RÖKO HEUTE Freitag, 30. Mai 2014
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Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Tuberkulose-Museum und –Archiv Heidelberg<br />
Congress Center<br />
Hamburg<br />
RÖK<br />
Eine Krankheit,<br />
Offizielle Publikation zum 95. Deutschen<br />
Röntgenkongress <strong>2014</strong> in Hamburg<br />
<strong>HEUTE</strong><br />
<strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>Freitag</strong><br />
Heute ist Thoraxtag!<br />
Deshalb haben wir in dieser Ausgabe nicht<br />
nur diagnostische und therapeutische<br />
Aspekte der wichtigsten Lungenerkrankungen<br />
für Sie aufbereitet, sondern auch<br />
in Literatur und Historie gestöbert.<br />
Was der Thoraxchirurg sich wünscht, lesen<br />
Sie auf Seite 6 und hören Sie in der Session:<br />
nicht von gestern<br />
!<br />
Wo: Raum Peters<br />
Wann: <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />
17:10 -17:30 Uhr<br />
Was: Radiologie<br />
trifft Thoraxradiologie<br />
und<br />
Pneumologie II –<br />
das Emphysem<br />
Bakterien rüsten auf“ oder „In Deutschland<br />
noch immer nicht gebannt“ titelten<br />
große Tageszeitungen wie FAZ<br />
und Süddeutsche anlässlich des diesjährigen<br />
Welt-Tuberkulose-Tags, der traditionsgemäß am<br />
24. März begangen wird – an jenem Tag, an dem<br />
Robert Koch im Jahr 1882 die Entdeckung des<br />
Tuberkulose (TB) verursachenden Bakteriums<br />
Schlauer mit dem<br />
Smartphone<br />
Die kostenlose App „ExplainTB“, die das<br />
Forschungszentrum Borstel, das Deutsche<br />
Zentralkomitee zur Bekämpfung<br />
der Tuberkulose und das internationale<br />
Forschernetzwerk „TBnet“ gemeinsam<br />
entwickelt haben, hilft, Sprachbarrieren<br />
bei Tuberkulosepatienten zu überwinden.<br />
Mit der Anwendung können Aufklärungsfilme<br />
zur Tuberkulose direkt im<br />
Patientengespräch abgerufen und Betroffene<br />
oder Angehörige mit Informationen<br />
in ihrer Muttersprache versorgt werden.<br />
Zurzeit stehen 23 Kapitel in über 25 Sprachen<br />
zur Erkrankung sowie zu typischen<br />
Symptomen, Übertragungswegen und<br />
Komplikationen zur Verfügung.<br />
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verkündete. Tatsächlich ist das Mycobacterium<br />
tuberculosis auch nach über 100 Jahren nicht<br />
besiegt. Dabei betrifft die Gefahr nicht nur Entwicklungs-<br />
oder Schwellenländer, sondern auch<br />
die Industrienationen.<br />
Bereits das vierte Jahr in Folge gehen die TB-<br />
Fallzahlen in Deutschland kaum noch zurück,<br />
der Anteil an Erkrankungen durch multiresistente<br />
Erreger stieg sogar von 1,7 Prozent (Mittel<br />
über 2007 bis 2011) auf 2,3 Prozent (2012)<br />
an. Das dokumentiert der aktuellste Bericht des<br />
Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Epidemiologie<br />
der Tuberkulose. Insgesamt wurden 4.220 Neuerkrankungen<br />
gemeldet. Dr. Barbara Hauer vom<br />
Fachgebiet „Respiratorisch übertragbare Erkrankungen“<br />
der Abteilung für Infektionsepidemiologie<br />
des RKI nennt zwei Hauptursachen dafür,<br />
dass die Tuberkulose weltweit immer noch zu<br />
den wichtigsten Infektionskrankheiten gehört:<br />
„Ab den 1990ern hat die HIV-Epidemie die Tuberkulose<br />
wieder angefacht. Beide Krankheiten<br />
beeinflussen sich negativ. Ein weiteres Problem<br />
stellen die multiresistenten Bakterienstämme dar,<br />
bei denen die beiden wirksamsten Antituberkulotika<br />
versagen. Im Fall einer extensiv resistenten<br />
Tuberkulose, bei der zusätzlich auch bestimmte<br />
sogenannte Zweitrangmedikamente nicht mehr<br />
wirken, wird die Behandlung sehr schwierig –<br />
eine große Herausforderung gerade für Länder,<br />
in denen es nur einen eingeschränkten oder gar<br />
keinen Zugang zu noch wirksamen Zweitrangmedikamenten<br />
gibt.“<br />
Dr. Barbara Hauer<br />
Erst Anfang März hat der neuartige Wirkstoff<br />
Bedaquilin die EU-Zulassung erhalten, zwei<br />
weitere Substanzen stehen kurz vor der Markteinführung.<br />
Alle drei können als Teil von Kombinationstherapien<br />
multiresistente TB-Bakterien<br />
abtöten. Noch sind die Erfahrungswerte mit den<br />
Präparaten jedoch gering.<br />
Die Entstehung multiresistenter Keime wird<br />
vor allem durch unzureichende oder inadäquate<br />
Antibiotikabehandlung begünstigt, erklärt die<br />
Expertin: „Allein die medikamentensensible TB<br />
muss mindestens sechs Monate behandelt werden,<br />
multiresistente Tuberkulosen 20 Monate und<br />
länger. Neben der korrekten Verordnung einer<br />
resistenzgerechten Therapie ist auch die Patientenmitarbeit<br />
wichtig. Häufig fühlen sich die Patienten<br />
aber bereits nach wenigen Wochen besser<br />
und manche hören auf, die Tabletten einzunehmen,<br />
obwohl die Infektionserreger noch nicht alle<br />
abgetötet sind. Die Patienten zum Durchhalten<br />
zu motivieren, stellt deshalb eine der größten Herausforderungen<br />
bei der Bekämpfung der TB dar.“<br />
Antibiotikaresistenzen finden sich besonders<br />
häufig bei Patienten aus Osteuropa und den<br />
neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion.<br />
Die weltweite Entwicklung der Tuberkulosesituation<br />
hat auch Auswirkungen auf<br />
westliche Industrienationen, denn infolge der<br />
Globalisierung rückt die Welt immer näher zusammen.<br />
So ist etwa die Hälfte der TB-Patienten<br />
in Deutschland im Ausland geboren. Da jeder<br />
zweite Tuberkulosepatient in Deutschland geboren<br />
ist, muss die Tuberkulose differenzialdiagnostisch<br />
aber grundsätzlich immer mit berücksichtigt<br />
werden. Weitere Bevölkerungsgruppen mit einem<br />
erhöhten Risiko sind Wohnungslose, Drogenabhängige,<br />
sozial benachteiligte Menschen und Immungeschwächte,<br />
auch Diabetes spielt weltweit<br />
eine zunehmende Rolle.<br />
„Ärzte müssen die epidemiologischen Hintergründe<br />
sowie Risikofaktoren für die Krankheit<br />
kennen und die Patienten gezielt danach fragen“,<br />
betont Dr. Hauer, „denn nur durch schnelles Erkennen<br />
und Handeln wird die Infektionskette<br />
unterbrochen.“<br />
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Booth # C.25<br />
5/21/<strong>2014</strong> 9:40:26 AM<br />
Röntgenvorlesung –<br />
Die CT liefert Grundlagen<br />
und prädikative Informationen<br />
bei fast allen<br />
Lungenkrankheiten .............................. Seite 4<br />
Zusammenarbeit –<br />
Die Rolle des Radiologen im<br />
Tumorboard, was der Chirurg<br />
sich wünscht und welche<br />
Hoffnungen der Pneumologe<br />
mit der bildgebenden<br />
Diagnostik verbindet ......... Seiten 5 & 6<br />
Round-up –<br />
Asbest, Asthma und<br />
die vielen Gesichter<br />
der Tuberkulose .................. Seiten 8-10<br />
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95. Deutschen Röntgenkongress<br />
7. Gemeinsamer Kongress der DRG und ÖRG<br />
vom 28. bis 31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />
im Congress Centrum Hamburg<br />
Stand C23 in Halle H.<br />
Wir freuen uns auf<br />
Ihren Besuch!<br />
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Aktuell<br />
Appendizitis – Radiologe hilft Chirurg<br />
Bei einfachen Symptomen kommt der<br />
Spezialist zum Einsatz. Bei Uneindeutigkeit<br />
sucht er Hilfe beim Radio-<br />
„<br />
logen. Und das ist die Zukunft: die multidisziplinäre<br />
Zusammenarbeit.“ Das betonte der<br />
deutsche Kongresspräsident, Prof. Dr. Stefan<br />
Diederich, zu Anfang des Kongresses am Mittwochmorgen.<br />
Ein gelungenes Beispiel für einen<br />
fächerübergreifenden Lösungsansatz ist die Arbeit<br />
des jungen Radiologen Dr. Murat Karul,<br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.<br />
Murat Karul hatte einst als Medizinstudent<br />
gelernt, was bei akuter Appendizitis zu tun ist:<br />
„Erst wird ein Ultraschall gemacht und dann ist<br />
der Patient auch schon im OP“, sagt Karul. Die<br />
klinische Praxis sieht allerdings anders aus: „Es<br />
kommt schon mal öfter ein Chirurg zu mir und<br />
sagt, dass er sich bei den rechtsseitigen Unterbauchschmerzen<br />
der Appendizitis nicht ganz<br />
sicher sei und fragt um Rat.“ Denn nur mit einer<br />
Ultraschalluntersuchung vorab zeigt sich das genaue<br />
Ausmaß der Blinddarmerkrankung häufig<br />
erst während der Operation. Das ist nicht<br />
optimal, weil Patienten mit Blinddarmentzündung<br />
heute minimal-invasiv behandelt werden<br />
könnten und erst bei einem ausgedehnten<br />
Befund zum chirurgischen Eingriff übergegangen<br />
werden muss. „Moderne Schnittbildverfahren<br />
wie MDCT oder MRT sind dem<br />
Perforierte Appendizitis<br />
Ultraschall diagnostisch überlegen und erlauben<br />
eine bessere Abschätzung des Schweregrades<br />
der Entzündung“, erklärt der Radiologe.<br />
Dr. Karuls Studie<br />
Bei 76 Patienten wurde vor dem chirurgischen<br />
Eingriff eine Niedrigdosis MDCT mit Gabe von<br />
Kontrastmittel durchgeführt. Nach der OP verglich<br />
der Radiologe seine Ergebnisse mit denen<br />
des Pathologen: „Wir konnten zeigen, dass sich<br />
bei einem Großteil der<br />
Patienten das Ausmaß<br />
der Blinddarmentzündung<br />
durch die MDCT-<br />
Untersuchung zuverlässig<br />
darstellen lässt. Die<br />
Sensitivität betrug 86,4<br />
Prozent bei Patienten mit<br />
Grad 3 und 85,7 Prozent<br />
bei solchen mit Grad 1<br />
Appendizitis.<br />
Dr. Murat Karul<br />
MRT ist manchmal<br />
vorzuziehen<br />
Die Magnetresonanztomografie<br />
dauert zwar<br />
ein bisschen länger, ist<br />
jedoch bei Schwangeren<br />
und jüngeren Patienten<br />
generell zu empfehlen,<br />
denn auch in der MRT<br />
sind die Zeichen der Appendizitis<br />
gut zu sehen.“<br />
Die Aussagefähigkeit verbessert sich weiter, wenn<br />
ein Entzündungsmarker, das C-reaktive Protein<br />
(CRP) verabreicht wird. „Denn je höher der CRP-<br />
Wert, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer<br />
höhergradigen Blinddarmentzündung“, betont<br />
Karul. Bei Patienten mit Verdacht auf eine akute<br />
Blinddarmentzündung, deren CRP-Wert die<br />
Schwelle von 72 mg/l überschreitet, sollte eine<br />
MDCT angefertigt werden. Zeigt sich dabei eine<br />
Grad 3 Entzündung, kann der Chirurg einen<br />
offenen Eingriff in Erwägung ziehen.<br />
„Wir können Bilder machen, auf denen<br />
Kotsteine und Abszesse eindeutig zu erkennen<br />
sind, die auf eine Grad 3 Appendizitis hindeuten.<br />
Die Chirurgen können aufgrund dieser<br />
Bilder statt minimal-invasiv vorzugehen gleich<br />
eine Unterbauchlaparotomie durchführen“, sagt<br />
Karul abschließend. Er kann dem Chirurgen eine<br />
genauere Prognose liefern.<br />
Paukenschläge für platzsparenden MRT<br />
Begleitet von japanischen<br />
Trommelklängen wurde<br />
am Donnerstagmorgen<br />
der Vantage Elan 1,5<br />
Tesla MRT von Toshiba<br />
offiziell in Deutschland<br />
vorgestellt. Der neue<br />
MRT benötigt nur 23 m²<br />
Installationsraum und ist<br />
fünf Tage nach der Einbringung<br />
betriebsbereit.<br />
Kritisch beleuchtet<br />
250 jüdischen Radiologen wurde 1938 durch die<br />
„Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die<br />
Approbation entzogen, das ist ein Ergebnis der<br />
Die Geschichte<br />
der Radiologie<br />
während der NS-Zeit<br />
auf Tafeln<br />
jahrelangen Recherche<br />
von Dr. Gabriele<br />
Moser, Fachhistorikerin<br />
für Medizingeschichte<br />
an der Uni<br />
Heidelberg. Seit 2010<br />
hat sie im Auftrag der<br />
Deutschen Röntgengesellschaft die Geschichte<br />
der Fachgesellschaft und die Rolle der Radiologie<br />
in den Jahren von 1933 bis 1945 erforscht und<br />
jetzt in einer Ausstellung auf dem Röntgenkongress<br />
präsentiert. In der Ausstellungseröffnung am<br />
Donnerstag lobte DRG-Präsident Prof. Norbert<br />
Hosten die Arbeit der Historikerin, die damit<br />
der Fachgesellschaft die Augen für die lange verdrängte<br />
NS-Geschichte wieder geöffnet habe.<br />
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für<br />
Radioonkologie (DEGRO) zeigt die DRG die<br />
Schicksale der Opfer, die Karrieren der Täter und<br />
die Rahmenbedingungen von Medizin und Radiologie<br />
im NS-Reich im Allgemeinen. Die Strahlentherapie<br />
spielte ab 1936 eine wichtige Rolle bei<br />
der Zwangssterilisation von Frauen. Neben den<br />
verbrecherischen Taten einzelner Mediziner wurde<br />
die Radiologie für die Ziele der Nationalsozialisten<br />
auch in der Gesundheitsfürsorge zur Erhaltung<br />
der Volksgesundheit instrumentalisiert, beispielsweise<br />
durch TBC-Reihenuntersuchungen.<br />
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert<br />
und kann an radiologische und strahlentherapeutische<br />
Institute ausgeliehen werden.<br />
Mit Ehren eröffnet<br />
„Radiologie ist Detektivarbeit in der Medizin und Radiologie ist die Zukunft.“ Auf der offiziellen<br />
Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Röntgenkongresses <strong>2014</strong> wurden kurze<br />
Statements vor allem von jungen Kongressbesuchern und Medizinern eingespielt, die ihre<br />
Begeisterung für dieses Fachgebiet zum Ausdruck brachten.<br />
Die Veranstaltung selbst war den erfahrenen Detektiven der Radiologie gewidmet, die<br />
mit Ehrenmitgliedschaften der Deutschen und Österreichischen Röntgengesellschaft ausgezeichnet<br />
wurden. Manche landeten aus Verlegenheit in der Radiologie und blieben ihr doch<br />
aus Überzeugung treu. So entdeckte Prof. Dierk Vorwerk während seiner radiologischen<br />
Laufbahn die Interventionelle Radiologie für sich und beschloss, ein Leben lang nichts anderes<br />
mehr zu machen. Und hätte Prof. Lorenzo Bonomo sein berufliches Leben nicht der<br />
Radiologe verschrieben, wäre er gern Profi-Fußballer oder Sänger geworden – doch weder<br />
er noch sein Plenum möchten seine Ehrenmitgliedschaft in der DRG missen.<br />
Um auch in Zukunft den radiologischen Nachwuchs und die künftigen Ehrenmitglieder<br />
für den bildgebenden Fachbereich zu begeistern und zu motivieren, plädierte Prof. Dietbert<br />
Hahn für eine gute Organisation in Kliniken, die es den jungen Fachärzten erlaubt, auch<br />
flexible Arbeitszeiten in Anspruch zu nehmen, damit das Privatleben nicht zu kurz kommt.<br />
Die Ehrenmitgliedschaft erhielten Prof. Otmar Schober, Prof. Dietbert Hahn, Prof. Tae-Hwan<br />
Lim, Prof. Lorenzo Bonomo, Prof. Robert C. Brasch, Prof. Dierk Vorwerk und Walter Hruby.<br />
Coolidge<br />
Award <strong>2014</strong> geht<br />
an junge<br />
Hannoveranerin<br />
Dr. Katja Hüper vom Institut für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie an<br />
der Medizinischen Hochschule Hannover<br />
gewinnt den Coolidge Award <strong>2014</strong> mit ihrer<br />
Studie: „Multiparametrische, funktionelle<br />
Magnetresonanztomografie zur Diagnostik<br />
des akuten Nierenversagens und zur Beurteilung<br />
der Prognose der Nierenfunktion“.<br />
Dr. med. Katja Hüper<br />
Die Grundlagenarbeit, die zunächst am Mausmodell den prognostischen<br />
Wert einer erweiterten MRT-Diagnostik methodisch<br />
vorbildlich belegt, adressiert nach Meinung der unabhängigen Jury<br />
eine klinisch wichtige und bisher weitgehend ungelöste Fragestellung<br />
und hat eine entsprechend hohe Bedeutung.<br />
Aktuell werden die Resultate im Rahmen einer Pilotstudie, die bereits<br />
erste Ergebnisse zeigt, auf Patienten übertragen. Professor Dr. med.<br />
Frank Wacker, Direktor des Instituts, begrüßt das Coolidge Award<br />
Forschungsbudget in Höhe von 15.000 Euro zur Unterstützung dieser<br />
Forschungsaktivität sehr.<br />
Die diesjährigen exzellenten Bewerbungen zum Coolidge Award,<br />
der bereits zum 21. Mal in Folge vergeben wird, umfassen zahlreiche<br />
klinische Bereiche und reichen von der Grundlagenforschung bis hin<br />
zur klinischen Erprobung. Nach eingehender Diskussion einigte sich<br />
die Jury, der vier Professoren aus den Fachgebieten Radiologie, Neuroradiologie<br />
und Nuklearmedizin angehören, auf Katja Hüper. Aus-<br />
schlaggebend waren die klinische Relevanz ihrer Arbeit<br />
und die Tatsache, dass sie mit 31 Jahren im Sinne des<br />
Coolidge Förderpreises für Nachwuchswissenschaftler<br />
auch eine erfreulich junge Preisträgerin ist.<br />
Professor Dr. med. Uwe Fischer, Diagnostisches<br />
Brustzentrum Göttingen, erläuterte bei der feierlichen<br />
Preisverleihung von GE Healthcare im Rahmen des<br />
Deutschen Röntgenkongresses in Hamburg die Entscheidungen<br />
der Jury: „Dr. Hüper zeigt mit ihrer Studie,<br />
dass die multiparametrische, funktionelle Magnetresonanztomografie<br />
(MRT) die frühzeitige Diagnose<br />
des Nierenversagens im Mausmodell ermöglicht. Die<br />
MRT-Parameter korrelieren mit dem Volumenverlust<br />
der Niere als Zeichen der chronisch-irreversiblen<br />
Nierenschädigung, den histologischen beziehungsweise<br />
immunhistochemischen Veränderungen sowie den<br />
operativen Funktionsparametern der Niere (GFR, RPF).<br />
Die MRT liefert also frühzeitig wichtige Informationen zum weiteren<br />
Krankheitsverlauf und zur Prognose der Nierenfunktion“, führte Prof.<br />
Fischer in seiner Laudatio aus.<br />
Professor Dr. med. Frank Wacker, Direktor des Instituts für<br />
Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover, ist von der klinischen Relevanz der Studie<br />
überzeugt: „Die Translation der MRT-Techniken in die Klinik ist<br />
aufgrund der fehlenden Invasivität möglich. Insbesondere die Transplantationspatienten<br />
an der MHH profitieren davon, dass die von Dr.<br />
Hüper vorgestellte Methode ohne Kontrastmittel auskommt. In einer<br />
Pilotstudie bei Patienten mit akutem Nierenversagen testen wir zurzeit<br />
den klinischen Wert der MRT-Techniken, die wertvolle Informationen<br />
zur frühzeitigen Diagnose liefern und Therapieentscheidungen zur Verhinderung<br />
einer weiteren Nierenschädigung erleichtern können. Die<br />
funktionellen Techniken sind auch über die Transplantationsmedizin<br />
hinaus zur Beurteilung der Organfunktion von großem Interesse.“<br />
Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 3
Röntgenvorlesung<br />
Young<br />
Investigator<br />
Award<br />
Prof. Fabian Kießling,<br />
Jurymitglied (YIA)<br />
In der Welt der Lungenkrankheiten<br />
ist die CT ohne Konkurrenz<br />
Willkommen in der Welt der hochauflösenden<br />
Computertomographie<br />
(HRCT). Prof. Dr. David<br />
Hansell, international renommierter Experte<br />
der Thoraxbildgebung, hält in diesem Jahr die<br />
Röntgen-Vorlesung im Rahmen des Deutschen<br />
Röntgenkongresses zum Thema „HRCT at the<br />
Centre of the Diffuse Lung Disease Universe“.<br />
Dabei wird er weniger über den erwiesenen<br />
diagnostischen Nutzen der HRCT sprechen, als<br />
sich vor allem mit dem prädiktiven Potenzial der<br />
HRCT in Bezug auf Outcomes und Endpunkte<br />
klinischer Studien beschäftigen.<br />
RöKo Heute: Warum hat die HRCT<br />
heute solches Gewicht bei den Lungenerkrankungen?<br />
Hansell: In multidisziplinären Teamprozessen<br />
– MDT – hat die CT einen ungeheuren diagnostischen<br />
Nutzen und in dem MDT-Triumvirat aus<br />
Kliniker, Radiologe und Pathologe ist der Radiologe<br />
heute quasi Senior-Partner. Der Input des<br />
Klinikers zur Diagnose ist unerlässlich: Während<br />
senschaftler ist. Aber die CT ist die Grundlage<br />
für Anwendungsbeobachtungen zu diffusen<br />
Lungenkrankheiten und liefert Informationen<br />
bei Langzeitstudien, die die Pathologie einfach<br />
nicht bieten kann. Normalerweise wird bei einem<br />
Patienten nur eine Lungenbiopsie durchgeführt –<br />
und obgleich diese Biopsie sehr detaillierte histologische<br />
Informationen liefert, so ist aus ihr doch<br />
nicht zu erkennen, wie sich die Lunge im Laufe<br />
der Zeit verändert. Nur die CT und Lungenfunktionstests<br />
lassen Aussagen über das langfristige<br />
Verhalten von Lungenerkrankungen zu. Das ist<br />
in vielerlei Hinsicht nützlich, insbesondere wenn<br />
es um die Prognose fibrosierender Lungenerkrankungen<br />
geht.<br />
Bedeutet das, die HRCT kann<br />
prognostische Informationen liefern?<br />
Eine diagnostische Aussage allein ist nicht unbedingt<br />
sehr aussagekräftig, da sie sich auf ein<br />
breites Spektrum möglicher Outcomes bezieht.<br />
Ein Patient kann mit einem bestimmten diagnostischen<br />
Etikett lange leben, vielleicht stirbt<br />
heute in hohem Maß davon ab, ob sich die Patienten<br />
einer Operation oder einer Chemotherapie<br />
unterziehen können. Die HRCT kann uns nun<br />
sagen, ob ein Patient für eine bestimmte Medikamentenstudie<br />
geeignet ist oder nicht. Das ist interessant,<br />
weil es bis vor fünf Jahren keine wirksame<br />
David Hansell, MD, FRCP, FRCR, FRSM, ist Professor<br />
für Thoraxbildgebung am National Heart<br />
and Lung Institute, Imperial College, London,<br />
und Abteilungsleiter der Radiologie am Royal<br />
Brompton & Harefield NHS Foundation Trust.<br />
Sein Schwerpunkt ist die diagnostische Bildgebung<br />
der Lunge, wobei sein besonderes Interesse<br />
der hochauflösenden Computertomographie<br />
(HRCT) diffuser Lungenerkrankungen gilt.<br />
Er war Präsident der Fleischner Society (2012)<br />
und der European Society of Thoracic Imaging<br />
(2005). Professor Hansell ist Hauptautor des<br />
Lehrbuchs „Imaging of Diseases of the Chest“<br />
sowie Autor von mehr als 300 Artikeln.<br />
