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trans aktuell 08 2014

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Ab Seite 16: Trends bei Anhängern und Aufbauten<br />

DIE ZEITUNG FÜR TRANSPORT, VERKEHR UND MANAGEMENT<br />

Nr. 8 · 4. April <strong>2014</strong> www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de 6035 Euro 2,90<br />

Finanzierung: Maut auf<br />

allen Straßen und für alle<br />

Fahrzeuge? Spediteur<br />

Roland Rüdinger ist bereit,<br />

seinen Beitrag zu leisten.<br />

Seite 4<br />

Handel: Mit dem Konsumverhalten ändern sich<br />

die Anforderungen an die Logistik. Seite 10<br />

Fahrbericht: <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />

war mit dem neuen<br />

Mercedes-Benz Atego auf<br />

Tour in der Frankfurter<br />

Innenstadt.<br />

Seite 18<br />

MINDESTLOHN<br />

Kontrolle im Lkw<br />

nicht geregelt<br />

Von 2015 an soll der gesetzliche<br />

Mindestlohn von 8,50 Euro gelten.<br />

Auch osteuropäische Unternehmen<br />

müssen ihn bezahlen, wenn sie<br />

in Deutschland tätig werden, etwa im<br />

Rahmen von Kabotage-Fahrten. Darauf<br />

weist zum Beispiel die Gewerkschaft<br />

Verdi hin. Doch wer soll das<br />

kontrollieren? Das Bundesamt für Güterverkehr<br />

(BAG) erklärt gegenüber<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>, dass das<br />

Güterkraftverkehrsgesetz<br />

die<br />

Kontrolle des Mindestlohns als Aufgabe<br />

des BAG bislang nicht vorsieht. Auch<br />

das Bundesministerium für Arbeit und<br />

Soziales kann keine Antwort geben. Es<br />

verweist auf den neuen Gesetzentwurf<br />

zum Mindestlohn. Über ihn wollte das<br />

Kabinett am 2. April entscheiden. Wie<br />

bisher bekannt wurde, will sich Ministerin<br />

Andrea Nahles (SPD) für Ausnahmen<br />

für Minderjährige und Langzeitarbeitslose<br />

stark machen.<br />

Gefahr fürs Gewerbe<br />

Sie sind überall – auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Freihafens in<br />

Hamburg, an den Lägern großer<br />

Logistikdienstleister oder vor dem<br />

Hofladen eines 2.500-Seelen-Dorfs<br />

am Fuß der Schwäbischen Alb. Und<br />

natürlich auf allen wichtigen Magistralen<br />

Deutschlands. Die Rede ist von<br />

osteuropäischen Kleinlastern, die in<br />

Deutschland stark auf dem Vormarsch<br />

sind, wie auch das Bundesamt für Güterverkehr<br />

bestätigt (siehe dazu <strong>trans</strong><br />

<strong>aktuell</strong> 7/<strong>2014</strong>). Besonderes Merkmal<br />

der Transporter ist die Dachschlafkabine,<br />

auch bekannt als Topsleeper.<br />

Die Betreiber dieser Kleinlaster mischen<br />

den Markt auf und erhöhen den<br />

Druck auf das Gewerbe. Die Transporte<br />

seien »unverschämt billig«, ist aus<br />

der Branche zu hören. Dem Vernehmen<br />

nach kostet der Lastkilometer 70 bis 80<br />

Cent. Bei Teilladungen können deutsche<br />

Speditionen, die es gewohnt<br />

sind, Waren umzuschlagen und zu<br />

bündeln, nicht mehr mithalten.<br />

Beunruhigend ist die Zunahme<br />

der 3,5-Tonner auch aus einem<br />

anderen Grund: »Beängstigend<br />

ist diese Entwicklung auch wegen<br />

des großen Gefahrenpotenzials<br />

auf der Straße, was mit einer<br />

Image-Schädigung für unser Gewerbe<br />

verbunden ist«, erklärt Spediteur<br />

Karlhubert Dischinger aus Kirchhofen,<br />

Präsident des Verbands Spedition und<br />

Logistik Baden-Württemberg (VSL).<br />

Wettbewerb: Das Segment der Teilpartien haben sie bereits angegriffen.<br />

Nehmen sie sich als Nächstes den Sammelgutbereich vor? Mit den<br />

Frachtpreisen der osteuropäischen Kleinlaster kann keiner mithalten.<br />

Am stärksten unter der Konkurrenz<br />

zu leiden hat der Bereich der Teilpartien,<br />

ist zu hören. »Die Klasse der<br />

Teilladungsspedition wird gerade vom<br />

Polen-Sprinter zerlegt«, sagt Spediteur<br />

Roland Rüdinger aus Krautheim. Er ist<br />

selbst in diesem Segment tätig und konzentriert<br />

sich daher auf schwereres und<br />

sperrigeres Transportgut, das sich nicht<br />

zur Beförderung im Kleinlaster eignet.<br />

Sonst wäre er nach eigener Darstellung<br />

chancenlos. »Jeder, der sperrige Produkte<br />

mit zwei oder drei Lademetern<br />

hat, verschickt sie innerdeutsch oder<br />

innerhalb von Europa inzwischen mit<br />

dem Polen-Sprinter.«<br />

Michael Craiss, Chef des Volumenspediteurs<br />

Craiss aus Mühlacker, bestätigt,<br />

dass diese Fahrzeuggattung im<br />

Teilladungsmarkt bereits Fuß gefasst<br />

hat. Nicht der Erstverlader, sondern der<br />

Spediteur stehe hinter den Aufträgen.<br />

»Nach meiner Auffassung<br />

hüpfen diese<br />

Fahrzeuge<br />

über die Transportbörsen<br />

auf dem innerdeutschen<br />

Teilladungsmarkt herum – von deutschen<br />

Speditionen beauftragt«, sagt er.<br />

Rüdinger äußert die Vermutung,<br />

dass es die Betreiber der Kleinlaster<br />

nicht bei den Teilpartien bewenden<br />

lassen. »Als Nächstes wird die Sammelgutspedition<br />

torpediert«, sagt er voraus.<br />

Noch zeigen sich die Stückgut-Kooperationen<br />

aber entspannt. »Aus dem<br />

Teilladungsbereich sind diese Sprinter<br />

bekannt, im Stückgutbereich scheinen<br />

sie bislang kein Thema zu sein«,<br />

heißt es von der Kooperation Cargoline.<br />

»Unsere Partner greifen nicht auf<br />

die osteuropäischen Sprinter zurück,<br />

denn unsere Kunden erwarten einen<br />

gewissen Qualitätsstandard und eine<br />

seriöse Leistungserbringung«, sagt der<br />

stellvertretende Geschäftsführer Bernd<br />

Höppner. »Auf osteuropäische Flottenverbände<br />

zu setzen, kann für Cargoline<br />

daher keine Option sein.«<br />

Empfänglicher<br />

PL<br />

für<br />

diese Flottenverbände<br />

ist,<br />

wer nur auf den Preis schielt − oder<br />

es besonders eilig hat. Die osteuropäischen<br />

Kleinlaster sind sofort zur Stelle.<br />

Rüdinger spricht von der am schnellsten<br />

verfügbaren Fahrzeugkategorie.<br />

»Sie bekommen ihn deutschlandweit<br />

innerhalb von einer Stunde«, sagt er.<br />

Die Unternehmer dahinter seien gut<br />

organisiert. »Wenn die Behörden einen<br />

Polen-Sprinter stilllegen, kommt<br />

innerhalb von einer halben Stunde der<br />

nächste.« Rüdinger berichtet von einer<br />

Firma, die mit den Transportern bis zu<br />

1.500 Kilometer am Tag fährt. Um 17<br />

Uhr im Süden bestellt, sei das Fahrzeug<br />

um 18 Uhr zur Stelle und morgens um<br />

6 beim Kunden in Schleswig-Holstein.<br />

Zwar müssen sich auch die Fahrer<br />

der Ost-Transporter an die Lenk- und<br />

Ruhezeiten halten. Doch wo kein Digitacho<br />

verbaut ist, reicht zwischen 2,8<br />

und 3,5 Tonnen eine Aufzeichnungspflicht.<br />

Unter 3,5 Tonnen greift kein<br />

Güterkraftverkehrsgesetz. Es braucht<br />

keine Genehmigung, keinen Lkw-Führerschein<br />

oder Schulungen. Auch mit<br />

Kabotage, Maut und Sonntagsfahrverbot<br />

müssen sich die Wettbewerber<br />

nicht beschäftigen.<br />

Was die Sicherheit angeht,<br />

gab es Anfang März einen tödlichen<br />

Unfall auf der A 9, als<br />

ein ungarischer Kleinlaster mit<br />

Top sleeper bei Allershausen auf<br />

einen Sattelzug fuhr. Die Polizei<br />

schaut genauer hin: »Bei den<br />

Kleinlastern verzeichnen wir die<br />

typischen Delikte wie Überladungen,<br />

unzureichende Ladungssicherung und<br />

technische Mängel an den Fahrzeugen<br />

sowie bei den Fahrern fehlende oder<br />

unvollständige Lenkzeitnachweise«,<br />

sagt Polizei-Oberkommissar Thomas<br />

Simonis. Ende März rückten brandenburgische<br />

und sachsen-anhaltinische<br />

Einsatzkräfte zur gemeinsamen Kontrolle<br />

aus. Besonders im Fokus waren<br />

Auto- und Klein<strong>trans</strong>porter. Die Bilanz<br />

nach überprüften 790 Fahrzeugen und<br />

918 Personen: sieben Straftaten, 80<br />

Ordnungswidrigkeiten und ein Verstoß<br />

gegen das Ausländerrecht. Die Branche<br />

ist nicht grundlos alarmiert.<br />

Matthias Rathmann<br />

Fotos: Rathmann, Roller, Gutmann


2 I IN LETZTER MINUTE<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

ZUR SACHE<br />

Matthias<br />

Rathmann<br />

Vertrauen in die<br />

Maut erschüttert<br />

Die Spatzen pfiffen es schon<br />

von den Dächern. Nun ist es<br />

amtlich: Die Mautsätze sind zu<br />

hoch. Da konnten die Autoren<br />

des neuen Wegekostengutachtens<br />

rechnen, so viel sie wollten.<br />

Selbst wenn Lkw künftig<br />

zusätzlich für Luftverschmutzung<br />

und Lärmbelastung zur<br />

Kasse gebeten werden, sind<br />

die derzeitigen Mautsätze nicht<br />

zu halten. Damit dürfte klar sein,<br />

warum das Gutachten so lange<br />

auf sich warten ließ. Keiner will<br />

diese für die Bundesregierung<br />

unangenehme Wahrheit gerne<br />

verkünden. Respekt also vor<br />

der Entscheidung des neuen<br />

Verkehrsministers Alexander<br />

Dobrindt, das zu tun.<br />

Ob sich das Gewerbe wirklich<br />

über die angekündigte Mautsenkung<br />

freuen wird, darf jedoch<br />

bezweifelt werden. Denn nach<br />

großen Preissenkungen bleibt<br />

meist ein schaler Beigeschmack.<br />

Ein Konsument muss immer davon<br />

ausgehen, dass er davor zu<br />

viel bezahlt hat, und fühlt sich<br />

betrogen. Der Bundesverband<br />

Güterkraftverkehr, Logistik und<br />

Entsorgung hat schon lange die<br />

Rechtmäßigkeit der Mauthöhe<br />

infrage gestellt und den Klageweg<br />

beschritten. Insofern wird<br />

zu erwarten sein, dass das Gros<br />

der Transporteure die in der Vergangenheit<br />

zu viel entrichtete<br />

Maut zurückfordern wird.<br />

Das dürfte den Handlungsspielraum<br />

der politischen Akteure<br />

beim Weiterentwickeln<br />

der Nutzerfinanzierung deutlich<br />

schmälern. Ob sich vor diesem<br />

Hintergrund eine Ausweitung<br />

auf weitere Bundesstraßen oder<br />

eine Mautsenkung auf kleinere<br />

Lkw durchsetzen lässt, ist fraglich.<br />

Kurzfristig jedenfalls nicht.<br />

Erst muss verloren gegangenes<br />

Vertrauen aufgebaut und dazu<br />

das Gewerbe in alle Entscheidungen<br />

einbezogen werden.<br />

STAPELFELDT SPEDITION<br />

Vorstoß zum<br />

»Fair Transport«<br />

Die Konkurrenz der osteuropäischen<br />

Frachtführer in<br />

den Vor- und Nachläufen zum<br />

Kombinierten Verkehr und zu<br />

den Seehäfen wird immer größer.<br />

Um sich von der Niedriglohnkonkurrenz<br />

abzugrenzen,<br />

konzentriert sich Containerspediteur<br />

Hans Stapelfeldt aus<br />

Hamburg auf höherwertige<br />

Dienstleistungen. Und er wirbt<br />

dafür, diesen Qualitätsgedanken<br />

stärker herauszustellen.<br />

Dem Unternehmer schwebt der<br />

Slogan »Fair Transport« vor.<br />

Er soll Kunden signalisieren,<br />

dass die Firma zum Beispiel<br />

Tariflöhne bezahlt und sich an<br />

die Lenk- und Ruhezeiten hält.<br />

Dafür müsse der Auftraggeber<br />

aber ähnlich wie bei Fair-Trade-Lebensmitteln<br />

auch einen<br />

kleinen Aufschlag bezahlen.<br />

GEFCO<br />

Umsatzplus von<br />

elf Prozent<br />

Die französische Gefco-Gruppe<br />

hat 2013 ihren<br />

Umsatz um elf Prozent auf vier<br />

Milliarden Euro verbessert und<br />

das Nettoergebnis um 28 Prozent<br />

auf 55 Millionen gesteigert.<br />

Der Logistikkonzern hat<br />

inzwischen 37 Landesgesellschaften<br />

und gehört seit Ende<br />

2012 zu 75 Prozent der Russischen<br />

Eisenbahn (RZD). Für<br />

die Zukunft setzt die Gruppe<br />

unter anderem auf eine Diversifizierung<br />

des Kundenportfolios<br />

und strebt bis 2020 einen<br />

Umsatz von acht Milliarden<br />

Euro an.<br />

KNORR-BREMSE<br />

Neues Werk in<br />

Kecskemét<br />

Der<br />

Bremsenhersteller<br />

Knorr-Bremse hat sein<br />

neues Werk und Entwicklungszentrum<br />

im ungarischen<br />

Kecskemét eröffnet. Laut Unternehmensangaben<br />

hat der<br />

Neubau 20 Millionen Euro<br />

gekostet und befindet sich nur<br />

einen Kilometer vom alten<br />

Standort entfernt.<br />

In die Offensive<br />

Bilanz: Bahn-Chef Rüdiger Grube blickt optimistisch ins<br />

laufende Jahr. Für 2013 musste er aber deutliche Rückgänge<br />

in der Logistik sowie im Schienengüterverkehr melden.<br />

Zuversicht für <strong>2014</strong>: Bahn-Chef Grube peilt einen um zwei Milliarden Euro höheren Umsatz an.<br />

