Studiensammlung Nr. 12 - Prisma
Studiensammlung Nr. 12 - Prisma
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<strong>Studiensammlung</strong><br />
Ausgabe <strong>12</strong><br />
Kunden verstehen - ohne zu sprechen!<br />
Die wichtigsten Symbole der Körpersprache<br />
Eine<br />
Gemeinschaft<br />
setzt<br />
Zeichen<br />
Schutzgebühr: € 10,-
Seite 2<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Themen in dieser Ausgabe<br />
Vorwort Seite 3<br />
Begriffserläuterung Seite 4<br />
Einleitung Seite 5-7<br />
Körpersprache nutzen Seite 8<br />
Kommunikationszonen Seite 9-10<br />
Rhetorik Seite 11-<strong>12</strong><br />
Körpersprache Seite 13-14<br />
Hände & Finger Seite 15-16<br />
Die Arme Seite 17-18<br />
Beobachtung Seite 19<br />
Gestik & Mimik Seite 20-21<br />
Blick Seite 22<br />
Augen Seite 23<br />
Schlussgedanke Seite 23
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Seite 3<br />
Vorwort<br />
Der heutige Konsument möchte sich beim Einkauf umschauen, selbst eine Vorwahl treffen<br />
und bei Bedarf beraten werden. Die Sekunden zwischen Umsehen, Vorwahl treffen und<br />
Verkaufsberatung entscheiden über den Kaufabschluss.<br />
Die Verkaufskraft muss zum richtigen Zeitpunkt den Konsumenten ansprechen und erkennen,<br />
ob die Verkaufsargumente zum Ziel führen. Der Kunde zeigt seine Gefühle früher, als<br />
der Verstand sie äußert. Auch kann der Verstand die wirklichen Gefühle verbergen, oder eine<br />
andere Argumentation vortäuschen.<br />
Die Körpersprache als nonverbale Botschaft, gibt dem Verkaufspersonal die besten Signale.<br />
Jeder Mensch versteht es, mit Worten seine innersten Gefühle und Entscheidungen zu verbergen.<br />
Unsere Körpersprache offenbart die eigentlichen Gefühle und Entscheidungen. Es<br />
fällt den meisten Menschen sehr schwer zu lügen, zu täuschen, etwas vorzumachen, ohne<br />
dass dies in der Körpersprache zum Ausdruck kommt – obwohl es durchaus möglich ist.<br />
Wer also über das gesprochene Wort hinaus die Kunden verstehen will, muss die nonverbalen<br />
Botschaften verstehen.<br />
Viele Missverständnisse und Verärgerungen würden beim Verkauf nicht entstehen, wenn wir<br />
die Kunden ganzheitlich verstehen könnten.<br />
Da das Verkaufspersonal überwiegend nur das glaubt, was es hört, werden viele Verkaufsabschlüsse<br />
nicht getätigt. Wer über das Gesprochene hinaus seine Kunden verstehen lernt,<br />
wird die wahren Beweggründe oder Einkaufswünsche des Kunden verstehen.<br />
Die Körpersprache ist ehrlicher und authentischer als unsere Worte.<br />
Wer also im Verkauf nicht nur dem Wort traut, sondern die nonverbalen Botschaften versteht,<br />
wird den Kunden besser bedienen, beraten und ihn zu einem zufriedenen Kunden machen.<br />
Worte sind<br />
dazu da,<br />
unsere<br />
eigentlichen<br />
Gedanken<br />
zuverschleiern.<br />
(Paul<br />
Watzlawick)<br />
Die Verkaufskraft, die über das gesprochene Wort hinaus die Kunden versteht,<br />
=> wird beim Kunden ankommen<br />
=> wird kundenorientiert kommunizieren<br />
=> wird Interesse wecken<br />
=> wird auf Desinteresse schnell genug reagieren<br />
=> wird Einwände schon vor dem Aussprechen erkennen<br />
=> wird Kaufsignale richtig deuten können
Seite 4<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Begriffserläuterung<br />
Sender & Empfänger<br />
Der Sender hat eine Idee,<br />
will diese mitteilen und damit<br />
etwas erreichen. Aber<br />
zwischen Sender und Empfänger<br />
lauern Kommunikationsstörungen:<br />
• "Gedacht" ist nicht gesagt.<br />
• "Gesagt" ist nicht gehört.<br />
• "Gehört" ist nicht verstanden.<br />
• "Verstanden" ist nicht<br />
gewollt.<br />
• "Gewollt" ist nicht gekonnt.<br />
• "Gekonnt und gewollt" ist<br />
nicht getan<br />
• "getan" ist nicht beibehalten...<br />
(in Anl. Konrad Lorenz<br />
(1903-89), österreichischer<br />
Verhaltensforscher, 1973<br />
Nobelpreis)<br />
Sprachmelodie<br />
Wolf und Aderhold haben<br />
folgende Grundgesetze des<br />
Sprechens identifiziert: Der<br />
Sprechende muss in der<br />
Lage sein, die Spannungsverhältnisse<br />
seines Körpers<br />
bewusst kontrollieren und<br />
verändern zu können.<br />
Hierbei soll es zu keinem<br />
unnötigen Kraftaufwand<br />
kommen und andererseits<br />
soll der Körper auch nicht<br />
an Unterspannung leiden -<br />
beides führt zu artikulatorischen<br />
und stimmlichen<br />
Fehlleistungen.<br />
Mimik<br />
Als Mimik werden die sichtbaren<br />
Bewegungen der<br />
Gesichtsoberfläche bezeichnet.<br />
In den meisten<br />
Fällen entsteht ein Gesamteindruck<br />
aus einzelnen<br />
mimischen Facetten, da die<br />
einzelnen Bewegungen der<br />
Gesichtsmuskulatur in Sekundenbruchteilen<br />
ablaufen.<br />
Der Gesichtsausdruck kann<br />
zusammen mit anderen<br />
Verhaltensweisen und<br />
Handlungen, wie der Gestik,<br />
ein wichtiger Bestandteil<br />
der nonverbalen Kommunikation<br />
sein und wird<br />
auch als Miene oder Mienenspiel<br />
bezeichnet.<br />
Nonverbale<br />
Kommunikation<br />
Als nonverbale Kommunikation<br />
(deutsch: Verständigung<br />
ohne Worte) wird<br />
jener Teil der zwischenmenschlichen<br />
Kommunikation<br />
bezeichnet, der nichtsprachlich<br />
erfolgt. In anderem<br />
Zusammenhang wird<br />
auch die Verwendung verschiedener<br />
Zeichen und<br />
Symbole sowie von Informationsgrafiken<br />
als nonverbale<br />
Kommunikation bezeichnet.<br />
Gestik<br />
Gestik im Sinne von kommunikativen<br />
Bewegungen<br />
insbesondere der Arme und<br />
Hände, wird sowohl lautsprach-ersetzend<br />
wie auch<br />
lautsprach-begleitend bzw.<br />
lautsprach-unterstützend<br />
eingesetzt. Die Gestikforschung<br />
hat sich in den letzten<br />
zwanzig Jahren aus der<br />
nonverbalen Kommunikationsforschung<br />
gelöst, wo<br />
Gestik nur als affektiver<br />
Ausdruck von Gefühlen<br />
angesehen wurde.<br />
Verbale Kommunikation<br />
Die Sprache im erstgenannten<br />
Sinne bezeichnet die<br />
aus Wörtern bestehende,<br />
also verbale Kommunikation<br />
und damit die erfolgreichste<br />
Kommunikationsform<br />
des Menschen, neben<br />
nonverbalen Kommunikationsformen<br />
wie der Körpersprache.<br />
Das kleinste<br />
Element einer Sprache ist<br />
das Wort oder der Ausruf.<br />
Sachebene<br />
Auf der Inhaltsebene (auch<br />
Sachebene) werden in der<br />
Kommunikation objektiv<br />
überprüfbare Tatsachen<br />
rationalen Inhalts wie z.B.<br />
Termine, Beschäftigungsdauer<br />
etc. übermittelt. Auf<br />
der Inhaltsebene bleibt das<br />
emotionale Wechselspiel<br />
der Kommunikationspartner<br />
- im Gegensatz zur Beziehungsebene<br />
- außen vor.<br />
Cluster<br />
Unter Cluster versteht man<br />
ein zusammenhängendes<br />
Netzwerk von einzelnen<br />
Themen, die nicht ohne<br />
Zusammenhang betrachtet<br />
werden dürfen. Einzelbetrachtungen<br />
aus dem Cluster<br />
können zu falschen Aussagen<br />
führen. Daher ist<br />
immer der Zusammenhang<br />
zu beachten.<br />
Beziehungsebene<br />
Für das Gelingen von<br />
Kommunikationsprozessen<br />
innerhalb von familiären<br />
oder geschäftlichen Partnerschaften<br />
sowie insbesondere<br />
innerhalb von<br />
Liebesbeziehungen stellt<br />
die Qualität der Beziehungsebene<br />
eine entscheidende<br />
Determinante/ Bestimmung<br />
dar.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 5<br />
Einleitung<br />
Die Körpersprache ist das sichtbare Zeichen unserer inneren Gedanken und Empfindungen.<br />
Denn, wie Steven Covey sagt: „Entweder man redet selber, oder man denkt nach, was man<br />
als Nächstes sagen wird”. Mit dieser Aussage hat Steven Covey Recht. Wir beachten und<br />
hören zu wenig zu, was der andere uns mitteilen will, weil wir zu wenig über die wahren<br />
Kaufgründe, die eigentlichen Interessen für den Ladenbesuch oder aber über die Motive und<br />
Gefühle des Einkaufsanlasses wissen. Wen wundert es dann, dass viele Verkaufsgespräche<br />
ohne Abschluss enden oder wir vom Kunden nur Einwände hören.<br />
In erster Linie wollen wir im Verkauf die Probleme der Kunden lösen und mit unserer Problemlösungskompetenz<br />
glänzen. Diese Kompetenz ist aber nur dann gefragt, wenn unser<br />
Kunde signalisiert, jetzt möchte ich mich mit dem Produkt oder der Dienstleistung beschäftigen.<br />
Im Verkaufsgespräch hoffen wir dann, einen dieser Gründe zu treffen, meist vergeblich.<br />
