SPRACHROHR 4/2013
Zeitung des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg.
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13<br />
Ein lachendes und ein weinendes Auge<br />
Nach rbb-Verhandlungen Vergütungstarifvertrag unter Dach und Fach<br />
Ihre Informationen über Neonazis<br />
sind derzeit gefragt. Seit die Mordserie<br />
des »Nationalsozialistischen Untergrunds«<br />
(NSU) bekannt wurde, ist<br />
das Interesse an dem Thema groß.<br />
Im Mail-Postfach des Antifaschistischen<br />
Infoblatts (AIB) laufen Anfragen<br />
von Journalisten und Sicherheitsbehörden<br />
auf, die mehr über einzelne<br />
Personen wissen wollen. »Jetzt<br />
wird die Arbeit, die wir jahrelang machen,<br />
geschätzt«, sagt Dietrich Kollenda<br />
vom Redaktionskollektiv in Berlin.<br />
Denn die viermal jährlich erscheinende<br />
Zeitung hat die rechte Szene<br />
im Fokus. Und zwar nicht nur, »wenn<br />
es gerade mal wieder schick ist, sondern<br />
kontinuierlich«. Im Herbst erscheint<br />
die 100. Ausgabe.<br />
Es sei ein großer Vorteil, dass man<br />
sich seit über 25 Jahren mit dem Thema<br />
beschäftige, sagt Kollenda. So<br />
hatten Autoren des AIB zum Beispiel<br />
<br />
Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de<br />
schon Ende der 1990er Jahre im NSU-<br />
Entstehungsmilieu in Thüringen recherchiert.<br />
Dieses Wissen fließt in Recherchen<br />
und Analysen ein. Immer<br />
wieder seien auch die Verstrickungen<br />
von Verfassungsschutz und Neonazis<br />
Thema im Blatt gewesen, berichtet<br />
der Redakteur.<br />
Das erste Heft wurde im Frühjahr<br />
1987 herausgegeben. »Hauptgrund<br />
war, dass sich in den 1980er Jahren<br />
organisierte Neonazistrukturen in<br />
Westdeutschland formierten«, sagt<br />
Kollenda. Gleichzeitig habe es massive<br />
Kampagnen gegen angebliche<br />
Asylbetrüger gegeben. In dieser Atmosphäre<br />
entstand das Antifaschis-<br />
tragsvolumens der freien Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter führen<br />
wird. Er beabsichtigt, die im Rahmen<br />
des Tarifvertrages vereinbarten Honorarerhöhungen<br />
im Programmetat<br />
zu berücksichtigen. Die Bezüge der<br />
Versorgungsempfänger werden entsprechend<br />
den Erhöhungen der Gehälter<br />
angepasst. Der Abschluss steht<br />
noch unter Gremienvorbehalt, der<br />
rbb-Verwaltungsrat und ver.di Tarifkommission<br />
müssen noch zustimmen.<br />
Keine Freienvertretung im<br />
rbb-Personalrat<br />
Neonazis fest im Blick behalten<br />
Das Antifaschistische Infoblatt feiert in Berlin seine 100. Ausgabe<br />
Seit 26 Jahren<br />
konsequent am Thema<br />
Weniger gut sieht es hinsichtlich einer<br />
starken Vertretung der Freien im<br />
Sender aus. Seit über einem Jahr bemühen<br />
sich der Personalrat und der<br />
geschäftsführende Senderverbandsvorstand<br />
von ver.di im rbb darum,<br />
die anstehende Änderung des rbb-<br />
Staatsvertrages dafür zu nutzen, dass<br />
endlich auch die freien Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter (12a-Freie)<br />
durch den Personalrat vertreten werden<br />
können – eine Möglichkeit, die<br />
andere Landesrundfunkanstalten<br />
längst nutzen. Damit würden nicht<br />
nur die Rechte der Mitarbeitenden<br />
erheblich verbessert, auch dem Betriebsklima<br />
im rbb käme das zugute.<br />
Im Vorfeld hatte die regierende<br />
SPD in Berlin die Initiative zunächst<br />
unterstützt. Auf Antrag der Fraktion<br />
Bündnis 90 / Die Grünen fand am<br />
11. September im Medienausschuss<br />
Was lange währt, kann endlich<br />
gut werden: Nach einem Verhandlungsmarathon<br />
konnten am 13.<br />
September die Gehalts- und Honorarverhandlungen<br />
