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Projektarbeit SPZ Thorsten Müller für Aktionbildung

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Qualifizierung: „Geprüfte Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung<br />

in WfbM“ 2006-2008<br />

Schwerpunkt:<br />

Arbeit mit Menschen, die von psychischer Störung betroffen sind<br />

durchgeführt von der<br />

Bundesfachakademie/ GFO Nord in Münster<br />

Praxisbezogene <strong>Projektarbeit</strong><br />

Aufgabe:<br />

„Darstellung und Reflexion des in der Werkstatt <strong>für</strong> psychisch<br />

behinderte Menschen durchgeführten Praxisprojektes unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Handlungsbereiche (s.<br />

Prüfungsverordnung)“<br />

Titel des Praxisprojektes:<br />

- Der andere Blickwinkel -<br />

Persönlichkeitsförderung durch den Einsatz neuer Medien,<br />

im Rahmen einer Arbeitsbegleitenden Maßnahme,<br />

durchgeführt im Berufsbildungsbereich der Langenhorster<br />

Werkstätten gGmbH<br />

vorgelegt von:<br />

<strong>Thorsten</strong> <strong>Müller</strong><br />

Gruppenleiter im Berufsbildungsbereich (Schwerpunkt Metall) der Langenhorster<br />

Werkstätten gGmbH<br />

Laer, 12.08.2008<br />

Seite 1 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


Inhalt Seite 1<br />

1. Einleitung – Was erwartet sie- Seite 2<br />

2. Kurzvorstellung der Einrichtung und des eigenen Seite 2<br />

Tätigkeitsbereiches<br />

3. Vorstellung des Gesamtprojektes Seite 3<br />

3.1 Die Projektidee und die Zielsetzungen Seite 3<br />

3.2 Rechtliche Grundlagen Seite 5<br />

3.3 Auswahl der Teilnehmer Seite 5<br />

3.4 Kurzvorstellung der Teilnehmer Seite 6<br />

3.5 Weitere Kooperationen Seite 7<br />

3.6 Finanzierung Seite 7<br />

3.7 Die Technik Seite 7<br />

4. Durchführung des Kernprojektes Seite 8<br />

4.1 Übersicht der Einheiten Seite 8<br />

4.2 Der Ablauf Seite 8<br />

4.3 Schwierige Situationen Seite 9<br />

4.4 Projektabschluss - Projektergebnis Seite 10<br />

5. Reflexion in Bezug auf die Inhalte der Seite 10<br />

Handlungsbereiche<br />

6. Auswertung des Projektes Seite 11<br />

6.1 Meine Rolle Seite 12<br />

7. Fazit Seite 13<br />

Danksagung<br />

Anhang<br />

Beobachtungsbogen<br />

Eingliederungsplan Beispiel anhand eines<br />

Verlauf der Berufsbildungsmaßnahme Projekteilnehmers<br />

Projekt - Auswertungsbogen<br />

Powerpointpräsentation<br />

Auszüge des Schulungsmaterials – Fotokurs<br />

Literatur und Quellennachweis<br />

Fotofreigabe und Einverständniserklärung<br />

Versicherung, dass diese Arbeit selbständig erstellt wurde<br />

Seite 2 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


1. Was erwartet sie?<br />

In diesem Praxisprojekt ging es mir darum, das Medium des Bildes und die damit<br />

verbundenen, vielseitigen Möglichkeiten aktiv einzusetzen. Dabei stand die<br />

Förderung psychisch erkrankter Menschen im Laufe der beruflichen Bildung durch<br />

angemessene persönlichkeitsfördernde Maßnahmen mit dem Ziel, sie in das<br />

Arbeitsleben einzugliedern und dabei ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln im<br />

Vordergrund. Das Projekt ist im Berufsbildungsbereich angesiedelt und wurde als<br />

arbeitsbegleitende Maßnahme unter individueller Berücksichtigung hausinterner<br />

Förderinstrumentarien (siehe Anhang) durchgeführt.<br />

Ich möchte sie mit den Worten eines Teilnehmers willkommen heißen:<br />

„Mit dir ist immer Abenteuer!“<br />

Und ich möchte sie einladen, durch diese schriftliche Ausarbeitung an unserer Arbeit,<br />

unseren Erfahrungen, unseren Erkenntnissen und unseren Erlebnissen teilzuhaben.<br />

2. Kurzvorstellung der Einrichtung und des eigenen Tätigkeitsbereiches<br />

Caritaswerkstätten Langenhorst – Tectum gGmbH – Caritasdekanat Steinfurt<br />

Die Einrichtung verfügt über drei Schwerpunkte an vier Standorten.<br />

• Das Hauptwerk in Ochtrup (Regelwerkstattbereich)<br />

• Das Zweigwerk in Steinfurt (Schwerpunkt gehörlose Menschen)<br />

• Die Abteilungen Protec I und Protec II (Schwerpunkt psychisch erkrankte<br />

Menschen)<br />

Ich bin als Gruppenleiter im Berufsbildungsbereich (Schwerpunkt Metallverarbeitung)<br />

bei der Abteilung Protec I beschäftigt. Protec gliedert sich auf in sechs Gruppen die<br />

dem Arbeitsbereich zugeordnet sind, einen externen Berufsbildungsbereich mit fünf<br />

Gruppen (Schwerpunkte: Metall, Holz, 2x Kreativ, Textil) und eine Gruppe als<br />

integrierter Berufsbildungsbereich (eingebunden in den Produktionsbereich bei<br />

Protec II).<br />

Wir arbeiten in einem Multiprofessionellen Team (FAB, Fachkrankenschwester<br />

Psychiatrie, Ergotherapeuten, Dipl. Psychologen, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten,<br />

Fachkraft zur Integration auf den „Allgemeinen Arbeitsmarkt“ / Außenarbeitsplätze)<br />

und benutzen zur Berufsförderung, Diagnostik, Förderung und Beobachtung ein<br />

hausintern entwickeltes Förderinstrumentarium. Einmal wöchentlich finden<br />

Teamsitzungen des Gesamtteams und eine gesonderte Sitzung des BBB – Teams in<br />

