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Zwischen Kultur und Kommerz - Politikorange.de

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politik orange<br />

Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004<br />

Heppenheim<br />

»Multikulti«<br />

Europa auf <strong>de</strong>m Weg nach<br />

Heppenheim. 3<br />

»Meister-schaft«<br />

Die po-Redaktion presst<br />

aus - aber wen? 8<br />

»Radio-Aktiv«<br />

Alles über das Hessentagsradio.<br />

4<br />

<strong>Zwischen</strong> <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> <strong>Kommerz</strong><br />

Zwei Herzen schlagen - ach - in meiner Brust. Dem Besucher <strong>de</strong>s Hessentags wird ein hervorragen<strong>de</strong>s <strong>Kultur</strong>programm<br />

geboten, aber gleichzeitig wird er vom <strong>Kommerz</strong> bedrängt. Von Joel Cohen <strong>und</strong> Daniel Protzmann<br />

>><br />

Hessentag:<br />

Ein Blick<br />

über das<br />

w<strong>und</strong>erschöne<br />

Heppenheim.<br />

Die Gegensätze könnten nicht<br />

größer sein: Praktische Tipps zum<br />

Nistkastenbau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r „Power<br />

Tower“, sie geben sich beim diesjärigen<br />

Hessentag in Heppenheim<br />

die Hand. Viele kulturelle Angebote<br />

von Vereinen <strong>und</strong> regionalen<br />

Gruppen stehen in Konkurrenz<br />

zu <strong>de</strong>n Adrenalin versprechen<strong>de</strong>n<br />

Angeboten <strong>de</strong>r Standard-Kirmes-Fahrgeschäfte.<br />

Nicht nur <strong>de</strong>r<br />

Besucher son<strong>de</strong>rn auch die Redaktion<br />

war hin <strong>und</strong> hergerissen, um<br />

eine ausgewogene Berichterstattung<br />

zu ermöglichen.<br />

Bei <strong>de</strong>n kulturellen Angeboten<br />

seien vor allem <strong>de</strong>r politische<br />

Meinungsaustausch zwischen<br />

Politikern <strong>und</strong> Bürgern sowie erstklassige<br />

musikalische Angebote<br />

zu erwähnen. Damit meinen wir<br />

keineswegs große Konzerte <strong>de</strong>r<br />

Popindustrie, son<strong>de</strong>rn einzlene<br />

Perlen weniger bekannter Akteure.<br />

Diese im reichhaltigen, knapp 200<br />

Seiten umfassen<strong>de</strong>n, Programmheft<br />

zu fin<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rt viel Mühe<br />

<strong>und</strong> Ausdauer. Der oben erwähnte<br />

politische Austausch fin<strong>de</strong>t hingegen<br />

an nahezu je<strong>de</strong>r Straßenecke<br />

statt, weil die Politprominenz<br />

stark vertreten ist wie selten sonst.<br />

Selbst im Landtag bleibt neben<br />

<strong>de</strong>m Alltagsgeschäft oft keine Zeit<br />

<strong>de</strong>n Kontakt mit <strong>de</strong>m Bürger zu<br />

suchen. Vielleicht locken ja auch<br />

gera<strong>de</strong> die bekannten Spaßbu<strong>de</strong>n<br />

die Politiker vor die Tür?<br />

Bei einer Veranstaltung dieser Art<br />

geht es ein<strong>de</strong>utig auch um die Regionale<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Stärkung<br />

<strong>de</strong>r am Hessentag teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Ortschaften <strong>und</strong> umliegen<strong>de</strong>n<br />

Provinzen. „Das ist doch endlich<br />

mal die Chance in <strong>de</strong>r Prioritätenliste<br />

zur Vergabe von öffentlichen<br />

Mitteln von Rang 187 auf Platz<br />

1 zu rücken!“, vergisst keiner <strong>de</strong>r<br />

regionalen Amtsträger zu betonen.<br />

Endlich können lang geplante <strong>und</strong><br />

aus Geldmangel nicht realisierte,<br />

aber dringend benötigte infrastrukturelle<br />

Maßnahmen verwirklicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Heppenheim konnte endlich <strong>de</strong>n<br />

Bahnhof für mehrere Millionen<br />

Euro sanieren lassen, eine Verkehrsumgehung<br />

bauen <strong>und</strong> die<br />

Altstadt ist schön wie nie zuvor.<br />

Für die meisten Einwohner ist klar,<br />

dass sich <strong>de</strong>r Aufwand gelohnt<br />

hat. „Wir wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Hessentag<br />

je<strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r veranstalten!“,<br />

sagt Christian Vock vom Hessentagspaar.<br />

Seine Hessentagspartnerin<br />

räumt ein, dass gra<strong>de</strong> für die<br />

bei<strong>de</strong>n diese 10 Tage sehr stressig<br />

seien - immerhin haben sie allein<br />

in diesen Tagen über 200 Termine<br />

zu bewältigen. Aber auch sie ist<br />

<strong>de</strong>r Meinung: „Im Hessentag liegt<br />

eine große Chance!“


02 ausgepresst<br />

politik orange<br />

impressionen<br />

saftig<br />

Heppenheim, Ausstieg in Fahrtrichtung rechts. Vom<br />

Bahnhof bis zum „Haus am Maiberg“, unserem<br />

vorübergehen<strong>de</strong>r Unterbringung, vorbei an<br />

holländischen Pommes, Currywurst, an Caipirinhamach-Dir-Deine-Mischung-selbst-Stän<strong>de</strong>n,<br />

an leeren<br />

Bühnen <strong>und</strong> Schil<strong>de</strong>rn mit „Wir-begrüßen-Sie-zum-<br />

Hessentag-in-Heppenheim-Slogans“; diesen Weg<br />

mussten alle po-Mitarbeiter noch vor <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Eröffnung <strong>de</strong>s „Tages <strong>de</strong>r Hessen“ beschreiten. Auf<br />

dieser Reise erblickten wir eine offene Tür, dahinter<br />

ein Licht, das zum Eintreten einlädt. Gesagt, getan<br />

<strong>und</strong> schon befan<strong>de</strong>n wir uns plötzlich in einem<br />

hektischen Gewimmel blau-behem<strong>de</strong>ter, verkabelter<br />

Jugendlicher, <strong>de</strong>ren Gesichter von Frust geprägt<br />

nach Antworten zu Örtlichkeiten, Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitseinteilungen suchen. Hier war Aktion,<br />

hier wur<strong>de</strong> gearbeitet. Und schnell war klar: Das<br />

Innenleben <strong>de</strong>s Hauses mit <strong>de</strong>r Plakatierung „Radio<br />

Stark“ hatte eine Mission zu erfüllen.<br />

Radio mit Jugendlichen <strong>und</strong> für Jugendliche (<strong>und</strong> mit<br />

<strong>de</strong>r Jugendpresse), vom Hessentag <strong>und</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Hessentag <strong>und</strong> von zwölf bis Mittag, also immer.<br />

Aber warum? Aus Spaß an <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>, aus <strong>de</strong>m<br />

Drang heraus, etwas zu bewegen <strong>und</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Glauben heraus, <strong>de</strong>r jungen Generation die Arbeit<br />

mit Medien näher zu bringen. Moment! Teilen nun<br />

also die Macher, Grün<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Organisatoren<br />

dasselbe Schicksal wie wir, die Aktiven <strong>de</strong>r<br />

Jugendpresse? Ja, so war es <strong>und</strong> vielleicht war<br />

<strong>de</strong>r Einsatz für die gute Sache an sich <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong><br />

dafür, dass die Kollaboration <strong>de</strong>r Jugendpresse<br />

Hessen <strong>und</strong> Radio Stark zustan<strong>de</strong> kam. Der<br />

Deal war <strong>de</strong>r Folgen<strong>de</strong>: Die po-Redakteure <strong>de</strong>r<br />

Hessentagsprojekts rissen sich zweimal am Tag von<br />

ihrer inneren Schreibwut los <strong>und</strong> fingen Fakten <strong>und</strong><br />

Meinungen zu <strong>de</strong>r ganzen Veranstaltung ein <strong>und</strong><br />

versorgten die Radioshows mit Informationen, um<br />

im Gegenzug für das eigene Projekt zu werben <strong>und</strong><br />

auch selbst Radio mitzugestalten. In 2 ½ Beiträgen<br />

erzählten <strong>und</strong> stellten wir vor, was uns auf <strong>de</strong>r Seele<br />

brannte – dass niemand von uns vorher wusste, wie<br />

lang 190 Sek<strong>und</strong>en wirklich sein können, wur<strong>de</strong> uns<br />

manchmal zum Verhängnis.<br />

In Zeiten <strong>de</strong>s Notstands im Hauptzentrum o<strong>de</strong>r<br />

im „Gläsernen Studio“ <strong>de</strong>s regionalen Radios<br />

halfen wir aus, schrieben Nachrichten zur vollen<br />

St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> funktionierten sogar einen unserer<br />

Redakteure in einen ihrer Mo<strong>de</strong>ratoren um, <strong>de</strong>r<br />

nun zu <strong>de</strong>n unmöglichsten Tages- <strong>und</strong> Nachtzeiten<br />

auf Sendung ist (Ihn in dieser Zeit mit Mails<br />

von seiner Fangemein<strong>de</strong> zu beglücken <strong>und</strong> auf<br />

<strong>de</strong>ren Verkündung zu warten, erleichterte uns so<br />

manchen Arbeitsprozess). Im En<strong>de</strong>ffekt machte die<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m R<strong>und</strong>funk fataler Weise<br />

jedoch soviel Spaß, dass die Zeitungsarbeit niemals<br />

ganz, aber oftmals ein wenig in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong><br />

rückte. Das ist auch <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> dafür, dass unser<br />

Vorwort in unserem Büro verfasst wird, während<br />

sich draußen die Vögel schon zum Morgengesang<br />

treffen, <strong>de</strong>r Himmel sich erhellt <strong>und</strong> das momentan<br />

bunte Dasein <strong>de</strong>r Stadt Heppenheim hervorhebt.<br />

Positiv <strong>de</strong>nken- je später die Zeitung fertig ist,<br />

<strong>de</strong>sto mehr Treiben <strong>und</strong> Stimmung fin<strong>de</strong>n ihren<br />

Platz im Printmedium <strong>de</strong>r Jugendpresse. Und wir<br />

versprechen, dass die Zeit, die wir auf Ohren- <strong>und</strong><br />

Augen-Aufspannen verwen<strong>de</strong>t haben, sich gelohnt<br />

hat <strong>und</strong> sich in unserem Ergebnis wie<strong>de</strong>rspiegelt.<br />

Mittlerweile war <strong>de</strong>r Hessentag endlich eröffnet <strong>und</strong><br />

als im Laufe sogar <strong>de</strong>r Zeit Petrus die Wasserpumpe<br />

abgestellt hatte, konnte die eigentliche Arbeit<br />

beginnen. Besucherströme eroberten das<br />

Festgelän<strong>de</strong>, man aß Currywurst, investierte Geld in<br />

holländische Pommes, trank Caipirinha <strong>und</strong> rockte<br />

zu <strong>de</strong>r Liveperformance von Coverbands <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

großen, leuchten<strong>de</strong>n Sternen <strong>de</strong>s Musikhimmels.<br />

Endlich gab es etwas zu berichten. Und je weiter<br />

im Wochenen<strong>de</strong> <strong>und</strong> je später <strong>de</strong>r Abend, <strong>de</strong>sto<br />

gesprächiger die Menschen- man fragt sich<br />

warum-, <strong>de</strong>sto leichter die Arbeit, <strong>de</strong>sto länger<br />

die Nächte, <strong>de</strong>sto besser die Stimmung <strong>und</strong> <strong>de</strong>sto<br />

lecker die Caipis. Wir, ausgestattet mit Mikrofon,<br />

Kamera <strong>und</strong> Aufnahmegerät, stürzten uns ins<br />

Getümmel (wir vergaßen zwar manchmal auf <strong>de</strong>n<br />

Aufnahmeknopf zu drücken <strong>und</strong> verwechselten<br />

jenen mit <strong>de</strong>r Löschtaste, aber das tat <strong>de</strong>m Ganzen<br />

keinen Abbruch).<br />

Unser Abenteuer ging jedoch noch ein Stück weiter.<br />

Das „Haus am Maiberg“, das für uns in <strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>r redaktionellen Arbeit ein zu Hause, also die<br />

