trans aktuell 08 2014
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Ab Seite 16: Trends bei Anhängern und Aufbauten<br />
DIE ZEITUNG FÜR TRANSPORT, VERKEHR UND MANAGEMENT<br />
Nr. 8 · 4. April <strong>2014</strong> www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de 6035 Euro 2,90<br />
Finanzierung: Maut auf<br />
allen Straßen und für alle<br />
Fahrzeuge? Spediteur<br />
Roland Rüdinger ist bereit,<br />
seinen Beitrag zu leisten.<br />
Seite 4<br />
Handel: Mit dem Konsumverhalten ändern sich<br />
die Anforderungen an die Logistik. Seite 10<br />
Fahrbericht: <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />
war mit dem neuen<br />
Mercedes-Benz Atego auf<br />
Tour in der Frankfurter<br />
Innenstadt.<br />
Seite 18<br />
MINDESTLOHN<br />
Kontrolle im Lkw<br />
nicht geregelt<br />
Von 2015 an soll der gesetzliche<br />
Mindestlohn von 8,50 Euro gelten.<br />
Auch osteuropäische Unternehmen<br />
müssen ihn bezahlen, wenn sie<br />
in Deutschland tätig werden, etwa im<br />
Rahmen von Kabotage-Fahrten. Darauf<br />
weist zum Beispiel die Gewerkschaft<br />
Verdi hin. Doch wer soll das<br />
kontrollieren? Das Bundesamt für Güterverkehr<br />
(BAG) erklärt gegenüber<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>, dass das<br />
Güterkraftverkehrsgesetz<br />
die<br />
Kontrolle des Mindestlohns als Aufgabe<br />
des BAG bislang nicht vorsieht. Auch<br />
das Bundesministerium für Arbeit und<br />
Soziales kann keine Antwort geben. Es<br />
verweist auf den neuen Gesetzentwurf<br />
zum Mindestlohn. Über ihn wollte das<br />
Kabinett am 2. April entscheiden. Wie<br />
bisher bekannt wurde, will sich Ministerin<br />
Andrea Nahles (SPD) für Ausnahmen<br />
für Minderjährige und Langzeitarbeitslose<br />
stark machen.<br />
Gefahr fürs Gewerbe<br />
Sie sind überall – auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Freihafens in<br />
Hamburg, an den Lägern großer<br />
Logistikdienstleister oder vor dem<br />
Hofladen eines 2.500-Seelen-Dorfs<br />
am Fuß der Schwäbischen Alb. Und<br />
natürlich auf allen wichtigen Magistralen<br />
Deutschlands. Die Rede ist von<br />
osteuropäischen Kleinlastern, die in<br />
Deutschland stark auf dem Vormarsch<br />
sind, wie auch das Bundesamt für Güterverkehr<br />
bestätigt (siehe dazu <strong>trans</strong><br />
<strong>aktuell</strong> 7/<strong>2014</strong>). Besonderes Merkmal<br />
der Transporter ist die Dachschlafkabine,<br />
auch bekannt als Topsleeper.<br />
Die Betreiber dieser Kleinlaster mischen<br />
den Markt auf und erhöhen den<br />
Druck auf das Gewerbe. Die Transporte<br />
seien »unverschämt billig«, ist aus<br />
der Branche zu hören. Dem Vernehmen<br />
nach kostet der Lastkilometer 70 bis 80<br />
Cent. Bei Teilladungen können deutsche<br />
Speditionen, die es gewohnt<br />
sind, Waren umzuschlagen und zu<br />
bündeln, nicht mehr mithalten.<br />
Beunruhigend ist die Zunahme<br />
der 3,5-Tonner auch aus einem<br />
anderen Grund: »Beängstigend<br />
ist diese Entwicklung auch wegen<br />
des großen Gefahrenpotenzials<br />
auf der Straße, was mit einer<br />
Image-Schädigung für unser Gewerbe<br />
verbunden ist«, erklärt Spediteur<br />
Karlhubert Dischinger aus Kirchhofen,<br />
Präsident des Verbands Spedition und<br />
Logistik Baden-Württemberg (VSL).<br />
Wettbewerb: Das Segment der Teilpartien haben sie bereits angegriffen.<br />
Nehmen sie sich als Nächstes den Sammelgutbereich vor? Mit den<br />
Frachtpreisen der osteuropäischen Kleinlaster kann keiner mithalten.<br />
Am stärksten unter der Konkurrenz<br />
zu leiden hat der Bereich der Teilpartien,<br />
ist zu hören. »Die Klasse der<br />
Teilladungsspedition wird gerade vom<br />
Polen-Sprinter zerlegt«, sagt Spediteur<br />
Roland Rüdinger aus Krautheim. Er ist<br />
selbst in diesem Segment tätig und konzentriert<br />
sich daher auf schwereres und<br />
sperrigeres Transportgut, das sich nicht<br />
zur Beförderung im Kleinlaster eignet.<br />
Sonst wäre er nach eigener Darstellung<br />
chancenlos. »Jeder, der sperrige Produkte<br />
mit zwei oder drei Lademetern<br />
hat, verschickt sie innerdeutsch oder<br />
innerhalb von Europa inzwischen mit<br />
dem Polen-Sprinter.«<br />
Michael Craiss, Chef des Volumenspediteurs<br />
Craiss aus Mühlacker, bestätigt,<br />
dass diese Fahrzeuggattung im<br />
Teilladungsmarkt bereits Fuß gefasst<br />
hat. Nicht der Erstverlader, sondern der<br />
Spediteur stehe hinter den Aufträgen.<br />
»Nach meiner Auffassung<br />
hüpfen diese<br />
Fahrzeuge<br />
über die Transportbörsen<br />
auf dem innerdeutschen<br />
Teilladungsmarkt herum – von deutschen<br />
Speditionen beauftragt«, sagt er.<br />
Rüdinger äußert die Vermutung,<br />
dass es die Betreiber der Kleinlaster<br />
nicht bei den Teilpartien bewenden<br />
lassen. »Als Nächstes wird die Sammelgutspedition<br />
torpediert«, sagt er voraus.<br />
Noch zeigen sich die Stückgut-Kooperationen<br />
aber entspannt. »Aus dem<br />
Teilladungsbereich sind diese Sprinter<br />
bekannt, im Stückgutbereich scheinen<br />
sie bislang kein Thema zu sein«,<br />
heißt es von der Kooperation Cargoline.<br />
»Unsere Partner greifen nicht auf<br />
die osteuropäischen Sprinter zurück,<br />
denn unsere Kunden erwarten einen<br />
gewissen Qualitätsstandard und eine<br />
seriöse Leistungserbringung«, sagt der<br />
stellvertretende Geschäftsführer Bernd<br />
Höppner. »Auf osteuropäische Flottenverbände<br />
zu setzen, kann für Cargoline<br />
daher keine Option sein.«<br />
Empfänglicher<br />
PL<br />
für<br />
diese Flottenverbände<br />
ist,<br />
wer nur auf den Preis schielt − oder<br />
es besonders eilig hat. Die osteuropäischen<br />
Kleinlaster sind sofort zur Stelle.<br />
Rüdinger spricht von der am schnellsten<br />
verfügbaren Fahrzeugkategorie.<br />
»Sie bekommen ihn deutschlandweit<br />
innerhalb von einer Stunde«, sagt er.<br />
Die Unternehmer dahinter seien gut<br />
organisiert. »Wenn die Behörden einen<br />
Polen-Sprinter stilllegen, kommt<br />
innerhalb von einer halben Stunde der<br />
nächste.« Rüdinger berichtet von einer<br />
Firma, die mit den Transportern bis zu<br />
1.500 Kilometer am Tag fährt. Um 17<br />
Uhr im Süden bestellt, sei das Fahrzeug<br />
um 18 Uhr zur Stelle und morgens um<br />
6 beim Kunden in Schleswig-Holstein.<br />
Zwar müssen sich auch die Fahrer<br />
der Ost-Transporter an die Lenk- und<br />
Ruhezeiten halten. Doch wo kein Digitacho<br />
verbaut ist, reicht zwischen 2,8<br />
und 3,5 Tonnen eine Aufzeichnungspflicht.<br />
Unter 3,5 Tonnen greift kein<br />
Güterkraftverkehrsgesetz. Es braucht<br />
keine Genehmigung, keinen Lkw-Führerschein<br />
oder Schulungen. Auch mit<br />
Kabotage, Maut und Sonntagsfahrverbot<br />
müssen sich die Wettbewerber<br />
nicht beschäftigen.<br />
Was die Sicherheit angeht,<br />
gab es Anfang März einen tödlichen<br />
Unfall auf der A 9, als<br />
ein ungarischer Kleinlaster mit<br />
Top sleeper bei Allershausen auf<br />
einen Sattelzug fuhr. Die Polizei<br />
schaut genauer hin: »Bei den<br />
Kleinlastern verzeichnen wir die<br />
typischen Delikte wie Überladungen,<br />
unzureichende Ladungssicherung und<br />
technische Mängel an den Fahrzeugen<br />
sowie bei den Fahrern fehlende oder<br />
unvollständige Lenkzeitnachweise«,<br />
sagt Polizei-Oberkommissar Thomas<br />
Simonis. Ende März rückten brandenburgische<br />
und sachsen-anhaltinische<br />
Einsatzkräfte zur gemeinsamen Kontrolle<br />
aus. Besonders im Fokus waren<br />
Auto- und Klein<strong>trans</strong>porter. Die Bilanz<br />
nach überprüften 790 Fahrzeugen und<br />
918 Personen: sieben Straftaten, 80<br />
Ordnungswidrigkeiten und ein Verstoß<br />
gegen das Ausländerrecht. Die Branche<br />
ist nicht grundlos alarmiert.<br />
Matthias Rathmann<br />
Fotos: Rathmann, Roller, Gutmann
2 I IN LETZTER MINUTE<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
ZUR SACHE<br />
Matthias<br />
Rathmann<br />
Vertrauen in die<br />
Maut erschüttert<br />
Die Spatzen pfiffen es schon<br />
von den Dächern. Nun ist es<br />
amtlich: Die Mautsätze sind zu<br />
hoch. Da konnten die Autoren<br />
des neuen Wegekostengutachtens<br />
rechnen, so viel sie wollten.<br />
Selbst wenn Lkw künftig<br />
zusätzlich für Luftverschmutzung<br />
und Lärmbelastung zur<br />
Kasse gebeten werden, sind<br />
die derzeitigen Mautsätze nicht<br />
zu halten. Damit dürfte klar sein,<br />
warum das Gutachten so lange<br />
auf sich warten ließ. Keiner will<br />
diese für die Bundesregierung<br />
unangenehme Wahrheit gerne<br />
verkünden. Respekt also vor<br />
der Entscheidung des neuen<br />
Verkehrsministers Alexander<br />
Dobrindt, das zu tun.<br />
Ob sich das Gewerbe wirklich<br />
über die angekündigte Mautsenkung<br />
freuen wird, darf jedoch<br />
bezweifelt werden. Denn nach<br />
großen Preissenkungen bleibt<br />
meist ein schaler Beigeschmack.<br />
Ein Konsument muss immer davon<br />
ausgehen, dass er davor zu<br />
viel bezahlt hat, und fühlt sich<br />
betrogen. Der Bundesverband<br />
Güterkraftverkehr, Logistik und<br />
Entsorgung hat schon lange die<br />
Rechtmäßigkeit der Mauthöhe<br />
infrage gestellt und den Klageweg<br />
beschritten. Insofern wird<br />
zu erwarten sein, dass das Gros<br />
der Transporteure die in der Vergangenheit<br />
zu viel entrichtete<br />
Maut zurückfordern wird.<br />
Das dürfte den Handlungsspielraum<br />
der politischen Akteure<br />
beim Weiterentwickeln<br />
der Nutzerfinanzierung deutlich<br />
schmälern. Ob sich vor diesem<br />
Hintergrund eine Ausweitung<br />
auf weitere Bundesstraßen oder<br />
eine Mautsenkung auf kleinere<br />
Lkw durchsetzen lässt, ist fraglich.<br />
Kurzfristig jedenfalls nicht.<br />
Erst muss verloren gegangenes<br />
Vertrauen aufgebaut und dazu<br />
das Gewerbe in alle Entscheidungen<br />
einbezogen werden.<br />
STAPELFELDT SPEDITION<br />
Vorstoß zum<br />
»Fair Transport«<br />
Die Konkurrenz der osteuropäischen<br />
Frachtführer in<br />
den Vor- und Nachläufen zum<br />
Kombinierten Verkehr und zu<br />
den Seehäfen wird immer größer.<br />
Um sich von der Niedriglohnkonkurrenz<br />
abzugrenzen,<br />
konzentriert sich Containerspediteur<br />
Hans Stapelfeldt aus<br />
Hamburg auf höherwertige<br />
Dienstleistungen. Und er wirbt<br />
dafür, diesen Qualitätsgedanken<br />
stärker herauszustellen.<br />
Dem Unternehmer schwebt der<br />
Slogan »Fair Transport« vor.<br />
Er soll Kunden signalisieren,<br />
dass die Firma zum Beispiel<br />
Tariflöhne bezahlt und sich an<br />
die Lenk- und Ruhezeiten hält.<br />
Dafür müsse der Auftraggeber<br />
aber ähnlich wie bei Fair-Trade-Lebensmitteln<br />
auch einen<br />
kleinen Aufschlag bezahlen.<br />
GEFCO<br />
Umsatzplus von<br />
elf Prozent<br />
Die französische Gefco-Gruppe<br />
hat 2013 ihren<br />
Umsatz um elf Prozent auf vier<br />
Milliarden Euro verbessert und<br />
das Nettoergebnis um 28 Prozent<br />
auf 55 Millionen gesteigert.<br />
Der Logistikkonzern hat<br />
inzwischen 37 Landesgesellschaften<br />
und gehört seit Ende<br />
2012 zu 75 Prozent der Russischen<br />
Eisenbahn (RZD). Für<br />
die Zukunft setzt die Gruppe<br />
unter anderem auf eine Diversifizierung<br />
des Kundenportfolios<br />
und strebt bis 2020 einen<br />
Umsatz von acht Milliarden<br />
Euro an.<br />
KNORR-BREMSE<br />
Neues Werk in<br />
Kecskemét<br />
Der<br />
Bremsenhersteller<br />
Knorr-Bremse hat sein<br />
neues Werk und Entwicklungszentrum<br />
im ungarischen<br />
Kecskemét eröffnet. Laut Unternehmensangaben<br />
hat der<br />
Neubau 20 Millionen Euro<br />
gekostet und befindet sich nur<br />
einen Kilometer vom alten<br />
Standort entfernt.<br />
In die Offensive<br />
Bilanz: Bahn-Chef Rüdiger Grube blickt optimistisch ins<br />
laufende Jahr. Für 2013 musste er aber deutliche Rückgänge<br />
in der Logistik sowie im Schienengüterverkehr melden.<br />
Zuversicht für <strong>2014</strong>: Bahn-Chef Grube peilt einen um zwei Milliarden Euro höheren Umsatz an.<br />
Das Hochwasser im Frühjahr<br />
und eine angespannte<br />
wirtschaftliche Lage<br />
im Bereich Transport/Logistik<br />
haben der Deutschen Bahn im<br />
vergangenen Geschäftsjahr einen<br />
Strich durch die Rechnung<br />
gemacht. »In der Dimension<br />
Ökonomie haben wir unsere<br />
Ziele nicht in vollem Umfang<br />
erreicht«, erklärte Vorstandschef<br />
Dr. Rüdiger Grube vorige<br />
Woche bei der Bilanzvorlage<br />
in Frankfurt. Der Umsatz ging<br />
um ein halbes Prozent auf 39,1<br />
Milliarden Euro zurück, das Ergebnis<br />
gar um 17,4 Prozent auf<br />
2,2 Milliarden Euro.<br />
Zufrieden zeigte sich Grube<br />
dagegen mit Blick auf die beiden<br />
anderen Dimensionen der<br />
Strategie »DB 2020« − nämlich<br />
Soziales und Ökologie. So seien<br />
mehr als 11.000 neue Mitarbeiter<br />
und rund 4.000 weitere<br />
Auszubildende zum Unternehmen<br />
dazugekommen. Insgesamt<br />
beschäftigte der Konzern<br />
2013 weltweit rund 296.000<br />
Mitarbeiter in Vollzeit. Was<br />
die Ökologie angeht, sei das<br />
erst für 2020 angestrebte Ziel<br />
erreicht worden, den Anteil<br />
der erneuerbaren Energien am<br />
Bahnstrommix auf 35 Prozent<br />
zu steigern.<br />
Gerade die Logistiksparte<br />
blieb voriges Jahr deutlich unter<br />
den Erwartungen. DB Schenker<br />
Logistics musste einen Rückgang<br />
von 530 Millionen Euro<br />
hinnehmen. Grund sind Währungseffekte<br />
sowie rückläufige<br />
Volumina in der Luft- und Seefracht.<br />
Dort gab es ein Minus<br />
um 0,3 und 0,7 Prozent auf<br />
1,1 Millionen Tonnen exportierte<br />
Sendungen beziehungsweise<br />
1,9 Millionen versendete<br />
20-Fuß-Container. Im europäischen<br />
Landverkehr erzielte DB<br />
Schenker ein leichtes Plus von<br />
0,2 Prozent auf 95,5 Millionen<br />
Sendungen. Die Kontraktlogistik<br />
legte am stärksten zu.<br />
Sie wuchs um 5,2 Prozent und<br />
setzte 1,8 Milliarden Euro um.<br />
Wie die Luft- und Seefracht<br />
musste auch die Schienengütersparte<br />
DB Schenker Rail<br />
Rückgänge verschmerzen: Der<br />
Umsatz sank um 100 Millionen<br />
Euro, die Leistung um 1,5 Prozent.<br />
»Die schwache Marktentwicklung<br />
und das Hochwasser<br />
haben dem Schienengüterverkehr<br />
im vergangenen Jahr zugesetzt«,<br />
bilanzierte Grube. Die<br />
Bewältigung des Hochwassers<br />
belastete das Unternehmen mit<br />
200 Millionen Euro.<br />
Der Bahn-Chef geht davon<br />
aus, dass sich die Rahmenbedingungen<br />
im laufenden Jahr<br />
− in dem das Unternehmen das<br />
Jubiläum 20 Jahre Bahnreform<br />
feiert − verbessern werden.<br />
»Wir setzen alles in Bewegung,<br />
um die geplanten Umsätze und<br />
Gewinne einzufahren«, kündigte<br />
Grube an. Konkret sind laut<br />
Finanzvorstand Dr. Richard<br />
Lutz ein um rund zwei Milliarden<br />
Euro höherer Umsatz<br />
und ein Ergebnis auf Vorjahresniveau<br />
geplant. Wachstumsimpulse<br />
sieht er vor allem im<br />
Personen-, im Schienenverkehr<br />
und in der Logistik.<br />
»Die Devise für <strong>2014</strong> heißt:<br />
Wir krempeln weiter unsere<br />
Ärmel hoch und gehen in die<br />
Offensive«, betonte Grube.<br />
Die Strategie DB 2020 bilde<br />
für sein Unternehmen auch<br />
weiterhin die Marschroute.<br />
Mit ihr verbunden sind die<br />
Ziele, profitabler Marktführer,<br />
Top-Arbeitgeber und Umwelt-Vorreiter<br />
zu sein. »Wir<br />
verfolgen auch in schwierigen<br />
Zeiten unsere Strategie<br />
DB 2020 für einen nachhaltigen<br />
Unternehmenserfolg,<br />
das bleibt auch für <strong>2014</strong> ein<br />
Kraftakt«, sagte Grube.<br />
Matthias Rathmann<br />
Foto: DB AG/Darchinger<br />
SEIFERT LOGISTICS<br />
Neuer Standort<br />
in Stockstadt<br />
Seifert Logistics aus Ulm<br />
will nach eigenen Angaben<br />
seine Geschäfte in Osteuropa<br />
und den GUS-Staaten verstärken.<br />
Dazu hat das Familienunternehmen<br />
erst jüngst den<br />
Hauptstandort in Kattowitz<br />
(Polen) ausgebaut und jetzt in<br />
Stockstadt bei Aschaffenburg<br />
einen neuen Servicestandort<br />
in Betrieb genommen. Geleitet<br />
wird der Standort von Roland<br />
Gerlach (48), der neuer Bereichsleiter<br />
International bei<br />
dem Logistiker ist. Zu seinen<br />
Aufgaben gehören nach Unternehmensangaben<br />
die internationale<br />
Logistikplanung und<br />
Services für die Auslandslogistik<br />
der Seifert Logistics Gruppe.<br />
23 Jahre lang arbeitete<br />
Gerlach für europäische Papierhersteller,<br />
zuletzt als Leiter<br />
Logistik Operation bei einem<br />
der Größten der Branche. Der<br />
neue Standort befindet sich auf<br />
dem Gelände einer Spedition,<br />
laut Seifert können die dortigen<br />
Lager- und Umschlagflächen<br />
auch für Seifert-Kunden<br />
genutzt werden.<br />
VTL<br />
Drei Prozent<br />
mehr Sendungen<br />
Die Stückgutkooperation<br />
VTL hat im vergangenen<br />
Jahr 1,44 Millionen Sendungen<br />
<strong>trans</strong>portiert. Das waren<br />
etwa drei Prozent mehr als<br />
2012. Der Umsatz stieg gegenüber<br />
dem Vorjahr ebenfalls an:<br />
von 57 auf 59 Millionen Euro.<br />
Gleichzeitig erweiterte die VTL<br />
ihr Netzwerk um sieben nationale<br />
und drei internationale<br />
(Estland, Slowenien, Türkei)<br />
Partner. Nach Angaben der<br />
Kooperation wuchs seit 2006<br />
die Zahl der <strong>trans</strong>portierten<br />
Sendungen insgesamt um 97<br />
Prozent, der Umsatz konnte gar<br />
um 126 Prozent gesteigert werden.<br />
Künftig will sich die Stückgutkooperation<br />
stärker für eine<br />
nachhaltige Logistik einsetzen.<br />
Unter anderem plant VTL eigenen<br />
Angaben zufolge die Einführung<br />
eines CO 2<br />
-Tools, mit<br />
dem sich Emissionen einzelner<br />
Sendungen automatisiert ermitteln<br />
lassen.<br />
INHALT<br />
POLITIK UND WIRTSCHAFT<br />
Ausblick: Gute Zeiten für Transporteure – eine neue<br />
Prognose erwartet Zuwächse bei Aufkommen und Leistung. 8<br />
SPEDITION UND LOGISTIK<br />
Hafen: Zur Bewältigung des Hamburger Containerstaus<br />
sucht Spediteur Stapelfeldt den Schulterschluss mit anderen. 9<br />
MANAGEMENT<br />
Personal: Mehr Flexibilität, weniger Stress – wie<br />
Unternehmen ihre Mitarbeiter bis zur Rente fit halten. 12<br />
KÖPFE UND KARRIEREN<br />
Porträt: Dr. Diana Kisro-Warnecke überzeugt als<br />
neue Verbandschefin des Verkehrsgewerbes Niedersachsen.13<br />
RECHT PRAKTISCH<br />
Urteil: Kleiner Erfolg für Frachtführer – wer an der<br />
Rampe lange warten muss, kann ein Standgeld erheben. 14<br />
KOMMUNIKATION<br />
Vision: Eine neue Cloud-Lösung könnte vorhandene<br />
Daten verknüpfen – mit Folgen für Verkehr und Mobilität. 15<br />
FAHRZEUG UND TECHNIK<br />
Praxis: Transco fährt für Geberit Sanitärbedarf<br />
in die Schweiz. Dafür nutzt die Spedition einen Gas-Lkw. 19<br />
SICHER AUF ACHSE<br />
Verkehr: Weniger Staus und Unfälle – Anzeigetafeln<br />
sollen auf der A 81 den Verkehrsfluss deutlich verbessern. 20<br />
ANZEIGENMARKT 21<br />
Keine Gegenliebe<br />
Der schwedische Pensionsfonds AMF hat das Angebot von<br />
Volkswagen zur Scania-Übernahme als zu niedrig zurückgewiesen.<br />
Zwar hält AMF lediglich 0,83 Prozent der Anteile<br />
– es ist aber der erste bedeutende Investor, der sich gegen<br />
die Offerte aus Wolfsburg ausspricht. VW hatte 200 Schwedische<br />
Kronen pro Aktie angeboten, was etwa 22,26 Euro entspricht. Laut<br />
AMF-Aktionärsvertreter Anders Oscarsson spiegelt das VW-Angebot<br />
aber nicht den tatsächlichen Wert von Scania wider. VW wiederum<br />
würde der Deal rund sieben Milliarden Euro kosten. Mitte März<br />
hatte der unabhängige Teil des Scania-Verwaltungsrates den Aktionären<br />
ebenfalls empfohlen, das Angebot der Konzernmutter auszuschlagen.<br />
Und dies trotz eines Aufschlags auf den jüngsten Durchschnittskurs von<br />
rund 50 Prozent. Die Wolfsburger haben bereits angekündigt, das Angebot<br />
nicht nachbessern zu wollen. Zumal sich bereits Mehrheitsaktionäre wie die<br />
Swedbank und der Fonds Nordea für die Offerte ausgesprochen hätten. VW hält<br />
bereits rund 63 Prozent der Anteile von Scania. Durch die Komplettübernahme will<br />
der Konzern weitere Synergien im Lkw-Bereich heben – etwa durch einen gemeinsamen<br />
Einkauf mit der Nutzfahrzeugtochter MAN.<br />
cn<br />
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Gerichtsstand Stuttgart
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> DIE SEITE DREI I 3<br />
Kilometer 0 | B |<br />
Antwerpen-Berchem<br />
Kilometer 14 | B | Lier<br />
Kilometer 16 | B | Lier,<br />
Abzweig Nazareth<br />
Kilometer 32 | B |<br />
Herentals<br />
Kilometer 45 | B | Geel<br />
Kilometer 54 | B | Mol<br />
Kilometer 68 | B |<br />
Lommel<br />
Kilometer 77 | B |<br />
Neerpelt<br />
Kilometer 85 | NL |<br />
Budel<br />
Kilometer 95 | NL |<br />
Weert<br />
Kilometer 112 | NL |<br />
Haelen<br />
Kilometer 120 | NL |<br />
Roermond<br />
Kilometer 126 | NL |<br />
Herkenbosch<br />
Kilometer 136 | NL |<br />
Dalheim<br />
Der Eiserne Rhein soll’s richten<br />
Antwerpen als belgischer<br />
Heimathafen für<br />
Deutschland – so wirbt<br />
der deutsche Hafenvertreter<br />
Antwerpens, Dr. Dieter Lindenblatt.<br />
Und auch Mark van Peel,<br />
Vorsitzender des Verwaltungsrats<br />
der Hafengesellschaft, wird<br />
nicht müde zu betonen, welche<br />
Möglichkeiten der Standort<br />
bietet. Der größte Hafen Belgiens<br />
wirbt in einer Charme-<br />
Offensive um deutsche Unternehmen.<br />
Speziell für deutsche Kunden<br />
hat der kommunale Hafenbetrieb<br />
Antwerpen erst im März<br />
zusätzlich zu Dr. Dieter Lindenblatt<br />
zwei weitere Hafenvertreter<br />
vor allem für Nordrhein-<br />
Westfalen eingestellt – Robert<br />
Giraud (Kundenbetreuer für<br />
deutsche Unternehmen) und<br />
Hans Königs (Strategie und<br />
politische Kontakte). Denn der<br />
Hafen hat Großes vor: Lag der<br />
Anteil Deutschlands am Seegüterverkehr<br />
mit Ausgangspunkt<br />
Antwerpen 2010 noch knapp<br />
bei 35 Millionen Tonnen, wäre<br />
nach Ansicht des Hafenbetreibers<br />
bis 2030 eine Steigerung<br />
auf 60 Millionen Tonnen möglich<br />
– vorausgesetzt, die Eisenbahn-Infrastruktur<br />
werde verbessert.<br />
Damit zeigt sich der<br />
Hafen deutlich optimistischer<br />
als die Güterverkehrsprognose,<br />
die in der Seeverkehrsprognose<br />
von einem Anteil von 20 Millionen<br />
Tonnen ausgehend ein<br />
Wachstum auf etwas mehr als<br />
40 Millionen Tonnen erwartet.<br />
Viel zu bieten hat der Standort<br />
allemal. Auch wenn er 80<br />