Das Hochwasser im Frühjahr<br />

und eine angespannte<br />

wirtschaftliche Lage<br />

im Bereich Transport/Logistik<br />

haben der Deutschen Bahn im<br />

vergangenen Geschäftsjahr einen<br />

Strich durch die Rechnung<br />

gemacht. »In der Dimension<br />

Ökonomie haben wir unsere<br />

Ziele nicht in vollem Umfang<br />

erreicht«, erklärte Vorstandschef<br />

Dr. Rüdiger Grube vorige<br />

Woche bei der Bilanzvorlage<br />

in Frankfurt. Der Umsatz ging<br />

um ein halbes Prozent auf 39,1<br />

Milliarden Euro zurück, das Ergebnis<br />

gar um 17,4 Prozent auf<br />

2,2 Milliarden Euro.<br />

Zufrieden zeigte sich Grube<br />

dagegen mit Blick auf die beiden<br />

anderen Dimensionen der<br />

Strategie »DB 2020« − nämlich<br />

Soziales und Ökologie. So seien<br />

mehr als 11.000 neue Mitarbeiter<br />

und rund 4.000 weitere<br />

Auszubildende zum Unternehmen<br />

dazugekommen. Insgesamt<br />

beschäftigte der Konzern<br />

2013 weltweit rund 296.000<br />

Mitarbeiter in Vollzeit. Was<br />

die Ökologie angeht, sei das<br />

erst für 2020 angestrebte Ziel<br />

erreicht worden, den Anteil<br />

der erneuerbaren Energien am<br />

Bahnstrommix auf 35 Prozent<br />

zu steigern.<br />

Gerade die Logistiksparte<br />

blieb voriges Jahr deutlich unter<br />

den Erwartungen. DB Schenker<br />

Logistics musste einen Rückgang<br />

von 530 Millionen Euro<br />

hinnehmen. Grund sind Währungseffekte<br />

sowie rückläufige<br />

Volumina in der Luft- und Seefracht.<br />

Dort gab es ein Minus<br />

um 0,3 und 0,7 Prozent auf<br />

1,1 Millionen Tonnen exportierte<br />

Sendungen beziehungsweise<br />

1,9 Millionen versendete<br />

20-Fuß-Container. Im europäischen<br />

Landverkehr erzielte DB<br />

Schenker ein leichtes Plus von<br />

0,2 Prozent auf 95,5 Millionen<br />

Sendungen. Die Kontraktlogistik<br />

legte am stärksten zu.<br />

Sie wuchs um 5,2 Prozent und<br />

setzte 1,8 Milliarden Euro um.<br />

Wie die Luft- und Seefracht<br />

musste auch die Schienengütersparte<br />

DB Schenker Rail<br />

Rückgänge verschmerzen: Der<br />

Umsatz sank um 100 Millionen<br />

Euro, die Leistung um 1,5 Prozent.<br />

»Die schwache Marktentwicklung<br />

und das Hochwasser<br />

haben dem Schienengüterverkehr<br />

im vergangenen Jahr zugesetzt«,<br />

bilanzierte Grube. Die<br />

Bewältigung des Hochwassers<br />

belastete das Unternehmen mit<br />

200 Millionen Euro.<br />

Der Bahn-Chef geht davon<br />

aus, dass sich die Rahmenbedingungen<br />

im laufenden Jahr<br />

− in dem das Unternehmen das<br />

Jubiläum 20 Jahre Bahnreform<br />

feiert − verbessern werden.<br />

»Wir setzen alles in Bewegung,<br />

um die geplanten Umsätze und<br />

Gewinne einzufahren«, kündigte<br />

Grube an. Konkret sind laut<br />

Finanzvorstand Dr. Richard<br />

Lutz ein um rund zwei Milliarden<br />

Euro höherer Umsatz<br />

und ein Ergebnis auf Vorjahresniveau<br />

geplant. Wachstumsimpulse<br />

sieht er vor allem im<br />

Personen-, im Schienenverkehr<br />

und in der Logistik.<br />

»Die Devise für <strong>2014</strong> heißt:<br />

Wir krempeln weiter unsere<br />

Ärmel hoch und gehen in die<br />

Offensive«, betonte Grube.<br />

Die Strategie DB 2020 bilde<br />

für sein Unternehmen auch<br />

weiterhin die Marschroute.<br />

Mit ihr verbunden sind die<br />

Ziele, profitabler Marktführer,<br />

Top-Arbeitgeber und Umwelt-Vorreiter<br />

zu sein. »Wir<br />

verfolgen auch in schwierigen<br />

Zeiten unsere Strategie<br />

DB 2020 für einen nachhaltigen<br />

Unternehmenserfolg,<br />

das bleibt auch für <strong>2014</strong> ein<br />

Kraftakt«, sagte Grube.<br />

Matthias Rathmann<br />

Foto: DB AG/Darchinger<br />

SEIFERT LOGISTICS<br />

Neuer Standort<br />

in Stockstadt<br />

Seifert Logistics aus Ulm<br />

will nach eigenen Angaben<br />

seine Geschäfte in Osteuropa<br />

und den GUS-Staaten verstärken.<br />

Dazu hat das Familienunternehmen<br />

erst jüngst den<br />

Hauptstandort in Kattowitz<br />

(Polen) ausgebaut und jetzt in<br />

Stockstadt bei Aschaffenburg<br />

einen neuen Servicestandort<br />

in Betrieb genommen. Geleitet<br />

wird der Standort von Roland<br />

Gerlach (48), der neuer Bereichsleiter<br />

International bei<br />

dem Logistiker ist. Zu seinen<br />

Aufgaben gehören nach Unternehmensangaben<br />

die internationale<br />

Logistikplanung und<br />

Services für die Auslandslogistik<br />

der Seifert Logistics Gruppe.<br />

23 Jahre lang arbeitete<br />

Gerlach für europäische Papierhersteller,<br />

zuletzt als Leiter<br />

Logistik Operation bei einem<br />

der Größten der Branche. Der<br />

neue Standort befindet sich auf<br />

dem Gelände einer Spedition,<br />

laut Seifert können die dortigen<br />

Lager- und Umschlagflächen<br />

auch für Seifert-Kunden<br />

genutzt werden.<br />

VTL<br />

Drei Prozent<br />

mehr Sendungen<br />

Die Stückgutkooperation<br />

VTL hat im vergangenen<br />

Jahr 1,44 Millionen Sendungen<br />

<strong>trans</strong>portiert. Das waren<br />

etwa drei Prozent mehr als<br />

2012. Der Umsatz stieg gegenüber<br />

dem Vorjahr ebenfalls an:<br />

von 57 auf 59 Millionen Euro.<br />

Gleichzeitig erweiterte die VTL<br />

ihr Netzwerk um sieben nationale<br />

und drei internationale<br />

(Estland, Slowenien, Türkei)<br />

Partner. Nach Angaben der<br />

Kooperation wuchs seit 2006<br />

die Zahl der <strong>trans</strong>portierten<br />

Sendungen insgesamt um 97<br />

Prozent, der Umsatz konnte gar<br />

um 126 Prozent gesteigert werden.<br />

Künftig will sich die Stückgutkooperation<br />

stärker für eine<br />

nachhaltige Logistik einsetzen.<br />

Unter anderem plant VTL eigenen<br />

Angaben zufolge die Einführung<br />

eines CO 2<br />

-Tools, mit<br />

dem sich Emissionen einzelner<br />

Sendungen automatisiert ermitteln<br />

lassen.<br />

INHALT<br />

POLITIK UND WIRTSCHAFT<br />

Ausblick: Gute Zeiten für Transporteure – eine neue<br />

Prognose erwartet Zuwächse bei Aufkommen und Leistung. 8<br />

SPEDITION UND LOGISTIK<br />

Hafen: Zur Bewältigung des Hamburger Containerstaus<br />

sucht Spediteur Stapelfeldt den Schulterschluss mit anderen. 9<br />

MANAGEMENT<br />

Personal: Mehr Flexibilität, weniger Stress – wie<br />

Unternehmen ihre Mitarbeiter bis zur Rente fit halten. 12<br />

KÖPFE UND KARRIEREN<br />

Porträt: Dr. Diana Kisro-Warnecke überzeugt als<br />

neue Verbandschefin des Verkehrsgewerbes Niedersachsen.13<br />

RECHT PRAKTISCH<br />

Urteil: Kleiner Erfolg für Frachtführer – wer an der<br />

Rampe lange warten muss, kann ein Standgeld erheben. 14<br />

KOMMUNIKATION<br />

Vision: Eine neue Cloud-Lösung könnte vorhandene<br />

Daten verknüpfen – mit Folgen für Verkehr und Mobilität. 15<br />

FAHRZEUG UND TECHNIK<br />

Praxis: Transco fährt für Geberit Sanitärbedarf<br />

in die Schweiz. Dafür nutzt die Spedition einen Gas-Lkw. 19<br />

SICHER AUF ACHSE<br />

Verkehr: Weniger Staus und Unfälle – Anzeigetafeln<br />

sollen auf der A 81 den Verkehrsfluss deutlich verbessern. 20<br />

ANZEIGENMARKT 21<br />

Keine Gegenliebe<br />

Der schwedische Pensionsfonds AMF hat das Angebot von<br />

Volkswagen zur Scania-Übernahme als zu niedrig zurückgewiesen.<br />

Zwar hält AMF lediglich 0,83 Prozent der Anteile<br />

– es ist aber der erste bedeutende Investor, der sich gegen<br />

die Offerte aus Wolfsburg ausspricht. VW hatte 200 Schwedische<br />

Kronen pro Aktie angeboten, was etwa 22,26 Euro entspricht. Laut<br />

AMF-Aktionärsvertreter Anders Oscarsson spiegelt das VW-Angebot<br />

aber nicht den tatsächlichen Wert von Scania wider. VW wiederum<br />

würde der Deal rund sieben Milliarden Euro kosten. Mitte März<br />

hatte der unabhängige Teil des Scania-Verwaltungsrates den Aktionären<br />

ebenfalls empfohlen, das Angebot der Konzernmutter auszuschlagen.<br />

Und dies trotz eines Aufschlags auf den jüngsten Durchschnittskurs von<br />

rund 50 Prozent. Die Wolfsburger haben bereits angekündigt, das Angebot<br />

nicht nachbessern zu wollen. Zumal sich bereits Mehrheitsaktionäre wie die<br />

Swedbank und der Fonds Nordea für die Offerte ausgesprochen hätten. VW hält<br />

bereits rund 63 Prozent der Anteile von Scania. Durch die Komplettübernahme will<br />

der Konzern weitere Synergien im Lkw-Bereich heben – etwa durch einen gemeinsamen<br />

Einkauf mit der Nutzfahrzeugtochter MAN.<br />

cn<br />

Impressum<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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(wil)<br />

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Nr. 22, 2013<br />

Gerichtsstand Stuttgart


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> DIE SEITE DREI I 3<br />

Kilometer 0 | B |<br />

Antwerpen-Berchem<br />

Kilometer 14 | B | Lier<br />

Kilometer 16 | B | Lier,<br />

Abzweig Nazareth<br />

Kilometer 32 | B |<br />

Herentals<br />

Kilometer 45 | B | Geel<br />

Kilometer 54 | B | Mol<br />

Kilometer 68 | B |<br />

Lommel<br />

Kilometer 77 | B |<br />

Neerpelt<br />

Kilometer 85 | NL |<br />

Budel<br />

Kilometer 95 | NL |<br />

Weert<br />

Kilometer 112 | NL |<br />

Haelen<br />

Kilometer 120 | NL |<br />

Roermond<br />

Kilometer 126 | NL |<br />

Herkenbosch<br />

Kilometer 136 | NL |<br />

Dalheim<br />

Der Eiserne Rhein soll’s richten<br />

Antwerpen als belgischer<br />

Heimathafen für<br />

Deutschland – so wirbt<br />

der deutsche Hafenvertreter<br />

Antwerpens, Dr. Dieter Lindenblatt.<br />

Und auch Mark van Peel,<br />

Vorsitzender des Verwaltungsrats<br />

der Hafengesellschaft, wird<br />

nicht müde zu betonen, welche<br />

Möglichkeiten der Standort<br />

bietet. Der größte Hafen Belgiens<br />

wirbt in einer Charme-<br />

Offensive um deutsche Unternehmen.<br />

Speziell für deutsche Kunden<br />

hat der kommunale Hafenbetrieb<br />

Antwerpen erst im März<br />

zusätzlich zu Dr. Dieter Lindenblatt<br />

zwei weitere Hafenvertreter<br />

vor allem für Nordrhein-<br />

Westfalen eingestellt – Robert<br />

Giraud (Kundenbetreuer für<br />

deutsche Unternehmen) und<br />

Hans Königs (Strategie und<br />

politische Kontakte). Denn der<br />

Hafen hat Großes vor: Lag der<br />

Anteil Deutschlands am Seegüterverkehr<br />

mit Ausgangspunkt<br />

Antwerpen 2010 noch knapp<br />

bei 35 Millionen Tonnen, wäre<br />

nach Ansicht des Hafenbetreibers<br />

bis 2030 eine Steigerung<br />

auf 60 Millionen Tonnen möglich<br />

– vorausgesetzt, die Eisenbahn-Infrastruktur<br />

werde verbessert.<br />

Damit zeigt sich der<br />

Hafen deutlich optimistischer<br />

als die Güterverkehrsprognose,<br />

die in der Seeverkehrsprognose<br />

von einem Anteil von 20 Millionen<br />

Tonnen ausgehend ein<br />

Wachstum auf etwas mehr als<br />

40 Millionen Tonnen erwartet.<br />

Viel zu bieten hat der Standort<br />

allemal. Auch wenn er 80<br />

Kilometer landeinwärts gelegen<br />

ist, verbucht allein der Containerhafen<br />

eine Gütermenge von<br />

14 Millionen TEU im Jahr,<br />

selbst die ultragroßen Containerschiffe<br />

bis 18.000 TEU<br />

können dank eines neuen Containerterminals<br />

ohne Schleuse<br />

einlaufen. Im Visier ist auch die<br />

neue Reeder-Großallianz P3<br />

(Maersk Line, MSC und CMA<br />

CGM), die noch das Okay der<br />

Kartellbehörden braucht, dem<br />

Hafen Antwerpen aber laut<br />

Eddy Bruyninckx, Vorstandsvorsitzender<br />

der Hafengesellschaft,<br />

schon eine Zusage gegeben<br />

hat.<br />

Traditionell stark ist der<br />

Hafen auch im Stückgutumschlag<br />

sowie als Standort für<br />

die Öl- und Petrochemie: »Wir<br />

haben zahlreiche Möglichkeiten<br />

rund um die Logistik und<br />

bieten mehr Lagerfläche als die<br />

anderen europäischen Häfen«,<br />

sagt van Peel. Die Attraktivität<br />

steigern auch neue Infrastrukturprojekte<br />

(siehe Kasten), in<br />

die der Hafen und die flämische<br />

Regierung bis 2025 insgesamt<br />

1,6 Milliarden Euro investieren<br />

wollen.<br />

Bis 2035, so die Prognose<br />

des Hafens, werde Antwerpen<br />

insgesamt 325 Millionen Tonnen<br />

handeln. 190 Millionen<br />

Tonnen waren es im vergangenen<br />

Jahr, ein Rekordwert.<br />

40 Seeschiffe laufen den Hafen<br />

jeden Tag an. Den Hinterlandverkehr<br />

wickeln zum<br />

großen Teil Binnenschiffe ab<br />

– 35 Prozent macht ihr Anteil<br />

derzeit aus, im Containerbereich<br />

sogar 40 Prozent.<br />

Hinterland: Der Hafen Antwerpen wirbt um deutsche Unternehmen. Neue<br />

Infrastrukturmaßnahmen sorgen zudem für mehr Effizienz. Für das zukünftige<br />

Wachstum soll auch die Schienenanbindung verbessert werden.<br />

Wachstum fest eingplant: Mit einem Gesamtumschlag von 190 Millionen Tonnen ist Antwerpen der zweitgrößte Hafen Europas.<br />

Im Verkehr mit Deutschland<br />

werden aufgrund der günstigen<br />

Rheinanbindung sogar 50<br />

Prozent auf der Wasserstraße<br />

<strong>trans</strong>portiert.<br />

Allein der Schienenanteil<br />

am Transportvolumen zum<br />

und aus dem Hafen liegt bei<br />

nur zehn Prozent – ein Wert,<br />

den der Hafen bis 2030 auf<br />

mindestens 15 Prozent steigern<br />

will. Um die Hinterlandverkehre<br />

zu verbessern, hat der<br />

Hafenbetrieb Antwerpen nicht<br />

nur <strong>aktuell</strong> eine neue Internetplattform<br />

erstellt (www.portofantwerp.en.connectivity),<br />

auf<br />

der Spediteure wie Verlader die<br />

schnellste und kostengünstigste<br />

Verbindung nach Antwerpen<br />

suchen können.<br />

Großprojekt Schleuse: mehr<br />

Volumen im Waaslandhaven.<br />

Im Rahmen einer Hinterlandinitiative<br />

haben die Belgier<br />

bereits im Sommer vergangenen<br />

Jahres ein Kooperationsabkommen<br />

mit dem Hafen Duisburg<br />

abgeschlossen und eine Minderheitsbeteiligung<br />

von 15 Prozent<br />

an der intermodalen Bahnverbindung<br />

zwischen Duisburg<br />

und Antwerpen übernommen.<br />

Zwischen beiden Standorten<br />

(Antwerpen Main Hub und<br />

Duisport) verkehren heute<br />

mehrmals wöchentlich Containerzüge<br />

im Rundlauf, seit Februar<br />

gibt es sogar eine direkte<br />

Verbindung zum Hochseeterminal<br />

Antwerp Gateway. Gute<br />

Nachrichten auch für andere<br />

Standorte: Eddy Bruyninckx,<br />

Vorstandsvorsitzender der Hafengesellschaft,<br />

hat nach eigenen<br />

Angaben auch durchaus<br />

Interesse daran, in weitere gut<br />

entwickelte Standorte zu investieren,<br />

um die Hinterlandanbindungen<br />

an den Nordhafen<br />

zu verbessern. »Wir wollen<br />

definitiv die Zahl der Zugverbindungen<br />

verbessern«, sagt er.<br />

Das Stichwort, das auf<br />

belgischer Seite beim Thema<br />

intermodale Transporte immer<br />

wieder fällt, ist Eiserner<br />

Rhein: 1992 wurde die historische<br />

Strecke, die Antwerpen<br />

und Duisburg verbindet (siehe<br />

Streckenband-Grafik ganz<br />

links) und allgemein als Eiserner<br />

Rhein bezeichnet wird, stillgelegt.<br />

Seit einigen Jahren wird<br />

in Belgien über das Wann und<br />

Ob einer Reaktivierung für den<br />

Güterverkehr, über Trassierung<br />

und Finanzierung diskutiert.<br />

Vor allem über Letzteres konnten<br />

sich die drei Regionen –<br />

Flandern, Wallonien und Brüssel<br />

– nicht einig werden.<br />

Für das deutsche Bundesverkehrsministerium<br />

sind die<br />

DER HAFEN IN ZAHLEN<br />

Der Hafen Antwerpen hat 2013 mit insgesamt 190,8 Millionen<br />

Tonnen (plus 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) einen neuen<br />

Rekord beim Güterumschlag erreicht. Das größte Wachstum<br />

verzeichnete der Hafen vor allem im Bereich flüssiges Massengut:<br />

Die Menge legte hier um 31,4 Prozent auf mehr als<br />

59 Millionen Tonnen zu. Dabei handelt es sich unter anderem<br />

um Ölderivate, die von den Unternehmen gleich im Hafen<br />

weiterverarbeitet werden. Bei den trockenen Massengütern<br />

sank die Menge um 24,8 Prozent auf 14 Millionen Tonnen.<br />

Auch im Containerbereich ging die Umschlagmenge um 0,7<br />

Prozent auf rund 8,5 Millionen TEU (in Tonnen: minus 1,7 Prozent,<br />

102 Millionen Tonnen) zurück, auch beim konventionellen<br />

Stückgut, der eigentlichen Stärke des Hafens, gingen die<br />

Mengen um 7,4 Prozent auf einen Gesamtumschlag von zehn<br />

Millionen Tonnen zurück. Der Ro-Ro-Verkehr (Roll on, Roll off)<br />

sank ebenfalls um 4,9 Prozent auf rund 4,5 Millionen Tonnen.<br />

Pläne zur Reaktivierung des<br />

Eisernen Rheins aber gar nicht<br />

dringlich: Es seien »für die absehbare<br />

Zukunft ausreichende<br />

Kapazitätsreserven vorhanden«<br />

– und zwar auf der sogenannten<br />

Montzen-Route, die über<br />

Antwerpen–Tongeren–Aachen<br />

West führt und anders als der<br />

Eiserne Rhein niederländisches<br />

Gebiet umgeht.<br />

Damit seien die grenzüberschreitenden<br />

Verbindungen<br />

zwischen dem Hafen und dem<br />

Ruhrgebiet bereits »hervorragend<br />

ausgebaut« heißt es auf<br />

Anfrage von <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

Gleichwohl wolle der Bund im<br />

Rahmen des Bundesverkehrswegeplans<br />

auch wieder unterschiedliche<br />

Vorschläge für<br />

den Güterverkehr zwischen<br />

Antwerpen und Nordrhein-<br />

Westfalen neu bewerten – neben<br />

dem Eisernen Rhein in<br />

seinen unterschiedlichen Varianten<br />

insbesondere auch »eine<br />

Kapazitätssteigerung der Verbindung<br />

Aachen West–Köln<br />

(für Güterzüge, die über die<br />

Montzen-Route aus Antwerpen<br />

kommen) sowie der zweigleisige<br />

Ausbau der Strecke Kaldenkirchen–Dülken<br />

im Zuge<br />

der Verbindung Köln/Düsseldorf–Venlo/Antwerpen«.<br />

Hafendirektor Bruyninckx<br />

schöpft Hoffnung: Inzwischen<br />

gebe es endlich auch in Belgien<br />

und vor allem in der flämischen<br />

Regierung mehr Enthusiasmus<br />

für das Vorhaben, zumal die<br />

Strecke Antwerpen–Duisburg<br />

Teil eines Güterverkehrskorridors<br />

im Transeuropäischen<br />

Verkehrsnetz (TEN-V) sei. Eine<br />

Wende könnte daher der 25.<br />

Mai bringen. Da finden in Belgien<br />

nicht nur Europa-Wahlen,<br />

sondern auch regionale und<br />

föderale Wahlen statt. »Ich<br />

bin zumindest optimistisch,<br />

dass die Idee einer Reaktivierung<br />

dann akzeptiert wird«,<br />

sagt der Hafendirektor, »auch<br />

wenn eine Realisierung immer<br />

noch nicht durch ist.« So oder<br />

so bleibt die Verbindung nach<br />

Deutschland bestehen.<br />

Ilona Jüngst<br />

Fotos: Antwerp Port Authority; Grafik: Barthels, Mannchen<br />

Kilometer 140 | NL |<br />

Wegberg<br />

Kilometer 155 | D |<br />

Mönchengladbach-<br />

Rheydt<br />

Das Streckenband des<br />

Eisernen Rheins<br />

◆ Die größte Schleuse der Welt steht künftig<br />

in Antwerpen: Für die Deurganck-Dockschleuse<br />

am linken Ufer der Schelde werden derzeit die<br />

Querwände gegossen, die an die bestehenden<br />

Kaimauern anschließen – rund 2.000 Kubikmeter<br />

Beton täglich. Die Schleuse ist 500 Meter<br />

lang, 68 Meter breit und hat eine Tiefe von<br />

17,80 Meter. Sie kann somit auch den großen<br />

Containerschiffe Zugang zum Waaslandhaven<br />

verschaffen. Im Frühjahr 2016 sollen die ersten<br />

Schiffe geschleust werden. Fünf Millionen<br />

Euro schießt die EU-Kommission im Rahmen<br />

des Transeuropäischen Transportnetzwerkes<br />

(TEN-T) bei, den Rest der Kosten tragen der<br />

kommunale Hafenbetrieb Antwerpen und die<br />

flämische Regierung.<br />

GROSSBAUSTELLEN<br />

◆ Für die Liefkenshoek-Bahnverbindung sind<br />

die Bauarbeiten abgeschlossen, jetzt stehen<br />

Tests und die Zertifizierung auf dem Plan, bevor<br />

im Dezember Eröffnung gefeiert wird: Der neue<br />

Tunnel ermöglicht eine direkte, 16,2 Kilometer<br />

lange Zugverbindung für den Güterverkehr<br />

von der linken Hafenseite (Waaslandhaven)<br />

zur rechten Seite (Antwerpen-Noord). Dafür<br />

wurden 40 Meter unter der Schelde zwei Tunnelröhren<br />

gebaut, durch die täglich bis zu 100<br />

Güterzüge fahren sollen. Getragen werden die<br />

Gesamtkosten von 765 Millionen Euro durch<br />

ein PPP-Projekt (690 Millionen Euro, davon 107<br />

Millionen von der Flämischen Regierung) und<br />

75 Millionen durch Infrabel, dem belgischen<br />

Bahn-Infrastrukturbetreiber.<br />

Im Dezember betriebsbereit: der neue Eisenbahntunnel.


