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RÖKO HEUTE Freitag, 30. Mai 2014

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Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Tuberkulose-Museum und –Archiv Heidelberg<br />

Congress Center<br />

Hamburg<br />

RÖK<br />

Eine Krankheit,<br />

Offizielle Publikation zum 95. Deutschen<br />

Röntgenkongress <strong>2014</strong> in Hamburg<br />

<strong>HEUTE</strong><br />

<strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>Freitag</strong><br />

Heute ist Thoraxtag!<br />

Deshalb haben wir in dieser Ausgabe nicht<br />

nur diagnostische und therapeutische<br />

Aspekte der wichtigsten Lungenerkrankungen<br />

für Sie aufbereitet, sondern auch<br />

in Literatur und Historie gestöbert.<br />

Was der Thoraxchirurg sich wünscht, lesen<br />

Sie auf Seite 6 und hören Sie in der Session:<br />

nicht von gestern<br />

!<br />

Wo: Raum Peters<br />

Wann: <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />

17:10 -17:30 Uhr<br />

Was: Radiologie<br />

trifft Thoraxradiologie<br />

und<br />

Pneumologie II –<br />

das Emphysem<br />

Bakterien rüsten auf“ oder „In Deutschland<br />

noch immer nicht gebannt“ titelten<br />

große Tageszeitungen wie FAZ<br />

und Süddeutsche anlässlich des diesjährigen<br />

Welt-Tuberkulose-Tags, der traditionsgemäß am<br />

24. März begangen wird – an jenem Tag, an dem<br />

Robert Koch im Jahr 1882 die Entdeckung des<br />

Tuberkulose (TB) verursachenden Bakteriums<br />

Schlauer mit dem<br />

Smartphone<br />

Die kostenlose App „ExplainTB“, die das<br />

Forschungszentrum Borstel, das Deutsche<br />

Zentralkomitee zur Bekämpfung<br />

der Tuberkulose und das internationale<br />

Forschernetzwerk „TBnet“ gemeinsam<br />

entwickelt haben, hilft, Sprachbarrieren<br />

bei Tuberkulosepatienten zu überwinden.<br />

Mit der Anwendung können Aufklärungsfilme<br />

zur Tuberkulose direkt im<br />

Patientengespräch abgerufen und Betroffene<br />

oder Angehörige mit Informationen<br />

in ihrer Muttersprache versorgt werden.<br />

Zurzeit stehen 23 Kapitel in über 25 Sprachen<br />

zur Erkrankung sowie zu typischen<br />

Symptomen, Übertragungswegen und<br />

Komplikationen zur Verfügung.<br />

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verkündete. Tatsächlich ist das Mycobacterium<br />

tuberculosis auch nach über 100 Jahren nicht<br />

besiegt. Dabei betrifft die Gefahr nicht nur Entwicklungs-<br />

oder Schwellenländer, sondern auch<br />

die Industrienationen.<br />

Bereits das vierte Jahr in Folge gehen die TB-<br />

Fallzahlen in Deutschland kaum noch zurück,<br />

der Anteil an Erkrankungen durch multiresistente<br />

Erreger stieg sogar von 1,7 Prozent (Mittel<br />

über 2007 bis 2011) auf 2,3 Prozent (2012)<br />

an. Das dokumentiert der aktuellste Bericht des<br />

Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Epidemiologie<br />

der Tuberkulose. Insgesamt wurden 4.220 Neuerkrankungen<br />

gemeldet. Dr. Barbara Hauer vom<br />

Fachgebiet „Respiratorisch übertragbare Erkrankungen“<br />

der Abteilung für Infektionsepidemiologie<br />

des RKI nennt zwei Hauptursachen dafür,<br />

dass die Tuberkulose weltweit immer noch zu<br />

den wichtigsten Infektionskrankheiten gehört:<br />

„Ab den 1990ern hat die HIV-Epidemie die Tuberkulose<br />

wieder angefacht. Beide Krankheiten<br />

beeinflussen sich negativ. Ein weiteres Problem<br />

stellen die multiresistenten Bakterienstämme dar,<br />

bei denen die beiden wirksamsten Antituberkulotika<br />

versagen. Im Fall einer extensiv resistenten<br />

Tuberkulose, bei der zusätzlich auch bestimmte<br />

sogenannte Zweitrangmedikamente nicht mehr<br />

wirken, wird die Behandlung sehr schwierig –<br />

eine große Herausforderung gerade für Länder,<br />

in denen es nur einen eingeschränkten oder gar<br />

keinen Zugang zu noch wirksamen Zweitrangmedikamenten<br />

gibt.“<br />

Dr. Barbara Hauer<br />

Erst Anfang März hat der neuartige Wirkstoff<br />

Bedaquilin die EU-Zulassung erhalten, zwei<br />

weitere Substanzen stehen kurz vor der Markteinführung.<br />

Alle drei können als Teil von Kombinationstherapien<br />

multiresistente TB-Bakterien<br />

abtöten. Noch sind die Erfahrungswerte mit den<br />

Präparaten jedoch gering.<br />

Die Entstehung multiresistenter Keime wird<br />

vor allem durch unzureichende oder inadäquate<br />

Antibiotikabehandlung begünstigt, erklärt die<br />

Expertin: „Allein die medikamentensensible TB<br />

muss mindestens sechs Monate behandelt werden,<br />

multiresistente Tuberkulosen 20 Monate und<br />

länger. Neben der korrekten Verordnung einer<br />

resistenzgerechten Therapie ist auch die Patientenmitarbeit<br />

wichtig. Häufig fühlen sich die Patienten<br />

aber bereits nach wenigen Wochen besser<br />

und manche hören auf, die Tabletten einzunehmen,<br />

obwohl die Infektionserreger noch nicht alle<br />

abgetötet sind. Die Patienten zum Durchhalten<br />

zu motivieren, stellt deshalb eine der größten Herausforderungen<br />

bei der Bekämpfung der TB dar.“<br />

Antibiotikaresistenzen finden sich besonders<br />

häufig bei Patienten aus Osteuropa und den<br />

neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.<br />

Die weltweite Entwicklung der Tuberkulosesituation<br />

hat auch Auswirkungen auf<br />

westliche Industrienationen, denn infolge der<br />

Globalisierung rückt die Welt immer näher zusammen.<br />

So ist etwa die Hälfte der TB-Patienten<br />

in Deutschland im Ausland geboren. Da jeder<br />

zweite Tuberkulosepatient in Deutschland geboren<br />

ist, muss die Tuberkulose differenzialdiagnostisch<br />

aber grundsätzlich immer mit berücksichtigt<br />

werden. Weitere Bevölkerungsgruppen mit einem<br />

erhöhten Risiko sind Wohnungslose, Drogenabhängige,<br />

sozial benachteiligte Menschen und Immungeschwächte,<br />

auch Diabetes spielt weltweit<br />

eine zunehmende Rolle.<br />

„Ärzte müssen die epidemiologischen Hintergründe<br />

sowie Risikofaktoren für die Krankheit<br />

kennen und die Patienten gezielt danach fragen“,<br />

betont Dr. Hauer, „denn nur durch schnelles Erkennen<br />

und Handeln wird die Infektionskette<br />

unterbrochen.“<br />

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Booth # C.25<br />

5/21/<strong>2014</strong> 9:40:26 AM<br />

Röntgenvorlesung –<br />

Die CT liefert Grundlagen<br />

und prädikative Informationen<br />

bei fast allen<br />

Lungenkrankheiten .............................. Seite 4<br />

Zusammenarbeit –<br />

Die Rolle des Radiologen im<br />

Tumorboard, was der Chirurg<br />

sich wünscht und welche<br />

Hoffnungen der Pneumologe<br />

mit der bildgebenden<br />

Diagnostik verbindet ......... Seiten 5 & 6<br />

Round-up –<br />

Asbest, Asthma und<br />

die vielen Gesichter<br />

der Tuberkulose .................. Seiten 8-10<br />

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Besuchen Sie uns zum<br />

95. Deutschen Röntgenkongress<br />

7. Gemeinsamer Kongress der DRG und ÖRG<br />

vom 28. bis 31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

im Congress Centrum Hamburg<br />

Stand C23 in Halle H.<br />

Wir freuen uns auf<br />

Ihren Besuch!<br />

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Aktuell<br />

Appendizitis – Radiologe hilft Chirurg<br />

Bei einfachen Symptomen kommt der<br />

Spezialist zum Einsatz. Bei Uneindeutigkeit<br />

sucht er Hilfe beim Radio-<br />

„<br />

logen. Und das ist die Zukunft: die multidisziplinäre<br />

Zusammenarbeit.“ Das betonte der<br />

deutsche Kongresspräsident, Prof. Dr. Stefan<br />

Diederich, zu Anfang des Kongresses am Mittwochmorgen.<br />

Ein gelungenes Beispiel für einen<br />

fächerübergreifenden Lösungsansatz ist die Arbeit<br />

des jungen Radiologen Dr. Murat Karul,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.<br />

Murat Karul hatte einst als Medizinstudent<br />

gelernt, was bei akuter Appendizitis zu tun ist:<br />

„Erst wird ein Ultraschall gemacht und dann ist<br />

der Patient auch schon im OP“, sagt Karul. Die<br />

klinische Praxis sieht allerdings anders aus: „Es<br />

kommt schon mal öfter ein Chirurg zu mir und<br />

sagt, dass er sich bei den rechtsseitigen Unterbauchschmerzen<br />

der Appendizitis nicht ganz<br />

sicher sei und fragt um Rat.“ Denn nur mit einer<br />

Ultraschalluntersuchung vorab zeigt sich das genaue<br />

Ausmaß der Blinddarmerkrankung häufig<br />

erst während der Operation. Das ist nicht<br />

optimal, weil Patienten mit Blinddarmentzündung<br />

heute minimal-invasiv behandelt werden<br />

könnten und erst bei einem ausgedehnten<br />

Befund zum chirurgischen Eingriff übergegangen<br />

werden muss. „Moderne Schnittbildverfahren<br />

wie MDCT oder MRT sind dem<br />

Perforierte Appendizitis<br />

Ultraschall diagnostisch überlegen und erlauben<br />

eine bessere Abschätzung des Schweregrades<br />

der Entzündung“, erklärt der Radiologe.<br />

Dr. Karuls Studie<br />

Bei 76 Patienten wurde vor dem chirurgischen<br />

Eingriff eine Niedrigdosis MDCT mit Gabe von<br />

Kontrastmittel durchgeführt. Nach der OP verglich<br />

der Radiologe seine Ergebnisse mit denen<br />

des Pathologen: „Wir konnten zeigen, dass sich<br />

bei einem Großteil der<br />

Patienten das Ausmaß<br />

der Blinddarmentzündung<br />

durch die MDCT-<br />

Untersuchung zuverlässig<br />

darstellen lässt. Die<br />

Sensitivität betrug 86,4<br />

Prozent bei Patienten mit<br />

Grad 3 und 85,7 Prozent<br />

bei solchen mit Grad 1<br />

Appendizitis.<br />

Dr. Murat Karul<br />

MRT ist manchmal<br />

vorzuziehen<br />

Die Magnetresonanztomografie<br />

dauert zwar<br />

ein bisschen länger, ist<br />

jedoch bei Schwangeren<br />

und jüngeren Patienten<br />

generell zu empfehlen,<br />

denn auch in der MRT<br />

sind die Zeichen der Appendizitis<br />

gut zu sehen.“<br />

Die Aussagefähigkeit verbessert sich weiter, wenn<br />

ein Entzündungsmarker, das C-reaktive Protein<br />

(CRP) verabreicht wird. „Denn je höher der CRP-<br />

Wert, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer<br />

höhergradigen Blinddarmentzündung“, betont<br />

Karul. Bei Patienten mit Verdacht auf eine akute<br />

Blinddarmentzündung, deren CRP-Wert die<br />

Schwelle von 72 mg/l überschreitet, sollte eine<br />

MDCT angefertigt werden. Zeigt sich dabei eine<br />

Grad 3 Entzündung, kann der Chirurg einen<br />

offenen Eingriff in Erwägung ziehen.<br />

„Wir können Bilder machen, auf denen<br />

Kotsteine und Abszesse eindeutig zu erkennen<br />

sind, die auf eine Grad 3 Appendizitis hindeuten.<br />

Die Chirurgen können aufgrund dieser<br />

Bilder statt minimal-invasiv vorzugehen gleich<br />

eine Unterbauchlaparotomie durchführen“, sagt<br />

Karul abschließend. Er kann dem Chirurgen eine<br />

genauere Prognose liefern.<br />

Paukenschläge für platzsparenden MRT<br />

Begleitet von japanischen<br />

Trommelklängen wurde<br />

am Donnerstagmorgen<br />

der Vantage Elan 1,5<br />

Tesla MRT von Toshiba<br />

offiziell in Deutschland<br />

vorgestellt. Der neue<br />

MRT benötigt nur 23 m²<br />

Installationsraum und ist<br />

fünf Tage nach der Einbringung<br />

betriebsbereit.<br />

Kritisch beleuchtet<br />

250 jüdischen Radiologen wurde 1938 durch die<br />

„Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die<br />

Approbation entzogen, das ist ein Ergebnis der<br />

Die Geschichte<br />

der Radiologie<br />

während der NS-Zeit<br />

auf Tafeln<br />

jahrelangen Recherche<br />

von Dr. Gabriele<br />

Moser, Fachhistorikerin<br />

für Medizingeschichte<br />

an der Uni<br />

Heidelberg. Seit 2010<br />

hat sie im Auftrag der<br />

Deutschen Röntgengesellschaft die Geschichte<br />

der Fachgesellschaft und die Rolle der Radiologie<br />

in den Jahren von 1933 bis 1945 erforscht und<br />

jetzt in einer Ausstellung auf dem Röntgenkongress<br />

präsentiert. In der Ausstellungseröffnung am<br />

Donnerstag lobte DRG-Präsident Prof. Norbert<br />

Hosten die Arbeit der Historikerin, die damit<br />

der Fachgesellschaft die Augen für die lange verdrängte<br />

NS-Geschichte wieder geöffnet habe.<br />

Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für<br />

Radioonkologie (DEGRO) zeigt die DRG die<br />

Schicksale der Opfer, die Karrieren der Täter und<br />

die Rahmenbedingungen von Medizin und Radiologie<br />

im NS-Reich im Allgemeinen. Die Strahlentherapie<br />

spielte ab 1936 eine wichtige Rolle bei<br />

der Zwangssterilisation von Frauen. Neben den<br />

verbrecherischen Taten einzelner Mediziner wurde<br />

die Radiologie für die Ziele der Nationalsozialisten<br />

auch in der Gesundheitsfürsorge zur Erhaltung<br />

der Volksgesundheit instrumentalisiert, beispielsweise<br />

durch TBC-Reihenuntersuchungen.<br />

Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert<br />

und kann an radiologische und strahlentherapeutische<br />

Institute ausgeliehen werden.<br />

Mit Ehren eröffnet<br />

„Radiologie ist Detektivarbeit in der Medizin und Radiologie ist die Zukunft.“ Auf der offiziellen<br />

Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Röntgenkongresses <strong>2014</strong> wurden kurze<br />

Statements vor allem von jungen Kongressbesuchern und Medizinern eingespielt, die ihre<br />

Begeisterung für dieses Fachgebiet zum Ausdruck brachten.<br />

Die Veranstaltung selbst war den erfahrenen Detektiven der Radiologie gewidmet, die<br />

mit Ehrenmitgliedschaften der Deutschen und Österreichischen Röntgengesellschaft ausgezeichnet<br />

wurden. Manche landeten aus Verlegenheit in der Radiologie und blieben ihr doch<br />

aus Überzeugung treu. So entdeckte Prof. Dierk Vorwerk während seiner radiologischen<br />

Laufbahn die Interventionelle Radiologie für sich und beschloss, ein Leben lang nichts anderes<br />

mehr zu machen. Und hätte Prof. Lorenzo Bonomo sein berufliches Leben nicht der<br />

Radiologe verschrieben, wäre er gern Profi-Fußballer oder Sänger geworden – doch weder<br />

er noch sein Plenum möchten seine Ehrenmitgliedschaft in der DRG missen.<br />

Um auch in Zukunft den radiologischen Nachwuchs und die künftigen Ehrenmitglieder<br />

für den bildgebenden Fachbereich zu begeistern und zu motivieren, plädierte Prof. Dietbert<br />

Hahn für eine gute Organisation in Kliniken, die es den jungen Fachärzten erlaubt, auch<br />

flexible Arbeitszeiten in Anspruch zu nehmen, damit das Privatleben nicht zu kurz kommt.<br />

Die Ehrenmitgliedschaft erhielten Prof. Otmar Schober, Prof. Dietbert Hahn, Prof. Tae-Hwan<br />

Lim, Prof. Lorenzo Bonomo, Prof. Robert C. Brasch, Prof. Dierk Vorwerk und Walter Hruby.<br />

Coolidge<br />

Award <strong>2014</strong> geht<br />

an junge<br />

Hannoveranerin<br />

Dr. Katja Hüper vom Institut für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie an<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

gewinnt den Coolidge Award <strong>2014</strong> mit ihrer<br />

Studie: „Multiparametrische, funktionelle<br />

Magnetresonanztomografie zur Diagnostik<br />

des akuten Nierenversagens und zur Beurteilung<br />

der Prognose der Nierenfunktion“.<br />

Dr. med. Katja Hüper<br />

Die Grundlagenarbeit, die zunächst am Mausmodell den prognostischen<br />

Wert einer erweiterten MRT-Diagnostik methodisch<br />

vorbildlich belegt, adressiert nach Meinung der unabhängigen Jury<br />

eine klinisch wichtige und bisher weitgehend ungelöste Fragestellung<br />

und hat eine entsprechend hohe Bedeutung.<br />

Aktuell werden die Resultate im Rahmen einer Pilotstudie, die bereits<br />

erste Ergebnisse zeigt, auf Patienten übertragen. Professor Dr. med.<br />

Frank Wacker, Direktor des Instituts, begrüßt das Coolidge Award<br />

Forschungsbudget in Höhe von 15.000 Euro zur Unterstützung dieser<br />

Forschungsaktivität sehr.<br />

Die diesjährigen exzellenten Bewerbungen zum Coolidge Award,<br />

der bereits zum 21. Mal in Folge vergeben wird, umfassen zahlreiche<br />

klinische Bereiche und reichen von der Grundlagenforschung bis hin<br />

zur klinischen Erprobung. Nach eingehender Diskussion einigte sich<br />

die Jury, der vier Professoren aus den Fachgebieten Radiologie, Neuroradiologie<br />

und Nuklearmedizin angehören, auf Katja Hüper. Aus-<br />

schlaggebend waren die klinische Relevanz ihrer Arbeit<br />

und die Tatsache, dass sie mit 31 Jahren im Sinne des<br />

Coolidge Förderpreises für Nachwuchswissenschaftler<br />

auch eine erfreulich junge Preisträgerin ist.<br />

Professor Dr. med. Uwe Fischer, Diagnostisches<br />

Brustzentrum Göttingen, erläuterte bei der feierlichen<br />

Preisverleihung von GE Healthcare im Rahmen des<br />

Deutschen Röntgenkongresses in Hamburg die Entscheidungen<br />

der Jury: „Dr. Hüper zeigt mit ihrer Studie,<br />

dass die multiparametrische, funktionelle Magnetresonanztomografie<br />

(MRT) die frühzeitige Diagnose<br />

des Nierenversagens im Mausmodell ermöglicht. Die<br />

MRT-Parameter korrelieren mit dem Volumenverlust<br />

der Niere als Zeichen der chronisch-irreversiblen<br />

Nierenschädigung, den histologischen beziehungsweise<br />

immunhistochemischen Veränderungen sowie den<br />

operativen Funktionsparametern der Niere (GFR, RPF).<br />

Die MRT liefert also frühzeitig wichtige Informationen zum weiteren<br />

Krankheitsverlauf und zur Prognose der Nierenfunktion“, führte Prof.<br />

Fischer in seiner Laudatio aus.<br />

Professor Dr. med. Frank Wacker, Direktor des Instituts für<br />

Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover, ist von der klinischen Relevanz der Studie<br />

überzeugt: „Die Translation der MRT-Techniken in die Klinik ist<br />

aufgrund der fehlenden Invasivität möglich. Insbesondere die Transplantationspatienten<br />

an der MHH profitieren davon, dass die von Dr.<br />

Hüper vorgestellte Methode ohne Kontrastmittel auskommt. In einer<br />

Pilotstudie bei Patienten mit akutem Nierenversagen testen wir zurzeit<br />

den klinischen Wert der MRT-Techniken, die wertvolle Informationen<br />

zur frühzeitigen Diagnose liefern und Therapieentscheidungen zur Verhinderung<br />

einer weiteren Nierenschädigung erleichtern können. Die<br />

funktionellen Techniken sind auch über die Transplantationsmedizin<br />

hinaus zur Beurteilung der Organfunktion von großem Interesse.“<br />

Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 3


Röntgenvorlesung<br />

Young<br />

Investigator<br />

Award<br />

Prof. Fabian Kießling,<br />

Jurymitglied (YIA)<br />

In der Welt der Lungenkrankheiten<br />

ist die CT ohne Konkurrenz<br />

Willkommen in der Welt der hochauflösenden<br />

Computertomographie<br />

(HRCT). Prof. Dr. David<br />

Hansell, international renommierter Experte<br />

der Thoraxbildgebung, hält in diesem Jahr die<br />

Röntgen-Vorlesung im Rahmen des Deutschen<br />

Röntgenkongresses zum Thema „HRCT at the<br />

Centre of the Diffuse Lung Disease Universe“.<br />

Dabei wird er weniger über den erwiesenen<br />

diagnostischen Nutzen der HRCT sprechen, als<br />

sich vor allem mit dem prädiktiven Potenzial der<br />

HRCT in Bezug auf Outcomes und Endpunkte<br />

klinischer Studien beschäftigen.<br />

RöKo Heute: Warum hat die HRCT<br />

heute solches Gewicht bei den Lungenerkrankungen?<br />

Hansell: In multidisziplinären Teamprozessen<br />

– MDT – hat die CT einen ungeheuren diagnostischen<br />

Nutzen und in dem MDT-Triumvirat aus<br />

Kliniker, Radiologe und Pathologe ist der Radiologe<br />

heute quasi Senior-Partner. Der Input des<br />

Klinikers zur Diagnose ist unerlässlich: Während<br />

senschaftler ist. Aber die CT ist die Grundlage<br />

für Anwendungsbeobachtungen zu diffusen<br />

Lungenkrankheiten und liefert Informationen<br />

bei Langzeitstudien, die die Pathologie einfach<br />

nicht bieten kann. Normalerweise wird bei einem<br />

Patienten nur eine Lungenbiopsie durchgeführt –<br />

und obgleich diese Biopsie sehr detaillierte histologische<br />

Informationen liefert, so ist aus ihr doch<br />

nicht zu erkennen, wie sich die Lunge im Laufe<br />

der Zeit verändert. Nur die CT und Lungenfunktionstests<br />

lassen Aussagen über das langfristige<br />

Verhalten von Lungenerkrankungen zu. Das ist<br />

in vielerlei Hinsicht nützlich, insbesondere wenn<br />

es um die Prognose fibrosierender Lungenerkrankungen<br />

geht.<br />

Bedeutet das, die HRCT kann<br />

prognostische Informationen liefern?<br />

Eine diagnostische Aussage allein ist nicht unbedingt<br />

sehr aussagekräftig, da sie sich auf ein<br />

breites Spektrum möglicher Outcomes bezieht.<br />

Ein Patient kann mit einem bestimmten diagnostischen<br />

Etikett lange leben, vielleicht stirbt<br />

heute in hohem Maß davon ab, ob sich die Patienten<br />

einer Operation oder einer Chemotherapie<br />

unterziehen können. Die HRCT kann uns nun<br />

sagen, ob ein Patient für eine bestimmte Medikamentenstudie<br />

geeignet ist oder nicht. Das ist interessant,<br />

weil es bis vor fünf Jahren keine wirksame<br />

David Hansell, MD, FRCP, FRCR, FRSM, ist Professor<br />

für Thoraxbildgebung am National Heart<br />

and Lung Institute, Imperial College, London,<br />

und Abteilungsleiter der Radiologie am Royal<br />

Brompton & Harefield NHS Foundation Trust.<br />

Sein Schwerpunkt ist die diagnostische Bildgebung<br />

der Lunge, wobei sein besonderes Interesse<br />

der hochauflösenden Computertomographie<br />

(HRCT) diffuser Lungenerkrankungen gilt.<br />

Er war Präsident der Fleischner Society (2012)<br />

und der European Society of Thoracic Imaging<br />

(2005). Professor Hansell ist Hauptautor des<br />

Lehrbuchs „Imaging of Diseases of the Chest“<br />

sowie Autor von mehr als 300 Artikeln.<br />

keine Patienten mit unterschiedlichen diffusen<br />

Lungenerkrankungen sein. Das heißt, die HRCT<br />

kann dazu beitragen, sowohl eine sinnvolle Probandenpopulation<br />

sicherzustellen als auch zum<br />

„Cohort Enrichment“ beizutragen – letzteres ein<br />

hochtrabender Ausdruck für die Tatsache, dass<br />

man die Patienten auswählen möchte, die am<br />

wahrscheinlichsten auf ein sehr gezieltes, neues<br />

Medikament ansprechen.<br />

Dr. Michael Eisenblätter,<br />

AG Methodik & Forschung der<br />

Deutschen Röntgengesellschaft<br />

Die Arbeitsgemeinschaft<br />

Methodik und Forschung<br />

verleiht zum<br />

siebten Mal den Young Investigator<br />

Award (YIA) der Deutschen Röntgengesellschaft.<br />

Abstracts, die für<br />

den Award eingereicht wurden, haben<br />

einen intensivierten Reviewprozess<br />

durchlaufen. „Wir wollen, dass<br />

sich die Autoren Gedanken darüber<br />

machen, was sie für den Preis einreichen.<br />

Wir wollen wirklich exzellente<br />

Arbeiten vorstellen und prämieren“,<br />

sagt Prof. Fabian Kießling, der seit<br />

2009 der Jury für den Young Investigator<br />

Award angehört und zu den<br />

Initiatoren des Preises zählt.<br />

In einer Session am Kongressmittwoch<br />

werden die besten Beiträge<br />

von Nachwuchswissenschaftlern aus<br />

klinischer und grundlagenorientierter<br />

Forschung auf dem Deutschen Röntgenkongress<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