Verpflegung am Tag <strong>und</strong> die Ruhe in <strong>de</strong>r Nacht, war,<br />

wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>s Hessentages Heimstätte einer<br />

multikulturellen Jugendbegegnung. Bewohner <strong>de</strong>r<br />

hessischen Partnerregionen Europas begrüßten uns<br />

auf Polnisch, Französisch, Italienisch, Spanisch <strong>und</strong><br />

Russisch. Sie diskutierten über Gott <strong>und</strong> die Welt,<br />

über die einzelnen <strong>Kultur</strong>en, über Zukunft <strong>und</strong> vor<br />

allem über internationale Verständigung.<br />

Wir, schon allein durch die gemeinsamen Essen (die<br />

übrigens fünfmal am Tag stattfan<strong>de</strong>n, welch Luxus)<br />

in das Geschehen mit eingeb<strong>und</strong>en, verbrachten<br />

mit ihnen viel laue Abendst<strong>und</strong>en, um ein bisschen<br />

multikulturelle Luft zu schnuppern, uns vom<br />

Computer zu lösen <strong>und</strong> gebrochenes Französisch,<br />

Englisch o<strong>de</strong>r Italienisch aufzubessern. Wir<br />

vergaßen dabei natürlich die Arbeit nicht, son<strong>de</strong>rn<br />

versuchten, alles Interessante mitzuschnei<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

zu verwursten. „Verwursten“ wur<strong>de</strong> in diesen Zeiten<br />

<strong>de</strong>r Konzentration zu unserem Lieblingswort, <strong>de</strong>nn<br />

wettkampfmäßig gaben wir uns mehr als nur Mühe,<br />

je<strong>de</strong>s Wort, das Neuigkeiten versprach, in so vielen<br />

Medien wie möglich unterzubringen. Natürlich nicht,<br />

weil wir Leser <strong>und</strong> Hörer unendlich langweilen<br />

wollten, son<strong>de</strong>rn weil <strong>de</strong>r Zeitdruck manchmal<br />

einfach zu groß o<strong>de</strong>r aber das V-Wort uns mit <strong>de</strong>r<br />

Zeit einfach zu lieb gewor<strong>de</strong>n war.<br />

Naja, die Zeit war je<strong>de</strong>nfalls wie immer unser größter<br />

Feind. Denn natürlich hat <strong>de</strong>r Tag zu wenig St<strong>und</strong>en,<br />

um sich je<strong>de</strong>m Event mit vollster Konzentration o<strong>de</strong>r<br />

sich ihm überhaupt zu widmen. Trotz<strong>de</strong>m haben wir<br />

viel Vitamin C für euch besorgt, viel Fruchtfleisch<br />

<strong>und</strong> Informationen ausgepresst <strong>und</strong> nebenbei auch<br />

noch ein bisschen altes <strong>und</strong> verdorbenes Obst für<br />

euch kommentiert. Wir hoffen, dass ein Bruchteil<br />

<strong>de</strong>r Stimmung, die <strong>de</strong>r diesjährige Hessentag<br />

verbreitet euch erreicht <strong>und</strong> dass ein Funke Spaß,<br />

<strong>de</strong>r uns diese Arbeit vor Ort bereitet hat, auf euch<br />

überspringt.


Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004, Heppenheim<br />

Multikulti in Heppenheim<br />

Die Partnerregionen Hessen treffen sich im Haus am Maiberg. Experten diskutieren über<br />

internationalen Jugendaustausch - doch <strong>de</strong>r hat längst begonnen... Von Joel Cohen<br />

fruchtfleisch<br />

Au<strong>de</strong>, 21<br />

multivitamin<br />

03<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s 44. Hessentags in Heppenheim<br />

fand in <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie für politische <strong>und</strong><br />

soziale Bildung„Haus am Maiberg“ eine<br />

internationale Jugendbegegnung statt.<br />

Teilnehmer waren Jugendliche aus <strong>de</strong>n<br />

hessischen Partnerregionen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r<br />

Russland, Polen, Frankreich <strong>und</strong> Italien. Die<br />

Jugendlichen lernten die jeweils an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>Kultur</strong>en <strong>und</strong> Bräuche kennen <strong>und</strong> hatten<br />

auch Zeit, um sich von <strong>de</strong>r Feierfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

Hessen überzeugen zu lassen.<br />

Florence aus Bor<strong>de</strong>aux gefällt beson<strong>de</strong>rs<br />

die Art, wie die Hessen in <strong>de</strong>r Disco tanzen.<br />

Sie seien sehr ungehemmt <strong>und</strong> die meisten<br />

könnten richtig gut Party machen. Caroline<br />

aus Polen war sehr daran gelegen, möglichst<br />

viele neue Kontakte zu knüpfen <strong>und</strong> mit<br />

gleichaltrigen aus an<strong>de</strong>ren europäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn zu kommunizieren. Die meisten<br />

Gespräche wur<strong>de</strong>n so auch auf Englisch<br />

geführt. Sophia aus Italien beherrschte nicht<br />

nur perfektes Englisch son<strong>de</strong>rn glänzte auch<br />

mit sehr guten Französischkenntnissen. Alles<br />

Je trouve que la ville est très mignonne,<br />

les gens sont assez ouverts et c´est<br />

vraiement très bien parce que nous<br />

sommes bien accuéis Je pense que tout<br />

le mon<strong>de</strong> est content. L´ambiance est<br />

très bonne. On a aussi la chance <strong>de</strong><br />

rencontrer plusieurs nationalités et <strong>de</strong><br />

pouvoir se retrouver et s´amuser.<br />

Daniel, 20<br />

>> hoher Besuch: Ben<strong>de</strong>dikt Widmaier, Leiter <strong>de</strong>s „Haus am Maiberg“,<br />

freut sich, Prof. Vittorio Prodi begrüßen zu können.<br />

Hier ein Auszug <strong>de</strong>s Interviews mit Vittorio<br />

Prodi in <strong>de</strong>r englischen Originalfassung:<br />

What were your impressions during your first<br />

day at the Hessentag here in Heppenheim<br />

so far?<br />

Yesterday for instance I droped into the<br />

pavillion of the Land Hessen and I met a<br />

friend I would say Ministerpresi<strong>de</strong>nt Roland<br />

Koch. After greeting him he was then<br />

available for answering questions from the<br />

citicenship. That was very nice I would say!<br />

Let me ask you about your social<br />

engagement: You have fo<strong>und</strong>ed the “scuole<br />

di pace” in Monte Sole, what is this about?<br />

This is to promote this fo<strong>und</strong>ation. It is named<br />

after the place where the massacer during<br />

September and Oktober 1944 took place. I<br />

think that we have to call it an aktive memory<br />

to study the mechanisms of <strong>de</strong>velopement of<br />

violence and so we ware comitted to study<br />

these mechanisms of violence and be able to<br />

recognize violence where it<strong>de</strong>velopes - so we<br />

have a motivation to work for peace.<br />

Das Wetter war dieses Jahr lei<strong>de</strong>r<br />

schlecht, aber die Stän<strong>de</strong> sind ziemlich<br />

cool <strong>und</strong> die Leute sind echt gut drauf.<br />

Sophia, 19<br />

in allem herrschte eine lockere, entspannte<br />

Atmosphäre zwischen <strong>de</strong>n Teilnehmern.<br />

Bei internationalen Tischtennisturnieren im<br />

Gesellschaftsraum wur<strong>de</strong> sich auf sportlicher<br />

Ebene gemessen.<br />

Höhepunkt <strong>de</strong>r multinationalen Begegnung<br />

war ein buntes Abend-Buffet, um eine<br />

Vorstellung <strong>de</strong>r kulinarischen Vielfalt<br />

<strong>de</strong>r andren <strong>Kultur</strong>en zu bekommen.<br />

Je<strong>de</strong> Nationalität hatte für sie typischen<br />

Speisen <strong>und</strong> Getränke mitgebracht <strong>und</strong><br />

zubereitet. Beim Verzehr überzeugten sich<br />

die Teilnehmer von <strong>de</strong>r Köstlichkeit <strong>de</strong>r<br />

opulenten Gerichte. Das Mahl war sehr<br />

reichhaltig <strong>und</strong> hätte sicher für eine doppelt<br />

so große Anzahl an Personen gereicht.<br />

Zeitgleich zur Jugendbegegnung fand eine<br />

Tagung mit internationalen Gästen statt.<br />

Benedikt Widmaier, Leiter <strong>de</strong>s „Hauses am<br />

Maiberg“ freute sich, als beson<strong>de</strong>ren Gast<br />

Vittorio Prodi, <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s amtieren<strong>de</strong>n<br />

Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Europäischen Kommission,<br />

Romano Prodi, begrüßen zu können. Vittorio<br />

Prodi ist Professor in Italien <strong>und</strong> Grün<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Stiftung „Scuole di Pace“, die sich für<br />

Völkerverständigung <strong>und</strong> für in Konflikt<br />

geratene Völker engagiert.<br />

I know you have a connection to Hessen. You<br />

have been studying physics in Darmstadt – is<br />

this correct?<br />

No, not really physics.<br />

I was already in<br />

Darmstadt and I had<br />

connectons in Germany<br />

in general already with the<br />

Fraunhofer Gesellschaft<br />

and more specifically<br />

with the “Ökologie <strong>und</strong><br />

Umweltforschung”. This<br />

Department is located in<br />

Hannover. But I have been<br />

working several summers<br />

when that was in Sauerland<br />

bei Grafschaft. That was a very important<br />

time for me to work with my german<br />

collegues. I of course learned some german<br />

but unfortunately when we were in a hurry<br />

we switched to english but in any case it has<br />

been extremly important.<br />

Thank you Mr. Prody for this interview.<br />

>> multikulti: Teilnehmer aus fünf<br />

Nationen an einem Tisch<br />

Qui ci sono <strong>de</strong>lle belissime case, sempra<br />

ad un piccolo paese <strong>de</strong>lle favole e<br />

veramente molto ordinato e polito. E<br />

poi la festa e tanto carina. Se ve<strong>de</strong> che<br />

gli te<strong>de</strong>sci hanno molto per la festa.<br />

Stefan, 33<br />

Ich arbeite hier auf <strong>de</strong>m Hessentag <strong>und</strong><br />

fin<strong>de</strong> ihn sehr verregnet. Ich wür<strong>de</strong> gerne<br />

mehr mitfeiern aber da wir morgens schon<br />

sehr früh hier anfangen, habe ich nicht<br />

so viel die Gelegenheit dazu. Die Leute<br />

sind sehr fre<strong>und</strong>lich, zuvorkommend <strong>und</strong><br />

trotz <strong>de</strong>s vielen Alkohols überhaupt nicht<br />

aggressiv. Ein Tipp vielleicht ohne einen<br />

Kater am nächsten Morgen aufzustehen:<br />

einfach durchmachen!


04 radio orange<br />

politik orange<br />

Unterwegs für eine starke Sache<br />

Wir begleiten die 100 jungen Medienmacher vom Hessentagsradio auf ihrem Weg durch das Radio-<br />

Abenteuerland - echt stark: Radio Stark. Von Antonia Otto<br />

Engagement erfor<strong>de</strong>rt Kraft, doch woher<br />

soll die genommen wer<strong>de</strong>n, wenn man nur<br />

knapp fünf St<strong>und</strong>en geschlafen hat, aber<br />

um acht wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Beinen sein muss?<br />

„Kaffee, Red Bull <strong>und</strong> vor allem immer<br />

überall sein“, antwortet Benjamin, Reporter<br />

von Radio Stark. Der 19-Jährige ist auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach Berichten <strong>und</strong> macht trotz <strong>de</strong>s<br />

Schlafmangels einen sehr agilen Eindruck.<br />

Er ist, wie <strong>de</strong>r gleichaltrige Christoph<br />

<strong>und</strong> die 17- jährige Corinna auch nur auf<br />

<strong>de</strong>m Sprung zwischen Interviewpartnern,<br />

Events <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Neusten vom Hessentag.<br />

Das von <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Stadt Heppenheim organisierte<br />

Veranstaltungsradio ist über zwei UKW-<br />

Frequenzen <strong>und</strong> weltweit über Livestream<br />

im Internet zu hören.<br />

Es wird abwechselnd<br />

aus zwei Studios<br />

gesen<strong>de</strong>t. Von 9-<br />

18 Uhr aus <strong>de</strong>m<br />

„Gläsernen Studio“<br />

direkt von <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>saustellung<br />