keine Patienten mit unterschiedlichen diffusen<br />
Lungenerkrankungen sein. Das heißt, die HRCT<br />
kann dazu beitragen, sowohl eine sinnvolle Probandenpopulation<br />
sicherzustellen als auch zum<br />
„Cohort Enrichment“ beizutragen – letzteres ein<br />
hochtrabender Ausdruck für die Tatsache, dass<br />
man die Patienten auswählen möchte, die am<br />
wahrscheinlichsten auf ein sehr gezieltes, neues<br />
Medikament ansprechen.<br />
Dr. Michael Eisenblätter,<br />
AG Methodik & Forschung der<br />
Deutschen Röntgengesellschaft<br />
Die Arbeitsgemeinschaft<br />
Methodik und Forschung<br />
verleiht zum<br />
siebten Mal den Young Investigator<br />
Award (YIA) der Deutschen Röntgengesellschaft.<br />
Abstracts, die für<br />
den Award eingereicht wurden, haben<br />
einen intensivierten Reviewprozess<br />
durchlaufen. „Wir wollen, dass<br />
sich die Autoren Gedanken darüber<br />
machen, was sie für den Preis einreichen.<br />
Wir wollen wirklich exzellente<br />
Arbeiten vorstellen und prämieren“,<br />
sagt Prof. Fabian Kießling, der seit<br />
2009 der Jury für den Young Investigator<br />
Award angehört und zu den<br />
Initiatoren des Preises zählt.<br />
In einer Session am Kongressmittwoch<br />
werden die besten Beiträge<br />
von Nachwuchswissenschaftlern aus<br />
klinischer und grundlagenorientierter<br />
Forschung auf dem Deutschen Röntgenkongress<br />
vorgestellt und diskutiert.<br />
Eine Jury aus fünf international<br />
ausgewiesenen Wissenschaftlern<br />
bewertet die Arbeiten von jungen<br />
Forschern, die bei ihrer Abstracteinreichung<br />
nicht älter als 35 Jahre sein<br />
durften, im Hinblick auf Innovation,<br />
Impact und Vortragsweise, und auch<br />
in Bezug auf die Eigenleistung des<br />
Autors.<br />
Die Autoren der beiden am besten<br />
bewerteten Forschungsarbeiten<br />
erhalten jeweils einen der mit 500<br />
Euro dotierten Awards, die am <strong>Freitag</strong><br />
während der Röntgenvorlesung<br />
verliehen werden.<br />
Verleihung des YIA: <strong>Freitag</strong>,<br />
<strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>, 11 Uhr, Saal Peters<br />
nur bei 10 Prozent der Patienten eine Lungenbiopsie<br />
durchgeführt wird, gibt es grundsätzlich<br />
von jedem Patienten ein hochaufgelöstes CT-Bild.<br />
Damit wird der Radiologe zum Dreh- und Angelpunkt<br />
der Diagnose. Die Kliniker geben heute<br />
zu, dass sie ohne die CT auf verlorenem Posten<br />
stehen würden.<br />
Wie hat die CT zu unserem Wissen<br />
über die Pathophysiologie und Pathogenese<br />
diffuser Lungenkrankheiten<br />
beigetragen – wie Sie im Abstract zu Ihrer<br />
Vorlesung schreiben?<br />
Die Menschen denken gern, dass jemand, der<br />
keinen weißen Kittel trägt und nicht mit Reagenzglas<br />
und Pipette hantiert, kein echter Wis-<br />
Veranstaltung<br />
Raum Peters<br />
Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />
11:20 - 12:15 Uhr<br />
HRCT at the centre of the diffuse<br />
lung disease universe<br />
Hansell D. / London<br />
Session: Röntgen-Vorlesung<br />
Fünf HRCT-Scans von Patienten mit<br />
fibrotischer Lungenerkrankung. Die unterschiedlichen<br />
Krankheitsmuster gehen mit unterschiedlichen<br />
Prognosen einher, unabhängig von<br />
der pathologischen Unterart der Fibrose.<br />
er aber auch schon nach wenigen Jahren. Die CT<br />
wird zunehmend dazu genutzt, ein wahrscheinliches<br />
Outcome-Szenario zu erstellen, da mit ihrer<br />
Hilfe das Ausmaß und die Charakteristika der<br />
Erkrankung erfasst werden können, also die Indikatoren,<br />
anhand derer sich mit einer gewissen<br />
Zuverlässigkeit eine Prognose erstellen lässt. Das<br />
ist eine ganz neue Rolle der CT. Das heißt, wir<br />
können häufig die einmal gestellte Diagnose für<br />
einen Patienten außer Acht lassen und prognostische<br />
Informationen liefern.<br />
Sie sagen auch, dass die HRCT unter<br />
Umständen die Möglichkeit bietet,<br />
Patienten für neue Therapiestudien zu<br />
klassifizieren. Ist das mit dem Staging<br />
einer Krankheit zu vergleichen?<br />
Genau, das ist analog zum Staging von Lungenkrebs<br />
zu verstehen, bei dem der Patient über das<br />
wahrscheinliche Outcome informiert wird. Man<br />
kann die Analogie aber noch einen Schritt weitertreiben:<br />
Das Outcome für Krebspatienten hängt<br />
Therapie und praktisch keine Arzneimittelstudien<br />
zur Lungenfibrose gab. Heute ist das ein enormer<br />
Wachstumssektor in der Pharma-Industrie.<br />
Da es jetzt potenzielle Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt, entstehen auch neue Synergien<br />
zwischen einer sehr interessierten Industrie und<br />
Patienten mit diffuser Lungenerkrankung, die<br />
einem Staging unterzogen werden. Nur wenn<br />
eine möglichst präzise Diagnose vorliegt, kann<br />
bestimmt werden, welche Patienten für welche<br />
Studie infrage kommen. Wird ein hochspezifisches<br />
Medikament getestet, sollten in der entsprechenden<br />
Studiengruppe verständlicherweise<br />
Ist die HRCT auf dem Weg, der Goldstandard<br />
für Arzneimittelstudien im Bereich<br />
Lungenerkrankungen zu werden?<br />
Das ist alles noch im Gange und ich möchte diesen<br />
Punkt nicht überbewerten. Meine Vorlesung<br />
wird sich nicht ausschließlich um Studien drehen,<br />
denn es gibt viele andere höchst interessante<br />
Aspekte. Dennoch: Es ist unverkennbar, dass in<br />
vielen Arzneimittelstudien quasi verzweifelt versucht<br />
wird, so viele Endpunkte wie möglich zu<br />
verfolgen. Das schließt die Minderung der Lungenfunktion,<br />
verschiedene Biomarker und die<br />
Veränderung des Krankheitsstatus in der CT ein.<br />
Philosophisch gesprochen sind das alles Schatten<br />
auf der Höhlenwand – Repräsentationen der<br />
Wirklichkeit. Je mehr Schatten es gibt, desto höher<br />
die Wahrscheinlichkeit, der Wahrheit nahezukommen,<br />
wobei die Wahrheit hier das Ansprechen<br />
auf ein neues Medikament ist. Wenn keiner<br />
der Endpunkte besonders zuverlässig ist, wird<br />
man auf ein Bündel an Indikatoren zurückgreifen,<br />
die in ihrer Gesamtheit ein signifikantes Ansprechen<br />
wahrscheinlich am besten reflektieren.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />
Chemotherapie mit Überlebensvorteil<br />
Eine Chemotherapie vor der Operation kann sich bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs<br />
(NSCLC) offenbar vorteilhaft auswirken und die Prognose verbessern. Das<br />
geht aus den Ergebnissen einer zusammenfassenden Analyse von 15 klinischen Studien<br />
hervor, die kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet erschien.<br />
Letztlich kamen fast 2.400 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium<br />
IB bis IIIA in Frage. Es ergaben sich signifikante Vorteile, wenn Patienten mit operablem<br />
Tumor vorher eine Chemotherapie erhalten hatten: Das Risiko, an der Krebserkrankung<br />
zu sterben, sank, die Überlebenszeiten verbesserten sich und die Zeiten bis<br />
zum Krankheitsrückfall und dem Auftreten von Tochtergeschwülsten nahmen zu.<br />
4 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Austausch international<br />
Eröffnung der EuroSafe Ausstellung am ECR<br />
<strong>2014</strong> durch Professor Guy Frija aus Paris, ESR<br />
Past President<br />
Bestens<br />
vernetzt<br />
Dosisdaten ist, dass die Untersuchungsgeräte den<br />
DICOM Standard “Modality Performed Procedure<br />
Step (MPPS)” (DICOM Supplement 17)<br />
unterstützen.<br />
Internationale Kongresse sind essenziell<br />
für die Kommunikation in der Medizin<br />
– ihre Organisation spricht für die Vernetzung<br />
der österreichischen Radiologen. So<br />
ist es der Medizinischen Universität Wien<br />
gelungen, den Jahreskongress 2015 der<br />
„European Society of Cardiac Radiology“<br />
nach Wien zu holen, in Innsbruck findet<br />
das 38. Dreiländertreffen der ÖGUM,<br />
DEGUM und SGUM statt und die Kinderradiologen<br />
der Medizinischen Universität<br />
Graz organisieren das „52nd Annual<br />
Meeting and 38th Postgraduate Course“<br />
der „European Society of Pediatric Radiology“<br />
2015 in Graz.<br />
Panische Malerei von Udo Lindenberg,<br />
am Ballindamm 40, 20095 Hamburg<br />
Panische Malerei von Udo Lindenberg<br />
Von Univ.-Prof. Dr. Erich Sorantin<br />
Vernetzung und Kommunikation sind<br />
wesentliche Kennzeichen unserer Zeit,<br />
die alle Lebensbereiche beeinflussen --<br />
selbstverständlich auch die Medizin. Zeit und<br />
Verortung stellen heute keine Barrieren mehr dar<br />
und moderne Kommunikationskanäle ermöglichen<br />
ganz neue Formen der Zusammenarbeit.<br />
Die ÖRG erachtet daher im Bereich “eHealth”<br />
die Ausarbeitung von Guidelines für notwendig,<br />
wie es das neue “White Paper on Teleradiology”<br />
der ESR zum Beispiel ist. Für die grenzüberschreitende<br />
Betreuung von Patienten und zur Überwindung<br />
von Sprachbarrieren hat der RSNA eine Bibliothek<br />
entwickelt, die in 250 Sprachen übersetzt<br />
wurde. Weitere internationale Initiativen beschäftigen<br />
sich mit einer “Joint Initiative ESR/RSNA”<br />
für den “Structured Report” sowie einem neuen<br />
Konzept für den Bilddatenaustausch. Es gibt viele<br />
weitere Beispiele für eine erfolgreiche Kommunikation<br />
über Länder und Grenzen hinweg.<br />
Das “Ethical Compliance Committee” überarbeitet<br />
jährlich den “ESR Code of Ethics” und<br />
wird eine eigene Vortragsreihe über dieses Thema<br />
beim ECR 2015 organisieren.<br />
Ein weiterer wichtiger Erfolg wurde von der<br />
“ESR driven Alliance for MRI” erzielt. Die EU-<br />
Direktive wurde geändert und vom europäischen<br />
Parlament angenommen.<br />
Was die Strahlung angeht, sind von Seiten<br />
der EU Projekte gestartet worden, um die Dosiswerte<br />
eines Patienten zu überwachen (eStrahlenpass)<br />
und sie im internationalen und nationalen<br />
Umfeld zu erheben. Das erlaubt die Definition<br />
von „Diagnostic Reference Levels (DRL). DRLs<br />
geben einen Anhalt, welche Strahlenbelastung bei<br />
typischen Untersuchungen, unter Einhaltung adäquater<br />
Standards hinsichtlich Geräte, Untersuchungstechnik<br />
und diagnostischer Aussagefähigkeit,<br />
nicht überschritten werden sollte.<br />
Mitglieder der Österreichischen Röntgengesellschaft,<br />
vertreten durch Grazer Kinderradiologen,<br />
sind bei Dosis und Dosismonitoring an<br />
zwei wichtigen Projekten beteiligt: „EC Tender<br />
PiDRL – European Diagnostic Reference Levels<br />
for Paediatric Imaging“ und elektronischer<br />
Strahlenpass (eStrahlenpass: „Patient Leading and<br />
Manageing their Healthcare through eHealth“).<br />
In dem PiDRL-Projekt sollen auf europäischer<br />
Ebene verbindliche und adäquate DRLs für bildgebende<br />
Untersuchungen bei Kindern definiert<br />
werden. Dabei ist große Sorgfalt auf die Altersabstimmung<br />
zu legen, da sich die Strahlenbelastung<br />
bei Kindern mit dem Alter ändert. So ist die<br />
relative Strahlenempfindlichkeit des Kopfes bei<br />
Kindern etwa 3,5 mal höher als bei Erwachsenen,<br />
während sich dies bei den Gonaden umgekehrt<br />
verhält. Beide Phänomene lassen sich durch die<br />
Entwicklung und Reifung des Kindes erklären.<br />
PiDRL ist Teil von „ESR Eurosafe Imaging“ – einer<br />
neue Initiative für mehr Patientensicherheit.<br />
Das Projekt eStrahlenpass beschäftigt sich<br />
mit Standards der Dosisdokumentation, das erlauben<br />
soll, die kumulative Dosis eines Patienten<br />
realistisch abzuschätzen. Die Parameter der<br />
Dosisdokumentation sollen einfach zu erheben<br />
sein und im Idealfall automatisch in das Krankenhausinformationssystem<br />
eingetragen werden.<br />
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28.-31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />
<strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 5
Thorax interdisziplinär<br />
Tumorboards für Lungenmetastasen<br />
Behalten Sie das Zepter in der Hand!<br />
Wie bei jeder onkologischen Erkrankung<br />
gleicht auch bei den Patienten<br />
mit Lungenmetastasen kein Fall<br />
dem anderen. Die Wahl der therapeutischen Optionen<br />
sollte darum immer im interdisziplinären<br />
Team unter Abwägung aller Vor- und Nachteile<br />
der einzelnen Methoden getroffen werden. Anhand<br />
einiger typischer Fälle wird ein solches Tumorboard<br />
für Lungenmetastasen auf dem diesjäh-<br />
Diffuse pulmonale Metastasierung<br />
RöKo Heute: Wie wichtig ist für Sie als<br />
Thoraxchirurg die gute Zusammenarbeit<br />
mit Radiologen – grundsätzlich und im<br />
Tumorboard?<br />
Passlick: Für die Pneumologie und Thoraxchirurgie<br />
ist eine intensive und vertrauensvolle<br />
Kooperation mit der Radiologie so essenziell,<br />
wie vermutlich in kaum einem anderen Fach.<br />
Letztendlich können viele thoraxchirurgische<br />
Erkrankungen, vom Pneumothorax über die<br />
Fibrose, bis hin zu den malignen Erkrankungen,<br />
fast ausschließlich bildgebend diagnostiziert und<br />
verlaufskontrolliert werden. Dabei können sich<br />
Radiologie und Thoraxchirurgie gegenseitig befruchten.<br />
Im Gegensatz zum Radiologen kann der Thoraxchirurg<br />
täglich radiologische Befunde mit dem<br />
anatomischen und pathologischen Substrat korrelieren<br />
und so eine Übersetzungshilfe bieten. Dies<br />
spiegelt sich auch in gut funktionierenden Tumorrigen<br />
Deutschen Röntgenkongress in Hamburg<br />
simuliert.<br />
Und das sollten sich die Radiologen – ebenso<br />
wie die Tumorboards zu anderen onkologischen<br />
Erkrankungen im Rahmen des Kongresses<br />
– nicht entgehen lassen, wie PD Dr. Dag<br />
Wormanns, Chefarzt des Radiologischen Instituts<br />
und Ärztlicher Direktor der Evangelischen<br />
Lungenklinik in Berlin, betont: „Es sollte im<br />
Mehrere große Lungenmetastasen<br />
eines Sigmakarzinoms<br />
ureigenen Interesse der Radiologen liegen, diese<br />
Tumorboards im klinischen Alltag aktiv zu<br />
koordinieren, um in den Entscheidungsprozess<br />
eingebunden zu werden. Der Radiologe sollte<br />
den Verlauf des Patienten am besten kennen –<br />
über die Interpretation der Bilder und die Frage<br />
nach dem passenden radiologisch-interventionellen<br />
Verfahren hinaus. Wir Radiologen<br />
sollten nicht nur Stichwortgeber, sondern ernst<br />
zu nehmende Diskussionspartner sein. Das<br />
setzt aber voraus, dass man sich mit Blick auf<br />
die onkologischen Behandlungsverfahren auf<br />
dem Laufenden hält.“<br />
Mikrowellenablation<br />
PD Dr. Dag Wormanns wurde 1967 in Halle<br />
(Saale) geboren und studierte Humanmedizin<br />
in Berlin und Münster. Seine berufliche<br />
Laufbahn begann er am Institut für Klinische<br />
Radiologie des Uniklinikums Münster, von<br />
2002 bis 2006 war er dort als Oberarzt tätig.<br />
2006 wechselte er ans Radiologische Institut<br />
der Evangelischen Lungenklinik Berlin, die er<br />
seit sechs Jahren als Ärztlicher Direktor leitet.<br />
Seine wissenschaftliche Arbeit konzentriert<br />
sich auf die praxisnahe computerunterstützte<br />
Diagnostik pulmonaler Rundherde mittels<br />
Computertomographie. Seit 2003 ist der<br />
46-Jährige im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft<br />
Thorax der DRG.<br />
Metastase im Mittellappen vor<br />
chirurgischer Resektion<br />
Metastase im Mittellappen nach<br />
chirurgischer Resektion<br />
Wer macht wann was?<br />
Im Fall der Lungenmetastasen stehen einerseits<br />
systemische und andererseits unterschiedliche lokale<br />
Verfahren – nämlich die chirurgische Resektion,<br />
die Strahlentherapie sowie interventionellradiologische,<br />
thermoablative Verfahren (an der<br />
Lunge überwiegend Radiofrequenzablation oder<br />
Mikrowellenablation) – als Therapien zur Wahl.<br />
Neben der technischen Machbarkeit ist bei der<br />
Wahl des Therapieverfahrens das zu erwartende<br />
Ansprechen der jeweiligen Tumorentität auf eine<br />
Chemo- oder Radiotherapie zu berücksichtigen.<br />
Bei bestehender Strahlenresistenz des Tumors<br />
und limitierten chemotherapeutischen Opti-<br />
Fünf HRCT-Scans von Patienten mit<br />
fibrotischer Lungenerkrankung. Die unterschiedlichen<br />
Krankheitsmuster gehen mit unterschiedlichen<br />
Prognosen einher, unabhängig von<br />
der pathologischen Unterart der Fibrose.<br />
onen kann im Einzelfall durchaus eine lokalchirurgische<br />
Therapie auch bei einer hohen Anzahl<br />
von Metastasen sinnvoll sein. „Dem Chirurgen<br />
kann es gelingen, bis zu 30 Metastasen auf jeder<br />
Seite zu entfernen“, so Dag Wormanns. Bei einem<br />
zentralen Herd hingegen gerät die Chirurgie an<br />
ihre Grenzen, weil zu viel Lungenparenchym bei<br />
der Entfernung in Mitleidenschaft gezogen werden<br />
würde. Aber auch die interventionell-radiologischen<br />
Verfahren sind hier nicht ideal, weil es<br />
sich schwierig gestaltet, die Sonde in der gefäßreichen<br />
Umgebung exakt zu platzieren. Zentrale<br />
Herde gelten in der Regel darum als typisches<br />
Beispiel für eine Strahlentherapie.<br />
Bei peripheren Herden wiederum hängt die<br />
Therapie vom OP-Risiko des Patienten ab: Ist<br />
das Gewebe von vorangegangenen Eingriffen<br />
bereits stark vernarbt und sind nur eine oder wenige<br />
Metastasen vorhanden, sind thermoablative<br />
Veranstaltung<br />
Raum Peters<br />
Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />
13:45 - 14:30 Uhr<br />
Rundherde/ Tumoren (incl.<br />
Atelektasen)<br />
Wormanns D. / Berlin<br />
Session: Fit für den Facharzt –<br />
Das konventionelle Röntgenbild –<br />
Thorax III<br />
Verfahren gefragt, die allerdings ein höheres Rezidivrisiko<br />
als die chirurgischen Verfahren haben.<br />
Und diffuse Metastasierungen sind in aller Regel<br />
ein Fall für den Internisten und die systemische<br />
Therapie. „Die Wahl der für den individuellen<br />
Patienten besten Therapie lässt sich nicht so<br />
leicht in einfache Regeln fassen. Ziel der Session<br />
ist es darum, typische klinische Situationen zu<br />
diskutieren und anhand einschlägiger Beispiele<br />
Entscheidungen nachvollziehbar zu machen. Die<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Praxis<br />
kann diese Wissensvermittlung jedoch nicht ersetzen“,<br />
schließt Dag Wormanns.<br />
Die Thoraxradiologie hat<br />
Nachholbedarf ...<br />
… sagt Prof. Dr. Bernward Passlick, der am <strong>Freitag</strong><br />
den Vorsitz beim Thoraxtag zur Diagnostik<br />
und Therapie des Emphysems beim diesjährigen<br />
Röntgenkongress in Hamburg hat. Sprechen wird<br />
er dann über die chirurgische Therapie des Emphysems.<br />
Als Ärztlicher Direktor der Klinik für<br />
Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg<br />
liegt ihm besonders am Herzen, den Blick<br />
seiner chirurgischen und radiologischen Kollegen<br />
für eine bessere diagnostische und kostenreduzierende<br />
Zusammenarbeit zu schärfen. RöKo<br />
Heute verriet der Thorax-Experte, wo noch Bedarf<br />
besteht.<br />
boards wider, in denen sich eine ausgezeichnete<br />
Plattform bietet, um einen sinnvollen interdisziplinären<br />
Austausch zu schaffen, beispielsweise<br />
im Hinblick auf die Frage der Infiltration von<br />
Nachbarorganen, der Differenzierung von Infiltraten<br />
usw.<br />
Was könnte dieses Fach besser<br />
machen, um Ihren klinischen Bedürfnissen<br />
mehr entgegenzukommen?<br />
Wesentliche Erkrankungen, die den thoraxchirurgischen<br />
Alltag bestimmen, sind die Malignome, insbesondere<br />
der primäre Lungenkrebs, Mesotheliome<br />
sowie Lungenmetastasen. Darüber hinaus spielt<br />
die funktionelle Thoraxchirurgie im Hinblick auf<br />
Emphysem und Zwerchfellerkrankung eine große<br />
Rolle. Die Radiologie kann hierbei unterstützen, in<br />
dem sie den aktuellen klinischen Trends folgt.<br />
Nach seinem Studium der Humanmedizin an<br />
verschiedenen Universitäten in Deutschland,<br />
Italien und den USA, spezialisierte sich Prof.<br />
Dr. Bernward Passlick in der Thorax- und<br />
Gefäßchirurgie. Später wurde er eines der<br />
Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaften<br />
Thoraxchirurgische Onkologie der<br />
DKG und Universitäre Thoraxchirurgie der DGT.<br />
Seit 2004 ist er Professor für Thoraxchirurgie<br />
an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er<br />
ist Mitherausgeber des „Zentralblatts für Chirurgie“<br />
und steht dem Zentrum für Thorakale<br />
Tumore des des Comprehensive Cancer Center<br />
des Universitätsklinikums Freiburg (CCCF) vor.<br />
So werden derzeit vermehrt bei kleinen Lungentumoren<br />
(< 2 cm) Segmentresektionen anstelle<br />
von Lobektomien eingesetzt bzw. erforscht. Bei<br />
der exakten präoperativen Darstellung des Tumorsitzes<br />
ist der Radiologe hilfreich, weil er die<br />
Segmentgrenzen röntgenologisch darstellen kann,<br />
was dem Operateur die Planung erleichtert. Dazu<br />
muss er die Bilder so optimieren, dass sie den Bedürfnissen<br />
des Chirurgen gerecht wird. Hierzu<br />
gibt es einige Ansätze, die der weiteren Verfolgung<br />
bedürfen.Die Volumetrie von Rundherden im<br />
zeitlichen Verlauf könnte bei breitem und reproduzierbarem<br />
Ansatz eine wertvolle Hilfe bei der<br />
Entscheidung zur Operationspflichtigkeit sein.<br />
Welche besonderen Anliegen beschäftigen<br />
Sie hinsichtlich der gemeinsamen<br />
Sitzungen der DRG und DGP bzw. DGT?<br />
Anlässlich des diesjährigen Kongresses der Röntgengesellschaft<br />