Entscheidend ist nämlich, welche Interessen unser Gesprächspartner hat – und diese wird er<br />
eindeutig erst dann signalisieren, wenn er ihre Problemlösungskompetenz nutzen will.<br />
Gruppe 1:<br />
=> Mimik<br />
=> Kleidung<br />
=> Gerüche<br />
=> Gestik<br />
=> Äußeres<br />
Erscheinungsbild<br />
Gruppe 2:<br />
=> Tonfall<br />
=> Tempo<br />
=> Lautstärke<br />
=> Dialekt<br />
=> Sprachmelodie<br />
Gruppe 3:<br />
=> Know how<br />
=> Nutzen<br />
=> Anwendung<br />
=> Werte<br />
=> Argumente<br />
Wir sprechen hier von den drei Kommunikationskanälen<br />
=> Gruppe 1: Nonverbale Faktoren (Körpersprache)<br />
=> Gruppe 2: Verbale Faktoren (Wie sagen wir etwas)<br />
=> Gruppe 3: Inhaltsfaktoren<br />
Nun stellt sich folgende Frage: Zu wie viel Prozent sind die einzelnen Kommunikationskanäle<br />
am Erfolg des Gesprächs beteiligt? Folgende Grafik stellt die Anteile dar:
Seite 6<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Einleitung<br />
Denken Sie bitte nicht, dass der Inhalt nun unwichtig sei. Ganz und gar nicht.<br />
Die inhaltlichen Aspekte müssen ebenso berücksichtigt werden wie Körpersprache und das<br />
Gesagte. Bedenken Sie jedoch:<br />
Auch wenn Sie das Inhaltliche perfekt beherrschen, so decken sie damit nur 7% ab - die<br />
restliche Kommunikation bleibt unbehandelt.<br />
Die Kommunikationsmöglichkeiten unserer Kunden sind stark limitiert, denn diese verfügen<br />
nicht über die warenkundliche Ausbildung wie wir. Die Kunden haben alle klare und eindeutigste<br />
Vorstellungen, aber sobald sie diese beschreiben müssen, wird es schwierig.<br />
Missverständnisse<br />
sind die<br />
Regel<br />
und<br />
Verständnisse<br />
die<br />
Ausnahme<br />
Die Decodierung der<br />
verbalen Botschaft führt<br />
in der Regel zu einem<br />
völlig anderen Bild.<br />
Je bildhafter der Kunde die Information in Worte fasst, umso besser wird der Empfänger<br />
decodieren. Hierzu werden im Verkauf Zahlen, Daten, Fakten der Leistung oder des<br />
Artikels hinzugefügt. So wird das gesprochene Wort mit Inhalten hinterlegt und schon<br />
bewegen wir uns auf der sachlichen Kommunikationsebene.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 7<br />
Einleitung<br />
Verstecken sich Sender und Empfänger, so wird die Sachebene durch die Beziehungsebene<br />
optimiert.<br />
Wird die Nutzenebene deutlich, so sprechen Sender und Empfänger auf einer Welle.
Seite 8<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Die Körpersprache nutzen<br />
Eine allgemeingültige Meinung zu Menschen mit verschränkten Armen im Gespräch lautet:<br />
"Dieser Mensch ist verschlossen, verklemmt oder abweisend".<br />
Dieses Halbwissen ist gefährlich und führt zu falschen Schlüssen. Ray L. Birdwhistell fasste<br />
es zusammen: "Keine körperliche Haltung oder Bewegung hat eine exakte Bedeutung per se.<br />
Körpersprache und Sprache sind von einander abhängig."<br />
Betrachten Sie einzelne Körpersignale nicht isoliert. Die verschränkten Arme können viel<br />
mehr bedeuten als „Verschlossenheit“. Zum Beispiel:<br />
=> Mir ist kalt<br />
=> Fleck soll verdeckt werden<br />
=> Hände sollen verdeckt sein<br />
=> Ich höre gerne zu, möchte aber nicht handeln<br />
=> usw.<br />
Körpersignale<br />
und<br />
Sprache<br />
sind von<br />
einander<br />
abhängig<br />
Somit sind für die Körpersprache drei Grundsätze zu beachten:<br />
Grundsatz 1: Suchen Sie IMMER nach Clustern!<br />
Mindestens 3 Körpersignale müssen in dieselbe Richtung deuten. Wir sprachen von Clustern.<br />
Beispiel:<br />
"Verschränkte Arme mit offenen und entspannten Händen, offenen Augen und direktem<br />
Blickkontakt, verbunden mit einem ehrlichen Lächeln signalisiert Interesse und keine<br />
Verschlossenheit (s.o.: Signal der verschränkten Arme).<br />
Grundsatz 2: Der Zusammenhang<br />
Beispiel: Besuchen Sie eine Biathlon-Veranstaltung und sie werden viele Menschen sehen,<br />
die mit verschränkten Armen dastehen. Sie ziehen sogar noch den Kopf ein, sodass der Hals<br />
versteckt ist. Auch die Hände sind verkrampft. Also ein Cluster, das auf Verschlossenheit<br />
deutet - unter dem Aspekt der Kälte während der Veranstaltung signalisiert die Haltung einfach<br />
nur Schutzbedürfnis. Nehmen Sie eine solche Reaktion bei ihrem Verkaufsgespräch<br />
wahr, so wäre dies allerdings nicht verkaufsförderlich.<br />
Grundsatz 3: Veränderung<br />
Einer der wichtigsten Grundsätze. Die Körpersprache sollte nicht dazu führen, sich durch<br />
Signale in seiner Verkaufstätigkeit verunsichern zu lassen. Vielmehr geht es darum, zu erkennen,<br />
ob der Kunde sich während des Verkaufsgesprächs positiv öffnet.<br />
Zum Beispiel:<br />
=> Wird der Kunde mit der ernsten Mimik anfangen zu lächeln?<br />
=> Wird der nervöse, unruhige Kunde plötzlich ruhig?<br />
=> Wird der Kunde mit verschlossenen Signalen offener?<br />
Wenn dies passiert, dann haben Sie die Körpersprache in Verbindung mit Sprache und Inhalt<br />
ideal in Ihrem Verkaufsgespräch genutzt. Je aufmerksamer Sie solche Tendenzen erkennen<br />
und analysieren, desto schneller und erfolgreicher werden Sie zum Kaufabschluss kommen.<br />
Ein Großteil der Kaufentscheidung wird auf der emotionalen Ebene getroffen. Diese emotionale<br />
Ebene wird von Alexander Romanowitsch Lurija wie folgt beschrieben:<br />
Ein Mensch besteht nicht nur aus dem Gedächtnis. Er verfügt auch über Gefühle und<br />
Empfindungen, über einen Willen, über moralische Grundsätze […] in diesen Bereichen finden<br />
Sie vielleicht eine Möglichkeit, den Kunden zu erreichen und eine Veränderung<br />
beizuführen.<br />
Können Sie sich Verkaufen ohne Gefühle und Empfindungen vorstellen?<br />
Und bedenken Sie: Männer treffen Entscheidungen genauso oft aus emotionalen Gründen<br />
wie Frauen. Sie versuchen nur ihre emotionalen Entscheidungen rational zu erklären.<br />
Die Betrachtungen im einzelnen:<br />
Für Verkaufskräfte ist es entscheidend, anzuerkennen, dass Kunden sehr gefühlsgetriebene<br />
Individuen sind. Diese Gefühle äußern sich immer in einer körpersprachlichen Handlung nach<br />
außen. Erfolgreiche Verkäufer haben erkannt, dass zu allererst eine positive Gefühlsebene<br />
geschaffen werden muss. Der einfachste Weg zum Erkennen der Emotionen des Kunden, ist<br />
immer der über die Körpersprache.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 9<br />
Optimale Körpersprache<br />
Um selbst eine optimale<br />
nonverbale Kommunikation<br />
zu erreichen, ist es von<br />
großer Bedeutung, wie Sie<br />
Ihre Kunden sehen. Im Verkauf<br />
ist es wichtig, dass<br />
sich Kunden und Verkaufspersonal<br />
als gleichwertige<br />
Partner sehen. Auch dürfen<br />
Sie sich nach schwierigen<br />
Situationen oder begangenen<br />
Fehlern selbst geißeln.<br />
Denken Sie positiv. In der<br />
Regel sind es nur 3% der<br />
Kunden, die „nerven“ oder<br />
„sich beschweren“, 97%<br />
sind zufrieden. Über die 3%<br />
der Kunden sprechen wir<br />
viele Stunden, die 97%<br />
lassen wir normalerweise<br />
unbeachtet. Selbstverständlich<br />
setzen wir unsere Kraft<br />
dafür ein, um aus 3% unzufriedenen<br />
Kunden zufriedene<br />
Kunden zu machen.<br />
Bedenken Sie bitte immer,<br />
dass Handlungen immer in<br />
Clustern zu sehen sind.<br />
Niemals einzelne Situationen<br />
überbewerten! Das<br />
heißt, nur wenn mehrere<br />
Handlungen in dieselbe<br />
Richtung deuten, sollten wir<br />
unsere verbale Kommunikation<br />
auf die nonverbale<br />
Kommunikation ausrichten.<br />
Kommunikationszonen<br />
Im Aufzug stehen die Menschen eng beieinander. Seine Intim– und Gleichheitszone sieht<br />
somit jeder Fahrstuhl-Benutzer verletzt. Das Resultat ist:<br />
=> Die Gespräche werden eingestellt<br />
=> Blickkontakte werden gemieden<br />
=> alle Blicke richten sich auf die Stockwerkanzeige<br />
=> die Körper werden steif<br />
Denn wir wollen in unserer Intim– und Gleichheitszone nur Menschen haben, die wir besser<br />
kennen; dies sind Familienangehörige und Freunde.<br />
Die Intimzone:<br />
Eine Armlänge Abstand zum Nebenstehenden<br />
entspricht der Intimzone (in der heutigen Zeit).<br />
In dieser Zone dulden wir nur Partner, Kinder,<br />
Eltern und Haustiere.<br />
Die Gleichheitszone geht von einem Abstand<br />
bis ca. 150 cm aus.<br />
In dieser Zone kommunizieren wir gerne mit<br />
Freunden und Verwandten.
