KOMM 8/2023
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
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12<br />
INTERNATIONALES<br />
Wege ebnen und Ziele angehen<br />
Markus Fuß, Leiter des politischen<br />
Verbindungsbüros in der ver.di-Bundesverwaltung,<br />
besuchte auf Einladung<br />
verschiedener albanischer<br />
Gewerkschaften und der Friedrich-<br />
Ebert-Stiftung Albanien. In der Landeshauptstadt<br />
Tirana informierte er<br />
im Rahmen eines Kamingesprächs<br />
Vertreter:innen junger demokratischer<br />
Gewerkschaften über Lobbyarbeit.<br />
VON ADO WILHELM<br />
Foto: Kay Herschelmann<br />
Markus Fuß erläuterte, wie ver.di gewerkschaftliche<br />
Lobbyarbeit umsetzt. Als Beispiel<br />
nannte er die Zeit vor Wahlen, wenn<br />
Parteien ihre Wahlprogramme erarbeiten.<br />
Dann sei das Ziel, Einfluss zu nehmen, um<br />
gewerkschaftliche Forderungen und Ziele<br />
dort einfließen zu lassen.<br />
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung<br />
sei großes Interesse an dem Thema zu<br />
verspüren gewesen, betonte Genci Lamllari.<br />
Er ist bei der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
(FES) in Albanien zuständig für die gewerkschaftlichen<br />
Themen. Mit Ado Wilhelm<br />
(ver.di) organisiert und koordiniert<br />
er die gemeinsamen, von der FES geförderten<br />
Veranstaltungen. Er berichtete von<br />
vielen Anfragen und Bitten nach Teilnahmemöglichkeiten.<br />
Neben der Schwestergewerkschaft<br />
von ver.di, der SPPT (Gewerkschaft<br />
für Post und Telekommunikation),<br />
nahmen auch Vertreter:innen der<br />
Gewerkschaft der Ölarbeiter, aus dem<br />
Bildungssektor und dem Gesundheitswesen<br />
teil.<br />
Renato Mucaj, Präsident der SPPT, betonte<br />
wie wichtig solche Themen und<br />
Tipps für seine Organisation sind. Renato<br />
hat vor Kurzem am ver.di-Kongress in<br />
Berlin teilgenommen und selbst erlebt,<br />
wie sich die Vertreter:innen der verschiedenen<br />
Parteien auf dem Kongress um<br />
Kontakte zu den Gewerkschafter:innen<br />
bemühten.<br />
Ado Wilhelm<br />
ver.di-Gewerkschaftssekretär<br />
a. D.<br />
Baustein Lobbyarbeit<br />
Markus Fuß betonte, wie wichtig starke<br />
Gewerkschaften seien, um die Interessen<br />
der Mitglieder optimal vertreten zu können.<br />
Lobbyarbeit ist dabei ein wichtiger<br />
Baustein aus dem gewerkschaftlichen Instrumentenkasten.<br />
Kontakte zu Par teien,<br />
Verbänden, Politiker:innen, anderen Gewerkschaften<br />
und nicht zuletzt dem<br />
Dachverband in Deutschland, dem DGB,<br />
gehören zu seinem Alltagsgeschäft. In<br />
Albanien ist dies ein sehr sensibles Thema.<br />
Die bestehenden albanischen Dachverbände<br />
stehen in dem Ruf, nach wie vor<br />
in der Vergangenheit zu leben und mehr<br />
die eigenen Interessen zu sehen und nicht<br />
als arbeitenden Menschen.<br />
Bündnisse schmieden<br />
Bündnisarbeit und Zusammenarbeit mit<br />
anderen Gewerkschaften sind ein Thema,<br />
bei dem es in Albanien noch enormen<br />
Handlungsbedarf gibt. Dies wurde<br />
immer wieder von den albanischen Gewerkschafter:innen<br />
betont. Gewerkschaftsarbeit<br />
war in der Zeit der Diktatur,<br />
von 1944 bis 1990 Teil des Systems. Unter<br />
diesem Ruf leiden die Gewerkschaften<br />
noch heute. Kontakte zur Regierung<br />
und politischen Entscheidungsträgern<br />
gibt es kaum oder wenn, dann auf sehr<br />
oberflächliche Art. Auch hier betonte<br />
Markus Fuß, welchen Stellenwert Lobbyarbeit<br />
hat, um die Interessen der Beschäftigten<br />
durchzusetzen. Am Schluss<br />
des Kamingesprächs bestand Einvernehmen<br />
unter den verschiedenen Gewerkschaften,<br />
die Zusammenarbeit miteinander<br />
zu stärken und Themen zu identifizieren,<br />
wo man gemeinsam Lobby arbeit<br />
angehen will. Dabei gehen die Themen<br />
über das Gewerkschaftsspezifische hinaus.<br />
So bieten sich in Albanien unter anderem<br />
Themen an wie Bildungs- und<br />
Rentenpolitik, Verbesserung der Arbeitsund<br />
Lebensbedingungen für die jungen<br />
Menschen, die in Scharen ihr Heimatland<br />
verlassen, um woanders Perspektiven zu<br />
suchen. Deutschland ist hier ein sehr begehrtes<br />
Ziel. Viele junge Albanerinnen<br />
und Albaner leben bereits in Deutschland<br />
und versuchen, sich hier eine Existenz<br />
aufzubauen. Ein Wunsch der Teilnehmer:innen<br />
lautet, einmal einen Austausch<br />
zwischen albanischen und deutschen<br />
Politiker:innen zu organisieren.<br />
Markus sagte seine Unterstützung zu,<br />
sollte das konkreter werden. Eine gelungene<br />
Veranstaltung – mit hoffentlich<br />
erfolgreicher Nachwirkung.<br />
Fotos: FES Albanien