Platzhirsch mit globalem Sensorium - Rowipress.ch
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TOURISMUS<br />
<strong>Platzhirs<strong>ch</strong></strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>globalem</strong><br />
<strong>Sensorium</strong><br />
Urs Karli ist der unumstrittene Hotel- und<br />
Gastrokönig von Luzern. In der weiten Welt<br />
holt er si<strong>ch</strong> die Inspirationen, <strong>mit</strong> denen<br />
er auf engem Raum seine detailgere<strong>ch</strong>ten<br />
Erlebniswelten inszeniert.<br />
Text: Robert Wildi, Fotos: Franca Pedrazzetti<br />
URS KARLI<br />
STANDPUNKT: OHNE<br />
PROFIL KEINE GÄSTE<br />
«Die S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie ist viel zu klein strukturiert.<br />
Unzählige Betriebe wollen alles anbieten und<br />
verzetteln si<strong>ch</strong> dabei. Es fehlen ein klares<br />
Konzept und ein Chef, der es vorlebt. Das Ergebnis<br />
sind profil- und seelenlose Hotels <strong>mit</strong> Unterbelegung<br />
und Liquiditätsproblemen. Die Kunds<strong>ch</strong>aft<br />
su<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> speziellen Erlebnissen. Gefragt sind<br />
Atmosphäre, ein gutes Essen, eine spannende Bar.<br />
Viele S<strong>ch</strong>weizer Hoteliers müssen begreifen, dass<br />
es ni<strong>ch</strong>t rei<strong>ch</strong>t, s<strong>ch</strong>öne Betten in ein Zimmer zu<br />
stellen und irgendein Restaurant zu eröffnen.»<br />
Um im Ausland sein<br />
Glück zu versu<strong>ch</strong>en,<br />
sei er zu alt. Urs Karlis<br />
Welt spielt si<strong>ch</strong> im bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>en<br />
Luzern ab. Hier, «wo die<br />
S<strong>ch</strong>weiz im Miniaturformat<br />
abgebildet ist», hat der 58-Jährige<br />
sein Imperium <strong>mit</strong> drei<br />
florierenden Hotels und fünf<br />
bestens frequentierten Restaurants<br />
aufgebaut. Dazu kommen<br />
diverse Trend-Bars, Cafés<br />
und eine Diskothek. Karli<br />
bes<strong>ch</strong>äftigt 300 Mitarbeitende.<br />
Der ehemalige Ko<strong>ch</strong>lehrling<br />
und Hotelfa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>üler hat<br />
si<strong>ch</strong> seinen Traum verwirkli<strong>ch</strong>t.<br />
Er s<strong>ch</strong>wärmt für Ästhetik und<br />
exklusive Gaumenfreuden,<br />
liebt s<strong>ch</strong>öne Hotels, trinkt<br />
weisse und rote Bordeaux-<br />
Weine und bezei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> als<br />
«Food Lover». Gäste zu begeistern<br />
ist für Karli das hö<strong>ch</strong>ste<br />
der Gefühle. Dieser Ehrgeiz<br />
trieb ihn stets voran. Bereits als<br />
28-Jähriger wurde er Direktor<br />
des Luzerner Hotels Astoria.<br />
Mit seinen Ersparnissen sowie<br />
grosszügiger Unterstützung der<br />
Luzerner Kantonalbank kaufte<br />
Karli den Betrieb zwölf Jahre<br />
später und dana<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das<br />
Hotel S<strong>ch</strong>iller. Vor fünf Jahren<br />
gelang ihm <strong>mit</strong> «The Hotel»<br />
ein ganz besonderer Wurf. In<br />
Anlehnung ans Luzerner Kultur-<br />
und Kongresszentrum<br />
(KKL) beauftragte er den Ar<strong>ch</strong>itekten<br />
Jean Nouvel <strong>mit</strong> der<br />
bauli<strong>ch</strong>en Umsetzung des Projekts,<br />
das dur<strong>ch</strong> seine geraden<br />
Linien auffällt.<br />
Ideen aus aller Welt, Umsetzung<br />
vor der Haustür<br />
Karli mö<strong>ch</strong>te die Gäste verblüffen.<br />
Um die Wände seiner<br />
Casablanca-Bar im Hotel<br />
S<strong>ch</strong>iller <strong>mit</strong> authentis<strong>ch</strong>en Kerben<br />
zu präparieren, wurde ein<br />
professioneller Bühnenbildner<br />
engagiert. Im Restaurant La<br />
Cucina musste der Boden auf<br />
seine Anweisung um 80 Zentimeter<br />
tiefer gelegt werden.<br />
38 SWISS ECONOMIC FORUM<br />
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AUFSTEIGER<br />
«Dank der gesteigerten Raumhöhe<br />
fühlen si<strong>ch</strong> die Gäste besonders<br />
wohl», sagt Karli.<br />
Dem Perfektionisten und<br />
Detail-Fetis<strong>ch</strong>isten entgeht<br />
ni<strong>ch</strong>ts. Neben der tadellosen<br />
Fassade muss au<strong>ch</strong> das Ambiente<br />
stimmen. Für die Kontrolle<br />
ist Karli hö<strong>ch</strong>stpersönli<strong>ch</strong><br />
zuständig. Statt im Chefbüro<br />
die Füsse ho<strong>ch</strong>zulagern, ist er<br />
fast rund um die Uhr in seinen<br />
Restaurants und Bars anzutreffen.<br />
Die Gäste kennen ihn.<br />
Karli muss unzählige Hände<br />