Seite 10<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Kommunikationszonen<br />
Im Bereich der Respektzone halten wir soziale Kontakte oberflächlicher Art (Vorgesetzte,<br />
Kollegen). Hier beträgt die Entfernung zwischen 150 und 250 cm.<br />
Wollen wir keinen persönlichen Kontakt zu unseren Mitmenschen, so beträgt die Entfernung<br />
mehr als 250 cm und wir sprechen von der Publikumszone.<br />
Im Verkauf gibt es besondere Flächen oder Reviere, die zu betrachten sind,<br />
z.B. die Kassenzone, das Schreibgeräte-Pult usw.<br />
Hier verlassen wir die Gleichheitszone, in der wir uns sonst während des Verkaufsgesprächs<br />
aufhalten, und bewegen uns an der Grenze zur Intimzone.<br />
Gerade in diesem Bereich wird die Körpersprache noch wichtiger.<br />
Dabei ist die Berührung wohl eines der wichtigsten Signale, die wir aussenden<br />
und erhalten.<br />
Hierdurch verleihen Sie Ihrer Kommunikation mehr Nachdruck und „Emotion“.<br />
Einige Grundsätze:<br />
=> Treten Sie dem Kunden nie zu nahe<br />
=> Im Zweifelfall einen Schritt weiter zurück<br />
=> Achten Sie darauf, ob Kunden einen Schritt zurückweichen. Sie treten Ihnen<br />
möglicherweise zu nahe<br />
=> Im Zweifelsfall keinen Körperkontakt
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 11<br />
Rhetorik<br />
Frühe Rhetorik<br />
Ihren Ursprung hat die Rhetorik im antiken Griechenland, genauer im 5. Jh. v. Chr. Sie entstand<br />
nach der Beseitigung der Tyrannenherrschaft in Syrakus und Athen. Auf ökonomischem<br />
und politischem Gebieten, vor allem in der Gerichtsbarkeit hatte sie einen hohen Stellenwert.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war die Vertretung vor Gericht durch einen Anwalt noch unüblich. Der<br />
Kläger sprach für sich selbst und ebenso der Angeklagte. Es kam darauf an, alle, die zu der<br />
Versammlung gekommen waren, zu überzeugen. Es bekam derjenige Recht, dessen Rede<br />
überzeugender war. Dieser Umstand führte zur Ausbildung der ersten „Ghostwriter“. Diese<br />
schrieben die Reden, die dann vor Gericht gehalten wurden. Dabei entwickelten sie Regeln,<br />
wie man vorgehen muss, um zu überzeugen. Es entstand eine Bewegung, die Sophismus<br />
genannt wurde. Heute gilt der weit verbreitete Spruch: „Der erste Eindruck ist entscheidend -<br />
der letzte Eindruck bleibt“.<br />
Nun kann nicht jeder mit Worten perfekt umgehen. Doch genau dann sollte die Körpersprache<br />
gezielt geübt und eingesetzt werden. Wer andere überzeugen oder Missverständnisse<br />
vermeiden will, muss erfolgreich kommunizieren können. Doch egal „was“ man sagt, es<br />
kommt darauf an, „wie“ man es sagt. Leonardo da Vinci erkannte: „Nimm wahr, dass alles mit<br />
allem in Verbindung steht.“ So hat jede Nachricht vier Ebenen, die es bei einer erfolgreichen<br />
Kommunikation, ob verbal oder nonverbal, zu beachten gilt, nämlich die Sachebene, die<br />
Selbstoffenbarungs-Ebene, die Beziehungsebene und den Appell. Diese vier Seiten<br />
erscheinen sowohl auf dem Sender-, als auch dem Empfängerhorizont.<br />
Der Sender<br />
Auf der Sachinhaltsebene geht es um die eigentlichen Inhalte der Information. Diese Seite<br />
der Kommunikation ist den Gesprächspartnern direkt zugänglich. Gefühle, Neigungen und<br />
Haltungen werden jedoch nicht nur sprachlich, sondern auch nonverbal ausgedrückt. Die<br />
Beziehungsebene stellt darauf ab, „wie“ man mit anderen spricht. Dadurch zeigt man, was<br />
man vom anderen hält und wie man zueinander steht. Bewusst oder unbewusst verfolgen<br />
Gesprächspartner bestimmte Ziele. Die entsprechenden Aufforderungen erfolgen auf der<br />
„Appell-Ebene“.<br />
Der Empfänger<br />
In dem Sprichwort „Auf dem Ohr bin ich taub!“ steckt mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit.<br />
Schulz von Thun stellt in seinem Buch „Miteinader reden“ ein Gesicht mit vier Ohren dar.<br />
Jeweils ein Ohr für die Sachebene, die Selbstoffenbarungsebene, die Beziehungsebene und<br />
die Appell-Ebene. Auf der ersten Ebene fragt sich der Hörer „Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?“<br />
Das Ohr, das für die Selbstoffenbarung steht, horcht darauf „Was ist das für einer?“<br />
und „Was ist mit ihm?“. Hellhörig wird auch das „Beziehungsebene-Ohr“. Hier geht es darum:<br />
"Wie redet der eigentlich mit mir?" oder "Wen glaubt er vor sich zu haben?" Auch das<br />
"Appell-Ohr" gerät ins Grübeln bei der Frage: "Was soll ich tun, denken, fühlen auf Grund<br />
seiner Mitteilung?"<br />
Wegen der unterschiedlichen Ebenen, auf denen ein Gespräch abläuft, kommt es immer<br />
wieder zu Streitigkeiten und Uneinigkeiten. Sie wissen aus Ihrer Verkaufserfahrung, mit<br />
welchen Argumentationen Sie rhetorisch reagieren müssen und wie Sie die Reaktion eines<br />
Stammkunden deuten müssen.<br />
Achten Sie gut darauf, dass Ihr Kunde nicht nur Ihre rhetorischen Argumente erkennt und versteht,<br />
sondern auch von Ihrer Körpersprache entsprechende Informationen erhält. Man kann<br />
sagen, dass die Körpersprache ihre eigene Rhetorik hat.<br />
Der Körper spricht mit - Die Rhetorik des Körpers<br />
Wir Menschen haben viele Möglichkeiten, uns anderen mitzuteilen.<br />
Die häufigste und interessanteste Form der Kommunikation<br />
ist die Sprache. Doch wer glaubt, dass die Sprache ein rein verbaler<br />
Akt ist, der täuscht sich ganz gewaltig... Sprache wirkt erst<br />
dann, wenn sie durch Bewegungen und Ausdrucksformen des<br />
Körpers abgerundet wird. Selbst wenn wir am Telefon mit jemanden<br />
sprechen, können wir uns anhand der Stimmvariation unseres<br />
Gesprächspartners seine Körperreaktionen vorstellen. Die Körpersprache<br />
ist ein wesentlicher - manchmal sogar entscheidender -<br />
Bestandteil unserer Kommunikation.