Eine Jury aus fünf international<br />

ausgewiesenen Wissenschaftlern<br />

bewertet die Arbeiten von jungen<br />

Forschern, die bei ihrer Abstracteinreichung<br />

nicht älter als 35 Jahre sein<br />

durften, im Hinblick auf Innovation,<br />

Impact und Vortragsweise, und auch<br />

in Bezug auf die Eigenleistung des<br />

Autors.<br />

Die Autoren der beiden am besten<br />

bewerteten Forschungsarbeiten<br />

erhalten jeweils einen der mit 500<br />

Euro dotierten Awards, die am <strong>Freitag</strong><br />

während der Röntgenvorlesung<br />

verliehen werden.<br />

Verleihung des YIA: <strong>Freitag</strong>,<br />

<strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>, 11 Uhr, Saal Peters<br />

nur bei 10 Prozent der Patienten eine Lungenbiopsie<br />

durchgeführt wird, gibt es grundsätzlich<br />

von jedem Patienten ein hochaufgelöstes CT-Bild.<br />

Damit wird der Radiologe zum Dreh- und Angelpunkt<br />

der Diagnose. Die Kliniker geben heute<br />

zu, dass sie ohne die CT auf verlorenem Posten<br />

stehen würden.<br />

Wie hat die CT zu unserem Wissen<br />

über die Pathophysiologie und Pathogenese<br />

diffuser Lungenkrankheiten<br />

beigetragen – wie Sie im Abstract zu Ihrer<br />

Vorlesung schreiben?<br />

Die Menschen denken gern, dass jemand, der<br />

keinen weißen Kittel trägt und nicht mit Reagenzglas<br />

und Pipette hantiert, kein echter Wis-<br />

Veranstaltung<br />

Raum Peters<br />

Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />

11:20 - 12:15 Uhr<br />

HRCT at the centre of the diffuse<br />

lung disease universe<br />

Hansell D. / London<br />

Session: Röntgen-Vorlesung<br />

Fünf HRCT-Scans von Patienten mit<br />

fibrotischer Lungenerkrankung. Die unterschiedlichen<br />

Krankheitsmuster gehen mit unterschiedlichen<br />

Prognosen einher, unabhängig von<br />

der pathologischen Unterart der Fibrose.<br />

er aber auch schon nach wenigen Jahren. Die CT<br />

wird zunehmend dazu genutzt, ein wahrscheinliches<br />

Outcome-Szenario zu erstellen, da mit ihrer<br />

Hilfe das Ausmaß und die Charakteristika der<br />

Erkrankung erfasst werden können, also die Indikatoren,<br />

anhand derer sich mit einer gewissen<br />

Zuverlässigkeit eine Prognose erstellen lässt. Das<br />

ist eine ganz neue Rolle der CT. Das heißt, wir<br />

können häufig die einmal gestellte Diagnose für<br />

einen Patienten außer Acht lassen und prognostische<br />

Informationen liefern.<br />

Sie sagen auch, dass die HRCT unter<br />

Umständen die Möglichkeit bietet,<br />

Patienten für neue Therapiestudien zu<br />

klassifizieren. Ist das mit dem Staging<br />

einer Krankheit zu vergleichen?<br />

Genau, das ist analog zum Staging von Lungenkrebs<br />

zu verstehen, bei dem der Patient über das<br />

wahrscheinliche Outcome informiert wird. Man<br />

kann die Analogie aber noch einen Schritt weitertreiben:<br />

Das Outcome für Krebspatienten hängt<br />

Therapie und praktisch keine Arzneimittelstudien<br />

zur Lungenfibrose gab. Heute ist das ein enormer<br />

Wachstumssektor in der Pharma-Industrie.<br />

Da es jetzt potenzielle Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt, entstehen auch neue Synergien<br />

zwischen einer sehr interessierten Industrie und<br />

Patienten mit diffuser Lungenerkrankung, die<br />

einem Staging unterzogen werden. Nur wenn<br />

eine möglichst präzise Diagnose vorliegt, kann<br />

bestimmt werden, welche Patienten für welche<br />

Studie infrage kommen. Wird ein hochspezifisches<br />

Medikament getestet, sollten in der entsprechenden<br />

Studiengruppe verständlicherweise<br />

Ist die HRCT auf dem Weg, der Goldstandard<br />

für Arzneimittelstudien im Bereich<br />

Lungenerkrankungen zu werden?<br />

Das ist alles noch im Gange und ich möchte diesen<br />

Punkt nicht überbewerten. Meine Vorlesung<br />

wird sich nicht ausschließlich um Studien drehen,<br />

denn es gibt viele andere höchst interessante<br />

Aspekte. Dennoch: Es ist unverkennbar, dass in<br />

vielen Arzneimittelstudien quasi verzweifelt versucht<br />

wird, so viele Endpunkte wie möglich zu<br />

verfolgen. Das schließt die Minderung der Lungenfunktion,<br />

verschiedene Biomarker und die<br />

Veränderung des Krankheitsstatus in der CT ein.<br />

Philosophisch gesprochen sind das alles Schatten<br />

auf der Höhlenwand – Repräsentationen der<br />

Wirklichkeit. Je mehr Schatten es gibt, desto höher<br />

die Wahrscheinlichkeit, der Wahrheit nahezukommen,<br />

wobei die Wahrheit hier das Ansprechen<br />

auf ein neues Medikament ist. Wenn keiner<br />

der Endpunkte besonders zuverlässig ist, wird<br />

man auf ein Bündel an Indikatoren zurückgreifen,<br />

die in ihrer Gesamtheit ein signifikantes Ansprechen<br />

wahrscheinlich am besten reflektieren.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />

Chemotherapie mit Überlebensvorteil<br />

Eine Chemotherapie vor der Operation kann sich bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs<br />

(NSCLC) offenbar vorteilhaft auswirken und die Prognose verbessern. Das<br />

geht aus den Ergebnissen einer zusammenfassenden Analyse von 15 klinischen Studien<br />

hervor, die kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet erschien.<br />

Letztlich kamen fast 2.400 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium<br />

IB bis IIIA in Frage. Es ergaben sich signifikante Vorteile, wenn Patienten mit operablem<br />

Tumor vorher eine Chemotherapie erhalten hatten: Das Risiko, an der Krebserkrankung<br />

zu sterben, sank, die Überlebenszeiten verbesserten sich und die Zeiten bis<br />

zum Krankheitsrückfall und dem Auftreten von Tochtergeschwülsten nahmen zu.<br />

4 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Austausch international<br />

Eröffnung der EuroSafe Ausstellung am ECR<br />

<strong>2014</strong> durch Professor Guy Frija aus Paris, ESR<br />

Past President<br />

Bestens<br />

vernetzt<br />

Dosisdaten ist, dass die Untersuchungsgeräte den<br />

DICOM Standard “Modality Performed Procedure<br />

Step (MPPS)” (DICOM Supplement 17)<br />

unterstützen.<br />

Internationale Kongresse sind essenziell<br />

für die Kommunikation in der Medizin<br />

– ihre Organisation spricht für die Vernetzung<br />

der österreichischen Radiologen. So<br />

ist es der Medizinischen Universität Wien<br />

gelungen, den Jahreskongress 2015 der<br />

„European Society of Cardiac Radiology“<br />

nach Wien zu holen, in Innsbruck findet<br />

das 38. Dreiländertreffen der ÖGUM,<br />

DEGUM und SGUM statt und die Kinderradiologen<br />

der Medizinischen Universität<br />

Graz organisieren das „52nd Annual<br />

Meeting and 38th Postgraduate Course“<br />

der „European Society of Pediatric Radiology“<br />

2015 in Graz.<br />

Panische Malerei von Udo Lindenberg,<br />

am Ballindamm 40, 20095 Hamburg<br />

Panische Malerei von Udo Lindenberg<br />

Von Univ.-Prof. Dr. Erich Sorantin<br />

Vernetzung und Kommunikation sind<br />

wesentliche Kennzeichen unserer Zeit,<br />

die alle Lebensbereiche beeinflussen --<br />

selbstverständlich auch die Medizin. Zeit und<br />

Verortung stellen heute keine Barrieren mehr dar<br />

und moderne Kommunikationskanäle ermöglichen<br />

ganz neue Formen der Zusammenarbeit.<br />

Die ÖRG erachtet daher im Bereich “eHealth”<br />

die Ausarbeitung von Guidelines für notwendig,<br />

wie es das neue “White Paper on Teleradiology”<br />

der ESR zum Beispiel ist. Für die grenzüberschreitende<br />

Betreuung von Patienten und zur Überwindung<br />

von Sprachbarrieren hat der RSNA eine Bibliothek<br />

entwickelt, die in 250 Sprachen übersetzt<br />

wurde. Weitere internationale Initiativen beschäftigen<br />

sich mit einer “Joint Initiative ESR/RSNA”<br />

für den “Structured Report” sowie einem neuen<br />

Konzept für den Bilddatenaustausch. Es gibt viele<br />

weitere Beispiele für eine erfolgreiche Kommunikation<br />

über Länder und Grenzen hinweg.<br />

Das “Ethical Compliance Committee” überarbeitet<br />

jährlich den “ESR Code of Ethics” und<br />

wird eine eigene Vortragsreihe über dieses Thema<br />

beim ECR 2015 organisieren.<br />

Ein weiterer wichtiger Erfolg wurde von der<br />

“ESR driven Alliance for MRI” erzielt. Die EU-<br />

Direktive wurde geändert und vom europäischen<br />

Parlament angenommen.<br />

Was die Strahlung angeht, sind von Seiten<br />

der EU Projekte gestartet worden, um die Dosiswerte<br />

eines Patienten zu überwachen (eStrahlenpass)<br />

und sie im internationalen und nationalen<br />

Umfeld zu erheben. Das erlaubt die Definition<br />

von „Diagnostic Reference Levels (DRL). DRLs<br />

geben einen Anhalt, welche Strahlenbelastung bei<br />

typischen Untersuchungen, unter Einhaltung adäquater<br />

Standards hinsichtlich Geräte, Untersuchungstechnik<br />

und diagnostischer Aussagefähigkeit,<br />

nicht überschritten werden sollte.<br />

Mitglieder der Österreichischen Röntgengesellschaft,<br />

vertreten durch Grazer Kinderradiologen,<br />

sind bei Dosis und Dosismonitoring an<br />

zwei wichtigen Projekten beteiligt: „EC Tender<br />

PiDRL – European Diagnostic Reference Levels<br />

for Paediatric Imaging“ und elektronischer<br />

Strahlenpass (eStrahlenpass: „Patient Leading and<br />

Manageing their Healthcare through eHealth“).<br />

In dem PiDRL-Projekt sollen auf europäischer<br />

Ebene verbindliche und adäquate DRLs für bildgebende<br />

Untersuchungen bei Kindern definiert<br />

werden. Dabei ist große Sorgfalt auf die Altersabstimmung<br />

zu legen, da sich die Strahlenbelastung<br />

bei Kindern mit dem Alter ändert. So ist die<br />

relative Strahlenempfindlichkeit des Kopfes bei<br />

Kindern etwa 3,5 mal höher als bei Erwachsenen,<br />

während sich dies bei den Gonaden umgekehrt<br />

verhält. Beide Phänomene lassen sich durch die<br />

Entwicklung und Reifung des Kindes erklären.<br />

PiDRL ist Teil von „ESR Eurosafe Imaging“ – einer<br />

neue Initiative für mehr Patientensicherheit.<br />

Das Projekt eStrahlenpass beschäftigt sich<br />

mit Standards der Dosisdokumentation, das erlauben<br />

soll, die kumulative Dosis eines Patienten<br />

realistisch abzuschätzen. Die Parameter der<br />

Dosisdokumentation sollen einfach zu erheben<br />

sein und im Idealfall automatisch in das Krankenhausinformationssystem<br />

eingetragen werden.<br />

Grundlage für die automatische Übernahme der<br />

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95. Deutscher<br />

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28.-31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

<strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 5


Thorax interdisziplinär<br />

Tumorboards für Lungenmetastasen<br />

Behalten Sie das Zepter in der Hand!<br />

Wie bei jeder onkologischen Erkrankung<br />

gleicht auch bei den Patienten<br />

mit Lungenmetastasen kein Fall<br />

dem anderen. Die Wahl der therapeutischen Optionen<br />

sollte darum immer im interdisziplinären<br />

Team unter Abwägung aller Vor- und Nachteile<br />

der einzelnen Methoden getroffen werden. Anhand<br />

einiger typischer Fälle wird ein solches Tumorboard<br />

für Lungenmetastasen auf dem diesjäh-<br />

Diffuse pulmonale Metastasierung<br />

RöKo Heute: Wie wichtig ist für Sie als<br />

Thoraxchirurg die gute Zusammenarbeit<br />

mit Radiologen – grundsätzlich und im<br />

Tumorboard?<br />

Passlick: Für die Pneumologie und Thoraxchirurgie<br />

ist eine intensive und vertrauensvolle<br />

Kooperation mit der Radiologie so essenziell,<br />

wie vermutlich in kaum einem anderen Fach.<br />

Letztendlich können viele thoraxchirurgische<br />

Erkrankungen, vom Pneumothorax über die<br />

Fibrose, bis hin zu den malignen Erkrankungen,<br />

fast ausschließlich bildgebend diagnostiziert und<br />

verlaufskontrolliert werden. Dabei können sich<br />

Radiologie und Thoraxchirurgie gegenseitig befruchten.<br />

Im Gegensatz zum Radiologen kann der Thoraxchirurg<br />

täglich radiologische Befunde mit dem<br />

anatomischen und pathologischen Substrat korrelieren<br />

und so eine Übersetzungshilfe bieten. Dies<br />

spiegelt sich auch in gut funktionierenden Tumorrigen<br />

Deutschen Röntgenkongress in Hamburg<br />

simuliert.<br />

Und das sollten sich die Radiologen – ebenso<br />

wie die Tumorboards zu anderen onkologischen<br />

Erkrankungen im Rahmen des Kongresses<br />

– nicht entgehen lassen, wie PD Dr. Dag<br />

Wormanns, Chefarzt des Radiologischen Instituts<br />

und Ärztlicher Direktor der Evangelischen<br />

Lungenklinik in Berlin, betont: „Es sollte im<br />

Mehrere große Lungenmetastasen<br />

eines Sigmakarzinoms<br />

ureigenen Interesse der Radiologen liegen, diese<br />

Tumorboards im klinischen Alltag aktiv zu<br />

koordinieren, um in den Entscheidungsprozess<br />

eingebunden zu werden. Der Radiologe sollte<br />

den Verlauf des Patienten am besten kennen –<br />

über die Interpretation der Bilder und die Frage<br />

nach dem passenden radiologisch-interventionellen<br />

Verfahren hinaus. Wir Radiologen<br />

sollten nicht nur Stichwortgeber, sondern ernst<br />

zu nehmende Diskussionspartner sein. Das<br />

setzt aber voraus, dass man sich mit Blick auf<br />

die onkologischen Behandlungsverfahren auf<br />

dem Laufenden hält.“<br />

Mikrowellenablation<br />

PD Dr. Dag Wormanns wurde 1967 in Halle<br />

(Saale) geboren und studierte Humanmedizin<br />

in Berlin und Münster. Seine berufliche<br />

Laufbahn begann er am Institut für Klinische<br />

Radiologie des Uniklinikums Münster, von<br />

2002 bis 2006 war er dort als Oberarzt tätig.<br />

2006 wechselte er ans Radiologische Institut<br />

der Evangelischen Lungenklinik Berlin, die er<br />

seit sechs Jahren als Ärztlicher Direktor leitet.<br />

Seine wissenschaftliche Arbeit konzentriert<br />

sich auf die praxisnahe computerunterstützte<br />

Diagnostik pulmonaler Rundherde mittels<br />

Computertomographie. Seit 2003 ist der<br />

46-Jährige im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft<br />

Thorax der DRG.<br />

Metastase im Mittellappen vor<br />

chirurgischer Resektion<br />

Metastase im Mittellappen nach<br />

chirurgischer Resektion<br />

Wer macht wann was?<br />

Im Fall der Lungenmetastasen stehen einerseits<br />

systemische und andererseits unterschiedliche lokale<br />

Verfahren – nämlich die chirurgische Resektion,<br />

die Strahlentherapie sowie interventionellradiologische,<br />

thermoablative Verfahren (an der<br />

Lunge überwiegend Radiofrequenzablation oder<br />

Mikrowellenablation) – als Therapien zur Wahl.<br />

Neben der technischen Machbarkeit ist bei der<br />

Wahl des Therapieverfahrens das zu erwartende<br />

Ansprechen der jeweiligen Tumorentität auf eine<br />

Chemo- oder Radiotherapie zu berücksichtigen.<br />

Bei bestehender Strahlenresistenz des Tumors<br />

und limitierten chemotherapeutischen Opti-<br />

Fünf HRCT-Scans von Patienten mit<br />

fibrotischer Lungenerkrankung. Die unterschiedlichen<br />

Krankheitsmuster gehen mit unterschiedlichen<br />

Prognosen einher, unabhängig von<br />

der pathologischen Unterart der Fibrose.<br />

onen kann im Einzelfall durchaus eine lokalchirurgische<br />

Therapie auch bei einer hohen Anzahl<br />

von Metastasen sinnvoll sein. „Dem Chirurgen<br />

kann es gelingen, bis zu 30 Metastasen auf jeder<br />

Seite zu entfernen“, so Dag Wormanns. Bei einem<br />

zentralen Herd hingegen gerät die Chirurgie an<br />

ihre Grenzen, weil zu viel Lungenparenchym bei<br />

der Entfernung in Mitleidenschaft gezogen werden<br />

würde. Aber auch die interventionell-radiologischen<br />

Verfahren sind hier nicht ideal, weil es<br />

sich schwierig gestaltet, die Sonde in der gefäßreichen<br />

Umgebung exakt zu platzieren. Zentrale<br />

Herde gelten in der Regel darum als typisches<br />

Beispiel für eine Strahlentherapie.<br />

Bei peripheren Herden wiederum hängt die<br />

Therapie vom OP-Risiko des Patienten ab: Ist<br />

das Gewebe von vorangegangenen Eingriffen<br />

bereits stark vernarbt und sind nur eine oder wenige<br />

Metastasen vorhanden, sind thermoablative<br />

Veranstaltung<br />

Raum Peters<br />

Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />

13:45 - 14:30 Uhr<br />

Rundherde/ Tumoren (incl.<br />

Atelektasen)<br />

Wormanns D. / Berlin<br />

Session: Fit für den Facharzt –<br />

Das konventionelle Röntgenbild –<br />

Thorax III<br />

Verfahren gefragt, die allerdings ein höheres Rezidivrisiko<br />

als die chirurgischen Verfahren haben.<br />

Und diffuse Metastasierungen sind in aller Regel<br />

ein Fall für den Internisten und die systemische<br />

Therapie. „Die Wahl der für den individuellen<br />

Patienten besten Therapie lässt sich nicht so<br />

leicht in einfache Regeln fassen. Ziel der Session<br />

ist es darum, typische klinische Situationen zu<br />

diskutieren und anhand einschlägiger Beispiele<br />

Entscheidungen nachvollziehbar zu machen. Die<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Praxis<br />

kann diese Wissensvermittlung jedoch nicht ersetzen“,<br />

schließt Dag Wormanns.<br />

Die Thoraxradiologie hat<br />

Nachholbedarf ...<br />

… sagt Prof. Dr. Bernward Passlick, der am <strong>Freitag</strong><br />

den Vorsitz beim Thoraxtag zur Diagnostik<br />

und Therapie des Emphysems beim diesjährigen<br />

Röntgenkongress in Hamburg hat. Sprechen wird<br />

er dann über die chirurgische Therapie des Emphysems.<br />

Als Ärztlicher Direktor der Klinik für<br />

Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg<br />

liegt ihm besonders am Herzen, den Blick<br />

seiner chirurgischen und radiologischen Kollegen<br />

für eine bessere diagnostische und kostenreduzierende<br />

Zusammenarbeit zu schärfen. RöKo<br />

Heute verriet der Thorax-Experte, wo noch Bedarf<br />

besteht.<br />

boards wider, in denen sich eine ausgezeichnete<br />

Plattform bietet, um einen sinnvollen interdisziplinären<br />

Austausch zu schaffen, beispielsweise<br />

im Hinblick auf die Frage der Infiltration von<br />

Nachbarorganen, der Differenzierung von Infiltraten<br />

usw.<br />

Was könnte dieses Fach besser<br />

machen, um Ihren klinischen Bedürfnissen<br />

mehr entgegenzukommen?<br />

Wesentliche Erkrankungen, die den thoraxchirurgischen<br />

Alltag bestimmen, sind die Malignome, insbesondere<br />

der primäre Lungenkrebs, Mesotheliome<br />

sowie Lungenmetastasen. Darüber hinaus spielt<br />

die funktionelle Thoraxchirurgie im Hinblick auf<br />

Emphysem und Zwerchfellerkrankung eine große<br />

Rolle. Die Radiologie kann hierbei unterstützen, in<br />

dem sie den aktuellen klinischen Trends folgt.<br />

Nach seinem Studium der Humanmedizin an<br />

verschiedenen Universitäten in Deutschland,<br />

Italien und den USA, spezialisierte sich Prof.<br />

Dr. Bernward Passlick in der Thorax- und<br />

Gefäßchirurgie. Später wurde er eines der<br />

Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaften<br />

Thoraxchirurgische Onkologie der<br />

DKG und Universitäre Thoraxchirurgie der DGT.<br />

Seit 2004 ist er Professor für Thoraxchirurgie<br />

an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er<br />

ist Mitherausgeber des „Zentralblatts für Chirurgie“<br />

und steht dem Zentrum für Thorakale<br />

Tumore des des Comprehensive Cancer Center<br />

des Universitätsklinikums Freiburg (CCCF) vor.<br />

So werden derzeit vermehrt bei kleinen Lungentumoren<br />

(< 2 cm) Segmentresektionen anstelle<br />

von Lobektomien eingesetzt bzw. erforscht. Bei<br />

der exakten präoperativen Darstellung des Tumorsitzes<br />

ist der Radiologe hilfreich, weil er die<br />

Segmentgrenzen röntgenologisch darstellen kann,<br />

was dem Operateur die Planung erleichtert. Dazu<br />

muss er die Bilder so optimieren, dass sie den Bedürfnissen<br />

des Chirurgen gerecht wird. Hierzu<br />

gibt es einige Ansätze, die der weiteren Verfolgung<br />

bedürfen.Die Volumetrie von Rundherden im<br />

zeitlichen Verlauf könnte bei breitem und reproduzierbarem<br />

Ansatz eine wertvolle Hilfe bei der<br />

Entscheidung zur Operationspflichtigkeit sein.<br />

Welche besonderen Anliegen beschäftigen<br />

Sie hinsichtlich der gemeinsamen<br />

Sitzungen der DRG und DGP bzw. DGT?<br />

Anlässlich des diesjährigen Kongresses der Röntgengesellschaft<br />

stehen Lungenkrebsscreening, die<br />

Fibrose und das Emphysem im Mittelpunkt. Das<br />

Lungenkrebsscreening könnte vermutlich weitere<br />

Akzeptanz finden, wenn es gelänge, die Strahlenbelastung<br />

weiter zu reduzieren und den Gesetzgeber<br />

davon zu überzeugen, dass zumindest in<br />

definierten Hochrisikogruppen ein Screening<br />

sinnvoll ist, um Leid zu vermeiden und letztendlich<br />

auch Kosten zu reduzieren. Hier sollten Radiologen<br />

und Thoraxchirurgen gegenüber dem<br />

Gesetzgeber an einem Strang ziehen.<br />

Die radiologische Zuordnung von interstitiellen<br />

Lungenerkrankungen spielt im Hinblick<br />

auf die Transplantationsnotwendigkeit eine große<br />

Rolle. Vielleicht gelingt es, durch eine Kooperation<br />

mit den Pathologen hier zu einer Verringerung<br />

der Interobservervariabilität zu kommen, die gegenwärtig<br />

noch enorm ist. Die Volumenbestimmung<br />

bei Emphysempatienten könnte hilfreich<br />

sein im Hinblick auf die Beurteilung der Effektivität<br />

verschiedener Therapieansätze und bei der<br />

Bestimmung von sogenannten Zielzonen bei der<br />

Emphysemchirurgie. Auch hier bietet sich ein<br />

breites Feld.<br />

Wie stehen Sie zu radiologischen<br />

Interventionen, wie RFA, die auch beim<br />

Thorax angewendet werden können?<br />

Radiologische Interventionen, wie die RFA müssen<br />

sich messen mit anderen minimalinvasiven<br />

Verfahren zur Therapie bzw. zur Diagnostik von<br />

Lungentumoren, wie etwa der videoassistierten<br />

minimalinvasiven Resektion oder auch der stereotaktischen<br />

Strahlentherapie.<br />

Heute gelingt es, selbst kleine Tumore mit minimalstem<br />

Aufwand, ohne Einlage von Drainagen<br />

thorakoskopisch zu resezieren, sodass hier fast<br />

immer der Vorzug gegeben werden kann. Hochrisikopatienten,<br />

die keinem operativen Eingriff<br />

zugänglich sind, sind zumeist auch nur schwierig<br />

mit einer RFA zu therapieren, sodass hier die stereotaktische<br />

Bestrahlung zumeist bevorzugt wird.<br />

Zentral gelegene, kleine Tumore, die für alle<br />

Disziplinen schwierig sind, könnten unter Umständen<br />

mit einer interoperativen RFA therapiert<br />

werden, auch hier sind Forschungsmöglichkeiten<br />

gegeben.<br />

Die Radiologie ist ein stark von innovativer<br />

Technik getriebenes Fach, welche Rolle<br />

spielt die Technik auf Ihrem Gebiet?<br />

Aufgrund der Tatsache, dass sowohl Pneumologie<br />

als auch Thoraxchirurgie erst spät Einzug in die<br />

Universitäten gefunden haben, und dies auch jetzt<br />

noch nicht flächendeckend der Fall ist, besteht<br />

aus meiner Sicht im Hinblick auf die thorakale<br />

Radiologie ein enormer Nachholbedarf. Vermeidung<br />

von Strahlenbelastung, Ersatzmöglichkeiten<br />

für gegenwärtig verwendete Kontrastmittel,<br />

Beurteilung der Infiltrationstiefe von Tumoren,<br />

die Kooperation zwischen Nuklearmedizin, Radiologie<br />

und Thoraxchirurgie sind Felder, die genug<br />

Raum für innovative Forschung bieten, sodass<br />

die universitären Thoraxchirurgen innovativen<br />

Verfahren in der thorakalen Radiologie mehr als<br />

offen gegenüberstehen.<br />

Veranstaltung<br />

Raum Peters<br />

Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />

17:10 - 17:30 Uhr<br />

Chirurgische Therapie<br />

Passlick B. / Freiburg<br />

Session: Radiologie trifft<br />

Thoraxchirurgie<br />

und Pneumologie II –<br />

Emphysem<br />

6 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Thorax interdisziplinär<br />