Kilometer landeinwärts gelegen<br />
ist, verbucht allein der Containerhafen<br />
eine Gütermenge von<br />
14 Millionen TEU im Jahr,<br />
selbst die ultragroßen Containerschiffe<br />
bis 18.000 TEU<br />
können dank eines neuen Containerterminals<br />
ohne Schleuse<br />
einlaufen. Im Visier ist auch die<br />
neue Reeder-Großallianz P3<br />
(Maersk Line, MSC und CMA<br />
CGM), die noch das Okay der<br />
Kartellbehörden braucht, dem<br />
Hafen Antwerpen aber laut<br />
Eddy Bruyninckx, Vorstandsvorsitzender<br />
der Hafengesellschaft,<br />
schon eine Zusage gegeben<br />
hat.<br />
Traditionell stark ist der<br />
Hafen auch im Stückgutumschlag<br />
sowie als Standort für<br />
die Öl- und Petrochemie: »Wir<br />
haben zahlreiche Möglichkeiten<br />
rund um die Logistik und<br />
bieten mehr Lagerfläche als die<br />
anderen europäischen Häfen«,<br />
sagt van Peel. Die Attraktivität<br />
steigern auch neue Infrastrukturprojekte<br />
(siehe Kasten), in<br />
die der Hafen und die flämische<br />
Regierung bis 2025 insgesamt<br />
1,6 Milliarden Euro investieren<br />
wollen.<br />
Bis 2035, so die Prognose<br />
des Hafens, werde Antwerpen<br />
insgesamt 325 Millionen Tonnen<br />
handeln. 190 Millionen<br />
Tonnen waren es im vergangenen<br />
Jahr, ein Rekordwert.<br />
40 Seeschiffe laufen den Hafen<br />
jeden Tag an. Den Hinterlandverkehr<br />
wickeln zum<br />
großen Teil Binnenschiffe ab<br />
– 35 Prozent macht ihr Anteil<br />
derzeit aus, im Containerbereich<br />
sogar 40 Prozent.<br />
Hinterland: Der Hafen Antwerpen wirbt um deutsche Unternehmen. Neue<br />
Infrastrukturmaßnahmen sorgen zudem für mehr Effizienz. Für das zukünftige<br />
Wachstum soll auch die Schienenanbindung verbessert werden.<br />
Wachstum fest eingplant: Mit einem Gesamtumschlag von 190 Millionen Tonnen ist Antwerpen der zweitgrößte Hafen Europas.<br />
Im Verkehr mit Deutschland<br />
werden aufgrund der günstigen<br />
Rheinanbindung sogar 50<br />
Prozent auf der Wasserstraße<br />
<strong>trans</strong>portiert.<br />
Allein der Schienenanteil<br />
am Transportvolumen zum<br />
und aus dem Hafen liegt bei<br />
nur zehn Prozent – ein Wert,<br />
den der Hafen bis 2030 auf<br />
mindestens 15 Prozent steigern<br />
will. Um die Hinterlandverkehre<br />
zu verbessern, hat der<br />
Hafenbetrieb Antwerpen nicht<br />
nur <strong>aktuell</strong> eine neue Internetplattform<br />
erstellt (www.portofantwerp.en.connectivity),<br />
auf<br />
der Spediteure wie Verlader die<br />
schnellste und kostengünstigste<br />
Verbindung nach Antwerpen<br />
suchen können.<br />
Großprojekt Schleuse: mehr<br />
Volumen im Waaslandhaven.<br />
Im Rahmen einer Hinterlandinitiative<br />
haben die Belgier<br />
bereits im Sommer vergangenen<br />
Jahres ein Kooperationsabkommen<br />
mit dem Hafen Duisburg<br />
abgeschlossen und eine Minderheitsbeteiligung<br />
von 15 Prozent<br />
an der intermodalen Bahnverbindung<br />
zwischen Duisburg<br />
und Antwerpen übernommen.<br />
Zwischen beiden Standorten<br />
(Antwerpen Main Hub und<br />
Duisport) verkehren heute<br />
mehrmals wöchentlich Containerzüge<br />
im Rundlauf, seit Februar<br />
gibt es sogar eine direkte<br />
Verbindung zum Hochseeterminal<br />
Antwerp Gateway. Gute<br />
Nachrichten auch für andere<br />
Standorte: Eddy Bruyninckx,<br />
Vorstandsvorsitzender der Hafengesellschaft,<br />
hat nach eigenen<br />
Angaben auch durchaus<br />
Interesse daran, in weitere gut<br />
entwickelte Standorte zu investieren,<br />
um die Hinterlandanbindungen<br />
an den Nordhafen<br />
zu verbessern. »Wir wollen<br />
definitiv die Zahl der Zugverbindungen<br />
verbessern«, sagt er.<br />
Das Stichwort, das auf<br />
belgischer Seite beim Thema<br />
intermodale Transporte immer<br />
wieder fällt, ist Eiserner<br />
Rhein: 1992 wurde die historische<br />
Strecke, die Antwerpen<br />
und Duisburg verbindet (siehe<br />
Streckenband-Grafik ganz<br />
links) und allgemein als Eiserner<br />
Rhein bezeichnet wird, stillgelegt.<br />
Seit einigen Jahren wird<br />
in Belgien über das Wann und<br />
Ob einer Reaktivierung für den<br />
Güterverkehr, über Trassierung<br />
und Finanzierung diskutiert.<br />
Vor allem über Letzteres konnten<br />
sich die drei Regionen –<br />
Flandern, Wallonien und Brüssel<br />
– nicht einig werden.<br />
Für das deutsche Bundesverkehrsministerium<br />
sind die<br />
DER HAFEN IN ZAHLEN<br />
Der Hafen Antwerpen hat 2013 mit insgesamt 190,8 Millionen<br />
Tonnen (plus 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) einen neuen<br />
Rekord beim Güterumschlag erreicht. Das größte Wachstum<br />
verzeichnete der Hafen vor allem im Bereich flüssiges Massengut:<br />
Die Menge legte hier um 31,4 Prozent auf mehr als<br />
59 Millionen Tonnen zu. Dabei handelt es sich unter anderem<br />
um Ölderivate, die von den Unternehmen gleich im Hafen<br />
weiterverarbeitet werden. Bei den trockenen Massengütern<br />
sank die Menge um 24,8 Prozent auf 14 Millionen Tonnen.<br />
Auch im Containerbereich ging die Umschlagmenge um 0,7<br />
Prozent auf rund 8,5 Millionen TEU (in Tonnen: minus 1,7 Prozent,<br />
102 Millionen Tonnen) zurück, auch beim konventionellen<br />
Stückgut, der eigentlichen Stärke des Hafens, gingen die<br />
Mengen um 7,4 Prozent auf einen Gesamtumschlag von zehn<br />
Millionen Tonnen zurück. Der Ro-Ro-Verkehr (Roll on, Roll off)<br />
sank ebenfalls um 4,9 Prozent auf rund 4,5 Millionen Tonnen.<br />
Pläne zur Reaktivierung des<br />
Eisernen Rheins aber gar nicht<br />
dringlich: Es seien »für die absehbare<br />
Zukunft ausreichende<br />
Kapazitätsreserven vorhanden«<br />
– und zwar auf der sogenannten<br />
Montzen-Route, die über<br />
Antwerpen–Tongeren–Aachen<br />
West führt und anders als der<br />
Eiserne Rhein niederländisches<br />
Gebiet umgeht.<br />
Damit seien die grenzüberschreitenden<br />
Verbindungen<br />
zwischen dem Hafen und dem<br />
Ruhrgebiet bereits »hervorragend<br />
ausgebaut« heißt es auf<br />
Anfrage von <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />
Gleichwohl wolle der Bund im<br />
Rahmen des Bundesverkehrswegeplans<br />
auch wieder unterschiedliche<br />
Vorschläge für<br />
den Güterverkehr zwischen<br />
Antwerpen und Nordrhein-<br />
Westfalen neu bewerten – neben<br />
dem Eisernen Rhein in<br />
seinen unterschiedlichen Varianten<br />
insbesondere auch »eine<br />
Kapazitätssteigerung der Verbindung<br />
Aachen West–Köln<br />
(für Güterzüge, die über die<br />
Montzen-Route aus Antwerpen<br />
kommen) sowie der zweigleisige<br />
Ausbau der Strecke Kaldenkirchen–Dülken<br />
im Zuge<br />
der Verbindung Köln/Düsseldorf–Venlo/Antwerpen«.<br />
Hafendirektor Bruyninckx<br />
schöpft Hoffnung: Inzwischen<br />
gebe es endlich auch in Belgien<br />
und vor allem in der flämischen<br />
Regierung mehr Enthusiasmus<br />
für das Vorhaben, zumal die<br />
Strecke Antwerpen–Duisburg<br />
Teil eines Güterverkehrskorridors<br />
im Transeuropäischen<br />
Verkehrsnetz (TEN-V) sei. Eine<br />
Wende könnte daher der 25.<br />
Mai bringen. Da finden in Belgien<br />
nicht nur Europa-Wahlen,<br />
sondern auch regionale und<br />
föderale Wahlen statt. »Ich<br />
bin zumindest optimistisch,<br />
dass die Idee einer Reaktivierung<br />
dann akzeptiert wird«,<br />
sagt der Hafendirektor, »auch<br />
wenn eine Realisierung immer<br />
noch nicht durch ist.« So oder<br />
so bleibt die Verbindung nach<br />
Deutschland bestehen.<br />
Ilona Jüngst<br />
Fotos: Antwerp Port Authority; Grafik: Barthels, Mannchen<br />
Kilometer 140 | NL |<br />
Wegberg<br />
Kilometer 155 | D |<br />
Mönchengladbach-<br />
Rheydt<br />
Das Streckenband des<br />
Eisernen Rheins<br />
◆ Die größte Schleuse der Welt steht künftig<br />
in Antwerpen: Für die Deurganck-Dockschleuse<br />
am linken Ufer der Schelde werden derzeit die<br />
Querwände gegossen, die an die bestehenden<br />
Kaimauern anschließen – rund 2.000 Kubikmeter<br />
Beton täglich. Die Schleuse ist 500 Meter<br />
lang, 68 Meter breit und hat eine Tiefe von<br />
17,80 Meter. Sie kann somit auch den großen<br />
Containerschiffe Zugang zum Waaslandhaven<br />
verschaffen. Im Frühjahr 2016 sollen die ersten<br />
Schiffe geschleust werden. Fünf Millionen<br />
Euro schießt die EU-Kommission im Rahmen<br />
des Transeuropäischen Transportnetzwerkes<br />
(TEN-T) bei, den Rest der Kosten tragen der<br />
kommunale Hafenbetrieb Antwerpen und die<br />
flämische Regierung.<br />
GROSSBAUSTELLEN<br />
◆ Für die Liefkenshoek-Bahnverbindung sind<br />
die Bauarbeiten abgeschlossen, jetzt stehen<br />
Tests und die Zertifizierung auf dem Plan, bevor<br />
im Dezember Eröffnung gefeiert wird: Der neue<br />
Tunnel ermöglicht eine direkte, 16,2 Kilometer<br />
lange Zugverbindung für den Güterverkehr<br />
von der linken Hafenseite (Waaslandhaven)<br />
zur rechten Seite (Antwerpen-Noord). Dafür<br />
wurden 40 Meter unter der Schelde zwei Tunnelröhren<br />
gebaut, durch die täglich bis zu 100<br />
Güterzüge fahren sollen. Getragen werden die<br />
Gesamtkosten von 765 Millionen Euro durch<br />
ein PPP-Projekt (690 Millionen Euro, davon 107<br />
Millionen von der Flämischen Regierung) und<br />
75 Millionen durch Infrabel, dem belgischen<br />
Bahn-Infrastrukturbetreiber.<br />
Im Dezember betriebsbereit: der neue Eisenbahntunnel.
4 I SCHWERPUNKT FINANZIERUNG<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
»Mautspreizung ist Blödsinn«<br />
Fußgänger und Lkw sollten<br />
sich in den Innenstädten<br />
nicht ins Gehege kommen.<br />
Die Menschen sollten beim Einkaufen<br />
ihre Ruhe haben. Für die<br />
Fahrer bedeuteten diese Fahrten<br />
ebenfalls unnötigen Stress, sagt<br />
Roland Rüdinger, Geschäftsführer<br />
der Rüdinger Spedition<br />
in Krautheim, im Gespräch mit<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>-Redakteur Matthias<br />
Rathmann. Ein Königsweg<br />
zwischen den Interessen beider<br />
Gruppen seien Ortsumgehungen.<br />
Der Spediteur ist bereit,<br />
Maut auf dem gesamten Straßennetz<br />
zu bezahlen, damit<br />
noch mehr solcher Umgehungen<br />
gebaut werden können.<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Rüdinger,<br />
alle warten auf Anreize für<br />
Euro-6-Lkw. Nur Sie nicht.<br />
Warum?<br />
Rüdinger: Weil sich das Thema<br />
nun erledigt hat. Eine Mautspreizung<br />
wäre zum jetzigen<br />
Zeitpunkt völliger Blödsinn. Sie<br />
würde nur zur Abwertung des<br />
Bestandsfuhrparks führen. Der<br />
Transportunternehmer kann daran<br />
kein Interesse haben.<br />
Mit dieser Aussage dürften<br />
Sie sich in der Branche aber<br />
wenig Freunde machen, oder?<br />
Ich halte meine Argumentation<br />
für stichhaltig: Eine Mautspreizung<br />
würde den Altbestand<br />
verteuern und die vorhandene<br />
Technik auf dem Gebrauchtwagenmarkt<br />
entwerten. Die<br />
einzigen, die davon profitieren<br />
würden, wären die Fahrzeugbauer.<br />
Sie sollten lieber Lkw entwickeln,<br />
die Transporteure freiwillig<br />
kaufen. Wenn man aber<br />
neue Technik nur mit staatlicher<br />
Hilfe absetzen kann, hat man etwas<br />
falsch gemacht. Der Staat<br />
hat nicht die Aufgabe, dafür<br />
zu sorgen, dass die überzogene<br />
Einnahmeerwartung des Daimler-Konzerns<br />
befriedigt wird.<br />
Aber vielleicht hat der Staat<br />
die Absicht, die Flottenerneuerung<br />
hierzulande anzustoßen?<br />
Das ist mit der Einführung<br />
von Euro-5-Fahrzeugen längst<br />
geschehen. Man kann nicht behaupten,<br />
dass das Dreckschleudern<br />
wären. Euro-5-Lkw haben<br />
massive Verbrauchsvorteile.<br />
Wir haben einen durchschnittlichen<br />
Flottenverbrauch von 28<br />
Litern, mit Ausreißern nach unten,<br />
die 25 Liter schaffen. Wobei<br />
ich ergänzen muss, dass unsere<br />
Auslastung im Schnitt nur<br />
fünf bis zehn Tonnen beträgt.<br />
Wenn Sie Mautanreize für<br />
Euro-6-Lkw ablehnen, nehmen<br />
Flotte:<br />
»Der Standard-Sattel ist ein<br />
Garant für Armut«, sagt Roland<br />
Rüdinger. Daher hat dieses<br />
Fahrzeug in seiner Flotte<br />
keine Bedeutung. Er setzt auf<br />
Spezialfahrzeuge − seien es<br />
Doppelstock-Lkw, verbreiterbare<br />
Auflieger für Maschinen<strong>trans</strong>porte<br />
unter Plane, 14,90<br />
Meter lange Auflieger oder<br />
Ultraleicht-Lkw. Die 140 eigenen<br />
Lkw sind im Regional- und<br />
Fernverkehr unterwegs. Daneben<br />
unterhält die Firma eine<br />
Bussparte mit 20 Fahrzeugen.<br />
Finanzierung: Spediteur Roland Rüdinger bietet an, auf dem<br />
gesamten Straßennetz und für alle seine Fahrzeugtypen<br />
Maut zu bezahlen. Damit könnten Ortsumfahrungen<br />
gebaut werden. Anreize für Euro-6-Lkw lehnt er ab.<br />
Sie beträchtliche Mehrkosten bei<br />
der Anschaffung hin, ohne dafür<br />
einen Ausgleich zu erhalten. Das<br />
kann doch nicht im Sinne eines<br />
Kaufmanns sein, oder?<br />
Langsam, das ist eine<br />
Milchmädchenrechnung. Die<br />
Bundesregierung bietet uns keine<br />
Mautsenkung, sondern eine<br />
Mautspreizung an. Wesen einer<br />
Mautspreizung ist, dass neue<br />
Lkw billiger und ältere teurer<br />
fahren. Das bedeutet in Summe<br />
eine deutliche Kostenerhöhung,<br />
weil der Bestandsfuhrpark größer<br />
ist, als das, was neu beschafft<br />
wird. Das ständige Drehen an<br />
der Gebührenschraube ist für<br />
uns alles andere als hilfreich. Es<br />
führt dazu, dass man Fahrzeuge<br />
nur noch kurz fahren und dann<br />
wegwerfen kann.<br />
Wie groß sollte der zeitliche<br />
Abstand bis zur nächsten<br />
Tarifänderung Ihrer Meinung<br />
nach dann sein?<br />
Je nach technischer Spezifikation<br />
kann bei Fahrzeugen<br />
eine Haltedauer von zehn bis<br />
zwölf Jahren sinnvoll sein. Wir<br />
fahren in der Regel mit Einfahrerbesetzung.<br />
Wenn man sich an<br />
die Lenk- und Ruhezeiten hält,<br />
kommt man auf etwa 100.000<br />
Kilometer im Jahr. Die Fahrzeuge<br />
können aber locker 750.000<br />
bis 900.000 Kilometer leisten.<br />
Dessen sollte man sich bei der<br />
Mautgestaltung bewusst sein.<br />
Den Wahnsinn, den wir betreiben<br />
müssen, mutet man keinem<br />
anderen Verkehrsträger zu. In<br />
der Luftfahrt beschwert man<br />
sich frühestens nach 25 Jahren,<br />
wenn das Flugzeug zu laut ist.<br />
Und wir befeuern den Wahn,<br />
dass Lkw nach zwei bis drei<br />
Jahren veraltet sind.<br />
Während Sie eine Mautspreizung<br />
zugunsten von Euro 6<br />
ablehnen, werben Sie für eine<br />
Bemautung des kompletten<br />
Straßennetzes. Warum?<br />
Weil das dem Güterverkehr<br />
helfen würde. Ich mache das am<br />
Beispiel der Kommunalwahlen<br />
fest. Immer verliert die Verkehrswirtschaft.<br />
Irgendein cleverer<br />
Kandidat sagt: Lkw raus<br />
− und trifft damit die Sympathie<br />
vieler. Ich bin der Ansicht,<br />
dass der Lkw vor Ort nur die<br />
nötige Akzeptanz erfährt, wenn<br />
er nicht nur seine Belastung<br />
hinterlässt, sondern auch Geld.<br />
DAS UNTERNEHMEN<br />
Bereiche:<br />
Spezialität des Unternehmens<br />
sind XXL-Teilladungen. Das<br />
können etwa Langgüter wie<br />
Markisen oder 2,60 Meter<br />
hohe Frontlader sein. Auf diese<br />
Sparte entfällt 40 Prozent<br />
des Umsatzes. Die Maschinen<strong>trans</strong>porte<br />
stehen für 30<br />
Prozent und Sammelgut für<br />
20 Prozent. Der Rest entfällt<br />
auf Services wie Verzollungen,<br />
Luft- und Seefracht. Die Spedition<br />
ist Mitglied bei der Stückgutkooperation<br />
Online und<br />
dem Ladungsverbund Elvis.<br />
Dann bringt der Güterverkehr<br />
einer Region einen wirtschaftlichen<br />
Vorteil und wird positiv<br />
gesehen. Wenn wir Kommunal-,<br />
Land- und Kreisstraßen bemauten,<br />
wird sich ein Straßenneubau<br />
rechnen − vor allem von<br />
Ortsumgehungen. Derzeit tut<br />
sich beim Bau von Landstraßen<br />
leider nichts − zumindest nicht<br />
im Hohenlohekreis.<br />
Warum sind Ihnen gerade<br />
Ortsumgehungen so wichtig?<br />
Sie sind der Königsweg zwischen<br />
den Interessen des Güterverkehrs<br />
und der Lärm geplagten<br />
Bevölkerung. Ich halte<br />
nichts davon, Lkw durch Dörfer<br />
oder Innenstädte zu jagen.<br />
Und trotzdem gehören sie in<br />
allen Städten zum Straßenbild.<br />
Damit tut man aber weder<br />
der Innenstadt noch dem Verkehr<br />
einen Gefallen. Die Leute<br />
sollen in Frieden in ihren Orten<br />
leben und in Ruhe einkaufen<br />
dürfen. Das ist wichtig. Wenn<br />
die Leute nicht mehr in Ruhe<br />
einkaufen dürfen, sind sie sauer,<br />
machen einen Doppelklick, und<br />
es kommen noch mehr Lieferwägen.<br />
Davon abgesehen, dass<br />
es ökologisch nicht besonders<br />
sinnvoll ist, einen Lkw durch die<br />
Innenstadt zu schicken. Die Anfahrvorgänge<br />
kosten unnötigen<br />
Treibstoff. Auch ist es eine erhöhte<br />
Belastung für den Fahrer.<br />
Mal abgesehen von den fehlenden<br />
Ortsumgehungen − wie<br />
ist es generell um den Zustand<br />
der Straßen im nachgeordneten<br />
Netz bestellt?<br />
Ganz schlecht, hier muss<br />
dringend etwas passieren. Die<br />
Kreisstraßen bei uns sind in einem<br />
schlimmen Zustand, aber<br />
noch in einem besseren als die<br />
Landstraßen. Auf der L 515 aus<br />
Soziales:<br />
Bemerkenswert sind vor allem<br />
zwei Zahlen: Mehr als 20<br />
Prozent der Mitarbeiter sind<br />
Azubis, insgesamt sind es 60<br />
junge Menschen über alle drei<br />
Lehrjahre und Ausbildungsberufe<br />
hinweg. 45 Prozent der<br />
Mitarbeiter sind Migranten,<br />
vor allem Russlanddeutsche.<br />
Zahlen:<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
etwa 250 Mitarbeiter und verfügt<br />
in seinen Lagerhallen über<br />
20.000 Meter Logistikfläche.<br />
Krautheim rauszukommen<br />
ist eine<br />
Katastrophe. Es<br />
passieren ständig<br />
Unfälle im<br />
Begegnungsverkehr.<br />
Doch<br />
das kostet nicht<br />
das Land Geld,<br />
sondern uns. Der<br />
Ausbau ist nötig,<br />
damit unsere<br />
Fahrer sicher auf<br />
die 18 Kilometer<br />
entfernte Autobahn<br />
kommen.<br />
ZUR PERSON<br />
Warum ist<br />
nicht schon längst<br />
etwas in Richtung<br />
Ausbau passiert?<br />
Weil unser<br />
grüner Landesverkehrsminister<br />
Winfried Hermann<br />
erst eine<br />
bestimmte Fahrzeugzahl<br />
auf der<br />
Straße sehen will,<br />
früher passiert nichts. Die Parameter<br />
sind so hoch gesetzt,<br />
dass es in dieser Legislaturperiode<br />
auf keiner Landstraße<br />
im Hohenlohekreis vorangeht.<br />
Diese Tatenlosigkeit ist charakteristisch<br />
für den Minister.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Ich meine, dass sein Konzept<br />
zum Güterverkehr und<br />
Roland Rüdinger (51) lenkt seit 1988 die Geschicke der Rüdinger<br />
Spedition im baden-württembergischen Krautheim (Hohenlohe -<br />
kreis). Die Geschäftsführung teilt er sich mit seiner Frau Anja.<br />
Das Paar steht für die dritte Generation des 1930 von Franz<br />
Rüdinger gegründeten Familienunternehmens. Im Ehrenamt ist<br />
Roland Rüdinger Präsidiumsmitglied des Verbands Spedition<br />
und Logistik Baden-Württemberg sowie Vorsitzender der Landverkehrssparte.<br />
Vor Ort engagiert sich der Unternehmer als Vorsitzender<br />
des Verkehrsausschusses der IHK Heilbronn-Franken.<br />
Straßenbau schlecht für uns ist.<br />
Mit diesem Konzept ist man in<br />
Baden-Württemberg auf dem<br />
falschen Platz. Wenn Minister<br />
Hermann dann noch verkündet,<br />
dass er keine Spatenstichpolitik<br />
macht, verzichtet er außerdem<br />
leichtfertig auf wichtiges Geld.<br />
Die Konzentration auf durchfinanzierte<br />
Projekte hat dazu geführt,<br />
dass Baden-Württemberg<br />
sechs Millionen Euro zurückgeben<br />
musste, weil wir sie nicht<br />
verbauen konnten. Weitere 70<br />
Millionen Euro von anderen<br />
Bundesländern konnten wir<br />
nicht annehmen. Der ländliche<br />
Raum ist bitter enttäuscht. Wir<br />
wissen nun, was wir bekommen,<br />
wenn Grün eine Wahl gewinnt.<br />
Um auf Ihr Angebot zurückzukommen,<br />
freiwillig auf dem<br />
nachgeordneten Straßennetz<br />
Maut zu bezahlen: Glauben<br />
Sie, dass die Logistikbranche<br />
mitspielen würde?<br />
Warum nicht? Wir haben ein<br />
Wirtschaftssystem, in dem der<br />
Kunde bezahlt. Wenn bei einem<br />
Wohnungsneubau erhöhte Isolationsmaßnahmen<br />
anfallen, ist<br />
Gute Miene zu schlechten Straßen: Spediteur Rüdinger ist von<br />
der Verkehrspolitik in Baden-Württemberg bitter enttäuscht.<br />
es völlig normal, dass anschließend<br />
die Miete erhöht wird.<br />
Der Vermieter kann vielleicht<br />
den Mieter zur Kasse<br />
bitten. Sie können Ihre Kunden<br />
aber nicht noch stärker in die<br />
Pflicht nehmen, oder?<br />
Gehen wir davon aus, dass<br />
die Maut 12 bis 15 Prozent der<br />
Gesamtkosten ausmacht, dann<br />
dürfte klar sein, dass das kein<br />
Transportunternehmer aus seinem<br />
Gewinn finanzieren kann.<br />
Da beantwortet sich die Frage,<br />
wer die Maut bezahlt, von allein:<br />
der Kunde. Ich persönlich<br />
verkaufe lieber teure Leistungen<br />
als billige. Ich warne auch davor,<br />
dass wir uns vor die Industrie<br />
stellen und sagen: Wir müssen<br />
euch vor der Maut schützen.<br />
Diesen Kampf muss die Industrie<br />
führen. Eines muss auch<br />
die Gesellschaft begreifen: dass<br />
mein Leben teurer wird, wenn<br />
ich eine höhere Maut will.<br />
Apropos höhere Maut: Was<br />
zahlen Sie monatlich an Maut?<br />
Rund 80.000 Euro im Monat.<br />
Wir hatten aber auch schon<br />
Phasen, wo es etwa 100.000<br />
Euro waren. Der Autobahnanteil<br />
liegt bei etwa zwei Dritteln.<br />
Das lässt erahnen, was auf<br />
Sie zukäme, wenn alle Straßen<br />
mautpflichtig wären.<br />
Wobei die Frage ist, ob die<br />
Landstraße gleich teuer sein<br />
muss wie die Autobahn. Die<br />
Frage dahinter ist, was man<br />
beabsichtigt. Will man die Ausländer<br />
belasten? Dann muss<br />
man die Autobahnmaut erhöhen.<br />
Will man das ganze Netz<br />
belasten? Dann trifft es auch<br />
den Rübenbauer.<br />
Und Sie wären auch bereit,<br />
für alle Fahrzeugklassen Maut<br />
zu bezahlen?<br />
Wir würden unseren Beitrag<br />
für alle Klassen leisten. Denn<br />
eines ist auch klar: Es ist völlig<br />
illusorisch zu denken, dass mit<br />
Einführung einer Pkw-Vignette<br />
die Klassen darüber unbemautet<br />
bleiben.<br />
Fotos: Rathmann<br />
Lkw frei: Die Spedition disponiert vor allem Spezial<strong>trans</strong>porte. Wichtigste Sparte sind XXL-Teilladungen. Das Gelände in Krautheim liegt an der Jagst und ist von Naturschutzgebiet umgeben.