Seite <strong>12</strong><br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Rhetorik<br />
Die Hälfte der Kommunikation ist nonverbal<br />
Um Körpersprache zu verstehen und sie sinnvoll einzusetzen, müssen wir sie im Ganzen<br />
betrachten und vor allem den sprachlichen Kontext sehen. Zu ihrer richtigen Deutung gehört<br />
immer ein sprachlicher Zusammenhang: Es heißt ja auch Körper-Sprache! Diese muss -<br />
richtig eingesetzt- auch in Harmonie zum Gesagten stehen, sonst wird sie leicht entlarvt.<br />
Wie schnell erkennen wir an der Disharmonie von Körper und Sprache „falsche Freundlichkeit“?<br />
Oder wie verheerend kann ein Lächeln zum falschen Zeitpunkt wirken? Körpersprache<br />
ist aber auch etwas, was uns angeboren ist und was wir aus der Natur übernommen haben.<br />
Denken Sie nur einmal an einen Gorilla, der zwar nicht sprechen kann, Ihnen aber unmissverständlich<br />
seine Absicht kundtut, Sie anzugreifen: Durch heftiges Trommeln mit beiden<br />
Fäusten auf die Brust!<br />
Ein positives Bild vermitteln<br />
Jeder Gedanke, der in unserem Gehirn gefasst wird, ist ein Auftrag und der wird dann auch<br />
in Körpersprache übersetzt. Nehmen Sie sich vor, heute in einer Verhandlung einmal besonders<br />
hart zu bleiben, dann wird Ihre Körpersprache entsprechend starr und unbeweglich<br />
sein. Es ist aber in vielen Fällen einfach vorteilhafter, ein positives Bild abzugeben.<br />
Dieses positive Bild können Sie nur durch eine entsprechende Synchronisation von<br />
Gedanken, Sprache und Körperreaktionen erreichen.<br />
Fangen Sie damit an, dass Sie sich so kleiden, dass Sie dem Anlass entsprechend gekleidet<br />
sind und sich in Ihrer Kleidung auch wohl fühlen. Fühlen Sie sich nicht wohl, sind Sie<br />
„verkleidet“ und werden auch so wirken.<br />
Die Begrüßung kann schon entscheiden<br />
Der erste Eindruck ist entscheidend, deshalb fängt das positive Bild mit einer freundlichen<br />
und richtigen Begrüßung an. So ist im deutschen Raum das Begrüßungsritual fast eine<br />
Konfrontation: Wir stehen uns gegenüber, bei festem Händedruck schauen wir dem Anderen<br />
in die Augen. Eine etwas geöffnete Körperhaltung kombiniert mit einem freundlichen aber<br />
bestimmten Lächeln wird sofort zu einer freundlichen Atmosphäre führen, wenn die Stimme<br />
dies durch ehrliche Freundlichkeit untermalt. An einigen Besonderheiten im Begrüßungsverhalten<br />
können Sie auch schon viel über die Person erfahren, mit der Sie reden wollen. Zieht<br />
jemand einen anderen zu sich heran, dann ist das immer ein Dominanzverhalten, zeigt aber<br />
auch, dass der Heranziehende seinen Standpunkt nicht so schnell aufgeben wird (andere<br />
müssen auf ihn zukommen).<br />
Der Andere „spiegelt“ Ihre Körpersprache<br />
Ein Phänomen, dass sehr häufig in Gesprächen oder Verhandlungen<br />
zu erkennen ist: Einer der Gesprächspartner beginnt die<br />
Kommunikation mit einer offenen und freundlichen Körpersprache<br />
und sein Gegenüber macht unbewusst mit. Es entwickelt sich eine<br />
entspannte Atmosphäre und das Gespräch verläuft reibungslos.<br />
Anders dagegen das Vorstellungsgespräch: Der Bewerber ist nervös<br />
und unsicher, seine Körpersprache ist verschlossen. Die Beine<br />
übereinander geschlagen, die Hände ineinander gefaltet und<br />
der Gesichtsausdruck angespannt. Bei der direkten Ansprache<br />
verstärkt sich diese Haltung, das Gespräch verkrampft. Sehr häufig<br />
sind diese Reaktionen zu beobachten, wenn das Gespräch auf<br />
unangenehme Themen - wie Gehaltsvorstellungen - gelenkt wird.<br />
Ein Tipp: Klären Sie alle möglichen unangenehmen Fragen vorher.<br />
Spielen Sie diese Situation mit einer/m Bekannten durch und achten<br />
Sie dabei auf eine sichere aber entspannte Körpersprache.<br />
Bitten Sie Ihren „Testpartner“ überraschende und unangenehme<br />
Fragen zu stellen und auf Ihre Körpersprachereaktionen zu achten.<br />
Denken Sie daran: Je übertriebener und verstärkter diese<br />
Simulation ausfällt, umso besser für das reale Gespräch.<br />
Wenden Sie sich ab vom<br />
Kunden, wird er Ihnen instinktartig<br />
ebenfalls der<br />
Rücken zudrehen. Dies<br />
muss nicht bildlich geschehen,<br />
sondern kann<br />
auch auf emotionaler<br />
Ebene schnell passieren.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 13<br />
Körpersprache<br />
Bewusstsein zahlt sich aus<br />
Machen Sie den Test: Beobachten Sie sich und andere im Gespräch! Versuchen Sie die<br />
Körpersprache der anderen zu deuten, einfache Signale sind nicht so schwer zu erkennen.<br />
Mit etwas Routine verbessern Sie nicht nur Ihre Auffassungsgabe, sondern auch Ihre eigene<br />
Körpersprache. Sie werden sehen: Eine positive Körpersprache wird sich auszahlen, vor<br />
allem in unangenehmen oder schwierigen Situationen.<br />
Körpersprache – was Gang und Sitzpositionen verraten<br />
"Die Körpersprache ist die Kleidung der Gedanken", sagte einmal Samuel Johnsen. Haben<br />
unsere Gedanken Einfluss auf unsere Körpersprache? Kann man Körpersprache entschlüsseln?<br />
Dies und mehr finden Sie hier. Erfolg im Beruf hängt nicht allein von Tüchtigkeit,<br />
Können und Belastbarkeit ab, sondern immer mehr auch von der Kommunikationsfähigkeit<br />
des Einzelnen. Argumente alleine führen nicht immer zum Ziel; entscheidend ist, die eigene<br />
Persönlichkeit glaubhaft zu machen und andere an Ihrer Körpersprache zu erkennen und<br />
entsprechend zu leiten. Im Folgenden erklären wir den interessanten Zusammenhang zwischen<br />
Persönlichkeit und Körpersprache. Darüber hinaus haben wir einige kleine Beispiele<br />
zusammengestellt, in denen Sie vielleicht sich oder andere wieder finden werden.<br />
Gehen als Ausdruck der Persönlichkeit<br />
Wir hören jemanden gehen und wissen, wer es ist. Anscheinend<br />
ist unser Gang ein markantes Zeichen unserer Persönlichkeit. Der<br />
eine lässt den Oberkörper und die Schultern fallen (macht sich<br />
kleiner) und schiebt eventuell seinen Oberkörper leicht zur Seite<br />
(weicht aus). Diese Bewegungen bedeuten, dass der Betreffende<br />
nicht dominieren und seine Ziele nicht durch Konfrontation erreichen<br />
möchte. Die Person kann mehr, als sie vorgibt zu können.<br />
Sie will kein Aufsehen erregen und steht ungern im Vordergrund.<br />
Wenn Sie schon alleine durch den Gang eines Menschen so viel<br />
über ihn wissen, sollten Sie das nutzen und mit der Person<br />
entsprechend umgehen. Sie dürften diesen Persönlichkeitstyp<br />
beispielsweise niemals um eine direkte Stellungnahme vor dem<br />
Aufsichtsrat bitten, sondern vielmehr um Unterstützung hinter den<br />
Kulissen.<br />
Keine Bewegung ist zufällig<br />
Keine unserer Bewegungen ist zufällig, sondern vielmehr das Ergebnis bewussten und unbewussten<br />
Denkens: Jedes Lebewesen muss bei der Begegnung mit einem anderen<br />
blitzschnell eine Entscheidung treffen: Gute Absichten – böse Absichten? Stärker oder<br />
schwächer? Mann oder Frau? Und so weiter. All diese Fragen müssen innerhalb von<br />
Sekunden gestellt und beantwortet werden – denn im nächsten Augenblick muss bereits eine<br />
Entscheidung gefällt werden.<br />
Zum Beispiel: Grüßen oder nicht grüßen? Bekannt oder unbekannt? Oder mit dem<br />
Reptilienhirn gesprochen: Angriff oder Flucht?<br />
Eindeutige Körpersprache: Die Schlange kringelt sich ein und<br />
macht das bekannte Rasselgeräusch und zischt laut. Körperhaltung<br />
und Tonart zeigen eindeutige Signale. Angriff und Flucht<br />
sind jeweils möglich. Der „Feind“ weiß genau Bescheid und kann<br />
entsprechend reagieren.<br />
Auch im Verkauf können dem Kunden schnell abschreckende<br />
Reaktionen auffallen. Ein „Däumchen drehen“ oder ein ungeduldiges<br />
Trippeln mit den Füßen sind Zeichen dafür, dass man<br />
sich nicht um den Kunden bemüht.
