Newsletter Ausgabe 114 - Public Services Newsletter
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Tipps und Trends<br />
Deutschland<br />
Dies sei zwar auch beim Werkvertrag möglich und auch üblich, allerdings handle es sich<br />
vorliegend um keine bloßen werkvertragstypischen Einweisungen, sondern um Schulungen,<br />
an denen der Kläger ohne Unterschied zu internen Mitarbeitern des Beklagten teilgenommen<br />
habe.<br />
Fazit<br />
Für Auftraggeber bedeutet dieses Urteil eine weitere Verschärfung der bisher schon<br />
restriktiv verstandenen Abgrenzung zwischen selbständiger Tätigkeit und der Annahme<br />
eines Arbeitsverhältnisses. In den letzten Jahren wurde die für Arbeitgeber attraktive<br />
Werkvertragsbeauftragung immer wieder durch die Rechtsprechung eingeschränkt.<br />
In der vorliegenden Entscheidung hat das Gericht das Kriterium der zeitlichen Unabhängigkeit<br />
der Leistungserbringung als ein wichtiges Abgrenzungsmerkmal in der Gesamtwürdigung<br />
der Abwägungskriterien dargestellt. Eine zeitliche Abhängigkeit ist dabei nicht nur bei<br />
einer Vorgabe von festen Arbeitszeiten gegeben. Vielmehr reicht es aus, dass der Externe<br />
in ein „zeitliches Korsett“ eingebunden ist. Dieses war im zugrundeliegenden Fall die Kombination<br />
aus dem berechneten Ende des Werkvertrages, des vereinbarten Umfangs der<br />
auszuführenden Arbeiten sowie der notwendigen Leistungserbringung vor Ort und den<br />
Öffnungszeiten des Beklagten. Dies entsprach nach Ansicht des Gerichts im Ergebnis einer<br />
vollschichtigen Tätigkeit. Auftraggeber müssen daher selbst bei einer im Grundsatz freien<br />
Zeiteinteilung die genauen Umstände der Leistungserbringung berücksichtigen, die diese<br />
freie Einteilung beschränken können.<br />
Ein weiteres Argument für eine Qualifizierung als Arbeitsverhältnis waren auch die gegenüber<br />
dem Kläger erteilten Weisungen zur Auftragserledigung. Das Gericht stellte fest, dass<br />
Ausführungen zur Auftragserbringung zwar auch bei der Werkbeauftragung üblich seien<br />
(§ 645 BGB). Dies sei jedoch so zu verstehen, dass bei einer Werkbeauftragung nur Anweisungen<br />
zum werkvertraglichen Endergebnis vorgesehen sind. Anweisungen zur (konkreten)<br />
Ausführung der Tätigkeit seien dagegen ein Indiz für das Bestehen eines Arbeitsverhältnisses.<br />
Auftraggeber sollten daher darauf achten, dass im Direktkontakt mit Freelancern<br />
die Unabhängigkeit des Selbstständigen bei der Leistungserbringung beachtet wird<br />
und allenfalls auf das Ergebnis der Werkleistung eingewirkt wird, die Art und Weise der<br />
Leistungserbringung aber dem Freelancer selbst überlassen bleibt.<br />
Zusätzlich stellte das Gericht auch auf die Teilnahme an Schulungen ab, die vorliegend<br />
unterschiedslos auch von Mitarbeitern des Beklagten wahrgenommen wurden. Um sicherzustellen,<br />
dass (werkvertragstypische) Einweisungen beim Auftraggeber nicht als solche<br />
Schulungen angesehen werden, sollte daher keine gemeinsame Teilnahme von Mitarbeitern<br />
und Externen an Schulungen erfolgen.<br />
Darüber führte das Gericht an, dass keine Abnahme der Arbeitsergebnisse erfolgt sei, wie<br />
sie für Werkverträge vorgesehen ist. Auftraggeber sollten daher darauf achten, dass<br />
gerade bei kontinuierlichen Tätigkeiten in jedem Fall eine Abnahme der verschiedenen<br />
Ergebnisse erfolgt und dies auch dokumentiert wird.<br />
Ansprechpartner<br />
RA Florian Klein, LL.M. (Warwick)<br />
Ernst & Young Law GmbH<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
Telefon +49 89 14331 16190<br />
florian.klein@de.ey.com<br />
EY <strong>Public</strong> <strong>Services</strong> <strong>Newsletter</strong>, <strong>Ausgabe</strong> <strong>114</strong> | November 2013 23