<strong>und</strong> die restliche<br />

Zeit aus <strong>de</strong>m „Haus<br />

<strong>de</strong>r Kirche“, das<br />

gleichzeitig das<br />

Hauptsen<strong>de</strong>zentrum<br />

bil<strong>de</strong>t. Das Team<br />

besteht aus bunt<br />

gemischten<br />

Mitarbeitern, bei<br />

<strong>de</strong>nen nicht das Alter,<br />

son<strong>de</strong>rn das Können<br />

zählt. So sitzen auch Jugendliche im Alter<br />

zwischen 14 <strong>und</strong> 16 in <strong>de</strong>r Technik o<strong>de</strong>r<br />

sprechen Nachrichten, die sie vorher selbst<br />

recherchiert <strong>und</strong> weiterverarbeitet haben.<br />

Um die durchschnittlichen Sen<strong>de</strong>kosten<br />

von ungefähr 25.000 Euro wöchentlich<br />

bezahlen zu können, wird <strong>de</strong>r Radiosen<strong>de</strong>r<br />

zum einen durch die Stadt Heppenheim <strong>und</strong><br />

zum an<strong>de</strong>ren durch tatkräftige Sponsoren<br />

unterstützt. Um das Wichtigste bei <strong>de</strong>r<br />

Organisation eines solchen Projektes nicht<br />

außer Acht zu lassen, berichtet im folgen<strong>de</strong>n<br />

Michael Volkmar über seine Arbeit.<br />

Wie wur<strong>de</strong> Radio Stark gegrün<strong>de</strong>t <strong>und</strong> seit<br />

wann besteht es?<br />

Auf <strong>de</strong>m Hessentag 2001 in Dietzenbach<br />

wur<strong>de</strong> von „Radio Ear“ (Evangelische<br />

Antenne Rodgau) ein Veranstaltungsradio<br />

gestartet. Mitarbeiter von „Radio ÜKW“,<br />

ein an<strong>de</strong>res Projekt <strong>de</strong>r evangelischen Kirche,<br />

waren in Dietzenbach dabei<br />

<strong>und</strong> haben die Ausführung<br />

<strong>de</strong>s Radioprojektes<br />

weitgehend mitgestaltet.<br />

Dort entstand dann die<br />

I<strong>de</strong>e solch ein Projekt<br />

auch auf <strong>de</strong>m Hessentag<br />

2004 in Heppenheim zu<br />

organisieren.<br />

Wer hat hauptsächlich die I<strong>de</strong>e in die Tat<br />

umgesetzt?<br />

Die Projektleitung lag größtenteils bei Arne<br />

Wilhelms, Tim Schons <strong>und</strong> bei mir. Wir<br />

haben Kontakt mit <strong>de</strong>r Stadt Heppenheim<br />

aufgenommen <strong>und</strong> sind in die genauere<br />

Planung gegangen. Im Mai letzten Jahres<br />

haben wir nach einem Gespräch mit Herrn<br />

Schwab, <strong>de</strong>m Hessentagsbeauftragten <strong>de</strong>r<br />

Stadt Heppenheim, endlich grünes Licht<br />

bekommen. Dann kam auch die Zusage <strong>de</strong>r<br />

Stadt Heppenheim, dass das „Radio ÜKW“<br />

gemeinsam mit Radio Stark <strong>de</strong>n Hessentag<br />

als Veranstaltungsradio begleiten sollte.<br />

Wer macht bei eurer Sendung mit, bzw.<br />

wie <strong>und</strong> nach welchen Kriterien wur<strong>de</strong>n die<br />

Mitarbeiter ausgesucht?<br />

Wir haben uns zuerst in einer kleinen<br />

R<strong>und</strong>e, <strong>de</strong>r so genannten Projektleitung,<br />

zusammengesetzt <strong>und</strong> überlegt welche<br />

Aufgabengebiete intern verteilt wer<strong>de</strong>n<br />

>> Vor <strong>und</strong> hinter <strong>de</strong>n<br />

Kulissen:<br />

Reporterin Antonia mit Michael<br />

Volkmar vor <strong>de</strong>m Haus <strong>de</strong>r Kirche<br />

<strong>und</strong> ein Blick in Studio 1.<br />

müssen. Nach<strong>de</strong>m wir die einzelnen<br />

Leute angesprochen hatten, wur<strong>de</strong>n<br />

die jeweils passen<strong>de</strong>n Verteilungen<br />

vorgenommen. Später sind wir an die<br />

Öffentlichkeit gegangen: über <strong>de</strong>n<br />

Jugendtreff <strong>und</strong> das Jugendzentrum von<br />

Heppenheim haben wir Jugendliche darauf<br />

angesprochen, bei <strong>de</strong>m Radioprojekt<br />

mitzuarbeiten. Weiterhin haben Plakate für<br />

Infoveranstaltungen zusätzlich zur Werbung<br />

beigetragen.<br />

Wur<strong>de</strong>n die Mo<strong>de</strong>ratoren auf ihr<br />

Können getestet o<strong>de</strong>r wie wur<strong>de</strong><br />

ausgewählt, wer dabei sein darf?<br />

Wir haben Castings durchgeführt <strong>und</strong><br />

dort vor allem auf Fähigkeiten wie<br />

Ausdrucksvermögen, freies Re<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

Kreativität geachtet.<br />

War <strong>de</strong>r Zulauf an Bewerbern <strong>de</strong>nn groß<br />

<strong>und</strong> wie wur<strong>de</strong> das Projekt weiter bekannt<br />

gemacht?<br />

Beim ersten Casting hatten wir<br />

um die 20 Teilnehmer. Außer<strong>de</strong>m<br />

haben wir auch Mitarbeiter<br />

aus <strong>de</strong>m Bekanntenkreis von<br />

vornherein mit eingespannt.<br />

Beim zweiten Mal waren es<br />

schon 50 <strong>und</strong> durch weitere<br />

Werbung hat es sich dann,<br />

auch durch M<strong>und</strong>propaganda,<br />

rumgesprochen. Inzwischen<br />

sind wir ein festes Team von 100<br />

Mitarbeitern.<br />

Von wann bis wann wird auf UKW<br />

92,3 <strong>und</strong> 94,6 MHz gesen<strong>de</strong>t?<br />

Wir sind seit <strong>de</strong>m 16. Juni auf<br />

Sendung <strong>und</strong> machen r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

Musik.<br />

Welche Zielgruppe will Radio Stark<br />

erreichen?<br />

Es kommt auf die Uhrzeit <strong>und</strong> natürlich<br />

auf die Wochentage an. Im Gr<strong>und</strong>e sen<strong>de</strong>n<br />

wir gleichermaßen für Jung <strong>und</strong> Alt. Jedoch<br />

setzten wir zu verschie<strong>de</strong>n Sen<strong>de</strong>zeiten auch<br />

unterschiedliche Schwerpunkte.<br />

Wann wer<strong>de</strong>n die Zuhörer wie<strong>de</strong>r mit einer<br />

Sendung eurerseits rechnen können?<br />

Genaues ist noch nicht geplant, aber<br />

ich bin je<strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r bereit an solch<br />

einem Projekt mitzuarbeiten, wenn ich die<br />

Gelegenheit dazu bekomme.<br />

politikorange bedankt sich für das<br />

Gespräch <strong>und</strong> wünscht weiterhin noch<br />

viel Spaß <strong>und</strong> Gelingen für die restliche<br />

Sen<strong>de</strong>zeit.<br />

fruchtfleisch<br />

Harry, 24<br />

Michelle, 18<br />

Tim, 21<br />

Jenny, 14<br />

Ich bin zum ersten Mal richtig beim<br />

Hessentag dabei, als Mo<strong>de</strong>rator bei<br />

Radio Stark. Im Vorfeld habe ich dort<br />

auch mitorganisiert. Insgesamt ist es<br />

richtig klasse.<br />

Bei meiner Arbeit als Chef vom Dienst will<br />

ich am liebsten nicht gestört wer<strong>de</strong>n. Mein<br />

Arbeitstag ist super lang: die Schicht heute<br />

geht noch bis 22 Uhr <strong>und</strong> vorher war ich<br />

auch schon unterwegs <strong>und</strong> habe O-Töne<br />

eingesammelt <strong>und</strong> geschnitten. Ich bin jetzt<br />

echt mü<strong>de</strong>, aber die Arbeit ist gut <strong>und</strong> macht<br />

mir Spaß. Später möchte ich weiter beim<br />

Radio arbeiten, doch es ist echt schwer ohne<br />

Beziehungen.<br />

Hessentag be<strong>de</strong>utet für mich dieses Jahr<br />

sehr wenig Schlaf. Letzte Nacht waren es<br />

immerhin 5 St<strong>und</strong>en. Jetzt fühle ich mich<br />

fit, richtig gut, ich wer<strong>de</strong> nachher auch noch<br />

mal über <strong>de</strong>n Hessentag ziehen. Lei<strong>de</strong>r bin<br />

ich bei Radio Stark auch Mädchen für alles,<br />

daher weigere ich mich auch ab sofort<br />

Interviews zu geben.<br />

Ich arbeite als Chef vom Dienst beim<br />

Hessentagsradio. Deswegen muss ich<br />

viele Anrufe entgegennehmen <strong>und</strong> das ist<br />

anstrengend <strong>und</strong> stressig.


Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004, Heppenheim<br />

Alles bleibt an<strong>de</strong>rs<br />

Seit mehr als 15 Jahren gibt es Jugendpresseverbän<strong>de</strong> in Hessen. Der HSJV <strong>und</strong> die HJP leben von <strong>de</strong>r<br />

Verän<strong>de</strong>rung - doch jetzt wird alles an<strong>de</strong>rs. Von Daniel Protzmann<br />

obstkorb<br />

05<br />

Langeweile ist ein Fremdwort für die Aktiven<br />

<strong>de</strong>r hessischen Jugendpresseverbän<strong>de</strong>.<br />

„Es gibt immer etwas Interessantes zu<br />

tun <strong>und</strong> spannen<strong>de</strong> Leute zu treffen“,<br />

so Joel Cohen (27), Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Hessischen Jugendpresse. Er hat 1995<br />

als Schülerzeitungsredakteur seinen Weg<br />

in <strong>de</strong>n Verein gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> investiert<br />

seit<strong>de</strong>m einen Teil seiner Freizeit in Arbeit<br />

für junge Medienmacher. „Klar gibt es<br />

auch langweilige Verwaltungsarbeiten,<br />

aber dafür entschädigen zum Beispiel<br />

spannen<strong>de</strong> Recherchefahrten“, meint er.<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren hat er auf diese<br />

Weise zum Beispiel das Europaparlament<br />

Verfügung. Schulungen zu Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r<br />

Zeitungs- <strong>und</strong> Radioarbeit sind Standard<br />

für die jungen Multiplikatoren. Um auch<br />

Wünsche nach spezielleren Themen wie z.B.<br />

Rhetorikseminaren ab<strong>de</strong>cken zu können,<br />

kooperieren die Verbän<strong>de</strong> mit an<strong>de</strong>ren<br />

Bildungsträgern.<br />

Auch Schulungsmaterial wird Interessierten<br />

zur Verfügung gestellt. „In Zusammenarbeit<br />

mit an<strong>de</strong>ren Lan<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Jugendpresse Deutschland können wir unter<br />

an<strong>de</strong>rem das Jugendpressehandbuch zur<br />

Verfügung stellen, das von <strong>de</strong>r Gründung<br />

einer Redaktion über das Schreiben von<br />

o<strong>de</strong>r Orientierungshilfe zum Studium <strong>de</strong>s<br />

Journalismus geleistet.<br />

Um die anfallen<strong>de</strong>n Arbeiten besser<br />

bewältigen zu können <strong>und</strong> noch mehr für<br />

junge Medienmacher leisten zu können,<br />

haben sich die Mitglie<strong>de</strong>rversammlungen<br />

bei<strong>de</strong>r Vereine im letzten Jahr beschlossen,<br />

eine gemeinsame Zukunft anzustreben.<br />

Inzwischen steht die Fusion <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Vereine kurz bevor. Auf <strong>de</strong>n<br />

Vollversammlungen im Juli soll die von<br />

bei<strong>de</strong>n Vorstän<strong>de</strong>n gemeinsam erarbeitete<br />

Verschmelzung endgültig beschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

„Selbst wenn die neuen Redaktionen<br />

kein Mitglied in unserem Verein wer<strong>de</strong>n<br />

wollen, helfen wir gerne weiter“ meint<br />

Janina Sal<strong>de</strong>n (19), die im letzten Jahr<br />

über <strong>de</strong>n Hessischen Schülerzeitungswettbewerb<br />

zu <strong>de</strong>r Gruppe gestoßen ist.<br />

>> Jugendpresse<br />

unterwegs:<br />

Die Delegation <strong>de</strong>r Hessischen<br />

Jugendpresse im<br />

Europaparlament (mit<br />

Thomas Mann, MdEP <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern, rechts)<br />

>> einfach ausspannen:<br />

Beim Jugendpresse-Grillfest<br />

(rechts)<br />

in Strasbourg kennengelernt<br />

<strong>und</strong> selbst eine Recherchefahrt zu Warner<br />

Brothers Movieworld organisiert. „Mich<br />

hat schon immer interessiert, wie es hinter<br />

<strong>de</strong>n Kulissen eines Freizeitparks aussieht.<br />

Die Hessische Jugendpresse hat mir die<br />

Möglichkeit gegeben, das mit an<strong>de</strong>ren<br />

gemeinsam zu erfahren.“<br />

Die Vereine leben von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>und</strong><br />

vom Engagement ihrer Mitglie<strong>de</strong>r. Und<br />

glücklicherweise kommen immer wie<strong>de</strong>r neue<br />

Leute mit neuen I<strong>de</strong>en, die selbst die alten<br />

Hasen überraschen. Sonst wäre es nahezu<br />

unmöglich, so ein breit gefächertes Angebot<br />

für junge Medienmacher zu präsentieren.<br />

Neben <strong>de</strong>n vielfältigen Veranstaltungen<br />

steht nicht nur <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn eine breite<br />