4 I SCHWERPUNKT FINANZIERUNG<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

»Mautspreizung ist Blödsinn«<br />

Fußgänger und Lkw sollten<br />

sich in den Innenstädten<br />

nicht ins Gehege kommen.<br />

Die Menschen sollten beim Einkaufen<br />

ihre Ruhe haben. Für die<br />

Fahrer bedeuteten diese Fahrten<br />

ebenfalls unnötigen Stress, sagt<br />

Roland Rüdinger, Geschäftsführer<br />

der Rüdinger Spedition<br />

in Krautheim, im Gespräch mit<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>-Redakteur Matthias<br />

Rathmann. Ein Königsweg<br />

zwischen den Interessen beider<br />

Gruppen seien Ortsumgehungen.<br />

Der Spediteur ist bereit,<br />

Maut auf dem gesamten Straßennetz<br />

zu bezahlen, damit<br />

noch mehr solcher Umgehungen<br />

gebaut werden können.<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Rüdinger,<br />

alle warten auf Anreize für<br />

Euro-6-Lkw. Nur Sie nicht.<br />

Warum?<br />

Rüdinger: Weil sich das Thema<br />

nun erledigt hat. Eine Mautspreizung<br />

wäre zum jetzigen<br />

Zeitpunkt völliger Blödsinn. Sie<br />

würde nur zur Abwertung des<br />

Bestandsfuhrparks führen. Der<br />

Transportunternehmer kann daran<br />

kein Interesse haben.<br />

Mit dieser Aussage dürften<br />

Sie sich in der Branche aber<br />

wenig Freunde machen, oder?<br />

Ich halte meine Argumentation<br />

für stichhaltig: Eine Mautspreizung<br />

würde den Altbestand<br />

verteuern und die vorhandene<br />

Technik auf dem Gebrauchtwagenmarkt<br />

entwerten. Die<br />

einzigen, die davon profitieren<br />

würden, wären die Fahrzeugbauer.<br />

Sie sollten lieber Lkw entwickeln,<br />

die Transporteure freiwillig<br />

kaufen. Wenn man aber<br />

neue Technik nur mit staatlicher<br />

Hilfe absetzen kann, hat man etwas<br />

falsch gemacht. Der Staat<br />

hat nicht die Aufgabe, dafür<br />

zu sorgen, dass die überzogene<br />

Einnahmeerwartung des Daimler-Konzerns<br />

befriedigt wird.<br />

Aber vielleicht hat der Staat<br />

die Absicht, die Flottenerneuerung<br />

hierzulande anzustoßen?<br />

Das ist mit der Einführung<br />

von Euro-5-Fahrzeugen längst<br />

geschehen. Man kann nicht behaupten,<br />

dass das Dreckschleudern<br />

wären. Euro-5-Lkw haben<br />

massive Verbrauchsvorteile.<br />

Wir haben einen durchschnittlichen<br />

Flottenverbrauch von 28<br />

Litern, mit Ausreißern nach unten,<br />

die 25 Liter schaffen. Wobei<br />

ich ergänzen muss, dass unsere<br />

Auslastung im Schnitt nur<br />

fünf bis zehn Tonnen beträgt.<br />

Wenn Sie Mautanreize für<br />

Euro-6-Lkw ablehnen, nehmen<br />

Flotte:<br />

»Der Standard-Sattel ist ein<br />

Garant für Armut«, sagt Roland<br />

Rüdinger. Daher hat dieses<br />

Fahrzeug in seiner Flotte<br />

keine Bedeutung. Er setzt auf<br />

Spezialfahrzeuge − seien es<br />

Doppelstock-Lkw, verbreiterbare<br />

Auflieger für Maschinen<strong>trans</strong>porte<br />

unter Plane, 14,90<br />

Meter lange Auflieger oder<br />

Ultraleicht-Lkw. Die 140 eigenen<br />

Lkw sind im Regional- und<br />

Fernverkehr unterwegs. Daneben<br />

unterhält die Firma eine<br />

Bussparte mit 20 Fahrzeugen.<br />

Finanzierung: Spediteur Roland Rüdinger bietet an, auf dem<br />

gesamten Straßennetz und für alle seine Fahrzeugtypen<br />

Maut zu bezahlen. Damit könnten Ortsumfahrungen<br />

gebaut werden. Anreize für Euro-6-Lkw lehnt er ab.<br />

Sie beträchtliche Mehrkosten bei<br />

der Anschaffung hin, ohne dafür<br />

einen Ausgleich zu erhalten. Das<br />

kann doch nicht im Sinne eines<br />

Kaufmanns sein, oder?<br />

Langsam, das ist eine<br />

Milchmädchenrechnung. Die<br />

Bundesregierung bietet uns keine<br />

Mautsenkung, sondern eine<br />

Mautspreizung an. Wesen einer<br />

Mautspreizung ist, dass neue<br />

Lkw billiger und ältere teurer<br />

fahren. Das bedeutet in Summe<br />

eine deutliche Kostenerhöhung,<br />

weil der Bestandsfuhrpark größer<br />

ist, als das, was neu beschafft<br />

wird. Das ständige Drehen an<br />

der Gebührenschraube ist für<br />

uns alles andere als hilfreich. Es<br />

führt dazu, dass man Fahrzeuge<br />

nur noch kurz fahren und dann<br />

wegwerfen kann.<br />

Wie groß sollte der zeitliche<br />

Abstand bis zur nächsten<br />

Tarifänderung Ihrer Meinung<br />

nach dann sein?<br />

Je nach technischer Spezifikation<br />

kann bei Fahrzeugen<br />

eine Haltedauer von zehn bis<br />

zwölf Jahren sinnvoll sein. Wir<br />

fahren in der Regel mit Einfahrerbesetzung.<br />

Wenn man sich an<br />

die Lenk- und Ruhezeiten hält,<br />

kommt man auf etwa 100.000<br />

Kilometer im Jahr. Die Fahrzeuge<br />

können aber locker 750.000<br />

bis 900.000 Kilometer leisten.<br />

Dessen sollte man sich bei der<br />

Mautgestaltung bewusst sein.<br />

Den Wahnsinn, den wir betreiben<br />

müssen, mutet man keinem<br />

anderen Verkehrsträger zu. In<br />

der Luftfahrt beschwert man<br />

sich frühestens nach 25 Jahren,<br />

wenn das Flugzeug zu laut ist.<br />

Und wir befeuern den Wahn,<br />

dass Lkw nach zwei bis drei<br />

Jahren veraltet sind.<br />

Während Sie eine Mautspreizung<br />

zugunsten von Euro 6<br />

ablehnen, werben Sie für eine<br />

Bemautung des kompletten<br />

Straßennetzes. Warum?<br />

Weil das dem Güterverkehr<br />

helfen würde. Ich mache das am<br />

Beispiel der Kommunalwahlen<br />

fest. Immer verliert die Verkehrswirtschaft.<br />

Irgendein cleverer<br />

Kandidat sagt: Lkw raus<br />

− und trifft damit die Sympathie<br />

vieler. Ich bin der Ansicht,<br />

dass der Lkw vor Ort nur die<br />

nötige Akzeptanz erfährt, wenn<br />

er nicht nur seine Belastung<br />

hinterlässt, sondern auch Geld.<br />

DAS UNTERNEHMEN<br />

Bereiche:<br />

Spezialität des Unternehmens<br />

sind XXL-Teilladungen. Das<br />

können etwa Langgüter wie<br />

Markisen oder 2,60 Meter<br />

hohe Frontlader sein. Auf diese<br />

Sparte entfällt 40 Prozent<br />

des Umsatzes. Die Maschinen<strong>trans</strong>porte<br />

stehen für 30<br />

Prozent und Sammelgut für<br />

20 Prozent. Der Rest entfällt<br />

auf Services wie Verzollungen,<br />

Luft- und Seefracht. Die Spedition<br />

ist Mitglied bei der Stückgutkooperation<br />

Online und<br />

dem Ladungsverbund Elvis.<br />

Dann bringt der Güterverkehr<br />

einer Region einen wirtschaftlichen<br />

Vorteil und wird positiv<br />

gesehen. Wenn wir Kommunal-,<br />

Land- und Kreisstraßen bemauten,<br />

wird sich ein Straßenneubau<br />

rechnen − vor allem von<br />

Ortsumgehungen. Derzeit tut<br />

sich beim Bau von Landstraßen<br />

leider nichts − zumindest nicht<br />

im Hohenlohekreis.<br />

Warum sind Ihnen gerade<br />

Ortsumgehungen so wichtig?<br />

Sie sind der Königsweg zwischen<br />

den Interessen des Güterverkehrs<br />

und der Lärm geplagten<br />

Bevölkerung. Ich halte<br />

nichts davon, Lkw durch Dörfer<br />

oder Innenstädte zu jagen.<br />

Und trotzdem gehören sie in<br />

allen Städten zum Straßenbild.<br />

Damit tut man aber weder<br />

der Innenstadt noch dem Verkehr<br />

einen Gefallen. Die Leute<br />

sollen in Frieden in ihren Orten<br />

leben und in Ruhe einkaufen<br />

dürfen. Das ist wichtig. Wenn<br />

die Leute nicht mehr in Ruhe<br />

einkaufen dürfen, sind sie sauer,<br />

machen einen Doppelklick, und<br />

es kommen noch mehr Lieferwägen.<br />

Davon abgesehen, dass<br />

es ökologisch nicht besonders<br />

sinnvoll ist, einen Lkw durch die<br />

Innenstadt zu schicken. Die Anfahrvorgänge<br />

kosten unnötigen<br />

Treibstoff. Auch ist es eine erhöhte<br />

Belastung für den Fahrer.<br />

Mal abgesehen von den fehlenden<br />

Ortsumgehungen − wie<br />

ist es generell um den Zustand<br />

der Straßen im nachgeordneten<br />

Netz bestellt?<br />

Ganz schlecht, hier muss<br />

dringend etwas passieren. Die<br />

Kreisstraßen bei uns sind in einem<br />

schlimmen Zustand, aber<br />

noch in einem besseren als die<br />

Landstraßen. Auf der L 515 aus<br />

Soziales:<br />

Bemerkenswert sind vor allem<br />

zwei Zahlen: Mehr als 20<br />

Prozent der Mitarbeiter sind<br />

Azubis, insgesamt sind es 60<br />

junge Menschen über alle drei<br />

Lehrjahre und Ausbildungsberufe<br />

hinweg. 45 Prozent der<br />

Mitarbeiter sind Migranten,<br />

vor allem Russlanddeutsche.<br />

Zahlen:<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

etwa 250 Mitarbeiter und verfügt<br />

in seinen Lagerhallen über<br />

20.000 Meter Logistikfläche.<br />

Krautheim rauszukommen<br />

ist eine<br />

Katastrophe. Es<br />

passieren ständig<br />

Unfälle im<br />

Begegnungsverkehr.<br />

Doch<br />

das kostet nicht<br />

das Land Geld,<br />

sondern uns. Der<br />

Ausbau ist nötig,<br />

damit unsere<br />

Fahrer sicher auf<br />

die 18 Kilometer<br />

entfernte Autobahn<br />

kommen.<br />

ZUR PERSON<br />

Warum ist<br />

nicht schon längst<br />

etwas in Richtung<br />

Ausbau passiert?<br />

Weil unser<br />

grüner Landesverkehrsminister<br />

Winfried Hermann<br />

erst eine<br />

bestimmte Fahrzeugzahl<br />

auf der<br />

Straße sehen will,<br />

früher passiert nichts. Die Parameter<br />

sind so hoch gesetzt,<br />

dass es in dieser Legislaturperiode<br />

auf keiner Landstraße<br />

im Hohenlohekreis vorangeht.<br />

Diese Tatenlosigkeit ist charakteristisch<br />

für den Minister.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Ich meine, dass sein Konzept<br />

zum Güterverkehr und<br />

Roland Rüdinger (51) lenkt seit 1988 die Geschicke der Rüdinger<br />

Spedition im baden-württembergischen Krautheim (Hohenlohe -<br />

kreis). Die Geschäftsführung teilt er sich mit seiner Frau Anja.<br />

Das Paar steht für die dritte Generation des 1930 von Franz<br />

Rüdinger gegründeten Familienunternehmens. Im Ehrenamt ist<br />

Roland Rüdinger Präsidiumsmitglied des Verbands Spedition<br />

und Logistik Baden-Württemberg sowie Vorsitzender der Landverkehrssparte.<br />

Vor Ort engagiert sich der Unternehmer als Vorsitzender<br />

des Verkehrsausschusses der IHK Heilbronn-Franken.<br />

Straßenbau schlecht für uns ist.<br />

Mit diesem Konzept ist man in<br />

Baden-Württemberg auf dem<br />

falschen Platz. Wenn Minister<br />

Hermann dann noch verkündet,<br />

dass er keine Spatenstichpolitik<br />

macht, verzichtet er außerdem<br />

leichtfertig auf wichtiges Geld.<br />

Die Konzentration auf durchfinanzierte<br />

Projekte hat dazu geführt,<br />

dass Baden-Württemberg<br />

sechs Millionen Euro zurückgeben<br />

musste, weil wir sie nicht<br />

verbauen konnten. Weitere 70<br />

Millionen Euro von anderen<br />

Bundesländern konnten wir<br />

nicht annehmen. Der ländliche<br />

Raum ist bitter enttäuscht. Wir<br />

wissen nun, was wir bekommen,<br />

wenn Grün eine Wahl gewinnt.<br />

Um auf Ihr Angebot zurückzukommen,<br />

freiwillig auf dem<br />

nachgeordneten Straßennetz<br />

Maut zu bezahlen: Glauben<br />

Sie, dass die Logistikbranche<br />

mitspielen würde?<br />

Warum nicht? Wir haben ein<br />

Wirtschaftssystem, in dem der<br />

Kunde bezahlt. Wenn bei einem<br />

Wohnungsneubau erhöhte Isolationsmaßnahmen<br />

anfallen, ist<br />

Gute Miene zu schlechten Straßen: Spediteur Rüdinger ist von<br />

der Verkehrspolitik in Baden-Württemberg bitter enttäuscht.<br />

es völlig normal, dass anschließend<br />

die Miete erhöht wird.<br />

Der Vermieter kann vielleicht<br />

den Mieter zur Kasse<br />

bitten. Sie können Ihre Kunden<br />

aber nicht noch stärker in die<br />

Pflicht nehmen, oder?<br />

Gehen wir davon aus, dass<br />

die Maut 12 bis 15 Prozent der<br />

Gesamtkosten ausmacht, dann<br />

dürfte klar sein, dass das kein<br />

Transportunternehmer aus seinem<br />

Gewinn finanzieren kann.<br />

Da beantwortet sich die Frage,<br />

wer die Maut bezahlt, von allein:<br />

der Kunde. Ich persönlich<br />

verkaufe lieber teure Leistungen<br />

als billige. Ich warne auch davor,<br />

dass wir uns vor die Industrie<br />

stellen und sagen: Wir müssen<br />

euch vor der Maut schützen.<br />

Diesen Kampf muss die Industrie<br />

führen. Eines muss auch<br />

die Gesellschaft begreifen: dass<br />

mein Leben teurer wird, wenn<br />

ich eine höhere Maut will.<br />

Apropos höhere Maut: Was<br />

zahlen Sie monatlich an Maut?<br />

Rund 80.000 Euro im Monat.<br />

Wir hatten aber auch schon<br />

Phasen, wo es etwa 100.000<br />

Euro waren. Der Autobahnanteil<br />

liegt bei etwa zwei Dritteln.<br />

Das lässt erahnen, was auf<br />

Sie zukäme, wenn alle Straßen<br />

mautpflichtig wären.<br />

Wobei die Frage ist, ob die<br />

Landstraße gleich teuer sein<br />

muss wie die Autobahn. Die<br />

Frage dahinter ist, was man<br />

beabsichtigt. Will man die Ausländer<br />

belasten? Dann muss<br />

man die Autobahnmaut erhöhen.<br />

Will man das ganze Netz<br />

belasten? Dann trifft es auch<br />

den Rübenbauer.<br />

Und Sie wären auch bereit,<br />

für alle Fahrzeugklassen Maut<br />

zu bezahlen?<br />

Wir würden unseren Beitrag<br />

für alle Klassen leisten. Denn<br />

eines ist auch klar: Es ist völlig<br />

illusorisch zu denken, dass mit<br />

Einführung einer Pkw-Vignette<br />

die Klassen darüber unbemautet<br />

bleiben.<br />

Fotos: Rathmann<br />

Lkw frei: Die Spedition disponiert vor allem Spezial<strong>trans</strong>porte. Wichtigste Sparte sind XXL-Teilladungen. Das Gelände in Krautheim liegt an der Jagst und ist von Naturschutzgebiet umgeben.