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SCHWERPUNKT FINANZIERUNG I 5<br />
Maut für Kleinlaster kommt<br />
Finanzierung: Ab Juli 2015 gilt die Lkw-<br />
Maut auf weiteren Strecken. Ab Herbst<br />
desselben Jahres betrifft sie auch<br />
weitere Fahrzeugklassen. Jedoch<br />
sinken die Einnahmen gleichzeitig.<br />
Rund 100 Tage nach seinem<br />
Amtsantritt hatte<br />
Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt (CSU) für<br />
das Transportgewerbe eine gute<br />
und eine weniger gute Nachricht.<br />
Die gute: Alle Mautsätze<br />
(einschließlich Euro 6) werden<br />
sinken. Die weniger gute: Ab<br />
1. Juli 2015 werden weitere<br />
vierstreifige Bundesstraßen<br />
und ab Mitte 2018 alle Bundesstraßen<br />
bemautet. Außerdem<br />
ist geplant, voraussichtlich ab<br />
Herbst 2015 auch die 7,5- bis<br />
12-Tonner in die Mautpflicht<br />
einzubeziehen.<br />
Grundlage für diese<br />
Aktivitäten sind sowohl der<br />
schwarz-rote Koalitionsvertrag<br />
als auch das nun endlich vorliegende<br />
Wegekostengutachten.<br />
In ihm wird nämlich festgelegt,<br />
wie teuer die Infrastruktur tatsächlich<br />
ist. Und dieses rechtfertigt<br />
schlicht keine höheren<br />
Mautsätze. Im Gegenteil: Die<br />
Kosten für die Kapitalbindung<br />
seien heute deutlich geringer<br />
als noch vor fünf Jahren, macht<br />
Dobrindt klar. Diese Kapitalbindung<br />
werde verzinst. Und<br />
die Zinsen sind nun wesentlich<br />
niedriger als beim vergangenen<br />
Mautgutachten. »Dieser Zinsvorteil<br />
muss an die Nutzer der<br />
Straße weitergegeben werden«,<br />
erläutert der Minister. Die Folge<br />
ist eine erwartete Reduzierung<br />
der Mauteinnahmen. So rechnet<br />
Dobrindt trotz steigender Verkehrserwartung<br />
und Mautausdehnung<br />
auf weitere Bundesstraßen<br />
mit geringeren Erlösen<br />
von zwei Milliarden Euro in<br />
dieser Legislaturperiode.<br />
Trotzdem werde es nicht<br />
zu einer Finanzierungslücke<br />
bei der Infrastruktur kommen,<br />
verspricht der Minister. Denn<br />
mit Finanzminister Wolfgang<br />
Schäuble (CDU) hat Dobrindt<br />
nach eigenen Angaben vereinbart,<br />
dass die fehlenden Wegekosten<br />
durch Mittel aus dem<br />
Bundeshaushalt aufgefüllt werden.<br />
»Erstmals ist es gelungen,<br />
Mautpflichtige Lkw fahren künftig billiger: Das Ministerium muss die Tarife aufgrund des neuen Wegekostengutachtens reduzieren.<br />
dass im Haushalt nicht an den<br />
Infrastrukturmitteln gekürzt<br />
wird«, sagt Dobrindt.<br />
500 Millionen Euro zusätzlicher<br />
Einnahmen erhofft sich<br />
der Minister durch die Ausweitung<br />
der Maut auf weitere<br />
vierspurige Bundesstraßen ab<br />
Mitte nächsten Jahres. Das ist<br />
gegenwärtig fast die einzige<br />
berechenbare Größe, weil alle<br />
anderen geplanten Änderungen<br />
im Mautsystem vorerst fiktiv<br />
bleiben. Denn sowohl die angekündigte<br />
Mautsenkung als<br />
auch die beabsichtigte Mautpflicht<br />
für die leichteren Lieferfahrzeuge<br />
ab 7,5 Tonnen, die<br />
dann zusätzliche 200 Millionen<br />
Euro bringen soll, hängen von<br />
Gutachten ab, die noch erstellt<br />
werden. Termine dafür gebe es<br />
noch nicht, sagt Dobrindt.<br />
Der Minister ist überzeugt,<br />
dass die technischen Voraussetzungen<br />
bis Mitte 2018 vorhanden<br />
sein werden, um die<br />
Maut auf allen Bundesstraßen<br />
erheben zu können. Allerdings<br />
steht noch nicht fest, welches<br />
Betreibermodell dafür zur Anwendung<br />
kommt. Doch Dobrindt<br />
ist optimistisch, auch<br />
dafür dann die entsprechende<br />
Lösung zu finden.<br />
Herbert Schadewald<br />
Foto: DKV<br />
DIE REAKTIONEN<br />
Was die Verbände zur Ausweitung der Lkw-Maut sagen<br />
Allianz pro Schiene: Zusammen mit der Ausweitung der Maut<br />
auf weitere Bundesstraßen und der Absenkung der Gewichtsgrenze<br />
auf 7,5 Tonnen ist die Einbeziehung der vom Lkw verursachten<br />
Lärm- und Luftverschmutzungs-Folgekosten ein<br />
Schritt in die richtige Richtung und ein Beitrag zu mehr Wettbewerbsgleichheit<br />
im Güterverkehr. Die Allianz pro Schiene<br />
fordert zugleich, dass die zu erwarteten Einnahmen aus der<br />
Lkw-Maut künftig für alle Verkehrsträger zur Verfügung stehen.<br />
Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen<br />
(BGA): Die Ausweitung der Lkw-Maut auch für Lastwagen ab<br />
7,5 Tonnen und auf mehr Bundesstraßen stellt neben steigenden<br />
Energie- und Arbeitskosten eine weitere kräftige Belastung<br />
für die Unternehmen dar und schadet damit dem Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland. Bereits die Ausdehnung der Lkw-Maut<br />
auf mehrstreifige Bundesstraßen hat bei vielen Logistikunternehmen<br />
zu Mehrkosten in fünfstelliger Höhe geführt.<br />
Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung<br />
(BGL): Durch die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt<br />
angekündigte Ausweitung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge<br />
ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht und auf weitere 1.000 Kilometer<br />
Bundesstraßen wird vor allem der regionale Wirtschaftsverkehr<br />
in Deutschland betroffen sein. Im Gegensatz zu Bundesautobahnen,<br />
auf denen der mautpflichtige Anteil gebietsfremder<br />
Fahrzeuge sich der 40-Prozentmarke nähert, sind die<br />
auf Bundesstraßen eingesetzten Fahrzeuge überwiegend mit<br />
Kennzeichen D im regionalen Wirtschaftsverkehr tätig. Aufgrund<br />
des intensiven<br />
Preis- und Leistungswettbewerbs<br />
sind die erzielten<br />
Margen im regionalen<br />
Wirtschaftsverkehr<br />
so gering,<br />
dass die Überwälzung<br />
zusätzlicher<br />
Mautkosten auf die<br />
Verbraucher erforderlich<br />
wird.<br />
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Da passt einfach alles. Auch der Preis.<br />
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Jetzt mit Preisvorteil von bis zu<br />
Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL):<br />
Der BWVL erwarten eine schnelle Veröffentlichung des Wegekostengutachtens,<br />
damit die vom Minister genannten<br />
Zahlen belegbar werden und in der Gesamtheit stichhaltig<br />
eingeschätzt werden können. Aus den bisher gemachten Angaben<br />
erschließt sich bei Einbeziehung externer Kosten für<br />
den BWVL noch nicht die genannte Einnahmelücke von rund<br />
zwei Milliarden Euro für die gesamte Legislaturperiode. Die<br />
Ausdehnung der Mautpflicht auf alle Bundesstraßen sieht<br />
der BWVL weiterhin sehr kritisch, da hierdurch die regionale<br />
Wirtschaftsstruktur negativ beeinflusst wird. Vierspurige Bundesstraßen<br />
mit Autobahnanbindung stellen aus Verbandssicht<br />
die Grenze der Bemautung dar.<br />
Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV): Speditionen,<br />
Transportunternehmen und Verlader erwarten jetzt<br />
konkrete Aussagen zu den künftigen Mautsätzen, vor allem<br />
auch zu der notwendigen Spreizung zwischen Euro-5- und<br />
Euro-6-Fahrzeugen. Die Anschaffung modernster Fahrzeugtechnik<br />
hat sich für die Speditionen bislang nicht gelohnt. Die<br />
Wirtschaft braucht jetzt verlässliche Daten, auf deren Basis<br />
sie Logistikkosten ermitteln kann. Es darf nicht automatisch<br />
unterstellt werden, dass Mautkosten sinken. Sorgfältig sind<br />
hier die Teilmärkte zu prüfen, denn je nach Fahrzeugeinsatz<br />
und Region werden die Transportpreise anziehen.<br />
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6 I SCHWERPUNKT FINANZIERUNG<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
»Der Trend stimmt«<br />
Mobilität I: 10,5 bis 12,1 Milliarden Euro sollen bis 2017<br />
jährlich in die Infrastruktur fließen. Thomas Hailer, Chef des<br />
Deutschen Verkehrsforums, lobt das hohe Investitionsniveau.<br />
Freude über den 30. Geburtstag seiner Organisation: Thomas<br />
Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums.<br />
Foto: Rathmann<br />
Was in einem Jahr<br />
nicht verbaut werden<br />
kann, ist weg. So war<br />
es bisher. Umso größer ist die<br />
Erleichterung beim Deutschen<br />
Verkehrsforum, dass überschüssige<br />
Mittel künftig in den<br />
Verkehrshaushalt zurückfließen<br />
sollen. Das Geld dürfe nicht<br />
mehr verloren gehen, sagt Geschäftsführer<br />
Thomas Hailer im<br />
Gespräch mit <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>-Redakteur<br />
Matthias Rathmann.<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Hailer,<br />
das Deutsche Verkehrsforum<br />
wird 30 Jahre alt. Wie geht es<br />
dem Geburtstagskind?<br />
Hailer: Prächtig, es steht<br />
mit 30 Jahren sozusagen in<br />
der Blüte seines Lebens und<br />
ist zurzeit überall anzutreffen.<br />
Dass wir so stark gefragt sind,<br />
liegt <strong>aktuell</strong> auch an der Phase<br />
der Regierungsbildung und<br />
-findung. Wir haben ein gutes<br />
Standing, einen guten Draht zu<br />
den Abgeordneten und hatten<br />
als einer der ersten Verbände<br />
auch schon die Gelegenheit, mit<br />
dem neuen Bundesverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt zu<br />
sprechen. Seit unserer Gründung<br />
am 10. September 1984<br />
als Verkehrsforum Bahn haben<br />
wir uns zum Mobilitätsverband<br />
der deutschen Wirtschaft entwickelt.<br />
Heute vertreten wir<br />
alle Verkehrsträger sowie auch<br />
Marktführer aus anderen wichtigen<br />
Wirtschaftszweigen wie<br />
Bau- oder Finanzwirtschaft.<br />
Und wir sind zunehmend auch<br />
europäisch unterwegs.<br />
ZUR PERSON<br />
Welche Botschaften haben<br />
Sie Minister Dobrindt bei Ihrem<br />
Antrittsbesuch überbracht?<br />
Hauptthemen des Gesprächs<br />
waren die Priorisierung und Finanzierungsreformen<br />
im Bereich<br />
Verkehrsinfrastruktur. Wir sind<br />
uns mit dem Minister einig, dass<br />
der Erhalt vor Neu- und Ausbau<br />
gehen muss. Wir stimmen darin<br />
überein, dass es eine stärkere<br />
Priorisierung bei der Verkehrswegeplanung<br />
braucht. Was die<br />
Reformen angeht, haben wir<br />
darauf hingewiesen, dass der<br />
Rückfluss nicht verbrauchter<br />
Investitionsmittel gewährleistet<br />
sein muss. Das Geld darf nicht<br />
mehr verloren gehen, wenn es in<br />
einem Haushaltsjahr nicht verbaut<br />
werden kann.<br />
Dabei gibt es in den nächsten<br />
vier Jahren fünf Milliarden Euro<br />
zusätzlich. Reicht das nicht?<br />
Die fünf Milliarden Euro zusätzlich<br />
sind ein erster Schritt,<br />
sie reichen wegen des immensen<br />
Erhaltungsbedarfs von vier<br />
Milliarden Euro jährlich aber<br />
nicht. Effektiv stehen auch nur<br />
3,5 Milliarden Euro zusätzlich<br />
zur Verfügung, weil 1,5 Milliarden<br />
Euro zur Ausfinanzierung<br />
laufender Projekte benötigt werden.<br />
Wir werden den Minister<br />
daher bei seinen Anstrengungen<br />
für höhere Investitionsmittel<br />
tatkräftig unterstützen. Die<br />
<strong>aktuell</strong>e Kabinettsvorlage zum<br />
Bundeshaushalt stimmt uns aber<br />
positiv, denn der Trend stimmt:<br />
Für <strong>2014</strong> sind 10,5 Milliarden<br />
Euro an Verkehrsinvestitionen<br />
geplant, für 2015 elf Milliarden,<br />
für 2016 11,6 Milliarden<br />
und für 2017 12,1 Milliarden.<br />
Thomas Hailer (49) ist seit Juli 2002 Geschäftsführer des<br />
Deutschen Verkehrsforums, das sich als »Anwalt für Mobilität«<br />
versteht. Hailer hat diese Funktion angetreten, nachdem<br />
er in Brüssel unter anderem als Geschäftsführer des europäischen<br />
Wirtschaftsverbands Freight Forward Europe (FFE)<br />
die Interessen globaler Großspediteure vertreten hatte. Von<br />
1996 bis 2001 unterstand ihm die Brüsseler Repräsentanz des<br />
Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung<br />
(BGL). Hailer studierte in England und Spanien Europäische<br />
Politikwissenschaften. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.<br />
Sie hätten sich Fonds gewünscht,<br />
die sich aus Haushaltsmitteln<br />
und Einnahmen aus der<br />
Nutzerfinanzierung speisen.<br />
Sind Sie enttäuscht, dass diese<br />
Option im Koalitionsvertrag<br />
nicht mal erwähnt wird?<br />
Vielleicht liegt es nur an der<br />
Begrifflichkeit. Haushaltspolitiker<br />
stören sich an dem Wort<br />
Fonds. Es riecht nach Schattenhaushalt<br />
und nach Geldern, auf<br />
die sie keinen Zugriff haben.<br />
Um diesen Bedenken Rechnung<br />
zu tragen, braucht es eine starke<br />
parlamentarische Kontrolle für<br />
ein solches Instrument. Für die<br />
Idee von Fondslösungen machen<br />
wir uns weiterhin stark:<br />
Denn wir brauchen den Rückfluss<br />
nicht verbauter Investitionsmittel<br />
und langfristig überjährige<br />
Budgets.<br />
Was wären die Vorteile?<br />
Nur dann bekommt die<br />
Wirtschaft eine deutlich höhere<br />
Planungssicherheit und kann<br />
Kapazitäten für die Umsetzung<br />
von Infrastrukturprojekten<br />
aufbauen. Experten gehen<br />
davon aus, dass man unterm<br />
Strich die Effizienz um zehn<br />
Prozent steigern könnte. Die<br />
Beschränkung auf immer ein<br />
Haushaltsjahr ist schwierig:<br />
Die Investitionen fließen durch<br />
das sogenannte Dezemberfieber<br />
oft nicht in die wirklich<br />
dringenden Projekte, außerdem<br />
können die Planungs- und<br />
Ingenieurbüros ihre Kapazitäten<br />
nicht optimal steuern.<br />
Wie bewerten Sie das nationale<br />
Prioritätenkonzept, das<br />
im Gegensatz zu Infrastrukturfonds<br />
im Koalitionsvertrag<br />
erwähnt ist?<br />
Das begrüßen wir sehr. Wir<br />
kommen um eine stärkere Priorisierung<br />
nicht herum. Dies<br />
ist in der Vergangenheit eindeutig<br />
nicht geschehen: Bei<br />
den Neu- und Ausbaumaßnahmen<br />
hat sich seit 2013<br />
eine Finanzierungslücke von<br />
20 Milliarden Euro aufgestaut.<br />
Um den Bundesverkehrswegeplan<br />
2013 abzufinanzieren,<br />
bräuchten wir 70 Jahre. Das<br />
Deutsche Verkehrsforum hält<br />
die Kombination aus dem neu<br />
definierten Vordringlichen Bedarf<br />
Plus sowie dem besagten<br />
nationalen Prioritätenkonzept<br />
für sehr sinnvoll.<br />
Doch wer kann letztlich objektiv<br />
beurteilen, was wichtig<br />
ist und was nicht?<br />
Das ist Aufgabe des Bundes.<br />
Die Länder werden ihm auch<br />
weiterhin ihren Bedarf melden.<br />
Eine Entscheidungsgrundlage<br />
muss der ebenfalls im Koalitionsvertrag<br />
angeregten Verkehrsinfrastrukturbericht<br />
sein.<br />
Er soll Aufschluss darüber geben,<br />
wie es um die Qualität des<br />
Netzes bestellt ist, wo erhalten<br />
und ausgebaut werden muss,<br />
wo Engpässe und Defizite sind.<br />
Doch bis das alles zusammengetragen<br />
ist, ist die Legislaturperiode<br />
schon um, oder?<br />
Der Verkehrsinfrastrukturbericht<br />
darf nicht zum bürokratischen<br />
Monster werden. Wir<br />
hoffen, dass vor Verabschiedung<br />
des Bundesverkehrswegeplans<br />
2015 ein erster Bericht zur<br />
Orientierung vorliegt. Ich bin<br />
überzeugt, dass der Vorlauf gar<br />
nicht so groß sein muss. Denn<br />
es existieren ja schon viele wichtige<br />
Verkehrsinformationen, die<br />
nur sinnvoll zusammengeführt<br />
werden müssten. Ich denke<br />
an die Daten der Verkehrsmanagementzentralen<br />
der Länder,<br />
die Zustandswerterfassung der<br />
Straßenbauverwaltungen, den<br />
Netzzustandsbericht der Deutschen<br />
Bahn oder die Daten zu<br />
den Verkehrsströmen schwerer<br />
Lkw von Toll Collect.<br />
Apropos Toll Collect: Wie<br />
stehen Sie zur Ausweitung der<br />
Lkw-Maut, sei es auf alle Bundesstraßen<br />
oder kleinere Lkw?<br />
Erst wenn klar ist, dass es<br />
sich bei diesen Einnahmen um<br />
zusätzliche Mittel handelt, die<br />
zweckgebunden eingesetzt werden,<br />
steigt die Akzeptanz der<br />
Verkehrswirtschaft, die Lkw-<br />
Maut auszuweiten. Das ist die<br />
Voraussetzung. Ist sie erfüllt,<br />
empfehlen wir dringend, sehr<br />
behutsam mit einer möglichen<br />
Ausweitung der Lkw-Maut<br />
umzugehen. Wir dürfen das<br />
Gewerbe nicht unnötig strapazieren<br />
und mit zu hohen<br />
Nutzergebühren dem Standort<br />
Schaden zufügen. Ich bin mir<br />
ehrlich gesagt aber nicht sicher,<br />
ob in dieser Legislaturperiode<br />
überhaupt eine Mautausweitung<br />
umgesetzt werden kann.<br />
Joachim Enenkel ist besorgt.<br />
»Deutschland fährt auf<br />
Verschleiß«, kritisierte das<br />
Präsidiumsmitglied beim<br />
Deutschen Verkehrsforum<br />
(DVF) und Vorstandsmitglied<br />
beim Baukonzern Bilfinger bei<br />
einem parlamentarischen Abend<br />
des DVF in Berlin. Dann listet er<br />
die Fakten auf, die erdrückend<br />
und schlichtweg beschämend<br />
seien: Sieben Prozent der Bundesstraßenbrücken<br />
befänden<br />
sich in einem kritischen Zustand.<br />
Bei 28 Prozent sei es gerade noch<br />
ausreichend. Fast die Hälfte der<br />
120.000 Straßenüberführungen<br />
liege über dem Warnwert. Auch<br />
im Schienenverkehr sieht Enenkel<br />
hohen Investitionsbedarf –<br />
von <strong>aktuell</strong> 30 Milliarden Euro.<br />
Gerade weil das neu strukturierte<br />
Bundesverkehrsministerium<br />
nun auch den Begriff Infrastruktur<br />
öffentlich repräsentiert,<br />
ist es für das DVF erst recht an<br />
der Zeit, die Eng- und Schwachstellen<br />
zu benennen. »Denn was<br />
bisher fehlte, sind Taten«, sagt<br />
Enenkel. Er moniert, dass der<br />
öffentliche Sektor nur in Legislaturperioden<br />
denke. »Das<br />
passt nicht zu Infrastrukturprojekten«,<br />
betont der Bauprofi. Er<br />
sieht in ÖPP-Projekten einen<br />
Teil der Lösung. Aber auch die<br />
Überjährlichkeit der Mittel sei<br />
dringend notwendig, um die<br />
anstehenden Verkehrsprojekte<br />
realisieren zu können.<br />
Damit rennt Enenkel auch<br />
bei Enak Ferlemann (CDU),<br />
Parlamentarischer Staatssekretär<br />
im Bundesverkehrsministerium,<br />
offene Türen ein. Dieser<br />
Reformen umsetzen<br />
Mobilität II: Das Deutsche Verkehrsforum hat unter dem<br />
Motto Reformstau beenden, Investitionslücken schließen<br />
das Zukunftsprogramm Verkehrsinfrastruktur vorgestellt.<br />
plädiert dafür, in der Mittelvergabe<br />
flexibler zu werden. Auch<br />
Nordrhein-Westfalens Landesverkehrsminister<br />
Michael Groschek<br />
(SPD) betont, dass es ganz<br />
wichtig sei, die Überjährlichkeit<br />
durchzusetzen. »Das müssen<br />
wir für diese Wahlperiode hinbekommen.«<br />
Gleichzeitig setzt<br />
er sich dafür ein, die Mittel verkehrsträgerübergreifend<br />
verfügbar<br />
zu machen. Aber das Geld<br />
allein sei es nicht, macht Ferlemann<br />
klar. »Riesige Probleme<br />
DAS STRATEGIEPAPIER<br />
In seinem neu aufgelegten Zukunftsprogramm<br />
Infrastruktur präsentiert das<br />
Deutsche Verkehrsforum zehn Punkte, um<br />
die Verkehrswege wieder flottzumachen<br />
(siehe www.verkehrsforum.de/positionen).<br />
1. Zustand dokumentieren<br />
2. Kapazität ausschöpfen<br />
3. gezielt investieren<br />
4. Substanz erhalten<br />
5. Finanzierung reformieren<br />
6. privates Kapital einbinden<br />
7. Investitionen verstetigen<br />
8. Effizienz steigern<br />
9. Bürokratie abbauen<br />
10. Vernetzung ausbauen<br />
sind das Personal«, verdeutlicht<br />
er. Das bestätigt Groschek.<br />
NRW könne mehr als 100 zusätzliche<br />
Planungsingenieure<br />
einstellen, wenn diese verfügbar<br />
wären. Den Fachkräftemangel<br />
führt Enenkel auf die bisherigen<br />
Systemfehler zurück. Er hält<br />
ohnehin den bisherigen jährlichen<br />
Planungshorizont nicht<br />
mehr für zeitgemäß.<br />
Staatssekretär Ferlemann<br />
sieht das ähnlich. Um aber die<br />
notwendigen Investitionen abzusichern,<br />
seien<br />
»auch andere<br />
Quellen der<br />
Finanzierung<br />
verstärkt zu<br />
nutzen«, betont<br />
er. So hält er<br />
ÖPP-Projekte<br />
für »eine Riesenchance<br />
für<br />
den Verkehrssektor«.<br />
Denn<br />
zwei Drittel<br />
der verfügbaren<br />
Mittel von<br />
insgesamt zehn<br />
Milliarden Euro<br />
– fünf für die<br />
Straße, vier für<br />
die Schiene und<br />
Freie Fahrt? In NRW sind die Investitionsmittel und das Fachpersonal zur Verkehrsplanung knapp.<br />
eine für die Wasserstraßen –<br />
stehen für den Trassenunterhalt<br />
und den Ersatzbau zur Verfügung.<br />
80 Prozent der restlichen<br />
ein Drittel will das Bundesverkehrsministerium<br />
in die von<br />
ihm benannten Prioritätsprojekte<br />
stecken. Dafür gibt es vier<br />
Schwerpunkte: Engpassbeseitigung,<br />
Lückenschlüsse, Transeuropamagistralen<br />
und Seehäfenhinterlandanbindungen.<br />
Damit bleibe »der Spielraum für<br />
alle anderen Projekte minimal«,<br />
verdeutlicht Ferlemann.<br />
NRW verabschiedete sich<br />
bereits von möglichen Infrastrukturneubauten.<br />
Bis 2017<br />
gebe es dort keine neuen Landesstraßenbaustellen,<br />
versichert<br />
Verkehrsminister Groschek. Es<br />
gehe nur noch um den Erhalt.<br />
Und der sei dringend nötig.<br />
Auch für Martin Burkert (SPD)<br />
geht es vorrangig um den Substanzerhalt.<br />
»Jeder Euro, der<br />
in die Infrastruktur fließt, ist<br />
ein guter Euro«, sagt der Ausschussvorsitzende<br />
für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur im<br />
Bundestag. Und er weiß, dass es<br />
bei der angekündigten Priorisierung<br />
der Bundesverkehrswegeplanung<br />
in den Regionen viele<br />
Schmerzen geben werde.<br />
Enenkel beziffert das notwendige<br />
Jahresbudget für<br />
den Verkehrshaushalt mit 15<br />
Milliarden Euro. Wichtig ist<br />
ihm dabei auch die Zweckbindung<br />
der Mittel. So sollte die<br />
Bahndividende nicht erst der<br />
Finanz minister in die Finger bekommen,<br />
sondern sofort dem<br />
Verkehrsetat zufließen. »Der<br />
Mittelkreislauf muss funktionieren«,<br />
betont auch Ferlemann.<br />
Diesen Mittelkreislauf sieht<br />
Norbert Barthle, Sprecher<br />
der Arbeitsgruppe Haushalt<br />
der Union-Bundestagsfraktion,<br />
eher skeptisch. »Wenn<br />
die geplanten Einnahmen<br />
fehlen, werden Steuermittel<br />
zugeschoben, um die laufenden<br />
Ausgaben zu decken«,<br />
sagt er. Deshalb seien eigene<br />
Finanzierungskreisläufe nicht<br />
optimal. Allerdings ist auch er<br />
für eine längerfristige Finanzplanung.<br />
»Überjährigkeit darf<br />
nicht bestraft werden«, mahnt<br />
er. Gleichzeitig macht Barthle<br />
darauf aufmerksam, dass »wir<br />
viel zu lange Planungszeiträume«<br />
hätten. Auch gingen die<br />
meisten Kosten für einen Straßenkilometer<br />
in die Planung<br />
und andere Vorarbeiten. Hier<br />
bestehe Reformbedarf.<br />
Herbert Schadewald<br />
Foto: Bergrath
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SCHWERPUNKT VERANSTALTUNGEN I 7<br />
Dorothee Bär<br />
Koordinatorin der<br />
Bundesregierung<br />
für Güterverkehr<br />
und Logistik<br />
Dr. Nils Schmid Peter Heim<br />
Minister für Leiter Logistik<br />
Finanzen und ZF Friedrichshafen<br />
Wirtschaft<br />
Baden-Württemberg<br />
Robert Kusiek<br />
Leiter<br />
Exportlogistik<br />
Heidelberger<br />
Druckmaschinen<br />
Volker Böhringer<br />
Regional CEO<br />
Europa<br />
Panalpina<br />
Welt<strong>trans</strong>port<br />
Karlhubert Andrea Kocsis<br />
Dischinger stellvertretende<br />
Fachspedition Vorsitzende Verdi<br />
karl dischinger<br />
Präsident VSL<br />
Baden-Württemberg<br />
Prof. Christoph<br />
Lütge<br />
Peter-Löscher-<br />
Stiftungslehrstuhl<br />
für Wirtschaftsethik<br />
TU München<br />
Jörg Mannsperger<br />
Vorstandsmitglied<br />
Dekra SE<br />
Elisabeth Schwartländer-Brand<br />
Schmidt<br />
Prof. Patrick<br />
Rechtsanwältin Justiziar<br />
AVSL<br />
Schunck Group<br />
Baden-Württemberg<br />
Andreas Marquardt<br />
Präsident<br />
Bundesamt für<br />
Güterverkehr<br />
Mehr Fairness in der Logistik<br />
Branchentreff: Es geht auch anders. Was gute und vertrauensvolle Partnerschaften<br />
zwischen Verladern und Spediteuren ausmacht, zeigt der Logistik-Kongress<br />
Baden-Württemberg am 27. und 28. Mai in Stuttgart.<br />
Mitunter kann man den<br />
Spaß an der Arbeit<br />
verlieren. Etwa dann,<br />
wenn langjährige Geschäftsbeziehungen<br />
plötzlich infrage<br />
gestellt werden. Wenn der Controller<br />
regiert und nur die Rendite<br />
zählt. Wenn Preisdrückerei<br />
und Ausschreibungswahn grassieren.<br />
Doch es geht auch anders.<br />
Statt Druck auf ihre Logistikpartner<br />
auszuüben, sollten<br />
Verlader partnerschaftlich mit<br />
ihnen zusammenarbeiten. Von<br />
dieser Form des Fair Play im<br />
Wirtschaftsleben profitieren beide.<br />
Nur diese Qualität der Zusammenarbeit<br />
schafft Vertrauen<br />
und damit dauerhaften Erfolg.<br />
Davon jedenfalls sind die<br />
Macher des Logistik-Kongresses<br />
Baden-Württemberg am<br />
27. und 28. Mai überzeugt.<br />
Nicht umsonst haben sie das<br />
Branchentreffen mit »Fair<br />
Play« überschrieben. Hinter<br />
der Veranstaltung, die in der<br />
Stuttgarter Liederhalle stattfindet,<br />
stehen <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>, der<br />
Verband Spedition und Logistik<br />
Baden-Württemberg (VSL)<br />
und das Logistiknetzwerk Baden-Württemberg<br />
(Log-BW).<br />
Schirmherr ist der baden-württembergische<br />
Finanz- und Wirtschaftsminister<br />
Dr. Nils Schmid<br />
(SPD). Er wird die Eröffnungsansprache<br />
halten. »Der Logistik-Kongress<br />
beleuchtet die<br />
Chancen, die sich durch erfolgreiche<br />
Supply Chains auf Basis<br />
enger Vertrags- und Geschäftsverhältnisse<br />
zwischen Verladern<br />
und Logistikern bieten, und wie<br />
neue Herausforderungen damit<br />
Erfolg versprechend gemeistert<br />
werden«, sagt er.<br />
Die Veranstaltung zeigt anhand<br />
von Beispielen auf, was<br />
eine gute Zusammenarbeit zum<br />
beidseitigen Nutzen ausmacht.<br />
Das beginnt bei der Ausschreibung<br />
beziehungsweise der Vertragsgestaltung<br />
und endet bei<br />
der praktischen Umsetzung.<br />
Zugesagt haben neben Minister<br />
Schmid die Logistikleiter von<br />
ZF Friedrichshafen und Heidelberger<br />
Druckmaschinen, Peter<br />
Heim beziehungsweise Robert<br />
Kusiek, und der Europa-Chef<br />
des Logistikdienstleisters Panalpina,<br />
Volker Böhringer. Ebenfalls<br />
mit von der Partie sind<br />
Anwältin Elisabeth Schwartländer-Brand<br />
vom AVSL, der Justiziar<br />
des Versicherungsmaklers<br />
Schunck, Prof. Patrick Schmidt,<br />
und der Präsident des Bundesamts<br />
für Güterverkehr (BAG),<br />
Andreas Marquardt.<br />
Neben Vorträgen erwartet<br />
die Besucher eine Podiumsdiskussion,<br />
an der unter anderem<br />
VSL-Präsident Karlhubert<br />
Dischinger, die stellvertretende<br />
Verdi-Vorsitzende Andrea<br />
Kocsis, der Professor für<br />
Wirtschaftsethik an der TU<br />
München, Dr. Christoph Lütge,<br />
und Dekra-Vorstand Jörg<br />
Mannsperger mitwirken.<br />
Bereits am Vorabend haben<br />
die Besucher Gelegenheit, im<br />
Restaurant Cube am Stuttgarter<br />
Schlossplatz ins Gespräch<br />
zu kommen. Auch die Logistikverantwortliche<br />
der Bundesregierung,<br />
Dorothee Bär, hat ihr<br />
Kommen zugesagt. Sie wird für<br />
einen Schlagabtausch und Fragen<br />
zur Verfügung stehen. Die<br />
Teilnahmegebühr beträgt 299<br />
Euro (netto). Mitglieder von<br />
Dekra, VSL oder Log-BW erhalten<br />
einen Rabatt von je 50 Euro.<br />
Anmeldung: kongress.logbw.de.<br />
Matthias Rathmann<br />
Wer läuft mit?<br />
Event: Am 26. April fällt der Startschuss<br />
zum nächsten Branchenlauf Transport/<br />
Logistik. Dazu laden <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> und<br />
Krone ins Emsland ein.<br />
Endlich Frühling! Die<br />
Temperatur steigt – und<br />
damit bei vielen der<br />
Drang, sich zu bewegen. Am<br />
Samstag, 26. April, haben Sie<br />
Gelegenheit dazu. Dann laden<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> als Veranstalter<br />
und das Fahrzeugwerk Krone<br />
als Gastgeber zur 6. Auflage<br />
des Branchenlaufs Transport/<br />
Logistik ein. Die Veranstaltung<br />
findet im Emsland statt,<br />
Treffpunkt ist das Trailer Forum<br />
von Krone in Werlte. Anmeldungen<br />
sind unter<br />
www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de/<br />
laeuft möglich.<br />
Angesprochen sind<br />
alle, die beruflich mit<br />
Transport, Logistik<br />
oder Nutzfahrzeugen zu tun<br />
haben. Einzelläufer und Teams<br />
(ab drei Personen) sind willkommen.<br />
Nutzen Sie die Chance,<br />
Ihre Firma mit einem Team<br />
zu präsentieren. Denn Sport ist<br />
ein Gemeinschaftserlebnis.<br />
Als Kulisse für den sportlichen<br />
Teil dient die barocke<br />
Schlossanlage Clemenswerth in<br />
Sögel. Zur Wahl stehen Strecken<br />
über fünf und zehn Kilometer.<br />
Die Fünf-Kilometer-Variante<br />
eignet sich auch zum Nordic<br />
Walking. Erneut gibt es auch<br />
einen Bambini-Lauf. Der Startschuss<br />
erfolgt um 14 Uhr. Zuvor<br />
treffen sich alle Teilnehmer ab<br />
11.30 Uhr im Trailer Forum von<br />
Krone in Werlte. Dort klingt die<br />
Veranstaltung nach getaner Arbeit<br />
auch gesellig aus.<br />
Für Speis und Trank sowie<br />
Live-Musik bis in den Abend<br />
ist im Trailer Forum bestens<br />
gesorgt. Keine Frage, dass dort<br />
auch ausgiebig über Branchenthemen<br />
diskutiert werden<br />
kann – an den einzelnen Tischen,<br />
aber auch im Rahmen<br />
einer Podiumsdiskussion.<br />
Im Vordergrund steht der<br />
olympische Gedanke: Dabei<br />
läuft<br />
sein ist alles. Trotzdem gebührt<br />
es sich, dass die Sieger entsprechend<br />
geehrt werden. Ob bei<br />
der Variante über fünf oder zehn<br />
Kilometer: Auf die schnellsten<br />
Läuferinnen und Läufer warten<br />
ansprechende Pokale (in den<br />
Kategorien männlich/weiblich<br />
sowie unter/über 45). Eine besondere<br />
Auszeichnung gibt es<br />
für die schnellsten Teams: Die<br />
drei flinksten Firmenläufer über<br />
fünf und zehn Kilometer dürfen<br />
Gutscheine für attraktive Sportartikel<br />
im Wert von insgesamt<br />
333 Euro nach Hause nehmen<br />
− macht 111 Euro für jeden<br />
Läufer. Wenn das also mal kein<br />
Anreiz ist.<br />
rat<br />
Ein Angebot nur für gewerbliche Kunden:<br />
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Gilt für alle Bipper, Partner, Expert und alle sofort verfügbaren Boxer bis zum 30.04.<strong>2014</strong>.<br />
Foto: Küppers<br />
Krone macht mobil: Der Trailerhersteller ist mit Team am Start.
