />

Größe zu ermitteln. In der Regel gibt es diesen wahren Wert aber gar nicht,<br />

da der zu ermittelnde Wert von zahlreichen Einflussgrößen abhängen kann (z.B. Temperatur,<br />

Luftfeuchtigkeit). Ein ideales Experiment zeichnet sich dann dadurch aus, dass es diese<br />

Einflüsse möglichst weitgehend ausschließt oder korrigiert. Letztlich besitzt die Messgröße<br />

2


Grundlagen<br />

FA<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

meist quantenphysikalischen Charakter, d.h. sie stellt selber nur eine Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

dar. Nur in seltenen Fällen existiert daher ein wahrer Wert.<br />

Im <strong>Praktikum</strong> kann man aber davon ausgehen, dass die Ungenauigkeit des Messverfahrens<br />

größer ist als die Schwankungsbreite des wahren Wertes, so dass die Annahme seiner Existenz<br />

eine gute Näherung ist.<br />

In unserem Versuch wollen wir nun unter Annahme der Näherung des Fadenpendels<br />

durch das mathematische Pendel (Punktmasse, masseloser und undehnbarer Faden) aus der<br />

Schwingungsdauer ¯t und der Fadenlänge l die Fallbeschleunigung g ermitteln.<br />

ϕ(t) =<br />

)<br />

1 (µ − t)2<br />

√ · exp<br />

(−<br />

2π · σ 2σ 2<br />

. (FA.2)<br />

Die Parameter µ = E[ϕ(t)] und σ = E[ϕ(t − µ) 2 ] werden als Mittelwert und Standardabweichung<br />

der Verteilung bezeichnet und entsprechen den Momenten µ = µ 1 (t, 0) bzw.<br />

σ = µ 2 (t, µ). Die höheren Momente um A = µ verschwinden dann alle. Die kontinuierliche<br />

Verteilung ergibt sich allerdings erst für eine unendliche Anzahl n von Messwerten t i , daher<br />

sind die besten Abschätzungen für µ und σ gesucht. Diese sind (Beweis!)<br />

g = (2π) 2 l¯t 2 .<br />

(FA.1)<br />

¯t = 1 n<br />

n∑<br />

i=1<br />

t i mit lim<br />

n→∞<br />

¯t = µ<br />

(FA.3)<br />

5.1. Messwert und wahrer Wert<br />

Messen heißt, mit einem Gerät und einem Verfahren Werte einer physikalischen Größe zu<br />

ermitteln, die dem wahren Wert möglichst nahe kommen. Dabei kann die Messung auch mit<br />

dem Computer simuliert sein.<br />

sowie die Standardabweichung der Stichprobe:<br />

n∑<br />

(t<br />

√ i − ¯t) 2<br />

i=1<br />

s t =<br />

mit<br />

n − 1<br />

lim s t = σ<br />

n→∞<br />

(FA.4)<br />

Wegen der unvermeidlichen Messabweichungen kann eine Messung stets nur einen<br />

Schätzwert sowie die Unsicherheit dieses Schätzwertes liefern, nie den wahren Wert selber.<br />

5.2. Statistische Schwankungen der Messwerte<br />

Der Messvorgang unterliegt zahlreichen Einflüssen, so dass eine Wiederholung einer Messung<br />

in der Regel zu einem anderen Messwert führt. Aus diesem Grund ist die Kenntnis der<br />

Verteilungsfunktion der Messwerte x i (welche vom Messverfahren abhängen) entscheidend<br />

für die Beurteilung der Qualität einer Messung. Alle diese Verteilungen ϕ(x) lassen sich<br />

durch ihre Momente µ k bezüglich eines konstanten Ursprungs A charakterisieren:<br />

µ k (x, A) = E[(x − A) k ] k = 1, 2, 3, . . .<br />

Beachten Sie, dass sich die beiden Standardabweichungen um den Faktor √ n/(n − 1), die<br />

sog. Besselkorrektur, unterscheiden. Durch die Berechnung des Mittelwertes aus der Stichprobe<br />

sinkt die Zahl der verbleibenden Freiheitsgrade um eins, was man sich für n = 2 leicht<br />

plausibel machen kann.<br />

Die Größe s t wird auch als Standardabweichung des Einzelwerts bezeichnet, da jeder gemessene<br />

Wert der gleichen Verteilungsfunktion unterliegt.<br />

Die Standardabweichung des Mittelwerts s¯t ergibt sich aus folgender Beziehung:<br />

n∑<br />

s¯t = s (t i − µ)<br />

t √<br />

2<br />

i=1<br />

√ = n n(n − 1)<br />

(FA.5)<br />

E[y] bezeichnet dabei den Erwartungswert einer Verteilungsfunktion y. Für den Spezialfall<br />

A = 0 ergeben sich dann die Momente ¯x, ¯x 2 , ¯x 3 usw. Aus den Momenten abgeleitete wichtige<br />

Größen sind<br />

Mittelwert : µ = µ 1 (x, 0)<br />

Varianz : σ = √ µ 2 (x, µ)<br />

Schiefe : γ 1 = µ 3(x, µ)<br />

σ 3<br />

Exzess : γ 2 = µ 4(x, µ)<br />

σ 4<br />

Mit dieser Größe ist die statistische Unsicherheit des Messergebnisses eigentlich hinreichend<br />

charakterisiert. Meist interessiert in der Praxis aber auch noch der sog. Vertrauensbereich,<br />

in dem ein vorgegebener Anteil 1 − α der Messwerte liegt. Die Größe α beschreibt also<br />

die Irrtumswahrscheinlichkeit, d.h. mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Messwert zufällig<br />

nicht im angegebenen Intervall liegt. Im <strong>Praktikum</strong> wird α = 0.05 angenommen, also ein<br />

Vertrauensniveau von 95 %. Bei der Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse wird<br />

jedoch meist ein α = 0.02 . . .0.001 verwendet, bevor ein Ergebnis als signifikant angesehen<br />

wird. Standardabweichung und Vertrauensintervall hängen wie folgt zusammen:<br />

∆t zuf = F s (α, n) · s¯t<br />

(FA.6)<br />

Nach dem Zentralen Grenzwertsatz der Statistik sind die Messwerte oft normalverteilt, d.h.<br />

sie gehorchen einer Gaußverteilung, die für unsere Zeitmessung folgende Form hat:<br />

Der vom Vertrauensniveau und der Zahl der Messwerte abhängige sog. Student-Faktor F s<br />

ergibt sich aus der Studentschen t-Verteilung, für große n und α = 0.05 ist F s (0.05, ∞) =<br />

3<br />

4


Grundlagen<br />

FA<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

1.96 ≈ 2. Nur für n < 10 und/oder andere Werte von α ist es notwendig, den Student-Faktor<br />

in entsprechenden Tabellen nachzuschlagen. Damit gilt im <strong>Praktikum</strong> meist die Beziehung:<br />

∆¯x = 2s x<br />

√ n<br />

(FA.7)<br />

Dies wird unter <strong>Physiker</strong>n als zufälliger (oder statistischer) Fehler des Mittelwerts bezeichnet,<br />

die DIN hält dafür keinen eigenen Begriff bereit.<br />

Ordnung abschätzen:<br />

g(t + ∆t sys , l + ∆l sys ) = g(t, l) + δg<br />

δt · ∆t sys + δg<br />

δl · ∆l sys + . . .<br />

Damit erhält man den Betrag der systematischen Messunsicherheit:<br />

∣ |∆g sys | =<br />

δg<br />

∣ δt · ∆t ∣∣∣ sys∣ + δg<br />

δl · ∆l sys∣<br />

(FA.9)<br />

(FA.10)<br />

5.3. Systematische Messwertabweichungen<br />

Der Mittelwert aller Messwerte ¯t konvergiert zwar gegen µ, nur entspricht dies i.a. nicht<br />

dem wahren Wert. Die Differenz wird als systematische Messwertabweichung bezeichnet.<br />

Solche Abweichungen sind nur durch vergleichende Messungen mit anderen Apparaturen<br />

oder Messmethoden ermittelbar. Dadurch sind sie prinzipiell korrigierbar, was von Herstellerseite<br />

durch eine entsprechende Kalibrierung auch meist geschieht. Falls der Aufwand<br />

nicht gerechtfertigt ist, begnügt man sich mit der Angabe der Fehlergrenzen. Ist die Kalibrierung<br />

amtlich (z.B. bei Handelswaagen), so nennt man dies Eichung. Eichen dürfen nur<br />

die zuständigen Eichämter, in Deutschland ist die oberste Eichbehörde die Physikalisch-<br />

Technische Bundesanstalt mit Sitz in Braunschweig und Berlin. Sagen Sie daher nie ”<br />

Eichung“,<br />

wenn Sie ”<br />

Kalibrierung“ meinen!<br />

Für die indirekte Messung der Fallbeschleunigung g ist als Messgröße neben der Schwingungsdauer<br />

¯t auch die Fadenlänge l zu bestimmen. Vom Praktikanten ist l mit Hilfe eines<br />

Gliedermaßstabes ( ”<br />

Zollstock“) zu messen. Überlegen Sie sich vorher, auf welche Stelle des<br />

Pendelkörpers Sie die Längenmessung beziehen!<br />

Als allgemeine Regel für nicht geeichte Geräte gilt, dass der systematische Fehler die Hälfte<br />

der kleinsten Ableseeinheit plus 0.5 Promille des Ablesewertes beträgt, sofern der Hersteller<br />

nichts anderes angibt. Weitere Eichfehlergrenzen sind in der Eichordnung EO 1988 zu<br />

finden.<br />

5.4. Fortpflanzung von Messwertabweichungen<br />

Die Messwertabweichungen ∆t und ∆l pflanzen sich bei der Berechnung der Ergebnisgröße<br />

g fort und wirken sich als Unsicherheit oder Fehler des Ergebnisses aus. Bei der Bestimmung<br />

der Unsicherheit ∆g sys und ∆g zuf muss man die unterschiedliche Fortpflanzung systematischer<br />

und zufälliger Messwertabweichungen beachten.<br />

Der zufällige Unsicherheit ergibt sich aus dem Gaußschen Fehlerfortpflanzungsgesetz:<br />

√ (δg ) 2 ( ) 2 δg<br />

|∆g zuf | =<br />

δt ∆t zuf +<br />

δl ∆l zuf<br />

(FA.8)<br />

Die Auswirkung systematischer Messwertabweichungen der unabhängigen Größen t und<br />

l bei kleinen Änderungen ∆t sys und ∆l sys kann man durch eine Taylorentwicklung erster<br />

5<br />

Für Funktionen der Form f = αx β y γ (x und y sind die fehlerbehafteten unabhängigen Messgrößen,<br />

α, β und γ sind reelle Konstanten) empfiehlt sich das Verfahren der logarithmischen<br />

Differentiation, was das wesentlich übersichtlichere Rechnen mit relativen Unsicherheiten<br />

erlaubt:<br />

d(ln f) = d(ln α) + β · d(ln x) + γ · d(ln y)<br />

df<br />

= 0 + β dx f x + γdy y<br />

∣ ∆f<br />

∣ f ∣ =<br />

∣ β∆x<br />

∣∣∣ x ∣ + γ ∆y<br />

y ∣<br />

Dies gilt für die relative systematische Unsicherheit. Analog gilt für die relative zufällige<br />

Unsicherheit:<br />

∣ ∣∣∣ ∆f<br />

2<br />

f ∣ =<br />

∣ β∆x<br />

2<br />

x ∣ +<br />

∣ γ∆y<br />

2<br />

y ∣<br />

Wie lauten die entsprechenden Ausdrücke für die Unsicherheiten von g?<br />

zuf<br />

Systematische und zufällige Unsicherheit sind getrennt anzugeben, z.B.<br />

t = 3.2 s ± 0.2 s (syst.) ± 0.1 s (zuf .) .<br />

Oft findet man jedoch in der Praxis eine summarische Angabe der Gesamtunsicherheit.<br />

5.5. Grobe Messfehler<br />

Es gehört zu den Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens, unerwartete oder missliebige<br />

Messwerte nicht zu unterdrücken. Vielmehr muss nach den Ursachen dieser ”<br />

Ausreißer“<br />

gesucht werden, u.U. verbirgt sich ja darin neue Physik. Im <strong>Praktikum</strong> ist jedoch meist ein<br />

defektes Messgerät, falsches Ablesen einer Anzeige, Schreib- oder Tippfehler bei der Protokollierung<br />

o.ä. die Ursache. Nur bei solch offensichtlichen groben Fehlern ist es gestattet,<br />

die unsinnig stark abweichenden Werte in der Auswertung unberücksichtigt zu lassen, dies<br />

ist allerdings im Protokoll zu vermerken.<br />

6. Versuchsdurchführung<br />

Man messe ca. 200 mal die Schwingungsdauer eines an der Decke hängenden Pendels. Für<br />

die Zeitmessung wird das System CASSY-Lab der Firma Leybold Didactic verwendet.<br />

6


0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

Versuchsdurchführung<br />

FA<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

6.1. Aufbau des Experiments<br />

Durch das Drücken eines Tasters zwischen zwei Nulldurchgängen der Pendelschwingung<br />

können n unabhängige Messwerte der Halbschwingungsdauer T/2 ermittelt werden. Jeweils<br />

zwei Taster mit grünem bzw. rotem Kabel können an die entsprechende Box (Pendelversuch<br />

Nr. 7077) angeschlossen werden, welcher seinerseits an die Eingänge A oder B eines<br />

Sensor-CASSY-Moduls angeschlossen ist. Über ein USB-Kabel wird CASSY an einen PC<br />

angeschlossen, so dass je CASSY/PC-Kombination mit bis zu vier Tastern gleichzeitig gemessen<br />

werden kann. Notebooks stehen im <strong>Praktikum</strong> zur Verfügung, Sie können aber auch<br />

Ihr eigenes Notebook verwenden, sofern die CASSY-Software darauf installiert ist. Melden<br />

Sie sich unter ”<br />

<strong>Praktikum</strong>“ an und starten Sie das Programm ”<br />

CASSYLab“.<br />

INPUT A<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

gungsdauern in ms (Spalten 2 – 5). Jede Messung mit einem der 4 Taster erzeugt daher eine<br />

neue Zeile in der Messtabelle.<br />

Während der Messung wird ein Histogramm dargestellt, in dem alle Messwerte akkumuliert<br />

werden. Um die Messplätze unterscheiden zu können, wurde ein Offset von jeweils 2<br />

Sekunden zwischen den Kanälen definiert. Schauen Sie sich zunächst die Definitionen der<br />

abgeleiteten Größen und Darstellungen an (Taste F5). Üben Sie zunächst mit kurzen Messserien,<br />

um mit CASSY vertraut zu werden. Weitere Erläuterungen gibt der Assistent vor Ort.<br />

6.3. Messaufgaben<br />

Führen Sie eine längere Messserie von ca. 10 bis 15 min Dauer durch, in der ca. 200 – 300<br />

Messpunkte pro Pendel aufgenommen werden. Eine Abstimmung zwischen den Teilgruppen<br />

ist daher unbedingt nötig. Speichern Sie das Ergebnis sofort nach Ende der Messung<br />

ab! Kopieren Sie das Ergebnis auf einen mitgebrachten USB-Stick oder schicken Sie es sich<br />

als E-Mail zu! Verwenden Sie das CASSY-eigene lab-Format, damit Sie die Ergebnisse problemlos<br />

zu Hause weiter verarbeiten können.<br />

Pendel−<br />

Versuch<br />

Messen Sie die Länge des Pendels. Auf welchen Punkt des Pendelkörpers muss sich die<br />

Längenmessung beziehen, um die sog. reduzierte Pendellänge des hier vorliegenden physikalischen<br />

Pendels zu ermitteln?<br />

INPUT B<br />

7. Auswertung<br />

Nr. 7077<br />

USB<br />

Trafo<br />

SENSOR CASSY<br />

Abbildung FA.2: Anschluss der Taster an das CASSY-System<br />

Eine erste Auswertung der Ergebnisse können Sie mit CASSY gleich vor Ort durchführen.<br />

Mit Hilfe von CASSY kann man die Parameter der Messwertverteilung bestimmen: Wählen<br />

Sie die Darstellung des Histogramm, halten Sie dann die rechte Maustaste gedrückt und<br />

wählen Sie Weitere Auswertungen ◮ Gaußverteilung berechnen. Anschließend markieren<br />

Sie mit der linken Maustaste den interessierenden Teil des Histogramms, der während<br />

der Auswahl hellblau eingerahmt wird. Nach Loslassen der Maustaste erscheinen links unten<br />

in der Statuszeile die Anzahl der Messwerte n sowie die Parameter µ und σ der Gaußverteilung.<br />

6.2. Durchführung einer Messung mit CASSY<br />

Die Zeitdauern der Tastendrucke werden CASSY-intern als ”<br />

Dunkelzeiten“ tE A1 , tF A1 , tE B1<br />

und tF B1 bezeichnet, dabei beziehen sich die Bezeichnungen E und F auf den grünen bzw.<br />

roten Taster, die Indizes A und B auf die jeweiligen Eingänge von CASSY. Der Index 1 bezieht<br />

sich auf die Nummer des CASSY-Moduls und ist hier bedeutungslos. In vier kleinen<br />

Fenstern auf dem Bildschirm werden die Messzeiten angezeigt. Nach Betätigung der Taste<br />

F9 (Start der Messung) werden alle Messwerte aufgezeichnet und erscheinen sowohl in einer<br />

Tabelle als grafisch als Histogramm auf dem Bildschirm. Die Tabelle enthält neben der<br />

fortlaufenden Zeit seit dem Start der Messung (erste Spalte) die gemessenen Halbschwin-<br />

Bei der Auswertung zu Hause können Sie die Software Ihrer Wahl verwenden, die Daten lassen<br />

sich aus CASSYLab mit rechte Maustaste → Tabelle kopieren in die Zwischenablage<br />

kopieren und von dort in andere Anwendungen (z.B. Excel, Origin o.ä.) einfügen. Beschreibungen<br />

der Auswertung mit verschiedenen Programmen werden wir auf der Anleitungsseite<br />

im WWW sammeln.<br />

Ihr Protokoll sollte folgendes enthalten:<br />

1. Erstellen Sie Histogramme für n = 10, 25, 50, 100, 200 (bzw. aller) Messpunkte.<br />

2. Schätzen Sie jeweils für n = 10, 25, 50, 100, 200 Messpunkte die Standardabweichung<br />

s t , den Mittelwert ¯t sowie den Fehler des Mittelwertes ∆¯t entsprechend den Gln. FA.3–<br />

FA.8 ab.<br />

7<br />

8


Fragen zur Versuchsdurchführung<br />

FA<br />

FA<br />

Analyse von Messunsicherheiten<br />

3. Berechnen Sie aus dem mit allen Werten eines Messplatzes gewonnenen Mittelwert<br />

¯t die Erdbeschleunigung g. Berechnen Sie ∆g unter Benutzung der Messfehler von l<br />

und t und wie in Gln. FA.8–FA.10 angegeben. Die Firma Leybold Didactic gibt für<br />

die Zeitauflösung von CASSY 0.25 µs an. Die systematische Messabweichung des<br />

” Zollstocks“ beträgt ∆l sys = 0.5 mm + 5 · 10 −4 l, der zufällige Fehler ∆l zuf ist aus der<br />

Ablesegenauigkeit abzuschätzen. Achten Sie auf die unterschiedliche Berechnung und<br />

getrennte Angabe von systematischem und zufälligem Fehler.<br />

9. Beispiel für ein Histogramm<br />

4. Von einer sinnvollen Zahl von Messwiederholungen spricht man dann, wenn die<br />

zufällige Unsicherheit des Endergebnisses etwa gleich der systematischen Unsicherheit<br />

ist. War das mit Ihrer Messung der Fall? Wenn nein, was wäre eine sinnvolle Zahl<br />

n gewesen?<br />

8. Fragen zur Versuchsdurchführung<br />

• Was ist ein mathematisches Pendel? Geben Sie die Bewegungsgleichung an und berechnen<br />

Sie die Schwingungsdauer! Zeigen sie quantitativ, welchen Einfluss die endliche<br />

Ausdehnung des Pendelkörpers auf die Schwingungsdauer hat.<br />

• Warum wird bei diesem Experiment die Bestimmung der Schwingungsdauer am Nulldurchgang<br />

der Schwingung durchgeführt und nicht am Umkehrpunkt? Wann ist es,<br />

abhängig von der gemessenen Schwingungsdauer, zum Erreichen kleiner zufälliger<br />

Messabweichungen günstiger, im Umkehrpunkt oder im Nulldurchgang zu stoppen?<br />

• Aus welchem Grunde sollten die Messungen der Schwingungsdauer einer Messreihe<br />

nur von einem Praktikanten vorgenommen werden?<br />

• Wie groß sollte man die Intervallbreite des Histogramms ungefähr wählen, wenn sich<br />

bei den Messungen der Schwingungsdauer (n = 200) eine Standardabweichung von<br />

s t = 0, 2 s ergeben hat?<br />

• Ändert sich die Breite des Histogramms mit zunehmendem n?<br />

• Wie ändert sich der zufällige Fehler, wenn man die Schwingungsdauer statt aus der<br />

Messung von 200 mal einer Schwingungsdauer aus der einmaligen Messung der Dauer<br />

von 200 Schwingungen ermittelt?<br />

Schwingungsdauer<br />

Abbildung FA.3: Beispiel eines Häufigkeits-Histogramms für n = 250 Messwerte.<br />

Das Histogramm stellt die Häufigkeitsverteilung von 250 Messwerten dar. In der Legende<br />

sind angegeben: Zahl der Messwerte n (Entries), Mittelwert ¯t (Mean), Varianz<br />

√¯t2 √ − ¯t 2 =<br />

n − 1<br />

· s t (RMS, root mean square deviation). Angepasst wurde eine Gaußfunktion<br />

n<br />

n k (t) = n 0 · exp(− (t − ¯t) 2<br />

). Die Größen Constant, Mean und Sigma entsprechen dabei<br />

n 0 , ¯t bzw. s t .<br />

2s 2 t<br />

• Was lässt sich über die Messunsicherheit sagen, wenn bei wiederholten Messungen<br />

jedesmal der gleiche Wert ermittelt wird? Hat der Assistent Recht, wenn er auf einer<br />

weiteren Messung nach z.B. fünf identischen Messwerten besteht?<br />

9<br />

10


MW<br />

RP<br />

Reversionspendel<br />

MW<br />

Maxwellsches Rad<br />

RP<br />

Reversionspendel<br />

Zubehör: Maxwellsches Rad, Stativmaßstab, Stoppuhr<br />

Stichworte: Trägheitsmoment, Rotationsenergie, Energiesatz<br />

1. Fragen zur Vorbereitung<br />

• Wie ist das Trägheitsmoment starrer Körper definiert?<br />

• Geben Sie das Trägheitsmoment einfacher geometrischer Formen an!<br />

• Wie ändert sich das Trägheitsmoment bei Achsverschiebung und -drehung?<br />

• Welche Kraft wirkt auf die Aufhängung des Maxwellrades in den einzelnen Bewegungsphasen<br />

(Ruhe, Abrollen, Umkehrpunkt, Aufrollen)? Wovon hängt die Kraft am<br />

Umkehrpunkt ab?<br />

Versuchsanleitung: Das Maxwellrad wird bis zur Höhe h hochgerollt und dann losgelassen.<br />

Die Fallzeit T bis zum Umkehrpunkt wird gemessen.<br />

1. Bestätigung der quadratischen Abhängigkeit zwischen T und h. Bei 10 etwa<br />

äquidistanten Fallhöhen h soll jeweils 5 mal die Fallzeit T bestimmt werden.<br />

2. Bestimmung des Trägheitsmomentes Θ des Rades. Bei einer konstanten Fallhöhe h<br />

(h > 30 cm) soll die Fallzeit 20 mal gemessen werden. Aus dem Mittelwwert von<br />

T , dem wirksamen Achsenradius r und der Masse m des Rades ergibt sich Θ. Da sich<br />

der Faden entlang seiner neutralen Faser aufrollt, ist r etwas größer als der Achsradius.<br />

Aus der Länge des mit n Windungen aufgerollten Seilstückes lässt sich r über folgende<br />

Beziehung ermitteln:<br />

r = h<br />

2πn<br />

. Ermitteln Sie den systematischen und zufälligen Fehler ∆Θ.<br />

Stichworte: <strong>Physikalisches</strong> Pendel, Reverslonspendel, harmonische Schwingung<br />

Zubehör:<br />

1. Versuchsanleitung<br />

1 physikalisches Pendel<br />

1 Kathetometer<br />

1 Stoppuhr<br />

M 1 sei die Masse zwischen den Schneiden A und B, M 2 die Masse außerhalb der Schneiden;<br />

bei unveränderter Stellung von M 1 werden die verschiedenen Stellungen M 2 (x) die<br />

Schwingungsdauern t A und t B um die beiden Schneiden als Achsen ermittelt. In einer graphischen<br />

Darstellung, t A und t B als Funktion von x, gibt der Schnittpunkt beider Kurven die<br />

Schwingungsdauer T des abgeglichenen Pendels. Im Nulldurchgang stoppen!<br />

Zunächst wird die Lage des Schnittpunktes grob ermittelt (20 Pendelschwingungen je Messpunkt).<br />

Die beiden Kurven werden dann in der unmittelbaren Umgebung des Schnittpunktes<br />

genauer festgelegt (100 Pendelschwingungen je Messpunkt). Mindestens je 2 Messpunkte<br />

rechts und links vom Schnittpunkt. Der Schneiden-Abstand wird mit dem Kathetometer gemessen.<br />

Die Messung ist 10 mal durchzuführen. Die Schwingungsamplitude sollte höchstens<br />

ϕ 0 = 10 ◦ sein. Warum?<br />

2. Aufgabe<br />

Es ist die Erdbeschleunigung g unter Berücksichtigung der Abhängigkeit der Schwingungsdauer<br />

von der Schwingungsamplitude zu bestimmen und eine Fehlerrechnung durchzuführen.<br />

2. Auswertung<br />

zu 1.: Diagramm T 2 (h)<br />

zu 2.: Das Trägheitsmoment des Rades kann aus dem Energiesatz<br />

mgh = 1 2 mv2 + 1 2 Θω2<br />

bestimmt werden, wobei die Winkelgeschwindigkeit ω = v 2h<br />

und v = ist. Das<br />

r T<br />

Trägheitsmoment Θ ist g/cm 2 anzugeben. Die Gleichung für v erhält man aus der für eine<br />

gleichmäßig beschleunigte Bewegung geltenden Gleichung.<br />

Bestimmen Sie die Messunsicherheit des Ergebnisses!<br />

11<br />

12


PP<br />

<strong>Physikalisches</strong> Pendel<br />

1. Motivation<br />

Viele physikalische Situationen lassen sich in Analogie zum Pendel beschreiben, da sie der<br />

gleichen Mathematik genügen. Die Kenntnis des physikalischen Pendels ist also notwendig<br />

und soll in diesem Versuch vermittelt werden.<br />

2. Grundlagen<br />

2.1. Ungetriebenes Pendel<br />

Das gesamte Trägheitsmoment des physikalischen Pendels beträgt<br />

Θ = Θ 0 + ml 2<br />

Θ 0 ist das Trägheitsmoment von Scheibe und Stäben. Das rückstellende Drehmoment aufgrund<br />

der Gravitationskraft ist<br />

T R = mgl · sin ϕ<br />

.<br />

Die Dämpfung durch den Ringmagneten ist proportional zur Geschwindigkeit der Scheibe.<br />

Für das Drehmoment der Dämpfung erhält man:<br />

Γ Ring ist die Dämpfungskonstante des Rings.<br />

T D = Γ Ring · ˙ϕ ,<br />

Mittels des Drehimpulserhaltungssatzes ergibt sich die Bewegungsgleichung des ungetriebenen,<br />

gedämpften Pendels:<br />

Θ¨ϕ + Γ Ring ˙ϕ + mgl · sin ϕ = 0<br />

=⇒ ¨ϕ + Γ Ring mgl ˙ϕ +<br />

Θ Θ · sin ϕ = 0<br />

(PP.1)<br />

(PP.2)<br />

Für den Fall der Kleinwinkelnäherung (sin ϕ ≈ ϕ) lässt sich Gleichung PP.2 mit der bekannten<br />

Differentialgleichung einer gedämpften Schwingung vergleichen:<br />

ẍ + 2λ · ẋ + ω 2 0 · x = 0.<br />

(PP.3)<br />

Hierbei sind die Dämpfung λ = Γ √<br />

Ring mgl<br />

2Θ und ω 0 = die Eigenfrequenz des freien,<br />

Θ<br />

ungedämpften Systems. Die Differentialgleichung PP.3 wird gelöst durch den Ansatz<br />

x(t) = x 0 · e −λ·t · cos(ω D t + δ).<br />

13<br />

(PP.4)<br />

PP<br />

PP<br />

Für die Frequenz des gedämpften Systems ω D findet man<br />

√<br />

ω D = ω0 2 − λ 2<br />

√<br />

= ω0 2 − Γ2<br />

4Θ 2.<br />

<strong>Physikalisches</strong> Pendel<br />

Handelt es sich um ein mathematisches Pendel (Θ 0 → 0), ist die Eigenfrequenz<br />

√ √ √ mgl mgl g<br />

ω 0 =<br />

Θ = ml = .<br />

2 l<br />

3. Vorbereitung (schriftlich)<br />

(PP.5)<br />

(PP.6)<br />

Stichworte: mathematisches/physikalisches Pendel, Differentialgleichung des Pendels<br />

und Lösung, Eigenfrequenz, gedämpfte Schwingung, logarithmisches Dekrement<br />

Literatur Bergmann-Schäfer, Band I, Kapitel I.4 20, de Gruyter Verlag, Berlin<br />

Gerthsen, Physik, Springer Verlag<br />

Demtröder, Experimantalphysik 1 (Mechanik und Wärme), Kapitel 11.1, 11.2, 11.4, Springer<br />

Verlag<br />

Staudt, Experimentalphysik I, Verlag John Wiley, Berlin<br />

Hinweis: Bitte bringen Sie eine Diskette oder CD-R/RW mit zum Versuch!<br />

Aufgaben<br />

1. Wie sieht die Differentialgleichung eines freien,gedämpften (mathematischen) Pendels<br />

aus?<br />

2. Wie lautet die Lösung ϕ(t)?<br />

3. Skizzieren Sie diese Lösung!<br />

4. Wie lassen sich daraus die Eigenfrequenz ω 0 und die Dämpfung bestimmen?<br />

4. Versuchsaufbau<br />

Das Pendel (Abb. PP.1) besteht aus einem Stab, an dem eine Masse m befestigt ist. Es kann<br />

sowohl die Masse als auch die Länge des Pendelarms variiert werden. Der Stab ist fest mit<br />

einer Achse verbunden, die mit Kugellagern gehalten wird. An dieser Achse befindet sich<br />

noch eine Aluminium-Scheibe zum Anlegen von Drehmomenten und ein Drehgeber, der die<br />

Position des Pendels misst und von einem Computer ausgelesen wird. Um das Pendel zu<br />

dämpfen, positioniert man einen starken Ringmagneten aus NdFeB (Vorsicht mit Scheck-<br />

Karten!) in der Nähe der Magnete. Bewegt die Scheibe sich am Magneten vorbei, so werden<br />

Wirbelströme in der Scheibe induziert und die Scheibe gebremst.<br />

14


Aufgaben<br />

PP<br />

GP<br />

Getriebenes Pendel<br />

GP<br />

Getriebenes Pendel<br />

1. Motivation<br />

5. Aufgaben<br />

5.1. Pendel ohne Antrieb<br />

Abbildung PP.1: Seitenansicht des Pendels ohne Dämpfung.<br />

Kleinwinkelnäherung Messen Sie ϕ(t) bei fester Länge l und fester Masse m und verschiedenen<br />

Startpositionen (Auslenkwinkeln ϕ 0 ). Bestimmen Sie ω 0 für Auslenkwinkel von<br />

7.5 ◦ , 10 ◦ , 20 ◦ , 30 ◦ , 50 ◦ , 70 ◦ und 100 ◦ . Wie hängt die Eigenfrequenz von der Auslenkung ab?<br />

Wann gilt die Kleinwinkelnäherung (sin ϕ ≈ ϕ)? Stellen Sie die Abhängigkeit der Schwingungsdauer<br />

T von der Ausgangsauslenkung ϕ 0 grafisch dar!<br />

Frequenzbestimmung<br />

1. für 3 verschiedene Längen l des Pendels<br />

2. für 6 verschiedene Massen 1m . . .6m<br />

Messen Sie am ungedämpften System die Kreisfrequenz ω<br />

Dämpfungen Bestimmen Sie die Dämpfung des Systems (ohne Dämpfungsmagnete)!<br />

Messen Sie ϕ(t) für 3 verschiedene von Ihnen eingestellte Dämpfungen (bei fester Länge<br />

und Masse).<br />

5.2. Auswertung<br />

• Ab wann gilt die Kleinwinkelnäherung?<br />

• Bestimmen und zeichnen Sie die Massenabhängigkeit der Kreisfrequenz ω(m) und die<br />

Längenabhängigkeit der<br />

√<br />

Kreisfrequenz ω(l)! Vergleichen Sie die Messergebnisse mit<br />

mgl<br />

der theoret. Formel ω = Was fällt auf?<br />

Θ<br />

Lässt sich die Erdbeschleunigung g berechnen? Wie groß ist diese?<br />

• Werten Sie die systemeigene Dämpfung und die 3 von Ihnen eingestellten<br />

Dämpfungen aus! Ändert sich die Frequenz mit unterschiedlicher Dämpfung?<br />

15<br />

Im Anschluss an das physikalische gedämpfte Pendel soll hier nun noch der Fall des getriebenen<br />

Pendel demonstriert werden.<br />

Ein physikalisches Pendel mit verschiedenen Dämpfungen und Antrieben zeigt eine Vielzahl<br />

von interessanten Effekten wie z. B. Resonanz, Einrasten auf eine externe Frequenz<br />

oder auch chaotisches Verhalten. Es kann als anschauliches Modell für andere physikalische<br />

Systeme dienen. Im Hinblick darauf sollen in diesem Versuch einige Eigenschaften des<br />

getriebenen Pendels untersucht werden.<br />

2. Grundlagen<br />

Legt man an ein gedämpftes Pendel ein konstantes Drehmoment k an, ergibt sich folgende<br />

Bewegungsgleichung:<br />

Θ¨ϕ + Γ total ˙ϕ + mgl · sin ϕ = Γ dc ω dc = k = const.<br />

(GP.1)<br />

mit Γ total = Γ Ring + Γ dc . Division durch Θ und Substitution der Dämpfung λ = Γ total<br />

√ √ 2Θ und<br />

mgl<br />

der Eigenfrequenz ω 0 =<br />

Θ − Γ2 total mgl<br />

4Θ ≈ 2 Θ ergibt:<br />

wobei die Kleinwinkelnäherung nicht gilt.<br />

Es lassen sich jedoch verschieden Fälle betrachten:<br />

1. konstante Lösung für ˙ϕ = ¨ϕ = 0<br />

2.<br />

k<br />

ω 2 0<br />

≫ 1; λ ≫ 1<br />

¨ϕ + 2λ ˙ϕ + ω 0 sin ϕ = Γ dcω dc<br />

Θ = k , (GP.2)<br />

3. Vorbereitung (vor dem Versuch auf A4-Blatt)<br />

3.1. Stichworte:<br />

mathematisches/physikalisches Pendel, Differentialgleichung des Pendels und Lösung, Eigenfrequenz,<br />

gedämpfte Schwingung, logarithmisches Dekrement, getriebenes Pendel<br />

16


Versuchsaufbau<br />

GP<br />

GP<br />

Getriebenes Pendel<br />

3.2. Literatur<br />

Permanentmagnete<br />

Dämpfung<br />

Bergmann-Schäfer, Band I, Kapitel I.4 20, de Gruyter Verlag,Berlin<br />

Gerthsen, Physik, Springer Verlag<br />

Demtröder, Experimentalphysik 1 (Mechanik und Wärme), Kapitel 11.1, 11.2, 11.4, Springer<br />

Verlag<br />

3.3. Aufgaben<br />

1. überarbeiten Sie nochmal den ersten Teil des Versuches ”<br />

<strong>Physikalisches</strong> Pendel“ und<br />

wiederholen Sie die Theorie!<br />

2. Was erwarten Sie, wenn man das Pendel gleichmäßig antreibt?<br />

Wie würde dann die ϕ(t)-Kurve aussehen?<br />

3. Wie sieht im ersten Fall die Lösung der Gleichung GP.2 aus? Was bedeutet das physikalisch<br />

anschaulich?<br />

4. Versuchsaufbau<br />

Der Aufbau entspricht dem Physikalischen Pendel. Zusätzlich sind folgende Antriebe angebracht:<br />

ac 2 - und dc-Antrieb (Abb. GP.1). Wir werden hier den dc-Antrieb untersuchen.<br />

Elektrisch angetriebene und mit kleinen starken Permanentmagneten bestückte Scheiben<br />

werden nahe an die Scheibe des Pendels gestellt, wodurch sich das Drehmoment über Wirbelströme<br />

überträgt. Der größere der beiden Motoren (mit der kleineren Scheibe) dreht nur in<br />

eine Richtung und wird daher ”<br />

dc-Antrieb“, der kleinere Motor (mit der größeren Scheibe)<br />

in beide Richtungen und wird mit ”<br />

ac-Antrieb“(vgl. Abb. GP.1) bezeichnet.<br />

5. Aufgaben<br />

5.1. überschlagendes Pendel<br />

ac−Antrieb<br />

m<br />

ϕ<br />

l<br />

dc−Antrieb<br />

Abbildung GP.1: Vorderansicht des Pendels mit Antrieben und Dämpfung.<br />

• die dem Drehmoment entsprechende kritische Spannung U dc,c , ab der das Pendel<br />

überschlägt.<br />

• den kritischen Winkel ϕ c , ab dem das Pendel überschlägt.<br />

• die mittlere Winkelgeschwindigkeit 〈 ˙ϕ〉, mit der das Pendel bei überschreiten<br />

von U dc,c rotiert.<br />

• die dem Drehmoment entsprechende Spannung U dc,r , ab der das Pendel nicht<br />

mehr überschlägt. Hierzu lassen Sie das Pendel überschlagen und reduzieren anschließend<br />

das Drehmoment (also die Spannung am Motor) wieder bis das Pendel<br />

nicht mehr überschlägt.<br />

Führen Sie diesen Versuch für sehr starke und schwache Dämpfung durch. Wie unterscheiden<br />

sich die Messungen?<br />

2. Bestimmen Sie die Zeitabhängigkeit des Auslenkwinkels ϕ(t) für sehr starke (Ringmagnet)<br />

und schwache Dämpfung (ohne Ringmagnet) für verschiedene externe Drehmomente<br />

(Motorspannungen). Wie unterscheiden sich die Kurven bei verschiedenen<br />

Dämpfungen?<br />

Jetzt soll ein konstantes Drehmoment an das Pendel angelegt werden. Bringen Sie dazu den<br />

dc-Antrieb an die Scheibe.<br />

1. Messen Sie die mittlere Winkelgeschwindigkeit 〈 ˙ϕ〉 in Abhängigkeit des angelegten<br />

Drehmoments. Das angelegte Drehmoment ist der Frequenz des Motors ω dc proportional.<br />

ω dc wiederum wird als proportional zur am Motor angelegten Spannung U dc<br />

angenommen. Die mittlere Winkelgeschwindigkeit 〈 ˙ϕ〉 wird vom Computer aufgrund<br />

des vom Drehgeber gemessenen Auslenkwinkels mit Hilfe einer internen Uhr ermittelt.<br />

Verwenden Sie zunächst eine kleine Dämpfung und bestimmen sie hierfür:<br />

2 ac = alternative current; das Antriebsrad schwingt hin und her.<br />

17<br />

18


SG<br />

SG<br />

Stoßgesetze<br />

SG<br />

Stoßgesetze<br />

Stichworte: Elastischer Stoß, unelastischer Stoß, Schwerpunkt<br />

Zubehör:<br />

Kugelstoßapparat<br />

2 Stahlkugeln<br />

Glaskugel (Murmel)<br />

Kohlepapier<br />

Stichworte: Elastischer Stoß, unelastischer Stoß, Schwerpunkt<br />

1. Fragen zur Vorbereitung:<br />

1. Trägt man die Geschwindigkeitsvektoren der Kugeln im Schwerpunktsystem alle von<br />

einem Punkt P aus ab, so liegen ihre Spitzen auf Kreisen. Wieso?<br />

2. Wie liegen die Mittelpunkte der Kreise relativ zum Punkt P?<br />

3. Wie groß ist der Winkel zwischen den beiden Kugeln im Schwerpunktsystem nach<br />

dem Stoß?<br />

4. Wieso müssen die Aufprallpunkte der gestoßenen Kugel um r 1 + r 2 (Radien der Kugeln)<br />

in Richtung auf die Drehachse versetzt werden?<br />

2. Versuchsanleitung<br />

Eine Stahlkugel durchläuft auf einer Schiene einen bestimmten Höhenunterschied und stößt<br />

mit horizontaler Geschwindigkeit auf eine zweite, ruhende Kugel (Stahl oder Glas). Beide<br />

Kugeln fallen vom Augenblick des Stoßes an frei und prallen auf eine waagrechte Fläche.<br />

Auf die Aufprallfläche wird ein Blatt Papier (A4) geklemmt. Durch aufgelegtes verschiedenfarbiges<br />

Kohlepapier werden die Aufprallpunkte von stoßender und gestoßener Kugel<br />

festgehalten (am besten bestimmt man durch Stoß ohne Kohlepapier schon vorher die ungefähren<br />

Aufprallpunkte).<br />

Mit Hilfe einer Hülse lässt sich die gestoßene Kugel leicht wieder auf die Auflage legen.<br />

Diese Auflage ist um eine senkrechte Achse drehbar, außerdem kann sie auf zwei verschiedene<br />

Höhen eingestellt werden. Durch Drehen der Auflage wird der Stoßparameter zwischen<br />

einlaufender und ruhender Kugel verändert, durch die Höhenverstellung wird erreicht, dass<br />

die Mittelpunkte von stoßender und gestoßener Kugel (sowohl für die Stahlkugel als auch für<br />

die Murmel) im Augenblick des Stoßes in gleicher Höhe liegen. Für die Murmel verwendet<br />

man die untere Einstellung, für die Stahlkugel die obere.<br />

Das Ende der Drehachse ist auf dem Papier zu markieren. Der Kugelstoßapparat ist so konstruiert,<br />

dass der Mittelpunkt der stoßenden Kugel sich genau dann senkrecht über der Drehachse<br />

befindet, wenn die ruhende Kugel berührt wird und diese frei zu fallen beginnt.<br />

Man ändere den Stoßparameter so, dass die Kurven, auf denen die Aufprallpunkte liegen,<br />

möglichst gleichmäßig mit Messpunkten belegt sind. D.h., die sich ergebenden Kreise<br />

19<br />

müssen klar als solche zu erkennen sein. Kennzeichnen Sie die Punkte so, dass stoßende und<br />

gestoßene Kugel unterschieden werden können. Bei streifendem oder nahezu zentralem Stoß<br />

kann die Kugel mit kleinem Impuls beim Herabfallen die Auflagevorrichtung berühren. In<br />

diesem Fall ist nur der Aufprallpunkt der Kugel mit großem Impuls zur Auswertung heranzuziehen.<br />

Bemerkungen:<br />

Trägt man die Geschwindigkeitsvektoren der Kugeln nach dem Stoß für verschiedene Stoßparameter<br />

alle von einem Punkt aus ab, so liegen ihre Spitzen bei einem ideal elastischen<br />

Stoß auf zwei konzentrischen Kreisen. Für die Radien der sich ergebenden Geschwindigkeitskreise<br />

gilt<br />

v 1<br />

= m 2<br />

, (SG.1)<br />

v 2 m 1<br />

wobei Index 1 die stoßende und Index 2 die gestoßene Kugel bezeichnet.<br />

Bei gleicher Fallzeit liegen die Spitzen der Flugweitenvektoren dann ebenfalls auf Kreisen<br />

und es gilt<br />

R 1<br />

= m 2<br />

. (SG.2)<br />

R 2 m 1<br />

Die Lage der gestoßenen Kugel ändert sich nun mit dem eingestellten Stoßparameter. Die<br />

Aufprallpunkte der gestoßenen Kugel müssen deshalb um den Betrag (r 1 + r 2 ) in Richtung<br />

auf die Drehachse versetzt werden, um den gewünschten Kreis zu erhalten, r 1 bzw. r 2 sind<br />

die Radien der Kugeln 1 und 2.<br />

Auch nach dieser Korrektur sind die beiden Kreise nicht konzentrisch. Wegen nicht zu beseitigender<br />

systematischer Fehler der Versuchsanordnung (Reibung zwischen den Kugeln beim<br />

Stoß, Rotation der Kugeln) bekommt die gestoßene Kugel eine zusätzliche Geschwindigkeitskomponente<br />

parallel zur Geschwindigkeit v 10 der einlaufenden Kugel.<br />

Zur Auswertung legt man am besten durchsichtiges Papier über die Aufnahme, bestimmt<br />

darauf die Mittelpunkte der jeweils vier Punkte eines festen Stoßparameters und bringt dann<br />

die Korrektur an. Für diese korrigierten Mittelpunkte misst man die in Formel SG.3 auftretenden<br />

Größen.<br />

3. Aufgaben<br />

1. Man bestimme je 4 Aufprallpunkte bei ca. 15 verschiedenen Stoßparametern<br />

a) bei zwei gleichen Kugeln (Stahl auf Stahl)<br />

b) bei zwei verschiedenen Kugeln (Stahl auf Glas)<br />

2. Ist ϕ der Winkel zwischen den Geschwindigkeiten nach dem Stoß, s 1 bzw. s 2 die<br />

Flugweiten der Kugeln, dann gilt für das Massenverhältnis der Kugeln<br />

(<br />

m 2<br />

= 1 − 2 · s1 s1<br />

cosϕ , = v )<br />

1<br />

(SG.3)<br />

m 1 s 2 s 2 v 2<br />

v 1 bzw. v 2 sind die Beträge der Geschwindigkeiten nach dem Stoß.<br />

20


Aufgaben<br />

SG<br />

SA<br />

Saitenschwingungen<br />

Leiten Sie diese Formel ab. Zeichnen Sie zu diesem Zweck die Addition der Impulsvektoren<br />

auf, und benutzen Sie Impuls- und Energiesatz.<br />

3. Berechnen Sie nach Formel SG.3 das Massenverhältnis für Stöße mit 5 ◦ < β < 85 ◦<br />

wobei β der Winkel zwischen v 10 und der Verbindung der Mittelpunkte M 1 M 2 der<br />

Kugeln 1 bzw. 2 ist. v 10 ist die Geschwindigkeit der ankommenden Kugel.<br />

4. Bestimmen Sie m 2<br />

m 1<br />

aus den Kreisradien.<br />

SA<br />

Saitenschwingungen<br />

1. Motivation<br />

In der Physik können viele Phänomene mittels Wellen beschrieben werden: Schall breitet<br />

sich als Welle aus, ebenso Licht oder Wasserwellen. Die grundlegenden Eigenschaften von<br />

Wellen werden hier an einem einfachen eindimensionalen Beispiel, den Saitenschwingungen,<br />

erlernt.<br />

2. Grundlagen/Vorbereitung<br />

Stichworte: Longitudinal- und Transversalschwingungen, Harmonische Schwingung, Eigenschwingung,<br />

Wellen, stehende Wellen, Saitenschwingung, Wellengleichung<br />

Fragen:<br />

• Was ist eine Eigenschwingung, was sind Oberschwingungen?<br />

• Was sind Wellenlänge, Frequenz und Ausbreitungsgeschwindigkeit? Zusammenhang<br />

dieser Größen?<br />

• Was ist eine stehende Welle und wie lautet die Bedingung für eine stehende Welle bei<br />

einer Saite der Länge L?<br />

• Wie sieht die Reflexion am offenen Ende bzw. am festen Ende aus?<br />

• Wie ist der Zusammenhang zwischen Schwingung und Welle?<br />

• Was ist eine longitudinale Welle? Was eine transversale Welle? Beispiele für beide?<br />

• Wie lautet die allgemeine Wellengleichung?<br />

• Herleitung der Wellengleichung für ein eindimensionales, kontinuierliches Medium<br />

(Saite)?<br />

• Wovon ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit bei einer gespannten Saite abhängig?<br />

Literatur:<br />

• Berkeley Physik-Kurs, Frank S.Crawford, Jr., Band 3 (Schwingungen und Wellen),<br />

Kapitel 2.1, 2.2, Vieweg Verlag<br />

• Demtröder, Experimentalphysik 1 (Mechanik und Wärme), Kapitel 11.9.3-11.9.5,<br />

Springer Verlag<br />

• Skript zum Versuch im WWW:<br />

www.pit.physik.uni-tuebingen.de/praktikum/anfaenger<br />

21<br />

22


Beschreibung des Versuchs<br />

SA<br />

PE<br />

Peltier-Effekt<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

PE<br />

Peltier-Effekt<br />

Im vorliegenden Versuch werden Eigenschwingungen eines Gummibands mit Hilfe eines<br />

mechanischen Erregers, der im wesentlichen wie ein Lautsprecher funktioniert, hervorgerufen.<br />

Ein Schema des Versuchaufbaus ist in Abb. SA.1 gezeigt. Die Schwingungsfrequenz<br />

wird durch einen Frequenzgenerator erzeugt und angezeigt. Erreicht die Erregerfrequenz den<br />

Wert einer Eigenschwingung, so kommt es zu einer Resonanzerscheinung, d.h. die Amplitude<br />

der Saitenschwingung wird deutlich zunehmen. Durch Abzählen der Knoten kann festgestellt<br />

werden, welche Oberschwingung angeregt wurde. Die Saitenspannung T kann durch<br />

Auflegen zusätzlicher Gewichtsstücke variiert werden. Die Saitenlänge wird durch Einspannen<br />

des Gummibandes, nachdem eine bestimmte Spannung gewählt wurde, festgelegt.<br />

1. Motivation<br />

Der Peltier-Effekt ist ein wichtiges Phänomen des Ladungstransports in Metallen und Halbleitern.<br />

Peltier-Elemente finden vielfältige Verwendung zur kompakten Kühlung bzw. Heizung.<br />

Die Untersuchung der Eigenschaften eines kommerziell erhältlichen Peltierelements<br />

ist Ziel des Versuches. Es soll der Gütefaktor z (figure of merit) bestimmt werden.<br />

2. Literatur<br />

Masse<br />

Klemme<br />

L<br />

Lautsprecher<br />

Auf der Homepage des Physikalischen <strong>Institut</strong>s sind zur theoretischen Vorbereitung einige<br />

Arbeiten zusammengetragen, die eine zügige Einarbeitung in das Thema ermöglichen. Unter<br />

www.pit.physik.uni-tuebingen.de/studium finden die Arbeiten unter <strong>Praktikum</strong>/Anleitungen.<br />

3. Fragen zum Versuch<br />

4. Messungen<br />

Abbildung SA.1: Schema des Versuchaufbaus<br />

1. Man messe bei 3 verschiedenen Spannungen (und konstanter Saitenlänge) möglichst<br />

viele Eigenschwingungen der Saite. Die einzelnen Massestücke sind bezeichnet, die<br />

Saitenlänge ist auszumessen.<br />

2. Man messe bei einer Spannung mit 3 verschiedenen Längen mindestens 3 Eigenschwingungen.<br />

5. Aufgaben zur Auswertung<br />

• Tragen Sie die gemessenen Frequenzen der ersten Messung in einem Diagramm als<br />

Funktion der Nummer der Eigenschwingung (ν n = f(n)) auf und bestimmen Sie die<br />

Grundfrequenzen ν 0 für die drei Massen aus der Steigung der Geraden. Bestimmen<br />

Sie die Ausbreitungsgeschwindigkeiten c für die drei Spannungen und den Mittelwert<br />

der Massenbelegung µ der Saite. überlegen Sie, wie Ihre Messgröße ν und die Kreisfrequenz<br />

ω der stehenden Welle zusammenhängen!<br />

• Zeigen Sie mit den Ergebnissen der zweiten Messung, dass die Grundfrequenz umgekehrt<br />

proportional zur Saitenlänge ist.<br />

23<br />

• Erklären Sie den Seebeck- und den Peltiereffekt.<br />

• Stellen Sie die Leistungsbilanz für den Peltiereffekt auf.<br />

• Leiten Sie ab, bei welchem Strom I opt sich der maximale Temperaturunterschied zwischen<br />

warmer und kalter Seite ergibt.<br />

• Nennen Sie sinnvolle Gebiete und Randbedingungen für den Einsatz von Peltierelementen!<br />

4. Versuchsdurchführung<br />

1. Der Widerstand R P des Peltier-Moduls soll durch Messung von Strom und Spannung<br />

bestimmt werden. Messen Sie die Spannung unmittelbar nach dem Einschalten der<br />

Stromquelle und bei möglichst kleinem Strom (Warum?). Wählen Sie eine statistisch<br />

sinnvolle Anzahl von Messungen bei verschiedenen Strömen.<br />

2. Bestimmen Sie den Seebeck-Koeffizienten α S des Peltierelements, der sich aus dem<br />

Strom I opt bei maximaler Temperaturdifferenz ∆T max und dem Widerstand R P ergibt:<br />

α S = I optR P<br />

T k<br />

(PE.1)<br />

T k ist die Temperatur des Peltierelements auf der kalten (Ober-)Seite. Man messe<br />

dazu die Widerstände R th der Pt-1000-Thermometer und bestimme so die Kaltwie<br />

auch die Warmseitentemperatur T w bei verschiedenen Strömen. Es ist wichtig,<br />