Begleitung durch den sozialen Dienst statt.<br />

Seite 3 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


3. Vorstellung des Gesamtprojektes<br />

3.1 Die Projektidee und die Zielsetzungen<br />

Da ich sehr gerne photographiere und ich glaube, dass das „Medium des Bildes“ als<br />

ein geeignetes Mittel zur individuellen Persönlichkeitsförderung eingesetzt werden<br />

kann, entstand die Idee (April 2007), ein neues, zeitgemäßes und bedürfnisangepasstes<br />

arbeitsbegleitendes Angebot <strong>für</strong> (vorerst) vier Personen aus dem<br />

Berufsbildungsbereich anzubieten.<br />

Meine Idee beinhaltet die Durchführung eines Photoprojektes mit folgenden<br />

technischen und kreativen Schwerpunkten:<br />

• Digitale Photographie – Vermittlung von theoretischen Kenntnissen<br />

(Kameraaufbau, Lichtwirkung, Objektive…)<br />

• Bildgestaltungsformen (theoretischer Photokurs - Auszugsweise kopiert,<br />

Internetnutzung)<br />

• Digitale Bildbearbeitung (2 Programme zur Auswahl)<br />

• Digitale Entwicklungsmöglichkeiten (Drucken, übers Internet bestellen)<br />

Der Teilnehmerkreis soll aus psychisch erkrankten Personen bestehen die, unter<br />

Bezugnahme auf die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />

Behinderung und Gesundheit (ICF), Parallelen in den Wechselwirkungen zwischen<br />

den Ebenen der Funktionen, Aktivitäten und der Teilhabe an Lebensbereichen<br />

aufweisen.<br />

z.B.:<br />

Funktionen Aktivitäten Teilhabe an<br />

Lebensbereichen<br />

• Geminderter<br />

Antrieb<br />

• Störung der<br />

emotionalen<br />

Stabilität<br />

• Störungen der<br />

Wahrnehmung<br />

(z.B. Verfolgungswahn)<br />

• Gemindertes<br />

Selbstwertgefühl<br />

• Interessensverlust<br />

• Selbstvertrauen<br />

Psychische Erkrankung/ Behinderung<br />

• Kaum/Keine<br />

Aufnahme und<br />

Pflege sozialer<br />

Kontakte<br />

• Kaum/Keine<br />

Nutzung sozialer<br />

und kultureller<br />

Angebote<br />

• Probleme bei der<br />

Selbstversorgung<br />

• Keine Nutzung<br />

öffentlicher<br />

Verkehrsmittel<br />

Persönliche und umweltbedingte<br />

Kontextfaktoren<br />

Seite 4 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt<br />

• Störung sozialer<br />

Beziehungen auf<br />

vielen unterschiedlichen<br />

Ebenen<br />

• Kaum/Keine<br />

Teilhabe an<br />

Erholung, Hobby<br />

Freizeit, Kultur<br />

• Teilhabe am<br />

wirtschaftlichen<br />

Leben<br />

• Arbeitsplatzverlust


Ich habe diesen Personenkreis ins Auge gefasst, da ich glaube, dass er sich über<br />

das „Medium des Bildes“ besonders gut erreichen und fördern lässt. Ich möchte<br />

aufzeigen, wie und wo die individuelle persönliche Förderung stattfinden kann und<br />

soll.<br />

Das Selbstbild und Selbstvertrauen der Teilnehmer stehen im Mittelpunkt und beides<br />

soll, durch das Erlernen und den Einsatz neuer Fähigkeiten, bewusst gestärkt<br />

werden.<br />

Die entstehenden Bilder sollen öffentlich gezeigt werden und die Teilnehmer sehen<br />

und präsentieren die in der Gruppe entstandenen, eigenen Arbeiten. Es werden alle<br />

sechs Segmentfelder des Schaubildes einbezogen, wobei ich den Schwerpunkt auf<br />

die Reflexionsebene legen möchte, um den Teilnehmern, Wege parallel zum<br />

Arbeitsalltag aufzuzeigen, die eventuell ihre Lebensqualität steigern.<br />

Auf der Handlungsebene werden die Grundarbeitsfähigkeiten gefördert. Die<br />

Teilnehmer sollen z.B. pünktlich erscheinen, sie sollen eigene Absprachen treffen<br />

und einhalten, vorhandene Absprachen und Regeln akzeptieren. Es wird ein<br />

gewisses Maß theoretisches Wissen erarbeitet, wodurch die kognitiven Fähigkeiten<br />

genutzt, gefördert und erhalten werden. Es wird gelesen, kommuniziert und das<br />

Erlesene sollte erfasst und von der Theorie in die Praxis umgesetzt werden. Die<br />

Auseinandersetzung mit den neuen Medien (PC/ EDV/ Internet/ Bildbearbeitung/<br />

Digitalkamera) bildet bei diesem Projekt einen Schwerpunkt und bietet die<br />

Möglichkeit einer berufsspezifischen Weiterqualifizierung.<br />

Im sozio - emotionalen Bereich erleben die Teilnehmer den Umgang mit Freiheit. Sie<br />

entscheiden, was und wie sie etwas photographieren. Sie legen die örtlichen Ziele<br />

fest und müssen dazu in der Kleingruppe kommunizieren. Dies unterstützt das<br />

Erlernen bzw. Wiedererlernen verschiedenster Sozialkompetenzen.<br />

Da der in betracht gezogene Personenkreis starke Rückzugstendenzen (Isolation)<br />

aufweist, ist es vielleicht durch enge Begleitung möglich, bei den geplanten<br />

Außenterminen, die direkte örtliche Umgebung der WfpbM und der Wohnorte der<br />

Teilnehmer zu erkunden und ein Interesse zu wecken, sich auch allein außerhalb der<br />

„eigenen vier Wände“ zu bewegen.<br />

Bei Terminen in der Öffentlichkeit wird es Begegnungen mit anderen Menschen<br />

geben, es werden Gespräche geführt und es entstehen eventuell neue Kontakte,<br />

was sich viele Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung und der damit oft<br />

verbundenen Stigmatisierung leiden, sehr wünschen.<br />

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3.2 Rechtliche Grundlagen<br />

Die Einrichtung kommt mit dieser ABM ihrem, unter anderem im SGB IX, § 136 Abs.1<br />

