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Wasser auf dem Globus - ACK-NRW

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4. „Heilige <strong>Wasser</strong>“ – <strong>Wasser</strong> im Licht der Riten der verschiedenen Konfessionen<br />

der Schöpfung. Die Gipfeltreffen in Kyoto und Kopenhagen haben die Christen im Westen<br />

tief gespalten in der Frage, wie die Kirche <strong>auf</strong> Probleme wie Klimawandel, Umweltzerstö-<br />

rung, <strong>Wasser</strong>rechte und Zugang zu natürlichen Ressourcen reagieren sollte. Und weil im Zu-<br />

sammenhang mit diesen Fragen offenbar so viel <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Spiel steht, sind die Aktivisten <strong>auf</strong><br />

beiden Seiten entschlossen, ihre Sache aggressiv durchzufechten – im üblichen Rahmen des<br />

politischen Engagements: Ressourcen mobilisieren, strategische Allianzen bilden, den PR-<br />

Kampf für sich entscheiden und alles tun, um die Machtinhaber von ihrer Zukunftsvision zu<br />

überzeugen.<br />

Die Praxis der Fußwaschung stellt viele dieser Prinzipien in Frage. Jesus hat wiederholt ver-<br />

sucht, die Jünger von Standardvorstellungen darüber abzubringen, was Macht ist. „Wer unter<br />

euch groß sein will, der sei euer Diener“, sagte er (Mt 20,26); wenn ihr ins Himmelreich<br />

kommen wollt, „werdet wie die Kinder“ (Mt 18,3); wenn ihr die Ersten sein wollt, stellt euch<br />

hinten an. Dies waren keineswegs perverse Aufforderungen zum Selbsthass oder Aufrufe zur<br />

Selbstgefälligkeit in Situationen der Unterdrückung. Vielmehr forderte Jesus seine Jünger<br />

heraus, sich einem Leben in wechselseitiger Verwundbarkeit zu verschreiben, das im Vertrau-<br />

en <strong>auf</strong> Gottes überreicher Liebe wurzelt. In<strong>dem</strong> er seinen Jüngern die Füße wusch, bot Jesus<br />

eine physische, verkörperte Darstellung dieser neuen Politik an – einer Politik, die weit dra-<br />

matischer noch in seinem Tod und seiner Auferstehung veranschaulicht wurde, in denen die<br />

Macht „in der Schwäche zur Vollkommenheit geführt“ wurde.<br />

Wenn Christen niederknien, um einander die Füße zu waschen, dann üben sie eine alternative<br />

Politik aus – eine verwundbare, aber zugleich zuversichtliche Daseinsweise in der Welt, die<br />

die bloße Logik traditioneller Formen des Aktivismus – ob links oder rechts – in Frage stellt.<br />

In <strong>dem</strong> reinigenden <strong>Wasser</strong> bei der Fußwaschung lernen Christen, anderen Gutes zu tun in<br />

einer Haltung freiwilliger und wechselseitiger Unterwerfung. In unserer wechselseitigen Ver-<br />

wundbarkeit wird Gottes verwandelnde, geheimnisvolle, versöhnende Gegenwart in der Welt<br />

sichtbar.<br />

John D. Roth ist Professor für Geschichte und Direktor der Mennonite Historical Library am<br />

Goshen College in Indiana, USA. Er ist auch Herausgeber der Mennonite Quarterly Review.<br />

4.3 <strong>Wasser</strong> des Lebens – <strong>Wasser</strong> zum Leben<br />

30<br />

Michael Kappes (Hg.), <strong>Wasser</strong> – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens

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