KOMM 8/2023
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
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<strong>KOMM</strong><br />
08/<strong>2023</strong>WWW.TK-IT.VERDI.DE<br />
MEDIA BROADCAST SATELLITE GMBH<br />
60 solcher Parabolantennen<br />
wie auf dem Symbolbild<br />
befinden sich auf dem<br />
Gelände der Erdfunkstelle<br />
Usingen.<br />
Foto: ©fottoo – stock.adobe.com<br />
11 Prozent mehr Geld!<br />
ver.di hat mit der Media Broadcast<br />
Satellite GmbH eine Tarifeinigung<br />
erreicht. Danach steigen die Einkommen<br />
in zwei Stufen. Davon unabhängig<br />
zahlt die Arbeitgeberin die<br />
Inflationsausgleichsprämie in voller<br />
Höhe. Noch bis Ende 2024 können<br />
Beschäftigte insgesamt 3000 Euro<br />
steuer- und sozialabgabenfrei erhalten.<br />
Die Befreiung von den Abgaben<br />
ist Teil des dritten Entlastungspakets<br />
der Bundesregierung.<br />
„Wir bei der Media Broadcast Satellite<br />
haben genau wie alle anderen Menschen<br />
mit den immensen Preissteigerungen zu<br />
kämpfen. Und das wird sich wohl auch<br />
nicht ändern“, stellt Mattheo Kiesch,<br />
Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission<br />
fest. „Ich erwarte von unserer<br />
Arbeit geberin, dass sie hier einen Ausgleich<br />
leistet und die Gehälter kräftig<br />
steigen.“ Mit der jetzt erreichten Einigung<br />
wird diese Forderung umgesetzt.<br />
Mehr Geld in mehreren Stufen<br />
Die Einkommen steigen in zwei Stufen:<br />
rückwirkend zum 1. Oktober <strong>2023</strong> um<br />
3,6 Prozent und ab 1. August 2024 um<br />
weitere 7,4 Prozent. Zusätzlich wird für<br />
die Monate Juli bis September eine Einmalzahlung<br />
in Höhe von 600 Euro geleistet,<br />
Teilzeitkräfte anteilig. Außerdem<br />
zahlt die Arbeitgeberin bereits die Inflationsausgleichsprämie<br />
in Höhe von insgesamt<br />
3000 Euro. Die Beschäftigten<br />
erhalten den Betrag in Raten bis April<br />
2024, Teilzeitkräfte an teilig.<br />
„Die Entgeltabelle und die individuellen<br />
Gehälter erhöhen sich somit um elf Prozent“,<br />
sagte ver.di-Verhandlungsführer<br />
Tim Feise. „Zusammen mit der freiwilligen<br />
Zahlung der Inflationsausgleichsprämie<br />
ist das ein ordentliches Ergebnis.“ Die<br />
ver.di-Mitglieder im Betrieb seien mit<br />
dem Verhandlungsergebnis zufrieden.<br />
Der alte Tarifvertrag hatte eine Laufzeit<br />
bis 30. Juni <strong>2023</strong>. Der neue Tarifvertrag<br />
soll nicht vor dem 30. September 2025<br />
kündbar sein.<br />
Die Media Broadcast Satellite GmbH<br />
betreibt in Usingen mit rund 80 Beschäftigten<br />
25 Kilometer nördlich von Frankfurt<br />
am Main eine sogenannte Erdfunkstelle.<br />
Mehr als 135 Antennen sind dort<br />
als Sende- und Empfangsstelle für Datenverkehr<br />
aller Art im Betrieb. SIL
2<br />
INHALT<br />
3 Editorial<br />
Diese Ausgabe ...<br />
Betreuungswerk<br />
Tanzen befreit<br />
4 DT IT GmbH<br />
Hinhalten statt verhandeln?<br />
So nicht!<br />
Paragon<br />
Verhandlungsergebnis<br />
erreicht<br />
5 Telekom<br />
Die mobilen Strolche werden<br />
heimatlos<br />
ISS Communication<br />
Services GmbH<br />
Forderung zur Tarifrunde<br />
2024 steht!<br />
6 / 7 Mitbestimmung<br />
Aufsichtsratswahlen Telekom<br />
erfolgreich<br />
FROHE WEIHNACHTEN<br />
Wir wünschen allen<br />
Leserinnen und Lesern<br />
ein friedliches Weihnachtsfest und<br />
alles Gute für das Jahr 2024!<br />
Foto: ©Aksana – stock.adobe.com<br />
VER.DI BUNDESFACHGRUPPE IKT<br />
GOES SOCIAL MEDIA<br />
Foto: Charles Yunck<br />
8 One Telekom Union<br />
OTU-Tagung in Zagreb<br />
9 Betreuungswerk<br />
Studienhilfe wird ab<br />
Oktober <strong>2023</strong> erweitert<br />
Jugend<br />
Herzlich willkommen<br />
10/11 Jahresrückblick<br />
Kein einfaches Jahr<br />
12 Internationales<br />
Wege ebnen und Ziele<br />
angehen<br />
13 Behindertenpolitik<br />
Arbeitsmarkt endlich<br />
inklusiv gestalten<br />
14 Beamt:innen<br />
200 Euro und 5,3 Prozent<br />
mehr Geld<br />
15 Versorgung<br />
Zeiten vor dem<br />
17. Lebensjahr sind<br />
ruhegehaltfähig<br />
16 ver.di<br />
Unterstützung bei Erholung<br />
IMPRESSUM<br />
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<strong>KOMM</strong> Nr. 8/<strong>2023</strong><br />
23. Jahrgang<br />
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Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bundes vorstand: Frank Werneke<br />
Christoph Schmitz, Fachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)<br />
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, Telefon: 030 6956-0 Internet: https://ikt.verdi.de<br />
Erscheinungsweise: 8 Ausgaben pro Jahr<br />
Redaktion: Jessica Sauerwald, Silke Leuckfeld (sil) E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />
Layout: datagraphis GmbH, Wiesbaden-Nordenstadt Internet: https://datagraphis.de<br />
Gedruckt auf GraphoSilk FSC® 80g/m 2<br />
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die die IT- und TK-Branche bewegen.<br />
Druck: Schaffrath DruckMedien GmbH Auflage: 78 961<br />
Anzeigen und Beilagen: Jessica Sauerwald<br />
Telefon: 030 6956-2442<br />
E-Mail: redaktion.komm@verdi.de<br />
Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 19. Januar 2024
3<br />
<strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
EDITORIAL<br />
Diese Ausgabe ...<br />
... wirft einen Blick auf das fast abgelaufene Jahr. Ein großes Thema waren und<br />
sind die stark gestiegenen Preise. Während wir dieses Editorial schreiben, hat Bundeskanzler<br />
Olaf Scholz im Bundestag verkündet, dass ab Jahresbeginn die Stromund<br />
Gaspreisbremsen wegfallen werden. Die Preise seien zwar höher als vor dem<br />
russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, wären aber jetzt auf einem Niveau, das<br />
unter dem Bereich liegt, wo die staatlichen Hilfen greifen würden.<br />
Also alles wieder gut? Leider nein. Bereits in den Vorjahren hatten wir eine hohe<br />
Inflation. Im Jahr 2021 lag die Inflationsrate bei 3,1 Prozent, 2022 bei 6,9 Prozent<br />
und für dieses Jahr werden 6,1 Prozent prognostiziert. Berechnet wird sie im Vergleich<br />
zum Vorjahr auf Grundlage eines statistischen Warenkorbs. Also wird die<br />
prozentuale Erhöhung anhand der zuvor schon stark gestiegenen Preise berechnet.<br />
Für jede und jeden von uns bedeutet dies, wir können – wenn die Einkommen nicht<br />
in gleichem Maß steigen – weniger für unser Geld kaufen.<br />
Umso wichtiger werden mit Blick auf das kommende Jahr die anstehenden<br />
Tarifrunden. Gemeinsam können wir dafür kämpfen, dass die Beschäftigten mehr<br />
Geld im Portemonnaie haben. Dazu ist es wichtig, dass viele Gewerkschaftsmitglied<br />
sind. Mit dieser Macht im Rücken können wir am Verhandlungstisch viel erreichen.<br />
Das erkennen immer mehr Menschen. Unser ver.di-Vorsitzender Frank Werneke<br />
sagte kürzlich im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, so hohe Eintrittszahlen<br />
auf der Seite der Gewerkschaften habe es zuletzt in den 1980er-Jahren<br />
gegeben. In schwierigen Zeiten zusammenzustehen, ist unser Grundprinzip. Deshalb:<br />
Wer noch nicht in ver.di ist, kann dies mit wenigen Klicks ändern auf:<br />
www.mitgliedwerden.verdi.de<br />
<br />
Die <strong>KOMM</strong>-Redaktion<br />
TERMINE DER BETRIEBSGRUPPEN<br />
Foto: geralt/pixabay<br />
Sie sind online zu finden unter:<br />
https://tk-it.verdi.de/<br />
Service<br />
Treffpunkte<br />
Oder einfach den<br />
QR-Code scannen<br />
BETREUUNGSWERK<br />
TANZTHERAPIE | 2024<br />
Seminare für krebsbetroffene Frauen<br />
Tanzen befreit<br />
Wenn Frauen Krebs haben, fehlt es im Alltag häufig an Zeit und<br />
Raum für Fragen, Austausch mit Gleichbetroffenen und Anregungen<br />
für ein Leben mit Krebs. Die Ferienseminare „Tanzen<br />
befreit“ des Betreuungswerks Post, Postbank, Telekom helfen,<br />
die Krankheitsverarbeitung zu unterstützen, krebsbedingte<br />
Ängste, Depressivität oder Schmerzen zu mindern und neue<br />
Lebenskraft zu schöpfen.<br />
Die Ferienseminare bieten eine intensive Begegnung mit sich und anderen<br />
Betroffenen und helfen, neue Handlungsmöglichkeiten zu finden.<br />
Im Seminar finden krebsbetroffene Frauen den Schutzraum und die<br />
vertrauensvolle Atmosphäre unter Gleichbetroffenen, um<br />
• dem Körper mit Achtsamkeit zu begegnen,<br />
• sich ohne Leistungsdruck zu bewegen,<br />
• Gefühle zu- und loszulassen,<br />
• Selbstvertrauen aufzubauen und<br />
• eine innere Balance zu gewinnen.<br />
TANZ<br />
SEMINARE<br />
Termine und Ablauf<br />
Sechstägiges Ferienseminar für Frauen mit täglich drei Stunden Tanztherapie.<br />
An den Nachmittagen bleibt Zeit zur freien Verfügung oder<br />