Mehr Optionen, bessere Chancen<br />

Aktueller Stand der Therapie bei Lungenfibrose aus Sicht des Pneumologen<br />

Die medizinische Versorgung der<br />

Lungenfibrose wird immer komplexer.<br />

Denn dank neuer Medikamente<br />

stehen deutlich mehr Behandlungsoptionen zur<br />

Verfügung, die die Lebenserwartung der Patienten<br />

steigern können. Warum die Radiologie<br />

so wichtig für die richtige Therapie ist und was<br />

das Ganze mit einer Buchstabensuppe zu tun hat,<br />

erklärt der Pneumologe Prof. Dr. Felix Herth,<br />

Chefarzt der Abteilung Innere Medizin der Thoraxklinik<br />

am Universitätsklinikum Heidelberg.<br />

Ein Gesprächsprotokoll.<br />

Lungenfibrose zugeschnitten ist. Die Erfahrungen<br />

sind gut. Wir können die Patienten zwar<br />

nicht heilen, aber stabilisieren. Bis Ende <strong>2014</strong><br />

wird noch mindestens ein neues Medikament<br />

zugelassen und ich bin optimistisch, dass noch<br />

weitere folgen. Man muss ehrlicherweise sagen,<br />

dass es sich dabei um sehr kostspielige Therapien<br />

handelt. Zudem haben die Medikamente auch<br />

immer Nebenwirkungen. Umso wichtiger ist für<br />

uns eine saubere Diagnostik.<br />

Seit die American Thoracic Society (ATS)<br />

und die European Respiratory Society (ERS) im<br />

Jahr 2011 eine gemeinsame neue Leitlinie veröffentlicht<br />

haben, hat die radiologische Bildgebung<br />

noch an Bedeutung für die Diagnostik gewonnen.<br />

Sie stellt einen Scheideweg dar, an dem sich ent-<br />

scheidet, ob beim Patienten eine Biopsie durchgeführt<br />

werden muss oder nicht. Man versucht, die<br />

Gewebeentnahme nach Möglichkeit zu umgehen,<br />

denn bei Patienten mit einer gewissen Konstellation<br />

von Lungenfunktionswerten besteht ein<br />

erhöhtes Risiko, durch den Eingriff einen akuten<br />

Krankheitsschub auszulösen. Man vermutet,<br />

dass die Erkrankung durch die mechanische Manipulation<br />

angetriggert wird, genau erforscht ist<br />

das jedoch nicht. Eine sachgemäß durchgeführte<br />

Bildgebung leistet deshalb einen verantwortungsvollen<br />

Beitrag zum Wohl des Patienten.“<br />

Veranstaltung<br />

Raum Peters<br />

Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />

08:00 - 09:30 Uhr<br />

Pneumologie<br />

Herth, F. / Heidelberg<br />

Refresherkurs: Radiologie<br />

trifft Thoraxchirurgie<br />

und Pneumologie I –<br />

Lungenfibrose<br />

„Im Wesentlichen kann man sagen, dass sich die<br />

Therapiemöglichkeiten bei der pulmonalen Fibrose<br />

aus zwei Gründen verbessert haben. Erstens,<br />

weil wir heute wissen, dass es viele verschiedene<br />

Subtypen dieser Erkrankung gibt, die auch unterschiedlich<br />

behandelt werden müssen. Die Klassifikation<br />

erfolgt anhand histopathologischer sowie<br />

radiologischer Muster. Es ist recht kompliziert,<br />

sich die Abkürzungen für diese Muster zu merken,<br />

deshalb sagen wir gern Buchstabensuppe dazu.<br />

Zweitens werden immer mehr Medikamente entwickelt,<br />

die die Lungenfibrose zwar nicht aufhalten,<br />

aber ihr Fortschreiten verlangsamen können.<br />

Das Grundproblem bei diesem Krankheitsbild ist<br />

ein überschießender Zellumsatz, der dazu führt,<br />

dass das Gewebe auf Dauer vernarbt und das Organ<br />

sich versteift. Die Medikamente sollen diese<br />

Narbenbildung eindämmen.<br />

Es ist noch gar nicht lange her, da konnten<br />

wir unsere Patienten nur mit Cortison behandeln<br />

oder gar nicht. Das Problem dabei ist, dass<br />

Cortison nicht bei allen Arten der Lungenfibrose<br />

wirkt. Es kann sogar zu unerwünschten Nebenwirkungen<br />

führen, die ein Risiko für den Betroffenen<br />

darstellen. Deshalb muss man genau abwägen,<br />

ob der Patient überhaupt von einer Therapie<br />

profitiert oder ihm mehr damit geholfen ist, ihn<br />

nicht zu behandeln. Eine nichtspezifische interstitielle<br />

Pneumopathie (NSIP) beispielsweise ist eine<br />

nur sehr langsam voranschreitende Erkrankung,<br />

bei der im Regelfall erst einmal abgewartet wird.<br />

Hinzu kommt, dass die Lungenfibrose häufig<br />

Folge einer primären Systemerkrankung ist, zum<br />

Beispiel von Rheumatismus. In dem Fall behandelt<br />

man erst die Grunderkrankung und dadurch<br />

natürlich auch sekundär die Lunge.<br />

Seit vier Jahren steht für die gewöhnliche<br />

interstitielle Pneumonie (Usual Interstial Pneumonia;<br />

UIP) erstmals ein Medikament zur<br />

Verfügung, das auf einen spezifischen Typ der<br />

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Seit 2004 leitet der Internist und Pneumologe<br />

Prof. Dr. med. Dipl. oec. Felix<br />

Herth die Abteilung Pneumologie und<br />

Beatmungsmedizin der Thoraxklinik<br />

am Universitätsklinikum Heidelberg.<br />

In der Thoraxklinik Heidelberg werden<br />

jährlich rund 19.000 Fälle von Lungenerkrankungen<br />

sowohl ambulant als<br />

auch teil- und vollstationär behandelt.<br />

Felix Herth ist außerdem Präsident der<br />

European Association for Bronchology<br />

and Interventional Pulmonology<br />

(EABIP) und Generalsekretär der Deutschen<br />

Gesellschaft für Pneumologie<br />

und Beatmungsmedizin.<br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 7


Lunge komplex<br />

„Nebenbefund ‚Lungenfibrose‘ reicht nicht!“<br />

Radiologische Impressionen aus dem ILD-Board<br />

Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD),<br />

speziell die Lungenfibrose, sind ein häufig<br />

seltenes Phänomen. Dieser Widerspruch<br />

deutet an, dass jedes einzelne Krankheitsbild für<br />

sich zwar selten ist, aber in der Vielzahl führen sie<br />

doch zu einem relativ großen Patientenkollektiv.<br />

Allerdings nur beim Pneumologen, weniger beim<br />

Radiologen, der zumindest in Deutschland keine<br />

Facharztausbildung zum Thoraxspezialisten<br />

Prof. Heußel versucht es mit einer CT-gesteuerten<br />

Gewebeentnahme – und siehe da: Es sind doch<br />

keine Lungenmetastasen, sondern es handelt sich<br />

um eine Amyloidose. „Die Amyloidose ist eine Systemerkrankung,<br />

die viele Organe befallen kann,<br />

eine Lungentoxizität hervorrufen, und werden<br />

auch gleich in ihrer Symptomatik beschrieben.“<br />

Und tatsächlich stellt sich heraus, dass der Patient<br />

wegen einer rheumatoiden Arthritis Methotrexat<br />

einnimmt. Nach Absetzen des Medikaments ist<br />

Decortin und Methotrexattherapie wegen rheumatoider Arthritis mit schwerer restriktiver<br />

Ventilationsstörung und Partialinsuffizienz im Rahmen der Lungentoxizität. Nach Absetzen<br />

deutliche Besserung innerhalb von drei Monaten.<br />

Birt-Hogg-<br />

Dubé-<br />

Syndrom<br />

mit dünnwandigen<br />

Lungenzysten<br />

machen kann und solche Lungenerkrankungen<br />

nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Es sei denn,<br />

man leitet wie Prof. Dr. Claus Peter Heußel die<br />

Diagnostische und Interventionelle Radiologie an<br />

der Thoraxklinik Heidelberg, eine der größten<br />

Lungenfachkliniken in Europa.<br />

Dienstag, 15:30 Uhr: Prof. Heußel sitzt wie<br />

jede Woche mit neun anderen Fachärzten aus der<br />

Pneumologie um Prof. Felix Herth und der Pathologie<br />

im ILD-Board seiner Klinik und diskutiert<br />

aktuelle Fälle aus dem eigenen Haus sowie dem<br />

umliegenden Rhein-Neckar-Kreis. Bei einem<br />

Patienten sind mehrere Rundherde gefunden<br />

worden, Verdacht auf Krebs. Ein niederschmetterndes<br />

Urteil. Die transbronchiale Biopsie konnte<br />

zunächst keine eindeutigen Ergebnisse bringen.<br />

Veranstaltung<br />

Saal Wachsmann<br />

Fr., <strong>30.</strong>05. <strong>2014</strong>,<br />

08:00 - 09:30 Uhr<br />

Radiologie<br />

Heußel, C. P. / Heidelberg<br />

Session:<br />

Refresherkurs: Radiologie trifft<br />

Thoraxchirurgie und Pneumologie<br />

I – Lungenfibrose<br />

sich jedoch nur selten in der Lunge manifestiert.<br />

Deshalb kann sie sehr untypisch aussehen, streifig<br />

oder als Wandverdickung im Tracheobronchialbaum<br />

– hier waren es eben multiple rundliche<br />

Herde“, erläutert der Radiologe.<br />

Ein anderer Patientenfall mit schwerer diffuser<br />

Lungenerkrankung kommt an die Reihe.<br />

Im Thorax-CT sieht das Gewebe infiltriert und<br />

fibrosiert aus, wie zum Beispiel bei einer Lungenmanifestation<br />

im Rahmen einer rheumatischen<br />

Erkrankung. Heußel wird stutzig und wendet<br />

sich an den betreuenden Arzt: „Sag mal, nimmt<br />

der Patient irgendwelche Medikamente? Wenn<br />

ja, schau doch mal auf www.pneumotox.com<br />

nach. Dort sind alle Medikamente gelistet, die<br />

Die Top 5 der idiopathischen interstitiellen<br />

Pneumonien im Überblick:<br />

1. IPF (idiopathische pulmonale Fibrose)<br />

Verteilung: basal und peripher subpleural<br />

Zeichen in der CT: Wabenmuster, Bronchektasen, strukturelle Deformität, fokale<br />

Milchglastrübung<br />

2. NSIP (nichtspezifische interstitielle Pneumonie)<br />

Verteilung: basal und peripher subpleural, symmetrisch<br />

Zeichen in der CT: Milchglastrübung, Konsolidierung, irreguläre Bänder<br />

3. DIP (desquamative interstitielle Pneumonie)<br />

Verteilung: basal und peripher<br />

Zeichen in der CT: Milchglastrübung, retikuläre Zeichnung, raucherassoziiert<br />

4. RB-ILD (respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung)<br />

Verteilung: diffus<br />

Zeichen in der CT: Bronchuswandverdickung, fleckige Milchglastrübung, zentrilobuläre<br />

Knötchen, raucherassoziiert<br />

5. COP (kryptogene organisierende Pneumonie, früher BOOP)<br />

Verteilung: herdförmig<br />

Zeichen in der CT: (sub)segmentale Konsolidierungen, positives Pneumobronchogramm,<br />

oft Aussparung des Subpleuralraums<br />

Bilaterale Rundherde. Aus der CT-gesteuerten Punktion aus dem re. UL ergab sich eine Amyloidose.<br />

Fakten zu Asbest<br />

Berliner Erklärung<br />

Auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress<br />

im Februar wurde die „Berliner Erklärung zu Gesundheitsrisiken<br />

durch Asbest und zur Lage der<br />

asbestbedingt Erkrankten“ veröffentlicht. Darin<br />

mahnen die Unterzeichner – Experten nationaler<br />

und internationaler Krebsgesellschaften, Selbsthilfegruppen<br />

und andere Organisationen – vor<br />

der steigenden Anzahl asbestbedingter Erkrankungen.<br />

Trotz eines Verbots hierzulande im Jahr<br />

1993 sind die Auswirkungen des massenhaften<br />

Einsatzes von Asbest bis heute spürbar: Die Deutsche<br />

Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)<br />

dokumentierte im Jahr 2012 über 2.000 berufsbedingte<br />

Todesfälle, die aus typischen asbestbedingten<br />

Erkrankungen resultierten. Der Scheitelpunkt<br />

ist damit jedoch längst nicht erreicht.<br />

Aufgrund der langen Latenzzeit, die zwischen<br />

zehn und 50 Jahren liegt, erwarten die Experten<br />

den Höhepunkt der Erkrankungswelle erst in den<br />

2020er-Jahren.<br />

Der Berufskrankheit<br />

auf der Spur<br />

Neues Angebot für beruflich<br />

asbestfaserexponierte Versicherte<br />

Prof. Dr. Claus<br />

Peter Heußel<br />

die schwere Ausprägung nahezu komplett reversibel.<br />

Solche lungentoxischen Veränderungen<br />

sieht der Professor häufig – manchmal auch bei<br />

als harmlos eingeschätzten Statinen, die häufig<br />

prophylaktisch gegeben werden.<br />

Zurück in der Routine erhält der Chefarzt<br />

einen Anruf aus der ILD-Ambulanz. Ein Pneumologe<br />

ist am Apparat, der vor Jahren einen Kongressvortrag<br />

des Heidelberger Kollegen gehört<br />

hat: „Ihr habt doch damals einen Fall von einer<br />

jungen Patientin vorgestellt, die pustulöse Hautveränderungen<br />

und gleichzeitig Lungenzysten<br />

hatte. Was war das nochmal?“ Heußel überlegt:<br />

„Ah ja, richtig! Die Dame hatte einen seltenen genetischen<br />

Defekt, das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom.<br />

PD Dr. Karina Hofmann-Preiß, Fachärztin für<br />

Diagnostische Radiologie am Institut für bildgebende<br />

Diagnostik und Therapie in Erlangen, ist<br />

Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diagnostische<br />

Radiologie arbeits- und umweltbedingter<br />

Erkrankungen der Deutschen Röntgengesellschaft<br />

(DRG). Im Interview erläutert sie die Rolle<br />

der Radiologie bei der Erkennung asbestbedingter<br />

Berufskrankheiten und das neue Angebot der Berufsgenossenschaften<br />

zur verbesserten Erkennung<br />

von Lungenkrebs bei ehemals asbestexponierten<br />

Arbeitnehmern.<br />

RöKo Heute: Gibt es einen<br />

Zusammenhang zwischen Erkrankung und<br />

Asbestkontamination?<br />

Wir haben sie in ein Überwachungsprogramm<br />

aufgenommen, weil die<br />

Betroffenen ein erhöhtes Risiko für<br />

das Nierenzellkarzinom haben.“<br />

Systemerkrankungen mit Lungenmanifestation,<br />

Rauchen, berufsbedingte<br />

Belastungen, Umwelteinflüsse,<br />

Medikamentenexpositionen<br />

oder familiäre Prädisposition zählen<br />

zu den häufigsten Ursachen, die zu<br />

einer diffusen parenchymatösen Lungenerkrankung<br />

führen. Um diese näher<br />

zu klassifizieren und dadurch die<br />

Weichen für die richtige Therapie zu<br />

stellen, bedarf es einer differenzierten<br />

bildgebenden Diagnostik. Der unbehandelte Verlauf<br />

ist teilweise sehr ungünstig, die Therapien<br />

der einzelnen Erkrankungen sehr unterschiedlich.<br />

Eine Beurteilung im Stil von „Nebenbefund<br />

‚Lungenfibrose‘“ lässt Prof. Heußel deshalb<br />

nicht gelten: „Es gibt mehr als 100 verschiedene<br />

Formen einer Lungenfibrose. Viele dieser Entzündungsreaktionen<br />

zeigen charakteristische<br />

Muster in der Thorax-CT, die Hinweise auf bestimmte<br />

Krankheitsbilder und -auslöser geben.“<br />

Die meisten davon sind im Einzelnen selten, aber<br />

zumindest die fünf wichtigsten und häufigsten<br />

Muster sollte jeder Radiologe kennen. Auf dem<br />

Röntgenkongress wird dazu jedes Jahr ein ganzer<br />

Fortbildungskurs angeboten.<br />

Verkalkte Pleuraplaques beidseits in Aufsicht<br />

(en face). dünner Pfeil in den Oberfeldern<br />

und rechts im Mittelfeld lateral an der Thoraxwand<br />

dicker Pfeil<br />

Hofmann-Preiß: Bei bekannter Asbestexposition<br />

lässt sich dieser Zusammenhang recht zuverlässig<br />

herstellen. Es gibt sehr charakteristische Veränderungen<br />

am Rippenfell, sogenannte parietale<br />

Verdickungen der Pleura. Diese Veränderungen,<br />

die aussehen wie kleine Tafelberge, können fast<br />

immer einer asbestfaserinduzierten Erkrankung<br />

zugeschrieben werden. Schwieriger ist es allerdings,<br />

die eigentliche Lungenerkrankung einzuordnen.<br />

Denn Lungenfibrosen können vielfäl-<br />

8 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Lunge & Beruf<br />

PD Dr. Karina Hofmann-Preiß<br />

ese Untergruppe auf den Weg. Künftig sollen<br />

Menschen über 55 Jahre, die auf mehr als 30<br />

Packungsjahre zurückblicken und vor 1985 für<br />

mindestens zehn Jahre asbestfaserexponiert waren,<br />

das Angebot einer Niedrigdosis-CT-Untersuchung<br />

anstelle der Thoraxübersichtsaufnahme<br />

erhalten. Bei dieser Untersuchung soll im<br />

Normalfall die effektive Dosis deutlich unter 1<br />

Millisievert liegen.<br />

Das Thema Lungenkrebs-Screening wird<br />

hierzulande sehr kontrovers diskutiert.<br />

Ist dieser Schritt nicht etwas gewagt?<br />

Es wurden sehr rigide Protokolle erarbeitet und<br />

dieses Angebot wird es ausschließlich in spezialisierten<br />

Zentren geben. Die Zahlen, die der<br />

Aachener Arbeitsmediziner Prof. Dr. Thomas<br />

Kraus veröffentlichte, sprechen außerdem dafür,<br />

dass es sich um eine so stark gefährdete Klientel<br />

handelt, dass die Strahlenexposition verhältnismäßig<br />

ist. In der Aachener Studie wurde bei 4,8<br />

Prozent der Untersuchten ein Lungenkarzinom<br />

gefunden. Dieser Prozentsatz ist weitaus höher<br />

als der Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung.<br />

Aber natürlich müssen wir uns die ersten Untersuchungen<br />

genauestens anschauen und die<br />

Protokolle überprüfen. Entscheidend ist, dass<br />

es ein solches Angebot überhaupt gibt und dass<br />

eine ausführliche Aufklärung der Betroffenen<br />

stattfindet.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Low-Dose–Volumen-<br />

