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Schlank durch die Krise kommen - Rowipress.ch

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© HandelsZeitung; 11.02.2009; Nummer 7; Seite 15<br />

<strong>S<strong>ch</strong>lank</strong> <strong>dur<strong>ch</strong></strong> <strong>die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>kommen</strong><br />

Lean Management - Eine aktuelle Stu<strong>die</strong> des Beratungsunternehmens<br />

Abegglen Management Consultants mit Befragung von 800<br />

europäis<strong>ch</strong>en Unternehmen zeigt: Konsequente Anwender von Lean-<br />

Methoden wirts<strong>ch</strong>aften erfolgrei<strong>ch</strong>er.<br />

Robert Wildi<br />

Für Markus Dörflinger gibt es keinen Zweifel: «Lean Management ist na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong><br />

ein wesentli<strong>ch</strong>es Element in der Strategie erfolgrei<strong>ch</strong>er Firmen.» Eine gewagte<br />

Aussage, könnte man meinen. Do<strong>ch</strong> der Partner beim S<strong>ch</strong>weizer<br />

Beratungsunternehmen Abegglen Management Consultants liefert dafür handfeste<br />

Belege und Fakten. Sie entstammen einer brandneuen Stu<strong>die</strong> von Abegglen und<br />

Allied Consultants Europe zum Thema Lean Management.<br />

Dafür wurden rund 800 europäis<strong>ch</strong>e Unternehmen und Organisationen aus der<br />

Industrie, dem Dienstleistungssektor und der öffentli<strong>ch</strong>en Verwaltung detailliert zu<br />

Zweck, Nutzen und Anwendungsberei<strong>ch</strong>en von Lean Management befragt. Es<br />

handelt si<strong>ch</strong> um <strong>die</strong> grösste Untersu<strong>ch</strong>ung, <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>sem Thema in Europa bisher<br />

<strong>dur<strong>ch</strong></strong>geführt worden ist.<br />

Die befragten Unternehmen wurden dabei vier Leistungsgruppen zugeordnet.<br />

Bewertet wurden für <strong>die</strong>se Kategorisierung neben quantitativen Kennzahlen wie<br />

Ebitda pro Mitarbeiter, Lagerums<strong>ch</strong>lag, Liefertreue etc. au<strong>ch</strong> qualitative und kulturelle<br />

Aspekte. Ledigli<strong>ch</strong> 5% der Unternehmen konnten gemäss <strong>die</strong>sen Kriterien in <strong>die</strong><br />

Gruppe der «Top Performer» eingeteilt werden. Bemerkenswert: 93% <strong>die</strong>ser sehr<br />

leistungsstarken Unternehmen sind Anwender von Lean-Methoden, und <strong>die</strong>s in der<br />

Regel s<strong>ch</strong>on seit mehreren Jahren.<br />

Hingegen hatten 70% der Unternehmen aus der Gruppe 4 der «Worst Performer» mit<br />

Lean bislang keinerlei Berührungspunkte. Auf <strong>die</strong>sen eindeutigen Zahlen basiert <strong>die</strong><br />

S<strong>ch</strong>lussfolgerung Dörflingers bezügli<strong>ch</strong> der Wirksamkeit von Lean Management. Der<br />

na<strong>ch</strong>gewiesene Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Lean-Anwendung und Erfolg hat si<strong>ch</strong> in<br />

den letzten Jahren offenbar au<strong>ch</strong> in Managementkreisen herumgespro<strong>ch</strong>en. Darauf<br />

deuten andere Zahlen aus der Abegglen-Stu<strong>die</strong> hin. Gemäss der Erhebung wenden<br />

nämli<strong>ch</strong> bereits 57% der befragten Unternehmen regelmässig Lean-Methoden an.<br />

