Ausgabe - 40 - 2012 - Produktion
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8 · Unternehmen & Märkte · <strong>Produktion</strong> · 4. Oktober <strong>2012</strong> · Nr. <strong>40</strong><br />
INTERVIEW<br />
JOACHIM STIELER, GESCHÄFTSFÜHRER STIELER TECHNOLOGIE- & MARKETING-BERATUNG<br />
China entscheidet Werkzeugmaschinen-Zukunft<br />
MAREN KALKOWSKY, PRODUKTION NR. <strong>40</strong> , <strong>2012</strong><br />
Der Geschäftsführer der Stieler Technologie- und Marketing-Beratung,<br />
Joachim Stieler, erkennt eine Professionalisierung chinesischer Werkzeugmaschinenhersteller<br />
– mit Folgen für die hiesige Industrie.<br />
Wie stark muss sich die deutsche<br />
Werkzeugmaschinenindustrie<br />
vor China als Wettbewerber<br />
in Acht nehmen?<br />
Zunächst einmal bedeuten die<br />
chinesischen Kapazitätsexpansionspläne<br />
in den Schlüsselabsatzbranchen<br />
für Highend-CNC-Maschinen<br />
eine große Chance für<br />
deutsche Hersteller.<br />
VITA<br />
Joachim Stieler<br />
Joachim Stieler machten 1980 den<br />
Abschluss als Dipl.-Wirtschafts-Ingenieur.<br />
Es folgten Tätigkeiten in<br />
Industrie- und Beratungsunternehmen.<br />
1995 gründete er die Stieler<br />
Technologie- & Marketing-Beratung<br />
mit Industrie-Fokus, die seit<br />
2011 in Schanghai vertreten ist.<br />
Wird sich das ändern?<br />
Mittel- bis langfristig sehen wir im<br />
oberen Marktsegment eine starke<br />
Konkurrenz in China entstehen.<br />
Bereits 2006 hat die Regierung in<br />
Peking Highend-NC-Werkzeugmaschinen<br />
zu einer der 16 Branchen<br />
erklärt, deren Entwicklung<br />
mit der größtmöglichen Unterstützung<br />
gefördert werden soll.<br />
Dazu gehören großzügige Forschungssubventionen,<br />
Steuererleichterungen<br />
und günstige Finanzierungskonditionen<br />
- nicht<br />
zuletzt für die Übernahmen westlicher<br />
Technologieunternehmen.<br />
Unter diesen Bedingungen professionalisieren<br />
sich Staatsunternehmen<br />
wie Shenyang Machine Tools<br />
zunehmend. Ferner sind erfolgreiche<br />
Privatunternehmen wie zum<br />
Beispiel der Baumaschinenhersteller<br />
Sany oder der Weltmarktführer<br />
im Bereich Kunststoffmaschinen<br />
Ningbo Haitian in den<br />
Markt für Werkzeugmaschinen<br />
eingetreten und verfolgen dort<br />
ehrgeizige Ziele.<br />
Ende der 90er Jahre beherrschten<br />
die deutschen Unternehmen<br />
Putzmeister und Schwing<br />
mehr als zwei Drittel des chinesischen<br />
Betonpumpen-Marktes.<br />
Inzwischen wurden beide von<br />
Chinesen übernommen. Droht<br />
in der Werkzeugmaschinenbranche<br />
ähnliches?<br />
So ein Szenario ist durchaus vorstellbar.<br />
Wenn man sich das Beispiel<br />
Putzmeister anschaut, lässt<br />
sich gut veranschaulichen, wie<br />
sich das abspielt: Die schwäbischen<br />
Betonpumpen waren stets<br />
noch erste Wahl, wenn es darum<br />
ging, Höchstleistungen zu erzielen.<br />
Für den Bau von hunderttausenden<br />
Wohnhochhäusern in China<br />
waren die Produkte von Sany,<br />
„Deutsche<br />
Werkzeugmaschinenhersteller<br />
sollten versuchen,<br />
das<br />
Mid-End-<br />
Segment in<br />
China stärker<br />
zu erschließen“,<br />
meint Joachim<br />
Stieler.<br />
Bild: Stieler<br />
XCMG und Zoomlion aber gut genug<br />
– und deutlich günstiger.<br />
Wenn die Chinesen also sagen, sie<br />
möchten mit ihren Werkzeugmaschinen<br />
weltweit die Anwender<br />
bedienen, die nur 90% des Leistungsumfangs<br />
deutscher Highend-Maschinen<br />
nutzen, und ihnen<br />
das gelingt, dann werden<br />
deutsche Werkzeugmaschinenhersteller<br />