für gemeinsame Unternehmungen.<br />
• Lindau: 31. Mai bis 6. Juni 2024<br />
• Inzell: 8. bis 14. Juni 2024<br />
• Büsum: 5. bis 11. September 2024 oder 12. bis 18. September 2024<br />
Ausführliche Informationen: https://kurzelinks.de/dz8n
4<br />
DT IT GMBH<br />
Hinhalten statt verhandeln? So nicht!<br />
Bei der DT IT GmbH sollen bis Ende<br />
2024 über 1300 der 5400 Arbeitsplätze<br />
gestrichen werden. Jetzt gibt<br />
es eine erste Reaktion der Arbeitgeberin<br />
auf die Verhandlungsaufforderung<br />
von ver.di zum Kündigungsschutz.<br />
ver.di sollen endlich Termin <br />
vorschläge angeboten werden. Die<br />
Botschaft zwischen den Zeilen der<br />
DT IT ist jedoch eindeutig: Ihre Priorität<br />
liegt offensichtlich in den Verhandlungen<br />
mit dem Gesamtbetriebsrat<br />
zum Personalabbau, nicht<br />
aber beim tarifvertraglichen Schutz<br />
für die Beschäftigten.<br />
Wer sozial verträgliche Personalum- und<br />
Personalabbaumaßnahmen umsetzen<br />
will, braucht auch einen verbindlichen,<br />
tariflich vereinbarten Kündigungsschutz.<br />
Das ist für die Beschäftigten wichtig, weil<br />
der bisherige tarifvertragliche Kündigungsschutz<br />
zum 31. Dezember <strong>2023</strong><br />
ohne Nachwirkung ausläuft. Ab dem<br />
1. Januar 2024 gibt es somit keine tarifliche<br />
Regelung, die Orientierung, Schutz<br />
und Sicherheit im Personalum- und Personalabbauprozess<br />
bietet.<br />
Kein Schutz ist das falsche Signal!<br />
JETZT ONLINE BEITRETEN<br />
mitgliedwerden.verdi.de<br />
Ohne den tariflichen Kündigungsschutz<br />
gibt es in der Folge eine negative Rückwirkung<br />
auf die verbleibenden Teile des<br />
Tarifvertrags zum Rationalisierungsschutz.<br />
Das bedeutet konkret, es würden<br />
Unsicherheiten und unklare Ausgangspositionen<br />
zu vielen Fragen, die der heutige<br />
Rationalisierungsschutz klar regelt,<br />
entstehen. Dazu zählen Auswahlkriterien<br />
unter den Beschäftigten, Zumutbarkeitsbedingungen,<br />
aber auch zum Beispiel<br />
Vermittlungsfragen. Der Rückfall auf die<br />
gesetzlichen Kündigungschutzregelungen<br />
beinhaltet erhebliche Risiken und deutlich<br />
schlechtere Schutzregelungen. Wird der<br />
Kündigungsschutz nicht verlängert, wäre<br />
dies eine Abkehr von der sozial verträglichen<br />
Gestaltung des Personalabbaus<br />
und -umbaus in der DT IT.<br />
Ausschließlich freiwillige Veränderungsangebote<br />
der Arbeitgeberin ohne<br />
einen verlässlichen, kollektiven Schutz –<br />
also nur auf Basis individueller Zusagen –<br />
sind wenig vertrauenswürdig und nicht<br />
zielführend. Die Zukunft der DT IT basiert<br />
nicht nur auf Überlegungen zur<br />
Kostenoptimierung, sondern vor allem<br />
auch auf motivierten Beschäftigten, denen<br />
verlässliche Perspektiven geboten<br />
werden. Wer an der Motivation der Beschäftigten<br />
mit einer Vertrauenskultur<br />
anschließen möchte, muss sich auch zu<br />
einem tariflichen Kündigungsschutzpaket<br />
bekennen.<br />
So geht es nun weiter<br />
ver.di stellt derzeit eine Verhandlungskommission<br />
zur Verhandlung des Kündigungsschutzes<br />
aus den Reihen ihrer Mitglieder<br />
zusammen. ver.di wird zudem auf<br />
die von der Arbeitgeberin angekündigte<br />
Terminabstimmung zur Aufnahme der<br />
Verhandlungen drängen.<br />
Betriebsräte haben sich positioniert<br />
Das Thema „Kündigungsschutz“ hat natürlich<br />
auch die Betriebsräte auf ihrer Betriebsräteversammlung<br />
beschäftigt. Das<br />
Resümee der Versammlung war eindeutig:<br />
Wir brauchen ein schlagfertiges<br />
ver.di-Kampagnenteam. Die Ansagen der<br />
Arbeitgeberin werden nicht kommentarlos<br />
akzeptiert. Wir wollen uns gemeinsam<br />
und sichtbarer für unsere Anliegen engagieren.<br />
Aktuell finden Betriebsversammlungen<br />
statt, bei denen die Beschäftigten dem<br />
Arbeitgeber die Rote Karte zeigen.<br />
ver.di wichtiger denn je!<br />
Beschäftigte brauchen in unsicheren Zeiten<br />
einen verlässlichen Partner an ihrer<br />
Seite. ver.di-Mitglieder sind Teil eines starken<br />
Netzwerkes: Wir lassen unsere Mitglieder<br />
nicht allein.<br />
RED<br />
PARAGON<br />
Verhandlungsergebnis erreicht<br />
Für die Beschäftigten der Paragon<br />
Customer Communications Weingarten<br />
GmbH hat ver.di ein Verhandlungsergebnis<br />
erreicht, das nun<br />
(nach <strong>KOMM</strong>-Redaktionsschluss)<br />
von der ver.di-Tarifkommission bewertet<br />
wird.<br />
Das Verhandlungsergebnis sieht vor, dass<br />
Inflationsausgleichsprämien gezahlt werden.<br />
Siebzehn Monate erhalten die Beschäftigten<br />
monatlich 135 Euro netto auf<br />
ihr Gehalt gezahlt. Im Dezember 2024 soll<br />
es eine einmalige Inflationsausgleichsprämie<br />
von 270 Euro netto geben. Ab<br />
Februar 2025 sollen sich die Einkommen<br />
monatlich um den Festbetrag von 200<br />
Euro erhöhen, für Teilzeitkräfte anteilig.<br />
Der variable Anteil des Jahreszielgehalts<br />
würde für die Laufzeit vom 1. Juli <strong>2023</strong> bis<br />
31. Dezember 2024 zu 100 Prozent fixiert.<br />
Hohe Steigerungen<br />
Der Hauptteil der Beschäftigten ist in die<br />
Vergütungsgruppen 2 und 3 eingruppiert.<br />
„Für sie bedeutet das Ergebnis am Ende<br />
eine Erhöhung der Tabelle und der Gehälter<br />
von rechnerisch 7,69 Prozent für die<br />
Vergütungsgruppe 2 und für die Vergütungsgruppe<br />
3 in Höhe von 6,47 Prozent“,<br />
erklärt ver.di-Verhandlungsführer<br />
Tim Feise.<br />
Der Tarifvertrag könnte frühestens<br />
nach 18 Monaten gekündigt werden. Er<br />
soll eine Laufzeit von Juli <strong>2023</strong> bis Dezember<br />
2024 haben. Der Arbeitgeber hatte<br />
alle Tarifverträge zum 30. Juni <strong>2023</strong> gekündigt.<br />
Seitdem befinden sie sich in der<br />
Nachwirkung. Das heißt, sie gelten für die<br />
dort bisher Beschäftigten weiter; bei Neueinstellungen<br />
obliegt es der Arbeitgeberin,<br />
ob sie den Tarifvertrag für die Beschäftigten<br />
anwendet.<br />
Der Einkommenstarifvertrag kann nun<br />
kollektivrechtlich wieder geschlossen werden.<br />
Der Manteltarifvertrag und der Entgeltrahmentarifvertrag<br />
bleiben zunächst in<br />
der Nachwirkung. Hierüber wird jetzt in<br />
Folge weiterverhandelt. „Uns ist wichtig,<br />
dass das Unternehmen tarifgebunden<br />
bleibt“, betont Tim Feise. <br />
SIL
5 <strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
TELEKOM<br />
Die mobilen Strolche werden HEIMATLOS<br />
Am 22. November <strong>2023</strong> versammelten sich um die Mittagszeit rund 200<br />
Eltern mit ihren Kindern, Kita-Beschäftigte und Beschäftigte der Telekom am<br />
sogenannten Platz des himmlischen Friedens (Campus Telekom), um gegen<br />
die angekündigte Schließung des Betriebskindergartens im Erstbau am Bonner<br />
Landgrabenweg zu demonstrieren. Sie wurden dabei von Kommunalpolitiker:innen<br />
aller Parteien in Bonn-Beuel unterstützt.<br />
Die Deutsche Telekom AG will am Standort<br />
Landgrabenweg die Betriebskita Die<br />
mobilen Strolche zum 31. Juli 2024 schließen.<br />
Bisher werden hier 51 Kinder betreut.<br />
Das sind Plätze, die schon im<br />
nächsten Bonner Kita-Jahr fehlen würden.<br />
Nun formiert sich Widerstand gegen<br />
die Schließungspläne. Insgesamt 23 qualifizierte<br />
Mitarbeiterinnen halten seit<br />
20 Jahren den Rücken vieler Telekom-<br />
Eltern frei und helfen damit, Arbeit und<br />
Familie in Einklang zu halten.<br />
Das soll nun vorbei sein. Die Telekom<br />
möchte dieses Angebot beenden. Der<br />
sogenannte Erstbau am Landgrabenweg<br />
wird zu Ende 2025 abgemietet. Deshalb<br />
müsse auch die Kita den Erstbau verlassen.<br />
Da es keinen alternativen Standort<br />
gäbe und die Arbeitgeberin nicht<br />
einmal eine vorübergehende Lösung<br />
in Form einer Container-Kita in Betracht<br />
zieht, verliert auch das gesamte hoch<br />
qualifizierte Kita-Personal im Sommer<br />
kommenden Jahres seinen Arbeitsplatz.<br />
Unkreativ und unsozial<br />
Mit über 13 000 Telekom-Beschäftigten in<br />
der Bundesstadt Bonn trägt die Deutsche<br />
Telekom eine besondere Verantwortung,<br />
insbesondere zur Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf. Mit der Kita-Schließung<br />
wälzt die Telekom dieses Problem auf die<br />
Stadt sowie die betroffenen Familien ab.<br />
Faktisch fallen in Bonn 51 Kita-Plätze mit<br />
der Schließung der Mobilen Strolche weg.<br />
Auch wenn 39 noch nicht im Grundschulalter<br />
befindliche Kinder ab Sommer auf<br />
die drei anderen Betriebs kindergärten<br />
aufgeteilt würden, stellt die Telekom in<br />
Bonn dann 30 Kita-Plätze weniger zur<br />
Verfügung. Damit verschärft die Telekom<br />