stehen Lungenkrebsscreening, die<br />
Fibrose und das Emphysem im Mittelpunkt. Das<br />
Lungenkrebsscreening könnte vermutlich weitere<br />
Akzeptanz finden, wenn es gelänge, die Strahlenbelastung<br />
weiter zu reduzieren und den Gesetzgeber<br />
davon zu überzeugen, dass zumindest in<br />
definierten Hochrisikogruppen ein Screening<br />
sinnvoll ist, um Leid zu vermeiden und letztendlich<br />
auch Kosten zu reduzieren. Hier sollten Radiologen<br />
und Thoraxchirurgen gegenüber dem<br />
Gesetzgeber an einem Strang ziehen.<br />
Die radiologische Zuordnung von interstitiellen<br />
Lungenerkrankungen spielt im Hinblick<br />
auf die Transplantationsnotwendigkeit eine große<br />
Rolle. Vielleicht gelingt es, durch eine Kooperation<br />
mit den Pathologen hier zu einer Verringerung<br />
der Interobservervariabilität zu kommen, die gegenwärtig<br />
noch enorm ist. Die Volumenbestimmung<br />
bei Emphysempatienten könnte hilfreich<br />
sein im Hinblick auf die Beurteilung der Effektivität<br />
verschiedener Therapieansätze und bei der<br />
Bestimmung von sogenannten Zielzonen bei der<br />
Emphysemchirurgie. Auch hier bietet sich ein<br />
breites Feld.<br />
Wie stehen Sie zu radiologischen<br />
Interventionen, wie RFA, die auch beim<br />
Thorax angewendet werden können?<br />
Radiologische Interventionen, wie die RFA müssen<br />
sich messen mit anderen minimalinvasiven<br />
Verfahren zur Therapie bzw. zur Diagnostik von<br />
Lungentumoren, wie etwa der videoassistierten<br />
minimalinvasiven Resektion oder auch der stereotaktischen<br />
Strahlentherapie.<br />
Heute gelingt es, selbst kleine Tumore mit minimalstem<br />
Aufwand, ohne Einlage von Drainagen<br />
thorakoskopisch zu resezieren, sodass hier fast<br />
immer der Vorzug gegeben werden kann. Hochrisikopatienten,<br />
die keinem operativen Eingriff<br />
zugänglich sind, sind zumeist auch nur schwierig<br />
mit einer RFA zu therapieren, sodass hier die stereotaktische<br />
Bestrahlung zumeist bevorzugt wird.<br />
Zentral gelegene, kleine Tumore, die für alle<br />
Disziplinen schwierig sind, könnten unter Umständen<br />
mit einer interoperativen RFA therapiert<br />
werden, auch hier sind Forschungsmöglichkeiten<br />
gegeben.<br />
Die Radiologie ist ein stark von innovativer<br />
Technik getriebenes Fach, welche Rolle<br />
spielt die Technik auf Ihrem Gebiet?<br />
Aufgrund der Tatsache, dass sowohl Pneumologie<br />
als auch Thoraxchirurgie erst spät Einzug in die<br />
Universitäten gefunden haben, und dies auch jetzt<br />
noch nicht flächendeckend der Fall ist, besteht<br />
aus meiner Sicht im Hinblick auf die thorakale<br />
Radiologie ein enormer Nachholbedarf. Vermeidung<br />
von Strahlenbelastung, Ersatzmöglichkeiten<br />
für gegenwärtig verwendete Kontrastmittel,<br />
Beurteilung der Infiltrationstiefe von Tumoren,<br />
die Kooperation zwischen Nuklearmedizin, Radiologie<br />
und Thoraxchirurgie sind Felder, die genug<br />
Raum für innovative Forschung bieten, sodass<br />
die universitären Thoraxchirurgen innovativen<br />
Verfahren in der thorakalen Radiologie mehr als<br />
offen gegenüberstehen.<br />
Veranstaltung<br />
Raum Peters<br />
Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />
17:10 - 17:30 Uhr<br />
Chirurgische Therapie<br />
Passlick B. / Freiburg<br />
Session: Radiologie trifft<br />
Thoraxchirurgie<br />
und Pneumologie II –<br />
Emphysem<br />
6 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Thorax interdisziplinär<br />
Mehr Optionen, bessere Chancen<br />
Aktueller Stand der Therapie bei Lungenfibrose aus Sicht des Pneumologen<br />
Die medizinische Versorgung der<br />
Lungenfibrose wird immer komplexer.<br />
Denn dank neuer Medikamente<br />
stehen deutlich mehr Behandlungsoptionen zur<br />
Verfügung, die die Lebenserwartung der Patienten<br />
steigern können. Warum die Radiologie<br />
so wichtig für die richtige Therapie ist und was<br />
das Ganze mit einer Buchstabensuppe zu tun hat,<br />
erklärt der Pneumologe Prof. Dr. Felix Herth,<br />
Chefarzt der Abteilung Innere Medizin der Thoraxklinik<br />
am Universitätsklinikum Heidelberg.<br />
Ein Gesprächsprotokoll.<br />
Lungenfibrose zugeschnitten ist. Die Erfahrungen<br />
sind gut. Wir können die Patienten zwar<br />
nicht heilen, aber stabilisieren. Bis Ende <strong>2014</strong><br />
wird noch mindestens ein neues Medikament<br />
zugelassen und ich bin optimistisch, dass noch<br />
weitere folgen. Man muss ehrlicherweise sagen,<br />
dass es sich dabei um sehr kostspielige Therapien<br />
handelt. Zudem haben die Medikamente auch<br />
immer Nebenwirkungen. Umso wichtiger ist für<br />
uns eine saubere Diagnostik.<br />
Seit die American Thoracic Society (ATS)<br />
und die European Respiratory Society (ERS) im<br />
Jahr 2011 eine gemeinsame neue Leitlinie veröffentlicht<br />
haben, hat die radiologische Bildgebung<br />
noch an Bedeutung für die Diagnostik gewonnen.<br />
Sie stellt einen Scheideweg dar, an dem sich ent-<br />
scheidet, ob beim Patienten eine Biopsie durchgeführt<br />
werden muss oder nicht. Man versucht, die<br />
Gewebeentnahme nach Möglichkeit zu umgehen,<br />
denn bei Patienten mit einer gewissen Konstellation<br />
von Lungenfunktionswerten besteht ein<br />
erhöhtes Risiko, durch den Eingriff einen akuten<br />
Krankheitsschub auszulösen. Man vermutet,<br />
dass die Erkrankung durch die mechanische Manipulation<br />
angetriggert wird, genau erforscht ist<br />
das jedoch nicht. Eine sachgemäß durchgeführte<br />
Bildgebung leistet deshalb einen verantwortungsvollen<br />
Beitrag zum Wohl des Patienten.“<br />
Veranstaltung<br />
Raum Peters<br />
Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>,<br />
08:00 - 09:30 Uhr<br />
Pneumologie<br />
Herth, F. / Heidelberg<br />
Refresherkurs: Radiologie<br />
trifft Thoraxchirurgie<br />
und Pneumologie I –<br />
Lungenfibrose<br />
„Im Wesentlichen kann man sagen, dass sich die<br />
Therapiemöglichkeiten bei der pulmonalen Fibrose<br />
aus zwei Gründen verbessert haben. Erstens,<br />
weil wir heute wissen, dass es viele verschiedene<br />
Subtypen dieser Erkrankung gibt, die auch unterschiedlich<br />
behandelt werden müssen. Die Klassifikation<br />
erfolgt anhand histopathologischer sowie<br />
radiologischer Muster. Es ist recht kompliziert,<br />
sich die Abkürzungen für diese Muster zu merken,<br />
deshalb sagen wir gern Buchstabensuppe dazu.<br />
Zweitens werden immer mehr Medikamente entwickelt,<br />
die die Lungenfibrose zwar nicht aufhalten,<br />
aber ihr Fortschreiten verlangsamen können.<br />
Das Grundproblem bei diesem Krankheitsbild ist<br />
ein überschießender Zellumsatz, der dazu führt,<br />
dass das Gewebe auf Dauer vernarbt und das Organ<br />
sich versteift. Die Medikamente sollen diese<br />
Narbenbildung eindämmen.<br />
Es ist noch gar nicht lange her, da konnten<br />
wir unsere Patienten nur mit Cortison behandeln<br />
oder gar nicht. Das Problem dabei ist, dass<br />
Cortison nicht bei allen Arten der Lungenfibrose<br />
wirkt. Es kann sogar zu unerwünschten Nebenwirkungen<br />
führen, die ein Risiko für den Betroffenen<br />
darstellen. Deshalb muss man genau abwägen,<br />
ob der Patient überhaupt von einer Therapie<br />
profitiert oder ihm mehr damit geholfen ist, ihn<br />
nicht zu behandeln. Eine nichtspezifische interstitielle<br />
Pneumopathie (NSIP) beispielsweise ist eine<br />
nur sehr langsam voranschreitende Erkrankung,<br />
bei der im Regelfall erst einmal abgewartet wird.<br />
Hinzu kommt, dass die Lungenfibrose häufig<br />
Folge einer primären Systemerkrankung ist, zum<br />
Beispiel von Rheumatismus. In dem Fall behandelt<br />
man erst die Grunderkrankung und dadurch<br />
natürlich auch sekundär die Lunge.<br />
Seit vier Jahren steht für die gewöhnliche<br />
interstitielle Pneumonie (Usual Interstial Pneumonia;<br />
UIP) erstmals ein Medikament zur<br />
Verfügung, das auf einen spezifischen Typ der<br />
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Seit 2004 leitet der Internist und Pneumologe<br />
Prof. Dr. med. Dipl. oec. Felix<br />
Herth die Abteilung Pneumologie und<br />
Beatmungsmedizin der Thoraxklinik<br />
am Universitätsklinikum Heidelberg.<br />
In der Thoraxklinik Heidelberg werden<br />
jährlich rund 19.000 Fälle von Lungenerkrankungen<br />
sowohl ambulant als<br />
auch teil- und vollstationär behandelt.<br />
Felix Herth ist außerdem Präsident der<br />
European Association for Bronchology<br />
and Interventional Pulmonology<br />
(EABIP) und Generalsekretär der Deutschen<br />
Gesellschaft für Pneumologie<br />
und Beatmungsmedizin.<br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 7
Lunge komplex<br />
„Nebenbefund ‚Lungenfibrose‘ reicht nicht!“<br />
Radiologische Impressionen aus dem ILD-Board<br />
Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD),<br />
speziell die Lungenfibrose, sind ein häufig<br />
seltenes Phänomen. Dieser Widerspruch<br />
deutet an, dass jedes einzelne Krankheitsbild für<br />
sich zwar selten ist, aber in der Vielzahl führen sie<br />
doch zu einem relativ großen Patientenkollektiv.<br />
Allerdings nur beim Pneumologen, weniger beim<br />
Radiologen, der zumindest in Deutschland keine<br />
Facharztausbildung zum Thoraxspezialisten<br />
Prof. Heußel versucht es mit einer CT-gesteuerten<br />
Gewebeentnahme – und siehe da: Es sind doch<br />
keine Lungenmetastasen, sondern es handelt sich<br />
um eine Amyloidose. „Die Amyloidose ist eine Systemerkrankung,<br />
die viele Organe befallen kann,<br />
eine Lungentoxizität hervorrufen, und werden<br />
auch gleich in ihrer Symptomatik beschrieben.“<br />
Und tatsächlich stellt sich heraus, dass der Patient<br />
wegen einer rheumatoiden Arthritis Methotrexat<br />
einnimmt. Nach Absetzen des Medikaments ist<br />
Decortin und Methotrexattherapie wegen rheumatoider Arthritis mit schwerer restriktiver<br />
Ventilationsstörung und Partialinsuffizienz im Rahmen der Lungentoxizität. Nach Absetzen<br />
deutliche Besserung innerhalb von drei Monaten.<br />
Birt-Hogg-<br />
Dubé-<br />
Syndrom<br />
mit dünnwandigen<br />
Lungenzysten<br />
machen kann und solche Lungenerkrankungen<br />
nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Es sei denn,<br />
man leitet wie Prof. Dr. Claus Peter Heußel die<br />
Diagnostische und Interventionelle Radiologie an<br />
der Thoraxklinik Heidelberg, eine der größten<br />
Lungenfachkliniken in Europa.<br />
Dienstag, 15:30 Uhr: Prof. Heußel sitzt wie<br />
jede Woche mit neun anderen Fachärzten aus der<br />
Pneumologie um Prof. Felix Herth und der Pathologie<br />
im ILD-Board seiner Klinik und diskutiert<br />
aktuelle Fälle aus dem eigenen Haus sowie dem<br />
umliegenden Rhein-Neckar-Kreis. Bei einem<br />
Patienten sind mehrere Rundherde gefunden<br />
worden, Verdacht auf Krebs. Ein niederschmetterndes<br />
Urteil. Die transbronchiale Biopsie konnte<br />
zunächst keine eindeutigen Ergebnisse bringen.<br />
Veranstaltung<br />
Saal Wachsmann<br />
Fr., <strong>30.</strong>05. <strong>2014</strong>,<br />
08:00 - 09:30 Uhr<br />
Radiologie<br />
Heußel, C. P. / Heidelberg<br />
Session:<br />
Refresherkurs: Radiologie trifft<br />
Thoraxchirurgie und Pneumologie<br />
I – Lungenfibrose<br />
sich jedoch nur selten in der Lunge manifestiert.<br />
Deshalb kann sie sehr untypisch aussehen, streifig<br />
oder als Wandverdickung im Tracheobronchialbaum<br />
– hier waren es eben multiple rundliche<br />
Herde“, erläutert der Radiologe.<br />
Ein anderer Patientenfall mit schwerer diffuser<br />
Lungenerkrankung kommt an die Reihe.<br />
Im Thorax-CT sieht das Gewebe infiltriert und<br />
fibrosiert aus, wie zum Beispiel bei einer Lungenmanifestation<br />
im Rahmen einer rheumatischen<br />
Erkrankung. Heußel wird stutzig und wendet<br />
sich an den betreuenden Arzt: „Sag mal, nimmt<br />
der Patient irgendwelche Medikamente? Wenn<br />
ja, schau doch mal auf www.pneumotox.com<br />
nach. Dort sind alle Medikamente gelistet, die<br />
Die Top 5 der idiopathischen interstitiellen<br />
Pneumonien im Überblick:<br />
1. IPF (idiopathische pulmonale Fibrose)<br />
Verteilung: basal und peripher subpleural<br />
Zeichen in der CT: Wabenmuster, Bronchektasen, strukturelle Deformität, fokale<br />
Milchglastrübung<br />
2. NSIP (nichtspezifische interstitielle Pneumonie)<br />
Verteilung: basal und peripher subpleural, symmetrisch<br />
Zeichen in der CT: Milchglastrübung, Konsolidierung, irreguläre Bänder<br />
3. DIP (desquamative interstitielle Pneumonie)<br />
Verteilung: basal und peripher<br />
Zeichen in der CT: Milchglastrübung, retikuläre Zeichnung, raucherassoziiert<br />
4. RB-ILD (respiratorische Bronchiolitis mit interstitieller Lungenerkrankung)<br />
Verteilung: diffus<br />
Zeichen in der CT: Bronchuswandverdickung, fleckige Milchglastrübung, zentrilobuläre<br />
Knötchen, raucherassoziiert<br />
5. COP (kryptogene organisierende Pneumonie, früher BOOP)<br />
Verteilung: herdförmig<br />
Zeichen in der CT: (sub)segmentale Konsolidierungen, positives Pneumobronchogramm,<br />
oft Aussparung des Subpleuralraums<br />
Bilaterale Rundherde. Aus der CT-gesteuerten Punktion aus dem re. UL ergab sich eine Amyloidose.<br />
Fakten zu Asbest<br />
Berliner Erklärung<br />
Auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress<br />
im Februar wurde die „Berliner Erklärung zu Gesundheitsrisiken<br />
durch Asbest und zur Lage der<br />
asbestbedingt Erkrankten“ veröffentlicht. Darin<br />
mahnen die Unterzeichner – Experten nationaler<br />
und internationaler Krebsgesellschaften, Selbsthilfegruppen<br />
und andere Organisationen – vor<br />
der steigenden Anzahl asbestbedingter Erkrankungen.<br />
Trotz eines Verbots hierzulande im Jahr<br />
1993 sind die Auswirkungen des massenhaften<br />
Einsatzes von Asbest bis heute spürbar: Die Deutsche<br />
Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)<br />
dokumentierte im Jahr 2012 über 2.000 berufsbedingte<br />
Todesfälle, die aus typischen asbestbedingten<br />
Erkrankungen resultierten. Der Scheitelpunkt<br />
ist damit jedoch längst nicht erreicht.<br />
Aufgrund der langen Latenzzeit, die zwischen<br />
zehn und 50 Jahren liegt, erwarten die Experten<br />
den Höhepunkt der Erkrankungswelle erst in den<br />
2020er-Jahren.<br />
Der Berufskrankheit<br />
auf der Spur<br />
Neues Angebot für beruflich<br />
asbestfaserexponierte Versicherte<br />
Prof. Dr. Claus<br />
Peter Heußel<br />
die schwere Ausprägung nahezu komplett reversibel.<br />
Solche lungentoxischen Veränderungen<br />
sieht der Professor häufig – manchmal auch bei<br />
als harmlos eingeschätzten Statinen, die häufig<br />
prophylaktisch gegeben werden.<br />
Zurück in der Routine erhält der Chefarzt<br />
einen Anruf aus der ILD-Ambulanz. Ein Pneumologe<br />
ist am Apparat, der vor Jahren einen Kongressvortrag<br />
des Heidelberger Kollegen gehört<br />
hat: „Ihr habt doch damals einen Fall von einer<br />
jungen Patientin vorgestellt, die pustulöse Hautveränderungen<br />
und gleichzeitig Lungenzysten<br />
hatte. Was war das nochmal?“ Heußel überlegt:<br />
„Ah ja, richtig! Die Dame hatte einen seltenen genetischen<br />
Defekt, das Birt-Hogg-Dubé-Syndrom.<br />
PD Dr. Karina Hofmann-Preiß, Fachärztin für<br />
Diagnostische Radiologie am Institut für bildgebende<br />
Diagnostik und Therapie in Erlangen, ist<br />
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diagnostische<br />
Radiologie arbeits- und umweltbedingter<br />
Erkrankungen der Deutschen Röntgengesellschaft<br />
(DRG). Im Interview erläutert sie die Rolle<br />
der Radiologie bei der Erkennung asbestbedingter<br />
Berufskrankheiten und das neue Angebot der Berufsgenossenschaften<br />
zur verbesserten Erkennung<br />
von Lungenkrebs bei ehemals asbestexponierten<br />
Arbeitnehmern.<br />
RöKo Heute: Gibt es einen<br />
Zusammenhang zwischen Erkrankung und<br />
Asbestkontamination?<br />
Wir haben sie in ein Überwachungsprogramm<br />
aufgenommen, weil die<br />
Betroffenen ein erhöhtes Risiko für<br />
das Nierenzellkarzinom haben.“<br />
Systemerkrankungen mit Lungenmanifestation,<br />
Rauchen, berufsbedingte<br />
Belastungen, Umwelteinflüsse,<br />
Medikamentenexpositionen<br />
oder familiäre Prädisposition zählen<br />
zu den häufigsten Ursachen, die zu<br />
einer diffusen parenchymatösen Lungenerkrankung<br />
führen. Um diese näher<br />
zu klassifizieren und dadurch die<br />
Weichen für die richtige Therapie zu<br />
stellen, bedarf es einer differenzierten<br />
bildgebenden Diagnostik. Der unbehandelte Verlauf<br />
ist teilweise sehr ungünstig, die Therapien<br />
der einzelnen Erkrankungen sehr unterschiedlich.<br />
Eine Beurteilung im Stil von „Nebenbefund<br />
‚Lungenfibrose‘“ lässt Prof. Heußel deshalb<br />
nicht gelten: „Es gibt mehr als 100 verschiedene<br />
Formen einer Lungenfibrose. Viele dieser Entzündungsreaktionen<br />
zeigen charakteristische<br />
Muster in der Thorax-CT, die Hinweise auf bestimmte<br />
Krankheitsbilder und -auslöser geben.“<br />
Die meisten davon sind im Einzelnen selten, aber<br />
zumindest die fünf wichtigsten und häufigsten<br />
Muster sollte jeder Radiologe kennen. Auf dem<br />
Röntgenkongress wird dazu jedes Jahr ein ganzer<br />
Fortbildungskurs angeboten.<br />
Verkalkte Pleuraplaques beidseits in Aufsicht<br />
(en face). dünner Pfeil in den Oberfeldern<br />
und rechts im Mittelfeld lateral an der Thoraxwand<br />
dicker Pfeil<br />
Hofmann-Preiß: Bei bekannter Asbestexposition<br />
lässt sich dieser Zusammenhang recht zuverlässig<br />
herstellen. Es gibt sehr charakteristische Veränderungen<br />
am Rippenfell, sogenannte parietale<br />
Verdickungen der Pleura. Diese Veränderungen,<br />
die aussehen wie kleine Tafelberge, können fast<br />
immer einer asbestfaserinduzierten Erkrankung<br />
zugeschrieben werden. Schwieriger ist es allerdings,<br />
die eigentliche Lungenerkrankung einzuordnen.<br />
Denn Lungenfibrosen können vielfäl-<br />
8 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Lunge & Beruf<br />
PD Dr. Karina Hofmann-Preiß<br />
ese Untergruppe auf den Weg. Künftig sollen<br />
Menschen über 55 Jahre, die auf mehr als 30<br />
Packungsjahre zurückblicken und vor 1985 für<br />
mindestens zehn Jahre asbestfaserexponiert waren,<br />
das Angebot einer Niedrigdosis-CT-Untersuchung<br />
anstelle der Thoraxübersichtsaufnahme<br />
erhalten. Bei dieser Untersuchung soll im<br />
Normalfall die effektive Dosis deutlich unter 1<br />
Millisievert liegen.<br />
Das Thema Lungenkrebs-Screening wird<br />
hierzulande sehr kontrovers diskutiert.<br />
Ist dieser Schritt nicht etwas gewagt?<br />
Es wurden sehr rigide Protokolle erarbeitet und<br />
dieses Angebot wird es ausschließlich in spezialisierten<br />
Zentren geben. Die Zahlen, die der<br />
Aachener Arbeitsmediziner Prof. Dr. Thomas<br />
Kraus veröffentlichte, sprechen außerdem dafür,<br />
dass es sich um eine so stark gefährdete Klientel<br />
handelt, dass die Strahlenexposition verhältnismäßig<br />
ist. In der Aachener Studie wurde bei 4,8<br />
Prozent der Untersuchten ein Lungenkarzinom<br />
gefunden. Dieser Prozentsatz ist weitaus höher<br />
als der Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung.<br />
Aber natürlich müssen wir uns die ersten Untersuchungen<br />
genauestens anschauen und die<br />
Protokolle überprüfen. Entscheidend ist, dass<br />
es ein solches Angebot überhaupt gibt und dass<br />
eine ausführliche Aufklärung der Betroffenen<br />
stattfindet.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Low-Dose–Volumen-<br />
CT des gleichen<br />
Probanden, eff. Dosis<br />
1 mSv. Parietale,<br />
tafelbergartige Verdickungen<br />
der Pleura<br />
mit Verkalkungen,<br />
morphologisch hochcharakteristisch<br />
für<br />
eine asbestfaserinduzierte<br />
Erkrankung der<br />
Pleura. (Pfeile)<br />
tige Ursachen haben und sofern zusätzlich keine<br />
Veränderungen des Rippenfells vorliegen, ist der<br />
Befund nur schwer zuzuordnen.<br />
Was können Versicherte tun, um<br />
eine berufsbedingte Asbesterkrankung<br />
diagnostizieren zu lassen?<br />
Schon seit vielen Jahren können Arbeitnehmer,<br />
die nachweislich beruflich asbestexponiert waren,<br />
eine durch die Berufsgenossenschaften angebotene<br />
nachgehende arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung<br />
in Anspruch nehmen. Im Rahmen<br />
dieser Untersuchung wird auch eine Lungenübersichtsaufnahme<br />
durchgeführt. Mit dieser Untersuchung<br />
lassen sich Veränderungen am Rippenfell<br />
oder an der Lunge feststellen – allerdings meist<br />
erst in einem relativ fortgeschrittenen Stadium.<br />
Zudem wissen wir, dass bei dieser Fragestellung<br />
Thoraxaufnahmen zwischen 30 und 50 Prozent<br />
der Fälle falsch-positive oder falsch-negative Befunde<br />
liefern.<br />
Das Röntgen scheint damit kein besonders<br />
zuverlässiges Verfahren zur Früherkennung<br />
einer Erkrankung zu sein ...<br />
Für einen Großteil der potenziell Betroffenen ist<br />
es aber nach wie vor das beste zur Verfügung stehende<br />
Verfahren. Man darf nicht vergessen: Die<br />
Untersuchung ist ein Angebot der Berufsgenossenschaften<br />
und nicht jeder Arbeitnehmer, der<br />
asbestfaserexponiert war, nimmt dieses Angebot<br />
in Anspruch und nicht jeder erkrankt in seinem<br />
späteren Leben.<br />