Nr.2, gesetzlich festgeschriebenem Auftrag der Weiterentwicklung der Persönlichkeit<br />

nach. Es gibt weder im SGB IX noch in der Werkstättenverordnung (WVO §4 Abs. 1<br />

und 4 sowie §5 Abs.3) eine genauere Definition, wie eine angemessene/ geeignete<br />

Maßnahme zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit aussehen muss. Es muss<br />

jedoch stets, unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse, ein enger<br />

Zusammenhang mit auf Arbeit sowie auf Entwicklung und Steigerung der<br />

Arbeitsfähigkeit ausgerichteten Maßnahmen der Werkstatt gegeben sein<br />

(Werkstattempfehlung, 2005, S.39, Kapitel 6). Dieser Zusammenhang ist<br />

gewährleistet, da die „persönlichkeitsfördernden Zielsetzungen“ sich positiv auf den<br />

Werkstattalltag auswirken. Die Teilnehmer „stabilisieren“ sich und nehmen<br />

regelmäßiger an der Berufsbildungsmaßnahme teil. So können Förderziele von<br />

beiden Seiten konstanter verfolgt und umgesetzt werden. Zudem entsteht ein<br />

attraktives und ausbaufähiges Modul/Angebot wobei die Ressourcen der Teilnehmer<br />

bei internen Photoaufträgen effektiv genutzt werden können.<br />

3.3 Auswahl der Teilnehmer<br />

Unter zur Hilfenahme der vorhandenen Akten und der individuellen Förderplanung<br />

(siehe Anhang), habe ich gemeinsam mit meiner Mentorin (SD) und meinen direkten<br />

Kollegen, in mehreren Teamgesprächen, vier Hauptteilnehmer/innen (und zwei<br />

Teilnehmer/innen als eventuellen Ersatz) aus dem BBB ausgewählt. Dabei waren die<br />

oben genannten Hauptauswahlkriterien ausschlaggebend. Da der ausgewählte<br />

Personenkreis, Aufgrund der schwere der psychischen Erkrankung, in der<br />

Kontaktaufnahme sehr gehemmt ist und jeder einzelne starke Rückzugstendenzen<br />

aufzeigt, waren wir bestrebt, eine homogene Gruppe im ähnlichen Altersspektrum zu<br />

bilden, um eventuelle Berührungsängste zu minimieren und die Gruppenarbeit <strong>für</strong> die<br />

Teilnehmer zu erleichtern.<br />

Zwei der ausgewählten Teilnehmer habe ich in einem Einzelgespräch die Teilnahme<br />

an dem Projekt angeboten, mit den anderen beiden Teilnehmern wurde das<br />

Vorgespräch zusammen mit der zuständigen Gruppenleitung geführt, da wir<br />

Bedenken hatten, dass diese Personen sich krankheitsbedingt nicht darauf einlassen<br />

können, wenn ich als „fremde“ Person anfrage. Es wurde in diesen Gesprächen, die<br />

Projektidee erläutert, eine mehrtägige Bedenkzeit eingeräumt und die Entscheidung<br />

zu einer Teilnahme freigestellt. Alle vier sagten zu.<br />

Seite 6 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


3.4 Kurzvorstellung der (Haupt-)Teilnehmer<br />

Aufgrund der Wiedererkennung gelöscht!<br />

Seite 7 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


3.5 Weitere Kooperationen<br />

Kooperationen gab es an erster Stelle mit den vier Teilnehmern, ohne deren<br />

konstante Mitwirkung die Umsetzung des Projektes nicht möglich gewesen wäre.<br />

Meine direkten Kollegen und Kolleginnen im BBB haben mich während der<br />

Projektdurchführung in meiner Gruppe vertreten, mir den Rücken freigehalten, mich<br />

beraten, immer ein „offenes Ohr“ gehabt und diverse delegierte Aufgaben in ihren<br />

Gruppenschwerpunkten betreut (wie z.B. die Herstellung von Bilderrahmen,<br />

Fotoalben, Hilfestellungen <strong>für</strong> die Teilnehmer bei den Auswertungsbögen u.s.w.).<br />

Meine Mentorin (Abteilungsleitung, Dipl. Psychologin) unterstützte mich bei der<br />

Auswahl der Teilnehmer, machte mich auf Besonderheiten im Krankheitsverlauf und<br />

bei den einzelnen Krankheitsbildern aufmerksam und hat sich bei schwierigen<br />

Situationen immer die Zeit genommen und mit Rat und Tat zur Seite gestanden.<br />

Die Einrichtungsleitung hat den finanziellen Rahmen und die praktische Umsetzung<br />

unterstützt und möglich gemacht hat.<br />

Die Kollegen aus der Druckerei haben uns mit vielen sehr hilfreichen Tipps und<br />

Tricks bei der elekronischen Bildbearbeitung unterstützt.<br />

Werkstattübergreifende Kooperationen gab es mit den Schwingewerkstätten in<br />

Stade, die es möglich gemacht haben, noch innerhalb kürzester Zeit, Postkarten<br />

von den ausgewählten Bildern zu drucken.<br />

Es gab Einzelpersonen, Gruppen und Vereine, die uns Zugang, Einblicke und<br />

Informationen zu den unterschiedlichen Orten unserer Exkursionen ermöglichten und<br />

uns stets wohl gesonnen empfangen haben.<br />

3.6 Finanzierung und Rechtliches<br />

Im Mai 2007 gab es die ersten Gespräche mit der Werkstattleitung bezüglich der<br />

Finanzierung und der Rahmenbedingungen (wie kommen wir wohin, wie sind wir<br />

rechtlich abgesichert, falls etwas passiert, welchen Zeitrahmen haben wir zur<br />

Verfügung…). Uns wurde ein Budget von 400€ zur Verfügung gestellt, die<br />

Nutzungsmöglichkeit eines Firmenwagens zugesichert und die rechtliche<br />

Absicherung (Haftung) über die WfpbM wurde bestätigt. Den zeitlichen Rahmen<br />

durften wir selbständig, unter Berücksichtigung der internen Vertretungssituation,<br />

festlegen.<br />

3.7 Die Technik<br />

Anschließend ging es um die technischen Elemente. Ich habe verschiedene<br />

Bildbearbeitungssoftware (Irfanview, JPegger; XNView, Photoshop) getestet und<br />

mich eingearbeitet, verschiedene Online - Fotokurse im Internet durchgesehen und<br />

mich mit den Teilnehmern auf ein Angebot geeinigt. Wir haben gemeinsam eine<br />