beim rbb erfolgreich<br />
abgeschlossen werden.<br />
Den Festen winkt nun eine erste<br />
Erhöhung aller Gehälter zum 1. Oktober<br />
<strong>2013</strong> um 20 Euro sowie zusätzlich<br />
um 2,45 Prozent. Eine zweite<br />
Erhöhung folgt am 1. Oktober<br />
2014 um 2,5 Prozent. Der Familienzuschlag<br />
steigt zum 1. Oktober von<br />
101 Euro auf 115 Euro; ein Jahr später<br />
gibt es ein weiteres Plus von 5 Euro<br />
auf dann 120 Euro. Bei einer Laufzeit<br />
von 24 Monaten entspricht das<br />
einem realen Anstieg um 5,63 Prozent<br />
und bewegt sich damit am oberen<br />
Rand der bisherigen ARD-Abschlüsse.<br />
Für die Freien und Azubis gilt eine<br />
erste Steigerung aller typischerweise<br />
gezahlten Honorare zum 1. Oktober<br />
um 3,05 Prozent. Eine zweite Erhöhung<br />
folgt im Oktober 2014 um 2,50<br />
Prozent. Das entspricht wertgleich<br />
der Erhöhung für die Festangestellten.<br />
Die Kappungsgrenze sowie die<br />
Grenze der sozialen Schutzbedürftigkeit<br />
steigen entsprechend. Der rbb<br />
erklärt, dass die Honorarerhöhungen<br />
nicht zu einer Verringerung des Aufdes<br />
Berliner Abgeordnetenhauses<br />
dazu eine Anhörung statt. Eingeladen<br />
waren Vertreterinnen und Vertreter<br />
von ver.di, vom DJV, vom rbb-<br />
Personalrat sowie die Intendantin.<br />
Dagmar Reim jedoch lehnt die Vertretung<br />
der Freien im Personalrat<br />
weiter rundweg ab. Stattdessen soll<br />
es eine Freienvertretung geben, deren<br />
Statut sie selbst erlässt. Die SPD<br />
geht dabei Hand in Hand mit der Intendantin.<br />
Der Vertreter der Sozialdemokraten<br />
im Medienausschuss,<br />
Frank Zimmermann, meint tatsächlich,<br />
dass die Rechte der Freien durch<br />
eine solche Vertretung gestärkt werden.<br />
Dass die Intendantin unwillig<br />
auf Personalräte reagiert, überrascht<br />
nicht. Erstaunlich ist hingegen die<br />
Position der SPD, bei der Mitbestimmung<br />
im Parteiprogramm steht.<br />
Noch ist der Staatsvertrag nicht<br />
Fachgruppe<br />
Medien<br />
durch die Parlamente in Berlin und<br />
Brandenburg abgesegnet. Auch im<br />
Potsdamer Landtag soll es eine Anhörung<br />
zur Forderung geben, dass<br />
Freie im rbb-Personalrat vertreten<br />
sein müssen. Wie es SPD und Linke<br />
in Brandenburg mit der Mitbestimmung<br />
und den Rechten von Freien<br />
halten, bleibt spannend. red<br />
tische Infoblatt als Sprachrohr einer<br />
»quirligen und bunten Bewegung«.<br />
In den ersten Ausgaben wurden auch<br />
türkische Artikel abgedruckt.<br />
Im Laufe der Zeit erweiterte sich<br />
das Spektrum der Zeitung um geschichtliche<br />
und gesellschaftliche Themen.<br />
Doch am Grundsatz hat sich<br />
nichts geändert: »Ziel ist es, die organisierte<br />
Naziszene im Blick zu behalten«,<br />
betont der AIB-Sprecher.<br />
Das sei die Voraussetzung für die aktive<br />
Bekämpfung von Rechtsextremismus.<br />
Von Anfang an wollte das<br />
Magazin kein »szenetypisches Blatt«<br />
sein, sondern ein breites Spektrum<br />
außerhalb der Antifa-Szene ansprechen.<br />
Offenbar mit Erfolg.<br />
Das AIB ist eigenen Angaben zufolge<br />
die älteste antifaschistische<br />
Fachzeitschrift. Doch nur vom Verkaufspreis<br />
in Höhe von 3,50 Euro pro<br />
Ausgabe kann das Blatt nicht überleben,<br />
wichtig sind auch Spenden –<br />
»und die grenzenlose Selbstausbeutung«,<br />
sagt Kollenda. Alle arbeiten<br />
ehrenamtlich. »Es gab Aufs und Abs.<br />
Doch irgendwie hat es immer geklappt.«<br />
Grund genug zum Feiern:<br />
Zur 100. Ausgabe steigt am 4. Oktober<br />
im SO36 in Berlin-Kreuzberg<br />
eine große Party. Kathrin Hedtke<br />
www.antifainfoblatt.de