03.06.2014 Aufrufe

Therapieziele und Therapieerfolg - Institut für Psychologie ...

Therapieziele und Therapieerfolg - Institut für Psychologie ...

Therapieziele und Therapieerfolg - Institut für Psychologie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Therapieschulen geben Ambühl <strong>und</strong> Strauß (1999a). So verfolgen verhaltenstherapeutisch<br />

orientierte Therapeuten unter anderem Ziele, die sich auf Risikoverhalten, Informationsvermittlung<br />

oder kognitive Aspekte beziehen, während psychodynamisch orientierte<br />

Therapeuten beispielsweise Zielsetzungen bezüglich emotionaler Aspekte,<br />

intrapsychischer Konflikte oder Realitätsakzeptanz in den Vordergr<strong>und</strong> stellen (Dirmaier,<br />

2005).<br />

Schließlich erfüllt das Aufstellen von <strong>Therapieziele</strong>n eine ethische Funktion. Driessen et<br />

al. (2001) sehen diese Funktion vorwiegend in der Herstellung von Transparenz <strong>und</strong> der<br />

Verringerung der Macht des Therapeuten. Auch Kottje-Birnbacher <strong>und</strong> Birnbacher<br />

(1999) beschreiben, dass Ziele in der Psychotherapie im Unterschied zu denen der somatischen<br />

Medizin nicht eindeutig vorgegeben sind. Aufgr<strong>und</strong> des in unserer Gesellschaft<br />

vorherrschenden Wert- <strong>und</strong> Normpluralismus ist es kaum möglich eine einheitliche<br />

Definition von „seelischer Ges<strong>und</strong>heit“ zu geben oder festzulegen, was unter „richtiger“<br />

Lebensführung zu verstehen ist. Dementsprechend gibt es kaum verbindliche Ziele<br />

<strong>und</strong> Erfolgsmaße für eine Psychotherapie (Schulte, 1993). Folglich muss sich der<br />

Therapeut über seine eigenen Wert- <strong>und</strong> Normorientierungen sowie die Werte, die ihm<br />

seine Schulenzugehörigkeit nahe legt, im Klaren sein, da diese seine Zielbestimmungen<br />

<strong>und</strong> die Bewertung der Werte <strong>und</strong> Normen beeinflussen, mit denen er durch den Patienten<br />

<strong>und</strong> seine Zielsetzungen konfrontiert wird. Auf die Therapiezielthematik bezogen<br />

führt das zu der Frage, wer die Ziele der Psychotherapie festlegt. Laut Kottje-<br />

Birnbacher <strong>und</strong> Birnbacher (1999) sind sowohl das sogenannte „Dienstleistungsmodell“,<br />

bei dem der Patient die Ziele der Therapie definiert <strong>und</strong> der Therapeut diese als<br />

Dienstleister zu erfüllen hat, als auch das rein „paternalistische Modell“, bei dem primär<br />

der Therapeut die Ziele festlegt, nicht haltbar. Gegen das Letztere spricht vor allem das<br />

ausgeprägte suggestive Machtpotential des Therapeuten, der durch eigene Zielvorstellungen<br />

<strong>und</strong> persönliche Werthaltungen den Therapieprozess stark beeinflussen kann.<br />

Eine gemeinsame Zielbestimmung, bei der die Ziel- <strong>und</strong> Wertvorstellungen dargelegt<br />

<strong>und</strong> Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Alternativen abgewogen werden, ist daher zu fordern. Dies<br />

führt am ehesten zu einer Zieldefinition, die von beiden Seiten akzeptiert werden kann.<br />

Die gegebene Übersicht über die Funktionsbereiche von <strong>Therapieziele</strong>n gibt einen Einblick<br />

in die Komplexität des Themenbereiches. Therapeutische Zielsetzungen spielen<br />

sowohl in der Planung <strong>und</strong> konkreten Durchführung von Psychotherapien als auch in<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!