Palette von Servicedienstleistungen zur<br />

Artikeln bis hin zum Layout geht“, erzählt<br />

Marlene Küster (20), stellvertreten<strong>de</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hessischen Jugendpresse.<br />

„Ansonsten umfasst unser Angebot aber<br />

auch Informationsschriften wie einen<br />

Glossar zu Medienbegriffen o<strong>de</strong>r das<br />

„Jugendpressematerial Datenschutz“.“<br />

Ganz praktisch wer<strong>de</strong>n junge<br />

Die Aktiven haben in <strong>de</strong>n letzten Monaten<br />

nicht nur eine gemeinsame Satzung<br />

erarbeitet <strong>und</strong> viel Überzeugungsarbeit<br />

geleistet. Für <strong>de</strong>n Start <strong>de</strong>s neuen<br />

Vereins wur<strong>de</strong>n eine neue Internetseite<br />

<strong>und</strong> Informationsmaterial erstellt. Ab<br />

Anfang August, spätestens jedoch nach<br />

<strong>de</strong>r ersten Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s<br />

Dieser Wettbewerb, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hessische<br />

Schüler- <strong>und</strong> Jugendzeitungsverein in<br />

diesem Jahr zum 15. Mal veranstaltet, hat<br />

im vergangenen Jahr schon eine gewaltige<br />

Aufwertung erfahren: Inzwischen ist er<br />

Lan<strong>de</strong>swettbewerb <strong>de</strong>s Schülerzeitungswettbewerbs<br />

<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>espräsi<strong>de</strong>nten.<br />

>> kopfüber:<br />

Besuch bei Warner-Brothers<br />

Moviworld in Bottrop<br />

>> arbeitsam:<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>r Jugendpresse<br />

Deutschland(rechts)<br />

Medienmacher durch die Ausstellung eines<br />

Jugendpresseausweises unterstützt. Seit<br />

kurzem gibt es dazu eine Kooperation mit<br />

<strong>de</strong>m Deutschen Journalistenverband (DJV)<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Deutschen Journalistenunion in<br />

ver.di (dju). Weil damit junge Medienmacher<br />

bei ihrer Arbeit unterstützt wer<strong>de</strong>n sollen,<br />

gibt es genaue Vergaberichtlinien für <strong>de</strong>n<br />

Jugendpresseausweis. Nur wer nachweisen<br />

kann, dass er journalistisch arbeitet, kann<br />

diesen beantragen.<br />

Eine weiteres Element <strong>de</strong>r Arbeit für junge<br />

Medienmacher erläutert Astrid Poensgen<br />

(28), Vorstandsmitglied: „Viele Probleme,<br />

vor <strong>de</strong>nen junge Medienmacher bei ihrer<br />

täglichen Arbeit stehen, lassen sich nicht<br />

kategorisieren. Deswegen stehen wir dafür<br />

per Telefon <strong>und</strong> eMail Re<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antwort.“<br />

Viele dieser Anfragen gehen bei <strong>de</strong>n<br />

Vereinen ein. Häufig wird dann Starthilfe<br />

bei <strong>de</strong>r Gründung von Schülerzeitungen<br />

„neuen“ Vereins soll alles an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n.<br />

Verwaltungsabläufe, die bislang nicht<br />

immer optimal funktionierten, wer<strong>de</strong>n<br />

dann neu strukturiert, <strong>de</strong>nn sonst könnten<br />

die Reibungsverluste bei mehr als 200<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn schnell zu groß wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch die Aktiven haben auch noch<br />

ambitioniertere Ziele: endlich möchte man<br />

sich <strong>de</strong>n langgehegten Wunsch nach eigenen<br />

Büroräumen erfüllen, „Und vielleicht<br />

schaffen wir es auch, För<strong>de</strong>rmittel für unsere<br />

Arbeit zu bekommen.“, so Joel Cohen.<br />

„Wir wür<strong>de</strong>n gerne regelmäßiger Seminare<br />

anbieten <strong>und</strong> helfen, neue Schülerzeitungen<br />

zu grün<strong>de</strong>n“. Denn Nachwuchsgewinnung<br />

fängt für die Jugendpresse nicht erst bei <strong>de</strong>r<br />

Mitglie<strong>de</strong>rgewinnung an. Um langfristig das<br />

Bestehen <strong>de</strong>s Vereins zu sichern, wollen<br />

sie Jugendliche bei <strong>de</strong>r Gründung eigener<br />

Medien unterstützen.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass auch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Projekten so eine rosige Zukunft vergönnt<br />

ist <strong>und</strong> die Jugendpresse in Hessen weiter<br />

getreu <strong>de</strong>m Motto „bleibt alles an<strong>de</strong>rs“<br />

arbeiten kann.<br />

Nähere Informationen zu <strong>de</strong>n<br />

Hessischen Jugendpresseverbän<strong>de</strong>n:<br />

www.hsjv.org<br />

www.hessische-jugendpresse.<strong>de</strong><br />

www.jp-hessen.<strong>de</strong><br />

O<strong>de</strong>r per Tel & Fax:<br />

0700 / 457 457 457


06 quietschorange<br />

politik orange<br />

Ohne Worte<br />

Nonverbale Kommunikation sollte man wegen <strong>de</strong>s hessantagstypischen Lärmpegels aus <strong>de</strong>m Effeff<br />

beherrschen. Wie sich einige Besucher behelfen - seht selbst! Von Nadia Rosenhauer <strong>und</strong> Antonia Otto


Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004, Heppenheim<br />

„Rechercheworkshop Hessentag“<br />

obstsalat<br />

07<br />

Die Basics, die wirklich je<strong>de</strong>r Hessentagsbesucher kennen sollte, haben wir für Euch herausgef<strong>und</strong>en. Von<br />

Nadia Rosenhauer <strong>und</strong> Joel Cohen<br />

daten & fakten<br />

Der südlichste Landkreis Hessens, die<br />

Bergstraße, auch als die Toskana Hessens<br />

bekannt, wird dieses Jahr für 10 Tage<br />

mit seiner Kreisstadt Heppenheim zur<br />

„heimlichen Hauptstadt Hessens“.<br />

Umrahmt von Weinbergen, gesät mit<br />

unzähligen Fachwerkhäusern <strong>und</strong> direkt<br />

am Rhein-Neckar-Dreieck gelegen, ist<br />

Heppenheim in diesem Jahr Gastgeber<br />

<strong>de</strong>s 44. Hessentags 2004.<br />

Mit einer täglich zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Besucherzahl von 100.000 Leuten reiht<br />

sich das Ereignis in eines <strong>de</strong>r größten<br />

dieser Art in ganz Deutschland ein. Bei<br />

über 1300 Veranstaltungen „zu allem was<br />

Hessen ist“, wer<strong>de</strong>n abwechslungsreiche<br />

Programmpunkte aus Politik, <strong>Kultur</strong>,<br />

Livemusik, Comedy <strong>und</strong> Ausstellungen<br />

geboten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs die Verbindung von<br />

Tradition <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>rne stellen die<br />

außergewöhnliche Attraktivität <strong>de</strong>s<br />

Hessentags dar, <strong>de</strong>n die Bewohner <strong>de</strong>r<br />

Stadt schon Jahre vorher zu planen<br />

beginnen.<br />

„Hier wer<strong>de</strong>n die Menschen<br />

zusammenfin<strong>de</strong>n, gemeinsam feiern <strong>und</strong><br />

unser schönes Hessen in seiner Vielfalt<br />

erleben können“, so Roland Koch.<br />

trachtvoll - das hessentagspaar<br />

Rot <strong>und</strong> weiß, schwarz <strong>und</strong> blau - das sind<br />

die Farben jener Bie<strong>de</strong>rmeier-Kleidung, in<br />

<strong>de</strong>r das diesjährige Hessentagspaar <strong>de</strong>r<br />

Kreisstadt Heppenheim/Bergstraße, am<br />

Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s O<strong>de</strong>nwal<strong>de</strong>s, auftritt.<br />

Die angehen<strong>de</strong> Biologiestu<strong>de</strong>ntin Ellen Latz<br />

(19) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r seit Oktober immatrikulierte<br />

Bankkaufmann Christian Vock (25) nutzen<br />

die regionaltypische O<strong>de</strong>nwäl<strong>de</strong>r Tracht,<br />

um ihre Rolle als Botschafter <strong>de</strong>r Region<br />

zu ver<strong>de</strong>utlichen. Die Gewän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Heppenheimer Repräsentanten wur<strong>de</strong> nach<br />

Überlieferungen gewissenhaft rekonstruiert<br />

<strong>und</strong> lehnen sich an das ländliche <strong>Kultur</strong>erbe<br />

Südhessens an.<br />

Ellen trägt im Alltag sonst eher flotte T-<br />

Shirts <strong>und</strong> Jeans, aber putzt sich nun<br />

für offizielle Anlässe mit „Kurmainzer<br />

Käppelche“, dreieckigem Schultertuch, einer<br />

„Mutzen“ über dunkelblauem Mie<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

langärmeligem Hemd sowie einer langen<br />

Schürze heraus.<br />

Christian ist, wenn er nicht seinen freiwilligen<br />

Hessentagsverpflichtungen nachkommt,<br />

ebenfalls eher <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Mo<strong>de</strong>. Als Hessenbotschafter <strong>de</strong>s Jahres<br />

2004 hat er sich mit einem Dreispitz wie<br />

aus <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong>rbuch geklei<strong>de</strong>t <strong>und</strong> trägt dazu<br />

ein Halstuch im offenen Kragen <strong>und</strong> einen<br />

langen dunkelblauen Schoßrock. Seine<br />

hellblaue Weste, gelbe Knieb<strong>und</strong>hose aus<br />

Le<strong>de</strong>r <strong>und</strong> die beigen Strickstrümpfe r<strong>und</strong>en<br />

seine Tracht ab.<br />

Dazu tragen bei<strong>de</strong> festliche Schnallenschuhe<br />

ihrer Vorfahren. Traditionellerweise en<strong>de</strong>n<br />

die Leinenhem<strong>de</strong>n nicht schon an <strong>de</strong>r<br />

Gürtellinie, son<strong>de</strong>rn erst am Knie. Denn die<br />

sparsamen Altvor<strong>de</strong>ren trugen ihre Hem<strong>de</strong>n<br />

zur Arbeit ebenso wie nachts im Bett.<br />

>> das Hessentagspaar:<br />

Ellen Latz <strong>und</strong> Christian Vock<br />

sind ein Symbol für<br />

Heppenheim


08 ausgepresst<br />

politik orange<br />

fruchtfleisch<br />

Stephan, 19<br />

Hessen“Meister“schaft<br />

Der CDU-B<strong>und</strong>estagsabgeordnete Dr. Michael Meister aus <strong>de</strong>m Wahlkreis Bergstraße über<br />

Wege aus <strong>de</strong>r Krise im Nibelungenland. Das Gespräch führten Daniel Protzmann <strong>und</strong> die<br />

politikorange-Redaktion<br />

Weil ich aus Frankreich komme, bin zum<br />

ersten Mal hier auf <strong>de</strong>m Hessentag. Ich<br />

arbeite hier, aber weil es sonnig <strong>und</strong> viel<br />

los ist, gefällt es mir gut.<br />

Michaela, 18 & Andrea, 12<br />

Sehr geehrter Dr. Meister, vielen Dank, dass<br />

Sie Zeit für ein Gespräch mit uns gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Wir begrüßen Sie ganz herzlich<br />

hier auf <strong>de</strong>m Hessentag in Heppenheim<br />

<strong>und</strong> im Haus am Maiberg. Sie sind<br />

B<strong>und</strong>estagsabgeordneter <strong>de</strong>s Wahlkreises<br />

Bergstraße <strong>und</strong> Mitglied <strong>de</strong>r CDU-Fraktion.<br />

Wo liegen Ihre Arbeitsschwerpunkte?<br />

Ich bin seit 1994 Mitglied <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estags<br />

für <strong>de</strong>n w<strong>und</strong>erschönen Wahlkreis<br />

Bergstraße an <strong>de</strong>r Schnittstelle zwischen<br />

Rhein-Main <strong>und</strong> Rhein-Neckar-Raum.<br />

Mein Arbeitsschwerpunkt ist gegenwärtig<br />

die Finanzpolitik, das heißt einmal<br />

Finanzmarktthemen <strong>und</strong> zum zweiten<br />

die Steuerpolitik. Ich bin Mitglied im<br />

Finanzausschuss <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>estages<br />

<strong>und</strong> dort Sprecher <strong>de</strong>r CDU/CSU-<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktion.<br />

>> Gut gemeistert:<br />

Seit 1994 ist Dr. Meister<br />

B<strong>und</strong>estagsabgeordneter für <strong>de</strong>n<br />

Wahlkreis Bergstraße.<br />

Wir waren gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r FFH-Party<br />