Weitere 20% planen deren Einsatz ganz konkret. Nur jeder fünfte Lean-Anwender<br />

verfügt mit der Methodik jedo<strong>ch</strong> über mehr als fünf Jahre Erfahrung, ein Viertel hat<br />

erst vor ein bis zwei Jahren mit dem Lean-Einsatz begonnen. «Allein <strong>die</strong>se Fakten<br />

verdeutli<strong>ch</strong>en, wie stark <strong>die</strong> «Lean Community» in jüngster Vergangenheit<br />

gewa<strong>ch</strong>sen ist», interpretiert Unternehmensberater Dörflinger.<br />

Au<strong>ch</strong> für grössere Beratungsunternehmen interessant<br />

Lean ist also zu einem wi<strong>ch</strong>tigen Managementinstrument geworden. Neben vielen<br />

kleinen wollen au<strong>ch</strong> grössere Beratungsunternehmen wie McKinsey, Booz, AT


Kearney oder Deloitte in ihrem Dienstleistungsportfolio ni<strong>ch</strong>t mehr darauf verzi<strong>ch</strong>ten.<br />

Entspre<strong>ch</strong>ende Projekte orientieren si<strong>ch</strong> stets an kundenspezifis<strong>ch</strong>en<br />

Ausgangslagen, wie Markus Dörflinger erklärt. Lean wird von Abegglen Management<br />

Consultants ni<strong>ch</strong>t nur in te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Bran<strong>ch</strong>en, sondern au<strong>ch</strong> in der<br />

Energiewirts<strong>ch</strong>aft, in Dienstleistungsunternehmen, in der öffentli<strong>ch</strong>en Verwaltung<br />

oder im Spitalwesen angewendet.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> neue Denkweise<br />

Für Daniel Oriesek, Ges<strong>ch</strong>äftsführer der Zür<strong>ch</strong>er Niederlassung von AT Kearney,<br />

können Lean-Projekte nur erfolgrei<strong>ch</strong> sein, wenn <strong>die</strong> angestrebten<br />

Veränderungsprozesse im ganzen Unternehmen fest verankert werden und eine<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> neue Denkweise auslösen. «Dies kann aus unserer Erfahrung nur<br />

dann funktionieren, wenn gemeinsame Teams aus Mitarbeitenden und Beratern<br />

zusammenfinden und <strong>die</strong> Lösungen gemeinsam erarbeiten.»<br />

Resultate in drei Monaten<br />

Der persönli<strong>ch</strong>en Kompetenz des Beraters, der si<strong>ch</strong> in einem sol<strong>ch</strong>en Prozess als<br />

Partner und ni<strong>ch</strong>t als Lehrmeister verstehen müsse, falle dabei hö<strong>ch</strong>ste Bedeutung<br />

zu.<br />

Dur<strong>ch</strong> eine hohe Kompetenz bei der Umsetzung haben si<strong>ch</strong> gerade au<strong>ch</strong> kleinere<br />

Beraterunternehmen als Spezialisten im Lean-Berei<strong>ch</strong> einen Namen gema<strong>ch</strong>t. Zum<br />

Bespiel <strong>die</strong> deuts<strong>ch</strong>e Staufen AG, <strong>die</strong> in Seuza<strong>ch</strong> eine kleine S<strong>ch</strong>weizer<br />

Niederlassung führt und si<strong>ch</strong> in ihrem Lean-Beratungsansatz bewusst ganz eng an<br />

<strong>die</strong> Struktur und <strong>die</strong> Vorgehensweise des Toyota-Ges<strong>ch</strong>äftsmodells anlehnt.<br />

Im KMU-Berei<strong>ch</strong> setzt Staufen auf sogenannte 12-Wo<strong>ch</strong>en-Projekte, wie<br />

Ges<strong>ch</strong>äftsführer David Moser erklärt. «Innerhalb von drei Monaten wird in einem<br />

ausgewählten Berei<strong>ch</strong> ein Problem mit messbaren Resultaten gelöst», so sein<br />