Internetrecherche über kompakte Digitalkameras gemacht und sind mit dieser<br />

Information zu einem örtlichen Anbieter gegangen, haben uns ausführlich beraten<br />

lassen und haben einen „guten“ Preis ausgehandelt. Alle Grundvoraussetzungen<br />

waren erfüllt und so konnte das Kernprojekt endlich starten.<br />

Seite 8 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


4. Durchführung des Kernprojektes<br />

Die Durchführung des Photoprojektes begann im August 2007 und endete im<br />

Februar 2008. Es umfasste einen festen zeitlichen Rahmen von 2h/Woche und es<br />

gab zwischendurch, bedarfs- und bedürfnisorientierte Einheiten. Beispiel: Einem<br />

Teilnehmer viel die Kamerabedienung sehr schwer und es war ihm sehr<br />

unangenehm, dieses vor der Gruppe preiszugeben. Ich vereinbarte mit ihm eine<br />

Einzelunterweisung, in der ich auf seine persönlichen Probleme eingegangen bin.<br />

4.1 Übersicht der Einheiten<br />

Theoretische Einheiten<br />

Mit diesen Inhalten:<br />

• Gegenseitiges Vorstellen;<br />

Austausch,<br />

Ideensammlung<br />

• Vorstellen der Kamera<br />

• Durchgehen des<br />

Begleitmaterials<br />

• PC Grundkenntnisse<br />

• Archivierung<br />

• Digitale Bildbetrachter<br />

• Digitale Bildbearbeitung<br />

• Diavortrag Israel<br />

• Möglichkeiten der<br />

Entwicklung<br />

• Namensfindung <strong>für</strong> die<br />

Präsentation<br />

• Abschlussauswertung<br />

• Offizieller Abschluss<br />

Kernprojekt<br />

Praktische Einheiten<br />

Mit diesen Inhalten:<br />

• Bedienung Kamera<br />

• Praktische Umsetzung<br />

der Bildgestaltung<br />

• Architekturfotografie<br />

• Naturfotografie<br />

• Makrofotografie<br />

• Portraitfotografie<br />

• PC erster Kontakt<br />

• Internetnutzung<br />

• Bilder übertragen<br />

• Bilder ansehen<br />

• Bildbearbeitung<br />

• Formatwahl und<br />

Schnitt<br />

• Umsetzung Archiv<br />

• Bildtitel vergeben<br />

• Bilder bestellen<br />

4.2 Der Ablauf und die angewandten Methoden<br />

Der Ablauf des Projektes gestaltete sich so, dass wir uns jeden Montag zu<br />

festgelegten Zeiten (12.30 – 14.30 Uhr) kurz im Besprechungsraum trafen. Um eine<br />

Überforderung zu vermeiden, wurden die Theorieeinheiten nach Bedarf, in der Regel<br />

aber nach 30 Minuten, durch eine kurze Pause unterbrochen. Die ersten Termine<br />

waren dem Kennenlernen und der Ideensammlung, sowie der Auseinandersetzung<br />

mit der einzusetzenden Technik vorbehalten. Von meiner Seite wurden in dieser<br />

Gruppenkonstellation die einzuhaltenden Rahmenbedingungen vorgegeben. Die<br />

örtlichen Distanzen wurden auf 30 km im Radius um die Werkstatt festgelegt, um den<br />

zeitlichen Rahmen einhalten zu können. Es werden (möglichst) keine Bilder mit<br />

Rechtsverletzung (Recht am eigenen Bild), und keine Bilder mit sexistischen oder<br />

anderweitig diskriminierenden Inhalten gemacht und veröffentlicht. Bei Unklarheiten<br />

zu den Bildinhalten werden die Rechtsgrundlagen hinzugezogen und bei nicht<br />

definierten, als eventuell anstößig empfundenen Bildern sollte die Meinung der<br />

Gruppe als Maßstab dienen. Im regen Austausch stellte sich heraus, dass zwei<br />

Seite 9 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt<br />

Exkursionen/<br />

Außentermine<br />

• Haus Wellbergen Ochtrup<br />

• Kirche Langenhorst<br />

• Ev. Kirche Ochtrup<br />

• Kath. Kirche Ochtrup<br />

• Diverse Friedhöfe (Ochtrup,<br />

Langenhorst, Wellbergen,<br />

Wettringen)<br />

• Schöppinger Berg<br />

• Metelener Heide<br />

• In und um die Werkstatt<br />

• Cafe Laurenz Ochtrup<br />

• Schloss Steinfurt<br />

• Innenstadt Ochtrup<br />

• Innenstadt Steinfurt<br />

• Zu Fuß nach Wellbergen<br />

• Abenteuerzoo Metelen<br />

• Windmühle Ochtrup


Teilnehmer gute PC Kenntnisse haben und zwei weitere gute Grundkenntnisse in der<br />

Photographie. Wir bildeten zwei Teams innerhalb der Gruppe, in denen jeder<br />

Einzelne als Multiplikator fungierte. Wir vereinbarten Verhaltensregeln in der<br />

Gesprächsführung wie z.B: jeder darf sich äußern und ausreden, jeder hat ein Recht<br />

auf seine eigenständige Meinung. Zusätzlich legten wir fest, dass jedes genannte<br />

Wunschgebiet der Photographie, gemeinschaftlich in der Gruppe bearbeitet wird. Ich<br />

stellte dar, wie ich mir meine Rolle in dem Projekt vorstelle. Nämlich als Facilitator,<br />

der sich bewusst im Hintergrund hält und nur die unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

eröffnet. Die Teilnehmer entscheiden selbst, wo sie hin möchten, was sie dort<br />

machen möchten und wie sie es umsetzen. Obwohl <strong>für</strong> die einzelnen Teilnehmer<br />

schnell klar war, welche Felder der Photographie sie ausprobieren möchten,<br />

bereitete ihnen die Umsetzung in die Praxis am Anfang Schwierigkeiten. Es fiel ihnen<br />

sehr schwer untereinander in Kontakt zu treten, Absprachen und Entscheidungen zu<br />

treffen und ich musste wiederholt begleitend Hilfestellungen/ Vorschläge anbieten.<br />

