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Wasser auf dem Globus - ACK-NRW

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3. Theologische Grundlagen Erich Zenger<br />

des (<strong>Wasser</strong>–)Chaos zu Kosmos durch eine (königliche) Gottheit“ und „Der (Gott–)König als<br />

Lebensmittler (Ernährer) seines Volkes/Reiches“; beide Themen sind im Psalm in der spannungsreichen<br />

Perspektive Tod – Leben kunstvoll verschmolzen. Er bietet eine gezielt monotheistische<br />

Synthese, die JHWH als (kanaanäischen) Regenbringergott und als (ägyptischen)<br />

Sonnengott zeichnet. Er dürfte aus der nachexilischen Weisheitsschule stammen, der wir auch<br />

sonst wunderschöne Schöpfungstexte (z. B. Spr 8,20-31) verdanken.<br />

Sein besonderes Profil macht schon ein flüchtiger, vergleichender Blick <strong>auf</strong> Ps 93 bewusst,<br />

mit <strong>dem</strong> sich Ps 104,1 b-9 teilweise bis in den Wortlaut hinein berührt. Während Ps 93 in seiner<br />

nachexilischen Gestalt durch V. 2 b und V. 5 eine tempeltheologische Gründung der Welt<br />

verkündet (vgl. dazu unten IV.), ist Ps 104 durch und durch davon bestimmt, dass die Welt<br />

tagtäglich neu und unvermittelt aus der gütigen Hand Gottes hervorgeht.<br />

Der Psalm ist nun ein Abschnitt im vierten Psalmenbuch (Ps 90-106), das stark vom Thema<br />

des Leben stiftenden Königtums JHWHs (vgl. besonders Ps 93-100), aber auch vom Leiden<br />

am Tod in seinen vielen Formen (vgl. besonders Ps 90; 102; 105-106) bestimmt ist. Dabei hat<br />

die Redaktion Ps 103 und Ps 104 gezielt nacheinander gestellt (vgl. die Stichwort- und Motivbezüge<br />

zwischen Ps 103,19-22 und Ps 104,2-4 sowie besonders die den beiden Psalmen<br />

gemeinsame Rahmung!). Ps 104 ist <strong>dem</strong>gemäß als Fortführung von Ps 103 die schöpfungstheologische<br />

Grundlegung der in Ps 103 verkündeten Botschaft vom vergebenden Gott.<br />

3.1.3 Die Schöpfung ist Gottes Reich<br />

1 a Lobpreise, meine Seele, JHWH!<br />

1 b JHWH, mein Gott, du bist sehr groß.<br />

1 c Mit Pracht und Glanz bist du bekleidet,<br />

2 a du umgibst dich mit Licht wie mit einem Mantel.<br />

2 b Der den Himmel ausspannt wie eine Zeltdecke,<br />

3 a der die Balken seiner Gemächer in den <strong>Wasser</strong>n festmacht,<br />

3 b der Wolken bestimmt zu seinem Wagen,<br />

3 c der einherfährt <strong>auf</strong> den Flügeln des Sturmes,<br />

4 a der zu seinen Boten Winde macht,<br />

4 b zu seinen Dienern brennendes Feuer.<br />

5 a Er hat die Erde gegründet <strong>auf</strong> ihre Pfeiler,<br />

5 b dass sie nicht wanke <strong>auf</strong> immer und ewig.<br />

6 a Das Urmeer bedeckte sie wie ein Kleid,<br />

6 b bis über die Berge standen die <strong>Wasser</strong>.<br />

7 a Vor deinem Anschreien flohen sie,<br />

7 b vor der Stimme deines Grollens hasteten sie davon,<br />

8 a sie stiegen die Berge hin<strong>auf</strong>, fuhren hinab in die Täler<br />

8 b zu <strong>dem</strong> Ort, den du gegründet für sie.<br />

9 a Eine Grenze bestimmtest du, die sie nicht überschreiten dürfen,<br />

9 b dass sie nicht zurückkehren, um wieder die Erde zu bedecken.<br />

10 a Der Quellen sendet in die Täler;<br />

l0 b zwischen den Bergen l<strong>auf</strong>en sie dahin,<br />

11 a zu tränken alle Tiere des Wildlands,<br />

11 b Wildesel stillen daraus ihren Durst,<br />

12 a an ihnen wohnt das Fluggetier des Himmels,<br />

Michael Kappes (Hg.), <strong>Wasser</strong> – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens<br />

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