Anspru<strong>ch</strong> an <strong>die</strong> eigene Dienstleistung. Wi<strong>ch</strong>tig sei dabei, <strong>die</strong> Kunden ni<strong>ch</strong>t mit guten<br />

Rats<strong>ch</strong>lägen einfa<strong>ch</strong> ihrem S<strong>ch</strong>icksal zu überlassen, sondern sie na<strong>ch</strong> der Analyse<br />

au<strong>ch</strong> tatkräftig bei der praktis<strong>ch</strong>en Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen zu<br />

unterstützen.<br />

Die Erfolgsmeldungen rund um Lean-Management-Projekte häufen si<strong>ch</strong>. Die<br />

Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>ender Beratung dürfte deshalb au<strong>ch</strong> in <strong>Krise</strong>nzeiten<br />

tendenziell wa<strong>ch</strong>sen. «Ein Rückgang bei Projekten aus dem Lean-Berei<strong>ch</strong> ist bislang<br />

in keiner Bran<strong>ch</strong>e feststellbar», beoba<strong>ch</strong>tet Markus Dörflinger. Im Gegenteil: Zur<br />

klassis<strong>ch</strong>en Lean-Kunds<strong>ch</strong>aft aus der fertigenden Industrie <strong>kommen</strong> immer mehr<br />

Aufträge aus typis<strong>ch</strong>en «People Business»-Bran<strong>ch</strong>en wie Dienstleistung, öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Verwaltung und Gesundheitswesen. Für Dörflinger ein Indiz, dass <strong>die</strong><br />

mitarbeiterorientierte Vorgehensweise von Lean flä<strong>ch</strong>endeckend immer stärker<br />

erkannt und ges<strong>ch</strong>ätzt wird.<br />

Fa<strong>ch</strong>wort


Lean Management Verbessern mö<strong>ch</strong>ten Unternehmen dank Lean Management in<br />

erster Linie ihre Effizienz, Flexibilität, Wandlungsfähigkeit und Belastbarkeit. Zu<br />

verstehen ist unter Lean ein umfassendes Führungs- und Organisationskonzept, das<br />

darauf abzielt, jede Form von Vers<strong>ch</strong>wendung, Fehlern und unnötigen Kos-ten zu<br />

vermeiden. Glei<strong>ch</strong>zeitig strebt <strong>die</strong> Methodik na<strong>ch</strong> bestmögli<strong>ch</strong>er Qualität. In Zeiten<br />

der Ho<strong>ch</strong>konjunktur soll sie ras<strong>ch</strong>es Wa<strong>ch</strong>stum unterstützen und in <strong>Krise</strong>nzeiten <strong>die</strong><br />

Abwehrkräfte eines Unternehmens steigern.<br />

Der Lean-Ansatz wurzelt im vom japanis<strong>ch</strong>en Auto-Giganten Toyota bereits in den<br />

50er Jahren entwickelten Toyota Production System. In den USA und Europa hat <strong>die</strong><br />

Methodik vor rund 25 Jahren Einzug gehalten und wurde seither immer weiter<br />

verfeinert.<br />

NACHGEFRAGT | Markus Dörflinger, Partner/Head of Operational Excellence<br />

bei Abegglen Management Consultants, Züri<strong>ch</strong><br />

«Mit Lean sind kurzfristige Effizienzgewinne denkbar»<br />

Ihre «Lean Management Stu<strong>die</strong> 2009» bes<strong>ch</strong>einigt der Methodik eindrückli<strong>ch</strong>e<br />

Erfolgsquoten. Wel<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lüsse sollten Unternehmen daraus ziehen?<br />

Markus Dörflinger: Lean wurde ni<strong>ch</strong>t von Beratern, sondern von der Industrie selbst<br />

erfunden. Lean stellt trainierbare Methoden bereit, <strong>die</strong> ras<strong>ch</strong>e Optimierungen<br />

innerhalb weniger Wo<strong>ch</strong>en ermögli<strong>ch</strong>en. Am erfolgrei<strong>ch</strong>sten sind jene Firmen, <strong>die</strong><br />