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SCHWERPUNKT FINANZIERUNG I 5<br />

Maut für Kleinlaster kommt<br />

Finanzierung: Ab Juli 2015 gilt die Lkw-<br />

Maut auf weiteren Strecken. Ab Herbst<br />

desselben Jahres betrifft sie auch<br />

weitere Fahrzeugklassen. Jedoch<br />

sinken die Einnahmen gleichzeitig.<br />

Rund 100 Tage nach seinem<br />

Amtsantritt hatte<br />

Bundesverkehrsminister<br />

Alexander Dobrindt (CSU) für<br />

das Transportgewerbe eine gute<br />

und eine weniger gute Nachricht.<br />

Die gute: Alle Mautsätze<br />

(einschließlich Euro 6) werden<br />

sinken. Die weniger gute: Ab<br />

1. Juli 2015 werden weitere<br />

vierstreifige Bundesstraßen<br />

und ab Mitte 2018 alle Bundesstraßen<br />

bemautet. Außerdem<br />

ist geplant, voraussichtlich ab<br />

Herbst 2015 auch die 7,5- bis<br />

12-Tonner in die Mautpflicht<br />

einzubeziehen.<br />

Grundlage für diese<br />

Aktivitäten sind sowohl der<br />

schwarz-rote Koalitionsvertrag<br />

als auch das nun endlich vorliegende<br />

Wegekostengutachten.<br />

In ihm wird nämlich festgelegt,<br />

wie teuer die Infrastruktur tatsächlich<br />

ist. Und dieses rechtfertigt<br />

schlicht keine höheren<br />

Mautsätze. Im Gegenteil: Die<br />

Kosten für die Kapitalbindung<br />

seien heute deutlich geringer<br />

als noch vor fünf Jahren, macht<br />

Dobrindt klar. Diese Kapitalbindung<br />

werde verzinst. Und<br />

die Zinsen sind nun wesentlich<br />

niedriger als beim vergangenen<br />

Mautgutachten. »Dieser Zinsvorteil<br />

muss an die Nutzer der<br />

Straße weitergegeben werden«,<br />

erläutert der Minister. Die Folge<br />

ist eine erwartete Reduzierung<br />

der Mauteinnahmen. So rechnet<br />

Dobrindt trotz steigender Verkehrserwartung<br />

und Mautausdehnung<br />

auf weitere Bundesstraßen<br />

mit geringeren Erlösen<br />

von zwei Milliarden Euro in<br />

dieser Legislaturperiode.<br />

Trotzdem werde es nicht<br />

zu einer Finanzierungslücke<br />

bei der Infrastruktur kommen,<br />

verspricht der Minister. Denn<br />

mit Finanzminister Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) hat Dobrindt<br />

nach eigenen Angaben vereinbart,<br />

dass die fehlenden Wegekosten<br />

durch Mittel aus dem<br />

Bundeshaushalt aufgefüllt werden.<br />

»Erstmals ist es gelungen,<br />

Mautpflichtige Lkw fahren künftig billiger: Das Ministerium muss die Tarife aufgrund des neuen Wegekostengutachtens reduzieren.<br />

dass im Haushalt nicht an den<br />

Infrastrukturmitteln gekürzt<br />

wird«, sagt Dobrindt.<br />

500 Millionen Euro zusätzlicher<br />

Einnahmen erhofft sich<br />

der Minister durch die Ausweitung<br />

der Maut auf weitere<br />

vierspurige Bundesstraßen ab<br />

Mitte nächsten Jahres. Das ist<br />

gegenwärtig fast die einzige<br />

berechenbare Größe, weil alle<br />

anderen geplanten Änderungen<br />

im Mautsystem vorerst fiktiv<br />

bleiben. Denn sowohl die angekündigte<br />

Mautsenkung als<br />

auch die beabsichtigte Mautpflicht<br />

für die leichteren Lieferfahrzeuge<br />

ab 7,5 Tonnen, die<br />

dann zusätzliche 200 Millionen<br />

Euro bringen soll, hängen von<br />

Gutachten ab, die noch erstellt<br />

werden. Termine dafür gebe es<br />

noch nicht, sagt Dobrindt.<br />

Der Minister ist überzeugt,<br />

dass die technischen Voraussetzungen<br />

bis Mitte 2018 vorhanden<br />

sein werden, um die<br />

Maut auf allen Bundesstraßen<br />

erheben zu können. Allerdings<br />

steht noch nicht fest, welches<br />

Betreibermodell dafür zur Anwendung<br />

kommt. Doch Dobrindt<br />

ist optimistisch, auch<br />

dafür dann die entsprechende<br />

Lösung zu finden.<br />

Herbert Schadewald<br />

Foto: DKV<br />

DIE REAKTIONEN<br />

Was die Verbände zur Ausweitung der Lkw-Maut sagen<br />

Allianz pro Schiene: Zusammen mit der Ausweitung der Maut<br />

auf weitere Bundesstraßen und der Absenkung der Gewichtsgrenze<br />

auf 7,5 Tonnen ist die Einbeziehung der vom Lkw verursachten<br />

Lärm- und Luftverschmutzungs-Folgekosten ein<br />

Schritt in die richtige Richtung und ein Beitrag zu mehr Wettbewerbsgleichheit<br />

im Güterverkehr. Die Allianz pro Schiene<br />

fordert zugleich, dass die zu erwarteten Einnahmen aus der<br />

Lkw-Maut künftig für alle Verkehrsträger zur Verfügung stehen.<br />

Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen<br />

(BGA): Die Ausweitung der Lkw-Maut auch für Lastwagen ab<br />

7,5 Tonnen und auf mehr Bundesstraßen stellt neben steigenden<br />

Energie- und Arbeitskosten eine weitere kräftige Belastung<br />

für die Unternehmen dar und schadet damit dem Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland. Bereits die Ausdehnung der Lkw-Maut<br />

auf mehrstreifige Bundesstraßen hat bei vielen Logistikunternehmen<br />

zu Mehrkosten in fünfstelliger Höhe geführt.<br />

Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung<br />

(BGL): Durch die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt<br />

angekündigte Ausweitung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge<br />

ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht und auf weitere 1.000 Kilometer<br />

Bundesstraßen wird vor allem der regionale Wirtschaftsverkehr<br />

in Deutschland betroffen sein. Im Gegensatz zu Bundesautobahnen,<br />

auf denen der mautpflichtige Anteil gebietsfremder<br />

Fahrzeuge sich der 40-Prozentmarke nähert, sind die<br />

auf Bundesstraßen eingesetzten Fahrzeuge überwiegend mit<br />

Kennzeichen D im regionalen Wirtschaftsverkehr tätig. Aufgrund<br />

des intensiven<br />

Preis- und Leistungswettbewerbs<br />

sind die erzielten<br />

Margen im regionalen<br />

Wirtschaftsverkehr<br />

so gering,<br />

dass die Überwälzung<br />

zusätzlicher<br />

Mautkosten auf die<br />

Verbraucher erforderlich<br />

wird.<br />

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Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL):<br />

Der BWVL erwarten eine schnelle Veröffentlichung des Wegekostengutachtens,<br />

damit die vom Minister genannten<br />

Zahlen belegbar werden und in der Gesamtheit stichhaltig<br />

eingeschätzt werden können. Aus den bisher gemachten Angaben<br />

erschließt sich bei Einbeziehung externer Kosten für<br />

den BWVL noch nicht die genannte Einnahmelücke von rund<br />

zwei Milliarden Euro für die gesamte Legislaturperiode. Die<br />

Ausdehnung der Mautpflicht auf alle Bundesstraßen sieht<br />

der BWVL weiterhin sehr kritisch, da hierdurch die regionale<br />

Wirtschaftsstruktur negativ beeinflusst wird. Vierspurige Bundesstraßen<br />

mit Autobahnanbindung stellen aus Verbandssicht<br />

die Grenze der Bemautung dar.<br />

Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV): Speditionen,<br />

Transportunternehmen und Verlader erwarten jetzt<br />

konkrete Aussagen zu den künftigen Mautsätzen, vor allem<br />

auch zu der notwendigen Spreizung zwischen Euro-5- und<br />

Euro-6-Fahrzeugen. Die Anschaffung modernster Fahrzeugtechnik<br />

hat sich für die Speditionen bislang nicht gelohnt. Die<br />

Wirtschaft braucht jetzt verlässliche Daten, auf deren Basis<br />

sie Logistikkosten ermitteln kann. Es darf nicht automatisch<br />

unterstellt werden, dass Mautkosten sinken. Sorgfältig sind<br />

hier die Teilmärkte zu prüfen, denn je nach Fahrzeugeinsatz<br />

und Region werden die Transportpreise anziehen.<br />

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6 I SCHWERPUNKT FINANZIERUNG<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

»Der Trend stimmt«<br />

Mobilität I: 10,5 bis 12,1 Milliarden Euro sollen bis 2017<br />

jährlich in die Infrastruktur fließen. Thomas Hailer, Chef des<br />

Deutschen Verkehrsforums, lobt das hohe Investitionsniveau.<br />

Freude über den 30. Geburtstag seiner Organisation: Thomas<br />

Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums.<br />

Foto: Rathmann<br />

Was in einem Jahr<br />

nicht verbaut werden<br />

kann, ist weg. So war<br />

es bisher. Umso größer ist die<br />

Erleichterung beim Deutschen<br />

Verkehrsforum, dass überschüssige<br />

Mittel künftig in den<br />

Verkehrshaushalt zurückfließen<br />

sollen. Das Geld dürfe nicht<br />

mehr verloren gehen, sagt Geschäftsführer<br />

Thomas Hailer im<br />

Gespräch mit <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>-Redakteur<br />

Matthias Rathmann.<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Hailer,<br />

das Deutsche Verkehrsforum<br />

wird 30 Jahre alt. Wie geht es<br />

dem Geburtstagskind?<br />

Hailer: Prächtig, es steht<br />

mit 30 Jahren sozusagen in<br />

der Blüte seines Lebens und<br />

ist zurzeit überall anzutreffen.<br />

Dass wir so stark gefragt sind,<br />

liegt <strong>aktuell</strong> auch an der Phase<br />

der Regierungsbildung und<br />

-findung. Wir haben ein gutes<br />

Standing, einen guten Draht zu<br />

den Abgeordneten und hatten<br />

als einer der ersten Verbände<br />

auch schon die Gelegenheit, mit<br />

dem neuen Bundesverkehrsminister<br />

Alexander Dobrindt zu<br />

sprechen. Seit unserer Gründung<br />

am 10. September 1984<br />

als Verkehrsforum Bahn haben<br />

wir uns zum Mobilitätsverband<br />

der deutschen Wirtschaft entwickelt.<br />

Heute vertreten wir<br />

alle Verkehrsträger sowie auch<br />

Marktführer aus anderen wichtigen<br />

Wirtschaftszweigen wie<br />

Bau- oder Finanzwirtschaft.<br />

Und wir sind zunehmend auch<br />

europäisch unterwegs.<br />

ZUR PERSON<br />

Welche Botschaften haben<br />

Sie Minister Dobrindt bei Ihrem<br />

Antrittsbesuch überbracht?<br />

Hauptthemen des Gesprächs<br />

waren die Priorisierung und Finanzierungsreformen<br />

im Bereich<br />

Verkehrsinfrastruktur. Wir sind<br />

uns mit dem Minister einig, dass<br />

der Erhalt vor Neu- und Ausbau<br />

gehen muss. Wir stimmen darin<br />

überein, dass es eine stärkere<br />

Priorisierung bei der Verkehrswegeplanung<br />

braucht. Was die<br />

Reformen angeht, haben wir<br />

darauf hingewiesen, dass der<br />

Rückfluss nicht verbrauchter<br />

Investitionsmittel gewährleistet<br />

sein muss. Das Geld darf nicht<br />

mehr verloren gehen, wenn es in<br />

einem Haushaltsjahr nicht verbaut<br />

werden kann.<br />

Dabei gibt es in den nächsten<br />

vier Jahren fünf Milliarden Euro<br />

zusätzlich. Reicht das nicht?<br />

Die fünf Milliarden Euro zusätzlich<br />

sind ein erster Schritt,<br />

sie reichen wegen des immensen<br />

Erhaltungsbedarfs von vier<br />

Milliarden Euro jährlich aber<br />

nicht. Effektiv stehen auch nur<br />

3,5 Milliarden Euro zusätzlich<br />

zur Verfügung, weil 1,5 Milliarden<br />

Euro zur Ausfinanzierung<br />

laufender Projekte benötigt werden.<br />

Wir werden den Minister<br />

daher bei seinen Anstrengungen<br />

für höhere Investitionsmittel<br />

tatkräftig unterstützen. Die<br />

<strong>aktuell</strong>e Kabinettsvorlage zum<br />

Bundeshaushalt stimmt uns aber<br />

positiv, denn der Trend stimmt:<br />

Für <strong>2014</strong> sind 10,5 Milliarden<br />

Euro an Verkehrsinvestitionen<br />

geplant, für 2015 elf Milliarden,<br />

für 2016 11,6 Milliarden<br />

und für 2017 12,1 Milliarden.<br />

Thomas Hailer (49) ist seit Juli 2002 Geschäftsführer des<br />

Deutschen Verkehrsforums, das sich als »Anwalt für Mobilität«<br />

versteht. Hailer hat diese Funktion angetreten, nachdem<br />

er in Brüssel unter anderem als Geschäftsführer des europäischen<br />

Wirtschaftsverbands Freight Forward Europe (FFE)<br />

die Interessen globaler Großspediteure vertreten hatte. Von<br />

1996 bis 2001 unterstand ihm die Brüsseler Repräsentanz des<br />

Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung<br />

(BGL). Hailer studierte in England und Spanien Europäische<br />

Politikwissenschaften. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.<br />

Sie hätten sich Fonds gewünscht,<br />

die sich aus Haushaltsmitteln<br />

und Einnahmen aus der<br />

Nutzerfinanzierung speisen.<br />

Sind Sie enttäuscht, dass diese<br />

Option im Koalitionsvertrag<br />

nicht mal erwähnt wird?<br />

Vielleicht liegt es nur an der<br />

Begrifflichkeit. Haushaltspolitiker<br />

stören sich an dem Wort<br />

Fonds. Es riecht nach Schattenhaushalt<br />

und nach Geldern, auf<br />

die sie keinen Zugriff haben.<br />

Um diesen Bedenken Rechnung<br />

zu tragen, braucht es eine starke<br />

parlamentarische Kontrolle für<br />

ein solches Instrument. Für die<br />

Idee von Fondslösungen machen<br />

wir uns weiterhin stark:<br />

Denn wir brauchen den Rückfluss<br />

nicht verbauter Investitionsmittel<br />

und langfristig überjährige<br />

Budgets.<br />

Was wären die Vorteile?<br />

Nur dann bekommt die<br />

Wirtschaft eine deutlich höhere<br />

Planungssicherheit und kann<br />

Kapazitäten für die Umsetzung<br />

von Infrastrukturprojekten<br />

aufbauen. Experten gehen<br />

davon aus, dass man unterm<br />

Strich die Effizienz um zehn<br />

Prozent steigern könnte. Die<br />

Beschränkung auf immer ein<br />

Haushaltsjahr ist schwierig:<br />

Die Investitionen fließen durch<br />

das sogenannte Dezemberfieber<br />

oft nicht in die wirklich<br />

dringenden Projekte, außerdem<br />

können die Planungs- und<br />

Ingenieurbüros ihre Kapazitäten<br />

nicht optimal steuern.<br />

Wie bewerten Sie das nationale<br />

Prioritätenkonzept, das<br />

im Gegensatz zu Infrastrukturfonds<br />

im Koalitionsvertrag<br />

erwähnt ist?<br />

Das begrüßen wir sehr. Wir<br />

kommen um eine stärkere Priorisierung<br />

nicht herum. Dies<br />

ist in der Vergangenheit eindeutig<br />

nicht geschehen: Bei<br />

den Neu- und Ausbaumaßnahmen<br />

hat sich seit 2013<br />

eine Finanzierungslücke von<br />

20 Milliarden Euro aufgestaut.<br />

Um den Bundesverkehrswegeplan<br />

2013 abzufinanzieren,<br />

bräuchten wir 70 Jahre. Das<br />

Deutsche Verkehrsforum hält<br />

die Kombination aus dem neu<br />

definierten Vordringlichen Bedarf<br />

Plus sowie dem besagten<br />

nationalen Prioritätenkonzept<br />

für sehr sinnvoll.<br />

Doch wer kann letztlich objektiv<br />

beurteilen, was wichtig<br />

ist und was nicht?<br />

Das ist Aufgabe des Bundes.<br />

Die Länder werden ihm auch<br />

weiterhin ihren Bedarf melden.<br />

Eine Entscheidungsgrundlage<br />

muss der ebenfalls im Koalitionsvertrag<br />

angeregten Verkehrsinfrastrukturbericht<br />

sein.<br />

Er soll Aufschluss darüber geben,<br />

wie es um die Qualität des<br />

Netzes bestellt ist, wo erhalten<br />

und ausgebaut werden muss,<br />

wo Engpässe und Defizite sind.<br />

Doch bis das alles zusammengetragen<br />

ist, ist die Legislaturperiode<br />

schon um, oder?<br />

Der Verkehrsinfrastrukturbericht<br />

darf nicht zum bürokratischen<br />

Monster werden. Wir<br />

hoffen, dass vor Verabschiedung<br />

des Bundesverkehrswegeplans<br />

2015 ein erster Bericht zur<br />

Orientierung vorliegt. Ich bin<br />

überzeugt, dass der Vorlauf gar<br />

nicht so groß sein muss. Denn<br />

es existieren ja schon viele wichtige<br />

Verkehrsinformationen, die<br />

nur sinnvoll zusammengeführt<br />

werden müssten. Ich denke<br />

an die Daten der Verkehrsmanagementzentralen<br />

der Länder,<br />

die Zustandswerterfassung der<br />

Straßenbauverwaltungen, den<br />

Netzzustandsbericht der Deutschen<br />

Bahn oder die Daten zu<br />

den Verkehrsströmen schwerer<br />

Lkw von Toll Collect.<br />

Apropos Toll Collect: Wie<br />

stehen Sie zur Ausweitung der<br />

Lkw-Maut, sei es auf alle Bundesstraßen<br />

oder kleinere Lkw?<br />

Erst wenn klar ist, dass es<br />

sich bei diesen Einnahmen um<br />

zusätzliche Mittel handelt, die<br />

zweckgebunden eingesetzt werden,<br />

steigt die Akzeptanz der<br />

Verkehrswirtschaft, die Lkw-<br />

Maut auszuweiten. Das ist die<br />

Voraussetzung. Ist sie erfüllt,<br />

empfehlen wir dringend, sehr<br />

behutsam mit einer möglichen<br />

Ausweitung der Lkw-Maut<br />

umzugehen. Wir dürfen das<br />

Gewerbe nicht unnötig strapazieren<br />

und mit zu hohen<br />

Nutzergebühren dem Standort<br />

Schaden zufügen. Ich bin mir<br />

ehrlich gesagt aber nicht sicher,<br />

ob in dieser Legislaturperiode<br />

überhaupt eine Mautausweitung<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Joachim Enenkel ist besorgt.<br />