den Wettbewerb um Kinder betreuungsplätze<br />
in Bonn.<br />
„Was hier durch die Entscheidungen<br />
des Konzernmanagements in der Zen trale<br />
in Bonn geschieht, ist eine persön liche<br />
Katastrophe für alle betroffenen Beschäftigten!<br />
Als Eltern, als Mitarbeitende, als<br />
Kita-Personal. Und die angegebene<br />
,Alternativlosigkeit’ ist einfach nur beschämend<br />
und auch gesellschafts- und<br />
stadtpolitisch unkreativ und unsozial“,<br />
schreibt der Betriebsgruppen-Vorsitzende<br />
Jan Öhl mann auf LinkedIn.<br />
ver.di fordert die Telekom auf, diese<br />
Sparentscheidung rückgängig zu machen<br />
oder zumindest nach Lösungen zu suchen,<br />
die Kita in der Nähe des Landgrabenwegs<br />
dauerhaft weiterzuführen. RED<br />
Eine Petition gegen die Schließung:<br />
https://kurzelinks.de/v4o5<br />
Foto: Rainer Kau<br />
ISS COMMUNICATION SERVICES GMBH<br />
Forderung zur Tarifrunde 2024 steht!<br />
Eine Mitglieder- und Beschäftigtenbefragung<br />
sowie intensive Diskus sionen<br />
in den ver.di-Betriebsgruppen und<br />
der Tarifkommission sind dem Beschluss<br />
vorausgegangen: Nun steht<br />
sie fest – die Forderung zur Tarifrunde<br />
ISS Communication Services 2024.<br />
In ihrer Sitzung am 16. November <strong>2023</strong><br />
hat die ver.di-Tarifkommission der ISS CS<br />
die Forderung für die bevorstehende Tarifrunde<br />
2024 beschlossen. Gefordert<br />
werden zwölf Prozent tabellenwirksame<br />
Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von<br />
zwölf Monaten ab dem 1. Januar 2024<br />
sowie 40 Euro Zulage für Vorsorge.<br />
Außerdem soll es eine besondere Komponente<br />
für ver.di-Mitglieder und für<br />
Auszubildende geben.<br />
Die Forderung gilt für alle Beschäftigten,<br />
die unter den Geltungsbereich des<br />
Manteltarifvertrags oder derzeit den Geltungsbereich<br />
des Tarifvertrags Gewerbliche<br />
Arbeitnehmer:innen fallen, sowie für<br />
Auszubildende und dual Studierende in<br />
der ISS Communication Services GmbH.<br />
Unsere Ziele<br />
Trotz stagnierender beziehungsweise gefallener<br />
Inflationsrate bleiben die Lebenshaltungskosten<br />
für die Beschäftigten auf<br />
einem konstant hohen Niveau. Die Reallohnentwicklung<br />
liegt weiterhin hinter<br />
der Preissteigerung. Hier gilt es, den Anschluss<br />
zu halten.<br />
Neben der Einkommenssicherheit wird<br />
es immer wichtiger, auch für das Alter vorzusorgen.<br />
Derzeit kommen höchst unterschiedliche<br />
gesetzliche und tarifliche Regelungen<br />
zur Anwendung und damit unterschiedliche<br />
Unterstützungen durch den<br />
Arbeitgeber. Die Altersvorsorge durch den<br />
Arbeitgeber für alle Beschäftigten muss<br />
gestärkt werden.<br />
Stichwort attraktiver Arbeitgeber<br />
„Die Beschäftigten haben auch in <strong>2023</strong><br />
durch ihren täglichen Einsatz einen maßgeblichen<br />
Beitrag zu den finanziellen Ergebnissen<br />
der ISS CS geleistet“, sagt<br />
ver.di-Verhandlungsführerin Dorothea<br />
Forch. Durch erneute Umstrukturierungen<br />
sind Unsicherheiten und weitere Herausforderungen<br />
für die Beschäftigten entstanden.<br />
„Dafür muss jetzt eine angemessene<br />
Wertschätzung durch den Arbeitgeber<br />
erfolgen“, betont Dorothea Forch.<br />
Neben der Forderung hat die ver.di-<br />
Tarifkommission die Kündigung der derzeit<br />
noch gültigen Entgelttabellen beschlossen<br />
und wird den Arbeitgeber zu<br />
Verhandlungen auffordern.<br />
www.iss.verdi.de
6<br />
MITBESTIMMUNG<br />
Foto: Charles Yunck<br />
Aufsichtsratswahlen Telekom<br />
ERFOLGREICH<br />
Gleich in elf Gesellschaften wurden in diesem Jahr im Telekom-Konzern Aufsichtsratswahlen<br />
durchgeführt. Diese sind nun mit den Wahlen für die Deutsche<br />
Telekom AG, Deutsche Telekom Privatkunden Vertrieb GmbH, Deutsche<br />
Telekom Technik GmbH, Deutsche Telekom Service GmbH, alle abgeschlossen.<br />
Diese Wahlen erfolgten nach dem Delegiertenprinzip. ver.di freut sich<br />
über die guten Ergebnisse für ihre Kandidat:innen.<br />
VON CHRISTOPH HEIL<br />
Insgesamt kandidierten auf den von<br />
ver.di beworbenen Listen 123 Kandidat:innen.<br />
Bei allen Wahlen wurden Vertreter:innen<br />
aus dem betrieblichen Umfeld<br />
inklusive je einer Vertretung aus dem<br />
Bereich der leitenden Angestellten sowie<br />
Gewerkschaftsvertreter:innen gewählt. In<br />
den elf Aufsichtsratswahlen wurden 74<br />
Mandate vergeben. 69 davon gewannen<br />
die ver.di-Listen. Das sind mehr als 93<br />
Prozent. Die Gewerkschaftssitze hat<br />
ver.di erfolgreich verteidigt und alle gewonnen.<br />
Neu im Konzernaufsichtsrat<br />
Erstmals wurde Christoph Schmitz, Bundesfachberereichsleiter<br />
und Mitglied im<br />
ver.di-Bundesvorstand, zur Wahl nominiert.<br />
Er führte die ver.di-Kandidat:innenliste<br />
der Gewerkschaftsvertreter:innen an.<br />
Auf Anhieb bekam er von gut 75 Prozent<br />
der aus dem gesamten Konzern entsandten<br />
975 Delegierten das Vertrauen. Das<br />
ist ein gutes Ergebnis und für die anstehenden<br />
Aufgaben eine Verpflichtung.<br />
Dessen ist er sich bewusst und sagte nach<br />
seiner Wahl: „Das Vertrauen der Delegierten<br />
macht mich stolz, das Ergebnis nehme<br />
ich mit großem Respekt entgegen. Ich<br />
möchte die in mich gesetzten Erwartungen<br />
erfüllen, indem ich an den bisherigen<br />
Erfolg der Mitbestimmungsarbeit in der<br />
DTAG mit einem starken Team anknüpfen<br />
werde. Dazu braucht es auch den regelmäßigen<br />
Austausch mit den Beschäftigten<br />
und den engen Schulterschluss mit<br />
ihrer durchsetzungsfähigen Gewerkschaft,<br />
unserer ver.di.“<br />
100 Prozent ver.di<br />
Alle weiteren Kandidat:innen für den<br />
Konzernaufsichtsrat wurden so gewählt,<br />
wie sie von der ver.di-Nominierungsversammlung<br />
vorgeschlagen wurden.<br />
Erfolgreiche Listenführerin für den Aufsichtsrat<br />
der Deutschen Telekom AG war<br />
die Telekom-Konzernbetriebsratsvorsitzende<br />
Kerstin Marx. Neben ihr wurden<br />
Eric Daum, Nicole Seelemann-Wandtke,<br />
Constantin Greve, Karin Topel und Odysseus<br />
Chatzidis als betriebliche Vertre-
7<br />
<strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
ter:innen gewählt. Bei den leitenden Angestellten<br />
erhielt Steffi Kreusel erneut die<br />
Unterstützung der Delegierten. Bei den<br />
weiteren Gewerkschaftsvertreter:innen<br />
wurden Frank Sauerland, ver.di-Bereichsleiter<br />
Tarifpolitik Grundsatz IKT, und Susanne<br />
Schöttke, Leiterin des ver.di Landesbezirks<br />
Nord, in den Aufsichtsrat der<br />
Deutschen Telekom AG wiedergewählt.<br />
Weitere Ergebnisse<br />
Für die sechs betrieblichen Sitze bei der<br />
Deutschen Telekom Technik GmbH (DT<br />
Technik) wurden die folgenden ver.di-<br />
Kandidatinnen und -Kandidaten gewählt:<br />
Listenführer Elmar Kröber, dahinter folgend<br />
Cornelia Parisi-Bohmholt und Karin<br />
Topel. Holger Meuler, Frank Bethke und<br />
Kirsten Jöhnck ziehen als Gewerkschaftsvertreter:in<br />
in das Aufsichtsgremium ein.<br />
Martin Philipp holte das Mandat als<br />
ver.di-Kandidat für die leitenden Angestellten.<br />
Als betriebliche Vertreter:innen wurden<br />
in den Aufsichtsrat der Deutschen<br />
Telekom Service GmbH Erick Daum als<br />
Listenführer, gefolgt von Anja Klaucke,<br />
Christina Abril-Haag, Michael Beck und<br />
Elke Sandler gewählt. Die Gewerkschaftssitze<br />
holten Frank Schmidt und Annett<br />
Enter. Als leitender Angestellter wurde<br />
Thomas Müller von der ver.di-Liste gewählt.<br />
Durch eine Vorabstimmung der Beschäftigten<br />
wurde auch der Aufsichtsrat<br />
bei der Deutschen Telekom Privatkunden<br />
Vertrieb GmbH (PVG) in Form der Delegiertenwahl<br />
bestimmt. Bei den betrieblichen<br />
Sitzen holten Listenführerin Nicole<br />
Koch und Matthias Hörig auf Platz zwei<br />
der Liste direkt alle Stimmen der Delegierten.<br />
Lediglich eine Stimme weniger<br />
erhielt Stefanie Frank auf dem Listenplatz<br />
3. Für die gewerkschaftlichen Sitze<br />
wurden Claudia Hanke und Frank<br />
Schmidt in den PVG-Aufsichtsrat entsendet.<br />
Gute Basis<br />
Mit den insgesamt erzielten Wahlergebnissen<br />
haben wir eine gute Basis für die<br />
kommenden Jahre. ver.di bleibt in allen<br />
Aufsichtsräten des Konzerns stärkste<br />
Kraft. Dies werden wir nutzen, um den<br />
Beschäftigten eine starke Stimme zu<br />
geben.<br />
Foto: Sven Guski<br />
Eine starke Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat<br />
braucht die enge Vernetzung<br />
zwischen den ver.di-Betriebsräten und<br />
den in ver.di organisierten leitenden Angestellten<br />
für eine starke Tarif- und Gewerkschaftspolitik.<br />
Die Gewählten<br />