24


Versuchsdurchführung<br />

PE<br />

PE<br />

Peltier-Effekt<br />

5. Anhang: Ermittlung der Temperaturen<br />

A<br />

V<br />

Abbildung PE.1: Bestimmung des Widerstands des Peltierelements<br />

dass die Messpunkte mit maximaler und minimaler Temperatur bei I ≠ 0 in der<br />

Messreihe enthalten sind. Die Anzahl der Messpunkte kann wieder selbstständig<br />

gewählt werden, wobei es sinnvoll ist, die Messpunktdichte zu variieren. In welchen<br />

Stromintervallen sollten viele Punkte gewählt werden? Bestimmen Sie die zum<br />

gemessenen Widerstand R th gehörigen Temperaturen aus mit Hilfe der im Anhang<br />

angegebenen Approximation.<br />

Die Temperaturen T werden im Versuch mit Hilfe eines Platinwiderstandes<br />

(Pt-1000 ähnlich DIN EN 60751) gemessen und können aus dem Widerstand<br />

R th mit Hilfe einer Tabelle ermittelt werden, die Sie beim Hersteller unter<br />

http://www.ephy-mess.de/deutsch/daten/pt1000d.htm finden. Kopien<br />

dieser Tabelle liegen am Versuchsplatz aus. Interpolieren Sie zwischen den Stützpunkten.<br />

Im interessierenden Bereich von -50 ◦ C bis 100 ◦ C kann die Temperatur auch aus folgender<br />

Polynomapproximation berechnet werden, die maximale Abweichung beträgt dabei 4 mK:<br />

T<br />

2∑<br />

( ) n<br />

◦<br />

C = Rth<br />

a n<br />

kΩ − 1<br />

n=1<br />

(PE.4)<br />

Die Koeffizienten sind a 1 = 255.85 und a 2 = 9.98. Vorteilhaft ist diese Methode insbesondere<br />

bei Verwendung eines PCs.<br />

Wichtig: Um eine Zerstörung der Module zu verhindern, sollte auf der warmen Seite<br />

eine Temperatur von 70 ◦ C nicht überschritten werden.<br />

T W<br />

Peltierelement<br />

Thermo−<br />

fühler<br />

V<br />

U S<br />

Abbildung PE.2: Anordnung zur Messung der Thermospannung<br />

3. Ermitteln Sie den Wärmeleitkoeffizienten k aus folgender Beziehung:<br />

k =<br />

α 2 S<br />

2R∆T max<br />

· T 2 k<br />

(PE.2)<br />

4. Es soll der Gütefaktor z (figure of merit) bestimmt werden. Er ist als das Verhältnis<br />

z = α2 S<br />

R · k<br />

(PE.3)<br />

definiert.<br />

25<br />

26


LK<br />

1. Problem<br />

Lorentzkraft<br />

In diesem Versuch lernen Sie die Kraftwirkung eines ⃗ B-Feldes auf eine bewegte Ladung<br />

kennen. Dies untersuchen sie an zwei Beispielen: Zunächst untersuchen sie die Auslenkung<br />

eines Elektronenstrahls in einem Helmholtzspulenpaar. Im zweiten Versuchsteil messen sie<br />

mit Hilfe einer Waage die Kraft eines ⃗ B-Feldes auf einen stromdurchflossenen Leiter.<br />

2. Vorbereitung<br />

Stichworte: Strom, Stromdichte; Erzeugung von Magnetfeldern (Magnetfeld eines geraden<br />

Leiters, Magnetfeld einer Spule, Helmholtzspulen, Gesetz von Biot-Savart); Kraftwirkung<br />

eines ⃗ B-Feldes auf eine bewegte Ladung (Lorentz-Kraft);<br />

Literatur:<br />

Demtröder II Kapitel 3.3 ”<br />

Kräfte auf bewegte Ladungen in Magnetfeldern“<br />

Fragen:<br />

• Wie sieht das Magnetfeld eines Leiters aus? Was passiert, wenn man ihn zu einer<br />

Schlaufe biegt / eine Spule wickelt?<br />

• Wie berechnet man allgemein das Magnetfeld eines Leiters?<br />

• Was macht ein Elektron, das durch ein homogenes Magnetfeld fliegt? (Warum?)<br />

• Leiten sie die Gleichung LK.4 aus der Lorentz-Kraft her.<br />

• Welche weiteren Effekte kennen Sie, bei denen die Lorentzkraft eine Rolle spielt?<br />

3. Einführung / Aufbau<br />

3.1. Elektronenstrahl im Magnetfeld<br />

Im ersten Teil dieses Versuchs wird ein Elektronenstrahl im homogenen Magnetfeld untersucht.<br />

Der Elektronenstrahl wird an einer Glühkathode erzeugt. Die austretenden Elekronen werden<br />

durch einen Wehneltzylinder fokussiert und bis zu einer durchbohrten Anode beschleunigt.<br />

Die Geschwindigkeit der so beschleunigten Elektronen ergibt sich aus der Beschleunigungsspannung<br />

U:<br />

1<br />

2 mv2 = eU (LK.1)<br />

In dem ⃗ B-Feld der Spulen wirkt auf die Elektronen die Lorentzkraft<br />

⃗F = q · ⃗v × ⃗ B<br />

27<br />

(LK.2)<br />

LK<br />

LK<br />

Lorentzkraft<br />

Da die Bahn der Elektronen von vornherein senkrecht zum B-Feld ⃗ ist, werden sie durch<br />

die Lorentzkraft, die wiederum senkrecht zum Feld und zur Flugrichtung der Elektronen angreift,<br />

auf eine Kreisbahn gebracht. Der Radius der Kreisbahn ergibt sich aus der Bedingung,<br />

dass die Lorentzkraft gleich stark ist wie die Zentrifugalkraft (F = mv2 ). Setzt man diese<br />

r<br />

beiden Kräfte gleich, so kann man die entstehende Gleichung nach e/m auflösen. So kann<br />

man durch Messen des Radius das Verhältnis der Ladung der Elektronen zu deren Masse<br />

bestimmen.<br />

In der Mittelebene zwischen den Spulen herrscht in guter Näherung ein homogenes Feld:<br />

⃗B = µ 0 · 1, 43 N D · I Spule<br />

Dabei ist N = 130 Die Windungszahl der Spule und D = 0, 3 m der Spulendurchmesser.<br />

3.2. Leiter im Magnetfeld<br />

(LK.3)<br />

Um die Kraftwirkung eines Magetfeldes auf bewegte Ladung zu Messen, benötigt man<br />

zunächst ein Magnetfeld. In diesem Versuch wird es durch eine Spule erzeugt, die in der<br />

Abbildung LK.1: Aufbau: Links die Spule mit der Leiterschleife; Rechts: Skizze von vorne.<br />

Mitte einen Spalt hat. In diesem Spalt ist ein Leiter angebracht (s. Abb. LK.1). Damit die<br />

Kraftwirkung groß genug ist, handelt es sich bei dem Leiter um eine Spule mit 40 Wicklungen.<br />

Diese Tauchspule hängt an einer Balkenwaage.<br />

Bringt man einen geraden stromdurchflossenen Leiter in ein B-Feld, ⃗ so wirkt eine Kraft F ⃗ L<br />

auf diesen Draht. Sie hängt ab von dem Strom I L im Leiter, von seiner Länge L L und von<br />

seiner Richtung ⃗n:<br />

⃗F = L L · I L · ⃗n × B ⃗ (LK.4)<br />

Eine Zylinderspule erzeugt in ihrem Inneren ein einigermaßen homogenes Magnetfeld H. ⃗<br />

Es hängt ab von der Gesamtlänge L Sp , von dem Radius r, von der Windungszahl N und vom<br />

Strom in der Spule I Sp :<br />

⃗H =<br />

I Sp · N<br />

(LK.5)<br />

√L 2 Sp + 4r2<br />

Bei einer Spule mit Spalt a ergibt sich die etwas kompliziertere Beziehung<br />

(<br />

)<br />

⃗H = I Sp · N L Sp + a<br />

· √<br />

L Sp (LSp + a) 2 + 4r − a<br />

√ . (LK.6)<br />

2 a2 + 4r 2<br />

28


Aufgaben<br />

LK<br />

LK<br />

Lorentzkraft<br />

Die in diesem Versuch benutzen Spulen haben eine Länge von L Sp = 0, 4 m und einen<br />

Radius von r = 5, 3 cm. Die Länge des eintauchenden Leiterstücks ist ebenfalls 5,3 cm.<br />

4. Aufgaben<br />

1. Elektronenstrahl: Bestimmen sie den Radius der Flugbahn der Elektronen bei verschiedenen<br />

Werten für den Spulenstrom und die Beschleunigungsspanung.<br />

2. Leiterschleife:<br />

6. Anhang: Das magnetische Feld eines Helmholtz-Spulenpaares<br />

Im Versuch wird ein Helmholtz-Spulenpaar zur Erzeugung des Magnetfeldes verwendet. So<br />

kann man auf eine direkte Messung von B verzichten, da das Magnetfeld aus dem Spulenstrom,<br />

der Windungszahl und der Spulengeometrie berechnet werden kann.<br />

Ein Helmholtz-Spulenpaar besteht aus zwei kurzen, dünnen Spulen mit gleicher Windungszahl<br />

n und mit gleichem Radius R, die mit gleicher Achse im Abstand 2a = R voneinander<br />

aufgestellt sind und vom Strom I durchflossen werden (Abbildung LK.2). ”<br />

Kurz“ bedeutet,<br />

dass die Wicklungslänge klein gegen den Radius R ist, und ”<br />

dünn“, dass die Wicklungsdicke<br />

klein gegen R ist.<br />

(a) Zunächst soll die Abhängigkeit der Kraft von dem Strom im Leiter bestimmt<br />

werden. Halten Sie dazu den Strom in der Spule I Sp und der Abstand zwischen<br />

den beiden Spulen (a = 1 cm) konstant. Bestimmen Sie für jede Masse M =<br />

100 mg, M = 200 mg,. . . , M = 1000 mg den Strom im Leiter I L , der nötig ist,<br />

um die Waage ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

(b) Jetzt wird die Abhängigkeit von ⃗ B bestimmt. Der Spalt zwischen den Spulen<br />

bleibt dabei wieder konstant. Auch der Strom im Leiter I L wird konstant gehalten.<br />

Gleichen Sie diesesmal die Gewichtskraft der aufgelegten Massen durch den<br />

Strom in der Spule aus.<br />

R<br />

P<br />

2a<br />

R<br />

(c) Nicht nur der Strom in der Spule, auch der Abstand der Spulen zueinander hat<br />

einen Einfluss auf das ⃗ B-Feld zwischen den Spulen. Um dies auszumessen wird<br />

nun der Abstand zwischen den Spulen variiert (1 cm bis 4 cm in 1cm Schritten).<br />

Der Strom in den Spulen I Sp bleibt dabei konstant. Messen Sie den Strom im<br />

Leiter I L , der nötig ist, um die Waage bei den verschiedenen Spaltbreiten im<br />

Gleichgewicht zu halten.<br />

Abbildung LK.2: Geometrie eines Helmholtz-Spulenpaares<br />

Um Betrag und Richtung der magnetischen Induktion B im Zentrum der Anordnung (Punkt<br />

P in Abbildung LK.2) zu berechnen, berechnet man zunächst nach dem Gesetz von Biot<br />

und Savart das Feld eines Kreisstroms mit dem Radius R und der Stromstärke I auf der<br />

Symmetrieachse im Abstand a von der Kreisebene (Abbildung LK.3).<br />

5. Auswertung<br />

ds<br />

1. Elektronenstrahl: Berechnen sie e für Elektronen (Fehlerrechnung und Vergleich mit<br />

m<br />

Literaturwert nicht vergessen)<br />

2. Leiterschleife: Zeichnen sie zunächst ein Diagramm mit der gemessenen Kraft in<br />

Abhängigkeit des angelegten Stromes in der Tauchspule. Die Steigung der Ausgleichsgeraden<br />

soll mit einem berechneten Wert verglichen werden. Dasselbe wiederholen sie<br />

mit einem Diagramm der Kraft in Abhängigkeit des ⃗ B-Feldes. Diskutieren sie dabei<br />

auch ihre Messunsicherheiten und schätzen sie den Größtfehler ab. Können sie im<br />

Rahmen ihrer Fehler das Lorentzsche Gesetz bestätigen?<br />

R<br />

l<br />

a<br />

Abbildung LK.3: Berechnung des Magnetfelds eines Helmholtz-Spulenpaares<br />

dB<br />

3. Berechnen sie ⃗ B zunächst aus dem Strom in der Tauchspule und anschließend aus<br />

den Daten für die Feldspule (Strom und Spaltgröße). Tragen sie beide Werte in<br />

Abhängigkeit von der Spaltgröße in dasselbe Diagramm. Diskutieren sie das Ergebnis.<br />

Das Stromelement d⃗s ruft nach Biot und Savart im Punkt P die magnetische Induktion<br />

dB = µ 0 I<br />

(ds × l )<br />

(LK.7)<br />

4π l 2 l<br />

29<br />

30


Anhang: Das magnetische Feld eines Helmholtz-Spulenpaares<br />

LK<br />

IK<br />

Induktion<br />

−7 Vs<br />

Vs<br />

hervor. Dabei ist µ 0 = 4π · 10 = 1.25664 · 10−6 die magnetische Feldkonstante<br />

Am Am<br />

und ⃗ l der Abstandsvektor zwischen dem Stromelement und dem Punkt P, an dem das Feld<br />

berechnet werden soll.<br />

IK<br />

Induktion<br />

1. Problem<br />

Ähnlich wie die elektrische Feldstärke beim Coulombschen Gesetz nimmt die magnetische<br />

Induktion für ein Stromelement quadratisch mit dem Abstand ab. Sie ist proportional zur<br />

Stromstärke, ähnlich wie die elektrische Feldstärke zur erzeugenden Ladung proportional ist.<br />

Ähnlich wie bei der Lorentzkraft steht die magnetische Induktion senkrecht auf der Fläche,<br />

die von dem Stromelement d⃗s und dem Abstandsvektor ⃗ l aufgespannt wird.<br />

Dieser Versuch hat im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen sollen Sie sich einen grundlegenden<br />

physikalischen Effekt – die Induktion – genauer anschauen. Dabei werden Sie auf<br />

den Zusammenhang zwischen dem von einer Spule erzeugten Magnetfeld ⃗ H und der magnetischen<br />

Induktion ⃗ B stoßen. Außerdem sollen Sie den Umgang mit Strom- und Spannungsmessern<br />

kennenlernen.<br />

Um die gesamte magnetische Induktion zu berechnen, müssen die Beiträge aller Stromelemente<br />

summiert (integriert) werden. Zerlegt man zunächst den Anteil d ⃗ B in je eine Komponente<br />

senkrecht und parallel zur Symmetrieachse (x-Achse), so erkennt man, dass sich die<br />

senkrechten Komponenten gegenseitig auslöschen, während sich die parallelen Komponenten<br />

addieren. Für die Komponente parallel zur x-Achse ergibt sich nach Gleichung LK.7 und<br />

Abbildung LK.3<br />

und damit für das Magnetfeld<br />

dB || = µ 0 I<br />

4π l 2ds sin ϕ ; sin ϕ = R R<br />

= √<br />

l R2 + a 2<br />

B = µ ∫<br />

0 I 2πR<br />

4π l sin ϕ ds = µ 0 I R<br />

√ 2 4π (R 2 + a 2 ) R2 + a 22πR = µ 0 IR 2<br />

2 (R 2 + a 2 ) . 3/2<br />

0<br />

Um die magnetische Induktion auf einem Achsenpunkt in der Mitte zwischen den beiden<br />

Spulen eines Helmholtzspulenpaares zu bekommen, muss die nach dieser Gleichung berechnete<br />

Induktion nur noch mit der Windungszahl n jeder der beiden Spulen und außerdem,<br />

weil beide Spulen beitragen, mit einem Faktor 2 multipliziert werden. Der Radius R<br />

stellt nun den mittleren Radius der Spulen dar, und a bedeutet nun die Hälfte des mittleren<br />

Abstandes der beiden Spulen. Die magnetische Induktion in der Mitte zwischen den beiden<br />

Spulen hat damit den Betrag<br />

B =<br />

µ 0 n R 2 I<br />

, (LK.8)<br />

(R 2 + a 2 )<br />

3/2<br />

2. Vorbereitung<br />

Stichworte: Magnetfelder: Erzeugung von Magnetfeldern, Gesetz von Biot-Savart; Induktion:<br />

Induktionsspannung, magnetischer Fluss, magnetische Flussdichte, Lenzsche Regel,<br />

Selbstinduktion; Zusammenhang zwischen ⃗ B und ⃗ H: Induktionskonstante µ 0 , Magnetisierung<br />

⃗ M.<br />

Literatur:<br />

Demtröder II Kapitel 3 (Vor allem 3.2) und 4 (Insbesondere 4.1 bis 4.3)<br />

Fragen:<br />

• Wie misst man Strom und Spannung? Was passiert, wenn man beides gleichzeitig<br />

messen möchte?<br />

• Wie hängen ⃗ B und ⃗ H zusammen?<br />

• Wie sieht das Magnetfeld einer Spule aus? (Skizze)<br />

• Welcher physikalische Effekt führt bei der unten unter ”<br />

Achtung“ beschriebenen Situation<br />

dazu, dass der Stromgenerator durchbrennt?<br />

• Ergänzen Sie die fehlenden Kabel und das Voltmeter sowie das Amperemeter in Abbildung<br />

IK.1.<br />

und die Richtung von ⃗ B ist parallel zur Symmetrieachse.<br />

3. Aufbau<br />

Der Aufbau dieses Versuches ist denkbar einfach (s. Abb. IK.1): Im Prinzip sind nur zwei<br />

Spulen nötig: Die erste (die Feldspule) erzeugt ein magnetisches Feld. Diese Spule wird<br />

an einen Dreiecksstromgenerator angeschlossen. Er liefert einen Strom, der mit konstanter<br />

Geschwindigkeit von 0 A auf 5 A anwächst und wieder abfällt. Diese Geschwindigkeit lässt<br />

sich einstellen. Um den Verlauf des Stromes anschauen zu können, müssen Sie in diesem<br />

Stromkreis zusätzlich die Stromstärke messen!<br />

Um die Feldspule herum ist eine zweite Spule angebracht: die Induktionsspule. Wenn sich<br />

der Strom in der Feldspule ändert, wird hier eine Spannung induziert. Diese messen Sie mit<br />

31<br />

32


Durchführung<br />

IK<br />

IK<br />

Induktion<br />

um von 0,5 A auf 4,5 A anzusteigen. Zeichnen Sie gleich nach der Messung eine Eichkurve<br />

mit der Stromanstiegsgeschwindigkeit abhängig von der Einstellung des Dreiecksstromgenerators.<br />

1. Induktionsspannung:<br />

(a) Stellen Sie die Induktionsspule in die Mitte der Feldspule und messen Sie die<br />

Induktionsspannnung bei 20 verschiedenen Stromanstiegsgeschwindigkeiten.<br />

(b) Die magnetische Flussdichte ⃗ B hängt nicht nur von dem von der Spule erzeugte<br />

Magnetfeld ⃗ H ab, sondern auch von der Magnetisierung ⃗ M des Materials in der<br />

Spule. Überzeugen sie sich davon, indem sie z.B. einen Schlüsselbund in die<br />

Feldspule einführen.<br />

Abbildung IK.1: Aufbau<br />

dem Voltmeter. Die Induktionsspule kann längs der Feldspule verschoben werden, um die<br />

Abhängigkeit des Flusses von der Position zu messen.<br />

Achtung: Wenn der Stromgenerator abgestellt wird, während er gerade einen hohen Strom<br />

liefert, so fällt der Strom in der Feldspule sehr schnell von 5 A auf 0 A ab. Der schnelle Feldabfall<br />

sorgt dafür, dass hohe Spannungen induziert werden. Frage: Wo werden Spannungen<br />

induziert, und was für Konsequenzen hat das? Wie lässt sich das Problem vermeiden?<br />

Daten zur Feldspule:<br />

2. Magnetfeld der Spule:<br />

In der Mitte der langen Spule ist das Magnetfeld ungefähr homogen. Der Fluss durch<br />

die Induktionsspule ändert sich daher bei kleinen Abweichungen von der Mittelposition<br />

nur wenig. Anders am Ende der Spule: Hier fällt der Fluss bei zunehmender<br />

Entfernung von der Mitte rapide ab. Diesen Abfall sollen Sie messen. Stellen Sie dazu<br />

die Stromanstiegsgeschwindigkeit auf ihren maximalen Wert. Messen sie die Induktionsspannung<br />

in Abhängigkeit der Position der Induktionsspule. Denken Sie daran,<br />

auch über das Spulenende hinaus zu messen. Ca. 20 Punkte in sinnvollem Abstand<br />

ergeben eine schöne Kurve (Bevor Sie mit der eigentlichen Messung beginnen, sollten<br />

Sie ausprobieren, in welchem Bereich es sich lohnt zu messen und wo Sie die<br />

Messpunkte am dichtesten setzen.).<br />

Länge:<br />

L = 90, 0 cm<br />

mittlerer Durchmesser D = 9, 0 cm<br />

Windungszahl N Feldsp = 655<br />

Feld in der Mitte der Spule: B = µ 0 ·<br />

Fluss in der Mitte der Spule: Φ = µ 0 ·<br />

I · N<br />

√<br />

L2 + D 2<br />

I · N<br />

√<br />

L2 + D · π<br />

2 4 · D2<br />

5. Auswertung<br />

1. Zeichnen Sie ein Diagramm mit der Induktionsspannung pro Wicklung der Induktionsspule<br />

in Abhängigkeit der Stromanstiegsgeschwindigkeit. Bestimmen Sie aus der<br />

Steigung einer Ausgleichsgeraden und den Geometriedaten der Feldspule die Induktionskonstante<br />

µ 0 . Schätzen Sie die Messunsicherheit ab und diskutieren Sie das Ergebnis.<br />

Daten zur Induktionsspule:<br />

Länge:<br />

Windungszahl:<br />

Durchmesser:<br />

L = 1 cm<br />

N 1 = 1600 mit Anzapfungen bei 400 und 800 Windungen<br />

D innen = 9, 8 cm D aussen = 10, 2 cm<br />

2. Erstellen Sie ein Diagramm mit der Induktion in Abhängigkeit der Position der Induktionsspule.<br />

Markieren Sie darin auch das Spulenende. Entspricht die Messung Ihren<br />

Erwartungen?<br />

4. Durchführung<br />

Vor der eigentlichen Messung muss der Dreieckstromgenerator kalibriert werden. Dazu stellen<br />

sie den Generator zunächst auf einen langsamen, dann auf einen mittleren und zuletzt auf<br />

einen schnellen Stromanstiegswert. Jedes Mal messen Sie die Zeit, die der Strom braucht,<br />

33<br />

34


WB<br />

WB<br />

Wechselstrombrücke<br />

WB<br />

Wechselstrombrücke<br />

1. Vorbereitung<br />

Stichworte: Wechselstromwiderstand, Blindwiderstand, Wirkwiderstand, Gegeninduktivität,<br />

Kopplungsfaktor, Hintereinanderschaltung von Induktlvitäten, Wechselstrombrücke,<br />

Zeigerdiagramm<br />

Literatur: Bergmann-Schaefer II (Wechselströme, Wechselstromkreis).<br />

B<br />

Rx<br />

L x<br />

R’ a<br />

10 bzw. 500 Ω<br />

C<br />

R’ b<br />

R n<br />

L n<br />

D<br />

Fragen:<br />

• Erläutern Sie, unter welchen Bedingungen das Ohmsche Gesetz gültig ist.<br />

A<br />

R a<br />

1000 Ω<br />

R b<br />

E<br />

• Wie funktioniert die Wheatstone-Brücke im Gleichstromfall?<br />

• Was ist ein komplexer (oder Wechselstrom-) Widerstand? Erläutern Sie das Prinzip<br />

mit Hilfe von Zeigerdiagrammen oder formaler komplexer Rechnung.<br />

• Was sind Selbst- und Gegeninduktivität von Spulen?<br />

Abbildung WB.1: Schaltbild: R n : Verlustwiderstand d. Vergleichsnormales, R x : Verlustwiderstand<br />

des Messobjektes, L n : Blindwiderstand des Vergleichsnormales, L x : Blindwiderstand<br />

des Messobjektes<br />

2. Versuchsaufbau<br />

Die Messung von Induktivitäten und Kapazitäten mit der Wheatstoneschen Brücke geschieht<br />

prinzipiell genau so wie die Messung Ohmscher Widerstände. Man verwendet bei diesem<br />

Versuchsaufbau Wechselstrom im Bereich der Tonfrequenz. Der Nullabgleich erfolgt über<br />

einen Kopfhörer.<br />

Bei vollständigem Abgleich gilt (unter der Voraussetzung, dass R a und R b rein Ohmsche<br />

Widerstände sind):<br />

Größenabgleich:<br />

und für den Phasenabgleich:<br />

Dabei sind:<br />

Z x = Scheinwiderstand des Zweiges ABC<br />

Z n = Scheinwiderstand des Zweiges CDE<br />

ϕ x = Phasenverschiebung im Zweig ABC<br />

ϕ n = Phasenverschiebung im Zweig CDE<br />

R a<br />

R b<br />

= Z x<br />

Z n<br />

tanϕ x = tan ϕ n<br />

(WB.1)<br />

(WB.2)<br />

Der Tonfrequenzgenerator und die Potentiometer sind in einem gemeinsamen Gehäuse eingebaut<br />

und sollen vom Praktikanten jeweils selbst verschaltet werden (Kontrolle durch<br />

den Assistenten). Als Abgleichpotentiometer werden Wendelpotentiometer verwendet. Das<br />

35<br />

1000 Ω-Potentiometer dient zum Größenabgleich (R a , R b ) während zum Phasenabgleich<br />

(R a, ′ R b ′ ) bei den Induktivitäten das 500 Ω-Potentiometer und bei den Kapazitäten das 10 Ω-<br />

Potentiometer verwendet wird. Die Potentiometer sind so eingebaut, dass bei Skalenwert<br />

Null der Schleifer links und beim Skalenwert 10 der Schleifer rechts steht.<br />

Die Vergleichsnormale und die Messobjekte sind in getrennten Gehäusen eingebaut. Es ist<br />

darauf zu achten, dass Vergleichsnormal und Messobjekt mit demselben Buchstaben gekennzeichnet<br />

sind.<br />

3. Aufgaben<br />

1. a) Messung der Einzelkapazitäten zweier Kondensatoren<br />

b) Messung der Kapazität bei Parallelschaltung der beiden Kondensatoren<br />

c) Messung der Kapazität bei Reihenschaltung der beiden Kondensatoren<br />

d) Vergleichen Sie die Ergebnisse von b) und c) mit denen, die Sie durch Rechnung<br />

aus den Einzelmessungen von a) erhalten.<br />

Die Messungen sollen mit jedem der beiden Verglelchsnormale durchgeführt werden.<br />

2. Messung der Induktivitäten der beiden Wicklungen der Spule und deren Verlustwiderstände.<br />

3. Messung der Gegeninduktivität der beiden Wicklungen von 2) aus den beiden<br />

möglichen Reihenschaltungen (gleich und gegensinnig).<br />

36


Fragen zur Auswertung<br />

WB<br />

EO<br />

Oszilloskop<br />

Schaltet man zwei Induktivitäten hintereinander, so erhält man die folgenden Gesamtinduktivitäten:<br />

Bei gleichem Windungssinn : L gl = L 1 + L 2 + 2M (WB.3)<br />

Bei ungleichem Windungssinn : L un = L 1 + L 2 − 2M (WB.4)<br />

M ist die Gegeninduktivität.<br />

4. Fragen zur Auswertung<br />

1. Wie lauten die Ausdrücke für die Impedanzen und die Phasenverschiebung für Hintereinanderschaltung<br />

von<br />

a) Induktivität und Ohmschem Widerstand<br />

b) Kapazität und Ohmschem Widerstand<br />

c) allen drei Widerständen?<br />

2. Veranschaulichung der drei Fälle im Zeigerdiagramm.<br />

3. Ableitung der Abgleichbedingungen (WB.1) und (WB.2)<br />

4. Was kann man bei abgeglichener Brücke über die Blind- und Verlustwiderstände einzeln<br />

aussagen? (Folgt aus (WB.1) und (WB.2) mit den Ausdrücken für die Impedanzen).<br />

5. Aufstellung des vollständigen Zelgerdiagrammes für die Wechselstrombrücke (zwei<br />

Diagramme: ein Diagramm für die Spannungen und die Ströme und ein weiteres für<br />

die vier Widerstände).<br />

Zubehör:<br />

Versuchsanordnung<br />

Gehäuse mit Vergleichsnormalen<br />

Gehäuse mit Messobjekten<br />

Kopfhörer<br />

EO<br />

Oszilloskop<br />

1. Ziel des Versuchs<br />

Das Hauptziel dieses Versuchs ist es, die verschiedenen Funktionen eines Oszilloskop kennenzulernen<br />

und zu verstehen. Dazu sollen sie im ersten Versuchsteil vieles einfach ausprobieren.<br />

Anschließend wird das Oszilloskop dazu benutzt,das Ladeverhalten von Kondensatoren<br />

und Spulen zu untersuchen.<br />

2. Vorbereitung<br />

Stichworte: Funktionsweise eines Oszilloskops; Aufladeverhalten von Kondensatoren und<br />

Spulen<br />

Literatur: Zum Oszilloskop: Alle Bücher über Physikpraktika. Z.B: Eichler, Kronfeld,<br />

Sahm; Das Neue Physikalische Grundpraktikum.<br />

Kondensator und Spule: z.B. Demtröder II Kapitel 2.2 und 5.4<br />

3. Oszilloskop<br />

Mit dem Wintersemester 2007/08 wurden die bisherigen analogen Oszilloskope durch moderne<br />

Digitaloszilloskope (Tektronix TDS2002B) abgelöst. Auch wenn das Funktionsprinzip<br />

völlig anders ist als das eines Elektronenstrahloszilloskops, so wurde doch das Bedienkonzept<br />

weitgehend beibehalten. Informieren Sie sich z.B. bei Wikipedia über die Funktionsweise<br />

und die Vorteile digitaler Oszilloskope.<br />

3.1. y-t-Betrieb<br />

Der y-t Betrieb dient dazu, den zeitlichen Verlauf einer Spannung sichtbar zu machen. Dabei<br />

wird an die x-Ablenkplatten eine Kippspannung angelegt. Man sieht auf dem Bildschirm<br />

also einen sich von links nach rechts bewegenden Punkt. Wenn er am rechten Bildschirmrand<br />

angekommen ist, springt er wieder nach links. Bei schnell veränderlichen Kippspannungen<br />

ist nur noch eine waagrechte Linie zu erkennen. Legt man an einen Eingang (CH 1 oder CH<br />

2) eine sich zeitlich ändernde Spannung an, so wird diese auf die y-Ablenkplatten übertragen.<br />

Die Spur des Punktes beschreibt dann auf dem Schirm eine Kurve.<br />

Aufgabe 1: Versuchen Sie dies an Ihren Geräten zu reproduzieren. Zunächst ohne externe<br />

Spannung, dann mit einem Funktionsgenerator.<br />

3.2. Triggerung<br />

Um ein stabiles Bild zu erhalten, muss der Punkt am linken Bildschirmrand immer an der<br />

gleichen Phase des Signals beginnen. Dafür ist die Triggerung notwendig. (engl.: Trigger=<br />

37<br />

38


Kondensator und Spule<br />

EO<br />

EO<br />

Oszilloskop<br />

Auslöser) Nachdem sich der Punkt von links nach rechts bewegt hat, springt er zurück nach<br />

links und wartet auf ein Signal, um wieder die Linie von neuem zu schreiben. Wenn Sie eine<br />

Wechselspannung anlegen, kann dieses Startsignal z.B. immer wieder der Nulldurchgang<br />

sein. Man kann einstellen, ob bei ansteigender oder abfallender Flanke des Signals getriggert<br />

wird.<br />

Aufgabe 2: Sehen Sie sich die verschiedenen Funktionen bei unterschiedlichen Frequenzen<br />

an, versuchen sie das Bild mit externer Triggerung zu stabilisieren. Kopieren Sie ( ”<br />

PRINT“)<br />

den Bildschirminhalt auf Ihren USB-Stick und notieren sie dazu auch die Einstellungen am<br />

Funktionsgenerator und die Skaleneinteilung am Oszilloskop. Bleiben Sie solange bei diesem<br />

Aufgabenteil, bis sie die verschiedenen Funktionen des Oszilloskops ausgiebig probiert<br />

haben. Benutzen sie auch mit zwei Funktionsgeneratoren beide Kanäle des Oszilloskops<br />

gleichzeitig.<br />

3.3. x-y-Betrieb<br />

Auch an die x-Ablenkplatten kann statt der Kippspannung eine externe Spannung angelegt<br />

werden (Darstellung im X-Y-Modus). Zwei sinusförmige Spannungen ergeben bei ganzzahligem<br />

Verhältnis der Frequenzen zueinander ein geschlossenes, stehendes Bild, die sog.<br />

Lissajous-Figuren. Die Überlagerung zweier Sinusspannungen mit gleicher Amplitude und<br />

Frequenz, deren Phasen um 90 ◦ verschoben sind, ergibt beispielsweise einen Kreis auf dem<br />

Bildschirm.<br />

Aufgabe 3: Stellen Sie verschiedene Frequenzverhältnisse dar. Dabei soll zunächst an der<br />

x- und y- Ablenkplatte eine Sinusspannung angelegt sein. Probieren sie dann aus, wie die<br />

Bilder bei den anderen Spannungsverläufen (verschiedene Kombinationen) aussehen. Protokollieren<br />

sie einige der Figuren.<br />

4. Kondensator und Spule<br />

4.1. Kondensator<br />

Die Ladung Q des Kondensators ändert sich dadurch entsprechend<br />

dQ<br />

dt = C · dU C<br />

= I . (EO.2)<br />

dt<br />

Für die Spannung am Kondensator erhält man also die Differenzialgleichung<br />

dU C<br />

dt<br />

= U<br />

R · C − U C<br />

R · C .<br />

(EO.3)<br />

mit der Anfangsbedingung U C (t = 0) = 0. Wenn der Widerstand dem Ohmschen Gesetz<br />

gehorcht und die Kapazität C von der Spannung U C unabhängig ist, dann hat die Differenzialgleichung<br />

folgende Lösung:<br />

( )<br />

U C = U 1 − e − t<br />

RC<br />

(EO.4)<br />

Der Ladestrom I beträgt demnach<br />

I = U R · e− t<br />

RC . (EO.5)<br />

Aufgabe 4: Laden Sie einen Kondensator über einen Widerstand von 1000 Ω auf eine Spannung<br />

von 10 V auf. Messen Sie dabei den zeitlichen Spannungsverlauf am Kondensator.<br />

Durch Mittelung mehrerer Messungen (bis zu 128) können Sie die Signalqualität deutlich<br />

verbessern. Den Signalverlauf können Sie anschließend auf Ihrem USB-Stick als Tabelle<br />

im CSV-Format abspeichern, so dass Sie ihn später mit dem Computer auswerten können.<br />

Anschließend vertauschen Sie Kondensator und Widerstand und protokollieren den Spannungsverlauf<br />

am Widerstand.<br />

4.2. Spule<br />

Eine ähnliche Überlegung gilt auch für einen Stromkreis mit einer Spule:<br />

Eine stromlose Spule der Induktivität L wird zum Zeitpunkt t = 0 über einen Widerstand R<br />

mit einer Spannungsquelle verbunden.<br />

Verbinden Sie einen Kondensator mit der Kapazität C über einen Widerstand R mit einer<br />

Spannungsquelle (Spannung U) (S. Abb. 4.1.). Die Spannungsquelle soll eine Rechteckspannung<br />

liefern. Gleichzeitig messen Sie die Spannung U C am Kondensator.<br />

Durch den Widerstand fließt der Ladestrom<br />

I = U − U C<br />

R<br />

39<br />

. (EO.1)<br />

An der Spule entsteht dann die Gegenspannung<br />

U L = L · dI<br />

dt<br />

Dies führt zu folgendem Verlauf für die Gegenspannung:<br />

U L = U · e − R L ·t<br />

. (EO.6)<br />

Aufgabe 5: Wiederholen Sie Aufgabe 4 mit einem Widerstand und einer Spule.<br />

40<br />

(EO.7)


Auswertung<br />

EO<br />

BL<br />

Brennweite von Linsen<br />

5. Auswertung<br />

BL<br />

Brennweite von Linsen<br />

Erstellen Sie für die Kondensatoren und die Spulen jeweils zwei Diagramme: Eines mit dem<br />

zeitlichen Verlauf des Stromes und eines mit dem Verlauf der Spannung.<br />

Aus dem Verlauf des Stromes am Kondensator können Sie seine Kapazität ermitteln: Entweder<br />

indem Sie mit einem geeigneten Programm den Verlauf an eine Exponentialfunktion<br />

anpassen oder indem sie ln(I/I 0 ) gegen die Zeit auftragen und die Steigung bestimmen. (I 0<br />

ist hierbei der Anfangsstrom, also 10 mA).<br />

Die Induktivität der Spule können Sie mit der gleichen Methode aus dem Verlauf der Gegenspannung<br />

U L bestimmen.<br />

1. Motivation<br />

Bei nahezu allen optischen Anwendungen werden Linsen und Spiegel eingesetzt. Im Versuch<br />

sollen einige grundlegende Eigenschaften von Linsen und ihren Abbildungen untersucht<br />

werden. Insbesondere werden verschiedene Techniken zur Bestimmung von Brennweiten<br />

angewandt und die einfachsten Abbildungsfehler untersucht.<br />

2. Grundlagen/Theorie<br />

• Unterschied geometrische Optik/Wellenoptik<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2.3, 5.1)<br />

• Snelliussches Brechungsgesetz<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.2.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2)<br />

• Abbildung durch Linsen<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.2.3 oder E. Hecht, Optik, Kap. 5.2, 5.7)<br />

• Linsenfehler<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.2.3 oder E. Hecht, Optik, Kap. 6.3)<br />

• Dicke Linsen<br />

(Demtröder, Experimentalphysik 2, Kap. 9.5.3 und Anhang<br />

oder E. Hecht, Optik, Kap. 6.1)<br />

Fragen:<br />

• Wann können optische Phänomene mit geometrischer Optik beschrieben werden?<br />

Wann wird die Welleneigenschaft des Lichts zur Erklärung benötigt?<br />

• Wie lautet das Snelliussche Brechungsgesetz?<br />

• Welche vereinfachenden Näherungen können bei dünnen Linsen gemacht werden?<br />

Welche drei ausgezeichnete Strahlen sind für die Konstruktion von Abbildungen wichtig?<br />

• Wie lautet die Abbildungsgleichung für dünne Linsen? Wie lässt sie sich herleiten?<br />

• Wie ist die Brechkraft definiert? Wie ergibt sich die resultierende Brechkraft einer<br />

Kombination von mehreren dünnen Linsen?<br />

• Wie sehen die Bilder einer dünnen Sammellinse und einer dünnen Zerstreuungslinse<br />

aus, wenn der Gegenstand<br />

1. außerhalb der doppelten Brennweite<br />

41<br />

42


Beschreibung des Versuchs<br />

BL<br />

BL<br />

Brennweite von Linsen<br />

2. zwischen einfacher und doppelter Brennweite<br />

5. Aufgaben zur Auswertung<br />

3. innerhalb der einfachen Brennweite<br />

steht? Zeichnen Sie die 6 Strahlengänge!<br />

• Was versteht man unter sphärischer Aberration?<br />

• Wie sind die Hauptebenen einer Linse definiert?<br />

• Wie kann man die Brennweite einer dicken Linse experimentell bestimmen?<br />

• Zu Messung 1: Berechnen Sie aus den Messungen die Brennweite und die Brechkraft<br />

der kleinen Sammellinse (jeweils mit Fehler).<br />

• Zu Messung 1: Zeichnen Sie für die kleine Sammellinse den Verlauf der Funktion<br />

v = f in Abhängigkeit der Gegenstandsweite g, wobei für f der oben berechnete<br />

g−f<br />

Wert einzusetzen ist.<br />

Berechnen Sie dann die Vergrößerung v = b und zeichnen Sie diese ebenfalls in das<br />

g<br />

obige Schaubild ein.<br />

• Zu Messung 2: Berechnen Sie aus den Messungen die Brennweite und die Brechzahl<br />

für die große Sammellinse (jeweils mit Fehler).<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

Auf der optischen Bank wird ein beleuchteter Gegenstand durch eine oder mehrere Linsen<br />

auf einen Schirm abgebildet. Durch Messung der Abstände zwischen Gegenstand, Linse und<br />

Schirm lassen sich die Brennweiten verschiedener Linsen bestimmen.<br />

4. Messungen<br />

1. Mit der kleinen Sammellinse sind folgende Messungen durchzuführen:<br />

• Zu Messung 3: Berechnen Sie aus den Messungen die Brennweite für die Linsenkombination<br />

(mit Fehler). Berechnen Sie daraus mit der zuvor berechneten Brennweite der<br />

großen Sammellinse die Brennweite der Zerstreuungslinse (ebenfalls mit Fehler).<br />

• Zu Messung 4: Berechnen Sie aus den Messungen die unterschiedlichen Brennweiten<br />

der Sammellinse für Randstrahlen und der Zentralstrahlen. Berechnen Sie daraus die<br />

sphärische Aberration ∆ = f Rand − f Zentral (mit Fehler).<br />

• Konstruieren Sie den Strahlengang im Galileischen Fernrohr und im Astronomischen<br />

Fernrohr für den Fall g = ∞. Die einfallenden Strahlen sollen dabei nicht parallel zur<br />

optischen Achse verlaufen.<br />

(a) Der Gegenstand soll außerhalb der doppelten Brennweite stehen. Bestimmen Sie<br />

Bild- und Gegenstandsweite für 5 verschiedene Stellungen des Gegenstandes.<br />

(b) Der Gegenstand soll zwischen einfacher und doppelter Brennweite stehen. Bestimmen<br />

Sie wieder Bild- und Gegenstandsweite für 5 verschiedene Stellungen<br />

des Gegenstandes.<br />

2. Bestimmen Sie für die große Sammellinse die Brennweite nach der Methode von Bessel.<br />

Messen Sie dazu für 5 verschiedene Werte von e (Abstand von Gegenstand und<br />

Schirm) wie im Anhang beschrieben den Abstand a (Abstand zwischen den zwei Linsenpositionen<br />

mit scharfem Bild).<br />

3. Bestimmen Sie für eine Kombination einer Zerstreuungslinse und der Sammellinse<br />

aus Aufgabe 2 die Brennweite der resultierenden Linsenanordnung nach der Methode<br />

von Bessel. Gehen Sie dabei wie in der vorigen Messung beschrieben vor.<br />

6. Anhang A: Methode von Bessel zur Bestimmung der Brennweite<br />

Bei dicken Linsen und Linsensystemen ist die Bestimmung der Brennweite nach der Linsengleichung<br />

1 = 1 + 1 nur möglich wenn bekannt ist, wo in der Linse g aufhört und wo b<br />

f g b<br />

anfängt. Dazu werden bei dicken Linsen die Hauptebenen H 1 und H 2 eingeführt, deren Lage<br />

aber oft nicht bekannt ist.<br />

Um das Problem der Bestimmung der genauen Lage der Hauptebenen zu umgehen, kann<br />

die Methode von Bessel verwendet werden. Dazu werden Gegenstand und Schirm im festen<br />

Abstand e zueinander aufgestellt. Dann gibt es bei zwei Linsenstellungen ein scharfes Bild<br />

auf dem Schirm, wobei einmal ein verkleinertes und einmal ein vergrößertes Bild zu sehen<br />

ist.<br />

Der Abstand dieser zwei Positionen sei a, außerdem gilt mit den Bezeichnungen der Zeichnung<br />

b ′ = g. Aus der Zeichnung lässt sich dann folgendes ablesen:<br />

4. Bestimmen Sie die sphärische Aberration einer Sammellinse. Messen Sie dazu nach<br />

der Methode von Bessel zwei Mal für 5 verschiedene Werte von e die Abstände a, wobei<br />

Sie das erste Mal nur die Randstrahlen und das zweite Mal nur die Zentralstrahlen<br />

verwenden. Benutzen Sie dazu die entsprechenden Blenden.<br />

43<br />

und mit b ′ = g<br />

b + g + ∆ = e ⇐⇒ e ′ := e − ∆ = b + g<br />

b − b ′ = a ⇐⇒ b − g = a<br />

44


Anhang A: Methode von Bessel zur Bestimmung der Brennweite<br />

BL<br />

GI<br />

Beugungsgitter<br />

b<br />

g<br />

GI<br />

Beugungsgitter<br />

b’<br />

g’<br />

H 1<br />

H 2<br />

1. Motivation<br />

Schirm<br />

a<br />

e<br />

G<br />

Interferenz an Mehrfachspalt und Gitter zeigt eindeutig, dass Licht die Eigenschaften einer<br />

Welle besitzt. Im Versuch wird diese grundlegende Eigenschaft des Lichts an mehreren<br />

Beispielen genauer untersucht. Dazu wird die Anwendung der Interferenz am Gitter zur<br />

spektralen Zerlegung von Licht gezeigt.<br />

2. Grundlagen/Theorie<br />

Durch Subtraktion und Addition dieser zwei Ausdrücke erhält man<br />

b = 1 2 (e′ + a) und g = 1 2 (e′ − a)<br />

Setzt man dies in die übliche Linsengleichung ein, so folgt<br />

f = 1 4 · e′2 − a 2<br />

e ′<br />

Wenn man e groß genug wählt, so ist ∆ im Rahmen der Messgenauigkeit zu vernachlässigen<br />

und damit e ′ ≈ e. Damit ergibt sich<br />

f = 1 4<br />

· (e −<br />

a2<br />

e )<br />

Mit dieser Methode lässt sich also die Brennweite bestimmen, ohne dass die Lage der<br />

Hauptebenen bekannt ist.<br />

• Licht als elektromagnetische Welle<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 3.2, 3.4)<br />

• Unterschied geometrische Optik/Wellenoptik<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2.3, 5.1)<br />

• Interferenz von Wellen<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.4.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 9.1, 9.2, 9.3)<br />

• Interferenz an Mehrfachspalten<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.4.2)<br />

• Beugung am Einzelspalt<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.4.4 oder E. Hecht, Optik, Kap. 10.1, 10.2, 10.5)<br />

• Funktionsprinzip eines Lasers<br />

(Gerthsen Physik, Kap. 12.2.9)<br />

Fragen:<br />

• Wann können optische Phänomene mit geometrischer Optik beschrieben werden?<br />

Wann wird die Welleneigenschaft des Lichts zur Erklärung benötigt? Durch was wird<br />

eine Lichtwelle beschrieben? Wie entsteht Licht?<br />

• Wie lautet das Huygenssche Prinzip? Wo liegen die Grenzen dieses Modells?<br />

• Wie sehen die Interferenzbilder von Doppelspalt, Dreifachspalt und Gitter aus (bei<br />

Vernachlässigung der Breite der einzelnen Spalte)? Wie lautet jeweils die Bedingung<br />

für Intensitätsmaxima?<br />

• Verletzt destruktive Interferenz den Energiesatz? Wo geht die Energie hin?<br />

• Unter welchen Bedingungen tritt Interferenz auf? Wie werden diese Bedingungen im<br />

Versuch erfüllt?<br />

45<br />

46


Beschreibung des Versuchs<br />

GI<br />

GI<br />

Beugungsgitter<br />

• Wie sieht das Interferenzbild eines schmalen Einzelspaltes aus? Durch welche Formel<br />

wird es beschrieben? Wie beeinflusst die endliche Breite der einzelnen Spalte eines<br />

Gitters das Interferenzbild?<br />

• Wieso kann ein Gitter zur spektralen Auflösung von Licht verwendet werden? Von was<br />

hängt das Auflösungsvermögen ab?<br />

• Welches sind die charakteristischen Unterschiede zwischen den Spektren von Gittern<br />

und Prismen? (vgl. auch Auswertung)<br />

• Was ist das Funktionsprinzip eines Lasers? Welche Eigenschaften hat das von einem<br />

Laser ausgesendete Licht?<br />

Messen Sie zwei Mal die Breite von 20 Gitterperioden und schätzen Sie den Fehler ab.<br />

Zur Bestimmung der Vergrößerung wird das Gitter gegen einen Maßstab mit mm-<br />

Teilung ausgetauscht. Die Vergrößerung ist dann v = B/G (B: Bildgröße, G: Gegenstandsgröße).<br />

Schätzen Sie auch hier einen Fehler ab.<br />

2. Bestimmung der mittleren Wellenlängen von drei verschiedenen Filtern (rot, grün,<br />

blau) mit dem Strichgitter:<br />

Der Spalt wird durch das Objektiv auf den Schirm abgebildet. Zur Erzielung maximaler<br />

Helligkeit wird der Glühfaden durch den Kondensor auf den Spalt abgebildet. Dann<br />

wird der Farbfilter in den Strahlengang gestellt (Scharfeinstellung der Spaltabbildung<br />

nachstellen) und das Gitter zwischen Objektiv und Schirm gestellt.<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

Im Versuch wird zunächst die Gitterkonstante eines Strichgitters bestimmt, in dem das<br />

Gitter vergrößert auf den Schirm projiziert wird.<br />

Anschließend wird das Interferenzbild des Gitters untersucht. Dazu wird das Gitter mit<br />

Licht aus einer konventionellen Glühlampe beleuchtet, das durch geeignete Maßnahmen<br />

kohärent gemacht wird.<br />

Zum Schluss wird das Interferenzmuster eines Kreuzgitters untersucht, das mit einem Laser<br />

beleuchtet wird.<br />

Lichtquelle<br />

Kondensor<br />

Spalt<br />

Objektiv<br />

Filter<br />

Gitter<br />

Schirm<br />

Abbildung GI.2: Messanordnung zur Bestimmung der Wellenlänge λ<br />

4. Messungen<br />

Messen Sie den Abstand zwischen zwei (beliebigen) Maxima 2 bis 3 Mal, und bestimmen<br />

Sie daraus den Abstand zwischen zwei benachbarten Maxima. Schätzen Sie für<br />

diesen Abstand einen Fehler ab.<br />

Messen Sie außerdem den Abstand zwischen Gitter und Schirm.<br />

1. Bestimmung der Gitterkonstanten des Strichgitters:<br />

Das Strichgitter wird mit der Lampe beleuchtet und durch das Objektiv scharf auf<br />

den Schirm (z.B. die Wand) abgebildet, wobei die Vergrößerung möglichst hoch sein<br />

sollte. Bei richtigem Strahlengang wird die Lichtquelle (Glühfaden) in das Objektiv<br />

abgebildet; in diesem Fall wird die größte Helligkeit erzielt.<br />

3. Interferenz am Kreuzgitter:<br />

Verwenden Sie dazu den Helium-Neon-Laser (λ = 632,8 nm) und ersetzen Sie das<br />

Strichgitter durch ein Kreuzgitter. Wie muss die Versuchsanordnung geändert werden,<br />

um ein Interferenzmuster zu beobachten?<br />

Messen Sie den horizontalen und vertikalen Abstand der Maxima je 2 bis 3 Mal und<br />

schätzen Sie jeweils einen Fehler ab.<br />

Messen Sie außerdem in jede Richtung den Abstand zwischen den ersten Minima des<br />

überlagerten Beugungsbildes der Einzelspalte.<br />

Vergessen Sie auch hier nicht, den Abstand zwischen Gitter und Schirm zu bestimmen!<br />

Lichtquelle<br />

5. Aufgaben zur Auswertung<br />

Kondensor<br />

Maßstab oder<br />

Gitter<br />

Objektiv<br />

Schirm<br />

Abbildung GI.1: Messanordnung zur Bestimmung der Gitterkonstanten g<br />

• Bestimmen Sie aus Messung 1 die Gitterkonstante mit Fehler.<br />

• Bestimmen Sie aus Messung 2 die mittleren Wellenlängen der drei Filter, ebenfalls mit<br />

Fehler.<br />

47<br />

48


Aufgaben zur Auswertung<br />

GI<br />

NG<br />

Brechzahl von Glasplatten<br />

• Bestimmen Sie aus Messung 3 die zwei Gitterkonstanten des Kreuzgitters mit Fehler.<br />

Schätzen Sie außerdem aus den gemessenen Abständen der Minima die Breite der<br />

Einzelspalte in beide Richtungen ab.<br />

• Wie würde das Bild auf dem Schirm aussehen, wenn man in Messung 2 Spalt oder<br />

Filter weglässt? Warum muss beim Einsetzen der Filter die Scharfstellung nachgestellt<br />

werden?<br />

• Welches sind die charakteristischen Unterschiede (mindestens 3) zwischen Gitter und<br />

Prisma bezüglich der spektralen Zerlegung von Licht und den entstehenden Spektren?<br />

NG<br />

Brechzahl von Glasplatten<br />

1. Motivation<br />

Lässt man polarisiertes Licht, dessen ⃗ E-Vektor in der Einfallsebene schwingt, auf eine Glasplatte<br />

fallen, so wird bei einem bestimmten Einfallswinkel kein Licht reflektiert.<br />

Das Brewstersche Gesetz verknüpft diesen Winkel mit dem Brechungsindex, der auf diese<br />

Weise einfach bestimmt werden kann.<br />

2. Grundlagen/Theorie<br />

• Licht als elektromagnetische Welle<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 3.2, 3.4)<br />

• Unterschied geometrische Optik/Wellenoptik<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2.3, 5.1)<br />

• Polarisation von Licht<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.1, 8.5, 8.6)<br />

• Reflexion und Brechung in Glas<br />

(Staudt Skript II, 8.2.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2)<br />

• Fresnelsche Formeln<br />

(Anhang oder Demtröder Experimentalphysik 2, Kap. 8.5.3 oder E. Hecht, Optik, Kap.<br />

8.6.1)<br />

• Brewstersches Gesetz<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.6)<br />

Fragen:<br />

• Wann können optische Phänomene mit geometrischer Optik beschrieben werden?<br />