8 I POLITIK UND WIRTSCHAFT<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Lkw sollen schnittiger daherkommen<br />
Design: Lkw sollen aerodynamischer<br />
und sicherer werden. Keine Einigung<br />
gab es im EU-Parlament dagegen<br />
beim Thema Lang-Lkw.<br />
Lang-Lkw dürfen weiterhin<br />
nicht über die Grenze.<br />
Die Abgeordneten im<br />
Verkehrsausschuss des EU-<br />
Parlaments waren sich fraktionsübergreifend<br />
einig, dass<br />
grenzüberschreitende Fahrten<br />
der 25 Meter langen Fahrzeuge<br />
erneut auf den Prüfstand gehören.<br />
Sie stimmten mit großer<br />
Mehrheit dafür, das Thema an<br />
die EU-Kommission zurückzuverweisen.<br />
Die Chancen stehen<br />
nicht schlecht, dass das Plenum<br />
diese Vorstellungen bei seiner<br />
Abstimmung Mitte April teilt.<br />
Im Rahmen ihres Vorschlags<br />
zu Maßen und Gewichten<br />
wollte die Kommission diese<br />
Fahrzeuge grenzüberschreitend<br />
zulassen. Sie wird jetzt aufgefordert,<br />
bis 2016 zunächst eine umfassende<br />
Untersuchung zu den<br />
möglichen Folgen des Einsatzes<br />
von Lang-Lkw auf Infrastruktur<br />
und Verkehrssicherheit vorzulegen,<br />
sollte sie weiterhin die derzeitige<br />
Gesetzeslage<br />
ändern<br />
wollen.<br />
»Nach langem<br />
Tauziehen<br />
konnte<br />
nun ein Kompromiss<br />
erreicht<br />
werden,<br />
der den Gigaliner-Verkehr<br />
nicht wie geplant weiter<br />
liberalisiert, sondern<br />
effektiv auf einige wenige<br />
Mitgliedstaaten in Nordeuropa<br />
beschränkt«, sagt Berichterstatter<br />
Jörg Leichtfried von<br />
den österreichischen Sozialdemokraten<br />
(SPÖ). Mit dem<br />
Vorschlag der Kommission<br />
wären umliegende Mitgliedstaaten<br />
unter Druck geraten,<br />
diese ebenfalls zuzulassen. Das<br />
hätte Leichtfried zufolge Milliardeninvestitionen<br />
für die<br />
Anpassung der Infrastruktur<br />
und eine Rückverlagerung des<br />
DATEN UND FAKTEN<br />
◆ Die Verlängerung des Fahrzeugs darf nicht mit einer Erhöhung<br />
der Nutzlast des Fahrzeugs einhergehen.<br />
◆ Ein Mehrgewicht durch die Nutzung alternativer Antriebssysteme<br />
wie Elektro- oder Hybridmotoren soll nicht durch<br />
eine Verringerung der Nutzlast ausgeglichen werden.<br />
◆ Eine Verlängerung des Lkw um 15 Zentimeter für den Transport<br />
von 45-Fuß-Containern kann ohne zusätzliche Gefahr<br />
für die Straßenverkehrssicherheit erfolgen.<br />
◆ Fahrzeugkombinationen mit fünf oder sechs Achsen, die im<br />
Kombinierten Verkehr 40-Fuß-Container befördern, sollen<br />
künftig mit 44 Tonnen auch 45-Fuß-Boxen befördern dürfen.<br />
◆ Neue Fahrzeuge müssen mit integrierten Wiegesystemen<br />
ausgestattet sein, die Fahrer und Kontrolleuren Auskunft<br />
über die Beladung des Fahrzeugs geben. Bei einer Gewichtsüberschreitung<br />
sind gestaffelte Strafen bis hin zur<br />
Stilllegung des Lkw in Verbindung mit einer Geldstrafe<br />
vorgesehen.<br />
Foto: Techel<br />
Ab 2022 Realität? Das<br />
EU-Parlament spricht sich<br />
für neue Formen aus.<br />
Güter<strong>trans</strong>ports von der Schiene<br />
auf die Straße bedeutet.<br />
Eine massive Verkehrsverlagerung<br />
befürchtete auch der<br />
Grünen-Verkehrsexperte im<br />
EU-Parlament, Michael Cramer.<br />
»Das steht in krassem Widerspruch<br />
zum EU-Ziel, mehr<br />
Güter mit der umweltfreundlichen<br />
Bahn zu <strong>trans</strong>portieren«,<br />
sagt er. Der CSU-Abgeordnete<br />
Markus Ferber begrüßt die parteiübergreifende<br />
»Allianz gegen<br />
die Zulassung der Monster-Lkw<br />
im grenzüberschreitenden Verkehr«.<br />
Es könne nicht sein, dass<br />
Geld für größere Kreisverkehre<br />
und breitere Tunnelquerschnitte<br />
verschwendet werde.<br />
Die verkehrspolitische Sprecherin<br />
der FDP, Gesine Meißner,<br />
ist enttäuscht von der »blinden<br />
Ablehnung«. Es herrsche beim<br />
grenzüberschreitenden Verkehr<br />
weiter Unklarheit. »Theoretisch<br />
müssen die Lang-Lkw heute<br />
an der finnisch-schwedischen<br />
Grenze geteilt und danach<br />
wieder zusammengesetzt wer-<br />
3764<br />
Ihr<br />
Finanz.Vorteil.<br />
Fair. Sicher. Maßgeschneidert.<br />
www.cargobullfinance.com<br />
den, obwohl beide Länder diese<br />
Lkw zulassen. Eine unsinnige<br />
Vorstellung.«<br />
Der Ausschuss sprach<br />
sich aber durchaus für<br />
Veränderungen aus:<br />
Die Fahrerkabinen<br />
sollen ein neues Design<br />
bekommen. Die<br />
aerodynamischere<br />
Form soll nicht nur<br />
spritsparend wirken<br />
und damit die Umwelt<br />
und die Unternehmenskassen<br />
schonen. Sie soll<br />
auch hunderten<br />
von Menschen bei<br />
Unfällen das Leben<br />
retten, denn<br />
mit dem neuen<br />
Fahrerhaus soll<br />
sich das Sichtfeld<br />
des Fahrers<br />
verbessern und<br />
der tote Winkel<br />
verkleinern<br />
lassen. Eine<br />
Knautschzone<br />
soll verhindern,<br />
dass Fußgänger<br />
und Radfahrer bei einem Zusammenstoß<br />
unter die Räder<br />
geraten. Eine genaue Regelung,<br />
was die Verlängerung der Kabine<br />
angeht, muss noch gefunden<br />
werden. Nach dem Willen des<br />
Parlaments sollen die Formen<br />
ab 2022 für alle neuen Lkw<br />
verpflichtend werden.<br />
Zusammen mit am Heck<br />
angebrachten aerodynamischen<br />
Luftleiteinrichtungen, sogenannten<br />
Flaps, verbrauchen die<br />
rundnasigen Fahrzeuge dann<br />
sieben bis zehn Prozent weniger<br />
Kraftstoff. Die klappbaren<br />
Flaps, die maximal 50 Zentimeter<br />
lang sein dürfen, können<br />
ebenso wie der Unterfahrschutz<br />
unmittelbar nach Inkrafttreten<br />
der neuen Richtlinie angebracht<br />
werden. Entsprechende Produkte<br />
seien auf dem Markt und<br />
würden bereits auf anderen<br />
Kontinenten verwendet. Für<br />
einen Langstrecken-Lkw, der<br />
pro Jahr um die 100.000 Kilometer<br />
zurücklegt, belaufen sich<br />
die Einsparungen damit auf<br />
etwa 3.000 Euro pro Fahrzeug,<br />
hat die EU-Kommission 2013<br />
ausgerechnet.<br />
Die Hersteller sind auf die<br />
Veränderungen – abgesehen<br />
von MAN – gar nicht so erpicht<br />
und haben vielerorts dafür geworben,<br />
noch eine ganze Weile<br />
mit der alten Form weiterzufahren:<br />
Bis 2025 soll sie aus Gründen<br />
der »Wettbewerbsneutralität«<br />
erhalten bleiben. Wie stark<br />
der Druck der Industrie auf die<br />
Politik hier ist, wird sich zeigen,<br />
wenn es um die Zustimmung<br />
der 28 Mitgliedstaaten<br />
geht. Denn mit dem positiven<br />
Votum des EP-Plenums ist das<br />
Thema noch nicht vom Tisch.<br />
Die Verhandlungen mit dem<br />
Ministerrat finden nach den<br />
Europa-Wahlen in der nächsten<br />
Legislaturperiode statt. Gehen<br />
sie positiv aus, könnte die neue<br />
Richtlinie bereits 2015 in Kraft<br />
treten. Dann müssten wohl alle<br />
ihre Pläne ganz schnell aus der<br />
Schublade holen.<br />
Regina Weinrich<br />
Wieder Weltmeister<br />
Mobilität: Deutschland ist der beste<br />
Logistikstandort. Das stellt die Weltbank<br />
in ihrem Logistik Performance Index fest.<br />
Vorhersage mit Fragezeichen<br />
Mit äußerst positiven<br />
Prognosen für Transportaufkommen<br />
und<br />
-leistungen bis zum Jahr 2017<br />
wartet die neue vom Bundesamt<br />
für Güterverkehr (BAG) veröffentlichte<br />
Mittelfristprognose<br />
auf. Allerdings entstanden die<br />
von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Intraplan Consult/Ralf Ratzenberger<br />
im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums<br />
erarbeiteten<br />
Vorhersagen vor der<br />
Krim-Krise. Fragezeichen sind<br />
also angebracht.<br />
Denn in welchem Umfang<br />
die sich daraus ergebenden<br />
Veränderungen bei den Imund<br />
Exporten und damit auch<br />
bei Transporten auswirken, ist<br />
völlig offen. Fest steht lediglich,<br />
dass die in der Logistikwirtschaft<br />
bereits zu spürenden negativen<br />
Konsequenzen der Krise<br />
umso mehr zunehmen werden,<br />
je stärker die angekündigten<br />
Wirtschaftssanktionen ausfallen<br />
und je länger sie dauern.<br />
Für den Straßengüterverkehr<br />
wird für <strong>2014</strong> ein Wachstum<br />
um 1,9 Prozent beim Aufkommen<br />
und um 2,9 Prozent bei<br />
der Leistung vorhergesagt. Für<br />
die kommenden Jahre bis 2017<br />
Internationale Verkehre legen<br />
weiter zu.<br />
Ausblick: Gute Zeiten für Transporteure – die neue Prognose<br />
des Bundesverkehrsministeriums erwartet Zuwächse für alle<br />
Verkehrsträger. Die Krim-Krise ist jedoch nicht berücksichtigt.<br />
sollen es je 1,6 beziehungsweise<br />
2,8 Prozent werden. Noch<br />
positiver sieht es für den Schienengüterverkehr<br />
sowie für Luftund<br />
Seefracht aus. Bei der Bahn<br />
prognostizieren die Experten<br />
für das laufende Jahr einen<br />
Anstieg von 2,8 Prozent (Aufkommen)<br />
und von 3,1 Prozent<br />
(Leistung). Von 2015 bis 2017<br />
sollen es 2,2 und 2,6 Prozent<br />
werden. Ähnlich kräftig sollen<br />
die Aufkommen in der Luftund<br />
Seefracht zulegen, nämlich<br />
in diesem Jahr um drei beziehungsweise<br />
2,7 Prozent und bis<br />
2017 um 3,1 beziehungsweise<br />
2,5 Prozent. Doch das ist die<br />
derzeitige Sicht: Gerade bei<br />
den internationalen Transporten<br />
werden sich diese Zahlen<br />
aufgrund der Krim-Krise wahrscheinlich<br />
verändern.<br />
Für den Straßengüterverkehr<br />
in Deutschland, der mehr als<br />
80 Prozent des gesamtmodalen<br />
Transportaufkommens und<br />
70 Prozent der entsprechenden<br />
Foto: Rathmann<br />
Transportleistung bewältigt,<br />
war 2013 kein so erfolgreiches<br />
Jahr. Den jetzt präsentierten<br />
Daten zufolge legten Aufkommen<br />
und Leistung in den ersten<br />
drei Monaten lediglich um 0,3<br />
und 0,1 Prozent zu. Weil sich<br />
das vierte Quartal dann aber<br />
besser entwickelte, reichte es für<br />
das Gesamtjahr 2013 zu einer<br />
Zunahme um immerhin 0,6 beziehungsweise<br />
0,5 Prozent.<br />
Allerdings sind die grenzüberschreitenden<br />
Transporte<br />
deutscher Lkw zum sechsten<br />
Mal in Folge gesunken, bei der<br />
Leistung sogar<br />
spürbar um vier<br />
Prozent. Deutlich<br />
besser sah es<br />
bei den ausländischen<br />
Lkw aus.<br />
Hier hat sich beispielsweise<br />
die mautpflichtige Fahrleistung<br />
um 3,7 Prozent erhöht, und die<br />
Transportnachfrage dürfte in<br />
ähnlicher Größenordnung gewachsen<br />
sein, heißt es.<br />
Das gilt ganz besonders für<br />
die Kabotage-Verkehre der ausländischen<br />
Fahrzeuge, die beim<br />
Aufkommen sogar um acht<br />
Prozent und bei der Leistung<br />
um satte zwölf Prozent zugelegt<br />
haben. Beim Modalsplit<br />
sind die Marktanteile des<br />
deutschen Straßengüterverkehrs<br />
2013 leicht gesunken.<br />
Bei der Kabotage ist aber nicht<br />
mit signifikanten Steigerungen<br />
zu rechnen. Die Autoren der<br />
Prognose schreiben, dass sie<br />
Anteil ausländischer<br />
Lkw steigt weiter<br />
nunmehr von »einer stetigen<br />
Verminderung des Anstiegs«<br />
ausgehen. Allerdings, so schränken<br />
die Experten ein, »ist diese<br />
Erwartung mit wesentlich höheren<br />
Unsicherheiten behaftet als<br />
diejenigen für den Gesamtverkehr<br />
der ausländischen Lkw«.<br />
Für <strong>2014</strong> erwartet die Prognose<br />
bei den grenzüberschreitenden<br />
Lkw-Transporten mit<br />
deutschen und ausländischen<br />
Fahrzeugen ein spürbares Plus<br />
um etwa vier Prozent bei Aufkommen<br />
und Leistung. Zu dem<br />
für den gesamten Straßengüterverkehr<br />
<strong>2014</strong><br />
vorhergesagten<br />
Wachstum um<br />
knapp zwei Prozent<br />
beim Aufkommen<br />
und<br />
um knapp drei Prozent bei der<br />
Leistung werden der Prognose<br />
zufolge alle Güterbereiche mit<br />
Ausnahme der Mineralölprodukte<br />
beitragen.<br />
Besonders zulegen dürften<br />
die Bereiche Maschinen<br />
und langlebige Konsumgüter<br />
(4,7/5,2 Prozent), die chemischen<br />
und mineralischen Erzeugnisse<br />
(3,5/4,9 Prozent)<br />
sowie die anteilsmäßig dominierenden<br />
Baustoff<strong>trans</strong>porte<br />
(2,3/3,1 Prozent). Ein ähnlich<br />
hoher Anstieg wie im laufenden<br />
Jahr wird mittelfristig bis 2017<br />
vorhergesagt. Erneut profitieren<br />
die Güterbereiche, die auch<br />
<strong>2014</strong> wachsen.<br />
Hans-Peter Colditz<br />
Die deutschen Straßen sind<br />
besser als ihr Ruf. Die<br />
Experten der Weltbank<br />
stellen fest, dass Deutschland<br />
die Anforderungen in Bezug auf<br />
Zollabwicklung, Infrastruktur,<br />
internationalen Transport, Logistikkompetenz,<br />
Sendungsverfolgung<br />
sowie Pünktlichkeit von<br />
rund 160 untersuchten Staaten<br />
am besten erfüllt. Das geht aus<br />
dem jüngsten Logistik Performance<br />
Index (LPI) der Weltbank<br />
hervor. Der Bericht wird<br />
alle zwei Jahre in Zusammenarbeit<br />
mit Logistikdienstleistern<br />
und wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
erstellt. 2012 war die<br />
Bundesrepublik auf den vierten<br />
Platz abgerutscht, der neue Spitzenreiter<br />
war Singapur. Hinter<br />
Deutschland folgen die Niederlande<br />
und Belgien. Schlusslichter<br />
sind Afghanistan, Kongo<br />
und Somalia.<br />
Beim LPI handelt es sich<br />
um eine mehrschichtige Untersuchung,<br />
bei der die Leistungsfähigkeit<br />
in der Logistik weltweit<br />
untersucht wird. Hierfür<br />
wurden mehr als 5.000 Einzelindikatoren<br />
berücksichtigt. »Der<br />
LPI hat das Ziel, eine relativ<br />
komplexe Realität zu erfassen:<br />
die Attribute der Logistikkette«,<br />
sagt der LPI-Verantwortliche,<br />
Jean-François Arvis. »In Ländern<br />
mit hohen Logistikkosten<br />
ist oft nicht die Entfernung zwischen<br />
Handelspartnern, sondern<br />
die Zuverlässigkeit der Logistikkette<br />
der wichtigste Faktor für<br />
diese Kosten.«<br />
Deutschland punktet etwa<br />
bei der Infrastruktur für die<br />
Logistik, also den Wegenetzen,<br />
oder der Pünktlichkeit. Denn<br />
das wichtigste Qualitätskriterium<br />
bei der Frachtbeförderung<br />
sei die Lieferung in einem vereinbarten<br />
Zeitrahmen, heißt<br />
es. Fast genauso wichtig ist das<br />
Vermeiden von Lieferfehlern<br />
wie der Zusammensetzung der<br />
Ladung oder falsche Papiere.<br />
Auf vielen der untersuchten Kriterien<br />
schiebt sich Deutschland<br />
immer wieder auf den Spitzenplatz,<br />
geht aus dem Bericht der<br />
Weltbank hervor.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
nimmt Nordrhein-Westfalen<br />
für sich in Anspruch, mit 21.600<br />
Unternehmen und 270.000 Beschäftigten<br />
seit Jahren Deutschlands<br />
führender Logistikstandort<br />
zu sein. »Im internationalen<br />
Wettbewerb um ausländische<br />
Investoren ist das Thema Logistik<br />
einer der wichtigsten Standortfaktoren,«<br />
sagt Wirtschaftsministerin<br />
Christa Thoben. Fast<br />
alle wichtigen Akteure der Branche<br />
säßen an Rhein und Ruhr.<br />
Für Alan McKinnop, Leiter<br />
des Departments Logistik der<br />
Kühne Logistics University in<br />
Hamburg, zeigt die Studie, dass<br />
es auf Leistungsqualität und<br />
Kompetenz der Logistik-Manager<br />
ankommt. »Wenn Deutschland<br />
an der Spitze bleiben will,<br />
muss es verstärkt hoch qualifizierte<br />
Hochschulabsolventen für<br />
die Logistik gewinnen.«<br />
Für den Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und<br />
Logistik (BME) ist Deutschland<br />
damit wieder im internationalen<br />
Vergleich zum Musterschüler in<br />
Sachen effiziente Lieferketten<br />
aufgestiegen. Gunnar Gburek,<br />
Fachbereichsleiter für Logistik,<br />
warnt jedoch, dass Deutschland<br />
sich auf der Führerschaft nicht<br />
ausruhen dürfe. »Wer an der<br />
Spitze bleiben will, muss härter<br />
trainieren als alle anderen im<br />
Feld. Die Konkurrenz schläft<br />
nicht«, sagt Gburek. »In den<br />
vergangenen Jahren wurden in<br />
der Tat einige Infrastrukturmaßnahmen<br />
umgesetzt, aber besonders<br />
bei Bahn und Binnenschiff<br />
gibt es in Deutschland dringenden<br />
Handlungsbedarf.«<br />
Regina Weinrich
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SPEDITION UND LOGISTIK I 9<br />
Der Containerflut Herr werden<br />
Hamburg: Verspätete Schiffe stören die Abläufe im Hafen.<br />
Asphaltarbeiten auf der Köhlbrandbrücke bringen weitere<br />
Beeinträchtigungen. Um den Problemen zu begegnen, sucht<br />
Spediteur Hans Stapelfeldt den Schulterschluss mit anderen.<br />
Die Containerflut im<br />
Hamburger Hafen wird<br />
wahrscheinlich nicht so<br />
schnell abfließen. Die Logistikwirtschaft<br />
geht davon aus, dass<br />
die Verzögerungen beim Abfertigen<br />
der Boxen mindestens bis<br />
Ostern anhalten. »Die Situation<br />
ist weiterhin sehr angespannt«,<br />
sagt Hans Stapelfeldt, Geschäftsführer<br />
der Containerspedition<br />
Stapelfeldt aus Hamburg.<br />
Der Firmenchef vergleicht<br />
den Containerstau im Hafen mit<br />
einem Umzug. »Beim Umzug<br />
stapeln sich die Kartons in jeder<br />
Ecke und sind überall im Weg.«<br />
Genauso verhalte es sich derzeit<br />
in den Terminals. Alle Stauzonen<br />
und Zufahrtswege seien<br />
vollgestellt. Das beeinträchtige<br />
die Abläufe und die Leistungsfähigkeit<br />
ganz erheblich.<br />
Die Schiffe seien bei den Abfahrten<br />
im Schnitt fünf bis sieben<br />
Tage im Verzug. Grund für<br />
die Verzögerungen sind die Wetterkapriolen<br />
in den vergangenen<br />
Wochen. Sie hatten zur Folge,<br />
dass Schiffe und Container<br />
liegen blieben. Die Reedereien<br />
bemühen sich, den Rückstand<br />
aufzuholen und die Fahrpläne<br />
wieder einzuhalten, indem<br />
sie ihren Schiffen ein höheres<br />
Tempo verordnen und sich vorübergehend<br />
von der Treibstoff<br />
sparenden Langsamfahrt – dem<br />
Slow steaming – lösen. Eine<br />
andere Möglichkeit sehen sie<br />
darin, Häfen auszulassen oder<br />
zusätzliche Schiffe einzusetzen,<br />
um die angestauten Container<br />
abfahren zu können.<br />
»Doch klar ist auch, dass die<br />
Reedereien dafür zusätzliches<br />
Geld sehen wollen«, sagt Stapelfeldt.<br />
Er habe aber noch keinen<br />
Kunden gefunden, der bereit sei,<br />
für eine höhere Pünktlichkeit<br />
Mehrkosten hinzunehmen. Damit<br />
sei der Handlungsspielraum<br />
der Spediteure und Containertrucker<br />
eingeschränkt. »Wir<br />
sind die Leidtragenden, die das<br />
ausbaden müssen«, sagt er.<br />
Andererseits will der Unternehmer<br />
die Verspätungen nicht<br />
einfach schlucken. »Wir appellieren<br />
an alle Akteure in der<br />
maritimen Supply Chain, sich<br />
zusammenzusetzen und Maßnahmen<br />
zu entwickeln, um in<br />
kleinen Schritten wieder zu einer<br />
Einhaltung der Fahrpläne zu<br />
kommen«, erklärt er. Stapelfeldt<br />
ist dabei guter Dinge: »Denn<br />
es gibt auch noch pünktliche<br />
Reedereien wie Hamburg-Süd<br />
und Cosco. Sie schaffen es, ihre<br />
Fahrpläne und ihre Performance<br />
weiter einzuhalten.«<br />
Ein Zauberwort, um der<br />
Containerflut zu begegnen, lautet<br />
für Stapelfeldt Entzerrung.<br />
»Es muss gelingen, die Megapeaks<br />
besser zu verteilen«, sagt<br />
er. Solche Peaks entstünden,<br />
weil die Schiffe immer größer<br />
würden und dadurch den Hafen<br />
seltener ansteuerten. Teilweise<br />
sind die Ozeanriesen nur noch<br />
einmal pro Woche zu Gast, in<br />
dieser Zeit ballt sich dann alles.<br />
Was also tun? Stapelfeldt ist<br />
überzeugt, dass Unternehmen<br />
durch Einrichten einer zweiten<br />
Arbeitsschicht viel zur Lösung<br />
des Problems beitragen können.<br />
Der Hafen habe sich nach dem<br />
Vorstoß der Logistik-Initiative<br />
Hamburg mit dem Namen<br />
»Port 24/7« darauf eingestellt<br />
und von Montagmorgen bis<br />
Samstagmittag geöffnet. »Nun<br />
ist es unsere Aufgabe, dem Beispiel<br />
zu folgen und auch unsere<br />
Unternehmer Stapelfeldt baut<br />
auf einen Schiffsersatzverkehr.<br />
Kunden von den Vorteilen einer<br />
zweiten und dritten Schicht zu<br />
überzeugen«, sagt Stapelfeldt.<br />
Teilweise hätten Spediteure eine<br />
zweite Schicht bereits eingerichtet<br />
und disponierten Fahrzeuge<br />
in Doppelbesetzung.<br />
Den Schulterschluss mit den<br />
anderen Gliedern aus der maritimen<br />
Wirtschaft sucht Stapelfeldt<br />
auch bei einem anderen<br />
Projekt. Auch dahinter steht der<br />
Wille, Prozesse zu verbessern.<br />
Konkret geht es dem Unternehmer<br />
darum, angesichts von<br />
absehbaren Engpässen auf der<br />
Straße Verkehre auf das Binnenschiff<br />
zu verlagern. Denn dass<br />
der Verkehr ins Stocken gerät,<br />
ist nur eine Frage der Zeit: Zum<br />
einen steht ab Mai der Ausbau<br />
der A 7 an, zum anderen beginnt<br />
noch in diesem Monat die Sanierung<br />
der Köhlbrandbrücke.<br />
Die 3,6 Kilometer lange<br />
Schrägseilbrücke ist in die Jahre<br />
gekommen und soll neu asphaltiert<br />
werden. Die Operation<br />
findet am offenen Herzen statt,<br />
also bei laufendem Verkehr. So<br />
ist vorgesehen, die Bauarbeiten<br />
über drei Jahre zu ziehen. Von<br />
April von November wird dafür<br />
eine Fahrbahn pro Richtung<br />
gesperrt, sodass der Verkehr auf<br />
nur je einer Spur rollen kann.<br />
Das Bauwerk hat für den<br />
Hafen eine immense Bedeutung:<br />
Es verbindet ihn mit der<br />
A 7. Täglich rollen rund 34.000<br />
Fahrzeuge darüber, davon ein<br />
Drittel Lkw. »Im Vorgriff auf<br />
die Behinderungen wollen wir<br />
einen Köhlbrandbrücken-Ersatzverkehr<br />
organisieren«, sagt<br />
Stapelfeldt. Sinnvollerweise solle<br />
dafür das Binnenschiff zum<br />
Einsatz kommen, zum Beispiel<br />
von Terminal zu Terminal oder<br />
zwischen Terminals und Depots.<br />
Bisher hat die Wasserstraße bei<br />
diesen Kurzstreckenverkehren<br />
nur einen geringen Anteil, Stapelfeldt<br />
beziffert ihn auf unter<br />
zwei Prozent. Hier sei noch viel<br />
Luft nach oben. »Wir wollen an<br />
Nadelöhr: Die Köhlbrandbrücke ist fortan nur noch einspurig in jede Richtung befahrbar.<br />
einem flexiblen Modell arbeiten<br />
und können uns vorstellen, zum<br />
Beispiel mit 2.000 Containern<br />
pro Woche zu starten«, sagt er.<br />
Mit einigen Hafen- und Logistikverantwortlichen<br />
habe er<br />
schon gesprochen. »Das Interesse<br />
ist groß.« Die Reedereien,<br />
die Behörde für Wirtschaft, Verkehr<br />
und Innovation, die Hamburg<br />
Port Authority sowie die<br />
Terminalbetreiber HHLA und<br />
Eurogate seien bereits die ersten<br />
Gesprächspartner. Eng müssten<br />
sich die Macher eines solchen<br />
Ersatzverkehrs dann mit der<br />
Feeder-Logistik-Zentrale (FLZ)<br />
abstimmen. Aufgabe der FLZ ist<br />
es, die Abfertigung von Zubringerschiffen<br />
zu beschleunigen.<br />
Von deren Erfahrungen könnten<br />
die Verantwortlichen des Ersatzverkehrs<br />
profitieren. Ziel sei es,<br />
der Logistikwirtschaft bereits zu<br />
Beginn der Bauarbeiten einen alternativen<br />
Transportweg anzubieten.<br />
Und natürlich die Brücke<br />
zu entlasten, die dann – so steht<br />
zu befürchten – ein Stauproblem<br />
haben wird. So wie derzeit der<br />
Hamburger Hafen wegen der<br />
verzögerten Schiffsabfahrten.<br />
Matthias Rathmann<br />
Fotos: Rathmann<br />
MIT HÖHERER SCHLAGKRAFT<br />
Zusammenarbeit mit Spedition Walter Lauk:<br />
»Hilfe, wir brauchen Asyl.« Mit diesem Notruf wandte sich Spediteur<br />
Hans Stapelfeldt im Oktober an seine Geschäftsfreunde.<br />
Infolge eines Wasserschadens waren seine Büros unbrauchbar.<br />
Jörn Lauk, Chef der Containerspedition Walter Lauk, bot Stapelfeldt<br />
und seinen Leuten ein Quartier bei sich im Gebäude<br />
auf dem Gelände des früheren Freihafens an. »Aus der Not haben<br />
wir eine Tugend gemacht«, sagt Stapelfeldt. Beide Gesellschaften<br />
arbeiten heute erfolgreich unter einem Dach – rechtlich<br />
selbstständig, aber bei der Disposition um Synergien bemüht.<br />
So helfen sich die Firmen gegenseitig, ihre Fahrzeuge auszulasten.<br />
Damit nicht genug: Jörn Lauk war ohnehin dabei, seine<br />
Firma personell neu aufzustellen und bot Stapelfeldt einen Posten<br />
in der Geschäftsführung an. Den bekleidet Stapelfeldt seit<br />
Januar zusätzlich zu seiner Funktion im eigenen Unternehmen.<br />
Die Unternehmen<br />
Die beiden Firmen ergänzten sich ideal, heißt es. Stapelfeldt beschäftigt<br />
25 Mitarbeiter und setzt rund 20 eigene Lkw vor allem<br />
im Nahverkehr ein. Schwerpunkt sind Transporte mit Mehrwert<br />
für die Kunden, etwa weil sie zeitkritisch oder mit Verzollungen<br />
verbunden sind. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf<br />
Loco-Ware, also auf Güter, die im Umfeld der Metropolregion<br />
hergestellt oder konsumiert werden. Walter Lauk organisiert<br />
Nah-, Fern- und Werkverkehre sowie intermodale Transporte<br />
auf Schiene und Wasserstraße, teils mit eigenen Schiffen.<br />
Walter Lauk setzt mit Subunternehmern rund 80 Lkw ein.