Seite 14<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Der Gang als ein Zeichen der Körpersprache<br />
Kleine Schritte deuten darauf hin, dass jemandem Details wichtig<br />
sind, er ein klares Konzept benötigt und Ordnung für ihn das halbe<br />
Leben ist. Einer solchen Person gegenüber sollten Sie im Gespräch<br />
auf Experten verweisen, die alle Details kennen und alles erklären<br />
können. Wird die Wichtigkeit von Details erkannt, wird mit der Person<br />
zu reden sein. Dieser Typ Mensch sollte nicht in Planungs- oder<br />
Strategiepositionen arbeiten; hier würde er sich unweigerlich in<br />
Kleinigkeiten verzetteln.<br />
Große Schritte dagegen sind typisch für einen Menschen, der Details<br />
gerne überspringt, der vom Einzelnen aufs Ganze schließt und<br />
für den nicht die Ordnung, sondern die Vorstellung das halbe Leben<br />
ist. Dieser Typ Mensch sollte beispielsweise nicht im Rechnungswesen<br />
arbeiten; das wäre für ihn ermüdend genaue<br />
Detailarbeit.<br />
Egal, ob kleine oder große Schritte: Sie können aus einem beschwingten Gang schließen,<br />
dass dieser Mensch in der Lage ist, Spannungen zu lösen. Er lässt sich von Problemen<br />
nicht erdrücken, sondern nimmt sie im positiven Sinne „auf die leichte Schulter“. Knappe<br />
Armbewegungen beim Gehen drücken Zurückhaltung und Vorsicht aus. Der stramme Gang<br />
wie bei einem Soldaten, der den ganzen Arm bewegt, drückt dagegen Risikofreude aus.<br />
Das Sitzen als ein Zeichen der Körpersprache<br />
Aus bestimmten Sitzpositionen kann man interessante Rückschlüsse auf die Geisteshaltung<br />
und Persönlichkeit eines Menschen ziehen: Es gibt Menschen, die sich gerne an der<br />
Armlehne festklammern und eine angespannte Körperhaltung einnehmen. Dies deutet darauf<br />
hin, dass die Person unbequem sitzt; sich aber dennoch an den Stuhl klammert. Diese<br />
Körperhaltung lässt im Regelfall einen Schluss auf das ganze Leben dieses Menschen zu!<br />
Kennen Sie Menschen, die halb im Stuhl liegen? Dies sind im Regelfall Persönlichkeiten, die<br />
leicht die Fassung verlieren ("Mehr Haltung wäre gut!").<br />
Menschen, die zurückgelehnt sitzen und ein Bein groß über das andere schlagen, sind im<br />
Regelfall Persönlichkeiten, die beobachten und nicht konfrontieren möchten. Mit dem Bein<br />
bauen Sie sich eine Schutzbarriere auf. Manche Menschen sitzen schräg zu einer Seite<br />
gelehnt (fast nur noch auf einer Gesäßhälfte sitzend). Dies sind meist Personen, die gerne<br />
ausweichen und sich bereithalten, um wegzugehen.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 15<br />
Die Hände<br />
Die Hände sind weit mehr als reine Greiforgane. In jedem<br />
Gespräch, bei der Rede oder beim Vortrag:<br />
Mit unseren Händen unterstützen wir das Gesagte, der eine<br />
gestenreicher, der andere sparsamer. Wie kommunizieren Sie<br />
mit den Händen und wie können Sie die Gestik Ihres<br />
Gesprächspartners interpretieren?<br />
Der erste Ein-Druck …<br />
Es bleibt dabei: Der erste Eindruck wird bei uns heute immer<br />
noch maßgeblich über den Händedruck beeinflusst. Indem wir<br />
dem Anderen die Hand geben, findet ein erster, intensiver<br />
Kontakt statt.<br />
Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist es daher wichtig, …<br />
… dass wir uns dabei wirklich in die Hand des Anderen begeben, so weit, dass sich die<br />
„Schwimmhäutchen“ beider Hände leicht berühren.<br />
… dass unser Händedruck nicht zu lasch aber auch nicht zu fest ausfällt.<br />
… dass Sie Ihre Hand parallel zu der des Anderen halten und nicht in eine Position bringen,<br />
in der Sie in der Lage sind, die Hand des Anderen herabzudrücken.<br />
… dass Ihre Hand nicht schweißnass und eiskalt sondern trocken und warm ist.<br />
Ein Tipp:<br />
Halten Sie vor einem wichtigen Gespräch Ihre Hände unter fließendes, warmes Wasser.<br />
Dies erwärmt Ihre Hände schnell und vermindert für einige Zeit die Schweißbildung. Ein souveräner<br />
Händedruck muss geübt sein! Nehmen Sie sich die Zeit und bitten Sie Freunde um<br />
Rückmeldung darüber, wie Ihr Händedruck wirkt.<br />
Was der Mund für die Sprache, sind die Hände für die Körpersprache.<br />
Unsere Hände sind nicht nur bei der Begrüßung wichtige Informationsträger.<br />
Ohne unsere Hände ist es uns nicht möglich, differenziert<br />
zu kommunizieren. Stecken Sie also nie die Hände in<br />
die Hosentaschen, wenn Sie mit Anderen reden. Denn dies ist<br />
nicht nur ein Zeichen von Unhöflichkeit, sondern Sie verhindern<br />
dadurch auch, dass sich der Andere ein umfassendes Bild von<br />
Ihnen machen kann. Um die Sprache der Hände besser zu verstehen,<br />
ist es wichtig, dass Sie zunächst die Bedeutung der<br />
Finger erfahren.
Seite 16<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Die Bedeutung der Finger<br />
Daumen = Finger der Macht<br />
Erst der Daumen und die damit gegebene Möglichkeit differenziert<br />
zuzugreifen, hat dem Menschen seine Entwicklung ermöglicht.<br />
Versuchen Sie, zwei Stunden am Stück Ihre Daumen nicht zu gebrauchen.<br />
Sie werden sehr schnell feststellen, dass Sie nichts mehr sicher<br />
ergreifen und funktional verwenden können. Sie werden machtlos sein.<br />
Zeigefinger = natürliche Waffe<br />
Mit dem Zeigefinger zeigen wir auf das, was wir wollen. Mit ihm<br />
weisen wir zurecht und mit ihm drohen wir. Nicht umsonst haben<br />
wir als Kinder oft den Satz gehört: „Zeig nicht mit dem Finger auf<br />
fremde Leute!“<br />
Mittelfinger = Selbstwertgefühl<br />
Unser Mittelfinger ist der Finger, an den unser Selbstwertgefühl<br />
gekoppelt ist. Mit ihm zeigen wir, wie potent wir sind – wir provozieren<br />
mit der weit bekannten Geste des erhobenen Mittelfingers.<br />
Ringfinger = Gefühlsfinger<br />
Unser Ringfinger ist der Gefühlsfinger – an ihm tragen wir Verlobungs-<br />
und Ehering. Wenn Ihr Gegenüber diesen Finger nervös<br />
knetet, so können Sie davon ausgehen, dass er in diesem Augenblick<br />
emotional eher unsicher ist. Setzen Sie in solchen Situationen<br />
beruhigende Gesten und Formulierungen ein.<br />
Kleiner Finger = Gesellschaftsfinger<br />
Der kleine Finger ist der Gesellschaftsfinger. Beim Trinken vom Rest<br />
der Hand abgespreizt war er lange Zeit ein Zeichen dafür, aus einer<br />
gehobenen Schicht zu entstammen.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 17<br />
Die Arme<br />
Viele unserer großen und kleinen Bewegungen dienen nicht nur dazu, Kontakte aufzubauen,<br />
aufrecht zu erhalten oder abzubrechen, sondern sie dienen auch dazu, uns wie eine Rüstung<br />
zu schützen. Am deutlichsten können wir diese innere Haltung an der Haltung der Arme feststellen.<br />
Wenn Sie ein Kind beobachten, das von einem Erwachsenen „ausgeschimpft“ wird,<br />
so wird dieses Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit den Kopf einziehen, um sich gegen das<br />
„Unwetter“ der Kritik zu schützen. Wenn Sie selbst diese Bewegung ausführen, dann wird<br />
diese Körperhaltung ein eher unangenehmes Gefühl auslösen. Wenn Sie aber als Schutzhaltung<br />
die Arme bewusst vor dem Körper verschränken, so wird sich ein Gefühl der Sicherheit<br />
und Stabilität einstellen. Je nachdem, wie und wo Sie Ihre Arme im Gespräch halten, signalisieren<br />
Sie dem Anderen - aber auch sich selbst - eine bestimmte Grundhaltung.<br />
Arme verschränken<br />
Wenn Sie Ihre Arme vor dem Körper verschränken, dann<br />
kann dies verschiedene Gründe haben.<br />
• Diese Haltung ist gemütlich. Sie fühlen sich wohl.<br />
• Sie hören kritisch zu und nehmen die Arme dabei<br />
zurück.<br />
• Sie werden angegriffen und schützen sich instinktiv<br />
davor, indem Sie mit Ihren Armen eine Barriere<br />
errichten.<br />
• Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass einer direkten<br />
Kommunikation die verschränkten Arme im Wege<br />
sind. Ob er dieses Signal als zurückweisend, arrogant<br />
oder gemütlich interpretiert, hängt in hohem Maße<br />
von Ihrem Gesichtsausdruck ab.<br />
Arme hinter dem Körper<br />
Wenn Sie Ihre Hände locker hinter dem Körper ineinander legen, dann kann dies aus folgendem<br />
Impuls heraus geschehen.<br />
• Sie sind stiller Beobachter in einem Gespräch.<br />
• Sie gehen bewusst in diese eher passive Haltung, um dem Anderen zu signalisieren,<br />
dass Sie ihm die Gesprächsführung im Augenblick nicht streitig machen werden.<br />
• Sie gehen bewusst in eine eher arrogante Haltung, um den Anderen "zappeln" zu<br />
lassen. Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie sich zurücknehmen, vielleicht sogar<br />
etwas bewusst zurückhalten. Ihre Hände sprechen nicht: Der "Mund" Ihrer Körpersprache<br />
"schweigt". Bei dieser Haltung kann der Andere im Gespräch Raum<br />
einnehmen, denn Sie können nicht so einfach in seinen Redefluss "eingreifen".<br />
Arme neben dem Körper<br />
Wenn Sie Ihre Arme neben dem Körper locker hängen lassen, zeigt dies:<br />
• Entspannung<br />
• Ruhe<br />
• Souveränität<br />
Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie bereit zu offener Kommunikation sind, dass Sie nichts<br />
zu verbergen haben. Dem Kontaktaufbau im Gespräch steht nichts im Wege!