Wann wird die Welleneigenschaft des Lichts zur Erklärung benötigt? Durch was wird<br />

eine Lichtwelle beschrieben? Wie entsteht Licht?<br />

• Was versteht man unter linear polarisiertem Licht? Wie ist natürliches Licht polarisiert<br />

und wie kann daraus linear polarisiertes Licht erzeugt werden? Wie kann polarisiertes<br />

Licht nachgewiesen werden?<br />

• Wie lautet das Snelliussche Brechungsgesetz? Was ist Totalreflexion und wann tritt sie<br />

auf?<br />

• Was beschreiben die Fresnelschen Formeln? Was passiert, wenn in der im Anhang A<br />

gegebenen Formel α + β = 90 ◦ wird?<br />

• Wie lautet das Brewstersche Gesetz? Was kann mit ihm bestimmt werden?<br />

49<br />

50


Beschreibung des Versuchs<br />

NG<br />

NG<br />

Brechzahl von Glasplatten<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

6. Anhang A: Theorie zu den Fresnelschen Formeln<br />

Im Versuch wird mit einer Halogenlampe, einer Linse und einem Festspalt ein paralleles<br />

Lichtbündel erzeugt (vgl. Abbildung NG.1). Dieses Lichtbündel wird durch eine Polarisationsfolie<br />

auf ein Reflexionsglas gelenkt, das sich in der Mitte des Reflexionstisches befindet<br />

(vgl. Abbildung NG.2). Außerdem befindet sich auf dem Reflexionstisch auf einem bewegliche<br />

Arm ein Lichtmessgerät (Fotowiderstand mit Spannungsmessgerät).<br />

Bei Verstellung des beweglichen Arms um den Winkel φ wird der Einfalls- und Ausfallswinkels<br />

des Lichtbündels auf das Reflexionsglas um φ/2 verändert. Mit dem Lichtmessgerät<br />

kann so die Intensität des reflektierten Strahls bei verschiedenen Einfallswinkeln gemessen<br />

werden und insbesondere der Brewsterwinkel aufgesucht werden.<br />

Die vollständige Theorie der Reflexion, Brechung und Polarisation für Licht in isotropen<br />

Medien wird durch die Fresnelschen Formeln beschrieben (aufgestellt von A. Fresnel im<br />

Jahr 1821). Die Formeln können direkt aus der Wellennatur des Lichts abgeleitet werden.<br />

I<br />

e<br />

α<br />

α<br />

I r<br />

Luft<br />

4. Messungen<br />

1. Justieren Sie die Versuchsapparatur wie im Anhang B beschrieben.<br />

2. Für ein Messglas sind folgende Messungen durchzuführen:<br />

β<br />

Glas<br />

(a) Überprüfen Sie, dass die gemessene Intensität im Bereich von 80 ◦ bis 40 ◦ ein<br />

Minimum hat.<br />

(b) Messen Sie die Intensität im Bereich von 72 ◦ bis 40 ◦ in 2 ◦ -Schritten. Die Empfindlichkeit<br />

des Lichtmessgeräts ist so zu wählen, dass das Messgerät überall<br />

sinnvolle Werte anzeigt.<br />

(c) Messen Sie die Intensität im Bereich um das Minimum in 1 ◦ -Schritten. Die Größe<br />

des Bereichs ist so zu wählen, dass das Messgerät überall sinnvolle Werte anzeigt,<br />

wobei im Vergleich zur vorigen Messung der nächstempfindlichere Messbereich<br />

zu wählen ist.<br />

(d) Messen Sie die Intensität im Bereich von ±1 ◦ um das Minimum in 0.25 ◦ -<br />

Schritten (falls möglich ist wiederum der nächstempfindlichere Messbereich zu<br />

wählen).<br />

Für linear polarisiertes Licht, dessen ⃗ E-Vektor in der Einfallsebene schwingt und das auf<br />

eine Grenzfläche zweier dielektrischer Medien fällt, gilt für die Intensität des reflektierten<br />

Strahls folgende Formel:<br />

( ) 2 tan(α − β)<br />

I r = I e<br />

tan(α + β)<br />

7. Anhang B: Justierung der Versuchsanordnung<br />

3. Für 4 andere Messgläser ist das Minimum je 2 bis 3 Mal zu bestimmen.<br />

Stellen Sie dazu den Tisch so ein, dass das Messgerät ein Minimum anzeigt und lesen<br />

Sie den Winkel möglichst genau ab. Schätzen Sie jeweils einen Fehler ab (z.B. aus der<br />

Auflösung der Winkelskala und/oder der Breite des Minimums) und notieren Sie die<br />

Glassorte.<br />

Festspalt<br />

Sammel−<br />

linse<br />

Kondensor−<br />

spalt<br />

Kondensor<br />

Halogen−<br />

Birne<br />

5. Aufgaben zur Auswertung<br />

Abbildung NG.1: Lampenanordnung<br />

• Zu Messung 2: Zeichnen Sie die gemessene Intensitäten in Abhängigkeit des Winkels<br />

als Kurven auf Millimeterpapier (3 Kurven in 1 Diagramm).<br />

• Bestimmen Sie für das Glas aus Messung 2 und jedes der vier Gläser aus Messung 3<br />

jeweils den mittleren den Brechungsindex. Geben Sie jeweils einen Fehler an.<br />

51<br />

7.1. Justierung der Lampenanordnung<br />

Die Lampenanordnung soll so justiert werden, dass möglichst viel Licht austritt. Dazu sollten<br />

Sie der Reihe nach folgende Schritte durchführen:<br />

52


Anhang B: Justierung der Versuchsanordnung<br />

NG<br />

NG<br />

Brechzahl von Glasplatten<br />

1. Positionierung der Sammellinse:<br />

Die Sammellinse befindet sich in der richtigen Position, wenn der Kondensorspalt der<br />

Lampe durch die Sammellinse scharf auf einen Schirm (z.B. die Wand) abgebildet<br />

wird.<br />

2. Ausrichtung der Lampe in die optische Achse:<br />

Die Lampe ist korrekt ausgerichtet, wenn das Spaltbild möglichst komplett von<br />

den Glühwendeln der Halogenbirne ausgefüllt wird. Dazu muss die Lampe mechanisch<br />

so ausgerichtet werden, dass möglichst beide Glühwendeln sichtbar sind. (Die<br />

Glühwendeln können durch Verschieben der Birne längs der optischen Achse scharf<br />

auf den Schirm abgebildet werden.)<br />

3. Verschiebung der Halogenbirne auf der optischen Achse:<br />

Durch eine weitere Verschiebung der Halogenbirne auf der optischen Achse kann die<br />

Lichtausbeute noch erhöht werden. Um die optimale Position zu bestimmen, hält man<br />

ein einzelnes Blatt Papier direkt an den Kondensorspalt und verschiebt die Birne so,<br />

dass der Leuchtfleck möglichst hell wird. (Der Leuchtfleck sollte dann möglichst weiß<br />

sein, bei Abweichung von maximaler Intensität wechselt die Farbe in einer Richtung<br />

ins bläuliche und in der anderen Richtung ins gelbliche. Der Grund für diesen Effekt<br />

ist die chromatische Abberation der Kondensorlinse).<br />

4. Abschließend wird der Festspalt vor die Linse auf die optische Bank gesetzt.<br />

7.2. Justierung des Reflexionstisches<br />

Der Reflexionstisch wird so vor die Lampenanordnung gestellt, dass das Licht aus der<br />

Richtung des festen Armes einfällt. Der Reflexionstisch muss nun so justiert werden, dass<br />

das Licht von der Lampe parallel zur Oberfläche des Reflexionstisches und in der richtigen<br />

Richtung einfällt.<br />

Um dies zu überprüfen werden die zwei markierten Glasscheiben verwendet. Der U-Halter<br />

mit dem durchsichtigen Glas wird in Bohrung 1 und der U-Halter mit dem matten Glas<br />

wird in Bohrung 3 des Reflexionstisches eingesetzt, so dass die Kerbe an den Stangen an<br />

der Oberkante der Bohrungen sitzt (Fingernagelprobe). Der bewegliche Arm des Reflexionstisches<br />

muss auf die 90 ◦ -Marke gestellt werden (d.h. in Verlängerung des festen Armes<br />

stehen).<br />

Der Reflexionstisch ist dann richtig justiert, wenn das Lichtbündel durch das Rechteck auf<br />

dem durchsichtigen Glas geht und genau in das Rechteck auf dem matten Glas passt.<br />

Zur genaueren Justierung wird ein Reflexionsglas in der Mitte des Reflexionstisches<br />

so eingesetzt (Beschriftung nach oben), dass das Glas an der Anschlagskante anliegt.<br />

Der bewegliche Arm wird auf die 45 ◦ -Marke gestellt. Das Lichtbündel soll wieder genau in<br />

das Rechteck auf dem matten Glas passen. Dazu kann zusätzlich zum Reflexionstisch auch<br />

das Reflexionsglas nachjustiert werden.<br />

Abschließend wird überprüft, ob die Position des Lichtbündels im Winkelbereich zwischen<br />

45 ◦ und 70 ◦ innerhalb des Rechtecks auf dem matten Glas bleibt.<br />

53<br />

reflektierter Strahl<br />

4<br />

beweglicher<br />

Arm<br />

Führungs−<br />

stange<br />

3<br />

50°<br />

40°<br />

7.3. Justierung des Lichtmessgeräts<br />

70°<br />

80°<br />

ϕ<br />

starrer<br />

Arm<br />

einfallender Strahl<br />

90°<br />

ϕ/2<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

Glas<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111 α<br />

0000 1111<br />

Abbildung NG.2: Reflexionstisch<br />

2<br />

1<br />

1−4: Löcher für U−Halter,<br />

Polarisator und<br />

Lichtmessgerät<br />

Für die Messungen wird in die Polarisationsfolie in Bohrung 1 des Reflexionstisches eingesetzt<br />

und der richtige Polarisationswinkel eingestellt. Das Lichtmessgerät wird in die Bohrungen<br />

3 und 4 so eingesetzt, dass das Lichtbündel genau auf die Fläche des Fotowiderstands<br />

fällt. Das Lichtmessgerät wird mit dem Voltmeter verbunden und mit dem Koaxialstecker an<br />

die 60 V Gleichspannungsversorgung angeschlossen.<br />

Das Lichtmessgerät liefert innerhalb seines Messbereichs Spannungen zwischen 0 V und ca.<br />

5 V. Bei höheren Spannungen ist das Gerät in Sättigung, d.h. die angezeigte Spannung ändert<br />

sich nicht mehr mit zunehmender Lichtintensität. Die Empfindlichkeit des Lichtmessgeräts<br />

kann mit dem unteren Drehknopf am Gerät verändert werden. Zunächst sollte am Lichtmessgerät<br />

die am wenigsten empfindliche Einstellung gewählt werden.<br />

Abschließend kann das Lichtmessgerät mit dem oberen Drehknopf ungefähr auf Null abgeglichen<br />

werden (dazu sollte kein Licht auf das Messgerät fallen!).<br />

54


MI<br />

MI<br />

Mikroskop<br />

MI<br />

Mikroskop<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

1. Motivation<br />

Das Mikroskop ist ein optisches Instrument, an dem sowohl die Gesetze der geometrischen<br />

Optik als auch deren Beschränkungen gut untersucht werden können.<br />

Das Mikroskop ist in den Naturwissenschaften ein unentbehrliches Gerät, da es zum einen<br />

den Bereich der menschlichen Sinne wesentlich erweitert, zum anderen aber einfach anzuwenden<br />

ist, da das entstehende Bild direkt ein vergrößertes Abbild der mikroskopischen<br />

Struktur ist.<br />

2. Grundlagen/Theorie<br />

• Geometrische Optik und Wellenoptik<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2.3, 5.1)<br />

• Abbildungsgleichung von Linsen<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.2.3 oder E. Hecht, Optik, Kap. 5.2)<br />

• Lupe und Mikroskop<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.2.3 und Gerthsen, Kap. 9.2.4, 9.2.5, 9.2.6<br />

oder E. Hecht, Optik, Kap. 5.7)<br />

• Auflösungsvermögen des Mikroskops<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.5 oder E. Hecht, Optik, Kap. 10.2.6)<br />

Fragen:<br />

• Wie groß ist das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges? Durch was wird es<br />

limitiert? Wie können kleinere Gegenstände betrachtet werden?<br />

• Wie ist der Strahlengang bei der Lupe?<br />

• Wie ist der Strahlengang im Mikroskop?<br />

• Wie lautet die Formel für die Vergrößerung im Mikroskop? Wie hoch ist die maximal<br />

erreichbare Vergrößerung eines Lichtmikroskops ungefähr?<br />

• Durch was wird das Auflösungsvermögen eines Mikroskops begrenzt? Wie sieht das<br />

Bild einer punktförmigen Lichtquelle bei Abbildung durch ein optisches Instrument<br />

aus?<br />

• Was ist nach der Helmholtzschen Theorie des Auflösungsvermögens die Bedingung,<br />

dass zwei Objekte gerade noch getrennt werden können?<br />

• Was ist nach der Abbeschen Theorie des Auflösungsvermögens die Bedingung, dass<br />

Strukturen auf dem Objekt erkennbar sind?<br />

55<br />

Im Versuch soll zunächst die Vergrößerung des Mikroskops abgeschätzt werden, indem<br />

der Sehwinkel mit und ohne Mikroskop bestimmt wird. Anschließend wird die numerische<br />

Apertur der Objektive bestimmt, um daraus das Auflösungsvermögen des Mikroskops abzuschätzen.<br />

Als letztes werden als Beispiel für eine Anwendung des Mikroskops die Länge von Spalttrümmerspuren<br />

aus einer kernphysikalischen Reaktion ausgemessen.<br />

4. Messungen<br />

1. Bestimmung der Vergrößerung des Mikroskops für die vier Kombinationen aus zwei<br />

verschiedenen Okularen und den zwei Objektiven.<br />

5<br />

Betrachten Sie dazu mit einem Auge das Objektmikrometer (feiner Maßstab mit - 100<br />

mm Teilung) im Mikroskop. Betrachten Sie gleichzeitig mit dem anderen Auge einen<br />

Maßstab, der sich auf Höhe des Objekttisches befinden sollte (nehmen Sie als Entfernung<br />

die Bezugssehweite von s 0 = 25 cm an) und schätzen Sie so durch Vergleich den<br />

Sehwinkel ab, unter dem Sie das Mikrometer im Mikroskop sehen.<br />

2. Eichen Sie das Okularmikrometer für beide Objektive, indem Sie das Objektmikrometer<br />

betrachten.<br />

3. Bestimmung der numerischen Apertur beider Objektive:<br />

Ersetzen Sie den Kondensor durch den<br />

Tubus mit Skala (lösen Sie dazu vorsichtig<br />

die Schraube auf der Seite des Kondensors;<br />

Vorsicht, heiß!). Legen Sie die Lochblende<br />

auf den Objekttisch und stellen Sie auf die<br />

obere Kante scharf. Entfernen Sie das Okular<br />

und schauen Sie in den Tubus; die Skala<br />

ist dann in einem kreisförmig begrenzten<br />

Feld sichtbar.<br />

Messen Sie den sichtbaren Bereich m<br />

und die Höhe h für 5 verschiedene<br />

Höheneinstellungen.<br />

4. Untersuchung von Spalttrümmerspuren aus einer kernphysikalischen Reaktion:<br />

Messen Sie unter dem Mikroskop (normaler Kondensor, Okular mit Mikrometer) die<br />

Länge von 25 Spalttrümmerspuren.<br />

5. Aufgaben zur Auswertung<br />

• Konstruieren Sie den Strahlengang im Mikroskop. Nehmen Sie als Gegenstandsentfernung<br />

die 1,5-fache Objektivbrennweite.<br />

56<br />

2α<br />

m<br />

h


Anhang A: Kernphysik<br />

MI<br />

SC<br />

Optische Aktivität und Saccharimetrie<br />

• Zu Messung 1: Berechnen Sie die vier verschiedenen Vergrößerungen aus den Messungen<br />

mit den verschiedenen Okularen und Objektiven. Die Vergrößerung ergibt sich<br />

jeweils aus dem Verhältnis tan(εmit) , wobei ε tan(ε ohne ) ohne = G s 0<br />

der Sehwinkel ohne Instrument<br />

ist und ε mit der gemessene Sehwinkel mit Instrument ist.<br />

Berechnen Sie außerdem die Vergrößerungen der beiden Objektive.<br />

• Zu Messung 3: Berechnen Sie den Aperturwinkel α für beide Objektive (jeweils<br />

mit Standardabweichung). Welche minimale Objektgröße ergibt sich daraus nach der<br />

Helmholtzschen Theorie für das Auflösungsvermögen (für eine mittlere optische Wellenlänge<br />

von 500 nm)?<br />

SC<br />

Optische Aktivität und Saccharimetrie<br />

1. Motivation<br />

Einige Kristalle und viele Flüssigkeiten beeinflussen die Polarisationsrichtung von Licht.<br />

Diese Eigenschaft wird als optische Aktivität bezeichnet und hat wichtige Anwendungen<br />

z.B. bei der Konzentrationsbestimmung in der Chemie.<br />

Im Versuch soll am Beispiel der Saccharimetrie die Eigenschaften der optischen Aktivität<br />

von Zuckerlösungen untersucht werden.<br />

• Zu Messung 4: Berechnen Sie aus den gemessenen Längen der Spalttrümmerspuren<br />

die mittlere Anfangsenergie der Spalttrümmer (mit Fehler). Berechnen Sie daraus die<br />

Anfangsgeschwindigkeit, mit der die Spalttrümmer in die Folie eingedrungen sind<br />

(ebenfalls mit Fehler).<br />

2. Grundlagen/Theorie<br />

• Licht als elektromagnetische Welle<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 3.2, 3.4)<br />

6. Anhang A: Kernphysik<br />

• Unterschied geometrische Optik/Wellenoptik<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 4.2.3, 5.1)<br />

Der Atomkern 252<br />

98 Cf (Californium) spaltet spontan in zwei etwa gleich schwere Bruchstücke,<br />

die kurz nach der Spaltung (innerhalb von 10 −15 s) jeweils im Mittel zwei prompte Neutronen<br />

emittieren. Die Spalttrümmer werden in einer Plastikfolie abgebremst und hinterlassen dabei<br />

Spuren.<br />

Die Länge der Spuren ergibt sich aus der Energie-Reichweite-Beziehung:<br />

• Polarisation von Licht<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.1)<br />

• Doppelbrechung<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3.1 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.4)<br />

R = a · E 2/3 µm<br />

mit a Folie = 0, 89<br />

(MeV) 2/3<br />

• Zirkular polarisiertes Licht<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3.2 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.1, 8.8)<br />

Somit kann aus der Länge der Spuren die Energie der Spalttrümmer berechnet werden,<br />

wobei zu beachten ist, dass die Trümmer unter einem Winkel von 20 o in die Folie eintreten,<br />

die Spuren bei Aufsicht also verkürzt erscheinen.<br />

Zur Umrechnung:<br />

Nukleonenmasse = 1, 67 · 10 −27 kg<br />

1 eV = 1, 602 · 10 −19 J<br />

• Optische Aktivität<br />

(Staudt Skript II, Kap. 8.3.3 oder E. Hecht, Optik, Kap. 8.10)<br />

Fragen zur Vorbereitung:<br />

• Wann können optische Phänomene mit geometrischer Optik beschrieben werden?<br />

Wann wird die Welleneigenschaft des Lichts zur Erklärung benötigt? Durch was wird<br />

eine Lichtwelle beschrieben? Wie entsteht Licht?<br />

• Was versteht man unter linear polarisiertem Licht? Wie ist natürliches Licht polarisiert<br />

und wie kann daraus linear polarisiertes Licht erzeugt werden? Wie kann polarisiertes<br />

Licht nachgewiesen werden?<br />

• Was ist zirkular polarisiertes Licht? Wie kann zirkular polarisiertes Licht erzeugt werden?<br />

Wie kann zirkular polarisiertes Licht nachgewiesen werden?<br />

• Was versteht man unter Brechung? Wie ist der Brechungsindex definiert? Was ist Dispersion?<br />

• Was ist Doppelbrechung?<br />

57<br />

58


Beschreibung des Versuchs<br />

SC<br />

SC<br />

Optische Aktivität und Saccharimetrie<br />

• Was versteht man unter optischer Aktivität? Wie lautet die Gleichung für den Drehwinkel?<br />

Was ist Rotationsdispersion?<br />

Hälften des Analysators gleich hell bzw. gleich dunkel sind (eventuell mehrmals messen!).<br />

• Was ist die mikroskopische Erklärung für optische Aktivität?<br />

3. Beschreibung des Versuchs<br />

Im Versuch wird die optische Aktivität verschiedener Zuckerlösungen (Glukose, Fruktose)<br />

mit einem Halbschattenpolarimeter (Polarimeter nach Lippich) untersucht.<br />

2. Messung der Rotationsdispersion:<br />

Messen Sie den Drehwinkel je einer Fruktose- und Glukoselösung hoher Konzentration<br />

bei jeweils 4 verschiedenen Wellenlängen.<br />

Bestimmen Sie jeweils die Winkel, bei denen beide Hälften gleich hell sind und die<br />

Winkel, bei denen beide Hälften gleich dunkel sind. Versuchen Sie, für jeden Winkel<br />

einen Fehler abzuschätzen.<br />

3. Bestimmung des Nullpunkts des Saccharimeters mit fest eingebautem Interferenzfilter<br />

(λ = 589 nm):<br />

Messen Sie ohne Zuckerlösung den Winkel möglichst genau, bei dem die zwei Hälften<br />

des Analysators gleich dunkel sind (eventuell mehrmals messen!).<br />

Lichtquelle<br />

Filter<br />

Polari−<br />

sator<br />

Zuckerlösung<br />

Analy−<br />

sator<br />

Abbildung SC.1: Halbschattenpolarimeter<br />

Fernrohr<br />

4. Messung des Drehvermögens:<br />

Messen Sie den Drehwinkel von je 4 Fruktose- und 4 Glukoselösungen mit bekannter<br />

Konzentration bei einer Wellenlänge (Saccharimeter aus 3.). Schätzen Sie jeweils<br />

einen Fehler ab.<br />

5. Bestimmung der Konzentration von 4 verschiedenen Lösungen:<br />

Messen Sie den Drehwinkel von vier unbekannten Proben je zwei bis drei Mal;<br />

schätzen Sie auch hier jeweils einen Fehler ab.<br />

Abbildung SC.2: Geteilter<br />

Analysator<br />

Beim Halbschattenpolarimeter ist der Analysator in zwei Teile mit leicht unterschiedlichen<br />

Polarisationswinkeln geteilt. Zur Bestimmung des Drehwinkels wird die Position eingestellt,<br />

bei der beide Hälften gleich dunkel bzw. gleich hell sind. Damit kann eine höhere Genauigkeit<br />

erreicht werden, als wenn die Position eines (relativ breiten) Minimums eingestellt wird.<br />

Experimentell soll nun zunächst die Rotationsdispersion bei verschiedenen Wellenlängen<br />

für Zuckerlösungen einer bestimmten Konzentration untersucht werden. Des weiteren soll<br />

das spezifische Drehvermögen der verschiedenen Zuckerarten bei fester Lichtwellenlänge<br />

bestimmt werden.<br />

Abschließend wird die Konzentration einiger unbekannter Zuckerlösungen gemessen.<br />

Die Länge, die das Licht in der Zuckerlösung zurücklegt, beträgt jeweils l = 20 cm.<br />

5. Auswertung<br />

• Stellen Sie die Messungen zur Rotationsdispersion für Fruktose und Glukose in je<br />

einem φ (λ) -Diagramm dar. Zeichnen Sie dabei die Fehlergrenzen an die Messwerte.<br />

Ist die Abhängigkeit der Rotationsdispersion von der Wellenlänge im Einklang mit der<br />

Abhängigkeit des Brechungsindexes n bei Stoffen wie Glas?<br />

• Erstellen Sie für die Proben bekannter Konzentration für jede Zuckerart je ein Diagramm,<br />

in dem sie den Drehwinkel (mit Fehlergrenzen) als Funktion der Konzentration<br />

auftragen. Ermitteln Sie aus der Steigung der Ausgleichsgeraden das spezifische<br />

Drehvermögen φ 0 für Glukose und Fruktose.<br />

Versuchen Sie, aus dem Diagramm einen Fehler für φ 0 abzuschätzen.<br />

• Bestimmen Sie mit den oben bestimmten spezifischen Drehvermögen die Zuckerart<br />

und Konzentration der unbekannten Proben.<br />

4. Messungen<br />

1. Bestimmung der beiden Nullpunkte des Saccharimeters ohne fest eingebauten Filter:<br />

Messen Sie ohne Zuckerlösung die vier Winkel möglichst genau, bei denen die zwei<br />

59<br />

60


MR<br />

MR<br />

Mechanische Resonanz<br />

MR<br />

Mechanische Resonanz<br />

1. Fragen zur Vorbereitung<br />

Gleiter<br />

Lichtschranken<br />

Antrieb<br />

• Geben Sie für folgende Schwingungsarten (z.B. Masse an einer Feder) die Bewegungsgleichung<br />

an: freie ungedämpfte, freie gedämpfte und erzwungene Schwingung (mit<br />

und ohne Dämpfung).<br />

• Nennen Sie die jeweiligen Eigenfrequenzen!<br />

• Welche Lösungen gibt es abhängig von der Dämpfung für die freie gedämpfte Schwingung?<br />

• Was versteht man unter dem logarithmischen Dekrement?<br />

Luft<br />

Magnete<br />

Abbildung MR.1: Schema des Luftkissengleiters<br />

• Was ist die Güte eines schwingfähigen Systems?<br />

• Charakterisieren sie Einschwingvorgang, Schwebungen und stationäre Schwingung.<br />

• Wie funktioniert eine Wirbelstrombremse?<br />

2. Versuchsaufbau<br />

Freie und erzwungene Schwingungen werden an einem Federpendel mit geringer Reibung<br />

untersucht. Es besteht aus einem Gleiter auf einer Luftkissenbahn, der durch zwei Schraubenfedern<br />

an eine Ruhelage gebunden ist (Abbildung MR.1). Eine geschwindigkeitsproportionale<br />

Dämpfung (siehe Gleichung MR.4) wird durch eine Wirbelstrombremse erreicht. Die<br />

Wirbelstrombremse wird durch Permanentmagnete realisiert, die so an den Seiten des Gleiters<br />

angebracht werden, dass ihr Magnetfeld die Luftkissenschiene senkrecht durchsetzt. Um<br />

verschieden starke Dämpfung zu erreichen, stehen 14 Magnete zur Verfügung, die bei Nichtverwendung<br />

gegen gleich schwere Messingstücke ausgetauscht werden, damit die Masse<br />

des Gleiters konstant bleibt. Die Bremswirkung ist am stärksten bei alternierender Polung<br />

benachbarter Magnete (während sich die Felder gegenüberliegender Magnete kaum beeinflussen).<br />

Bewegt man nun ein Ende der Federn periodisch hin und her, so erhält man eine erzwungene<br />

Schwingung. Im Versuch wird dazu ein von einem Schrittmotor angetriebener Exzenter verwendet<br />

(Da der Schrittwinkel nur 0.9 0 beträgt, ist die Ungleichmäßigkeit der Drehbewegung<br />

ohne nennenswerten Einfluss auf die Resonanz des Gleiters. Dafür hat die mittlere Winkelgeschwindigkeit<br />

die Konstanz eines Quarzoszillators). Die Elektronik zur Ansteuerung<br />

des Schrittmotors befindet sich im Betriebsgerät. Abbildung MR.2 zeigt ein vereinfachtes<br />

Blockschaltbild. Der Schrittmotor wird mit der oberen der beiden Tasten, die links neben<br />

der linken Siebensegmentanzeige auf der Frontplatte des Betriebsgeräts angebracht sind,<br />

eingeschaltet, mit der unteren ausgeschaltet. Beim Ausschalten bleibt der Exzenter in seiner<br />

Null-Position stehen, damit der Nullpunkt der Bewegung bei der Untersuchung freier,<br />

gedämpfter Schwingungen an derselben Stelle liegt wie bei der Untersuchung erzwungener<br />

61<br />

Schwingungen. Die linke Siebensegmentanzeige zeigt die Periodendauer (in s) der äußeren<br />

Kraft an. Sie kann mit den vier Tasten, die sich unter dieser Anzeige befinden, im Bereich<br />

von 1 s bis 4 s mit einer Auflösung von 1 ms verändert werden. Diese Anzeige leuchtet nur,<br />

wenn der Schrittmotor in Betrieb ist. Die Amplitude F 0 der äußeren Kraft ist konstant. Da die<br />

beiden Federn, die den Gleiter an seine Ruhelage binden, beide die gleiche Federkonstante<br />

k/2 haben, ist F 0 /k gleich dem halben Exzenterradius. F 0 /k beträgt 0.9 cm. Die Amplitude<br />

A(ω) der Schwingung kann direkt auf der Luftkissenbahn abgelesen werden. Zur Messung<br />

der Periodendauer T = 2π/ω der Schwingung und der Phasendifferenz Φ zwischen Gleiter<br />

und Erreger sind zwei Lichtschranken vorgesehen. Eine Doppel-Lichtschranke befindet sich<br />

in der Ruheposition des Gleiters. Sie gibt ein Signal, wenn der Gleiter die Lichtschranke<br />

von links nach rechts durchläuft. Eine in das Betriebsgerät integrierte elektronische Stoppuhr<br />

wird durch ein Signal dieser Lichtschranke ausgelesen und sofort wieder neu gestartet.<br />

Die mittlere der drei Siebensegmentanzeigen des Betriebsgeräts zeigt die ausgelesene Zeit<br />

solange an, bis diese durch das Ergebnis der nächsten Messung ersetzt wird. Diese Stoppuhr<br />

ist auch bei ausgeschaltetem Schrittmotor in Betrieb, so dass man mit ihr auch die Periodendauer<br />

freier, gedämpfter Schwingungen messen kann.<br />

Eine weitere Lichtschranke detektiert den Nulldurchgang der äußeren Kraft. Sie wird durch<br />

den Exzenter ausgelöst. Eine zweite elektronische Stoppuhr misst die Zeit von einem Nulldurchgang<br />

der äußeren Kraft bis zum Nulldurchgang der Gleiterbewegung. Das Ergebnis<br />

wird auf der rechten Siebensegment-Anzeige auf der Frontplatte des Betriebsgeräts<br />

angezeigt. Diese Stoppuhr ist nur bei eingeschaltetem Schrittmotor in Betrieb. Aus der<br />

Verzögerungszeit ∆T bekommt man die Phasenverschiebung Φ(ω) der Bewegung des Gleiters<br />

bezüglich der Zwangskraft<br />

Φ(ω) = 2π ∆T<br />

T = ω∆T .<br />

62<br />

(MR.1)


Aufgaben, Hinweise<br />

MR<br />

MR<br />

Mechanische Resonanz<br />

Quarz-<br />

Oszillator<br />

Schrittmotorsteuerung<br />

Schrittmotor<br />

✲<br />

✬✩ ❄ ❄<br />

Anzeige für<br />

Periode der<br />

äußeren Kraft<br />

✫✪<br />

✲<br />

✲<br />

Erste<br />

Stoppuhr<br />

❄<br />

Anzeige für<br />

Gleiter-<br />

Periode<br />

✲<br />

✲<br />

✲<br />

Zweite<br />

Stoppuhr<br />

❄<br />

Anzeige für<br />

Gleiter-<br />

Verzögerung<br />

für Schwingungsdauern T zwischen 1.2 s und 3.8 s. Erhöhen Sie die Schwingungsdauer<br />

um jeweils etwa 0.2 s, in der Nähe der Resonanz um jeweils 0.1 s; Versuchen<br />

Sie die Resonanzfrequenz möglichst genau einzustellen um die Resonanzamplitude<br />

zu messen. Insgesamt entspricht dies etwa 30 Messwerten. Nach der Einstellung einer<br />

bestimmten Erregerfrequenz ist das Abklingen des Einschwingvorgangs abzuwarten.<br />

Nehmen Sie als Kriterium die Konstanz der Schwingungsdauer. Da leichte Schwankungen<br />

in der Erregung sich nicht vollständig ausschließen lassen, sollen die Werte<br />

für die Schwingungsdauer T , die Verzögerung des Nulldurchgangs des Gleiters ∆T<br />

und die Amplitude A in einem möglichst kurzen Zeitraum gemessen werden. Bei T<br />

und ∆T sind nur zwei Stellen hinter dem Komma signifikant. Die Werte sind in eine<br />

gemeinsame Tabelle einzutragen.<br />

Einzel-<br />

Lichtschranke<br />

Doppel-<br />

Lichtschranke<br />

4. Auswertung<br />

Zu Messung 1:<br />

Abbildung MR.2: Vereinfachtes Blockschaltbild des Betriebsgeräts<br />

3. Aufgaben, Hinweise<br />

3.1. Freie Schwingungen<br />

Es sind m Paare von Magneten anzubringen, um unterschiedliche Dämpfungen zu realisieren.<br />

Ersetzen Sie nicht benötigte Magnete durch die gleichschweren Messingstücke und bringen<br />

Sie die Magnete immer paarweise gegenüberliegend an. Vor dem Beginn einer Messung<br />

muss sichergestellt sein, dass die beiden Federn zum Stillstand gekommen sind. Starten Sie<br />

den Gleiter jeweils links vom Nullpunkt mit einer solchen Auslenkung, dass die Anfangsamplitude<br />

auf der rechten Seite ungefähr 25 cm beträgt. Die aufeinanderfolgenden Amplituden<br />

A m,0 , A m,1 , ..., A m,10 (bei großem m auch weniger) sind in eine Tabelle einzutragen.<br />

1. Messen Sie die Eigenkreisfrequenz und verfolgen Sie das zeitliche Abklingen der Amplitude<br />

bei unterschiedlicher Dämpfungsstärke (m = 0, 1, 2, 3, 5, 7)<br />

3.2. Erzwungene Schwingungen<br />

2. Messen Sie die Amplitude A(ω) und die Phasenverschiebung Φ(ω) des Gleiters in<br />

Abhängigkeit von der Erregerkreisfrequenz ω für zwei unterschiedliche Stärken der<br />

Dämpfung: m = 7 und m = 2.<br />

Beginnen Sie mit dem wegen der kürzeren Einschwingzeit weniger problematischen<br />

Fall größerer Dämpfung (m = 7). Messen Sie die Resonanzkurven A(ω) und Φ(ω)<br />

63<br />

1.1 Lässt sich aus der Messung der Kreisfrequenzen bei unterschiedlicher Dämpfung der<br />

zweite Teil der Gleichung MR.8 qualitativ bestätigen?<br />

1.2 Bilden Sie aus den Messwerten für die Amplituden A m,0 , A m,1 ... A m,10 die Größen<br />

R i = ln(A m,i /A m,0 ) und tragen Sie die Ergebnisse in ein Diagramm als Funktion von<br />

i ein. Man erhält Geraden, deren Steigungen (Gleichung MR.10) gleich −π/Q(m)<br />

sind.<br />

1.3 Berechnen Sie aus den Steigungen der Ausgleichsgeraden der vorhergehenden Aufgabe<br />

die Güten Q(m). Tragen Sie in einem weiteren Diagramm die Kehrwerte der Güten<br />

1/Q(m) als Funktion von m auf. Ermitteln Sie durch Extrapolation die für kritische<br />

Dämpfung (1/Q = 2) notwendige Anzahl m krit von Dämpfungsmagnetpaaren.<br />

Zu Messung 2:<br />

2.1 Zeichnen Sie für beide Fälle die Resonanzkurven A(ω) und Φ(ω) in jeweils ein Diagramm<br />

für beide Dämpfungen.<br />

2.2 Bestimmen Sie im Fall der kleineren Dämpfung die Resonanzüberhöhung R =<br />

A(ω r )/A(0) und die 1/ √ 2 – Breite ∆ω der Amplitude. Ermitteln Sie daraus nach Gleichung<br />

MR.15 und nach Gleichung MR.17 die Güte, beachten Sie, dass F 0 /k 0.9 cm<br />

beträgt. Vergleichen Sie diese Werte mit dem aus freien Schwingungen gewonnenen<br />

Wert.<br />

64


Grundlagen<br />

MR<br />

MR<br />

Mechanische Resonanz<br />

5. Grundlagen<br />

5.1. Freie, ungedämpfte Schwingung<br />

Der Begriff der freien, ungedämpften Schwingung stellt, abgesehen von wenigen Ausnahmen<br />

3 , eine Idealisierung dar. Vernachlässigt man bei einem Federpendel alle Reibungseffekte,<br />

so ist nach dem Hookeschen Gesetz die rücktreibende Kraft proportional zur Auslenkung<br />

aus der Ruhelage:<br />

F = mẍ = −kx → ẍ + k m x = 0 (MR.2)<br />

Dabei ist m die Masse des Körpers (die Federmasse sei dagegen vernachlässigbar klein) und<br />

k die Federkonstante. Die Auslenkung (Elongation) x(t) ergibt sich als Lösung von Gl. MR.2<br />

zu<br />

x(t) = x 0 sin(ω o t − φ 0 ) ,<br />

(MR.3)<br />

ω o =<br />

√<br />

k<br />

m ist die Eigenkreisfrequenz des Federpendels, φ 0 ist der Phasenwinkel zur Zeit<br />

t = 0. x 0 und φ 0 sind durch den Schwingungsanfang bestimmt.<br />

5.2. Freie, gedämpfte Schwingung<br />

Bei einer gedämpften Schwingung wird dem schwingenden System Energie entzogen. So<br />

wird die Amplitude der Schwingung des Luftkissenfahrzeugs, das in diesem Versuch verwendet<br />

wird, aufgrund der Reibung allmählich immer kleiner werden. Einfach wird die<br />

mathematische Behandlung der gedämpften Schwingung, falls die Reibungskraft der Geschwindigkeit<br />

direkt proportional ist.<br />

Für das Federpendel lautet die Bewegungsgleichung (vergl. Gl. MR.2)<br />

mẍ + ηẋ + kx = 0.<br />

(MR.4)<br />

Setzt man<br />

√ √<br />

k km<br />

ω o :=<br />

m und Q := , (MR.5)<br />

η<br />

so bekommt die Differentialgleichung folgende Gestalt:<br />

ẍ + ω o<br />

Q ẋ + ω o 2 x = 0.<br />

(MR.6)<br />

Dabei ist ω o die Resonanzfrequenz eines ungedämpften Federpendels mit gleicher Masse<br />

und gleicher Federkonstanten. Q heißt die Güte des Federpendels. Sie ist umso größer, je<br />

kleiner die Reibungskonstante η ist.<br />

Der Ansatz einer Exponentialfunktion führt zur allgemeinen Lösung von Gleichung MR.6:<br />

x(t) = Ae (αt+ϕ0) mit α 1/2 = − ω √<br />

o 1<br />

2Q ± ω o<br />

4Q − 1 (MR.7)<br />

2<br />

3 aktive Entdämpfung durch positive Rückkopplung, z.B. in mechanischen Uhrwerken<br />

65<br />

Drei Fälle sind zu unterscheiden. Für Q < 0.5 liegt der Kriechfall vor. α ist reell. Das Pendel<br />

kann nicht über die Gleichgewichtslage hinausschwingen. Bei Q = 0.5 liegt der aperiodische<br />

Grenzfall vor. Auch hier geht das Pendel ohne eine voll Schwingung durchzuführen in<br />

die Gleichgewichtslage, aber mit der kleinstmöglichen Zeitkonstante 1/ω o . Der Schwingfall<br />

ist durch Gütewerte Q > 0.5 gekennzeichnet. In diesem Fall wird die Pendelbewegung (nach<br />

dem Einschwingvorgang) durch die folgende Gleichung beschrieben:<br />

x(t) = x 0 e − ωo t √<br />

2Q sin(ωt − φ 0 ), mit ω = ω o 1 − 1 (MR.8)<br />

4Q 2<br />

Die Kreisfrequenz ω ist also stets kleiner als im ungedämpften Fall. Die Dämpfungszeitkonstante<br />

2Q/ω o wird mit zunehmender Güte, also abnehmender Dämpfung, immer<br />

größer. Die Güte bestimmt, ob ein System überhaupt noch schwingungsfähig ist. Bei nicht<br />

zu geringer Güte gilt für die relative Amplitudenabnahme während einer Schwingung<br />

und für die Logarithmen der Amplitudenverhältnisse gilt<br />

( )<br />

An<br />

ln ≈ − π A 0 Q n .<br />

A n+1<br />

A n<br />

≈ e − π Q (MR.9)<br />

(MR.10)<br />

In Abbildung MR.3 ist der zeitliche Verlauf der Auslenkung eines gedämpften Federpendels<br />

im aperiodischen Grenzfall und im Falle einer gedämpften Schwingung mit der Güte 5<br />

dargestellt.<br />

Amplitude<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

Gedämpfte Schwingung<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Zeit<br />

Q = 5<br />

Q = 0.5<br />

Abbildung MR.3: Zeitlicher Verlauf der Auslenkung eines gedämpften Federpendels für kritische<br />

(Q = 0.5) und unterkritische Dämpfung (Q = 5)<br />

5.3. Erzwungene Schwingung, Resonanz<br />

Wirkt auf ein schwingungsfähiges System mit der (ungedämpften) Eigenfrequenz ω o eine<br />

periodische äußere Kraft F mit der Kreisfrequenz ω, so treten erzwungene Schwingungen<br />

66


Grundlagen<br />

MR<br />

MR<br />

Mechanische Resonanz<br />

auf. In diesem Fall lautet die Bewegungsgleichung<br />

mẍ + ηẋ + kx = F = F 0 cos(ωt).<br />

Setzt man nach Division durch m die in (MR.5) definierten Größen ein, so erhält man<br />

Eine Lösung dieser Gleichung lautet<br />

x(t) = F 0<br />

m<br />

cos(ωt − Φ(ω))<br />

√<br />

mit der Schwingungsamplitude<br />

ẍ + ω o<br />

Q ẋ + ω2 o x = F 0<br />

m cos(ωt) .<br />

= F 0<br />

k<br />

(ωo 2 − ω 2 ) 2 + ω2 o ω2<br />

Q 2<br />

A(ω) = F 0<br />

k<br />

cos(ωt − Φ(ω))<br />

√ ( ) 2<br />

1 − ω2<br />

+ ω2<br />

ω 2 o<br />

1<br />

√ ( ) 2<br />

1 − ω2<br />

+ ω2<br />

ω 2 o<br />

Q 2 ω 2 o<br />

Q 2 ω 2 o<br />

(MR.11)<br />

. (MR.12)<br />

. (MR.13)<br />

Φ(ω) bezeichnet die Phasenverschiebung zwischen der erzwungenen Schwingung und der<br />

Erregerschwingung. Greift an einem ungedämpften System (d.h. Q = ∞) eine äußere Kraft<br />

mit einer Frequenz ω = ω o an, so kommt es zur Resonanzkatastrophe, d. h. die Schwingungsamplitude<br />

wird beliebig groß; denn der Nenner in Gleichung (MR.12) verschwindet. Auch<br />

für ein gedämpftes System erwartet man Resonanz, d. h. maximale Schwingungsamplitude<br />

bei konstanter Anregungsamplitude, in der Nähe der Eigenfrequenz des ungedämpften Systems.<br />

Die Ableitung der Schwingungsamplitude A(ω) nach ω liefert zunächst das Quadrat<br />

der Resonanzkreisfrequenz<br />

und dann die Resonanzkreisfrequenz selbst<br />

ω 2 r = ω2 o − ω2 o<br />

2Q 2<br />

ω r = ω o<br />

√<br />

1 − 1<br />

2Q 2.<br />

(MR.14)<br />

Die Resonanz in der Amplitude wird also schon bei einer geringeren Frequenz als der freien<br />

Schwingung (mit oder ohne Dämpfung) erreicht. Die Resonanzamplitude bekommt man<br />

durch Einsetzen von ωr 2 aus Gleichung (MR.13) in Gleichung (MR.12) zu<br />

A(ω r ) = F 0<br />

k ·<br />

Q<br />

√<br />

1 − 1 ≈ F 0<br />

4Q 2<br />

k · Q.<br />

(MR.15)<br />

Bei nicht allzu kleiner Güte ist die Resonanzamplitude also um den Faktor Q größer 4 als die<br />

Amplitude F 0 /k, die sich im Grenzfall ω → 0 einstellt.<br />

4 Daher rührt die Bezeichnung Güte<br />

67<br />

Wendet man auf cos(ωt − Φ(ω)) in Gleichung (MR.12) das Additionstheorem der Cosinus-<br />

Funktion an, und setzt man das Ergebnis wieder in die Differentialgleichung (MR.11) ein,<br />

so bekommt man zunächst den Tangens der Phasendifferenz Φ(ω) und dann diese selbst zu<br />

tan(Φ(ω)) =<br />

ω o ω<br />

Q(ω 2 o − ω 2 )<br />

( )<br />

ω o ω<br />

; Φ(ω) = arctan<br />

Q(ωo 2 − ω 2 )<br />

. (MR.16)<br />

Unabhängig von der Dämpfung ist die Phasendifferenz Φ zwischen der Erregerschwingung<br />

A<br />

1<br />

ω/ω o<br />

∞<br />

Φ<br />

1<br />

∞<br />

ω/ω o<br />

Abbildung MR.4: Frequenzabhängigkeit der Amplitude A (in Einheiten F 0 /k) und der Phase<br />

Φ einer erzwungenen Schwingung ω (in Einheiten von ω o ) für verschiedene Güten von Q =<br />

1 bis Q = ∞<br />

und der erzwungenen Schwingung bei der Frequenz ω = ω o stets 90 ◦ . Abb. MR.4 zeigt die<br />

Abhängigkeit der Amplitude A und der Phasendifferenz Φ von der Erregerfrequenz. Deutlich<br />

zeigt sich hier, dass die Amplitudenkurve nicht symmetrisch zur Resonanzfrequenz ist.<br />

Das liegt daran, dass bei niedrigen Frequenzen das Federpendel in Phase mit der Erregerschwingung<br />

ausgelenkt wird und damit für ω → 0 die Amplitude den Wert F 0 /k erreicht,<br />

wohingegen zu hohen Frequenzen hin die Schwingung gegenphasig wird und die Amplitude<br />

gegen null geht. Das Resonanzmaximum ist umso schmaler, je höher die Güte ist. Als Maß<br />

für die Breite der Resonanz wählen wir den Abstand zwischen den Kreisfrequenzen, bei denen<br />

die Resonanzamplitude um den Faktor 1/ √ 2 kleiner ist als im Maximum. Die beiden<br />

Kreisfrequenzen ergeben sich aus Gleichung MR.13 zu<br />

√<br />

ω ± = ω o 1 − 1<br />

2Q ± 1 √<br />

1 + 1 2 Q Q 2<br />

Vernachlässigt man 1/Q 2 gegenüber 1 und entwickelt man die verbleibende Wurzel, so bekommt<br />

man<br />

ω ± ≈ ω o ± 1<br />

2Q ω o , ω + − ω − = ∆ω o ≈ ω o<br />

Q ,<br />

68


Grundlagen<br />

MR<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

Q ≈ ω o<br />

∆ω .<br />

(MR.17)<br />

Dies eröffnet einen dritten Weg zur Messung der Güte, jedenfalls bei schwacher Dämpfung:<br />

Sie ist die relative Breite der Resonanzkurve zwischen den Stellen, an denen die Amplitude<br />

um den Faktor 1/ √ 2 kleiner ist als im Maximum.<br />

In der Nähe der Resonanz lässt sich die Frequenzabhängigkeit des Quadrats der Amplitude<br />

(und damit die Energie des Systems) durch die sogenannte Lorentzkurve<br />

A 2 (ω) ≈ F 2 0<br />

k 2 ·<br />

1<br />

( ) 2 ω<br />

4 − 1 + 1 (MR.18)<br />

ω o Q 2<br />

annähern. Sie ist symmetrisch zu ω o und hat eine Halbwertsbreite (volle Breite bei halber<br />

Höhe) von ∆ω = ω o /Q.<br />

Die Lorentzkurve findet sich als Linienform sowohl in der optischen Spektroskopie als auch<br />

als Breit-Wigner-Formel für Neutronenresonanzen in der Kernphysik wieder. Auch beim<br />

Mößbauereffekt wird die Resonanzabsorption durch eine Lorentzfunktion beschrieben.<br />

ST<br />

Grundlagen<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

Hauptsätze der Thermodynamik, Entropie, allgemeine Gasgleichung, Wärmekapazität,<br />

Wirkungsgrad; Carnotprozess/Stirlingprozess: Prinzip, Gemeinsamkeiten und Unterschiede;<br />

Thermodynamische Grundlagen zu Wärmekraftmaschinen, Wärmepumpen und<br />

Kältemaschinen.<br />

Literatur<br />

• Gerthsen/Kneser/Vogel: Physik, Springer-Verlag, 14. Auflage, Kap. 5.3<br />

• Demtröder, Experimentalphysik I, Springer-Verlag, 2. Auflage, Kap. 10.3.11<br />

• M. Werdich: Stirling-Maschinen - Grundlagen-Technik-Anwendungen, 3. Auflage,<br />

ökobuch Verlag Stauffen bei Freiburg 1994<br />

• LEYBOLD-HERAEUS, Gebrauchsanweisung 388 18/20 zum Heißluftmotor, PDF-<br />

Datei http://www.pit.physik.uni-tuebingen.de/studium<br />

1. Fragen zur Vorbereitung & Protokoll<br />

• Was bedeuten die Begriffe ”<br />

Wärmereservoir“ und ”<br />

Kältereservoir“? Inwiefern können<br />

der beheizte Zylinderoberteil und der gekühlte Zylinderunterteil als Wärme- bzw.<br />

Kältereservoir bezeichnet werden?<br />

• Welche Funktion hat der Regenerator im Stirling-Kreisprozess? Ist die Kupferwolle<br />

eine gute Realisierung eines Regenerators?<br />

• Berechnen Sie den theoritischen Wirkungsgrad des reversiblen Stirling-<br />

Kreisprozesses. Orientieren Sie sich an der Berechnung des Wirkungsgrades<br />

des Carnot-Prozesses. Was muss man voraussetzen, wenn man den Stirling-Prozess<br />

mit Hilfe der allgemeinen Gasgleichung berechnet?<br />

2. Aufgabenstellung<br />

1. Ermittlung der Reibungsverluste des Heißluftmotors<br />

2. Ermittlung des realen und idealen Wirkungsgrads durch die Bestimmung der vom Motor<br />

abgegebenen Arbeit aus einer Drehmomentmessung an der Motorachse<br />

3. Bestimmung des Wirkungsgrads durch Aufnahme des pV -Diagramms des Heißluftmotors<br />

Berücksichtigen Sie hierbei insbesondere die folgenden Punkte:<br />

69<br />

70


Funktionsprinzip des Stirling-Motors<br />

ST<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

• Warum wird der Strom nicht mit einem Multimeter gemessen?<br />

• An welchen Stellen der Koordinatenachsen des pV -Diagramms liegen die Minima und<br />

Maxima von Druck und Volumen?<br />

• Ist die aus dem pV -Diagramm ermittelte Arbeit tatsächlich die vom Arbeitsgas abgegebene<br />

Arbeit? Welchen Einfluss hat die Kolbenreibung?<br />

p<br />

1<br />

T 1<br />

Q 4<br />

W 1<br />

Q 1<br />

4 2<br />

• Erläutern Sie die Unterschiede der verschiedenen Methoden zur Bestimmung der zugeführten<br />

Energie, der abgegebenen Arbeit und der sich daraus ergebenden Wirkungsgrade!<br />

T 2<br />

Q 2<br />

3. Funktionsprinzip des Stirling-Motors<br />

Der dem Versuch zugrunde liegende Stirling-Prozess besteht aus zwei Isothermen und zwei<br />

Isochoren (vgl. Abb. ST.1). Eigentlich sollte er damit technisch einfacher zu realisieren sein<br />

als eine Carnot-Maschine, da dort sich ausschließende Anforderungen an das Material gestellt<br />

werden. Die Zylinderwände sollen einmal optimal wärmeleitend sein (isothermer Teilprozess),<br />

beim nächsten (adiabatischen) Teilprozess sollen sie aber ideale Isolatoren sein.<br />

Doch obwohl der Stirling-Motor z.B. vor dem Otto-Motor entwickelt wurde, behinderten<br />

technische Probleme, wie eine verschleiß- und reibungsarme Konstruktion der aufwändigen<br />

Mechanik und das Fehlen eines geeigneten Wärmezwischenspeichers, seine Entwicklung.<br />

Erst heute gewinnt der Stirling-Motor auch unter ökologischen Gesichtspunkten, da er nicht<br />

auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, eine zunehmende Bedeutung.<br />

Der Stirling-Prozess ist zumindest näherungsweise beim Stirling-Motor verwirklicht. Das<br />

Arbeitsgas (Luft) befindet sich in einem Zylinder, der von einem beweglichen Arbeitskolben<br />

abgesperrt wird. Im Gaskolben befindet sich ein zweiter beweglicher Kolben, der sog. Verdrängerkolben.<br />

Der Arbeitskolben ist für die zyklische Expansion und Kompression des Arbeitsgases<br />

zuständig, während der Verdrängerkolben das Gas im Laufe einer Periode so verschiebt,<br />

dass es einmal mit dem Wärmereservoir und einmal mit dem Kältereservoir in Kontakt<br />

kommt. Somit ist der Arbeitskolben für die Volumensteuerung und der Verdrängerkolben<br />

für die Temperatursteuerung zuständig.<br />

Takt 1 (1 → 2) ist die isotherme Expansion bei konstanter Temperatur T 1 .<br />

Dazu bleibt der Verdrängerkolben in seiner Stellung. Das Gas wird in Kontakt mit der<br />

warmen Wand der Temperatur T 1 – dem Wärmereservoir – gehalten. Während das Arbeitsgas<br />

die Wärme Q 1 aufnimmt, dehnt es sich aus und verschiebt den Arbeitskolben,<br />

so dass in dieser Phase vom Gas die Arbeit W 1 verrichtet wird.<br />

Takt 2 (2 → 3) ist die isochore Wärmeabgabe bei konstantem Volumen V 2 . Der Arbeitskolben<br />

bleibt in seiner Stellung. Das Arbeitsgas strömt durch den sich in Richtung<br />