Die Gewählten von allen elf Gesellschaften,<br />
also auch die der Wahlen aus dem<br />
Oktober, haben wir hier aufgeführt:<br />
https://mitbestimmentelekom.de<br />
Die <strong>KOMM</strong>-Redaktion gratuliert und<br />
wünscht alles Gute für eine erfolgreiche<br />
Arbeit.<br />
Christoph Heil<br />
ver.di-Bereich<br />
Mitbestimmung<br />
und<br />
Branchenpolitik<br />
Anzeige<br />
www.bund-verlag.de<br />
Was neu gewählte Aufsichtsratsmitglieder<br />
wissen sollten<br />
Neu gewählten Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat stellen sich zu Beginn ihrer Tätigkeit<br />
viele Fragen. Diese betreffen vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen<br />
die Aufsichtsratsmitglieder arbeiten, und die Rolle, die sie auszufüllen haben. Antworten<br />
liefert dieser Ratgeber, der das rechtliche und organisatorische Grundlagen wissen vermittelt<br />
und Empfehlungen für die praktische Arbeit gibt. Im Vordergrund stehen ausführliche<br />
Erläuterungen zu den Rechten und Pflichten des Aufsichtsrats und seiner Mitglieder.<br />
Die wichtigsten Gesetzestexte, ein Fragebogen zur Effizienzprüfung des Aufsichtsrats und<br />
eine Mustergeschäftsordnung runden das Buch ab. Neu in der 3. Auflage sind Hinweise zur<br />
Vergütung und zum Aufwendungsersatz von Aufsichtsratsmitgliedern.<br />
Bachner / Culik / Weinbrenner<br />
Neu im Aufsichtsrat<br />
Tipps und Hinweise für Arbeitnehmervertreter<br />
und Betriebsräte<br />
3., aktualisierte und überarbeitete Auflage<br />
<strong>2023</strong>. 170 Seiten, kartoniert<br />
€ 32,–<br />
ISBN 978-3-7663-7360-1<br />
bund-shop.de/7360<br />
Aus dem Inhalt:<br />
› Die Wahlen zum Aufsichtsrat und die Geschlechterquote in börsenorientierten Unternehmen<br />
› Die Stellung des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
› Die Einberufung zu den Sitzungen des Aufsichtsrats<br />
› Die Beschlussfassung im Aufsichtsrat<br />
› Die Überwachung der Geschäftsführung<br />
› Die Kommunikation innerhalb des Aufsichtsrats<br />
› Der deutsche Corporate Governance Kodex<br />
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8<br />
OXOXOXOXOOX<br />
ONE TELEKOM UNION<br />
OTU-Tagung in Zagreb<br />
Foto: Manfred Geneschen<br />
Vom 24. bis 25. Oktober <strong>2023</strong> fand<br />
in Kroatien das jährliche Präsenzmeeting<br />
unserer Gewerkschaft One<br />
Telekom Union (OTU) statt. Die OTU<br />
ist der Verbund europäischer Gewerkschaften<br />
aus Ländern, in denen<br />
die Deutsche Telekom Beteiligungen<br />
hat, und steht unter dem Dach der<br />
UNI Global Union, unserer internationalen<br />
Gewerkschaftsföderation<br />
im Dienstleistungssektor. Gastgeber<br />
war die kroatische Telekommunikationsgewerkschaft<br />
HST (Hrvatski<br />
Sindikat Telekomunikacija).<br />
VON ERIC DAUM<br />
An dem Treffen nahmen 18 Gewerkschaftsvertreter:innen<br />
aus Kroatien, Österreich,<br />
Montenegro, der Tschechischen<br />
Republik, Griechenland, Ungarn, Polen,<br />
der Schweiz und Deutschland unter dem<br />
Vorsitz von UNI Global Union teil. Die<br />
Deutsche Telekom war auf der Konferenz<br />
durch Ingo-Ernst Schöllmann vertreten,<br />
als Gäste nahmen die Personalvorstände<br />
Ana Modrić Topalović und Ivan Gorski des<br />
Gastgebers Hrvatski teil.<br />
Mehr Geld gefordert<br />
Wenngleich Gehaltsverhandlungen und<br />
Verhandlungen über einen Tarifvertrag in<br />
die Zuständigkeit der lokalen Unternehmen<br />
fallen, übermittelten die OTU-Gewerkschaften<br />
dem Vertreter der zentralen<br />
Leitung eine gemeinsame Botschaft: Es ist<br />
Zeit für Lohn- und Gehaltserhöhungen!<br />
Ingo-Ernst Schöllmann ist in der<br />
Telekom-Zentrale für das Arbeitsrecht<br />
einschließlich der Verhandlungen mit den<br />
Gewerkschaften zuständig. Er äußerte<br />
Verständnis für die Erwartungen der Gewerkschaften,<br />
betonte aber gleichzeitig<br />
den starken Anstieg der Energiekosten<br />
sowie notwendige erhebliche Investitionen<br />
in den Aufbau des Netzwerks, um<br />
mit der Konkurrenz mithalten zu können.<br />
Eric Daum<br />
Stellvertretender<br />
Vorsitzender<br />
Konzernbetriebsrat<br />
Deutsche Telekom<br />
AG<br />
Gleichzeitig müsse auf die Rentabilität<br />
des Unternehmens geachtet werden. Er<br />
stellte fest, dass unter solchen Umständen<br />
versucht werde, so viel wie möglich<br />
in die Erhöhung der Einkommen der Beschäftigten<br />
zu investieren. Es sei nicht<br />
möglich, einen vollständigen Inflationsausgleich<br />
sicherzustellen. Er sei davon<br />
überzeugt, dass die Arbeitnehmer:innen<br />
in allen Telekom-Unternehmen im Marktvergleich<br />
immer noch angemessen bezahlt<br />
werden.<br />
Die OTU-Vorsitzende Michala Lafferty<br />
betonte, dass die Gewerkschaften stets<br />
auch die Geschäftstätigkeit der Unternehmen<br />
im Blick hätten, da nur so auch gute<br />
Arbeitsplätze garantiert würden. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen in den einzelnen<br />
Ländergesellschaften hätten einen erheblichen<br />
Beitrag zu den guten Zahlen der<br />
Telekom geleistet und nun eine berechtigte<br />
Erwartungshaltung in den laufenden<br />
und anstehenden kollektiven Gehaltsverhandlungen.<br />
Dafür würden sich die Gewerkschaften<br />
in der OTU starkmachen.<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Die OTU ist davon überzeugt, dass es neben<br />
den Einkommen, die Gegenstand der<br />
Tarifverhandlungen in den lokalen Unternehmen<br />
sind, auch Themen von besonderem<br />
und gemeinsamem Interesse für<br />
alle internationalen Telekom-Beschäftigten<br />
gibt. Eines dieser Themen ist der<br />
Einsatz Künstlicher Intelligenz samt ihrer<br />
Folgen für Beschäftigung und Arbeitsbedingungen.<br />
Die Telekom hat sich auf<br />
betrieblicher Ebene in Deutschland mit<br />
den Arbeitnehmervertreter:innen auf ein<br />
KI-Manifest geeinigt.<br />
Mit dem Ziel, Rechte und Verfahren zu<br />
harmonisieren, fordert die OTU die Deutsche<br />
Telekom auf, eine Vereinbarung über<br />
den Umgang mit Künstlicher Intelligenz<br />
abzuschließen, die für alle europäischen<br />
Telekom-Unternehmen gelten soll. Michala<br />
Lafferty (UNI Global Union), Eric Daum<br />
(ver.di), Vesna Mamić (HST) und Dimitrios<br />
Moustakidis (OME-OTE) wurden beauftragt,<br />
entsprechende Gespräche mit dem<br />
Arbeitgeber aufzunehmen.<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Im internen Teil der Sitzung stellten alle<br />
Gewerkschaftsvertreter:innen die konkreten<br />
Probleme und Herausforderungen vor,<br />
mit denen sie bei den Verhandlungen über<br />
Gehaltserhöhungen konfrontiert sind. Angesichts<br />
der steigenden Lebenshaltungskosten<br />
und der hohen Inflationsraten ist<br />
eine gerechtere Verteilung der Unternehmensgewinne<br />
dringend notwendig.<br />
Einige nationale Gewerkschaften präsentierten<br />
ihre Erfahrungen mit den<br />
vorgeschlagenen Initiativen der 4-Tage-<br />
Woche, Projekten zur Einsparung und<br />
Prozessoptimierung sowie dem Programm<br />
zur Beteiligung der Beschäftigten<br />
an Unternehmensanteilen.<br />
Es wurde über die Notwendigkeit gesprochen,<br />
den gesellschaftlichen Dialog<br />
mit dem Management zu stärken, da sich<br />
die Arbeitswelt ständig verändert. In der<br />
Zukunft werden Herausforderungen wie<br />
Automatisierung, zunehmende Digitalisierung<br />
und der Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />
bestimmte Arbeitsplätze verschwinden<br />
lassen, aber auch neue schaffen.<br />
Die Teilnehmer:innen des Treffens<br />
waren sich einig, dass diese Veränderungen<br />
unvermeidlich und nicht aufzuhalten<br />
sind. Die negativen Auswirkungen müssen<br />
aber rechtzeitig erkannt und minimiert<br />
werden.<br />
Die Mitglieder der OTU treffen sich<br />
vierteljährlich online; die nächste Präsenzsitzung<br />
wird im September 2024 in Budapest<br />
stattfinden.<br />
Foto: Hrvatski Sindikat Telekomunikacija
9 <strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
BETREUUNGSWERK<br />
Studienhilfe wird ab<br />
Oktober <strong>2023</strong> erweitert<br />
Ein Ziel des Betreuungswerks Post Postbank Telekom ist es, Schülerinnen<br />
und Schülern einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Seit vielen<br />
Jahren werden Eltern bei der Realisierung der Studienwünsche ihrer Kinder<br />
unterstützt und ins be sondere die Schul- und Berufsaus bildung gefördert. Um<br />
mehr jungen Menschen den Weg zum Studium eröffnen und gezielter helfen<br />
zu können, hat das Betreuungswerk die Unterstützungsmöglichkeiten in der<br />
Studienhilfe ausgeweitet.<br />
Neu ist, dass ganz im Sinne des Mottos<br />
Starthelfer bereits mit Studienbeginn eine<br />