10 I SPEDITION UND LOGISTIK<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Das Kleine muss ins Große<br />
Der Trend geht zum Convenience<br />
Food, also der<br />
verzehrfertigen Lebensmittel.<br />
Davon ist Kay Schiebur,<br />
der beim Großhändler Lekkerland<br />
für die Supply Chain<br />
zuständig ist, überzeugt, wie<br />
er auf dem 20. Handelslogistik<br />
Kongress in Köln zu Protokoll<br />
gab. Daher habe das Unternehmen<br />
auch bereits reagiert. »Es<br />
gibt zunehmend Single-Haushalte<br />
und zudem auch insgesamt<br />
die Neigung, sich unterwegs<br />
etwas zu essen zu holen«,<br />
so Schiebur.<br />
Daher hat Lekkerland mittlerweile<br />
160 Mehrkammerfahrzeuge<br />
im Einsatz, um die rund<br />
61.400 Kunden in Deutschland<br />
zu beliefern. »Früher konnte<br />
es sein, dass etwa eine Tankstelle<br />
gleich mehrfach von uns<br />
angefahren wurde. Da kam<br />
der 18-Tonner mit dem Trocken-<br />
und Frischesortiment,<br />
dann der Transporter mit den<br />
Tabakwaren und schließlich<br />
noch das Tiefkühlfahrzeug<br />
mit zwölf Tonnen.« Heute ist<br />
Lekkerland zunehmend mit<br />
Mehrkammer-Citysatteln unterwegs.<br />
Der Clou: Innen gibt<br />
es gleich elf in Längs- und<br />
Querrichtung verschiebbare<br />
Wände. Damit lassen sich alle<br />
Produktbereiche – inklusive<br />
der Tabakwaren – mit einem<br />
Transport erledigen. »Für den<br />
Kunden bedeutet das eine<br />
Bestellung, eine Rechnung und<br />
eine Lieferung. Damit nimmt<br />
der administrative Aufwand<br />
ab und der Kunde hat mehr<br />
Zeit, um sich um den Verkauf<br />
zu kümmern«, erläuterte<br />
Schiebur.<br />
Auch für Lekkerland lohnt<br />
sich das Ganze – selbst wenn<br />
das Gesamtinvest für die Umstellung<br />
bei rund 28 Millionen<br />
Euro lag. »Allein bei einem<br />
unserer Kunden, dem Tankstellenbetreiber<br />
Aral, haben wir<br />
260.000 Stopps im Jahr eingespart«,<br />
sagte der Lekkerland-Logistiker.<br />
Das seien 3,4 Millionen<br />
Kilometer weniger im Jahr –<br />
rund 2.000 Tonnen CO 2 .<br />
Der erhöhte IT-Aufwand,<br />
beispielsweise in Handheld-Geräte<br />
zur elektronischen Abwicklung<br />
sowie in eine Telematik,<br />
hat aber auch erhöhte Anforderungen<br />
an die Fahrer mit sich<br />
gebracht. »Dass der Betriebsrat<br />
der Ortung der Fahrzeuge problemlos<br />
zugestimmt hat, liegt<br />
an der erhöhten Sicherheit –<br />
gerade bei Tabak<strong>trans</strong>porten«,<br />
erklärt Schiebur. Doch nicht<br />
überall funktioniert dieser<br />
logistische Ansatz. Lekkerland<br />
wollte damit auch in Osteuropa<br />
expandieren – zieht sich dort<br />
allerdings gerade wieder aus<br />
dem Markt zurück.<br />
Doch nicht nur verschiedene<br />
Produkte in eine Lieferung zusammenzufassen<br />
ist ein Trend.<br />
Das verdeutlichte Matthias<br />
Fleischer, der beim Lebensmittelkonzern<br />
Nestlé Deutschland<br />
für das Supply Chain Management<br />
zuständig ist. Er sieht darüber<br />
hinaus auch die Notwendigkeit<br />
für längere Fahrzeuge.<br />
Doch aufgrund der politischen<br />
Schwierigkeiten, die den Logistikern<br />
die Arbeit erschweren,<br />
stellt er den Lang-Lkw mittlerweile<br />
infrage.<br />
Dabei geht es Fleischer<br />
gar nicht mal um die Frage<br />
des Grenzübertritts. »Der Lebensmittelhandel<br />
ist lokal. 90<br />
Handelslogistik I: Die Lebensweise ändert sich und damit das<br />
Konsumverhalten. Als Folge bündeln die Akteure verschiedene Produkte.<br />
Gleichzeitig wird der Ruf nach größeren Fahrzeugen laut.<br />
Alles auf einmal: Mit Mehrkammer-Aufliegern spart Lekkerland 260.000 Stopps beziehungsweise 2.000 Tonnen CO 2 ein.<br />
DER KONGRESS<br />
Prozent der in Deutschland<br />
gekauften Produkte kommen<br />
aus Deutschland«, berichtete<br />
er. Dennoch stellt er drei<br />
Trends in der Handelslogistik<br />
fest: Zum einen investieren<br />
Großhändler immer mehr in<br />
eigene Verteilzentren. Das bedeute<br />
zwar weniger Lieferstellen<br />
– dafür aber auch größere<br />
Mengen. Auf der anderen Seite<br />
gibt es kleine Händler, die ein<br />
breites Sortiment wollen und<br />
daher eine gebündelte Lieferung<br />
benötigen.<br />
Zu guter Letzt gibt es den<br />
Endkunden, der seine Ware als<br />
Paket nach Hause bekommen<br />
möchte. In Deutschland seien<br />
das zwar bislang gerade einmal<br />
vier Prozent der Konsumenten,<br />
in anderen Ländern nutze diesen<br />
Service aber bereits jeder fünfte<br />
Endverbraucher.<br />
Für Nestlé Deutschland bedeutet<br />
dies eine Neuausrichtung<br />
der Logistik. Diese reicht von<br />
Hinter dem Handelslogistik Kongress, kurz Log, stehen drei<br />
Veranstalter: das EHI Retail Institute, ein wissenschaftliches<br />
Institut des Handels, GS1 Germany, die Organisation für globale<br />
Standards zur Verbesserung von Wertschöpfungsketten,<br />
sowie der Markenverband, der die Interessen der markenorientierten<br />
Wirtschaft in Deutschland vertritt. Bereits zum<br />
20. Mal ging es darum,wie man Logistikprozesse effizienter<br />
und marktgerechter gestaltet, um einen Wettbewerbsvorsprung<br />
zu erreichen oder zu verteidigen.<br />
dem automatisierten Anbinden<br />
von Distributionszentren über<br />
Anpassungen an den Standorten<br />
bis hin zu neuen Ladehilfsmitteln<br />
– etwa der Halbpalette.<br />
Weitere Herausforderungen in<br />
der Zukunft sind etwa temperaturgeführte<br />
Lieferungen an<br />
Endkunden oder aber eine Automatisierung,<br />
die bis hin zum<br />
Verladen auf den Lkw reicht.<br />
Aber auch eine verbesserte<br />
Planungssicherheit mittels statistischer<br />
Auswertungen ist laut<br />
Fleischer ein Thema.<br />
Was aber tun, wenn sich der<br />
Lang-Lkw nicht durchsetzen<br />
lässt, aber innovative Transportlösungen<br />
gefragt sind? Prof.<br />
Dietrich Stein, Geschäftsführer<br />
von Cargocab, will die Ladung<br />
kurzerhand unter die Erde bringen.<br />
Beim Cargocab handelt es<br />
sich um kleine, elektrisch betriebene<br />
Fahrzeuge, die in Röhren<br />
von zwei Meter Durchmesser<br />
je zwei Europaletten befördern<br />
sollen. »Das Ganze ist<br />
natürlich kein Thema für den<br />
Fernverkehr. Es ist aber die Lösung<br />
für die Innenstädte, insbesondere<br />
in verkehrsgeplagten<br />
Metropolregionen«, sagte<br />
Stein. Eine fächerübergreifende<br />
Forschungsgruppe habe nachgewiesen,<br />
dass der Betrieb nicht<br />
nur technisch, sondern vor<br />
allem auch betriebswirtschaftlich<br />
machbar sei.<br />
Die benötigten Röhren<br />
würden im sogenannten Rohrvortrieb<br />
in etwa acht Meter<br />
Tiefe verlegt. Das bedeute, dass<br />
die Anwohner nichts davon<br />
mitbekommen. Rund 3,2 Millionen<br />
Euro kostet ein Kilometer<br />
Rohrstrecke, die auf<br />
Kombinierter Verkehr mal anders: Mit dem Cargocab könnte es<br />
staufrei in die Innenstadt gehen.<br />
diese Weise verlegt wird. »Das<br />
ist weitaus günstiger, als neue<br />
Straßen zu bauen«, sagte Stein.<br />
Auch die Cabs, also die kleinen<br />
Elektrofahrzeuge, seien so gut<br />
wie fertig entwickelt. Gerade<br />
einmal 0,11 kWh pro Tonnenkilometer<br />
brauchen die Cabs,<br />
die mit einer Geschwindigkeit<br />
von 36 km/h unterwegs sind.<br />
RFID-Transponder sorgen per<br />
Funksignal dafür, dass sie an<br />
der richtigen Stelle abbiegen.<br />
Da es sich bei den Röhren<br />
um Einbahnstraßen handelt,<br />
kann es auch zu keinen Unfällen<br />
kommen. Auch die Wartung<br />
soll dank einer berührungslosen<br />
Stromabnahme auf ein<br />
Minimum beschränkt sein.<br />
»Wenn, dann betrifft es nur die<br />
Cabs und die können wir problemlos<br />
rausziehen«, erklärte<br />
der Cargocab-Geschäftsführer.<br />
Für Prof. Stein ist Cargocab<br />
die neue Dimension des Kombinierten<br />
Verkehrs – hier allerdings<br />
auf Palettenbasis.<br />
Damit würden sich dann<br />
innerstädtische Händler rund<br />
um die Uhr ansteuern lassen.<br />
»Denken Sie noch einen Schritt<br />
weiter. Zukünftig könnten<br />
dann über kleinere Röhren<br />
und Cabs sogar Haushalte angebunden<br />
werden«, skizzierte<br />
er seine Vision. Damit ließen<br />
sich unter Umständen dann<br />
sogar die eingangs genannten<br />
Convenience-Produkte direkt<br />
nach Hause liefern.<br />
Carsten Nallinger<br />
Fotos: Lekkerland/Obenaus, Cargocab<br />
Neue Wege zum Kunden finden<br />
In der Logistik sind im<br />
übertragenen Sinne fleißige<br />
Bienen gefragt. Doch<br />
hinter dem Namen »Bring<br />
Bee« verbirgt sich nicht etwa<br />
eine Personalvermittlung fürs<br />
Gewerbe. Vielmehr handelt<br />
es sich dabei um eine Online-<br />
Plattform, die »Crowdsourced<br />
Logistics« anbietet. Hinter diesem<br />
Begriff verbirgt sich eine<br />
Art Heimbring-Service im Stil<br />
der Nachbarschaftshilfe. Allerdings<br />
kostet diese logistische<br />
Dienstleistung Geld und wird<br />
von Menschen erbracht, die<br />
Logistische<br />
Software<br />
CarLo ® inAPP<br />
<br />
<br />
<br />
aus dem Hause Soloplan:<br />
DEM Softwarehaus der Logistikbranche!<br />
soloplan.de<br />
man unter Umständen noch nie<br />
gesehen hat.<br />
Dreh- und Angelpunkt ist dabei<br />
die Internetseite bringbee.ch.<br />
Das Schweizer Start-up-Unternehmen<br />
konnte in nur einem<br />
Jahr bereits mehr als 1.500<br />
Eidgenossen dazu bewegen,<br />
die Einkäufe aus der eigenen<br />
Hand zu geben – oder eben die<br />
für Fremde zu erledigen.<br />
»Bislang beschränken wir<br />
uns auf große Städte. natürlich<br />
würde das Ganze aber auch vor<br />
allem in ländlichen Gebieten<br />
gut funktionieren«, sagt Stella<br />
Schieffer, die Geschäftsführerin<br />
von Polyport, dem Unternehmen,<br />
das hinter Bring Bee steht.<br />
Noch seien die größeren Entfernungen<br />
– und vielleicht auch<br />
die geringere Technikbegeisterung<br />
– Gründe dafür, dass es<br />
außerhalb der Ballungszentren<br />
bislang kaum Resonanz gibt.<br />
Und so funktioniert‘s:<br />
Interessierte können sich auf<br />
bringbee.ch anmelden und dann<br />
entweder einen Einkaufszettel<br />
schreiben oder aber einen Mitbringjob<br />
finden. Die Einkaufslisten<br />
enthalten alle Angaben<br />
zum Empfänger und den Produkten<br />
bis hin zur gewünschten<br />
Lieferzeit und Lieferort.<br />
Handelslogistik II: Normale Bürger<br />
gehen für andere einkaufen – und das<br />
auf Bestellung. Coca-Cola wiederum<br />
versucht Händler und Gastrononomen<br />
unter einen Hut zu bringen.<br />
Service: Bei der Online-Plattform »Bring Bee« übernehmen andere<br />
das Einkaufen – inklusive Kommissionieren und Transport.<br />
»In den Städten findet sich<br />
meist jemand aus der Nähe,<br />
der ohnehin einkaufen geht.<br />
Derjenige übernimmt sozusagen<br />
das Kommissionieren und<br />
den Transport«, sagt Schieffer.<br />
Wobei dann natürlich auch der<br />
Grundgedanke der Nachhaltigkeit<br />
eine Rolle spiele. Der Einkäufer<br />
streckt den Betrag vor<br />
und Polyport überweist dann<br />
die Summe plus Zuschlag für<br />
den erbrachten Service. Für<br />
den Besteller fällt außerdem<br />
noch eine Vermittlungsgebühr<br />
an. Dafür sorgt Bring Bee aber<br />
Foto: Rewe<br />
auch für den reibungslosen Ablauf<br />
sowie eine entsprechende<br />
Versicherung.<br />
Es kann natürlich sein,<br />
dass dort auch mal ein Kasten<br />
Coca-Cola auf der Einkaufsliste<br />
steht. Doch Dr. Stefan Seiss,<br />
der unter anderem die Logistik<br />
beim Erfrischungsgetränke-Hersteller<br />
Coca-Cola Deutschland<br />
verantwortet, steht bei der<br />
Frage, wie die Produkte zu den<br />
Kunden kommen, vor ganz<br />
anderen Herausforderungen.<br />
Denn die rund 38 Millionen<br />
Hektoliter an Cola, Fanta &<br />
Co. gehen an denkbar unterschiedliche<br />
Adressen mit jeweils<br />
anderen Anforderungen.<br />
Das ist auch der Grund,<br />
warum der eigene Fuhrpark,<br />
der mehr als 1.000 Lkw sowie<br />
über 700 Transporter umfasst,<br />
alles andere als einheitlich daherkommt.<br />
»One fits all«, also<br />
einer für alles, gehe leider nicht.<br />
Die Palette der Cola-Kunden<br />
reicht von Großhändlern über<br />
große Supermärkte und Discounter<br />
bis hin zu kleineren<br />
Läden und sogar Automaten an<br />
Bahnhöfen, die es zu befüllen<br />
gilt. Nicht zu vergessen natürlich<br />
auch die Gastronomie, die<br />
nochmals ganz andere Wünsche<br />
an die Logistik hat. Allen<br />
ist jedoch eines gemein: Die<br />
Belieferung unterliegt enormen<br />
Schwankungen.<br />
»Auf den Monat gesehen<br />
ist das mit 30 Prozent noch<br />
relativ moderat. Mit Blick auf<br />
die Woche sind wir schon bei<br />
50 Prozent. Und betrachten<br />
wir einzelne Tage, liegt die<br />
Schwankung bei 100 Prozent«,<br />
sagt Seiss. Um das zu<br />
stemmen, hilft der LEO Logistics<br />
Execution Optimizer von<br />
Ortec bei der Optimierung<br />
von logistischen Prozessen in<br />
der ERP-Software SAP. Das<br />
Programm hilft laut Seiss sowohl<br />
bei der Auftrags- und der<br />
Lagerverwaltung als auch bei<br />
der Tourenplanung und der<br />
Laderaumoptimierung.<br />
Welche zentrale Rolle die Logistik<br />
bei Coca-Cola Deutschland<br />
spielt, wird aber anhand<br />
einer Zahl offenkundig: Das<br />
Unternehmen investiert jedes<br />
Jahr rund 100 Millionen Euro<br />
in die Supply Chain. Denn die<br />
Herausforderungen werden<br />
nicht weniger. Da tut es dem<br />
Getränkehersteller sicher auch<br />
nicht weh, wenn ein anderer die<br />
Zustellung in Privathaushalte<br />
organisiert.<br />
Carsten Nallinger
12 I MANAGEMENT<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Mehr Flexibilität, weniger Stress<br />
Personal: Gesund<br />
und arbeitsfähig<br />
bis ins hohe Alter<br />
– davon profitieren<br />
Mitarbeiter,<br />
Unternehmer und<br />
das Sozialsystem.<br />
Die Praxis zeigt,<br />
was möglich ist.<br />
Der demografische Wandel<br />
bringt es mit sich, dass<br />
keine Jüngeren nachkommen<br />
und die Älteren immer<br />
länger als Arbeitskraft erhalten<br />
bleiben. Umfragen zeigen: Wer<br />
es sich leisten kann, geht zum<br />
frühestmöglichen Zeitpunkt in<br />
Rente. Mangelnde Arbeitschancen<br />
oder Krankheit zwingen dagegen<br />
manche in die Frührente –<br />
und teilweise in Altersarmut.<br />
Auf die demografische<br />
Entwicklung, die verlängerte<br />
Lebensarbeitszeit sowie die<br />
Erosion der staatlichen Vorsorgesysteme<br />
müssen alle Unternehmen<br />
adäquat reagieren –<br />
mit passenden Arbeitszeitmodellen,<br />
angepassten Tätigkeiten<br />
und gesundheitsfördernden<br />
Maßnahmen. Statistiken der<br />
Deutschen Rentenversicherung<br />
zeigen, wie die Schere zwischen<br />
Rentnern und Erwerbstätigen<br />
weiter auseinanderklafft – und<br />
dies trotz der Rente mit 67.<br />
So schnell kann die Politik gar<br />
nicht gegensteuern. Zunehmend<br />
sind die Unternehmen gefragt,<br />
DEKRA: Nachhaltig<br />
Gebäude managen<br />
Sachverständige von DEKRA unterstützen<br />
Unternehmen im Hinblick auf<br />
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit<br />
des Gebäudebetriebs. Umwelt- und<br />
Energieexperten von DEKRA helfen,<br />
Ressourcen zu schonen. Bausachverständige<br />
sichern den langfristigen<br />
Werterhalt der Immobilie.<br />
Für das Facility Management ist es<br />
angesichts komplexerer Aufgaben und<br />
der gesetzlichen Vorschriften eine immer<br />
größere Herausforderung, ihre Pflichten<br />
rechtssicher und effizient zu erfüllen.<br />
Über die Prüfpflichten für Anlagen und<br />
Gebäudetechnik hinaus, steht von Seiten<br />
ihrer Auftraggeber zunehmend der<br />
nachhaltige und ressourcenschonende<br />
Gebäudebetrieb im Fokus.<br />
DEKRA prüft als einzige Organisation<br />
bundesweit flächendeckend Gebäudeund<br />
Anlagentechnik nach den Landesbauordnungen<br />
sowie der Betriebssicherheitsverordnung<br />
und übernimmt<br />
Wie sich die Arbeitsfähigkeit entwickelt<br />
(Indexpunkte)<br />
Sehr gut<br />
gut<br />
mäßig<br />
schlecht<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
Individuelle Gesundheitsförderung,<br />
Ergonomische Maßnahmen,<br />
verbessertes Führungsverhalten<br />
Nur individuelle Gesundheitsförderung<br />
Keine Maßnahmen<br />
40<br />
45<br />
Aus: Ilmarinen, Entwicklung der Arbeitsfähigkeit, modifiziert durch Richenhagen<br />
Fit bis zur Rente: Wer nichts in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investiert, kämpft schon bald mit steigenden Ausfallzeiten.<br />
in ganz Deutschland als zugelassene<br />
Überwachungsstelle (ZÜS) die wiederkehrende<br />
Prüfung von überwachungsbedürftigen<br />
Anlagen.<br />
DEKRA verfügt über Experten aus<br />
sämtlichen Bereichen für den wirtschaftlichen<br />
und sicheren Gebäudebetrieb:<br />
Für Immobiliengutachten und Immobilienqualität,<br />
Arbeitsschutz, Brandschutz,<br />
Bau- und Raumakustik,<br />
Gefahrstoffe, Untersuchungen nach<br />
Trinkwasserverordnung, Umweltmessungen,<br />
-gutachten und -beratung<br />
sowie die Prüfung von Spielplätzen.<br />
DEKRA unterstützt Facility Manager<br />
auch mit Weiterbildungsangeboten für<br />
das Fachpersonal sowie Services für den<br />
Fuhrpark.<br />
Weitere Informationen<br />
DEKRA Automobil GmbH<br />
Tel. +49 (0)711-7861-3900<br />
industrial@dekra.com<br />
50<br />
55<br />
60<br />
65<br />
(Alter)<br />
gute Konzepte zu liefern. In der<br />
Logistik- und Speditionsbranche<br />
sind einige sehr aktiv beim<br />
Thema Erwerbsarbeit im Alter,<br />
und das seit vielen Jahren. Die<br />
internationale Spedition Dachser<br />
aus Kempten hat ein eigenes<br />
Vorsorgemodell namens Intelligent<br />
Care entwickelt. Deren Erfolgsschlüssel<br />
sind ausreichend<br />
bewegen, gesund ernähren,<br />
Stress reduzieren, entspannen<br />
und Sucht vorbeugen.<br />
Im Rahmen der Dachser<br />
Academy bietet der Logistiker<br />
Mitarbeitertrainings zu Gesundheit<br />
und Demografie an. »Im<br />
Training Gesundheitsvorsorge<br />
bereiten wir Führungskräfte gezielt<br />
auf den Umgang mit älteren<br />
Mitarbeitern vor«, erklärt Personalleiterin<br />
Martina Szautner.<br />
Landes- und Niederlassungsleiter<br />
diskutieren über zukünftige<br />
demografische Aufgaben und<br />
ein Gesundheitsportal bietet laufend<br />
neue Informationen rund<br />
um Arbeitsplatz, Ernährung und<br />
Vorsorge. Passende Kleidung für<br />
Lagermitarbeiter und »gut strukturierte<br />
Arbeitsabläufe, geregelte<br />
Arbeitszeiten und eine langjährige<br />
Arbeitsplatzsicherheit reduzieren<br />
Stressfaktoren«<br />
und<br />
sollen Gesundheitsproblemen<br />
vorbeugen. Ein<br />
weiterer Punkt ist<br />
ein sicherer, bequemer Arbeitsplatz<br />
mit Hilfsmitteln, die beim<br />
Transport von schweren Gütern<br />
den Rücken entlasten.<br />
Beim Unternehmen Apetito<br />
dreht sich alles rund ums Essen.<br />
Auf dem Menüplan stehen<br />
das Catering für Kitas und Co.<br />
sowie die Einzelhandelslogistik.<br />
Geschmeckt hat dieses<br />
Geschäftsmodell, gepaart mit<br />
sozialem und ökologischem<br />
Engagement, auch der Jury<br />
des deutschen Nachhaltigkeitspreises.<br />
Sie wählte Apetito<br />
vor drei Jahren auf Platz drei<br />
der KMU-Unternehmen – ein<br />
schöner Erfolg für Mitarbeiter<br />
und Geschäftsleitung. Bernhard<br />
Frie, langjähriger Distributionsleiter,<br />
lebt selbst vor, wie sich<br />
der Arbeitsplatz dem Alter des<br />
Mitarbeiters anpassen kann:<br />
Er ist seit Kurzem in Altersteilzeit<br />
und als Berater für Apetito<br />
tätig. Dass ältere Fahrer »auf<br />
Strecke« sind und jüngere mehr<br />
Lieferstopps mit Be- und Entladung<br />
übernehmen, Elektrokarren<br />
als Hilfsmittel genutzt<br />
werden, Rückentrainings und<br />
richtiges Tragen im Rahmen der<br />
Fahrerschulung hat er als Chef<br />
damals angestoßen. Mitarbeiter<br />
können selbst mitreden, wie ihr<br />
Fahrzeug ausgestattet sein soll,<br />
Verbesserungsvorschläge werden<br />
ernst genommen und diskutiert,<br />
erläutert Frie.<br />
Eine Studie des beratungsunternehmens<br />
Pricewaterhouse<br />
Coopers (PwC) aus dem Jahr<br />
2013 belegt, dass die Logistikbranche<br />
die Bedeutung<br />
einer sozial nachhaltigen Unternehmensführung<br />
erkannt<br />
hat. Angesicht des Fachkräftemangel<br />
gewinnt das Thema<br />
an Dringlichkeit. »Die Zielsetzungen<br />
und Konsequenzen<br />
für das operative Geschäft<br />
bleiben jedoch allzu oft sehr<br />
vage«, kritisiert PwC-Logistikexperte<br />
Klaus-Dieter Ruske.<br />
Das Thema ältere<br />
Mitarbeiter<br />
spielt dabei genauso<br />
eine Rolle<br />
wie die Vereinbarkeit<br />
von Beruf<br />
und Familie – oder Pflege. Letzterem<br />
widmete sich eine Netzwerkveranstaltung<br />
in Stuttgart<br />
im Januar. Ziel war es, Unternehmen<br />
zu sensibilisieren und<br />
neue Impulse zu geben. »In 15<br />
Jahren dürfte es mehr Pflegebedürftige<br />
als Kita-Kinder geben«,<br />
sagte der Leiter der Familienforschung<br />
Baden-Württemberg,<br />
Erich Stutzer.<br />
Wer Angehörige pflegt, hat<br />
mehr Stress und ist auf die Unterstützung<br />
durch Kollegen und<br />
Chefs angewiesen. Hilfreich sei,<br />
einen pflegeerfahrenen Mitarbeiter<br />
im Betrieb zu benennen<br />
und lokale Strukturen aufzubauen,<br />
sagte die Referentin Prof. Dr.<br />
Irene Gerlach vom Forschungszentrum<br />
FFP. Mit mehr Flexibilität<br />
bei Arbeitszeit und -umfang,<br />
regionalen Netzwerken<br />
zwischen Unternehmen,<br />
Pflegeanbietern und Kommunen<br />
sowie runden Tischen<br />
können Mitarbeiter<br />
effektiv unterstützt werden.<br />
Claudia Wild<br />
GESUNDHEITS-KREISLAUF<br />
Neue Arbeitsfelder<br />
für Ältere<br />
Neue Impulse für<br />
bessere Vereinbarkeit<br />
Personaleinsatz/<br />
Laufbahngestaltung<br />
Stellschrauben<br />
für gesünderes<br />
Arbeiten<br />
und Leben<br />
Gestaltung von<br />
Arbeitszeit und Arbeitsplatz<br />
Arbeitsorganisation<br />
Unternehmenskultur<br />
Gesundheitsprogramme<br />
Weiterbildung/<br />
Qualifizierung<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dr. Götz Richter, 2012<br />
Foto: Roller; Grafiken: Frieser<br />
BVL-SYMPOSIUM<br />
Logistik soll<br />
sich vernetzen<br />
Die Bundesvereinigung Logistik<br />
(BVL) veranstaltet<br />
am 4. und 5. Juni das 7. International<br />
Scientific Symposium<br />
on Logistics. Das Kölner Symposium<br />
widmet sich dem Thema<br />
»Logistik in der vernetzten<br />
Industrie«. Vor dem Hintergrund<br />
technologiegetriebener<br />
und komplexitätserhöhender<br />
Megatrends müsse sich auch<br />
die Logistik zu einer vernetzten<br />
und serviceorientierten Industrie<br />
wandeln, um den Kundenanforderungen<br />
von morgen<br />
genügen zu können.<br />
HS LUDWIGSHAFEN<br />
Berufsbegleitend<br />
zum Master<br />
Die Logistik wird zunehmend<br />
global. Darauf<br />
reagiert die Hochschule Ludwigshafen.<br />
Sie startet zum Wintersemester<br />
<strong>2014</strong>/15 ein Fernstudium<br />
Master of Business<br />
Administrations Logistics mit<br />
Ausrichtung International Management<br />
& Consulting. Der<br />
Abschluss ist zertifiziert und sei<br />
damit international anerkannt,<br />
teilt die Hochschule mit. Manager<br />
müssten sich bereits in<br />
ihrem Studium mit dem global<br />
geprägten Handlungsfeld auseinandersetzen.<br />
Der modulare<br />
Aufbau des Studiums erlaube<br />
es, Studienzeit und -aufwand<br />
flexibel an die beruflichen Erfordernisse<br />
anzupassen. Das auf<br />
vier Semester ausgelegte Studium<br />
besteht aus sechs Modulen<br />
und der Masterarbeit.<br />
BME-HOCHSCHULPREIS<br />
Ladenhüter<br />
schneller finden<br />
Der Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf<br />
und Logistik (BME) hat seinen<br />
diesjährigen Hochschulpreis<br />
an Melissa Skender von der<br />
FH Münster für ihre herausragende<br />
Masterarbeit verliehen.<br />
Die Studentin hat darin für<br />
den Kosmetikkonzern L’Oréal<br />
erforscht, welche Produkte zu<br />
Ladenhütern werden, wie man<br />
diese schnell identifiziert und<br />
wie deren Potenziale besser<br />
genutzt werden können. »Die<br />
sehr kurzen Produktlebenszyklen,<br />
die kontinuierliche<br />
Kundenorientierung – die eine<br />
immer höhere Variantenvielfalt<br />
fordert – und die komplexe<br />
Materialversorgung begünstigen<br />
deren Entstehung«, sagt<br />
Skender. Ein optimierter Zuordnungsprozess<br />
könne die<br />
Bestände reduzieren.<br />
MARKETINGSTUDIE<br />
Markenpflege<br />
wird wichtiger<br />
Die günstige konjunkturelle<br />
Entwicklung bringt es mit<br />
sich – eine wachsende Zahl von<br />
Logistikdienstleistern investiert<br />
gezielt in die Pflege der eigenen<br />
Marke. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt die dritte Marktstudie<br />