»Deutschland fährt auf<br />

Verschleiß«, kritisierte das<br />

Präsidiumsmitglied beim<br />

Deutschen Verkehrsforum<br />

(DVF) und Vorstandsmitglied<br />

beim Baukonzern Bilfinger bei<br />

einem parlamentarischen Abend<br />

des DVF in Berlin. Dann listet er<br />

die Fakten auf, die erdrückend<br />

und schlichtweg beschämend<br />

seien: Sieben Prozent der Bundesstraßenbrücken<br />

befänden<br />

sich in einem kritischen Zustand.<br />

Bei 28 Prozent sei es gerade noch<br />

ausreichend. Fast die Hälfte der<br />

120.000 Straßenüberführungen<br />

liege über dem Warnwert. Auch<br />

im Schienenverkehr sieht Enenkel<br />

hohen Investitionsbedarf –<br />

von <strong>aktuell</strong> 30 Milliarden Euro.<br />

Gerade weil das neu strukturierte<br />

Bundesverkehrsministerium<br />

nun auch den Begriff Infrastruktur<br />

öffentlich repräsentiert,<br />

ist es für das DVF erst recht an<br />

der Zeit, die Eng- und Schwachstellen<br />

zu benennen. »Denn was<br />

bisher fehlte, sind Taten«, sagt<br />

Enenkel. Er moniert, dass der<br />

öffentliche Sektor nur in Legislaturperioden<br />

denke. »Das<br />

passt nicht zu Infrastrukturprojekten«,<br />

betont der Bauprofi. Er<br />

sieht in ÖPP-Projekten einen<br />

Teil der Lösung. Aber auch die<br />

Überjährlichkeit der Mittel sei<br />

dringend notwendig, um die<br />

anstehenden Verkehrsprojekte<br />

realisieren zu können.<br />

Damit rennt Enenkel auch<br />

bei Enak Ferlemann (CDU),<br />

Parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bundesverkehrsministerium,<br />

offene Türen ein. Dieser<br />

Reformen umsetzen<br />

Mobilität II: Das Deutsche Verkehrsforum hat unter dem<br />

Motto Reformstau beenden, Investitionslücken schließen<br />

das Zukunftsprogramm Verkehrsinfrastruktur vorgestellt.<br />

plädiert dafür, in der Mittelvergabe<br />

flexibler zu werden. Auch<br />

Nordrhein-Westfalens Landesverkehrsminister<br />

Michael Groschek<br />

(SPD) betont, dass es ganz<br />

wichtig sei, die Überjährlichkeit<br />

durchzusetzen. »Das müssen<br />

wir für diese Wahlperiode hinbekommen.«<br />

Gleichzeitig setzt<br />

er sich dafür ein, die Mittel verkehrsträgerübergreifend<br />

verfügbar<br />

zu machen. Aber das Geld<br />

allein sei es nicht, macht Ferlemann<br />

klar. »Riesige Probleme<br />

DAS STRATEGIEPAPIER<br />

In seinem neu aufgelegten Zukunftsprogramm<br />

Infrastruktur präsentiert das<br />

Deutsche Verkehrsforum zehn Punkte, um<br />

die Verkehrswege wieder flottzumachen<br />

(siehe www.verkehrsforum.de/positionen).<br />

1. Zustand dokumentieren<br />

2. Kapazität ausschöpfen<br />

3. gezielt investieren<br />

4. Substanz erhalten<br />

5. Finanzierung reformieren<br />

6. privates Kapital einbinden<br />

7. Investitionen verstetigen<br />

8. Effizienz steigern<br />

9. Bürokratie abbauen<br />

10. Vernetzung ausbauen<br />

sind das Personal«, verdeutlicht<br />

er. Das bestätigt Groschek.<br />

NRW könne mehr als 100 zusätzliche<br />

Planungsingenieure<br />

einstellen, wenn diese verfügbar<br />

wären. Den Fachkräftemangel<br />

führt Enenkel auf die bisherigen<br />

Systemfehler zurück. Er hält<br />

ohnehin den bisherigen jährlichen<br />

Planungshorizont nicht<br />

mehr für zeitgemäß.<br />

Staatssekretär Ferlemann<br />

sieht das ähnlich. Um aber die<br />

notwendigen Investitionen abzusichern,<br />

seien<br />

»auch andere<br />

Quellen der<br />

Finanzierung<br />

verstärkt zu<br />

nutzen«, betont<br />

er. So hält er<br />

ÖPP-Projekte<br />

für »eine Riesenchance<br />

für<br />

den Verkehrssektor«.<br />

Denn<br />

zwei Drittel<br />

der verfügbaren<br />

Mittel von<br />

insgesamt zehn<br />

Milliarden Euro<br />

– fünf für die<br />

Straße, vier für<br />

die Schiene und<br />

Freie Fahrt? In NRW sind die Investitionsmittel und das Fachpersonal zur Verkehrsplanung knapp.<br />

eine für die Wasserstraßen –<br />

stehen für den Trassenunterhalt<br />

und den Ersatzbau zur Verfügung.<br />

80 Prozent der restlichen<br />

ein Drittel will das Bundesverkehrsministerium<br />

in die von<br />

ihm benannten Prioritätsprojekte<br />

stecken. Dafür gibt es vier<br />

Schwerpunkte: Engpassbeseitigung,<br />

Lückenschlüsse, Transeuropamagistralen<br />

und Seehäfenhinterlandanbindungen.<br />

Damit bleibe »der Spielraum für<br />

alle anderen Projekte minimal«,<br />

verdeutlicht Ferlemann.<br />

NRW verabschiedete sich<br />

bereits von möglichen Infrastrukturneubauten.<br />

Bis 2017<br />

gebe es dort keine neuen Landesstraßenbaustellen,<br />

versichert<br />

Verkehrsminister Groschek. Es<br />

gehe nur noch um den Erhalt.<br />

Und der sei dringend nötig.<br />

Auch für Martin Burkert (SPD)<br />

geht es vorrangig um den Substanzerhalt.<br />

»Jeder Euro, der<br />

in die Infrastruktur fließt, ist<br />

ein guter Euro«, sagt der Ausschussvorsitzende<br />

für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur im<br />

Bundestag. Und er weiß, dass es<br />

bei der angekündigten Priorisierung<br />

der Bundesverkehrswegeplanung<br />

in den Regionen viele<br />

Schmerzen geben werde.<br />

Enenkel beziffert das notwendige<br />

Jahresbudget für<br />

den Verkehrshaushalt mit 15<br />

Milliarden Euro. Wichtig ist<br />

ihm dabei auch die Zweckbindung<br />

der Mittel. So sollte die<br />

Bahndividende nicht erst der<br />

Finanz minister in die Finger bekommen,<br />

sondern sofort dem<br />

Verkehrsetat zufließen. »Der<br />

Mittelkreislauf muss funktionieren«,<br />

betont auch Ferlemann.<br />

Diesen Mittelkreislauf sieht<br />

Norbert Barthle, Sprecher<br />

der Arbeitsgruppe Haushalt<br />

der Union-Bundestagsfraktion,<br />

eher skeptisch. »Wenn<br />

die geplanten Einnahmen<br />

fehlen, werden Steuermittel<br />

zugeschoben, um die laufenden<br />

Ausgaben zu decken«,<br />

sagt er. Deshalb seien eigene<br />

Finanzierungskreisläufe nicht<br />

optimal. Allerdings ist auch er<br />

für eine längerfristige Finanzplanung.<br />

»Überjährigkeit darf<br />

nicht bestraft werden«, mahnt<br />

er. Gleichzeitig macht Barthle<br />

darauf aufmerksam, dass »wir<br />

viel zu lange Planungszeiträume«<br />

hätten. Auch gingen die<br />

meisten Kosten für einen Straßenkilometer<br />

in die Planung<br />

und andere Vorarbeiten. Hier<br />

bestehe Reformbedarf.<br />

Herbert Schadewald<br />

Foto: Bergrath


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SCHWERPUNKT VERANSTALTUNGEN I 7<br />

Dorothee Bär<br />

Koordinatorin der<br />

Bundesregierung<br />

für Güterverkehr<br />

und Logistik<br />

Dr. Nils Schmid Peter Heim<br />

Minister für Leiter Logistik<br />

Finanzen und ZF Friedrichshafen<br />

Wirtschaft<br />

Baden-Württemberg<br />

Robert Kusiek<br />

Leiter<br />

Exportlogistik<br />

Heidelberger<br />

Druckmaschinen<br />

Volker Böhringer<br />

Regional CEO<br />

Europa<br />

Panalpina<br />

Welt<strong>trans</strong>port<br />

Karlhubert Andrea Kocsis<br />

Dischinger stellvertretende<br />

Fachspedition Vorsitzende Verdi<br />

karl dischinger<br />

Präsident VSL<br />

Baden-Württemberg<br />

Prof. Christoph<br />

Lütge<br />

Peter-Löscher-<br />

Stiftungslehrstuhl<br />

für Wirtschaftsethik<br />

TU München<br />

Jörg Mannsperger<br />

Vorstandsmitglied<br />

Dekra SE<br />

Elisabeth Schwartländer-Brand<br />

Schmidt<br />

Prof. Patrick<br />

Rechtsanwältin Justiziar<br />

AVSL<br />

Schunck Group<br />

Baden-Württemberg<br />

Andreas Marquardt<br />

Präsident<br />

Bundesamt für<br />

Güterverkehr<br />

Mehr Fairness in der Logistik<br />

Branchentreff: Es geht auch anders. Was gute und vertrauensvolle Partnerschaften<br />

zwischen Verladern und Spediteuren ausmacht, zeigt der Logistik-Kongress<br />

Baden-Württemberg am 27. und 28. Mai in Stuttgart.<br />

Mitunter kann man den<br />

Spaß an der Arbeit<br />

verlieren. Etwa dann,<br />

wenn langjährige Geschäftsbeziehungen<br />

plötzlich infrage<br />

gestellt werden. Wenn der Controller<br />

regiert und nur die Rendite<br />

zählt. Wenn Preisdrückerei<br />

und Ausschreibungswahn grassieren.<br />

Doch es geht auch anders.<br />

Statt Druck auf ihre Logistikpartner<br />

auszuüben, sollten<br />

Verlader partnerschaftlich mit<br />

ihnen zusammenarbeiten. Von<br />

dieser Form des Fair Play im<br />

Wirtschaftsleben profitieren beide.<br />

Nur diese Qualität der Zusammenarbeit<br />

schafft Vertrauen<br />

und damit dauerhaften Erfolg.<br />

Davon jedenfalls sind die<br />

Macher des Logistik-Kongresses<br />

Baden-Württemberg am<br />

27. und 28. Mai überzeugt.<br />

Nicht umsonst haben sie das<br />

Branchentreffen mit »Fair<br />

Play« überschrieben. Hinter<br />

der Veranstaltung, die in der<br />

Stuttgarter Liederhalle stattfindet,<br />

stehen <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>, der<br />

Verband Spedition und Logistik<br />

Baden-Württemberg (VSL)<br />

und das Logistiknetzwerk Baden-Württemberg<br />

(Log-BW).<br />

Schirmherr ist der baden-württembergische<br />

Finanz- und Wirtschaftsminister<br />

Dr. Nils Schmid<br />

(SPD). Er wird die Eröffnungsansprache<br />

halten. »Der Logistik-Kongress<br />

beleuchtet die<br />

Chancen, die sich durch erfolgreiche<br />

Supply Chains auf Basis<br />

enger Vertrags- und Geschäftsverhältnisse<br />

zwischen Verladern<br />

und Logistikern bieten, und wie<br />

neue Herausforderungen damit<br />

Erfolg versprechend gemeistert<br />

werden«, sagt er.<br />

Die Veranstaltung zeigt anhand<br />

von Beispielen auf, was<br />

eine gute Zusammenarbeit zum<br />

beidseitigen Nutzen ausmacht.<br />

Das beginnt bei der Ausschreibung<br />

beziehungsweise der Vertragsgestaltung<br />

und endet bei<br />

der praktischen Umsetzung.<br />

Zugesagt haben neben Minister<br />

Schmid die Logistikleiter von<br />

ZF Friedrichshafen und Heidelberger<br />

Druckmaschinen, Peter<br />

Heim beziehungsweise Robert<br />

Kusiek, und der Europa-Chef<br />

des Logistikdienstleisters Panalpina,<br />

Volker Böhringer. Ebenfalls<br />

mit von der Partie sind<br />

Anwältin Elisabeth Schwartländer-Brand<br />

vom AVSL, der Justiziar<br />

des Versicherungsmaklers<br />

Schunck, Prof. Patrick Schmidt,<br />

und der Präsident des Bundesamts<br />

für Güterverkehr (BAG),<br />

Andreas Marquardt.<br />

Neben Vorträgen erwartet<br />

die Besucher eine Podiumsdiskussion,<br />

an der unter anderem<br />

VSL-Präsident Karlhubert<br />

Dischinger, die stellvertretende<br />

Verdi-Vorsitzende Andrea<br />

Kocsis, der Professor für<br />

Wirtschaftsethik an der TU<br />

München, Dr. Christoph Lütge,<br />

und Dekra-Vorstand Jörg<br />

Mannsperger mitwirken.<br />

Bereits am Vorabend haben<br />

die Besucher Gelegenheit, im<br />

Restaurant Cube am Stuttgarter<br />

Schlossplatz ins Gespräch<br />

zu kommen. Auch die Logistikverantwortliche<br />

der Bundesregierung,<br />

Dorothee Bär, hat ihr<br />

Kommen zugesagt. Sie wird für<br />

einen Schlagabtausch und Fragen<br />

zur Verfügung stehen. Die<br />

Teilnahmegebühr beträgt 299<br />

Euro (netto). Mitglieder von<br />

Dekra, VSL oder Log-BW erhalten<br />

einen Rabatt von je 50 Euro.<br />

Anmeldung: kongress.logbw.de.<br />

Matthias Rathmann<br />

Wer läuft mit?<br />

Event: Am 26. April fällt der Startschuss<br />

zum nächsten Branchenlauf Transport/<br />

Logistik. Dazu laden <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> und<br />

Krone ins Emsland ein.<br />

Endlich Frühling! Die<br />

Temperatur steigt – und<br />

damit bei vielen der<br />

Drang, sich zu bewegen. Am<br />

Samstag, 26. April, haben Sie<br />

Gelegenheit dazu. Dann laden<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> als Veranstalter<br />

und das Fahrzeugwerk Krone<br />

als Gastgeber zur 6. Auflage<br />

des Branchenlaufs Transport/<br />

Logistik ein. Die Veranstaltung<br />

findet im Emsland statt,<br />

Treffpunkt ist das Trailer Forum<br />

von Krone in Werlte. Anmeldungen<br />

sind unter<br />

www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de/<br />

laeuft möglich.<br />

Angesprochen sind<br />

alle, die beruflich mit<br />

Transport, Logistik<br />

oder Nutzfahrzeugen zu tun<br />

haben. Einzelläufer und Teams<br />

(ab drei Personen) sind willkommen.<br />

Nutzen Sie die Chance,<br />

Ihre Firma mit einem Team<br />

zu präsentieren. Denn Sport ist<br />

ein Gemeinschaftserlebnis.<br />

Als Kulisse für den sportlichen<br />

Teil dient die barocke<br />

Schlossanlage Clemenswerth in<br />

Sögel. Zur Wahl stehen Strecken<br />

über fünf und zehn Kilometer.<br />

Die Fünf-Kilometer-Variante<br />

eignet sich auch zum Nordic<br />

Walking. Erneut gibt es auch<br />

einen Bambini-Lauf. Der Startschuss<br />

erfolgt um 14 Uhr. Zuvor<br />

treffen sich alle Teilnehmer ab<br />

11.30 Uhr im Trailer Forum von<br />

Krone in Werlte. Dort klingt die<br />

Veranstaltung nach getaner Arbeit<br />

auch gesellig aus.<br />

Für Speis und Trank sowie<br />

Live-Musik bis in den Abend<br />

ist im Trailer Forum bestens<br />

gesorgt. Keine Frage, dass dort<br />

auch ausgiebig über Branchenthemen<br />

diskutiert werden<br />

kann – an den einzelnen Tischen,<br />

aber auch im Rahmen<br />

einer Podiumsdiskussion.<br />

Im Vordergrund steht der<br />

olympische Gedanke: Dabei<br />

läuft<br />

sein ist alles. Trotzdem gebührt<br />

es sich, dass die Sieger entsprechend<br />

geehrt werden. Ob bei<br />

der Variante über fünf oder zehn<br />

Kilometer: Auf die schnellsten<br />

Läuferinnen und Läufer warten<br />

ansprechende Pokale (in den<br />

Kategorien männlich/weiblich<br />

sowie unter/über 45). Eine besondere<br />

Auszeichnung gibt es<br />

für die schnellsten Teams: Die<br />

drei flinksten Firmenläufer über<br />

fünf und zehn Kilometer dürfen<br />

Gutscheine für attraktive Sportartikel<br />

im Wert von insgesamt<br />

333 Euro nach Hause nehmen<br />

− macht 111 Euro für jeden<br />

Läufer. Wenn das also mal kein<br />

Anreiz ist.<br />

rat<br />

Ein Angebot nur für gewerbliche Kunden:<br />

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Gilt für alle Bipper, Partner, Expert und alle sofort verfügbaren Boxer bis zum 30.04.<strong>2014</strong>.<br />

Foto: Küppers<br />

Krone macht mobil: Der Trailerhersteller ist mit Team am Start.


8 I POLITIK UND WIRTSCHAFT<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Lkw sollen schnittiger daherkommen<br />

Design: Lkw sollen aerodynamischer<br />

und sicherer werden. Keine Einigung<br />

gab es im EU-Parlament dagegen<br />

beim Thema Lang-Lkw.<br />

Lang-Lkw dürfen weiterhin<br />

nicht über die Grenze.<br />

Die Abgeordneten im<br />

Verkehrsausschuss des EU-<br />

Parlaments waren sich fraktionsübergreifend<br />

einig, dass<br />

grenzüberschreitende Fahrten<br />

der 25 Meter langen Fahrzeuge<br />

erneut auf den Prüfstand gehören.<br />

Sie stimmten mit großer<br />

Mehrheit dafür, das Thema an<br />

die EU-Kommission zurückzuverweisen.<br />

Die Chancen stehen<br />

nicht schlecht, dass das Plenum<br />

diese Vorstellungen bei seiner<br />

Abstimmung Mitte April teilt.<br />

Im Rahmen ihres Vorschlags<br />

zu Maßen und Gewichten<br />

wollte die Kommission diese<br />

Fahrzeuge grenzüberschreitend<br />

zulassen. Sie wird jetzt aufgefordert,<br />

bis 2016 zunächst eine umfassende<br />

Untersuchung zu den<br />

möglichen Folgen des Einsatzes<br />

von Lang-Lkw auf Infrastruktur<br />

und Verkehrssicherheit vorzulegen,<br />

sollte sie weiterhin die derzeitige<br />

Gesetzeslage<br />

ändern<br />

wollen.<br />

»Nach langem<br />

Tauziehen<br />

konnte<br />

nun ein Kompromiss<br />

erreicht<br />

werden,<br />

der den Gigaliner-Verkehr<br />

nicht wie geplant weiter<br />

liberalisiert, sondern<br />

effektiv auf einige wenige<br />

Mitgliedstaaten in Nordeuropa<br />

beschränkt«, sagt Berichterstatter<br />

Jörg Leichtfried von<br />

den österreichischen Sozialdemokraten<br />

(SPÖ). Mit dem<br />

Vorschlag der Kommission<br />

wären umliegende Mitgliedstaaten<br />

unter Druck geraten,<br />

diese ebenfalls zuzulassen. Das<br />

hätte Leichtfried zufolge Milliardeninvestitionen<br />

für die<br />

Anpassung der Infrastruktur<br />

und eine Rückverlagerung des<br />

DATEN UND FAKTEN<br />

◆ Die Verlängerung des Fahrzeugs darf nicht mit einer Erhöhung<br />

der Nutzlast des Fahrzeugs einhergehen.<br />

◆ Ein Mehrgewicht durch die Nutzung alternativer Antriebssysteme<br />

wie Elektro- oder Hybridmotoren soll nicht durch<br />

eine Verringerung der Nutzlast ausgeglichen werden.<br />

◆ Eine Verlängerung des Lkw um 15 Zentimeter für den Transport<br />

von 45-Fuß-Containern kann ohne zusätzliche Gefahr<br />

für die Straßenverkehrssicherheit erfolgen.<br />

◆ Fahrzeugkombinationen mit fünf oder sechs Achsen, die im<br />

Kombinierten Verkehr 40-Fuß-Container befördern, sollen<br />

künftig mit 44 Tonnen auch 45-Fuß-Boxen befördern dürfen.<br />

◆ Neue Fahrzeuge müssen mit integrierten Wiegesystemen<br />

ausgestattet sein, die Fahrer und Kontrolleuren Auskunft<br />

über die Beladung des Fahrzeugs geben. Bei einer Gewichtsüberschreitung<br />

sind gestaffelte Strafen bis hin zur<br />

Stilllegung des Lkw in Verbindung mit einer Geldstrafe<br />

vorgesehen.<br />

Foto: Techel<br />

Ab 2022 Realität? Das<br />

EU-Parlament spricht sich<br />

für neue Formen aus.<br />

Güter<strong>trans</strong>ports von der Schiene<br />

auf die Straße bedeutet.<br />

Eine massive Verkehrsverlagerung<br />

befürchtete auch der<br />

Grünen-Verkehrsexperte im<br />

EU-Parlament, Michael Cramer.<br />

»Das steht in krassem Widerspruch<br />

zum EU-Ziel, mehr<br />

Güter mit der umweltfreundlichen<br />

Bahn zu <strong>trans</strong>portieren«,<br />

sagt er. Der CSU-Abgeordnete<br />

Markus Ferber begrüßt die parteiübergreifende<br />

»Allianz gegen<br />

die Zulassung der Monster-Lkw<br />

im grenzüberschreitenden Verkehr«.<br />

Es könne nicht sein, dass<br />

Geld für größere Kreisverkehre<br />

und breitere Tunnelquerschnitte<br />

verschwendet werde.<br />

Die verkehrspolitische Sprecherin<br />

der FDP, Gesine Meißner,<br />

ist enttäuscht von der »blinden<br />

Ablehnung«. Es herrsche beim<br />

grenzüberschreitenden Verkehr<br />

weiter Unklarheit. »Theoretisch<br />

müssen die Lang-Lkw heute<br />

an der finnisch-schwedischen<br />

Grenze geteilt und danach<br />

wieder zusammengesetzt wer-<br />

3764<br />

Ihr<br />

Finanz.Vorteil.<br />

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den, obwohl beide Länder diese<br />