Unterstützung möglich ist, die Wartezeit<br />
bis zum vierten Fachsemester entfällt. Die<br />
Leistungen wurden vom BAföG-Anspruch<br />
entkoppelt; dadurch kann beispielsweise<br />
in bestimmten Fällen auch bei Fachrichtungswechseln<br />
unterstützt werden.<br />
Was gefördert wird<br />
Gefördert werden alle Vollzeitstudiengänge<br />
an einer Universität, Hochschule<br />
oder Fachhochschule. In begründeten<br />
Fällen wird auch ein Teilzeitstudium, Fernstudium<br />
oder Zweitstudium anerkannt.<br />
Der Förderungsbetrag wurde auf<br />
2400 Euro pro Jahr vereinheitlicht. Der<br />
Leistungszeitraum ist semesterbezogen.<br />
Künftig wird auch ein Studium im Ausland<br />
unterstützt, vorausgesetzt, dass das<br />
Studium innerhalb der Europäischen Union<br />
oder in der Schweiz erfolgt.<br />
Voraussetzungen<br />
Ein Elternteil muss zu den Beschäftigten<br />
rund um Post, Postbank und Telekom gehören.<br />
Zudem dürfen die Einkommensgrenzen<br />
der Abgabenordnung nicht überschritten<br />
werden. Für ver.di-Mitglieder<br />
gibt es zusätzlich noch eine Aufstockung<br />
der Beträge über den ver.di Sozialverein,<br />
wenn die sonstigen Voraussetzungen erfüllt<br />
sind.<br />
RED<br />
https:://kurzelinks.de/b9wg<br />
Wir sind gerne für Sie da:<br />
Telefon 036922 40712<br />
oder 0711 9774-13605<br />
mail@betreuungswerk.de<br />
Unter www.betreuungswerk.de/<br />
studienhilfe gibt es weitere Informationen<br />
lich<br />
willkommen<br />
Foto: Anna Klosa<br />
Zur Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag<br />
gehört der Eintritt in die<br />
Gewerkschaft. Dies sahen auch mehr<br />
als 450 Auszubildende und dual Studierende<br />
der Jahrgänge 2022 und<br />
<strong>2023</strong> bei der Telekom in Nordrhein-<br />
Westfalen so. Ab sofort kämpfen sie<br />
gemeinsam mit uns für faire Vergütungen und attraktive<br />
Ausbildungsbedingungen.<br />
Wie in den Jahren zuvor hatte ver.di die neuen Mitglieder<br />
in den Movie Park Germany bei Bottrop-Kirchhellen eingeladen.<br />
Am 4. November hieß es darum wieder: Die ver.di-<br />
Jugend macht den Movie Park unsicher. 150 junge Kolleginnen<br />
und Kollegen hatten sich zusammengefunden und<br />
trotzten dem regnerischen Herbstwetter, um gemeinsam<br />
den Tag zu verbringen, sich besser kennenzulernen und<br />
Spaß zu haben. <br />
RED
10<br />
JAHRESRÜCKBLICK<br />
Kein einfaches Jahr<br />
Die weiterhin hohe Inflation hat unsere Arbeit in <strong>2023</strong> in- und außerhalb von<br />
anstehenden Tarifrunden bestimmt. Die Kampagne zur Zahlung eines Energiegelds<br />
war daher wichtig, um in der IKT-Branche für Ausgleich zu sorgen,<br />
auch wenn nicht überall die volle Summe von 3000 Euro ausbezahlt wurde.<br />
Ver.di wird sich im Rahmen künftiger Verhandlungen auch weiterhin dafür<br />
stark machen, dass das volle Potenzial ausgeschöpft wird. Ob dies in den<br />
anstehenden Tarifrunden geschieht, muss jedoch die jeweilige Tarifkommission<br />
entscheiden. Daneben gab es aber auch eine Fülle an weiteren Themen,<br />
die uns und unsere Arbeit in <strong>2023</strong> geprägt haben:<br />
Energiegeld-Kampagne<br />
ver.di hatte eine Kampagne zu einer Zahlung<br />
der Inflationsausgleichsprämie für die<br />
Beschäftigten der IKT-Branche gestartet:<br />
die Energiegeld-Kampagne. Für die Kampagne<br />
wurden Materialien erstellt und sie<br />
wurde von Aktionen in Betrieben begleitet.<br />
Die begleitende Petition haben mehr<br />
als 25 000 Menschen mitgezeichnet.<br />
In einigen Tarifrunden für Telekom-<br />
Töchter wurden erste Zahlungen vereinbart,<br />
wie bei der Privatkunden Vertriebsgesellschaft<br />
mbH (PVG) oder der Deutschen<br />
Telekom Services Europe SE (DT<br />
SE). Mit dem Märzgehalt zahlte die Telekom<br />
ein Energiegeld in Höhe von 1000<br />
Euro an die Tarifbeschäftigten im Konzern<br />
– allerdings nur unter bestimmten<br />
Voraussetzungen. Auch die Teilzeitbeschäftigten<br />
bekamen den Betrag in voller<br />
Höhe. Auszubildende und dual Studierende<br />
erhielten 500 Euro. Nicht berücksichtigt<br />
wurden von der Telekom Ruheständler,<br />
Personen in der passiven Altersteilzeit<br />
und aktive Beamt:innen.<br />
Aufsichtsratswahlen Telekom<br />
Im November wurden die Aufsichtsratswahlen<br />
für elf Telekom-Gesellschaften<br />
mit einem sehr guten Ergebnis für ver.di<br />
abgeschlossen. Es wurden 74 Mandate<br />
vergeben; 69 davon gewannen die ver.di-<br />
Listen. Alle Gewerkschaftssitze konnten<br />
erfolgreich verteidigt werden.<br />
Foto: Christian von Polentz<br />
Tarifrunden im Telekom-Konzern<br />
Im Frühjahr 2024 sind in vierzehn Telekom-Unternehmen<br />
die Entgelttarifverträge<br />
gleichzeitig kündbar. Nachgelagert im<br />
Verlauf des Jahres 2024 für weitere fünf<br />
Unternehmen. Vorbereitend hat der Bereich<br />
Tarifpolitik Grundsatz ein Grobkonzept<br />
erarbeitet, das mit den Landesfachgruppen,<br />
Landesarbeitskampfleitungen<br />
und der Tarifkommission rückgekoppelt<br />
und verabschiedet wurde. Bestandteile<br />
sind klare Mitgliederziele, neue Beteiligungsinstrumente<br />
für Mitglieder und erste<br />
Diskussionen zur strategischen Ausrichtung.<br />
Ein Element ist auch die Durchführung<br />
einer ersten aktivierenden Beschäftigtenbefragung,<br />
die von September<br />
bis Mitte Oktober <strong>2023</strong> durchgeführt<br />
wurde.<br />
Deutsche Telekom Außendienst<br />
GmbH<br />
Aufgrund einer angespannten Servicesituation<br />
ist der Arbeitgeberverband an<br />
ver.di herangetreten, um zu klären, ob es<br />
möglich ist, Anreize zu schaffen, die aufgelaufenen<br />
Mengen durch freiwillige<br />
Mehrarbeit zu bewältigen. Innerhalb der<br />
Verhandlungen konnte ver.di eine zusätzliche<br />
Incentivierung in Höhe von sechs<br />
Euro je Stunde für max. 100 Stunden<br />
durchsetzen<br />
DT Tiefbau GmbH<br />
Um engen Kapazitäten am Tiefbaumarkt<br />
zu begegnen, hat die Telekom die Gründung<br />
einer eigenen Tiefbau GmbH verkündet.<br />
Die Tarifkommission Telekom<br />
Konzern konnte ein Verhandlungsergebnis<br />
erreichen, das die im Telekom-Konzern<br />
vorhandenen Tarifstandards sichert.<br />
Es wurde das hohe Niveau der DT Technik<br />
GmbH mit tiefbauspezifisch bedingten<br />
Abweichungen vereinbart.<br />
Deutsche Telekom<br />
Geschäftskundenvertrieb<br />
Seit dem 1. Januar <strong>2023</strong> gibt es nur noch<br />
eine Gesellschaft für den Geschäftskundenbereich<br />
der Telekom: Die gesamte<br />
DT BS (Business Solutions) ist in die DT<br />
GKV (Geschäftskundenvertrieb) übergegangen.<br />
Zum 1. Januar wechselten 1300<br />
Beschäftigte aus dem Geschäftskundenbereich<br />
der Telekom Deutschland GmbH<br />
in die DT GKV. Passend zur neuen Aufstellung<br />
hat die Gesellschaft einen neuen<br />
Namen bekommen: Deutsche Telekom<br />
Geschäftskunden (DT GK) GmbH. Mit<br />
Harmonisierungstarifverträgen konnte<br />
ver.di gute Konditionen und einen Rationalisierungsschutz<br />
bis Ende 2024 vereinbaren.<br />
Dabei musste ver.di in fast<br />
zwei Verhandlungsjahren harte Kämpfe<br />
ausfechten, um arbeitgeberseitig gewünschte<br />
Verschlechterungen abzuwenden.<br />
DT Security GmbH<br />
Die Arbeitgeberseite hatte ein einseitiges<br />
Tarifangebot vorgelegt. Die Tarifverträge<br />
waren nicht gekündigt. Nach Befragungen<br />
der Mitglieder hat die Tarifkommission<br />
das Angebot angenommen. Ab<br />
dem 1. April <strong>2023</strong> stiegen die Einkommen<br />
für die Vergütungsgruppen 1 – 5 um<br />
3,1 Prozent, die Vergütungsgruppe 6 um<br />
2,9 Prozent und die Vergütungsgruppen<br />
7 – 10 um 2,7 Prozent. Die Vergütungsgruppen<br />
1 – 6 erhielten eine Inflationsausgleichs<br />
prämie im August und noch<br />
einmal im November in Höhe von jeweils<br />
500 Euro. Der Entgelttarifvertrag ist frühestens<br />
zum 31. März 2024 kündbar.<br />
Betriebsbedingte Beendigungskündigungen<br />
sind bis zum 31. Dezember 2024<br />
ausgeschlossen.<br />
DT MMS GmbH<br />
Auch bei der DT MMS hatte die Arbeitgeberseite<br />
ein einseitiges Tarifangebot<br />
vorgelegt. Nach Mitgliederumfragen hat<br />
die Tarifkommission das Angebot ebenfalls<br />
angenommen. Die Entgelte stiegen<br />
rückwirkend ab 1. April <strong>2023</strong> für die Vergütungsgruppen<br />
1 – 5 um 3,1 Prozent,<br />
die Vergütungsgruppe 6 um 2,9 Prozent<br />
und für die Vergütungsgruppen 7 – 8 um<br />
2,7 Prozent. Im August wurde eine Inflationsausgleichsprämie<br />
für die Vergütungsgruppen<br />
1 – 6 in Höhe von 500<br />
Euro und ebenfalls 500 Euro im November<br />
gezahlt. Der Entgelttarifvertrag ist<br />
frühestens zum 31. März 2024 kündbar.