Neueste Erkenntnisse haben jedoch gezeigt,<br />
dass es innerhalb der Gruppe der Asbestexponierten<br />
eine Untergruppe gibt, die ein stark erhöhtes<br />
Lungenkrebsrisiko hat: die Raucher. Basierend<br />
auf den Ergebnissen des National Lung<br />
Screening Trials (NLST) in den USA brachte<br />
die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
(DGUV) nun ein erweitertes Angebot für di-<br />
Innovationen, die<br />
die Radiologie<br />
verändern<br />
Das Gesundheitswesen ist im Wandel und die Herausforderungen<br />
auf medizinischer und wirtschaftlicher Seite werden größer. Wir<br />
helfen dabei Antworten zu finden. Eine große Nähe zu unseren<br />
Kunden und ein tiefes Verständnis für ihre Bedürfnisse ermöglichen<br />
uns, bedeutungsvolle Innovationen zu entwickeln. So zum<br />
Beispiel die Magnetresonanztomographen der Ingenia CX Serie.<br />
Sie digitalisieren das Signal direkt an der Spule und sind eine<br />
wesentliche Innovation zur Verbesserung der Bildklarheit, Geschwindigkeit<br />
und des Workflows.<br />
ASBEST<br />
Begriff: Asbest steht für eine Gruppe sehr<br />
beständiger und nicht brennbarer Minerale,<br />
die seit dem Altertum zum Brandschutz<br />
und zur Isolation eingesetzt wurden.<br />
Gefahren: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts<br />
erkannte man die gesundheitlichen<br />
Gefahren, die durch das Einatmen von<br />
Asbestfasern auftreten. Erste Schutzvorschriften<br />
wurden in Deutschland in den<br />
1970er-Jahren erlassen, seit 1993 ist der<br />
Einsatz von Asbest verboten.<br />
Gesundheitliche Auswirkungen: Eingeatmete<br />
Asbestfasern dringen bis tief in<br />
die Lungenalveolen ein und können – in<br />
den meisten Fällen – nicht vom Körper<br />
eliminiert werden. An der Lunge verursachen<br />
sie eine Fibrose mit UIP-Muster, die<br />
eigentliche Asbestose. Darüber hinaus entstehen<br />
durch Asbestfasern charakteristische<br />
Veränderungen am Rippenfell (sogenannte<br />
Pleuraplaques). Nach Asbestfaserexposition<br />
treten zudem häufiger als in der Normalbevölkerung<br />
Krebserkrankungen der Lunge<br />
und des Kehlkopfes auf, auch Mesotheliome<br />
der Pleura und des Peritoneums werden<br />
durch Asbestfasern verursacht. Die Latenzzeit<br />
dieser Erkrankungen liegt zwischen<br />
zehn und 50 Jahren.<br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 9
TB im Roman<br />
„Krankheit ist nicht vornehm“<br />
Sie<br />
Wie Thomas Mann im „Zauberberg“ die Tuberkulose entromantisierte<br />
Als Thomas Mann im Frühjahr 1912<br />
nach Davos reist, um seine Frau<br />
Katia im Lungensanatorium zu besuchen,<br />
zieht er sich selbst einen schweren Katarrh<br />
zu. Der Klinikdirektor rät ihm, sich doch gleich<br />
zu den anderen Kranken zu legen. Doch der<br />
Schriftsteller verzichtet darauf, für die nächsten<br />
Monate in Wolldecken eingemummt auf einem<br />
Liegestuhl zu verbringen. Er fährt nach Hause<br />
und verfasst lieber einen Roman von Weltruhm<br />
über diese „Krankenwelt dort oben“, wie er sie<br />
später Studenten an der Princeton University<br />
beschreibt. Eine Welt, die gerade „den jungen<br />
Menschen in relativ kurzer Zeit dem wirklichen,<br />
aktiven Leben vollkommen entfremdet“.<br />
Solch eine Realitätsentfremdung ereilt seinen<br />
Protagonisten Hans Castorp im 1924 veröffentlichten<br />
und ironisch gefärbten Roman „Der Zauberberg“.<br />
Der junge Mann kommt als Besucher<br />
in die Tuberkulose-Luxusabsteige „Berghof“ und<br />
verbummelt dort als Kranker geschlagene sieben<br />
Jahre seines Lebens. Erst infiziert er sich mit der<br />
Liebe zur kirgisenäugigen Clawdia Chauchat,<br />
dann mit einem Krankheitskeim. Wobei es auch<br />
ein und dasselbe sein könnte, denn bevor Robert<br />
Koch im Jahr 1882 die Tuberkulose ein für alle<br />
Mal als schnöde bakterielle Infektionskrankheit<br />
entzauberte, war sie in der Kunst als romantische<br />
und individualisierende Krankheit mit großer<br />
Hingabe mystifiziert worden. Werke wie Alexandre<br />
Dumas’ „Die Kameliendame“ (1848)<br />
machten die Schwindsucht schick. So kann Castorp<br />
es anfangs kaum fassen, dass nicht alle Pa-<br />
Das Berghotel „Sanatorium Schatzalp“<br />
diente Thomas Mann als Vorbild für die Hauptszenen<br />
des Romans „Der Zauberberg“.<br />
tienten im Sanatorium so sinnlich-schön leiden<br />
wie seine Madame Chauchat. „Krankheit ist doch<br />
gewissermaßen etwas Ehrwürdiges“, meint er zu<br />
seinem Mentor Settembrini. Der widerspricht:<br />
„Krankheit ist durchaus nicht vornehm, durchaus<br />
nicht ehrwürdig – diese Auffassung ist selbst<br />
Krankheit oder sie führt dazu.“<br />
In der Tat war die Mehrheit der Bevölkerung<br />
vor 100 Jahren mit dem Mycobacterium tuberculosis<br />
infiziert. So gut wie jeder trug also den Keim<br />
in sich, ohne tatsächlich erkrankt zu sein. Ob sein<br />
Romanheld nun wirklich an Tuberkulose leidet<br />
oder nicht, lässt Thomas Mann bewusst offen.<br />
Dadurch werden der Krankheit in seinem Werk<br />
zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen zuteil:<br />
eine medizinische und eine metaphorische. „Im<br />
‚Zauberberg‘ geht es darum, wie man als Mensch<br />
lernt, mit den Widersprüchen der Moderne umzugehen.<br />
Der Text lebt von Dualismen, vor allem<br />
Thomas Mann<br />
veröffentlichte 1924 den<br />
„Zauberberg“ und erhielt<br />
1929 für seinen ersten,<br />
1901 erschienenen<br />
Roman „Die Buddenbrooks“<br />
den Nobelpreis<br />
für Literatur.<br />
dem Gegensatz von Leben und Tod“, erklärt Dr.<br />
Katrin Max aus Würzburg. Die Literaturwissenschaftlerin<br />
hat sich in ihrem Sachbuch „Liegekur<br />
und Bakterienrausch“ (2013) mit der literarischen<br />
Deutung der Tuberkulose im „Zauberberg“ intensiv<br />
beschäftigt.<br />
weist darauf hin, dass nicht nur die Tuberkulose,<br />
sondern auch das damals neuartige Röntgen<br />
eine denkwürdige Rolle im Roman einnimmt:<br />
„Die Durchleuchtung wird nicht bloß als ein<br />
modernes wissenschaftliches<br />
Verfahren beschrieben, sondern<br />
gleichzeitig auch als etwas, das<br />
die Naturgesetze scheinbar außer<br />
Kraft treten lässt. Man sieht<br />
etwas, das man eigentlich nicht<br />
sehen kann: einen Lebenden als<br />
Leiche.“ So wie die Kranken ihre<br />
Lungenbilder auf Glasplatten<br />
vor sich hertragend über die Sanatoriumsflure<br />
schlurfen, fühlt<br />
man sich an Odysseus’ Hadesfahrt<br />
erinnert, wo die Toten als<br />
Schatten ihrer Selbst umherwandeln.<br />
Als Erzählung über den Tod<br />
wollte Thomas Mann selbst seinen<br />
„Zauberberg“ freilich nie verstanden wissen.<br />
Vielmehr beschrieb er ihn als Ruf zum Leben,<br />
aber bitte im Sinne des Fortschritts und der Vernunft<br />
und nicht einer romantischen Überspanntheit<br />
gehorchend, wo der, der am vornehmsten<br />
fühlt, auch am meisten leidet.<br />
Foto: Carl van Vechten<br />
Tuberkulose hat<br />
viele Gesichter<br />
Zu Besuch im Tuberkulose-Museum<br />
und -Archiv Heidelberg<br />
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Das idyllische Anwesen des Heidelberger<br />
Tuberkulose-Museums und<br />
-Archivs, dessen Park der berühmte<br />
Gartengestalter Friedrich Ludwig von Sckell einst<br />
anlegte, kann über das unsägliche Leid der Tuberkulosekranken<br />
nicht hinwegtäuschen. Und<br />
genau hier setzen die drei Initiatoren der Sammlung,<br />
Prof. Dr. Werner Ebert, Prof. Dr. Felix<br />
Herth und Prof. Dr. Volker Schulz, praktizierende<br />
und ehemalige Chefärzte der Thoraxklinik-<br />
Heidelberg, an. Sie möchten „die Geschichte der<br />
Volksseuche Tuberkulose (TB) in Mitteleuropa,<br />
insbesondere in Deutschland bis zum Anfang der<br />
Chemotherapie zu Ende der 1940er bis 1950er<br />
Jahre darstellen“, sagt Prof. Dr. Schulz, um sie<br />
vor dem Vergessen zu bewahren. Zugleich wollen<br />
sie mit dem Aufzeigen des Entstehens, der Verbreitung<br />
und Bekämpfung von TB helfen, dass<br />
auch neue Fälle der TB schnell erkannt werden.<br />
Deshalb richtet sich die Sammlung an „Mediziner,<br />
Jugendliche, Studenten und Bürger“, verdeutlicht<br />
Schulz. Denn obgleich laut Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) noch im Jahre 2012 weltweit 1,3<br />
Millionen Menschen an Tuberkulose starben und<br />
8,6 Millionen an ihr erkrankten, ist sie mittlerweile<br />
in Deutschland kaum noch anzutreffen. Litten<br />
hier von 100.000 Einwohnern im Jahre 1900<br />
noch 600 an TB, so waren es 2006 nur noch 5,4.<br />
Am höchsten Punkte des kleinen Parks<br />
steht das Rohrbacher Schloss, in dem das<br />
Heidelberger Tuberkulose-Museum und -Archiv<br />
seit Dezember 2011 beheimatet ist. Seine<br />
heutige Form erhielt das Gebäude von Markgräfin<br />
Amalie von Baden, die das spätbarocke<br />
Landhaus 1803 in ein klassizistisches<br />
Schlösschen umwandeln ließ. Hier empfing sie<br />
unter anderem ihren illustren Schwiegersohn,<br />
Zar Alexander I., sowie Kaiser Franz I. von<br />
Österreich und Johann Wolfgang Goethe.<br />
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10 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
TB im Museum<br />
Abbildungen: Tuberkulose-Museum und –Archiv Heidelberg und Cornelia Wels-Maug<br />
Fräulein Hölkeskamp, … könnte ich nicht noch<br />
ein bischen Butterzulage bekommen?“<br />
Das Archiv führt auch vor Augen, wie allgegenwärtig<br />
TB einst in Deutschland war, denn<br />
zahlreiche literarische und musikalische Werke<br />
handeln von TB. Die Protagonisten von Arthur<br />
Schnitzlers „Sterben“ (1892), Fontanes‚ „Effi<br />
Briest“ (1896), Thomas Manns „Zauberberg<br />
(1924), Max Frischs „Stiller“ (1954) bis zu Christa<br />
Wolfs „August“ (2011) sowie Giuseppe Verdis<br />
„La traviata“(1853) und Giacomo Puccinis „La<br />
bohème“ (1895) werden mit der unter anderem<br />
auch als Schwindsucht bezeichneten Krankheit<br />
konfrontiert. Gleichzeitig konkretisiert das Archiv,<br />
wie viele Berühmtheiten der TB zum Opfer<br />
fielen, von Franz von Assisi, Johann Wolfgang<br />
von Goethe, über Karl Marx bis<br />
Franz Kafka. Dabei ist TB „keine<br />
romantische Krankheit“, verweist<br />
Schulz, „sondern ein grausiger<br />
Tod, die Menschen sterben an Erschöpfung“.<br />
Unter einem solchen Mikroskop<br />
entdeckte Robert Koch<br />
1882 das Tuberkelbakterium.<br />
Foto: Dr. Timo Mappes<br />
Medizingeschichte<br />
im Tuberkulose-Museum<br />
Die Medizingeschichte bildet den<br />
Kern des Tuberkulose-Museums<br />
in den vier Räumen des Obergeschosses.<br />
Die historischen Fotos,<br />
medizinischen Apparaturen,<br />
chirurgischen Instrumente, radiologischen<br />
Aufnahmen, Moulagen<br />
und Alltagsgegenstände<br />
einer TB-Heilstätte beleuchten<br />
Diagnose und Behandlungsweisen<br />
der Krankheit im 19. und<br />
20. Jahrhundert. Zentral für den<br />
Fortschritt der Diagnose ist Robert<br />
Kochs Entdeckung des Tuberkulosebakteriums<br />
in Verbindung<br />
mit dem Einsatz von Röntgentechnologie.<br />
Die Darstellung der<br />
Pneumothorax-Behandlung sowie<br />
die zahlreichen Illustrationen der Heilstätten-Bewegung,<br />
die auf Hermann Brehmer und dessen<br />
Schüler Peter Dettweiler zurückgehen, rufen<br />
den „Zauberberg“ ins Gedächtnis: Moderate Bewegung<br />
in Verbindung mit kalorienreicher Kost<br />
und ausgedehnten Freiluftliegekuren zeichnet<br />
das Leben der Kranken. Aber auch die Tuberkulosefürsorge<br />
und -aufklärung sowie die Versuche,<br />
der TB mit Impfen zu Leibe zu rücken, werden<br />
hier dargestellt. Den Abschluss der Sammlung<br />
bildet ein Abriss der Entwicklung der antituberkulösen<br />
Chemotherapie, die zum ersten Mal ein<br />
breitenwirksames Mittel gegen die TB schuf und,<br />
in Verbindung mit verbesserten Lebensbedingungen,<br />
das Ende der TB als Massenseuche in<br />
den Industrieländern einleitete.<br />
Die Tuberkulose hat viele Namen (oben)<br />
und kein schönes Gesicht<br />
WaS<br />
PaSST auF<br />
23<br />
Die Heidelberger Thoraxklinik greift<br />
auf hundertjährige Erfahrung zurück<br />
Das Rohrbacher Schlösschen, wie es liebevoll im<br />
Volksmund genannt wird, als Domizil der fünf<br />
Räume umfassenden Sammlung, ist kongenial<br />
mit dessen Geschichte verbunden. Nicht nur, dass<br />
auch die damalige Schlossbesitzerin Markgräfin<br />
Amalie unter TB litt, sondern „nach 1918 wurde<br />
das Schlösschen als Tuberkulosekrankenhaus für<br />
Kriegsbeschädigte genutzt und wurde damit zur<br />
Keimzelle der heutigen Thoraxklinik“, erläutert<br />
Schulz.<br />
Das Tuberkulose-Archiv<br />
Der Rundgang beginnt im Untergeschoss, in dem<br />
7.000 Titel umfassenden Tuberkulose-Archiv. Es<br />
beherbergt historische und jüngere Forschungsergebnisse<br />
zur TB und dokumentiert anhand von<br />
Auszügen aus Krankenakten der Gesundheitsämter<br />
Dresden und München der Jahre 1925 bis<br />
1955 hautnah verschiedene Facetten der Krankheit.<br />
So erfährt man zum Beispiel, dass Helene<br />
N. am 22.7.1941 das zuständige Gesundheitsamt<br />
in Dresden in einem Brief bittet: „Sehr geehrtes<br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 11
Lunge: rauchig<br />
Steuer rauf, Raucheranzahl runter<br />
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Der Tabakkonsum vieler Raucher<br />
beginnt im jugendlichen Alter. Aus<br />
Sicht der Prävention ist es deshalb<br />
sinnvoll, gerade Kinder und Jugendliche vom<br />
Rauchen fernzuhalten. Im vergangenen Jahrzehnt<br />
ist es gelungen, die Anzahl rauchender Jugendlicher<br />
mehr als zu halbieren, ihr Anteil sank von<br />
rund 28 Prozent im Jahr 2001 auf 12 Prozent im<br />
Jahr 2012. Dennoch ist es nach Ansicht von Dr.<br />
Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle<br />
Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums<br />
für Tabakkontrolle im Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum in Heidelberg verfrüht,<br />
sich auf den Erfolgen auszuruhen.<br />
RöKo Heute: Welche Maßnahmen<br />
haben sich in der Vergangenheit als die<br />
wirkungsvollsten zur Einschränkung des<br />
Tabakkonsums bei Kindern und Jugendlichen<br />
erwiesen?<br />
● Kein Investitionsrisiko<br />
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14-täglich oder monatlich<br />
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Pötschke-Langer: Die wirksamste Maßnahme<br />
ist eine kontinuierliche Erhöhung der Tabaksteuer.<br />
Nur wenn der Preis hochgeht, sinkt der<br />
Konsum. Vor allem nach den deutlichen Tabaksteuererhöhungen<br />
in den Jahren 2002 bis 2005<br />
ging der Anteil der Raucher in der Altersgruppe<br />
der 12- bis 17-Jährigen deutlich zurück. Die aktuellen<br />
Steuererhöhungen sind viel zu gering, um<br />
als Mittel der Verhaltenssteuerung zu wirken. Wir<br />
wünschen uns ab 2015 wenigstens eine jährliche<br />
Erhöhung von 50 Cent pro Packung über mehrere<br />
Jahre. Nur so kann der leichten Zunahme des<br />
Rauchens, die wir 2012 beobachtet haben, entgegengewirkt<br />
werden. Ein Vorbild sind die skandinavischen<br />
Länder mit einem Packungspreis von<br />
über 10 Euro.<br />
Es läuft also primär über den Geldbeutel.<br />
Gibt es denn überhaupt keine Einsicht?<br />
Die zweite wirksame Maßnahme ist die verringerte<br />
soziale Akzeptanz des Rauchens in der Öffentlichkeit.<br />
Von 2007 bis 2010 gab es eine breite<br />
öffentliche Debatte um den Nichtraucherschutz<br />
und die Nichtraucherschutzgesetze, die das Rauchen<br />
zum Beispiel in Gaststätten verbieten, wurden<br />
eingeführt. In diesem Zeitraum sank der<br />
Anteil der rauchenden Jugendlichen um etwa<br />
5 Prozent. Die intensive Berichterstattung hat<br />
zu einer deutlichen Akzeptanzzunahme für die<br />
Gesetze von ehemals 52 Prozent im Jahr 2005<br />
auf heute über 80 Prozent geführt. Und sie hatten<br />
auch einen positiven Effekt auf den privaten<br />
Raum, denn immer weniger Raucher rauchen in<br />
den eigenen vier Wänden. Man darf eines nicht<br />
vergessen: Kinder und Jugendliche orientieren<br />
sich stark am Verhalten der Erwachsenen. Wenn<br />
Die schwarzen Lungen<br />
der Knappen<br />
In Bochum kümmert man sich schon<br />
seit 100 Jahren um die Lungenkrankheiten<br />
der Bergarbeiter<br />
sie sehen, dass die Erwachsenen weniger rauchen,<br />
dann hat das einen spürbaren Effekt auf ihr eigenes<br />
Verhalten.<br />
Inwieweit ist Rauchen noch mit der<br />
sozialen Schichtzugehörigkeit verknüpft?<br />
Wir haben die unglückliche Konstellation, dass<br />
ausgerechnet die Gruppen in unserer Gesellschaft,<br />
die am wenigsten verdienen, am meisten<br />
rauchen. Zu den Berufsgruppen mit den höchsten<br />
Raucheranteilen zählen bei den Männern neben<br />
Arbeitslosen, Gebäudereiniger, Maler, Lackierer<br />
und Transportgeräteführer, wohingegen Elektroingenieure,<br />
Lehrer oder Ärzte den geringsten Raucheranteil<br />
haben. Ähnlich verhält es sich bei den<br />
Frauen. Neben den familiären Vorbildern spielt<br />
der Bildungsstand also eine entscheidende Rolle.<br />
In bestimmten Schichten spielt das Rauchen noch<br />
eine Rolle, in anderen überhaupt nicht mehr.<br />
Weit weniger prätentiös als im Lungensanatorium<br />
von Davos erfolgt<br />
die Behandlung von Lungenerkrankungen,<br />
insbesondere die von Bergleuten, seit fast<br />
100 Jahren im Bergmannsheil in Bochum. Aus<br />
der berufsgenossenschaftlichen Tradition bildet<br />
die Versorgung von Patienten mit Arbeitsunfällen<br />
und Berufskrankheiten den medizinischen<br />
Mittelpunkt des Bergmannsheils. Während das<br />
Krankenhaus nach seiner Gründung 1890 zunächst<br />
eine reine Unfallklinik war, begann 1920<br />
mit der Errichtung der Inneren- und Nervenabteilung<br />
eine neue Ära. Diese entwickelte sich vor<br />
allem nach der Anerkennung der Silikose als Berufserkrankung<br />
im Jahr 1929 zu einer wichtigen<br />
Gutachtenstelle für die Bergbau-Berufsgenossenschaft<br />
und in der Folge zu einer international anerkannten<br />
Forschungseinrichtung.<br />
Die Silikose, im Volksmund auch Staublunge<br />
genannt, entsteht durch die Einlagerung<br />
von feinen Kohle- und Quarzstaubpartikeln in<br />
der Lunge und ist seit dem Altertum bekannt.<br />
Erst durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen<br />
war es möglich, die Staublunge bereits zu Lebzeiten<br />
des Bergmanns zu diagnostizieren und<br />
nicht erst dank einer Obduktion im Nachhinein<br />
festzustellen, dass sich eine fast schwarze Lunge<br />
zeigte. Insbesondere in den Anfängen und zu den<br />
Hochzeiten des Bergbaus stellte die Staublunge<br />
ein massives Problem dar, an dem viele Knappen<br />
aufgrund fehlender Therapiemöglichkeiten verstarben.<br />
Während die Krankheit in Deutschland<br />
Was versprechen Sie sich vom jüngsten<br />
EU-Beschluss, der abschreckende Bilder<br />
auf den Verpackungen vorsieht?<br />
Die bildlichen Warnhinweise sind ein wirksames<br />
Mittel der Prävention, aber ihr Effekt wird sicherlich<br />
nicht so deutlich ausfallen wie bei den gerade<br />
beschriebenen Maßnahmen. Sie haben einen<br />
emotionalisierenden Effekt und prägen sich gut<br />
ein. Der Hinweis auf eine Rauchstopp-Telefonnummer<br />
erhöht auch das Anrufaufkommen ganz<br />
erheblich. Neben der Abschreckung erhöhen die<br />
bildlichen Warnhinweise auch die Motivation<br />
zur Entwöhnung und bestätigen Exrauchern die<br />
Richtigkeit ihrer Entscheidung. Denn die meisten<br />
Raucher, etwa 75 Prozent, hören tatsächlich<br />
aus eigenem Willen und aus eigener Kraft ohne<br />
Hilfsmittel auf. Nur wenige nutzen die Raucherentwöhnungsangebote<br />
der Krankenkassen oder<br />
ärztliche Beratung.<br />
Welches Ziel haben Sie vor Augen<br />
und wie kann das erreicht werden?<br />
Es gibt Länder wie Irland und Neuseeland, deren<br />
Regierung es sich zur Aufgabe gemacht hat,<br />
den Raucheranteil bis zum Jahr 2025 auf unter<br />
5 Prozent zu senken, und die entsprechende<br />
Maßnahmen vornehmen. Davon sind wir noch<br />
weit entfernt. Aber es ist wünschenswert und<br />
möglich, den Anteil rauchender Jugendlicher<br />
in Deutschland auf unter 10 Prozent zu senken.<br />
Dazu müssten ein Nichtraucherschutz ohne Ausnahmen,<br />
ein umfassendes Tabakwerbeverbot und<br />
eine restriktivere Vertriebsstruktur durchgesetzt<br />
werden. Und die bestehenden Gesetze, wie die<br />
Tabakrahmen-Konvention, müssten – gegen<br />
den Druck der Tabaklobby – endlich umgesetzt<br />
werden.<br />
Dr. Martina Pötschke-Langer hat sowohl<br />
einen geisteswissenschaftlichen als auch einen<br />
medizinischen Abschluss der Universtität<br />
Heidelberg. Beim Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
in Heidelberg leitet sie seit 1997 die<br />
Stabsstelle Krebsprävention, die 2002 von der<br />
WHO als Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle<br />
anerkannt wurde. Ihre Arbeit umfasst<br />
die Information von Öffentlichkeit und Politik<br />
zu relevanten Themen der Krebsprävention.<br />
Außerdem ist Martina Pötschke-Langer an<br />
der Umsetzung des internationalen Rahmenabkommens<br />
für Tabakkontrolle sowie der<br />
Bewertung der Tabakkontrollmaßnahmen in<br />
Deutschland und weltweit beteiligt.<br />
seit Ende der 1970er-Jahre auf dem Rückzug ist,<br />
haben heute Schwellenländer aufgrund mangelnder<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen mit der Silikose zu<br />