CT des gleichen<br />

Probanden, eff. Dosis<br />

1 mSv. Parietale,<br />

tafelbergartige Verdickungen<br />

der Pleura<br />

mit Verkalkungen,<br />

morphologisch hochcharakteristisch<br />

für<br />

eine asbestfaserinduzierte<br />

Erkrankung der<br />

Pleura. (Pfeile)<br />

tige Ursachen haben und sofern zusätzlich keine<br />

Veränderungen des Rippenfells vorliegen, ist der<br />

Befund nur schwer zuzuordnen.<br />

Was können Versicherte tun, um<br />

eine berufsbedingte Asbesterkrankung<br />

diagnostizieren zu lassen?<br />

Schon seit vielen Jahren können Arbeitnehmer,<br />

die nachweislich beruflich asbestexponiert waren,<br />

eine durch die Berufsgenossenschaften angebotene<br />

nachgehende arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung<br />

in Anspruch nehmen. Im Rahmen<br />

dieser Untersuchung wird auch eine Lungenübersichtsaufnahme<br />

durchgeführt. Mit dieser Untersuchung<br />

lassen sich Veränderungen am Rippenfell<br />

oder an der Lunge feststellen – allerdings meist<br />

erst in einem relativ fortgeschrittenen Stadium.<br />

Zudem wissen wir, dass bei dieser Fragestellung<br />

Thoraxaufnahmen zwischen 30 und 50 Prozent<br />

der Fälle falsch-positive oder falsch-negative Befunde<br />

liefern.<br />

Das Röntgen scheint damit kein besonders<br />

zuverlässiges Verfahren zur Früherkennung<br />

einer Erkrankung zu sein ...<br />

Für einen Großteil der potenziell Betroffenen ist<br />

es aber nach wie vor das beste zur Verfügung stehende<br />

Verfahren. Man darf nicht vergessen: Die<br />

Untersuchung ist ein Angebot der Berufsgenossenschaften<br />

und nicht jeder Arbeitnehmer, der<br />

asbestfaserexponiert war, nimmt dieses Angebot<br />

in Anspruch und nicht jeder erkrankt in seinem<br />

späteren Leben.<br />

Neueste Erkenntnisse haben jedoch gezeigt,<br />

dass es innerhalb der Gruppe der Asbestexponierten<br />

eine Untergruppe gibt, die ein stark erhöhtes<br />

Lungenkrebsrisiko hat: die Raucher. Basierend<br />

auf den Ergebnissen des National Lung<br />

Screening Trials (NLST) in den USA brachte<br />

die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

(DGUV) nun ein erweitertes Angebot für di-<br />

Innovationen, die<br />

die Radiologie<br />

verändern<br />

Das Gesundheitswesen ist im Wandel und die Herausforderungen<br />

auf medizinischer und wirtschaftlicher Seite werden größer. Wir<br />

helfen dabei Antworten zu finden. Eine große Nähe zu unseren<br />

Kunden und ein tiefes Verständnis für ihre Bedürfnisse ermöglichen<br />

uns, bedeutungsvolle Innovationen zu entwickeln. So zum<br />

Beispiel die Magnetresonanztomographen der Ingenia CX Serie.<br />

Sie digitalisieren das Signal direkt an der Spule und sind eine<br />

wesentliche Innovation zur Verbesserung der Bildklarheit, Geschwindigkeit<br />

und des Workflows.<br />

ASBEST<br />

Begriff: Asbest steht für eine Gruppe sehr<br />

beständiger und nicht brennbarer Minerale,<br />

die seit dem Altertum zum Brandschutz<br />

und zur Isolation eingesetzt wurden.<br />

Gefahren: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts<br />

erkannte man die gesundheitlichen<br />

Gefahren, die durch das Einatmen von<br />

Asbestfasern auftreten. Erste Schutzvorschriften<br />

wurden in Deutschland in den<br />

1970er-Jahren erlassen, seit 1993 ist der<br />

Einsatz von Asbest verboten.<br />

Gesundheitliche Auswirkungen: Eingeatmete<br />

Asbestfasern dringen bis tief in<br />

die Lungenalveolen ein und können – in<br />

den meisten Fällen – nicht vom Körper<br />

eliminiert werden. An der Lunge verursachen<br />

sie eine Fibrose mit UIP-Muster, die<br />

eigentliche Asbestose. Darüber hinaus entstehen<br />

durch Asbestfasern charakteristische<br />

Veränderungen am Rippenfell (sogenannte<br />

Pleuraplaques). Nach Asbestfaserexposition<br />

treten zudem häufiger als in der Normalbevölkerung<br />

Krebserkrankungen der Lunge<br />

und des Kehlkopfes auf, auch Mesotheliome<br />

der Pleura und des Peritoneums werden<br />

durch Asbestfasern verursacht. Die Latenzzeit<br />

dieser Erkrankungen liegt zwischen<br />

zehn und 50 Jahren.<br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 9


TB im Roman<br />

„Krankheit ist nicht vornehm“<br />

Sie<br />

Wie Thomas Mann im „Zauberberg“ die Tuberkulose entromantisierte<br />

Als Thomas Mann im Frühjahr 1912<br />

nach Davos reist, um seine Frau<br />

Katia im Lungensanatorium zu besuchen,<br />

zieht er sich selbst einen schweren Katarrh<br />

zu. Der Klinikdirektor rät ihm, sich doch gleich<br />

zu den anderen Kranken zu legen. Doch der<br />

Schriftsteller verzichtet darauf, für die nächsten<br />

Monate in Wolldecken eingemummt auf einem<br />

Liegestuhl zu verbringen. Er fährt nach Hause<br />

und verfasst lieber einen Roman von Weltruhm<br />

über diese „Krankenwelt dort oben“, wie er sie<br />

später Studenten an der Princeton University<br />

beschreibt. Eine Welt, die gerade „den jungen<br />

Menschen in relativ kurzer Zeit dem wirklichen,<br />

aktiven Leben vollkommen entfremdet“.<br />

Solch eine Realitätsentfremdung ereilt seinen<br />

Protagonisten Hans Castorp im 1924 veröffentlichten<br />

und ironisch gefärbten Roman „Der Zauberberg“.<br />

Der junge Mann kommt als Besucher<br />

in die Tuberkulose-Luxusabsteige „Berghof“ und<br />

verbummelt dort als Kranker geschlagene sieben<br />

Jahre seines Lebens. Erst infiziert er sich mit der<br />

Liebe zur kirgisenäugigen Clawdia Chauchat,<br />

dann mit einem Krankheitskeim. Wobei es auch<br />

ein und dasselbe sein könnte, denn bevor Robert<br />

Koch im Jahr 1882 die Tuberkulose ein für alle<br />

Mal als schnöde bakterielle Infektionskrankheit<br />

entzauberte, war sie in der Kunst als romantische<br />

und individualisierende Krankheit mit großer<br />

Hingabe mystifiziert worden. Werke wie Alexandre<br />

Dumas’ „Die Kameliendame“ (1848)<br />

machten die Schwindsucht schick. So kann Castorp<br />

es anfangs kaum fassen, dass nicht alle Pa-<br />

Das Berghotel „Sanatorium Schatzalp“<br />

diente Thomas Mann als Vorbild für die Hauptszenen<br />

des Romans „Der Zauberberg“.<br />

tienten im Sanatorium so sinnlich-schön leiden<br />

wie seine Madame Chauchat. „Krankheit ist doch<br />

gewissermaßen etwas Ehrwürdiges“, meint er zu<br />

seinem Mentor Settembrini. Der widerspricht:<br />

„Krankheit ist durchaus nicht vornehm, durchaus<br />

nicht ehrwürdig – diese Auffassung ist selbst<br />

Krankheit oder sie führt dazu.“<br />

In der Tat war die Mehrheit der Bevölkerung<br />

vor 100 Jahren mit dem Mycobacterium tuberculosis<br />

infiziert. So gut wie jeder trug also den Keim<br />

in sich, ohne tatsächlich erkrankt zu sein. Ob sein<br />

Romanheld nun wirklich an Tuberkulose leidet<br />

oder nicht, lässt Thomas Mann bewusst offen.<br />

Dadurch werden der Krankheit in seinem Werk<br />

zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen zuteil:<br />

eine medizinische und eine metaphorische. „Im<br />

‚Zauberberg‘ geht es darum, wie man als Mensch<br />

lernt, mit den Widersprüchen der Moderne umzugehen.<br />

Der Text lebt von Dualismen, vor allem<br />

Thomas Mann<br />

veröffentlichte 1924 den<br />

„Zauberberg“ und erhielt<br />

1929 für seinen ersten,<br />

1901 erschienenen<br />

Roman „Die Buddenbrooks“<br />

den Nobelpreis<br />

für Literatur.<br />

dem Gegensatz von Leben und Tod“, erklärt Dr.<br />

Katrin Max aus Würzburg. Die Literaturwissenschaftlerin<br />

hat sich in ihrem Sachbuch „Liegekur<br />

und Bakterienrausch“ (2013) mit der literarischen<br />

Deutung der Tuberkulose im „Zauberberg“ intensiv<br />

beschäftigt.<br />

weist darauf hin, dass nicht nur die Tuberkulose,<br />

sondern auch das damals neuartige Röntgen<br />

eine denkwürdige Rolle im Roman einnimmt:<br />

„Die Durchleuchtung wird nicht bloß als ein<br />

modernes wissenschaftliches<br />

Verfahren beschrieben, sondern<br />

gleichzeitig auch als etwas, das<br />

die Naturgesetze scheinbar außer<br />

Kraft treten lässt. Man sieht<br />

etwas, das man eigentlich nicht<br />

sehen kann: einen Lebenden als<br />

Leiche.“ So wie die Kranken ihre<br />

Lungenbilder auf Glasplatten<br />

vor sich hertragend über die Sanatoriumsflure<br />

schlurfen, fühlt<br />

man sich an Odysseus’ Hadesfahrt<br />

erinnert, wo die Toten als<br />

Schatten ihrer Selbst umherwandeln.<br />

Als Erzählung über den Tod<br />

wollte Thomas Mann selbst seinen<br />

„Zauberberg“ freilich nie verstanden wissen.<br />

Vielmehr beschrieb er ihn als Ruf zum Leben,<br />

aber bitte im Sinne des Fortschritts und der Vernunft<br />

und nicht einer romantischen Überspanntheit<br />

gehorchend, wo der, der am vornehmsten<br />

fühlt, auch am meisten leidet.<br />

Foto: Carl van Vechten<br />

Tuberkulose hat<br />

viele Gesichter<br />

Zu Besuch im Tuberkulose-Museum<br />

und -Archiv Heidelberg<br />

RöKo heute <strong>2014</strong>_DIN-A5_quer 27.03.14 09:15 Seite 1<br />

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Das idyllische Anwesen des Heidelberger<br />

Tuberkulose-Museums und<br />

-Archivs, dessen Park der berühmte<br />

Gartengestalter Friedrich Ludwig von Sckell einst<br />

anlegte, kann über das unsägliche Leid der Tuberkulosekranken<br />

nicht hinwegtäuschen. Und<br />

genau hier setzen die drei Initiatoren der Sammlung,<br />

Prof. Dr. Werner Ebert, Prof. Dr. Felix<br />

Herth und Prof. Dr. Volker Schulz, praktizierende<br />

und ehemalige Chefärzte der Thoraxklinik-<br />

Heidelberg, an. Sie möchten „die Geschichte der<br />

Volksseuche Tuberkulose (TB) in Mitteleuropa,<br />

insbesondere in Deutschland bis zum Anfang der<br />

Chemotherapie zu Ende der 1940er bis 1950er<br />

Jahre darstellen“, sagt Prof. Dr. Schulz, um sie<br />

vor dem Vergessen zu bewahren. Zugleich wollen<br />

sie mit dem Aufzeigen des Entstehens, der Verbreitung<br />

und Bekämpfung von TB helfen, dass<br />

auch neue Fälle der TB schnell erkannt werden.<br />

Deshalb richtet sich die Sammlung an „Mediziner,<br />

Jugendliche, Studenten und Bürger“, verdeutlicht<br />

Schulz. Denn obgleich laut Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) noch im Jahre 2012 weltweit 1,3<br />

Millionen Menschen an Tuberkulose starben und<br />

8,6 Millionen an ihr erkrankten, ist sie mittlerweile<br />

in Deutschland kaum noch anzutreffen. Litten<br />

hier von 100.000 Einwohnern im Jahre 1900<br />

noch 600 an TB, so waren es 2006 nur noch 5,4.<br />

Am höchsten Punkte des kleinen Parks<br />

steht das Rohrbacher Schloss, in dem das<br />

Heidelberger Tuberkulose-Museum und -Archiv<br />

seit Dezember 2011 beheimatet ist. Seine<br />

heutige Form erhielt das Gebäude von Markgräfin<br />

Amalie von Baden, die das spätbarocke<br />

Landhaus 1803 in ein klassizistisches<br />

Schlösschen umwandeln ließ. Hier empfing sie<br />

unter anderem ihren illustren Schwiegersohn,<br />

Zar Alexander I., sowie Kaiser Franz I. von<br />

Österreich und Johann Wolfgang Goethe.<br />

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10 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


TB im Museum<br />

Abbildungen: Tuberkulose-Museum und –Archiv Heidelberg und Cornelia Wels-Maug<br />

Fräulein Hölkeskamp, … könnte ich nicht noch<br />

ein bischen Butterzulage bekommen?“<br />

Das Archiv führt auch vor Augen, wie allgegenwärtig<br />

TB einst in Deutschland war, denn<br />

zahlreiche literarische und musikalische Werke<br />

handeln von TB. Die Protagonisten von Arthur<br />

Schnitzlers „Sterben“ (1892), Fontanes‚ „Effi<br />

Briest“ (1896), Thomas Manns „Zauberberg<br />

(1924), Max Frischs „Stiller“ (1954) bis zu Christa<br />

Wolfs „August“ (2011) sowie Giuseppe Verdis<br />

„La traviata“(1853) und Giacomo Puccinis „La<br />

bohème“ (1895) werden mit der unter anderem<br />

auch als Schwindsucht bezeichneten Krankheit<br />

konfrontiert. Gleichzeitig konkretisiert das Archiv,<br />

wie viele Berühmtheiten der TB zum Opfer<br />

fielen, von Franz von Assisi, Johann Wolfgang<br />

von Goethe, über Karl Marx bis<br />

Franz Kafka. Dabei ist TB „keine<br />

romantische Krankheit“, verweist<br />

Schulz, „sondern ein grausiger<br />

Tod, die Menschen sterben an Erschöpfung“.<br />

Unter einem solchen Mikroskop<br />

entdeckte Robert Koch<br />

1882 das Tuberkelbakterium.<br />

Foto: Dr. Timo Mappes<br />

Medizingeschichte<br />

im Tuberkulose-Museum<br />

Die Medizingeschichte bildet den<br />

Kern des Tuberkulose-Museums<br />

in den vier Räumen des Obergeschosses.<br />

Die historischen Fotos,<br />

medizinischen Apparaturen,<br />

chirurgischen Instrumente, radiologischen<br />

Aufnahmen, Moulagen<br />

und Alltagsgegenstände<br />

einer TB-Heilstätte beleuchten<br />

Diagnose und Behandlungsweisen<br />

der Krankheit im 19. und<br />

20. Jahrhundert. Zentral für den<br />

Fortschritt der Diagnose ist Robert<br />

Kochs Entdeckung des Tuberkulosebakteriums<br />

in Verbindung<br />

mit dem Einsatz von Röntgentechnologie.<br />

Die Darstellung der<br />

Pneumothorax-Behandlung sowie<br />

die zahlreichen Illustrationen der Heilstätten-Bewegung,<br />

die auf Hermann Brehmer und dessen<br />

Schüler Peter Dettweiler zurückgehen, rufen<br />

den „Zauberberg“ ins Gedächtnis: Moderate Bewegung<br />

in Verbindung mit kalorienreicher Kost<br />

und ausgedehnten Freiluftliegekuren zeichnet<br />

das Leben der Kranken. Aber auch die Tuberkulosefürsorge<br />

und -aufklärung sowie die Versuche,<br />

der TB mit Impfen zu Leibe zu rücken, werden<br />

hier dargestellt. Den Abschluss der Sammlung<br />

bildet ein Abriss der Entwicklung der antituberkulösen<br />

Chemotherapie, die zum ersten Mal ein<br />

breitenwirksames Mittel gegen die TB schuf und,<br />

in Verbindung mit verbesserten Lebensbedingungen,<br />

das Ende der TB als Massenseuche in<br />

den Industrieländern einleitete.<br />

Die Tuberkulose hat viele Namen (oben)<br />

und kein schönes Gesicht<br />

WaS<br />

PaSST auF<br />

23<br />

Die Heidelberger Thoraxklinik greift<br />

auf hundertjährige Erfahrung zurück<br />

Das Rohrbacher Schlösschen, wie es liebevoll im<br />

Volksmund genannt wird, als Domizil der fünf<br />

Räume umfassenden Sammlung, ist kongenial<br />

mit dessen Geschichte verbunden. Nicht nur, dass<br />

auch die damalige Schlossbesitzerin Markgräfin<br />

Amalie unter TB litt, sondern „nach 1918 wurde<br />

das Schlösschen als Tuberkulosekrankenhaus für<br />

Kriegsbeschädigte genutzt und wurde damit zur<br />

Keimzelle der heutigen Thoraxklinik“, erläutert<br />

Schulz.<br />

Das Tuberkulose-Archiv<br />

Der Rundgang beginnt im Untergeschoss, in dem<br />

7.000 Titel umfassenden Tuberkulose-Archiv. Es<br />

beherbergt historische und jüngere Forschungsergebnisse<br />

zur TB und dokumentiert anhand von<br />

Auszügen aus Krankenakten der Gesundheitsämter<br />

Dresden und München der Jahre 1925 bis<br />

1955 hautnah verschiedene Facetten der Krankheit.<br />

So erfährt man zum Beispiel, dass Helene<br />

N. am 22.7.1941 das zuständige Gesundheitsamt<br />

in Dresden in einem Brief bittet: „Sehr geehrtes<br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 11


Lunge: rauchig<br />

Steuer rauf, Raucheranzahl runter<br />

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Der Tabakkonsum vieler Raucher<br />

beginnt im jugendlichen Alter. Aus<br />

Sicht der Prävention ist es deshalb<br />

sinnvoll, gerade Kinder und Jugendliche vom<br />

Rauchen fernzuhalten. Im vergangenen Jahrzehnt<br />

ist es gelungen, die Anzahl rauchender Jugendlicher<br />

mehr als zu halbieren, ihr Anteil sank von<br />

rund 28 Prozent im Jahr 2001 auf 12 Prozent im<br />

Jahr 2012. Dennoch ist es nach Ansicht von Dr.<br />

Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle<br />

Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums<br />

für Tabakkontrolle im Deutschen<br />

Krebsforschungszentrum in Heidelberg verfrüht,<br />

sich auf den Erfolgen auszuruhen.<br />

RöKo Heute: Welche Maßnahmen<br />

haben sich in der Vergangenheit als die<br />

wirkungsvollsten zur Einschränkung des<br />

Tabakkonsums bei Kindern und Jugendlichen<br />

erwiesen?<br />

● Kein Investitionsrisiko<br />

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14-täglich oder monatlich<br />

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Pötschke-Langer: Die wirksamste Maßnahme<br />

ist eine kontinuierliche Erhöhung der Tabaksteuer.<br />

Nur wenn der Preis hochgeht, sinkt der<br />

Konsum. Vor allem nach den deutlichen Tabaksteuererhöhungen<br />

in den Jahren 2002 bis 2005<br />

ging der Anteil der Raucher in der Altersgruppe<br />

der 12- bis 17-Jährigen deutlich zurück. Die aktuellen<br />

Steuererhöhungen sind viel zu gering, um<br />

als Mittel der Verhaltenssteuerung zu wirken. Wir<br />

wünschen uns ab 2015 wenigstens eine jährliche<br />

Erhöhung von 50 Cent pro Packung über mehrere<br />

Jahre. Nur so kann der leichten Zunahme des<br />

Rauchens, die wir 2012 beobachtet haben, entgegengewirkt<br />

werden. Ein Vorbild sind die skandinavischen<br />

Länder mit einem Packungspreis von<br />

über 10 Euro.<br />

Es läuft also primär über den Geldbeutel.<br />

Gibt es denn überhaupt keine Einsicht?<br />

Die zweite wirksame Maßnahme ist die verringerte<br />

soziale Akzeptanz des Rauchens in der Öffentlichkeit.<br />

Von 2007 bis 2010 gab es eine breite<br />

öffentliche Debatte um den Nichtraucherschutz<br />

und die Nichtraucherschutzgesetze, die das Rauchen<br />

zum Beispiel in Gaststätten verbieten, wurden<br />

eingeführt. In diesem Zeitraum sank der<br />

Anteil der rauchenden Jugendlichen um etwa<br />

5 Prozent. Die intensive Berichterstattung hat<br />

zu einer deutlichen Akzeptanzzunahme für die<br />

Gesetze von ehemals 52 Prozent im Jahr 2005<br />

auf heute über 80 Prozent geführt. Und sie hatten<br />

auch einen positiven Effekt auf den privaten<br />

Raum, denn immer weniger Raucher rauchen in<br />

den eigenen vier Wänden. Man darf eines nicht<br />

vergessen: Kinder und Jugendliche orientieren<br />

sich stark am Verhalten der Erwachsenen. Wenn<br />

Die schwarzen Lungen<br />

der Knappen<br />

In Bochum kümmert man sich schon<br />

seit 100 Jahren um die Lungenkrankheiten<br />

der Bergarbeiter<br />

sie sehen, dass die Erwachsenen weniger rauchen,<br />

dann hat das einen spürbaren Effekt auf ihr eigenes<br />

Verhalten.<br />

Inwieweit ist Rauchen noch mit der<br />

sozialen Schichtzugehörigkeit verknüpft?<br />

Wir haben die unglückliche Konstellation, dass<br />

ausgerechnet die Gruppen in unserer Gesellschaft,<br />

die am wenigsten verdienen, am meisten<br />

rauchen. Zu den Berufsgruppen mit den höchsten<br />

Raucheranteilen zählen bei den Männern neben<br />

Arbeitslosen, Gebäudereiniger, Maler, Lackierer<br />

und Transportgeräteführer, wohingegen Elektroingenieure,<br />

Lehrer oder Ärzte den geringsten Raucheranteil<br />

haben. Ähnlich verhält es sich bei den<br />

Frauen. Neben den familiären Vorbildern spielt<br />

der Bildungsstand also eine entscheidende Rolle.<br />

In bestimmten Schichten spielt das Rauchen noch<br />

eine Rolle, in anderen überhaupt nicht mehr.<br />

Weit weniger prätentiös als im Lungensanatorium<br />

von Davos erfolgt<br />

die Behandlung von Lungenerkrankungen,<br />

insbesondere die von Bergleuten, seit fast<br />

100 Jahren im Bergmannsheil in Bochum. Aus<br />

der berufsgenossenschaftlichen Tradition bildet<br />

die Versorgung von Patienten mit Arbeitsunfällen<br />

und Berufskrankheiten den medizinischen<br />

Mittelpunkt des Bergmannsheils. Während das<br />

Krankenhaus nach seiner Gründung 1890 zunächst<br />

eine reine Unfallklinik war, begann 1920<br />

mit der Errichtung der Inneren- und Nervenabteilung<br />

eine neue Ära. Diese entwickelte sich vor<br />

allem nach der Anerkennung der Silikose als Berufserkrankung<br />

im Jahr 1929 zu einer wichtigen<br />

Gutachtenstelle für die Bergbau-Berufsgenossenschaft<br />

und in der Folge zu einer international anerkannten<br />

Forschungseinrichtung.<br />

Die Silikose, im Volksmund auch Staublunge<br />

genannt, entsteht durch die Einlagerung<br />

von feinen Kohle- und Quarzstaubpartikeln in<br />

der Lunge und ist seit dem Altertum bekannt.<br />

Erst durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen<br />

war es möglich, die Staublunge bereits zu Lebzeiten<br />

des Bergmanns zu diagnostizieren und<br />

nicht erst dank einer Obduktion im Nachhinein<br />

festzustellen, dass sich eine fast schwarze Lunge<br />

zeigte. Insbesondere in den Anfängen und zu den<br />

Hochzeiten des Bergbaus stellte die Staublunge<br />

ein massives Problem dar, an dem viele Knappen<br />

aufgrund fehlender Therapiemöglichkeiten verstarben.<br />

Während die Krankheit in Deutschland<br />

Was versprechen Sie sich vom jüngsten<br />

EU-Beschluss, der abschreckende Bilder<br />

auf den Verpackungen vorsieht?<br />

Die bildlichen Warnhinweise sind ein wirksames<br />

Mittel der Prävention, aber ihr Effekt wird sicherlich<br />

nicht so deutlich ausfallen wie bei den gerade<br />

beschriebenen Maßnahmen. Sie haben einen<br />

emotionalisierenden Effekt und prägen sich gut<br />

ein. Der Hinweis auf eine Rauchstopp-Telefonnummer<br />

erhöht auch das Anrufaufkommen ganz<br />

erheblich. Neben der Abschreckung erhöhen die<br />

bildlichen Warnhinweise auch die Motivation<br />

zur Entwöhnung und bestätigen Exrauchern die<br />

Richtigkeit ihrer Entscheidung. Denn die meisten<br />

Raucher, etwa 75 Prozent, hören tatsächlich<br />

aus eigenem Willen und aus eigener Kraft ohne<br />

Hilfsmittel auf. Nur wenige nutzen die Raucherentwöhnungsangebote<br />

der Krankenkassen oder<br />

ärztliche Beratung.<br />

Welches Ziel haben Sie vor Augen<br />

und wie kann das erreicht werden?<br />

Es gibt Länder wie Irland und Neuseeland, deren<br />

Regierung es sich zur Aufgabe gemacht hat,<br />

den Raucheranteil bis zum Jahr 2025 auf unter<br />

5 Prozent zu senken, und die entsprechende<br />

Maßnahmen vornehmen. Davon sind wir noch<br />

weit entfernt. Aber es ist wünschenswert und<br />

möglich, den Anteil rauchender Jugendlicher<br />

in Deutschland auf unter 10 Prozent zu senken.<br />

Dazu müssten ein Nichtraucherschutz ohne Ausnahmen,<br />

ein umfassendes Tabakwerbeverbot und<br />

eine restriktivere Vertriebsstruktur durchgesetzt<br />

werden. Und die bestehenden Gesetze, wie die<br />

Tabakrahmen-Konvention, müssten – gegen<br />

den Druck der Tabaklobby – endlich umgesetzt<br />

werden.<br />

Dr. Martina Pötschke-Langer hat sowohl<br />

einen geisteswissenschaftlichen als auch einen<br />

medizinischen Abschluss der Universtität<br />

Heidelberg. Beim Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

in Heidelberg leitet sie seit 1997 die<br />

Stabsstelle Krebsprävention, die 2002 von der<br />

WHO als Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle<br />

anerkannt wurde. Ihre Arbeit umfasst<br />

die Information von Öffentlichkeit und Politik<br />

zu relevanten Themen der Krebsprävention.<br />

Außerdem ist Martina Pötschke-Langer an<br />

der Umsetzung des internationalen Rahmenabkommens<br />

für Tabakkontrolle sowie der<br />

Bewertung der Tabakkontrollmaßnahmen in<br />

Deutschland und weltweit beteiligt.<br />

seit Ende der 1970er-Jahre auf dem Rückzug ist,<br />

haben heute Schwellenländer aufgrund mangelnder<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen mit der Silikose zu<br />