11 <strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
DT IT GmbH<br />
Am 7. Juli teilte die DT IT mit, dass das<br />
Personal um 1300 Beschäftigte bis Ende<br />
2024 reduziert werden soll. Dazu kommen<br />
weitere bereits geplante 500 FTE.<br />
Damit sind 1800 Beschäftigte von insgesamt<br />
rund 5400 Beschäftigten betroffen.<br />
Dem nationalen Personalabbau folgt Beschäftigungsaufbau<br />
im Ausland. 50 Prozent<br />
der Beschäftigung werden dann<br />
nicht mehr in Deutschland sein. Begründet<br />
wurde dies mit Einsparzwängen<br />
durch die hohen Kosten für den Glasfaserausbau<br />
sowie Versprechen, die der Konzern<br />
dem Kapitalmarkt zur Effizienzsteigerung<br />
gegeben hat. Eine ver.di-Mitgliederbefragung<br />
zeigt, dass 96 Prozent eine<br />
Ver längerung des tarifvertraglichen Kündigungsschutzes<br />
fordern und bereit sind,<br />
dafür zu kämpfen. Der aktuell noch bestehende<br />
Schutz läuft zum 31. Dezember<br />
<strong>2023</strong> aus. Die ver.di-Tarifkommission hat<br />
beschlossen, den Arbeitgeber zu Verhandlungen<br />
zur Verlängerung dieses<br />
Schutzes aufzufordern. Erste Termine sind<br />
mittlerweile vereinbart. Der Ausgang ist<br />
offen.<br />
T-Systems<br />
Im November 2022 hat uns die Arbeitgeberseite<br />
einseitig ein Angebot für die<br />
Jahre <strong>2023</strong>/24 vorgelegt, obwohl der Entgelttarifvertrag<br />
nicht gekündigt wurde.<br />
Nach zweimonatiger Diskussion mit den<br />
Mitgliedern hat die Tarifkommission das<br />
Angebot (inhaltlich identisch mit dem<br />
Foto: Werner Bachmeier<br />
Foto: Manfred Geneschen<br />
Tarifergebnis Telekom 2022) angenommen.<br />
Der Tarifvertrag kann frühestens<br />
Ende 2024 gekündigt werden.<br />
Vodafone-Kabelgesellschaften<br />
Im Mai konnte eine Tarifeinigung erreicht<br />
werden. Die Beschäftigten erhalten in zwei<br />
Schritten die Inflationsausgleichsprämie:<br />
1500 Euro wurden im Mai gezahlt, weitere<br />
1500 Euro folgen im Juni 2024. Teilzeitbeschäftigte<br />
erhalten die Beträge anteilig,<br />
mindestens aber 400 Euro, Auszubildende<br />
550 Euro. Die erste Stufe von 5,2 Prozent<br />
Entgelterhöhung gab es im September, die<br />
zweite Stufe in Höhe von 3,3 Prozent wird<br />
ab August 2024 gezahlt. Der Tarifvertrag<br />
läuft bis Ende Februar 2025.<br />
Telefónica<br />
Die DGB-Vorsitzende Jasmin Fahimi und<br />
ver.di-Konzernbetreuer Christoph Heil<br />
wurden in den Aufsichtsrat der Telefónica<br />
Germany AG gewählt.<br />
Deutsche Funkturm Management<br />
GmbH<br />
Zum 31. September 2022 war der Entgelttarifvertrag<br />
ausgelaufen. Im Februar<br />
unterbreitete die Arbeitgeberseite ein<br />
finales Angebot, das in einer Online-<br />
Mitgliederversammlung sowie einer Beschäftigten-<br />
und Mitgliederbefragung<br />
bewertet wurde. Danach beschloss die<br />
ver.di- Tarifkommission die Annahme. Die<br />
Einkommen steigen in zwei Stufen: zum<br />
1. Februar <strong>2023</strong> um 2,8 Prozent und um<br />
2,3 Prozent zum 1. Februar 2024. Im Mai<br />
wurde eine Inflationsausgleichsprämie in<br />
Höhe von 700 Euro gezahlt. Die unteren<br />
Entgeltgruppen erhielten im August weitere<br />
500 Euro und bekommen im Februar<br />
2024 noch einmal 500 Euro. Der Tarifvertrag<br />
hat eine Laufzeit bis 31. Dezember<br />
2024. Auch der Tarifvertrag Ratioschutz<br />
wurde verlängert.<br />
SAP<br />
ver.di konnte erstmalig in den konzernweit<br />
aufgestellten Gremien der Schwerbehindertenvertretung<br />
und der Jugendund<br />
Auszubildendenvertretung jeweils<br />
einen Sitz gewinnen. ver.di stellt den Vorsitz<br />
des neu gewählten Europäischen Betriebsrates<br />
(EBR).<br />
IBM<br />
Foto: Joachim E. Roettgers<br />
Am 5. Mai stimmt die ver.di-Tarifkommission<br />
der Einigung im IBM-Konzern<br />
zu. Die Tarifgehälter wurden zum<br />
1. Mai für die Gesellschaften IBM D,<br />
R&D, CSS und FMS um 3,5 Prozent erhöht.<br />
Zusätzlich wurden ein Gehaltsprogramm<br />
und ein Abteilungsbudget vereinbart.<br />
Die Vergütungen der dual Studierenden<br />
wurden um 3,5 Prozent erhöht.<br />
Auszubildende erhielten 150 Euro<br />
monatlich mehr Geld. Das Einstiegsgehalt<br />
nach der Übernahme wurde ebenfalls<br />
um 150 Euro erhöht.<br />
Bei den Aufsichtsratswahlen der IBM<br />
Deutschland und der IBM Central Holding<br />
konnte ver.di beide gewerkschaftlichen<br />
Mandate in den Aufsichtsräten gewinnen.<br />
Lara Drobig, Gewerkschaftssekretärin,<br />
und Florian Haggenmiller, Bundesfachgruppenleiter<br />
IKT, wurden in beide<br />
Aufsichtsräte gewählt.<br />
Kyndryl<br />
Am 13. Juni stimmte die Kyndryl-<br />
Tarifkommission der Einigung mit einer<br />
Laufzeit von zwölf Monaten zu. Die<br />
Tarifgehälter stiegen ab 1. Juli um<br />
3,5 Prozent. Es wurde ein Gehaltsprogramm<br />
Managementplanung mit einem<br />
Abteilungsbudget von 4,8 Prozent beschlossen.<br />
Das Verhandlungsergebnis hat<br />
ein Gesamtvolumen von fünf Prozent.<br />
STRABAG PFS<br />
Bei der STRABAG PFS wurde eine Tarifwerksreform<br />
umgesetzt. Dabei wurde die<br />
Anzahl der Tarifverträge verringert, das<br />
Eingruppierungs- und Entgeltsystem<br />
überarbeitet und bisher nicht tarifierte<br />
Teile in den Geltungsbereich aufgenommen.<br />
Bei den Aufsichtsratswahlen für die<br />
STRABAG PFS gingen beide Sitze für die<br />
Gewerkschaftsvertreter:innen an ver.di.<br />
Gewählt wurden Tarifsekretär Pascal<br />
Röckert und Gewerkschaftssekretär Sven<br />
Weiger. Auch in der STRABAG AG wurde<br />
ein Aufsichtsrat gewählt. Hier konnten<br />
Claus Kiesewalter (Gesamtbetriebsratsvorsitzender<br />
STRABAG PFS) und ver.di-Gewerkschaftssekretär<br />
Pascal Röckert einen<br />
Sitz erringen.
12<br />
INTERNATIONALES<br />
Wege ebnen und Ziele angehen<br />
Markus Fuß, Leiter des politischen<br />
Verbindungsbüros in der ver.di-Bundesverwaltung,<br />
besuchte auf Einladung<br />
verschiedener albanischer<br />
Gewerkschaften und der Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung Albanien. In der Landeshauptstadt<br />
Tirana informierte er<br />
im Rahmen eines Kamingesprächs<br />
Vertreter:innen junger demokratischer<br />
Gewerkschaften über Lobbyarbeit.<br />
VON ADO WILHELM<br />
Foto: Kay Herschelmann<br />
Markus Fuß erläuterte, wie ver.di gewerkschaftliche<br />
Lobbyarbeit umsetzt. Als Beispiel<br />
nannte er die Zeit vor Wahlen, wenn<br />
Parteien ihre Wahlprogramme erarbeiten.<br />
Dann sei das Ziel, Einfluss zu nehmen, um<br />
gewerkschaftliche Forderungen und Ziele<br />
dort einfließen zu lassen.<br />
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung<br />
sei großes Interesse an dem Thema zu<br />
verspüren gewesen, betonte Genci Lamllari.<br />
Er ist bei der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
(FES) in Albanien zuständig für die gewerkschaftlichen<br />
Themen. Mit Ado Wilhelm<br />
(ver.di) organisiert und koordiniert<br />
er die gemeinsamen, von der FES geförderten<br />
Veranstaltungen. Er berichtete von<br />
vielen Anfragen und Bitten nach Teilnahmemöglichkeiten.<br />
Neben der Schwestergewerkschaft<br />
von ver.di, der SPPT (Gewerkschaft<br />
für Post und Telekommunikation),<br />
nahmen auch Vertreter:innen der<br />
Gewerkschaft der Ölarbeiter, aus dem<br />
Bildungssektor und dem Gesundheitswesen<br />
teil.<br />
Renato Mucaj, Präsident der SPPT, betonte<br />
wie wichtig solche Themen und<br />
Tipps für seine Organisation sind. Renato<br />
hat vor Kurzem am ver.di-Kongress in<br />
Berlin teilgenommen und selbst erlebt,<br />
wie sich die Vertreter:innen der verschiedenen<br />
Parteien auf dem Kongress um<br />
Kontakte zu den Gewerkschafter:innen<br />
bemühten.<br />
Ado Wilhelm<br />
ver.di-Gewerkschaftssekretär<br />
a. D.<br />
Baustein Lobbyarbeit<br />
Markus Fuß betonte, wie wichtig starke<br />
Gewerkschaften seien, um die Interessen<br />
der Mitglieder optimal vertreten zu können.<br />
Lobbyarbeit ist dabei ein wichtiger<br />
Baustein aus dem gewerkschaftlichen Instrumentenkasten.<br />
Kontakte zu Par teien,<br />
Verbänden, Politiker:innen, anderen Gewerkschaften<br />
und nicht zuletzt dem<br />
Dachverband in Deutschland, dem DGB,<br />
gehören zu seinem Alltagsgeschäft. In<br />
Albanien ist dies ein sehr sensibles Thema.<br />
Die bestehenden albanischen Dachverbände<br />
stehen in dem Ruf, nach wie vor<br />
in der Vergangenheit zu leben und mehr<br />
die eigenen Interessen zu sehen und nicht<br />
als arbeitenden Menschen.<br />
Bündnisse schmieden<br />