Zum einen lag es an den Folgen der psychischen Erkrankungen und den damit<br />

verbundenen Begleiterscheinungen (z.B. Nebenwirkungen der Medikationen), so<br />

dass sie sich unsicher fühlten, Ängste und Minderwertigkeitsgefühle die<br />

Kontaktaufnahme und Meinungseinbringung verhinderten, zum anderen scheiterte<br />

es oft an der mangelnden Kenntnis der näheren örtlichen Umgebung. Dann griff ich<br />

bei Gesprächen leitend ein und forderte die einzelnen Teilnehmer auf, etwas<br />

beizutragen, regte die Umgebungserkundung unter Nutzung des Internetangebotes<br />

an, um mich anschließend wieder zurückzuziehen und ihnen die Freiheit bei der<br />

Entscheidungsfindung zu überlassen.<br />

4.3 Schwierige Situationen<br />

Es gab aber auch sehr schwierige Situationen <strong>für</strong> alle Beteiligten: z.B. wurden wir in<br />

einer Kirche versehentlich eingeschlossen und es kam bei zwei Teilnehmern zu<br />

ausgeprägten Panik- und Angstattacken, die eine sehr enge Begleitung und<br />

anschließende Reflexion erforderten. Als Methode wählte ich ein Einzelgespräch mit<br />

anschließendem Gruppengespräch über das Erlebte.<br />

Eine weitere Situation entstand bei dem Besuch einer alten Getreidemühle, wo eine<br />

Person plötzlich eine Panikattacke mit anschließender Katatonie bekam. Er hatte<br />

Angst, dass die Holzdielen unter seinem Gewicht nicht halten würden. Wir befanden<br />

uns jedoch bereits im zweiten Stock und mussten uns über den sich biegenden<br />

Boden wieder runter. Ich schickte die anderen Teilnehmer raus und bat sie zu<br />

warten, so dass wir nur noch zu zweit in der Mühle waren und ich sehr ruhig und<br />

alleine mit ihm reden konnte. So war es möglich, dass ich nach einiger Zeit einen<br />

Zugang zu ihm bekam und wir gemeinsam Schritt <strong>für</strong> Schritt die Mühle verlassen<br />

konnten. Dies machte deutlich, wie schnell eine vorher ruhige und ausgeglichene<br />

Atmosphäre, bei psychisch belasteten Menschen mit geminderter Vulnerabilität, ins<br />

absolute Gegenteil umschlagen kann. Wie stark bestimmte Ängste sich in den<br />

Vordergrund stellen und wie sie massiv die Lebensqualität einschränken. Trotz oder<br />

gerade durch die vielen unterschiedlichen Grenzsituationen und deren engen<br />

Begleitung wurden die Teilnehmer stetig sicherer in ihrem Handeln, trauten sich<br />

immer mehr zu und ich diente am Ende nur noch als Fahrer und war <strong>für</strong> die grobe<br />

Koordination zuständig. Es sind bei den vielen Terminen, sehr ansprechende Bilder<br />

entstanden. Dies gelang durch viel Einfühlungsvermögen, Zeit und Vertrauen<br />

untereinander. Jeder wusste, dass er immer die Möglichkeit hat in schwierigen<br />

Situationen „auszusteigen“, dass ich jederzeit zu Reflexionen in Einzelgesprächen<br />

zur Verfügung stand und das die Gruppe unterstützend da war.<br />

Seite 10 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


4.4 Projektabschluss – Projektergebnis<br />

An unserem letzten Treffen habe ich die Teilnehmer zu einem Kaffeetrinken<br />

eingeladen und wir haben die einzelnen Termine Revue passieren lassen. Ich habe<br />

die Teilnehmer in einer Art Fantasiereise durch die einzelnen Orte und Situationen<br />

geleitet und wir haben uns im Anschluss über die Empfindungen und<br />

Wahrnehmungen ausgetauscht.<br />

Gemeinsam haben wir uns die gemachten Aufnahmen angesehen und überlegt,<br />

welche wir <strong>für</strong> weitere Verwendungszwecke benutzen möchten.<br />

Es sind sehr viele gute Aufnahmen entstanden, die zum Teil zu Postkarten<br />

verarbeitet wurden. Das die Bilder gelungen sind, spiegelte uns auch die Annahme<br />

und Anerkennung durch die anderen Beschäftigten, Kollegen und Besucher unseres<br />

Hauses. Die Projektteilnehmer haben innerhalb der Einrichtung 150 Karten an zwei<br />

Tagen verkaufen können und es gibt weitere Anfragen, so dass wir noch Karten<br />

drucken lassen müssen. 15 Bilder sind gerahmt worden und verschönern jetzt den<br />

Aufenthaltsbereich der Werkstatt. Auch auf diese öffentliche Ausstellung gab und gibt<br />

es eine sehr starke positive Resonanz.<br />

Die Teilnehmer selbst haben jeweils, ein in der Werkstatt hergestelltes, Fotoalbum<br />

mit 20 selbst ausgewählten Bildern bekommen. Und es gibt die Überlegung zum<br />

Adventsmarkt einen Kalender <strong>für</strong> das Jahr 2009 zu drucken.<br />

5. Reflexion in Bezug auf die Inhalte der Handlungsbereiche<br />

In meinem Projekt stand die Persönlichkeitsförderung der einzelnen Teilnehmer im<br />

Vordergrund. Dazu möchte ich eine Definition von Förderung und Bildung aus dem<br />

„Rahmenprogramm <strong>für</strong> das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich in<br />

Werkstätten <strong>für</strong> behinderte Menschen“ (Anhang, Werkstattempfehlungen) anführen<br />

und im Anschluss darauf Bezug nehmen.<br />

„Die Werkstatt hat Menschen mit Behinderung in ihrer Entwicklung der Persönlichkeit<br />

und in ihrer Entwicklung der Leistungsfähigkeit zu unterstützen, indem sie geeignete<br />