der Logistikwerbeagentur Get<br />
the Point. 92 Prozent der befragten<br />
Unternehmen halten die<br />
Arbeit an ihrer Unternehmensmarke<br />
für einen Erfolgsfaktor,<br />
91 Prozent der befragten Industrie-<br />
und Handelsunternehmen<br />
bestätigen dies. Für 73 Prozent<br />
der Verlader beeinflusst eine<br />
gute Außendarstellung die Auswahl<br />
des Logistikers. Gewachsen<br />
sind auch die Marketingbudgets<br />
der Logistikbranche:<br />
61 statt bisher 54 Prozent der<br />
befragten Unternehmen geben<br />
mehr als 200.000 Euro aus.<br />
46 Prozent sind mittlerweile in<br />
sozialen Netzen aktiv (bisher<br />
29 Prozent).
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> KÖPFE UND KARRIEREN I 13<br />
GEFCO<br />
Team verstärkt<br />
für den Osten<br />
Bei Gefco Deutschland<br />
betreut künftig Jochen<br />
Dauscher (48, Bild oben)<br />
die GUS-Region und Erkan<br />
Sanlier (Bild unten) die Türkei<br />
und den Mittleren Osten.<br />
In ihren<br />
Funktionen<br />
verantworten<br />
die<br />
neuen Mitarbeiter<br />
des Logistikdienstleisters<br />
in<br />
Mörfelden-<br />
Walldorf die Entwicklung der<br />
Transportvolumen für die jeweiligen<br />
Regionen und die<br />
Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />
Landesgesellschaften.<br />
Jochen Dauscher war zuletzt<br />
in gleicher<br />
Funktion<br />
bei einem<br />
internationalen<br />
Wettbewerber<br />
von Gefco<br />
beschäftigt,<br />
Erkan Sanlier<br />
ist seit<br />
2011 bei Gefco und verantwortete<br />
die Neukundenakquise in<br />
der Region Norddeutschland.<br />
BGL<br />
Neuer Vertreter<br />
in Berlin tätig<br />
Jens Pawlowski (35) leitet<br />
künftig die Berliner Repräsentanz<br />
des Bundesverbands<br />
Güterverkehr, Logistik<br />
und Entsorgung (BGL). Der<br />
Rechtswissenschaftler ist nach<br />
Verbandsangaben als ehemaliger<br />
Büroleiter<br />
im<br />
Deutschen<br />
Bundestag<br />
vertraut<br />
mit den<br />
verkehrspolitischen<br />
Arbeitsfeldern,<br />
der<br />
Bau- und Stadtentwicklung<br />
sowie der Europapolitik und<br />
verfügt über ausgezeichnete<br />
Kontakte. Pawlowski folgt<br />
auf Georg Stecker, der noch<br />
zu Bonner Zeiten für den BGL<br />
seine Tätigkeit aufgenommen<br />
hatte.<br />
VW LEASING<br />
Rennebaum ist<br />
Geschäftsführer<br />
Thomas Rennebaum (46) ist<br />
neuer Geschäftsführer bei<br />
Volkswagen Leasing in Braunschweig<br />
und verantwortlich<br />
für das Marketing sowie das<br />
Schadenund<br />
Dienstleistungsmanagement.<br />
Zuvor war<br />
er bei Volkswagen<br />
Financial<br />
Services<br />
für<br />
die Bereiche<br />
Marketing und den Kundenservice<br />
der Direktbank zuständig.<br />
VTG<br />
Maas ist neuer<br />
Logistikvorstand<br />
Günter-Friedrich Maas wird<br />
zum 1. Juni neuer Vorstand<br />
für Logistik und Sicherheit<br />
bei dem Waggonvermiet- und<br />
Schienenlogistikunternehmen<br />
VTG in Hamburg. Der Branchenkenner<br />
soll dort den Logistikbereich<br />
weiter ausbauen.<br />
Zuvor leitete der 44-Jährige<br />
bei dem Logistiker Hoyer die<br />
Geschäftseinheit Chemilog.<br />
Porträt: Dr. Diana Kisro-Warnecke<br />
kommt aus einem Familienbetrieb,<br />
hat Auslandserfahrung und ist<br />
Niedersächsin aus Überzeugung.<br />
Beim Gesamtverband Verkehrsgewerbe<br />
Niedersachsen ist sie seit diesem Jahr<br />
als neue Hauptgeschäftsführerin tätig.<br />
Der Himmel leuchtet<br />
blau, die Sonne strahlt,<br />
die Luft ist lau: Die oft<br />
gescholtene niedersächsische<br />
Landeshauptstadt Hannover<br />
zeigt sich an diesem Tag in den<br />
Herrenhäuser Gärten von ihrer<br />
besten Seite. Die Parkanlage<br />
mit ihrem seit 2013 wiederaufgebautem<br />
Schloss Herrenhausen<br />
ist einer der Lieblingsplätze<br />
von Dr. Diana Kisro-Warnecke,<br />
seit Januar Hauptgeschäftsführerin<br />
des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe<br />
Niedersachsen<br />
(GVN). »Hier ist es einfach<br />
wunderschön«, sagt sie.<br />
Das ist sowohl auf die Herrenhäuser<br />
Gärten, die sie oft<br />
mit ihrer Familie besucht, als<br />
auch auf ihre Heimatstadt<br />
Hannover sowie<br />
auf das Land<br />
Niedersachsen<br />
China: Kisro-Warnecke ist von der Kultur beeindruckt.<br />
gemünzt. Ihre<br />
neue Aufgabe<br />
macht sie auch aus diesem<br />
Grund glücklich: »Es ist doch<br />
eine tolle Sache, für das Land<br />
Niedersachsen einzustehen.«<br />
Genauso spannend findet sie<br />
aber auch die Bandbreite an<br />
Themen, um die sie sich als<br />
Hauptgeschäftsführerin des<br />
GVN kümmern darf, dessen<br />
Mitglieder, wie sie sagt, »das<br />
selbstständige Taxiunternehmen<br />
bis hin zum großen Logistikkonzern«<br />
sind. Sie freut<br />
sich, dass ihre Ernennung die<br />
Rückendeckung des gesamten<br />
Vorstands hatte. »So kann ich<br />
auch gewisse Veränderungen<br />
für den Verband einleiten, die<br />
nötig sind, weil das Aufgabenspektrum<br />
so groß ist.«<br />
Den Verband sieht sie als<br />
Diamanten – ihre Aufgabe<br />
liege darin, ihm noch mehr<br />
Strahlkraft zu verleihen. Und<br />
trotzdem den Mitgliedern Kontinuität<br />
zu vermitteln. »Mich<br />
fasziniert es, sich auf ganz unterschiedliche<br />
Bedürfnisse der<br />
Unternehmen einzulassen.«<br />
Zudem biete der Verband eine<br />
Fülle von Fachwissen, das<br />
nur abgerufen werden wolle,<br />
etwa im Sinne eines Wissensstandorts<br />
Niedersachsen. Ein<br />
ebensolches Juwel ist für sie<br />
DER VERBAND<br />
Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen<br />
(GVN) hat rund 3.400 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt<br />
mehr als 40.000 Mitarbeitern. Die Unternehmen<br />
stammen aus den Bereichen Güterkraftverkehr und<br />
Entsorgung, Spedition, Logistik, Möbelspedition,<br />
Omnibus und Touristik sowie Taxi, Mietwagen und<br />
Kranken<strong>trans</strong>porte – insgesamt fünf Fachvereinigungen<br />
kümmern sich um ihre speziellen<br />
Belange. Als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband<br />
vertritt der Verband die gewerbepolitischen<br />
Interessen seiner Mitglieder<br />
auf Landes- und Bundesebene<br />
und ist Tarifpartner der Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi.<br />
Zum Strahlen bringen<br />
Wirtschaftsstudium in<br />
Hannover und Hamburg<br />
auch das an den Verband angeschlossene<br />
Bildungswerk<br />
(BVN), das ebenfalls eine Fülle<br />
von Möglichkeiten biete.<br />
Von Vorteil ist ihr bei der<br />
Arbeit im Verband, dass sie den<br />
Umgang zwischen Politik und<br />
Wirtschaft schon aktiv mitbegleitet<br />
hat, etwa im Rahmen<br />
der Wirtschaftsdelegation, die<br />
den niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
bei seinen Auslandsreisen<br />
begleitet und der sie<br />
seit 2007 angehört. »Ich weiß,<br />
was das unternehmerische<br />
Herz braucht«, sagt sie.<br />
Hier wiegen ihre eigenen<br />
unternehmerischen Erfahrungen:<br />
Parallel zur Ausbildung<br />
zur Bankkauffrau übernahm<br />
sie das elterliche Unternehmen<br />
und machte es<br />
nach eigenen<br />
Angaben, unterstützt<br />
von einem<br />
guten Team, zu<br />
einem Marktführer in der Familien-<br />
und Erwachsenenbildung.<br />
Während ihres Studiums<br />
der Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität Hannover<br />
und an der Universität Hamburg<br />
erhielt sie als Werkstudentin<br />
bei Siemens Nixdorf<br />
und Contitech erste Einblicke<br />
in die Industrie.<br />
Dann folgte Kisro-Warnecke<br />
ihrem Mann nach China und<br />
Sonnenschein im Barockgarten: Kisro-Warnecke ist in Hannover-Burgwedel aufgewachsen.<br />
nehmensnachfolge klar geworden<br />
und auch die Wichtigkeit<br />
des Diversity Managements –<br />
die Herausforderung, die Vielfalt<br />
der Mitarbeiter zu nutzen«,<br />
sagt sie. Auch die Arbeit in<br />
China habe sie im Umgang mit<br />
den unterschiedlichsten Menschen<br />
und Prozessen geschult,<br />
aber auch klargemacht, wie<br />
wichtig die Flankierung von<br />
Politik und Wirtschaft seien.<br />
In ihrer wissenschaftlichen<br />
Tätigkeit habe sie zudem die<br />
Erkenntnis gewonnen, dass<br />
»Theorie ganz wichtig ist, aber<br />
ohne Praxis kann es nicht gelingen«.<br />
2009 promovierte sie<br />
zu dem Thema »Die Reputation<br />
deutscher Unternehmen<br />
in China«, seit 2012 hat sie<br />
im Studiengang East Asian<br />
Management der Universität<br />
Bremen einen Lehrauftrag für<br />
chinesische Wirtschaft. »Es ist<br />
unglaublich positiv, die Impulse<br />
der Studenten aufzunehmen<br />
und aufzuarbeiten, denn vieles<br />
kann ich auch in meiner praktischen<br />
Arbeit anwenden.« Auch<br />
ihre ehrenamtliche Tätigkeit in<br />
der Vereinigung für Frauen im<br />
Management (FIM) und als<br />
Mentorin für Diplomanten<br />
rege zur Selbstreflexion an.<br />
Bei der Umsetzung ihrer<br />
zahlreichen Aufgaben hilft<br />
ihr eine gute Planung<br />
und die entsprechende<br />
Disposition: »Erst<br />
anschauen, dann<br />
anpacken«, sagt<br />
sie, »da bin ich<br />
durch und<br />
durch Ökonomin:<br />
Was ich<br />
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studierte dort online an der<br />
Universität Liverpool. Ihre<br />
Masterarbeit für den Abschluss<br />
im Bereich IT schrieb sie bei<br />
Hoyer Guangzhou.<br />
Nach der Rückkehr nach<br />
Deutschland machte sie sich<br />
mit einem Beratungsunternehmen<br />
mit dem Schwerpunkt<br />
China selbstständig. »Mit der<br />
Beratungsleistung stellte ich<br />
eine Brücke zwischen den deutschen<br />
und chinesischen Unternehmen<br />
her und schuf so eine<br />
solide Basis für die Firmen, um<br />
ihre Geschäfte auch nachhaltig<br />
zu machen.« Dazu gehörte<br />
etwa interkulturelles Training<br />
oder die Angleichung unterschiedlicher<br />
Prozesse.<br />
»Durch die Arbeit in unserem<br />
Familienunternehmen ist<br />
mir die Bedeutung der Unterge,<br />
bringe ich auch zu Ende.«<br />
Genauso zupackend also wie<br />
bei ihrer Lieblingssportart Body<br />
Combat, einer Kombination<br />
aus mehreren Kampfsportarten.<br />
Im privaten wie auch im<br />
beruflichen Leben sind Kisro-<br />
Warnecke darüber hinaus der<br />
Netzwerkgedanke und die<br />
Nutzung von Synergien wichtig.<br />
Kein Wunder, wenn man<br />
als Mutter zweier Töchter ein<br />
Unternehmen führt und nebenher<br />
noch habilitiert, beziehungsweise<br />
an der Uni lehrt.<br />
»Ich habe immer viel parallel<br />
gemacht und versucht, Synergie<br />
zu finden«, sagt sie<br />
und lacht. Als ausgesprochener<br />
Familienmensch<br />
sei ihr das auch im<br />
Hinblick auf ihr Privatleben<br />
wichtig.<br />
»Warum sollte<br />
man Familie<br />
und Kinder<br />
im Berufsleben<br />
außen<br />
vor<br />
lassen? Bei ihnen hole ich<br />
mir manchmal interessante<br />
Gedankenanstöße,<br />
weil sie eine<br />
ganz andere Herangehensweise<br />
an Themen<br />
haben.«<br />
Ilona<br />
Jüngst<br />
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14 I RECHT PRAKTISCH<br />
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Anerkannter Ausgleich<br />
Urteil: Wenn ein Frachtführer ein<br />
eindeutiges Zeitfenster bekommt, muss<br />
die Entladung in dem Zeitrahmen auch<br />
erfolgen – ansonsten darf er ein<br />
Standgeld erheben. Das zeigt der Fall<br />
eines Mitglieds des Landesverbands<br />
Thüringen des Verkehrsgewerbes (LTV).<br />
Einen kleinen Erfolg<br />
können ein Frachtführer,<br />
der Landesverband<br />
Thüringen des Verkehrsgewerbes<br />
(LTV) und die Transportbranche<br />
verbuchen: Das<br />
Amtsgericht Köln hat sich in<br />
einer Standgeldsache auf die<br />
Seite des Transportunternehmens<br />
gestellt: Das Verfahren<br />
des Frachtführers gegen eine<br />
Handelskette endete mit einem<br />
Anerkenntnisurteil.<br />
In dem Fall vor dem Amtsgericht<br />
Köln (23.01.<strong>2014</strong>, Az.:<br />
138 C 613/13) hatte ein Frachtführer<br />
aus Nordthüringen geklagt,<br />
der auch Mitglied des<br />
LTV ist. Der Transportunternehmer<br />
war von einem Logistikdienstleister<br />
beauftragt worden,<br />
palettiertes Gut bei einer<br />
Handelskette anzuliefern. Als<br />
sich der Fahrer beim Pförtner<br />
des Handelsunternehmens meldete,<br />
um die Ladepapiere abzu-<br />
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50 Euro pro Stunde können Frachtführer verlangen, wenn Be- und Entladen nicht in einem angemessenen Zeitrahmen erfolgen.<br />
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Großes Open-Air-Festival<br />
geben, erhielt er ein Funkgerät,<br />
über das er später das Zeitfenster<br />
14 Uhr mitgeteilt bekam.<br />
Wie allgemein üblich, meldete<br />
er sich schon ein bisschen<br />
früher beim Wareneingang<br />
zur Entladung, um 13.30 Uhr.<br />
Trotzdem konnte er erst um<br />
15.20 Uhr zu einem benannten<br />
Tor fahren. Die Entladung begann<br />
dann um 15.30 Uhr und<br />
war um 16.45 Uhr beendet.<br />
Der Fahrer musste allerdings<br />
noch bis 17.30 Uhr auf seine<br />
Papiere warten und konnte erst<br />
um 17.35 Uhr den Betriebshof<br />
des Handelsunternehmens<br />
wieder verlassen. Der Frachtführer<br />
verlangte daraufhin von<br />
der Handelskette bei einer Gesamtwartezeit<br />
von vier Stunden<br />
für eine unangemessene Entladezeit<br />
von zwei Stunden ein<br />
Standgeld von jeweils 50 Euro<br />
pro Stunde. Dagegen wehrte<br />
sich die Kette, sodass die Sache<br />
vor dem Amtsgericht Köln<br />
landete. Das stellte sich aber<br />
laut dem LTV auf die Seite des<br />
Klägers, also des Frachtführers.<br />
Und das trotz umfangreicher<br />
Einwendungen der Beklagtenseite,<br />
wie Dr. Ulrich Hoffmann,<br />
Rechtsreferent des LTV in Erfurt,<br />
gegenüber <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />
mitteilt. So habe die Handelskette<br />
etwa zu ihrer Verteidigung<br />
ausgeführt, dass an dem Lagerstandort<br />
täglich sehr viele Lkw<br />
abzufertigen seien und dass mit<br />
der Zeitfensterbuchung grundsätzlich<br />
auch gewährleistet sei,<br />
dass Warenannahme und Entladung<br />
in möglichst kurzer Zeit<br />
erfolgen. Die Handelsfirma war<br />
daher nicht der Meinung, dass<br />
im Streitfall eine angemessene<br />
Entladezeit überschritten worden<br />
sei. Doch die Argumente<br />
blieben erfolglos.<br />
Laut Hoffmann müssen die<br />
Frachtführer sehr häufig beim<br />
Absender oder Empfänger<br />
länger stehen, als es eine angemessene<br />
Be- oder Entladezeit<br />
erlaubt. »Wir schätzen, dass<br />
pro Fahrzeug und Jahr bis zu<br />
250 Stunden unproduktive<br />
Standzeiten auflaufen, die unsere<br />
Unternehmer als Kostenfaktor<br />
vertreten müssen«, sagt<br />
Hoffmann. Von der sogenannten<br />
Rampenproblematik seien<br />
ja nicht nur die LTV-Mitglieder<br />
betroffen, sondern alle Güterkraftverkehrsunternehmer<br />
in<br />
Deutschland.<br />
»Wir gehen davon aus, dass<br />
für einen 40-Tonnen-Anhänger-<br />
oder Sattel-<br />
Standzeiten am besten<br />
protokollieren<br />
anhängerzug bei<br />
voller Ladung<br />
von 25 Tonnen<br />
rund zwei Stunden<br />
jeweils für die Be- als auch<br />
für die Entladung angemessen<br />
sind«, sagt der Jurist. Dieser<br />
Wert sei dem § 5 der Vertragsbedingungen<br />
für den Güterkraftverkehrs-,<br />
Speditions- und<br />
Logistikunternehmer entlehnt<br />
(siehe Kasten) und werde von<br />
den Amtsgerichten im Allgemeinen<br />
anerkannt, so auch im<br />
Falle des Arbeitsgerichts Köln.<br />
Um auf der sicheren Seite zu<br />
sein, rät der Verband den Fahrern,<br />
für anfallende Standzeiten<br />
sowohl bei der Be- als auch bei<br />
der Entladung Protokolle zu<br />
führen. »Hier wird zwar meistens<br />
die Bestätigung durch das<br />
Rampenpersonal verweigert,<br />
trotzdem sind diese Protokolle<br />
ein Indiz für die tatsächlich angefallenen<br />
Standzeiten.« Der betroffene<br />
Unternehmer schreibt<br />
dann eine Standgeldrechnung<br />
an den verursachenden Unternehmer<br />
und nimmt bei Zahlungsverweigerung<br />
gerichtliche<br />
Hilfe in Anspruch.<br />
Dass der Verursacher der<br />
langen Standzeiten, der sich auf<br />
einmal mit einer Geldforderung<br />
konfrontiert sieht, darüber<br />
nicht erfreut ist, kann man sich<br />
denken, mehr noch: »Die Verursacher<br />
der Standzeiten leisten<br />
in der Regel erbitterten Widerstand«,<br />
berichtet der Rechtsreferent<br />
des thüringischen Landesverbands,<br />
»teilweise werden<br />
sogar Standgeldrechnungen mit<br />
Hausverboten gegenüber dem<br />
Anspruch stellenden Unternehmer<br />
geahndet.« Eine umstrittene<br />
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes<br />
(BGH) aus dem<br />
Jahre 2005 gebe allerdings<br />
Hilfestellung (20.10.2005, Az.:<br />
I ZR 201/04).<br />
Eben dieses BGH-Standgeldurteil<br />
billigt laut Hoffmann nur<br />
dem sogenannten Hauptfrachtführer<br />
einen Standgeldanspruch<br />
bei unangemessenen Entladezeiten<br />
gegenüber dem Empfänger<br />
zu, nicht aber dem »Unterfrachtführer«,<br />
dessen Fahrzeuge<br />
an den Rampen der Empfänger<br />
stehen. Diese Ansicht<br />
korrespondiere<br />
weder mit<br />
dem Anliegen der<br />
Transportrechtsreform<br />
1998 noch mit dem Urteil<br />
des BGH vom 14.06.2007,<br />
Az.: I ZR 50/05. »Das billigt<br />
dem Empfänger auch Schadensersatzansprüche<br />
wegen Verlusts<br />
oder Beschädigung des Gutes<br />
gegen den Unterfrachtführer<br />
zu«, sagt Hoffmann. Daraus<br />
würden viele Fachjuristen im<br />
Umkehrschluss schließen, dass<br />
damit im Gegenzug auch dem<br />
»Unterfrachtführer« ein Anspruchsrecht<br />
auf Standgeld<br />
wegen unangemessener Entladezeiten<br />
beim Empfänger zuzubilligen<br />
ist.<br />
Laut Hoffman rät der LTV<br />
seinen Mitgliedsunternehmen<br />
jedenfalls auch weiter, pro<br />
Stunde 50 Euro als Ausgleich<br />
für unangemessene Standzeiten<br />
zu verlangen. Das wurde<br />
bisher von anderen Amtsgerichten<br />
anerkannt – und hat<br />
auch in Köln funktioniert.<br />
Ilona Jüngst<br />
SO STEHT’S IM VERTRAG<br />
§5, Absatz 2: Für das Beladen und das Entladen steht eine<br />
dem jeweiligen Vorgang angemessene Zeit (Ladezeit, Entladezeit)<br />
zur Verfügung. Für Komplettladungen ... eines Auftraggebers<br />
mit Fahrzeugen/Fahrzeugeinheiten mit 40 t zulässigem<br />
Gesamtgewicht beträgt die Be- und Entladezeit (höchstens<br />
1 Beladestelle,höchstens 1 Entladestelle), vorbehaltlich anderweitiger<br />
vertraglicher Absprachen, pauschal jeweils maximal<br />
2 Stunden für die Beladung und maximal 2 Stunden<br />
für die Entladung. Bei Fahrzeugen/Fahrzeugeinheiten mit<br />
niedrigerem Gesamtgewicht reduzieren sich diese Zeiten (...).<br />
Quelle: BGL - Vertragsbedingungen für den Güterkraftverkehrs-, Speditionsund<br />
Logistikunternehmer (VBGL)<br />
Fotos: Jüngst, Küppers,; Montage: Mannchen
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> KOMMUNIKATION I 15<br />
E-Mobilität mal anders<br />
Vision: Dieses E hat nichts mit Elektro<br />
zu tun. Es steht für emergent. Das soll<br />
mehr als die Summe der Einzelteile<br />
bedeuten. Eine entsprechende Cloud-<br />
Lösung könnte weitreichende Folgen<br />
für Transport und Verkehr haben.<br />
Emergente Mobilität und<br />
Mehrwertdienste durch<br />
eine urbane Informationsund<br />
Serviceplattform – die<br />
Titel könnten kaum sperriger<br />
sein. Emergent steht dabei übrigens<br />
für das Zusammenspiel<br />
mehrerer Elemente, die neue<br />
Möglichkeiten eröffnen.<br />
In beiden Fällen steckt eine<br />
durchaus bestechende Idee dahinter.<br />
So geht es darum, bereits<br />
vorhandene Daten miteinander<br />
zu verknüpfen und nutzbar zu<br />
machen. Und das auf Abruf für<br />
den speziellen Einzelfall.<br />
Klingt wie Science-Fiction?<br />
Ein wenig Zukunftsmusik ist<br />
es tatsächlich. Wobei die Daten<br />
und auch die Technik bereits<br />
vorhanden sind. »In vielen<br />
Fällen gestaltet es sich aber<br />
schwierig, dass die Firmen, die<br />
die Daten haben, diese für andere<br />
zugänglich machen«, erläutert<br />
Thomas von Bülow, der<br />
beim Kommunikationskonzern<br />
1&1 für das Projekt zuständig<br />
ist. Kein Wunder, müssen doch<br />
auch die entsprechenden Geschäftsmodelle<br />
erst noch entwickelt<br />
und vor allem auch<br />
vermarktet werden.<br />
Im Fall der emergenten<br />
Mobilität heißt das, dass etwa<br />
Karten-, Stau- oder Wetterdaten<br />
in diese Cloud-Lösung<br />
einfließen. »In allen Fällen<br />
braucht es dann beispielsweise<br />
eine Nutzerverwaltung. Diese<br />
muss aber nicht jeder Anbieter<br />
für sich entwickeln, sondern<br />
sie wird einmal entwickelt<br />
und steht damit für alle zur<br />
Verfügung«, erklärt von Bülow.<br />
Gleiches gilt auch für die<br />
Abrechnungsverfahren oder<br />
ähnliche Services. Allgemeine<br />
Dienstleistungen können von<br />
allen genutzt werden. Spezifische<br />
Informationen wiederum<br />
können vom Nutzer selbst abgefragt<br />
und nutzbringend gebündelt<br />
werden.<br />
Auf einen Wisch: Der Anwender kann verschiedene Angebote miteinander kombinieren und erhält so eine maßgeschneiderte Lösung.<br />
Etwas plastischer wird<br />
das Ganze aber am Beispiel der<br />
Mehrwertdienste durch eine<br />
urbane Informations- und Serviceplattform.<br />
Dabei handelt<br />
es sich um eine Lösung, bei der<br />
sich verschiedene Datenquellen<br />
einer Stadt so integrieren<br />
lassen, dass die größtmögliche<br />
Sicherheit für Verkehrsteilnehmer<br />
etwa bei Unfällen gewährleistet<br />
werden kann. Wie das<br />
funktioniert, erklärt Daniel<br />
Münch vom Urban Software<br />
Institute mit Sitz in Chemnitz:<br />
»Der Nutzer kann hier sein<br />
eigenes Paket schnüren. Je nach<br />
Bedarf kann er etwa eine Straßenkarte,<br />
verschiedene Lkw-bedingte<br />
Einschränkungen oder<br />
auch Infos zur Verkehrslage in<br />
eine App integrieren.« Manche<br />
dieser Dienste sind kostenlos,<br />
andere sind für überschaubare<br />
monatliche Beträge zubuchbar.<br />
Die Daten wiederum kommen<br />
von ganz unterschiedlichen<br />
Akteuren. Das kann der Wetterdienst<br />
sein, aber auch die Polizei,<br />
ein Navigationsanbieter<br />
mit Live-Verkehrsdaten oder<br />
aber die Stadt selbst, die anhand<br />
von Induktionsschleifen<br />
in der Straße Rückschlüsse auf<br />