kämpfen.<br />
Das Bergmannsheil in Bochum wurde 1890<br />
als erste Unfallklinik der Welt eröffnet<br />
12 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Lunge: staubig<br />
Röntgen-Autobus des Silikose-<br />
Forschungsinstituts<br />
Der Krieg und seine Folgen<br />
Der Zweite Weltkrieg stellte einen schweren Einschnitt<br />
in der Forschung und Prävention der berufsbedingten<br />
Lungenerkrankungen in Bochum<br />
dar. Die Anzahl der Präventionsuntersuchungen<br />
sank bis 1942 auf ein Viertel und kam nach dem<br />
Bombenangriff 1944 vollständig zum Erliegen.<br />
„Da sich die Silikose meist erst viele Jahre nach der<br />
staubexponierten Tätigkeit zu einer Erkrankung<br />
entwickelt, ist der Grund für den starken Anstieg<br />
der Staublungenerkrankung in den 1950er-Jahren<br />
unter anderem auch in den kriegsbedingten Unterlassungen<br />
zu sehen“, so die Bochumer Chronik.<br />
Auch nach dem Krieg bestimmt die Silikose die<br />
Arbeit der Klinik maßgeblich, insbesondere stehen<br />
Fragestellungen zur Röntgendiagnostik<br />
und Therapie im Fokus. Erste Erfolge zeigen<br />
sich Anfang der 1950er-Jahre: Durch<br />
Tuberkulostatika und Corticosteroide<br />
konnten Siliko-Tuberkulose und Staublunge<br />
in einem bisher nicht für möglich erachteten<br />
Maß therapiert werden. Die Zahl<br />
der Ärzte im inzwischen ausgegründeten<br />
Silikose-Forschungsinstitut (SFI) verdreifachte<br />
sich innerhalb kürzester Zeit. Ihren<br />
Gipfelpunkt erreichte die Staublungenerkrankung<br />
1953 mit rund 9.000 entschädigten<br />
Fällen, danach nahm die Zahl kontinuierlich ab,<br />
bis auf gut 1.000 anerkannte Fälle im Jahr 2010.<br />
Internationaler Standard made in Bochum<br />
Der pathologische und röntgenologische Befund<br />
bei Silikosen stand oft in Diskrepanz zum subjektiven<br />
Befinden der Patienten. Den Bochumern<br />
gelang es, den Strömungswiderstand in den<br />
Atemwegen als für das Krankheitsbild entscheidend<br />
nachzuweisen. Diese Erkenntnis beruhte auf<br />
der Lungenfunktionsprüfung, für die im SFI ein<br />
geeignetes Verfahren entwickelt wurde, das heute<br />
zum internationalen Standard gehört. Die moderne<br />
Lungenfunktionsprüfung ermöglicht es heute,<br />
den Krankheitsstand sehr genau zu begutachten,<br />
Veranstaltung<br />
Raum Rieder<br />
Sa., 31.05.<strong>2014</strong>,<br />
10:45 – 12:15 Uhr<br />
Refresherkurs: DRauE II –<br />
Berufskrankheiten der Lunge,<br />
kann man sie von anderen<br />
interstitiellen Lungenerkrankungen<br />
unterscheiden?<br />
und sorgt damit für eine größere Gerechtigkeit im<br />
Rentenentscheidungsverfahren.<br />
GE Healthcare<br />
Prof. Dr. Viktor Reichmann war der erste<br />
Chefarzt der Inneren Klinik und trug maßgeblich<br />
zur Anerkennung der Silikose<br />
als Berufskrankheit 1929 bei.<br />
Bessere Diagnose und besserer Schutz<br />
„Die langfristig wohl bedeutendste Aufgabe der<br />
Inneren- und Nervenabteilung setzte schon bei<br />
ihrer Gründung im Jahr 1920 mit der experimentellen<br />
Silikose-Forschung und der klinischen<br />
Behandlung Silikosekranker ein“, beschreibt die<br />
Chronik des Bergmannsheils, die anlässlich des<br />
100-jährigen Bestehens 1990 herausgegeben wurde.<br />
Schon vor 1929 hatten der Bochumer Klinikleiter<br />
Prof. Dr. Viktor Reichmann und sein Team<br />
eine wichtige Rolle gespielt und in der Folgezeit<br />
intensivierte sich der Austausch mit wissenschaftlichen<br />
Instituten vieler Länder. Es gelang, die Diagnosetechniken<br />
weiter zu verfeinern und so zum<br />
Beispiel die Siliko-Tuberkulose von der Silikose<br />
abzugrenzen. Durch die Reihenuntersuchungen<br />
von Gesteinshauern gewann man große Erfahrung<br />
in der Diagnostik der Silikose. Erstmalig<br />
konnte so auf frühzeitige Krankheitsanzeichen<br />
mit einer medizinischen Betreuung und einer Arbeitsplatzverlagerung<br />
reagiert werden. Durch die<br />
versicherungsrechtliche Gleichstellung der Silikose<br />
zu Arbeitsunfällen bemühte sich die Berufsgenossenschaft<br />
ab 1929 auch um die Staubbekämpfung<br />
und damit um die Krankheitsprävention.<br />
Revolution statt<br />
Evolution.<br />
Aorta, Herz und Lunge in einem Scan in nur 1 Sekunde.<br />
Ohne Kompromisse: Der Revolution CT* mit 160 mm Gemstone Clarity Detektor erlaubt nicht<br />
nur eine herausragende Abdeckung, sondern hat zudem die höchste zeitliche und räumliche<br />
Auflösung (24 ms/0,23 mm). Herz, Aorta und Lunge können in einem Scan in 1 Sekunde<br />
vollständig erfasst werden – selbst bei sehr hoher Herzfrequenz, nahezu ohne<br />
Atempause und mit geringer Kontrastmittelgabe. Damit kann die Triple-rule-out-<br />
Untersuchung selbst bei schwierigen Patienten mit sicherem diagnostischen<br />
Ergebnis in der Routine durchgeführt werden.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.gehealthcare.de<br />
*CE-Konformitätsbewertungsverfahren für den GE Revolution CT läuft derzeit; kann nicht in Verkehr gebracht oder in Betrieb<br />
genommen werden, bevor die Konformitätserklärung (CE-Kennzeichnung) ausgestellt wurde.<br />
Wir sind das GE in GErmany.<br />
Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 13
Air Trapping und Ventilationsunterschiede<br />
Bei Asthma kommen bildgebende Verfahren nur<br />
in manchen Fällen ins Spiel. In Zukunft könnte sich das ändern.<br />
In Westeuropa leiden durchschnittlich 5,9<br />
Prozent der Bevölkerung an Asthma bronchiale.<br />
„Asthma ist eine Erkrankung, die<br />
primär klinisch diagnostiziert wird“, erklärt<br />
Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch, Bereichsleiter für<br />
Thoraxradiologie an der Universitätsklinik für<br />
Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen<br />
Universität Wien, „trotzdem kommt in<br />
manchen Fällen die Radiologie ins Spiel.“<br />
Bildgebende Verfahren werden vor allem zur<br />
Abklärung der Differenzialdiagnosen eingesetzt.<br />
Denn die typischen Asthma-Symptome – Kurzatmigkeit,<br />
Husten, Atemnot – können auch durch<br />
andere Erkrankungen verursacht sein, die eine<br />
ähnliche Klinik aufweisen, zum Beispiel durch<br />
einen Tumor wie ein Karzinoid im Trachobronchialsystem<br />
oder einen aspirierten Fremdkörper.<br />
Deshalb wird bei Patienten mit Asthma-bronchiale-Diagnose,<br />
die nicht auf die Asthma-Medikamente<br />
ansprechen, mittels Röntgen oder Computertomographie<br />
(CT) versucht, eine etwaige<br />
andere Ursache für die Symptomatik zu finden.<br />
Bei Patienten mit bekanntem allergischem<br />
Asthma, deren Zustand sich klinisch verschlechtert,<br />
gibt ein Lungenröntgen Aufschluss, ob nicht<br />
eine andere Erkrankung dazugekommen ist, mit<br />
der sich die Verschlechterung der Symptome erklären<br />
lässt, zum Beispiel Pneumonie, Pneumothorax<br />
oder Atelektase. Gut zu erkennen sind<br />
Lunge: atemlos<br />
kungen, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen,<br />
zu diagnostizieren. In der Forschung ist<br />
das Thema „Asthma und Bildgebung“ durchaus<br />
brandaktuell, wie Prosch berichtet: Derzeit setzen<br />
sich einige internationale Forschungsgruppen<br />
mit der Frage auseinander, inwieweit Magnetresonanztomographie<br />
(MRT), Single-Photon-<br />
Emissionscomputertomographie (SPECT) und<br />
Foto ©: L. Ponhold<br />
dabei beispielsweise Atelektasen, die durch einen<br />
Verschluss von Bronchien durch retiniertes Sekret<br />
entstehen können. „In weiterer Folge spielt auch<br />
die CT eine Rolle bei der Klärung derselben Fragestellungen“,<br />
erzählt Prosch. Die CT wird auch<br />
dazu verwendet, andere Begleiterkrankungen<br />
wie etwa die allergische bronchopulmonale Aspergillose<br />
oder diverse eosinophile Lungenerkrandas<br />
Hybridverfahren aus Positronen-Emissionstomographie<br />
und Computertomographie (PET/<br />
CT) dazu verwendet werden können, den Therapie-Erfolg<br />
bei Asthma-Patienten zu monitieren.<br />
Mithilfe der CT kann zum Beispiel das sogenannte<br />
Airtrapping quantifiziert werden. Das ist<br />
ein bei Asthma vorkommendes Phänomen, bei<br />
der Luft beim Ausatmen nicht austreten kann,<br />
weil die kleinen Atemwege verengt sind („gefangene<br />
Luft“). „Die Messung der Lungenfunktion<br />
Koronale CT eines 16-jährigen Patienten<br />
mit einem Asthma-Anfall. Als auffälligster<br />
Befund finden sich in beiden Lungen Areale mit<br />
sogenanntem Air Trapping als Ausdruck<br />
einer Erkrankung der kleinen Atemwege.<br />
Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch ist Bereichsleiter<br />
für Thoraxradiologie an der Universitätsklinik<br />
für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen<br />
Universität Wien. Sein Medizinstudium<br />
absolvierte der in Brixen (Südtirol). Nach dem<br />
Studium war er Forschungsassistent am Forschungsinstitut<br />
für krebskranke Kinder im St.<br />
Anna Kinderspital Wien. Anschließend folgte<br />
die Ausbildung zum Facharzt für Radiologie.<br />
2010 wechselte er als Bereichsleiter an die<br />
Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin,<br />
wo er sich im Fach Radiologie habilitierte.<br />
Proschs fachliche und wissenschaftliche<br />
Schwerpunkte sind die Diagnose und das Staging<br />
von Lungenkarzinomen, Tuberkulose und<br />
Lungenfibrosen.<br />
spiegelt nicht immer die regionalen Unterschiede<br />
in der Lunge wider“, erläutert Prosch. Ebenso<br />
kann die mit Asthma verbundene Verbreiterung<br />
der Bronchialwände der großen Atemwege vermessen<br />
und quantifiziert werden.<br />
Mittels MRT können unter Zuhilfenahme<br />
von geeigneten Sequenzen und zu inhalierenden<br />
Kontrastgasen (hyperpolarisiertes Helium, Xenon)<br />
Ventilationsunterschiede in der Lunge<br />
quantifiziert werden. „Damit kann untersucht<br />
werden, wie diese Ventilationsunterschiede mit<br />
den regionalen Perfusionsunterschieden korrelieren“,<br />
erklärt der österreichische Radiologe. Diese<br />
Untersuchungen können herangezogen werden,<br />
um zu überprüfen, ob und wo inhalierte Medikamente<br />
ihre Wirkung entfalten.<br />
Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort<br />
Auf dem 95. Deutschen Röntgenkongress<br />
präsentiert TeraRecon, führender<br />
Anbieter für medizinisches Bildmanagement,<br />
seine neueste Softwarelösung mit<br />
iNteract+. Die Software arbeitet mit allen medizinischen<br />
Bildbetrachtungs-, Bildverteilungs- und<br />
Bildspeicherlösungen des Unternehmens und erzielt<br />
eine stark interoperable und intelligent vereinfachte<br />
Integrationsleistung.<br />
„iNteract+ bietet eine Reihe erstklassiger Tools,<br />
die bereits bestehende Systeme ergänzen, um sie<br />
sowohl produktiv als auch effektiv in einen Viewer<br />
zu bringen“, sagt Senior Vice President Jeff<br />
Sorenson. „Unser primäres Ziel ist es, Führungskräfte<br />
der IT in ihrer Mission zu unterstützen, die<br />
Anzahl der zu verwaltenden Systeme im Krankenhausbetrieb<br />
zu reduzieren. Gleichzeitig soll<br />
die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt<br />
am richtigen Platz griffbereit sein“, fährt Sorenson<br />
weiter fort. „TeraRecon ist das erste Unternehmen,<br />
das außerdem für die richtige Darstellung<br />
mit allen richtigen Tools sorgt, damit bildgebende<br />
klinische Workflows informationsreich optimiert<br />
werden“, so Sorensen.<br />
Ph. D. TC Zhao, TeraRecon’s Chief Technology<br />
Officer, erklärt: „TeraRecon ist allgemein<br />
bekannt für seine leistungsstarke serverbasierte<br />
Bildverarbeitungstechnologie. Ein Großteil unserer<br />
Softwarelösung und des Expertenwissens<br />
findet direkte Anwendung zur Ermittlung von<br />
Lösungen in der Bildversorgung des gesamten<br />
Gesundheitsunternehmens. Heute stehen die<br />
meisten Kunden vor der Problematik, zu viele<br />
Viewer zu haben, aber ironischerweise mit viel<br />
zu wenig Zugang zu ihren Bildern. Oftmals<br />
arbeiten Systeme wie RIS, PACS und her-<br />
Bridging platforms, improving access.<br />
Mit iNteract+ werden bildgebende<br />
klinische Workflows informationsreich<br />
optimiert.<br />
www.vitalimages.com<br />
Überbrückt<br />
getrennte<br />
Plattformen<br />
Unterstützt<br />
die Produktivität<br />
der Ärzte<br />
Flexibilisiert<br />
durch modulare<br />
Architektur<br />
stellerunabhängige Archive sehr gut innerhalb<br />
der Radiologie, aber iNteract+ steht als einzige<br />
ortsunabhängige Lösung, damit diese Systeme<br />
mit klinisch relevanten Informationen einen<br />
kollaborativen Zugriff im Sinne der Verteilung<br />
von DICOM und non-DICOM Bildern in einer<br />
Bildbetrachtungslösung erzielen.“<br />
Lakshmi Lakshminarayan, Chief Executive<br />
Officer des Unternehmens erklärt, „Wir<br />
vernehmen ein deutlich steigendes Interesse in<br />
der Radiologie für unseren webbasierten diagnostischen<br />
Viewer als „Overlay PACS Viewer“,<br />
bedingt durch integrative und kollaborierende<br />
Funktionen, dem Multi-Monitor-Support und<br />
der vollintegrierten 3D-Bearbeitungsfunktion.<br />
Ein Beweis der Funktion und Leistung der iNteract+<br />
Lösung liegt darin, dass wir den hohen<br />
Anforderungen der äußerst bild-intensiven Disziplin<br />
der Radiologie erfüllen und zugleich der<br />
Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens zu<br />
bildgebenden Lösungen für die Patientenversorgung<br />
verhelfen. Da die Interoperabilität ein Thema<br />
für die meisten Anbieter ist, hat TeraRecon<br />
sein Blickfeld auf interaktive Lösungen gelenkt,<br />
um das gesamte Unternehmen mit klinisch relevanten<br />
Inhalten zu beliefern.<br />
TeraRecon auf dem RöKo:<br />
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14 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Weiterbildung<br />
Fortbildung mit<br />
Mutprobe<br />
!<br />
1. Greifswalder<br />
Ryck-<br />
Symposium<br />
Erstmals in diesem Jahr veranstaltet die<br />
VMTB eine MTRA Fortbildung in<br />
Greifswald. Brigitte Olbrich, Leitende<br />
MTRA des Universitätsklinikums und Tagungsleiterin<br />
über das neue Baby „Ryck-Symposium“<br />
Neugierig macht das Begleitprogramm, das auf der<br />
„Greif“ stattfindet. Was erwartet die Teilnehmer an<br />
Bord des Segelschulschiffs?<br />
Als Begleitprogramm wollten wir den Teilnehmern schon etwas<br />
Regionales bieten. Greifswald ist der Heimathafen des<br />
Segelschulschiffes „Greif“ und wir haben Glück, dass die Greif<br />
zum Zeitpunkt unserer Fortbildung gerade „zu Hause“ ist. Da<br />
bot sich ein Segeltörn auf dem Greifswalder Bodden natürlich<br />
an. So bekommen die Teilnehmer vielleicht auch einen<br />
kleinen Eindruck von der schönen Landschaft. Außerdem<br />
können sie auf dem Schiff selbst aktiv werden und<br />
z.B. beim Setzen der Segel helfen. Ganz Abenteuerlustige<br />
können sogar eine Mutprobe in der Takelage wagen. Aber<br />
man kann auch einfach nur die Seele baumeln und den<br />
Tag entspannt ausklingen lassen. Für das leibliche Wohl ist<br />
auch gesorgt – natürlich rustikal und zünftig.<br />
MTRA-Fortbildungsveranstaltung<br />
am 05. und 06.<br />
September im Universitätsklinikum<br />
Greifswald.<br />
Infos und Anmeldung<br />
www.vmtb.de<br />
Für uns ist das<br />
ganz normal!<br />
Wie fühlt man<br />
sich denn<br />
an der Spitze?<br />
Brigitte Olbrich<br />
In den vergangenen Jahren sind eine<br />
Reihe neuer Fortbildungsveranstaltungen<br />
aus der Taufe gehoben worden.<br />
Was hat Sie zur Initiative des Ryck-<br />
Symposiums bewogen?<br />
Die VMTB veranstaltet selbst MTRA-Fortbildungen<br />
oder gestaltet in Kooperation mit anderen<br />
Organisationen das MTRA-Programm auf einer<br />
Reihe von Veranstaltungen – und das sehr erfolgreich<br />
an unterschiedlichen Standorten Deutschlands.<br />
Allerdings ist der Norden sehr unterrepräsentiert<br />
und der Nordosten noch einmal mehr.<br />
Das wollten wir ändern. Wir möchten einerseits<br />
den MTRA aus der Region eine anspruchsvolle<br />
Fortbildung „vor der Haustür“ oder in annehmbarer<br />
Entfernung anbieten. Auf der anderen Seite<br />
hoffen wir natürlich, dass Greifswald sich zu<br />
einem beliebten Fortbildungsstandort entwickelt<br />
und MTRA aus anderen Bundesländern auch<br />
eine weitere Anreise nicht scheuen. Das Universitätsklinikum<br />
und die hiesige Radiologie bieten<br />
jedenfalls gute Bedingungen dafür.<br />
Welche Programmschwerpunkte<br />
erwarten die Teilnehmer?<br />
Wir haben für die erste Veranstaltung ein breit<br />
gefächertes Programm zusammengestellt, um<br />
möglichst viele MTRA anzusprechen. Interessante<br />
Fachvorträge erwarten die Teilnehmer aus<br />
den Bereichen CT, MRT, Angiographie, Röntgen<br />
und Mammographie.<br />
Viele Vortragsthemen nehmen<br />
medizinisch-radiologische Fragestellungen<br />
in den Blick…<br />
Das stimmt. Es ist mein Anliegen als Programmverantwortliche<br />
auch MTRA verstärkt medizinische<br />
Zusammenhänge verständlich zu machen.<br />
Ein Vortrag beispielsweise befasst sich mit<br />
der Bildgebung bei Multiple Sklerose. Das ist ein<br />
medizinisch-radiologisches Thema. Aber auch<br />
weniger verbreitete Techniken – wie zum Beispiel<br />
die CO2-Angiografie oder die wieder entdeckte<br />
Kinematografie des Handgelenks in der Durchleuchtung<br />
und MRT – werden erörtert.<br />
Daneben gibt es Vorträge zur Berufswelt.<br />
Die Juristin unseres Hauses, Frau Sprenger, wird<br />
über das problematische Feld der Delegierbarkeit<br />
ärztlicher Tätigkeiten sprechen und für das provokante<br />
aber sehr ernste Thema „MTRA bis zur<br />
Rente – geht das gesundheitlich auch schmerz<br />
frei?“ konnten wir den hiesigen Chef der Barmer<br />
Ersatzkasse, Herrn Kissel gewinnen.<br />
Erfahrung von mehr als 100 Jahren im Bereich Gesundheit bedeutet, heute<br />
als großer Konzern unangefochtener Top-Anbieter zu sein. Mit umfassendem<br />
Angebot an zukunftsweisenden Leistungen:<br />
Auf dem Gebiet der Bildgebung und in der Krankenhaus-IT als spezialisierter<br />
Marktführer, der in jedem zweiten Krankenhaus in Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz und Luxemburg erfolgreich im Einsatz ist.<br />
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95. Deutscher Röntgenkongress<br />
28. – 31. <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 15
Screening<br />
Umstritten, spannend<br />
und besser als sein Ruf<br />
Das Lungen- und Bronchialscreening<br />
Je stärker die Risikopopulation eingeengt<br />
wird, desto erfolgreicher ist das Lungenscreening.<br />
Der National Lung Screening Trial (NLST),<br />
dessen Ergebnisse 2011 im New England Journal<br />
veröffentlicht wurden, ist die bislang größte<br />
und zuverlässigste Untersuchung zur Früherkennung<br />
von Lungenkrebs bei einer Hochrisikogruppe.<br />
Erstmals ist es den Autoren der amerikanischen<br />
Studie gelungen, den positiven Nutzen<br />
des Lungenscreenings mit Niedrig-Dosis-CT zu<br />
beweisen. Seither wird dessen Einführung auch<br />
in Europa diskutiert. Ein ausgewiesener Kenner<br />
der Studiendaten und Sachlage ist Prof. Dr.<br />
Christian Herold, Leiter der Universitätsklinik<br />
für Radiologie und Nuklearmedizin an der Medizinischen<br />
Universität Wien.<br />
Herr Prof. Herold, warum widmen<br />
Sie dem Thema Lungenscreening so<br />
große Aufmerksamkeit?<br />
Herold: Nach der Veröffentlichung der NLST-<br />
Studie werden die Stimmen vor allem aus der Radiologie<br />
und Pulmologie lauter, das Lungenscreening<br />
ehebaldigst auch in Europa einzuführen. Die<br />
Datenlage hierzu scheint günstig, allerdings sind<br />
die Vorbereitungen für die Einführung einer Reihenuntersuchung,<br />
- wie wir beim Mamma-Screening,<br />
das in Österreich gerade flächendeckend<br />
eingeführt wird - sehr schön beobachten können,<br />
sehr lange und aufwändig. Ich beschäftige mich<br />
deshalb so intensiv mit den aktuellen Forschungsergebnissen<br />
und der monatlich aktualisierten Datenlage,<br />
um falsche Rückschlüsse und überstürzte<br />
Entscheidungen zu vermeiden.<br />
Immer geht es um die amerikanische<br />
NLST-Studie. Haben die Europäer<br />
keine eigenen Studienergebnisse zu<br />
diesem Thema?<br />
In Europa gibt es einige wenige prospektive Screening<br />
Studien, so beispielsweise in Italien (MILD,<br />
ITALUNG, DANTE), in Dänemark (DLCST)<br />
und den Niederlanden (NELSON). Diese Studien<br />
sind deutlich kleiner als die NLST, haben eine<br />
heterogenere Studienpopulation und schließen<br />
eine jüngere Risikopopulation ein. Deshalb wird<br />
die Studien- und Datenqualität von unabhängigen<br />
Zentren als weniger aussagekräftig im Vergleich<br />
zur NLST bewertet. In wird Großbritannien<br />
bald ein weiteres großes Screening-Vorhaben<br />
mit einem sehr interessanten Design und einer<br />
großen Population starten, entsprechende Daten<br />
sind allerdings nicht vor 2020 zu erwarten. Daher<br />
beziehen wir uns als Grundlage für unsere Argumentation<br />
immer auf die NLST-Studie, weil sie<br />
die weltweit größte und qualitativ beste ist.<br />
Welche Tücken gibt es bei der Einführung des<br />
Lungenscreenings?<br />
Ein wichtiger und für den Erfolg ausschlaggebender<br />
Punkt ist die Definition der zu screenenden<br />
Population. In der NLST-Studie wurden nur<br />
starke Raucher und Ex-Raucher zwischen 55 und<br />
74 Jahren eingeschlossen, bei den Studien in Europa<br />