Konzepte anbietet, die erforderlichen Bedingungen schafft und Ressourcen<br />

bereitstellt.<br />

Förderung stellt einen dynamischen Prozess kontinuierlicher Entwicklung dar.<br />

Es wird Anleitung, Betreuung, Begleitung, Bildung realisiert.<br />

Bildung ist zentraler Bestandteil des individuellen dynamischen<br />

Förderungsprozesses. Dadurch erfüllt die Werkstatt ihre Aufgabe zur beruflichen<br />

Qualifizierung und Persönlichkeitsförderung. Eine qualifizierte Entwicklungsplanung<br />

beginnt <strong>für</strong> jeden Teilnehmer im obligatorisch durchzuführenden Eingangsverfahren.<br />

Für die Kompetenzanalyse werden individuell geeignete diagnostische Verfahren<br />

und Instrumentarien eingesetzt. Sie ist Basis <strong>für</strong> differenzierte Förderziele und daraus<br />

abgeleitete Maßnahmen, die in eine dynamisch gestaltete Eingliederungsplanung<br />

einfließen und kontinuierlich fortgeschrieben werden.“<br />

„Berufliche Bildung hat unter anderem folgende Aufgaben zu erfüllen:<br />

• ...<br />

• die Weiterentwicklung der Persönlichkeit ganzheitlich und identitätsfördernd zu<br />

unterstützen;<br />

Seite 11 von 14 Der andere Blickwinkel - Praxisprojekt


Berufliche Bildung erfolgt auf der Grundlage einer geeigneten Konzeption. Die<br />

Methoden beruflicher Bildung orientieren sich an den Interessen und Fähigkeiten der<br />

behinderten Menschen, indem individuelle Lernprozesse verbunden werden mit dem<br />

Einsatz von methodisch- didaktischem Fachwissen.<br />

Berufliche Bildung basiert auf Akzeptanz, Gleichwürdigkeit und Partnerschaft und<br />

vermittelt Kompetenzen mit dem Ziel, Selbstbestimmung und Teilhabe behinderter<br />

Menschen im Arbeitsleben und in der Gesellschaft weiter zu entwickeln.<br />

Bisher gab es in unserer Einrichtung nur arbeitsbegleitende Maßnahmen mit fest<br />

vorgegebenen Rahmenprogrammen und einer engen Anbindung an die Örtlichkeiten<br />

der Werkstatt. Freies Arbeiten, abseits der Werkstatt und die ganzheitlichere<br />

Einbeziehung der Lebensumstände fanden wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Durch<br />

dieses Projekt ist deutlich geworden, dass sich eine Persönlichkeitsförderung durch<br />

das Aufbrechen der vorgegebenen Strukturen als sehr effektiv erweist. Alle<br />

Beteiligten haben die Freiräume in Bezug auf Bildung, Zeiteinteilung, Arbeit,<br />

Umsetzung und Wahl der Örtlichkeiten sinnvoll nutzen und füllen können. Die<br />

entstandenen Bilder und vor allem die Weiterentwicklung der Persönlichkeit jedes<br />

Einzelnen zeigen, dass es möglich, sinnvoll und wichtig ist, Alternativen in den<br />

Werkstattalltag zu integrieren. Es ist durch dieses Projekt möglich geworden,<br />

Schnittstellen zwischen erkrankten und „gesunden“ Menschen zu schaffen und den<br />

Stigmatisierungen psychisch erkrankter Menschen etwas entgegen zu setzen. Eine<br />

Person z.B. tauschte sich sehr rege über die Rezeptur <strong>für</strong> Sauerteigbrot aus und es<br />

gab nach dem Besuch der Mühle noch Kontakt. Es sind viele Kontakte entstanden,<br />

die sich außerhalb des Umfeldes „psychischer Erkrankung“ bewegen.<br />

Alltagssituationen wie z.B. das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel, können<br />

selbständig und ohne Begleitung umgesetzt werden.<br />

Die Weiterentwicklung der Persönlichkeit wirkt sich extrem auf die<br />

Alltagsbewältigung aus. Eine Stärkung des Selbstvertrauens und die Festigung des<br />

Selbstbildes führen zu einer Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität. Das wirkt<br />

sich auf alle Lebensbereiche aus und erhöht somit auch die Chance auf eine<br />

erfolgreiche Rehabilitation während der Berufsbildungsmaßnahme.<br />

6. Auswertung des Projektes<br />

Die Auswertung des Projektes wollte ich zum großen Teil den Teilnehmern<br />

überlassen. Dazu habe ich in Zusammenarbeit mit der Lerngruppe (<strong>SPZ</strong>) Fragen<br />

erstellt, diese dann mit meinen Kollegen und meiner Mentorin im BBB - Team<br />

durchgesprochen, angepasst und ergänzt.<br />

Es ist ein sehr umfangreicher Frage- bzw. Auswertungsbogen (siehe Anhang)<br />

entstanden. Bezüglich der technischen Inhalte gab es verschiedene Kritikpunkte z.B.<br />

dass mehr theoretische Inhalte und ein tieferer Einstieg in die digitale<br />

Bildbearbeitung gewünscht werden. Dies war durch den unterschiedlichen<br />

Wissensstand und durch die unterschiedlichen Lernmethoden der Teilnehmer mit<br />

dem bestehenden Konzept nicht umsetzbar und es wird <strong>für</strong> den nächsten Kurs eine<br />

Überarbeitung des Schulungsmaterials und der Inhalte der Schulungseinheiten<br />

stattfinden. Die von mir gesetzten Ziele, dass jeder Teilnehmer in der Lage sein sollte<br />

die Technik zu bedienen, Motive wahrzunehmen, Bilder zu gestalten und diese am<br />

Computer zu bearbeiten sind erreicht und sogar deutlich überschritten worden.<br />

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Im sozio - emotionalen Bereich haben sich innerhalb der Gruppe keine festen<br />

Kontakte gebildet, dennoch wurde die Gruppe von allen Teilnehmern als guter<br />

Rückhalt empfunden und die Gruppengröße von mehreren als optimal bezeichnet.<br />