Bündnisarbeit und Zusammenarbeit mit<br />
anderen Gewerkschaften sind ein Thema,<br />
bei dem es in Albanien noch enormen<br />
Handlungsbedarf gibt. Dies wurde<br />
immer wieder von den albanischen Gewerkschafter:innen<br />
betont. Gewerkschaftsarbeit<br />
war in der Zeit der Diktatur,<br />
von 1944 bis 1990 Teil des Systems. Unter<br />
diesem Ruf leiden die Gewerkschaften<br />
noch heute. Kontakte zur Regierung<br />
und politischen Entscheidungsträgern<br />
gibt es kaum oder wenn, dann auf sehr<br />
oberflächliche Art. Auch hier betonte<br />
Markus Fuß, welchen Stellenwert Lobbyarbeit<br />
hat, um die Interessen der Beschäftigten<br />
durchzusetzen. Am Schluss<br />
des Kamingesprächs bestand Einvernehmen<br />
unter den verschiedenen Gewerkschaften,<br />
die Zusammenarbeit miteinander<br />
zu stärken und Themen zu identifizieren,<br />
wo man gemeinsam Lobby arbeit<br />
angehen will. Dabei gehen die Themen<br />
über das Gewerkschaftsspezifische hinaus.<br />
So bieten sich in Albanien unter anderem<br />
Themen an wie Bildungs- und<br />
Rentenpolitik, Verbesserung der Arbeitsund<br />
Lebensbedingungen für die jungen<br />
Menschen, die in Scharen ihr Heimatland<br />
verlassen, um woanders Perspektiven zu<br />
suchen. Deutschland ist hier ein sehr begehrtes<br />
Ziel. Viele junge Albanerinnen<br />
und Albaner leben bereits in Deutschland<br />
und versuchen, sich hier eine Existenz<br />
aufzubauen. Ein Wunsch der Teilnehmer:innen<br />
lautet, einmal einen Austausch<br />
zwischen albanischen und deutschen<br />
Politiker:innen zu organisieren.<br />
Markus sagte seine Unterstützung zu,<br />
sollte das konkreter werden. Eine gelungene<br />
Veranstaltung – mit hoffentlich<br />
erfolgreicher Nachwirkung.<br />
Fotos: FES Albanien
13 <strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
BEHINDERTENPOLITIK<br />
Arbeitsmarkt endlich<br />
inklusiv gestalten<br />
ver.di setzt sich für die<br />
Gleichberechtigung und<br />
gleiche Teilhabe aller an<br />
der Gesellschaft und in<br />
der Arbeitswelt ein. Anlässlich<br />
des Tags der<br />
Menschen mit Behinderung<br />
am 3. Dezember<br />
betonte der ver.di-Bundesarbeitskreis<br />
Behindertenpolitik,<br />
was dies<br />
für ver.di bedeutet: eine<br />
Kultur der Inklusion, der Nichtdiskriminierung<br />
und der Vielfalt, die auf<br />
gleiche Chancen unabhängig von<br />
Migrationshintergrund und Religionszugehörigkeit,<br />
kultureller Identität,<br />
geschlechtlicher Zuordnung und<br />
Identität für Menschen jeden Alters<br />
wie auch auf gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Menschen mit und ohne<br />
Behinderungen.<br />
VON CHRISTINE GLASER-RIECHEL<br />
Bei Menschen mit Behinderung ist die<br />
Zahlenlage mit Blick auf etwaige Potenziale<br />
für den Arbeitsmarkt sehr prägnant:<br />
Die Erwerbsquote von Menschen mit Behinderungen<br />
liegt bei rund 45 Prozent<br />
und damit deutlich unter der Quote von<br />
rund 80 Prozent für Menschen ohne Behinderungen.<br />
Dies zeigt, wie unerlässlich<br />
Maßnahmen für eine gleichberechtigte<br />
Teilhabe an der Arbeitswelt sind. Eine zusätzliche<br />
und verbindliche (Mindest-)Ausbildungsplatzquote<br />
von sechs Prozent für<br />
schwerbehinderte Menschen ist eine der<br />
Forderungen von ver.di.<br />
Ausbildung<br />
Der ver.di-Bundesarbeitskreis Behindertenpolitik<br />
ver.di fordert, dass die Ausbildung<br />
schwerbehinderter Menschen in Betrieben/Verwaltungen<br />
verbessert und ausgebaut<br />
wird. Alle Ausbilder:innen von Menschen<br />
mit Behinderungen müssen über<br />
entsprechende (Zusatz-)Qualifikationen<br />
verfügen. Den besonderen Bedarfen bei<br />
der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen<br />
ist durch auskömmliche Personalausstattung<br />
und ein hohes Maß an<br />
Fachlichkeit gerecht zu werden. Die Kosten<br />
für etwaige Zusatzqualifikationen<br />
müssen von den Arbeitgeber:innen getragen<br />
werden. Grundsätzlich muss das einschlägige<br />
Förderungs-/Beratungsangebot<br />
der Bundesagentur für Arbeit deutlich<br />
ausgebaut werden. Bei einer behinderungsgerechten<br />
Ausstattung der Arbeitsplätze<br />
und einer Intensivierung personenzentrierter<br />
Förderung kann und muss es<br />
gelingen, das Potenzial der Beschäftigten<br />
mit Behinderungen in den Fokus einer<br />
Politik der Steigerung der Beschäftigungsquote<br />
zu stellen.<br />
Neues Gesetz<br />
Foto: Christine Glaser-Riechel<br />
Das Gesetz zur Förderung des inklusiven<br />
Arbeitsmarktes, das zum 1. Januar 2024<br />
in Kraft tritt, begrüßt ver.di, wenn auch<br />
nicht alle ver.di-Forderungen umgesetzt<br />
wurden. Dennoch setzt es wichtige Impulse<br />
auf dem Weg zu einem inklusiven<br />
Arbeitsmarkt. Die geforderte Höhe der<br />
sogenannten 4. Staffel der Ausgleichsabgabe<br />
in Höhe von 1000 Euro ist nicht erfüllt<br />
worden und sie muss dringend nochmals<br />
deutlich angehoben werden.<br />
Für die beschäftigten Menschen mit<br />
Behinderung in den Werkstätten (WfbM)<br />
setzt ver.di sich ebenfalls ein, damit das<br />
Wunsch- und Wahlrecht der Menschen<br />
mit Behinderungen im Kontext der Werkstätten<br />
für behinderte Menschen gestärkt<br />
und ausgebaut wird. Die Bundesregierung<br />
muss entsprechende Vorschriften<br />
wirksam für einen inklusiven, mit der<br />
UN-Behindertenrechtskonvention in Einklang<br />
stehenden Arbeitsmarkt schaffen.<br />
Sie muss verstärkt darauf hinwirken, dass<br />
der Arbeitsmarkt und das Arbeitsumfeld<br />
offen, inklusiv und auch für Menschen<br />
mit Behinderungen gleichermaßen zugänglich<br />
sind. Dies erfordert beispielsweise<br />
barrierefreie Arbeits- und Ausbildungsstätten<br />
und vergleichbare Wahlmöglichkeiten,<br />
ohne wegen einer Behinderung<br />
von vornherein auf bestimmte<br />
Optionen beschränkt zu werden. Dabei<br />
muss der Übergang auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt im Mittelpunkt der Bemühungen<br />
stehen, ohne die Funktion der<br />
Werkstätten für diejenigen Menschen mit<br />
Behinderungen zu vernachlässigen, die<br />
wegen der Art oder Schwere der Behinderung<br />
nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
(in seiner derzeitigen Verfasstheit)<br />
beschäftigt werden können oder<br />
wollen.<br />
Ohne Geld geht es nicht<br />
Das Budget für Arbeit, das Budget für<br />
Ausbildung sowie das Angebot an Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zur Vorbereitung<br />
auf den ersten Arbeitsmarkt sind auszubauen.<br />
Das bisherige Entlohnungssystem<br />
der Werkstattbeschäftigten muss reformiert<br />
und durch ein faires, angemesseneres<br />
System abgelöst werden. Die meisten<br />
Behinderungen (circa 88 Prozent) entstehen<br />
im Laufe des Lebens durch Krankheiten;<br />
hinzu kommen Unfälle oder Berufskrankheiten.<br />
Nur zwei Prozent sind angeboren<br />
oder traten im ersten Lebensjahr<br />
auf. Die Reha-Angebote der Sozialversicherungen<br />
müssen auf die Veränderungen<br />
in der Arbeitswelt umfassend reagieren<br />
und ihre Leistungen entsprechend<br />
anpassen. ver.di fordert, Leistungen zur<br />
medizinischen und beruflichen Rehabilitation<br />
auch für Bezieher:innen von Bürgergeld<br />
deutlich zu verbessern sowie die<br />
Versorgungs-Medizinverordnung (Vers-<br />
MedV) ausschließlich zum Nutzen<br />
schwerbehinderter Menschen anzupassen<br />
oder zu verändern.<br />
Fazit<br />
Wir fordern die Bundesregierung auf,<br />
jetzt und mit allen Kräften darauf hinzuwirken,<br />
allen Menschen mit Behinderungen<br />
ein selbstbestimmtes Leben in der<br />
Gemeinschaft durch die barrierefreie Gestaltung<br />
öffentlicher Infrastruktur und die<br />
Bereitstellung angemessener Vorkehrungen<br />
zu gewährleisten. Es bleibt noch viel<br />
zu tun – wir bleiben dran.<br />
Christine<br />
Glaser-Riechel<br />
Referatsleiterin<br />
Teilhabepolitik,<br />
Schwerbehindertenvertretungen,<br />
Gruppe Erwerbslose<br />
Foto: privat
14<br />
BEAMT:INNEN<br />
200 Euro und 5,3 Prozent<br />
mehr Geld<br />
Der Deutsche Bundestag hat in seiner<br />
Sitzung am 16. November <strong>2023</strong><br />
die Erhöhung der Besoldungs- und<br />
Versorgungsbezüge beschlossen. Die<br />
Anwärtergrundbeträge werden neu<br />
festgelegt. Außerdem hat er dem<br />
Inflationsausgleich zugestimmt, zu<br />
dem unter Vorbehalt einer gesetzlichen<br />
Regelung schon eine Teilzahlung<br />
erfolgte.<br />
VON ANITA SCHÄTZLE<br />