unter Druck geraten.<br />
Dies betrifft übrigens auch ausländische<br />
Zulieferunternehmen. Betrachtet<br />
man die Liste der Komponenten,<br />
die chinesische Unternehmen<br />
nach dem 12. Fünf-Jahres-Plan<br />
für die Werkzeugmaschinenindustrie<br />
bis 2020 selbst herstellen<br />
können sollen, zielt dies ins<br />
Herz des deutschen Maschinenbaus.<br />
Derzeit steht die MAG Group<br />
zum Verkauf. Welche Auswirkungen<br />
hätte ein Aufkauf durch<br />
die Chinesen?<br />
Für MAG hätte das wohl zunächst<br />
positive Auswirkungen. Ein starker<br />
chinesischer Investor könnte<br />
helfen, notwendige Investitionen<br />
vorzunehmen und würde wohl<br />
auch die Vertriebsseite in China<br />
stärken. Besonders spannend ist<br />
die Tatsache, dass MAG seit kurzem<br />
Maschinen aus chinesischer<br />
<strong>Produktion</strong> mit Erfolg nach Europa<br />
importiert. Das macht sonst<br />
noch keiner der renommierten<br />
Werkzeugmaschinenhersteller.<br />
Diese Symbiose aus deutscher Ingenieurskunst<br />
und chinesischen<br />
Kostenvorteilen in der <strong>Produktion</strong><br />
könnte richtungsweisend<br />
sein.<br />
Mit welcher Strategie können<br />
deutsche Hersteller auch langfristig<br />
in China bestehen?<br />
Deutsche Unternehmen sollten<br />
zum einen das Highend-Segment<br />
verteidigen, indem sie technologisch<br />
immer voraus sind. Ein weiterer<br />
Ausbau der Service- und Vertriebskapazitäten<br />
ist dringend geboten.<br />
Zudem sollten sie versuchen,<br />
das Midend-Segment mit an<br />
die lokalen Bedürfnisse angepassten<br />
Maschinen – also mit reduziertem<br />
Funktionsumfang und günstigerem<br />
Preis, möglicherweise<br />
durch einen wachsenden Anteil<br />
lokaler Komponenten – zu erschließen.<br />
Bei Maschinenherstellern<br />
wie DMG oder auch bei Herstellern<br />
von Steuerungssystemen<br />
wie Siemens sehen wir hier erfolgversprechende<br />
Ansätze. Auch<br />
Partnerschaften können sinnvoll<br />
sein. So wurde EMAG durch den<br />
Einstieg eines chinesischen Partners<br />
finanziell gestärkt und errichtet<br />
gerade eine Fabrik in Jintan. In<br />
spätestens fünf Jahren sollen dort<br />
jährlich 3 000 Bearbeitungszentren<br />
gebaut werden.<br />
AUTOMOTIVE<br />
Kfz-Markt in China erholt sich<br />
BERND SCHAAF, MAREN KALKOWSKY<br />
PRODUKTION NR. <strong>40</strong> , <strong>2012</strong><br />
Nach einem schwachen Vorjahr<br />
sieht die chinesische Kfz-Branche<br />
<strong>2012</strong> wieder optimistisch in die<br />
Zukunft. Der Import boomt und<br />
Deutschland profitiert davon.<br />
SHANGHAI. Nach enormen Zuwachsraten<br />
2009 und 2010 wies die<br />
chinesische <strong>Produktion</strong> von Kraftfahrzeugen<br />
2011 nur noch ein Plus<br />
von 0,8 % vor. In den ersten beiden<br />
Monaten <strong>2012</strong> ging die Erzeugung<br />
sogar um 1,9 % zurück. Zur Jahresmitte<br />
holte der Ausstoß dann kräftig<br />
auf. Allein im Mai belief sich der<br />
Kfz-<strong>Produktion</strong> in China<br />
(in 1.000 Einheiten; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in %)<br />
Kategorie 2010 2011 <strong>2012</strong> *) Veränderung<br />
Insgesamt 18.265 18.419 8.001 3,2<br />
Pkw 13.897 14.485 6.341 7,1<br />
Nutzfz 4.368 3.934 1.660 -9,3<br />
*) Januar bis Mai Quelle: CAAM<br />
Nach einem schwachen Jahr 2011 und enttäuschendem Start im Frühjahr <strong>2012</strong><br />
erholte sich die Kfz-<strong>Produktion</strong> in China nun deutlich.<br />
Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