<strong>und</strong> haben Alexan<strong>de</strong>r gesehen. Die<br />

Stimmung war gut, aber die Interpreten<br />

an sich sind nicht so ganz so unsere<br />

Geschmack. Martin Kesici wur<strong>de</strong> aber<br />

lei<strong>de</strong>r abgesagt. Auf uns wartet noch<br />

„Dick Brave“, „Mia“, „Wir sind Hel<strong>de</strong>n“<br />

<strong>und</strong> die „H-Blocks“.<br />

Michael, 43<br />

Für <strong>de</strong>n Hessentag bin ich extra<br />

aus Dietzenbach nach Heppenheim<br />

gekommen. Ich habe schon sehr viele<br />

Leute gesehen <strong>und</strong> es gefällt mir ganz<br />

gut.<br />

Björn & Pascal, bei<strong>de</strong> 23<br />

Durch unseren Job als Barkeeper hier<br />

am Stand ist je<strong>de</strong>n Tag Party angesagt<br />

<strong>und</strong> die Stimmung ist spitze! Wir machen<br />

ein klasse Geschäft <strong>und</strong> es lohnt sich…in<br />

je<strong>de</strong>r Beziehung!!<br />

Sie sind auch Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

„Finanzen“ in <strong>de</strong>r CDU. Sieht die Zukunft<br />

Deutschlands aus finanzpolitischer Sicht<br />

wirklich so schlecht aus, wie in <strong>de</strong>n Medien<br />

immer dargestellt?<br />

Wir müssen uns schon die Frage stellen, ob<br />

wir drei Jahre hintereinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vertrag von<br />

Maastricht als F<strong>und</strong>ament <strong>de</strong>s Euro einfach<br />

verletzen können o<strong>de</strong>r ob wir auf einen<br />

Pfad zurückkehren müssen, <strong>de</strong>r die Stabilität<br />

unserer Währung sichert. Ähnlich sieht es<br />

aus, wenn man das Thema Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

betrachtet. Wir befin<strong>de</strong>n uns ebenfalls im<br />

dritten Jahr in einer Situation, in <strong>de</strong>r wir die<br />

Neuverschuldung höher ansetzen als unsere<br />

Investitionen. Das ist laut Verfassung<br />

nur in Ausnahmesituationen, in <strong>de</strong>nen<br />

das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht<br />

gestört ist, erlaubt. Daran habe ich bei<br />

Wachstumsprognosen von 1,5 bis 2 Prozent<br />

erhebliche Zweifel.<br />

Auch Sozialkassen – Rente, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Pflegeversicherung – sind sehr stark<br />

belastet. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen<br />

Entwicklung kann man nicht damit<br />

rechnen, dass diese wie<strong>de</strong>r in Ausgleich<br />

kommen. Deshalb ist in <strong>de</strong>r Finanz- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftspolitik dringend eine Umkehr<br />

angemahnt, um Finanzierungslasten nicht<br />

so groß wer<strong>de</strong>n zu lassen, dass sie nicht<br />

mehr zu schultern sind <strong>und</strong> dann von <strong>de</strong>n<br />

jungen Generationen zu tragen sind.<br />

Sie haben eben eine Umkehr<br />

angesprochen. Wie soll diese aussehen,<br />

haben Sie eine Patentlösung?<br />

Innerhalb <strong>de</strong>s Bereiches Verfassung <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gesetz müssten wir – B<strong>und</strong>, Län<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> Gemein<strong>de</strong>n - an <strong>de</strong>n Konsumausgaben<br />

in allen Bereichen Einsparungen<br />

vornehmen. Dafür müssten wir die<br />

Investitionen in Infrastruktur stärken.<br />

Das gilt für Bildung, Verkehr <strong>und</strong> auch<br />

kommunale Infrastruktur wie Schulen<br />

o<strong>de</strong>r Turnhallen. Zum zweiten müssen wir<br />

dafür sorgen, dass wir in <strong>de</strong>r Wirtschafts-,<br />

Finanz- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik wie<strong>de</strong>r<br />

zu mehr Wachstum kommen. Wir lei<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n letzten zehn Jahren darunter, dass<br />

dieses <strong>de</strong>utlich unterhalb <strong>de</strong>s europäischen<br />

Durchschnitts liegt. Das führt dazu, dass<br />

Steuereinnahmen <strong>und</strong> Einnahmen in <strong>de</strong>n<br />

Sozialkassen fehlen. Im letzten Jahr haben<br />

wir je<strong>de</strong>n Monat 40.000 Menschen verloren,<br />

die sozialversicherungspflichtig beschäftigt<br />

sind. Über diesen Zeitraum also fast 600.000<br />

Zahler; dort muss angesetzt wer<strong>de</strong>n, um nicht<br />

über höhere Steuern <strong>und</strong> Abgaben, son<strong>de</strong>rn<br />

über mehr Beitragszahler zu einer besseren<br />

Einnahmesituation zu kommen <strong>und</strong> damit<br />

die notwendigen Staatsausgaben bestreiten<br />

zu können. Auf <strong>de</strong>r Ausgabenseite muss<br />

das, was am 1. Januar eingeleitet wor<strong>de</strong>n ist,<br />

also <strong>de</strong>r Subventionsabbau, weitergeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dort sind erste Schritte getan, aber<br />

<strong>de</strong>r Weg muss in <strong>de</strong>r Zukunft konsequent<br />

weitergegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie haben die Strukturpolitik angesprochen.<br />

Welche Auswirkungen hat ein Ereignis wie<br />

<strong>de</strong>r Hessentag für die Region Heppenheim,<br />

die Region Starkenburg o<strong>de</strong>r sprechen Sie<br />

lieber vom Nibelungenland?<br />

Unsere Region ist mit vielen Vorteilen<br />

ausgestattet. Wir haben in naher Umgebung<br />

sieben Universitäten, auf Straße, Schiene<br />

<strong>und</strong> Luftverkehr eine hervorragen<strong>de</strong><br />

Verkehrsanbindung. Diese müssen wir<br />

stärken – beim Flughafen ist klar, was<br />

ich meine, aber auch auf <strong>de</strong>r Schiene<br />

brauchen wir größere Kapazitäten <strong>und</strong> die<br />

Autobahnen zwischen Heppenheim <strong>und</strong><br />

Frankfurt sind je<strong>de</strong>n Tag verstopft. Der<br />

Hessentag bietet die riesige Chance, bekannt<br />

zu machen, welches Tourismusangebot wir<br />

hier haben. Wir liegen nahe Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

das von <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten bis nach<br />

Japan weltbekannt ist. Das könnte man<br />

auch innerhalb Deutschlands <strong>und</strong> Europas<br />

noch mehr nutzen <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich machen,<br />

dass wir hier im Raum zwischen Frankfurt<br />

<strong>und</strong> Hei<strong>de</strong>lberg tolle Angebote für einen<br />

Kurzurlaub haben: Den O<strong>de</strong>nwald, das<br />

Neckartal <strong>und</strong> die Bergstraße.<br />

Sie haben angesprochen, dass wir dafür<br />

eine Dachmarke brauchen. Man kann nicht<br />

mit vieren – Ried, O<strong>de</strong>nwald, Bergstraße<br />

<strong>und</strong> Neckartal – werben <strong>und</strong> <strong>de</strong>shalb ist<br />

<strong>de</strong>r Begriff Nibelungenland ein guter<br />

Ansatz, <strong>de</strong>r allerdings über <strong>de</strong>n Landkreis<br />

Bergstraße hinauskommen muss. Diese<br />

Region bekommt jetzt das Prädikat<br />

„Europäischer <strong>und</strong> UNESCO-Geopark“<br />

verliehen. Wir dürfen nicht nur auf dieser<br />

Ebene zusammenarbeiten, son<strong>de</strong>rn müssen<br />

das auf die touristische Ebene erweitern,<br />

um schlagkräftiger zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie arbeiten zwar eher auf B<strong>und</strong>esebene,<br />

aber sehen Sie Probleme bei <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r, die ja<br />

hier aneinan<strong>de</strong>rgrenzen?<br />

Meister: Wenn Sie nach Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

schauen, ist es lei<strong>de</strong>r so, dass die<br />

Zusammenarbeit über die Grenze zwischen<br />

Deutschland <strong>und</strong> Frankreich hinweg besser<br />

funktioniert als hier im Rhein-Neckar-<br />

Dreieck, wo Rheinland-Pfalz, Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg <strong>und</strong> Hessen aneinan<strong>de</strong>r<br />

stoßen. Es muss möglich sein, dass wir<br />

als Kreis Bergstraße als Scharnier die<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Ich habe versucht,<br />

die drei Lan<strong>de</strong>sregierungen <strong>und</strong> Politiker<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Lan<strong>de</strong>sebene an einen<br />

Tisch zu bekommen, um dann in konkreten<br />

Projekten wie Tourismuswerbung,<br />

gemeinsamer Verkehrsplanung <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung zusammenzuarbeiten.<br />

Vorhin habe ich sieben Universitäten in<br />

drei B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn angesprochen; auch<br />

da kann man untereinan<strong>de</strong>r Schwerpunkte<br />

abstimmen. Aber dort müssen wir in<br />

Gesprächen noch <strong>de</strong>n positiven Willen<br />

zur Zusammenarbeit fin<strong>de</strong>n, damit keine<br />

Besitzstän<strong>de</strong> mehr verteidigt wer<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn man offen aufeinan<strong>de</strong>r zugeht,<br />

um die Chancen zu nutzen. Die Wirtschaft<br />

bringt sich durch die Initiative Rhein-<br />

Neckar-Dreieck positiv mit ein <strong>und</strong> das<br />

sollte politisch begleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Was halten Sie vom Vorstoß,<br />

Eliteuniversitäten einzuführen <strong>und</strong> wie<br />

sehen Sie die Chancen, hier in <strong>de</strong>r Region<br />

eine anzusie<strong>de</strong>ln?<br />

Ich bin skeptisch, ob es Politikern, egal<br />

welcher Partei, durch Fingerschnippen<br />

gelingen kann, Eliteuniversitäten zu<br />

schaffen. Das muss in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Disziplinen mit Spitzenkräften über<br />

Jahre wachsen <strong>und</strong> aufgebaut wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>shalb ist dieses Vorhaben sehr<br />

ambitioniert. Aber verschie<strong>de</strong>ne<br />

Hochschulen wer<strong>de</strong>n in einzelnen<br />

Disziplinen ihre Chancen sicher nutzen.<br />

Wir haben Hei<strong>de</strong>lberg mit einem weltweit<br />

anerkannten Krebsforschungszentrum,<br />

als eine <strong>de</strong>r ältesten Hochschulen<br />

ist die Universität sicher auch für<br />

Geisteswissenschaften prä<strong>de</strong>stiniert.


Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004, Heppenheim<br />

fruchtfleisch<br />

ausgepresst<br />

09<br />

Markus, 37 & Melanie, 30<br />

Simon, 19<br />

Johanna, 15<br />

Björn, 25<br />

Uns gefällt <strong>de</strong>r Hessentag sehr gut. Weil<br />

wir in Heppenheim wohnen wir kommen<br />

eigentlich je<strong>de</strong>n Tag hierher. Gra<strong>de</strong> für<br />

unsere Tochter ist das Angebot gut<br />

geeignet.<br />

In Darmstadt gibt es eine weltweit<br />

einzigartige Raumfahrt-Bo<strong>de</strong>nkontrolle<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Schwerionenforschung<br />

einen hervorragen<strong>de</strong>n Schwerpunkt.<br />

Diese Stärken muss man för<strong>de</strong>rn, um in<br />

Deutschland <strong>und</strong> unserer Region Angebote<br />

für je<strong>de</strong> Disziplin zu schaffen, auf die man<br />

sich dann konzentrieren kann. Es wäre<br />

fahrlässig, eine Einrichtung zu benennen,<br />

die in allen Bereichen „Elite“ ist. Was wird<br />

dann aus <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren?<br />

Sie waren in <strong>de</strong>n Jahren 1996-1998<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Enquete<br />

Kommission „Zukunft <strong>de</strong>r Medien in<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft - Deutschlands<br />