Wärmereservoir bewegenden Verdrängerkolben und damit durch den Regenerator<br />

(Kupferwolle in einem Kanal im Verdrängerkolben). Durch diesen Kontakt mit<br />

dem kälteren Regenerator der Temperatur T 1 < T 2 gibt es einen Teil seiner Energie<br />

an ihn ab. Das Gas wird auf die Temperatur T 2 abgekühlt (idealisiert) und gibt dabei<br />

Q 3<br />

W 3<br />

V 1<br />

V 2<br />

Abbildung ST.1: Idealisierter Stirling Prozess im pV -Diagramm<br />

die Wärme Q 2 ab. Dadurch nimmt der Druck ab. Im Anschluss daran kommt es in<br />

Kontakt mit dem Kältereservoir in Form der wassergekühlten Zylinderseitenwand der<br />

Temperatur T 2 .<br />

Takt 3 (3 → 4) ist die isotherme Kompression bei konstanter Temperatur T 2 . Der Verdrängerkolben<br />

bleibt in seiner Stellung. Das Arbeitsgas ist im thermischen Kontakt mit<br />

der kalten Wand der Temperatur T 2 . Der Arbeitskolben komprimiert das Gas und verrichtet<br />

dabei die Arbeit W 3 an ihm, dadurch steigt der Druck. Die Temperatur ändert<br />

sich jedoch nicht, da das Arbeitsgas die Wärme Q 3 an das Kältereservoir abgeben<br />

kann.<br />

Takt 4 (4 → 1) ist die isochore Wärmezufuhr bei konstantem Volumen V 1 . Der Arbeitskolben<br />

bleibt in seiner Stellung, während sich der Verdrängerkolben in Richtung des<br />

Kältereservoirs bewegt. Dabei strömt das Gas der Temperatur T 2 durch den Regenerator,<br />

wobei es die vorher abgegebene Wärmeenergie Q 4 wieder aufnimmt und sich<br />

auf die Temperatur T 1 erwärmt. Der Druck steigt weiter, bis sich das Gas wieder im<br />

Ausgangszustand befindet.<br />

Dieser Kreislauf und die Stellungen beider Kolben sind in Abb. ST.2 dargestellt. Im <strong>Praktikum</strong><br />

wird der Heißluftmotor der Firma LEYBOLD-HERAEUS (vgl. Abb. ST.3) als Beispiel<br />

für die Realisierung einer Stirling-Maschine verwendet. Der Heißluftmotor besteht aus einem<br />

gläsernen Zylinder, welcher sich durch einen Zylinderaufsatz mit Heizwendel luftdicht<br />

verschließen lässt. Der untere Teil des Zylinders ist doppelwandig und ermöglicht so den<br />

Kontakt mit dem Kältereservoir in Form von Kühlwasser.<br />

Da der gläserne Zylindermantel die Kühlwirkung des Wassers beeinträchtigt, wird das<br />

Kühlwasser zusätzlich durch eine koaxiale Zu- und Ableitung in der Kolbenstange des Ver-<br />

3<br />

V<br />

71<br />

72


Funktionsprinzip des Stirling-Motors<br />

ST<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

1<br />

2<br />

Isotherme<br />

Expansion<br />

Heizwendel<br />

Zylinder<br />

Isochore<br />

Erwärmung<br />

4 3<br />

Isochore<br />

Abkühlung<br />

warme Wand<br />

Wasserab−<br />

bzw.<br />

zulauf<br />

doppelwandiger<br />

Zylinderunterteil<br />

für Wasserkühlung<br />

Wasserkühlung für<br />

Verdrängerkolben<br />

Schwungrad<br />

Isotherme<br />

Kompression<br />

Verdrängerkolben<br />

Regenerator<br />

kalte Wand<br />

Arbeitskolben<br />

Abbildung ST.3: Prinzipieller Aufbau des Heißluftmotors von LEYBOLD-HERAEUS<br />

Abbildung ST.2: Stellung von Arbeits- und Verdrängerkolben während der Arbeitstakte<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

drängerkolbens auch dem metallischen Unterteil des Verdrängerkolben zugeführt, dessen enge<br />

Schlitze das Arbeitsgas passieren muss, wenn es von einem Reservoir ins andere geschoben<br />

wird. Eine quantitative Bestimmung der abgeführten Wärmemenge ist möglich, indem<br />

man den Wasserdurchsatz und die Temperaturänderung des Kühlwassers misst.<br />

Höhe<br />

der Kolben<br />

im<br />

Zylinder<br />

Verdränger−<br />

kolben<br />

Der Verdrängerkolben weist neben der wassergekühlten Metallplatte mit den engen Schlitzen<br />

einen axialen Kanal auf, der mit Kupferwolle gefüllt ist. Durch diesen Kanal stehen die<br />

Gasanteile des Zylinders ober- und unterhalb des Verdrängerkolbens miteinander in Verbindung.<br />

Die Kupferwolle übernimmt die Rolle des Regenerators. Sie soll während der isochoren<br />

Erwärmung bzw. Abkühlung die Wärmeenergie an das Gas abgeben bzw. vom Gas<br />

aufnehmen und hat damit die Funktion eines Zwischenspeichers für die Wärmen Q 2 und Q 4 .<br />

isotherme<br />

Expansion<br />

Arbeitskolben<br />

isochore isotherme isochore<br />

Abkühlung Kompression Erwärmung<br />

Zeit<br />

Der Arbeitskolben, welcher das Gas periodisch komprimiert und entspannt, schließt den<br />

Zylinder nach unten luftdicht ab. Er ist zusammen mit dem Verdrängerkolben an einem<br />

Schwungrad befestigt, wobei der Verdrängerkolben dem Arbeitskolben um 90 ◦ vorauseilt.<br />

Die Bewegung beider Kolben im Zylinder wird in Abb. ST.4 dargestellt.<br />

73<br />

Abbildung ST.4: Phasenbeziehung zwischen Arbeits- und Verdrängerkolben des Heißluftmotors<br />

74


000000<br />

111111<br />

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000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

Versuchsdurchführung<br />

ST<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

4. Versuchsdurchführung<br />

4.1. Bestimmung der Reibungsverluste<br />

Zubehör:<br />

Heißluftmotor (ohne Zylinderkopf und Heizwendel)<br />

Elektromotor<br />

Wasserbehälter (ca. 40 l)<br />

Wasserpumpe<br />

Messzylinder und Stoppuhr<br />

Durchlaufgefäß mit Thermometer<br />

Lichtschranke mit Lochscheibe und Digitalzähler<br />

Thermometer<br />

Durchflussmesser<br />

und<br />

Durchflussgefäß<br />

Elektromotor<br />

Lichtschranke<br />

Zur Bestimmung des Energieverlustes durch Reibung des Kolbens an der Zylinderwand wird<br />

der Stirling-Motor bei offenem Zylinderkopf extern durch einen Elektromotor angetrieben.<br />

Unter der Voraussetzung, dass die dabei auftretende Reibungswärme Q R vollständig an das<br />

Kühlwasser abgegeben wird, kann man durch die dem Kühlwasser zugeführte Energie Q H2O<br />

den Reibungsverlust messen, da Q H2O = Q R gilt.<br />

Q H2O wird mittels der kalorischen Zustandsgleichung Q H2O = c H2Om∆T bestimmt. Dazu<br />

werden die Temperaturerhöhung ∆T des Kühlwassers, der Kühlwasserdurchfluss dm und<br />

dt<br />

die Drehzahl f des Motors gemessen. Die gesuchte Energieabgabe pro Motorzyklus erhält<br />

man dann aus<br />

Q V1<br />

H 2O = c H 2O∆T dm<br />

(ST.1)<br />

f dt<br />

Um die Größe ∆T zu ermitteln, trägt man die Kühlwassertemperatur als Funktion der Zeit<br />

in ein Diagramm (vgl. Abb. ST.5) ein. Man erhält durch Extrapolation die gesuchte Temperaturdifferenz<br />

∆T . Der Versuchsaufbau dafür ist in Abb. ST.6 dargestellt. Für die Messung<br />

wird Wasser zur Kühlung des Motors in einem Behälter bereitgestellt. Das Wasser aus der<br />

Wasserleitung kann nicht direkt als Kühlwasser benutzt werden, da die Temperaturschwankungen<br />

unter Umständen größer als die zu messenden Temperaturdifferenzen sind. Das gesamte<br />

Kühlwasser wird in dem Behälter regelmäßig durchmischt. Außerdem soll der Motor<br />

T 1<br />

T/°C<br />

23<br />

22<br />

21<br />

∆T<br />

Kühlwasserzu− und abfluss<br />

12345<br />

Digitalzähler<br />

Abbildung ST.6: Versuchsaufbau für die Bestimmung der Reibungsverluste<br />

vor jedem Versuch frisch geölt werden, um jeweils die gleichen Ausgangsbedingungen herzustellen.<br />

Sind diese Vorbereitungen abgeschlossen, wird die Wasserpumpe eingeschaltet; der Strom<br />

sollte 800 mA nicht übersteigen (sonst werden die Schläuche undicht). Der Kühlwasserdurchsatz<br />

wird mittels einer Stoppuhr und eines Messzylinders ermittelt. Die Kühlwassertemperatur<br />

soll in Intervallen von zwei Minuten gemessen werden (das Thermometer zeigt<br />

die Kühlwassertemperatur direkt nach Verlassen des Kühlsystems des Motors an). Der Wasserdurchsatz<br />

und die Kühlwassertemperatur sollen während des gesamten Versuchs gemessen<br />

und und als Funktion der Zeit protokolliert werden.<br />

Hat die Temperatur des Kühlwassers einen konstanten Wert erreicht (< 0.1 K/6 min) so wird<br />

der Antrieb zugeschaltet. Die Drehzahl des Stirling-Motors wird sich auf etwa f = 5 s −1<br />

einstellen. Sie wird mit einer Lichtschranke (Lochscheibe an der Motorachse) gemessen.<br />

Die Temperaturmessung wird solange durchgeführt, bis sich wieder eine konstante Gleichgewichtstemperatur<br />

eingestellt hat. Dies ist ungefähr nach 15 Minuten der Fall.<br />

T 2<br />

20<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

t/min<br />

Abbildung ST.5: Zeitlicher Verlauf der Kühlwassertemperatur<br />

75<br />

4.2. Bestimmung der zugeführten Energie und der geleiteten Arbeit<br />

Hier soll die real nutzbare Arbeit Wr<br />

D mit Hilfe des Pronyschen Zaumes bestimmt werden.<br />

Gleichzeitig wird die nicht genutzt Wärmemenge Q V2<br />

H 2O über die Temperatur des<br />

Kühlwassers und die tatsächlich zugeführte Energie Q el aus der elektrischen Heizleistung<br />

gemessen.<br />

76


000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000<br />

111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

000000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111111<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

1<br />

Versuchsdurchführung<br />

ST<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

Zubehör:<br />

Heißluftmotor<br />

Regeltransformator<br />

5 Massestücke<br />

Federkraftmesser (Stativfuß und -stange)<br />

1 Multimeter<br />

1 Strommessgerät<br />

Wasserbehälter (ca. 40 l)<br />

Wasserpumpe<br />

Messzylinder und Stoppuhr<br />

Durchlaufgefäß mit Thermometer<br />

Lichtschranke mit Lochscheibe und Digitalzähler<br />

Federkraftmesser<br />

Thermometer<br />

Durchflussmesser<br />

und<br />

Durchflussgefäß<br />

Pronyscher<br />

0<br />

Zaum<br />

Lichtschranke<br />

Die real zugeführte Energie Q r kann auf unterschiedliche Weisen gemessen und berechnet<br />

werden. Dabei können die Werte deutlich voneinander abweichen.<br />

Ermittlung aus der zugeführten elektrischen Energie:<br />

Kühlwasserzu− und abfluss<br />

12345<br />

Digitalzähler<br />

Q el<br />

r = U · I<br />

f<br />

(ST.2)<br />

Ermittlung aus abgegebener Wärme an das Kühlwasser und verrichteter mechanischer Arbeit<br />

(I. Hauptsatz):<br />

Q th<br />

r = W r + Q V2<br />

H 2O<br />

(ST.3)<br />

Da das Arbeitsgas nun beheizt wird, unterscheidet sich Q V2<br />

H 2O auch bei gleicher Drehzahl von<br />

dem im ersten Versuch ermittelten Wert um die zusätzlich vom Gas an das Kältereservoir<br />

(Kühlwasser) abgegebene Wärmemenge Q ′ . Es gilt also:<br />

Q V2<br />

H 2O = Q ′ + Q R −→ Q th<br />

r = W r + Q ′ + Q R . (ST.4)<br />

Bestimmt man die real abgegebene Arbeit Wr<br />

D durch eine Drehmomentmessung an der Motorachse<br />

mit Hilfe des Pronyschen Zaums, so lässt sich Wr<br />

D wie folgt berechnen:<br />

T = r × F .<br />

(ST.5)<br />

Ist der Pronysche Zaum in Ruhe, so wird das Drehmoment T durch die Federkraft F F und<br />

die Gewichtskraft F G der angehängten Massestücke kompensiert. Es gilt also:<br />

Bei waagerechter Ausrichtung des Zaums gilt<br />

Für die abgegebene Leistung P D r<br />

gilt<br />

F = F F + F G<br />

T = r · F .<br />

(ST.6)<br />

(ST.7)<br />

P D r = T · ω mit ω = 2πf . (ST.8)<br />

77<br />

Abbildung ST.7: Versuchsaufbau für die Bestimmung der real abgegebenen Arbeit, Nutzung<br />

eines Pronyschen Zaumes<br />

Die Arbeit pro Zyklus beträgt dann<br />

W D r = 2πT = 2πr(mg + F F ) (ST.9)<br />

Der Versuchsaufbau ist in Abbildung ST.7 zu sehen. Das Kühlwasser wird im Wasserbehälter<br />

bereitgestellt und während der Temperaturmessung, die wie in 4.1. beschrieben durchgeführt<br />

wird, regelmäßig umgerührt. Analog zu 4.1. lässt sich daraus zusammen mit dem Durchfluss<br />

dm<br />

und der Frequenz f nach Gl. ST.1 wieder die Wärmemenge Q V2<br />

dt H 2O bestimmen. Nachdem<br />

der Motor neu geölt wurde, verschließt man den Zylinder mit dem Zylinderkopfdeckel<br />

luftdicht. Der Strommesser und das Multimeter werden angeschlossen, dabei soll darauf geachtet<br />

werden, dass die (Wechsel-)Spannung mit minimalem Fehler gemessen werden kann.<br />

Sobald die Kühlwassertemperatur annähernd konstant ist, wird der Trafo für die Zylinderkopfheizung<br />

eingeschaltet. Unmittelbar nachdem die Heizwendel zu glühen begonnen hat,<br />

muss der Motor (in Uhrzeigersinn) von Hand angeworfen werden. Nun wird der Pronysche<br />

Zaum lose um die Motorachse gelegt und die Lochscheibe wieder angeheftet. Der Trafo wird<br />

so eingestellt, dass die Drehzahl mindestens f=5.0 s −1 beträgt. Nach einigen Minuten ist die<br />

Drehzahl konstant und Stromstärke sowie Spannung können regelmäßig gemessen werden,<br />

ebenso ist die Kühlwassertemperatur zu protokollieren. Aus dieser Messung erhält man nach<br />

Gl. (ST.1) Q el<br />

r .<br />

Die Schrauben links und rechts am Pronyschen Zaum werden langsam so angezogen, dass<br />

der Motor gerade noch rund läuft. Dabei soll die Drehzahl des belasteten Motors nicht unter<br />

f=3 s −1 sinken. Sollte der Motor doch aus Versehen zum Stehen gekommen sein, so muss er<br />

entweder unverzüglich wieder angeworfen werden oder es muss sofort die elektrische Heizung<br />

abgeschaltet werden. Ein Motorstillstand bei eingeschalteter Zylinderkopfheizung<br />

78


Versuchsdurchführung<br />

ST<br />

ST<br />

Der Stirling-Motor als Wärmekraftmaschine<br />

<br />

Pronyscher<br />

Zaum<br />

Motorachse<br />

Federkraftmesser<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

Bremsschrauben<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

0000000000000000000<br />

1111111111111111111<br />

0000000000000000000<br />

1111111111111111111<br />

0000000000000000000<br />

1111111111111111111<br />

Massestücke<br />

Schwungrad<br />

Abbildung ST.8: Drehmomentmessung unter Anwendung eines Pronyschen Zaums, Lage<br />

der Massestücke und des Federkraftmessers<br />

<br />

<br />

kann zur Zerstörung der Maschine führen! Durch Massestücke auf der einen und den Federkraftmesser<br />

auf der anderen Seite wird der Pronysche Zaum in der Horizontalen gehalten<br />

(vgl. Abb. ST.8). Ist das System in einem relativ schwingungsfreien Gleichgewichtszustand,<br />

wird die Anzahl der Massestücke, die am Federkraftmesser angreifende Kraft und die Drehzahl<br />

des Motors gemessen. In diesem Zustand wird der Motor noch ca. 15 bis 20 Minuten<br />

betrieben, bis die Temperatur des Kühlwassers wieder konstant ist. Dann kann auch die Temperaturmessung<br />

beendet und der Trafo für die Glühwendel ausgeschaltet werden.<br />

4.3. Aufnahme des pV -Diagramms<br />

Aus dem pV -Diagramm lässt sich die die vom Gas verrichtete Arbeit W pV<br />

i bestimmen<br />

(Wie?). Gleichzeitig kann aus der elektrischen Heizleistung die zugeführte Wärme Q el pro<br />

Motorzyklus bestimmt werden.<br />

Zubehör:<br />

Heißluftmotor<br />

Multimeter<br />

Strommesser<br />

Aufbau zur Darstellung des pV -Diagramms mittels eines Lasers<br />

Millimeterpapier<br />

Stoppuhr<br />

Im Gegensatz zu der in 4.2. bestimmten, vom Motor real abgegebenen Arbeit Wr<br />

D lässt sich<br />

durch ein pV -Diagramm die vom Arbeitsgas ideal abgegebene Arbeit W pV<br />

i aufzeichnen.<br />

Man erhält sie aus der Fläche A im pV -Diagramm, dazu muss die Druck- und Volumenachse<br />

kalibriert werden. Dies ergibt sich aus dem Hubraum (150 ml) und dem maximaler<br />

Druckänderung. Da dieser Versuch einen Vergleichswert für die abgegebene Arbeit liefern<br />

soll, müssen die Versuchsbedingungen möglichst genau denen von 4.2. entsprechen, insbesondere<br />

hinsichtlich Heizleistung und Kühlwasserdurchfluss. Ebenso muss der Motor wieder<br />

frisch geölt werden.<br />

79<br />

<br />

Abbildung ST.9: Versuchsaufbau zur Bestimmung der abgegebenen Arbeit durch Aufzeichnen<br />

des pV -Diagramms<br />

Den Versuchsaufbau kann man Abb. ST.9 entnehmen. Der pV -Indikator wird mit dem Motor<br />

verbunden. Der Druckanschluss wird hergestellt, indem der druckfeste Schlauch, der am<br />

pV -Indikator befestigt ist, mit dem Druckmessanschluss an der Kolbenstange verbunden<br />

wird. Für den Volumenanschluss wird eine dünne Schnur am Arbeitskolben befestigt, über<br />

eine Umlenkrolle am Fuß des Heißuftmotors geführt und mit dem Schwinghebel des pV -<br />

Indikators in passender Länge verbunden.<br />

Bei diesem Versuch wird die zugeführte Wärme nur elektrisch über die Heizspannung bestimmt,<br />

deshalb könnte hier mit Leitungswasser direkt gekühlt werden. Durch wiederholtes<br />

Messen und Regeln stellt man den gleichen Durchsatz wie in 4.2. her. Die Multimeter werden<br />

analog zu 4.2. angeschlossen.<br />

Nun wird der Trafo eingeschaltet, der Motor angeworfen und die Spannung so geregelt,<br />

dass der Motor mit gleicher Drehzahl f wie im unbelasteten Fall in 4.2. läuft. Strom und<br />

Spannung mehrmals messen!<br />

Nach diesen Vorbereitungen wird der Laser eingeschaltet. pV -Indikator, Schirm und Laser<br />

müssen so hintereinander auf der optischen Bank justiert werden, dass die vom Laser aufgezeichnete<br />

Kurve vollständig auf dem Schirm erscheint. Ein Blatt Millimeterpapier wird auf<br />

den Schirm gelegt. Den maximalen Volumen- und Druckbereich auf dem Schirm ermittelt<br />

man, indem man jeweils die Verbindung zu Druck- (Schlauch) bzw. Volumensensor (Faden)<br />

80


Auswertung<br />

ST<br />

GS<br />

Gitterspektrometer<br />

unterbricht und und einen kompletten Zyklus durchfährt. Horizontale und vertikale Auslenkung<br />

erscheinen jeweils als Geraden und können mit Bleistift nachgezeichnet werden. Die<br />

Volumenachse weicht auf Grund ihrer Konstruktion leicht von der Geradenform ab.<br />

Die Anschlüsse werden wieder hergestellt und die projizierte Kurve wird auf dem Papier<br />

nachgezeichnet. Dabei darf der Schirm nicht bewegt werden. Abschließend wird der Trafo<br />

ausgeschaltet und der Kühlwasserzufluss unterbrochen. Aus der von der Kurve umschlossenen<br />

Fläche ist die während eines Zyklus vom Arbeitsgas abgegebene Arbeit W pV<br />

i zu bestimmen.<br />

GS<br />

Literatur<br />

Gitterspektrometer<br />

• Gerthsen Physik: 22. Auflage, Kap. 10.1<br />

• Bergmann/Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Vol. III (Optik), Kap. 3.8.<br />

• Staudt: Skript Experimentalphysik III (Atomphysik) Kap. 3.6<br />

5. Auswertung<br />

Der Wirkungsgrad η ist definiert als das Verhältnis von Nutzarbeit |W | zu zugeführter<br />

Wärme Q:<br />

η = W (ST.10)<br />

Q<br />

Experimentell kann der Wirkungsgrad des Motors unter zwei Aspekten bestimmt werden:<br />

Zum einen kann untersucht werden, wie diese spezielle Maschine den Stirling-Prozess ausnutzt.<br />

Damit wird der reale Wirkungsgrad η r berechnet:<br />

1. Fragen zur Vorbereitung<br />

• Wiederholen Sie die Grundlagen zum Versuch Beugung am Gitter.<br />

• Warum empfiehlt es sich, linke und rechte Beugungsordnungen zu vermessen anstatt<br />

ebenso vieler Beugungsordnungen auf nur einer Seite?<br />

• Leiten Sie schriftlich die Gleichungen (GS.2) und (GS.5) her.<br />

η r = W r<br />

.<br />

(ST.11)<br />

Q r<br />

Durch Berücksichtigung der Reibungsverluste Q R lässt sich die tatsächlich vom Gas verrichtete<br />

Arbeit bestimmen. Daraus ergibt sich der Wirkungsgrad eines idealen Motors:<br />

η i = W i<br />

Q r<br />

= W r + Q R<br />

Q r<br />

. (ST.12)<br />

Berücksichtigt man nun noch die verschiedenen Methoden zur Bestimmung der nutzbaren<br />

Arbeit und der zugeführten Arbeit, so ergeben sich folgende Gleichungen:<br />

Elektrisch zugeführte Energie:<br />

η el<br />

r = W D r<br />

Q el r<br />

η el<br />

i = W D r<br />

+ Q R<br />

Q el<br />

r<br />

Thermodynamisch bestimmte zugeführte Energie:<br />

η th<br />

r<br />

= W D r<br />

Q th<br />

r<br />

η th<br />

i = W D r + Q R<br />

Q th r<br />

. (ST.13)<br />

(ST.14)<br />

. (ST.15)<br />

(ST.16)<br />

Mit dem in 4.3. gemessenen Werten kann man einen weiteren Wirkungsgrad bestimmen:<br />

η pV<br />

i<br />

= W pV<br />

i<br />

Q el<br />

r<br />

81<br />

(ST.17)<br />

2. Aufgaben:<br />

1. Messung der Wellenlänge λ des Natriumlichtes mit dem Gitterspektrometer. Dazu<br />

werden die Beugungswinkel für vier Ordnungen (die 2., 4., 6. und 8.) links und<br />

rechts der nullten Ordnung je zehnmal gemessen. Man beginnt mit der Messung<br />

zweckmäßigerweise bei der 8. Ordnung auf der einen Seite und misst dann bis zur<br />

8. Ordnung auf der anderen Seite. Bei der Auswertung sind die Beugungswinkel der<br />

einzelnen Ordnungen anzugeben. Das Gitter besitzt 100 Spalte pro Millimeter.<br />

2. Man bestimme die Breite der Gitterspalte aus der Intensitätsverteilung der Hauptmaxima.<br />

3. Das Natriumlicht besteht im gelben Spektralbereich aus zwei Linien mit einer Wellenlängendifferenz<br />

von 0,6 nm. Man beobachte, ab welcher Beugungsordnung sich die<br />

beiden gelben Linien auflösen lassen, und schätze dann auf Grund der unten angegebenen<br />

Formel die Zahl der interferierenden Spalte des Gitters ab. Aus Gitterbreite<br />

und Gitterkonstante berechne man ebenfalls die Zahl der Gitterspalte. Warum tritt zwischen<br />

diesen beiden Ergebnissen eine Diskrepanz auf?<br />

4. Führen Sie eine Fehlerrechnung durch.<br />

3. Grundlagen<br />

Unter einem Beugungsgitter versteht man ein System vieler gleich breiter, in gleichen<br />

Abständen dicht beieinander liegender, einander paralleler Spalte. Im Unterschied zum<br />

82


Grundlagen<br />

GS<br />

GS<br />

Gitterspektrometer<br />

Versuch GI wird nun auch die endliche Breite der Einzelspalte berücksichtigt. Die undurchlässigen<br />

Streifen zwischen den Spalten (Stege) können z.B. durch Furchen realisiert<br />

sein, die in eine Glasplatte geritzt sind. Der Abstand entsprechender Punkte in zwei benachbarten<br />

Spalten heißt die Gitterkonstante g.<br />

Fällt eine ebene Welle (Parallellichtbündel) auf ein solches Gitter, so wird nach dem Huygensschen<br />

Prinzip jeder Spalt Ausgangspunkt einer Zylinderwelle. Die von den einzelnen<br />

Spalten ausgehenden Wellen sind kohärent, sie können also miteinander interferieren. Zwei<br />

von benachbarten Spalten ausgehende Wellen verstärken sich maximal in der Richtung, in<br />

der ihr Gangunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge λ ist.<br />

Der Gangunterschied ist ∆ = g · sin ϕ, bei Verstärkung ist also<br />

[ g<br />

g · sin ϕ = kλ, k = 0, 1, 2, 3 . . .<br />

λ]<br />

(GS.1)<br />

k ist dabei die Beugungsordnung der Spektrallinie. Bei bekannter Gitterkonstante g kann<br />

man also aus Gleichung (GS.1) und der Messung der Beugungswinkel die Wellenlänge der<br />

Spektrallinie ermitteln. Die Helligkeit der Maxima in den verschiedenen Beugungsordnungen<br />

ist moduliert durch die Beugungserscheinungen an den einzelnen Spalten des Gitters.<br />

Die Intensitätsverteilung der Interferenzfigur eines Gitters bei Fraunhoferscher Beugungsanordnung<br />

ergibt sich durch Integration über einen Spalt und Summation über N Spalte 5 :<br />

I<br />

−4 λ<br />

g<br />

b b b b<br />

g<br />

−3 λ<br />

g<br />

−2 λ<br />

g<br />

− λ g<br />

0 λ 2λ 3λ λ<br />

4g 4g 4g g<br />

I 1<br />

I 2<br />

2 λ<br />

g<br />

3 λ<br />

g<br />

4 λ<br />

g<br />

I(ϕ) ∼ sin2 δ 1<br />

δ 2 1<br />

· sin2 Nδ 2<br />

sin 2 δ 2<br />

= I 1 (ϕ) · I 2 (ϕ) (GS.2)<br />

Der erste Term I 1 (ϕ) (Formfaktor) beschreibt die Beugungsfigur eines Einzelspaltes. Der<br />

zweite Term I 2 (ϕ) (Strukturfaktor) beschreibt hingegen die Interferenz von N kohärenten<br />

gleich intensiven punktförmigen Lichtquellen, d.h. die Interferenz der Gitterspalte. Dabei<br />

sind δ 1 und δ 2 die halben Gangunterschiede, die einem Spalt der Breite b bzw. einem Spaltabstand<br />

g unter einem Beugungswinkel ϕ entsprechen.<br />

δ 1 = π λ · d 1 = π · b · sin ϕ (GS.3)<br />

λ<br />

δ 2 = π λ · d 2 = π · g · sin ϕ (GS.4)<br />

λ<br />

Zur Veranschaulichung sind in Abbildung GS.1 der Formfaktor I 1 (ϕ) (gestrichelt) und der<br />

Strukturfaktor I 2 (ϕ) (durchgezogen) für N = 4 Spalte und ein Verhältnis g b = 9 4 gezeichnet.<br />

Die gefüllte Fläche beschreibt die Helligkeitsverteilung I(ϕ) des gesamten Gitters. Das erste<br />

Minimum von I 1 (ϕ) liegt bei sin ϕ = λ/b, das erste Maximum von I 2 (ϕ) bei sin ϕ = λ/g.<br />

Zur Bestimmung der Spaltbreite b stelle man fest, zwischen welchen Ordnungen das erste<br />

Minimum der Beugungsfigur des Einzelspaltes liegt und berechne so die mittlere Spaltbreite<br />

b. Die Leistungsfähigkeit eines Gitters wird charakterisiert durch das Auflösungsvermögen<br />

λ<br />

(vgl. auch Versuch AG), wobei ∆λ der Wellenlängenunterschied ist, den zwei Spektrallinien<br />

mindestens haben müssen, um getrennt zu werden. Es<br />

∆λ<br />

ist<br />

λ<br />

∆λ = Nk ,<br />

(GS.5)<br />

mit N der Anzahl der beleuchteten Spalte des Gitters und k der Ordnung des Spektrums.<br />

5 Zur Berechnung der komplexen e-Funktionen können auch Zeigerdiagramme verwendet werden.<br />

83<br />

−2 λ − 0<br />

b λ<br />

b λ 2<br />

b λ<br />

b<br />

sin ϕ<br />

Abbildung GS.1: Beugungsbild eines Gitters mit 4 beleuchteten Spalten und einem Verhältnis<br />

von 9/4 zwischen Spaltabstand und -breite<br />

4. Justierung<br />

In der Brennebene der Linse des Kollimatorrohres steht ein Spalt, der von der Na-<br />

Dampflampe Q beleuchtet wird. Das aus dem Kollimator austretende Licht ist parallel begrenzt<br />

und trifft senkrecht auf das Gitter, das es spektral zerlegt. Das Objektiv des Fernrohres<br />

sammelt die gebeugten Wellen in seiner Brennebene, in der sich außerdem ein Fadenkreuz<br />

befindet. Fadenkreuz und Spektrallinie werden mit der als Lupe wirkenden Okularlinse betrachtet.<br />

Bei der Justierung gehe man wie folgt vor:<br />

1. Fernrohr auf unendlich einstellen, gleichzeitig Fadenkreuz scharf einstellen (zwei Verstellmöglichkeiten<br />

am Fernrohr)<br />

2. Spalt in die Brennebene der Linse bringen. (Der Spalt steht in der Brennebene, wenn<br />

er mit dem auf unendlich eingestellten Fernrohr scharf gesehen wird).<br />

3. Gitter senkrecht zum Spaltrohr drehen (bitte dabei nicht auf das Gitter fassen). Dazu<br />

wird das Fadenkreuz auf die nullte Ordnung eingestellt. Dann visiert man über das<br />

Fernrohr und dreht das Gitter so, dass sich das beobachtende Auge genau über dem<br />

84


Justierung<br />

GS<br />

GS<br />

Gitterspektrometer<br />

Q<br />

Kollimator<br />

Fernrohr<br />

Fadenkreuz<br />

Der äußere Fehler wird groß, wenn die Einzelmessungen stärker voneinander abweichen,<br />

als ihre Standardabweichungen erwarten lassen. Das kann verschiedene Ursache haben, z.B.<br />

falsche Fehlerangaben, Nichtvergleichbarkeit der Einzelmessungen durch Abhängigkeit von<br />

weiteren Größen, Korrelation der Messwerte oder bei Regressionsanalysen ein falsch angenommener<br />

physikalischer Zusammenhang und damit möglicherweise die Entdeckung neuer<br />

Physik. Letzteres ist allerdings in diesem Versuch recht unwahrscheinlich. Theoretisch ist<br />

der innere Fehler gleich dem äußeren Fehler.<br />

Um nicht einen falschen zu kleinen Gesamtfehler vorzutäuschen, wird als mittlerer Fehler<br />

eines gewogenen Mittels das Maximum des äußeren und inneren Fehlers genommen.<br />

Spalt<br />

Linse<br />

Gitter<br />

Objektiv<br />

Okular<br />

Abbildung GS.2: Strahlengang des Gitterspektrometers<br />

Fernrohr im Spiegel sieht, bzw. man bringt im Fernrohr das Fadenkreuz mit seinem<br />

Spiegelbild (Reflexion am Gitter) zur Deckung.<br />

Für die Messung empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Zu jeder Ordnung wird der mittlere<br />

Winkel bestimmt. Um den Nullpunkt nicht separat messen zu müssen werden Werte aus<br />

gegenüberliegenden Ordnungen zusammengenommen (Mittelwertsbildung). Man erhält für<br />

jede Ordnung einen Winkel φ k mit ihrer Standardabweichung ∆φ k . Zu jeder Ordnung lassen<br />

sich vier Wellenlängen λ k mit Fehler ∆λ k aus der Fehlerfortpflanzung bestimmen. Für<br />

das endgültige Ergebnis werden die Wellenlängen der verschiedenen Ordnungen gewichtet<br />

gemittelt.<br />

Allgemein gilt für den gewichteten Mittelwert einer Messreihe mit n Werten x i und ihren<br />

Gewichten g i<br />

¯x =<br />

∑<br />

gi x i<br />

∑<br />

gi<br />

.<br />

(GS.6)<br />

Die Gewichte g i werden aus den Standardabweichungen σ i mittels g i = 1/σi 2 berechnet. Der<br />

innere Fehler des gewichteten Mittelwerts lautet<br />

√<br />

1<br />

σ int = ∑ .<br />

(GS.7)<br />

gi<br />

Der innere Fehler leitet sich nur aus den mitgegebenen Fehlern der Ursprungswerten her.<br />

Er ist immer kleiner oder gleich dem kleinsten Fehler eines Einzel-Messwertes. Vereinfacht<br />

ausgedrückt wird durch die Hinzunahme weiterer Messwerte das Ergebnis genauer.<br />

Der äußere Fehler des gewichteten Mittelwerts berechnet sich aus<br />

√ ∑<br />

gi (x i − ¯x)<br />

σ ext =<br />

2<br />

(n − 1) ∑ . (GS.8)<br />

g i<br />

85<br />

86


MS<br />

MS<br />

Michelson-Interferometer<br />

MS<br />

Michelson-Interferometer<br />

Stichworte: Interferenz, Interferometer, Bestimmung von Brechungsindizes<br />

Literatur<br />

• Gerthsen Physik: 22. Auflage, Kap. 10.1.13<br />

• Bergmann/Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Vol. III (Optik), Kap. 3.4 und<br />

15.4.2, Zum Thema Laser: Kap. 8.4 oder auch Vol. V (Festkörper)<br />

1. Fragen zur Vorbereitung<br />

• Entstehung der Interferenzen am Keil.<br />

• Kohärenzbedingungen<br />

• Wie funktioniert ein (Halbleiter-) Laser?<br />

• Wie lauten die Interferenzbedingungen im Michelson-Interferometer?<br />

• In welchen Anwendungen wird ein Michelson Interferometer genutzt?<br />

2. Aufgaben<br />

1. Erläutern Sie Aufbau und Eigenschaften des Michelson-Interferometers.<br />

2. Bestimmen Sie die Wellenlänge eines Halbleiterlasers.<br />

3. Messen Sie den Brechungsindex von Gasen (Luft).<br />

4. Messen Sie den Brechungsindex und die Dicke dünner Glasplättchen.<br />

3. Grundlagen<br />

Im Versuch wird ein Halbleiterlaser verwendet. Je nach Leistung und Wellenlänge eines<br />

Lasers können sehr schnell dauerhafte Schäden hervorgerufen werden. Der direkte und indirekte<br />

Blick (Reflektionen) in den Strahl ist daher unter allen Umständen zu verhindern. Bei<br />

Experimenten mit Laserstrahlen sind sehr empfindliche Spiegel notwendig. Der Umgang mit<br />

diesen muss daher mit entsprechender Sorgfalt erfolgen. Entscheidend für das Gelingen des<br />

Versuches ist, dass der Strahl stets parallel zum Optischen Tisch verläuft!<br />

In diesem Versuch soll ein Michelson-Interferometer aufgebaut werden. Hierfür benötigt<br />

man eine Lichtquelle, zwei Spiegel und einen Strahlteiler. Der Strahl läuft vom Laser auf<br />

den Strahlteiler und wird dort in zwei Teilstrahlen aufgetrennt. Diese Teilstrahlen laufen unabhängig<br />

voneinander auf zwei Spiegel. Dort reflektiert kommen sie zum Strahlteiler zurück,<br />

87<br />

werden wieder vereinigt und auf den Beobachtungsschirm gelenkt. Auf diesem kann man<br />

nun die Interferenz der beiden Strahlen beobachten, die von der Differenz der optischen Wege<br />

(d.h. den geometrischen Wegen und den Brechungsindizes der durchlaufenen Materialien)<br />

abhängt. Geben Sie die Bedingungen an, unter denen die Intensität maximal bzw. minimal<br />

wird.<br />

Um ein ausgedehnetes Interferenzmuster zu erhalten, wird der Laserstrahl mit einem Linsensystem<br />

aufgeweitet, wobei entweder ein paralleles oder divergentes Lichtbündel entsteht.<br />

Unter bestimmten Bedingungen lassen sich nun auf dem Schirm konzentrische Kreise (Haidingersche<br />

Ringe) oder aber äquidistante Linien erkennen. Die Orientierung und Abstände<br />

der Linien lassen sich zudem einstellen.<br />

Der Versuch lässt sich nicht nur mit einem Laser durchführen, sondern auch mit einer einfachen<br />

Glühlampe. Hierbei treten allerdings sehr weitreichende Effekte auf, die zu völlig<br />

anderen Interferenzmustern führen. Hierbei kommt – im Gegensatz zum Laser – auch sehr<br />

schnell die endliche Kohärenzlänge zu tragen. Bekanntermaßen gilt die Heisenbergsche<br />

Unschärferelation. Daraus folgt unmittelbar<br />

<br />

≥<br />

2<br />

∆p · ∆x = ∆E · ∆t = h∆ν · ∆t (MS.1)<br />

1<br />

≥<br />

4π<br />

∆ν · ∆t (MS.2)<br />

Damit existiert die Welle, mit der wir das Licht beschreiben, nur eine endliche Zeit ∆t.<br />

Breitet sich die Welle mit der Lichtgeschwindigkeit c aus, so ergibt sich die Kohärenzlänge<br />

4. Versuche<br />

4.1. Justierung<br />

L = c · ∆t<br />

(MS.3)<br />

Sinnvollerweise beginnt man mit dem Laser. Dieser wird mit Spannpratzen auf dem Optischen<br />

Tisch befestigt und so justiert, dass der Strahl parallel zur Oberfläche des Tisches<br />

verläuft. Als zweites wird vor dem Laser ein Spiegel positioniert. Durch Verstellen der Justierschrauben<br />

kippt man diesen so, dass der Strahl in den Laser reflektiert wird. Zwischen<br />

Laser und Spiegel bringt man den Strahlteiler an. Wird nun der zweite Teilstrahl ebenfalls<br />

durch einen Spiegel zum Strahlteiler reflektiert, so gelangt ein gewisser Anteil ebenfalls zum<br />

Laser. Dieser zweite Spiegel wird nun genauso justiert. Auf dem Schirm sollte nun ein Interferenzmuster<br />

zu erkennen sein. Falls notwendig kann dieses mit einer Linse vergrößert<br />

werden.<br />

4.2. Interferenzen im Interferometer<br />

Das Interferometer lässt sich nun auf verschiedene Arten verwenden. Zunächst sollen die<br />

verschiedenen Interferenzmuster durch vorsichtige(!) Verstellung der Spiegel und unter Verwendung<br />

der Linsen eingestellt und identifiziert werden.<br />

88


Versuche<br />

MS<br />

MS<br />

Michelson-Interferometer<br />

4.3. Bestimmung der Wellenlänge des Lasers<br />

Einer der Spiegel lässt sich durch eine Mikrometerschraube verstellen. Die Mikrometerschraube<br />

hat eine Steigung von 0.35 mm und kann mit einem Getriebe (Untersetzung ca.<br />

(118±1):1) bedient werden. Dadurch kann man den relativen Abstand der Spiegel verändern,<br />

wodurch sich das Interferenzmuster verschiebt. Aus dieser Änderung der Interferenz kann<br />

die Wellenlänge des Lasers bestimmt werden. Die Ableitungen der verwendeten Gleichungen<br />

sind anzugeben.<br />

4.5. Messung des Brechungsindex dünner Glasplättchen<br />

Zum Abschluss des Versuches soll eine etwas schwierigere Aufgabe gelöst werden. Solange<br />

der Brechungsindex von Gasen gemessen werden soll, ist es verhältnismäßig einfach, das<br />

Medium kontinuierlich in den Strahlengang einzubringen. Aber wie kann die Messung an<br />

Feststoffen erfolgen? Für diesen Versuch stehen dünne Glasplättchen bereit, die man im<br />

Strahlengang langsam kippen kann. Leiten Sie schriftlich her, wie sich der Gangunterschied<br />

in Abhängigkeit von Glasdicke, Brechungsindex und Kippwinkel ändert.<br />

4.4. Messung des Brechungsindex von Luft<br />

Wird in einen Arm des Interferometers ein anderes Medium eingebracht, so ändert sich in<br />

diesem Abschnitt die Lichtgeschwindigkeit. Dies führt zu einem effektiven Gangunterschied.<br />

Wird das Medium kontinuierlich eingebracht, so lässt sich damit eine ebenso kontinuierliche<br />

Veränderung des Interferenzmusters beobachten. Aus dieser Änderung soll der Brechungsindex<br />

des Mediums bestimmt werden. Die einfachste Möglichkeit, das Medium kontinuierlich<br />

einzubringen, ist die Messung an Gasen unter Verwendung einer Vakuum-/Druckzelle. In<br />

diesem Versuch soll als gasförmiges Medium die Luft genutzt werden. Hierzu wird die Gaszelle<br />

(Länge 10±0.1 cm) evakuuiert und über ein Ventil langsam wieder belüftet. Überlegen<br />

Sie wie daraus der Brechungsindex bestimmt werden kann. In der Literatur sind in der Regel<br />

die Werte bei ”<br />

Normbedingungen“ (20 ◦ C, 1013 mbar) angegeben. Um vergleichbare Messergebnisse<br />

zu erhalten ist daher eine Umrechnung auf Normbedingungen notwendig. Der<br />

Brechungsindex ändert sich linear mit dem Druck, die Änderung aufgrund der Temperatur<br />

kann vernachlässigt werden. Die Messung des Druckes erfolgt mit einem IC an der Vakuumzelle,<br />

der eine Gleichspannung zwischen 0.5 Volt (̂=0 bar) und 4.5 Volt (̂=1 bar) ausgibt.<br />

Die Genauigkeit beträgt ±0.04 Volt.<br />

Abbildung MS.1: Aufbau eines Michelson-Interferometers<br />

89<br />

90


AG<br />

AG<br />

Auflösungsvermögen von Prisma und Gitter<br />

AG<br />

Auflösungsvermögen von Prisma und Gitter<br />

3.1. Gitter<br />

Literatur<br />

• Bergmann/Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Vol. III (Optik) 10. Auflage,<br />

Kap. 3.9 (insbesondere 3.9.3 Prisma)<br />

• Gerthsen Physik: 22. Auflage, Kap. 10.1<br />

• Staudt: Script Experimentalphysik III (Atomphysik) Kap. 3.6<br />

• Anleitungen zu den Versuchen GI und GS (u.a. Fehlerrechnung)<br />

1. Vorbereitung<br />

• Leiten schriftlich Sie die Gleichungen (AG.1) bis (AG.4) her.<br />

• Warum werden für die Auswertung die Gleichungen (AG.2) und (AG.4) anstelle der<br />

Gleichungen (AG.1) und (AG.3) verwendet?<br />

• Welches sind die charakteristischen Unterschiede zwischen einem Beugungsspektrum<br />

und einem Prismenspektrum? Dabei sind folgende Punkte zu betrachten: Anordnung<br />

der Spektrallinien, Maßstab des Spektrums und Zahl der ähnlichen Spektren und Winkelabhängigkeit<br />

der gebeugten/gebrochenen Wellenlänge.<br />

2. Aufgaben<br />

1. An den beiden gelben Hg-Linien bestimme man das Auflösungsvermögen eines Gitters<br />

gemäß Gleichung AG.2 in mindestens drei unterschiedlichen Ordnungen.<br />

2. Aus der Beobachtung der beiden gelben Hg-Linien bestimme man das<br />

Auflösungsvermögen eines Prismas nach Gleichung (AG.4).<br />

3. Vergleichen Sie die gefundenen Werte von λ<br />

578 nm<br />

mit dem theoretischen Wert<br />

∆λ 2, 1 nm .<br />

Die Messungen werden mehrfach durchgeführt, so dass eine Berechnung des zufälligen und<br />

Abschätzung des systematischen Fehlers möglich sind.<br />

3. Grundlagen<br />

Ein Maß für die Güte von Spektralapparaten ist das Auflösungsvermögen. Es ist definiert als<br />

λ<br />

. Der Grund für das begrenzte Auflösungsvermögen liegt in der Beugung des verwendeten<br />

∆λ<br />

Lichtbündels endlichen Querschnitts. Es existieren nun zwei Elemente um einen Spektralapparat<br />

aufzubauen. Ziel des Versuches ist es das Auflösungsvermögen dieser Elemente soweit<br />

einzuschränken, dass die gelbe Doppellinie (577,0 nm und 579,1 nm) im Quecksilberspektrum<br />

gerade noch aufgelöst werden kann.<br />

91<br />

Das Auflösungsvermögen des Gitter ist gegeben durch:<br />

λ<br />

∆λ = kN .<br />

(AG.1)<br />

Dabei sind k die Ordnung der Beugung und N die Zahl der interferierenden Strahlen (Gitterstriche).<br />

Diese Gleichung lässt sich umformen zu<br />

λ<br />

∆λ = B sin ϕ<br />

λ cosϕ = B λ tanϕ<br />

(AG.2)<br />

ϕ ist dabei der Winkel zwischen der nullten Ordnung und dem mittleren Wert der beiden<br />

gelben Hg-Linien in der beobachteten Ordnung. Das Auflösungsvermögen des Gitters wird<br />

verständlicherweise durch B eingeschränkt.<br />

3.2. Prisma<br />

Die Theorie liefert für das Auflösungsvermögen des Prismas:<br />

λ<br />

∆λ = b · dn<br />

dλ ,<br />

(AG.3)<br />

wobei b die effektive Basisbreite und dn die Dispersion des Prismas sind. Eine andere Gleichung<br />

für das Auflösungsvermögen, die man aus einfachen geometrischen Überlegungen<br />

dλ<br />

gewinnt und die der Messung gut zugängliche Größen enthält, ist:<br />

λ<br />

∆λ = B · ∆ǫ<br />

∆λ<br />

(AG.4)<br />

Hierbei sind B die Spaltbreite und ∆ǫ der Unterschied im Ablenkwinkel zwischen den beiden<br />

gelben Hg-Linien.<br />

4. Durchführung<br />

4.1. Justierung des Spektralapparates<br />

Notieren Sie die Nummer des Gerätes, des Gitters und des Prismas! 6 Das Beobachtungsfernrohr<br />

muss zunächst auf unendlich eingestellt werden. Dazu nimmt man es aus der Halterung<br />

heraus und stellt es auf einen fernen Gegenstand scharf ein. Nun muss der Beleuchtungsspalt<br />

BSp in die hintere Brennebene der Kollimatorlinse KLi gebracht werden; dies ist erreicht,<br />

wenn man den Spalt in dem auf unendlich eingestellten Fernrohr scharf sieht. Das<br />

Kollimatorrohr ist genau auf die Lichtquelle Q zu richten, damit man ein helles Bild des<br />

Beleuchtungsspaltes erhält; dieser ist dann so eng wie möglich einzustellen.<br />

6 Siehe auch Versuch Gitterspektrometer<br />

92


Durchführung<br />

AG<br />

PO<br />

Doppelbrechung und elliptisch polarisiertes Licht<br />

PO<br />

Doppelbrechung und elliptisch polarisiertes Licht<br />

Stichworte: Herstellung linear polarisierten Lichtes, Nicolsches Prisma, ”<br />

λ/4-Folie“<br />

Literatur<br />

Q<br />

BSp KLi<br />

Prisma<br />

Spalt<br />

Abbildung AG.1: Versuchsanordnung<br />

Objektiv<br />

Okular<br />

Die Breite des Messspaltes kann bei Apparatur 1 an einer Präzisions-Messuhr bzw. bei App.<br />

2 und 3 an einer Mikrometerschraube abgelesen werden. Bei beiden Messverfahren muss<br />

der Nullpunkt der Skala bestimmt und die gemessene Spaltbreite entsprechend korrigiert<br />

werden. Zur Einstellung der Breite des Messspaltes auf Null wird der Beleuchtungsspalt<br />

sehr weit aufgedreht.<br />

Bei der Bestimmung der Spaltbreite ist zu beachten, dass die Spindel des Spalts einen toten<br />

Gang hat. Wie muss man vorgehen, damit daraus kein Messfehler entsteht?<br />

4.2. Prisma<br />

Das Prisma muss so eingesetzt werden, dass man symmetrischen Strahlengang (Minimalablenkung)<br />

erhält. (Das Bild des Beleuchtungsspaltes darf durch das Einsetzen des Prismas<br />

nicht unschärfer werden!) Nun wird mit dem Messspalt Sp das ins Fernrohr eintretende<br />

Lichtbündel so weit begrenzt, dass die gelben Hg-Linien gerade noch bzw. gerade nicht mehr<br />

getrennt werden können. Die halbe Differenz dieser beiden Messwerte ist jeweils die Ungenauigkeit.<br />

Diese Messung ist fünfmal durchzuführen. Daraus ergeben sich 5 Messwerte mit<br />

Fehlern. Durch gewichtete Mittelwertsbildung ergibt sich die vorläufige Spaltbreite. Weiterhin<br />

muss der Nullpunkt des Messspaltes (ca. 10-fach) gemessen werden (an dem gerade<br />

kein Licht mehr durchkommt). Die vorläufige Spaltbreite muss um den Nullpunkt korrigiert<br />

werden.<br />

Zur Bestimmung der Winkeldifferenz zwischen den beiden gelben Hg-Linien vermisst man<br />

den Winkel zwischen der gelben Hg-Linie (579,1 nm) und der grünen Hg-Linie (546,3 nm)<br />

und interpoliert. Gehen Sie davon aus, dass die Winkeländerung proportional zur Wellenlängenänderung<br />

ist.<br />

4.3. Gitter<br />

Das Gitter ist senkrecht zum einfallenden Lichtbündel (Achse des Kollimatorrohres) zu stellen.<br />

Nun wird wie beim Prisma das Strahlenbündel mit dem Messspalt begrenzt und fünfmal<br />

die Spaltbreite bestimmt, bei der die beiden Linien gerade noch bzw. gerade nicht mehr<br />

getrennt sind. Die Messung ist in mindestens drei Beugungsordnungen durchzuführen, in<br />

denen die gelben Hg-Linien ohne Messspalt Sp gut getrennt sind.<br />

• Gerthsen Physik: 22. Auflage, Kap. 10.2<br />

• Skriptum Grundlagen zum Optik <strong>Praktikum</strong>: Kap. 6 (Doppelbrechung und elliptisch<br />

polarisiertes Licht)<br />

• Bergmann/Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Vol. III (Optik), Kap. 4.3./4.5.<br />

• Staudt: Script Experimentalphysik III (Atomphysik) Kap. 3.6<br />

1. Fragen zur Vorbereitung<br />

• Warum nimmt die Lichtgeschwindigkeit bei der Ausbreitung im Medium ab?<br />

• Wie laufen ordentlicher und außerordentlicher Strahl bei optisch einachsigen Kristallen,<br />

wenn die Ausbreitungsrichtung nicht senkrecht zur optischen Achse steht?<br />

• Wie kann man zirkular polarisiertes Licht von unpolarisiertem Licht unterscheiden?<br />

• Bei welchen anderen Erscheinungen (außer Doppelbrechung) entsteht linear bzw. elliptisch<br />

polarisiertes Licht – wie lassen sich die Polarisationen ineinander überführen?<br />