Lean ni<strong>ch</strong>t als einmaliges Projekt, sondern als dauerhaftes Programm definieren und<br />

«Lean Thinking» in der gesamten Hierar<strong>ch</strong>ie bis an <strong>die</strong> Mitarbeiterfront etablieren –<br />

so wie es <strong>die</strong> Top-Performer praktizieren.<br />

Eignet si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Lean-Methodik für Unternehmen aus allen Bran<strong>ch</strong>en?<br />

Dörflinger: Für unsere Projekte in der Privatwirts<strong>ch</strong>aft, in der Verwaltung oder im<br />

Gesundheitswesen passen wir Lean-Methoden situativ an. Häufig liegen sehr<br />

verglei<strong>ch</strong>bare Problemstellungen vor, <strong>die</strong> den Transfer von Lösungsansätzen<br />

ermögli<strong>ch</strong>en. So kann beispielsweise <strong>die</strong> Auslastung eines Operationssaals im Spital<br />

mit Verfahren der Rüstzeitoptimierung aus der fertigenden Industrie verbessert<br />

werden.<br />

In <strong>Krise</strong>nzeiten fehlen Unternehmen oft <strong>die</strong> Budgets für<br />

Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen. Droht <strong>die</strong>s au<strong>ch</strong> für Lean-Projekte?<br />

Dörflinger: Mit Lean sind kurzfris-tige Effizienzgewinne errei<strong>ch</strong>bar, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Projektkosten ras<strong>ch</strong> zurückspielen. Aktuell erleben wir eine steigende Na<strong>ch</strong>frage<br />

na<strong>ch</strong> Lean-Projekten gerade dort, wo neben straffer Kostenkontrolle der Blick auf <strong>die</strong><br />

langfristig wirksame Optimierung ni<strong>ch</strong>t verloren geht. Ni<strong>ch</strong>t alle Unternehmen<br />

verhalten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>, das Spektrum rei<strong>ch</strong>t von «Kampf ums Überleben» über<br />

«Halten der Position» bis zum «Ausbauen des Vorsprungs».<br />

Wird Lean Management für <strong>die</strong> Beraterbran<strong>ch</strong>e künftig eine dominantere Rolle<br />

einnehmen?


Dörflinger: Lean Management ist ein wi<strong>ch</strong>tiger, aber ni<strong>ch</strong>t der einzige<br />

Optimierungsansatz, den ein Berater beherrs<strong>ch</strong>en muss. Ents<strong>ch</strong>eidend bleibt, situativ<br />

<strong>die</strong> ri<strong>ch</strong>tige Vorgehensweise zu entwickeln. Lean Managemenet hat jedo<strong>ch</strong> bereits<br />

heute aufgrund seiner ho<strong>ch</strong>wirksamen Kombination von «harten und wei<strong>ch</strong>en»<br />

Methoden einen besonderen Stellenwert in Operational-Excellence-Projekten. Dieser<br />

wird si<strong>ch</strong> weiter festigen.<br />

Erwarten Sie eine zunehmende Spezialisierung von Consulting-Firmen auf<br />

<strong>die</strong>ses Thema?<br />

Dörflinger: Lean-Projekte werden bereits heute prioritär an Beratungsunternehmen<br />

vergeben, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> über mehrjährige Erfahrung in <strong>die</strong>sem Berei<strong>ch</strong> verfügen.<br />

Diese «Themenführer» werden ihre Kompetenz weiter vertiefen und kontinuierli<strong>ch</strong>e<br />

Investitionen in ihr Lean Know-how tätigen. Dazu gehören ni<strong>ch</strong>t zuletzt Aktivitäten<br />

wie <strong>die</strong> «Lean Management Stu<strong>die</strong> 2009».<br />

Interview: Robert Wildi

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