Weg in die Informationsgesellschaft“.<br />

Zu welchen Ergebnissen sind Sie damals<br />

gekommen <strong>und</strong> welche Fortschritte<br />

hat Deutschland auf <strong>de</strong>m Weg in die<br />

Informationsgesellschaft seither gemacht?<br />

Aufgabe dieser Kommission war es<br />

festzustellen, welche Verän<strong>de</strong>rungen in<br />

<strong>Kultur</strong>, Wirtschaft, Arbeitsleben <strong>und</strong><br />

allen an<strong>de</strong>ren Bereichen durch die neuen<br />

Medien auf das Land zukommen wür<strong>de</strong>n.<br />

Die zweite Frage war, was ein einzelner<br />

Nationalstaat in seinen Grenzen tun kann,<br />

um Chancen zu nutzen <strong>und</strong> Risiken von<br />

seinen Bürgern abzuwen<strong>de</strong>n. Die erste<br />

Erkenntnis war, dass ein einzelner Staat<br />

nur sehr begrenzte Möglichkeiten hat, weil<br />

das Internet nicht hierarchisch organisiert<br />

ist <strong>und</strong> zum zweiten an Lan<strong>de</strong>sgrenzen<br />

nicht Halt macht. Dadurch hat man<br />

Hab bisher nur <strong>de</strong>n Weg von <strong>de</strong>r<br />

Tankstelle bis hierher gesehen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r war<br />

berauschend, da es hier unglaublich voll ist.<br />

Wir laufen jetzt auf die Club Night zu.<br />

keine Kompetenzen dort regulierend<br />

einzugreifen. Man musste lernen, dass <strong>de</strong>r<br />

Staat seine Bürger nicht endgültig schützen<br />

kann. Es muss also die Möglichkeit gesucht<br />

wer<strong>de</strong>n, präventiv tätig zu wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Bürger in seinen Selbstschutzmöglichkeiten<br />

zu stärken. In dieser Diskussion<br />

sind wir in <strong>de</strong>n letzten zehn Jahren ein<br />

ganzes Stück vorangekommen. Durch <strong>de</strong>n<br />

Medienstaatsvertrag <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r haben wir<br />

eine mo<strong>de</strong>rne Rechtssituation geschaffen.<br />

Riesige Möglichkeiten liegen noch im<br />

Bereich <strong>de</strong>r elektronischen Signatur; <strong>de</strong>nken<br />

Sie an Steuererklärungen o<strong>de</strong>r amtlichen<br />

Schriftverkehr, <strong>de</strong>n man vereinfachen<br />

könnte. Dazu müsste die elektronische<br />

Signatur allerdings flächen<strong>de</strong>ckend<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> bisher ist noch keine<br />

Schlüsselanwendung gef<strong>und</strong>en wor<strong>de</strong>n, die<br />

es für <strong>de</strong>n einzelnen bezahlbar macht, an<br />

solchen Verfahren teilzunehmen. Allerdings<br />

ist die Zahl <strong>de</strong>r Nutzer schon über unsere<br />

damaligen Erwartungen gestiegen, die<br />

tatsächliche Entwicklung hat uns an dieser<br />

Stelle überholt.<br />

Was halten Sie von <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach<br />

einem Informationsfreiheitsgesetz für<br />

Deutschland?<br />

Das Informationsfreiheitsgesetz hat zwei<br />

Seiten. Auf <strong>de</strong>r einen Seite ist <strong>de</strong>r Zugang<br />

<strong>de</strong>s Einzelnen zu seinen Daten zu sehen. Es<br />

ist sehr positiv zu wissen, was irgendwo über<br />

sich selbst zu fin<strong>de</strong>n ist. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Den Hessentag fin<strong>de</strong> ich in diesem Jahr<br />

ganz toll. Die Stän<strong>de</strong> gefallen mir sehr,<br />

auch die Karussells, die Stimmung ist gut<br />

<strong>und</strong> die Leute sind nett. Das Wetter ist auch<br />

sehr schön.<br />

Seite stellt sich die Frage: Kann es <strong>de</strong>nn<br />

nicht irgendwann <strong>de</strong>n Wunsch von dritten<br />

nach meinen Daten geben, zum Beispiel <strong>de</strong>n<br />

Wunsch <strong>de</strong>r Lebensversicherung nach für<br />

sie interessanten Daten bei Vertragsschluss,<br />

um die Lebenserwartung besser einschätzen<br />

zu können. Man muss sehr aufpassen,<br />

wem die Informationen über sich selbst<br />

sonst noch zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

dürfen o<strong>de</strong>r sogar müssen. An dieser Stelle<br />

lauern Gefahren <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gesetzgeber muss<br />

aufpassen, wo er die Grenze zieht.<br />

Auf Ihrer Homepage beschreiben Sie,<br />

wie Sie selbst zur Politik gekommen sind.<br />

Warum sollten sich Jugendliche für Politik<br />

interessieren <strong>und</strong> engagieren?<br />

Weil in <strong>de</strong>r Politik ihre Zukunft entschie<strong>de</strong>n<br />

wird! Wenn Jugendliche mitentschei<strong>de</strong>n<br />

wollen, müssen sie sich dort engagieren.<br />

Was wollen Sie jungen Menschen mit auf<br />

<strong>de</strong>n Weg geben?<br />

Junge Menschen sollen sehr genau darauf<br />

achten, was in <strong>de</strong>r Politik geschieht. Wir<br />

haben eine <strong>de</strong>mographische Entwicklung,<br />

die sehr bedrückend ist. Deshalb muss<br />

man sehr genau überlegen, wie man<br />

dauerhafte Strukturen aufbauen kann, die<br />

das Lebensalter von jungen Menschen<br />

umfassen. In <strong>de</strong>r Politik <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

wird <strong>de</strong>rzeit kurzfristig gedacht <strong>und</strong> die<br />

Entscheidungen auch auf kurze Zeit<br />

Bis jetzt ist es hier w<strong>und</strong>erbar. Beson<strong>de</strong>rs<br />

gefällen mir die Bühnen auf <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sausstellung <strong>und</strong> im Starkburg<br />

Stadion <strong>und</strong> vor allem sind die Leute hier<br />

so locker. Ich will auf je<strong>de</strong>n Fall noch<br />

Konzerte besuchen. Aber die Arbeit auf <strong>de</strong>m<br />

Hessentag lässt einem wenig Zeit dazu.<br />

ausgelegt. Ich glaube, dass man bei einigen<br />

Gr<strong>und</strong>entscheidungen schauen muss, wie<br />

sich die Sache in 50 bis 60 Jahren entwickelt<br />

<strong>und</strong> danach überprüfen, ob die Weichen<br />

richtig gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Herr Dr. Meister, wir danken Ihnen für<br />

dieses Gespräch!<br />

zur Person<br />

Dr. Michael Meister wur<strong>de</strong> am 9. Juni<br />

1961 in Lorsch im Kreis Bergstraße<br />

geboren. Nach <strong>de</strong>m Erwerb <strong>de</strong>r<br />

Allgemeinen Hochschulreife<br />

1980 studierete er bis 1986<br />

Mathematik an <strong>de</strong>r TH Darmstadt<br />

<strong>und</strong> promovierte anschließend. Es<br />

folgten <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>wehrdienst <strong>und</strong><br />

eine Anstellung bei <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Raumfahrtbehör<strong>de</strong> in Darmstadt,<br />

bevor er 1994 in <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>estag<br />

gewählt wur<strong>de</strong>. Er ist verheiratet.<br />

Schwerpunkte <strong>de</strong>r politischen Arbeit<br />

auf B<strong>und</strong>esebene <strong>de</strong>rzeit bei Finanz<strong>und</strong><br />

Wirtschafts- sowie Strukturpolitik.<br />

In <strong>de</strong>r CDU ist er nicht nur Mitglied<br />

im Vorstand <strong>und</strong> Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

B<strong>und</strong>esfachausschußes Strukturpolitik,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgruppe Finanzen <strong>de</strong>r CDU/CSU<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktion.<br />

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Informations-Technologie für Menschen<br />

Unsere Stärken:<br />

• Herstellung <strong>und</strong> Projektierung von OEM-Software nach Ihren Wünschen<br />

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• Projektierung <strong>und</strong> Realisation von Wireless-LAN Anwendungen<br />

• Breitband-Internetzugänge über Funk<br />

Bürgernetz: Die Alternative für Orte ohne DSL!<br />

Das Bürgernetz-System von ITfM bietet beson<strong>de</strong>rs in ländlichen Gegen<strong>de</strong>n eine<br />

Alternative zur herkömmlichen Internet-Zugängen.<br />

ITfM unterstützt die politikorange auf <strong>de</strong>m Hessentag<br />

ITfM GmbH<br />

Postfach 1170<br />

34216 Baunatal<br />

www.itfm.<strong>de</strong> - info@itfm.<strong>de</strong><br />

Telefon: (05664) 9322 51<br />

Fax: (05664) 9323 25


10 fallobst<br />

politik orange<br />

Götzi - Gipfeltreffen <strong>de</strong>r Giganten<br />

Steht das Multitalent Götz Alsmann, bekannt aus „Zimmer Frei“ auf Frauen ab 65 , ist er ein Nylonfetischist<br />

o<strong>de</strong>r ist er doch einfach nur eine Elvis-Reinkarnation? Von Janina Sal<strong>de</strong>n<br />

fruchtfleisch<br />

Dennis, 25 & Gunter, 40<br />

Mein Lieblingsentertainer im <strong>de</strong>utschen<br />

Fernsehen, allerdings eher in Richtung<br />

Comedy. Die Starguest sind allerdings<br />

nicht so unsere Welt. Die Kessler<br />

Zwillinge waren in <strong>de</strong>n sechziger Jahren<br />

mal riesengroße Stars; jetzt ist das<br />

ganze so ein bisschen in <strong>de</strong>r Dunkelheit<br />

verschwommen.<br />

Mathias, 26<br />

Wir sin seit zwo Minute da, da is Paus.<br />

Wer spielt <strong>de</strong>nn überhaupt? – Bis<br />

jetzt gefällt mir <strong>de</strong>r Hessentag ganz<br />

gut; haben eigentlich alles gesehen.<br />

Die Highlights waren Currywurst <strong>und</strong><br />

Livemusik.<br />

Die Ankündigung von Alsmann <strong>und</strong><br />

seiner Band versprach eine musikalische<br />

Revue. Kein Gipfeltreffen von Götz`<br />

Entertainerqualitäten, keine Bil<strong>de</strong>rrätsel<br />

o<strong>de</strong>r intime Gespräche mit Gästen <strong>de</strong>r<br />

aktuellen <strong>de</strong>utschen Popularität, wie sie in<br />

<strong>de</strong>r Sendung „Zimmer frei“ stets zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Nein, diesmal spielten Bongos, ein Bass, eine<br />

Trompete <strong>und</strong> ein Klavier die Hauptrollen.<br />

Musikalisch sollte es also wer<strong>de</strong>n; naja, <strong>und</strong><br />

eine Revue war es im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />

auch, ergänzt man jedoch besser, um <strong>de</strong>r<br />

Wahrheit treu zu bleiben, ein Adjektiv: eine<br />

verjährte Revue.<br />

Eine Hand voll alter Hasen <strong>de</strong>r<br />

Schlagerszene, die unter <strong>de</strong>r Führung<br />

von Götz Alsmann vereint noch einmal<br />

ihre einstigen Nr.1-Hits zum Besten<br />

gaben, besetzten die Nebenrollen <strong>de</strong>r<br />

Veranstaltung. Einen aktuellen Touch<br />

erhielt die Präsentation durch einen<br />

jazzigen <strong>und</strong> rockigen Hintergr<strong>und</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Rhythmus <strong>de</strong>r Sechziger ersetzte. Und um<br />

sich <strong>de</strong>r Gegenwart noch ein bisschen mehr<br />

anzunähern versuchte man es mit Englisch;<br />

die Sprache, die nach Meinung Chris<br />

Howlands von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn erf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Amerikanern ruiniert wur<strong>de</strong>.<br />

Man w<strong>und</strong>erte sich.<br />

Und obwohl Greetje Kauffeld <strong>und</strong> Bibi<br />

Johns we<strong>de</strong>r durch Fre<strong>und</strong>schaft, noch<br />

durch eine gemeinsame Vergangenheit<br />

miteinan<strong>de</strong>r verb<strong>und</strong>en sind, sangen sie im<br />