• Bei welchen Apparaten wird die Doppelbrechung benutzt?<br />

2. Aufgaben<br />

2.1. Quarzkeil<br />

1. Bestimmen Sie die Differenz der beiden Hauptbrechungsindizes von Quarz für Licht<br />

der Wellenlänge 435,8 nm sowie 546,3 nm oder 578,0 nm.<br />

2. Erklären Sie das Verschwinden der Streifen.<br />

3. Leiten Sie die verwendeten Formeln ab.<br />

2.2. λ/4 Folie<br />

1. Zeichnen Sie die Kurven der gemessenen Intensitäten in Abhängigkeit von der Polarisatorstellung.<br />

2. Vergleichen Sie diese mit der theoretischen Kurve, indem Sie Maximalintensität und<br />

Winkel der Kurve an Ihre Daten anpassen.<br />

3. Leiten Sie die verwendeten Formeln ab.<br />

93<br />

94


Grundlagen<br />

PO<br />

PO<br />

Doppelbrechung und elliptisch polarisiertes Licht<br />

3. Grundlagen<br />

Fällt linear polarisiertes Licht auf ein doppelbrechendes, optisch einachsiges Medium, so tritt<br />

im allgemeinen eine Aufspaltung des Strahles in zwei Strahlen auf, die linear polarisiert sind<br />

und deren Schwingungsebenen senkrecht aufeinander stehen. Eine räumliche Aufspaltung<br />

tritt nicht auf, wenn die Ausbreitungsrichtung senkrecht zur optischen Achse des doppelbrechenden<br />

Mediums steht. In diesem Falle unterscheiden sich die beiden Strahlen nur durch<br />

ihre Geschwindigkeit im Medium. Liegt dieses als planparallele Platte vor, so treten beide<br />

Strahlen ungebrochen, aber mit einem Phasenunterschied aus. Der Gangunterschied ist<br />

gleich dem Unterschied der optischen Dicken des Mediums für die beiden Strahlen, dem<br />

entspricht der Phasenunterschied ϕ = 2πs(n ao − n o )/λ = 2πs∆n/λ (s ist die geometrische<br />

Dicke). Je nach dem Phasenunterschied überlagern sich die beiden Strahlen dann zu linear,<br />

elliptisch oder zirkular polarisiertem Licht.<br />

4. Ausführung<br />

4.1. Quarzkeil<br />

Linear polarisiertes Licht fällt auf einen Quarzkeil, bei dem die optische Achse etwa parallel<br />

zur Keilkante liegt. Die Ausbreitungsrichtung des Lichts ist also senkrecht zur optischen<br />

Achse, d.h. es liegt der oben diskutierte Fall vor mit der Abweichung, dass die geometrische<br />

Dicke des Keils nicht konstant ist (Brechung muss nicht berücksichtigt werden, da der<br />

Keilwinkel klein ist). Man erhält daher zur Keilkante parallele Streifen gleichen Gangunterschiedes<br />

der austretenden Strahlen und damit Streifen gleichen Polarisationszustandes des<br />

austretenden Lichts. Für den Gangunterschied mλ und (2m + 1)λ/2 (m: ganze Zahl) ist<br />

das austretende Licht linear polarisiert. Betrachtet man den Quarzkeil durch einen Analysator,<br />

dessen Durchlassrichtung senkrecht zu der des Polarisators steht, so sieht man dunkle<br />

Streifen an den Stellen, an denen der Gangunterschied mλ ist.<br />

Ist mit einem bestimmten dunklen Streifen die geometrische Dicke s 1 , so gilt hier<br />

mλ = s 1 · ∆n .<br />

Bei einem benachbarten dunklen Streifen sei die geometrische Dicke s 2 > s 1 , hier gilt<br />

(PO.1)<br />

(m + 1)λ = s 2 · ∆n . (PO.2)<br />

Zieht man beide Gleichungen voneinander ab, so erhält man mit dem Keilwinkel α und dem<br />

Streifenabstand d<br />

(m + 1)λ − mλ = (s 2 − s 1 ) · ∆n, λ = d · tanα · ∆n, ∆n =<br />

λ<br />

d · tan α<br />

(PO.3)<br />

Nach dieser Formel kann also aus dem Streifenabstand d, dem Keilwinkel α und der Wellenlänge<br />

λ des verwendeten Lichts der Unterschied der Hauptbrechungsindizes ∆n berechnet<br />

werden.<br />

95<br />

01<br />

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01<br />

Lichtquelle Farbfilter Lochblende Linse Polarisator Quarzkeil Analysator<br />

Abbildung PO.1: Messanordnung zu Aufgabe 1<br />

Mit Hilfe der Schottfilter BG1, VG9 bzw. OG2 werden die Linien 435,8 nm sowie 546,3 nm<br />

oder 578,0 nm der Quecksilberdampflampe ausgesondert. Die folgende Lochblende wirkt<br />

als nahezu punktförmige und monochromatische Lichtquelle. Mit der großen Linse wird<br />

ein paralleler Strahlengang hergestellt. Anschließend wird das Licht linear polarisiert und<br />

durchsetzt dann den Quarzkeil. Die Abstände der bei geeigneter Stellung der Polarisationsfilter<br />

entstehenden Streifen sind durch jeweils 10 Messungen zu bestimmen und daraus ∆n<br />

für die beiden Wellenlängen zu berechnen. Zur Verringerung der Ablesefehler messe man<br />

stets über mehrere Streifen (→ im Protokoll angeben!).<br />

1,6<br />

49,5<br />

Abbildung PO.2: Keilabmessungen (Abb. gestreckt in vertikaler Richtung)<br />

Es gibt vier Stellungen des Polarisators, bei denen unabhängig von der Analysatorstellung<br />

kein Streifensystem auftritt. Diese Stellungen sind aufzusuchen. Man überlege sich den<br />

Grund für das Verschwinden der Streifen.<br />

4.2. λ/4-Folie<br />

Linear polarisiertes Licht fällt senkrecht auf eine planparallele doppelbrechende Folie, deren<br />

optische Achse parallel zu den Oberflächen ist. Es liegt also der im ersten Abschnitt<br />

diskutierte Fall vor. Die Dicke der Folie ist so bemessen, dass ordentlicher und außerordentlicher<br />

Strahl beim Austritt einen Gangunterschied von λ/4 haben ( ”<br />

λ/4-Folie“). Je nach den<br />

Amplituden von ordentlichem und außerordentlichem Strahl erhält man also linear polarisiertes<br />

Licht (ein Strahl hat die Amplitude Null), elliptisch polarisiertes Licht oder zirkular<br />

polarisiertes Licht (beide Strahlen haben die gleiche Amplitude). Das Verhältnis der Amplituden<br />

der beiden Strahlen kann durch die Stellung des Polarisators zur optischen Achse der<br />

λ/4-Folie variiert werden.<br />

Zur Analyse des Polarisationszustandes des Lichts wird ein Linearpolarisator verwendet. Die<br />

von ihm durchgelassene Intensität wird mit einer Fotozelle gemessen. Nimmt man die Inten-<br />

96<br />

2,45


Ausführung<br />

PO<br />

RE<br />

Elektrische Resonanz<br />

sität in Abhängigkeit von der Winkelstellung des Analysators auf, so erhält man bei linear<br />

polarisiertem Licht für eine Stellung den Wert Null, bei elliptisch polarisiertem Licht ein<br />

Minimum der Intensität und bei zirkular polarisiertem Licht für alle Stellungen die gleiche<br />

Intensität. Es soll für die Polarisatorstellungen 0 ◦ , 15 ◦ , 30 ◦ , 45 ◦ je ein Diagramm der Intensität<br />

des durch den Analysator gelassenen Lichts in Abhängigkeit von der Analysatorstellung<br />

in Polarkoordinaten aufgenommen werden. Dazu dreht man den Analysator von 0 ◦ bis 360 ◦<br />

und misst alle 15 ◦ die Intensität. Um eventuelle Helligkeitsschwankungen der Hg-Lampe zu<br />

eliminieren, führt man die Messung drei- bis viermal durch und legt für die Auswertung den<br />

Mittelwert der bei den einzelnen Analysatorstellungen erhaltenen Lichtströme zugrunde. Es<br />

empfiehlt sich, erst jeweils einen kompletten Zyklus aus Analysator- und Polarisatorstellung<br />

zu machen und je nach Zeitbedarf weitere komplette Messreihen vorzunehmen.<br />

Aus diesem Diagramm sollen die Ellipsen für die Amplituden des Lichtvektors konstruiert<br />

werden. Dazu braucht man Richtung und Längenverhältnis der Hauptachsen. Die Richtungen<br />

der Hauptachsen der Ellipsen sind die Richtungen der Symmetrieachsen der Intensitätskurven,<br />

das Verhältnis der Längen der Hauptachsen ist die Wurzel aus dem Verhältnis<br />

der Längen der Symmetrieachsen der Intensitätskurven. Absolute Größe und Umlaufsinn der<br />

Ellipsen können aus diesem Versuch nicht bestimmt werden. Auf Grund nicht exakt auf die<br />

Farben abgestimmter λ/4-Plättchen kann ein zusätzlicher Phasenunterschied auftreten, der<br />

eine Drehung der Ellipsen bewirkt.<br />

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01<br />

Lichtquelle Farbfilter Linse Polarisator λ/4−Folie Analysator Fotozelle<br />

Abbildung PO.3: Messanordnung zu Aufgabe 2<br />

Die Intensitätskurven lassen sich auch theoretisch beschreiben. Bestimmen Sie die Funktion<br />

I(α, β) indem Sie den Einfluss der Polarisationsfolien und der λ/4 Folie auf ordentlichen<br />

und außerordentlichen Strahl verfolgen. Hierbei bezeichnen α und β die an Polarisator bzw.<br />

Analysator eingestellten Winkel. An welcher Stelle kann in der Rechnung die zusätzliche<br />

Phasenverschiebung durch die falsch abgestimmte λ/4 Folie berücksichtigt werden?<br />

Anmerkung<br />

Nachdem das Spannungsmessgerät (unter Beachtung der Polung) an die Buchsen des<br />

Gehäuses der Fotozelle angeschlossen ist, kann die Versorgungsspannung (60 V Gleichspannung<br />

aus Spezialsteckdose) angelegt werden. Nach einer Einlaufzeit von etwa 5 Minuten ist<br />

der Nullpunkt zu justieren.<br />

RE<br />

Elektrische Resonanz<br />

1. Problemstellung<br />

An drei verschiedenen Resonanzkreisen soll der Wechselstromwiderstand (auch Impedanz<br />

genannt) Z und die Phasenverschiebung ϕ (zwischen Stromstärke und Spannung) in<br />

Abhängigkeit von der Frequenz untersucht werden. Als Messgerät dient ein Oszillograph.<br />

Es sollen folgende Resonanzkreise untersucht werden:<br />

R<br />

L<br />

C<br />

R<br />

Serienschwingkreis Parallelkreis 1. Ordnung Parallelkreis 2. Ordnung<br />

2. Messprinzipien<br />

Z<br />

R<br />

01<br />

U x<br />

01<br />

U y<br />

01<br />

C<br />

L<br />

Oszilloskop<br />

Man benutzt eine Versuchsanordnung, wie<br />

sie nebenstehend skizziert ist. An die Reihenschaltung,<br />

bestehend aus dem zu vermessenden<br />

Resonanzkreis und einem verstellbaren<br />

Ohmschen Widerstand, wird eine Wechselspannung<br />

bekannter Frequenz angelegt.<br />

Die Impedanz ergibt sich, wenn die Kreisspannung<br />

U x = Ûx sin(ωt) sowie der durchfließende<br />

Strom I = Î sin(ωt + ϕ) nach Betrag<br />

und Phase bestimmt sind. Dazu wird die<br />

Spannung U x an die X-Ablenkung des Oszillographen<br />

gelegt; der Strom I wird nicht direkt<br />

gemessen, sondern durch den an R entstehenden<br />

Spannungsabfall. Diese Spannung<br />

wird an die Y-Ablenkung des Oszillographen gelegt. Sie ist in Phase mit I und über die<br />

Beziehung U y = R · I = R · Î sin(ωt + ϕ) = Ûy sin(ωt + ϕ) mit dem Strom verknüpft.<br />

2.1. Lissajous-Figur<br />

R<br />

C<br />

L<br />

Die beiden Spannungen U x und U y ergeben auf dem Oszillographenschirm eine (Lissajous-)<br />

Überlagerungsfigur. Es ist eine Ellipse, deren Form und Größe von Ûx,Ûy und ϕ bestimmt<br />

wird. Die Vermessung der Ellipse gestattet deshalb die Bestimmung von |Z|(= Ûx/Î =<br />

Û x /(Ûy/R)) und von ϕ.<br />

97<br />

98


Messprinzipien<br />

RE<br />

RE<br />

Elektrische Resonanz<br />

y<br />

Ûy = pyY0<br />

Mit den Abbildungsfaktoren p x und p y des Oszillographen<br />

(der Abbildungsfaktor p gibt an, welche<br />

angelegte Spannung einer Ablenkung von 1 cm<br />

des Elektronenstrahls entspricht) erhalten wir in x-<br />

Richtung eine Auslenkung von p x ·X(t) = Ûx sin ωt<br />

und in y-Richtung eine Auslenkung von p y · Y (t) =<br />

Û y sin(ωt + ϕ)<br />

Im Punkt B (kleine Halbachse) befindet sich der Strahl um T/4 früher (bzw. später), also<br />

zum Zeitpunkt<br />

t ′′ = t ′ − T 4 = t′ − π<br />

2ω<br />

(wg. T = 2π ω ). Somit ist auch b2 bekannt:<br />

x<br />

Zur Messung und Auswertung stellt man zu jeder<br />

Frequenz ω die Spannungen Ûx und Ûy so ein, dass<br />

die Ellipse in ein Quadrat passt. Dann gilt:<br />

b 2 = X 2 (t ′′ ) + Y 2 (t ′′ ) = 2 · Z 2 0 sin 2 ωt ′′ .<br />

Û x = p x X 0<br />

X 0 = Y 0 =: Z 0<br />

Bestimmung des Widerstandes |Z|<br />

(RE.1)<br />

Allgemein ist der Wechselstromwiderstand |Z| =<br />

U eff /I eff = Û/Î definiert. Î wird über den Spannungsabfall am Ohmschen Widerstand R<br />

bestimmt, somit gilt:<br />

Bestimmung des Phasenwinkels ϕ<br />

y<br />

X ′<br />

a<br />

b<br />

X ′′<br />

Y ′′<br />

Y ′<br />

B<br />

A<br />

X 0 = Z 0<br />

Y0 = Z0<br />

x<br />

Û = p x · Z 0<br />

Î = p y · Z0<br />

R<br />

|Z| = R · px<br />

p y<br />

(RE.2)<br />

Wir gehen wieder von der Parameterdarstellung der<br />

Ellipse X(t) = Z 0 sin ωt, Y (t) = Z 0 sin(ωt+ϕ) aus<br />

und versuchen, eine Beziehung zwischen dem Phasenwinkel<br />

ϕ und den Halbachsen der Ellipse herzustellen.<br />

Zu einem bestimmten Zeitpunkt t ′ befindet<br />

sich der Elektronenstrahl am Ort A (große Halbachse).<br />

Es gilt (da A auf der Ellipse liegt):<br />

und<br />

X ′ := X(t ′ ) = Z 0 sin ωt ′<br />

Y ′ := Y (t ′ ) = Z 0 sin(ωt ′ + ϕ).<br />

Wegen Bedingung (RE.1) muss<br />

X(t ′ ) = Y (t ′ )<br />

(RE.3)<br />

mit ωt ′′ = ωt ′ + π 2 wird daraus: b 2 = 2 · Z 2 0 cos 2 ωt ′<br />

Der Quotient aus a 2 und b 2 ergibt:<br />

Zur Zeit t ′ gilt wegen (RE.3) die Beziehung:<br />

sin ωt ′<br />

b 2<br />

a = 2 · Z2 0 cos 2 ωt ′<br />

2 2 · Z0 2 sin 2 ⇒ b ωt ′ a = cosωt′<br />

sin ωt ′<br />

= sin(ωt ′ + ϕ) = sin ωt ′ · cosϕ + cosωt ′ · sin ϕ<br />

1 = cosϕ + b a · sin ϕ<br />

b<br />

a = 1 − cosϕ =<br />

sin ϕ<br />

Also gilt für den Phasenwinkel ϕ:<br />

2 · sin 2 ϕ 2<br />

2 · sin ϕ · cos ϕ = tan ϕ 2<br />

2 2<br />

tan ϕ 2 = b a<br />

(RE.4)<br />

Allerdings ist ϕ durch diese Ellipsenmethode nur betragsmäßig bestimmbar, das Vorzeichen<br />

steckt im Umlaufsinn der Ellipse. Da dieser sowohl wegen der Trägheit des Auges wie auch<br />

des Nachleuchtens des Schirms nicht zu erkennen ist, muss das Vorzeichen theoretisch bestimmt<br />

werden.<br />

2.2. Messung mit einem Digitaloszilloskop<br />

sich deshalb für a 2 :<br />

sein, wodurch t ′ (bis auf n T ) festgelegt ist. Es ergibt<br />

2<br />

a 2 = X 2 (t ′ ) + Y 2 (t ′ ) = 2 · Z0 2 sin2 ωt ′ .<br />

99<br />

Mit einem Zweikanal-Digitaloszilloskop (Tektronix TDS 3012) ist es möglich, die Amplituden<br />

von Spannung und Strom sowie deren Phasenverschiebung im Zweikanalbetrieb direkt<br />

zu messen. Man misst dazu wieder die Spannungen U x und U y ; es ist jedoch nicht nötig, den<br />

variablen Widerstand R zu verändern.<br />

100


Vermessung der drei Resonanzkreise<br />

RE<br />

RE<br />

Elektrische Resonanz<br />

2.3. Messung mit CASSY<br />

• Amplitude Kanal 2 (Spannung U y )<br />

CASSY (Computer Assisted Science SYstem, hergestellt von der Firma Leybold Didactic)<br />

ist eine kaskadierbare Messwerterfassung für den PC, bestehend aus den Interfaces<br />

POWER-CASSY (Strom- und Spannungsquelle, Funktionsgenerator) und SENSOR-<br />

CASSY (Spannungs- und Strommessung mit zwei Eingängen, Anschluss von Sensoren)<br />

sowie der Software CASSY-Lab, die zur Datenaufnahme und -auswertung dient.<br />

Zur Bestimmung der Resonanzkurven wird POWER-CASSY als Sinusgenerator verwendet,<br />

die Spannungen U x und U y des Messaufbaus werden an die Eingänge INPUT A bzw.<br />

INPUT B des SENSOR-CASSY angeschlossen. CASSY-Lab stellt die Frequenz in vorgebbaren<br />

Schritten automatisch ein, misst jeweils die Effektivwerte von Strom und Spannung<br />

(d.h. U x und U y ) und ermittelt die Phasenverschiebung. Die Umrechnung und grafische<br />

Darstellung der benötigten Größen (Impedanz, Admittanz, Leistung) erfolgt ebenfalls mit<br />

Hilfe der Software CASSY-Lab.<br />

3. Vermessung der drei Resonanzkreise<br />

Messen Sie jeweils einen Resonanzkreis sowohl mit dem analogen als auch dem digitalen<br />

Oszilloskop. Verwenden Sie eine Induktivität von L ≈ 300 mH und einer Kapazität von<br />

C ≈ 5 nF. Als Widerstände sind zu benutzen:<br />

Reihenkreis: R ≈ 3.3 kΩ<br />

Parallelkreis I. Ordnung: R ≈ 22 kΩ<br />

• Frequenz Kanal 1 (Spannung U x )<br />

• Phase Kanal 1 → Kanal 2<br />

Stellen Sie bei jeder Messung sicher, dass wenigstens eine vollständige Periode sichtbar ist<br />

und die Kurven weder oben noch unten beschnitten werden (Vermeidung von Clipping). Mit<br />

der Taste AUTOSET lässt sich dies leicht erreichen. Für eine genauere Messung empfiehlt<br />

es sich, unter ERFASSUNG / MENÜ eine Mittwelwertbildung zu definieren. Messen Sie<br />

mit diesem Aufbau einen weiteren Kreis mit den oben angegebenen Bauelementen bei einer<br />

Stützstellenweite von ca. 250 Hz.<br />

3.3. Messung mit CASSY<br />

Starten Sie den Messrechner unter Windows XP und melden Sie sich unter ”<br />

<strong>Praktikum</strong>“ an.<br />

Starten Sie das Programm CASSY-Lab durch Klick auf das entsprechende Symbol mit der<br />

Unterschrift ”<br />

Elektrische Resonanz“. Damit werden bereits alle notwendigen Messparameter<br />

und -größen definiert.<br />

Folgende Funktionen von CASSY-Lab sind für die Durchführung des Versuchs wichtig:<br />

F5 Einstellungen oder Messparameter ändern.<br />

Ändert Damit die aktuellen könnenEinstellungen die Messanordnung (z. B. CASSY, (unter CASSY), Parameter/Formel/FFT, MessgrössenDarstellung, und daraus Kommentar, abgeleitete<br />

Größen (Parameter/Formel/FFT) sowie die verschiedenen Darstellungen definiert<br />

werden.<br />

Parallelkreis II. Ordnung: R ≈ 1.5 kΩ<br />

Die genauen Werte von R, L und C sind auf den Bauelementen angegeben. Für die Messungen<br />

mit CASSY benutzen Sie eine Kapazität von C ≈ 22 nF.<br />

F9 Start und Stop einer Messreihe.<br />

Startet Eine und stoppt Messreihe eine neue muss Messung. gestartet und nach Messung von n 0 Punkten wieder gestoppt<br />

werden. Aufeinander folgende Messreihen werden in verschiedenen Farben dargestellt,<br />

bei der Abspeicherung werden die Messreihen durch Leerzeilen getrennt.<br />

3.1. Analoges Oszilloskop: Lissajous-Figur<br />

Im Bereich 500 - 8000 Hz (500 Hz - Schritte) werden die Ellipsen in das auf dem<br />

Oszilloskop-Schirm vorgezeichnete Quadrat abgeglichen und die zur Berechnung von |Z|<br />

und ϕ nötigen Größen bestimmt (R, a, b, p x , p y ). Das Vorzeichen von ϕ ist über eine vorzeichenbehaftete<br />

kleine Halbachse b zu berücksichtigen.<br />

F2 Abspeichern der Messreihe<br />

Speichert Siedie können aktuellen die Messreihen gemessenenmit Werte ihren entweder Einstellungen im CASSY-Lab-eigenen und ihren Auswertungen Format ab. abspeichern<br />

(reine Textdatei), oder als (Text-)Messwerttabelle, die alle definierten Mess- und<br />

abgeleiteten Größen in entsprechenden Spalten bereit hält. Beide Formate können problemlos<br />

in gängige Tabellenkalkulationsprogramme importiert werden.<br />

3.2. Messung mit einem Digitaloszilloskop<br />

Schließen Sie die Ausgänge U x und U y der Messanordnung an die Eingänge CH 1 bzw.<br />

CH 2 des TDS 3012 an. Stellen Sie das Digitaloszilloskop auf Zweikanalmodus ein und<br />

definieren Sie über das Menü MESSUNG folgende Messgrößen:<br />

• Amplitude Kanal 1 (Spannung U x )<br />

F4 Löschen aller Messwerte<br />

Löscht entweder die aktuelle Messung unter Beibehaltung ihrer Einstellungen oder, wenn keine<br />

Verwenden Sie für alle Kreise die Spule mit ca. 300 mH sowie einen Kondensator von ca.<br />

22 nF. Stellen Sie den Vorwiderstand R auf 10 kΩ ein. Berechnen Sie vor Beginn der Messungen<br />

die jeweiligen Resonanzfrequenzen f 1 und stellen Sie diese vor Beginn jeder neuen<br />

Messreihe ein. Die Messpunkte sind dann um f 1 besonders dicht, zudem wird f 1 zur Berechnung<br />

des Vorzeichens von ϕ benutzt, da Sensor-CASSY nur cosϕ ermitteln kann. Legen Sie<br />

die Zahl der Messpunkte pro Messreihe n 0 fest (max. 50).<br />

101<br />

102


Auswertung<br />

RE<br />

RE<br />

Elektrische Resonanz<br />

Folgende Messungen sollen mit CASSY durchgeführt werden, dabei sollte zunächst jeder<br />

Kreis einmal vermessen werden, anschließend kann in Abhängigkeit von der noch zur<br />

Verfügung stehenden Zeit mit dem zweiten Widerstand gemessen werden.<br />

a) Messen Sie den Reihenkreis mit zwei verschiedenen Widerständen<br />

(ca. 3.3 kΩ und ca. 1.5 kΩ)<br />

b) Messen Sie den Parallelkreis 1. Ordnung mit 22 kΩ und 47 kΩ.<br />

4. Für die Berechnung der Fehler von |Z| und ϕ sollte ebenfalls der PC genutzt werden.<br />

Zur Ermittlung des systematischen Fehlers der theoretischen Kurve gehen Sie<br />

von einem relativen Fehler von jeweils 1 % für R, L und C aus, der zufällige Fehler<br />

der Messwerte ist aus dem Ablesefehler von X 0 , Y 0 , a und b abzuleiten (aus Parallaxenfehler<br />

abschätzen); der systematische Fehler (Ursachen?) ist im Vergleich dazu<br />

vernachlässigbar. Alternativ können Sie ohne PC den Fehler für einen Messpunkt exemplarisch<br />

bestimmen (z.B. in der Resonanz).<br />

c) Messen Sie den Parallelkreis 2. Ordnung mit 1.5 kΩ und 330Ω.<br />

Speichern Sie nach Ende aller Messungen Ihre Ergebnisse ab. Kopieren Sie die Datei(en)<br />

anschließend entweder auf eine mitgebrachte Diskette, einen Memory-Stick o.ä. oder verschicken<br />

Sie diese per E-Mail.<br />

4. Auswertung<br />

Stichworte: Erzwungene elektrische Schwingung, elektrischer Schwingkreis, Stromresonanz,<br />

Spannungsresonanz, Thomsonsche Schwingungsgleichung.<br />

Literatur: Bergmann-Schaefer II (Wechselstromkreis mit Widerstand, Selbstinduktion<br />

und Kapazität, freie elektrische Schwingung), Staudt: Experimentalphysik<br />

II, Leybold Didactic GmbH: Anleitung zu CASSY-Lab (auf<br />

http://www.leybold-didactic.de)<br />

Zubehör: Es stehen zur Verfügung:<br />

1. Man berechne für die drei Resonanzkreise formal mit Hilfe des Zeigerdiagramms oder<br />

der komplexen Wechselstromrechnung<br />

• den Wechselstromwiderstand |Z|<br />

• den Phasenwinkel ϕ<br />

• die Resonanzfrequenz ω 0 bzw. f 0 .<br />

Leiten Sie diese Formeln bereits in der Vorbereitung auf den Versuch ab. Die durch<br />

Einsetzen der angegebenen Werte für L, C und R errechneten Resonanzfrequenzen<br />

vergleiche man mit den experimentell ermittelten.<br />

• 1 analoges Oszilloskop HAMEG pro Versuchsplatz<br />

• 1 RC-Generator pro Versuchsplatz<br />

• 1 Quarz-Frequenzmesser pro Versuchsplatz<br />

• 1 Versuchsaufbau pro Versuchsplatz<br />

• 3 Koaxial-Kabel pro Versuchsplatz<br />

• 1 Digitaloszilloskop Tektronix TDS 3012<br />

• 2 Messsysteme CASSY-S mit PC<br />

2. Für die gemessenen Schwingkreise sind jeweils die Diagramme |Z| und ϕ als Funktion<br />

von f = ω/2π zu zeichnen. Zeichnen Sie zum Vergleich auch die theoretischen<br />

Kurven der Funktionen.<br />

3. Zur Auswertung der mit CASSY-Lab ermittelten Werten können Sie das Programm<br />

auch auf Ihrem PC installieren: Für den Betrieb ohne Messgeräte kann es uneingeschränkt<br />

verwendet werden. Die Software auf der Website der Leybold Didactic<br />

GmbH www.leybold-didactic.de unter CASSY-S herunter geladen werden.<br />

Sie können ebensogut ein anderes geeignetes Programm verwenden.<br />

Stellen Sie folgende Diagramme dar und vergleichen Sie diese mit theoretisch ermittelten<br />

Werten:<br />

• Impedanz |Z| in Abhängigkeit von f<br />

• Phasenverschiebung ϕ in Abhängigkeit von f<br />

• Ortskurven von Z (d.h. Im Z gegen Re Z)<br />

• Ortskurven der Admittanz Y = 1/Z<br />

103<br />

104


TR<br />

Transformator<br />

1. Stichworte<br />

Induktionsgesetz, Gegeninduktivität, Zeigerdiagramme, Hysterese, Leistung von Wechselströmen<br />

2. Motivation<br />

Transformatoren werden in allen Bereichen der Elektrotechnik eingesetzt. So ist die Erzeugung<br />

von Hochspannungswechselströmen von zentraler Bedeutung bei der Energieversorgung,<br />

jedoch finden Transformatoren auch bei niedrigen Spannungen häufigen Einsatz, wie<br />

etwa in Stromversorgungen für Elektronikgeräte, Halogenlampen usw.. Da Transformatoren<br />

auf Spannungsänderungen an den Kontakten der Primärseite mit einer Spannungsänderung<br />

an der Sekundärseite reagieren, können sie auch in der Elektronik als Differenzierglied eingesetzt<br />

werden. Ziel des <strong>Praktikum</strong>sversuchs ist es, die grundlegenden Eigenschaften der<br />

Spannungs- und Stromtransformation unter Vernachlässigung der Streuverluste kennenzulernen.<br />

3. Grundlagen<br />

3.1. Leistung von Wechselströmen<br />

Da Transformatoren insbesondere in der Energieversorgung eingesetzt werden, ist es wichtig,<br />

die Begriffe Wirk- und Blindleistung zu kennen. Die Leistung eines Gleichstroms ist<br />

durch die Beziehung<br />

P = UI<br />

(TR.1)<br />

gegeben. Da jedoch ein Wechselstrom nicht notwendig in Phase mit der zugehörigen Spannung<br />

sein muss, gilt die Beziehung TR.1 nur für einen bestimmten Augenblick. Soll jedoch<br />

durch eine Wechselstrommaschine Arbeit verrichtet werden, so interessiert die mittlere abgegebene<br />

Leistung:<br />

P = P(t) = 1 T<br />

∫ T<br />

0<br />

P(t) dt = 1 T<br />

∫ T<br />

0<br />

U(t)I(t) dt<br />

(TR.2)<br />

Bei sinusförmiger Spannung mit der Frequenz f = ω/2π und einer Phasenverschiebung ϕ<br />

zwischen Strom und Spannung ist<br />

P = 1 T<br />

∫ T<br />

0<br />

U 0 sin ωtI 0 sin (ωt + ϕ)dt = 1<br />

2π<br />

105<br />

∫ 2π<br />

0<br />

U 0 sin α I 0 sin (α + ϕ)dα.<br />

(TR.3)<br />

TR<br />

TR<br />

Unter Verwendung der Beziehung aus der Trigonometrie<br />

und aus der Integralrechnung<br />

sowie<br />

ist<br />

P = 1<br />

2π<br />

sin (α + β) = sin α cosβ + cosαsin β<br />

∫ 2π<br />

0<br />

= U 0I 0<br />

2π<br />

∫ 2π<br />

0<br />

∫ 2π<br />

sin 2 xdx =<br />

0<br />

∫ 2π<br />

0<br />

∫ 2π<br />

0<br />

cos 2 xdx = π<br />

sin x cosxdx = 0<br />

U 0 sin α I 0 (sin α cosϕ + cosαsin ϕ) dα<br />

(sin 2 α cosϕ + sin α cosαsin ϕ) dα<br />

Transformator<br />

= U 0I 0<br />

2 cosϕ ≡ U effI eff cosϕ (TR.4)<br />

Diese Beziehung führt zur Definition von effektiver Stromstärke I eff = I 0 / √ 2 bzw. Spannung<br />

U eff = U 0 / √ 2 geführt hat. Man spricht daher auch vom Blindstrom I blind = I 0 sin ϕ,<br />

der zur mittleren Leistung nicht beiträgt, bzw. vom Wirkstrom I wirk = I 0 cosϕ.<br />

3.2. Idealer unbelasteter Transformator<br />

Ein Transformator besteht im wesentlichen aus zwei Spulen, die um einen gemeinsamen<br />

Eisenkern gewickelt sind. Das bedeutet, dass beim idealen Transformator der gesamte magnetische<br />

Fluss, der durch einen Strom in einer der Spulen induziert wird, in beiden Spulen<br />

identisch ist.<br />

Φ = const.<br />

(TR.5)<br />

Wird nun an die Primärspule (Windungszahl n 1 ) eine sinusförmige Wechselspannung<br />

U 1 (t) = U 1,0 e iωt<br />

(TR.6)<br />

angelegt, so muss nach der Maschenregel die induzierte Spannung die angelegte Spannung<br />

vollständig kompensieren.<br />

U 1 (t) + U 1,ind (t) = 0<br />

(TR.7)<br />

Der Strom in der Primärspule berechnet sich nach dem Induktionsgesetz aus der Beziehung<br />

dΦ<br />

U 1,ind (t) = −n 1<br />

dt = −L dI<br />

1<br />

dt<br />

106<br />

(TR.8)


Grundlagen<br />

TR<br />

TR<br />

Transformator<br />

zu<br />

I 1 (t) = 1<br />

ωL U 10 e (iωt+ϕ)<br />

(TR.9)<br />

mit der Phasenverschiebung ϕ = π . Der magnetische Fluss Φ ist dem Primärstrom direkt<br />

2<br />

proportional. So gilt z.B. für eine lange Spule der Länge l mit n Windungen und einem<br />

Kern der relativen Permeabilität µ r und der Querschnittsfläche A, die von einem Strom I<br />

durchflossen wird: ∫<br />

Φ(t) = ⃗B dA ⃗ n 2<br />

= µ 0 µ r AI(t) = LI(t)<br />

l (TR.10)<br />

Dieser Fluss durchsetzt auch die Sekundärspule und induziert in dieser die Spannung<br />

U 2,ind (t) = −n 2<br />

dΦ<br />

dt .<br />

(TR.11)<br />

Daher ist das Verhältnis der Spannungen an den Kontakten der Sekundär- und Primärspulen,<br />

das sogenannte Übersetzungsverhältnis (ü)<br />

U 1 (t)<br />

U 2,ind (t) = −U 10<br />

U 20<br />

= − n 1<br />

n 2<br />

(TR.12)<br />

zeitlich konstant. Auch bei einem realen Transformator mit Streuverlusten ist das<br />

Übersetzungsverhältnis konstant, jedoch nur näherungsweise gleich dem Verhältnis der Windungszahlen.<br />

Beim unbelasteten Transformator fließt auf der Sekundärseite kein Strom, es wird also keine<br />

Leistung abgegeben. Die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung ist auf der<br />

Primärseite ϕ = 90 o und daher wird nach TR.4 auch auf der Primärseite keine Leistung<br />

verbraucht.<br />

3.3. Ohmsche Belastung<br />

auf der Primärseite ein Wirkstrom<br />

I 1,eff cosϕ = U 2,effI 2,eff<br />

U 1,eff<br />

(TR.16)<br />

fließen muss. Die Wirkströme transformieren sich demnach gerade umgekehrt wie die Spannungen.<br />

I 1,eff cosϕ<br />

= n 2<br />

(TR.17)<br />

I 2,eff n 1<br />

Diese Tatsache lässt sich aber auch mit Hilfe des Induktionsgesetzes ableiten. Zunächst soll<br />

ohne explizite Rechnung Gl. TR.17 plausibel gemacht werden. Fließt auf der Sekundärseite<br />

ein Strom I 2 (t), so durchsetzt dieser die Spule und führt zu einem zusätzlichen Fluss<br />

Φ 2 ∼ n 2 I 2 , der in der Primärspule zu einer Induktionsspannung U 1,ind ′ (t) führt. Soll nun,<br />

wie in Aufgabe 2) gefordert, die Primärspannung konstant bleiben, so muss, da nach wie<br />

vor die gesamte induzierte Spannung die angelegte Spannung kompensieren muss, auf der<br />

Primärseite ein Wirkstrom fließen, dessen Fluss Φ 1 ∼ n 1 I 1 cosϕ den des Sekundärstroms<br />

Φ 2 (t) kompensiert. Auf diese Weise ist der gesamte Fluss im Eisenkern unverändert und<br />

damit auch die Primärspannung und es gilt die Gleichung TR.17.<br />

Eine rechnerische Ableitung der Beziehungen am Transformator wird durch die Kirchhoffschen<br />

Regeln gegeben. Für ein System zweier Spulen, von denen eine an eine Spannungsquelle<br />

U 1 (t) angeschlossen ist, gelten die Beziehungen<br />

U 1 (t) + U 1,ind (t) = U 1 (t) − L 1<br />

dI 1 (t)<br />

dt<br />

U 2,ind (t) = −M dI 1(t)<br />

dt<br />

− L 2<br />

dI 2 (t)<br />

dt<br />

− M dI 2(t)<br />

dt<br />

= R 1 I 1 (t)<br />

= RI 2 (t) . (TR.18)<br />

M ist die Gegeninduktivität, das ist die gegenseitige induktive Beeinflussung zweier Spulen.<br />

Durch den Eisenkern wird beim Transformator diese Gegeninduktivität maximiert. Bei einer<br />

harmonischen Primärspannung U 1 (t) = U 10 exp iωt wird diese Gleichung durch den Ansatz<br />

I 1 (t) = I 10 exp (iωt − ϕ 1 ) und I 2 (t) = I 20 exp (iωt − ϕ 2 ) gelöst und es ist<br />

Wird die Sekundärseite mit einem Widerstand R belastet, so fließt auf der Sekundärseite ein<br />

Strom I 2 (t) in Phase mit der Spannung U 2 (t) und es muss gelten<br />

I 2 (t) = U 2 (t)/R.<br />

(TR.13)<br />

Eine einfache Begründung, weshalb mit belastetem Sekundärkreis auch eine Phasenänderung<br />

im Primärkreis einhergehen muss, liefert der Energiesatz. Auf der Sekundärseite<br />

wird entsprechend Gl. TR.4 die Leistung<br />

I 1 (t)<br />

= I 2(t)<br />

R + iωL 2 −iωM = U 1 (t)<br />

(TR.19)<br />

(R 1 + iωL 1 )(R + iωL 2 ) + ω 2 M 2<br />

Für den unbelasteten (I 2 (t) = 0), idealen (R 1 = 0) Transformator ergibt Gl. TR.18 sofort<br />

die Beziehung<br />

U 10<br />

= L 1<br />

U 20 M = n 1<br />

, (TR.20)<br />

n 2<br />

wobei für die letzte Identität die Gleichung TR.12 benutzt wurde. Bei gleich langen Spulen<br />

um einen gemeinsamen Kern gilt (siehe Gl. TR.10)<br />

P 2 = U 2,eff I 2,eff<br />

verbraucht. Das heißt, dass bei optimalem Wirkungsgrad<br />

(TR.14)<br />

und damit für die Gegeninduktivität<br />

L 1<br />

= n2 1<br />

, (TR.21)<br />

L 2<br />

n 2 2<br />

η = P 2<br />

P 1<br />

= 1<br />

(TR.15)<br />

M = √ L 1 L 2 .<br />

(TR.22)<br />

107<br />

108


Versuchsaufbau<br />

TR<br />

TR<br />

Transformator<br />

Für den Fall eines verschwindenden Lastwiderstands (Kurzschluss) erhält man aus Gleichung<br />

TR.19<br />

I 1 (t)<br />

I 2 (t) = −L 2<br />

M = −n 2<br />

,<br />

(TR.23)<br />

n 1<br />

also genau die aufgrund der Leistungsbilanz erwartete Beziehung. Die Rechnung für den<br />

realen Transformator ist aufwändig, liefert jedoch qualitativ ähnliche Ergebnisse.<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende wichtige Eigenschaften eines Transformator nennen:<br />

1. Es können Wechselspannungen in einem festen Verhältnis, das im Idealfall proportional<br />

dem Verhältnis der Windungszahlen (Gl. TR.12) ist, transformiert werden.<br />

2. Die Wirkströme werden umgekehrt proportional zu den Spannungen transformiert<br />

(Gl. TR.17), d.h. die Erzeugung hoher Spannungen führt zu kleinen Wirkströmen und<br />

umgekehrt.<br />

3. Auch im Leerlauf (Sekundärseite unbelastet) fließt auf der Primärseite der Magnetisierungsstrom<br />

(Gl. TR.9), der nur beim idealen Transformator keine Leistung aufnimmt.<br />

4. Transformatoren reagieren nur auf zeitlich veränderliche Spannungen, eine zeitlich<br />

konstante Potenzialdifferenz zwischen Primär- und Sekundärseite bleibt unbeeinflusst<br />

(Trenntransformator).<br />

R 1<br />

111000<br />

01<br />

111000<br />

01<br />

111000<br />

01<br />

111000<br />

01<br />

Trenntrafo<br />

4:1<br />

Zweikanal-<br />

Oszilloskop<br />

I<br />

U 1 U<br />

1 V<br />

1<br />

I 1<br />

A<br />

Abbildung TR.1: Schaltplan<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

00 1101<br />

00 11<br />

A<br />

V<br />

V<br />

U<br />

R<br />

Φ<br />

4. Versuchsaufbau<br />

Zwischen dem zu untersuchenden Transformator und dem Netz ist ein Trenntransformator<br />

geschaltet, der die Primärspannung auf etwa 50 V reduziert. Neben der Primär- und Sekundärspule<br />

besitzt der Messtransformator noch eine weitere Spule. Die Spannung U Φ , die<br />

an dieser Spule abgegriffen werden kann, ist ein Maß für den magnetischen Fluss.<br />

Der Versuch ist nach dem in Abb. TR.1 gezeigten Schaltplan aufzubauen. Es ist insbesondere<br />

darauf zu achten, die Messinstrumente entsprechend ihrer Verwendung (Spannungs- oder<br />

Strommessung) zu schalten. Als Messbereiche werden verwendet:<br />

• Primärspannung U 1 < 200 V, Primärstrom I 1 < 200 mA<br />

• Sekundärspannung U 2 < 20 V, Sekundärstrom I 2 < 2 A<br />

• Spannung U Φ < 20 V<br />

Die Messung darf erst begonnen werden, nachdem die Schaltung durch den Assistenten<br />

kontrolliert wurde. Die Messung des Phasenwinkels ϕ zwischen dem Primärstrom I 1 und<br />

der Primärspannung U 1 erfolgt mit Hilfe eines Zweikanal-Oszilloskops, indem an die Vertikalablenkplatten<br />

eine dem Primärstrom bzw. der Primärspannung proportionale Spannung<br />

gelegt wird. Die Phasendifferenz zwischen den beiden Schwingungen ergibt sich aus der<br />

Beziehung<br />

ϕ<br />

2π = ∆t . (TR.24)<br />

T<br />

109<br />

Amplitude [w.E]<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

-1.5<br />

U 1 I 1<br />

T<br />

∆t<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Zeit [w.E.]<br />

Abbildung TR.2: Phasenbeziehung zwischen U 1 und I 1<br />

110


Messungen<br />

TR<br />

TR<br />

Transformator<br />

Die Periodendauer T der Schwingungen ist bekannt (warum?). Bei kalibrierter Zeitauslenkung<br />

(x-Richtung) kann die Zeit ∆t direkt abgelesen werden und die Phase nach Gleichung<br />

TR.24 bestimmt werden. Damit kann ∆t zwischen beiden Nulldurchgängen der<br />

Schwingungen abgelesen werden. Die Nulllagen müssen dafür sorgfältig abgeglichen werden.<br />

Es empfiehlt sich bei der Messung, intern mit Wechselstrom zu triggern. Dann kann<br />

man mit Hilfe des Triggerpegels den dargestellten Phasenbereich entsprechend auswählen.<br />

Bei kleinen Werten von ϕ (d.h. bei großer Belastung) muss die Zeitablenkung entsprechend<br />

gespreizt werden. Da die Amplituden an den Vielfachmessgeräten abgelesen werden können,<br />

sollte eine maximale vertikale Empfindlichkeit eingestellt werden.<br />

5. Messungen<br />

1. Man messe im Leerlauf (Sekundärseite nicht belastet) für 5 verschiedene<br />

Primärspannungen U 10 (in Schritten von 2 Volt) die Größen U 20 , U Φ0 , I 10 , ϕ 0 .<br />

I 2 = 0 bestimme man den Blindstromanteil I 10 · sin ϕ 0 (Magnetisierungsstrom) und<br />

den Wirkstromanteil I 10 ·cosϕ 0 (Verluststrom) des Transformators im Leerlaufbetrieb.<br />

3. Wie lautet der Zusammenhang zwischen Primär- und Sekundärstrom (Stromtransformation)?<br />

Zeichnen Sie das Zeigerdiagramm für einen idealen Transformator (keine<br />

Streuverluste, kein Verluststrom) im Leerlauf und bei rein ohmscher Belastung. Was<br />

lässt sich über den Fluss aussagen und wird diese Aussage durch die Messung zumindest<br />

näherungsweise bestätigt (siehe Messwerte für U Φ aus Messung 2.)?<br />

4. Man berechne für die verschiedenen Werte des Sekundärstroms I 2 und der Phasenverschiebung<br />

ϕ aus Messung 2. den Wirk- und Blindstromanteil des Primärstromes I 1<br />

und trage die Ergebnisse in ein gemeinsames Zeigerdiagramm ein.<br />

5. Bestimmen Sie den Wirkungsgrad η = P 2<br />

P 1<br />

des Transformators aus den Werten der<br />

Wirkleistungen P 1 und P 2 aus Messung 2. als Funktion der Leistung P 2 und stellen<br />

Sie das Ergebnis in einem Diagramm η = f(P 2 ) dar.<br />

2. Mit U 1 = 40 V sind bei belastetem Sekundärkreis folgende Größen zu messen: Sekundärspannung<br />

und Strom (U 2 , I 2 ), das Maß für den magnetischen Fluss U Φ0 , den<br />

Primärstrom I 1 und den Phasenwinkel ϕ zwischen U 1 und I 1 . Dabei sind 12 verschiedene<br />

Stromstärken I 2 zwischen der minimal und maximal (I max < 1.5 A) möglichen<br />

Stromstärke einzustellen.<br />

Sie können auch eine andere Primärspannung (jedoch 30 V< U 1 < 45 V) wählen, entscheidend<br />

ist jedoch, dass diese Primärspannung über die gesamte Messreihe konstant<br />

gehalten wird.<br />

3. Der Innenwiderstand R iq der Stromquelle (Trenntrafo + Vorwiderstand R 1 ) wird auf<br />

einen Wert 200 Ω ≤ R iq ≤ 500 Ω erhöht (R iq unbedingt notieren). Zur Einstellung<br />

wird dieser Widerstand R iq mit einem der Multimeter gemessen (Achten Sie<br />

dabei darauf, dass der Trenntrafo ausgeschaltet ist und Sie keinen Widerstand parallel<br />

angeschlossen haben). Man messe die Sekundärspannung in Abhängigkeit vom<br />

Sekundärstrom U 2 (I 2 ) mit 0 A ≤ I 2 ≤ 1 A (ca. 10 Messpunkte).<br />

6. Tragen Sie die Ergebnisse aus Messung 3.) in ein Diagramm P 2 = f(R 2 ) ein (abgegebene<br />

Leistung als Funktion des Lastwiderstands).<br />

Die von einem Generator mit dem Innenwiderstand R i an einen Verbraucher R a abgegebene<br />

Leistung ist P ist maximal, wenn R i = R a (schriftlicher Beweis). Dieser<br />

Satz wird unter dem Begriff Leistungsanpassung zitiert. Ein belasteter Transformator<br />

verhält sich ebenfalls wie ein Generator mit Innenwiderstand, d.h. aus dem<br />

Übersetzungsverhältnis ü lässt sich bei Kenntnis des Innenwiderstands der Lastwiderstand<br />

R, bei dem die abgegebene Leistung maximal ist, berechnen. Diese Tatsache<br />

ist unter dem Begriff Widerstandstransformation bekannt.<br />

Vergleichen Sie die Messergebnisse aus dem Diagramm P 2 = f(R 2 ) mit der Rechnung<br />

(Hinweis: der Innenwiderstand der Sekundärseite (siehe Messung 2.) des Transformators<br />

kann nicht vernachlässigt werden). Lassen sich sowohl der Satz über die<br />

Leistungsanpassung als auch die Widerstandstransformation aus den Messwerten<br />

bestätigen?<br />

6. Auswertung<br />

1. Aus U 10 und U 20 bestimme man das Übersetzungsverhältnis ü= n1<br />

n 2<br />

(Bestimmung des<br />

Mittelwertes und des mittleren quadratischen Fehlers). Berechnen Sie den Mittelwert<br />

des Phasenwinkels ϕ 0 .<br />

2. Man zeichne in ein gemeinsames Diagramm U 2 , I 1 und ϕ als Funktion des Sekundärstroms<br />

I 2 .<br />

Warum sinkt U 2 mit zunehmender Belastung? Man berechne den Innenwiderstand des<br />

Transformators.<br />

Warum ist im Leerlauf, d.h. I 2 = 0 die Phase ϕ 0 ≠ 90 o ? Aus der mittleren Phasenverschiebung<br />

ϕ 0 und der Extrapolation der gemessenen Werte I 1 auf den Wert I 10 bei<br />

111<br />

112


FH<br />

Franck-Hertz-Versuch<br />

1. Literatur, Stichworte<br />

Bergmann-Schäfer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Bd. 4 (Entwicklung der Atomphysik,<br />

Atommodell); Haken/Wolf: Atom- und Quantenphysik (Spektroskopische Vorbemerkungen,<br />

Bohrsches Atommodell, Franck-Hertz-Versuch)<br />

2. Zur Geschichte des Franck-Hertz-Versuchs<br />

Im Jahre 1911, nachdem bei Streuexperimenten der Atomkern entdeckt worden war (die<br />

Existenz der Elektronen, ihre Masse und Ladung waren schon bekannt), stellte Rutherford<br />

das nach ihm benannte Atommodell auf. Danach kreisen die negativ geladenen Elektronen,<br />

ähnlich den Planeten im Sonnensystem, auf Kreisbahnen um den schweren, positiv<br />

geladenen Atomkern. Der Gravitationskraft des Planetenmodells entspricht die Coulomb-<br />

Anziehungskraft entgegengesetzter Ladungen.<br />

Nach der klassischen Elektrodynamik müsste das Elektron als (zentripetal) beschleunigte<br />

Ladung elektromagnetische Strahlung aussenden, deshalb ständig Energie verlieren und<br />

schließlich in den Atomkern stürzen. Dieser Widerspruch zur klassischen Physik wurde<br />

durch die Quantenphysik aufgelöst. Bereits 1900 hatte Planck die erste Quantenhypothese<br />

aufgestellt, mit deren Hilfe es ihm möglich war, das Gesetz der elektromagnetischen Temperaturstrahlung<br />

aufzustellen. Er postulierte, dass elektromagnetische Wellen der Frequenz f<br />

nur in Quanten, also in ganzzahligen Vielfachen der Energie E = h ·f von Materie emittiert<br />

werden können (h = 6.626·10 −34 Js ist eine fundamentale Naturkonstante. Sie heißt Plancksches<br />

Wirkungsquantum). 1905 zeigte Einstein, dass Licht tatsächlich aus Energiequanten,<br />

den sogenannten Photonen, besteht. Dadurch inspiriert ergänzte Bohr 1913 das Rutherfordsche<br />

Atommodell durch die beiden folgenden Forderungen:<br />

1. Es sind nur Elektronenbahnen erlaubt, bei denen der Betrag des Bahndrehimpulses l<br />

ein ganzzahliges Vielfaches des Drehimpulses h<br />

2π beträgt.<br />

2. Strahlungsübergänge 7 sind nur zwischen Elektronenzuständen, deren Energien E 1 und<br />

E 2 zwei erlaubten Bahnen entsprechen, möglich. Die Photonenenergie E ist also gegeben<br />

durch E = h · f = E 2 − E 1 .<br />

Eine direkte experimentelle Bestätigung der Bohrschen Postulate gab es vor dem Franck-<br />

Hertz-Versuch nicht. Die diskreten optischen Spektren der Atome weisen zwar auf wohldefinierte<br />

Abstände zwischen den Elektronenzuständen eines Atoms hin, aber könnte es nicht<br />

7 Das sind Übergänge der Hüllenelektronen unter Emission elektromagnetischer Strahlung. Atome befinden<br />

sich ohne äußere Einflüsse im energetisch niedrigsten Zustand, dem Grundzustand. Durch Anheben eines Elektrons<br />

auf eine energetisch höhere Bahn geht das Atom in einen angeregten Zustand über. Angeregte Zustände<br />

haben mittlere Lebensdauern von 10 −9 bis 10 −7 s, bevor sie unter Emission eines Lichtquants in den Grundzustand<br />

zurückkehren.<br />

113<br />

FH<br />

FH<br />

Franck-Hertz-Versuch<br />

neben den in den Spektren sichtbaren diskreten Elektronenzuständen noch kontinuierlich<br />

verteilte Zustände geben? Dann sollte man beliebige Energien auf die Atome übertragen<br />

können.<br />

Zur Anregung von Atomen kann man freie Elektronen an den Atomen streuen. Wenn die<br />

Elektronenenergie kleiner als die niedrigste Anregungsenergie der Atome ist, sind nur elastische<br />

Stoßprozesse möglich. In diesem Fall ändert der Stoßvorgang die innere Energie der<br />

Atome nicht. Weil die Atommasse sehr viel größer als die Elektronenmasse ist, behalten die<br />

Elektronen bei elastischen Stößen ihre kinetische Energie fast vollständig. Wenn die Elektronenenergie<br />

jedoch ausreicht, die Atome anzuregen, sind inelastische Stöße möglich, welche<br />

die kinetische Energie des stoßenden Elektrons um die Anregungsenergie des Atoms verringern.<br />

Beim Franck-Hertz-Versuch werden Elektronen durch ein elektrisches Feld beschleunigt.<br />

Beim Durchlaufen einer Spannung U nimmt die Energie eines Elektrons um e · U zu (e ist<br />

die Elementarladung). Im Beschleunigungsraum befinden sich Neonatome. Bei einer bestimmten<br />