Seite 18<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Der Arm<br />
Arme hinter dem Kopf<br />
Wenn Sie die Hände im Sitzen locker hinter dem<br />
Kopf verschränken, kann dies bedeuten:<br />
• dass Sie sich wohl fühlen.<br />
• dass Sie sich dem Anderen überlegen fühlen.<br />
• dass Sie tagträumen oder nachdenken.<br />
Hände in den Hüften<br />
Wenn Sie Ihre Hände in den Hüften aufstützen, dann kann dies<br />
• eine Haltung sein, mit der Sie Ihre Kreuzschmerzen lindern wollen.<br />
• ein Signal des Angriffs sein: Sie machen sich breiter als Sie sind und wirken so unbewusst<br />
größer.<br />
• eine Reaktion aus eigener Unsicherheit heraus sein: Sie stabilisieren sich selbst, indem<br />
Sie mehr Raum einnehmen.<br />
Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass Sie die „Luftblase“, die Sie um sich tragen, künstlich vergrößern.<br />
Ist Ihr Blick zeitgleich fest und direkt, wird er die Haltung als Angriff werten. Ist der<br />
Blick unstet und die Stimme leise, wird er durch die Inkongruenz der Signale (dominante<br />
Haltung und ausweichender Blick sind gegensätzlich) irritiert sein.<br />
Finger am Gürtel<br />
Wenn Sie Ihre Daumen in den Gürtelschlaufen oder Hosentaschen einhaken und die Finger<br />
locker ausstrecken, dann kann dies folgender innerer Haltung entsprechen:<br />
• lässig<br />
• cool<br />
• abwartend<br />
Ihr Gegenüber nimmt wahr, dass die für ein ernsthaftes Gespräch übliche Spannung in eine<br />
Entspannung übergegangen ist. Dies kann als angenehm empfunden oder auch als mangelnde<br />
Wertschätzung gedeutet werden.<br />
Die Armhaltung des Gesprächspartners<br />
Wenn Sie eines der beschriebenen Armsignale bei Ihrem Gegenüber wahrnehmen und<br />
Sie der Meinung sind, dass es dem Gespräch abträglich ist, dann ändern Sie unauffällig<br />
die Haltung des Gesprächspartners. Zu Recht werden Sie nun fragen: „Wie soll denn dies<br />
unauffällig möglich sein? Ich kann ihn doch nur darauf ansprechen, was mir an ihm auffällt?“<br />
Die Antwort darauf: Geben Sie den Händen des Gesprächspartners etwas zu tun. Wenn<br />
Sie ihm eine Tasse Kaffee oder ein Stück Papier reichen, wird er instinktiv zugreifen und<br />
schon ist er in einer offeneren Körperhaltung.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 19<br />
Die Beobachtung des Gesprächpartners<br />
Wenn Sie nun dieses Wissen nicht<br />
nur zur Optimierung Ihrer persönlichen<br />
Ausdruckskraft einsetzen, sondern in<br />
Zukunft auch Ihr Gegenüber im Gespräch<br />
bewusster beobachten, denken<br />
Sie immer daran: Beim Interpretieren<br />
von nonverbalen Signalen<br />
sind Fehler unvermeidbar!<br />
• Sie achten unter Umständen nur auf ein hervorstechendes Signal, während "feinere"<br />
Signale untergehen.<br />
• Sie beziehen ein Signal auf sich und die momentane Situation – vielleicht hat sich der<br />
Andere aber just in diesem Augenblick an etwas Unangenehmes erinnert, das er noch<br />
erledigen muss.<br />
• Sie nehmen nur die Signale wahr, die Ihren ersten Eindruck vom Gegenüber bestätigen.<br />
Sie zementieren dadurch also Ihre eigenen Vorurteile.<br />
Die Augen<br />
Um einmal Goethe zu zitieren ...<br />
"Werd ich zum Augenblicke sagen: "Verweile doch, du bist so schön," dann magst du mich in<br />
Ketten schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen."<br />
Wie lange so ein Augenblick-Moment sein kann oder soll, ist nicht klar definiert, und dennoch<br />
ist er allen ein Begriff: nicht zu lang und nicht zu kurz!<br />
"Augenblick mal," werden Sie nun sagen. "Hier soll es doch um Körpersprache gehen und<br />
nicht um Goethe oder die Definition eines Zeitraums wie der Dauer eines Augenblicks?!" Sie<br />
haben vollkommen Recht! Vielleicht haben Sie sich aber schon einmal selbst dabei<br />
beobachtet, welches "Eigenleben" Ihre „Augenblicke“ im Dialog entwickeln.<br />
• Wo genau blicken Sie hin, wenn Sie dem Gegenüber aufmerksam zuhören?<br />
• Wohin schweift Ihr Blick, wenn das Gespräch allmählich für Sie langweilig wird?<br />
• Welche Blickrichtung bevorzugen Sie, wenn Sie selbst das Wort haben und dem<br />
Anderen Wichtiges näher bringen wollen?<br />
Lassen Sie uns einen Blick auf diese Fragen werfen!<br />
Wenn Ihr Gegenüber Sie im Gespräch nicht wenigstens für einen Augen-Blick anschaut, so<br />
löst dies bei den meisten Menschen ein befremdliches Gefühl aus. Sie fühlen sich nicht wahrund<br />
oftmals auch nicht ernst genommen.<br />
Der Blick in die Augen des Gesprächspartners ist eines der wichtigsten Signale, um Kontakt<br />
aufzubauen und auch zu halten. Üblicherweise dauert ein solcher Blick-Kontakt ca. eine<br />
Sekunde, wenn die Dialogpartner sich gleichzeitig in die Augen schauen. Alles, was dieser<br />
Dauer nicht entspricht, löst Irritationen aus.<br />
Ist der Blick zu kurz, wird dies als ausweichend empfunden. Angst, Scham oder Verlegenheit<br />
können hier die Wurzel sein. Häufig aber wirkt ein Mensch, der mit den Blicken ausweicht, wie<br />
jemand, der leicht zu dominieren ist.