Duett von geschwätzigen Frauen; von Girl<br />

Talk.<br />

Obwohl Ludwig Erhardt 1952 Chris<br />

Howland geraten hatte, nie wie<strong>de</strong>r auf<br />

einer Bühne zu singen, erzählte er auf <strong>de</strong>m<br />

Hessentag in seinen Lie<strong>de</strong>r von Paris, von<br />

Berlin <strong>und</strong> seinem kleinen Mädchen.<br />

Obwohl ein Kessler Zwilling <strong>de</strong>n ersten<br />

Kuss vom Fre<strong>und</strong> ihrer Schwester<br />

bekommen hat, sangen sie Hand in Hand<br />

<strong>und</strong> trennten sich zwischendurch nur für<br />

einzelne Ballettsequenzen, bei <strong>de</strong>nen man<br />

ihnen ihr Alter fast, aber lei<strong>de</strong>r nur fast<br />

nicht anmerkte.<br />

Obwohl es überhaupt nicht ins Konzept<br />

passte, wur<strong>de</strong> auch noch eine weitere<br />

Epoche <strong>de</strong>r Musikgeschichte in die<br />

Ansammlung von Urgestein aufgenommen,<br />

als aus Bibi Kauffelds M<strong>und</strong> Mecky Messers<br />

Lied aus <strong>de</strong>r Dreigroschenoper erklang.<br />

Und obwohl mit einer solchen Vorstellung<br />

keiner gerechnet hatte, waren am Schluss<br />

fast alle Musikgeschmäcker befriedigt.<br />

Doch ein Loch blieb. Denn Mr. Comedy<br />

>> Götz live:<br />

Am Klavier spielte er so schnell, wie<br />

er sonst spricht <strong>und</strong> sprach nur so<br />

viel, wie er sonst schweigt.<br />

persönlich alias Götz Alsmann, <strong>de</strong>r war<br />

nicht on Stage; nur sein Double, Götz-the-<br />

Singer-Alsmann versuchte zu retten, was<br />

nicht mehr zu retten war: die Karrieren<br />

schon lange vergessener Sternchen.<br />

Jens, 26 & Ralf, 26<br />

Götz Alsmanns Show ist sehr witzig <strong>und</strong><br />

auch gut gemacht. Wir waren etwas<br />

überrascht von <strong>de</strong>n Stargästen; dass<br />

man die Kessler Zwillinge aber noch<br />

einmal live sehen kann ist auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall ein Erlebnis.<br />

politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst<br />

mitmachen@politikorange.<strong>de</strong><br />

Die Politiktage <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esregierung im März 2002<br />

wer<strong>de</strong>n niemals in Vergessenheit geraten. Weil sie<br />

so super organisiert waren? Das nicht, aber weil 20<br />

junge Medienmacher aus ganz Deutschland aus <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>e, einer begleiten<strong>de</strong>n Zeitung zur Veranstaltung,<br />

eine eigene, jugendliche Beteiligungsbewegung<br />

ins Leben riefen. politikorange - von Jugendlichen<br />

für Jugendliche, politikorange - ein Netzwerk<br />

zur Demokratieoffensive mit <strong>de</strong>n Schlagworten<br />

informieren, motivieren <strong>und</strong> aktivieren.<br />

> Wer ist politikorange?<br />

Du bist politikorange! Du <strong>und</strong> viele an<strong>de</strong>re<br />

engagierte junge Menschen, die an Medien machen<br />

<strong>und</strong> mitbestimmen interessiert sind. Bisher sind<br />

die Jugendpresse Deutschland, die Servicestelle<br />

Jugendbeteiligung, das Hausaufgabenheft „Häfft“,<br />

die Kin<strong>de</strong>rRÄchTsZänker <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esschülerInnen<br />

vertretung dabei. Aber schon viele an<strong>de</strong>re Initiativen<br />

<strong>und</strong> Verbän<strong>de</strong> haben Interesse bek<strong>und</strong>et, sich in <strong>de</strong>n<br />

Dienst <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e von politikorange zu stellen. Und<br />

wenn du mitmachen willst, egal ob als Einzelperson<br />

o<strong>de</strong>r als Initiative, bist du herzlich willkommen.<br />

> Was ist politikorange?<br />

> politikorange.<strong>de</strong> - ist die Plattform für<br />

politikinteressierte, junge Menschen mit Datenbanken<br />

mit interessanten Projekten <strong>und</strong> Organisationen,<br />

Hilfen bei <strong>de</strong>r Projektorganisation, Diskussionsforen<br />

zu verschie<strong>de</strong>nen Themen.<br />

> politikorange gibt es auch als Magazinbeilage<br />

in <strong>de</strong>r Berliner Tageszeitung „taz“ - mit Artikeln aus<br />

Politik, Lifestyle, Szene, Medien <strong>und</strong> vielen wichtigen<br />

Infos zu Beteiligungsmöglichkeiten. Ihr seid dabei:<br />

Als Redakteure, Layouter o<strong>de</strong>r Fotografen.<br />

> politikorange - die Zeitung. Bei Veranstaltungen<br />

entsteht innerhalb weniger Tage eine Zeitung,<br />

die die Veranstaltung kommentiert <strong>und</strong> begleitet.<br />

Noch vor Ort erhalten die Teilnehmer die fertige<br />

Zeitung. So zum Beispiel haltet ihr gera<strong>de</strong> die<br />

Zeitung zum Hessentag 2004 in Hän<strong>de</strong>n. Unter<br />

www.politikorange.<strong>de</strong> <strong>und</strong> „Veranstaltungen“ erfahrt<br />

ihr, wo die nächste politikorange gemacht wird. Dort<br />

könnt ihr euch auch als Redakteure o<strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

anmel<strong>de</strong>n.<br />

> politikorange - die Veranstaltungen.<br />

Veranstaltungen, die von Jugendlichen selbst<br />

organisiert <strong>und</strong> konzipiert sind, sollen nicht länger<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r stattfin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn in einen<br />

Zusammenhang gestellt wer<strong>de</strong>n. politikorange hat<br />

einen politischen Anspruch, will Jugendlichen die<br />

Möglichkeit geben, sich eine Meinung zu bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

diese natürlich frei zu äußern.<br />

Wenn du diese I<strong>de</strong>en spannend fin<strong>de</strong>st <strong>und</strong> Lust<br />

hast, dich mit einzuklinken, mel<strong>de</strong> dich einfach bei<br />

mitmachen@politikorange.<strong>de</strong>. Ums mitmachen<br />

geht‘s. Alle I<strong>de</strong>en sind willkommen. Bis bald.<br />

Euer politkorange-Netzwerk<br />

impressum<br />

Die Zeitung zum Hessentag ist ein Projekt <strong>de</strong>s<br />

b<strong>und</strong>esweiten Netzwerkes „politikorange“. Die<br />

namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln<br />

nicht unbedingt die Meinung <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />

Die Verantwortung für die Anzeigen obliegt unseren<br />

Anzeigenpartnern <strong>und</strong> spiegelt nicht die politische<br />

Meinung <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Redaktion:<br />

poitikorange - Netzwerk Demokratieoffensive<br />

c/o Hessische Jugendpresse (HJP) e.V., Mittlerer<br />

Hasenpfad 15, 60598 Frankfurt<br />

www.politikorange.<strong>de</strong>, mitmachen@politikorange.<strong>de</strong><br />

Chefredaktion (V.i.S.d.P):<br />

Janina Sal<strong>de</strong>n & Daniel Protzmann<br />

Redaktion:<br />

Joel Cohen (Frankfurt), Marlene Küster (Hörstel),<br />

Michael Müller (Altmorschen), Antonia Otto (Bad<br />

Homburg), Astrid Poensgen (Offenbach), Daniel<br />

Protzmann (Großkrotzenburg), Nadia Rosenhauer (Bad<br />

Nauheim), Janina Sal<strong>de</strong>n (Kassel), Matthias Zagermann<br />

(Mag<strong>de</strong>burg)<br />

Layout: Daniel Protzmann<br />

Druck: Caro-Druck GmbH<br />

Auflage: 10.000 Exemplare<br />

Wir bedanken uns herzlich beim „Haus am Maiberg“,<br />

Heppenheim <strong>und</strong> „Radio Stark“, Heppenheim


Zeitung zum Hessentag 2004<br />

18. bis 27. Juni 2004, Heppenheim<br />

Was geht ab?<br />

vorgeschmack<br />

11<br />

Damit Ihr wisst, was Ihr während <strong>de</strong>s zweiten Hessentagswochenen<strong>de</strong>s keinesfalls verpassen dürft, fin<strong>de</strong>t Ihr<br />

hier <strong>de</strong>n ultimativen „Festivalgui<strong>de</strong>“. Von Janina Sal<strong>de</strong>n<br />

Dick Brave and the Backbeats<br />

- Die Geschichte einer unglaublichen<br />

<strong>und</strong> unglaubwürdigen Karriere<br />

Wie aus <strong>de</strong>m Nichts erschien Dick Brave<br />

plötzlich am Star-Himmel; als Rock´n Roll<br />

Meteorit schlug er ein; mit <strong>de</strong>n Backbeats<br />

im Petto. Über <strong>de</strong>n Weg dorthin bestehen<br />

Gerüchte, <strong>de</strong>nen man Glauben schenken<br />

kann, o<strong>de</strong>r eben nicht:<br />

Dick Brave wur<strong>de</strong> 1972 in Vancouver/<br />

Kanada geboren, wuchs vaterlos auf <strong>und</strong><br />

ist auf Gr<strong>und</strong> von einigen traumatischen<br />

Erfahrungen davon überzeugt, dass sein<br />

Vater ein bekannter Rock´n Roll Star ist.<br />

Die wahre I<strong>de</strong>ntität seines wahren<br />

Vaters konnte jedoch bis heute<br />

nicht aufgeklärt wer<strong>de</strong>n. Bekannt<br />

dagegen ist die Geschichte <strong>de</strong>r<br />

Entstehung seines Künstlernamens.<br />

Als 16-jähriger klaut er mit ein paar<br />

Kumpels ein Motorrad <strong>und</strong> brettert<br />

damit über <strong>de</strong>n zugefrorenen Lost<br />

Lagoon. Diese Hel<strong>de</strong>ntat bringt<br />

ihm bei seinen Fre<strong>und</strong>en <strong>de</strong>n<br />

Spitznamen Dick Brave ein <strong>und</strong><br />

eine saftige Jugendstrafe. Dem<br />

Rock´n Roll verschreibt er sich<br />

schon seit <strong>de</strong>r High School <strong>und</strong><br />

unternimmt erste Gehversuche in<br />

<strong>de</strong>n Clubs <strong>de</strong>r kanadischen Provinz - Dick<br />

Brave legt los mit seinen Backbeats. Heute<br />

ist die Musik <strong>de</strong>r Platte „Dick this“ in aller<br />

Ohren.<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl seiner Titel reiht sich<br />

Dick selbstbewusst in die Liga <strong>de</strong>r Never-<br />

Become-Unpopular ein. Und so liest sich die<br />

Liste <strong>de</strong>r Songs wie ein Best-Of-Everything,<br />

quer durch alle Jahrzehnte:<br />

Aus <strong>de</strong>n 50ern stammen Eddie Cochran´s<br />

Twenty Flight Rock <strong>und</strong> Slippin´ `N` `Slidin`<br />

von Little Richard. Die 80er wer<strong>de</strong>n durch<br />

Michael Jackson´s „Black or White“ <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r ersten Singleauskopplung Aerosmith´<br />

Kultsong „Walk this way“ revitalisiert <strong>und</strong><br />

wenn <strong>de</strong>r 90er Hit „Give it away“ von <strong>de</strong>n<br />

Red Hot Chilli Peppers aus <strong>de</strong>n Boxen<br />

dröhnt, wird einem endgültig bewusst,<br />

welchem simplen persönlichen Geschmack<br />

Dick Brave mit seiner Auswahl gefolgt ist:<br />

Einfach von allem nur das Beste!<br />

Und das präsentiert er auch am Hessentag<br />

frei nach <strong>de</strong>m Motto „Die Vergangenheit ist<br />

allgegenwärtig“; die Backbeats schwingen<br />

die Hüften, ihre Instrumente <strong>und</strong> ihre<br />

Elvislocken, liefern eine gigantische<br />

Bühnenshow <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r<br />

bestätigt durch die Begeisterung ihrer<br />

Fans, die sich in allen Generationen wie<strong>de</strong>r<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

Wir Sind<br />

Hel<strong>de</strong>n<br />

-Provokation, die<br />

ihre Bestätigung<br />

fin<strong>de</strong>t<br />

Die Hel<strong>de</strong>n (Selbstsicherheit<br />

kommt immer<br />

gut) bezeichnen<br />

ihre Musik als<br />

„Synthie-Punk-Pop“.<br />

Außenstehen<strong>de</strong><br />

wür<strong>de</strong>n sie vielleicht<br />

eher die neue „Neue<br />

<strong>de</strong>utsche Welle“<br />

nennen. Denn<br />

ihre Mischung<br />

aus unkomplizierten, <strong>de</strong>n Fans aus <strong>de</strong>r<br />

Seele sprechen<strong>de</strong>n, manchmal auch<br />

gefühlvollen, gera<strong>de</strong>aus gespielten Lie<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n von überlegten Lyrics <strong>und</strong><br />

wohlklingen<strong>de</strong> Melodien (man könnte sie<br />

fast als Ohrwürmer bezeichnen) w<strong>und</strong>erbar<br />

ergänzt. Einen großen Hit lan<strong>de</strong>ten die<br />

Berliner mit <strong>de</strong>m Vorschlaghammer, doch<br />

spätestens seit sie ihr Leben zurückfor<strong>de</strong>rn<br />

( Guten Tag ) <strong>und</strong> daran glauben, dass „die<br />

Zeit alle W<strong>und</strong>en heilt“, haben sowohl <strong>de</strong>r<br />

attraktive Blickfang Judith Holofernes,<br />

wie auch Jean-Michel Tourette, Pola Roy<br />

<strong>und</strong> Mark Tassavol ihre Hel<strong>de</strong>nhaftigkeit<br />

bewiesen. Und sie wer<strong>de</strong>n es wie<strong>de</strong>r tun;<br />

zusammen mit Sascha, äh Dick Brave <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>n Backbeats am Samstag in Heppenheim.<br />