auf +16,2 % auf knapp 1,6<br />
Mio Einheiten. Der Markt zeigt sich<br />
dabei zweigeteilt. Während die<br />
Pkw-<strong>Produktion</strong> in den ersten fünf<br />
Monaten um 7,1% auf 6,3 Mio.<br />
Fahrzeuge zulegen konnte, lagen<br />
Nutzfahrzeuge (Nfz) mit -9,3 % auf<br />
knapp 1,7 Mio Stück deutlich im<br />
Autoverband erwartet<br />
für <strong>2012</strong> ein Plus von 8 %<br />
Minus. Jedoch verbesserte sich die<br />
Nfz-Situation im Mai spürbar: Die<br />
Busproduktion erhöhte sich im<br />
Vergleich zum Vorjahresmonat um<br />
11,9 % auf 34 000 Einheiten, und<br />
auch bei Lkw scheint mit einem<br />
Plus von 1,1 % auf 210 000 Stück die<br />
Talsohle durchschritten zu sein.<br />
Auch im aktuellsten Monatsvergleich<br />
im August lag der chinesische<br />
Pkw-Markt mit einem Plus<br />
von rund 13 % weiterhin auf Wachstumskurs,<br />
so der VDA. Es wurden<br />
knapp 1,07 Mio Neuwagen abgesetzt.<br />
In den ersten acht Monaten<br />
des laufenden Jahres wurden auf<br />
dem chinesischen Markt 8,47 Mio<br />
Neufahrzeuge verkauft, ein Plus<br />
von mehr als 9 %. Der Verband<br />
„China Association of Automobile<br />
Manufacturers“ (CAAM) erwartet<br />
nach Aussagen seines Vizepräsidenten<br />
für das Jahr <strong>2012</strong> insgesamt<br />
ein Absatzplus von 8 %.<br />
CHINA-CORNER<br />
Messeförderung/Shanghai (kk): Das<br />
aktuelle Messe-Förderprogramm<br />
von Bayern International für das<br />
Jahr 2013 liegt jetzt vor. Es umfasst<br />
im kommenden Jahr 57 Messen in<br />
27 Ländern. Bayerische Firmen erhalten<br />
bei Ihrer Beteiligung am Bayerischen<br />
Gemeinschaftsstand im<br />
Ausland über die Organisation<br />
durch Bayern International eine finanzielle<br />
Förderung. Unternehmen<br />
können aus Messen der Branchen<br />
Bau, Broadcast, Maschinenbau, Medizin,<br />
Umwelt und Energietechnik,<br />
Hotel, Gastronomie und Lebensmittel<br />
wählen. Darunter 20 neue Messen<br />
wie die Maschinenbaumesse<br />
Fabtech in Chicago oder die Baumesse<br />
Sibbuild in Nowosibirsk. Infos:<br />
www.bayern-weltweit.de.<br />
Bild: Bayern International München<br />
Getrag/Shanghai (kk): Kürzlich wurde<br />
der Volvo C30 Electric beim vierten<br />
„China New Energy Mobility Summit”<br />
mit dem „Green Car of the<br />
Year“-Award ausgezeichnet. Zudem<br />
feierte die Shanghai International<br />
Automotive Group (SAIC) das einjährige<br />
Bestehen ihrer eMobilitäts-<br />
Kampagne mit der Übergabe von 15<br />
Volvo C30 Electric an die Stadt<br />
Shanghai. Für<br />
dieses eMobilitäts-Programm<br />
pflegt Volvo eine<br />
langfristige Kooperation<br />
mit<br />
Getrag. Getrag<br />
liefert den im<br />
Volvo C30 Electric<br />
verbauten Antriebsstrang<br />
1eDT2<strong>40</strong>, der eigens hierfür entwickelt<br />
wurde. „Wir sind stolz auf diese<br />
Partnerschaft“, sagt Bernd Eckl,<br />
Executive Vice President Sales, Marketing<br />
und Business Development.<br />
Bild: Kommission Shanxi Bild: Getrag<br />
Energiemesse/Taiyuan (kk): Kürzlich<br />
reiste NRW-Wirtschaftsminister<br />
Garrelt Duin durch die chinesischen<br />
Partnerprovinz Shanxi. Hierzu gehörte<br />
auch ein Besuch der Energiemesse<br />
CIEI – China International<br />
Energy Industry Expo in Taiyuan.<br />
„Shanxi ist als Energieriese Chinas<br />
an modernen Energietechnologien<br />
wie Kohleverflüssigung, Grubengasverwertung<br />
und umweltschonender<br />
Kraftwerkstechnologie sehr interessiert“,<br />
sagte Duin bei einem Treffen<br />
mit dem chinesischen Vize-Handelsminister<br />
Gao Hucheng.