Alle Teilnehmer haben unter anderem den Punkt, „ich habe, <strong>für</strong> mich schwierige<br />

Situationen gemeistert“ angekreuzt (Frage 23). Insgesamt spiegelt die Auswertung<br />

und Entwicklung der Teilnehmer im sozio – emotionalen Bereich eine sehr positive<br />

Tendenz wieder. Im Einzelgespräch stellte jeder Teilnehmer deutlich dar, dass er <strong>für</strong><br />

sich ein Stück weitergekommen ist und gerade die Grenzerfahrungen und das Gefühl<br />

„des Ernst genommen werden“ dazu beigetragen haben.<br />

Teilweise wurde Interesse geweckt weiter zu photographieren, bestimmte Orte<br />

nochmals zu besuchen… Auch wenn es einige nicht angemerkt haben, konnten sich<br />

nach meinen Beobachtungen, alle Teilnehmer zum Ende des Projektes<br />

selbstsicherer in der Öffentlichkeit bewegen, klarer definieren, was sie sich wünschen<br />

und sich mit ihren Meinungen einbringen. Auch positiv zu vermerken ist, dass<br />

während der gesamten Projektdurchführung niemand abgebrochen hat und es keine<br />

krankheitsbedingten Ausfälle gab.<br />

Die Erfahrung machen zu dürfen, ein Projekt selbständig zu leiten und umzusetzen<br />

empfand ich als große Herausforderung. Es war immer eine Gradwanderung<br />

zwischen Unter- und Überforderung der psychisch erkrankten Personen, immer eine<br />

Gradwanderung zwischen greif ich jetzt ein oder warte ich erstmal ab…. Ich glaube<br />

ich habe mit meinen Entscheidungen oft richtig gelegen – Denn: „Alle Beteiligten<br />

würden weitermachen!“<br />

6.1 Meine „Rolle“<br />

Ich persönlich habe schnell gelernt mich öfter zurück zu nehmen und den Dingen<br />

ihren Lauf zu lassen. Mir wurde gezeigt, dass Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen, wenn man ihnen den Freiraum und die nötige Zeit gibt, oft in der Lage<br />

sind Aufgaben selbständig zu lösen und dass sie, <strong>für</strong> sich wichtige und „richtige“<br />

Entscheidungen eigenständig treffen können. Wie wichtig Freiräume und Flexibilität<br />

im Alltag sind und das sie durchaus sinnvoll gefüllt werden.<br />

Dabei war es mir wichtig auf mein Fachwissen zu vertrauen, aber auch die einzelnen<br />

Teilnehmer in die Verantwortung zu nehmen und ihnen zu vertrauen. Dies war und<br />

ist <strong>für</strong> mich ein Prozess und benötigt immer wieder eine offene und ehrliche Reflexion<br />

meiner Rolle, meiner Aufträge und meiner persönlichen Zielsetzungen. Diese Punkte<br />

muss ich mit den Wünschen und Zielsetzungen der von Erkrankung betroffenen<br />

Personen abgleichen. Dies setzt voraus, die Zielsetzungen, Eignungen, Neigungen<br />

und Fähigkeiten zu (er-) kennen, zu respektieren und in dem mir möglichen Maß zu<br />

unterstützen. Erkennen und erfahren konnte und durfte ich sehr viel durch<br />

aufmerksames Beobachten, Zuhören, Aushalten von schwierigen<br />

Situationen/Umständen und dadurch, dass ich mich selbst mit (vor-) schnellen<br />

ergebnisorientierten Lösungsansätzen zurück genommen habe.<br />

Es wurde schnell deutlich, wie wichtig es ist auch so genannte Tabuthemen<br />

anzusprechen und offen sowie ehrlich damit umzugehen. Die Teilnehmer hatten oft<br />

nicht die von mir be<strong>für</strong>chteten Berührungsängste mit diesen Thematiken. Das viel mir<br />

persönlich deutlich schwerer. Durch den „selbstverständlichen“ Umgang der<br />

Betroffenen konnte ich meine Sorgen und Ängste diesbezüglich minimieren.<br />

Fachkompetenz, Achtsamkeit und Kenntnisse über das Verhalten der einzelnen<br />

Menschen, lässt mich sicherer agieren und nicht nur reagieren.<br />

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Wissen gibt mir mehr Sicherheit und die Spiegelungen der Teilnehmer und<br />

Beschäftigten zeigen, dass sich ein offener und ehrlicher Umgang, mit Vertrauen,<br />

effektiver Arbeit und der Weiterentwicklung jedes einzelnen rentiert.<br />

Ich bin „größer“ geworden, da ich auf einer Ebene stehe, meine Fehler sehe und<br />

eingestehe – dies macht mich <strong>für</strong> mein Gegenüber leichter greif- und annehmbar.<br />

7. Fazit<br />

Das Projekt wird von den Teilnehmern, Kollegen sowie von der Einrichtungsseite als<br />

wichtige und sinnvolle Bereicherung <strong>für</strong> den Werkstattalltag angesehen und ich<br />

bekomme die Möglichkeit, es als dauerhafte ABM in den Werkstattalltag zu<br />

integrieren.<br />

Das Projekt hat verdeutlicht, dass sich das „Medium des<br />

Bildes“ als sehr gutes „Mittel zum Zweck“ in der<br />

Weiterentwicklung der Persönlichkeit eignet und ist somit<br />

zur Nachahmung freigegeben! Viel Spaß dabei!<br />

Foto der Teilnehmer – wegen der Wiedererkennung gelöscht!<br />

Ein ganz großes Dankeschön an die vier Teilnehmer des Projektes da<strong>für</strong>, dass<br />

sie mich so tief teilhaben ließen!<br />

Es hat mir sehr viel Freude bereitet mit Euch zu arbeiten! Danke!<br />

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Präsentation des durchgeführten Praxisprojektes<br />