s<strong>ch</strong>ütteln, und das gefällt ihm<br />
so. Au<strong>ch</strong> die Angestellten haben<br />
stets Si<strong>ch</strong>tkontakt zum<br />
Chef. Wer Karlis Philosophie<br />
ni<strong>ch</strong>t zu 100 Prozent lebt, der<br />
muss wieder gehen. Da kennt<br />
der Patron ni<strong>ch</strong>ts. Die Qualität<br />
seiner Angestellten liest er an<br />
den Augen der Gäste ab: «I<strong>ch</strong><br />
sehe sofort, ob jemand <strong>mit</strong> uns<br />
zufrieden ist.» Karli hat sein<br />
ganzes Gastrorei<strong>ch</strong> bewusst im<br />
engen Umkreis von nur 200<br />
Metern erbaut. So liegen pro<br />
Tag mehrere Kontrollgänge<br />
drin.<br />
Zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> wird es<br />
aber au<strong>ch</strong> dem Lokalkönig zu<br />
eng in Luzern. Dann muss er<br />
raus. Bis zu se<strong>ch</strong>s Wo<strong>ch</strong>en pro<br />
Jahr reist er in der ganzen<br />
Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te herum. Neben<br />
Besu<strong>ch</strong>en bei den wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Reiseveranstaltern pflegt er<br />
dabei seine grosse Leidens<strong>ch</strong>aft<br />
und sieht si<strong>ch</strong> neue Hotels und<br />
Restaurants an. Mit Vorliebe in<br />
Asien holt si<strong>ch</strong> Karli Ideen, die<br />
er zu Hause in Luzern detailgetreu<br />
umsetzt.<br />
URS KARLI<br />
Bran<strong>ch</strong>e: Tourismus<br />
Ort: Luzern<br />
Hotels: Astoria (1957), S<strong>ch</strong>iller<br />
(1907), The Hotel (2000)<br />
Betten: 600<br />
Restaurants: 7<br />
Plätze: 900<br />
Personalbestand: 300<br />
(saisonale S<strong>ch</strong>wankungen)<br />
www.astoria-luzern.<strong>ch</strong><br />
www.s<strong>ch</strong>iller-luzern.<strong>ch</strong><br />
www.the-hotel.<strong>ch</strong><br />
unterhaltung und ein funktionales<br />
Hotelzimmer <strong>mit</strong> s<strong>ch</strong>önem<br />
Ambiente.» Diese Kombination<br />
su<strong>ch</strong>e der Gast. Karli bietet<br />
sie unter einem Da<strong>ch</strong>. Der<br />
Erfolg ist enorm. Während in<br />
der S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie die<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Zimmerauslastung<br />
unter 50 Prozent dümpelt,<br />
sind Karlis Häuser ni<strong>ch</strong>t<br />
selten ausgebu<strong>ch</strong>t. «Mit nur zur<br />
Hälfte ausgelasteten Zimmern<br />
müsste i<strong>ch</strong> meine Hotels s<strong>ch</strong>liessen.»<br />
Zu ho<strong>ch</strong> seien anfallende<br />
Kosten für Renovationen und<br />
Erweiterungen.<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Gewinne werden<br />
reinvestiert. 1 Million Franken<br />
gibt er allein für den Unterhalt<br />
aus. «The Hotel» hat ihn 10<br />
Millionen Franken gekostet.<br />
Und das nä<strong>ch</strong>ste Grossprojekt<br />
ist bereits in der Umsetzung.<br />
Mit den Starar<strong>ch</strong>itekten Herzog<br />
& de Meuron erweitert<br />
Karli das Hotel Astoria um 72<br />
Zimmer und ein Kongresszentrum.<br />
«So kann i<strong>ch</strong> neben der<br />
Hotel- und Restaurant-Kunds<strong>ch</strong>aft<br />
ein drittes Standbein<br />
aufbauen.» Kostenpunkt für<br />
den Bau: 20 Millionen Franken.<br />
Den Kontakt zu Pierre de<br />
Meuron hat Karli auf eigene<br />
Initiative hergestellt. Der Ar<strong>ch</strong>itekt<br />
war s<strong>ch</strong>nell begeistert.<br />
«Die gute Referenz von Jean<br />
Nouvel hat mir geholfen», so<br />
Karli. Mittlerweile ist sein Ruf<br />
bei Trend-Ar<strong>ch</strong>itekten so gut,<br />
dass sie ihn regelmässig <strong>mit</strong><br />
Projekt-Anfragen belagern.<br />
Um alle persönli<strong>ch</strong> umzusetzen,<br />
fehlt Karli die Zeit. Er<br />
sei kein Sesselkleber und hoffe,<br />
das ers<strong>ch</strong>affene Gastro-Imperium<br />
dereinst seinen beiden<br />
Tö<strong>ch</strong>tern in die Hände zu<br />
geben. Die Ältere ist dem Ruf<br />
des Vaters gefolgt und arbeitet<br />
zurzeit als Resident Manager<br />
im Hotel S<strong>ch</strong>iller.<br />
■<br />
Auslastungen deutli<strong>ch</strong> über<br />
dem Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt<br />
Die importierte Prise Exotik,<br />
gepaart <strong>mit</strong> der hohen Qualität,<br />
ma<strong>ch</strong>en den Erfolg Karlis aus.<br />
«Ein exklusives Essen, perfekter<br />
Service, erstklassige Abend-<br />
S<strong>ch</strong>wärmt selbst für exklusive Gaumenfreuden: der Luzerner Gastrokönig Urs Karli.<br />
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