Beschleunigungsspannung, die einer bestimmten maximalen Elektronenenergie<br />

entspricht, setzt die inelastische Streuung ein. Misst man nun den Strom der Elektronen,<br />

deren Energie über einer kleinen Schwelle e · U G liegt, so ist das Einsetzen der inelastischen<br />

Streuung an der Abnahme des Anteils der Elektronen, deren Energie ausreicht, diese<br />

Schwelle zu überschreiten, zu erkennen. Steigert man die Beschleunigungsspannung weiter,<br />

so steigt der Strom der schnellen Elektronen wieder an, bis die Energie für zwei inelastische<br />

Stöße ausreicht, was zu einer erneuten Abnahme des Stroms schneller Elektronen führt. Dieses<br />

Spiel kann mehrmals wiederholt werden. Der Franck-Hertz-Versuch zeigt also, dass Neonatome,<br />

die sich im Grundzustand befinden, Energien unterhalb einer bestimmten Schwelle<br />

nicht aufnehmen können.<br />

3. Versuchsaufbau<br />

3.1. Die Franck-Hertz-Röhre<br />

Die Franck-Hertz Röhre ist weitgehend evakuiert. Sie enthält jedoch ein wenig Neon. Mit<br />

einer elektrisch geheizten Glühkatode können freie Elektronen erzeugt werden; bei ausreichend<br />

hoher Katodentemperatur können Elektronen aus der Glühkatode wie Wassermoleküle<br />

aus einer Wasseroberfläche ”<br />

verdampfen“. Sie werden durch ein elektrisches Feld zur Anode<br />

hin beschleunigt. Die Elektronen stoßen auf ihrem Weg zur Anode mit Neonatomen zusammen.<br />

Durch die Lücken der gitterförmigen Anode können einige Elektronen den dahinter<br />

liegenden Auffänger erreichen. Der Auffänger ist gegenüber der Anode schwach negativ<br />

vorgespannt. Deshalb tragen Elektronen, die nach einem Stoß Energien unterhalb der durch<br />

die Gegenspannung U G definierten Schwelle E S = e · U G haben, nicht zum Auffängerstrom<br />

bei. Damit ist der Auffängerstrom ein Maß dafür, ob und wieviele der beschleunigten Elektronen<br />

ihre Energie auf die Hüllenelektronen übertragen konnten.<br />

114


Versuchsaufbau<br />

FH<br />

FH<br />

Franck-Hertz-Versuch<br />

S<br />

H K A<br />

V<br />

S<br />

B<br />

H<br />

I<br />

U B<br />

10<br />

An vier Buchsen an der Frontplatte des Bedienungsgeräts sind die um den Faktor 10<br />

abgeschwächte Beschleunigungsspannung und das Ausgangssignal des Verstärkers für<br />

den Auffängerstrom zugänglich. Mit diesen Signalen kann die Franck-Hertz-Kurve auf<br />

dem Bildschirm eines Oszilloskops dargestellt werden. Um die Kurve zu erzeugen, ist<br />

der Auffängerstrom-Ausgang mit dem Y-Eingang des Oszilloskops zu verbinden, der<br />

Beschleunigungsspannungs-Ausgang oder der Ausgang U B /10 mit dem X-Eingang. Das Betriebsgerät<br />

ist in die Betriebsart ”<br />

Sägezahn“ zu schalten. In dieser Betriebsart verändert das<br />

Betriebsgerät die Beschleunigungsspannung periodisch entsprechend einer Sägezahnkurve 9 .<br />

Mit Hilfe des digitalen Oszilloskops Tektronix TDS 3012 kann die Kurve mit 10000 Messpunkten<br />

digitalisiert und als Tabelle auf Diskette gespeichert werden. Die dazu notwendigen<br />

Schritte werden Ihnen vom Assistenten gezeigt.<br />

Alternativ können Sie die Franck-Hertz-Kurve mit CASSY-Lab aufnehmen, unter dem Benutzerkonto<br />

”<br />

<strong>Praktikum</strong>“ finden Sie auf dem Desktop ein CASSY-Symbol mit dem Setup<br />

” Franck-Hertz“.<br />

Vor dem Einschalten des Betriebsgeräts sollten alle Verbindungen zwischen Franck-Hertz-<br />

Röhre und dem Betriebsgerät hergestellt sein.<br />

3.2. Das Betriebsgerät<br />

Abbildung FH.1: Franck-Hertz-Röhre und Betriebsgerät<br />

Die Abbildung FH.1 zeigt die Vorderansicht des Betriebsgeräts (Firma NEVA). Es hat folgende<br />

Aufgaben:<br />

1. Erzeugung der Heizspannung für die Glühkatode (H)<br />

2. Erzeugung der Beschleunigungsspannung (konstant oder Sägezahn) (B)<br />

3. Erzeugung der Spannung zwischen Katode und Steuergitter (S)<br />

4. Verstärkung des Auffängerstroms (V)<br />

Die Franck-Hertz-Röhre wird über mehrere Kabel an das Betriebsgerät angeschlossen,<br />

deren Beschriftung und Farbmarkierung eine eindeutige Zuordnung erleichtert. Der<br />

Auffängerstrom schließlich wird über ein BNC-Koaxialkabel zum Betriebsgerät geführt. Der<br />

in das Betriebsgerät eingebaute Verstärker wandelt den Auffängerstrom (einige nA) in eine<br />

proportionale Spannung im Bereich von 0...12 V um. Die Empfindlichkeit ist so groß, dass<br />

eine Bewegung des BNC-Kabels, das den Auffänger mit dem Verstärkereingang verbindet,<br />

die Anzeige vorübergehend merklich ändern kann. 8 Legen Sie das Kabel also so, dass es<br />

während der Messungen nicht bewegt oder deformiert wird.<br />

8 Grund dafür ist Reibungselektrizität, die bei einer Verschiebung der Kabelseele bezüglich des Kabeldielektrikums<br />

auftritt.<br />

115<br />

3.3. Versuchsdurchführung<br />

Man erwartet zunächst einen Stromverlauf, der bei ganzen Vielfachen der Quantenenergie<br />

scharfe Einbrüche zeigt. Tatsächlich wird die gemessene Kurve durch mehrere Effekte verschmiert:<br />

• Die aus der Glühkatode austretenden Elektronen haben auf Grund der Katodentemperatur<br />

unterschiedliche, von null verschiedene Energien. Die Breite der Energieverteilung<br />

ist durch die Katodentemperatur bestimmt.<br />

• Die Neonatome, auf die die beschleunigten Elektronen stoßen, sind nicht in Ruhe,<br />

sondern haben ebenfalls unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die Breite der Verteilung<br />

der kinetischen Energien der Neonatome ist durch die Raumtemperatur bestimmt.<br />

Schätzen Sie aus den mittleren Geschwindigkeiten der Elektronen und Ne-Atome ab,<br />

wie groß diese Dopplerverbreiterung ist.<br />

• Die Energie der Elektronen wird auch durch elastische Stöße mit den Neonatomen<br />

verändert. Zwar sind die Energieänderungen durch elastische Streuung nur klein, aber<br />

ein Elektron kann vor dem ersten inelastischen Stoß und ebenso zwischen zwei inelastischen<br />

Stößen eine große Zahl von elastischen Stößen erfahren.<br />

• Zuweilen kann ein Elektron auf ein bereits angeregtes Neonatom treffen. Dieses kann<br />

in höhere Zustände angeregt werden und dabei andere Energien aufnehmen. Wie kann<br />

man diesem Problem begegnen?<br />

9 Genau genommen folgt die Beschleunigungsspannung dem positiven Teil einer Sinuskurve mit 50 Hz.<br />

Der Verstärker wandelt die Stromstärke von U B = 0 ansteigend bis zum Erreichen der eingestellten max.<br />

Beschleunigungsspannung<br />

116


Versuchsaufbau<br />

FH<br />

FH<br />

Franck-Hertz-Versuch<br />

Neben der Verschmierung zeigt die Franck-Hertz-Kurve auch noch systematische Fehler.<br />

• Wenn unterschiedliche Metalle in Kontakt kommen, bildet sich an der<br />

Berührungsstelle die sogenannte Kontaktspannung aus. Da Katode und Anode<br />

der Franck-Hertz-Röhre aus unterschiedlichen Materialien bestehen, ist der äußeren<br />

Bechleunigungsspannung die Kontaktspannung zwischen Katode und Anode<br />

überlagert. Sie bewirkt eine Verschiebung der Franck-Hertz-Kurve in horizontaler<br />

Richtung.<br />

Terme<br />

eV<br />

21.5<br />

Ionisierungsspannung<br />

• Elastische Stöße verbreitern nicht nur die Energieverteilung der Elektronen, sondern<br />

sie ändern auch die mittlere Energie.<br />

• Ohne Neonfüllung würden der Anoden- und der Auffängerstrom mit steigender Beschleunigungsspannung<br />

∼ U 3 2 zunehmen. Auch in der Franck-Hertz-Kurve nimmt<br />

sowohl die Schwankung des Auffängerstroms als auch der Untergrund mit steigender<br />

Beschleunigungsspannung zu. Dadurch werden die Lagen der Minima, Maxima und<br />

Wendepunkte ein wenig verschoben.<br />

5 3<br />

2p 3p P<br />

0<br />

18.9<br />

3.4. Aufgaben<br />

• Stellen Sie die Abhängigkeit I(U B ) in einem Diagramm dar. Die Messwerte der<br />

Stromkurve werden dazu vom Digital-Oszilloskop in einer Datei auf Diskette geschrieben.<br />

welche die Spalten t i /s, U B,i /10 V und I/w.E.) enthalten. Verwenden Sie zur<br />

Auswertung Ihren PC oder Notebook und beachten Sie dabei, dass als Dezimalzeichen<br />

der Punkt und zur Trennung der Spalten das Komma verwendet wird. Falls Sie<br />

mit CASSY gemessen haben, können Sie Kurve mit CASSY zeichnen und auswerten.<br />

Zur Bestimmung der Anregungsenergie misst man die Beschleunigungsspannungswerte<br />

U B,i , an denen der Auffängerstrom entweder ein Strommaximum oder Stromminimum<br />

annimmt. Aus den Differenzen U i+1 − U i bekommt man Werte E i für die<br />

Anregungsenergie in eV sowohl für die Minima als auch für die Maxima. Bilden Sie<br />

Mittelwert und Standardabweichung des Mittelwerts aller Differenzen.<br />

• Wenn ein Neonatom aus dem ersten angeregten Zustand in den Grundzustand<br />

zurückkehrt, emittiert es Licht. Welcher Wellenlänge entspricht die gemessene Anregungsenergie?<br />

Liegt diese Wellenlänge im Bereich des sichtbaren Lichts? Wieso<br />

beobachten Sie orangerotes Licht? Ziehen Sie dazu das Termschema von Neon (Abb.<br />

FH.2) heran.<br />

• In welchem Wellenlängenbereich liegt sichtbares Licht? Welchem Energiebereich in<br />

eV entspricht das?<br />

5 3<br />

2p 3p S 1<br />

5 1<br />

2p 3s P<br />

1<br />

5 3<br />

2p 3s P<br />

0<br />

5 3<br />

2p 3s P<br />

1<br />

5 3<br />

2p 3s P<br />

2<br />

2 2 6 1<br />

1s 2s 2p S<br />

0<br />

18.3<br />

16.79<br />

16.66<br />

16.62<br />

16.57<br />

0<br />

585.2 nm<br />

650.6<br />

671.7<br />

614.3<br />

640.2<br />

633.4<br />

703.2<br />

Abbildung FH.2: Termschema von Neon<br />

73.6 nm<br />

74.3<br />

117<br />

118


PD<br />

PD<br />

Para- und Diamagnetismus<br />

PD<br />

Para- und Diamagnetismus<br />

1. Motivation<br />

In diesem Versuch soll das Verhalten von Materie im äußeren Magnetfeld untersucht werden.<br />

Kräfte, die auf paramagnetische (FeCl 3 und Pd) und diamagnetische Stoffe (Bi) in homogenen<br />

und inhomogenen Magnetfeldern wirken, werden mit verschiedenen Methoden gemessen.<br />

Bei diesem Versuch empfiehlt es sich, einen eigenen Laptop mitzubringen, damit die<br />

Kräfte auf die verschiedenen Probekörper mit dem System CASSY gemessen werden können.<br />

Die Software können Sie unter www.leybold-didactic.de herunterladen und vor dem Versuch<br />

auf Ihrem Laptop installieren.<br />

2. Literatur<br />

• Materie im Magnetfeld (Demtröder Kap. 3.5, Otten Kap. 23)<br />

• Magnetische Materialien (Gerthsen Kap. 7.4)<br />

Fragen zur Vorbereitung:<br />

• Was sind magnetisches Moment, Magnetisierung, magnetische Feldstärke und magnetische<br />

Induktion wie hängen sie zusammen?<br />

• Was versteht man unter magnetischer Permeabilität, magnetischer Suszeptibilität und<br />

Massensuszeptibilität?<br />

• Welche Kräfte wirken auf magnetische Dipole im magnetischen Feld?<br />

• Geben Sie eine mikroskopische Erklärung für das para- bzw. diamagnetische Verhalten<br />

von Materie im Magnetfeld.<br />

• Was versteht man unter Ferromagnetismus, was unterscheidet ihn vom gewöhnlichen<br />

Paramagnetismus? Was sind Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus?<br />

• Wie können homogene bzw. inhomogene Magnetfelder erzeugt werden?<br />

• Erklären Sie das physikalische Prinzip einer Hall-Sonde!<br />

3. Versuchsprinzip<br />

Grundlage des Versuchs ist die Kraftwirkung magnetischer Felder auf Materie. Im ersten<br />

Teil des Versuches wird die Suszeptibilität von FeCl 3 und Pd bzw. Al bestimmt. Dazu wird<br />

die Kraft gemessen, die ein homogenes Magnetfeld variabler Stärke auf einen Quader bzw.<br />

Zylinder ausübt, der teilweise in das Feld hineinragt (Methode nach Gouy). Die Stärke des<br />

magnetischen Felds wird gleichzeitig mit einer Hall-Sonde ermittelt.<br />

119<br />

Im zweiten Teil des Versuches wird die Kraftwirkung auf eine Bismutprobe in einem inhomogenen<br />

Magnetfeld untersucht (Faraday-Methode). Dazu muss zunächst das Magnetfeld<br />

mit Hilfe einer Hallsonde ortsabhängig gemessen werden.<br />

4. Messungen<br />

ACHTUNG! Ziehen Sie niemals Kabel ab, während Strom durch die Spulen fließt! Hingegen<br />

können Sie gefahrlos das Magnetstromversorgungsgerät auch bei maximalem Strom<br />

aus- bzw. wieder einschalten.<br />

Vorbereitung<br />

• Spannen Sie die Polschuhe mit einem Abstand von 9.5 mm so ein, dass ein homogenes<br />

Magnetfeld erzeugt wird. Ein passender PVC-Abstandshalter liegt am Platz.<br />

• Drehen Sie die Wasserkühlung für die Spulen auf (ca. 1-2 l/min).<br />

• Schalten Sie das Magnetstromversorgungsgerät ein (strombegrenzender Betrieb).<br />

• Entmagnetisieren Sie die Polschuhe vor Beginn jeder Messreihe mit homogenem Feld!<br />

Dazu legen Sie (durch Umpolen der Kabel) ein Gegenfeld von ca. 50-100 mT so an,<br />

dass die Remanenz kleiner 0.5 mT ist.<br />

Aufgaben<br />

1. Messung der Kraft auf Pd oder Al im homogenen Feld<br />

• Bauen Sie den Kraftsensor (Mod. 520060) und den Magnetfeldsensor (Mod.<br />

5240381) von Leybold Didactic auf und schließen Sie beide an das CASSY-<br />

System an.<br />

• Hängen Sie entweder den Aluminiumklotz oder mehrere Pd-Drähte (Abmessungen<br />

mit Plastik-Schieblehre bestimmen!) entsprechend Abb. PD.1(a) so auf, dass<br />

das untere Ende der Probe im homogenen Teil des Magnetfelds endet. (Warum<br />

ist das wichtig?)<br />

• Justieren sie den Kraftsensor so, dass die Probe frei zwischen den Polschuhen<br />

hängt.<br />

• Montieren Sie die Hallsonde so, dass sich die vordere (tangentiale) Sonde im<br />

homogenen Magnetfeld befindet.<br />

• Messen Sie die Kraft in Abhängigkeit von der Magnetfeldstärke. Gehen Sie dabei<br />

folgendermaßen vor:<br />

– Wählen Sie für alle Kraftmessungen den empfindlichsten Messbereich und<br />

stellen Sie ein Mittelungsintervall von 1 s ein, da ansonsten der Messwert zu<br />

stark schwankt. Belasten Sie den Sensor keinesfalls stärker als mit 3 N!<br />

120


Messungen<br />

PD<br />

PD<br />

Para- und Diamagnetismus<br />

– Wählen Sie für die B-Feldmessung die tangentiale Sonde mit einem Messbereich<br />

bis (zunächst) 100 mT. Achten Sie darauf, dass die Feldlinien senkrecht<br />

durch die flache Sonde treten, die sich in der Spitze des Halters als kleiner<br />

schwarzer Chip befindet. Entmagnetisieren Sie die Polschuhe.<br />

• Als Bezugspunkt für das Koordinatensystem empfiehlt sich die obere Polschuhkante,<br />

die sich leicht mit dem Fernrohr anvisieren lässt. Die Lage der Hallsonde<br />

(im Teleskop an den Lötpunkten gut erkennbar) definiert die jeweilige x-<br />

Koordinate.<br />

– Stellen Sie nach der Entmagnetisierung die Kraftanzeige auf Null sowie den<br />

B-Feldmessbereich auf 1 T.<br />

4. Messung der Kraft auf eine Bi-Probe im inhomogenen Feld<br />

– Messen Sie die Kurve punktweise in Abständen von ca. 0.5 A. Stellen Sie<br />

in CASSY unter ”<br />

Messparameter“ (zweimal F5 oder Werkzeugsymbol doppelklicken)<br />

manuelle Aufnahme ein.<br />

– Warten Sie nach einer Stromänderung, bis sich ein stabiler Wert der Kraftanzeige<br />

einstellt. Nehmen Sie einen Messwert mit F9 (oder Klick auf das<br />

Uhren-Icon) auf.<br />

– Es empfiehlt sich, die Kraft über dem Quadrat der Magnetfeldstärke darzustellen<br />

(warum?).<br />

• Falls die Probe während der Messung von einem der Polschuhe angezogen wird,<br />

ist meist eine Verunreinigung mit Fe-Staub die Ursache. Reiben Sie in solchem<br />

Fall den Draht kräftig mit Papier ab. Lagern Sie auf keinen Fall den Draht zusammen<br />

mit Büroklammern o. ä. ferromagnetischem Material!<br />

• Messen Sie wiederum bei einem Spulenstrom von 4,2 A.<br />

• Berechnen Sie das Volumen der Bi-Probe (m = 1, 1 g). Die Dichte von Bismut<br />

beträgt 9.78 g·cm −3 .<br />

• Befestigen Sie die Bi-Probe am Kraftsensor und bringen Sie sie möglichst nahe<br />

an die Stelle maximaler Kraft (d.h. maximales B · gradB) entsprechend Abb.<br />

PD.1(d).<br />

• Bestimmen Sie die Lage des Mittelpunktes der Probe mit Hilfe des Fernrohrs.<br />

• Messen Sie die Kraft an dieser Stelle mit Hilfe des Kraftsensors: Schalten Sie den<br />

Strom aus, stellen Sie Kraftanzeige auf Null und schalten Sie den Strom wieder<br />

ein. Notieren Sie die Kraft und wiederholen Sie die Messung mehrmals.<br />

2. Messung der Steighöhe einer FeCl 3 -Lösung als Funktion der Magnetfeldstärke im homogenen<br />

Feld<br />

• Vorsicht beim Umgang mit der FeCl 3 -Lösung! Benetzen Sie durch Schwenken<br />

das Röhrchen, um Kapillarkräfte zu minimieren.<br />

• Positionieren Sie das U-Rohr so zwischen den Polschuhen, dass das Ende der<br />

Flüssigkeitssäule immer im homogenen Bereich endet (s. Abb. PD.1(b))<br />

• Messen Sie simultan die magnetische Induktion B mit Hilfe der Hall-Sonde.<br />

• Messen Sie mit dem Justierfernrohr die Steighöhe bei Stromstärken 0.6 – 5.4 A in<br />

Schritten von ca. 0.5 A. Das Fernrohr ist mit einem elektronischen Wegaufnehmer<br />

verbunden (Anzeige in mm). Justieren Sie das Fernrohr zuvor (horizontale<br />

Ausrichtung, richtige Position des Wegaufnehmers).<br />

3. Bestimmung der Ortsabhängigkeit des inhomogenen Feldes<br />

a<br />

b<br />

Abbildung PD.1: Anordnung der Proben und der Hallsonde im Magnetfeld: Aluminiumblock<br />

(oder Pd-Draht) im homogenen Feld (a), FeCl 3 -Lösung im Steigrohr (b), Messung der<br />

Ortsabhängigkeit des inhomogenen Felds (c), Kraft auf Bismutprobe (d)<br />

c<br />

d<br />

• Spannen Sie die konische Seite der Polschuhe ein, wiederum mit einem Abstand<br />

von 9.5 mm.<br />

• Eine Entmagnetisierung ist bei den folgenden Messungen nicht mehr nötig. Wieso?<br />

• Messen Sie bei einem Spulenstrom von 4.2 A das B-Feld in Abhängigkeit von<br />

der vertikalen Position x. Variieren Sie dazu die Höhe der Hallsonde in Schritten<br />

von 1 mm, beginnend ca. 2 mm über der oberen Polschuhkante bis ca. 20 mm<br />

nach innen (s. Abb. PD.1(c)).<br />

5. Auswertung<br />

1. Zeichnen Sie ein Diagramm der Abhängigkeit der Steighöhe h(B 2 ) vom Quadrat der<br />

magnetischen Induktion für die FeCl 3 -Lösung. Bestimmen Sie daraus die Massensuszeptibilität<br />

κ von FeCl 3 .<br />

121<br />

122


Fragen zur Auswertung<br />

PD<br />

PD<br />

Para- und Diamagnetismus<br />

2. Zeichnen Sie ein Diagramm der Abhängigkeit der Kraft F(B 2 ) des Pd-Drahtes bzw.<br />

des Al-Blocks. Bestimmen Sie daraus die Suszeptibilität χ von Palladium bzw. Aluminium.<br />

Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit dem Literaturwert. Die Dichte von Pd beträgt<br />

ρ Pd = 12.1 g<br />

cm , die von Aluminium ρ 3 Al = 2.7 g<br />

cm . 3<br />

3. Zeichnen Sie in ein gemeinsames Diagramm aus den Messungen der Steighöhe im<br />

inhomogenen Feld in Abhängigkeit der vertikalen Position x:<br />

a) Die magnetische Induktion B(x).<br />

b) Zeichnen Sie zur Kontrolle auch die Lage der Polschuhe ein.<br />

c) Bestimmen Sie den Feldgradienten dB durch grafische Differentiation! Beachten<br />

Sie dabei, dass Ihre Messwerte fehlerbehaftet sind. Streuungen der Messwerte<br />

dx<br />

würden sich bei einer Punkt-zu-Punkt-Differentiation aufschaukeln. Aus diesem<br />

Grund ist zunächst eine realistische Ausgleichskurve B(x) durch die Messwerte<br />

zu zeichnen, von der die Ableitung gebildet wird. Bewährt haben sich hierbei<br />

Polynome nicht zu hoher Ordnung als Ausgleichsfunktion, die symmetrisch<br />

bezüglich der Polschuhmitte sind.<br />

7. Theoretische Grundlagen<br />

Die Kraft F auf ein Probevolumen V endlicher Suszeptibilität χ in einem Magnetfeld ergibt<br />

sich aus dem Gradienten der magnetostatischen Feldenergie W in V (unter Annahme der<br />

Konstanz von H innerhalb V ):<br />

W = − 1 ∫<br />

H · dB = µ 0V H 2<br />

(1 + χ)<br />

2<br />

2<br />

V<br />

Nimmt man die Vakuumenergiedichte als homogen an, so ergibt sich für die Kraft<br />

F = gradW = χµ 0 V H · gradH<br />

In x-Richtung bedeutet das z.B.<br />

F x = χµ 0 V H dH<br />

dx<br />

Damit lässt sich die Suszeptibilität χ von Bismut bestimmen.<br />

Die Kraft auf einen langgestreckten zylindrischen Körper mit dem Querschnitt A im inhomogenen<br />

Feld lässt sich durch Integration längs der Zylinderachse berechnen:<br />

0<br />

F = µ 0 χA<br />

∫ x2<br />

x 1<br />

H dH<br />

dx dx = µ 0χA<br />

∫ H(x2)<br />

H(x 1)<br />

HdH = µ 0χA<br />

(H 2 (x 2 ) − H 2 (x 1 ))<br />

2<br />

ø 13<br />

ø 37<br />

x<br />

Liegt das eine Ende des Zylinders außerhalb H, d.h. H(x 1 ) = 0, so erhält man<br />

F = µ 0χA<br />

H 2 (x 2 )<br />

2<br />

Abbildung PD.2: Gestalt eines Polschuhs, Maßangaben in mm. Linke Seite für homogenes<br />

Magnetfeld, rechte Seite für inhomogenes Magnetfeld<br />

4. Man bestimme die Suszeptibilität χ von Bi (Vorzeichen!). Schätzen Sie den Fehler des<br />

Messwertes ab!<br />

6. Fragen zur Auswertung<br />

7<br />

Man kann auf diese Weise das Feld H an der Stelle x 2 bestimmen, sofern man die Kraft<br />

kennt. Beim Pd-Draht bestimmt man sie direkt, während bei der Steighöhenmethode die<br />

Kraft auf eine Flüssigkeitssäule aus folgender Beziehung gewonnen wird: Bei eingeschaltetem<br />

Feld halten sich die Gewichtskraft F g auf die Säule, die um die Höhe h über die<br />

Referenzfläche gestiegen ist und die magnetostatische Kraft F m auf die gesamte Flüssigkeit<br />

das Gleichgewicht:<br />

F g = ρAhg = F m = µ 0χA<br />

H 2 (x 2 )<br />

2<br />

−→ h = µ 0H 2 χ<br />

2g ρ<br />

Die Massensuszeptibilität κ ergibt sich dann als<br />

Beantworten Sie die folgenden Fragen schriftlich!<br />

• Wie hängt die Suszeptibilität für para-, ferro- bzw. diamagnetische Stoffe von der Temperatur<br />

ab?<br />

κ := χ ρ = 2gh<br />

µ 0 H 2<br />

• Welche Kraft und welches Drehmoment erfährt ein magnetisches Moment ⃗µ in einem<br />

inhomogenen Feld B?<br />

123<br />

124


NR<br />

NR<br />

Natürliche Radioaktivität<br />

NR<br />

Natürliche Radioaktivität<br />

1. Motivation<br />

Seit dem Entstehen von Leben auf der Erde ist dieses ständiger radioaktiver Strahlung ausgesetzt.<br />

Zu dieser natürlichen Belastung hat sich in den letzten hundert Jahren die zivilisatorische<br />

Belastung gesellt, für den Menschen hauptsächlich durch die Medizin, in geringem<br />

Maße auch durch Kernwaffentests und die Kernenergienutzung. Es sollen einige Quellen der<br />

uns umgebenden radioaktiven Strahlung untersucht werden. Nach der Vermittlung physikalischer<br />

Größen des Strahlenschutzes soll mit der Gammaspektroskopie eine wichtige kernphysikalische<br />

Untersuchungsmethode kennengelernt werden. Gammastrahlung wird in der<br />

Regel nach einem Kernzerfall emittiert und kann sowohl zur Nuklididentifizierung wie auch<br />

zur Aktivitätsbestimmung genutzt werden.<br />

Es besteht die Möglichkeit, Proben aus Ihrer Umgebung (Gestein, Nahrungsmittel, alte Uhren...)<br />

mitzubringen und auf ihre eventuelle Radioaktivität zu überprüfen.<br />

2. Literatur zur Vorbereitung<br />

• Skript ”<br />

Grundlagen zum Versuch Natürliche Radioaktivität“ unter<br />

www.pit.physik.uni-tuebingen.de/praktikum/anfaenger<br />

• Musiol/Reif/Seeliger/Ranft: Kern- und Elementarteilchenphysik, VCH, Kap. 5.5 und<br />

9.1;<br />

• Kleinknecht: Detektoren für Teilchenstrahlung, 2. Aufl., Teubner Studienbücher;<br />

• T. Meyer-Kuckuk: Kernphysik, 4. Aufl., Teubner Studienbücher;<br />

• H. Neuert: Kernphysikalische Messverfahren zum Nachweis für Teilchen und<br />

Quanten, Braun-Verlag, Karlsruhe<br />

Fragen zur Vorbereitung:<br />

• Was sind die wichtigsten Quellen der radioaktiven Belastung des Menschen? Welcher<br />

Anteil entsteht dabei durch die zivilisatorische Nutzung der Kernenergie sowie durch<br />

die Nutzung ionisierender Strahlung in der Medizin?<br />

• Wie sind die Größen Aktivität, Energiedosis und Äquivalentdosis definiert?<br />

• Was versteht man unter Nukliden, Isotopen und Isobaren?<br />

• Welche Arten von Kerninstabilität gibt es?<br />

• Nennen Sie die wichtigsten Arten radioaktiver Strahlung!<br />

• Wie lässt sich γ-Strahlung nachweisen?<br />

125<br />

• Machen sie sich mit den wichtigsten Prinzipien zum Nachweis radioaktiver Strahlung<br />

vertraut. Wie funktionieren Geiger-Müller-Zählrohr, Halbleiterzähler und Szintillationsdetektor?<br />

Mit welchen dieser Detektoren lässt sich die Energie von γ-Strahlung<br />

bestimmen?<br />

• Wie funktioniert ein Sekundärelektronenvervielfacher (Photomultiplier)?<br />

• Was wird bei einem Energiespektrum aufgetragen?<br />

3. Versuchsprinzip<br />

Es werden mit einem NaI-Szintillationsdetektor die γ-Energiespektren verschiedener Proben<br />

aufgenommen. Mit einer Probe bekannter γ-Energien lässt sich die Energiekalibrierung<br />

durchführen, womit unbekannte Linien identifizierbar sind. Aus dem Spektrum kann die<br />

Aktivität der Probe wie auch ihre potenzielle Dosisleistung (bei Kontakt oder Inkorporation)<br />

abgeschätzt werden.<br />

4. Versuchsaufbau<br />

4.1. NaI-Detektor<br />

Das Schema des Versuchsaufbaus ist in Abb. NR.2 gezeigt. Die vom Szintillator nach Absorption<br />

der γ-Quanten ausgesandten Lichtblitze treffen auf den Photomultiplier und reagieren<br />

dort auf der Photokathode (1) durch den Photoeffekt. Die dabei freigesetzten Elektronen<br />

werden durch die angelegte Hochspannung (im Versuch ca. 700 V) zur ersten Dynode (2)<br />

beschleunigt und setzen dort weitere (Sekundär-) Elektronen frei. Dies wiederholt sich, bis<br />

schließlich eine Elektronenlawine auf der Anode ein Signal auslöst. Dieses Signal wird von<br />

einem Verstärker weiterverarbeitet (verstärkt und geformt) und dann auf den Eingang des<br />

Analog-Digital-Wandlers (ADC, Steckkarte im PC) gegeben, der es in eine digitale Zahl<br />

wandelt, die vom Computer in eine Häufigkeitsverteilung einsortiert wird (d.h. in ein Spektrum<br />

der Impulshöhen).<br />

5. Messungen<br />

Messen Sie drei γ-Energiespektren: Eine Probe Ihrer Wahl, eine Kalibrierungsprobe sowie<br />

den Untergrund innerhalb der Bleiabschirmung (Leermessung). Die Messzeit sollte jeweils<br />

20 Minuten betragen, bei stärkeren Proben kann sie auch kürzer gewählt werden. Die Reihenfolge<br />

dieser Messungen kann beliebig sein, da nicht alle Proben mehrfach vorhanden<br />

sind. Eine Anleitung zur Bedienung des Messsystems finden Sie im Anhang.<br />

126


Messungen<br />

NR<br />

NR<br />

Natürliche Radioaktivität<br />

NaI-Kristall (thalliumaktiviert)<br />

a<br />

b<br />

PMT<br />

Impulse<br />

Verstärker<br />

grob fein<br />

grob fein<br />

grob fein<br />

a<br />

b<br />

- +<br />

Speicher<br />

CPU<br />

ADC<br />

PMT<br />

NaI<br />

Verstärker<br />

Hochspannung<br />

Hochspannung<br />

Abbildung NR.1: Schema eines Sekundärelektronenvervielfachers (Photomultiplier)<br />

5.1. Einschalten der Apparatur<br />

Im Allgemeinen sind Hochspannungsversorgung und Verstärker bereits eingeschaltet und<br />

eingestellt, verständigen Sie sich also mit dem Assistenten, bevor Sie etwas einschalten<br />

oder verändern. Nur falls Sie ausdrücklich dazu aufgefordert werden:<br />

• Vergewissern Sie sich, dass die Hochspannungsversorgung ausgeschaltet und auf 0<br />

gestellt ist! Die Verstärkung sollte auf ein Minimum eingestellt sein (d.h. Coarse auf<br />

10 und Fine auf 0.5)<br />

• Netzspannungen einschalten<br />

• Hochspannung HV an: Dazu Feststellknopf lösen, Schalter auf ”<br />

ein“, oberen Drehschalter<br />

auf 500 V drehen, anschließend am mittleren Drehschalter auf 700 V hochschalten,<br />

dazu Anzeige am Spannungverteiler beobachten.<br />

• Selbstständig Computer einschalten, Linux booten. Das Programm zur Aufnahme<br />

der Spektren wird mit dem Befehl histuegram auf der Kommandozeile oder durch<br />

Drücken des zugehörigen Icons gestartet. Hinweise zur Bedienung des Programms<br />

finden sich in Abschnitt 8.<br />

5.2. Liste der Messproben<br />

1. Ein Becher mit Kaliumchlorid: KCl, m = 300 g<br />

2. Eine Probe mit 22 Na-haltiger NaCl-Lösung<br />

127<br />

Abbildung NR.2: Versuchsaufbau: anschaulich (oben) und schematisch (unten)<br />

3. Ein Glühstrumpf für Propangaslampen<br />

4. ein kleines Stück Pechblende<br />

5. verschiedene Steine aus dem Schwarzwald<br />

6. Ein uranhaltiges Glas (sog. Annaglas)<br />

7. verschiedene Uhren mit radiumhaltigen Leuchtziffern<br />

8. Sand aus der Region Gomel (Weißrussland, 2004)<br />

5.3. Aufgaben<br />

Die folgenden Messungen können in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden, da insbesondere<br />

die Kalibrierungsproben KCl und NaCl nur jeweils einmal vorhanden sind. Die<br />

Messzeiten können variabel gewählt werden, empfohlen werden 20 min für die KCl-Probe,<br />

10 min für den Untergrund, für die stärkeren Proben genügen meist 5 min. Die unterschiedlichen<br />

Messzeiten müssen bei der Subtraktion des Untergrunds berücksichtigt werden.<br />

1. Führen Sie die Kalibrierung durch Messung einer KCl-Probe durch, bei der Sie den<br />

Vollabsorptionspeak (1460.1 keV) und den β + –Vernichtungspeak (511 keV) im Spektrum<br />

zuordnen können. Alternativ können Sie die Kalibrierung mit der 22 Na-Probe<br />

durchführen. 22 Na ist ein β + -Strahler. Sie finden neben dem β + –Vernichtungspeak<br />

auch eine γ-Linie bei 1275 keV. In allen Fällen finden Sie auch deutlich die Emission<br />

charakterischer Röntgenstrahlung aus der Bleiabschirmung, prominent ist die K α -<br />

Linie bei 77 keV.<br />

128


Auswertung<br />

NR<br />

NR<br />

Natürliche Radioaktivität<br />

2. Messen Sie den Untergrund mit geschlossener Bleitür. Sie benötigen insbesondere bei<br />

der Messung schwacher Quellen dieses Leerspektrum, das sie vom Bruttospektrum<br />

subtrahieren müssen.<br />

3. Nehmen Sie ein γ-Spektrum von einer Probe Ihrer Wahl auf.<br />

4. Bestimmen Sie die natürliche Dosisleistung im <strong>Praktikum</strong>sraum. Aus Gewichtsgründen<br />

kann die Bleiabschirmung nicht ohne weiteres entfernt werden. Daher ist ein<br />

Untergrundspektrum, welches 2 Stunden ohne Bleiabschirmung aufgenommen wurde,<br />

auf der Festplatte unter dem Namen ”<br />

untergrund.histo“ abgespeichert. Analysieren Sie<br />

das Spektrum in der Auswertung (siehe Hinweise dort).<br />

6. Auswertung<br />

Die Auswertung kann zum großen Teil mit dem Messprogramm während des Versuchstermins<br />

vorgenommen werden. Sie sollten aber auch alle gemessenen Spektren speichern,<br />

per E-Mail, USB-Stick o.ä. nach Hause transferieren und dort mit einem Programm Ihrer<br />

Wahl (z.B. einem Tabellenkalkulationsprogramm) auswerten. Nähere Hinweise zum Messprogramm<br />

”<br />

HisTueGram“ finden Sie im Anhang zu dieser Anleitung.<br />

1. Kalibrierung: Die horizontale Achse ist zunächst nur in äquidistante Kanäle aufgeteilt,<br />

die γ-Energien zugeordnet werden müssen. Da lediglich bekannt ist, dass ein<br />

linearer Zusammenhang E γ = E off + v × c zwischen Kanalnummer c und der Energie<br />

E γ besteht, müssen die unbekannte Verstärkung v und der mögliche Energieoffset E off<br />

(hat elektronische Ursachen) aus Strahlern bekannter Energie bestimmt werden. Mit<br />

zwei bekannten Energien lässt sich bereits eine Kalibrierung durchführen, bei lediglich<br />

einer Energie wird E 0 = 0 angenommen. Der Menüpunkt ”<br />

Kalibrierung“ bietet<br />

zwei Möglichkeiten: Ein Kalibrierungspeak kann mit oder ohne Berücksichtigung des<br />

Untergrundes ermittelt werden. Die erste Variante empfiehlt sich, wenn der Peak auf<br />

einem stark abfallendem Untergrund sitzt.<br />

2. Energiebestimmung: Bestimmen Sie die wichtigsten Peakenergien in der Probe<br />

Ihrer Wahl! Die Energiezuordung ist (sofern Sie weder Hochspannung noch<br />

Verstärkung geändert haben) identisch mit der Kalibrierungsprobe. Welche Nuklide<br />

können Sie identifizieren? Für besonders Sportliche: Unter der Adresse<br />

http://www.nndc.bnl.gov finden Sie NUDAT, die Datenbank für sämtliche<br />

bekannten γ–Linien instabiler Nuklide. Bei der Suche nach einem Nuklid geben Sie<br />

möglichst viele Einschränkungen an (Halbwertszeit, Massenzahl, möglichst genaue<br />

Energie), sonst erhalten Sie zu viele irrelevante Antworten. Da unsere Proben im Wesentlichen<br />

natürliches Uran bzw. Thorium oder 226 Ra (Leuchtziffern) enthalten, sollten<br />

auch diese Nuklide und die Tochterkerne in der jeweiligen Zerfallskette zu finden sein.<br />

3. Aktivitätsbestimmung: Vergleichen Sie gemessene und erwartete Aktivität von 40 K.<br />

Aus dem Spektrum der KCl–Messung (abzüglich der Leermessung) bestimmen Sie<br />

die Anzahl der γ–Quanten an, die aus dem Zerfall von 40 K stammen. Diese kann man<br />

129<br />

vereinfacht durch Integration über das gesamte Spektrum ermitteln. Die erwartete Aktivität<br />

ergibt sich aus der Zerfallsgleichung, wenn man Halbwertszeit und Stoffmenge<br />

berücksichtigt. Wieviele 40 K–Kerne zerfallen pro Sekunde, wieviele davon unter Aussendung<br />

eines γ-Quants? Vergleichen Sie diesen Wert mit dem von Ihnen gemessenen.<br />

Woher kommt der Unterschied? Folgende Vorgehensweise ist empfehlenswert:<br />

• Wieviel Mol K sind in 300 g KCl enthalten? Wieviele Atome sind dies? Der Anteil<br />

der radioaktiven 40 K–Kerne am natürlichen Kalium–Isotopengemisch beträgt<br />

1.17 · 10 −4 .<br />

• Wieviele 40 K–Kerne zerfallen pro Sekunde? (τ 1/2 = 1.28·10 9 a). Wieviele davon<br />

zerfallen unter Aussendung eines γ–Quants?<br />

• Wieviele Zerfälle haben Sie nachgewiesen? Welchem Prozentsatz des theoretischen<br />

Werts entspricht das? Was sind die Ursachen der Reduktion?<br />

• Ein großer Teil der Ursachen kann quantitativ erfasst werden, so dass die Unsicherheit<br />

zum Schluss max. 50 % betragen sollte.<br />

Falls Sie zur Kalibrierung 22 Na verwendet haben, so lassen Sie sich das Kalium-<br />

Spektrum von Ihren Mitarbeitern geben.<br />

4. Dosisabschätzung: Aus dem Spektrum ”<br />

untergrund.histo“ lässt sich die natürliche<br />

Strahlenbelastung (in mSv/a) durch γ–Strahlung bis ca. 2 MeV bestimmen. Gehen Sie<br />

dabei wie folgt vor:<br />

• Die Meßzeit betrug 2 Stunden.<br />

• Nehmen Sie an, dass in dem Kristall jedes γ–Quant nachgewiesen wird und dass<br />

auch der Mensch einen Großteil der niederenergetischen γ–Quanten absorbiert.<br />

• Berechnen Sie die Masse des NaI–Kristalls.<br />

• Die nachgewiesene Gesamtenergie ergibt sich durch Summation über alle<br />

Kanäle:<br />

∑1023<br />

E = N i · E i ,<br />

wobei E i und N i die einzelnen Energien bzw. Inhalte der Kanäle sind.<br />

i=0<br />

Ermitteln Sie zum Vergleich die zusätzliche Jahresdosis, wenn Sie die Probe Ihrer<br />

Wahl (z.B. die Armbanduhr) ständig am Körper tragen würden. Gehen Sie beim NaI-<br />

Detektor von 100 %, beim Ge(Li)-Detektor von 2 % Nachweiswahrscheinlichkeit aus.<br />

Warum unterscheidet man im Strahlenschutz zwischen Ganzkörperdosis und Gewebedosis?<br />

Geben Sie an, welche Art von Dosis Sie ermittelt haben.<br />

7. Fragen zum Versuch<br />

1. Wie ist die Einheit keV in SI-Einheiten definiert?<br />

130


Bedienung des Programms HisTueGram<br />

NR<br />

NR<br />

Natürliche Radioaktivität<br />

2. Wieso haben die im Versuch beobachteten Peaks eine Breite, d.h. warum werden nicht<br />

alle vollständig absorbierten γ–Quanten einer ganz bestimmten Energie in einem ganz<br />

bestimmten Kanal gezählt? Erläutern Sie die physikalischen Ursachen der endlichen<br />

Breite! Was versteht man unter dem Begriff Halbwertsbreite? Ermitteln Sie für eine<br />

Gauß-Verteilung den Zusammenhang zwischen σ und der Halbwertsbreite (engl.<br />

FWHM, full width at half of maximum).<br />

3. In einem frisch gereinigten radioaktiven Präparat wie z.B. Ra steigt die Aktivität<br />

zunächst an. Können Sie sich dieses Verhalten erklären?<br />

4. Wie kann α−, β−, γ−Strahlung abgeschirmt werden? Welche Rolle spielt die Energie<br />

dieser Strahlung? Welcher grundsätzliche Unterschied besteht in der Abschirmung<br />

von Teilchenstrahlung (α, β) und elektromagnetischer (γ) Strahlung? Wie kann man<br />

kosmische Strahlung abschirmen?<br />

5. Wie gefährlich ist natürliche radioaktive Strahlung eigentlich? Schätzen Sie dazu die<br />

Zahl der Personen ab, die in Deutschland pro Jahr an Krebs durch natürliche radioaktive<br />

Strahlung in Deutschland erkranken. Stellen Sie dies der Gesamtrate an Krebserkrankungen<br />

gegenüber. Die stochastische Strahlenwirkung wird hier vereinfacht mit 1<br />

Erkrankung pro 60 Sv angenommen (s.a. Anhang)<br />

6. Warum sieht man beim Zerfall von 232 Th Linien bei 2615 keV, 2104 keV und<br />

1593 keV?<br />

8. Bedienung des Programms HisTueGram<br />

Das Programm HisTueGram, welches 2006 von Hanno Rein speziell für diesen Versuch<br />

entwickelt wurde, ist eine komfortable Software–Version eines Vielkanalanalysators (MCA,<br />

multi channel analyser). Das Spektrum wird erstellt, indem die Signale (d.h. Zahlen), die<br />

vom ADC kommen, proportional zur Signalhöhe verschiedenen Kanälen zugeordnet werden<br />

und der entsprechende Kanalinhalt jeweils um eins erhöht wird. So entsteht während<br />

der Messzeit ein Spektrum der Energieverteilung der in diesem Zeitraum gemessenen γ–<br />

Quanten. Diesen Vorgang kann man am Bildschirm mitverfolgen, alle 256 Ereignisse wird<br />

der Inhalt des Spektrums grafisch dargestellt. In der Versuchsanordnung ist der ADC mittels<br />

einer Steckkarte in den PC integriert. Die im Versuch verwendete Auflösung beträgt 1024<br />

Kanäle, was für die intrinsischen Auflösungen der Detektoren völlig ausreicht.<br />

Der PC wird im Linux-Modus gebootet. Man meldet sich als Nutzer ”<br />

praktikum“ an, das<br />

Passwort wird Ihnen vom Betreuer mitgeteilt. Das Programm wird über ein Icon auf dem<br />

Desktop aufgerufen.<br />

• Start : Start einer Messung. Hier geben Sie lediglich die Messzeit ein, die weiteren<br />

Optionen sind speziellen Aufgaben vorbehalten.<br />

• Zoom in/out/alles : Zoomfunktionen. Haben Sie zuvor mit der linken Maustaste<br />

einen Spektrenbereich markiert, so wird bei ”<br />

Zoom in“ dieser Bereich dargestellt.<br />

• Lineare Darstellung : Hier können Sie zwischen linearer und logarithmischer Darstellung<br />

der Ordinate wählen.<br />

• Kalibrierung : Das Kalibrierungsmenü wird aufgerufen. Die Kalibrierungspunkte<br />

werden tabellarisch dargestellt mit Status, Energie, Kanalnummer, Beschreibung und<br />

Abweichung von der (linearen) Kalibrierungsfunktion.<br />

– Peak finden (ohne Untergrund) fügt einen neuen Kalibrierungspunkt (einen<br />

Peak) hinzu:<br />

1. Peaks mit gedrückter linker Maustaste markieren<br />

2. Im Menü entsprechende bekannte γ–Energie und Bezeichnung eingeben<br />

– Peak finden (mit Untergrund) erfordert zusätzlich zunächst die Markierung<br />

von Untergrundbereichen links und rechts des Peaks.<br />

Um die Kalibrierung auf andere gemessene Spektren anwenden zu können, müssen<br />

Sie die Kalibrierungsfunktion abspeichern (im Menü Kalibrierung, das unkalibrierte<br />

Spektrum messen oder einlesen und anschließend die Kalibrierung wieder laden.<br />

Bei der Speicherung des Spektrums wird die Kalibrierungsfunktion mit abgespeichert,<br />

ebenso wird zu jedem Kanal die zugehörige Energie berechnet.<br />

• Untergrund ermöglicht es, den gemessenen Untergrund abzuziehen. Dabei werden<br />

unterschiedliche Messzeiten automatisch berücksichtigt, die gleiche Kalibrierung wird<br />

vorausgesetzt.<br />

Nach Abschluss der Messungen können Sie Ihre Spektren per E-Mail verschicken. Die Dateien<br />

sind im ASCII-Format abgelegt, ein Tabellenkopf sieht zum Beispiel so aus:<br />

# HisTueGram<br />

# Aufnahme: Freitag 14. Juli 2006 - 14:58:57<br />

# Einstellungen<br />

# Messzeit (s): 600<br />

# Totzeit: 0.04 %<br />

# Eichfunktion: f(x)=-15.413355+2.200318*x<br />

#<br />

# Kanalnummer TAB Ereignisse TAB Energie (laut Kalibrierung)<br />

0 0 -15.41<br />

1 721 -13.21<br />

2 0 -11.01<br />

3 0 -8.81<br />

4 2 -6.61<br />

....<br />

• Stop : (vorzeitiges) Stoppen einer laufenden Messung<br />

131<br />

132


US<br />

US<br />

Ultraschall<br />

US<br />

Ultraschall<br />

4. Grundlagen<br />

1. Vorbereitung<br />

Vorausgesetzt werden Kenntnisse über:<br />

• Interferenz<br />

• Huygens-Fresnelsches Prinzip<br />

• Beugung am Gitter<br />

• Phasengitter, Amplitudengitter<br />

• Schwingungen von Stäben bei verschiedenen Randbedingungen, insbesondere Longitudinalschwingungen<br />

von Stäben<br />

• Piezo-Effekt, inverser Piezo-Effekt<br />

• Ferromagnetismus<br />

• Hysterese<br />

• Magnetostriktion<br />

2. Literatur<br />

Zu diesem Versuch liegt in der Fachbereichsbibliothek eine <strong>Praktikum</strong>smappe aus. Zu allen<br />

Punkten, die unter Vorbereitung genannt sind, finden Sie in dieser Mappe oder der Versuchsanleitung<br />

geeignetes Arbeitsmaterial für eine gründliche Vorbereitung. Sie können aber<br />

selbstverständlich auch andere Bücher benutzen.<br />

3. Motivation<br />

Ultraschallwellen finden in der heutigen Zeit vielfältig Anwendung, zum Beispiel als Sonar<br />

(Ortung und Hinderniserkennung durch Richtstrahlreflexion) oder in der Medizin (Messung<br />

von Gewebestärken aus der Laufzeit von Ultraschallwellen). Der Vorteil von Ultraschallwellen<br />

liegt in ihrer Wellenlänge und der daraus resultierenden Möglichkeit zur Bündelung und<br />

in ihrer Ungefährlichkeit.<br />

133<br />

Schallwellen stellen Ausbreitungsvorgänge elastischer Deformationen in Medien aller<br />

Aggregatzustände dar. Das elastische Verhalten eines Mediums kann allgemein durch<br />

den Kompressionsmodul K und den Schub- oder auch Torsionsmodul G beschrieben<br />

werden. Für Gase und Flüssigkeiten ist der Schubmodul immer gleich null, was zur Folge<br />

hat, dass sich in ihnen keine Transversalwellen, sondern lediglich Longitudinalwellen<br />

ausbilden können. Der Kompressionsmodul ist zwar auch für Festkörper definiert, hat<br />

aber nur geringe Bedeutung, da eine reine Kompression praktisch kaum auftritt. Vielmehr<br />

hat man es meistens mit einer Deformation in nur einer Richtung zu tun, die aber bei<br />

einem endlichen Festkörper immer mit einer Querdeformation gekoppelt ist. Aus diesem<br />

Grund treten hier neben Longitudinalwellen immer gleichzeitig Transversalwellen auf. Das<br />

Elastizitätsverhalten bei diesen Vorgängen wird durch den Elastizitätsmodul E beschrieben.<br />

Für die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schallwellen gilt:<br />

in Festkörpern (Longitudinalwellen): v =<br />

in Flüssigkeiten: v =<br />

in Gasen: v =<br />

mit:<br />

κ = cp<br />

c v<br />

: Adiabatenexponent<br />

ρ: Dichte<br />

P : Druck<br />

E: Elastizitätsmodul<br />

K: Kompressionsmodul<br />

√<br />

E<br />

ρ<br />

√<br />

K<br />

ρ<br />

√ √<br />

K<br />

= Pκ<br />

ρ ρ<br />

Die Schallgeschwindigkeiten liegen etwa zwischen 200 m/s (in Gasen) und 4000 m/s (in<br />

Festkörpern). Für den Bereich des Ultraschalls (20 kHz bis 200 MHz) ergeben sich daraus<br />

Wellenlängen von 20 cm bis herab zu 1 µm, also gerade bis in die Größenordnung der Wellenlänge<br />

des sichtbaren Lichtes (400..700 nm). Aus der Optik ist bekannt, dass an Objektstrukturen,<br />

deren Größe mit der Lichtwellenlänge vergleichbar ist, Beugung beobachtet werden<br />

kann.<br />

5. Die Ultraschallwelle als Beugungsgitter für Lichtwellen<br />

Beugungsgitter werden in Amplituden- und Phasengitter unterteilt.<br />

Beim Amplitudengitter wird die Amplitude einer durchtretenden Lichtwelle in regelmäßig<br />

angeordneten Bereichen (z.B. lichtundurchlässige Streifen) abgeschwächt, so dass sich direkt<br />

hinter dem Gitter eine periodische Amplitudenverteilung ergibt. Beim Durchgang einer<br />

Lichtwelle durch ein reines Phasengitter wird die Amplitude nicht verringert (d.h. das Gitter<br />

ist für das Auge transparent). Durch einen ortsabhänigen Brechungsindex wird hier aber die<br />