Seite 20<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Gestik und Mimik<br />
Gestik im Sinne von kommunikativer Bewegung, primär durch Arme und Hände, wird sowohl<br />
begleitend zur verbalen Kommunikation als auch ersetzend dazu eingesetzt. Gesten gehören<br />
zur nonverbalen Kommunikation, viele davon werden alltäglich angewandt. Man kann Gesten<br />
unterscheiden in:<br />
=> lexikalisierte Gesten: Diese Gesten werden wie Wörter einer Lautsprache gelernt<br />
und gelten symbolisch. Diese Gesten sind stark von der Kultur beeinflusst<br />
und können somit in anderen Ländern ganz andere Bedeutungen haben als wir<br />
sie kennen. (Beispiel sind diverse Beleidigungsgesten, das Aneinanderreiben der<br />
Fingerspitzen, etc.)<br />
=> Zeigegesten (Deixis): Ich - Du, Hier - Dort, Jetzt - Dann<br />
=> Ikonische Gesten: Gegebene Wirklichkeit wird in irgendeiner Form dargestellt;<br />
beispielsweise durch Nachahmung einer Handlung, Umrissbeschreibung eines<br />
Objekts. Diese Gesten können auch metaphorisch verwendet werden. Das<br />
Säulenmodell gilt als eine ikonische Geste.<br />
Als Mimik werden die sichtbaren Bewegungen der Gesichtsoberfläche bezeichnet. In den<br />
meisten Fällen entstehen Gesamteindrücke aus vielen Mimik-Facetten. Dieser Vorgang läuft<br />
oft unkontrolliert und binnen weniger Sekunden ab.<br />
Der Gesichtsausdruck gehört zusammen mit anderen Verhaltensarten zu den wichtigen<br />
Bestandteilen der nonverbalen Kommunikation.<br />
Drücken<br />
ist eine direkte, allmähliche und kräftige Bewegung, so als würde man<br />
beispielsweise einen schweren Gegenstand langsam wegschieben. Aber<br />
auch mit dem ganzen Körper, mit dem Rumpf, den Armen, Knien und Beinen<br />
können Sie diese Bewegung ausführen. Typische Drücker gelten aufgrund<br />
ihres Bewegungsmusters als kraftvoll und ausdauernd. Sie sind zuverlässig,<br />
bodenständig und zielbewusst, dadurch allerdings auch angespannt.<br />
Sie setzen sich und andere oft unter Druck. So kommt es zu Kopfschmerzen,<br />
häufig sind Nacken und Schultern eines Drückers verspannt.<br />
Stoßen<br />
ist eine direkte, plötzliche und kräftige Bewegung. Ballen Sie dazu die<br />
Hand zur Faust und stoßen Sie damit gerade auf ein Ziel zu. Oder stampfen<br />
Sie mit den Füßen. Auch mit Ellbogen, Knien, Kopf und Schultern und<br />
Hüfte können Sie ruckartig stoßen. Stoßer sind zumeist schnell zupackend<br />
und voller zielgerichteter Energie. Ihr Temperament steckt andere an.<br />
Allerdings können Stoßer dabei auch rücksichtslos werden. Stoßer schonen<br />
sich nicht: Sie leiden daher unter Atem-, Herz- und Kreislaufproblemen<br />
und verschleißen Nerven, Bandscheiben und Gelenke.<br />
Gleiten<br />
ist eine direkte, allmähliche und zarte Bewegung. Gleiten Sie mit den<br />
Handflächen, als würden Sie die Hände eincremen, nehmen Sie dieses<br />
Gleiten mit Ellbogen, Schultern und Brust auf.<br />
Ein Gleiter drückt in seiner Bewegung aus, dass er anpassungsfähig und<br />
hilfsbereit ist, sich gut auf andere Menschen und deren Ideen einstellen<br />
kann. Gleichzeitig wirkt dieser Bewegungstyp auf andere oft unterwürfig<br />
und anbiedernd. Seine langsamen, eher kraftlosen Bewegungen verleihen<br />
dem Gleiter wenig Kondition. Erfahrungsgemäß leiden Gleiter unter<br />
Abwehrschwäche, besitzen aber ein gutes Atem- und Nervensystem.<br />
Tupfen<br />
ist eine direkte, plötzliche und zarte Bewegung. Typischerweise führt man<br />
diese federnd elastische Dynamik mit den Fingern beim Schreibmaschineschreiben<br />
aus. Ein Tupfer tupft auch unwillkürlich mit der ganzen Hand, mit<br />
der Schulter oder dem Kopf. Tupfer sparen zwar mit ihrer Energie, kommen<br />
aber genauso schnell ans Ziel wie Stoßer. Sie schonen damit Körper und<br />
Seele. Typisch ist eine etwas leise Stimme. Tupfer sind präzise im Denken<br />
und Handeln, wirken jedoch oft „kleinkariert“ und gelten als pingelige Erbsenzähler.<br />
Sie können Muskelschwäche und einen niedrigen Blutdruck haben.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 21<br />
Gestik & Mimik<br />
Wringen<br />
ist eine flexible, allmähliche und kräftige Bewegung, typisch für das<br />
Auswringen von Wäsche. Probieren Sie das Wringen mit Ihrem ganzen<br />
Körper aus, zum Beispiel beim Räkeln. Führen Sie auch nur mit Armen,<br />
Schultern und Rumpf diese kraftvolle, leicht drehende Bewegung durch.<br />
Das bringt Kraft und Ausdauer. Wringer winden sich gerne auch innerlich<br />
um Entscheidungen herum, wollen alles genau betrachten. Sie gelten als<br />
zuverlässig. Wringer gehen kaum aus sich heraus, fressen emotional viel in<br />
sich hinein und haben daher häufig Magen-, Darm- und Rückenprobleme.<br />
Sie neigen zu Bluthochdruck.<br />
Peitschen<br />
ist eine flexible, plötzliche und kräftige Bewegung. Werfen Sie einen Arm<br />
weit nach vorne, eventuell den anderen Arm zur Seite. Üben Sie diese<br />
Dynamik auch mit Ellbogen, Schultern oder Kopf. Sie merken sofort: Peitscher<br />
haben „Show-Talente“. Sie lenken sehr schnell alle Blicke auf sich,<br />
wirken allerdings ebenso schnell oberflächlich und unzuverlässig. Ihre kräftigen,<br />
ruckartigen Bewegungen deuten auf eine hohe körperliche und geistige<br />
Reaktionsfähigkeit, erzeugen auf Dauer aber Probleme mit Gelenken. Bei<br />
typischen Peitschern ist außerdem oft der Blutdruck erhöht.<br />
Schweben<br />
ist eine flexible, langsame und zarte Bewegung. Lassen Sie die Arme nach<br />
oben, seitwärts und nach unten schweben. Führen Sie dabei Schultern und<br />
Kopf mit, als würden Sie ein langsames Musikstück dirigieren.<br />
Ein Mensch, der solche Bewegungen häufig unwillkürlich ausführt, wird selten<br />
über Rücken- und Gelenkschmerzen klagen. In seinen Gesten deutet er<br />
viel Phantasie an, er ist körperlich wie geistig flexibel und sprachgewandt.<br />
Diese fliegenden Bewegungen können ihn aber als abgehoben abstempeln.<br />
Es kann sein, dass er seltener auf die Nöte anderer achtet und deshalb<br />
Kontaktschwierigkeiten hat.<br />
Flattern<br />
ist eine flexible, schnelle und zarte Bewegung. Drehen Sie Handgelenk und<br />
Finger ganz leicht so, als würden Sie ein Stäubchen von Ihrer Kleidung<br />
abklopfen. Nehmen Sie dann auch die Schulter dazu. Und führen Sie eine<br />
solche Bewegung auch mit dem Kopf und den Füßen aus. Ein Flatterer<br />
scheint immer „locker“ drauf zu sein. Er fühlt sich leicht und gelöst, wirkt<br />
aber unzuverlässig und hat wenig Ausdauer für langfristige Projekte. Ein<br />
typischer Flatterer leidet selten unter Muskelverspannung. Jedoch nutzen<br />
sich seine Sehnen und Gelenke durch die vielen schnellen Bewegungen<br />
leicht ab.<br />
Selbstbewusstes Auftreten<br />
Der Redner spricht sein Publikum gleich zu Beginn der Rede sehr offen und<br />
selbstbewusst direkt an. Sein Blick und seine Körperhaltung müssen „sagen“:<br />
Sehen Sie mich an, hören Sie mir gut zu, denn das, was ich Ihnen jetzt sage,<br />
müssen Sie wissen.<br />
Bei einer Beratung für ein Produkt oder Dienstleistung stehen Sie aufrecht,<br />
halten Sie Blickkontakt und verdecken Sie niemals das eigentliche Produkt<br />
oder den Hinweis auf die Dienstleistung. Indem Sie sich während des Gesprächs<br />
in eine entspannte Körperhaltung begeben, signalisieren Sie somit<br />
dem Kunden, dass er es Ihnen gleich machen kann. Dies lässt das Gespräch<br />
deutlich entspannter werden und der Kunde ist eher bereit, eine Frage<br />
zu stellen.<br />
Text- und Bildmaterial der Seite 20&21 sind aus dem Buch: „Mehr Ausstrahlung<br />
durch Körpersprache“ GU-Verlag, Gräfe & Unzer Verlag GmbH,<br />
München
Seite 22<br />
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong><br />
Der Blick<br />
Ist der Blick zu lang, so kann dies mehrere Gründe haben:<br />
Zum einen ist ein solcher Blick ein klares Zeichen von Dominanz. Damit dringt der Andere in<br />
Ihre intime Distanzzone ein und Sie haben kaum eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.<br />
Verlängert sich zum anderen der Blick zu einem Anstarren, so hat dies bei Ihnen zwangsläufig<br />