H-Blockx<br />

-Die Festivalhopper<br />

Sie haben mit ihrem Ruf als bester <strong>de</strong>utscher<br />

Live-Act <strong>und</strong> als progressive Rockband<br />

mehr Ansehen <strong>und</strong> Erfolg, als man<br />

vermuten mag. Ihr Rezept ist eine Mischung<br />

aus Punk, Grunge,<br />

Rap, Hardcore <strong>und</strong><br />

Crossover. Im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Zeit machten Henning<br />

Wehland, Stefan Hinz,<br />

Tim Tenambergen,<br />

Martin Kessler aus<br />

beliebigem Crossover<br />

innovativen Rock.<br />

Mit eine So<strong>und</strong>track<br />

zu „Bang Boom<br />

Bang- Ein todsicheres<br />

Ding“ sangen sich die<br />

Blockx zwar nicht in<br />

die Herzen, aber in die<br />

Musikseelen <strong>de</strong>r Fans.<br />

Und dass sie mittlerweile<br />

mit Eminem, Ice-T <strong>und</strong><br />

Blink 182 on stage<br />

waren, verspricht viel<br />

für die Zukunft <strong>und</strong> vor<br />

allem für ihr Konzert<br />

auf <strong>de</strong>m Hessentag.<br />

Ba<strong>de</strong>salz<br />

- gol<strong>de</strong>ne Zeiten<br />

„Wir tanzten kurz nach <strong>de</strong>m Krieg im<br />

russischen Staatsballett, wo wir uns auch<br />

kennengelernt haben,“ erzählten sie einst<br />

einem Journalisten. O<strong>de</strong>r: „Wir trafen<br />

uns bei einer Brauereipfer<strong>de</strong>-Auktion im<br />

holländischen Heiloo, wo wir bei<strong>de</strong> dasselbe<br />

Pferd ersteigern wollten...“.<br />

Stimmt natürlich nicht; dafür spiegeln diese<br />

Aussagen jedoch sehr genau wie<strong>de</strong>r, was<br />

das hessische<br />

Duo „Ba<strong>de</strong>salz“<br />

bestehend<br />

aus Hendrik<br />

Nachtsheim <strong>und</strong><br />

Gerd Knebel<br />

darstellen:<br />

Comedy!<br />

Anfang <strong>de</strong>r 90er<br />

fingen sie an zu<br />

singen, zu touren,<br />

im Fernsehn<br />

aufzutreten<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n<br />

dafür belohnt:<br />

nicht nur mit <strong>de</strong>m<br />

Applaus <strong>de</strong>r immer größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Fangemein<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch mit Gold, ihre<br />

Platten verkauften sich wie seiner Zeit das<br />

Tamagotschi-Ei.<br />

Sie prägten die Branche <strong>de</strong>r Entertainer<br />

nicht nur maßgeblich; nein sie sorgten<br />

dafür, das Comedy einen unglaublichen<br />

Aufschwung erhalten hat <strong>und</strong> diese Position<br />

immer noch beibehält.<br />

Zweimal stellen sie ihre Fähigkeiten am<br />

Hessentag unter Beweis. Fast ausverkaufte<br />

Hallen auf <strong>de</strong>m Hessentag beweisen,<br />

dass eine unglaublich abwechslungsreiche<br />

Life-Performance ihrer Comedy, nur<br />

unterbrochen durch eigene musikalische<br />

Beiträge, mehr als nur Unterhaltung sind.<br />

Mia<br />

- da schei<strong>de</strong>n sich die Götter<br />

Mit ihrem ersten Album behaupten Sängerin<br />

Mieze <strong>und</strong> ihre Band bestehend aus Andi,<br />

Ingo, Robert <strong>und</strong> Gunnar, ihre Musik sei<br />

„Hieb <strong>und</strong> Stichfest“.<br />

Seit 1997 versuchen die Berliner in <strong>de</strong>r<br />

Popwelt Fuß zu fassen, ab 2002 auch<br />

mit Erfolg. Ihre Befürworter loben ihre<br />

Life-Performance <strong>und</strong> die NDW mit<br />

elektronischen Highlights. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite stehen jedoch die Kritiker, <strong>und</strong> das<br />

sind nicht wenig: Gefiepse, unsinnige<br />

Text, bo<strong>de</strong>nlose Selbstüberschätzung <strong>und</strong><br />

eine hysterische Zicke zu Werbezwecken.<br />

Die junge Fangeneration hingegen<br />

attestierten <strong>de</strong>n Electro-Punks jedoch eine<br />

Wie<strong>de</strong>rbelebung von Direktheit, Offen<strong>und</strong><br />

Ehrlichkeit. Überzeugt euch selbst in<br />

Heppenheim!<br />

>> <strong>de</strong>s Rätsels Lösung:<br />

Dick Brave and the Backbeats<br />

(oben links), Ba<strong>de</strong>salz (oben rechts),<br />

Wir sind Hel<strong>de</strong>n (Mitte links), Mia<br />

(Mitte rechts) <strong>und</strong> H-Blockx (unten)


12 geschält<br />

politik orange<br />

Orangen - haut - ab!<br />

Ein zweizeiliger Vorspann kann überhaupt nicht erfassen, was im darunter befindlichen Text zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />

Deswegen lasst <strong>de</strong>n Vorspann Vorspann sein, aber lies weiter! Von Antonia Otto <strong>und</strong> Joel Cohen<br />

Eine Gruppe junger, saftiger <strong>und</strong><br />

übermütiger Früchtchen zog aus, die weite<br />

Welt zu erobern. Auf ihrem Weg durch<br />

die Republik kamen sie im weltbekannten<br />

Heppenheim vorbei. “Hier ist ja ne<br />

Menge los!“, sagte Ora, die Orange. Und<br />

tatsächlich, es wimmelte um sie herum nur<br />

so von Menschen, die alle wissensdurstig<br />

von Veranstaltung zu Veranstaltung<br />

hasteten. Plötzlich spürte sie <strong>de</strong>n harten<br />

Tritt eines profilverstärkten Schuhs, <strong>de</strong>r sie<br />

bis ins Mark erschütterte. Sie wusste nicht<br />

wie, geschweige <strong>de</strong>nn wohin, aber sie flog.<br />

Wür<strong>de</strong> sie ihre artverwandten Zitrusfrüchte<br />

je wie<strong>de</strong>r sehen? Unwahrscheinlich!<br />

Alleine lag sie<br />

nun neben <strong>de</strong>m<br />

Bordsteinrand<br />

<strong>und</strong> ihre traurige<br />

Zukunft in <strong>de</strong>r<br />

Mülltonne war<br />

so gut wie sicher.<br />

Nichts diesem<br />

schmerzhaften<br />

Verlust zum Trotz,<br />

ging das Leben<br />

für die restlichen<br />

Orangen weiter.<br />

Es muss hier<br />

erwähnt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Orangen<br />

alles an<strong>de</strong>re als<br />

sozial eingestellte<br />

Artgenossen sind. Die kleine Gruppe<br />

bewegte sich in geschlossener Formation<br />

weiter <strong>und</strong> kam an einem Caipirinha-Stand<br />

vorbei. Ihnen kam das Grauen. Wie konnten<br />

sie <strong>de</strong>n Massenexodus <strong>de</strong>r hilfebedürftigen<br />

Limetten stoppen? Da blieb nur eins:<br />

die öffentliche Demonstration gegen die<br />

weitere (Er-) Pressung von Limetten als<br />

Genussmittel <strong>de</strong>r Menschheit. Lei<strong>de</strong>r<br />

hatte <strong>de</strong>r Orangenverband einen herben<br />

Verlust zu verzeichnen. Es traf die mutigste<br />

unter ihnen- Orc, die Kämpfernatur.<br />

Der Barkeeper machte kurzen Prozess<br />

<strong>und</strong> achtelte sie brutal mit einem Saft<br />

verschmierten Messer. Sie verlor die<br />

Besinnung <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> in Alkohol ertränkt.<br />

Für <strong>de</strong>n Rest ging es gna<strong>de</strong>nlos weiter…<br />

Die Gruppe hatte genug<br />

von Kampf <strong>und</strong> Tod.<br />

Schließlich waren sie alle<br />

gekommen, um auch<br />

etwas zu lernen. Was war<br />

nahe liegen<strong>de</strong>r, als zum<br />

Stand <strong>de</strong>s „Haus am<br />

Maiberg“ zu gehen! Dort<br />

informierten sie sich<br />

über die Möglichleiten<br />

eines internationalen<br />

Erfahrungsaustausches.<br />

Doch zu viel <strong>de</strong>r<br />

Wissensbegier<strong>de</strong> strafte<br />

Ord, die Streberin <strong>de</strong>r<br />

Gruppe, mit <strong>de</strong>m<br />

Bildungstod.<br />

Nach <strong>de</strong>n<br />

aufregen<strong>de</strong>n<br />

St<strong>und</strong>en suchten<br />

sie nun Schutz bei<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>eswehr.<br />

Unterstützt durch<br />

die anfeuern<strong>de</strong>n<br />

Zurufe ihrer<br />

Kamera<strong>de</strong>n<br />

entschied sich Ore<br />

für <strong>de</strong>n langen<br />

<strong>und</strong> steinigen Weg<br />

zum „Gläsernen<br />

Studio“. Dort angekommen bekam sie<br />

das verlocken<strong>de</strong> Angebot als Mo<strong>de</strong>ratorin<br />

zu arbeiten. Sie nahm an. Schließlich<br />

bewähren.<br />

Es kam, wie es in je<strong>de</strong>r guten Geschichte<br />

kommen musste.<br />

Eine dramatisch,<br />

verheren<strong>de</strong><br />

Liebesgeschichte<br />

bahnte sich an. Als<br />

die Orangenfraktion<br />

auf ihrem Weg<br />

durch Heppenheim<br />

weiterrollte,<br />

kamen sie an einer<br />

Wurstbu<strong>de</strong> vorbei.<br />

Die Currywurst hatte<br />

es <strong>de</strong>r durch Scham<br />

geröteten Orange stark<br />

angetan. Ihr Zuckergehalt<br />

stieg ins Unermessliche,<br />

<strong>de</strong>r pH-Wert nahm<br />

beträchtlich<br />

zu. Es war<br />

um sie<br />

geschehen.<br />

S i e<br />

entschied<br />

sich für die<br />

Liierung<br />

mit einer, wie sich jedoch<br />

erst später herausstellte, halb<br />

verbrannten Currywurst, was<br />

ihr Leben gr<strong>und</strong>legend än<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong><br />

- <strong>de</strong>nn wie kann die Zukunft solch einer<br />

Liebe langfristig Früchte tragen?! Der Tag<br />

neigte sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> zu. Die Besucher<br />

<strong>de</strong>s Hessentags verzogen sich von <strong>de</strong>n<br />

Straßen, tauchten ab in eine an<strong>de</strong>re Welt<br />

von Musik, Tanz <strong>und</strong> Partylaune. Es<br />

herrschte eine ausgelassene Stimmung. Die<br />

Orangen fielen gar nicht weiter auf <strong>und</strong> so<br />

gelang es ihnen auch sich geschickt an <strong>de</strong>r<br />

Security vorbeizuquetschen. Sie kullerten<br />

vor bis in die erste Reihe <strong>und</strong> lagen nun<br />

im Pressegraben, wo sie „Fettes Brot“<br />

live zur Schale bekamen. Sie schmissen<br />

vor Begeisterung ihre letzten Blätter auf<br />

die Bühne <strong>und</strong> waren gar nicht mehr zu<br />

bändigen.<br />

Die Poren voller guter Musik <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r<br />

auf ihrem Zug durch die Straßen spürten sie<br />

das plötzliche Verlangen nach einem kühlen<br />

Bad. Gut zu wissen, dass <strong>de</strong>r DLRG-Stand<br />

sein Schwimmbecken nur tagsüber bewachte<br />

<strong>und</strong> sie also ungebremst ins Wasser rollen<br />

konnten. Nach dieser Erfrischung war<br />

dieser erlebnisreiche Tag nur noch schwer<br />

zu übertreffen. Und da „frucht“ aufhören<br />

soll, wenn es am Schönsten ist, machten<br />

sie sich auf <strong>de</strong>n Rückweg zum Obststand,<br />

zogen ihre Schalen aus <strong>und</strong> stiegen reich an<br />

Erfahrung wie<strong>de</strong>r zurück in die Kiste.<br />

konnte sie damit <strong>de</strong>n Aufstieg<br />

<strong>de</strong>r Orangen in eine höhere<br />

Berufsschicht sichern <strong>und</strong> hatte<br />

damit außer<strong>de</strong>m die Chance<br />

erhalten sich in <strong>de</strong>m weltweit<br />

zu empfangen<strong>de</strong>n Radio zu

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