- Der andere Blickwinkel -<br />

Persönlichkeitsförderung durch den Einsatz neuer<br />

Medien, im Rahmen einer arbeitsbegleitenden<br />

Maßnahme, durchgeführt im Berufsbildungsbereich<br />

der Caritaswerkstätten Langenhorst<br />

erstellt von <strong>Thorsten</strong> <strong>Müller</strong>


Was erwartet sie?<br />

• Kurzvorstellung der Einrichtung<br />

• Ideen und Zielsetzungen<br />

• Auswahlkriterien und Verfahren<br />

• Kurzbiographien der Teilnehmer<br />

• Durchführung des Kernprojektes<br />

• Angewandte Methoden<br />

• Auswertung und Fazit<br />

• Danksagungen und Kooperationen


Ochtrup Langenhorst Steinfurt<br />

• Hauptwerk Ochtrup<br />

• Zweigwerk Steinfurt<br />

• Protec Langenhorst


Das „Medium des Bildes“ als Hilfsmittel zur<br />

individuellen Persönlichkeitsförderung<br />

Ein Photoprojekt als ABM im BBB, mit<br />

technischen und kreativen Schwerpunkten:<br />

• Digitale Photographie<br />

(Kameraaufbau,Objektive, Lichtwirkung…)<br />

• Bildgestaltungsformen<br />

• Digitale Bildbearbeitung<br />

• Digitale Entwicklungsmöglichkeiten


Zielsetzungen <strong>für</strong> die Teilnehmer:<br />

• Erlernen neuer Fähigkeiten<br />

• Die direkte Umgebung der WfpbM und der<br />

Wohnorte erkunden<br />

• Erlernen bzw. wiedererlernen<br />

verschiedenster Sozialkompetenzen<br />

• Interessen benennen und vertreten<br />

• Absprachen treffen und einhalten<br />

• Eine achtsamere Wahrnehmung ihrer<br />

Umgebung und ihrer Mitmenschen<br />

• Anregung der Kreativität


Zielsetzung <strong>für</strong> die Einrichtung:<br />

• Die Teilnehmer „stabilisieren“ sich<br />

• Positive Auswirkungen der „persönlichkeitsfördernden<br />

Zielsetzung“ im Werkstattalltag<br />

• Erfüllung des gesetzlichen Auftrages zur<br />

Förderung der persönlichen Entwicklung<br />

• Attraktives und ausbaufähiges Angebot<br />

• Durchführung interner Fotoaufträge


Auswahlverfahren- und Kriterien<br />

• chronisch psychisch erkrankte Menschen<br />

• Parallelen in den Wechselwirkungen zwischen<br />

den Ebenen der Funktionen, Aktivitäten und der<br />

Teilhabe an Lebensbereichen [Internationale<br />

Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung<br />

und Gesundheit (ICF)]


Funktionen<br />

Geminderter<br />

Antrieb<br />

Störung der<br />

Wahrnehmung<br />

Psychische Erkrankung<br />

Aktivitäten<br />

Keine bzw. kaum<br />

Aufnahme soz.<br />

Kontakte<br />

Probleme<br />

Selbstversorgung<br />

Teilhabe an<br />

Lebensbereichen<br />

Störung soz.<br />

Beziehungen auf<br />

allen Ebenen<br />

Kein einkaufen in<br />

Supermärkten<br />

Persönliche und umweltbedingte<br />

Kontextfaktoren


Hilfsmittel bei der Auswahl der Personen:<br />

• Krankenakten<br />

• Individuelle Förderplanung (Melba angelehnt)<br />

• Abstimmung im BBB - Team<br />

• Abstimmung mit dem Sozialen Dienst


Vier Teilnehmer wurden ausgewählt<br />

Herr Herr<br />

Herr Herr


Alle vier sagten zu… und so konnte das<br />

Kernprojekt starten


Durchführung des Kernprojektes<br />

Im Vorfeld:<br />

• Verhaltensregeln in der Gesprächsführung<br />

• Zeit und Ort<br />

• Rechtsgrundlagen – Bildinhalte<br />

• Ideensammlung<br />

• Meine Rolle


Durchführung des Kernprojektes<br />

• Zehn theoretische Einheiten z.B. Durchgehen<br />

des Begleitmaterials, Diavorträge, Bildaufbau<br />

und Gestaltung<br />

• Vier praktische Einheiten z.B. Makrophotographie,<br />

Naturphotographie…<br />

• 15 Exkursionen/ Außentermine z.B. Kirchen,<br />

Mühle Ochtrup, Friedhöfe, Natur, Architektur<br />


Durchführung des Kernprojektes<br />

Schwierigkeiten und Herausforderungen<br />

• Kontaktaufnahme innerhalb der Gruppe<br />

• Kontaktaufnahme nach „außen“<br />

• Einschränkungen durch die psych. Erkrankung<br />

• Ständige Gratwanderung zwischen Über- und<br />

Unterforderung<br />

• Umsetzung der Theorie in die Praxis<br />

• Technik<br />

• Unvorhersehbare Ereignisse - Kircheneinschluss


Die angewandten Methoden<br />

• Einzel- und Gruppengespräche<br />

• Einzel- und Gruppenunterweisungen<br />

• Teilnehmer als Multiplikatoren<br />

• Bedürfnisangepasste Theorieeinheiten<br />

• Angemessene Stimulation<br />

(Vermeidung von Überforderung ebenso wie<br />

von Unterforderung)


Auswertung des Projektes<br />

Mit Hilfe eines Fragebogens und der<br />

individuellen Förderplanung:<br />

• Kritikpunkte zum technischen Teil<br />

• Positive Tendenz im sozio-emotionalen<br />

Teil<br />

• Kein „Abbruch“<br />

• Keine krankheitsbedingten „Ausfälle“<br />

• „Alle Beteiligten würden weitermachen!“


Fazit<br />

Das „Medium des Bildes“ erweist sich<br />

als sehr gutes „Mittel zum Zweck“ in<br />

der Weiterentwicklung der Persönlich-<br />

keit und ist somit zur Nachahmung<br />

freigegeben!!!<br />

Viel Spaß dabei!!!


Kooperationen und Danksagung<br />

Danke an<br />

• Die vier Teilnehmer<br />

• Meine Kollegen und Kolleginnen<br />

• Meine Mentorin und Vorgesetzte<br />

• Die Werkstattleitung<br />

• Jule und ihre Crew<br />

• Alle die ich vergessen habe


Ende?


Nein! Die Fortsetzung folgt und es gibt<br />

noch viele Sprossen zu erklimmen!!!

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