kämpfen.<br />

Das Bergmannsheil in Bochum wurde 1890<br />

als erste Unfallklinik der Welt eröffnet<br />

12 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Lunge: staubig<br />

Röntgen-Autobus des Silikose-<br />

Forschungsinstituts<br />

Der Krieg und seine Folgen<br />

Der Zweite Weltkrieg stellte einen schweren Einschnitt<br />

in der Forschung und Prävention der berufsbedingten<br />

Lungenerkrankungen in Bochum<br />

dar. Die Anzahl der Präventionsuntersuchungen<br />

sank bis 1942 auf ein Viertel und kam nach dem<br />

Bombenangriff 1944 vollständig zum Erliegen.<br />

„Da sich die Silikose meist erst viele Jahre nach der<br />

staubexponierten Tätigkeit zu einer Erkrankung<br />

entwickelt, ist der Grund für den starken Anstieg<br />

der Staublungenerkrankung in den 1950er-Jahren<br />

unter anderem auch in den kriegsbedingten Unterlassungen<br />

zu sehen“, so die Bochumer Chronik.<br />

Auch nach dem Krieg bestimmt die Silikose die<br />

Arbeit der Klinik maßgeblich, insbesondere stehen<br />

Fragestellungen zur Röntgendiagnostik<br />

und Therapie im Fokus. Erste Erfolge zeigen<br />

sich Anfang der 1950er-Jahre: Durch<br />

Tuberkulostatika und Corticosteroide<br />

konnten Siliko-Tuberkulose und Staublunge<br />

in einem bisher nicht für möglich erachteten<br />

Maß therapiert werden. Die Zahl<br />

der Ärzte im inzwischen ausgegründeten<br />

Silikose-Forschungsinstitut (SFI) verdreifachte<br />

sich innerhalb kürzester Zeit. Ihren<br />

Gipfelpunkt erreichte die Staublungenerkrankung<br />

1953 mit rund 9.000 entschädigten<br />

Fällen, danach nahm die Zahl kontinuierlich ab,<br />

bis auf gut 1.000 anerkannte Fälle im Jahr 2010.<br />

Internationaler Standard made in Bochum<br />

Der pathologische und röntgenologische Befund<br />

bei Silikosen stand oft in Diskrepanz zum subjektiven<br />

Befinden der Patienten. Den Bochumern<br />

gelang es, den Strömungswiderstand in den<br />

Atemwegen als für das Krankheitsbild entscheidend<br />

nachzuweisen. Diese Erkenntnis beruhte auf<br />

der Lungenfunktionsprüfung, für die im SFI ein<br />

geeignetes Verfahren entwickelt wurde, das heute<br />

zum internationalen Standard gehört. Die moderne<br />

Lungenfunktionsprüfung ermöglicht es heute,<br />

den Krankheitsstand sehr genau zu begutachten,<br />

Veranstaltung<br />

Raum Rieder<br />

Sa., 31.05.<strong>2014</strong>,<br />

10:45 – 12:15 Uhr<br />

Refresherkurs: DRauE II –<br />

Berufskrankheiten der Lunge,<br />

kann man sie von anderen<br />

interstitiellen Lungenerkrankungen<br />

unterscheiden?<br />

und sorgt damit für eine größere Gerechtigkeit im<br />

Rentenentscheidungsverfahren.<br />

GE Healthcare<br />

Prof. Dr. Viktor Reichmann war der erste<br />

Chefarzt der Inneren Klinik und trug maßgeblich<br />

zur Anerkennung der Silikose<br />

als Berufskrankheit 1929 bei.<br />

Bessere Diagnose und besserer Schutz<br />

„Die langfristig wohl bedeutendste Aufgabe der<br />

Inneren- und Nervenabteilung setzte schon bei<br />

ihrer Gründung im Jahr 1920 mit der experimentellen<br />

Silikose-Forschung und der klinischen<br />

Behandlung Silikosekranker ein“, beschreibt die<br />

Chronik des Bergmannsheils, die anlässlich des<br />

100-jährigen Bestehens 1990 herausgegeben wurde.<br />

Schon vor 1929 hatten der Bochumer Klinikleiter<br />

Prof. Dr. Viktor Reichmann und sein Team<br />

eine wichtige Rolle gespielt und in der Folgezeit<br />

intensivierte sich der Austausch mit wissenschaftlichen<br />

Instituten vieler Länder. Es gelang, die Diagnosetechniken<br />

weiter zu verfeinern und so zum<br />

Beispiel die Siliko-Tuberkulose von der Silikose<br />

abzugrenzen. Durch die Reihenuntersuchungen<br />

von Gesteinshauern gewann man große Erfahrung<br />

in der Diagnostik der Silikose. Erstmalig<br />

konnte so auf frühzeitige Krankheitsanzeichen<br />

mit einer medizinischen Betreuung und einer Arbeitsplatzverlagerung<br />

reagiert werden. Durch die<br />

versicherungsrechtliche Gleichstellung der Silikose<br />

zu Arbeitsunfällen bemühte sich die Berufsgenossenschaft<br />

ab 1929 auch um die Staubbekämpfung<br />

und damit um die Krankheitsprävention.<br />

Revolution statt<br />

Evolution.<br />

Aorta, Herz und Lunge in einem Scan in nur 1 Sekunde.<br />

Ohne Kompromisse: Der Revolution CT* mit 160 mm Gemstone Clarity Detektor erlaubt nicht<br />

nur eine herausragende Abdeckung, sondern hat zudem die höchste zeitliche und räumliche<br />

Auflösung (24 ms/0,23 mm). Herz, Aorta und Lunge können in einem Scan in 1 Sekunde<br />

vollständig erfasst werden – selbst bei sehr hoher Herzfrequenz, nahezu ohne<br />

Atempause und mit geringer Kontrastmittelgabe. Damit kann die Triple-rule-out-<br />

Untersuchung selbst bei schwierigen Patienten mit sicherem diagnostischen<br />

Ergebnis in der Routine durchgeführt werden.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.gehealthcare.de<br />

*CE-Konformitätsbewertungsverfahren für den GE Revolution CT läuft derzeit; kann nicht in Verkehr gebracht oder in Betrieb<br />

genommen werden, bevor die Konformitätserklärung (CE-Kennzeichnung) ausgestellt wurde.<br />

Wir sind das GE in GErmany.<br />

Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 13


Air Trapping und Ventilationsunterschiede<br />

Bei Asthma kommen bildgebende Verfahren nur<br />

in manchen Fällen ins Spiel. In Zukunft könnte sich das ändern.<br />

In Westeuropa leiden durchschnittlich 5,9<br />

Prozent der Bevölkerung an Asthma bronchiale.<br />

„Asthma ist eine Erkrankung, die<br />

primär klinisch diagnostiziert wird“, erklärt<br />

Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch, Bereichsleiter für<br />

Thoraxradiologie an der Universitätsklinik für<br />

Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen<br />

Universität Wien, „trotzdem kommt in<br />

manchen Fällen die Radiologie ins Spiel.“<br />

Bildgebende Verfahren werden vor allem zur<br />

Abklärung der Differenzialdiagnosen eingesetzt.<br />

Denn die typischen Asthma-Symptome – Kurzatmigkeit,<br />

Husten, Atemnot – können auch durch<br />

andere Erkrankungen verursacht sein, die eine<br />

ähnliche Klinik aufweisen, zum Beispiel durch<br />

einen Tumor wie ein Karzinoid im Trachobronchialsystem<br />

oder einen aspirierten Fremdkörper.<br />

Deshalb wird bei Patienten mit Asthma-bronchiale-Diagnose,<br />

die nicht auf die Asthma-Medikamente<br />

ansprechen, mittels Röntgen oder Computertomographie<br />

(CT) versucht, eine etwaige<br />

andere Ursache für die Symptomatik zu finden.<br />

Bei Patienten mit bekanntem allergischem<br />

Asthma, deren Zustand sich klinisch verschlechtert,<br />

gibt ein Lungenröntgen Aufschluss, ob nicht<br />

eine andere Erkrankung dazugekommen ist, mit<br />

der sich die Verschlechterung der Symptome erklären<br />

lässt, zum Beispiel Pneumonie, Pneumothorax<br />

oder Atelektase. Gut zu erkennen sind<br />

Lunge: atemlos<br />

kungen, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen,<br />

zu diagnostizieren. In der Forschung ist<br />

das Thema „Asthma und Bildgebung“ durchaus<br />

brandaktuell, wie Prosch berichtet: Derzeit setzen<br />

sich einige internationale Forschungsgruppen<br />

mit der Frage auseinander, inwieweit Magnetresonanztomographie<br />

(MRT), Single-Photon-<br />

Emissionscomputertomographie (SPECT) und<br />

Foto ©: L. Ponhold<br />

dabei beispielsweise Atelektasen, die durch einen<br />

Verschluss von Bronchien durch retiniertes Sekret<br />

entstehen können. „In weiterer Folge spielt auch<br />

die CT eine Rolle bei der Klärung derselben Fragestellungen“,<br />

erzählt Prosch. Die CT wird auch<br />

dazu verwendet, andere Begleiterkrankungen<br />

wie etwa die allergische bronchopulmonale Aspergillose<br />

oder diverse eosinophile Lungenerkrandas<br />

Hybridverfahren aus Positronen-Emissionstomographie<br />

und Computertomographie (PET/<br />

CT) dazu verwendet werden können, den Therapie-Erfolg<br />

bei Asthma-Patienten zu monitieren.<br />

Mithilfe der CT kann zum Beispiel das sogenannte<br />

Airtrapping quantifiziert werden. Das ist<br />

ein bei Asthma vorkommendes Phänomen, bei<br />

der Luft beim Ausatmen nicht austreten kann,<br />

weil die kleinen Atemwege verengt sind („gefangene<br />

Luft“). „Die Messung der Lungenfunktion<br />

Koronale CT eines 16-jährigen Patienten<br />

mit einem Asthma-Anfall. Als auffälligster<br />

Befund finden sich in beiden Lungen Areale mit<br />

sogenanntem Air Trapping als Ausdruck<br />

einer Erkrankung der kleinen Atemwege.<br />

Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch ist Bereichsleiter<br />

für Thoraxradiologie an der Universitätsklinik<br />

für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen<br />

Universität Wien. Sein Medizinstudium<br />

absolvierte der in Brixen (Südtirol). Nach dem<br />

Studium war er Forschungsassistent am Forschungsinstitut<br />

für krebskranke Kinder im St.<br />

Anna Kinderspital Wien. Anschließend folgte<br />

die Ausbildung zum Facharzt für Radiologie.<br />

2010 wechselte er als Bereichsleiter an die<br />

Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin,<br />

wo er sich im Fach Radiologie habilitierte.<br />

Proschs fachliche und wissenschaftliche<br />

Schwerpunkte sind die Diagnose und das Staging<br />

von Lungenkarzinomen, Tuberkulose und<br />

Lungenfibrosen.<br />

spiegelt nicht immer die regionalen Unterschiede<br />

in der Lunge wider“, erläutert Prosch. Ebenso<br />

kann die mit Asthma verbundene Verbreiterung<br />

der Bronchialwände der großen Atemwege vermessen<br />

und quantifiziert werden.<br />

Mittels MRT können unter Zuhilfenahme<br />

von geeigneten Sequenzen und zu inhalierenden<br />

Kontrastgasen (hyperpolarisiertes Helium, Xenon)<br />

Ventilationsunterschiede in der Lunge<br />

quantifiziert werden. „Damit kann untersucht<br />

werden, wie diese Ventilationsunterschiede mit<br />

den regionalen Perfusionsunterschieden korrelieren“,<br />

erklärt der österreichische Radiologe. Diese<br />

Untersuchungen können herangezogen werden,<br />

um zu überprüfen, ob und wo inhalierte Medikamente<br />

ihre Wirkung entfalten.<br />

Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort<br />

Auf dem 95. Deutschen Röntgenkongress<br />

präsentiert TeraRecon, führender<br />

Anbieter für medizinisches Bildmanagement,<br />

seine neueste Softwarelösung mit<br />

iNteract+. Die Software arbeitet mit allen medizinischen<br />

Bildbetrachtungs-, Bildverteilungs- und<br />

Bildspeicherlösungen des Unternehmens und erzielt<br />

eine stark interoperable und intelligent vereinfachte<br />

Integrationsleistung.<br />

„iNteract+ bietet eine Reihe erstklassiger Tools,<br />

die bereits bestehende Systeme ergänzen, um sie<br />

sowohl produktiv als auch effektiv in einen Viewer<br />

zu bringen“, sagt Senior Vice President Jeff<br />

Sorenson. „Unser primäres Ziel ist es, Führungskräfte<br />

der IT in ihrer Mission zu unterstützen, die<br />

Anzahl der zu verwaltenden Systeme im Krankenhausbetrieb<br />

zu reduzieren. Gleichzeitig soll<br />

die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt<br />

am richtigen Platz griffbereit sein“, fährt Sorenson<br />

weiter fort. „TeraRecon ist das erste Unternehmen,<br />

das außerdem für die richtige Darstellung<br />

mit allen richtigen Tools sorgt, damit bildgebende<br />

klinische Workflows informationsreich optimiert<br />

werden“, so Sorensen.<br />

Ph. D. TC Zhao, TeraRecon’s Chief Technology<br />

Officer, erklärt: „TeraRecon ist allgemein<br />

bekannt für seine leistungsstarke serverbasierte<br />

Bildverarbeitungstechnologie. Ein Großteil unserer<br />

Softwarelösung und des Expertenwissens<br />

findet direkte Anwendung zur Ermittlung von<br />

Lösungen in der Bildversorgung des gesamten<br />

Gesundheitsunternehmens. Heute stehen die<br />

meisten Kunden vor der Problematik, zu viele<br />

Viewer zu haben, aber ironischerweise mit viel<br />

zu wenig Zugang zu ihren Bildern. Oftmals<br />

arbeiten Systeme wie RIS, PACS und her-<br />

Bridging platforms, improving access.<br />

Mit iNteract+ werden bildgebende<br />

klinische Workflows informationsreich<br />

optimiert.<br />

www.vitalimages.com<br />

Überbrückt<br />

getrennte<br />

Plattformen<br />

Unterstützt<br />

die Produktivität<br />

der Ärzte<br />

Flexibilisiert<br />

durch modulare<br />

Architektur<br />

stellerunabhängige Archive sehr gut innerhalb<br />

der Radiologie, aber iNteract+ steht als einzige<br />

ortsunabhängige Lösung, damit diese Systeme<br />

mit klinisch relevanten Informationen einen<br />

kollaborativen Zugriff im Sinne der Verteilung<br />

von DICOM und non-DICOM Bildern in einer<br />

Bildbetrachtungslösung erzielen.“<br />

Lakshmi Lakshminarayan, Chief Executive<br />

Officer des Unternehmens erklärt, „Wir<br />

vernehmen ein deutlich steigendes Interesse in<br />

der Radiologie für unseren webbasierten diagnostischen<br />

Viewer als „Overlay PACS Viewer“,<br />

bedingt durch integrative und kollaborierende<br />

Funktionen, dem Multi-Monitor-Support und<br />

der vollintegrierten 3D-Bearbeitungsfunktion.<br />

Ein Beweis der Funktion und Leistung der iNteract+<br />

Lösung liegt darin, dass wir den hohen<br />

Anforderungen der äußerst bild-intensiven Disziplin<br />

der Radiologie erfüllen und zugleich der<br />

Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens zu<br />

bildgebenden Lösungen für die Patientenversorgung<br />

verhelfen. Da die Interoperabilität ein Thema<br />

für die meisten Anbieter ist, hat TeraRecon<br />

sein Blickfeld auf interaktive Lösungen gelenkt,<br />

um das gesamte Unternehmen mit klinisch relevanten<br />

Inhalten zu beliefern.<br />

TeraRecon auf dem RöKo:<br />

Halle H, Standnummer B.09<br />

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14 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Weiterbildung<br />

Fortbildung mit<br />

Mutprobe<br />

!<br />

1. Greifswalder<br />

Ryck-<br />

Symposium<br />

Erstmals in diesem Jahr veranstaltet die<br />

VMTB eine MTRA Fortbildung in<br />

Greifswald. Brigitte Olbrich, Leitende<br />

MTRA des Universitätsklinikums und Tagungsleiterin<br />

über das neue Baby „Ryck-Symposium“<br />

Neugierig macht das Begleitprogramm, das auf der<br />

„Greif“ stattfindet. Was erwartet die Teilnehmer an<br />

Bord des Segelschulschiffs?<br />

Als Begleitprogramm wollten wir den Teilnehmern schon etwas<br />

Regionales bieten. Greifswald ist der Heimathafen des<br />

Segelschulschiffes „Greif“ und wir haben Glück, dass die Greif<br />

zum Zeitpunkt unserer Fortbildung gerade „zu Hause“ ist. Da<br />

bot sich ein Segeltörn auf dem Greifswalder Bodden natürlich<br />

an. So bekommen die Teilnehmer vielleicht auch einen<br />

kleinen Eindruck von der schönen Landschaft. Außerdem<br />

können sie auf dem Schiff selbst aktiv werden und<br />

z.B. beim Setzen der Segel helfen. Ganz Abenteuerlustige<br />

können sogar eine Mutprobe in der Takelage wagen. Aber<br />

man kann auch einfach nur die Seele baumeln und den<br />

Tag entspannt ausklingen lassen. Für das leibliche Wohl ist<br />

auch gesorgt – natürlich rustikal und zünftig.<br />

MTRA-Fortbildungsveranstaltung<br />

am 05. und 06.<br />

September im Universitätsklinikum<br />

Greifswald.<br />

Infos und Anmeldung<br />

www.vmtb.de<br />

Für uns ist das<br />

ganz normal!<br />

Wie fühlt man<br />

sich denn<br />

an der Spitze?<br />

Brigitte Olbrich<br />

In den vergangenen Jahren sind eine<br />

Reihe neuer Fortbildungsveranstaltungen<br />

aus der Taufe gehoben worden.<br />

Was hat Sie zur Initiative des Ryck-<br />

Symposiums bewogen?<br />

Die VMTB veranstaltet selbst MTRA-Fortbildungen<br />

oder gestaltet in Kooperation mit anderen<br />

Organisationen das MTRA-Programm auf einer<br />

Reihe von Veranstaltungen – und das sehr erfolgreich<br />

an unterschiedlichen Standorten Deutschlands.<br />

Allerdings ist der Norden sehr unterrepräsentiert<br />

und der Nordosten noch einmal mehr.<br />

Das wollten wir ändern. Wir möchten einerseits<br />

den MTRA aus der Region eine anspruchsvolle<br />

Fortbildung „vor der Haustür“ oder in annehmbarer<br />

Entfernung anbieten. Auf der anderen Seite<br />

hoffen wir natürlich, dass Greifswald sich zu<br />

einem beliebten Fortbildungsstandort entwickelt<br />

und MTRA aus anderen Bundesländern auch<br />

eine weitere Anreise nicht scheuen. Das Universitätsklinikum<br />

und die hiesige Radiologie bieten<br />

jedenfalls gute Bedingungen dafür.<br />

Welche Programmschwerpunkte<br />

erwarten die Teilnehmer?<br />

Wir haben für die erste Veranstaltung ein breit<br />

gefächertes Programm zusammengestellt, um<br />

möglichst viele MTRA anzusprechen. Interessante<br />

Fachvorträge erwarten die Teilnehmer aus<br />

den Bereichen CT, MRT, Angiographie, Röntgen<br />

und Mammographie.<br />

Viele Vortragsthemen nehmen<br />

medizinisch-radiologische Fragestellungen<br />

in den Blick…<br />

Das stimmt. Es ist mein Anliegen als Programmverantwortliche<br />

auch MTRA verstärkt medizinische<br />

Zusammenhänge verständlich zu machen.<br />

Ein Vortrag beispielsweise befasst sich mit<br />

der Bildgebung bei Multiple Sklerose. Das ist ein<br />

medizinisch-radiologisches Thema. Aber auch<br />

weniger verbreitete Techniken – wie zum Beispiel<br />

die CO2-Angiografie oder die wieder entdeckte<br />

Kinematografie des Handgelenks in der Durchleuchtung<br />

und MRT – werden erörtert.<br />

Daneben gibt es Vorträge zur Berufswelt.<br />

Die Juristin unseres Hauses, Frau Sprenger, wird<br />

über das problematische Feld der Delegierbarkeit<br />

ärztlicher Tätigkeiten sprechen und für das provokante<br />

aber sehr ernste Thema „MTRA bis zur<br />

Rente – geht das gesundheitlich auch schmerz<br />

frei?“ konnten wir den hiesigen Chef der Barmer<br />

Ersatzkasse, Herrn Kissel gewinnen.<br />

Erfahrung von mehr als 100 Jahren im Bereich Gesundheit bedeutet, heute<br />

als großer Konzern unangefochtener Top-Anbieter zu sein. Mit umfassendem<br />

Angebot an zukunftsweisenden Leistungen:<br />

Auf dem Gebiet der Bildgebung und in der Krankenhaus-IT als spezialisierter<br />

Marktführer, der in jedem zweiten Krankenhaus in Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz und Luxemburg erfolgreich im Einsatz ist.<br />

agfahealthcare.de<br />

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95. Deutscher Röntgenkongress<br />

28. – 31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 15


Screening<br />

Umstritten, spannend<br />

und besser als sein Ruf<br />

Das Lungen- und Bronchialscreening<br />

Je stärker die Risikopopulation eingeengt<br />

wird, desto erfolgreicher ist das Lungenscreening.<br />

Der National Lung Screening Trial (NLST),<br />

dessen Ergebnisse 2011 im New England Journal<br />

veröffentlicht wurden, ist die bislang größte<br />

und zuverlässigste Untersuchung zur Früherkennung<br />

von Lungenkrebs bei einer Hochrisikogruppe.<br />

Erstmals ist es den Autoren der amerikanischen<br />

Studie gelungen, den positiven Nutzen<br />

des Lungenscreenings mit Niedrig-Dosis-CT zu<br />

beweisen. Seither wird dessen Einführung auch<br />

in Europa diskutiert. Ein ausgewiesener Kenner<br />

der Studiendaten und Sachlage ist Prof. Dr.<br />

Christian Herold, Leiter der Universitätsklinik<br />

für Radiologie und Nuklearmedizin an der Medizinischen<br />

Universität Wien.<br />

Herr Prof. Herold, warum widmen<br />

Sie dem Thema Lungenscreening so<br />

große Aufmerksamkeit?<br />

Herold: Nach der Veröffentlichung der NLST-<br />

Studie werden die Stimmen vor allem aus der Radiologie<br />

und Pulmologie lauter, das Lungenscreening<br />

ehebaldigst auch in Europa einzuführen. Die<br />

Datenlage hierzu scheint günstig, allerdings sind<br />

die Vorbereitungen für die Einführung einer Reihenuntersuchung,<br />

- wie wir beim Mamma-Screening,<br />

das in Österreich gerade flächendeckend<br />

eingeführt wird - sehr schön beobachten können,<br />

sehr lange und aufwändig. Ich beschäftige mich<br />

deshalb so intensiv mit den aktuellen Forschungsergebnissen<br />

und der monatlich aktualisierten Datenlage,<br />

um falsche Rückschlüsse und überstürzte<br />

Entscheidungen zu vermeiden.<br />

Immer geht es um die amerikanische<br />

NLST-Studie. Haben die Europäer<br />

keine eigenen Studienergebnisse zu<br />

diesem Thema?<br />

In Europa gibt es einige wenige prospektive Screening<br />

Studien, so beispielsweise in Italien (MILD,<br />

ITALUNG, DANTE), in Dänemark (DLCST)<br />

und den Niederlanden (NELSON). Diese Studien<br />

sind deutlich kleiner als die NLST, haben eine<br />

heterogenere Studienpopulation und schließen<br />

eine jüngere Risikopopulation ein. Deshalb wird<br />

die Studien- und Datenqualität von unabhängigen<br />

Zentren als weniger aussagekräftig im Vergleich<br />

zur NLST bewertet. In wird Großbritannien<br />

bald ein weiteres großes Screening-Vorhaben<br />

mit einem sehr interessanten Design und einer<br />

großen Population starten, entsprechende Daten<br />

sind allerdings nicht vor 2020 zu erwarten. Daher<br />

beziehen wir uns als Grundlage für unsere Argumentation<br />

immer auf die NLST-Studie, weil sie<br />

die weltweit größte und qualitativ beste ist.<br />

Welche Tücken gibt es bei der Einführung des<br />

Lungenscreenings?<br />

Ein wichtiger und für den Erfolg ausschlaggebender<br />

Punkt ist die Definition der zu screenenden<br />

Population. In der NLST-Studie wurden nur<br />

starke Raucher und Ex-Raucher zwischen 55 und<br />

74 Jahren eingeschlossen, bei den Studien in Europa<br />

hat man hingegen auch jüngere Menschen<br />

mit geringerer Raucher-Anamnese gescreent.<br />

Deshalb sind die Daten in Europa auch nicht<br />

so aussagekräftig und zeigten keine signifikante<br />

Risikoreduktion. In der amerikanischen Studie<br />

konnte durch das Screening eine Senkung der<br />

Mortalität bei starken Rauchern um 20 Prozent<br />

erreicht werden. Für das erfolgreiche Setting einer<br />

Studie ist es folglich sehr wichtig, eine möglichst<br />

starke Einengung der Risikopopulation<br />

vorzunehmen. In einer Risikostratifizierung der<br />

NLST Daten und in der West-Roybury-Studie,<br />

die beide kürzlich im New England Journal of<br />

Medicine veröffentlicht wurden, hat sich gezeigt,<br />

dass das Risiko zur Entwicklung einer Bronchialkarzinoms<br />

mit der Stärke des Nikotinabusus und<br />

auch mit dem Vorliegen einer pulmonalen Komorbidität<br />

steigt, was für die zielsichere Planung<br />

von Screeningprogrammen wichtig ist.<br />

Wie wichtig ist die Strahlenexposition<br />

in der Diskussion um das Screening?<br />

Prof. Dr. Christian Herold<br />

Natürlich spielt die Strahlenexposition in der Diskussion<br />

um Vor- und Nachteile des Lungenkarzinom-Screenings<br />

und in der Bewertung der Ergebnisse<br />

eine beträchtliche Rolle. Aus den derzeitigen<br />

Risikomodellen zur Entwicklung eines strahleninduzierten<br />

Karzinoms und aus der Tatsache, dass<br />

Raucher strahlen-sensibler sind als Nichtraucher,<br />

lässt sich ableiten, dass die Mortalitätssenkung<br />

durch Bronchialkarzinom Screening mindestens<br />

3 % betragen müsste, um den potentiellen<br />

negativen Effekt durch wiederholte Niedrigdosis<br />

CT-Untersuchungen zu balancieren. Tatsächlich<br />

hat nun die NLST eine Mortalitätsreduktion um<br />

20% für die gescreente Population errechnet, so<br />

dass der Benefit des Screenings den potentiellen<br />

Nachteil durch die wiederholte Strahlenapplikation<br />

bei weitem übersteigen dürfte. Vermutlich aus<br />

diesem Grund spielt zumindest in Österreich die<br />

Strahlenexposition in der Berichterstattung über<br />

die Ergebnisse der NLST keine wesentliche Rolle.<br />

Für die Zukunft wird aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach durch die Weiterentwicklung der Technik<br />