hat man hingegen auch jüngere Menschen<br />
mit geringerer Raucher-Anamnese gescreent.<br />
Deshalb sind die Daten in Europa auch nicht<br />
so aussagekräftig und zeigten keine signifikante<br />
Risikoreduktion. In der amerikanischen Studie<br />
konnte durch das Screening eine Senkung der<br />
Mortalität bei starken Rauchern um 20 Prozent<br />
erreicht werden. Für das erfolgreiche Setting einer<br />
Studie ist es folglich sehr wichtig, eine möglichst<br />
starke Einengung der Risikopopulation<br />
vorzunehmen. In einer Risikostratifizierung der<br />
NLST Daten und in der West-Roybury-Studie,<br />
die beide kürzlich im New England Journal of<br />
Medicine veröffentlicht wurden, hat sich gezeigt,<br />
dass das Risiko zur Entwicklung einer Bronchialkarzinoms<br />
mit der Stärke des Nikotinabusus und<br />
auch mit dem Vorliegen einer pulmonalen Komorbidität<br />
steigt, was für die zielsichere Planung<br />
von Screeningprogrammen wichtig ist.<br />
Wie wichtig ist die Strahlenexposition<br />
in der Diskussion um das Screening?<br />
Prof. Dr. Christian Herold<br />
Natürlich spielt die Strahlenexposition in der Diskussion<br />
um Vor- und Nachteile des Lungenkarzinom-Screenings<br />
und in der Bewertung der Ergebnisse<br />
eine beträchtliche Rolle. Aus den derzeitigen<br />
Risikomodellen zur Entwicklung eines strahleninduzierten<br />
Karzinoms und aus der Tatsache, dass<br />
Raucher strahlen-sensibler sind als Nichtraucher,<br />
lässt sich ableiten, dass die Mortalitätssenkung<br />
durch Bronchialkarzinom Screening mindestens<br />
3 % betragen müsste, um den potentiellen<br />
negativen Effekt durch wiederholte Niedrigdosis<br />
CT-Untersuchungen zu balancieren. Tatsächlich<br />
hat nun die NLST eine Mortalitätsreduktion um<br />
20% für die gescreente Population errechnet, so<br />
dass der Benefit des Screenings den potentiellen<br />
Nachteil durch die wiederholte Strahlenapplikation<br />
bei weitem übersteigen dürfte. Vermutlich aus<br />
diesem Grund spielt zumindest in Österreich die<br />
Strahlenexposition in der Berichterstattung über<br />
die Ergebnisse der NLST keine wesentliche Rolle.<br />
Für die Zukunft wird aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach durch die Weiterentwicklung der Technik<br />
das Bronchialkarzinom Screening mit neuerlich<br />
reduzierten CT-Dosen möglich sein.<br />
Zu viele falsch positive Befunde waren<br />
auch ein Ergebnis der Studie. Wie kann<br />
diese Belastung sowohl für Patienten als<br />
auch für die Solidargemeinschaft gemindert<br />
werden?<br />
Wollen wir Screeningverfahren etablieren, sollte<br />
das im Rahmen eines regionalen oder nationalen<br />
systematischen Programms geschehen. Derartige<br />
Programme müssen die hochqualitative und qualitätsgesicherte<br />
Durchführung, die Expertise der<br />
beteiligten Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen,<br />
die Einhaltung von Richtlinien und<br />
die systematische Auswertung der Daten in geeigneten<br />
Zentren gewährleisten. Es ist also Kompetenz<br />
und Infrastruktur dringend gefragt, nicht<br />
nur, um Frühstadien von Bronchialkarzinomen<br />
richtig zu erkennen, sondern um die hohe Zahl<br />
von falsch-positiven Befunden, die ein Problem<br />
jeglicher Screeningstudie darstellen, adäquat zu<br />
managen. Aus der bisherigen Erfahrung weiß<br />
man, dass die überwiegende Mehrzahl dieser<br />
zufällig gefundenen falsch-positiven Herde, die<br />
durch benigne Veränderungen verursacht werden,<br />
durch nichtinvasive bildgebende Verfahren<br />
abgeklärt werden können. Hier ist das Wissen um<br />
das biologische Verhalten von benignen und malignen<br />
Herden wichtig, sowohl um bildgebende<br />
Verfahren adäquat einzusetzen, als auch um den<br />
Intervallzeitraum bis zur nächsten Kontrolluntersuchung<br />
optimal zu planen. Je kleiner und je<br />
weniger dicht zufällig gefundene Herde sind, desto<br />
geringer ist die Chance, dass sie maligne Veränderungen<br />
repräsentieren und desto langsamer,<br />
wenn überhaupt, wachsen sie. In jedem Fall ist<br />
die Anzahl invasiver diagnostischer Eingriffe zur<br />
Abklärung der Dignität der gefundenen Herde so<br />
klein wie möglich zu halten.<br />
Welchen Einfluss hat die Wahl<br />
der Diagnostik auf die Befunde und den<br />
Verlauf beim Patienten?<br />
Ein Ergebnis der amerikanischen Studie ist auch<br />
die Erkenntnis, dass die Zahl der Komplikationen<br />
mit der Invasivität der Abklärungsmaßnahmen<br />
steigt. Die Komplikationsrate im Rahmen der Diagnostik<br />
lag in der NLST bei 3,3 Prozent, war aber<br />
fast exklusiv den invasiven diagnostischen Maßnahmen<br />
wie Biopsien und videoassistierten endoskopischen<br />
Eingriffen vorbehalten. Bei kleineren<br />
Herden reicht daher die Bildgebung, ein PET-CT<br />
zur Untersuchung des Glukosemetabolismus empfiehlt<br />
sich ab einer Tumorgröße von 8 mm.<br />
Wie beurteilen Sie abschließend<br />
die Chancen für ein Lungenscreening?<br />
Dank der NLST-Daten konnte zum ersten Mal<br />
der positive Effekt des Lungenscreenings nachgewiesen<br />
werden. Bei der Hochrisikopopulation gibt<br />
es eine klare Indikation für das Screening. Nun<br />
müssen Gesellschaft und Politik entscheiden, ob<br />
ein Lungenscreening eingeführt werden soll oder<br />
nicht. Diskussionen um die „Überdiagnose“(over<br />
diagnosis) werden überwiegend von Epidemiologen<br />
geführt – nach meiner Ansicht etwas einseitig.<br />
Eine neue Studie aus Japan zeigt nämlich, dass<br />
eine gewisse Anzahl kleinster Herde im Verlauf<br />
von Jahren zu bösartigen und inkurablen Karzinomen<br />
heranwächst. Die meisten großen amerikanischen<br />
Gesellschaften empfehlen heute ein<br />
Lungenscreening, wie auch die US Präventive Service<br />
Task Force, die sich systematisch und intensiv<br />
mit dem Thema beschäftigt hat. Sie hat gerade<br />
ihre Empfehlungen aktualisiert und spricht sich<br />
klar für das Screening als Methode zur Reduzierung<br />
der Mortalität beim Bronchialkarzinom aus.<br />
Herzlichen Daqnk für das Gespräch!<br />
Museum erzählt Pioniergeist-Geschichten<br />
Die Röntgenanlage von Friedrich Dessauer<br />
(rechts) war ab 1902 bei Dr. Joseph Kolb in<br />
Neuötting/Inn im Einsatz.<br />
Technologien erklärt. Das MedMuseum zeichnet<br />
die Entwicklung der unterschiedlichen Technologien<br />
nach und erzählt Geschichten von Menschen<br />
mit Pioniergeist. „Sie sind es, die unser Geschäft<br />
mit ihrem Erfindergeist und ihrer Tatkraft über<br />
mehr als 160 Jahre hinweg zu dem gemacht haben,<br />
was es heute ist“, sagt Michael Sen, CFO Siemens<br />
Healthcare, bei der Eröffnung.<br />
Fotos: Siemens AG, München/Berlin<br />
Im Bild eine Büste von Werner von Siemens,<br />
der im Jahr 1844 erstmals eine<br />
seiner Erfindungen medizinisch anwendet.<br />
Das Siemens Unternehmensmuseum<br />
für Medizinische Technik ist vergangenen<br />
<strong>Freitag</strong> in Erlangen feierlich<br />
eröffnet worden. Auf einer Fläche von 400<br />
Quadratmetern gibt das Siemens MedMuseum<br />
einen Überblick über die Entwicklung der Medizintechnik–<br />
von der Röntgen- bis hin zur Labordiagnostik<br />
–, die Siemens seit mehr als 160<br />
Jahren entscheidend geprägt hat. Am Beispiel<br />
bedeutender Innovationen und ihrer Erfinder<br />
wird die Medizintechnikgeschichte von ihren<br />
Prof. Dr. Hermann Requardt, Mitglied des<br />
Vorstands der Siemens AG, CEO Siemens<br />
Healthcare, dreht am sogenannten historischen<br />
Punkt die Zeit zurück ins Jahr 1901. Damals<br />
befand sich hier der Maschinensaal der Fabrik<br />
von Reiniger, Gebbert & Schall.<br />
Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis<br />
in die Gegenwart für die Besucher multimedial<br />
erfahrbar. In einem einstigen Maschinensaal aus<br />
dem Jahr 1893 werden sowohl ausgesuchte Exponate<br />
wie die ersten Röntgengeräte, Computerund<br />
Magnetresonanztomographen gezeigt, als<br />
auch die Hintergründe und Funktionsweisen der<br />
16 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Abdomen<br />
Im Tumorboard überzeugen<br />
oder<br />
Das interdisziplinär besetzte Tumorboard<br />
ist seit vielen Jahren eine<br />
wichtige Instanz bei der Therapie<br />
onkologischer Erkrankungen: Hier wird über<br />
die bestmögliche Behandlungsstrategie für den<br />
einzelnen Patienten entschieden. Bei malignen<br />
Lebertumoren oder Lebermetastasen kommen<br />
neben dem chirurgischen Vorgehen und der<br />
Chemotherapie auch interventionell-radiologische<br />
Verfahren wie die Selektive Interne Radiotherapie<br />
(SIRT) in Betracht. Bei der Anwendung<br />
dieses interdisziplinären Verfahrens sind<br />
multiple Faktoren zu beachten. Neben einem<br />
ECOG Performance Status von ≤ 2 ist vor allem<br />
eine gut funktionierende Leber wichtig. Vorangegangene<br />
externe Bestrahlung der Leber, die<br />
Tumorlast oder deutlich abweichende Organoder<br />
Knochenmarksfunktionen stellen weitere,<br />
wenn auch untergeordnete Auswahlkriterien dar.<br />
Kontroll-Studie mit 58 intensiv vorbehandelten<br />
Patienten das mediane Überleben durch die<br />
SIRT gegenüber Best Supportive Care signifikant:<br />
8,3 Monate versus 3,5 Monate, Hazard<br />
Ratio 0,26, p
Wie die Häute einer Zwiebel<br />
Bildgebung bei Rückenschmerz ist<br />
eine schwierige Sache“, meint Univ.-<br />
Prof. Dr. Majda M. Thurnher von der<br />
Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und<br />
Muskuloskeletale Radiologie der Medizinischen<br />
Universität Wien: Zum einen besteht oft eine Diskrepanz<br />
zwischen dem, was der Patient fühlt, und<br />
dem, was man in der Bildgebung sieht. „Es gibt<br />
Patienten, die starke Schmerzen haben, aber die<br />
Bildgebung ist negativ oder annähernd negativ.<br />
Umgekehrt gibt es Patienten mit großen Ereignissen,<br />
bei denen die klinische Symptomatik nicht<br />
sehr ausgeprägt ist“, erklärt Thurnher. Zum anderen<br />
kann der Schmerz von verschiedenen anatomischen<br />
Strukturen herrühren – und nicht immer<br />
ist ersichtlich woher.<br />
Die österreichische Radiologin vergleicht die Diagnose<br />
mit dem Entblättern einer Zwiebel, wo man<br />
sich mit der Bildgebung von den Knochen über<br />
die Bandscheiben und die kleinen Wirbelgelenke<br />
bis zum Rückenmark vorarbeitet. Das Häufigste,<br />
womit man es zu tun bekommt, sind Bandscheibenvorfälle<br />
und degenerative Veränderungen in<br />
der Wirbelsäule. Die Bandscheiben verlieren im<br />
Laufe des Lebens immer mehr an Wasser und<br />
Muskuloskeletal<br />
damit an Volumen, sodass sie entweder in den<br />
Wirbelkanal hinaustreten (Bandscheibenvorfall)<br />
oder schnabelartige Ausstülpungen bilden, die<br />
den Rückenmarkskanal verengen. „Am schwierigsten<br />
ist es, wenn die Schmerzursache in den<br />
kleinen Wirbelgelenken liegt. Denn hier können<br />
minimale, radiologisch kaum sichtbare Veränderungen<br />
zu großen Beschwerden führen“, weiß<br />
Thurnher. Knochenmetastasen, osteoporotische<br />
1a 1b 1c<br />
Veränderungen und Rückenmarksläsionen vervollständigen<br />
die Palette der Diagnosen.<br />
Bei der Diagnose von Rückenschmerzen<br />
kommen alle bildgebenden Verfahren zum Einsatz,<br />
wobei das konventionelle Röntgenbild nur<br />
der ersten Orientierung dient. Bei der Untersuchung<br />
der Knochen ist die Computertomographie<br />
erste Wahl, bei den Weichteilen die Magnetresonanztomographie<br />
(MRT). „Bei Patienten, die jünger<br />
als 20 Jahre alt sind, sollte man die Diagnostik<br />
gleich mit der MRT beginnen“, empfiehlt Thurnher.<br />
Die große Herausforderung in Zusammenhang<br />
mit der Bildgebung bei Rückenschmerzen<br />
sei die Auswahl der richtigen Sequenzen. „Da gibt<br />
es kein Patentrezept. Man muss wissen, welche<br />
Sequenz für welche Fragestellung in Betracht<br />
kommt, und dann gezielt für den individuellen<br />
Fall entsprechende Sequenzen auswählen“, betont<br />
die Radiologin, „eine gute Diagnostik ist Voraussetzung<br />
für eine adäquate Schmerztherapie.“<br />
Für die Fotostrecke hat Prof. Thurnher einige typische<br />
Diagnosen ausgewählt und kommentiert.<br />
Abbildung 1: 40-jährige Frau mit sequestriertem<br />
Bandscheibenvorfall mit akuter Schmerzsymptomatik und<br />
Vorfußheberschwäche rechts<br />
1a, b: Die T2- und T1-gewichteten MRT-Bilder in sagittaler Ebene<br />
zeigen einen T2-Signalverlust sowie eine Höhenreduktion der lumbalen<br />
Bandscheiben L3/4 und L4/5. Zusätzlich erkennt man eine Migration<br />
des Bandscheibenmaterials nach dorsal und caudal.<br />
1c, d: Die KM-verstärkten, T1-gewichteten Sequenzen in sagittaler<br />
(1C) und axialer Ebene (1D) zeigen eine periphere KM-Aufnahme<br />
der Bandscheibe, was auf einen Sequester hindeutet (das ausgetretene<br />
Bandscheibengewebe befindet sich frei im Spinalkanal). Der Duralsack<br />
wird von ventral und rechts komprimiert, es besteht eine Irritation<br />
der rechten Nervenwurzel L5.<br />
1d<br />
Univ.-Prof. Dr. Majda M. Thurnher ist<br />
Fachärztin der Klinischen Abteilung für<br />
Neuroradiologie und Muskuloskeletale<br />
Radiologie an der Medizinischen Universität<br />
Wien. Ihr Schwerpunkt liegt in<br />
der Neuroradiologie, speziell in der Rückenmarksbildgebung.<br />
Seit 2003 hatte<br />
Thurnher zahlreiche Gastprofessuren<br />
an europäischen und US-amerikanischen<br />
Universitäten inne, unter anderem<br />
an der John Hopkins University<br />
(Baltimore) und der L. Miller School of<br />
Medicine der University of Miami. Sie<br />
ist Mitglied zahlreicher internationaler<br />
Fachgesellschaften und wurde mehrfach<br />
ausgezeichnet, zuletzt mit dem<br />
ESOR Teaching Award (<strong>2014</strong>).<br />
2a 2b 2c<br />
Abbildung 2: 65-jähriger Mann mit akuter bakterieller<br />
Spondylodiszitis<br />
2a: Die sagittale, T1-gewichtete Sequenz der LWS zeigt ein niedriges Signal<br />
im LWK 4 und LWK 5 mit diskreter Irregularität der Wirbelkörperabschlussplatten.<br />
2b: Ein Signalanstieg der LWK 4 und 5 und der Bandscheibe<br />
L4/5 („hot disk“) ist auf der STIR erkennbar. 2c: Nach Gadolinium-Gabe<br />
ist nicht nur ein deutliches Enhancement<br />
der LWK 4 und 5 zu sehen, im<br />
vorderen Epiduralraum auf Höhe<br />
LWK 5 kommt eine homogen KMaufnehmende<br />
Läsion zur Darstellung<br />
– diese ist mit einer Epiduralphlegmone<br />
kompatibel. Die Infektion hat sich<br />
auch nach prävertebral ausgebreitet.<br />
2d: Die genaue Ausdehnung der Infektion<br />
ist auf der axialen, KM-verstärkten,<br />
T1-gewichteten Sequenz mit<br />
Fettunterdrückung gut erkennbar.<br />
2d<br />
3a<br />
3c 4a 4b 4c<br />
3b<br />
Abbildung 3: 56-jähriger Mann mit akuter<br />
Querschnittssymptomatik und ossären und<br />
epiduralen Metastasen eines Lungenkarzinoms<br />
3a: Auf der sagittalen T1WI ist eine deutliche Hypointensität<br />
des Korpus sowie der hinteren Wirbelkörperelemente<br />
des BWK7 zu erkennen. Zusätzlich erkennt<br />
man eine hypointense Läsion im hinteren Epiduralraum<br />
mit konsekutiver Kompression des Rückenmarks<br />
von dorsal. 3b: Ein entsprechend hohes Signal der<br />
betroffenen ossären Strukturen sowie der epiduralen<br />
Läsion ist auf der STIR Sequenz sichtbar.<br />
3c: Die Veränderungen zeigen auf der diffusionsgewichteten<br />
Bildgebung (DWI) ein hohes Signal, was grundsätzlich<br />
auf eine hohe Zelldichte hindeutet.<br />
Abbildung 4 – 58-jährige Frau mit multiplen osteoporotischen Wirbelköperfrakturen<br />
4a, b: Die sagittalen T2- (4a) und T1-gewichteten (4b) MRT Bilder zeigen eine Höhenminderung der LWK2, LWK3<br />
und LWK5 mit Einsenkungen der Wirbelkörperdeckplatten. Eine Hypodensität ist im ventralen Bereich des LWK5<br />
auf der T1-gewichteten Sequenz zu sehen.<br />
4c: Auf der sagittalen STIR ist jedoch nur im LWK5 ein erhöhtes Signal erkennbar (akute Wirbelkörperfraktur mit<br />
rezentem Knochenmarksödem).<br />
18 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Gesellschaft<br />
„Gutes Entertainment kann Leben retten“<br />
Szenenbild aus der Klinikserie<br />
„In aller Freundschaft“<br />
Der Schauspieler Thomas Rühmann<br />
Impressum<br />
RöKo Heute ist eine Publikation der<br />
EUROPEAN HOSPITAL Verlags GmbH<br />
Theodor-Althoff-Str. 45<br />
D-45133 Essen, Tel.: 0201-87126851<br />
www.european-hospital.com<br />
in Kooperation mit der Deutschen<br />
Röntgengesellschaft<br />
Geschäftsführung: Daniela Zimmermann<br />
Redaktion: John Brosky, Brigitte Dinkloh,<br />
Julia Geulen, Ulrike Liebchen, Michael<br />
Krassnitzer, Karoline Laarmann, Meike Lerner,<br />
Ralf Mateblowski, Mark Nicholls, Chrissanthi<br />
Nikolakudi, Florian Schneider (DRG),<br />
Cornelia Wels-Maug<br />
Anzeigenverwaltung: Janka Hoppe<br />
Druck: Print- und Medienproduktion<br />
Hamburg GmbH<br />
© <strong>2014</strong> EUROPEAN HOSPITAL<br />
Verlags GmbH<br />
Die TV-Formate rund um die Belegschaft<br />
einer Klinik haben eine lange<br />
Tradition und sie erzielen hohe Einschaltquoten.<br />
Die deutsche Klinikserie „In aller<br />
Freundschaft“ lockt beispielsweise jede Woche<br />
sechs Millionen Zuschauer vor den Bildschirm.<br />
Die Faszination, die von diesem Genre ausgeht,<br />
hat viele Gründe.<br />
In der Podiumsdiskussion „Dr. House und<br />
Dr. Heilmann – wie vermitteln Fernsehserien<br />
Medizin“, die anlässlich des 131. Kongresses der<br />
DGCH am 28. März <strong>2014</strong> in Berlin stattfand,<br />
waren sich die anwesenden Mediziner und der<br />
Schauspieler Thomas Rühmann einig: Man<br />
würde sich auch als Patient in eine der Kliniken<br />
begeben, die in Fernsehserien wie „Dr. House“<br />
oder „In aller Freundschaft“ abgebildet werden.<br />
So wurde ihre enorme Qualität gelobt: Die medizinischen<br />
Aspekte seien technisch gut dargestellt<br />
Säulen & Säle<br />
und die Geschichten authentisch. Ein hoher<br />
Identifikationsgrad gehe von diesen Serien aus.<br />
Dennoch ist es ein Spiel, was auf dem Bildschirm<br />
gezeigt wird. „Es ist eine Folie, aber es muss gut<br />
aussehen“, so Schauspieler Thomas Rühmann,<br />
der seit 16 Jahren den Chefarzt der Chirurgie und<br />
stellvertretenden Direktor der Sachsenklinik in<br />
der Serie „In aller Freundschaft“ spielt.<br />
In der Fiktion sieht die Krankenhauswelt heiler<br />
aus, als sie in Wirklichkeit ist. So zeigt „Dr.<br />
House“ beispielsweise, wie sich viele Ärzte um einen<br />
Patienten über Tage, Wochen, Monate kümmern;<br />
die Ärzte gehen zu ihm nach Hause und<br />
durchwühlen sogar seinen Kühlschrank. „Das<br />
spiegelt etwas wider, was es in der Realität nicht<br />
gibt“, erklärte Prof. Dr. Thomas Boemers, Leiter<br />
der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie<br />
des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße<br />
der Kliniken der Stadt Köln GmbH.<br />
Selbst wenn Realität und Virtualität verschmelzen,<br />
handele es sich bei den Serien um<br />
zugespitzte Geschichten. Das Team der Dienstleistungsfirma<br />
„The Dox“, die sich auf die medizinische<br />
und naturwissenschaftliche Beratung von<br />
TV-Formaten und Filmen spezialisiert hat, wählt<br />
die Themen aus. Medizinische Publikationen<br />
helfen bei der Ideenfindung und für ein gutes<br />
Drehbuch spüren die Autoren Trends in der Medizin<br />
auf. Auch erhalten sie Leserbriefe, in denen<br />
Krankheitsbilder beschrieben sind, und die neueste<br />
diagnostische Methode fließt in die Story ein.<br />
„In jeder Episode gibt es etwas, was wahr ist.<br />
The best just got better<br />
Fotos: WDR/ Wernicke<br />
Spannend und unterhaltsam für den Studentenunterricht<br />
ist herauszukriegen, was Fakt oder<br />
Fiktion ist“, sagte Prof. Dr. Jürgen R. Schäfer.<br />
Der Internist, Kardiologe, Endokrinologe und<br />
Intensivmediziner am Marburger Universitätsklinikum<br />
ist Direktor des Zentrums für unerkannte<br />
Krankheiten und leitet das Seminar „Dr. House<br />
revisited – oder: Hätten wir den Patienten in Marburg<br />
auch geheilt?“. Seit sechs Jahren begeistert<br />
er einen harten Kern engagierter Studenten für<br />
seltene Krankheiten. Für die Diagnose der schwer<br />
erkennbaren Kobaltvergiftung konnte er sich an<br />
eine seiner Unterrichtsfolgen von „Dr. House“<br />
erinnern (Staffel 7, Episode 11), in der eine defekte<br />
Metall-Hüftkopfprothese bei der fiktiven<br />
Patientin eine Vielzahl von Beschwerden – von<br />
Herzrasen bis zu unklarem Fieber – verursachte.<br />
Nur wenige Monate, nachdem er diese Folge<br />
im Unterricht besprochen hatte, wurde ihm ein<br />
ganz ähnlicher Fall zugewiesen. Bis dahin hatte<br />
noch niemand an einen Defekt der Hüftprothese<br />
50<br />
more<br />
shades of<br />
gray<br />
gedacht. „Gutes Entertainment kann Leben wirklich<br />
retten“, so Schäfer, „allerdings hätten wir den<br />
Patienten auch ohne Dr. House gerettet – nur:<br />
Mit Kenntnis dieser schrägen Dr.-House-Folge<br />
ging es eben wirklich einfacher.“ Die medizinischen,<br />
wenn auch fiktiven und oftmals stark<br />
überzeichneten Geschichten hätten durchaus<br />
Lehrcharakter, wie zahlreiche ehemalige Dr.-<br />
House-Seminaristen dem „deutschen Dr. House“<br />
immer wieder bestätigen.<br />
Darauf zielt auch das englische TV-Format<br />
„Junior Doctors: Your Life in Their Hands“ ab, das<br />
authentische Krankheitsgeschichten vermittelt.<br />
