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SPRACHROHR 2/2014

Zeitung des ver.di-Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie Berlin-Brandenburg.

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16 Alles was Recht ist<br />

Schlinge zieht sich enger<br />

Honorar-Dumping beim Foto-Vermarkter Imago<br />

Mit diesem Bericht will Fotograf Max Weber (Name geändert)<br />

am Beispiel des Foto-Vermarkters Imago auf das Problem des<br />

Honorardumpings aufmerksam machen, unter dem viele freie Fotografen<br />

leiden. Es geht immer weiter nach unten. Eine Gruppe<br />

Freier ist dabei, bundesweit Widerstand gegen diese existenzgefährdenden<br />

Praktiken zu organisieren.<br />

Freie Fotografen sind von der Medienkrise<br />

mit am härtesten betroffen.<br />

Die Schlinge zieht sich immer<br />

enger. Freie Sportfotografen werden<br />

auch durch verschärfte Geschäftspraktiken<br />

des Berliner Fotovermarkters<br />

Imago mit den eigenen Waffen<br />

geschlagen. Hunderte Fotografen<br />

stellen regelmäßig ihr Bildmaterial bei<br />

Imago ein. Der Verkaufserlös wird zu<br />

50 Prozent geteilt. Teilweise erschließen<br />

sich für die Fotografen Märkte,<br />

die sie sonst nicht selbst bedienen.<br />

Beide Seiten profitieren. Allerdings<br />

handelt Imago mit den Zeitungen<br />

und Verlagen eigene Preise aus, die<br />

deutlich unter dem üblichen Honorarsatz<br />

liegen. Der Berliner Verlag<br />

(Berliner Kurier/Berliner Zeitung), der<br />

gemäß Auflage eigentlich 51 Euro<br />

bzw. 63 Euro für ein Foto zahlen<br />

müsste, war der Vorreiter. Er zahlt pro<br />

Imago-Foto 19,50 Euro. Das heißt,<br />

beim Fotografen bleiben nur 9,75<br />

Euro hängen. Beim Kicker sind es 25<br />

Euro (12,50 Euro für den Fotografen)<br />

anstelle 35 bis 40 Euro. Die Imago-<br />

Abrechnungen werden immer länger,<br />

aber das Geld wird weniger.<br />

Die Abrechnungen seit Januar<br />

<strong>2014</strong> sind ein weiterer Schlag. Imago<br />

teilt mit: »Im Zuge verschiedener<br />

Vertragsverhandlungen mit einigen<br />

Großverlagen laufen Bedarfsermittlungsanalysen,<br />

die das zukünftige<br />

Abnahme-Volumen von imago-Bildern<br />

bei diesen Kunden ermitteln<br />

sollen.« Im Anschluss würden reale<br />

Neupreise verhandelt. Bei in der Bild-<br />

Zeitung oder B.Z. veröffentlichten<br />

Fotos werden beispielsweise nur noch<br />

10 Euro ausgeschüttet. Davon bleiben<br />

lediglich 5 (!) Euro für den Fotografen<br />

übrig. Ein selbstveröffentlichtes<br />

Foto brächte 60 Euro.<br />

Inzwischen nehmen auch die Süddeutsche<br />

Zeitung (10,18 Euro / 5,09<br />

Euro für den Fotografen), Neues<br />

Deutschland (6,04 / 3,02), das Westfalenblatt<br />

(8,75 / 4,37) und der Berliner<br />

Tagesspiegel (10,51 / 5,25) an<br />

so genannten »Bedarfsermittlungsanalysen«<br />

teil. Imago bietet die Dumping-Honorare<br />

auch rückwirkend für<br />

alle Fotos auf der Datenbank und<br />

ohne jegliche Absprache mit den Fotografen<br />

an. Diese werden nun oft von<br />

ihren eigenen Bildern ausgestochen,<br />

weil sie über Imago billiger sind.<br />

Markt für alle wird<br />

kaputt gemacht<br />

Die Fotografen tragen ihre Reisekosten<br />

selbst und füllen Datenbank und<br />

Kasse der Imago-Geschäftsführung.<br />

Einige haben schon Konsequenzen<br />

gezogen. Sie stellen nichts mehr oder<br />

nicht mehr tagesaktuell bei Imago ein<br />

und behalten sich eine Löschung ihrer<br />

Bilder vor. Andere, die im Prinzip nur<br />

noch über den Imago-Markt verkaufen,<br />

müssen weiterhin liefern. Imago<br />

weiß das. Allerdings wird der Markt<br />

damit weiter für alle kaputt gemacht.<br />

Bei Facebook hat sich eine Gruppe<br />

von Imago-Fotografen gegründet,<br />

der Ende März 38 Fotografen aus<br />

dem gesamten Bundesgebiet angehörten.<br />

Widerstand beginnt sich zu<br />

formieren. Eine Lösung muss her, bevor<br />

sich Imago weitere Zeitungen<br />

zum Dumping-Preis krallt. Denn nach<br />

5 Euro kommt irgendwann Null.<br />

Vielen Hobby-Fotografen, die sich<br />

auch bei Imago tummeln, ist das vielleicht<br />

egal. Aber die Arbeit der hauptberuflichen<br />

Fotografen wird weiter<br />

abgewertet. Mehrere haben mit Verantwortlichen<br />

von Imago gesprochen.<br />

Die sind aber wohl nur auf Profit bedacht.<br />

Sicher sind das auch die Zeitungen.<br />

Doch selbst der Chefredakteur<br />

(!) einer Berliner Tageszeitung<br />

wusste nicht, dass beim Fotografen<br />

nur ein Bruchteil des Honorars ankommt.<br />

Die Frage ist, ob Imago die<br />

Preisabsprachen zu Ungunsten der<br />

freien Fotografen überhaupt treffen<br />

darf. Denn das Urheberrecht bleibt<br />

bei ihnen. Imago macht den Fotografen<br />

Konkurrenz, die ihnen Geld<br />

bringen. Imago sollte zusätzliche<br />

Märkte generieren und nicht in bestehende<br />

langjährige Geschäftsstrukturen<br />

eingreifen. Das tut Imago, indem<br />

es aktuell eingestellte Fotos<br />

selbst noch einmal an Zeitungen verschickt.<br />

Das heißt, der freie Fotograf<br />

konkurriert bei Zeitungen, die er<br />

anzeigen<br />

Foto: Jürgen Brauweiler/bleifrei<br />

sprachrohr 2 | 14<br />

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wieder steigen. Unabhängig davon<br />

bleibt die Forderung, zu den gängigen<br />

Preisen zurückzukehren und das<br />

Honorar-Dumping nicht weiter zu<br />

verschärfen. Max Weber

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