das Bronchialkarzinom Screening mit neuerlich<br />

reduzierten CT-Dosen möglich sein.<br />

Zu viele falsch positive Befunde waren<br />

auch ein Ergebnis der Studie. Wie kann<br />

diese Belastung sowohl für Patienten als<br />

auch für die Solidargemeinschaft gemindert<br />

werden?<br />

Wollen wir Screeningverfahren etablieren, sollte<br />

das im Rahmen eines regionalen oder nationalen<br />

systematischen Programms geschehen. Derartige<br />

Programme müssen die hochqualitative und qualitätsgesicherte<br />

Durchführung, die Expertise der<br />

beteiligten Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen,<br />

die Einhaltung von Richtlinien und<br />

die systematische Auswertung der Daten in geeigneten<br />

Zentren gewährleisten. Es ist also Kompetenz<br />

und Infrastruktur dringend gefragt, nicht<br />

nur, um Frühstadien von Bronchialkarzinomen<br />

richtig zu erkennen, sondern um die hohe Zahl<br />

von falsch-positiven Befunden, die ein Problem<br />

jeglicher Screeningstudie darstellen, adäquat zu<br />

managen. Aus der bisherigen Erfahrung weiß<br />

man, dass die überwiegende Mehrzahl dieser<br />

zufällig gefundenen falsch-positiven Herde, die<br />

durch benigne Veränderungen verursacht werden,<br />

durch nichtinvasive bildgebende Verfahren<br />

abgeklärt werden können. Hier ist das Wissen um<br />

das biologische Verhalten von benignen und malignen<br />

Herden wichtig, sowohl um bildgebende<br />

Verfahren adäquat einzusetzen, als auch um den<br />

Intervallzeitraum bis zur nächsten Kontrolluntersuchung<br />

optimal zu planen. Je kleiner und je<br />

weniger dicht zufällig gefundene Herde sind, desto<br />

geringer ist die Chance, dass sie maligne Veränderungen<br />

repräsentieren und desto langsamer,<br />

wenn überhaupt, wachsen sie. In jedem Fall ist<br />

die Anzahl invasiver diagnostischer Eingriffe zur<br />

Abklärung der Dignität der gefundenen Herde so<br />

klein wie möglich zu halten.<br />

Welchen Einfluss hat die Wahl<br />

der Diagnostik auf die Befunde und den<br />

Verlauf beim Patienten?<br />

Ein Ergebnis der amerikanischen Studie ist auch<br />

die Erkenntnis, dass die Zahl der Komplikationen<br />

mit der Invasivität der Abklärungsmaßnahmen<br />

steigt. Die Komplikationsrate im Rahmen der Diagnostik<br />

lag in der NLST bei 3,3 Prozent, war aber<br />

fast exklusiv den invasiven diagnostischen Maßnahmen<br />

wie Biopsien und videoassistierten endoskopischen<br />

Eingriffen vorbehalten. Bei kleineren<br />

Herden reicht daher die Bildgebung, ein PET-CT<br />

zur Untersuchung des Glukosemetabolismus empfiehlt<br />

sich ab einer Tumorgröße von 8 mm.<br />

Wie beurteilen Sie abschließend<br />

die Chancen für ein Lungenscreening?<br />

Dank der NLST-Daten konnte zum ersten Mal<br />

der positive Effekt des Lungenscreenings nachgewiesen<br />

werden. Bei der Hochrisikopopulation gibt<br />

es eine klare Indikation für das Screening. Nun<br />

müssen Gesellschaft und Politik entscheiden, ob<br />

ein Lungenscreening eingeführt werden soll oder<br />

nicht. Diskussionen um die „Überdiagnose“(over<br />

diagnosis) werden überwiegend von Epidemiologen<br />

geführt – nach meiner Ansicht etwas einseitig.<br />

Eine neue Studie aus Japan zeigt nämlich, dass<br />

eine gewisse Anzahl kleinster Herde im Verlauf<br />

von Jahren zu bösartigen und inkurablen Karzinomen<br />

heranwächst. Die meisten großen amerikanischen<br />

Gesellschaften empfehlen heute ein<br />

Lungenscreening, wie auch die US Präventive Service<br />

Task Force, die sich systematisch und intensiv<br />

mit dem Thema beschäftigt hat. Sie hat gerade<br />

ihre Empfehlungen aktualisiert und spricht sich<br />

klar für das Screening als Methode zur Reduzierung<br />

der Mortalität beim Bronchialkarzinom aus.<br />

Herzlichen Daqnk für das Gespräch!<br />

Museum erzählt Pioniergeist-Geschichten<br />

Die Röntgenanlage von Friedrich Dessauer<br />

(rechts) war ab 1902 bei Dr. Joseph Kolb in<br />

Neuötting/Inn im Einsatz.<br />

Technologien erklärt. Das MedMuseum zeichnet<br />

die Entwicklung der unterschiedlichen Technologien<br />

nach und erzählt Geschichten von Menschen<br />

mit Pioniergeist. „Sie sind es, die unser Geschäft<br />

mit ihrem Erfindergeist und ihrer Tatkraft über<br />

mehr als 160 Jahre hinweg zu dem gemacht haben,<br />

was es heute ist“, sagt Michael Sen, CFO Siemens<br />

Healthcare, bei der Eröffnung.<br />

Fotos: Siemens AG, München/Berlin<br />

Im Bild eine Büste von Werner von Siemens,<br />

der im Jahr 1844 erstmals eine<br />

seiner Erfindungen medizinisch anwendet.<br />

Das Siemens Unternehmensmuseum<br />

für Medizinische Technik ist vergangenen<br />

<strong>Freitag</strong> in Erlangen feierlich<br />

eröffnet worden. Auf einer Fläche von 400<br />

Quadratmetern gibt das Siemens MedMuseum<br />

einen Überblick über die Entwicklung der Medizintechnik–<br />

von der Röntgen- bis hin zur Labordiagnostik<br />

–, die Siemens seit mehr als 160<br />

Jahren entscheidend geprägt hat. Am Beispiel<br />

bedeutender Innovationen und ihrer Erfinder<br />

wird die Medizintechnikgeschichte von ihren<br />

Prof. Dr. Hermann Requardt, Mitglied des<br />

Vorstands der Siemens AG, CEO Siemens<br />

Healthcare, dreht am sogenannten historischen<br />

Punkt die Zeit zurück ins Jahr 1901. Damals<br />

befand sich hier der Maschinensaal der Fabrik<br />

von Reiniger, Gebbert & Schall.<br />

Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis<br />

in die Gegenwart für die Besucher multimedial<br />

erfahrbar. In einem einstigen Maschinensaal aus<br />

dem Jahr 1893 werden sowohl ausgesuchte Exponate<br />

wie die ersten Röntgengeräte, Computerund<br />

Magnetresonanztomographen gezeigt, als<br />

auch die Hintergründe und Funktionsweisen der<br />

16 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Abdomen<br />

Im Tumorboard überzeugen<br />

oder<br />

Das interdisziplinär besetzte Tumorboard<br />

ist seit vielen Jahren eine<br />

wichtige Instanz bei der Therapie<br />

onkologischer Erkrankungen: Hier wird über<br />

die bestmögliche Behandlungsstrategie für den<br />

einzelnen Patienten entschieden. Bei malignen<br />

Lebertumoren oder Lebermetastasen kommen<br />

neben dem chirurgischen Vorgehen und der<br />

Chemotherapie auch interventionell-radiologische<br />

Verfahren wie die Selektive Interne Radiotherapie<br />

(SIRT) in Betracht. Bei der Anwendung<br />

dieses interdisziplinären Verfahrens sind<br />

multiple Faktoren zu beachten. Neben einem<br />

ECOG Performance Status von ≤ 2 ist vor allem<br />

eine gut funktionierende Leber wichtig. Vorangegangene<br />

externe Bestrahlung der Leber, die<br />

Tumorlast oder deutlich abweichende Organoder<br />

Knochenmarksfunktionen stellen weitere,<br />

wenn auch untergeordnete Auswahlkriterien dar.<br />

Kontroll-Studie mit 58 intensiv vorbehandelten<br />

Patienten das mediane Überleben durch die<br />

SIRT gegenüber Best Supportive Care signifikant:<br />

8,3 Monate versus 3,5 Monate, Hazard<br />

Ratio 0,26, p


Wie die Häute einer Zwiebel<br />

Bildgebung bei Rückenschmerz ist<br />

eine schwierige Sache“, meint Univ.-<br />

Prof. Dr. Majda M. Thurnher von der<br />

Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und<br />

Muskuloskeletale Radiologie der Medizinischen<br />

Universität Wien: Zum einen besteht oft eine Diskrepanz<br />

zwischen dem, was der Patient fühlt, und<br />

dem, was man in der Bildgebung sieht. „Es gibt<br />

Patienten, die starke Schmerzen haben, aber die<br />

Bildgebung ist negativ oder annähernd negativ.<br />

Umgekehrt gibt es Patienten mit großen Ereignissen,<br />

bei denen die klinische Symptomatik nicht<br />

sehr ausgeprägt ist“, erklärt Thurnher. Zum anderen<br />

kann der Schmerz von verschiedenen anatomischen<br />

Strukturen herrühren – und nicht immer<br />

ist ersichtlich woher.<br />

Die österreichische Radiologin vergleicht die Diagnose<br />

mit dem Entblättern einer Zwiebel, wo man<br />

sich mit der Bildgebung von den Knochen über<br />

die Bandscheiben und die kleinen Wirbelgelenke<br />

bis zum Rückenmark vorarbeitet. Das Häufigste,<br />

womit man es zu tun bekommt, sind Bandscheibenvorfälle<br />

und degenerative Veränderungen in<br />

der Wirbelsäule. Die Bandscheiben verlieren im<br />

Laufe des Lebens immer mehr an Wasser und<br />

Muskuloskeletal<br />

damit an Volumen, sodass sie entweder in den<br />

Wirbelkanal hinaustreten (Bandscheibenvorfall)<br />

oder schnabelartige Ausstülpungen bilden, die<br />

den Rückenmarkskanal verengen. „Am schwierigsten<br />

ist es, wenn die Schmerzursache in den<br />

kleinen Wirbelgelenken liegt. Denn hier können<br />

minimale, radiologisch kaum sichtbare Veränderungen<br />

zu großen Beschwerden führen“, weiß<br />

Thurnher. Knochenmetastasen, osteoporotische<br />

1a 1b 1c<br />

Veränderungen und Rückenmarksläsionen vervollständigen<br />

die Palette der Diagnosen.<br />

Bei der Diagnose von Rückenschmerzen<br />

kommen alle bildgebenden Verfahren zum Einsatz,<br />

wobei das konventionelle Röntgenbild nur<br />

der ersten Orientierung dient. Bei der Untersuchung<br />

der Knochen ist die Computertomographie<br />

erste Wahl, bei den Weichteilen die Magnetresonanztomographie<br />

(MRT). „Bei Patienten, die jünger<br />

als 20 Jahre alt sind, sollte man die Diagnostik<br />

gleich mit der MRT beginnen“, empfiehlt Thurnher.<br />

Die große Herausforderung in Zusammenhang<br />

mit der Bildgebung bei Rückenschmerzen<br />

sei die Auswahl der richtigen Sequenzen. „Da gibt<br />

es kein Patentrezept. Man muss wissen, welche<br />

Sequenz für welche Fragestellung in Betracht<br />

kommt, und dann gezielt für den individuellen<br />

Fall entsprechende Sequenzen auswählen“, betont<br />

die Radiologin, „eine gute Diagnostik ist Voraussetzung<br />

für eine adäquate Schmerztherapie.“<br />

Für die Fotostrecke hat Prof. Thurnher einige typische<br />

Diagnosen ausgewählt und kommentiert.<br />

Abbildung 1: 40-jährige Frau mit sequestriertem<br />

Bandscheibenvorfall mit akuter Schmerzsymptomatik und<br />

Vorfußheberschwäche rechts<br />

1a, b: Die T2- und T1-gewichteten MRT-Bilder in sagittaler Ebene<br />

zeigen einen T2-Signalverlust sowie eine Höhenreduktion der lumbalen<br />

Bandscheiben L3/4 und L4/5. Zusätzlich erkennt man eine Migration<br />

des Bandscheibenmaterials nach dorsal und caudal.<br />

1c, d: Die KM-verstärkten, T1-gewichteten Sequenzen in sagittaler<br />

(1C) und axialer Ebene (1D) zeigen eine periphere KM-Aufnahme<br />

der Bandscheibe, was auf einen Sequester hindeutet (das ausgetretene<br />

Bandscheibengewebe befindet sich frei im Spinalkanal). Der Duralsack<br />

wird von ventral und rechts komprimiert, es besteht eine Irritation<br />

der rechten Nervenwurzel L5.<br />

1d<br />

Univ.-Prof. Dr. Majda M. Thurnher ist<br />

Fachärztin der Klinischen Abteilung für<br />

Neuroradiologie und Muskuloskeletale<br />

Radiologie an der Medizinischen Universität<br />

Wien. Ihr Schwerpunkt liegt in<br />

der Neuroradiologie, speziell in der Rückenmarksbildgebung.<br />

Seit 2003 hatte<br />

Thurnher zahlreiche Gastprofessuren<br />

an europäischen und US-amerikanischen<br />

Universitäten inne, unter anderem<br />

an der John Hopkins University<br />

(Baltimore) und der L. Miller School of<br />

Medicine der University of Miami. Sie<br />

ist Mitglied zahlreicher internationaler<br />

Fachgesellschaften und wurde mehrfach<br />

ausgezeichnet, zuletzt mit dem<br />

ESOR Teaching Award (<strong>2014</strong>).<br />

2a 2b 2c<br />

Abbildung 2: 65-jähriger Mann mit akuter bakterieller<br />

Spondylodiszitis<br />

2a: Die sagittale, T1-gewichtete Sequenz der LWS zeigt ein niedriges Signal<br />

im LWK 4 und LWK 5 mit diskreter Irregularität der Wirbelkörperabschlussplatten.<br />

2b: Ein Signalanstieg der LWK 4 und 5 und der Bandscheibe<br />

L4/5 („hot disk“) ist auf der STIR erkennbar. 2c: Nach Gadolinium-Gabe<br />

ist nicht nur ein deutliches Enhancement<br />

der LWK 4 und 5 zu sehen, im<br />

vorderen Epiduralraum auf Höhe<br />

LWK 5 kommt eine homogen KMaufnehmende<br />

Läsion zur Darstellung<br />

– diese ist mit einer Epiduralphlegmone<br />

kompatibel. Die Infektion hat sich<br />

auch nach prävertebral ausgebreitet.<br />

2d: Die genaue Ausdehnung der Infektion<br />

ist auf der axialen, KM-verstärkten,<br />

T1-gewichteten Sequenz mit<br />

Fettunterdrückung gut erkennbar.<br />

2d<br />

3a<br />

3c 4a 4b 4c<br />

3b<br />

Abbildung 3: 56-jähriger Mann mit akuter<br />

Querschnittssymptomatik und ossären und<br />

epiduralen Metastasen eines Lungenkarzinoms<br />

3a: Auf der sagittalen T1WI ist eine deutliche Hypointensität<br />

des Korpus sowie der hinteren Wirbelkörperelemente<br />

des BWK7 zu erkennen. Zusätzlich erkennt<br />

man eine hypointense Läsion im hinteren Epiduralraum<br />

mit konsekutiver Kompression des Rückenmarks<br />

von dorsal. 3b: Ein entsprechend hohes Signal der<br />

betroffenen ossären Strukturen sowie der epiduralen<br />

Läsion ist auf der STIR Sequenz sichtbar.<br />

3c: Die Veränderungen zeigen auf der diffusionsgewichteten<br />

Bildgebung (DWI) ein hohes Signal, was grundsätzlich<br />

auf eine hohe Zelldichte hindeutet.<br />

Abbildung 4 – 58-jährige Frau mit multiplen osteoporotischen Wirbelköperfrakturen<br />

4a, b: Die sagittalen T2- (4a) und T1-gewichteten (4b) MRT Bilder zeigen eine Höhenminderung der LWK2, LWK3<br />

und LWK5 mit Einsenkungen der Wirbelkörperdeckplatten. Eine Hypodensität ist im ventralen Bereich des LWK5<br />

auf der T1-gewichteten Sequenz zu sehen.<br />

4c: Auf der sagittalen STIR ist jedoch nur im LWK5 ein erhöhtes Signal erkennbar (akute Wirbelkörperfraktur mit<br />

rezentem Knochenmarksödem).<br />

18 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Gesellschaft<br />

„Gutes Entertainment kann Leben retten“<br />

Szenenbild aus der Klinikserie<br />

„In aller Freundschaft“<br />

Der Schauspieler Thomas Rühmann<br />

Impressum<br />

RöKo Heute ist eine Publikation der<br />

EUROPEAN HOSPITAL Verlags GmbH<br />

Theodor-Althoff-Str. 45<br />

D-45133 Essen, Tel.: 0201-87126851<br />

www.european-hospital.com<br />

in Kooperation mit der Deutschen<br />

Röntgengesellschaft<br />

Geschäftsführung: Daniela Zimmermann<br />

Redaktion: John Brosky, Brigitte Dinkloh,<br />

Julia Geulen, Ulrike Liebchen, Michael<br />

Krassnitzer, Karoline Laarmann, Meike Lerner,<br />

Ralf Mateblowski, Mark Nicholls, Chrissanthi<br />

Nikolakudi, Florian Schneider (DRG),<br />

Cornelia Wels-Maug<br />

Anzeigenverwaltung: Janka Hoppe<br />

Druck: Print- und Medienproduktion<br />

Hamburg GmbH<br />

© <strong>2014</strong> EUROPEAN HOSPITAL<br />

Verlags GmbH<br />

Die TV-Formate rund um die Belegschaft<br />

einer Klinik haben eine lange<br />

Tradition und sie erzielen hohe Einschaltquoten.<br />

Die deutsche Klinikserie „In aller<br />

Freundschaft“ lockt beispielsweise jede Woche<br />

sechs Millionen Zuschauer vor den Bildschirm.<br />

Die Faszination, die von diesem Genre ausgeht,<br />

hat viele Gründe.<br />

In der Podiumsdiskussion „Dr. House und<br />

Dr. Heilmann – wie vermitteln Fernsehserien<br />

Medizin“, die anlässlich des 131. Kongresses der<br />

DGCH am 28. März <strong>2014</strong> in Berlin stattfand,<br />

waren sich die anwesenden Mediziner und der<br />

Schauspieler Thomas Rühmann einig: Man<br />

würde sich auch als Patient in eine der Kliniken<br />

begeben, die in Fernsehserien wie „Dr. House“<br />

oder „In aller Freundschaft“ abgebildet werden.<br />

So wurde ihre enorme Qualität gelobt: Die medizinischen<br />

Aspekte seien technisch gut dargestellt<br />

Säulen & Säle<br />

und die Geschichten authentisch. Ein hoher<br />

Identifikationsgrad gehe von diesen Serien aus.<br />

Dennoch ist es ein Spiel, was auf dem Bildschirm<br />

gezeigt wird. „Es ist eine Folie, aber es muss gut<br />

aussehen“, so Schauspieler Thomas Rühmann,<br />

der seit 16 Jahren den Chefarzt der Chirurgie und<br />

stellvertretenden Direktor der Sachsenklinik in<br />

der Serie „In aller Freundschaft“ spielt.<br />

In der Fiktion sieht die Krankenhauswelt heiler<br />

aus, als sie in Wirklichkeit ist. So zeigt „Dr.<br />

House“ beispielsweise, wie sich viele Ärzte um einen<br />

Patienten über Tage, Wochen, Monate kümmern;<br />

die Ärzte gehen zu ihm nach Hause und<br />

durchwühlen sogar seinen Kühlschrank. „Das<br />

spiegelt etwas wider, was es in der Realität nicht<br />

gibt“, erklärte Prof. Dr. Thomas Boemers, Leiter<br />

der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie<br />

des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße<br />

der Kliniken der Stadt Köln GmbH.<br />

Selbst wenn Realität und Virtualität verschmelzen,<br />

handele es sich bei den Serien um<br />

zugespitzte Geschichten. Das Team der Dienstleistungsfirma<br />

„The Dox“, die sich auf die medizinische<br />

und naturwissenschaftliche Beratung von<br />

TV-Formaten und Filmen spezialisiert hat, wählt<br />

die Themen aus. Medizinische Publikationen<br />

helfen bei der Ideenfindung und für ein gutes<br />

Drehbuch spüren die Autoren Trends in der Medizin<br />

auf. Auch erhalten sie Leserbriefe, in denen<br />

Krankheitsbilder beschrieben sind, und die neueste<br />

diagnostische Methode fließt in die Story ein.<br />

„In jeder Episode gibt es etwas, was wahr ist.<br />

The best just got better<br />

Fotos: WDR/ Wernicke<br />

Spannend und unterhaltsam für den Studentenunterricht<br />

ist herauszukriegen, was Fakt oder<br />

Fiktion ist“, sagte Prof. Dr. Jürgen R. Schäfer.<br />

Der Internist, Kardiologe, Endokrinologe und<br />

Intensivmediziner am Marburger Universitätsklinikum<br />

ist Direktor des Zentrums für unerkannte<br />

Krankheiten und leitet das Seminar „Dr. House<br />

revisited – oder: Hätten wir den Patienten in Marburg<br />

auch geheilt?“. Seit sechs Jahren begeistert<br />

er einen harten Kern engagierter Studenten für<br />

seltene Krankheiten. Für die Diagnose der schwer<br />

erkennbaren Kobaltvergiftung konnte er sich an<br />

eine seiner Unterrichtsfolgen von „Dr. House“<br />

erinnern (Staffel 7, Episode 11), in der eine defekte<br />

Metall-Hüftkopfprothese bei der fiktiven<br />

Patientin eine Vielzahl von Beschwerden – von<br />

Herzrasen bis zu unklarem Fieber – verursachte.<br />

Nur wenige Monate, nachdem er diese Folge<br />

im Unterricht besprochen hatte, wurde ihm ein<br />

ganz ähnlicher Fall zugewiesen. Bis dahin hatte<br />

noch niemand an einen Defekt der Hüftprothese<br />

50<br />

more<br />

shades of<br />

gray<br />

gedacht. „Gutes Entertainment kann Leben wirklich<br />

retten“, so Schäfer, „allerdings hätten wir den<br />

Patienten auch ohne Dr. House gerettet – nur:<br />

Mit Kenntnis dieser schrägen Dr.-House-Folge<br />

ging es eben wirklich einfacher.“ Die medizinischen,<br />

wenn auch fiktiven und oftmals stark<br />

überzeichneten Geschichten hätten durchaus<br />

Lehrcharakter, wie zahlreiche ehemalige Dr.-<br />

House-Seminaristen dem „deutschen Dr. House“<br />

immer wieder bestätigen.<br />

Darauf zielt auch das englische TV-Format<br />

„Junior Doctors: Your Life in Their Hands“ ab, das<br />

authentische Krankheitsgeschichten vermittelt.<br />

Nach diesem Vorbild zeigt die deutsche Doku-<br />

Serie „Junior Docs“ seit 2012 den Berufsalltag<br />

junger Assistenzärzte. Damit nähmen die TV-<br />

Formate über den Klinikalltag eine aufklärerische<br />

Funktion in der Gesellschaft ein, bestätigten die<br />

anwesenden Mediziner, darunter Prof. Dr. Joachim<br />

Jähne, Präsident der DGCH.<br />

Text: Ulrike Liebchen<br />

30%<br />

less<br />

power<br />

26%<br />

slimmer<br />

0%<br />

mercury<br />

Gustav Peter Bucky<br />

In der Radiologie kennt jeder den<br />

Bucky-Tisch. Kaum zu glauben, dass<br />

Buckys damals bahnbrechende Ergebnisse<br />

1913 auf dem Berliner Kongress<br />

der Deutschen Röntgengesellschaft<br />

ohne nennenswertes Echo blieben.<br />

1915 ließ er seine Erfindung in den<br />

USA patentieren. Erst dort bekam sie<br />

die Beachtung, die sie verdiente, und<br />

wurde von Hollis Elmer Potter weiterentwickelt.<br />

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accuracy, while saving energy and extending lifespan. See more shades<br />

of gray to detect subtle details more quickly. And reduce windowing and<br />

leveling time to read more studies each day.<br />

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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 19