Lkw zulassen. Eine unsinnige<br />

Vorstellung.«<br />

Der Ausschuss sprach<br />

sich aber durchaus für<br />

Veränderungen aus:<br />

Die Fahrerkabinen<br />

sollen ein neues Design<br />

bekommen. Die<br />

aerodynamischere<br />

Form soll nicht nur<br />

spritsparend wirken<br />

und damit die Umwelt<br />

und die Unternehmenskassen<br />

schonen. Sie soll<br />

auch hunderten<br />

von Menschen bei<br />

Unfällen das Leben<br />

retten, denn<br />

mit dem neuen<br />

Fahrerhaus soll<br />

sich das Sichtfeld<br />

des Fahrers<br />

verbessern und<br />

der tote Winkel<br />

verkleinern<br />

lassen. Eine<br />

Knautschzone<br />

soll verhindern,<br />

dass Fußgänger<br />

und Radfahrer bei einem Zusammenstoß<br />

unter die Räder<br />

geraten. Eine genaue Regelung,<br />

was die Verlängerung der Kabine<br />

angeht, muss noch gefunden<br />

werden. Nach dem Willen des<br />

Parlaments sollen die Formen<br />

ab 2022 für alle neuen Lkw<br />

verpflichtend werden.<br />

Zusammen mit am Heck<br />

angebrachten aerodynamischen<br />

Luftleiteinrichtungen, sogenannten<br />

Flaps, verbrauchen die<br />

rundnasigen Fahrzeuge dann<br />

sieben bis zehn Prozent weniger<br />

Kraftstoff. Die klappbaren<br />

Flaps, die maximal 50 Zentimeter<br />

lang sein dürfen, können<br />

ebenso wie der Unterfahrschutz<br />

unmittelbar nach Inkrafttreten<br />

der neuen Richtlinie angebracht<br />

werden. Entsprechende Produkte<br />

seien auf dem Markt und<br />

würden bereits auf anderen<br />

Kontinenten verwendet. Für<br />

einen Langstrecken-Lkw, der<br />

pro Jahr um die 100.000 Kilometer<br />

zurücklegt, belaufen sich<br />

die Einsparungen damit auf<br />

etwa 3.000 Euro pro Fahrzeug,<br />

hat die EU-Kommission 2013<br />

ausgerechnet.<br />

Die Hersteller sind auf die<br />

Veränderungen – abgesehen<br />

von MAN – gar nicht so erpicht<br />

und haben vielerorts dafür geworben,<br />

noch eine ganze Weile<br />

mit der alten Form weiterzufahren:<br />

Bis 2025 soll sie aus Gründen<br />

der »Wettbewerbsneutralität«<br />

erhalten bleiben. Wie stark<br />

der Druck der Industrie auf die<br />

Politik hier ist, wird sich zeigen,<br />

wenn es um die Zustimmung<br />

der 28 Mitgliedstaaten<br />

geht. Denn mit dem positiven<br />

Votum des EP-Plenums ist das<br />

Thema noch nicht vom Tisch.<br />

Die Verhandlungen mit dem<br />

Ministerrat finden nach den<br />

Europa-Wahlen in der nächsten<br />

Legislaturperiode statt. Gehen<br />

sie positiv aus, könnte die neue<br />

Richtlinie bereits 2015 in Kraft<br />

treten. Dann müssten wohl alle<br />

ihre Pläne ganz schnell aus der<br />

Schublade holen.<br />

Regina Weinrich<br />

Wieder Weltmeister<br />

Mobilität: Deutschland ist der beste<br />

Logistikstandort. Das stellt die Weltbank<br />

in ihrem Logistik Performance Index fest.<br />

Vorhersage mit Fragezeichen<br />

Mit äußerst positiven<br />

Prognosen für Transportaufkommen<br />

und<br />

-leistungen bis zum Jahr 2017<br />

wartet die neue vom Bundesamt<br />

für Güterverkehr (BAG) veröffentlichte<br />

Mittelfristprognose<br />

auf. Allerdings entstanden die<br />

von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Intraplan Consult/Ralf Ratzenberger<br />

im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums<br />

erarbeiteten<br />

Vorhersagen vor der<br />

Krim-Krise. Fragezeichen sind<br />

also angebracht.<br />

Denn in welchem Umfang<br />

die sich daraus ergebenden<br />

Veränderungen bei den Imund<br />

Exporten und damit auch<br />

bei Transporten auswirken, ist<br />

völlig offen. Fest steht lediglich,<br />

dass die in der Logistikwirtschaft<br />

bereits zu spürenden negativen<br />

Konsequenzen der Krise<br />

umso mehr zunehmen werden,<br />

je stärker die angekündigten<br />

Wirtschaftssanktionen ausfallen<br />

und je länger sie dauern.<br />

Für den Straßengüterverkehr<br />

wird für <strong>2014</strong> ein Wachstum<br />

um 1,9 Prozent beim Aufkommen<br />

und um 2,9 Prozent bei<br />

der Leistung vorhergesagt. Für<br />

die kommenden Jahre bis 2017<br />

Internationale Verkehre legen<br />

weiter zu.<br />

Ausblick: Gute Zeiten für Transporteure – die neue Prognose<br />

des Bundesverkehrsministeriums erwartet Zuwächse für alle<br />

Verkehrsträger. Die Krim-Krise ist jedoch nicht berücksichtigt.<br />

sollen es je 1,6 beziehungsweise<br />

2,8 Prozent werden. Noch<br />

positiver sieht es für den Schienengüterverkehr<br />

sowie für Luftund<br />

Seefracht aus. Bei der Bahn<br />

prognostizieren die Experten<br />

für das laufende Jahr einen<br />

Anstieg von 2,8 Prozent (Aufkommen)<br />

und von 3,1 Prozent<br />

(Leistung). Von 2015 bis 2017<br />

sollen es 2,2 und 2,6 Prozent<br />

werden. Ähnlich kräftig sollen<br />

die Aufkommen in der Luftund<br />

Seefracht zulegen, nämlich<br />

in diesem Jahr um drei beziehungsweise<br />

2,7 Prozent und bis<br />

2017 um 3,1 beziehungsweise<br />

2,5 Prozent. Doch das ist die<br />

derzeitige Sicht: Gerade bei<br />

den internationalen Transporten<br />

werden sich diese Zahlen<br />

aufgrund der Krim-Krise wahrscheinlich<br />

verändern.<br />

Für den Straßengüterverkehr<br />

in Deutschland, der mehr als<br />

80 Prozent des gesamtmodalen<br />

Transportaufkommens und<br />

70 Prozent der entsprechenden<br />

Foto: Rathmann<br />

Transportleistung bewältigt,<br />

war 2013 kein so erfolgreiches<br />

Jahr. Den jetzt präsentierten<br />

Daten zufolge legten Aufkommen<br />

und Leistung in den ersten<br />

drei Monaten lediglich um 0,3<br />

und 0,1 Prozent zu. Weil sich<br />

das vierte Quartal dann aber<br />

besser entwickelte, reichte es für<br />

das Gesamtjahr 2013 zu einer<br />

Zunahme um immerhin 0,6 beziehungsweise<br />

0,5 Prozent.<br />

Allerdings sind die grenzüberschreitenden<br />

Transporte<br />

deutscher Lkw zum sechsten<br />

Mal in Folge gesunken, bei der<br />

Leistung sogar<br />

spürbar um vier<br />

Prozent. Deutlich<br />

besser sah es<br />

bei den ausländischen<br />

Lkw aus.<br />

Hier hat sich beispielsweise<br />

die mautpflichtige Fahrleistung<br />

um 3,7 Prozent erhöht, und die<br />

Transportnachfrage dürfte in<br />

ähnlicher Größenordnung gewachsen<br />

sein, heißt es.<br />

Das gilt ganz besonders für<br />

die Kabotage-Verkehre der ausländischen<br />

Fahrzeuge, die beim<br />

Aufkommen sogar um acht<br />

Prozent und bei der Leistung<br />

um satte zwölf Prozent zugelegt<br />

haben. Beim Modalsplit<br />

sind die Marktanteile des<br />

deutschen Straßengüterverkehrs<br />

2013 leicht gesunken.<br />

Bei der Kabotage ist aber nicht<br />

mit signifikanten Steigerungen<br />

zu rechnen. Die Autoren der<br />

Prognose schreiben, dass sie<br />

Anteil ausländischer<br />

Lkw steigt weiter<br />

nunmehr von »einer stetigen<br />

Verminderung des Anstiegs«<br />

ausgehen. Allerdings, so schränken<br />

die Experten ein, »ist diese<br />

Erwartung mit wesentlich höheren<br />

Unsicherheiten behaftet als<br />

diejenigen für den Gesamtverkehr<br />

der ausländischen Lkw«.<br />

Für <strong>2014</strong> erwartet die Prognose<br />

bei den grenzüberschreitenden<br />

Lkw-Transporten mit<br />

deutschen und ausländischen<br />

Fahrzeugen ein spürbares Plus<br />

um etwa vier Prozent bei Aufkommen<br />

und Leistung. Zu dem<br />

für den gesamten Straßengüterverkehr<br />

<strong>2014</strong><br />

vorhergesagten<br />

Wachstum um<br />

knapp zwei Prozent<br />

beim Aufkommen<br />

und<br />

um knapp drei Prozent bei der<br />

Leistung werden der Prognose<br />

zufolge alle Güterbereiche mit<br />

Ausnahme der Mineralölprodukte<br />

beitragen.<br />

Besonders zulegen dürften<br />

die Bereiche Maschinen<br />

und langlebige Konsumgüter<br />

(4,7/5,2 Prozent), die chemischen<br />

und mineralischen Erzeugnisse<br />

(3,5/4,9 Prozent)<br />

sowie die anteilsmäßig dominierenden<br />

Baustoff<strong>trans</strong>porte<br />

(2,3/3,1 Prozent). Ein ähnlich<br />

hoher Anstieg wie im laufenden<br />

Jahr wird mittelfristig bis 2017<br />

vorhergesagt. Erneut profitieren<br />

die Güterbereiche, die auch<br />

<strong>2014</strong> wachsen.<br />

Hans-Peter Colditz<br />

Die deutschen Straßen sind<br />

besser als ihr Ruf. Die<br />

Experten der Weltbank<br />

stellen fest, dass Deutschland<br />

die Anforderungen in Bezug auf<br />

Zollabwicklung, Infrastruktur,<br />

internationalen Transport, Logistikkompetenz,<br />

Sendungsverfolgung<br />

sowie Pünktlichkeit von<br />

rund 160 untersuchten Staaten<br />

am besten erfüllt. Das geht aus<br />

dem jüngsten Logistik Performance<br />

Index (LPI) der Weltbank<br />

hervor. Der Bericht wird<br />

alle zwei Jahre in Zusammenarbeit<br />

mit Logistikdienstleistern<br />

und wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

erstellt. 2012 war die<br />

Bundesrepublik auf den vierten<br />

Platz abgerutscht, der neue Spitzenreiter<br />

war Singapur. Hinter<br />

Deutschland folgen die Niederlande<br />

und Belgien. Schlusslichter<br />

sind Afghanistan, Kongo<br />

und Somalia.<br />

Beim LPI handelt es sich<br />

um eine mehrschichtige Untersuchung,<br />

bei der die Leistungsfähigkeit<br />

in der Logistik weltweit<br />

untersucht wird. Hierfür<br />

wurden mehr als 5.000 Einzelindikatoren<br />

berücksichtigt. »Der<br />

LPI hat das Ziel, eine relativ<br />

komplexe Realität zu erfassen:<br />

die Attribute der Logistikkette«,<br />

sagt der LPI-Verantwortliche,<br />

Jean-François Arvis. »In Ländern<br />

mit hohen Logistikkosten<br />

ist oft nicht die Entfernung zwischen<br />

Handelspartnern, sondern<br />

die Zuverlässigkeit der Logistikkette<br />

der wichtigste Faktor für<br />

diese Kosten.«<br />

Deutschland punktet etwa<br />

bei der Infrastruktur für die<br />

Logistik, also den Wegenetzen,<br />

oder der Pünktlichkeit. Denn<br />

das wichtigste Qualitätskriterium<br />

bei der Frachtbeförderung<br />

sei die Lieferung in einem vereinbarten<br />

Zeitrahmen, heißt<br />

es. Fast genauso wichtig ist das<br />

Vermeiden von Lieferfehlern<br />

wie der Zusammensetzung der<br />

Ladung oder falsche Papiere.<br />

Auf vielen der untersuchten Kriterien<br />

schiebt sich Deutschland<br />

immer wieder auf den Spitzenplatz,<br />

geht aus dem Bericht der<br />

Weltbank hervor.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

nimmt Nordrhein-Westfalen<br />

für sich in Anspruch, mit 21.600<br />

Unternehmen und 270.000 Beschäftigten<br />

seit Jahren Deutschlands<br />

führender Logistikstandort<br />

zu sein. »Im internationalen<br />

Wettbewerb um ausländische<br />

Investoren ist das Thema Logistik<br />

einer der wichtigsten Standortfaktoren,«<br />

sagt Wirtschaftsministerin<br />

Christa Thoben. Fast<br />

alle wichtigen Akteure der Branche<br />

säßen an Rhein und Ruhr.<br />

Für Alan McKinnop, Leiter<br />

des Departments Logistik der<br />

Kühne Logistics University in<br />

Hamburg, zeigt die Studie, dass<br />

es auf Leistungsqualität und<br />

Kompetenz der Logistik-Manager<br />

ankommt. »Wenn Deutschland<br />

an der Spitze bleiben will,<br />

muss es verstärkt hoch qualifizierte<br />

Hochschulabsolventen für<br />

die Logistik gewinnen.«<br />

Für den Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und<br />

Logistik (BME) ist Deutschland<br />

damit wieder im internationalen<br />

Vergleich zum Musterschüler in<br />

Sachen effiziente Lieferketten<br />

aufgestiegen. Gunnar Gburek,<br />

Fachbereichsleiter für Logistik,<br />

warnt jedoch, dass Deutschland<br />

sich auf der Führerschaft nicht<br />

ausruhen dürfe. »Wer an der<br />

Spitze bleiben will, muss härter<br />

trainieren als alle anderen im<br />

Feld. Die Konkurrenz schläft<br />

nicht«, sagt Gburek. »In den<br />

vergangenen Jahren wurden in<br />

der Tat einige Infrastrukturmaßnahmen<br />

umgesetzt, aber besonders<br />

bei Bahn und Binnenschiff<br />

gibt es in Deutschland dringenden<br />

Handlungsbedarf.«<br />

Regina Weinrich


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SPEDITION UND LOGISTIK I 9<br />