Phase der Lichtwelle unterschiedlich beeinflusst, so dass sich direkt hinter dem Gitter eine<br />

periodische Phasenverschiebung ergibt.<br />

134


Erzeugung von Ultraschallwellen durch einen Piezo-Kristall<br />

US<br />

US<br />

Ultraschall<br />

Abbildung US.1: Glasplatte mit periodischer Struktur als Phasengitter<br />

Ob ein Gitter als Amplituden- oder Phasengitter wirkt (in der Praxis treten oft beide Effekte<br />

nebeneinander auf), lässt sich an dem auftretenden Beugungsmuster nicht ohne weiteres<br />

erkennen, denn für beide Typen gilt für die Winkel, unter denen Intensitätsmaxima auftreten:<br />

sinϕ k = kλ d<br />

für k = 0, 1, 2, ...; d = λ Ultraschall (US.1)<br />

Abbildung US.2: Der Piezoeffekt<br />

O<br />

-<br />

+<br />

Si<br />

+<br />

-<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Si<br />

+<br />

Abbildung US.3: Der piezoelektrisch angeregte<br />

Quarz<br />

O<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

-<br />

+<br />

Eine in einer Flüssigkeit laufende Ultraschallwelle stellt eine elastische Welle dar, bei der in<br />

regelmäßigen Abständen Verdichtungen und Verdünnungen hintereinander her laufen. Der<br />

Abstand zweier aufeinanderfolgender Verdichtungen entspricht der Wellenlänge der Schallwelle.<br />

Für einen bestimmten Zeitpunkt betrachtet hat die Flüssigkeit in Ausbreitungsrichtung<br />

der Schallwelle eine periodisch veränderliche Dichte und damit auch einen periodisch<br />

veränderlichen Brechungsindex. Vergleichen Sie den Effekt mit einer durchsichtigen Platte,<br />

deren eine Oberfläche eine periodische Struktur aufweist (Abb. US.1).<br />

Auf eine senkrecht dazu durchtretende Lichtwelle wirkt diese Anordnung als Phasengitter.<br />

Da die Schallwelle sich aber im Laufe der Zeit fortpflanzt, stellt sie ein sich mit Schallgeschwindigkeit<br />

verschiebendes Phasengitter dar. Aufgrund von Brechung des Lichtes in den<br />

Flüssigkeitsbereichen, in denen sich durch die Schallwelle Dichtegradienten ausbilden (nicht<br />

aufgrund von Amplitudenschwächung!), kann sich zusätzlich noch eine Wirkung als Amplitudengitter<br />

ergeben. Die Bewegung des Phasengitters kann bei Beobachtung der Fraunhofer-<br />

Beugung (d.h. auf einem Schirm, der sehr weit vom Gitter entfernt ist) vernachlässigt werden.<br />

Der auftretende Doppler-Effekt ist wegen des großen Unterschiedes zwischen der Lichtund<br />

der Schallgeschwindigkeit sehr klein. Diese Beugungserscheinung von Lichtwellen an<br />

Ultraschallwellen (erstmals 1932 von Debye und Sears beobachtet) ermöglicht eine einfache<br />

und genaue Messung der Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten. Bei bekannter Dichte der<br />

Flüssigkeit kann daraus der Kompressionsmodul bestimmt werden.<br />

6. Erzeugung von Ultraschallwellen durch einen Piezo-Kristall<br />

Schallwellen werden durch Schwingungen von Festkörpern erzeugt. Im US-Gebiet finden<br />

neben magnetostriktiven hauptsächlich piezoelektrische US-Quellen Verwendung. Um die<br />

Vorgänge bei der Erzeugung von US-Wellen durch einen Piezo-Kristall (meistens Quarz)<br />

zu verstehen, muss man von den Schwingungseigenschaften des Quarzschwingers ausgehen.<br />

In unserem Fall handelt es sich um eine Quarzscheibe, die hier als ein (wenn auch<br />

kurzer) Stab betrachtet wird. Dieser kann neben anderen Schwingungsformen auch Longitudinalschwingungen<br />

ausführen, deren genauere Form von der Art seiner Halterung abhängig<br />

ist. Alle auftretenden Eigenschwingungen können als stehende Schallwellen in ihm betrachtet<br />

werden. Oberhalb einer Grundfrequenz sind weitere diskrete Eigenfrequenzen möglich.<br />

Schwingt der Stab mit zwei freien Enden, so verhalten sich die Wellenlängen λ k der Eigenschwingungen<br />

(k = 0: Grundschwingung, k = 1: erste Oberschwingung usw.) zur Länge l<br />

des Stabes folgendermaßen:<br />

Mit v =<br />

2l<br />

1 + k<br />

λ k =<br />

√<br />

E<br />

für Festkörper und v = λν ergibt sich für die Eigenfrequenzen:<br />

ρ<br />

√<br />

ν k = 1 + k E<br />

2l ρ<br />

(US.2)<br />

(US.3)<br />

Legt man an einen Schwingquarz eine hochfrequente Wechselspannung an, wird dieser<br />

durch den inversen longitudinalen Piezo-Effekt zu erzwungenen Schwingungen angeregt.<br />

Bei Annäherung der anregenden Frequenz an eine Eigenfrequenz nimmt die Schwingungsamplitude<br />

stark zu (Resonanz). Resonanz tritt aber nur bei den Eigenschwingungen auf, bei<br />

denen die Enden des Stabes wie bei der piezoelektrischen Anregung gegeneinander gerichtet<br />

schwingen (Grundschwingung und geradzahligen Oberschwingungen).<br />

Die Beugung von Lichtwellen an den US-Wellen lässt sich am besten in der Nähe der Resonanzfrequenzen<br />

des Piezo-Quarzes beobachten (die Amplitude des Quarzes und damit auch<br />

die der US-Wellen ist maximal). Allerdings tritt bei hohen Amplituden des Quarzes und Frequenzen<br />

über 1 MHz im Resonanzmaximum der ”<br />

Quarzwind“ als störender Nebeneffekt auf.<br />

Er kann aber zur Bestimmung der Resonanzfrequenzen ausgenutzt werden.<br />

Der Quarzwind stellt eine von einem schwingenden Quarz in Flüssigkeiten oder Gasen hervorgerufene,<br />

vom Quarz weggerichtete Strömung der Flüssigkeit oder des Gases dar. Sie<br />

wird durch eine Pumpwirkung des Quarzes verursacht. Bei der Dilatation des Quarzes wird<br />

die vor ihm befindliche Flüssigkeit weggestoßen und komprimiert. Bei sehr schneller Kontraktion<br />

des Quarzes kann die komprimierte Flüssigkeit nicht schnell genug wieder expandieren,<br />

so dass eine Verdünnung entsteht, in die von der Seite her Flüssigkeitsteilchen nachfließen.<br />

Bei der erneuten Ausdehnung werden auch diese Teilchen mit nach vorne weggestoßen.<br />

Durch die permanente Wiederholung des Vorgangs ergibt sich die Pumpwirkung.<br />

Mit der dadurch hervorgerufenen Strömung in der Flüssigkeit oder im Gas ist eine<br />

Schlierenbildung verbunden. In Bereichen, in denen verschieden schnell strömende<br />

135<br />

136


Erzeugung von Ultraschallwellen durch einen Piezo-Kristall<br />

US<br />

US<br />

Ultraschall<br />

Flüssigkeitsteilchen aneinander vorbeigleiten, tritt senkrecht zur Strömungsrichtung ein<br />

Dichtegradient und damit ein Gradient des Brechungsindexes auf. Diese Schlieren lassen<br />

sich optisch einfach durch die Schatten- oder Schlierenmethode nachweisen:<br />

Wird mit einer punktförmigen Lichtquelle ein Schattenbild einer ruhenden Flüssigkeit auf<br />

eine Wand projiziert, ergibt sich überall gleichmäßige Intensität. Treten nun Schlieren auf,<br />

wird in der Schliere das Licht aus seiner ursprünglichen Ausbreitungsrichtung herausgebrochen<br />

und auf dem Schirm erscheint ein, dem Verlauf der Schliere entsprechender, dunklen<br />

Bereich, dem ein Streifen erhöhter Intensität an einer anderen Stelle des Schirmes zugeordnet<br />

ist.<br />

Hinweis: Der nicht aufgeweitete oder ungeschwächte Laserstrahl darf unter keinen<br />

Umständen Ihr ungeschütztes Auge treffen!<br />

6.1. Versuchsdurchführung und Aufgaben<br />

Als Lichtquelle wird ein HeNe-Laser (λ= 632,8 nm) verwendet. Der Schwingquarz befindet<br />

sich in einer Küvette, die mit Ethanol gefüllt wird.<br />

1. Ausmessung der Resonanzfrequenzen des Schwingquarzes mit Hilfe des Schlierenverfahrens.<br />

Hierzu wird zwischen Laser und Küvette eine Linse mit kleiner Brennweite<br />

so eingebracht, dass ein Schatten der Küvette an die Wand geworfen wird. Zur Bestimmung<br />

der Resonanzfrequenzen des Quarzes wird die Anregungsfrequenz langsam über<br />

den ganzen zur Verfügung stehenden Bereich verändert und der sich ausbildende Quarzwind<br />

beobachtet. Durch einfaches Verschieben der Linse lässt sich auf dem Schirm<br />

das durch die Beugung an der Ultraschallwelle entstehende Beugungsbild beobachten.<br />

Wie ändert sich dieses Beugungsbild, wenn man nicht mit der Resonanzfrequenz<br />

erregt? Wie groß ist der Fehler bei der Bestimmung der Resonanzfrequenz?<br />

3. Bestimmung der Schallgeschwindigkeit und des Kompressionsmoduls in Ethanol aus<br />

der Beugung von Lichtwellen an den Ultraschallwellen.<br />

Dazu wird jeweils bei den Resonanzfrequenzen das Fraunhofer-Beugungsbild ausgemessen.<br />

Dazu bringt man in großem Abstand hinter der Küvette einen Beobachtungsschirm<br />

an. Dieser Schirm ist mit einem Fadenkreuz versehen und lässt sich über eine<br />

Mikrometerschraube verschieben. Für die kleinen auftretenden Beugungswinkel<br />

liegen die Intensitätsmaxima in guter Näherung äquidistant. Durch Verschieben des<br />

Schirmes über das Beugungsbild kann die Lage der Intensitätsmaxima bestimmt werden.<br />

Die Bestimmung des Abstandes der einzelnen Maxima erfolgt zweckmäßigerweise<br />

so, dass die Distanz über mehrere Maxima gemessen wird und anschließend durch die<br />

entsprechende Anzahl (der Zwischenräume) geteilt wird. Die Breite der Maxima kann<br />

zur Abschätzung des Fehlers herangezogen werden.<br />

Aus den Abständen der Maxima wird die Gitterkonstante des Beugungsgitters und mit<br />

der in 1. gemessenen Frequenz die Schallgeschwindigkeit und das Kompressionsmodul<br />

berechnet. Fehlerrechnung!<br />

Laser<br />

US-Welle<br />

Küvette<br />

Piezo-Quarz<br />

d<br />

Abbildung US.5: Ultraschallwelle als beugendes Gitter<br />

Laser<br />

Strömung<br />

Piezo<br />

4. Wie unterscheiden sich die Beugungsbilder von Lichtwellen an laufenden bzw. stehenden<br />

Ultraschallwellen? Begründung!<br />

5. Erklären Sie am Beispiel einer stehenden Schallwelle in welchem Zusammenhang<br />

Auslenkung und Dichte stehen. Zeichnen Sie deren Verlauf über eine volle Periode<br />

auf (t = 0, T/4, T/2, 3T/4, T). Wo sind die Orte größter Dichteänderungen?<br />

Daten:<br />

Abbildung US.4: Schattenwurf bei der Schlierenmethode<br />

2. Bestimmung der Dicke des Quarzes aus den in 1. gemessenen Resonanzfrequenzen.<br />

Beachte: der Piezo ist einseitig eingespannt! Fehlerrechnung!<br />

137<br />

• Dicht von Quarz: ρ = 2, 65 g<br />

cm 3<br />

• Dichte von Ethanol: ρ = 0, 79 g<br />

cm 3<br />

• Elastizitätsmodul von Quarz: E = 8, 6 · 10 10 N m 2<br />

• Wellenlänge des Lasers: λ = 632, 8 nm<br />

138


Magnetostriktion<br />

US<br />

US<br />

Ultraschall<br />

7. Magnetostriktion<br />

n<br />

Ein magnetostriktiver Ultraschallgeber besteht aus einem Stab aus ferromagnetischem Material,<br />

welcher sich innerhalb einer Spule befindet. Fließt ein Strom durch die Spule, wird<br />

ein Magnetfeld parallel zum Stab erzeugt und der Stab wird länger (z.B. Stahl) oder kürzer<br />

(z.B. Nickel). Die elastische Verformung ǫ ist für einen freien Stab gegeben durch<br />

H<br />

ǫ = ∆l<br />

l<br />

= κΓ E H (US.4)<br />

mit:<br />

I<br />

U<br />

l = Länge des Stabes<br />

∆l = Längenänderung des Stabes<br />

E = Elastizitätsmodul des Stabes<br />

H = magnetische Feldstärke<br />

κΓ = Magnetostriktionskonstante<br />

Die Magnetostriktion wird durch die mit zunehmendem Magnetfeld eintretende Ausrichtung<br />

der Weisschen Elementarbezirke und eine damit verbundene Verzerrung des Gitters hervorgerufen.<br />

Das Vorzeichen des Magnetfeldes spielt dabei keine Rolle. Der Effekt ist abhängig<br />

von der magnetischen Vorbehandlung und der Temperatur des Materials.<br />

Bei Anlegen einer Wechselspannung richten sich die Weisschen Bezirke jeweils entsprechend<br />

des Vorzeichens des Magnetfeldes aus. Der Stab schwingt also in Längsrichtung parallel<br />

zum Magnetfeld. Die Schwingungsamplitude des magnetostriktiven Schwingers erreicht<br />

ein Maximum, wenn die Frequenz des Wechselstroms mit der elastischen Eigenfrequenz des<br />

Stabes zusammenfällt. Die elastischen Eigenfrequenzen des Stabes sind durch Gl. (US.2) gegeben.<br />

Auch der magnetostriktive Effekt ist umkehrbar: Eine mechanische Beanspruchung eines<br />

ferromagnetischen Werkstoffs ruft eine Magnetisierung hervor.<br />

Die höchsten mit einiger Intensität erreichbaren Frequenzen liegen bei 60 kHz.<br />

L o<br />

Abbildung US.6: Magnetostriktiver Ultraschallgeber<br />

2. Der Spulenstrom wird von 0 A in 0,1 A Schritten auf 1 A hochgeregelt, wobei die<br />

Längenänderung mit Hilfe der Messuhr bestimmt wird. Anschließend wird der Strom<br />

auf 0 A zurückgeregelt, umgepolt und erneut bis 1 A die Längenänderung gemessen.<br />

Wie groß ist der Fehler bei der Längenmessung?<br />

3. Zeichnen Sie die Längenänderung ∆l als Funktion des Spulenstromes I für beide<br />

Messreihen in zwei getrennte Diagramme (mit Fehlerbalken). Zwischen 0,2 A und<br />

0,6 A ändert sich die Länge des Nickelstabes angenähert linear mit dem Spulenstrom<br />

bzw. dem Magnetfeld. Berechnen Sie aus der maximalen und minimalen Steigung von<br />

∆l über I die Magnetostriktionskonstante κΓ für Nickel. Fehlerabschätzung!<br />

4. Wie groß ist das Verhältnis Erregerfrequenz zu Ultraschallfrequenz bei magnetostriktiven<br />

Ultraschallsendern. Wie lässt sich ein Verhältnis von 1:1 erreichen?<br />

5. Wie groß ist die Grundfrequenz des gegebenen Nickelstabes? Wie lang muss der<br />

Nickelstab sein, damit man eine Grundfrequenz von 60 kHz erhält?<br />

6. Wodurch ist für magnetostriktive Erreger eine obere Grenzfrequenz von etwa 60 kHz<br />

gegeben?<br />

7. Nennen Sie fünf Anwendungsbeispiele für den Ultraschall.<br />

7.1. Versuchsdurchführung und Aufgaben<br />

Gemessen wird die Verformung eines Nickelstabes im Feld einer Spule. Der Stab ist an<br />

einem Ende fest eingespannt, so dass die gesamte Verformung am anderen Ende der Spule<br />

abgelesen werden kann.<br />

1. Netzgerät einschalten und auf 1 A hochregeln. Wie groß ist dabei die relative<br />

Längenänderung? Anschließend herunterregeln und umpolen. Der Nickelstab ist jetzt<br />

vormagnetisiert und die folgenden Messreihen können somit bei gleicher magnetischer<br />

Vorbehandlung des Stabes durchgeführt werden.<br />

139<br />

Daten<br />

• Windungszahl der Spule: N = 5390<br />

• Länge der Spule: L = 39, 7 cm<br />

• Länge des Stabes: l = 44 cm<br />

• Elastizitätsmodul von Nickel: E = 22, 63 · 10 10 N m 2<br />

• Dichte von Nickel: ρ = 8, 88 g<br />

cm 3<br />

140


PT<br />

PT<br />

Potentialtrog<br />

PT<br />

Potentialtrog<br />

3. Motivation und Grundlagen<br />

1. Vorbereitung<br />

Folgende Kenntnisse werden am Versuchstag vorausgesetzt:<br />

Fragen zu den theoretischen Grundlagen:<br />

• Wie ist die elektrische Feldstärke definiert?<br />

• Wie kann man Felder graphisch darstellen?<br />

• Was passiert mit Leitern im elektrostatischen Feld?<br />

• Was sind konservative Kraftfelder? Welche Eigenschaften haben sie?<br />

• Wie ist das elektrische Potential definiert?<br />

• Was sind Äquipotentiallinien?<br />

• Wie bestimmt man das elektrische Feld aus dem Potential?<br />

• Wie lauten die Maxwellrelationen der Elektrostatik (integrale oder differentielle<br />

Form)?<br />

Fragen zum Versuchsaufbau und zur Durchführung:<br />

• Um was für eine Messbrücke handelt es sich?<br />

• Warum bestimmt man das Potential nicht einfach mit einem Voltmeter?<br />

• Wieso ist der Maßstab des Potentialtrogs frei wählbar?<br />

• Welche Anforderungen müssen an den Elektrolyten gestellt werden und, viel wichtiger,<br />

warum?<br />

2. Literaturhinweise<br />

Staudt: Werkheft Experimentalphysik 2: Kapitel 6: Elektrostatik: Abschnitte 6.1.1-6.1.4<br />

Berkeley: Band 2: Elektrizität und Magnetismus: Kapitel 1: Elektrostatik: Ladungen und<br />

Felder: Abschnitte 1.7-1.10; Kapitel 2: Das elektrische Potential: Abschnitte 2.1-2.4;<br />

für Interessierte: Kapitel 2: Das elektrische Potential: Abschnitte 2.7-2.10; 2.13-2.16;<br />

Kapitel 3: Elektrische Felder um Leiter: Abschnitte 3.1-3.3<br />

Gerthsen: Kapitel 6: Elektrizität: Elektrostatik 6.1: Abschnitte 6.1.1-6.1.4;<br />

Gleichströme 6.3: Abschnitt 6.3.4b) Brückenschaltungen<br />

Walcher: <strong>Praktikum</strong> der Physik: Kapitel 5: Elektrizitätslehre: Abschnitt 5.1.4<br />

141<br />

3.1. Motivation<br />

Der Verlauf der Feldlinien zwischen ladungstragenden Leitern wird bestimmt von der Form<br />

der Elektroden, Menge und Art der Ladung, die auf ihnen liegt und dem Medium, das sie<br />

umgibt.<br />

Die Kenntnis des Feldlinienbildes ist häufig von praktischer Bedeutung, z.B. für die Gestaltung<br />

der Elektroden, die eine elektronenoptische Linse bilden.<br />

3.2. Grundlagen<br />

Für raumladungsfreie [ ρ(⃗r) = 0 ] elektrostatische Probleme erhält man den Potentialverlauf<br />

U(⃗r ) aus der Theorie durch die Lösung der LAPLACE-Differentialgleichung:<br />

∆U(⃗r ) = 0<br />

(PT.1)<br />

unter Berücksichtigung der gegebenen Randbedingungen.<br />

Da nur zu einer sehr begrenzten Anzahl von Geometrien der Ladungsverteilungen geschlossene,<br />

analytische Lösungen existieren, werden heutzutage Aufgaben dieser Art<br />

über Gl. (PT.1) numerisch berechnet. (Ein Verfahren zur Berechnung von Feld- und<br />

Äquipotentiallinien mit dem PC wird Ihnen im zweiten Teil des Versuchs vorgestellt.)<br />

Im Gegensatz dazu stellt die Feldbestimmung mit dem elektrolytischen Trog ein experimentelles<br />

Verfahren dar, mit dem zweidimensionale, ebene Probleme gelöst werden können.<br />

Das Verfahren der Feldbestimmung mit dem elektrolytischen Trog beruht auf folgenden<br />

Punkten:<br />

1. Die Potentialverteilung zwischen mehreren Elektroden, die von einem schwachen<br />

Elektrolyten umgeben sind, ist die selbe wie zwischen der gleichen Elektrodenanordnung<br />

im Vakuum oder einem homogenen Dielektrikum, d.h. es gilt (zumindest<br />

näherungsweise) die Laplace-Gleichung.<br />

2. Die Laplace-DGL ist eine lineare partielle Differentialgleichung 2. Ordnung. Aufgrund<br />

der Linearität der Laplace-Gleichung ist die relative Feldverteilung nicht vom<br />

räumlichen Maßstab und dem Absolutwert der Potentiale an den Elektroden abhängig.<br />

Um Punkt (1) zu gewährleisten, muss der Stromdurchgang durch den Elektrolyten dem Ohmschen<br />

Gesetz gehorchen, der Elektrolyt einen hohen spezifischen Widerstand haben (geringer<br />

Strom) und homogen sein. Die Stromlinien sind dann identisch mit den Kraftlinien des<br />

elektrischen Feldes. Die in den Trog eingefüllte Flüssigkeit bildet ein Widerstandsfeld, in<br />

dem mit einer Messelektrode und einer empfindlichen Messbrücke die Potentialverteilung<br />

bestimmt werden kann.<br />

Bei Laborversuchen betrug die maximale Genauigkeit bezogen auf die Gesamtspannung<br />

0, 2%.<br />

142


Versuchsdurchführung<br />

PT<br />

PT<br />

Potentialtrog<br />

4. Versuchsdurchführung<br />

Auszumessen ist der Potentialverlauf zwischen drei bzw. vier Elektroden.<br />

4.1. Messprinzip<br />

Die Messbrücke entspricht einer Wheatstoneschen Brückenschaltung. An einem Zehngangpotentiometer<br />

werden die Widerstände R 1 und R 2 eingestellt und damit das aufzufindende<br />

Potential. Dann wird die Messbrücke durch Verschieben der Messsonde im Potentialtrog auf<br />

ein Minimum abgeglichen (ideal: I=0). Der so ermittelte Punkt C hat das am Zehngangpotentiometer<br />

eingestellte Potential.<br />

die Elektrodenform durch vorsichtiges Abtasten mit der Sonde auf das Zeichenblatt zu<br />

übertragen.<br />

Als Elektrolyt wird Leitungswasser verwendet. Dies wird mit einem Schlauch in den Trog<br />

eingelassen. Der Trog sollte nur soweit gefüllt sein, dass die Elektroden- und Isolatorflächen<br />

gerade noch trocken bleiben.<br />

Vor dem Versuch ist zu überprüfen, ob die Sonde senkrecht ins Wasser tauchen wird, ggf.<br />

ausrichten.<br />

Folgende Elektrodenanordnungen wer-<br />

Die zu vermessenden Elektrodenanordnungen:<br />

den am <strong>Praktikum</strong>snachmittag vermessen:<br />

R 1 R 2<br />

I I=0<br />

M 4<br />

E 1<br />

A<br />

C<br />

B<br />

M 1<br />

M 2<br />

M 3<br />

E 2<br />

E 3<br />

U<br />

Isolator<br />

Isolator<br />

Abbildung PT.1: Messprinzip des Potentialtrogs (Dipol mit Elektrode A und Elektrode B)<br />

4.2. Apparatur und Messung<br />

Abbildung PT.2: Elektrodenanordnung 1:<br />

Quadrupol: M 1 und M 3 liegen auf einem<br />

Potential von 0 V, M 2 und M 4 liegen auf<br />

einem Potential von 10 V<br />

Abbildung PT.3: Elektrodenanordnung 2:<br />

zwischen den Elektroden E 1 und E 2 liegt<br />

eine Spannung von 10 V, Elektrode E 3<br />

liegt auf einem Zwischenpotential<br />

In die Transistormessbrücke zu diesem Versuch ist neben einem Drehspulmessinstrument eine<br />

Spannungsversorgung integriert, von der 10 V Wechselspannung und 20 V Wechselspannung<br />

sowie mit einem Zehngangpotentiometer und drei Einstellpotentiometern Zwischenwerte<br />

der Gesamtspannung abgegriffen werden können. Vor dem Eingang der Messbrücke<br />

befindet sich ein Verstärker. Dessen Empfindlichkeit kann mit einem Potentiometer geregelt<br />

werden. Bei geringer Empfindlichkeit wird die Apparatur eingeschaltet. Nach dem Einstellen<br />

des gewünschten Potentials am Zehngangpotentiometer wird durch Verschieben der<br />

Sonde im Wasser auf das Minimum am Anzeigeninstrument abgeglichen. Die Empfindlichkeit<br />

wird so nachgeregelt, dass sich das Anzeigeminimum möglichst im oberen Drittel der<br />

Skala befindet. Ist eine Stelle gefunden, an der das vorgegebene Potential vorliegt, wird mit<br />

der 1:1-Zeicheneinrichtung ein Punkt auf das Millimeterpapier gebracht. (Achtung: Nicht zu<br />

fest drücken, sonst knickt die Spitze des Filzstiftes ab). Das Verbinden von Punkten gleichen<br />

Potentials ergibt die gesuchten Äquipotentiallinien.<br />

Elektroden und Zeichenanordung dürfen während einer Messung nicht gegeneinander verschoben<br />

werden. Vor Aufnahme der Potentiallinien ist bei abgeschalteter Messbrücke<br />

143<br />

r 0=0,5cm<br />

d=12cm<br />

M 1<br />

M 2<br />

r<br />

Abbildung PT.4: Elektrodenanordnung 3: Dipol: die Potentialdifferenz beträgt 10 V<br />

144<br />

d-r


Versuchsdurchführung<br />

PT<br />

PT<br />

Potentialtrog<br />

Anleitung zur Einstellung der Anordnung 2: Das Potential an der Elektrode E 2 wird wie folgt<br />

mit Hilfe der Messbrücke eingestellt (wird bei der Einweisung in das Gerät verständlich):<br />

Empfindlichkeitsregler ganz nach links drehen. Kabel von der Messsonde abziehen und mit<br />

dem Stecker der Elektrode E 2 verbinden. Diesen an eines der Einstellpotentiometer anschließen<br />

und das vom Assistenten vorgegebene Zwischenpotential am Zehngangpotentiometer<br />

einstellen. Verstärkung vorsichtig erhöhen bis ein Ausschlag sichtbar wird. Dann mit dem<br />

Einstellpotentiometer auf Minimum abgleichen. Nach dem Abgleich Messeingang wieder<br />

mit der Sonde verbinden.<br />

für kugelförmige Elektroden verglichen (U ∗ = 5 V). Versuchen Sie zu erklären, woher<br />

die Abweichungen kommen.<br />

5. Erläutern Sie die allgemeinen Eigenschaften des Nabla-Operators ⃗ ∇. Zeigen Sie seine<br />

Anwendungsmöglichkeiten anhand von Beispielen auf.<br />

6. Welche wesentlichen Gleichungen der Elektrodynamik kennen Sie? Versuchen Sie,<br />

die Laplace-Dgl. herzuleiten.<br />

4.3. Aufgaben und Fragen zur Bearbeitung am <strong>Praktikum</strong>snachmittag und im Protokoll:<br />

1. Auf welchem Prinzip beruht das Messverfahren des elektrolytischen Troges?<br />

5. Die Relaxationsmethode zur Lösung der Laplacegleichung<br />

In einem zweiten kleinen Teil wird Ihnen am <strong>Praktikum</strong>snachmittag für ein einfaches Beispiel<br />

eine einfache Methode zur numerischen Lösung der Laplace-Gleichung am PC gezeigt.<br />

2. Wie funktioniert eine Wheatstone-Brücke?<br />

3. Nehmen Sie mit dem Zeichengerät den Potentialverlauf der beiden Elektrodenanordnungen<br />

auf Millimeterpapier auf:<br />

Bei Anordnung 1 (Abb. PT.2) sind die Potentiallinien U=3 V, 4 V, 5 V, 5,5 V, 6 V und<br />

7 V aufzunehmen. (Überlegen Sie sich, ob man zur Vereinfachung vorhandene Symmetrien<br />

ausnutzten kann.)<br />

Bei Anordnung 2 (Abb. PT.3) sind die Potentiallinien von U=1 V, 2 V,.., 9V aufzunehmen.<br />

Legen Sie die Messpunkte so dicht, dass die Kurven gut gezeichnet werden<br />

können. In der Nähe der Spitze von E 2 und auch bei den Isolatoren sind die Punkte<br />

dichter zu legen.<br />

Zeichnen Sie zu Hause für die aufgenommenen Anordnungen die Feldlinien ein. Die<br />

Feldlinien sind so zu zeichnen, dass jeweils 2 Äquipotentiallinien und 2 Feldlinien<br />

angenähert ein Quadrat einschließen. Dann ist die Dichte der Feldlinien ein relatives<br />

Maß für den Betrag der Feldstärke an der betreffenden Stelle.<br />

Kurze Diskussion der Ergebnisse.<br />

4. Bei der Elektrodenanordnung 3 (Abb. PT.4) soll der Potentialverlauf U = f(r)auf der<br />

Achse M 1 − M 2 bestimmt werden. Richten Sie hierzu Trog und Zeicheneinrichtung<br />

so aus, dass sich die Sonde beim Parallelverschieben genau auf der Achse zwischen<br />

den Zylindermitten bewegt. Variieren Sie U von 2 V bis 8 V in Schritten von 0,5 V am<br />

Zehngangpotentiometer.<br />

Die erhaltenen Punkte ermöglichen es Ihnen, zu jedem U ein r zu bestimmen (r =<br />

Abstand von einem Zylindermittelpunkt bis zum Messpunkt). In einem Diagramm<br />

wird der gemessene Potentialverlauf mit den Kurven der theoretischen Näherungen<br />

5.1. Problem:<br />

Es gibt keine allgemeine analytische Methode, um elektrostatische Probleme zu lösen, da<br />

nur für ganz spezielle Situationen analytische Lösungen existieren.<br />

⇒ Notwendig sind numerische Verfahren.<br />

5.2. Formulierung der zu lösenden Aufgabe:<br />

Im Allgemeinen ist die Bestimmung des elektrostatischen Potentials U(⃗r ) (Lösen der<br />

Gleichung: ∆U(⃗r ) = 0) einfacher als die des elektrischen Feldes (Lösen der Gleichnungen:<br />

⃗∇ · ⃗E(⃗r ) = ρ(⃗r )<br />

ǫ 0<br />

und ⃗ ∇ × ⃗ E(⃗r ) = 0 für ρ(⃗r ) = 0 ).<br />

Ursache: das Potential ist ein Skalarfeld, das elektrische Feld ist ein Vektorfeld.<br />

Da das elektrische Feld leicht aus einem gegebenen Potential bestimmt werden kann mit:<br />

wird das Potential numerisch berechnet.<br />

Aufgabe:<br />

⃗E(⃗r ) = −grad U(⃗r )<br />

• Lösung der Laplace-Gleichung in 2 Dimensionen bei gegebenen Randbedingungen<br />

U zyl (r) =<br />

für zylinderförmige Elektroden und<br />

U kug (r) = (<br />

U ∗<br />

ln d−r0<br />

r 0<br />

U ∗<br />

) ·<br />

1<br />

d−r 0<br />

− 1 r 0<br />

r<br />

· ln<br />

d − r + U ∗<br />

( 1<br />

r − 1 )<br />

+ U ∗<br />

d − r<br />

• Berechnung des elektrischen Feldes aus dem Potential U<br />

5.3. Die numerische Berechnung:<br />

Es gilt: Die Lösung der Laplace-Gleichung ist in einem abgeschlossenen Volumen eindeutig<br />

bestimmt, wenn das Potential auf dem Rand gegeben ist (Randwert-Problem).<br />

145<br />

146


Die Relaxationsmethode zur Lösung der Laplacegleichung<br />

PT<br />

PT<br />

Potentialtrog<br />

2-dimensionale Laplace-Gleichung in kartesischen Koordinaten:<br />

Diskretisierung der Laplace-Gleichung:<br />

∆U(x, y) = ∂2 ∂2<br />

∂x2U(x, y) +<br />

∂y2U(x, y) = 0<br />

mit:<br />

f ′′ (x) =<br />

f(x + h) + f(x − h) − 2f(x)<br />

h 2 + O(h 2 )<br />

O(h 2 ) = − h2<br />

12 f ′′′′ (x) + ...<br />

• Approximation von U(x, y) auf einem zweidimensionalen Punktgitter mit konstantem<br />

Gitterabstand h;<br />

⇒ Berechnung der Matrix U(x i , y j ) := U(i, j) mit<br />

x i = ih<br />

y j := jh<br />

• Übergang von der Differentialgleichung zu einer Differenzengleichung durch Diskretisierung<br />

der Differentialoperatoren ∂2 und ∂2 :<br />

∂x 2 ∂y 2<br />

– Allgemein: gegeben sei eine beliebige genügend oft differenzierbare Funktion<br />

f(x);<br />

die einfachste Näherungsformel für eine numerische Berechnung der ersten Ableitung<br />

einer Funktion ist:<br />

f ′ (x) = lim<br />

h→0<br />

f(x + h) − f(x)<br />

h<br />

⇒ f ′ f(x + h) − f(x)<br />

(x) = + O(h)<br />

h<br />

Eine Taylor-Reihen-Entwicklung der Funktion f(x) liefert für f(x+h) und f(x−<br />

h):<br />

f(x + h) = f(x) + f ′ (x)h + 1 2 f ′′ (x)h 2 + 1 6 f ′′′ (x)h 3 + · · ·<br />

f(x − h) = f(x) − f ′ (x)h + 1 2 f ′′ (x)h 2 − 1 6 f ′′′ (x)h 3 + · · ·<br />

– Daraus erhält man folgendermaßen die Zweipunkt-Formel für die zweite Ableitung:<br />

f(x + h) + f(x − h) = f(x) + f ′ (x)h + 1 2 f ′′ (x)h 2 + · · ·<br />

Daraus erhält man für die zweite Ableitung:<br />

+ (f(x) − f ′ (x)h + 1 2 f ′′ (x)h 2 − · · ·)<br />

= 2f(x) + f ′′ (x)h 2 + 1<br />

12 f ′′′′ (x)h 4 + O(h 6 )<br />

147<br />

• Damit erhält man für die diskretisierte Laplace-Gleichung:<br />

U(i + 1, j) + U(i − 1, j) − 2U(i, j) U(i, j + 1) + U(i, j − 1) − 2U(i, j)<br />

+ = 0<br />

h 2 h 2<br />

(PT.2)<br />

Iterationsvorschrift: Aus Gl. (PT.2) ergibt sich für das Potential auf einem Gitterpunkt<br />

(i, j) folgende Iterationsvorschrift:<br />

U(i, j) =<br />

U(i + 1, j) + U(i − 1, j) + U(i, j + 1) + U(i, j − 1)<br />

4<br />

(PT.3)<br />

Man erhält also das Potential an einem Gitterpunkt (i, j) aus den Potentialen der vier<br />

nächsten Nachbarn.<br />

Berechnung des Potentials: Die Gl. (PT.3) gilt für alle inneren Gitterpunkte U(i, j), die<br />

Randwerte sind gegeben. Zu Lösen ist also ein lineares Gleichungssystem, die Lösung erfolgt<br />

durch Iteration:<br />

1. Vorgabe der Randwerte;<br />

Vorgabe einer vernünftigen Näherungslösung für die inneren Gitterpunkte, also die<br />

unbekannten U(i, j).<br />

2. Aus der Näherungslösung und den gegebenen Randwerten wird eine verbesserte<br />

Näherungslösung für die inneren Gitterpunkte mit Gl. (PT.3) berechnet.<br />

3. Überprüfung, ob die verbesserte Näherungslösung folgendes Konvergenzkriterium<br />

erfüllt:<br />

Die neuen Werte U(i, j) unterscheiden sich von den alten Werten U(i, j) in keinem<br />

Punkt um mehr als einen vorgegebenen Wert ǫ.<br />

Wenn diese Kriterium nicht erfüllt ist, zurück zu Schritt Zwei.<br />

148


EF<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

-<br />

1. Vorbereitung<br />

y<br />

Folgende Kenntnisse werden am Versuchstag vorausgesetzt:<br />

d<br />

x<br />

• Braunsche Röhre (Erzeugung freier Elektronen, deren Geschwindigkeit in<br />

Abhängigkeit von der Beschleunigungsspannung, Leuchtschirm, Druck in der<br />

Röhre)<br />

-<br />

• Elektrisches Feld<br />

• Feld eines Plattenkondensators (ideal, real)<br />

• Magnetisches Feld, magnetische Induktion, Gesetz von Biot-Savart, Feld einer Spule,<br />

Feld von Helmholtzspulen<br />

• Bahnform von Elektronen im Feld eines Plattenkondensators<br />

• Bahnform von Elektronen im homogenen magnetischen Längs- und Querfeld<br />

• Vergleich Elektronenbahnen - Ionenbahnen<br />

• Fehlerrechnung: gewogenes Mittel, Gaußsche Fehlerfortplanzung<br />

2. Literatur<br />

Staudt: Werkheft Experimentalphysik 2<br />

Gerthsen: 20.Auflage: Kapitel:6.1.2; 7.1.1-7.1.2; 7.2.5; 7.3.1; 8.2.1-8.2.3;<br />

Bergmann-Schäfer: Band 2: Elektrizitätslehre: Kapitel: 2.2; 2.4.1; 3.3; 3.4; 11.1.7; 11.2.3;<br />

Walcher: <strong>Praktikum</strong> der Physik: Kapitel: 1.2 (Messfehler); 6.1.2;<br />

Berkley: Band 2: Elektrizität und Magnetismus<br />

Abbildung EF.1: Ablenkung im elektrischen Feld<br />

Falls die Ablenkung im homogenen elektrostatischen Feld senkrecht zur Bewegungsrichtung<br />

des Elektrons erfolgt (Abb. EF.1), lässt sich die Bahngleichung des Elektrons mit der<br />

Gleichung für den Plattenkondensator<br />

E = U p<br />

(EF.2)<br />

d<br />

(U p = Kondensatorspannung, d = Plattenabstand), der Gleichung für eine beschleunigte<br />

Bewegung<br />

+<br />

y = 1 2 at2<br />

und der Gleichsetzung der auftretenden Kräfte und Energien<br />

(EF.3)<br />

eE = ma<br />

(EF.4)<br />

1<br />

2 mv2 = eU 0 (EF.5)<br />

(U 0 = Beschleunigungsspannung) zu<br />

y = x2<br />

4d · Up<br />

U 0<br />

(EF.6)<br />

berechnen. Dieser parabelförmige Bahnverlauf soll mit der Versuchsanordnung von<br />

Abb. EF.2 nachgeprüft werden. Der Elektronenstrahl trifft streifend auf einen Leuchtschirm,<br />

auf dem die Koordinaten der Bahnpunkte direkt abgelesen werden können. Der Abstand<br />

zwischen den Kondensatorplatten beträgt d =5,4 cm.<br />

3. Elektrostatische Ablenkung<br />

Ziel dieses Versuchsteils ist die Bestimmung der Bahnform des Elektronenstrahls im elektrischen<br />

Feld. Ein Elektron mit der Elementarladung e erfährt im elektrischen Feld mit der<br />

Feldstärke E ⃗ die Kraft<br />

⃗F = eE<br />

⃗ (EF.1)<br />

149<br />

3.1. Aufgaben und Fragen<br />

1. Lesen Sie die (x,y)-Koordinaten von jeweils 4 Bahnpunkten bei folgenden Spannungen<br />

ab:<br />

a) U 0 = 2 kV; U p = 1 kV und U p = 2 kV<br />

b) U 0 = 3 kV; U p = 3 kV und U p = 5 kV<br />

150


Magnetische Ablenkung<br />

EF<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

Zur Beachtung: Starke mechanische Belastung der mit der Röhrenwandung verklebten<br />

Kunststoffkappen durch Druck, Zug oder Stoß, sowie Erschütterungen der Röhre bei eingeschalteter<br />

Heizung vermeiden!<br />

d<br />

12V<br />

U p<br />

U 0<br />

0-5kV<br />

- +<br />

0<br />

-<br />

0-5kV<br />

+<br />

Abbildung EF.2: Versuchsaufbau<br />

2. Überprüfen Sie, ob der Quotient y konstant ist (Parabelgestalt). Vergleichen Sie diesen<br />

Quotienten mit dem aus der theoretischen Betrachtung zu erwartenden Wert von<br />

x 2<br />

1 U p<br />

4d U 0<br />

. Erklären Sie eventuell auftretende Abweichungen.<br />

3. Was geschieht mit der Elektronenbahn, wenn U 0 und U p im gleichen Verhältnis<br />

geändert werden ? ( Up<br />

U 0<br />

= const., elektrostatisches Prinzip).<br />

4. Wie würden vergleichsweise Ionenbahnen verlaufen bei gleichem U 0 und U p ?<br />

4. Magnetische Ablenkung<br />

In diesem Teil des Versuchs sollen Sie aus dem Kreisbahnradius r, dem Magnetfeld ⃗ B und<br />

der Beschleunigungsspannung U 0 die spezifische Ladung der Elektronen bestimmen. Auf ein<br />

Elektron mit der Masse m, der Ladung e und der Geschwindigkeit ⃗v wirkt im Magnetfeld<br />

mit der magnetischen Induktion ⃗ B die Lorentzkraft:<br />

⃗F = e⃗v × ⃗ B<br />

(EF.7)<br />

Da die Lorentzkraft stets senkrecht zu ⃗v steht, ändert ⃗v nur seine Richtung, aber nicht seinen<br />

Betrag. Daraus ergibt sich eine konstante Krümmung der Elektronenbahn, also eine<br />

Kreisbahn im Gegensatz zur Parabelbahn bei der elektrostatischen Ablenkung. Den Radius<br />

r der Kreisbahn erhält man durch Gleichsetzen der Lorentzkraft mit der Zentrifugalkraft (für<br />

v⊥B):<br />

evB = mv2<br />

r<br />

Mit Hilfe von (EF.5) lässt sich diese Gl. nach der spezifischen Ladung e m auflösen<br />

(EF.8)<br />

+<br />

0-0.4A<br />

-<br />

4.1. Bestimmung von B:<br />

I<br />

-<br />

U 0<br />

12V0-5kV<br />

+<br />

Abbildung EF.3: Magnetische Ablenkung<br />

Um ein möglichst homogenes Magnetfeld zu erhalten, benutzen wir die Spulenanordnung<br />

nach Helmholtz, vgl. Abb. EF.4. Nach Biot-Savart setzt sich die magnetische Feldstärke ⃗ H<br />

( ⃗ B = µ 0<br />

⃗ H) aus Anteilen d ⃗ H zusammen, die von den einzelnen Längenelementen d⃗s des<br />

Leiters (sog. Stromelemente Id⃗s) herrühren:<br />

dH ⃗ = I d⃗s × ⃗r ·<br />

4π r 3<br />

I ist die elektrische Stromstärke im Leiterelement.<br />

(EF.10)<br />

Durch Integration von Gl. (EF.10) ergibt sich für das Helmholtzspulenpaar die magnetische<br />

Feldstärke auf der Spulenachse zu<br />

R = Spulenradius<br />

n = Windungszahl je Spule<br />

a = halber mittlerer Spulenabstand<br />

nR 2 I<br />

H =<br />

(R 2 + a 2 ) 3 2<br />

(EF.11)<br />

e<br />

m = 2U 0<br />

B 2 r 2<br />

(EF.9)<br />

Für a = R 2 folgt: B = µ 0 H = µ 0 ·<br />

8n<br />

5 √ 5 · I<br />

R<br />

(EF.12)<br />

151<br />

152


Magnetische Linse<br />

EF<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

4.2. Bestimmung von r:<br />

Der Radius r der Elektronenkreisbahn wird durch Ablesen der Koordinaten der Bahnpunkte<br />

bestimmt. Es gilt die Kreisgleichung (um r verschoben):<br />

x 2 + (y − r) 2 = r 2 ⇒ r = x2 + y 2<br />

2y<br />

(EF.13)<br />

wieder vereinigt werden.<br />

Betrachtet man die Bahn eines Elektrons in einem homogenen magnetischen Längsfeld, so<br />

zeigt sich, dass dieses einfache System bereits abbildende Eigenschaften besitzt.<br />

Alle von dem Punkt P ausgehenden Elektronen gehen nach einer Periode T wieder durch<br />

einen gemeinsamen Schnittpunkt P ′ . Die Abbildung erfolgt im Maßstab 1:1, ist reell und<br />

fehlerfrei (Geschwindigkeitsvektoren beachten). Definitionsgemäß handelt es sich bei einer<br />

solchen Anordnung um eine Linse.<br />

Daten:<br />

Zur Beachtung:<br />

R=6,8 cm, n=320 Windungen je Spule<br />

Der Spulenstrom darf nicht über 1 A erhöht werden.<br />

Der Realfall ist in Abb. EF.6 zu finden. Ebenfalls erfolgt die Abbildung 1:1 und ist reell, sie<br />

besitzt aber sphärische Aberration. Weiter außen auf die Linse treffende Elektronen werden<br />

stärker gebrochen als achsennahe.<br />

4.3. Aufgaben und Fragen<br />

5.2. Theorie<br />

1. Bestimmen Sie die (x, y)-Koordinaten von je zwei Bahnpunkten für die Spannungen<br />

a) U 0 = 2 kV; Spulenstrom I = 0, 2 A und 0, 3 A<br />

b) U 0 = 4 kV; Spulenstrom I = 0, 3 A und 0, 4 A<br />

Wiederholen Sie die Messungen mit umgedrehter Stromrichtung. Für die Spannungsund<br />

Strommessung soll ein relativer Fehler von 2% angenommen werden.<br />

2. Berechnen Sie r aus den (x, y)-Koordinaten nach Gl. (EF.13) und die magnetische<br />

Induktion B nach Gl. (EF.12).<br />

Die Geschwindigkeitskomponente v ⊥ senkrecht zum Magnetfeld bewirkt eine Kreisbewegung<br />

der Elektronen mit der für beliebige Geschwindigkeiten konstanten Umlaufszeit<br />

T = 2πm<br />

eB<br />

(EF.14)<br />

Die Geschwindigkeitskomponente v ‖ führt zu einer Translation in Richtung der z-Achse.<br />

v ‖ ändert sich weder betrags- noch richtungsmäßig, die Elektronen bewegen sich also auf<br />

einer Schraubenbahn. Nach T gehen alle wieder durch einen gemeinsamen Punkt P ′ auf der<br />

optischen Achse. Durch Ausnutzen dieser Beziehung ist<br />

3. Bestimmen Sie e aus den gewonnenen Daten nach Gl. (EF.9).<br />

m<br />

4. Führen Sie exemplarisch für eine Messreihe eine Fehlerrechnung nach der Gaußschen<br />

Methode durch (Hilfe: Umformung von Standardabweichung auf relativen Fehler).<br />

Die Fehler für die restlichen Messreihen erhalten Sie durch Einsetzen. Welche Fehlerquellen<br />

haben Einfluss auf das Messergebnis?<br />

5. Wie würden Ionenbahnen bei gleichem U 0 und bei gleicher Spulenerregung verlaufen?<br />

6. Wie lauten die Maxwellschen Gleichungen in Formeln (dynamische, d.h.<br />

zeitabhängige Form) und was bedeuten die Gleichungen?<br />

5. Magnetische Linse<br />

5.1. Grundlagen<br />

In dieser Versuchsanordnung fliegen Elektronen parallel zum Magnetfeld ein. Dieser einfache<br />

Aufbau stellt im Prinzip schon eine magnetische Elektronenlinse dar. Analog zur Lichtoptik<br />

spricht man in der Elektronenoptik von einer Abbildung, wenn die Elektronen, die von<br />

einem Punkt der Gegenstandsebene ausgehen, in einem zugeordneten Punkt der Bildebene<br />

PP ′ = 2πmv ‖<br />

eB<br />

(EF.15)<br />

und im weiteren durch Umformen eine Gleichung für die spezifische Elektronenladung e m<br />

zu erhalten:<br />

e<br />

m = 8π2 U 0<br />

(EF.16)<br />

B 2 PP ′2<br />

Das Magnetfeld wird durch den Strom I S bestimmt, der durch die Spule fließt. Für die<br />

Magnetfeldstärke gilt:<br />

Daten:<br />

B = µ 0nI S<br />

L<br />

Windungszahl der Spule: n=16400, Länge der Spule: L=16 cm<br />

Somit kann (EF.16) in die Form<br />

gebracht werden.<br />

e<br />

m = C · U0<br />

I 2 S<br />

(EF.17)<br />

(EF.18)<br />

153<br />

154


Magnetische Linse<br />

EF<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

5.3. Versuchsdurchführung<br />

e<br />

Ziel des Versuchs ist es, bis auf 0.5% genau zu bestimmen. Hierzu ist neben einer ausreichend<br />

hohen Zahl an Einzelmessungen eine geeignete Fehlerrechnung notwendig. Das hier<br />

m<br />

verwendete Gewogene Mittel finden Sie in Walcher, <strong>Praktikum</strong> der Physik, unter dem Punkt<br />

1.2.9. Die Kenntnis der Gaußschen Fehlerfortpflanzung wird vorausgesetzt und während des<br />

Experiments überprüft.<br />

Im Versuchsaufbau ist eine ausreichend lange Spule (L=16 cm) so über eine Braunsche<br />

Röhre geschoben, dass der von der Anode ausgehende monoenergetische Elektronenstrahl<br />

parallel zum homogenen Magnetfeld verläuft. Die Distanz von P bis zur Mattscheibe beträgt<br />

9 cm.<br />

Durch eine zwischen den Ablenkplatten x a und x b anliegende Wechselspannung erfahren<br />

die Elektronen eine sich mit 50 Hz ändernde Geschwindigkeitskomponente v ⊥ senkrecht<br />

zum Magnetfeld. (Das vertikale Plattenpaar y a −y b ist geerdet.) Die Werte des Spulenstroms<br />

I und der Beschleunigungsspannung U (indirekt, siehe Schaltplan) werden gemessen.<br />

2. Wie groß ist PP ′ bei 45 ◦ und 90 ◦ Drehung (Ohne diese Kenntnis ist die Konstante in<br />

(EF.18) nicht berechenbar.)<br />

3. Auswertung von Aufgabe 1.<br />

Mitteln Sie die Stromwerte von I links und I rechts arithmetisch. Über die damit vorliegenden<br />

20 (U, I)-Wertepaare können Sie 20 e -Werte berechnen. Der relative Fehler<br />

m<br />

bei der Messung von I S sei 2%, bei der Messung von U 0 3%. Somit kann aus (EF.18)<br />

mit Hilfe der Fehlerfortpflanzung der gesamte relative Fehler bestimmt werden. Daraus<br />

können Sie die Standardabweichung der Messung ermitteln. Ein möglichst genaues<br />

Endergebnis bekommt man mit dem Gewogenen Mittel. Eine Anleitung hierzu<br />

finden Sie in Walcher, <strong>Praktikum</strong> der Physik, Gl. 1.32.<br />

4. Ist die Höhe der Ablenkspannung an x a − x b von Bedeutung?<br />

5.4. Systematische Messfehler<br />

In dem Versuchsaufbau sind verschiedene systematische Messfehler zu finden, die teilweise<br />

minimiert werden können. Dies ist notwendig, um die angesprochene Genauigkeit zu erreichen.<br />

Beschreibung der Justierung: Zunächst wird ohne Spannung an den Kondensatorplatten<br />

x a − x b das Magnetfeld B verändert. Die geringfügig verschiebbare Spule wird so positioniert,<br />

dass der Leuchtpunkt einen möglichst kleinen Drehkreis beschreibt. Weiterhin ist der<br />

Ursprung des verschiebbaren Achsenkreuzes mit dem Punkt zur Deckung zu bringen. Abschließend<br />

wird ohne Magnetfeld die Spannung an den Kondensatorplatten erhöht, und die<br />

x-Achse auf den Strich ausgerichtet. Da alle 3 Parameter voneinander abhängen, ist diese<br />

Justierung ausreichend oft zu wiederholen. Mit dem Helligkeitsregler können Sie das Bild in<br />

Grenzen ändern.<br />

Achtung: Die Heizspannung darf von Ihnen nicht verstellt werden !<br />

5.5. Aufgaben und Fragen<br />

1. Um e über (EF.18) zu erhalten, bestimmen Sie für die 10 Anodenspannungen<br />

m<br />

U 0 = 800 V, 900 V, · · · , 1700 V<br />

(exakte Spannungswerte aufschreiben) den Spulenstrom I S , bei dem der Strich um 45 ◦<br />

sowie 90 ◦ auf dem Leuchtschirm gedreht wird. Polen Sie bei jeder Messung das Feld<br />

um, und wiederholen Sie die Messung, um magnetische Querfelder auszumitteln. Die<br />