die augenblickliche Situation<br />
treffen kann.<br />
Viele dieser Daten gibt es<br />
bereits. Doch nicht jeder will<br />
bislang seine Informationen<br />
auch teilen. Dennoch sind die<br />
Projektpartner zuversichtlich.<br />
Auch wenn die emergente Mobilität<br />
bislang noch Zukunftsmusik<br />
ist. Und zum Top-Hit<br />
fehlt vielleicht auch ein eingängiger<br />
Titel.<br />
Carsten Nallinger<br />
Foto: Fotolia; Montage: Frieser<br />
Noch mal ein<br />
neuer Name<br />
Übernahme: Omnitracs alias<br />
Qualcomm heißt jetzt Astrata. Damit<br />
benennt sich das Unternehmen zum<br />
zweiten Mal in wenigen Monaten um.<br />
Omnitracs heißt jetzt<br />
Astrata – sonst ändert<br />
sich nix. Zum 1. April<br />
hat der Telematikanbieter erneut<br />
umfirmiert. Das kommt<br />
nicht überraschend. Anfang<br />
des Jahres hatte der Telematikanbieter<br />
Astrata aus Singapur<br />
den Wettbewerber Qualcomm<br />
Europe gekauft (siehe <strong>trans</strong><br />
<strong>aktuell</strong> 4/<strong>2014</strong>). Der wiederum<br />
war erst kurz zuvor unter dem<br />
Namen Omnitracs aufgetreten.<br />
Denn die einstige Muttergesellschaft,<br />
der US-amerikanische<br />
Chiphersteller für Mobilgeräte,<br />
Qualcomm, hatte sich zunächst<br />
von der Lateinamerika-Sparte<br />
getrennt. Das hatte namensrechtliche<br />
Probleme nach sich<br />
gezogen, sodass man in Omnitracs<br />
Europe umfirmierte.<br />
Gerade mal rund ein Jahr später<br />
trennte sich Qualcomm dann<br />
komplett vom Geschäftsbereich<br />
Telematik – und damit auch<br />
von Omnitracs Europe. Mitte<br />
Januar übernahm dann Astrata<br />
den Wettbewerber Omnitracs<br />
beziehungsweise Qualcomm<br />
Europe.<br />
Zunächst hieß es zwar noch,<br />
dass der neu eingeführte Name<br />
Omnitracs beibehalten werden<br />
soll, doch nicht einmal drei<br />
Monate später sieht das schon<br />
wieder anders aus: Ab sofort<br />
firmiert das Unternehmen unter<br />
Astrata Europe.<br />
So schnell wie der Telematikanbieter<br />
seine Namen<br />
wechselt, kommt nicht einmal<br />
das Marketing hinterher: Dort<br />
steht nach wie vor zu lesen:<br />
»Omnitracs ist eine Tochtergesellschaft<br />
von Qualcomm Inc.,<br />
dem weltweiten Marktführer<br />
von mobilen Technologien der<br />
nächsten Generation.« Wobei<br />
das Marketing sicherlich gerne<br />
andere Dinge verkünden würde.<br />
Einen neuen Namen einzuführen,<br />
das haben die vergangenen<br />
Monate bewiesen, ist<br />
schließlich alles andere als einfach.<br />
Ansonsten soll sich nach<br />
Unternehmensangaben nichts<br />
ändern. Es wird wohl lediglich<br />
darüber nachgedacht, die Produkte<br />
der Muttergesellschaft<br />
auch in Europa anzubieten.<br />
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16 I SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Sensible Ware – bei kaum<br />
einem Gut ist der korrekte<br />
Transport so wichtig wie<br />
bei Arzneimitteln. Schließlich<br />
geht es teilweise um lebenswichtige<br />
und extrem teure<br />
Medikamente. Seit September<br />
2013 gilt für die Pharmalogistik<br />
die neue EU-Richtlinie<br />
2013/C 68/01. Die GDP (Good<br />
Distribution Practice) ist eine<br />
»Leitlinie für die gute Vertriebspraxis<br />
von Humanarzneimitteln«<br />
und regelt unter<br />
anderem die Anforderungen<br />
an Lagerung und Transport<br />
von Arzneimitteln. Nach der<br />
neuen Richtlinie gelten nun<br />
für den Transport die gleichen<br />
Bedingungen<br />
wie für die<br />
Herstellung und<br />
Lagerung. Für<br />
Speditionen bedeutet<br />
dies, dass<br />
Pharmaprodukte nur mit speziell<br />
qualifizierten Fahrzeugen<br />
<strong>trans</strong>portiert werden dürfen,<br />
die zudem eine lückenlose<br />
Dokumentation der Kühlkette<br />
erlauben.<br />
Der Spediteur muss durch<br />
ein Zertifikat nachweisen,<br />
dass die korrekte Temperatur<br />
der Ladung auch bei sehr<br />
hohen oder niedrigen Umgebungstemperaturen<br />
gewährleistet<br />
ist. »Wenn ein Spediteur<br />
seinen Trailer selbst für Pharma<strong>trans</strong>porte<br />
qualifizieren<br />
möchte, dauert das rund zwei<br />
Wochen. Der Trailer muss in<br />
eine Kältekammer, von denen<br />
es nicht so viele gibt, und das<br />
ist entsprechend aufwendig<br />
und teuer«, sagt Frank Nordhoff,<br />
Produktmanager bei<br />
Konstante Temperatur<br />
ist enorm wichtig<br />
Krone. Der Trailerhersteller<br />
nimmt seinen Kunden diesen<br />
Aufwand ab und lässt seinen<br />
Kühlauflieger Cool Liner Duoplex<br />
Steel gleich ab Werk vom<br />
Unternehmen Pharmaserv zertifizieren.<br />
In einem mehrtägigen<br />
Funktionstest werden dazu<br />
unter anderem 24 Datenlogger<br />
im Aufbau positioniert, um ein<br />
exaktes Monitoring der Temperaturdaten<br />
zu gewährleisten.<br />
Der Vorteil des bereits zertifizierten<br />
Krone Cool Liners liegt<br />
auf der Hand: Der Spediteur<br />
kann unmittelbar mit dem<br />
Transport von Pharmaprodukten<br />
beginnen.<br />
Im Pharmakomplex Behringwerke<br />
in<br />
Marburg agiert<br />
das Unternehmen<br />
Pharmaserv<br />
als Betreibergesellschaft.<br />
Dr.<br />
Martin Egger ist zuständig<br />
für die Pharmalogistik und<br />
erklärt die Besonderheiten des<br />
Pharma<strong>trans</strong>portes: »Während<br />
man Lebensmitteln oder<br />
Blumen unter Umständen ansieht,<br />
wenn es in der Kühlkette<br />
Ausfälle oder Abweichungen<br />
gegeben hat, ist es bei sensiblen<br />
Medizinprodukten anders.<br />
Bei fehlerhaftem Transport<br />
können sich die Eigenschaften<br />
drastisch verändern – ohne<br />
dass man es der Ware ansieht.«<br />
Aus diesem Grund ist eine<br />
Überwachung und eine konstante<br />
Temperatur während des<br />
Transports enorm wichtig. Bei<br />
manchen Medikamenten kann<br />
eine Temperaturabweichung<br />
fatale Folgen haben. »Wenn<br />
eigentlich flüssige Pharmapro-<br />
Empfindliche Gü<br />
Trailer: Medikamente sind meist teuer und temperaturempfindlich. K<br />
speziell für den Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierten Kühlau<br />
DER WETTBEWERB<br />
Schmitz Cargobull und Kögel bieten auch speziell für den<br />
Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierte Trailer an. Schmitz Cargobull<br />
lässt seinen Kühlauflieger S.KO Cool im Werk Vreden in einem<br />
14-tägigen Zertifizierungsprozess ebenfalls von Pharmaserv<br />
zertifizieren. Seit Dezember 2013 bietet auch Kögel einen<br />
Kühlauflieger mit Pharma-Zertifikat an. Die Auflieger Cool und<br />
Cool PurFerro werden vom Pharma-Dienstleister Pharmak zertifiziert.<br />
Beide Hersteller statten ihre Pharma-Trailer mit der<br />
jeweils hauseigenenTelematik aus.<br />
dukte, etwa Impfstoffe, zu kalt<br />
<strong>trans</strong>portiert werden, können<br />
sie kristallisieren und sind nicht<br />
mehr verwendbar«, sagt Egger.<br />
Es habe einmal den Fall<br />
gegeben, dass ein Fahrer einen<br />
Bithermo-Trailer falsch beladen<br />
und dabei ein kühl zu <strong>trans</strong>portierendes<br />
Blutgerinnungspräparat<br />
tiefgekühlt habe, erinnert<br />
sich der Logistiker. Das Medikament<br />
sei danach unbrauchbar<br />
gewesen. Der Schaden betrug<br />
weit mehr als eine Million Euro.<br />
Nach Angaben von Pharmaserv<br />
besteht eine durchschnittliche<br />
Pharmaladung<br />
aus etwa sechs bis sieben Paletten<br />
mit einem Gesamtwert<br />
von rund 1,5 Millionen Euro.<br />
In manchen Fällen kann sogar<br />
eine einzige Palette eine Million<br />
Euro wert sein. Grund genug,<br />
Österreichische Flexibilität<br />
Baustoff: Für den Zulauf zur Baustelle<br />
braucht es eigene Fahrzeugkonzepte.<br />
Die steirische Aufbau- und Anhänger-<br />
Schmiede Riedler bietet dafür ein<br />
Multitalent an.<br />
Anpassungsfähigkeit ist<br />
alles – im Baustoff<strong>trans</strong>port<br />
gilt das für<br />
Unternehmer und Fahrzeuge<br />
gleichermaßen. Nicht selten<br />
stehen am Ladeplatz Materialien<br />
in verschiedenen Formen,<br />
Größen und Festigkeiten. Da<br />
braucht es für jedes Teil den<br />
richtigen Platz auf dem Lkw<br />
und reichlich Varianten zur<br />
Ladungssicherung, damit die<br />
Fracht unbeschadet am Zielort<br />
ankommt.<br />
»Wir sind ein Allrounder<br />
und fahren Bauholz, Rigips,<br />
Betonteile, eben alles was so<br />
auf dem Bau benötigt wird«,<br />
erklärt der österreichische<br />
Transportunternehmer Franz<br />
Schobesberger. »Dafür setzen<br />
wir seit 2001 auch Fahrzeuge<br />
von Riedler ein.« Dazu gehört<br />
auch der jüngst aufgebaute<br />
Baustoff-Zug mit Volvo-Fahrgestell,<br />
Riedler-Aufbau und<br />
-Anhänger.<br />
»Wir schätzen die hohe<br />
Haltbarkeit der Fahrzeuge«,<br />
betont Schobesberger. Er<br />
habe die Fahrzeuge von Riedler<br />
bislang rund sieben Jahre<br />
ohne nennenswerte Defekte<br />
im Einsatz, bevor sie auf den<br />
Gebrauchtmarkt gehen. Da<br />
habe er mit den Fahrzeugen<br />
von anderen Herstellern in seinem<br />
Fuhrpark wesentlich mehr<br />
Schwierigkeiten.<br />
Doch nicht nur die Haltbarkeit<br />
ist für Schobesberger<br />
wichtig. »Riedler reagiert flexibel<br />
auf unsere Vorgaben für die<br />
Fahrzeuge«, sagt der Logistiker.<br />
Mit Fahrzeugen von der Stange<br />
seien einige seiner Transportaufgaben<br />
nicht machbar. »Individuelle<br />
Umsetzungen sind bei<br />
uns an der Tagesordnung«, erläutert<br />
Fahrzeugbauer Markus<br />
Riedler. Der Diplom-Ingenieur<br />
zeichnet im Familienunternehmen<br />
mit Sitz im österreichischen<br />
Oberweis bei Salzburg<br />
für die Konstruktion der Fahrzeuge<br />
verantwortlich. »Unterschiedliche<br />
Bordwandhöhen<br />
und Bordwandausführungen,<br />
Stirn- und Rückwände in Aluminium<br />
verstärkt mit Siebdruckplatten<br />
oder Alu-Warzenblech,<br />
Böden aus Weichholz mit<br />
Siebdruckplatten, Lärchenholzböden,<br />
hochfester Stahlblechboden,<br />
Alu-Bodenbleche – wir<br />
gehen auf alle Wünsche unserer<br />
Kunden ein«, sagt Riedler. Ein<br />
besonderes Augenmerk liege<br />
bei der Konstruktion auch auf<br />
einer niedrigen Aufbauhöhe.<br />
Dazu würden Querträger<br />
stumpf an den Zusatzrahmen<br />
geschweißt, anstatt sie einfach<br />
oben darüber zu legen, erklärt<br />
der Ingenieur.<br />
Dieser Zusatzaufwand koste<br />
mehr Zeit und die Kunden<br />
letztlich auch ein paar Euro<br />
mehr. Ȇber die Lebensdauer<br />
unserer Fahrzeuge rechnet sich<br />
die Investition aber«, ist Riedler<br />
überzeugt. Diese Meinung teilt<br />
Spediteur Schobesberger. »Wir<br />
investieren bei Riedler bis zu<br />
15 Prozent mehr als in Wettbewerbsprodukte,<br />
aber das macht<br />
sich über die Nutzungsdauer<br />
bezahlt.«<br />
So erwartet es<br />
Schobesberger<br />
auch vom Neuzugang<br />
in seiner<br />
Flotte. Riedler<br />
hat auf einem Volvo-Fahrgestell<br />
einen Aufbau mit einer nutzbaren<br />
Ladelänge von 6.100 Millimetern<br />
aufgesetzt. Der Boden<br />
besteht aus 33 Millimeter<br />
dickem Weichholz und einem<br />
zwölf Millimeter dicken rutschhemmenden<br />
Siebdrucküberzug.<br />
Im V-Nut-Außenrahmen hat<br />
Riedler 15 Paar Zurrbügel zur<br />
Sicherung der<br />
Ladung versenkt.<br />
Am Ende<br />
der Ladebrücke<br />
trennt ein<br />
fest montierter<br />
Riedler baut<br />
verschiedene<br />
Fahrzeuge<br />
unter anderem<br />
für den<br />
Holz<strong>trans</strong>port.<br />
Die teuren Fahrzeuge<br />
machen sich bezahlt<br />
Kran von Palfinger das Zugfahrzeug<br />
vom Anhänger.<br />
Der ist in der Grundausstattung<br />
mit dem Zugfahrzeug<br />
vergleichbar, hat allerdings<br />
eine zusätzliche Ladelänge von<br />
1.200 Millimetern. Die Achsen<br />
am Hänger kommen von SAF.<br />
Auf Kundenwunsch verbaut<br />
Riedler aber auch andere Marken.<br />
Mit der Bremsanlage, den<br />
Reifen und auch den verbauten<br />
Ladekränen verhält es sich<br />
ähnlich. Letztlich entscheide<br />
der Kunde, betont Ingenieur<br />
Riedler.<br />
Ab Bestellung benötigt der<br />
österreichische Fahrzeugbauer<br />
derzeit fünf bis sechs Wochen<br />
für einen<br />
Aufbau auf ein<br />
Fahrgestell. »Bei<br />
den Anhängern<br />
brauchen wir<br />
zurzeit zwischen<br />
sieben und acht Wochen, abhängig<br />
von der Ausstattung<br />
des Fahrzeugs und der Lieferzeit<br />
der Achsen«, schätzt Riedler.<br />
Für Spediteur Schobesberger<br />
lohnt sich das Warten.<br />
Schließlich bekommt er dann<br />
ein Fahrzeug, das an seine<br />
Wünsche angepasst ist.<br />
Markus Braun
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN I 17<br />
ter<br />
rone bietet deshalb einen<br />
flieger an.<br />
sich über die Nachverfolgung<br />
und Sicherung des Fahrzeuges<br />
Gedanken zu machen. So wie<br />
bei der Spedition Heidelmann<br />
aus Schwalmstadt. Das Unternehmen<br />
ist seit Jahrzehnten<br />
Prototyp im Einsatz – der<br />
jüngste Kühlauflieger bei<br />
Dachser steht gleich doppelt<br />
unter Beobachtung. Denn<br />
Schmitz Cargobull hat an den<br />
Logistikriesen einen S.KO Cool<br />
Executive mit dem hauseigenen<br />
Kühlgerät TKM One übergeben,<br />
um weitere Erfahrungen in<br />
auf Kühl<strong>trans</strong>porte spezialisiert<br />
und übernimmt diese<br />
auch für einen Kunden aus<br />
der Pharmabranche. Christian<br />
Bischoff ist technischer Leiter<br />
bei Heidelmann und zuständig<br />
Rückwandrahmen als Blickfang<br />
Sicherheit: Dachser treibt den Einsatz der dritten<br />
Bremsleuchte am Auflieger voran. Künftig fährt ein Kühler<br />
mit den Zusatzlampen unter gelb-blauer Flagge.<br />
Fotos: Krone, Kögel, Riedler, Schmitz Cargobull<br />
für das Qualitätsmanagement.<br />
Er hat 35 Pharmatrailer im<br />
Einsatz, davon neun zertifizierte<br />
Krone Cool Liner, die alle<br />
mit der Telematik des Werlter<br />
Fahrzeugbauers ausgestattet<br />
sind. »Alle Transporte finden<br />
nur auf festgelegten Routen<br />
statt, der Laderaum ist zusätzlich<br />
mit einem speziellen Sicherheitsschloss<br />
verriegelt und<br />
der Türkontakt ist auf die Telematik<br />
aufgeschaltet«, erläutert<br />
Bischoff. Sollte das Fahrzeug<br />
die Route verlassen, wird sofort<br />
der Fahrer kontaktiert. Ist<br />
er nicht erreichbar, wird die<br />
Polizei informiert. Der Fahrer<br />
kann den Laderaum ohnehin<br />
nicht eigenmächtig öffnen.<br />
Denn der entsprechende Code<br />
für das elektronische Schloss<br />
wird ihm erst mitgeteilt, wenn<br />
er an seiner Abladestelle angekommen<br />
ist.<br />
Der hohe Aufwand scheint<br />
wegen der sensiblen und teuren<br />
Fracht gerechtfertigt.<br />
Macht sich der Transport für<br />
Pharmakunden am Ende auch<br />
bezahlt? »Das ist nicht so.<br />
Pharmakunden zahlen nicht<br />
besser, nur weil die Produkte<br />
teuer sind«, sagt Ute Bischoff,<br />
Geschäftsführerin der Heidelmann<br />
Kühllogistik. »Bis<br />
man für einen Pharmakunden<br />
<strong>trans</strong>portieren darf, vergeht<br />
viel Zeit, man muss viel investieren<br />
und die Kunden sind<br />
nicht leicht zu kriegen.« Aber<br />
es seien treue Kunden, mit denen<br />
man viele Jahre gut zusammenarbeiten<br />
könne, betont die<br />
Geschäftsführerin.<br />
Ähnliche Erfahrungen hat<br />
man bei Heidelmann mit dem<br />
Cool Liner von Krone gemacht.<br />
Diese verrichten ihren<br />
Dienst meist fünf bis sechs<br />
Jahre im Pharmabereich. Danach<br />
gehen sie in der Regel in<br />
den Standard-Kühl<strong>trans</strong>port.<br />
Bei manchen Pharma-Kunden<br />
müssen Logistiker wie Heidelmann<br />
die Trailer schon früher<br />
ausmustern. Meist dann, wenn<br />
es um besonders empfindliche<br />
und teure Ware geht, die unter<br />
anderem Leben retten soll.<br />
Mathias Heerwagen<br />
der Praxis zu sammeln. Da es<br />
sich bei dem Trailer um ein Einzelstück<br />
handelt, hat Dachser<br />
beim Fahrzeugbauer in Vreden<br />
gleich noch eine Sonderinstallation<br />
mit beauftragt – die dritte<br />
Bremsleuchte am Auflieger.<br />
»Wir haben das Thema dritte<br />
Bremsleuchte bislang bei<br />
Krone, Schmitz Cargobull und<br />
Mercedes-Benz Charterway<br />
platziert«, sagt Elmar Fünfer,<br />
der bei Dachser den technischen<br />
Einkauf verantwortet.<br />
Diese Marken hätten das zusätzliche<br />
Sicherheitsmerkmal<br />
bereits für das Kemptener Logistikunternehmen<br />
realisiert.<br />
»Wir haben schon einige Fahrzeuge<br />
mit der dritten Bremsleuchte<br />
im Einsatz«, betont<br />
Fünfer. Der erste Auflieger mit<br />
LEDs an der Dachkante kam<br />
2011 in die Flotte. Seit 2013<br />
sind auch bei Lkw mit festen<br />
Aufbauten hier und da zusätzliche<br />
Bremsleuchten zu finden.<br />
Die Technik dabei ist simpel:<br />
einige Meter Kabel, ein Satz<br />
LEDs und das Signal, das auch<br />
die anderen Bremsleuchten befeuert.<br />
Die größte Herausforderung<br />
für die Fahrzeugbauer ist<br />
das Verlegen der Kabel. Denn<br />
Im Blickfeld: Auch bei<br />
Tag ist die dritte<br />
Bremsleuchte gut<br />
sichtbar.<br />
KRONE PHARMA-TRAILER<br />
Seit Einführung der GDP-Leitlinie steigt die Nachfrage nach<br />
bereits ab Werk zertifizierten Trailern langsam an, berichtet<br />
Frank Nordhoff von Krone. Der Vorteil des qualifizierten Cool<br />
Liners Duoplex Steel liegt zum einen in der Möglichkeit, sofort<br />
mit dem Transport beginnen zu können. Zum anderen fällt<br />
der Aufpreis mit rund 2.000 Euro relativ gering aus, da das<br />
erteilte Zertifikat für die Baureihe gilt und anschließend nicht<br />
jeder Trailer individuell qualifiziert werden muss. Zusätzlich<br />
zum Pharmaserv-Zertifikat hält der Trailer ein Zertifikat der<br />
European Institute for Pharma Logistics (EIPL). Je nach Anforderung<br />
des Kunden ist der Krone Cool Liner in verschiedensten<br />
Ausstattungsvarianten lieferbar: mit 60 oder 45 Millimeter<br />
starken Seitenwänden, mit Kühlgeräten von Carrier<br />
oder Thermo King in Mono- oder Multitemp-Ausstattung, mit<br />
oder ohne Zusatzverdampfer. Optional bietet Krone für den<br />
Trailer ein Doppelstocksystem, Zurrleisten, das Ladungssicherungssystem<br />
Vario Lock, die längs verschiebbare Trennwand<br />
Krone Isowall, die einflügelige Seitentür, ein Rolltor sowie das<br />
Krone-Telematics-Paket.<br />
Raumteiler: Mit der Isowall von Krone lassen sich verschiedene<br />
Temperaturzonen im Auflieger einrichten.<br />
die Techniker müssen die dritte<br />
Bremsleuchte am oberen Rückwandrahmen<br />
laut Gesetzgeber<br />
in der Mitte positionieren,<br />
also dort, wo die Drehstangenverschlüsse<br />
normalerweise<br />
einhaken. Die Alternative zur<br />
mittigen Installation sind zwei<br />
Leuchten, die im gleichen Abstand<br />
rechts und links von der<br />
Mitte eingelassen sind.<br />
Genauso hat es Schmitz Cargobull<br />
beim neuen Kühler für<br />
Dachser umgesetzt. Die zwei<br />
zusätzlichen Bremsleuchten<br />
mit je zwölf LEDs rahmen die<br />
Drehstangenverschlüsse von<br />
rechts und links ein. Die Leitungen<br />
zu den LEDs verlaufen dabei<br />
vom Kopfrahmen kommend<br />
im Rückwandrahmen nach<br />
oben. »Beim Dachser-Fahrzeug<br />
handelt es sich um ein Einzelstück,<br />
da wir einen besonderen<br />
Rückwandrahmen verbauen<br />
mussten«, erläutert der Produktmanager<br />
für Kofferfahrzeuge<br />
bei Schmitz Cargobull<br />
Friedhelm Busch. Denn neben<br />
der Kabelführung zum oberen<br />
Ende des Rückwandrahmens<br />
mussten sich die Schmitz-Konstrukteure<br />
auch eine haltbare<br />
und wartungsfreundliche Lösung<br />
für die Befestigung der<br />
Lampen überlegen.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen<br />
lassen, besonders beim Tritt auf<br />
die Bremse. Dann erstrahlen die<br />
LED-Leisten in kräftigem Rot<br />
und signalisieren dem nachfolgenden<br />
Verkehr die Verzögerung<br />
des Sattelzugs. »Gerade<br />
wenn es eng auf der Autobahn<br />
zugeht, ist die Bremsleuchte auf<br />
fast vier Meter Höhe besser zu<br />
sehen als die beiden unteren<br />
Bremsleuchten«, betont Dachser-Mann<br />
Fünfer. Was jetzt<br />
noch fehlt, ist ein Abwägung<br />
des Gesetzgebers, ob die dritte<br />
Bremsleuchte bei Neufahrzeugen<br />
zur Grundausstattung<br />
gehören sollte. Zur Sicherheit<br />
im Straßenverkehr würde dies<br />
in jedem Fall beitragen. Dann<br />
wäre die Sicherheitsausstattung<br />
auch nicht mehr nur an Prototypen<br />
im Einsatz.<br />
Markus Braun<br />
KÖGEL<br />
Kippsattel<br />
überarbeitet<br />
Der Burtenbacher Fahrzeughersteller<br />
Kögel überarbeitet<br />
seine Kippsattelauflieger.<br />
Beim Dreiachser setzt Kögel<br />
künftig auf einen um 165 Millimeter<br />
verkürzten Radstand von<br />
insgesamt 4.435 Millimetern.<br />
Damit will das Unternehmen<br />
das Fahr- und Rangierverhalten<br />
des Aufliegers verbessern<br />
und den Druck auf die Sattelplatte<br />
erhöhen. Außerdem hat<br />
das bayrische Unternehmen den<br />
Überhang der Mulde mit Blick<br />
auf den Straßenfertigereinsatz<br />
um 170 Millimeter verlängert.<br />
Auch beim Schutz der Leitungen<br />
für Luft und Strom hat Kögel<br />
nach eigenen Angaben zugelegt.<br />
Für mehr Stabilität sorgen Rahmenverstärkungen<br />
an den Achskonsolen<br />
sowie ein verändertes<br />
Verbindungskonzept zwischen<br />
Seitenwänden und der Muldenwanne.<br />
Zudem findet sich in der<br />
Sonderausstattungsliste künftig<br />
auch eine Alternative zu dem<br />
Schiebeverdeck von Cramaro.<br />
GOLDHOFER<br />
McPherson<br />
im Trailer<br />
Goldhofer stellt Schwerlastauflieger<br />
mit einem neuen<br />
Achssystem auf die Räder. In<br />
Anlehnung an die McPherson-<br />
Achskonstruktion nennt die<br />
Memminger Fahrzeugschmiede<br />
das System MPA-Achstechnologie.<br />
Das System ist aufs<br />
wesentlich reduziert und besteht<br />
aus je einem Radträger,<br />
Federbein und Querlenker und<br />
ist laut Unternehmen das leichteste<br />
Achssystem am Markt.<br />
Maximale Einfachheit, wenige<br />
Bauteile, großer Achsausgleich,<br />
großer Lenkeinschlag<br />
und hohe zulässige Achslasten<br />
seien die weiteren Vorzüge<br />
des Systems, erklärt Volker<br />
Schmidt, Konstruktionsleiter<br />
bei Goldhofer. Die ersten beiden<br />
Auflieger mit einer Nutzlast<br />
von 58.600 Kilogramm,<br />
dem neuen Achssystem und<br />
einer maximalen Last von<br />
zwölf Tonnen je Achse sind<br />
etwa für BTB Logistik in Berlin<br />
unterwegs.