Der Containerflut Herr werden<br />

Hamburg: Verspätete Schiffe stören die Abläufe im Hafen.<br />

Asphaltarbeiten auf der Köhlbrandbrücke bringen weitere<br />

Beeinträchtigungen. Um den Problemen zu begegnen, sucht<br />

Spediteur Hans Stapelfeldt den Schulterschluss mit anderen.<br />

Die Containerflut im<br />

Hamburger Hafen wird<br />

wahrscheinlich nicht so<br />

schnell abfließen. Die Logistikwirtschaft<br />

geht davon aus, dass<br />

die Verzögerungen beim Abfertigen<br />

der Boxen mindestens bis<br />

Ostern anhalten. »Die Situation<br />

ist weiterhin sehr angespannt«,<br />

sagt Hans Stapelfeldt, Geschäftsführer<br />

der Containerspedition<br />

Stapelfeldt aus Hamburg.<br />

Der Firmenchef vergleicht<br />

den Containerstau im Hafen mit<br />

einem Umzug. »Beim Umzug<br />

stapeln sich die Kartons in jeder<br />

Ecke und sind überall im Weg.«<br />

Genauso verhalte es sich derzeit<br />

in den Terminals. Alle Stauzonen<br />

und Zufahrtswege seien<br />

vollgestellt. Das beeinträchtige<br />

die Abläufe und die Leistungsfähigkeit<br />

ganz erheblich.<br />

Die Schiffe seien bei den Abfahrten<br />

im Schnitt fünf bis sieben<br />

Tage im Verzug. Grund für<br />

die Verzögerungen sind die Wetterkapriolen<br />

in den vergangenen<br />

Wochen. Sie hatten zur Folge,<br />

dass Schiffe und Container<br />

liegen blieben. Die Reedereien<br />

bemühen sich, den Rückstand<br />

aufzuholen und die Fahrpläne<br />

wieder einzuhalten, indem<br />

sie ihren Schiffen ein höheres<br />

Tempo verordnen und sich vorübergehend<br />

von der Treibstoff<br />

sparenden Langsamfahrt – dem<br />

Slow steaming – lösen. Eine<br />

andere Möglichkeit sehen sie<br />

darin, Häfen auszulassen oder<br />

zusätzliche Schiffe einzusetzen,<br />

um die angestauten Container<br />

abfahren zu können.<br />

»Doch klar ist auch, dass die<br />

Reedereien dafür zusätzliches<br />

Geld sehen wollen«, sagt Stapelfeldt.<br />

Er habe aber noch keinen<br />

Kunden gefunden, der bereit sei,<br />

für eine höhere Pünktlichkeit<br />

Mehrkosten hinzunehmen. Damit<br />

sei der Handlungsspielraum<br />

der Spediteure und Containertrucker<br />

eingeschränkt. »Wir<br />

sind die Leidtragenden, die das<br />

ausbaden müssen«, sagt er.<br />

Andererseits will der Unternehmer<br />

die Verspätungen nicht<br />

einfach schlucken. »Wir appellieren<br />

an alle Akteure in der<br />

maritimen Supply Chain, sich<br />

zusammenzusetzen und Maßnahmen<br />

zu entwickeln, um in<br />

kleinen Schritten wieder zu einer<br />

Einhaltung der Fahrpläne zu<br />

kommen«, erklärt er. Stapelfeldt<br />

ist dabei guter Dinge: »Denn<br />

es gibt auch noch pünktliche<br />

Reedereien wie Hamburg-Süd<br />

und Cosco. Sie schaffen es, ihre<br />

Fahrpläne und ihre Performance<br />

weiter einzuhalten.«<br />

Ein Zauberwort, um der<br />

Containerflut zu begegnen, lautet<br />

für Stapelfeldt Entzerrung.<br />

»Es muss gelingen, die Megapeaks<br />

besser zu verteilen«, sagt<br />

er. Solche Peaks entstünden,<br />

weil die Schiffe immer größer<br />

würden und dadurch den Hafen<br />

seltener ansteuerten. Teilweise<br />

sind die Ozeanriesen nur noch<br />

einmal pro Woche zu Gast, in<br />

dieser Zeit ballt sich dann alles.<br />

Was also tun? Stapelfeldt ist<br />

überzeugt, dass Unternehmen<br />

durch Einrichten einer zweiten<br />

Arbeitsschicht viel zur Lösung<br />

des Problems beitragen können.<br />

Der Hafen habe sich nach dem<br />

Vorstoß der Logistik-Initiative<br />

Hamburg mit dem Namen<br />

»Port 24/7« darauf eingestellt<br />

und von Montagmorgen bis<br />

Samstagmittag geöffnet. »Nun<br />

ist es unsere Aufgabe, dem Beispiel<br />

zu folgen und auch unsere<br />

Unternehmer Stapelfeldt baut<br />

auf einen Schiffsersatzverkehr.<br />

Kunden von den Vorteilen einer<br />

zweiten und dritten Schicht zu<br />

überzeugen«, sagt Stapelfeldt.<br />

Teilweise hätten Spediteure eine<br />

zweite Schicht bereits eingerichtet<br />

und disponierten Fahrzeuge<br />

in Doppelbesetzung.<br />

Den Schulterschluss mit den<br />

anderen Gliedern aus der maritimen<br />

Wirtschaft sucht Stapelfeldt<br />

auch bei einem anderen<br />

Projekt. Auch dahinter steht der<br />

Wille, Prozesse zu verbessern.<br />

Konkret geht es dem Unternehmer<br />

darum, angesichts von<br />

absehbaren Engpässen auf der<br />

Straße Verkehre auf das Binnenschiff<br />

zu verlagern. Denn dass<br />

der Verkehr ins Stocken gerät,<br />

ist nur eine Frage der Zeit: Zum<br />

einen steht ab Mai der Ausbau<br />

der A 7 an, zum anderen beginnt<br />

noch in diesem Monat die Sanierung<br />

der Köhlbrandbrücke.<br />

Die 3,6 Kilometer lange<br />

Schrägseilbrücke ist in die Jahre<br />

gekommen und soll neu asphaltiert<br />

werden. Die Operation<br />

findet am offenen Herzen statt,<br />

also bei laufendem Verkehr. So<br />

ist vorgesehen, die Bauarbeiten<br />

über drei Jahre zu ziehen. Von<br />

April von November wird dafür<br />

eine Fahrbahn pro Richtung<br />

gesperrt, sodass der Verkehr auf<br />

nur je einer Spur rollen kann.<br />

Das Bauwerk hat für den<br />

Hafen eine immense Bedeutung:<br />

Es verbindet ihn mit der<br />

A 7. Täglich rollen rund 34.000<br />

Fahrzeuge darüber, davon ein<br />

Drittel Lkw. »Im Vorgriff auf<br />

die Behinderungen wollen wir<br />

einen Köhlbrandbrücken-Ersatzverkehr<br />

organisieren«, sagt<br />

Stapelfeldt. Sinnvollerweise solle<br />

dafür das Binnenschiff zum<br />

Einsatz kommen, zum Beispiel<br />

von Terminal zu Terminal oder<br />

zwischen Terminals und Depots.<br />

Bisher hat die Wasserstraße bei<br />

diesen Kurzstreckenverkehren<br />

nur einen geringen Anteil, Stapelfeldt<br />

beziffert ihn auf unter<br />

zwei Prozent. Hier sei noch viel<br />

Luft nach oben. »Wir wollen an<br />

Nadelöhr: Die Köhlbrandbrücke ist fortan nur noch einspurig in jede Richtung befahrbar.<br />

einem flexiblen Modell arbeiten<br />

und können uns vorstellen, zum<br />

Beispiel mit 2.000 Containern<br />

pro Woche zu starten«, sagt er.<br />

Mit einigen Hafen- und Logistikverantwortlichen<br />

habe er<br />

schon gesprochen. »Das Interesse<br />

ist groß.« Die Reedereien,<br />

die Behörde für Wirtschaft, Verkehr<br />

und Innovation, die Hamburg<br />

Port Authority sowie die<br />

Terminalbetreiber HHLA und<br />

Eurogate seien bereits die ersten<br />

Gesprächspartner. Eng müssten<br />

sich die Macher eines solchen<br />

Ersatzverkehrs dann mit der<br />

Feeder-Logistik-Zentrale (FLZ)<br />

abstimmen. Aufgabe der FLZ ist<br />

es, die Abfertigung von Zubringerschiffen<br />

zu beschleunigen.<br />

Von deren Erfahrungen könnten<br />

die Verantwortlichen des Ersatzverkehrs<br />

profitieren. Ziel sei es,<br />

der Logistikwirtschaft bereits zu<br />

Beginn der Bauarbeiten einen alternativen<br />

Transportweg anzubieten.<br />

Und natürlich die Brücke<br />

zu entlasten, die dann – so steht<br />

zu befürchten – ein Stauproblem<br />

haben wird. So wie derzeit der<br />

Hamburger Hafen wegen der<br />

verzögerten Schiffsabfahrten.<br />

Matthias Rathmann<br />

Fotos: Rathmann<br />

MIT HÖHERER SCHLAGKRAFT<br />

Zusammenarbeit mit Spedition Walter Lauk:<br />

»Hilfe, wir brauchen Asyl.« Mit diesem Notruf wandte sich Spediteur<br />

Hans Stapelfeldt im Oktober an seine Geschäftsfreunde.<br />

Infolge eines Wasserschadens waren seine Büros unbrauchbar.<br />

Jörn Lauk, Chef der Containerspedition Walter Lauk, bot Stapelfeldt<br />

und seinen Leuten ein Quartier bei sich im Gebäude<br />

auf dem Gelände des früheren Freihafens an. »Aus der Not haben<br />

wir eine Tugend gemacht«, sagt Stapelfeldt. Beide Gesellschaften<br />

arbeiten heute erfolgreich unter einem Dach – rechtlich<br />

selbstständig, aber bei der Disposition um Synergien bemüht.<br />

So helfen sich die Firmen gegenseitig, ihre Fahrzeuge auszulasten.<br />

Damit nicht genug: Jörn Lauk war ohnehin dabei, seine<br />

Firma personell neu aufzustellen und bot Stapelfeldt einen Posten<br />

in der Geschäftsführung an. Den bekleidet Stapelfeldt seit<br />

Januar zusätzlich zu seiner Funktion im eigenen Unternehmen.<br />

Die Unternehmen<br />

Die beiden Firmen ergänzten sich ideal, heißt es. Stapelfeldt beschäftigt<br />

25 Mitarbeiter und setzt rund 20 eigene Lkw vor allem<br />

im Nahverkehr ein. Schwerpunkt sind Transporte mit Mehrwert<br />

für die Kunden, etwa weil sie zeitkritisch oder mit Verzollungen<br />

verbunden sind. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf<br />

Loco-Ware, also auf Güter, die im Umfeld der Metropolregion<br />

hergestellt oder konsumiert werden. Walter Lauk organisiert<br />

Nah-, Fern- und Werkverkehre sowie intermodale Transporte<br />

auf Schiene und Wasserstraße, teils mit eigenen Schiffen.<br />

Walter Lauk setzt mit Subunternehmern rund 80 Lkw ein.


10 I SPEDITION UND LOGISTIK<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Das Kleine muss ins Große<br />

Der Trend geht zum Convenience<br />

Food, also der<br />

verzehrfertigen Lebensmittel.<br />

Davon ist Kay Schiebur,<br />

der beim Großhändler Lekkerland<br />

für die Supply Chain<br />

zuständig ist, überzeugt, wie<br />

er auf dem 20. Handelslogistik<br />

Kongress in Köln zu Protokoll<br />

gab. Daher habe das Unternehmen<br />

auch bereits reagiert. »Es<br />

gibt zunehmend Single-Haushalte<br />

und zudem auch insgesamt<br />

die Neigung, sich unterwegs<br />

etwas zu essen zu holen«,<br />

so Schiebur.<br />

Daher hat Lekkerland mittlerweile<br />

160 Mehrkammerfahrzeuge<br />

im Einsatz, um die rund<br />

61.400 Kunden in Deutschland<br />

zu beliefern. »Früher konnte<br />

es sein, dass etwa eine Tankstelle<br />

gleich mehrfach von uns<br />

angefahren wurde. Da kam<br />

der 18-Tonner mit dem Trocken-<br />

und Frischesortiment,<br />

dann der Transporter mit den<br />

Tabakwaren und schließlich<br />

noch das Tiefkühlfahrzeug<br />

mit zwölf Tonnen.« Heute ist<br />

Lekkerland zunehmend mit<br />

Mehrkammer-Citysatteln unterwegs.<br />

Der Clou: Innen gibt<br />

es gleich elf in Längs- und<br />

Querrichtung verschiebbare<br />

Wände. Damit lassen sich alle<br />

Produktbereiche – inklusive<br />

der Tabakwaren – mit einem<br />

Transport erledigen. »Für den<br />

Kunden bedeutet das eine<br />

Bestellung, eine Rechnung und<br />

eine Lieferung. Damit nimmt<br />

der administrative Aufwand<br />

ab und der Kunde hat mehr<br />

Zeit, um sich um den Verkauf<br />

zu kümmern«, erläuterte<br />

Schiebur.<br />

Auch für Lekkerland lohnt<br />

sich das Ganze – selbst wenn<br />

das Gesamtinvest für die Umstellung<br />

bei rund 28 Millionen<br />

Euro lag. »Allein bei einem<br />

unserer Kunden, dem Tankstellenbetreiber<br />

Aral, haben wir<br />

260.000 Stopps im Jahr eingespart«,<br />

sagte der Lekkerland-Logistiker.<br />

Das seien 3,4 Millionen<br />

Kilometer weniger im Jahr –<br />

rund 2.000 Tonnen CO 2 .<br />

Der erhöhte IT-Aufwand,<br />

beispielsweise in Handheld-Geräte<br />

zur elektronischen Abwicklung<br />

sowie in eine Telematik,<br />

hat aber auch erhöhte Anforderungen<br />

an die Fahrer mit sich<br />

gebracht. »Dass der Betriebsrat<br />

der Ortung der Fahrzeuge problemlos<br />

zugestimmt hat, liegt<br />

an der erhöhten Sicherheit –<br />

gerade bei Tabak<strong>trans</strong>porten«,<br />

erklärt Schiebur. Doch nicht<br />

überall funktioniert dieser<br />

logistische Ansatz. Lekkerland<br />

wollte damit auch in Osteuropa<br />

expandieren – zieht sich dort<br />

allerdings gerade wieder aus<br />

dem Markt zurück.<br />

Doch nicht nur verschiedene<br />

Produkte in eine Lieferung zusammenzufassen<br />

ist ein Trend.<br />

Das verdeutlichte Matthias<br />

Fleischer, der beim Lebensmittelkonzern<br />

Nestlé Deutschland<br />

für das Supply Chain Management<br />

zuständig ist. Er sieht darüber<br />

hinaus auch die Notwendigkeit<br />

für längere Fahrzeuge.<br />

Doch aufgrund der politischen<br />

Schwierigkeiten, die den Logistikern<br />

die Arbeit erschweren,<br />

stellt er den Lang-Lkw mittlerweile<br />

infrage.<br />

Dabei geht es Fleischer<br />

gar nicht mal um die Frage<br />

des Grenzübertritts. »Der Lebensmittelhandel<br />

ist lokal. 90<br />

Handelslogistik I: Die Lebensweise ändert sich und damit das<br />

Konsumverhalten. Als Folge bündeln die Akteure verschiedene Produkte.<br />

Gleichzeitig wird der Ruf nach größeren Fahrzeugen laut.<br />

Alles auf einmal: Mit Mehrkammer-Aufliegern spart Lekkerland 260.000 Stopps beziehungsweise 2.000 Tonnen CO 2 ein.<br />