Kinderradiologie & Würdigungen<br />

Geschichte der Kinderradiologie<br />

in<br />

50 Jahre Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR)<br />

Von Dr. Maria Sinzig<br />

und Prof. Dr. Michael Riccabona<br />

Als Prof. Escherich, Ordinarius für<br />

Kinderheilkunde in Graz, 1897 weltweit<br />

das erste Röntgen in einem Kinderspital<br />

einrichtete, begann die Geschichte der<br />

Kinderradiologie. 1963 wurde die European<br />

Society of Paediatric Radiology (ESPR) gegründet,<br />

im selben Jahr konstituierte sich in Köln die<br />

Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Radiologie<br />

– zunächst im Rahmen der deutschen Gesellschaft<br />

für Kinderheilkunde. Daraus formierte sich die<br />

AG für Pädiatrische Radiologie e.V., die 1970<br />

in Zürich zu der Gesellschaft für Pädiatrische<br />

Radiologie (GPR) für die Kinderradiologie des<br />

gesamten deutschen Sprachraumes wurde. Während<br />

die Kinderradiologie in Deutschland 1987<br />

und in der Schweiz 1990 als eigene Subspezialität<br />

anerkannt wurde, existiert in Österreich lediglich<br />

die AG Kinderradiologie im Rahmen der Österreichischen<br />

Röntgengesellschaft.<br />

Die österreichische<br />

Kinderradiologie heute<br />

In Österreich sind derzeit etwa 25 in der Kinderradiologie<br />

ausgebildete RadiologInnen aktiv. So<br />

gibt es eine strukturierte universitäre kinderradiologische<br />

Abteilung in Graz, zwei eigenständige<br />

kinderradiologische Primariate in Linz und Wien<br />

sowie weitere mehr oder weniger strukturierte<br />

kinderradiologische Einheiten in Klagenfurt,<br />

Innsbruck, Salzburg und Wien. Fünf der kinderradiologisch<br />

aktiven Radiologen sind habilitiert.<br />

Die Kinderradiologie ist inzwischen verpflichtender<br />

Teil der Ausbildung zum Facharzt<br />

für Radiologie und Teilgebiet der 2002 gesetzlich<br />

eingeführten Facharztprüfung.<br />

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />

der GPR beauftragten wir<br />

über die AG Kinderradiologie<br />

der ÖRG eine Datenerhebung,<br />

die durch Literaturrecherche<br />

im Internet bei PubMed/<br />

Medline und eigene Daten<br />

vervollständigt wurde. Seit<br />

der Jahrtausendwende können<br />

wir auf mehr als 400 Arbeiten<br />

mit kinderradiologischer<br />

Beteiligung verweisen, davon 202<br />

mit kinderradiologischem Erst- oder<br />

Seniorautor. Insgesamt ergeben sich daraus<br />

bei einem durchschnittlichen Impactpunktewert<br />

von 1,8 – je nach Berechnungsart – kumulativ<br />

mindestens 200 Impactpunkte. Fotter ist Herausgeber<br />

eines kinderradiologischen Lehrbuchs,<br />

Riccabona hat deren vier verfasst. Weiters sind<br />

61 Buchartikel mit österreichischen Kinderra-<br />

diologInnen als Autoren erschienen.<br />

Neben der Organisation und Mitorganisation<br />

unzähliger Fortbildungen<br />

wurde 2001 der GPR-<br />

Kongress in Klagenfurt und<br />

2010 in Graz ausgerichtet. Der<br />

European Course of Pediatric<br />

Radiology (ECPR) fand 2000<br />

ebenfalls in Graz statt. Seit 15<br />

Jahren organisieren wir jährlich<br />

eine Jahrestagung der AG Kinderradiologie<br />

der ÖRG.<br />

Österreichische Kinderradiologen<br />

haben sich international eingebracht,<br />

als Präsident der ESPR (Fotter), 1. Vorsitzender<br />

der GPR (Riccabona), Vorstandsmitglieder<br />

der GPR (Sinzig, Weiß-Wichert) und<br />

haben durch Mitarbeit in zahlreichen Gremien<br />

und Arbeitsgruppen wesentliche Beiträge bei der<br />

Erarbeitung neuer Bildgebungsempfehlungen geleistet<br />

– wie die ESUR / ESPR Recommendations<br />

Paediatric Uroradiology, Herzbildgebungsempfehlungen,<br />

Dokumentationsempfehlungen<br />

zum Ultraschall im Kindesalter. Vornehmlich die<br />

Grazer Kinderradiologen (Riccabona, Sorantin)<br />

engagieren sich in internationalen Netzwerken<br />

und Organisationen wie beim Central European<br />

Exchange Programm for University Studies<br />

(CEEPUS), WUS, Eurasia-Pacific UniNet,<br />

ESOR, ESPR, ESUR paediatric work group.<br />

Diskussion und Zusammenfassung<br />

Bezogen auf die Zahl der in Österreich tätigen<br />

KinderradiologenInnen ist der wissenschaftliche<br />

Output sowie die internationale Einbindung<br />

und Präsenz respektabel. Dies darf jedoch nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass wir kinderradiologischen<br />

Nachwuchs brauchen, um die für die<br />

Zukunft unerlässliche Forschung weiterzuführen,<br />

sowie die entsprechende kinderradiologische Lehre,<br />

Aus- und Weiterbildung zu garantieren.<br />

Mit fehlender kinderradiologischer Präsenz<br />

wird für die Zukunft eine hochwertige Kinderund<br />

Jugendmedizin nicht zu gewährleisten sein.<br />

Dieser Verantwortung wird sich nicht nur die<br />

Kinderradiologie zu stellen haben, sondern die<br />

Radiologie als Gesamtfach.<br />

Aufnahme in<br />

die „Liga der<br />

außergewöhnlichen<br />

Gentlemen“<br />

Prof. Dr. Dierk Vorwerk wird<br />

Ehrenmitglied der ÖRG<br />

Prof. Vorwerk machte seine Ausbildung in Radiologie<br />

an der RWTH Aachen bei Prof. Günther und war dort<br />

seit 1990 Oberarzt und seit 1996 leitender Oberarzt. In<br />

dieser Zeit forschte er in erster Linie in den Bereichen Laserangioplastie<br />

und mechanische Arterektomie, Stent Behandlung<br />

und Cava Filter. 1992 habilitierte er auf dem Gebiet der endovaskulären<br />

Stenttherapie. 1996 wurde er zum Professor an der<br />

RWTH Aachen ernannt. Seit 1998 ist er Chefarzt am Institut<br />

für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum<br />

Ingolstadt.<br />

Prof. Vorwerk hat über 180 peer-reviewed Publikationen<br />

veröffentlicht. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit<br />

in den letzten Jahren war die endovaskuläre Therapie des<br />

akuten Schlaganfalles.<br />

Prof. Vorwerk erhielt den Wilhelm Conrad Röntgen Preis<br />

der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), den Hermann Hol-<br />

thusen Ring der DRG, und die Hermann Rieder Medaille<br />

der DRG. Er hielt die Mackenzie Davidson Memorial<br />

Lecture der British Society of Radiology und die Andreas<br />

Grüntzig Lecture der Cardiovascular and Interventional<br />

Radiology Society of Europe (CIRSE). Er ist Ehrenmitglied<br />

der Turkish Society of Radiology, der VASSA of<br />

Southafrica. Er war Präsident von CIRSE 1999-2001,<br />

Präsident des Deutschen Röntgenkongresses 2009 und<br />

ist derzeit Vorsitzender der DeGIR und Präsident-elect<br />

der Deutschen Röntgengesellschaft.<br />

Prof. Vorwerk hat sich um die wissenschaftliche und<br />

fachliche Weiterentwicklung der Interventionellen Radiologie<br />

in Europa, aber auch in Österreich gekümmert<br />

und hat an der Entwicklung des Olbert Symposiums und<br />

später des Interventionellen Radiologischen Olbert Symposium<br />

(IROS) wesentlichen Anteil gehabt.<br />

Höchste<br />

Ehren<br />

Die DRG verleiht heute<br />

im Rahmen<br />

der Röntgen-Vorlesung<br />

die folgenden Preise:<br />

Alfred-Breit-Preis:<br />

Prof. Dr. Bernd Hamm<br />

(Berlin), für seine<br />

Verdienste um die<br />

experimentelle und<br />

klinische Erforschung<br />

von Tumoren des<br />

Abdomens und des<br />

Beckens<br />

Wilhelm-Conrad-<br />

Röntgen-Preis:<br />

PD Dr. Mirko Pahm<br />

(Heidelberg), für seine<br />

wissenschaftliche<br />

Arbeit „MR-Neurographie:<br />

Diagnostische<br />

Verfahren für das<br />

Periphere Nervensystem“<br />

Wilhelm-Conrad-<br />

Röntgen-Ring:<br />

PD Dr. med.<br />

Jens Vogel-Claussen<br />

(Hannover), in<br />

Anerkennung<br />

seiner herausragenden<br />

Leistungen auf dem<br />

Gebiet der Radiologie<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Mit dem iPad<br />

im OP<br />

Bei der Planung eines minimalinvasiven Eingriffs<br />

hilft Ärzten ein virtueller Blick in den<br />

Körper, um sich besser räumlich zu orientieren.<br />

Wissenschaftler um Michael Müller aus dem<br />

Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)<br />

sorgen mit ihrer Entwicklung „SurgeryPad“ dafür,<br />

dass dazu keine diagnostischen Großgeräte<br />

mehr notwendig sind – ein Tablet-Computer<br />

reicht aus.<br />

Während der kommenden fünf Monate haben<br />

Besucher Gelegenheit, das Softwaresystem<br />

auf der „MS Wissenschaft“ selbst auszuprobieren.<br />

Die schwimmende Wissenschaftsausstellung startete<br />

am 6. <strong>Mai</strong> in Berlin und steuert viele Städte<br />

entlang der großen Flüsse und Kanäle in Deutschland<br />

an. http://www.ms-wissenschaft.de/tour.<br />

html<br />

Bayer stößt interventionellen<br />

Bereich ab<br />

Bayer HealthCare verkauft sein Interventional-Geschäft<br />

für 415 Millionen US-Dollar<br />

(rund 300 Millionen EUR) einschließlich der<br />

Kosten für Übergangsleistungen an Boston<br />

Scientific. Ein entsprechender Vertrag wurde<br />

jetzt unterzeichnet. Der Verkauf umfasst<br />

das Thrombektomiesystem AngioJet und<br />

das Atherektomiesystem Jetstream sowie den<br />

Fetch2-Absaugkatheter, der in der Kardiologie,<br />

Radiologie und Gefäßbehandlung eingesetzt<br />

wird. Der Abschluss der Transaktion unterliegt<br />

den üblichen Bedingungen einschließlich der<br />

Genehmigung durch die Kartellbehörden und<br />

wird für das zweite Halbjahr von <strong>2014</strong> erwartet.<br />

„Durch diesen Verkauf kann sich unsere<br />

Division Medical Care ganz auf Innovationen<br />

und Wachstum der Geschäftsfelder Radiologie<br />

und Diabetes Care konzentrieren, wo wir<br />

bereits stark vertreten sind“, sagte Dr. Olivier<br />

Brandicourt, Vorstandsvorsitzender der Bayer<br />

HealthCare AG.<br />

Hohe Risiken<br />

für Patienten<br />

Viele Behandlungsfehler wären laut aktueller<br />

Statistik des Medizinischen Dienstes des Kassen-Spitzenverbandes<br />

(MDS) vermeidbar. Die<br />

aktiven Beschwerden durch Patienten spielen bei<br />

der Fehlererkennung eine zentrale Rolle.<br />

Die Zahl der Gutachten wegen Verdachts auf<br />

Fehler stieg allein im vergangenen Jahr um rund<br />

18 Prozent. Trotz verstärkter Bemühungen vieler<br />

Krankenhäuser zur Vermeidung von Fehlern<br />

sind die Risiken für die Patienten in Deutschland<br />

aus Sicht der Krankenkassen nach wie vor<br />

zu hoch. Erhöhte Sensibilität und das 2013 in<br />

Kraft getretene Patientenrechtegesetz haben zu<br />

mehr öffentlicher Wachsamkeit geführt. Um<br />

die Ursachen von Sicherheitsmängeln umfassend<br />

analysieren zu können, braucht es standardisierte<br />

Erhebungsinstrumente, wie sie vom<br />

Picker Institut angeboten werden.<br />

Säulen & Säle<br />

Guido Holzknecht ist österreichischer<br />

Pionier der Radiologie und Mitbegründer<br />

der Wiener Röntgengesellschaft. Er<br />

erkannte sehr schnell, dass die Schädigung<br />

an der Haut von der verabreichten<br />

Strahlendosis abhängt. Infolgedessen<br />

konstruierte er erstmals ein Gerät, das<br />

die Menge der abgegebenen Strahlung<br />

annähernd bestimmen konnte: das<br />

Chromoradiometer. Obwohl der Apparat<br />

nicht sehr verlässlich war, den er<br />

1902 vorstellte, konnten die Strahlenschäden<br />

um fast 90 Prozent reduziert<br />

werden. Holzknecht wurde dennoch<br />

Opfer seines Berufes. Wie viele andere<br />

Persönlichkeiten der ersten Röntgenära<br />

starb er an den Folgen der Strahlung.<br />

20 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kinderradiologie<br />

Kleine Patienten, große Verantwortung<br />

Kinder haben ihr ganzes Leben noch<br />

vor sich. Die Vermeidung von Langzeitschädigungen<br />

durch Strahlung<br />

steht deshalb bei den besonders jungen Patienten<br />

an oberster Stelle. Aktuelle Diskussionen um den<br />

verbesserten Strahlenschutz in der Allgemeinradiologie<br />

wurden maßgeblich von der Pädiatrie<br />

angestoßen. Die Teildisziplinen profitieren dabei<br />

voneinander: die Erwachsenenradiologie<br />

vom Know-how der Kinderradiologen und die<br />

Kinderradiologen davon, dass die Industrie auf<br />

die sich verändernden Ansprüche der Erwachse-<br />

heitsbilder auf, die nur ein Experte erkennt.“ In<br />

den vergangenen drei Jahren wurden in Australien<br />

und England bereits zwei ähnliche Studien zur<br />

Expositionspraxis publiziert, die sich speziell mit<br />

dem Leukämie- und Hirntumorrisiko durch die<br />

Schädel-CT beim Kind beschäftigt haben. Dabei<br />

konnte bereits nachgewiesen werden, dass mit<br />

nicht erfolgter Dosiseinsparung und unnötig vielen<br />

CT-Untersuchungen die Krebsrate steigt.<br />

Einen Großteil der CT-Diagnostik beim<br />

Kind macht trotz Ultraschall und Kernspintomographie<br />

die Schädelbildgebung aus. Seit Langem<br />

ist bekannt, dass die Augenlinse besonders<br />

strahlenempfindlich ist. Bisher ging man jedoch<br />

von einem Grenzwert aus, der um den Faktor 10<br />

höher lag. Heute weiß man, dass das Kataraktrisiko<br />

bei pädiatrischen Patienten wesentlich höher<br />

ist. Durch die längere Überlebenszeit liegt die<br />

Gefahr einer Linsentrübung, also eines Katarakts,<br />

bei Kindern deshalb deutlich höher als bei Erwachsenen.<br />

Das betrifft nicht nur Patienten, die<br />

eine craniale Computertomographie (CCT) bei<br />

schwerem Schädel-Hirn-Trauma benötigen, sondern<br />

vor allem die Gruppe der Kinder mit Hydrozephalus,<br />

bei denen Ventrikelweite und Ventillage<br />

zum Liquorabfluss kontrolliert werden müssen,<br />

erklärt der Münchner Arzt: „Manche Kinder mit<br />

Wasserkopf bekommen über ihre gesamte Lebenszeit<br />

hinweg bis zu 50 CCT. Dann erreichen sie<br />

auch die volle Linsendosis für den Katarakt. Deshalb<br />

sollte man immer einen Wismut-Protektor<br />

für die Augenlinsen verwenden. Zudem gibt es<br />

schon moderne Scanner, die den Röhrenstrom<br />

abschwächen, wenn die Röhre vor dem Gesicht<br />

herumläuft, und so die Strahlenbelastung für die<br />

Linse reduzieren.“<br />

Das zweite große Einsatzgebiet für die CT-<br />

Diagnostik in der Pädiatrie bilden die Lunge und<br />

die Atemwege. Auch hierzu betreut Prof. Schneider<br />

zurzeit ein hoch spannendes Forschungsprojekt,<br />

das durch das Bundesamt für Strahlenschutz<br />

initiiert wurde: „Wir möchten die exakte<br />

Dosis für die Brustdrüse in den verschiedenen<br />

Lebensaltern berechnen, um das genaue Krebsrisiko<br />

zu ermitteln. Denn die Brustdrüse ist ein<br />

Organ, das mitwächst. Beim Neugeborenen beträgt<br />

die Größe gerade mal 5 mm. Je nachdem,<br />

welche Untersuchungstechnik man verwendet,<br />

wird die Brustdrüse in der Einzelschicht bestrahlt<br />

oder nicht.“ Die neuen Berechnungen für<br />

die Brustdrüsendosis an modernen CT-Scannern<br />

werden von Schneiders Kollegen, dem Medizinphysiker<br />

Dr. Michael Seidenbusch, entwickelt.<br />

Früher hat man die Organdosis aus allgemeinen<br />

Prof. Dr. Karl Schneider studierte Humanmedizin<br />

in München und promovierte 1975. Seine<br />

Weiterbildung erfolgte in den Fächern Innere<br />

Medizin, Pädiatrie und Diagnostische Radiologie.<br />

Schneider war von 1990 bis 2013 Leiter<br />

der Abteilung Pädiatrische Radiologie der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München, bevor<br />

er im Oktober vergangenen Jahres in den<br />

Ruhestand ging. Bis heute ist er an mehreren<br />

Forschungsprojekten der EU, des Bundesamts<br />

für Strahlenschutz und des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Technologie beteiligt.<br />

Darüber hinaus engagiert sich Prof. Schneider<br />

als Mitglied der Strahlenschutzkommission des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />

und Reaktorsicherheit.<br />

Konversionsfaktoren hergeleitet. Das Projekt<br />

könnte beispielsweise Aufschluss darüber geben,<br />

wie viel Prozent der Brustkrebsfälle bei erwachsenen<br />

Frauen durch eine Thorax-CT im Kindesalter<br />

entstehen.<br />

Abb. 1: CCT bei einem zweieinhalb<br />

Monate alten weiblichen Säugling mit einer<br />

Vitamin-K-Mangel-Blutung. Massenblutung<br />

rechts frontal mit Ventrikeleinbruch,<br />

massivem gleichseitigem Hirnödem<br />

und erheblicher Mittellinienverlagerung.<br />

nenradiologen mit neuen Niedrigdosistechnologien<br />

reagiert. Prof. Dr. Karl Schneider, Facharzt<br />

für Pädiatrie und Kinderradiologie, über aktuelle<br />

Erkenntnisse zur Dosis und zum Strahlenschutz<br />

bei den Kleinsten.<br />

Mehr als zwei Jahrzehnte leitete Prof. Schneider<br />

eine der größten kinderradiologischen Abteilungen<br />

in Deutschland an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Seit Oktober 2013 befindet<br />