18 I FAHRZEUG UND TECHNIK <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Geben und Nehmen<br />
Fahrbericht: Mit einer variantenreichen Flotte von Verteilern<br />
deckt Daimler den Distributionsbereich ab. Dabei präsentiert<br />
sich vor allem der Atego als echter Allrounder.<br />
Lange hat es auf sich warten<br />
lassen, das erste Rendezvous<br />
mit dem runderneuerten<br />
Mercedes Atego.<br />
Während die Kunden schon<br />
seit vergangenem Jahr auf die<br />
Dienste des Euro-6-Verteiler-Lkw<br />
vertrauen dürfen, haben<br />
Journalisten ihn – gemeinsam<br />
mit seinen Brüdern Antos,<br />
Econic und Fuso Canter – jetzt<br />
erst im Ballungsgebiet um<br />
Frankfurt erproben können.<br />
Während der leichte Canter<br />
neben der städtischen Warenfeinverteilung<br />
auch Aufgaben<br />
des Handwerks erfüllt und der<br />
schwere Antos zudem im nationalen<br />
Fernverkehr gern gesehen<br />
ist, bleibt der Atego der Klassiker<br />
allein für das städtische und<br />
stadtnahe Verteilergeschäft.<br />
geboten hat. Das<br />
ab 1.200 Umdrehungen<br />
konstant<br />
verlaufende<br />
Drehmoment von<br />
750 Nm in der 177-PS-Version<br />
ermöglicht eine durchzugsstarke<br />
Fahrweise. In jeder der vier<br />
Leistungsstufen des Vierzylinders<br />
liegt das Dremomentmaximum<br />
100 Nm höher. So<br />
lässt sich einsatzgenau bis in<br />
die Zwölftonnen-Variante ein<br />
passender Antrieb auswählen.<br />
Dem Atego 818 reichen 177<br />
PS voll und ganz, um zügig unterwegs<br />
zu sein. Der Antrieb<br />
muss sich bei flotter Fahrt nur<br />
selten in höhere Drehzahlbereiche<br />
bemühen. Zwei Tonnen<br />
Nutzlast sind knapp bemessen,<br />
aber das ist das klassische Problem<br />
aller 7,5-Tonner. Wobei es<br />
beim ohnehin nicht ganz leichten<br />
Atego deutlicher zutage tritt<br />
als bei 7,5-Tonnern anderer<br />
Marken.<br />
Zum ausgeglichenen Fahrerlebnis<br />
trägt die neue Daimler-Produktpilosophie<br />
bei,<br />
selbst in diesem Fahrzeugsegment<br />
das automatisierte Powershift-Getriebe<br />
in Serie anzubieten.<br />
Im Falle des 818 ist es<br />
ein sechsstufiges automatisiertes<br />
Getriebe, das sich für den<br />
Gangwechsel verantwortlich<br />
zeichnet. Der Sprung von Stufe<br />
zu Stufe gelingt dem Getriebe<br />
so gekonnt, dass man unter<br />
normalen Bedingungen nie zum<br />
manuellen Schalteingriff per<br />
Lenkstockhebel veranlasst ist.<br />
Rundum erneuert tritt auch<br />
das Fahrwerk an. Trotz des<br />
vom Vorgänger übernommenen<br />
Rahmens darf man getrost von<br />
einem rundum neuen Lkw sprechen.<br />
Das beginnt vorne mit einer<br />
völlig neuen Lenkung, die<br />
keine Fahrbahnschläge mehr<br />
Die leichteste Version<br />
mit 7,5 Tonnen, darunter gibt<br />
es noch einen 6,5-Tonner in<br />
Feuerwehr-Spezifikation, feiert<br />
15 Jahre nach Einführung der<br />
EU-Führerscheinregelung ein<br />
fröhliches Revival. Die Zahl<br />
der Fahrer mit »altem Dreier«<br />
ist nach wie vor ausreichend,<br />
um diese Variante weiter anzubieten.<br />
Einstiegsmotorisierung für<br />
den Klassiker ist ein 155 PS<br />
starker Vierzylinder, der auch<br />
als 177-PS-Version oder als<br />
Variante mit 211 und 231 PS<br />
angeboten wird. Wie nahezu<br />
alle Komponenten im Euro-<br />
6-Atego ist auch der Antrieb<br />
eine Neuentwicklung. Mit 5,1<br />
Liter Hubraum, zwei obenliegenden<br />
Nockenwellen, Common-Rail-Hochdruckeinspritzung<br />
und Vierventiltechnik<br />
wartet der Vierzylinder auf.<br />
Und der Wachwechsel unter<br />
der Kabine macht sich nicht<br />
allein in laut Hersteller rund<br />
fünf Prozent günstigerem Verbrauch<br />
bemerkbar.<br />
Auch fahrdynamisch hat der<br />
Atego zugelegt. Aus dem Stand<br />
zieht der Vierzylinder mit einer<br />
ausgeprägten Drehfreude<br />
hoch, die das Vorgängermodell<br />
nicht immer<br />
Mit neu angelegter<br />
Hinterachse<br />
Aufwertung: Der Fahrerarbeitsplatz im Atego schließt optisch<br />
und technisch zu Antos, Actros und Co. auf.<br />
weiterleitet und trotzdem nicht<br />
überdämpft wirkt. Allein das<br />
fehlende Rückstellmoment in<br />
die Nulllage ließe sich der sehr<br />
präzisen Lenkung ankreiden.<br />
Lenkkorrekturen während der<br />
Kurvenfahrt verlangt sie ebenso<br />
wenig wie übertrieben hohe<br />
Lenkkräfte.<br />
Zum überzeugenden Gefühl<br />
am Arbeitsplatz leistet auch die<br />
neue Fahrerhausfederung einen<br />
Beitrag. An vier Punkten anstelle<br />
von ehedem dreien stützt sich<br />
das Fahrerhaus gegen den Rahmen<br />
ab. Der Effekt: ein deutlich<br />
strafferes<br />
Federungsverhalten.<br />
Das im<br />
Straßenverkehr<br />
leicht wogende<br />
Atego-Haus<br />
vergangener Tage gibt es nicht<br />
mehr. Zu guter Letzt haben die<br />
Atego-Väter auch die gelenkte<br />
Hinterachse neu konzipiert,<br />
womit sie dem Leicht-Lkw ein<br />
beispielhaftes Fahrverhalten<br />
anerzogen haben.<br />
Weniger kritisch als im<br />
7,5-Tonner ist das Basisgewicht<br />
des Zwölftonners 1224,<br />
der als Nächstes auf die Testrunde<br />
muss. Mit rund fünfeinhalb<br />
Tonnen Nutzlast schultert<br />
der »Mautkiller« fast dreimal<br />
so viel wie der leichte Bruder.<br />
Dabei trägt der Atego 1224 ein<br />
langes Hochdachfahrerhaus,<br />
das den Wohnwert zusätzlich<br />
steigert, aber auch mehr wiegt.<br />
Ablagefächer im Dachbereich<br />
und eine Ruheliege hinter den<br />
Sitzen machen den Zwölftonner<br />
langstreckentauglich. Die<br />
dafür gut ausreichenden 238<br />
PS entwickelt ein Sechszylinder,<br />
der mit dem Vierzylinder konstruktiv<br />
eng verwandt ist.<br />
Der bereits in den schweren<br />
Baureihen Antos, Arocs und<br />
Actros eingesetzte Sechszylinder<br />
tritt im Atego als 238-,<br />
272- und 299-PS-Version an.<br />
Für den Solo-Zwölftonner stellen<br />
die 238 PS und ein Drehmomentmaximum<br />
von 1.000 Nm<br />
einen jeder Fahrsituation gewachsene<br />
Motorisierung dar.<br />
Beim Aufstieg auf den Feldberg<br />
bei Frankfurt gibt sich der<br />
Atego keine Blöße. Den Sechsprozenter<br />
schaltet das automatisierte<br />
Sechsganggetriebe elegant<br />
weg, die Geräuschkulisse<br />
im Fahrerhaus bleibt dabei auf<br />
Reisebusniveau. Talwärts punktet<br />
der Lkw mit 235 Brems-PS<br />
aus der dreistufigen Motorbremse.<br />
Die Radbremsen müssen<br />
beim Abstieg vom hessischen<br />
Hügel nur noch für kurze Anpassungen<br />
benutzt werden. Die<br />
Leistung der Motorbremse ist<br />
ein wesentlicher Fortschritt im<br />
Vergleich zum Vorgänger. Auf<br />
den weiterhin als Extra angebotenen<br />
Permanent-Magnetretarder<br />
kann man folglich zumindest<br />
im Solofahrzeug verzichten.<br />
Für die leistungsstärkeren<br />
15- und 16-Tonnen-Modelle,<br />
in denen das neue Achtganggetriebe<br />
zum Einsatz kommt,<br />
darf man auf eine noch präzisere<br />
Motorbremseinsteuerung<br />
vertrauen. Das serienmäßige<br />
Angebot eines Getriebefreilaufs<br />
gehört ebenfalls zu den<br />
Highlights im Atego. Mit der<br />
DIE MOTORVARIANTEN IM NEUEN ATEGO<br />
OM 934 OM 936<br />
Hubraum 5.132 cm 3 7.698 cm 3<br />
Leistung 115 kW (156 PS) bei 2.200/min 175 kW (238 PS) bei 2.200/min<br />
130 kW (177 PS) bei 2.200/min 200 kW (272 PS) bei 2.200/min<br />
155 kW (211 PS) bei 2.200/min 220 kW (299 PS) bei 2.200/min<br />
170 kW (231 PS) bei 2.200/min<br />
max. Drehmoment 650 Nm bei 1200/min 1.000 Nm bei 1.200/min<br />
750 Nm bei 1.200/min 1.100 Nm bei 1.200/min<br />
850 Nm bei 1.200/min 1.200 Nm bei 1.200/min<br />
900 Nm bei 1.200/min<br />
Gruppenzwang: Die Frontpartie des neuen Mercedes-Benz Atego ist an die Designvorgaben für<br />
die großen Brüder Antos und Actros angelehnt.<br />
Eco-Roll-Funktion nimmt man<br />
gerade im urbanen Verteilereinsatz<br />
viel Rollschwung mit, ohne<br />
unnötig Diesel zu verbrennen.<br />
Beim leichtgewichtigen<br />
7,5-Tonner können allerdings<br />
die Fahrwiderstände abhängig<br />
von Wind und Fahrbahnoberfläche<br />
den Einsatz des spritsparenden<br />
Freilaufs unterdrücken.<br />
Einstieg leicht gemacht –<br />
mit zwei kleinen Schritten<br />
geht es auf der Beifahrerseite<br />
die Stufen hinauf durch die<br />
geöffnete Falttür in das Innere<br />
des Mercedes-Benz Econic. Dort<br />
heißt der großzügig bemessene<br />
Innenraum den Fahrer und bei<br />
Bedarf zwei Mitstreiter mit seinem<br />
aus Atego, Antos und Co.<br />
teilweise bekannten Arbeitsplatz<br />
willkommen. Vom bequemen<br />
Gestühl des Lkw aus fällt der<br />
Blick durch die Panoramaverglasung<br />
nach draußen. Dank<br />
Niederflurkonstruktion sitzen<br />
die Insassen im Econic auf Augenhöhe<br />
mit dem Fußvolk. In<br />
Kombination mit den üppigen<br />
Außenspiegeln entgeht dem<br />
Fahrer so rund ums Fahrzeug<br />
nahezu nichts.<br />
Das ist entscheidend, denn<br />
der Econic ist im Stadtverkehr<br />
zu Hause und dort oftmals im<br />
Müllsammelbetrieb im Einsatz.<br />
Passanten in Fahrzeugnähe<br />
gehören da zum Alltag.<br />
Am bevorzugten Einsatz als<br />
Müllsammelfahrzeug hat sich<br />
mit der Erneuerung des Modells<br />
wenig geändert. Deshalb<br />
findet die erste Ausfahrt auch in<br />
der Frankfurter Innenstadt mit<br />
einem Econic 2635 mit Müllpressenaufbau<br />
von Faun statt.<br />
Der vom Antos entlehnte<br />
Antriebsstrang mit dem<br />
OM936-Aggregat als Herzstück<br />
stellt sich schnell als gute<br />
Wahl für den Econic heraus. In<br />
der 350-PS-Variante mit einem<br />
maximalen Drehmoment von<br />
1.400 Newtonmetern reagiert<br />
der Motor auf die maximale<br />
Leistungsanforderung des Fahrers<br />
lebhaft. Die sechsstufige<br />
Allison-Automatik springt dabei<br />
leichtfüßig durch die Gänge,<br />
ohne die Zugkraft merklich<br />
zu unterbrechen. Im Interesse<br />
des Verbrauchs hat Mercedes<br />
die Schaltzeitpunkte der Automatik<br />
um 200 Umdrehungen<br />
gesenkt. Im Vergleich zum Vorgänger<br />
fällt das beim Vortrieb<br />
aber nicht weiter ins Gewicht,<br />
da zugleich das Drehmoment<br />
der Aggregate angewachsen ist.<br />
Eine wahre Freude ist die<br />
Wendigkeit des Econic. Dank<br />
progressiv gelenkter Nachlaufachse<br />
ist eine Umkehr auch auf<br />
kleinem Raum möglich. Etwas<br />
aufpassen muss der Fahrer<br />
dabei allerdings mit den<br />
Überhängen vorn und hinten.<br />
Dank souveräner Motorisierung<br />
und langer Rollstücke<br />
tiefenentspannt bleibt dem<br />
Fahrer so die Muße, das neue<br />
Kabineninterieur zu inspizieren.<br />
Ein Armaturenträger mit<br />
Klargrafik-Display wie im<br />
Actros, das serienmäßige Multifunktions-Lenkrad<br />
und die<br />
hochwertig anmutende Verarbeitung<br />
der pflegefreundlichen<br />
Materialien zeugen von Wertschätzung<br />
auch für den Verteilerfahrer.<br />
So lässt sich dem Atego<br />
guten Gewissens attestieren,<br />
in der variantenreichen Verteiler-Klasse<br />
mit einem rundum<br />
neuen Fahrzeug in vielen Bereichen<br />
Bestmarken zu setzen.<br />
Oliver Willms<br />
Sauberer Sammler<br />
Fahrbericht: Der Econic ist im Euro-6-<br />
Zeitalter angekommen. <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> ist<br />
den Stadt-Spezialisten gefahren.<br />
Maßgeblich verbessert hat sich<br />
mit dem Modellwechsel auch<br />
die Fahrstabilität bei höherem<br />
Tempo. So gerät der Econic<br />
kaum aus dem Geradeauslauf<br />
auf der Autobahn, Ausgleichsbewegungen<br />
mit dem Lenkrad<br />
sind nur noch selten nötig.<br />
Apropos Autobahn – für<br />
Langstreckeneinsätze wäre eine<br />
Alternative zur Allison-Automatik<br />
wünschenswert. Denn<br />
deren Abstimmung treibt den<br />
Drehzahlmesser bei Tempo 80<br />
in der größten Stufe auf rund<br />
1.800 Umdrehungen hoch.<br />
Laut Mercedes könnte aber in<br />
naher Zukunft Power Shift 3 im<br />
Econic Einzug halten. Dann wären<br />
auch Hypoidachsen anstatt<br />
der AP-Achsen in den Stadt-<br />
Lkw verfügbar. Dabei lässt sich<br />
Mercedes wohl weniger vom<br />
Müllsammelsegment motivieren,<br />
sondern vielmehr vom städtischen<br />
Verteilerverkehr, in dem<br />
das Unternehmen den Econic<br />
neben Antos und Atego auch<br />
stärker positionieren möchte.<br />
Da könnte auch der fürs Frühjahr<br />
2015 angekündigte monovalente<br />
Gasantrieb helfen. So tut<br />
Mercedes technisch einiges, um<br />
Spediteuren im Verteilerverkehr<br />
den Einstieg in die Econic-Welt<br />
leichter zu machen, zumal der<br />
Stadtprofi wohl preislich nicht<br />
so attraktiv sein wird wie seine<br />
beiden Verteiler-Brüder.<br />
Markus Braun<br />
Fotos: Daimler
<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> FAHRZEUG UND TECHNIK I 19<br />
Gas geben im Fernverkehr<br />
Foto: Huggler<br />
Erdgas-Lkw sind auf dem<br />
Vormarsch. Ihr Revier ist<br />
der Nah- und Regionalverkehr.<br />
Im Fernverkehr sind<br />
Gasfahrzeuge bisher eine eher<br />
exotische Erscheinung. Gründe<br />
sind die eingeschränkte Reichweite<br />
und das lückenhafte oder<br />
nicht für den Schwerverkehr<br />
ausgelegte Tankstellennetz.<br />
Umso ungewöhnlicher ist der<br />
Einsatz eines Gasfahrzeugs im<br />
grenzüberschreitenden Fernverkehr.<br />
Der Logistikdienstleister<br />
Transco aus Konstanz sammelt<br />
in diesem Segment seit 19. Dezember<br />
erste Erfahrungen, konkret<br />
auf Rundläufen zwischen<br />
Rapperswil-Jona<br />
in der Schweiz<br />
und Pfullendorf<br />
im Kreis Sigmaringen.<br />
Das auf drei Jahre ausgelegte<br />
Projekt erfolgt in Kooperation<br />
mit dem in der Schweiz beheimateten<br />
Sanitäranbieter Geberit.<br />
In Rapperswil-Jona am<br />
Zürichsee betreibt dieser ein<br />
Produktionswerk, in Pfullendorf<br />
ein Logistikzentrum. Das<br />
Erdgasfahrzeug, bestehend aus<br />
einem 290 PS starken Mercedes-Benz-Euro<br />
5 Econic mit einem<br />
zulässigen Gesamtgewicht<br />
von 32 Tonnen und modifizierten<br />
Megatrailern aus dem Hause<br />
Krone, ist für Geberit ein<br />
wichtiger Beitrag auf dem Weg<br />
in Richtung Nachhaltigkeit.<br />
Unter dem Titel »Nachhaltig<br />
im Quadrat« präsentiert Geberit<br />
im Geschäftsbericht 2013<br />
verschiedene Geschichten, welche<br />
die Bedeutung des Themas<br />
Nachhaltigkeit im Unternehmen<br />
unterstreichen. »Nachhaltigkeit<br />
bedeutet, dass wir in der<br />
Produktion, mit unseren Produkten,<br />
in der Beschaffung und<br />
Anpassungen bei<br />
Megatrailern nötig<br />
Alternative Antriebe: Die Spedition Transco fährt für den Sanitäranbieter Geberit<br />
mit einen Erdgas-Lkw in die Schweiz. Das erste Zwischenfazit fällt positiv aus.<br />
Logistik sowie unserem sozialen<br />
Engagement unser Ziel umsetzen,<br />
als nachhaltiges Unternehmen<br />
führend zu sein«, heißt es.<br />
Was das Gasfahrzeug angeht,<br />
ist der Sanitärspezialist<br />
überzeugt: »Er ist nicht nur<br />
ökologisch eine sinnvolle<br />
Wahl, er punktet auch in Sachen<br />
Ökonomie.« Mit dem<br />
Logistikpartner Transco zusammen<br />
hat das Unternehmen<br />
errechnet, dass der Econic gegenüber<br />
einem<br />
mit Diesel betriebenem<br />
Lkw<br />
85 Prozent weniger<br />
Partikel und<br />
98 Prozent weniger Methan<br />
ausstößt. Die Werte beziehen<br />
sich auf eine jährliche Fahrleistung<br />
von 150.000 Kilometern<br />
im Rundlauf zwischen Rapperswil-Jona<br />
und Pfullendorf.<br />
Was die Ökonomie betrifft,<br />
geht auch Transco-Fuhrparkleiter<br />
Gerhard Reger davon aus,<br />
dass sich das Fahrzeug rechnet.<br />
Gegenüber einer konventionellen<br />
Zugmaschine sei der Anschaffungspreis<br />
für den Econic<br />
deutlich höher. Auch die Anpassungen<br />
bei den Megatrailern<br />
kosteten die Firma Geld. »Dafür<br />
sind die Kosten für den Kraftstoff<br />
rund 30 Prozent niedriger<br />
als für Diesel«, sagt er.<br />
Die Anpassungen an den<br />
Trailern waren laut Reger unvermeidlich:<br />
weil der Econic mit<br />
einer Aufsattelhöhe von 1.025<br />
Millimetern nämlich etwas höher<br />
als eine Standard-Megazugmaschine<br />
baut und die Schweiz<br />
bei Höhenüberschreitungen<br />
keine Toleranz kennt. »Hinzu<br />
kommen 50 Millimeter durch<br />
den Aufliegerhals, weshalb wir<br />
das Dach um 75 Millimeter<br />
absenken mussten«, erklärt Reger.<br />
Und das nicht etwa nur bei<br />
einem Auflieger, sondern gleich<br />
bei 14. Da Transco jeden Tag<br />
30 Umläufe für Geberit fährt,<br />
musste die Spedition gleich<br />
mehrere Einheiten in der Höhe<br />
anpassen. Als Nächstes erwägt<br />
Transco den Einsatz von<br />
Windabweisern am Dach, um<br />
die Aerodynamik zu verbessern.<br />
Hier sieht Reger noch Optimierungsbedarf.<br />
Doch das will erst<br />
noch genau geplant werden.<br />
Überhaupt ist beim Einsatz<br />
des Gasfahrzeugs eine gute Planung<br />
das A und O. So sind jeden<br />
Tag vier Tankstellenstopps vorgesehen.<br />
Immerhin absolviert<br />
das Fahrzeug im Zweischichtbetrieb<br />
jeden Tag zwei Rundläufe<br />
LOGISTIK-KONGRESS<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG <strong>2014</strong><br />
27. | 28. MAI <strong>2014</strong> | LIEDERHALLE STUTTGART<br />
<br />
<br />
mit zusammen 600 Kilometern.<br />
Rund 30 Kilo Gas verbrauche<br />
das Fahrzeug derzeit auf 100<br />
Kilometer. »Geeignete Tankstellen<br />
entlang der Strecke befinden<br />
sich in Singen, Konstanz und<br />
Stockach«, sagt Transco-Mann<br />
Reger, der Herr über eine Flotte<br />
von 55 Lkw und rund 420 gezogene<br />
Einheiten ist.<br />
Die erste Zwischenbilanz des<br />
Projekts fällt sowohl für Geberit<br />
als auch für Transco positiv<br />
aus. Die Fahrer dagegen hätten<br />
die Touren mit der neuen Kabine<br />
anfänglich nicht gerade<br />
als Auszeichnung aufgefasst.<br />
Schließlich ist das Spezialgebiet<br />
des Econic eher die Entsorgung<br />
und weniger der Fernverkehr.<br />
290 PS sind für eine Tour durch<br />
die Berge auch nicht gerade<br />
üppig dimensioniert, sodass sie<br />
dort etwas langsamer unterwegs<br />
sind. Doch mittlerweile hätten<br />
sich die beiden Fahrer daran gewöhnt<br />
− und genießen offenbar<br />
auch ihre Rolle als Exoten.<br />
Matthias Rathmann<br />
FAIRE PARTNERSCHAFTEN<br />
ZWISCHEN VERLADERN<br />
UND LOGISTIKERN<br />
HOCHKARÄTIGE<br />
REFERENTEN UND<br />
DISKUSSIONSTEILNEHMER<br />
VW NUTZFAHRZEUGE<br />
Crafter kommt<br />
künftig aus Polen<br />
Der VW Crafter wird ab dem<br />
zweiten Halbjahr 2016<br />
in Polen gebaut. Volkswagen<br />
Nutzfahrzeuge errichtet dazu<br />
ein neues Werk in Wrzesnia bei<br />
Poznan. Das Fabrikgelände umfasst<br />
nach Angaben von Volkswagen<br />
220 Hektar und besteht<br />
aus Karosseriebau, Lackiererei<br />
sowie Endmontage. Der Baubeginn<br />
ist für Ende <strong>2014</strong> geplant,<br />
spätestens im vierten Quartal<br />
2016 sollen dort die ersten<br />
Fahrzeuge vom Band laufen.<br />
Laut Leif Östling, Chef von<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge,<br />
ist die Investitionsentscheidung<br />
gleichbedeutend mit einer strategischen<br />
Neuorientierung des<br />
Konzerns im Bereich der leichten<br />
Nutzfahrzeuge. »Der Crafter<br />
eignet sich hervorragend für<br />
alle Wachstumsmärkte der Welt<br />
und wird VW Nutzfahrzeuge<br />
auf dem Weg zum global agierenden<br />
Hersteller weiter voranbringen«,<br />
sagt er. Die Entscheidung<br />
für den Bau in Polen fiel<br />
laut Östling aufgrund der guten<br />
Erfahrungen bei der Produktion<br />
des VW Caddy in Poznan.<br />
RENAULT<br />
Hüllen des neuen<br />
Trafic fallen<br />
Die dritte Generation des<br />
Renault Trafic kommt<br />
im Herbst auf den Markt. Ein<br />
auffälliges Design im Stil der<br />
<strong>aktuell</strong>en Pkw-Modelle kennzeichnet<br />
das neue Modell. So<br />
haben die Designer dem Markengesicht<br />
mit langgezogenen<br />
Scheinwerfern und breiten getrennten<br />
Lufteinlässen mehr<br />
Ausdruck als zuvor verliehen.<br />
Eine steilere Windschutzscheibe<br />
als beim Vorgänger soll<br />
ein großzügigeres Raumgefühl<br />
schaffen. Der neue Trafic ist<br />
laut Hersteller in 270 Varianten<br />
erhältlich, unter anderem<br />
in zwei Höhen und zwei Längen<br />
sowie als Kastenwagen,<br />
Doppelkabine, Plattform-Fahrgestell<br />
und Minibus. Ein ebenfalls<br />
neuer Vierzylinder-Diesel<br />
mit 1,6 Liter Hubraum in<br />
verschiedenen Leistungsstufen<br />
und mit einfacher oder doppelter<br />
Turboaufladung treibt den<br />
Dreitonner an. Der Transporter<br />
soll damit laut Hersteller<br />
weniger als sechs Liter Diesel<br />
pro hundert Kilometer verbrauchen.<br />
Mit freundlicher Unterstützung von<br />
Jetzt informieren und online anmelden: www.kongress.logbw.de
20 I SICHER AUF ACHSE <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />
Auf den richtigen Weg bringen<br />
Leitsysteme: Auf der A 81 zwischen<br />
Leonberg und Mundelsheim regeln ab<br />
sofort Anzeigetafeln den Verkehr. Bis zu<br />
20 Prozent mehr Fahrzeuge könnten so<br />
stau- und unfallfrei unterwegs sein.<br />
Nicht erst die Studie zur<br />
Staubelastung der Verkehrsoptimierer<br />
von<br />
Inrix hat gezeigt, wie schwierig<br />
es um den Verkehrsfluss in der<br />
Region Stuttgart bestellt ist.<br />
Mit durchschnittlich 60 Staustunden<br />
ist die baden-württembergische<br />
Metropolregion<br />
trauriger Spitzenreiter in<br />
Deutschland. Und perspektivisch<br />
gesehen nimmt der Verkehr<br />
wohl eher weiter zu.<br />
Um dem Problem entgegenzuwirken,<br />
hat die Landesstelle<br />
für Straßentechnik jetzt eine<br />
Streckenbeeinflussungsanlage<br />
(SBA) auf der A 81 zwischen<br />
Leonberg und Mundelsheim –<br />
nördlich der Landeshauptstadt<br />
– in Betrieb genommen. Rund<br />
31 Millionen Euro wurden auf<br />
54 Kilometern verbaut (26 Kilometer<br />
je Fahrtrichtung). Etwa<br />
14 Millionen Euro entfallen direkt<br />
auf die SBA – eben der Betrag,<br />
den der Bund zugeschossen<br />
hat. 16,6 Millionen Euro<br />
hat die temporäre Seitenstreifenfreigabe<br />
einschließlich dem<br />
Umbau der Anschlussstelle<br />
Ludwigsburg-Süd gekostet.<br />
Dafür weisen jetzt insgesamt<br />
33 Anzeigetafeln auf Schilderbrücken<br />
auf <strong>aktuell</strong>e Vorkommnisse<br />
hin oder geben<br />
die gerade zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
je Fahrspur vor.<br />
Das soll dazu beitragen, dass<br />
der Verkehr besser fließt.<br />
»Der Bau eines Rings um<br />
Stuttgart wurde in den 60er-/<br />
70er-Jahren verpasst, heute<br />
ist das nicht mehr machbar«,<br />
erklärte Baden-Württembergs<br />
Verkehrsminister Winfried<br />
Hermann bei der Einweihung.<br />
Es mussten andere Lösungen<br />
her – bei rund 130.000 Fahrzeugen<br />
am Tag, wie eine Zählung<br />
aus dem Jahr 2010 ergeben<br />
hat, und bis zu 140.000<br />
Fahrzeugen pro Tag bis zum<br />
Jahr 2025. »Es ist mir ein großes<br />
Anliegen, die vorhandene<br />
Infrastruktur durch solche<br />
intelligenten Verkehrssteuerungen<br />
besser zu nutzen und<br />
Samstag, den 26. April <strong>2014</strong><br />
Frühbucherrabatt!<br />
Bei Anmeldung<br />
bis 21. März<br />
20 % sparen<br />
Kosten:<br />
Inklusive Speisen, Getränken, Tasche und Shirt<br />
39 Euro (brutto) bei Anmeldung eines Läufers,<br />
35 Euro (brutto, je Läufer) bei Anmeldung von<br />
mindestens drei Personen (Teamwertung).<br />
Partnerinnen/Partner, Familien willkommen.<br />
Einheitliche Geschwindigkeit: Die Gefahr von Unfällen und Staus steigt, wenn die einen rasen und die anderen schleichen.<br />
bei Krone<br />
6. Branchenlauf<br />
Transport/Logistik<br />
5 km 10 km Bambini-Lauf<br />
Team- und Einzelwertungen<br />
damit zur Verkehrsentlastung<br />
beizutragen«, erklärte der Minister.<br />
Letztlich dürfe man aber<br />
nicht nur die Kosten sehen.<br />
Denn der volkswirtschaftliche<br />
Nutzen sei ungleich größer. Weniger<br />
Stau und weniger Kraftstoffverbrauch<br />
sind ein Vorteil.<br />
Das Ziel sind vor allem auch<br />
weniger Unfälle.<br />
Das eigentliche Problem ist<br />
nämlich nicht nur die Menge<br />
der Fahrzeuge an sich. Kritisch<br />
wird es vor allem dann,<br />
wenn die Verkehrsteilnehmer<br />
in Werlte/Emsland<br />
Läuft Ihre Firma auch? Dann kommen Sie am 26. April ins<br />
Emsland! <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> lädt alle, die beruflich mit Transport,<br />
Logistik und Nutzfahrzeugen zu tun haben, zum sportlichen<br />
Kräftemessen ein. Die Branche trifft sich ab 11.30 Uhr beim<br />
Trailerhersteller Krone in Werlte. Als Kulisse für den Branchenlauf<br />
dient die barocke Schlossanlage Clemenswerth.<br />
Neben dem Sport erwartet Sie ein abwechslungsreiches<br />
Programm mit Live-Musik bis in den Abend.<br />
mit stark unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten unterwegs<br />
sind. »Untersuchungen haben<br />
gezeigt, dass die Fernstraßen<br />
dann den meisten Verkehr<br />
aufnehmen können, wenn die<br />
Fahrzeuge zwischen 80 und<br />
100 Stundenkilometern fahren.<br />
Schwierig wird es, wenn<br />
die einen mit 60 km/h und<br />
die andern mit 150 unterwegs<br />
sind«, sagte Hermann. Dann<br />
kommt es zu Staus und oft auch<br />
zu verheerenden Unfällen, die<br />
dann ebenfalls zum Stillstand<br />
des Verkehrs führen<br />
Die SBA soll nun dafür<br />
sorgen, dass die<br />
Fahrzeuge einigermaßen<br />
gleichmäßig<br />
schnell<br />
unterwegs sind.<br />
»Daher müssen wir auch dafür<br />
sorgen, dass die Technik gut<br />
funktioniert. Sonst wird sie von<br />
den Autofahrern nicht angenommen«,<br />
erklärte Hermann.<br />
Dafür sorgt aber nicht nur<br />
eine Menge intelligenter Technik,<br />
zu der unter anderem auch<br />
Sensoren und Videotechnik<br />
gehört. Das Herz der Anlage<br />
befindet sich in der Landesstelle<br />
für Straßentechnik. Dort<br />
arbeiten je zwei Mitarbeiter<br />
pro Schicht an dem Leitstand<br />
– drei Schichten am Tag, rund<br />
um die Uhr. Wobei dort nicht<br />
nur die Strecke zwischen Leonberg<br />
und Mundelsheim im<br />
Blick ist. So überwacht die Behörde<br />
beispielsweise auch alle<br />
Tunnel im Land, etwa auch den<br />
Engelbergtunnel wenige Kilometer<br />
weiter Richtung Süden.<br />
Der wiederum wurde mittels<br />
einer Schnittstelle in das neue<br />
Ob es funktioniert,<br />
hängt an den Fahrern<br />
DIE TECHNIK<br />
System integriert, um vor beziehungsweise<br />
nach Leonberg<br />
einen Flaschenhals in der Verkehrstelematik<br />
zu vermeiden.<br />
Vieles läuft automatisch ab,<br />
doch rückt etwa die Autobahnmeisterei<br />
aus oder kommt es<br />
zu einem Unfall, können die<br />
Mitarbeiter auch manuell in<br />
das Geschehen eingreifen und<br />
die vom System vorgegebenen<br />
Empfehlungen sprichwörtlich<br />
überschreiben.<br />
Dieser ganze Aufwand wurde<br />
natürlich nicht aus dem<br />
Bauch heraus getätigt. Studien<br />
haben gezeigt, dass es auf Strecken<br />
mit SBA zu<br />
weniger Unfällen<br />
kommt, der Verkehr<br />
rollt allgemein<br />
flüssiger.<br />
Oder anders ausgedrückt: Die<br />
entsprechende Strecke kann<br />
zwischen fünf und zehn Prozent<br />
mehr Verkehrsaufkommen<br />
bewältigen. Das zeigt die<br />
Studie »Telematik im Verkehr<br />
– Kollektive Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />
auf Bundesfernstraßen«<br />
vom Bundesverkehrsministerium.<br />
Während der<br />
Einweihung der SBA war sogar<br />
von bis zu 20 Prozent die Rede.<br />
In Anbetracht der Entwicklung<br />
auf den Straßen macht die<br />
Anlage also Sinn. Schließlich<br />
soll das Pkw-Aufkommen bis<br />
zum Jahr 2025 voraussichtlich<br />
um 15 Prozent steigen. Beim<br />
Lkw-Verkehr, so wurde bei der<br />
Einweihung gesagt, gehen die<br />
Verantwortlichen sogar von einem<br />
Plus von 80 Prozent in den<br />
nächsten Jahren aus. Wenn das<br />
keine Perspektive ist.<br />
Carsten Nallinger<br />
Eine Streckenbeeinflussungsanlage (SBA) dient der Stabilisierung<br />
des Verkehrsflusses an einer knotenfreien Strecke.<br />
Sie beinhaltet Anlagen zum Angleichen der Geschwindigkeit,<br />
sogenannte Wechselverkehrszeichen. Des Weiteren geht es<br />
aber auch um die Freigabe beziehungsweise um das Sperren<br />
einzelner Fahrstreifen. Zudem ist es aber auch möglich,<br />
die Fahrstreifen bestimmten Fahrzeugtypen zuzuweisen, also<br />
etwa eine Bus- oder Lkw-Spur anzuzeigen.<br />
Fotos: Nallinger<br />
Bei Fragen zum Lauf oder Sponsoring<br />
Kontakt: Melanie Kura, Telefon 07 11/7 84 98-13,<br />
E-Mail: melanie.kura@etmevents.de<br />
Iris Rocktaeschel, Telefon 07 11/7 84 98-40,<br />
E-Mail: iris.rocktaeschel@etm-verlag.de<br />
Weitere Informationen/Anmeldung unter www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de/laeuft<br />
Fehler vermeiden: In der Landesstelle für Straßentechnik können<br />
die Mitarbeiter bei Bedarf in die Anzeige eingreifen.