Nach diesem Vorbild zeigt die deutsche Doku-<br />
Serie „Junior Docs“ seit 2012 den Berufsalltag<br />
junger Assistenzärzte. Damit nähmen die TV-<br />
Formate über den Klinikalltag eine aufklärerische<br />
Funktion in der Gesellschaft ein, bestätigten die<br />
anwesenden Mediziner, darunter Prof. Dr. Joachim<br />
Jähne, Präsident der DGCH.<br />
Text: Ulrike Liebchen<br />
30%<br />
less<br />
power<br />
26%<br />
slimmer<br />
0%<br />
mercury<br />
Gustav Peter Bucky<br />
In der Radiologie kennt jeder den<br />
Bucky-Tisch. Kaum zu glauben, dass<br />
Buckys damals bahnbrechende Ergebnisse<br />
1913 auf dem Berliner Kongress<br />
der Deutschen Röntgengesellschaft<br />
ohne nennenswertes Echo blieben.<br />
1915 ließ er seine Erfindung in den<br />
USA patentieren. Erst dort bekam sie<br />
die Beachtung, die sie verdiente, und<br />
wurde von Hollis Elmer Potter weiterentwickelt.<br />
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Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 19
Kinderradiologie & Würdigungen<br />
Geschichte der Kinderradiologie<br />
in<br />
50 Jahre Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR)<br />
Von Dr. Maria Sinzig<br />
und Prof. Dr. Michael Riccabona<br />
Als Prof. Escherich, Ordinarius für<br />
Kinderheilkunde in Graz, 1897 weltweit<br />
das erste Röntgen in einem Kinderspital<br />
einrichtete, begann die Geschichte der<br />
Kinderradiologie. 1963 wurde die European<br />
Society of Paediatric Radiology (ESPR) gegründet,<br />
im selben Jahr konstituierte sich in Köln die<br />
Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Radiologie<br />
– zunächst im Rahmen der deutschen Gesellschaft<br />
für Kinderheilkunde. Daraus formierte sich die<br />
AG für Pädiatrische Radiologie e.V., die 1970<br />
in Zürich zu der Gesellschaft für Pädiatrische<br />
Radiologie (GPR) für die Kinderradiologie des<br />
gesamten deutschen Sprachraumes wurde. Während<br />
die Kinderradiologie in Deutschland 1987<br />
und in der Schweiz 1990 als eigene Subspezialität<br />
anerkannt wurde, existiert in Österreich lediglich<br />
die AG Kinderradiologie im Rahmen der Österreichischen<br />
Röntgengesellschaft.<br />
Die österreichische<br />
Kinderradiologie heute<br />
In Österreich sind derzeit etwa 25 in der Kinderradiologie<br />
ausgebildete RadiologInnen aktiv. So<br />
gibt es eine strukturierte universitäre kinderradiologische<br />
Abteilung in Graz, zwei eigenständige<br />
kinderradiologische Primariate in Linz und Wien<br />
sowie weitere mehr oder weniger strukturierte<br />
kinderradiologische Einheiten in Klagenfurt,<br />
Innsbruck, Salzburg und Wien. Fünf der kinderradiologisch<br />
aktiven Radiologen sind habilitiert.<br />
Die Kinderradiologie ist inzwischen verpflichtender<br />
Teil der Ausbildung zum Facharzt<br />
für Radiologie und Teilgebiet der 2002 gesetzlich<br />
eingeführten Facharztprüfung.<br />
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />
der GPR beauftragten wir<br />
über die AG Kinderradiologie<br />
der ÖRG eine Datenerhebung,<br />
die durch Literaturrecherche<br />
im Internet bei PubMed/<br />
Medline und eigene Daten<br />
vervollständigt wurde. Seit<br />
der Jahrtausendwende können<br />
wir auf mehr als 400 Arbeiten<br />
mit kinderradiologischer<br />
Beteiligung verweisen, davon 202<br />
mit kinderradiologischem Erst- oder<br />
Seniorautor. Insgesamt ergeben sich daraus<br />
bei einem durchschnittlichen Impactpunktewert<br />
von 1,8 – je nach Berechnungsart – kumulativ<br />
mindestens 200 Impactpunkte. Fotter ist Herausgeber<br />
eines kinderradiologischen Lehrbuchs,<br />
Riccabona hat deren vier verfasst. Weiters sind<br />
61 Buchartikel mit österreichischen Kinderra-<br />
diologInnen als Autoren erschienen.<br />
Neben der Organisation und Mitorganisation<br />
unzähliger Fortbildungen<br />
wurde 2001 der GPR-<br />
Kongress in Klagenfurt und<br />
2010 in Graz ausgerichtet. Der<br />
European Course of Pediatric<br />
Radiology (ECPR) fand 2000<br />
ebenfalls in Graz statt. Seit 15<br />
Jahren organisieren wir jährlich<br />
eine Jahrestagung der AG Kinderradiologie<br />
der ÖRG.<br />
Österreichische Kinderradiologen<br />
haben sich international eingebracht,<br />
als Präsident der ESPR (Fotter), 1. Vorsitzender<br />
der GPR (Riccabona), Vorstandsmitglieder<br />
der GPR (Sinzig, Weiß-Wichert) und<br />
haben durch Mitarbeit in zahlreichen Gremien<br />
und Arbeitsgruppen wesentliche Beiträge bei der<br />
Erarbeitung neuer Bildgebungsempfehlungen geleistet<br />
– wie die ESUR / ESPR Recommendations<br />
Paediatric Uroradiology, Herzbildgebungsempfehlungen,<br />
Dokumentationsempfehlungen<br />
zum Ultraschall im Kindesalter. Vornehmlich die<br />
Grazer Kinderradiologen (Riccabona, Sorantin)<br />
engagieren sich in internationalen Netzwerken<br />
und Organisationen wie beim Central European<br />
Exchange Programm for University Studies<br />
(CEEPUS), WUS, Eurasia-Pacific UniNet,<br />
ESOR, ESPR, ESUR paediatric work group.<br />
Diskussion und Zusammenfassung<br />
Bezogen auf die Zahl der in Österreich tätigen<br />
KinderradiologenInnen ist der wissenschaftliche<br />
Output sowie die internationale Einbindung<br />
und Präsenz respektabel. Dies darf jedoch nicht<br />
darüber hinwegtäuschen, dass wir kinderradiologischen<br />
Nachwuchs brauchen, um die für die<br />
Zukunft unerlässliche Forschung weiterzuführen,<br />
sowie die entsprechende kinderradiologische Lehre,<br />
Aus- und Weiterbildung zu garantieren.<br />
Mit fehlender kinderradiologischer Präsenz<br />
wird für die Zukunft eine hochwertige Kinderund<br />
Jugendmedizin nicht zu gewährleisten sein.<br />
Dieser Verantwortung wird sich nicht nur die<br />
Kinderradiologie zu stellen haben, sondern die<br />
Radiologie als Gesamtfach.<br />
Aufnahme in<br />
die „Liga der<br />
außergewöhnlichen<br />
Gentlemen“<br />
Prof. Dr. Dierk Vorwerk wird<br />
Ehrenmitglied der ÖRG<br />
Prof. Vorwerk machte seine Ausbildung in Radiologie<br />
an der RWTH Aachen bei Prof. Günther und war dort<br />
seit 1990 Oberarzt und seit 1996 leitender Oberarzt. In<br />
dieser Zeit forschte er in erster Linie in den Bereichen Laserangioplastie<br />
und mechanische Arterektomie, Stent Behandlung<br />
und Cava Filter. 1992 habilitierte er auf dem Gebiet der endovaskulären<br />
Stenttherapie. 1996 wurde er zum Professor an der<br />
RWTH Aachen ernannt. Seit 1998 ist er Chefarzt am Institut<br />
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum<br />
Ingolstadt.<br />
Prof. Vorwerk hat über 180 peer-reviewed Publikationen<br />
veröffentlicht. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit<br />
in den letzten Jahren war die endovaskuläre Therapie des<br />
akuten Schlaganfalles.<br />
Prof. Vorwerk erhielt den Wilhelm Conrad Röntgen Preis<br />
der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG), den Hermann Hol-<br />
thusen Ring der DRG, und die Hermann Rieder Medaille<br />
der DRG. Er hielt die Mackenzie Davidson Memorial<br />
Lecture der British Society of Radiology und die Andreas<br />
Grüntzig Lecture der Cardiovascular and Interventional<br />
Radiology Society of Europe (CIRSE). Er ist Ehrenmitglied<br />
der Turkish Society of Radiology, der VASSA of<br />
Southafrica. Er war Präsident von CIRSE 1999-2001,<br />
Präsident des Deutschen Röntgenkongresses 2009 und<br />
ist derzeit Vorsitzender der DeGIR und Präsident-elect<br />
der Deutschen Röntgengesellschaft.<br />
Prof. Vorwerk hat sich um die wissenschaftliche und<br />
fachliche Weiterentwicklung der Interventionellen Radiologie<br />
in Europa, aber auch in Österreich gekümmert<br />
und hat an der Entwicklung des Olbert Symposiums und<br />
später des Interventionellen Radiologischen Olbert Symposium<br />
(IROS) wesentlichen Anteil gehabt.<br />
Höchste<br />
Ehren<br />
Die DRG verleiht heute<br />
im Rahmen<br />
der Röntgen-Vorlesung<br />
die folgenden Preise:<br />
Alfred-Breit-Preis:<br />
Prof. Dr. Bernd Hamm<br />
(Berlin), für seine<br />
Verdienste um die<br />
experimentelle und<br />
klinische Erforschung<br />
von Tumoren des<br />
Abdomens und des<br />
Beckens<br />
Wilhelm-Conrad-<br />
Röntgen-Preis:<br />
PD Dr. Mirko Pahm<br />
(Heidelberg), für seine<br />
wissenschaftliche<br />
Arbeit „MR-Neurographie:<br />
Diagnostische<br />
Verfahren für das<br />
Periphere Nervensystem“<br />
Wilhelm-Conrad-<br />
Röntgen-Ring:<br />
PD Dr. med.<br />
Jens Vogel-Claussen<br />
(Hannover), in<br />
Anerkennung<br />
seiner herausragenden<br />
Leistungen auf dem<br />
Gebiet der Radiologie<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Mit dem iPad<br />
im OP<br />
Bei der Planung eines minimalinvasiven Eingriffs<br />
hilft Ärzten ein virtueller Blick in den<br />
Körper, um sich besser räumlich zu orientieren.<br />
Wissenschaftler um Michael Müller aus dem<br />
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)<br />
sorgen mit ihrer Entwicklung „SurgeryPad“ dafür,<br />
dass dazu keine diagnostischen Großgeräte<br />
mehr notwendig sind – ein Tablet-Computer<br />
reicht aus.<br />
Während der kommenden fünf Monate haben<br />
Besucher Gelegenheit, das Softwaresystem<br />
auf der „MS Wissenschaft“ selbst auszuprobieren.<br />
Die schwimmende Wissenschaftsausstellung startete<br />
am 6. <strong>Mai</strong> in Berlin und steuert viele Städte<br />
entlang der großen Flüsse und Kanäle in Deutschland<br />
an. http://www.ms-wissenschaft.de/tour.<br />
html<br />
Bayer stößt interventionellen<br />
Bereich ab<br />
Bayer HealthCare verkauft sein Interventional-Geschäft<br />
für 415 Millionen US-Dollar<br />
(rund 300 Millionen EUR) einschließlich der<br />
Kosten für Übergangsleistungen an Boston<br />
Scientific. Ein entsprechender Vertrag wurde<br />
jetzt unterzeichnet. Der Verkauf umfasst<br />
das Thrombektomiesystem AngioJet und<br />
das Atherektomiesystem Jetstream sowie den<br />
Fetch2-Absaugkatheter, der in der Kardiologie,<br />
Radiologie und Gefäßbehandlung eingesetzt<br />
wird. Der Abschluss der Transaktion unterliegt<br />
den üblichen Bedingungen einschließlich der<br />
Genehmigung durch die Kartellbehörden und<br />
wird für das zweite Halbjahr von <strong>2014</strong> erwartet.<br />
„Durch diesen Verkauf kann sich unsere<br />
Division Medical Care ganz auf Innovationen<br />
und Wachstum der Geschäftsfelder Radiologie<br />
und Diabetes Care konzentrieren, wo wir<br />
bereits stark vertreten sind“, sagte Dr. Olivier<br />
Brandicourt, Vorstandsvorsitzender der Bayer<br />
HealthCare AG.<br />
Hohe Risiken<br />
für Patienten<br />
Viele Behandlungsfehler wären laut aktueller<br />
Statistik des Medizinischen Dienstes des Kassen-Spitzenverbandes<br />
(MDS) vermeidbar. Die<br />
aktiven Beschwerden durch Patienten spielen bei<br />
der Fehlererkennung eine zentrale Rolle.<br />
Die Zahl der Gutachten wegen Verdachts auf<br />
Fehler stieg allein im vergangenen Jahr um rund<br />
18 Prozent. Trotz verstärkter Bemühungen vieler<br />
Krankenhäuser zur Vermeidung von Fehlern<br />
sind die Risiken für die Patienten in Deutschland<br />
aus Sicht der Krankenkassen nach wie vor<br />
zu hoch. Erhöhte Sensibilität und das 2013 in<br />
Kraft getretene Patientenrechtegesetz haben zu<br />
mehr öffentlicher Wachsamkeit geführt. Um<br />
die Ursachen von Sicherheitsmängeln umfassend<br />
analysieren zu können, braucht es standardisierte<br />
Erhebungsinstrumente, wie sie vom<br />
Picker Institut angeboten werden.<br />
Säulen & Säle<br />
Guido Holzknecht ist österreichischer<br />
Pionier der Radiologie und Mitbegründer<br />
der Wiener Röntgengesellschaft. Er<br />
erkannte sehr schnell, dass die Schädigung<br />
an der Haut von der verabreichten<br />
Strahlendosis abhängt. Infolgedessen<br />
konstruierte er erstmals ein Gerät, das<br />
die Menge der abgegebenen Strahlung<br />
annähernd bestimmen konnte: das<br />
Chromoradiometer. Obwohl der Apparat<br />
nicht sehr verlässlich war, den er<br />
1902 vorstellte, konnten die Strahlenschäden<br />
um fast 90 Prozent reduziert<br />
werden. Holzknecht wurde dennoch<br />
Opfer seines Berufes. Wie viele andere<br />
Persönlichkeiten der ersten Röntgenära<br />
starb er an den Folgen der Strahlung.<br />
20 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Kinderradiologie<br />
Kleine Patienten, große Verantwortung<br />
Kinder haben ihr ganzes Leben noch<br />
vor sich. Die Vermeidung von Langzeitschädigungen<br />
durch Strahlung<br />
steht deshalb bei den besonders jungen Patienten<br />
an oberster Stelle. Aktuelle Diskussionen um den<br />
verbesserten Strahlenschutz in der Allgemeinradiologie<br />
wurden maßgeblich von der Pädiatrie<br />
angestoßen. Die Teildisziplinen profitieren dabei<br />
voneinander: die Erwachsenenradiologie<br />
vom Know-how der Kinderradiologen und die<br />
Kinderradiologen davon, dass die Industrie auf<br />
die sich verändernden Ansprüche der Erwachse-<br />
heitsbilder auf, die nur ein Experte erkennt.“ In<br />
den vergangenen drei Jahren wurden in Australien<br />
und England bereits zwei ähnliche Studien zur<br />
Expositionspraxis publiziert, die sich speziell mit<br />
dem Leukämie- und Hirntumorrisiko durch die<br />
Schädel-CT beim Kind beschäftigt haben. Dabei<br />
konnte bereits nachgewiesen werden, dass mit<br />
nicht erfolgter Dosiseinsparung und unnötig vielen<br />
CT-Untersuchungen die Krebsrate steigt.<br />
Einen Großteil der CT-Diagnostik beim<br />
Kind macht trotz Ultraschall und Kernspintomographie<br />
die Schädelbildgebung aus. Seit Langem<br />
ist bekannt, dass die Augenlinse besonders<br />
strahlenempfindlich ist. Bisher ging man jedoch<br />
von einem Grenzwert aus, der um den Faktor 10<br />
höher lag. Heute weiß man, dass das Kataraktrisiko<br />
bei pädiatrischen Patienten wesentlich höher<br />
ist. Durch die längere Überlebenszeit liegt die<br />
Gefahr einer Linsentrübung, also eines Katarakts,<br />
bei Kindern deshalb deutlich höher als bei Erwachsenen.<br />
Das betrifft nicht nur Patienten, die<br />
eine craniale Computertomographie (CCT) bei<br />
schwerem Schädel-Hirn-Trauma benötigen, sondern<br />
vor allem die Gruppe der Kinder mit Hydrozephalus,<br />
bei denen Ventrikelweite und Ventillage<br />
zum Liquorabfluss kontrolliert werden müssen,<br />
erklärt der Münchner Arzt: „Manche Kinder mit<br />
Wasserkopf bekommen über ihre gesamte Lebenszeit<br />
hinweg bis zu 50 CCT. Dann erreichen sie<br />
auch die volle Linsendosis für den Katarakt. Deshalb<br />
sollte man immer einen Wismut-Protektor<br />
für die Augenlinsen verwenden. Zudem gibt es<br />
schon moderne Scanner, die den Röhrenstrom<br />
abschwächen, wenn die Röhre vor dem Gesicht<br />
herumläuft, und so die Strahlenbelastung für die<br />
Linse reduzieren.“<br />
Das zweite große Einsatzgebiet für die CT-<br />
Diagnostik in der Pädiatrie bilden die Lunge und<br />
die Atemwege. Auch hierzu betreut Prof. Schneider<br />
zurzeit ein hoch spannendes Forschungsprojekt,<br />
das durch das Bundesamt für Strahlenschutz<br />
initiiert wurde: „Wir möchten die exakte<br />
Dosis für die Brustdrüse in den verschiedenen<br />
Lebensaltern berechnen, um das genaue Krebsrisiko<br />
zu ermitteln. Denn die Brustdrüse ist ein<br />
Organ, das mitwächst. Beim Neugeborenen beträgt<br />
die Größe gerade mal 5 mm. Je nachdem,<br />
welche Untersuchungstechnik man verwendet,<br />
wird die Brustdrüse in der Einzelschicht bestrahlt<br />
oder nicht.“ Die neuen Berechnungen für<br />
die Brustdrüsendosis an modernen CT-Scannern<br />
werden von Schneiders Kollegen, dem Medizinphysiker<br />
Dr. Michael Seidenbusch, entwickelt.<br />
Früher hat man die Organdosis aus allgemeinen<br />
Prof. Dr. Karl Schneider studierte Humanmedizin<br />
in München und promovierte 1975. Seine<br />
Weiterbildung erfolgte in den Fächern Innere<br />
Medizin, Pädiatrie und Diagnostische Radiologie.<br />
Schneider war von 1990 bis 2013 Leiter<br />
der Abteilung Pädiatrische Radiologie der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München, bevor<br />
er im Oktober vergangenen Jahres in den<br />
Ruhestand ging. Bis heute ist er an mehreren<br />
Forschungsprojekten der EU, des Bundesamts<br />
für Strahlenschutz und des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Technologie beteiligt.<br />
Darüber hinaus engagiert sich Prof. Schneider<br />
als Mitglied der Strahlenschutzkommission des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit.<br />
Konversionsfaktoren hergeleitet. Das Projekt<br />
könnte beispielsweise Aufschluss darüber geben,<br />
wie viel Prozent der Brustkrebsfälle bei erwachsenen<br />
Frauen durch eine Thorax-CT im Kindesalter<br />
entstehen.<br />
Abb. 1: CCT bei einem zweieinhalb<br />
Monate alten weiblichen Säugling mit einer<br />
Vitamin-K-Mangel-Blutung. Massenblutung<br />
rechts frontal mit Ventrikeleinbruch,<br />
massivem gleichseitigem Hirnödem<br />
und erheblicher Mittellinienverlagerung.<br />
nenradiologen mit neuen Niedrigdosistechnologien<br />
reagiert. Prof. Dr. Karl Schneider, Facharzt<br />
für Pädiatrie und Kinderradiologie, über aktuelle<br />
Erkenntnisse zur Dosis und zum Strahlenschutz<br />
bei den Kleinsten.<br />
Mehr als zwei Jahrzehnte leitete Prof. Schneider<br />
eine der größten kinderradiologischen Abteilungen<br />
in Deutschland an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München. Seit Oktober 2013 befindet<br />
er sich im Ruhestand, mit Forschung und<br />
Weiterbildung ist aber noch lange nicht Schluss.<br />
Zurzeit ist der Spezialist unter anderem noch in<br />
eine Kinderkrebsstudie des Bundesministeriums<br />
für Forschung und Technologie involviert, deren<br />
endgültige Ergebnisse Ende <strong>2014</strong> vorliegen sollen.<br />
Dabei wird bundesweit an circa 40.000 Patienten<br />
die Expositionspraxis bei der CT im Kindesalter<br />
untersucht, um daraus Hochrechnungen für das<br />
Strahlenrisiko abzuleiten.<br />
„Es gibt Kliniken, wo die Dosis um den Faktor<br />
10 höher liegt als an anderen Kliniken“, sagt<br />
der Kinderradiologe, „das liegt zum einen an veralteter<br />
Gerätetechnik, zum anderen daran, dass<br />
viele Einrichtungen kaum pädiatrische Erfahrung<br />
haben. Denn Kinder machen nur etwa 3 Prozent<br />
Abb. 3a: Koronares Rekonstruktionsbild einer Thorax-CT<br />
mit iv-Kontrast bei einem drei Wochen alten Neugeborenen<br />
mit einem hypogenetischen Lungensyndrom. Zu beachten:<br />
die kleinere rechte Lunge mit direkter Verbindung zur linken<br />
Lunge, sogenannte Hufeisenlunge mit Zystenbildungen.<br />
Abb. 3b: Etwas weiter ventral zu<br />
a gelegene Rekonstruktion mit<br />
hypoplastischer rechter Lunge und<br />
linksseitigem Aortenbogen.<br />
Abb. 3c: Etwas weiter dorsal zu 3a gelegene MIP-Rekonstruktion<br />
mit rechts deszendierender Aorta. Sequester der basalen rechten<br />
Lunge mit arterieller Versorgung aus der Bauchaorta. Fazit:<br />
Eine Spirale zeigte sämtliche thoraxchirurgisch relevanten<br />
Befunde dieser komplexen Lungenfehlbildung.<br />
Abb. 2: Laterales Scanogramm<br />
vor einer CCT mit Wismut-Augenlinsenschutz,<br />
eingezeichnete Scan-Ebene.<br />
der Patienten aus, die zur Diagnosestellung und<br />
Therapieplanung eine CT brauchen. Deshalb<br />
werden diese Untersuchungen immer öfter von<br />
Allgemein- und Neuroradiologen durchgeführt,<br />
die häufig mit höherer Dosis arbeiten, weil sie<br />
genauere Bilder haben wollen. Kinder sind aber<br />
nicht nur strahlenempfindlicher, sondern weisen<br />
häufig auch ganz andere altersspezifische Krank-<br />
Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 21
Verbände<br />
Spannende Zeiten für die Interventionelle<br />
Radiologie in Europa<br />
Die Interventionelle Radiologie (IR)<br />
in Europa befindet sich an einem<br />
aufregenden Punkt ihrer Entwicklung:<br />
Die Bemühungen zur Vereinheitlichung<br />
von Ausbildung und Zertifizierung tragen Früchte,<br />
das Regulierungsumfeld ist ausgesprochen innovationsfreundlich<br />
und die Forschung liefert stetig<br />
neue Belege der klinischen Effektivität. Kein<br />
Wunder also, dass sich Prof. Anna-Maria Belli,<br />
Präsidentin der Cardiovascular and Interventional<br />
Radiological Society of Europe (CIRSE), über<br />
die Dynamik ihres Faches freut – vor allem, weil<br />
diese Entwicklung durch die enge Zusammenarbeit<br />
der europäischen und weltweiten IR-Gesellschaften<br />
ermöglicht wird.<br />
Die Innovationskraft ist für Prof. Belli herausragend:<br />
„Die Interventionelle Radiologie ist<br />
eine Disziplin, die aus der Innovation entstanden<br />
ist, und glücklicherweise fördert das derzeitige<br />
Regulierungsumfeld in Europa kontinuierliche<br />
Neuerungen. Das CE-Zeichen ist kein perfektes<br />
Instrument, aber es ermöglicht europäischen<br />
Unternehmen und Ärzten, neue Techniken zu<br />
entwickeln, die die Medizin voranbringen. Diese<br />
Tatsache zeigt sich auch in den klinischen<br />
Ergebnissen, die auf den CIRSE-Tagungen vorgestellt<br />
werden.”<br />
Eine Novellierung der EU-Medizingeräterichtlinie<br />
wird derzeit verhandelt, und auch<br />
wenn es noch zu früh für Prognosen ist, wie sich<br />
die neue EU-Gesetzgebung auf die Innovationskraft<br />
auswirken wird, so hoffen die interventionellen<br />
Radiologen doch, dass sie ihre Arbeit an<br />
vorderster Front der medizinischen Forschung<br />