er sich im Ruhestand, mit Forschung und<br />

Weiterbildung ist aber noch lange nicht Schluss.<br />

Zurzeit ist der Spezialist unter anderem noch in<br />

eine Kinderkrebsstudie des Bundesministeriums<br />

für Forschung und Technologie involviert, deren<br />

endgültige Ergebnisse Ende <strong>2014</strong> vorliegen sollen.<br />

Dabei wird bundesweit an circa 40.000 Patienten<br />

die Expositionspraxis bei der CT im Kindesalter<br />

untersucht, um daraus Hochrechnungen für das<br />

Strahlenrisiko abzuleiten.<br />

„Es gibt Kliniken, wo die Dosis um den Faktor<br />

10 höher liegt als an anderen Kliniken“, sagt<br />

der Kinderradiologe, „das liegt zum einen an veralteter<br />

Gerätetechnik, zum anderen daran, dass<br />

viele Einrichtungen kaum pädiatrische Erfahrung<br />

haben. Denn Kinder machen nur etwa 3 Prozent<br />

Abb. 3a: Koronares Rekonstruktionsbild einer Thorax-CT<br />

mit iv-Kontrast bei einem drei Wochen alten Neugeborenen<br />

mit einem hypogenetischen Lungensyndrom. Zu beachten:<br />

die kleinere rechte Lunge mit direkter Verbindung zur linken<br />

Lunge, sogenannte Hufeisenlunge mit Zystenbildungen.<br />

Abb. 3b: Etwas weiter ventral zu<br />

a gelegene Rekonstruktion mit<br />

hypoplastischer rechter Lunge und<br />

linksseitigem Aortenbogen.<br />

Abb. 3c: Etwas weiter dorsal zu 3a gelegene MIP-Rekonstruktion<br />

mit rechts deszendierender Aorta. Sequester der basalen rechten<br />

Lunge mit arterieller Versorgung aus der Bauchaorta. Fazit:<br />

Eine Spirale zeigte sämtliche thoraxchirurgisch relevanten<br />

Befunde dieser komplexen Lungenfehlbildung.<br />

Abb. 2: Laterales Scanogramm<br />

vor einer CCT mit Wismut-Augenlinsenschutz,<br />

eingezeichnete Scan-Ebene.<br />

der Patienten aus, die zur Diagnosestellung und<br />

Therapieplanung eine CT brauchen. Deshalb<br />

werden diese Untersuchungen immer öfter von<br />

Allgemein- und Neuroradiologen durchgeführt,<br />

die häufig mit höherer Dosis arbeiten, weil sie<br />

genauere Bilder haben wollen. Kinder sind aber<br />

nicht nur strahlenempfindlicher, sondern weisen<br />

häufig auch ganz andere altersspezifische Krank-<br />

Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 21


Verbände<br />

Spannende Zeiten für die Interventionelle<br />

Radiologie in Europa<br />

Die Interventionelle Radiologie (IR)<br />

in Europa befindet sich an einem<br />

aufregenden Punkt ihrer Entwicklung:<br />

Die Bemühungen zur Vereinheitlichung<br />

von Ausbildung und Zertifizierung tragen Früchte,<br />

das Regulierungsumfeld ist ausgesprochen innovationsfreundlich<br />

und die Forschung liefert stetig<br />

neue Belege der klinischen Effektivität. Kein<br />

Wunder also, dass sich Prof. Anna-Maria Belli,<br />

Präsidentin der Cardiovascular and Interventional<br />

Radiological Society of Europe (CIRSE), über<br />

die Dynamik ihres Faches freut – vor allem, weil<br />

diese Entwicklung durch die enge Zusammenarbeit<br />

der europäischen und weltweiten IR-Gesellschaften<br />

ermöglicht wird.<br />

Die Innovationskraft ist für Prof. Belli herausragend:<br />

„Die Interventionelle Radiologie ist<br />

eine Disziplin, die aus der Innovation entstanden<br />

ist, und glücklicherweise fördert das derzeitige<br />

Regulierungsumfeld in Europa kontinuierliche<br />

Neuerungen. Das CE-Zeichen ist kein perfektes<br />

Instrument, aber es ermöglicht europäischen<br />

Unternehmen und Ärzten, neue Techniken zu<br />

entwickeln, die die Medizin voranbringen. Diese<br />

Tatsache zeigt sich auch in den klinischen<br />

Ergebnissen, die auf den CIRSE-Tagungen vorgestellt<br />

werden.”<br />

Eine Novellierung der EU-Medizingeräterichtlinie<br />

wird derzeit verhandelt, und auch<br />

wenn es noch zu früh für Prognosen ist, wie sich<br />

die neue EU-Gesetzgebung auf die Innovationskraft<br />

auswirken wird, so hoffen die interventionellen<br />

Radiologen doch, dass sie ihre Arbeit an<br />

vorderster Front der medizinischen Forschung<br />

zum Wohle der Patienten ausfechten können.<br />

Die CIRSE als Dachverband pflegt enge<br />

Beziehungen zu ihren nationalen IR-Sektionen,<br />

wobei gerade die österreichische ÖGIR und die<br />

deutsche DeGIR sehr wichtige Partner sind. Im<br />

April hatte die DeGIR, die größte nationale Sektion<br />

der CIRSE, zur jährlichen europäischen<br />

Konferenz zum Thema Interventionelle Onkologie<br />

(ECIO) in Berlin geladen.<br />

Für Anna-Maria Belli, die selbst Professorin<br />

für Interventionelle Radiologie und Oberärztin<br />

der radiologischen Abteilung des St George’s<br />

Healthcare NHS Trust in London ist, sind die<br />

Erfolge jedoch kein Grund, sich auf den Lorbeeren<br />

auszuruhen. Sie drängt darauf, europaweit<br />

ein einheitliches Ausbildungsniveau in der IR<br />

zu verwirklichen: „Dazu hat die CIRSE sowohl<br />

ein IR-Curriculum als auch einen Kompetenztest<br />

entwickelt. Gemeinsam sollen sie sicherstellen,<br />

dass die angehenden Ärztinnen und Ärzte<br />

eine vergleichbare Ausbildung erhalten und vergleichbare<br />

Prüfungen absolvieren müssen, bevor<br />

sie sich Experten für Interventionelle Radiologie<br />

nennen dürfen.“<br />

Das neue europäische Curriculum, der Syllabus<br />

für Interventionelle Radiologie und die zunehmende<br />

Anerkennung des European Board of<br />

Interventional Radiology (EBIR) als internationales<br />

Qualifizierungsgremium in der IR seien<br />

dabei wichtige Schritte in die richtige Richtung,<br />

freut sich Belli: „Ohne den Input, die Unterstützung<br />

und das Engagement der nationalen IR-<br />

Gesellschaften in ganz Europa hätten wir das<br />

nie geschafft.“<br />

Als nächstes muss CIRSE daran arbeiten,<br />

dass die IR in allen europäischen Ländern den<br />

Status einer Unterdisziplin erhält. Darüber hinaus<br />

hat Prof. Belli ganz klar eine Top-Priorität<br />

gesetzt: Die „Unterstützung umfassender Forschung<br />

in höchster Qualität, die bestätigt, dass<br />

neue Techniken und Technologien sicher, effizient<br />

und effektiv sind“.<br />

Dazu wurde das CIRSE Research Network<br />

gegründet – es soll nicht nur Forschern helfen, Finanzierungsanträge<br />

bei der EU zu stellen, sondern<br />

auch Register zu entwickeln und zu führen, die<br />

die Sicherheit und Wirksamkeit bestimmter Therapien<br />

prüfen und die Zusammenarbeit mit anderen<br />

klinischen Disziplinen intensivieren. So sollen<br />

alle relevanten Aspekte beleuchtet werden, bevor<br />

neue Behandlungsmethoden verbreitet werden.<br />

Für Prof. Belli ist der CIRSE-Jahreskongress,<br />

der vom 13. bis 17. September in Glasgow statt-<br />

findet, eine hervorragende Gelegenheit, den Fortschritt<br />

der IR zu begutachten und die bisherigen<br />

Erfolge gebührend zu feiern.<br />

„Die IR gewinnt zunehmend Anerkennung,<br />

aber wir dürfen nicht selbstgefällig werden – dazu<br />

gibt es noch zu viele, die der IR skeptisch gegenüberstehen.<br />

Daher sollte es meines Erachtens eines<br />

der obersten Ziele des Kongresses sein, Allianzen<br />

mit unseren Kollegen in Europa und weltweit zu<br />

schmieden, damit wir zeigen können, welchen<br />

immensen Beitrag die Interventionelle Radiologie<br />

heute zur Patientenversorgung leistet“, schlägt<br />

Prof. Belli abschließend vor.<br />

Prof. Anna-Maria Belli, Präsidentin der Cardiovascular<br />

and Interventional Radiological<br />

Society of Europe (CIRSE), ist Prof.in für interventionelle<br />

Radiologie sowie Oberärztin an<br />

der radiologischen Abteilung des St George’s<br />

Healthcare NHS Trust in London. Ihr Arbeitsschwerpunkt<br />

ist die Vaskuläre Interventionelle<br />

Radiologie, insbesondere das endovaskuläre<br />

Management der peripheren Arterienerkankung,<br />

Embolisation obstetrischer und gynäkologischer<br />

Blutungen und die Behandlung<br />

von Gefäßfehlbildungen. Prof. Belli, die Fellow<br />

des Royal College of Radiologists ist, war von<br />

2001 bis 2003 Präsidentin der British Society<br />

of Interventional Radiology und von 2002 bis<br />

2008 Mitglied des Interventional Procedures<br />

Advisory Committee des National Institute for<br />

Health and Clinical Excellence (NICE).<br />

Veranstaltung<br />

Raum Albers- Schönberg<br />

Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>, 17:30 – 17:45 Uhr<br />

When and how to do retrograde or<br />

subintimal recanalization (Zertifizierung:<br />

Modul A Spezialkurs)<br />

Belli A.-M. / London<br />

Session: RöKo trifft CIRSE II - Diabetischer<br />

Fuß<br />

Ausgezeichnetes<br />

Lebenswerk<br />

Prof. Walter<br />

Hruby wird<br />

Ehrenmitglied<br />

der ÖRG<br />

Österreich –50 Jahre<br />

interventionelle Radiologie<br />

Mehrere Jahrzehnte lang hat Univ. Prof. Dr. Walter<br />

Hruby die österreichische Radiologie geprägt und<br />

weiterentwickelt. Für diesen Einsatz verleiht ihm die<br />

ÖRG in Hamburg die Ehrenmitgliedschaft.<br />

Walter Hruby wurde 1947 in Wien geboren, wo er später auch<br />

Humanmedizin studierte. Seinen Facharzt für Radiologie machte er<br />

1980, die Habilitation im Jahr 1990 und die Ernennung zum Univ.<br />

Prof. erfolgte 1995. Hruby war Gründungsmitglied der CIRSE im<br />

Jahr 1985 in Wien. Als Interventionalist beschäftigte er sich maßgeblich<br />

mit der Uroradiologie.<br />

Im April 1992 übernahm er das Primariat am Institut für Röntgendiagnostik<br />

im Donau Spital Wien. Schon bald übernahm das Institut<br />

eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung. Jeder, der ein solches Projekt<br />

im Laufe seiner Kariere geleitet hat, weiß, welche Anforderungen<br />

an die Führungsqualitäten gestellt werden. Hruby hat diese Aufgabe<br />

hervorragend gemeistert und seine Erfahrungen in zahlreichen Publikationen<br />

und Vorträgen der Fachwelt mitgeteilt. Er ist Autor und<br />

Koautor von 219 wissenschaftlichen Arbeiten, 60 davon beschäftigen<br />

sich mit der digitalen Radiologie.<br />

Er ist Reviewer von fünf<br />

Journalen und Mitglied von<br />

neun Fachgesellschaften.<br />

Neben seiner ärztlichen<br />

Tätigkeit übte er zahlreiche<br />

andere Funktionen aus. Er<br />

war Präsident der ÖRG und<br />

Ko-Präsident des deutsch-österreichischen<br />

Röntgenkongresses<br />

2012 in Hamburg. Im<br />

Jahr 2008 ehrte ihn die Stadt Wien mit dem goldenen Ehrenzeichen.<br />

Die DRG ernannte ihn 2012 zu ihrem Ehrenmitglied. Mit der Verleihung<br />

der Ehrenmitgliedschaft würdigt die ÖRG sein Lebenswerk<br />

und bedankt sich bei Walter Hruby für seinen unermüdlichen Einsatz<br />

für die österreichische Radiologie und seinen wissenschaftlichen Beitrag<br />

auf dem Gebiet der digitalen Radiologie und interventionellen<br />

Uroradiologie.<br />

Vor 50 Jahren hat der amerikanische Radiologe Charles Dotter mit der Erfindung der<br />

Angioplastie einen Meilenstein in der Geschichte der Interventionellen Radiologie<br />

gesetzt. Die Erfindung des Ballonkatheters im Februar 1974, also genau 10 Jahre<br />

später, vereinfachte die klinische Anwendung der Angioplastie. Heute ist die sogenannte PTA<br />

(perkutane transluminale Angioplastie) und ihre Abwandlungen aus dem modernen medizinischen<br />

Alltag nicht mehr wegzudenken. Auf die Geschichte der interventionellen Radiologie,<br />

genau 50 Jahre nach der Durchführung der ersten Gefäßerweiterung mit einem Katheter, verwies<br />

die ÖRG in ihrem Pressegespräch im Februar <strong>2014</strong>. Mit diesem nun bereits zum dritten<br />

Mal stattfindenden Event möchte die Österreichische Röntgengesellschaft der Öffentlichkeit<br />

entscheidende Entwicklungen und Leistungen der bildgebenden Medizin näherbringen und<br />

so aktiv dazu beitragen, dass die Bevölkerung die Disziplin, und ihre Bedeutung vor allem auch<br />

für PatientInnen, besser kennenlernt.<br />

Folgende Vorträge finden Sie auch in der Ausgabe 01/<strong>2014</strong> der ÖRG News (www.oerg.at):<br />

Das Gelbe vom Ei – Charles Dotter, ein Pionier der endovaskulären Therapie – Prim. Univ.-<br />

Prof. Dr. med. Walter Hruby<br />

Moderne Bildgebung des arteriellen Gefäßsystems – Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Loewe<br />

Endovaskuläre Therapie heute – Univ. Prof. Dr. Johannes Lammer<br />

Die Interventionelle Radiologie –<br />

klar positioniert<br />

Ab der zweiten Jahreshälfte startet die<br />

Deutsche Gesellschaft für Interventionelle<br />

Radiologie (DeGIR) mit der Zertifizierung<br />

von „DeGIR-Zentren für interventionelle<br />

Gefäßmedizin und minimal-invasive Therapie“.<br />

Prof. Dierk Vorwerk, Präsident der DeGIR,<br />

über die Zentren-Bildung mit Außenwirkung.<br />

RöKo Heute: Schon heute gibt es eine<br />

Zertifizierung für interventionsradiologische<br />

Ausbildungsstätten.<br />

Was unterscheidet diese Zertifizierung von<br />

den neuen DeGIR-Zentren?<br />

Das bestehende Stufenkonzept bildet die interventionell-radiologischen<br />

Leistungen nach<br />

innen ab, es dient der Strukturierung der Fortund<br />

Weiterbildung interventionell-tätiger Radio-<br />

logen. Das neue Konzept der DeGIR-Zentren richtet<br />

sich nach außen – vornehmlich an die nicht-radiologischen<br />

Kollegen aber auch an die Patienten. Es geht<br />

um eine klare Positionierung der Interventionellen Radiologie<br />

in der Behandlungslandschaft. Auch hinsichtlich<br />

des Zertifizierungsablaufs gibt es Unterschiede. So<br />

ist der Zertifikatserwerb an die Teilnahme an externen<br />

Audits gebunden.<br />

Welche Institute werden sich um<br />

die Zertifizierung als DeGIR-Zentrum<br />

bewerben können?<br />

Im Zertifizierungsentwurf, den der Vorstand der De-<br />

GIR verabschiedet hat, sind die Anforderungen festgelegt.<br />

Sie umfassen Fallzahlen, die die Bewerber über die<br />

DeGIR-QS-Software nachweisen müssen oder Angaben<br />

zum apparativen Mindeststandard. Ganz wichtig ist der<br />

Prof. Dr. Dierk Vorwerk<br />

Nachweis über formalisierte Kooperationen mit<br />

anderen Disziplinen des Hauses wie Chirurgie<br />

und Gefäßchirurgie, Gynäkologie oder Innere<br />

Medizin. Die Prüfung der interdisziplinären<br />

Strukturen ist auch Teil der Vor-Ort-Besuche bei<br />

den Bewerbern.<br />

Um welche interventions-radiologischen<br />

Leistungen wird es gehen?<br />

Im Unterschied zu der bestehenden Zertifizierung<br />

für Gefäßzentren umfasst das Spektrum<br />

auch die nicht-gefäßmedizinischen Leistungen<br />

wie beispielsweise die interventionell-radiologischen<br />

Schmerz- und Tumortherapien. Abgebildet<br />

werden also alle Behandlungsmethoden<br />

der Module A bis D. Die Teilnahme am neuen<br />

DeGIR-Programm ist übrigens unabhängig von<br />

bereits bestehenden oder angestrebten Zertifizierungen<br />

als Gefäßzentrum.<br />

Was bedeutet die Gründung<br />

versorgungspolitisch<br />

und aus Sicht der Patienten?<br />

Es wird gerne übersehen, dass es bei den Interventionellen<br />

Leistungen unseres Faches um mehr<br />

geht als die (elektiven) pAVK-Therapien. Diese<br />

Rekanalisationen machen zwar 60 Prozent aller<br />

Behandlungsfälle aus, die wir in der DeGIR-Qualitätssoftware<br />

führen. Aber daneben gibt es auch<br />

die Embolisationen, die notfallmäßigen Aneurysma-Therapien<br />

und die Leistungen der Schmerzund<br />

Tumortherapien. Die Zertifizierung als<br />

DeGIR-Zentrum soll diese Leistungen besser und<br />

sichtbarer nach draußen kommunizieren.<br />

Welchen Zeitplan für die Einführung<br />

sehen Sie vor?<br />

Bald nach dem Röntgenkongress wird es möglich<br />

sein, sich für das Zertifizierungsverfahren anzumelden.<br />

Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass<br />

das Interesse an der DeGIR-Zentren-Zertifizierung<br />

sehr hoch ist, wir rechnen also mit großem<br />

Interesse ab der Startphase.<br />

Weiterführende Informationen unter<br />

www.degir.de<br />

22 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kinderradiologie<br />

Bindeglied zwischen Technologie<br />

und Menschlichkeit<br />

Birgit Oppelt hat bereits während ihrer Ausbildung<br />

zur Radiologietechnologin gemerkt,<br />

dass sie gern mit Kindern arbeiten möchte.<br />

Seit 1994 ist sie am LKH-Universitätsklinikum<br />

Graz. Seit 1999 organisiert sie Fortbildungen<br />

für Kollegen und 2010 veröffentlichte sie das<br />

Handbuch „Pädiatrische Radiologie für MTRA/<br />

RT“. Parallel hat sie das Studium „Management<br />

im Gesundheitswesen“ mit dem Master of Arts<br />

in Business abgeschlossen.<br />

rade im Hinblick auf den Strahlenschutz sollte<br />

man das Bild so erstellen, als ob man ein analoges<br />

System hätte. Das digitale System verzeiht zu viel<br />

Belichtung, aus Sicht des Strahlenschutzes ist die<br />

aber nicht tolerierbar.<br />

Wie kann gewährleistet werden, dass<br />

sich alle Teammitglieder an das Strahlenschutzprinzip<br />

der Optimierung halten?<br />

In Graz haben wir als Team das Intelligent Imaging<br />

etabliert, das heißt, im Teamwork von Radiologietechnologen<br />

und Ärzten sind anhand von<br />

Phantomaufnahmen die Faktoren Reifung und<br />

Wachstum des Kindes in Belichtungsdaten umgearbeitet<br />

worden, die in den Geräten einprogrammiert<br />

sind. Wenn zum Beispiel im Nachtdienst<br />

kein Radiologe vor Ort ist, müssen wir genau<br />

wissen, was wir tun.<br />

Am LKH-Universitätsklinikum Graz in<br />

der Steiermark befindet sich die einzige<br />

eigenständige klinische Abteilung für<br />

Kinderradiologie in Österreich. Birgit Oppelt<br />

ist stellvertretende Leiterin eines Teams von 18<br />

Radiologietechnologinnen und -technologen<br />

(RT), dem österreichischen Pendant zum deutschen<br />

medizinisch-technischen Röntgenassistenten<br />

(MTRA). Die besondere Expertise in der<br />

Kinderradiologie hat sie gemeinsam mit Kolleginnen<br />

und Kollegen in dem 2010 erschienenen<br />

Buch „Pädiatrische Radiologie für MTRA/RT“<br />

zusammengefasst. Wir haben sie dazu befragt.<br />

RöKo Heute: Was unterscheidet<br />

die pädiatrische Radiologie von der<br />

Radiologie für Erwachsene?<br />

Oppelt: Die MTRA/RT ist die erste Kontaktperson<br />

für das Kind in der Radiologie, sie fungiert<br />

als Bindeglied zwischen Technologie und<br />

Menschlichkeit und Empathie. Die MTRA/RT<br />

muss natürlich die Technologie im Blickwinkel<br />

haben, aber vor allem darf sie die Menschlichkeit<br />

nicht vergessen. Wir haben Patienten vom<br />

Frühgeburtenstadium mit 300 bis 400 Gramm<br />

bis zum vollendeten 18. Lebensjahr mit bis zu<br />

120 Kilogramm Körpergewicht – das stellt einen<br />

Faktor von 300 dar. Diese ganzen Altersgruppen<br />

müssen psychologisch, physiologisch und auch<br />

physisch unterschiedlich behandelt werden –<br />

sowohl im Hinblick auf die Einstelltechnik und<br />

die Belichtung als auch auf den Umgang und die<br />

Kommunikation.<br />

Welche besonderen Anforderungen<br />

bestehen in der Kommunikation?<br />

Jedes Kind und jedes Alter ist in der Kommunikation<br />

anders. Es ist ein Unterschied, ob man<br />

einem Jugendlichen eine Röntgenaufnahme erklärt<br />

oder ob ich zu einem Vorschulkind sage: Ich<br />

mache jetzt ein Bild mit diesem großen Apparat,<br />

Veranstaltung<br />

Raum Bucky<br />

Sa., 31.05.<strong>2014</strong>,<br />

09:20 - 9:40 Uhr<br />

Das Röntgen beim Kind –<br />

eine Herausforderung?<br />

Tipps und Tricks von der Lagerung<br />

bis zur Belichtung<br />

Oppelt B. / Graz<br />

Session MTRA 12: Kinderradiologie<br />

der deshalb so groß ist, weil er deine Knochen<br />

fotografiert. Der Zugang zu unserer Tätigkeit<br />

ist bei Kindern ein ganz anderer. Auch bei der<br />

Kontrastmittelgabe: Statt „Bitte trinke jetzt das<br />

Kontrastmittel.“ sage ich dann kindgerecht: „Du<br />

trinkst jetzt diesen Zaubersaft und im Foto können<br />

wir sehen, wo dieser Saft in dir entlangrinnt.“<br />

Was muss von technischer Seite,<br />

insbesondere aus Sicht des<br />

Strahlenschutzes beachtet werden?<br />

Von technischer Seite ist die Immobilisation etwas<br />

ganz Wichtiges. Säuglinge und Kleinkinder<br />

müssen durch Haltevorrichtungen oder Haltepersonen<br />

immobilisiert werden. Wenn sich das<br />

Kind bewegt, habe ich eine Bewegungsunschärfe<br />

und kein verwertbares Bild, was sich aus Strahlenschutzgründen<br />

verbietet, weil die Aufnahme dann<br />

wiederholt werden muss. Weil die meisten Abteilungen<br />

inzwischen mit digitaler Technologie arbeiten,<br />

ist die Belichtungsproblematik nicht mehr<br />

die früherer Zeiten. Aber beim Strahlenschutz ist<br />

es ganz wichtig, dass die MTRA/RT weiß, was sie<br />

tut. Man darf sich nicht nur auf die technischen<br />

Möglichkeiten der digitalen Welt verlassen. Ge-<br />

Besuchen Sie uns auf dem RöKo <strong>2014</strong> | Halle H, Stand B.09<br />

XDS<br />

VNA PACS<br />

Optik<br />

Kinder und Jugendliche müssen psychologisch,<br />

physiologisch und auch physisch unterschiedlich<br />

gehandelt werden – sowohl im Hinblick auf die<br />

Einstelltechnik und die Belichtung als auch auf<br />

den Umgang und die Kommunikation.<br />

3D EMR<br />

Video<br />

ECM<br />

Sprache 2D Portal Informatik Sicherheit HIE<br />

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TeraRecon, Aquarius, iNtuition und das iNtuition Logo sind geschützte Warenzeichen von Terarecon, Inc. Copyright © <strong>2014</strong> TeraRecon, Inc. Alle Rechte vorbehalten.<br />

051414AQ-A/EH-H1<br />

Intelligent Informierte Bildgebung<br />

vom Marktführer der modernen Visualisierung.<br />

Lungenröntgen<br />

eines zweijährigen<br />

Kindes: Man darf<br />

sich nicht nur auf<br />

die technischen<br />

Möglichkeiten der<br />

digitalen Welt<br />

verlassen, sondern<br />

sollte im Hinblick<br />

auf den Strahlenschutz<br />

das Bild<br />

so erstellen, als ob<br />

man ein analoges<br />

System hätte.<br />

051514A-EH.indd 1<br />

5/15/14 12:47 PM<br />

Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 23


Mammographie<br />

Mammographiebefundung leicht gemacht<br />

Radiologen sehen sich heute einer rasant<br />

wachsende Bildmenge bei gleichzeitig<br />

steigenden Qualitätsanforderungen<br />

ausgesetzt. Intelligente Radiologie-Informationssysteme<br />

können Sie dabei unterstützen, ihre<br />

Aufgaben effizienter und auf höchstem Qualitätsniveau<br />

zu bewältigen.<br />

RadCentre Mammografie ist ein solches<br />

Tool – ein Arbeitsplatzprofil für die Befunderstellung<br />

in der Mammadiagnostik, das sowohl<br />

die Komplementär- als auch die Doppelbefundung<br />

unterstützt. Die Lösung verfügt über die<br />

intuitive „Cockpit“ Benutzeroberfläche und ermöglicht<br />

dem Radiologen damit eine besonders<br />

schnelle und einfache, weil intuitive strukturierte<br />

Befundung. Dank der neuen, auf höchste Ergonomie<br />

ausgelegten Oberfläche setzt die Lösung<br />

neue Maßstäbe in puncto Bedienkomfort und<br />

Befundsicherheit.<br />

Das Modul wird direkt aus dem CSC<br />

Radiologie-Informationssystem RadCentre heraus<br />

aufgerufen und ermöglicht die strukturierte<br />

und grafische Mammographiebefundung. Der<br />

diagnostizierende Arzt wird Schritt für Schritt<br />

durch die Befundung geführt, kann mithilfe des<br />

Grafikmoduls Lage und Größe von Läsionen<br />

markieren und anhand von Dialogfenstern strukturierte<br />

Eingaben vornehmen.<br />

Dabei nutzt RadCentre Mammographie eine<br />

standardisierte Terminologie, die sich an den<br />

Richtlinien der Radiologischen Gesellschaft orientiert<br />

und gewährleistet damit eine strukturierte<br />

Erfassung von Einzeldaten, die zudem optimal für<br />

Auswertungen geeignet sind.<br />

RadCentre Mammographie für eine strukturierte Befundung und mehr Patientensicherheit<br />

Doppelte Sicherheit<br />

Das Modul setzt darüber hinaus voll auf das Potenzial<br />

des RIS RadCentre als zentrale Informationsplattform.<br />

So kann der Arzt während des Befunds weitere Untersuchungen<br />

der gleichen Patientin wie zum Beispiel<br />

Ultraschallbilder oder Kernspintomographien der<br />

Brust zur Beurteilung hinzufügen. Die Untersuchungen<br />

werden dann zu einem Komplementärbefund<br />

zusammengefasst, der Arzt und Patientin mehr<br />

Sicherheit über das Ergebnis und die notwendige Behandlung<br />

verschafft.<br />

Ebenso unterstützt RadCentre Mammographie<br />

die Doppelbefundung – zum Beispiel im Rahmen<br />

eines kollaborativen Szenarios mit Ärzten an verschiedenen<br />

Standorten. Nachdem zwei Ärzte die gleiche<br />

Untersuchung unabhängig voneinander befundet<br />

haben, gleicht die Software automatisch diese Beurteilungen<br />

miteinander ab. Bei abweichenden Einschätzungen<br />

weist die Lösung darauf hin, dass der<br />

Befund noch nicht freigegeben werden kann und ein<br />

einvernehmlicher Befund durch einen weiteren Arzt<br />

erstellt werden muss. Eine sinnvolle Arbeitsorganisationshilfe<br />

ist die Kennzeichnung von dringenden<br />

Beurteilungen, um die Priorität hervorzuheben. Die<br />

Hinterlegung von Notizen für den weiteren Arbeitsablauf<br />

gibt dem Arzt Handlungsunterstützung. Dieser<br />

erhält zudem Sicht auf alle wichtigen Informationen<br />

wie auftragsrelevante Daten, Vorbefunde und Bilder.<br />

RadCentre Mammographie zeigt insbesondere<br />

durch die intuitive Benutzeroberfläche und die Möglichkeit<br />

der strukturierten Dateneingabe, welchen Mehrwert<br />

moderne Software-Module im Hinblick auf Effizienz,<br />

Zusammenarbeit und Sicherheit bieten können.<br />

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#roeko<strong>2014</strong><br />

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24 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>

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