Aggressionen zur Folge. „Was will der von mir? Will der mich provozieren?“<br />
Nicht selten wird eine Schlägerei durch solch eine simple Provokation ausgelöst. Wird ein<br />
Mitarbeiter von seinem Vorgesetzten mit einem längeren Blick und einem Lächeln bedacht,<br />
so ist dies aber absolut als Zeichen der Wertschätzung zu verstehen. Hier greift das Prinzip:<br />
„Die Augen sind das Fenster zur Seele.“ Der Vorgesetzte will mit einem solchen Blick den<br />
Anderen direkt und sehr persönlich ansprechen. Bei einer solchen Grundhaltung bleibt es<br />
dann nicht aus, dass mit dieser Form der Sympathiebekundung auch beim Gesprächspartner<br />
Sympathie geweckt wird – natürlich nur, wenn das (Arbeits-) Verhältnis auf gegenseitigem<br />
Respekt beruht. Sehr wirkungsvoll, wenn auch häufig unbewusst, wird der längere Blick eingesetzt,<br />
wenn eine Person mit einer anderen flirten will. In diesem Fall wird der Blick einen<br />
winzigen Moment über das übliche Maß hinaus verlängert und dann abgebrochen. Damit<br />
wird vermittelt: „Ich habe Interesse an dir!“ Indem der Blickkontakt recht schnell wieder aufgebaut<br />
wird, vergewissert sich der Flirtende, ob sein Signal angekommen ist und greift das<br />
Spiel erneut auf. Häufig werden hierbei der Kopf leicht schräg gelegt und die Augenbrauen<br />
leicht angehoben.<br />
Zusätzliche Signale sind wichtig<br />
Beachten Sie bei einer Deutung des Blickes bitte immer auch den Ausdruck des Mundes,<br />
die Kopfhaltung und die Augenbrauen. Diese Zusatzinformationen sind unabdingbar, um<br />
nicht einer Fehlinterpretation aufzusitzen. Für all diejenigen, denen der Blick in die Augen<br />
des Anderen schwer fällt, hier ein Tipp: Versuchen Sie gleich zu Beginn, die Augenfarbe<br />
Ihres Gesprächspartners zu erkennen und diese exakt zu definieren:<br />
"Seine/ Ihre Augenfarbe ist wie ... (Schokolade, das strahlende Blau des Himmels an einem<br />
Sommertag, das sanfte Grün eines schillernden Blattes ...)."<br />
Wenn Sie bereits bewusster mit Ihrem Blick umgehen können und sich darauf eingestellt<br />
haben, auf diesen Aspekt der Körpersprache zu achten, so will ich Ihnen an dieser Stelle<br />
noch einige kleine aber wichtige Informationen zukommen lassen.<br />
Einteilung des Gesichtes in ein unteres<br />
und ein oberes Dreieck<br />
Das untere nennen wir „Dreieck des guten Kontakts“, das obere<br />
„Dreieck der Dominanz“.<br />
• Im Gespräch zwischen Menschen, die sich auf gleicher Ebene<br />
befinden und ungezwungen unterhalten, wandert der Blick zwischen<br />
Augen und Mund hin und her. Ist der Kontakt inniger, so<br />
wandert der Blick von den Augen über das Kinn hinunter zum<br />
Brustbereich des Gesprächspartners.<br />
• Wenn sich im Gespräch der Blick aber nur zwischen den Augen<br />
und dem "dritten Auge" in der Mitte der Stirn bewegt, dann hat<br />
der so Betrachtete das Gefühl, vom Anderen allein durch dessen<br />
Blick dominiert zu werden.<br />
• Geht der Blick rechts und links an den Schläfen vorbei, so wird dies als Arroganz empfunden<br />
und Sie werden sich mit einem solchen Gegenüber ganz sicher nicht wohl fühlen.<br />
• Wandert der Blick zu den Schuhen hinab, so wirkt derjenige ängstlich und unter Umständen<br />
wird dieses Signal auch als Zeichen der Unterwerfung gedeutet. Ist dieses Blickverhalten<br />
kombiniert mit einer Änderung der Hautfarbe, so ist es wahrscheinlich, dass derjenige sich<br />
schämt oder vor Verlegenheit nicht weiß, wohin mit sich und seinen Blicken.
<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe <strong>12</strong> Seite 23<br />
Augen<br />
Die Augenbrauen: Spiegel des Denkens<br />
Den Denkprozess unterstützen Menschen unbewusst damit, dass sie ihre Augen wandern<br />
lassen. Dieses so genannte Augenbewegungsmuster lässt Sie erkennen, welchen Wahrnehmungstypen<br />
Sie vor sich haben. Wandern die Augen des Gesprächspartners beim sprechbegleitenden<br />
Nachdenken in Richtung Decke, so ist es wahrscheinlich, dass der Andere sein<br />
Wissen in Bildern (Skizzen, Schemata, ‚innere Fotografien’) abgespeichert hat. Man spricht<br />
hier vom „visuellen Typ“.<br />
Der „auditive Typ“ lässt seine Augen auf Blickhöhe hin und her wandern. Wenn Sie dieses<br />
Augenbewegungsmuster erkennen, so können Sie davon ausgehen, dass der Gegenüber<br />
direkt Gehörtes (Klänge, Geräusche, Töne, Worte) speichert.<br />
Wandert der Blick nach unten, so haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einen „kinästhetischen<br />
Typen“ vor sich. Menschen mit diesem Wahrnehmungsmuster speichern Informationen<br />
über das Fühlen (Empfindungen, Gefühle, Geruch, Geschmack) ab.<br />
Man kann sagen: 35% der Menschen sind vorzugsweise visuell, 25% sind vorzugsweise auditiv<br />
und 40% sind vorzugsweise kinästhetisch veranlagt. Bedenken Sie aber immer: Wir tragen alle<br />
Möglichkeiten in uns und nutzen diese auch – die einen mehr, die anderen weniger ausgeprägt.<br />
Der Nutzen der Bewegungsmuster<br />
Was nutzt es Ihnen aber, wenn Sie die Augenbewegungsmuster erkennen können? Sie haben<br />
so die Möglichkeit, z.B. Erklärungen so zu gestalten, dass Sie ihren Gesprächspartner auch<br />
wirklich erreichen und er mit dieser Information auch etwas anfangen kann. Für Sie selbst gilt:<br />
Wenn ich weiß, wie ich abspeichere und somit auch weiß, wie ich lerne, kann ich meinen eigenen<br />
Lernprozess besser gestalten und mir Dinge viel leichter merken.<br />
Die Muster der Augenbewegung und was sie bedeuten<br />
Die drei Blickrichtungen „Oben, Mitte, Unten“ geben Auskunft darüber, wie ihr Gegenüber<br />
Informationen abspeichert. Wenn Sie dies in Gesprächen bereits wahrnehmen konnten, so<br />
achten Sie nun in Zukunft bitte auch darauf, ob dabei gleichzeitig nach rechts oder links<br />
geblickt wird.<br />
• Blickt Ihr Gegenüber von Ihnen aus betrachtet nach links, so konstruiert er im Geiste etwas,<br />
was noch nicht geschehen ist.<br />
• Blickt er von Ihnen aus betrachtet nach rechts, so erinnert er sich an etwas, das bereits<br />
geschehen ist. Dies lässt sich anwenden auf die visuelle Ebene (der Blick wandert nach<br />
oben + links oder rechts) und auf die auditive Ebene (der Blick wandert auf Augenhöhe<br />
nach links oder rechts).<br />
• Wandert der Blick aber nach unten links, so ist die Person ganz im Gefühl (kinästhetische<br />
Ebene).<br />
• Wandert er nach unten rechts, so ist es wahrscheinlich, dass der Andere momentan im<br />
inneren Dialog mit sich selbst ist<br />
Diese Bewegungsmuster informieren also darüber, ob ein Mensch gerade an Neues denkt<br />
oder sich an Bekanntes erinnert.<br />
Achtung: Bei manchen Menschen sind diese Augenbewegungsmuster seitenverkehrt.<br />
Beobachten Sie also den Anderen erst einige Zeit, bevor Sie Rückschlüsse ziehen.<br />
Aber auch für sich selbst können Sie dieses Wissen sinnvoll anwenden!<br />
Schlussgedanke<br />
Diese <strong>Studiensammlung</strong> fasst nur die wichtigsten Erkenntnisse aus der Körpersprache zusammen.<br />
Es gibt aber noch wesentlich mehr Aussagen, z.B. Literatur von Vera F. Birkenbihl<br />
„Signale des Körpers“, sowie Gabriele Cerwinka, „Die Macht der versteckten Signale“, Peter<br />
Collett „Ich sehe was, was du nicht sagst“, Samy Molcho „Alles über Körpersprache“.<br />
Um Wissen über Körpersprache optimal zu nutzen, sind zur Vertiefung Seminare mit Beispielübungen<br />
empfehlenswert.<br />
Ein guter Einstieg ist immer Ihr Lächeln, denn ein freundliches Lächeln ist Türöffner und<br />
Zeichen der Sympathie, die Sie dem Anderen entgegenbringen. Das Beste am Lächeln ist,<br />
dass es meistens erwidert wird. Dies ist dann Signal dafür, dass ein Kontakt möglich ist.<br />
Leider reduziert sich die Anzahl des täglichen Lächelns von ca. 400-mal bei Kindern im<br />
Vorschulalter auf ca. 15-mal bei Erwachsenen.
Herausgeber:<br />
<strong>Prisma</strong><br />
Fachhandels AG<br />
Dieselstraße <strong>12</strong>-14<br />
42781 Haan<br />
Telefon: 02<strong>12</strong>9 / 5571-602<br />
Verantwortlich:<br />
Michael Purper (<strong>Prisma</strong>)<br />
Redaktion:<br />
Steffens Handelsberatung,<br />
Stefan Meyer