Zum 1. März 2024 werden die Grundgehälter<br />
um 200 Euro und zusätzlich<br />
um 5,3 Prozent angehoben. Ferner<br />
werden dynamisierte Zulagen um<br />
11,3 Prozent erhöht. Grundlage für die<br />
Erhöhungen ist das Gesetz zur Anpassung<br />
der Bundesbesoldung und -versorgung<br />
für <strong>2023</strong>/2024 und zur Änderung<br />
weiterer dienstrechtlicher Vorschriften<br />
(BBVAnp ÄndG <strong>2023</strong>/2024). Die lineare<br />
Erhöhung ist gegenüber dem tariflichen<br />
Erhöhungssatz (5,5 Prozent) letztmalig<br />
um 0,2 Prozentpunkte geringer (Versorgungsrücklage).<br />
Inflationsausgleich<br />
Der Bundestag hat zudem die Über tragung<br />
des Tarifvertrags über Sonderzahlungen<br />
zur Abmilderung der gestiegenen<br />
Verbraucherpreise (TV Inflationsausgleich)<br />
auf die Bundesbesoldung und -versorgung<br />
beschlossen.<br />
Zeit- und wirkungsgleiche<br />
Übernahme<br />
Die Unterstützung der ver.di-Mitglieder<br />
war zur Durchsetzung der bedeutenden<br />
Einkommenssteigerung für die Beamt:innen<br />
und Pensionär:innen des Bundes entscheidend.<br />
ver.di sagt Danke!<br />
Ab 1. März 2024<br />
• Erhöhung der Grundgehälter in der Besoldungstabelle A um 200 Euro als<br />
Sockelbetrag<br />
• Gleichzeitig wird das um 200 Euro erhöhte Grundgehalt zusätzlich linear<br />
um 5,3 Prozent angehoben.<br />
Inflationsausgleich<br />
• Steuer- und abgabenfreie Sonderzahlung in Höhe von 3000 Euro,<br />
die neben Besoldung und Versorgung gezahlt wird.<br />
– 1. Teilzahlung erfolgte rückwirkend zum 1. Juni <strong>2023</strong>.<br />
– 2. Teilzahlung erfolgt als monatliche Zahlung für die Monate Juli <strong>2023</strong><br />
bis Februar 2024.<br />
Zahlung<br />
• Für Teilzeitbeschäftigte und für Beschäftigte<br />
in der Aktiv-Phase der Altersteilzeit entsprechend<br />
der individuellen Wochenarbeitszeit.<br />
• Für Pensionär:innen entsprechend<br />
ihrem individuellen Ruhegehaltssatz<br />
Foto: ©katatonia – stock.adobe.com<br />
Anita Schätzle<br />
Gewerkschaftssekretärin<br />
i. R.<br />
Foto: privat<br />
Grafik: ©ayataka – stock.adobe.com
15 <strong>KOMM</strong> 08/<strong>2023</strong><br />
VERSORGUNG<br />
Zeiten vor dem 17. Lebensjahr<br />
sind ruhegehaltfähig<br />
Foto: ©Andrii Zastrozhnov – stock.adobe.com<br />
Dienstzeiten vor dem 17. Lebensjahr<br />
müssen bei der Versorgung von<br />
Beamt:innen des Bundes als ruhegehaltfähig<br />
berücksichtigt werden.<br />
Eine frühere Regelung im Beamtenversorgungsgesetz<br />
(BeamtVG) sah<br />
das für Versorgungsfälle bis zum<br />
10. Januar 2017 nicht vor. Die Nichtberücksichtigung<br />
verstößt gegen europäisches<br />
Recht, hat das Bundesverwaltungsgericht<br />
(BVerwG) mit Urteil<br />
vom 20. April <strong>2023</strong> entschieden.<br />
VON ANITA SCHÄTZLE<br />
Das Beamtenversorgungsgesetz sei unionsrechtskonform<br />
auszulegen, eine Beschränkung<br />
in der Anerkennung ruhegehaltfähiger<br />
Dienstzeiten dürfe es nicht<br />
geben. Der § 6 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 BeamtVG<br />
sei unionsrechtswidrig und dürfe nicht<br />
angewandt werden. Es liege eine unmittelbare<br />
Diskriminierung wegen des Alters<br />
nach Artikel 6 Absatz 1 und 2 der Richtlinie<br />
(RL) 2000/78/EG des Rates der Europäischen<br />
Union (EU) vor. Bedeutungsvoll<br />
ist das Urteil des BVerwG für alle Versorgungsberechtigten,<br />
die vom 3. Dezember<br />
2006 bis zum 11. Juli 2017 zur ruhe gesetzt<br />
wurden.<br />
Das Urteil des BVerwG (Az. 2 C 11.22)<br />
ist neben dem tiefgreifenden Einfluss in<br />
das teils rigide Beamtenrecht wegweisend<br />
in zweierlei Hinsicht. Zum einen,<br />
dass die bis zum 10. Januar 2017 geltende<br />
Gesetzesvorgabe europarechtswidrig<br />
ist, dass Zeiten vor dem vollendeten<br />
17. Lebensjahr auch dann nicht als ruhegehaltfähig<br />
berücksichtigt werden, wenn<br />
diese bereits in einem Beamtenverhältnis<br />
verbracht worden waren.<br />
Das heißt, alle in Frage kommenden<br />
Zeiten, sofern sie grundsätzlich als ruhegehaltfähig<br />
zu berücksichtigen wären,<br />
zum Beispiel Zeiten im Angestellten- oder<br />
Arbeiterverhältnis im öffentlichen Dienst,<br />
eben auch solche vor Vollendung des<br />
17. Lebensjahres, sind als ruhegehaltfähig<br />
anzuerkennen. Zum anderen ist das Urteil<br />
bedeutend, weil ein Anspruch auf Rücknahme<br />
eines bestandskräftigen Versorgungsbescheides<br />
eingeräumt wird und<br />
bei festgestelltem Anspruch dieser korrigiert<br />
werden muss.<br />
Anspruch prüfen<br />
Nicht betroffen sind diejenigen mit einem<br />
Höchstruhegehaltsatz von 71,75 Prozent.<br />
Ihre Ansprüche nachprüfen sollten vor<br />
allem Pensionär:innen des einfachen und<br />
des mittleren Dienstes. Aber auch Versorgungsberechtigte<br />
des gehobenen oder<br />
höheren Dienstes, vor allem dann, wenn<br />
sie im Wege eines Aufstiegsverfahrens<br />
aufgestiegen sind. Auch Teilzeitbeschäftigte<br />
und Beamt:innen, die vorzeitig<br />
wegen Dienstunfähigkeit in Ruhestand<br />
gingen oder im Wege des Engagierten<br />
Ruhestandes (ER), könnten Ansprüche<br />
haben. Positiv kann das Urteil zum Beispiel<br />
auch bei der Berechnung der Hinterbliebenenversorgung<br />
und bei der Ruhensregelung<br />
nach § 55 Abs. 2 BeamtVG<br />
(Zusammentreffen von Pension und Rente)<br />
wirken.<br />
Antragsfrist 29. Februar 2024<br />
Der Anspruch auf Nachzahlung muss per<br />
Antrag eingefordert werden. Die von der<br />
Umsetzung des BVerwG-Urteils betroffenen<br />
Versorgungsberechtigten und Hinterbliebenen<br />
erhalten eine schriftliche<br />
Information und das Antragsformular.<br />
Betroffene können aktiv mithelfen, indem<br />
sie Nachweise beibringen, denn es liegen<br />
zum Teil keine Unterlagen mehr vor über<br />
Zeiten vor dem 17. Lebensjahr. Sie wurden<br />
ja nach altem Recht nicht anerkannt<br />
und nur wenige dieser alten Personalakten<br />
liegen elektronisch vor.<br />
Nachzahlungen ab 1. Mai <strong>2023</strong><br />
Etwaige Nachzahlungen aus neu festgesetzten<br />
Versorgungsbescheiden erfolgen<br />
erst ab 1. Mai <strong>2023</strong>. Die verwaltungstechnische<br />
Umsetzung der BVerwG-<br />
Entscheidung wird bei der Bearbeitungszeit<br />
einige Geduld erfordern. Es wird eine<br />
hohe Anzahl von Anträgen erwartet.<br />
Festgestellte Ansprüche gehen im Sterbefall<br />
auf die Hinterbliebenen oder Erben<br />
über.
16<br />
VER.DI<br />
Unterstützung bei Erholung<br />
Kooperationspartner: ErholungsWerk Post Postbank Telekom e.V.<br />
Der ver.di Sozialverein e. V. unterstützt<br />
mit einem Zuschuss<br />
aktive oder ehemalige Beschäftigte<br />
der DT AG, die Mitglied in<br />
ver.di sind, wenn sie beim ErholungsWerk<br />
einen Erholungsurlaub<br />
buchen. Voraussetzung<br />
zur Zahlung eines Zuschusses<br />
ist auch hier die Hilfsbedürftigkeit<br />
der Antragstellenden.<br />
Die Beantragung muss in Zusammenhang<br />
mit der Buchung eines<br />
Erholungsurlaubs beim Kooperationspartner<br />
ErholungsWerk erfolgen.<br />
Der hierfür erforderliche Antrag<br />
steht im Ferienkatalog des ErholungsWerks<br />
zur Verfügung und<br />
kann auch im Internet unter der<br />
Adresse www.ErholungsWerk.<br />
de abgerufen werden.<br />
Anzeige<br />
Der Zuschuss berechnet sich wie folgt:<br />
Je Erwachsener<br />
(bei Erfüllung<br />
der o.g. Voraussetzungen)<br />
Je mitreisendem<br />
Kind<br />
(bis zum vollendeten<br />
24. Lebensjahr<br />
und ohne<br />
eigenen Haushalt)<br />
1 Woche 2 Wochen<br />
100<br />
Euro<br />
100<br />
Euro<br />
130<br />
Euro<br />
130<br />
Euro<br />
Beispielrechnung<br />
Der Zuschuss für eine Familie mit zwei<br />
Kindern beträgt für einen zweiwöchigen<br />
Erholungsurlaub 390 Euro, sofern ein<br />
Elternteil bei der Deutschen Telekom AG<br />
beschäftigt ist oder ehemals beschäftigt<br />
war, eine Mitgliedschaft in ver.di hat und<br />
die Voraussetzungen des § 53 Nr. 1 und<br />
2 der AO erfüllt sind.<br />
Da die Mittel begrenzt sind, besteht<br />
kein Rechtsanspruch. Im Entscheidungsfall<br />
wird der Erholungsurlaub von Familien<br />
mit Kindern gegenüber Einzelreisen<br />
oder Reisen von Familien ohne Kinder<br />
bevorzugt. Für Gruppenreisen ist kein<br />
Zuschuss vorgesehen. Der Zuschuss wird<br />
mit dem Reisepreis verrechnet. Derzeit<br />
stellt der ver.di Sozialverein e. V. dem ErholungsWerk<br />
jährlich 120 000 Euro zur<br />
Verfügung.<br />
www.verdi-sozialverein.de<br />
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