zum Wohle der Patienten ausfechten können.<br />
Die CIRSE als Dachverband pflegt enge<br />
Beziehungen zu ihren nationalen IR-Sektionen,<br />
wobei gerade die österreichische ÖGIR und die<br />
deutsche DeGIR sehr wichtige Partner sind. Im<br />
April hatte die DeGIR, die größte nationale Sektion<br />
der CIRSE, zur jährlichen europäischen<br />
Konferenz zum Thema Interventionelle Onkologie<br />
(ECIO) in Berlin geladen.<br />
Für Anna-Maria Belli, die selbst Professorin<br />
für Interventionelle Radiologie und Oberärztin<br />
der radiologischen Abteilung des St George’s<br />
Healthcare NHS Trust in London ist, sind die<br />
Erfolge jedoch kein Grund, sich auf den Lorbeeren<br />
auszuruhen. Sie drängt darauf, europaweit<br />
ein einheitliches Ausbildungsniveau in der IR<br />
zu verwirklichen: „Dazu hat die CIRSE sowohl<br />
ein IR-Curriculum als auch einen Kompetenztest<br />
entwickelt. Gemeinsam sollen sie sicherstellen,<br />
dass die angehenden Ärztinnen und Ärzte<br />
eine vergleichbare Ausbildung erhalten und vergleichbare<br />
Prüfungen absolvieren müssen, bevor<br />
sie sich Experten für Interventionelle Radiologie<br />
nennen dürfen.“<br />
Das neue europäische Curriculum, der Syllabus<br />
für Interventionelle Radiologie und die zunehmende<br />
Anerkennung des European Board of<br />
Interventional Radiology (EBIR) als internationales<br />
Qualifizierungsgremium in der IR seien<br />
dabei wichtige Schritte in die richtige Richtung,<br />
freut sich Belli: „Ohne den Input, die Unterstützung<br />
und das Engagement der nationalen IR-<br />
Gesellschaften in ganz Europa hätten wir das<br />
nie geschafft.“<br />
Als nächstes muss CIRSE daran arbeiten,<br />
dass die IR in allen europäischen Ländern den<br />
Status einer Unterdisziplin erhält. Darüber hinaus<br />
hat Prof. Belli ganz klar eine Top-Priorität<br />
gesetzt: Die „Unterstützung umfassender Forschung<br />
in höchster Qualität, die bestätigt, dass<br />
neue Techniken und Technologien sicher, effizient<br />
und effektiv sind“.<br />
Dazu wurde das CIRSE Research Network<br />
gegründet – es soll nicht nur Forschern helfen, Finanzierungsanträge<br />
bei der EU zu stellen, sondern<br />
auch Register zu entwickeln und zu führen, die<br />
die Sicherheit und Wirksamkeit bestimmter Therapien<br />
prüfen und die Zusammenarbeit mit anderen<br />
klinischen Disziplinen intensivieren. So sollen<br />
alle relevanten Aspekte beleuchtet werden, bevor<br />
neue Behandlungsmethoden verbreitet werden.<br />
Für Prof. Belli ist der CIRSE-Jahreskongress,<br />
der vom 13. bis 17. September in Glasgow statt-<br />
findet, eine hervorragende Gelegenheit, den Fortschritt<br />
der IR zu begutachten und die bisherigen<br />
Erfolge gebührend zu feiern.<br />
„Die IR gewinnt zunehmend Anerkennung,<br />
aber wir dürfen nicht selbstgefällig werden – dazu<br />
gibt es noch zu viele, die der IR skeptisch gegenüberstehen.<br />
Daher sollte es meines Erachtens eines<br />
der obersten Ziele des Kongresses sein, Allianzen<br />
mit unseren Kollegen in Europa und weltweit zu<br />
schmieden, damit wir zeigen können, welchen<br />
immensen Beitrag die Interventionelle Radiologie<br />
heute zur Patientenversorgung leistet“, schlägt<br />
Prof. Belli abschließend vor.<br />
Prof. Anna-Maria Belli, Präsidentin der Cardiovascular<br />
and Interventional Radiological<br />
Society of Europe (CIRSE), ist Prof.in für interventionelle<br />
Radiologie sowie Oberärztin an<br />
der radiologischen Abteilung des St George’s<br />
Healthcare NHS Trust in London. Ihr Arbeitsschwerpunkt<br />
ist die Vaskuläre Interventionelle<br />
Radiologie, insbesondere das endovaskuläre<br />
Management der peripheren Arterienerkankung,<br />
Embolisation obstetrischer und gynäkologischer<br />
Blutungen und die Behandlung<br />
von Gefäßfehlbildungen. Prof. Belli, die Fellow<br />
des Royal College of Radiologists ist, war von<br />
2001 bis 2003 Präsidentin der British Society<br />
of Interventional Radiology und von 2002 bis<br />
2008 Mitglied des Interventional Procedures<br />
Advisory Committee des National Institute for<br />
Health and Clinical Excellence (NICE).<br />
Veranstaltung<br />
Raum Albers- Schönberg<br />
Fr., <strong>30.</strong>05.<strong>2014</strong>, 17:30 – 17:45 Uhr<br />
When and how to do retrograde or<br />
subintimal recanalization (Zertifizierung:<br />
Modul A Spezialkurs)<br />
Belli A.-M. / London<br />
Session: RöKo trifft CIRSE II - Diabetischer<br />
Fuß<br />
Ausgezeichnetes<br />
Lebenswerk<br />
Prof. Walter<br />
Hruby wird<br />
Ehrenmitglied<br />
der ÖRG<br />
Österreich –50 Jahre<br />
interventionelle Radiologie<br />
Mehrere Jahrzehnte lang hat Univ. Prof. Dr. Walter<br />
Hruby die österreichische Radiologie geprägt und<br />
weiterentwickelt. Für diesen Einsatz verleiht ihm die<br />
ÖRG in Hamburg die Ehrenmitgliedschaft.<br />
Walter Hruby wurde 1947 in Wien geboren, wo er später auch<br />
Humanmedizin studierte. Seinen Facharzt für Radiologie machte er<br />
1980, die Habilitation im Jahr 1990 und die Ernennung zum Univ.<br />
Prof. erfolgte 1995. Hruby war Gründungsmitglied der CIRSE im<br />
Jahr 1985 in Wien. Als Interventionalist beschäftigte er sich maßgeblich<br />
mit der Uroradiologie.<br />
Im April 1992 übernahm er das Primariat am Institut für Röntgendiagnostik<br />
im Donau Spital Wien. Schon bald übernahm das Institut<br />
eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung. Jeder, der ein solches Projekt<br />
im Laufe seiner Kariere geleitet hat, weiß, welche Anforderungen<br />
an die Führungsqualitäten gestellt werden. Hruby hat diese Aufgabe<br />
hervorragend gemeistert und seine Erfahrungen in zahlreichen Publikationen<br />
und Vorträgen der Fachwelt mitgeteilt. Er ist Autor und<br />
Koautor von 219 wissenschaftlichen Arbeiten, 60 davon beschäftigen<br />
sich mit der digitalen Radiologie.<br />
Er ist Reviewer von fünf<br />
Journalen und Mitglied von<br />
neun Fachgesellschaften.<br />
Neben seiner ärztlichen<br />
Tätigkeit übte er zahlreiche<br />
andere Funktionen aus. Er<br />
war Präsident der ÖRG und<br />
Ko-Präsident des deutsch-österreichischen<br />
Röntgenkongresses<br />
2012 in Hamburg. Im<br />
Jahr 2008 ehrte ihn die Stadt Wien mit dem goldenen Ehrenzeichen.<br />
Die DRG ernannte ihn 2012 zu ihrem Ehrenmitglied. Mit der Verleihung<br />
der Ehrenmitgliedschaft würdigt die ÖRG sein Lebenswerk<br />
und bedankt sich bei Walter Hruby für seinen unermüdlichen Einsatz<br />
für die österreichische Radiologie und seinen wissenschaftlichen Beitrag<br />
auf dem Gebiet der digitalen Radiologie und interventionellen<br />
Uroradiologie.<br />
Vor 50 Jahren hat der amerikanische Radiologe Charles Dotter mit der Erfindung der<br />
Angioplastie einen Meilenstein in der Geschichte der Interventionellen Radiologie<br />
gesetzt. Die Erfindung des Ballonkatheters im Februar 1974, also genau 10 Jahre<br />
später, vereinfachte die klinische Anwendung der Angioplastie. Heute ist die sogenannte PTA<br />
(perkutane transluminale Angioplastie) und ihre Abwandlungen aus dem modernen medizinischen<br />
Alltag nicht mehr wegzudenken. Auf die Geschichte der interventionellen Radiologie,<br />
genau 50 Jahre nach der Durchführung der ersten Gefäßerweiterung mit einem Katheter, verwies<br />
die ÖRG in ihrem Pressegespräch im Februar <strong>2014</strong>. Mit diesem nun bereits zum dritten<br />
Mal stattfindenden Event möchte die Österreichische Röntgengesellschaft der Öffentlichkeit<br />
entscheidende Entwicklungen und Leistungen der bildgebenden Medizin näherbringen und<br />
so aktiv dazu beitragen, dass die Bevölkerung die Disziplin, und ihre Bedeutung vor allem auch<br />
für PatientInnen, besser kennenlernt.<br />
Folgende Vorträge finden Sie auch in der Ausgabe 01/<strong>2014</strong> der ÖRG News (www.oerg.at):<br />
Das Gelbe vom Ei – Charles Dotter, ein Pionier der endovaskulären Therapie – Prim. Univ.-<br />
Prof. Dr. med. Walter Hruby<br />
Moderne Bildgebung des arteriellen Gefäßsystems – Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Loewe<br />
Endovaskuläre Therapie heute – Univ. Prof. Dr. Johannes Lammer<br />
Die Interventionelle Radiologie –<br />
klar positioniert<br />
Ab der zweiten Jahreshälfte startet die<br />
Deutsche Gesellschaft für Interventionelle<br />
Radiologie (DeGIR) mit der Zertifizierung<br />
von „DeGIR-Zentren für interventionelle<br />
Gefäßmedizin und minimal-invasive Therapie“.<br />
Prof. Dierk Vorwerk, Präsident der DeGIR,<br />
über die Zentren-Bildung mit Außenwirkung.<br />
RöKo Heute: Schon heute gibt es eine<br />
Zertifizierung für interventionsradiologische<br />
Ausbildungsstätten.<br />
Was unterscheidet diese Zertifizierung von<br />
den neuen DeGIR-Zentren?<br />
Das bestehende Stufenkonzept bildet die interventionell-radiologischen<br />
Leistungen nach<br />
innen ab, es dient der Strukturierung der Fortund<br />
Weiterbildung interventionell-tätiger Radio-<br />
logen. Das neue Konzept der DeGIR-Zentren richtet<br />
sich nach außen – vornehmlich an die nicht-radiologischen<br />
Kollegen aber auch an die Patienten. Es geht<br />
um eine klare Positionierung der Interventionellen Radiologie<br />
in der Behandlungslandschaft. Auch hinsichtlich<br />
des Zertifizierungsablaufs gibt es Unterschiede. So<br />
ist der Zertifikatserwerb an die Teilnahme an externen<br />
Audits gebunden.<br />
Welche Institute werden sich um<br />
die Zertifizierung als DeGIR-Zentrum<br />
bewerben können?<br />
Im Zertifizierungsentwurf, den der Vorstand der De-<br />
GIR verabschiedet hat, sind die Anforderungen festgelegt.<br />
Sie umfassen Fallzahlen, die die Bewerber über die<br />
DeGIR-QS-Software nachweisen müssen oder Angaben<br />
zum apparativen Mindeststandard. Ganz wichtig ist der<br />
Prof. Dr. Dierk Vorwerk<br />
Nachweis über formalisierte Kooperationen mit<br />
anderen Disziplinen des Hauses wie Chirurgie<br />
und Gefäßchirurgie, Gynäkologie oder Innere<br />
Medizin. Die Prüfung der interdisziplinären<br />
Strukturen ist auch Teil der Vor-Ort-Besuche bei<br />
den Bewerbern.<br />
Um welche interventions-radiologischen<br />
Leistungen wird es gehen?<br />
Im Unterschied zu der bestehenden Zertifizierung<br />
für Gefäßzentren umfasst das Spektrum<br />
auch die nicht-gefäßmedizinischen Leistungen<br />
wie beispielsweise die interventionell-radiologischen<br />
Schmerz- und Tumortherapien. Abgebildet<br />
werden also alle Behandlungsmethoden<br />
der Module A bis D. Die Teilnahme am neuen<br />
DeGIR-Programm ist übrigens unabhängig von<br />
bereits bestehenden oder angestrebten Zertifizierungen<br />
als Gefäßzentrum.<br />
Was bedeutet die Gründung<br />
versorgungspolitisch<br />
und aus Sicht der Patienten?<br />
Es wird gerne übersehen, dass es bei den Interventionellen<br />
Leistungen unseres Faches um mehr<br />
geht als die (elektiven) pAVK-Therapien. Diese<br />
Rekanalisationen machen zwar 60 Prozent aller<br />
Behandlungsfälle aus, die wir in der DeGIR-Qualitätssoftware<br />
führen. Aber daneben gibt es auch<br />
die Embolisationen, die notfallmäßigen Aneurysma-Therapien<br />
und die Leistungen der Schmerzund<br />
Tumortherapien. Die Zertifizierung als<br />
DeGIR-Zentrum soll diese Leistungen besser und<br />
sichtbarer nach draußen kommunizieren.<br />
Welchen Zeitplan für die Einführung<br />
sehen Sie vor?<br />
Bald nach dem Röntgenkongress wird es möglich<br />
sein, sich für das Zertifizierungsverfahren anzumelden.<br />
Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass<br />
das Interesse an der DeGIR-Zentren-Zertifizierung<br />
sehr hoch ist, wir rechnen also mit großem<br />
Interesse ab der Startphase.<br />
Weiterführende Informationen unter<br />
www.degir.de<br />
22 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>
Kinderradiologie<br />
Bindeglied zwischen Technologie<br />
und Menschlichkeit<br />
Birgit Oppelt hat bereits während ihrer Ausbildung<br />
zur Radiologietechnologin gemerkt,<br />
dass sie gern mit Kindern arbeiten möchte.<br />
Seit 1994 ist sie am LKH-Universitätsklinikum<br />
Graz. Seit 1999 organisiert sie Fortbildungen<br />
für Kollegen und 2010 veröffentlichte sie das<br />
Handbuch „Pädiatrische Radiologie für MTRA/<br />
RT“. Parallel hat sie das Studium „Management<br />
im Gesundheitswesen“ mit dem Master of Arts<br />
in Business abgeschlossen.<br />
rade im Hinblick auf den Strahlenschutz sollte<br />
man das Bild so erstellen, als ob man ein analoges<br />
System hätte. Das digitale System verzeiht zu viel<br />
Belichtung, aus Sicht des Strahlenschutzes ist die<br />
aber nicht tolerierbar.<br />
Wie kann gewährleistet werden, dass<br />
sich alle Teammitglieder an das Strahlenschutzprinzip<br />
der Optimierung halten?<br />
In Graz haben wir als Team das Intelligent Imaging<br />
etabliert, das heißt, im Teamwork von Radiologietechnologen<br />
und Ärzten sind anhand von<br />
Phantomaufnahmen die Faktoren Reifung und<br />
Wachstum des Kindes in Belichtungsdaten umgearbeitet<br />
worden, die in den Geräten einprogrammiert<br />
sind. Wenn zum Beispiel im Nachtdienst<br />
kein Radiologe vor Ort ist, müssen wir genau<br />
wissen, was wir tun.<br />
Am LKH-Universitätsklinikum Graz in<br />
der Steiermark befindet sich die einzige<br />
eigenständige klinische Abteilung für<br />
Kinderradiologie in Österreich. Birgit Oppelt<br />
ist stellvertretende Leiterin eines Teams von 18<br />
Radiologietechnologinnen und -technologen<br />
(RT), dem österreichischen Pendant zum deutschen<br />
medizinisch-technischen Röntgenassistenten<br />
(MTRA). Die besondere Expertise in der<br />
Kinderradiologie hat sie gemeinsam mit Kolleginnen<br />
und Kollegen in dem 2010 erschienenen<br />
Buch „Pädiatrische Radiologie für MTRA/RT“<br />
zusammengefasst. Wir haben sie dazu befragt.<br />
RöKo Heute: Was unterscheidet<br />
die pädiatrische Radiologie von der<br />
Radiologie für Erwachsene?<br />
Oppelt: Die MTRA/RT ist die erste Kontaktperson<br />
für das Kind in der Radiologie, sie fungiert<br />
als Bindeglied zwischen Technologie und<br />
Menschlichkeit und Empathie. Die MTRA/RT<br />
muss natürlich die Technologie im Blickwinkel<br />
haben, aber vor allem darf sie die Menschlichkeit<br />
nicht vergessen. Wir haben Patienten vom<br />
Frühgeburtenstadium mit 300 bis 400 Gramm<br />
bis zum vollendeten 18. Lebensjahr mit bis zu<br />
120 Kilogramm Körpergewicht – das stellt einen<br />
Faktor von 300 dar. Diese ganzen Altersgruppen<br />
müssen psychologisch, physiologisch und auch<br />
physisch unterschiedlich behandelt werden –<br />
sowohl im Hinblick auf die Einstelltechnik und<br />
die Belichtung als auch auf den Umgang und die<br />
Kommunikation.<br />
Welche besonderen Anforderungen<br />
bestehen in der Kommunikation?<br />
Jedes Kind und jedes Alter ist in der Kommunikation<br />
anders. Es ist ein Unterschied, ob man<br />
einem Jugendlichen eine Röntgenaufnahme erklärt<br />
oder ob ich zu einem Vorschulkind sage: Ich<br />
mache jetzt ein Bild mit diesem großen Apparat,<br />
Veranstaltung<br />
Raum Bucky<br />
Sa., 31.05.<strong>2014</strong>,<br />
09:20 - 9:40 Uhr<br />
Das Röntgen beim Kind –<br />
eine Herausforderung?<br />
Tipps und Tricks von der Lagerung<br />
bis zur Belichtung<br />
Oppelt B. / Graz<br />
Session MTRA 12: Kinderradiologie<br />
der deshalb so groß ist, weil er deine Knochen<br />
fotografiert. Der Zugang zu unserer Tätigkeit<br />
ist bei Kindern ein ganz anderer. Auch bei der<br />
Kontrastmittelgabe: Statt „Bitte trinke jetzt das<br />
Kontrastmittel.“ sage ich dann kindgerecht: „Du<br />
trinkst jetzt diesen Zaubersaft und im Foto können<br />
wir sehen, wo dieser Saft in dir entlangrinnt.“<br />
Was muss von technischer Seite,<br />
insbesondere aus Sicht des<br />
Strahlenschutzes beachtet werden?<br />
Von technischer Seite ist die Immobilisation etwas<br />
ganz Wichtiges. Säuglinge und Kleinkinder<br />
müssen durch Haltevorrichtungen oder Haltepersonen<br />
immobilisiert werden. Wenn sich das<br />
Kind bewegt, habe ich eine Bewegungsunschärfe<br />
und kein verwertbares Bild, was sich aus Strahlenschutzgründen<br />
verbietet, weil die Aufnahme dann<br />
wiederholt werden muss. Weil die meisten Abteilungen<br />
inzwischen mit digitaler Technologie arbeiten,<br />
ist die Belichtungsproblematik nicht mehr<br />
die früherer Zeiten. Aber beim Strahlenschutz ist<br />
es ganz wichtig, dass die MTRA/RT weiß, was sie<br />
tut. Man darf sich nicht nur auf die technischen<br />
Möglichkeiten der digitalen Welt verlassen. Ge-<br />
Besuchen Sie uns auf dem RöKo <strong>2014</strong> | Halle H, Stand B.09<br />
XDS<br />
VNA PACS<br />
Optik<br />
Kinder und Jugendliche müssen psychologisch,<br />
physiologisch und auch physisch unterschiedlich<br />
gehandelt werden – sowohl im Hinblick auf die<br />
Einstelltechnik und die Belichtung als auch auf<br />
den Umgang und die Kommunikation.<br />
3D EMR<br />
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Intelligent Informierte Bildgebung<br />
vom Marktführer der modernen Visualisierung.<br />
Lungenröntgen<br />
eines zweijährigen<br />
Kindes: Man darf<br />
sich nicht nur auf<br />
die technischen<br />
Möglichkeiten der<br />
digitalen Welt<br />
verlassen, sondern<br />
sollte im Hinblick<br />
auf den Strahlenschutz<br />
das Bild<br />
so erstellen, als ob<br />
man ein analoges<br />
System hätte.<br />
051514A-EH.indd 1<br />
5/15/14 12:47 PM<br />
Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> 23
Mammographie<br />
Mammographiebefundung leicht gemacht<br />
Radiologen sehen sich heute einer rasant<br />
wachsende Bildmenge bei gleichzeitig<br />
steigenden Qualitätsanforderungen<br />
ausgesetzt. Intelligente Radiologie-Informationssysteme<br />
können Sie dabei unterstützen, ihre<br />
Aufgaben effizienter und auf höchstem Qualitätsniveau<br />
zu bewältigen.<br />
RadCentre Mammografie ist ein solches<br />
Tool – ein Arbeitsplatzprofil für die Befunderstellung<br />
in der Mammadiagnostik, das sowohl<br />
die Komplementär- als auch die Doppelbefundung<br />
unterstützt. Die Lösung verfügt über die<br />
intuitive „Cockpit“ Benutzeroberfläche und ermöglicht<br />
dem Radiologen damit eine besonders<br />
schnelle und einfache, weil intuitive strukturierte<br />
Befundung. Dank der neuen, auf höchste Ergonomie<br />
ausgelegten Oberfläche setzt die Lösung<br />
neue Maßstäbe in puncto Bedienkomfort und<br />
Befundsicherheit.<br />
Das Modul wird direkt aus dem CSC<br />
Radiologie-Informationssystem RadCentre heraus<br />
aufgerufen und ermöglicht die strukturierte<br />
und grafische Mammographiebefundung. Der<br />
diagnostizierende Arzt wird Schritt für Schritt<br />
durch die Befundung geführt, kann mithilfe des<br />
Grafikmoduls Lage und Größe von Läsionen<br />
markieren und anhand von Dialogfenstern strukturierte<br />
Eingaben vornehmen.<br />
Dabei nutzt RadCentre Mammographie eine<br />
standardisierte Terminologie, die sich an den<br />
Richtlinien der Radiologischen Gesellschaft orientiert<br />
und gewährleistet damit eine strukturierte<br />
Erfassung von Einzeldaten, die zudem optimal für<br />
Auswertungen geeignet sind.<br />
RadCentre Mammographie für eine strukturierte Befundung und mehr Patientensicherheit<br />
Doppelte Sicherheit<br />
Das Modul setzt darüber hinaus voll auf das Potenzial<br />
des RIS RadCentre als zentrale Informationsplattform.<br />
So kann der Arzt während des Befunds weitere Untersuchungen<br />
der gleichen Patientin wie zum Beispiel<br />
Ultraschallbilder oder Kernspintomographien der<br />
Brust zur Beurteilung hinzufügen. Die Untersuchungen<br />
werden dann zu einem Komplementärbefund<br />
zusammengefasst, der Arzt und Patientin mehr<br />
Sicherheit über das Ergebnis und die notwendige Behandlung<br />
verschafft.<br />
Ebenso unterstützt RadCentre Mammographie<br />
die Doppelbefundung – zum Beispiel im Rahmen<br />
eines kollaborativen Szenarios mit Ärzten an verschiedenen<br />
Standorten. Nachdem zwei Ärzte die gleiche<br />
Untersuchung unabhängig voneinander befundet<br />
haben, gleicht die Software automatisch diese Beurteilungen<br />
miteinander ab. Bei abweichenden Einschätzungen<br />
weist die Lösung darauf hin, dass der<br />
Befund noch nicht freigegeben werden kann und ein<br />
einvernehmlicher Befund durch einen weiteren Arzt<br />
erstellt werden muss. Eine sinnvolle Arbeitsorganisationshilfe<br />
ist die Kennzeichnung von dringenden<br />
Beurteilungen, um die Priorität hervorzuheben. Die<br />
Hinterlegung von Notizen für den weiteren Arbeitsablauf<br />
gibt dem Arzt Handlungsunterstützung. Dieser<br />
erhält zudem Sicht auf alle wichtigen Informationen<br />
wie auftragsrelevante Daten, Vorbefunde und Bilder.<br />
RadCentre Mammographie zeigt insbesondere<br />
durch die intuitive Benutzeroberfläche und die Möglichkeit<br />
der strukturierten Dateneingabe, welchen Mehrwert<br />
moderne Software-Module im Hinblick auf Effizienz,<br />
Zusammenarbeit und Sicherheit bieten können.<br />
https://twitter.com/DRG_de<br />
#roeko<strong>2014</strong><br />
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UCaIV2qoJHb8O8dGmM-<br />
1Zawaw<br />
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24 <strong>RÖKO</strong> <strong>HEUTE</strong> Ausgabe 3 . <strong>30.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>