Justierung ist für jede Spannung durchzuführen.<br />

155<br />

156


Magnetische Linse<br />

EF<br />

EF<br />

Elektronen im elektromagnetischen Feld<br />

r<br />

R<br />

Röhre<br />

Umschalter<br />

a<br />

Spulenstrom<br />

I S<br />

Helmholtzspule<br />

6.3V<br />

+/-50V<br />

Wechselspannung<br />

-/+50V<br />

0-1.8kV<br />

Abbildung EF.4: Helmholtzspulen<br />

U 0<br />

I 0<br />

R i=40M<br />

Abbildung EF.7: Schaltplan der Anordnung<br />

Bahnen von Elektronen im (genügend<br />

langen) homogenen Magnetfeld, die mit<br />

gleicher v ‖ -Komponente ihrer Geschwindigkeit<br />

unter verschiedener Neigung gegen<br />

die Richtung von B von einem Objektpunkt<br />

ausgehen. Die Abbildung erfolgt<br />

1:1, ist reell und fehlerfrei.<br />

Abbildung EF.5: Idealfall<br />

B<br />

x a<br />

L=9cm<br />

Bahnen von Elektronen im (genügend<br />

langen) homogenen Magnetfeld, die mit<br />

gleichem Betrag der Geschwindigkeit unter<br />

verschiedener Neigung gegen die<br />

Richtung von B von einem Objektpunkt<br />

ausgehen. Die Abbildung erfolgt 1:1, ist<br />

reell, besitzt aber sphärische Abberation.<br />

x b<br />

P<br />

v<br />

Anode<br />

Leuchtschirm<br />

Abbildung EF.8: Prinzipieller Aufbau<br />

v ll<br />

Abbildung EF.6: Realfall<br />

157<br />

158


TE<br />

TE<br />

Thermische Emission<br />

TE<br />

Thermische Emission<br />

3. Motivation<br />

1. Vorbereitung<br />

Folgende Kenntnisse werden am Versuchstag vorausgesetzt:<br />

• Wie sieht die Kennlinie einer Glühdiode aus, und in welche Bereiche unterteilt man<br />

sie?<br />

• Wie lautet in den verschiedenen Bereichen die Beziehung für den Emissionsstrom?<br />

Machen Sie sich klar, welche physikalischen Größen jeweils den Strom begrenzen.<br />

• In welchem Bereich wird in diesem Versuch gemessen?<br />

• Welche Messwerte müssen korrigiert werden, und wie sieht diese Korrektur aus?<br />

Könnte man diesen Messfehler vermeiden und wenn ja, wie?<br />

• Was versteht man unter der Fermikante, und wie ist die Austrittsarbeit definiert?<br />

• Was ist eine Kontaktspannung?<br />

• Was bezeichnet man als Schottky-Effekt?<br />

• Wie lautet das Stefan-Boltzmann Gesetz?<br />

• Was versteht man unter einem schwarzen und unter einem grauen Strahler?<br />

2. Literatur<br />

Zu diesem Versuch liegt in der Fachbereichsbibliothek eine <strong>Praktikum</strong>smappe aus. Zu allen<br />

Punkten, die unter Vorbereitung genannt sind, finden Sie in dieser Mappe oder der<br />

Versuchsanleitung geeignetes Arbeitsmaterial für eine gründliche Vorbereitung. Sie können<br />

aber selbstverständlich auch andere Bücher benutzen. In der <strong>Praktikum</strong>smappe finden Sie<br />

zusätzliche Informationen zu Oxidkathoden, die u. a. auch in Fernsehern Verwendung finden.<br />

Wenn Sie Aufgabe 4 richtig gelöst haben, wissen Sie, warum das so ist. Dort ist auch<br />

eine Gleichung zur Berechnung des Sättigungsstromes angegeben. Benützen Sie aber zur<br />

Lösung der Aufgabe 4 bitte das Richardson-Dushman-Gesetz aus dieser Anleitung.<br />

In der <strong>Praktikum</strong>smappe finden Sie auch Informationen zum grauen Körper und zum Stefan-<br />

Boltzmann-Gesetz.<br />

Der Artikel über Oxidkathoden dient lediglich zu Ihrer Information und wird am <strong>Praktikum</strong>snachmittag<br />

nicht abgefragt und auch nicht vorausgesetzt.<br />

159<br />

Strahlen freier Elektronen finden sowohl in der Technik (Elektronenröhren, Elektronenstrahlschweißen,<br />

Röntgengeräte,..) als auch in der Wissenschaft (Beugungsexperimente zur Strukturanalyse,<br />

Elektronenoptik,..) Anwendung.<br />

Möglichkeiten zur Erzeugung freier Elektronen sind z.B. Thermische Emission und Feldemission.<br />

4. Theoretische Grundlagen<br />

Die Gesetzmäßigkeiten der Thermischen Emission bestimmen die Wirkungsweise der<br />

Glühdiode. Im Anlaufstrombereich der Glühdiode hat ein Teil der Elektronen, die aus der<br />

heißen Kathode austreten, eine genügend hohe Energie, um außer dem Austrittspotential<br />

auch noch eine schwache Gegenspannung U AK = ϕ A − ϕ K = −U G (ϕ A , ϕ K : Anoden- und<br />

Kathodenpotential; U G > 0) überwinden zu können. Für diesen Anlaufstrom gilt:<br />

I A (U G , T) = I S (T) · e − eU G<br />

k B T<br />

(TE.1)<br />

Dabei ist I S (T) = I A (0, T) der temperaturabhängige Sättigungsstrom, e die Elementarladung<br />

und k B die Boltzmann-Konstante.<br />

Von Sommerfeld und Nordheim wurde die Abhängigkeit des Sättigungsstromes von der Kathodentemperatur<br />

T und der Kathodenaustrittsarbeit W K berechnet. Ohne äußeres Feld ergibt<br />

sich<br />

I S (T) = A 0 FT 2 · e − W K<br />

k B T<br />

(TE.2)<br />

Dabei ist A 0 eine Konstante und F die Oberfläche der Kathode.<br />

Die Bedingung für die Gültigkeit von Gl. (TE.2) - eine homogene Oberfläche mit temperaturunabhängiger<br />

Austrittsarbeit - ist bei der im Versuch verwendeten Röhre mit dem Radienverhältnis<br />

R ≈ 1, 5 (R = Anodenradius, r = Kathodenradius) näherungsweise erfüllt.<br />

r<br />

Für Kathoden, die diese Bedingung nicht erfüllen, verwendet man i. A. die formal ähnliche<br />

Richardson-Gleichung<br />

I S (T) = A R FT 2 · e − W K<br />

k B T<br />

(TE.3)<br />

Trägt man den natürlichen Logarithmus von I A gegen U G auf, so lässt sich aus der Steigung<br />

der sich ergebenden Geraden die Kathodentemperatur T bestimmen.<br />

Die angelegte Gegenspannung muss aber wegen der folgenden Effekte noch korrigiert werden:<br />

1. Die Raumladung zwischen Kathode und Anode bildet in Kathodennähe einen kleinen<br />

Potentialwall.<br />

2. Die unterschiedlichen Austrittsarbeiten von Kathode und Anode erzeugen eine Kontaktspannung<br />

zwischen Kathode und Anode.<br />

160


Messung<br />

TE<br />

TE<br />

Thermische Emission<br />

Für kleine Stromdichten ist die Raumladung gering und kann darum vernachlässigt werden.<br />

Die effektiv zu überwindende Gegenspannung ist unter Berücksichtigung des Kontaktpotentials<br />

U eff<br />

AK = −U G + 1 e (W K − W A )<br />

Dabei sind W K und W A die Austrittsarbeiten von Kathode und Anode.<br />

Für den Anlaufstrom I A ergibt sich damit<br />

I A (U G , T) = A 0 FT 2 · e − W A +eU G<br />

k B T<br />

(TE.4)<br />

(TE.5)<br />

Ist der Einfluss der Kathodentemperatur T auf die Anodenaustrittsarbeit W A gering, so lässt<br />

sich T aus Gl. (TE.5) bestimmen.<br />

Die Anodenaustrittsarbeit W A ergibt sich dann zu<br />

( )<br />

A0 FT 2<br />

W A = k B T · ln<br />

I A (0, T)<br />

(TE.6)<br />

Die Berechnung der Kathodenaustrittsarbeit W K aus den Sättigungsstromkurven wird nicht<br />

durchgeführt, weil dies nur zu qualitativen Ergebnissen führen würde.<br />

Notieren Sie bei jeder Messreihe den eingestellten Heizstrom I H . Erhöhen Sie dann die Gegenspannung<br />

U G ausgehend von 0 V in ca. 20 gleichmäßigen Schritten, bis Sie einen Anlaufstrom<br />

I A ≤ 2 nA messen. Notieren Sie bei jeder Anlaufstrommessung zusätzlich den<br />

jeweiligen Messbereich bzw. den Innenwiderstand des Digitalmultimeters. Das Multimeter<br />

für die Anlaufstrommessung ist immer im kleinsten noch möglichen Messbereich zu betreiben.<br />

Warten Sie nach dem Einstellen eines neuen Heizstromes mit dem Beginn der Messung so<br />

lange, bis sich in der Röhre ein thermisches Gleichgewicht eingestellt hat. Das Gleichgewicht<br />

liegt vor, wenn der Strom I A stabil ist.<br />

Der Innenwiderstand des Strommessgerätes in Abhängigkeit vom Messbereich ist:<br />

Messbereich Innenwiderstand<br />

1A 0,1Ω<br />

100mA 0,1Ω<br />

10mA<br />

1Ω<br />

1mA<br />

10Ω<br />

100µA 100Ω<br />

10µA 1kΩ<br />

1µA 10kΩ<br />

100nA 100kΩ<br />

5. Messung<br />

Tabelle TE.1: Innenwiderstände des Strommessgerätes in Abhängigkeit vom Messbereich<br />

Überprüfen Sie den Versuchsaufbau anhand der Schaltskizze Abb. TE.1.<br />

Anode<br />

R iJ<br />

Kathode<br />

I A<br />

U G<br />

R iV<br />

R iJ : aus Tabelle<br />

R iV = 10M<br />

Überlegen Sie sich, wie dieser Innenwiderstand bei der Auswertung der Messung zu<br />

berücksichtigen ist! (Sie werden am <strong>Praktikum</strong>snachmittag mit dem Assistenten darüber diskutieren.)<br />

6. Aufgaben und Fragen<br />

Kathodenheizung<br />

I H<br />

+ -<br />

10K<br />

Abbildung TE.1: Schaltplan der Messanordnung<br />

Schalten Sie die Geräte erst nach Überprüfung durch den Assistenten ein!<br />

Nehmen Sie anschließend bei mehreren verschiedenen Heizströmen I H die Messreihe<br />

I A = I A (U G ) auf. Die Heizströme werden Ihnen am <strong>Praktikum</strong>snachmittag vom Assistenten<br />

mitgeteilt.<br />

1. Durch Logarithmieren von Gl. (TE.5) ergibt sich ein linearer Zusammenhang zwischen<br />

dem natürlichen Logarithmus von I A und der Gegenspannung U G :<br />

ln I A = − e<br />

k B T · U G + ln ( A 0 FT 2) − W A<br />

k B T = m · U G + b<br />

(TE.7)<br />

Aus der Steigung m der Geraden lässt sich die Kathodentemperatur T bestimmen.<br />

Erstellen Sie die Diagramme ln I A = f (U G ) am Computer oder notfalls manuell auf<br />

Millimeterpapier.<br />

Sie sehen anhand der Diagramme, dass bei kleinen Gegenspannungen die Raumladung<br />

noch wirksam ist. Eine sehr hohe Gegenspannung wirkt dagegen als beschleunigende<br />

Spannung für die Elektronen, die aus der verhältnismäßig heißen Anodenoberfläche<br />

austreten. Dies führt bei sehr kleinen Anlaufströmen ebenfalls zu Abweichungen vom<br />

linearen Verlauf der Kurve. Aus dem Kurvenverlauf ist aber zu ersehen, welcher Kurvenbereich<br />

zur Berechnung der Kathodentemperatur herangezogen werden muss.<br />

161<br />

162


Aufgaben und Fragen<br />

TE<br />

FE<br />

Feldelektronenemission<br />

Führen Sie in diesem Bereich mit Hilfe eines geeigneten Programms eine lineare<br />

Anpassung (lineare Regression) durch. Sie können dann aus der Steigung der angenäherten<br />

Geraden die jeweilige Kathodentemperatur berechnen.<br />

2. Berechnen Sie mit Gl. (TE.6) und den entsprechenden Temperaturwerten aus Aufgabe<br />

1 die Anodenaustrittsarbeit W A (k B = 8, 6174 · 10 −5 eV; A A<br />

K 0 = 0, 1 ; F =<br />

cm 2 K 2<br />

1, 26 cm 2 ).<br />

Überlegen Sie sich bitte genau, welchen Wert Sie für I A (0, T) einsetzen.<br />

Zeichnen Sie das Diagramm W A = f (T) (W A in eV; T in K).<br />

Man sieht, dass die Kathodentemperatur einen geringen Einfluss auf die Anodenaustrittsarbeit<br />

W A hat.<br />

3. Erläutern Sie den Schottky-Effekt.<br />

Leiten Sie einen Ausdruck für die Erniedrigung der Austrittsarbeit her.<br />

Wie wirkt sich der Schottky-Effekt auf die Kennlinie einer Glühdiode aus? Geben Sie<br />

die Formel für den neuen Sättigungsstrom an.<br />

4. Von einer Glühkathode wird die Stromdichte j S = 0.5 A<br />

cm 2 verlangt. Wie groß ist der<br />

Emissionswirkungsgrad η<br />

FE<br />

Feldelektronenemission<br />

1. Vorbereitung<br />

Am <strong>Praktikum</strong>stag werden Kenntnisse vorausgesetzt über<br />

• Tunneleffekt<br />

• Heisenbergsche Unschärferelation<br />

• Potentialtopf<br />

• Austrittsarbeit<br />

• Fermienergie<br />

• Pauli-Prinzip<br />

• Literaturwert für die Austrittsarbeit von Barium<br />

η = Emissionsstrom<br />

Heizleistung<br />

= I S<br />

P H<br />

• Feldelektronenmikroskop<br />

für<br />

2. Literatur<br />

(a) eine Kathode aus Wolfram (A R = 60<br />

(b) eine Oxidkathode (A R = 0.046<br />

A<br />

;<br />

cm 2 K 2<br />

A<br />

;<br />

cm 2 K 2<br />

W K = 4.53 eV)<br />

W K = 1.2 eV)<br />

Die nach dem Stefan-Boltzmann Gesetz abgestrahlte Leistung kann gleich der Heizleistung<br />

gesetzt werden. Für einen schwarzen Körper ist die Konstante des Stefan-<br />

Boltzmann Gesetzes σ = 5.6705 · 10 −12 W . Sowohl die Wolfram- als auch die<br />

cm 2 K 4<br />

Oxidkathode sind aber graue Körper mit einem spektralen Emissionsgrad ǫ von 0.29<br />

bzw. 0.19 (k B = 8.6174 · 10 −5 eV ). K<br />

Lösen Sie die bei der Berechnung der Kathodentemperatur T auftretende transzendente<br />

Gleichung nicht graphisch, sondern iterativ oder numerisch. Dieser Weg ist bedeutend<br />

schneller.<br />

Gerthsen 20.Auflage: Kapitel: 8.1.3; 16.2.2; 16.3.2;<br />

Marmier Kernphysik 1: S.97-102<br />

Demtröder Experimentalphysik 3: Kapitel: 3.3.3; 4.2.3; 13.1;<br />

Stöcker Taschenbuch der Physik: Literaturwert für die Austrittsarbeit von Barium<br />

3. Motivation<br />

Die Feldemission ist ein Anwendungsbeispiel für den quantenmechanischen Tunneleffekt.<br />

Mit der Feldemission ist die Erzeugung freier Elektronen mit einer sehr geringen Energiebreite<br />

möglich, die in der Feldelektronenmikroskopie und für die Rastertunnelmikroskopie<br />

eingesetzt werden.<br />

4. Grundlagen<br />

Die Leitungselektronen sind im Inneren eines Metalls nahezu frei beweglich. Der Austritt in<br />

den Außenraum wird durch einen Potentialanstieg an der Grenzfläche des Metalls verhindert.<br />

Man spricht von einem freien Elektronengas, das in einem Potentialkasten eingeschlossen ist<br />

(siehe Abb. FE.1).<br />

163<br />

164


Grundlagen<br />

FE<br />

FE<br />

Feldelektronenemission<br />

Energie<br />

E F<br />

Metall<br />

Vakuum<br />

Abbildung FE.1: Elektronen im Potentialkastenmodell<br />

In diesem Potentialkastenmodell sind bei der Temperatur T = 0 K alle Zustände bis zur<br />

Fermi-Energie E F mit jeweils zwei Elektronen besetzt (Pauli-Prinzip). Die Energiedifferenz<br />

zwischen der Fermienergie E F und dem Vakuumniveau wird als Austrittsarbeit Φ bezeichnet.<br />

Bei Temperaturen oberhalb des absoluten Nullpunktes besetzen die freien Elektronen durch<br />

thermische Anregung auch Energieniveaus oberhalb der Fermienergie. Sie gelangen bei sehr<br />

starker Erhitzung sogar in das Energiekontinuum oberhalb des Vakuumniveaus und können<br />

somit den Festkörper verlassen. Man spricht von Glühemission oder thermischer Emission<br />

(vgl. Versuch: Thermische Emission).<br />

Lässt man an der Grenzfläche des Metalls ein starkes elektrisches Feld angreifen, so wird die<br />

Potentialschwelle (Abb. FE.1) zu einem Potentialwall (Abb. FE.2) verbogen.<br />

5. Theorie des Tunneleffekts<br />

Bekanntermaßen kann man jedem Teilchen auch Welleneigenschaften zuordnen. Die korrespondierende<br />

Wellenlänge zu einer Masse m kann man über E = hν = mc 2 erhalten (De<br />

Brogli-Wellenlänge).<br />

Betrachtet man das Leitungselektron eines Metalls als Welle, welche auf einen Potentialwall<br />

der Breite d trifft, so wird ein Teil der Welle reflektiert. Ein anderer dringt in den Wall ein<br />

und wird in seiner Amplitude abgeschwächt. (Eine Änderung der Wellenlänge und der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

kann auch erfolgen, ist aber für die prinzipielle Erklärung nicht<br />

wichtig.) Die Amplitudenabnahme erfolgt wie bei Absorption üblich exponentiell. Die De<br />

Broglie-Wellenlänge der Metallelektronen, die zur Feldemission beitragen (nahe der Fermiegrenze<br />

E F ) liegt in der Größenordnung einiger 1 nm. Wenn die Wallbreite d = ∆x in<br />

10<br />

derselben Größenordnung liegt, gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Elektronen<br />

den Potentialwall durchtunneln können.<br />

5.1. Abschätzung der notwendigen Feldstärke und des Krümmungsradius:<br />

d kann bereits rein geometrisch abgeschätzt werden. Nach Abb. FE.2 fällt das Potential im<br />

Außenraum mit −eǫx ab, damit ist ∆x über<br />

∆x = Φ eǫ<br />

zu berechnen. Einsetzen der Wellenlänge λ el :<br />

(FE.1)<br />

Energie<br />

Metall<br />

Vakuum<br />

x<br />

λ el = 0, 5 nm = Φ eǫ<br />

4.5 eV<br />

⇒ ǫ =<br />

0, 5 nm · e = V 1010 m<br />

(FE.2)<br />

(FE.3)<br />

E F<br />

x<br />

-e x<br />

Es sind also enorme Feldstärken notwendig, um Elektronen über den Tunneleffekt aus einem<br />

Leiter zu emittieren. Sie sind praktisch nur mit sehr feinen Metallspitzen zu erreichen.<br />

Bei einem kugelsymmetrischen Feld gilt an einer Spitze mit Radius r:<br />

ǫ = U r<br />

(FE.4)<br />

Abbildung FE.2: Potentialkasten mit anliegendem äußeren Feld ǫ<br />

Bei hohen Feldstärken wird die Wallbreite ∆x auf der Höhe des Fermi-Energie so gering,<br />

dass ein Teil der Elektronen aufgrund des quantenmechanischen Tunneleffekts hindurchtreten<br />

kann. Die Elektronen werden nicht über die Potentialschwelle gehoben, wie bei der<br />

thermischen Emission, sondern sie tunneln durch den Potentialwall hindurch, ihre Energie<br />

wird dabei nicht verändert.<br />

165<br />

also bei z.B.U =2000 V ist r ∼ = 200 nm. Da das in der Anordnung verwendete Feldelektronenmikroskop<br />

im Verhältnis R (R=Radius der Mattscheibe) abbildet, ergibt sich ein Vergrößerungsmaßstab<br />

von<br />

r<br />

0, 1 m<br />

2 · 10 −7 m = 5 · 105 (FE.5)<br />

Damit kommt man in die Größenordnung, die notwendig ist, um (ansatzweise) einzelne Atome<br />

abzubilden.<br />

166


Bestimmung der Austrittsarbeit von Barium<br />

FE<br />

FE<br />

Feldelektronenemission<br />

6. Bestimmung der Austrittsarbeit von Barium<br />

Eines der Ziele des Versuchs ist es, die Austrittsarbeit von Barium zu bestimmen. Hierbei<br />

ist die Fowler-Nordheim-Gleichung hilfreich. Sie stellt den Zusammenhang zwischen der<br />

Stromdichte j auf der emittierenden Spitze und der angelegten Feldstärke E her. Da j ∝ I<br />

(Gesamtemissionsstrom) und E ∝ U, lässt sich diese Gleichung umschreiben in<br />

3<br />

I = P · U2<br />

· e −Q Φ 2Ba<br />

U<br />

Φ Ba<br />

(FE.6)<br />

(P, Q: Konstanten).<br />

Die gesuchte Größe Φ Ba kommt als Argument der Exponentialfunktion sowie als Vorfaktor<br />

vor. Um eine Auswertung vornehmen zu können, trägt man ln ( I<br />

U 2 · const. ) gegen 1 U<br />

auf, und man erhält Geraden mit der Steigung −QΦ 3 2<br />

Ba<br />

, die sogenannten Fowler-Nordheim-<br />

Geraden (Abb. FE.3). Nimmt man eine Fowler-Nordheim-Gerade für eine reine Wolframspitze<br />

(Φ W = 4, 45 eV), und eine weitere für die Bariumspitze auf, so lässt sich aus den<br />

Steigungen der beiden Geraden die Austrittsarbeit von Barium bestimmen.<br />

ln (I U 2 *const)<br />

m /m =<br />

3/2<br />

Ba W Ba /<br />

3/2<br />

W<br />

Ba-Quelle<br />

I<br />

Feldemmissionsspitze<br />

U<br />

Digitales<br />

Micro-Amperemeter<br />

600 M<br />

12V<br />

Hochspannungsnetzgerät<br />

regelbar<br />

Abbildung FE.4: Schaltplan der Versuchsanordnung<br />

die Feldemission beobachtet werden. Das Vakuum des Glaskolbens ist zu ermitteln und der<br />

Wert der Bariumaustrittsarbeit ist zu bestimmen.<br />

1. Vergleichen Sie den Aufbau mit der Schaltskizze Abb. FE.4. Die Inbetriebnahme ist<br />

erst nach der Überprüfung durch den Assistenten erlaubt. Messgerät auf den richtigen<br />

Messbereich stellen.<br />

I H<br />

m W W<br />

3/2<br />

Abbildung FE.3: Fowler-Nordheim-Geraden mit Steigungen m<br />

Wir benutzen die Anordnung des Feldelektronenmikroskops. Eine feine Wolframspitze befindet<br />

sich in einem Glaskolben mit sehr gutem Vakuum (Größenordnung 10 −7 Pa). Zur<br />

Desorption von Restgasen kann die Feldemissionsspitze ausgeheizt werden. Da die Spitze<br />

bei zu hohen Stromstärken zerstört wird und natürlich auch um den Emissionstrom als<br />

Messwert zu erfassen, wird der auf den Leuchtschirm treffende Strom mit einem digitalen<br />

µ-Amperemeter gemessen. Der für die vorliegende Anordnung nach Herstellerangaben maximal<br />

zulässige Emissionsstrom ist 1, 8 µA. Wir bitten um Beachtung. Auf den Zweck des<br />

Bariumvorrats wird weiter unten eingegangen.<br />

6.1. Versuchsdurchführung<br />

Ein Ziel des Versuchs ist es, ein Gefühl für den Tunneleffekt, hier die exponentiell starke<br />

Zunahme des Emissionstromes ab der Schwellenspannung, zu bekommen. Weiterhin soll<br />

m Ba<br />

3/2<br />

Ba<br />

1/U<br />

2. Beobachtung des Emissionsmusters der Feldemissionskathode. Erhöhen Sie langsam<br />

die Saugspannung unter Beobachtung entweder des Emissionsstroms oder auch der<br />

Helligkeit auf dem Bildschirm. Die Höhe der Saugspannung ist hier nicht von Bedeutung.<br />

Im <strong>Praktikum</strong> wird auf das Zustandekommen des Musters näher eingegangen.<br />

3. Ausheizen der Kathode:<br />

Was ist beim Ausheizen unbedingt zu beachten? (Falls Ihnen dazu nichts einfällt, nicht<br />

weitermachen, und den Assistenten fragen). Heizen Sie die Feldemissionsspitze mit einem<br />

Heizstrom von höchtens 1, 8 A für maximal 30 s aus.<br />

Danach kurz warten, nach dem Herunterregeln des Stroms ist sehr schnell wieder<br />

Raumtemperatur an der Spitze erreicht. Verfahren Sie jetzt erneut wie unter 2. Welchen<br />

Unterschied sehen Sie zu 2., was sind die Folgen des Ausheizens?<br />

4. Bestimmung des Vakuums der Röhre:<br />

Heizen Sie erneut aus und regeln Sie den Feldemissionsstrom auf 1, 5−1, 7 µA ein. Bei<br />

konstant gehaltener Hochspannug ist alle 15 s der Strom festzuhalten, bis dieser Wert<br />

konstant wird. Zur Auswertung tragen Sie die Ergebnisse gegen die Zeit t auf. Ermitteln<br />

Sie den Zeitpunkt, ab dem an die Kurve eine horizontale Tangente anzulegen ist,<br />

ggf. Kurve extrapolieren. Die so erhaltene Zeitspanne ∆t wird als Wiederbedeckungszeit<br />

bezeichnet. Das Vakuum in der Röhre ist durch die Beziehung<br />

p ∼ = 10−4 Pa · s<br />

∆t<br />

zu berechnen. (Eine Fehlerrechnung ist nicht notwendig.)<br />

167<br />

168


Bestimmung der Austrittsarbeit von Barium<br />

FE<br />

FE<br />

Feldelektronenemission<br />

5. Bestimmung der Bariumaustrittsarbeit:<br />

In diesem Abschnitt sind Wertepaare (U, I) zu bestimmen, und über die Gl. (FE.6) die<br />

entsprechende Austrittsarbeit zu berechnen. Wie im betreffenden Abschnitt ausgeführt<br />

sind nicht nur (U, I) Barium<br />

-Werte, sondern auch (U, I) Wolfram<br />

-Werte notwendig. Diese<br />

werden zuerst erfasst.<br />

Zuerst wird die Spitze neu ausgeheizt. Regeln Sie den Feldemissionsstrom auf<br />

1, 5..1, 8 µA ein. Der Wert der Saugspannung kann auf 50 V aufgerundet werden. Senken<br />

Sie jetzt die Spannung in 10 Schritten à 50 V und halten Sie die korrespondierenden<br />

Stromwerte fest.<br />

Nachdem Sie erneut ausgeheizt haben, ist die Messreihe ein zweites und danach ein<br />

drittes Mal zu wiederholen. Um die (U, I) Barium<br />

-Wertepaare aufzunehmen, ist zuerst<br />

vom Assistenten die Spitze zu bedampfen.<br />

Experimentell konnte gezeigt werden, dass eine monoatomare Schicht Barium auf<br />

Wolfram etwa die gleiche Austrittsarbeit besitzt wie elementares Barium. Da technisch<br />

der Aufbau einer Bariumspitze mit den oben abgeschätzten Abmessungen aufwendig<br />

ist, wurde in die Anordnung eine Bariumquelle eingebaut, welche die Generation einer<br />

solchen Monolage ermöglicht und für etwa 50 Aufdampfungen ausreicht.<br />

Durch die Schicht wird die Austrittsarbeit soweit herabgesetzt, dass der maximal<br />

zulässige Stromwert bereits bei 1800 V..2500 V zu erreichen ist. Gehen Sie nun erneut<br />

wie bei den (U, I) Wolfram<br />

-Werten vor.<br />

Das Entfernen des Bariums kann abschließend durch vorsichtiges Erhitzen unter Aufsicht<br />

des Assistenten erfolgen. Auf jeden Fall ist ganz am Schluss ein letztes Mal<br />

auszuheizen.<br />

5. Wie sieht Ihrer Meinung nach die schärfste Spitze aus, die technisch machbar ist?<br />

6. Wie lässt sich die Abschätzung d ∼ = λ für einen merklichen Tunnelstrom erklären?<br />

6.2. Aufgaben und Fragen<br />

1. Die vorne gegebene Erklärung für den Tunneleffekt ist nur eine von mehreren. Suchen<br />

Sie nach einer anderen und geben Sie sie mit Ihren eigenen Worten wieder.<br />

2. Berechnen Sie das Vakuum wie oben unter 6.1.4 ausgeführt. Warum ist hier ein gutes<br />

Vakuum (geringer Druck) wichtig?<br />

3. Zur Bariumaustrittsarbeit:<br />

Mit Hilfe der unter 6.1.5 gewonnenen Wertepaare des Emissionsstromes I und der<br />

Hochspannung U stellen Sie Tabellen auf für die Quotienten I und 1 . Auf halblogarithmischem<br />

Papier werden dann die 3 + 3 Fowler-Nordheim-Geraden gezeichnet<br />

U 2 U<br />

und die Steigungen der Geraden ermittelt, einmal für die reine Wolframspitze und dann<br />

für die mit Barium bedampfte Spitze (Ahrrenius-Auftragung). Sie können alternativ lineares<br />

Papier verwenden, wenn Sie ln I gegen 1 auftragen. Mitteln Sie arithmetisch<br />

U 2 U<br />

über jeweils 3 Steigungswerte. Über das Verhältnis der Steigungen erhalten Sie die<br />

Austrittsarbeit für Barium.<br />

Führen sie abschließend eine Fehlerrechnung durch, indem Sie aus den Schwankungsbreiten<br />

der Steigungswerte auf ∆Φ Ba schließen.<br />

4. Erklären Sie das (hier grüne) Aufleuchten der inneren Beschichung der Mattscheibe<br />

bei Elektronenbeschuss.<br />

169<br />

170


HG<br />

HG<br />

Holographie<br />

HG<br />

Holographie<br />

Negativ<br />

Positiv<br />

1. Vorbereitung<br />

Folgende Kenntnisse werden am Versuchstag vorausgesetzt<br />

• Laser<br />

• Mathematische Darstellung einer Welle, Amplitude und Phase<br />

• Interferenz<br />

• Kohärenz von Licht<br />

• Fresnelsche Zonenplatte<br />

• Beugung<br />

2. Literatur<br />

E. Hecht Optik: Kapitel: 2; 9.1; 9.2; 10; 14.3;<br />

Bergmann-Schäfer Band III: Kapitel: 3.1; 3.8, 3.14; 7.9;<br />

H. Kiemle und D. Röss Einführung in die Technik der Holographie<br />

Spektrum der Wissenschaft Holographie, Lehrbuchsammlung L 6002, Seite 13-16<br />

3. Grundlagen<br />

Die Holographie ist ein zweistufiges Verfahren, mit dem es gelingt, dreidimensionale Wellenfelder<br />

auf zweidimensionalen Speichermedien aufzunehmen und später wieder originalgetreu<br />

zu rekonstruieren. Prinzipiell entstehen Wellenfelder durch Überlagerung vieler verschiedener<br />

Wellen, die sich im Raum ausbreiten. Jedes Wellenfeld kann stets als eine Superposition<br />

von Kugelwellen dargestellt werden. Eine ebene Welle kann als Kugelwelle mit<br />

sehr weit entfernter Quelle betrachtet werden.<br />

Holographie lässt sich mit verschiedenen Wellentypen betreiben, z.B. Schallwellen, Teilchenstrahlen<br />

(welche nach De Broglie auch Welleneigenschaften besitzen) oder auch mit<br />

elektromagnetischen Wellen. Als ein Teilbereich der elektromagnetischen Wellen haben insbesondere<br />

die Lichtwellen große Bedeutung. Von der Existenz und über die Gestalt eines<br />

Gegenstands erfährt der Mensch (wenn er nicht gerade körperlichen Kontakt hat) nur etwas,<br />

weil von dem Gegenstand ein Lichtwellenfeld ausgeht, das er mit den Augen registrieren<br />

kann.<br />

Oft ist es wünschenswert, einen solchen Sinneseindruck zu konservieren. Dies ist dadurch<br />

möglich, dass man Informationen über das Wellenfeld speichert und es später rekonstruiert.<br />

Dann wird nicht mehr der Gegenstand, sondern nur noch sein Bild betrachtet.<br />

171<br />

P 1<br />

P 2<br />

P 3<br />

Lochblende<br />

Aufnahme<br />

P 1<br />

P 3<br />

P 2<br />

ursprüngliches Wellenfeld<br />

P`3<br />

P`2<br />

P`<br />

1<br />

Beleuchtung<br />

Reproduktion<br />

P`3<br />

P`2<br />

P`1<br />

reproduziertes Wellenfeld<br />

Abbildung HG.1: Photographie<br />

Durch die Fotografie kann ein Wellenfeld wenigstens teilweise gespeichert werden. Sie liefert<br />

von einem dreidimensionalen Objekt ein zweidimensionales (ebenes) Bild. Dieses stellt<br />

eine Zentralprojektion des räumlichen Gegenstandes auf die Photoplatte dar. Bei der Wiedergabe<br />

wird die Platte (Dia) wieder beleuchtet. Dabei entsteht ein rekonstruiertes Wellenfeld,<br />

das von dem gespeicherten ebenen Bild ausgeht. Dieses Wellenfeld stimmt mit dem<br />

ursprünglichen nicht mehr überein. Für einen menschlichen Betrachter hat ein so erhaltenes<br />

Bild trotzdem sehr viel Ähnlichkeit mit dem Gegenstand. Der Grund hierfür liegt darin, dass<br />

im Auge auch immer nur eine zweidimensionale Projektion auf die Netzhaut erfasst werden<br />

kann.<br />

Abb. HG.1 zeigt die Entstehung eines zweidimensionalen Bildes bei der Photographie. Der<br />

Verlust an Information über die dritte Dimension, nämlich der Verlust der Phase, geschieht<br />

schon bei der Aufnahme!<br />

Die Holographie dagegen leistet in einem ebenfalls zweistufigen Verfahren die vollständige<br />

(originalgetreue) Rekonstruktion eines Wellenfeldes. Der Mensch kann nicht erkennen, ob er<br />

ein durch die Holographie entstandenes Bild oder den tatsächlichen Gegenstand beobachtet.<br />

Nur die Polarisation der Lichtwellen geht verloren, dies kann aber vom Auge nicht registriert<br />

werden.<br />

4. Das Prinzip der Holographie<br />

Trifft eine monochromatische Kugelwelle, die von einem punktförmigen Gegenstand G<br />

ausgeht, auf eine ebene Fläche F (siehe Abb. HG.2), dann bilden die Kurven gleicher Phase<br />

für einen festen Zeitpunkt konzentrische Kreise auf dieser Fläche. Der Mittelpunkt ist durch<br />

das Lot von G auf F gegeben. Die Lage dieser Kreisringe und die Abnahme ihres Abstandes<br />

nach außen hängt von der Lage des Punktes G relativ zur Fläche ab.<br />

Aus einem solchen Ringsystem, oder auch nur einem Ausschnitt daraus, lässt sich eindeutig<br />

der Quellenort relativ zu dieser Fläche bestimmen. Man könnte also eine Kugelwelle<br />

dadurch speichern, dass man die momentanen Schnittkurven ihrer Phasenflächen (Flächen<br />

gleicher Phase) mit einer Beobachtungsfläche aufzeichnet. Dies ist aber technisch nicht<br />

172


Das Prinzip der Holographie<br />

HG<br />

HG<br />

Holographie<br />

möglich, denn alle Aufnahmemedien, die für eine Speicherung von Strahlungsfeldern in<br />

Frage kommen (wie z.B. Photoplatten), reagieren nur auf die während einer endlichen<br />

Belichtungszeit eingefallene Lichtenergie pro Flächeneinheit. Diese Lichtenergie ist proportional<br />

zu der mittleren im Beobachtungszeitraum auf das Flächenelement eingefallenen<br />

Intensität.<br />

Lässt man die oben beschriebene Kugelwelle auf eine Photoplatte fallen, so erzeugt sie<br />

(von der 1 - Abnahme der Amplitude bei einer Kugelwelle abgesehen) eine konstante<br />

r<br />

Schwärzung, da sich wegen der Ausbreitung der Welle während des Belichtungszeitraumes<br />

überall die gleiche Intensität ergibt.<br />

G<br />

F<br />

ter. Wird der Kugelwelle auf der Registrierfläche eine zweite, zu ihr kohärente Welle<br />

überlagert, dann ergibt sich im Überlagerungsbereich eine zeitunabhängige (stationäre) Intensitätsverteilung<br />

(Abb. HG.3).<br />

Die Intensität in der Beobachtungsebene variiert dabei mit der Phasendifferenz der beiden<br />

Wellen. Die minimale und maximale Intensität sind von den Amplituden der beiden Wellen<br />

abhängig. Solche stationären Intensitätsverteilungen können auf Photoplatten registriert<br />

werden - und damit auch indirekt die Kurven gleicher (bezogen auf die zweite Welle) Phase<br />

der Kugelwelle. Man nennt deshalb die zweite Welle Bezugswelle oder auch Referenzwelle.<br />

Für die folgenden Betrachtungen soll die Referenzwelle immer eine ebene Welle sein, die<br />

senkrecht auf die Registrierfläche fällt. Eine von einem punktförmigen Gegenstand ausgehende<br />

Kugelwelle erzeugt dann ein Interferenzbild, das einer FRESNELschen Zonenplatte<br />

entspricht.<br />

Räumlich ausgedehnte Gegenstände kann man sich in sehr viele, einzelne Gegenstandspunkte<br />

aufgelöst denken, von denen nach dem HUYGENSschen Prinzip elementare Kugelwellen<br />

ausgehen. Jeder Kugelwelle ist auf der Photoplatte eine Fresnelsche Zonenplatte zugeordnet.<br />

Da die Kugelwellen miteinander interferieren, ergibt sich für einen ausgedehnten Gegenstand<br />

ein sehr komplexes Interferenzbild, das Hologramm. Es hat mit dem Gegenstand<br />

keine Ähnlichkeit mehr. (Subjektiv ähnelt es teilweise der Maserung von Holz).<br />

Aus dem beschriebenen Prinzip der Holographie folgt, dass sich nicht alle Wellenfelder holographieren<br />

lassen, sondern nur solche zu denen ein kohärentes Referenzwellenfeld zur<br />

Verfügung steht.<br />

Abbildung HG.2: Enstehung der Kurven gleicher Phase (System aus konzentrische Kreisen)<br />

beim Auftreffen einer von G ausgehenden monochromatischen Kugelwelle auf eine ebene<br />

Beobachtungsfläche F für einen festen Zeitpunkt t<br />

G<br />

F<br />

Abbildung HG.3: Bei der Überlagerung einer Kugelwelle mit einer ebenen, senkrecht einfallenden<br />

Referenzwelle entsethen Kurven maximaler Intensität, die mit Kurven gleicher Phase<br />

übereinstimmen<br />

Hier hilft die Ausnutzung der Erscheinung der Interferenz zweier kohärenter Wellen wei-<br />

173<br />

Abbildung HG.4: Fresnelsche Zonenplatte<br />

Erst mit Erfindung des Lasers hat die Holographie an praktischer Bedeutung gewonnen, denn<br />

nur diese Lichtquelle stellt bei den erforderlichen Intensitäten ausreichend kohärentes Licht<br />

zur Verfügung.<br />

Die Rekonstruktion der aufgenommenen Gegenstandswelle ist dadurch möglich, dass das<br />

Hologramm mit der Referenzwelle genauso wie bei der Aufnahme beleuchtet wird. Dabei<br />

wirkt das Hologramm als ein Beugungsgitter mit örtlich variabler Gitterkonstanten, an dem<br />

die Wiedergabewelle gebeugt wird.<br />

Zunächst soll die Beugung einer ebenen Welle an einer Fresnelschen Zonenplatte, das<br />

heißt an dem Hologramm eines einzelnen Gegenstandspunktes, betrachtet werden. Die<br />

174


Das Prinzip der Holographie<br />

HG<br />

HG<br />

Holographie<br />

Zonenplatte bildet ein Gitter, an dem bei senkrechtem Einfall der Wiedergabewelle eine<br />

Ordnung von der Achse weg (+1. Ordnung) und die andere zur Achse hin (−1. Ordnung)<br />

gebeugt wird (siehe Abb. HG.5).<br />

P 1 P 1<br />

P 2 P 2<br />

Hologramm Dia-Positiv<br />

direkter<br />

Bildpunkt<br />

+1.Ordnung<br />

0. Ordnung<br />

-1.Ordnung<br />

konjugierter<br />

Bildpunkt<br />

Abbildung HG.6: Rekonstruktion bei der Holographie und bei der Photographie<br />

Wiedergabewelle<br />

Hologramm<br />

Abbildung HG.5: Beugung einer ebenen Wiedergabewelle an dem Hologramm eines einzelnen<br />

Gegenstandspunktes<br />

Nach außen nimmt die Gitterkonstante ab und damit der Beugungswinkel zu, und zwar gerade<br />

so, dass die +1. Ordnung immer aus dem Ort des ursprünglichen Gegenstandspunktes<br />

zu kommen scheint. Diese +1. Ordnung ist die rekonstruierte Gegenstandswelle. Man nennt<br />

sie direkte Welle und den Punkt, der ihre Quelle zu sein scheint, direkten Bildpunkt. Er stellt<br />

ein virtuelles Bild des Gegenstandspunktes dar. Die −1. Ordnung, die konjugierte Welle,<br />

wird entsprechend zur Achse hin gebeugt und ergibt dort den konjugierten Bildpunkt. Geht<br />

man nun zum Gegenstand über, der in viele Einzelpunkte aufgelöst ist, dann ergeben sich<br />

bei der Rekonstruktion hinter dem Hologramm (entsprechend den 0. und 1. Ordnungen) drei<br />

Wellenfelder:<br />

1. Die abgeschwächte Wiedergabewelle:<br />

Sie stellt die ungebeugte 0. Beugungsordnung dar. In ihr steckt etwa 90% der Intensität.<br />

2. Die direkte Welle:<br />

Blickt ein Beobachter entgegengesetzt zu ihrer Ausbreitungsrichtung durch das Hologramm,<br />

so sieht er ein dreidimensionales virtuelles Bild, das er vom (mit Laserlicht<br />

beleuchteten) Gegenstand nicht unterscheiden kann.<br />

3. Die konjugierte Welle:<br />

Symmetrisch zum Hologramm entwirft sie ein reelles Bild.<br />

Anmerkungen zur Beobachtung eines dreidimensionalen Bildes: Wie schon erwähnt,<br />

registriert das Auge nur eine zweidimensionale Projektion eines räumlichen Objektes. Deshalb<br />

kann die dritte Dimension nur dadurch wahrgenommen werden, dass man sich das Objekt<br />

aus verschiedenen Perspektiven anschaut. Dies wird durch gleichzeitiges Beobachten<br />

175<br />

mit beiden Augen oder durch Verändern des Beobachtungsstandpunktes erreicht. Eine gewisse<br />

Möglichkeit die Tiefe eines Gegenstandes zu erfassen, ist zusätzlich dadurch gegeben,<br />

dass sich das Auge auf verschiedene Entfernungen akkomodieren kann.<br />

5. Theoretische Grundlagen<br />

Für den Fall einer ebenen Welle als Gegenstandswelle und einer zweiten ebenen Welle als<br />

Referenzwelle lassen sich die bisher anschaulich erhaltenen Ergebnisse auch mathematisch<br />

beschreiben.<br />

Eine ebene Welle lässt sich allgemein in folgender Form darstellen:<br />

wobei:<br />

A : (konstante) Amplitude<br />

Ψ (⃗r, t) = Ae i(⃗ k⃗r+ωt+ϕ)<br />

⃗ k : Wellenvektor (Vektor in Ausbreitungsrichtung der Welle mit dem Betrag<br />

∣ ∣∣ ⃗ k<br />

∣ ∣∣ =<br />

2π<br />

λ )<br />

w : Kreisfrequenz<br />

ϕ : Phase für ⃗r = (0, 0, 0), t = 0<br />

Wir definieren die Gegenstands- und die Referenzwelle:<br />

Ψ G (⃗r, t) = A G e i(⃗ k G⃗r+ω Gt+ϕ G)<br />

Ψ R (⃗r, t) = A R e i(⃗ k R⃗r+ω Rt+ϕ R)<br />

Aus der Überlagerung von Gegenstands- und Referenzwelle entsteht die Welle Ψ H (⃗r, t), die<br />

auf die Photoplatte fällt. Ψ G (⃗r, t), Ψ R (⃗r, t) und Ψ H (⃗r, t) seien skalare Funtionen. Diese<br />

176


Theoretische Grundlagen<br />

HG<br />

HG<br />

Holographie<br />

Darstellungsweise ist ausreichend, wenn man annimmt, dass alle Wellen gleich polarisiert<br />

sind. Auf der Photoplatte ergibt sich die Intensität I (⃗r, t):<br />

I (⃗r, t) = |Ψ H (⃗r, t)| 2 = Ψ H (⃗r, t) Ψ ∗ H (⃗r, t)<br />

I (⃗r, t) = (Ψ G (⃗r, t) + Ψ R (⃗r, t)) · (Ψ G (⃗r, t) + Ψ R (⃗r, t)) ∗<br />

mit cos (z) = eiz +e −iz<br />

2<br />

ergibt sich:<br />

I (⃗r, t) = A 2 G + A 2 R + 2A G A R cos<br />

[(<br />

⃗kG − k ⃗ )<br />

]<br />

R ⃗r + (ω G − ω R )t + (ϕ G − ϕ R )<br />

Für die Holographie benötigt man zwei kohärente Wellen, das heißt: ω G = ω R =: ω Dann<br />

fällt die Zeitabhängigkeit heraus:<br />

[(<br />

I (⃗r) = A 2 G + A 2 R + 2A G A R cos ⃗kG − k ⃗ ) ]<br />

R ⃗r + (ϕ G − ϕ R )<br />

Dies ist eine stationäre ( Intensitätsverteilung. Die räumliche Abhängigkeit der Intensität<br />

steckt in dem Term ⃗kG − k ⃗ )<br />

R · ⃗r.<br />

Nach der Belichtung der Platte durch diese Intensität wird eine Umkehrentwicklung durchgeführt.<br />

Man hat dann an Stellen hoher Intensität keine Schwärzung und an Stellen geringer<br />

Intensität starke Schwärzung. Die Lichtdurchlässigkeit (Transmission) variiert mit dem Grad<br />

der Schwärzung. Die Transmission ist etwa proportional zur Intensität und kann durch die<br />

Funktion angegeben werden, die Werte zwischen Null (an Stellen maximaler Schwärzung)<br />

und Eins (an Stellen ohne Schwärzung) annehmen kann.<br />

T (⃗r) =<br />

I (⃗r)<br />

(A G − A R ) 2<br />

Bei der Rekonstruktion ergibt sich hinter dem Hologramm ein Wellenfeld Ψ (⃗r, t) das sich<br />

aus dem Produkt von Rekonstruktionswelle und Transmissionsfunktion berechnen lässt:<br />

Ψ (⃗r) =<br />

Ψ (⃗r, t) = T (⃗r) Ψ (⃗r, t)<br />

(<br />

[(<br />

A 2 G + A2 R + 2A GA R cos ⃗kG − k ⃗ )<br />

])<br />

R · ⃗r + (ϕ G − ϕ R )<br />

(A G − A R ) 2 · Ψ R (⃗r, t)<br />

mit cos (z) = eiz +e −iz<br />

2<br />

kann dieser Ausdruck in drei Anteilen zerlegt werden:<br />

• Die abgeschwächte Wiedergabewelle:<br />

• Die direkte Welle:<br />

• Die konjugierte Welle:<br />

Ψ a (⃗r, t) = A2 G + A2 R<br />

(A G + A R ) 2A R · e i( k ⃗ R⃗r+ωt+ϕ R)<br />

Ψ d (⃗r, t) =<br />

Ψ k (⃗r, t) =<br />

A 2 R<br />

(A G + A R ) 2A G · e i( k ⃗ G⃗r+ωt+ϕ G)<br />

A 2 R<br />

(A G + A R ) 2A G · e i((2 k ⃗ R−k ⃗ G)⃗r+ωt+2ϕ R−ϕ G)<br />

177<br />

Laser<br />

5.1. Versuchsaufbau<br />

R<br />

St<br />

O 1<br />

G<br />

G<br />

S 2<br />

Abbildung HG.7: Versuchsaufbau für die Auflicht-Holographie<br />

Der Laserstrahl wird im Raumfilter R aufgeweitet und am Strahlteiler St in zwei Teilstrahlen<br />

aufgespalten. Ein Teilstrahl wird am Spiegel S 1 umgelenkt und beleuchtet den Gegenstand.<br />

Der andere dient als Referenzwelle.<br />

Das durch Streuung und Reflexion am Gegenstand entstehende Wellenfeld Ψ G (⃗r, t) und<br />

die Referenzwelle Ψ R (⃗r, t) werden einander auf der Photoplatte überlagert. Beide Wellen<br />

müssen (z.B. durch abschwächen der einen) auf etwa gleiche Intensität eingestellt werden.<br />

Hinweis: Der nicht aufgeweitete oder ungeschwächte Laserstrahl darf unter keinen<br />

Umständen Ihr ungeschütztes Auge treffen!<br />

5.2. Versuchsdurchführung und Aufgaben<br />

1. Direkt nach dem Laser ist der in Abb. HG.8 gezeigte Raumfilter R aufgebaut. Welchem<br />

Zweck dient er?<br />

2. Nach dem Strahlteiler St haben die beiden Teilstrahlen bei uns im Experiment nicht<br />

die gleiche Intensität. Welche Konsequenz hat das im Folgenden? Ist davon was zu<br />

beobachten?<br />

3. Was beobachten Sie auf dem Monitor, wenn Sie einen der beiden Umlenkspiegel in<br />

der Vertikalen verschieben und den Laserstrahl nachführen? Geben Sie eine allgemeingültige<br />

Beschreibung des Effekts.<br />

4. Bestimmung des für Hologrammaufnahmen notwendigen Linienauflösungsvermögen<br />

von Photoplatten.<br />

Als Träger für Hologramme dienen i.A. Photoplatten. Diese haben wegen der Kornstruktur<br />

der lichtempfindlichen Emulsion ein begrenztes Auflösungsvermögen. Bei der<br />

Aufzeichnung eines Hologrammes muss das Auflösungsvermögen mindestens so groß<br />

178<br />

O 2<br />

R<br />

S 1<br />

F


Theoretische Grundlagen<br />

HG<br />

HG<br />

Holographie<br />

sein, dass zwei nebeneinanderliegende Interferenzstreifen getrennt aufgenommen werden.<br />

Wählt man als Objekt- und als Referenzwelle jeweils eine ebene Welle, erhält<br />

man als Interferenzbild parallele, äquidistante Streifen. Ihr Abstand ist durch den<br />

Überkreuzungswinkel der beiden Wellen und durch die Wellenlänge des verwendeten<br />

Lichtes gegeben.<br />

(a) Dieser Streifenabstand wird im Versuch mit einem Beobachtungsmikroskop vermessen.<br />

Das Mikroskop bildet eine Ebene ab, die etwa 1-2mm vor dem Objektiv<br />

liegt. Dort müssen die beiden Wellen zur Überlagerung gebracht werden. Das<br />

Objektiv bildet das Interferenzbild in eine Zwischenbildebene ab, wo eine CCD-<br />

Kamera das Bild aufnimmt und auf einem Monitor und einem Videoprinter ausgibt.<br />

Vermessen Sie den Abstand von 10-20 Streifen mit Hilfe des Referenzmaßstabs.<br />

(b) Alternativ dazu ist der Überkreuzungswinkel α geometrisch zu bestimmen und<br />

das Ergebnis der direkten Messung gegenüberzustellen. Hierbei gilt: Steht die<br />

Photoplatte senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der Referenzwelle, dann ergibt<br />

sich ein theoretischer Streifenabstand d von<br />

f 1 f 2<br />

d =<br />

λ<br />

sin (α)<br />

Mit beiden Verfahren ist der Streifenabstand d für zwei verschiedene Winkel zu<br />

messen. Wie groß muss das Auflösungsvermögen einer Photoplatte mindestens<br />

sein? (Einheit: Linien pro Millimeter). Vergleichen Sie: Die in der Gebrauchsphotographie<br />

verwendeten Filme lösen 30 - 100 Linien pro Millimeter auf.<br />

Welches der beiden im <strong>Praktikum</strong> eingesetzten Verfahren ist genauer und warum?<br />

Laser<br />

Blende<br />

0,5 m<br />

d 2<br />

5. Die in Aufgabe 4 zu beobachtenden Interferenzstreifen verschwimmen, wenn Sie sich<br />

auf der Grundplatte des Versuchsaufbaus aufstützen. Bitte beschreiben Sie die Ursache.<br />

6. Rekonstruktion und Beobachtung von Hologrammen. Vergleich mit photographischen<br />

Aufnahmen. Rekonstruktion aus kleinen Hologrammausschnitten.<br />

Linse1<br />

Abbildung HG.8: Raumfilter<br />

Linse2<br />

7. 18 cm senkrecht über dem Mittelpunkt einer kreisförmigen Photoplatte liegt ein<br />

punktförmiger Gegenstand. Wie groß muss das Auflösungsvermögen der Platte sein,<br />

um, bei senkrecht einfallender ebener Referenzwelle, auf der ganzen Fläche das Hologramm<br />

aufzeichnen zu können?<br />

8. Beschreiben Sie kurz den Aufbau und die Funktionsweise eines Helium-Neon-Lasers.<br />

179<br />

180

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