DER KONGRESS<br />

Prozent der in Deutschland<br />

gekauften Produkte kommen<br />

aus Deutschland«, berichtete<br />

er. Dennoch stellt er drei<br />

Trends in der Handelslogistik<br />

fest: Zum einen investieren<br />

Großhändler immer mehr in<br />

eigene Verteilzentren. Das bedeute<br />

zwar weniger Lieferstellen<br />

– dafür aber auch größere<br />

Mengen. Auf der anderen Seite<br />

gibt es kleine Händler, die ein<br />

breites Sortiment wollen und<br />

daher eine gebündelte Lieferung<br />

benötigen.<br />

Zu guter Letzt gibt es den<br />

Endkunden, der seine Ware als<br />

Paket nach Hause bekommen<br />

möchte. In Deutschland seien<br />

das zwar bislang gerade einmal<br />

vier Prozent der Konsumenten,<br />

in anderen Ländern nutze diesen<br />

Service aber bereits jeder fünfte<br />

Endverbraucher.<br />

Für Nestlé Deutschland bedeutet<br />

dies eine Neuausrichtung<br />

der Logistik. Diese reicht von<br />

Hinter dem Handelslogistik Kongress, kurz Log, stehen drei<br />

Veranstalter: das EHI Retail Institute, ein wissenschaftliches<br />

Institut des Handels, GS1 Germany, die Organisation für globale<br />

Standards zur Verbesserung von Wertschöpfungsketten,<br />

sowie der Markenverband, der die Interessen der markenorientierten<br />

Wirtschaft in Deutschland vertritt. Bereits zum<br />

20. Mal ging es darum,wie man Logistikprozesse effizienter<br />

und marktgerechter gestaltet, um einen Wettbewerbsvorsprung<br />

zu erreichen oder zu verteidigen.<br />

dem automatisierten Anbinden<br />

von Distributionszentren über<br />

Anpassungen an den Standorten<br />

bis hin zu neuen Ladehilfsmitteln<br />

– etwa der Halbpalette.<br />

Weitere Herausforderungen in<br />

der Zukunft sind etwa temperaturgeführte<br />

Lieferungen an<br />

Endkunden oder aber eine Automatisierung,<br />

die bis hin zum<br />

Verladen auf den Lkw reicht.<br />

Aber auch eine verbesserte<br />

Planungssicherheit mittels statistischer<br />

Auswertungen ist laut<br />

Fleischer ein Thema.<br />

Was aber tun, wenn sich der<br />

Lang-Lkw nicht durchsetzen<br />

lässt, aber innovative Transportlösungen<br />

gefragt sind? Prof.<br />

Dietrich Stein, Geschäftsführer<br />

von Cargocab, will die Ladung<br />

kurzerhand unter die Erde bringen.<br />

Beim Cargocab handelt es<br />

sich um kleine, elektrisch betriebene<br />

Fahrzeuge, die in Röhren<br />

von zwei Meter Durchmesser<br />

je zwei Europaletten befördern<br />

sollen. »Das Ganze ist<br />

natürlich kein Thema für den<br />

Fernverkehr. Es ist aber die Lösung<br />

für die Innenstädte, insbesondere<br />

in verkehrsgeplagten<br />

Metropolregionen«, sagte<br />

Stein. Eine fächerübergreifende<br />

Forschungsgruppe habe nachgewiesen,<br />

dass der Betrieb nicht<br />

nur technisch, sondern vor<br />

allem auch betriebswirtschaftlich<br />

machbar sei.<br />

Die benötigten Röhren<br />

würden im sogenannten Rohrvortrieb<br />

in etwa acht Meter<br />

Tiefe verlegt. Das bedeute, dass<br />

die Anwohner nichts davon<br />

mitbekommen. Rund 3,2 Millionen<br />

Euro kostet ein Kilometer<br />

Rohrstrecke, die auf<br />

Kombinierter Verkehr mal anders: Mit dem Cargocab könnte es<br />

staufrei in die Innenstadt gehen.<br />

diese Weise verlegt wird. »Das<br />

ist weitaus günstiger, als neue<br />

Straßen zu bauen«, sagte Stein.<br />

Auch die Cabs, also die kleinen<br />

Elektrofahrzeuge, seien so gut<br />

wie fertig entwickelt. Gerade<br />

einmal 0,11 kWh pro Tonnenkilometer<br />

brauchen die Cabs,<br />

die mit einer Geschwindigkeit<br />

von 36 km/h unterwegs sind.<br />

RFID-Transponder sorgen per<br />

Funksignal dafür, dass sie an<br />

der richtigen Stelle abbiegen.<br />

Da es sich bei den Röhren<br />

um Einbahnstraßen handelt,<br />

kann es auch zu keinen Unfällen<br />

kommen. Auch die Wartung<br />

soll dank einer berührungslosen<br />

Stromabnahme auf ein<br />

Minimum beschränkt sein.<br />

»Wenn, dann betrifft es nur die<br />

Cabs und die können wir problemlos<br />

rausziehen«, erklärte<br />

der Cargocab-Geschäftsführer.<br />

Für Prof. Stein ist Cargocab<br />

die neue Dimension des Kombinierten<br />

Verkehrs – hier allerdings<br />

auf Palettenbasis.<br />

Damit würden sich dann<br />

innerstädtische Händler rund<br />

um die Uhr ansteuern lassen.<br />

»Denken Sie noch einen Schritt<br />

weiter. Zukünftig könnten<br />

dann über kleinere Röhren<br />

und Cabs sogar Haushalte angebunden<br />

werden«, skizzierte<br />

er seine Vision. Damit ließen<br />

sich unter Umständen dann<br />

sogar die eingangs genannten<br />

Convenience-Produkte direkt<br />

nach Hause liefern.<br />

Carsten Nallinger<br />

Fotos: Lekkerland/Obenaus, Cargocab<br />

Neue Wege zum Kunden finden<br />

In der Logistik sind im<br />

übertragenen Sinne fleißige<br />

Bienen gefragt. Doch<br />

hinter dem Namen »Bring<br />

Bee« verbirgt sich nicht etwa<br />

eine Personalvermittlung fürs<br />

Gewerbe. Vielmehr handelt<br />

es sich dabei um eine Online-<br />

Plattform, die »Crowdsourced<br />

Logistics« anbietet. Hinter diesem<br />

Begriff verbirgt sich eine<br />

Art Heimbring-Service im Stil<br />

der Nachbarschaftshilfe. Allerdings<br />

kostet diese logistische<br />

Dienstleistung Geld und wird<br />

von Menschen erbracht, die<br />

Logistische<br />

Software<br />

CarLo ® inAPP<br />

<br />

<br />

<br />

aus dem Hause Soloplan:<br />

DEM Softwarehaus der Logistikbranche!<br />

soloplan.de<br />

man unter Umständen noch nie<br />

gesehen hat.<br />

Dreh- und Angelpunkt ist dabei<br />

die Internetseite bringbee.ch.<br />

Das Schweizer Start-up-Unternehmen<br />

konnte in nur einem<br />

Jahr bereits mehr als 1.500<br />

Eidgenossen dazu bewegen,<br />

die Einkäufe aus der eigenen<br />

Hand zu geben – oder eben die<br />

für Fremde zu erledigen.<br />

»Bislang beschränken wir<br />

uns auf große Städte. natürlich<br />

würde das Ganze aber auch vor<br />

allem in ländlichen Gebieten<br />

gut funktionieren«, sagt Stella<br />

Schieffer, die Geschäftsführerin<br />

von Polyport, dem Unternehmen,<br />

das hinter Bring Bee steht.<br />

Noch seien die größeren Entfernungen<br />

– und vielleicht auch<br />

die geringere Technikbegeisterung<br />

– Gründe dafür, dass es<br />

außerhalb der Ballungszentren<br />

bislang kaum Resonanz gibt.<br />

Und so funktioniert‘s:<br />

Interessierte können sich auf<br />

bringbee.ch anmelden und dann<br />

entweder einen Einkaufszettel<br />

schreiben oder aber einen Mitbringjob<br />

finden. Die Einkaufslisten<br />

enthalten alle Angaben<br />

zum Empfänger und den Produkten<br />

bis hin zur gewünschten<br />

Lieferzeit und Lieferort.<br />

Handelslogistik II: Normale Bürger<br />

gehen für andere einkaufen – und das<br />

auf Bestellung. Coca-Cola wiederum<br />

versucht Händler und Gastrononomen<br />

unter einen Hut zu bringen.<br />

Service: Bei der Online-Plattform »Bring Bee« übernehmen andere<br />

das Einkaufen – inklusive Kommissionieren und Transport.<br />

»In den Städten findet sich<br />

meist jemand aus der Nähe,<br />

der ohnehin einkaufen geht.<br />

Derjenige übernimmt sozusagen<br />

das Kommissionieren und<br />

den Transport«, sagt Schieffer.<br />

Wobei dann natürlich auch der<br />

Grundgedanke der Nachhaltigkeit<br />

eine Rolle spiele. Der Einkäufer<br />

streckt den Betrag vor<br />

und Polyport überweist dann<br />

die Summe plus Zuschlag für<br />

den erbrachten Service. Für<br />

den Besteller fällt außerdem<br />

noch eine Vermittlungsgebühr<br />

an. Dafür sorgt Bring Bee aber<br />

Foto: Rewe<br />

auch für den reibungslosen Ablauf<br />

sowie eine entsprechende<br />

Versicherung.<br />

Es kann natürlich sein,<br />

dass dort auch mal ein Kasten<br />

Coca-Cola auf der Einkaufsliste<br />

steht. Doch Dr. Stefan Seiss,<br />

der unter anderem die Logistik<br />

beim Erfrischungsgetränke-Hersteller<br />

Coca-Cola Deutschland<br />

verantwortet, steht bei der<br />

Frage, wie die Produkte zu den<br />

Kunden kommen, vor ganz<br />

anderen Herausforderungen.<br />

Denn die rund 38 Millionen<br />

Hektoliter an Cola, Fanta &<br />

Co. gehen an denkbar unterschiedliche<br />

Adressen mit jeweils<br />

anderen Anforderungen.<br />

Das ist auch der Grund,<br />

warum der eigene Fuhrpark,<br />

der mehr als 1.000 Lkw sowie<br />

über 700 Transporter umfasst,<br />

alles andere als einheitlich daherkommt.<br />

»One fits all«, also<br />

einer für alles, gehe leider nicht.<br />

Die Palette der Cola-Kunden<br />

reicht von Großhändlern über<br />

große Supermärkte und Discounter<br />

bis hin zu kleineren<br />

Läden und sogar Automaten an<br />

Bahnhöfen, die es zu befüllen<br />

gilt. Nicht zu vergessen natürlich<br />

auch die Gastronomie, die<br />

nochmals ganz andere Wünsche<br />

an die Logistik hat. Allen<br />

ist jedoch eines gemein: Die<br />

Belieferung unterliegt enormen<br />

Schwankungen.<br />

»Auf den Monat gesehen<br />

ist das mit 30 Prozent noch<br />

relativ moderat. Mit Blick auf<br />

die Woche sind wir schon bei<br />

50 Prozent. Und betrachten<br />

wir einzelne Tage, liegt die<br />

Schwankung bei 100 Prozent«,<br />

sagt Seiss. Um das zu<br />

stemmen, hilft der LEO Logistics<br />

Execution Optimizer von<br />

Ortec bei der Optimierung<br />

von logistischen Prozessen in<br />

der ERP-Software SAP. Das<br />

Programm hilft laut Seiss sowohl<br />

bei der Auftrags- und der<br />

Lagerverwaltung als auch bei<br />

der Tourenplanung und der<br />

Laderaumoptimierung.<br />

Welche zentrale Rolle die Logistik<br />

bei Coca-Cola Deutschland<br />

spielt, wird aber anhand<br />

einer Zahl offenkundig: Das<br />

Unternehmen investiert jedes<br />

Jahr rund 100 Millionen Euro<br />

in die Supply Chain. Denn die<br />

Herausforderungen werden<br />

nicht weniger. Da tut es dem<br />

Getränkehersteller sicher auch<br />

nicht weh, wenn ein anderer die<br />

Zustellung in Privathaushalte<br />

organisiert.<br />

Carsten Nallinger


12 I MANAGEMENT<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Mehr Flexibilität, weniger Stress<br />

Personal: Gesund<br />

und arbeitsfähig<br />

bis ins hohe Alter<br />

– davon profitieren<br />

Mitarbeiter,<br />

Unternehmer und<br />

das Sozialsystem.<br />

Die Praxis zeigt,<br />

was möglich ist.<br />

Der demografische Wandel<br />

bringt es mit sich, dass<br />

keine Jüngeren nachkommen<br />

und die Älteren immer<br />

länger als Arbeitskraft erhalten<br />

bleiben. Umfragen zeigen: Wer<br />

es sich leisten kann, geht zum<br />

frühestmöglichen Zeitpunkt in<br />

Rente. Mangelnde Arbeitschancen<br />

oder Krankheit zwingen dagegen<br />

manche in die Frührente –<br />

und teilweise in Altersarmut.<br />

Auf die demografische<br />

Entwicklung, die verlängerte<br />

Lebensarbeitszeit sowie die<br />

Erosion der staatlichen Vorsorgesysteme<br />

müssen alle Unternehmen<br />

adäquat reagieren –<br />

mit passenden Arbeitszeitmodellen,<br />

angepassten Tätigkeiten<br />

und gesundheitsfördernden<br />

Maßnahmen. Statistiken der<br />

Deutschen Rentenversicherung<br />

zeigen, wie die Schere zwischen<br />

Rentnern und Erwerbstätigen<br />

weiter auseinanderklafft – und<br />

dies trotz der Rente mit 67.<br />

So schnell kann die Politik gar<br />

nicht gegensteuern. Zunehmend<br />

sind die Unternehmen gefragt,<br />

DEKRA: Nachhaltig<br />

Gebäude managen<br />

Sachverständige von DEKRA unterstützen<br />

Unternehmen im Hinblick auf<br />

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit<br />

des Gebäudebetriebs. Umwelt- und<br />

Energieexperten von DEKRA helfen,<br />

Ressourcen zu schonen. Bausachverständige<br />

sichern den langfristigen<br />

Werterhalt der Immobilie.<br />

Für das Facility Management ist es<br />

angesichts komplexerer Aufgaben und<br />

der gesetzlichen Vorschriften eine immer<br />

größere Herausforderung, ihre Pflichten<br />

rechtssicher und effizient zu erfüllen.<br />

Über die Prüfpflichten für Anlagen und<br />

Gebäudetechnik hinaus, steht von Seiten<br />

ihrer Auftraggeber zunehmend der<br />

nachhaltige und ressourcenschonende<br />

Gebäudebetrieb im Fokus.<br />

DEKRA prüft als einzige Organisation<br />

bundesweit flächendeckend Gebäudeund<br />

Anlagentechnik nach den Landesbauordnungen<br />

sowie der Betriebssicherheitsverordnung<br />

und übernimmt<br />

Wie sich die Arbeitsfähigkeit entwickelt<br />

(Indexpunkte)<br />

Sehr gut<br />

gut<br />

mäßig<br />

schlecht<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

Individuelle Gesundheitsförderung,<br />

Ergonomische Maßnahmen,<br />

verbessertes Führungsverhalten<br />

Nur individuelle Gesundheitsförderung<br />

Keine Maßnahmen<br />

40<br />

45<br />

Aus: Ilmarinen, Entwicklung der Arbeitsfähigkeit, modifiziert durch Richenhagen<br />

Fit bis zur Rente: Wer nichts in die Gesundheit seiner Mitarbeiter investiert, kämpft schon bald mit steigenden Ausfallzeiten.<br />

in ganz Deutschland als zugelassene<br />

Überwachungsstelle (ZÜS) die wiederkehrende<br />

Prüfung von überwachungsbedürftigen<br />

Anlagen.<br />

DEKRA verfügt über Experten aus<br />

sämtlichen Bereichen für den wirtschaftlichen<br />

und sicheren Gebäudebetrieb:<br />

Für Immobiliengutachten und Immobilienqualität,<br />

Arbeitsschutz, Brandschutz,<br />

Bau- und Raumakustik,<br />

Gefahrstoffe, Untersuchungen nach<br />

Trinkwasserverordnung, Umweltmessungen,<br />

-gutachten und -beratung<br />

sowie die Prüfung von Spielplätzen.<br />

DEKRA unterstützt Facility Manager<br />

auch mit Weiterbildungsangeboten für<br />

das Fachpersonal sowie Services für den<br />

Fuhrpark.<br />

Weitere Informationen<br />

DEKRA Automobil GmbH<br />

Tel. +49 (0)711-7861-3900<br />

industrial@dekra.com<br />

50<br />

55<br />

60<br />

65<br />

(Alter)<br />

gute Konzepte zu liefern. In der<br />

Logistik- und Speditionsbranche<br />

sind einige sehr aktiv beim<br />

Thema Erwerbsarbeit im Alter,<br />

und das seit vielen Jahren. Die<br />

internationale Spedition Dachser<br />

aus Kempten hat ein eigenes<br />

Vorsorgemodell namens Intelligent<br />

Care entwickelt. Deren Erfolgsschlüssel<br />

sind ausreichend<br />

bewegen, gesund ernähren,<br />

Stress reduzieren, entspannen<br />

und Sucht vorbeugen.<br />

Im Rahmen der Dachser<br />

Academy bietet der Logistiker<br />

Mitarbeitertrainings zu Gesundheit<br />

und Demografie an. »Im<br />

Training Gesundheitsvorsorge<br />

bereiten wir Führungskräfte gezielt<br />

auf den Umgang mit älteren<br />

Mitarbeitern vor«, erklärt Personalleiterin<br />

Martina Szautner.<br />

Landes- und Niederlassungsleiter<br />

diskutieren über zukünftige<br />

demografische Aufgaben und<br />

ein Gesundheitsportal bietet laufend<br />

neue Informationen rund<br />

um Arbeitsplatz, Ernährung und<br />

Vorsorge. Passende Kleidung für<br />

Lagermitarbeiter und »gut strukturierte<br />

Arbeitsabläufe, geregelte<br />

Arbeitszeiten und eine langjährige<br />

Arbeitsplatzsicherheit reduzieren<br />

Stressfaktoren«<br />

und<br />

sollen Gesundheitsproblemen<br />

vorbeugen. Ein<br />

weiterer Punkt ist<br />

ein sicherer, bequemer Arbeitsplatz<br />

mit Hilfsmitteln, die beim<br />

Transport von schweren Gütern<br />

den Rücken entlasten.<br />

Beim Unternehmen Apetito<br />

dreht sich alles rund ums Essen.<br />

Auf dem Menüplan stehen<br />

das Catering für Kitas und Co.<br />

sowie die Einzelhandelslogistik.<br />

Geschmeckt hat dieses<br />

Geschäftsmodell, gepaart mit<br />

sozialem und ökologischem<br />

Engagement, auch der Jury<br />

des deutschen Nachhaltigkeitspreises.<br />

Sie wählte Apetito<br />

vor drei Jahren auf Platz drei<br />

der KMU-Unternehmen – ein<br />

schöner Erfolg für Mitarbeiter<br />

und Geschäftsleitung. Bernhard<br />

Frie, langjähriger Distributionsleiter,<br />

lebt selbst vor, wie sich<br />

der Arbeitsplatz dem Alter des<br />

Mitarbeiters anpassen kann:<br />

Er ist seit Kurzem in Altersteilzeit<br />

und als Berater für Apetito<br />

tätig. Dass ältere Fahrer »auf<br />

Strecke« sind und jüngere mehr<br />

Lieferstopps mit Be- und Entladung<br />

übernehmen, Elektrokarren<br />

als Hilfsmittel genutzt<br />

werden, Rückentrainings und<br />

richtiges Tragen im Rahmen der<br />

Fahrerschulung hat er als Chef<br />

damals angestoßen. Mitarbeiter<br />

können selbst mitreden, wie ihr<br />

Fahrzeug ausgestattet sein soll,<br />

Verbesserungsvorschläge werden<br />

ernst genommen und diskutiert,<br />

erläutert Frie.<br />

Eine Studie des beratungsunternehmens<br />

Pricewaterhouse<br />

Coopers (PwC) aus dem Jahr<br />

2013 belegt, dass die Logistikbranche<br />

die Bedeutung<br />

einer sozial nachhaltigen Unternehmensführung<br />

erkannt<br />

hat. Angesicht des Fachkräftemangel<br />

gewinnt das Thema<br />

an Dringlichkeit. »Die Zielsetzungen<br />

und Konsequenzen<br />

für das operative Geschäft<br />

bleiben jedoch allzu oft sehr<br />

vage«, kritisiert PwC-Logistikexperte<br />

Klaus-Dieter Ruske.<br />

Das Thema ältere<br />

Mitarbeiter<br />

spielt dabei genauso<br />

eine Rolle<br />

wie die Vereinbarkeit<br />

von Beruf<br />

und Familie – oder Pflege. Letzterem<br />

widmete sich eine Netzwerkveranstaltung<br />

in Stuttgart<br />

im Januar. Ziel war es, Unternehmen<br />

zu sensibilisieren und<br />

neue Impulse zu geben. »In 15<br />

Jahren dürfte es mehr Pflegebedürftige<br />

als Kita-Kinder geben«,<br />

sagte der Leiter der Familienforschung<br />

Baden-Württemberg,<br />

Erich Stutzer.<br />

Wer Angehörige pflegt, hat<br />

mehr Stress und ist auf die Unterstützung<br />

durch Kollegen und<br />

Chefs angewiesen. Hilfreich sei,<br />

einen pflegeerfahrenen Mitarbeiter<br />

im Betrieb zu benennen<br />

und lokale Strukturen aufzubauen,<br />

sagte die Referentin Prof. Dr.<br />

Irene Gerlach vom Forschungszentrum<br />

FFP. Mit mehr Flexibilität<br />

bei Arbeitszeit und -umfang,<br />

regionalen Netzwerken<br />

zwischen Unternehmen,<br />

Pflegeanbietern und Kommunen<br />

sowie runden Tischen<br />

können Mitarbeiter<br />

effektiv unterstützt werden.<br />

Claudia Wild<br />

GESUNDHEITS-KREISLAUF<br />

Neue Arbeitsfelder<br />

für Ältere<br />

Neue Impulse für<br />

bessere Vereinbarkeit<br />

Personaleinsatz/<br />

Laufbahngestaltung<br />

Stellschrauben<br />

für gesünderes<br />

Arbeiten<br />

und Leben<br />

Gestaltung von<br />

Arbeitszeit und Arbeitsplatz<br />

Arbeitsorganisation<br />

Unternehmenskultur<br />

Gesundheitsprogramme<br />

Weiterbildung/<br />

Qualifizierung<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dr. Götz Richter, 2012<br />

Foto: Roller; Grafiken: Frieser<br />

BVL-SYMPOSIUM<br />

Logistik soll<br />

sich vernetzen<br />

Die Bundesvereinigung Logistik<br />

(BVL) veranstaltet<br />

am 4. und 5. Juni das 7. International<br />

Scientific Symposium<br />

on Logistics. Das Kölner Symposium<br />

widmet sich dem Thema<br />

»Logistik in der vernetzten<br />

Industrie«. Vor dem Hintergrund<br />

technologiegetriebener<br />

und komplexitätserhöhender<br />

Megatrends müsse sich auch<br />

die Logistik zu einer vernetzten<br />

und serviceorientierten Industrie<br />

wandeln, um den Kundenanforderungen<br />

von morgen<br />

genügen zu können.<br />

HS LUDWIGSHAFEN<br />

Berufsbegleitend<br />

zum Master<br />

Die Logistik wird zunehmend<br />

global. Darauf<br />

reagiert die Hochschule Ludwigshafen.<br />

Sie startet zum Wintersemester<br />

<strong>2014</strong>/15 ein Fernstudium<br />

Master of Business<br />

Administrations Logistics mit<br />

Ausrichtung International Management<br />

& Consulting. Der<br />

Abschluss ist zertifiziert und sei<br />

damit international anerkannt,<br />

teilt die Hochschule mit. Manager<br />

müssten sich bereits in<br />

ihrem Studium mit dem global<br />

geprägten Handlungsfeld auseinandersetzen.<br />

Der modulare<br />

Aufbau des Studiums erlaube<br />

es, Studienzeit und -aufwand<br />

flexibel an die beruflichen Erfordernisse<br />

anzupassen. Das auf<br />

vier Semester ausgelegte Studium<br />

besteht aus sechs Modulen<br />

und der Masterarbeit.<br />

BME-HOCHSCHULPREIS<br />

Ladenhüter<br />

schneller finden<br />

Der Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf<br />

und Logistik (BME) hat seinen<br />

diesjährigen Hochschulpreis<br />

an Melissa Skender von der<br />

FH Münster für ihre herausragende<br />

Masterarbeit verliehen.<br />

Die Studentin hat darin für<br />

den Kosmetikkonzern L’Oréal<br />

erforscht, welche Produkte zu<br />

Ladenhütern werden, wie man<br />

diese schnell identifiziert und<br />

wie deren Potenziale besser<br />

genutzt werden können. »Die<br />

sehr kurzen Produktlebenszyklen,<br />

die kontinuierliche<br />

Kundenorientierung – die eine<br />

immer höhere Variantenvielfalt<br />

fordert – und die komplexe<br />

Materialversorgung begünstigen<br />

deren Entstehung«, sagt<br />

Skender. Ein optimierter Zuordnungsprozess<br />

könne die<br />

Bestände reduzieren.<br />

MARKETINGSTUDIE<br />

Markenpflege<br />

wird wichtiger<br />

Die günstige konjunkturelle<br />

Entwicklung bringt es mit<br />

sich – eine wachsende Zahl von<br />

Logistikdienstleistern investiert<br />

gezielt in die Pflege der eigenen<br />

Marke. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt die dritte Marktstudie<br />

der Logistikwerbeagentur Get<br />

the Point. 92 Prozent der befragten<br />

Unternehmen halten die<br />

Arbeit an ihrer Unternehmensmarke<br />

für einen Erfolgsfaktor,<br />

91 Prozent der befragten Industrie-<br />

und Handelsunternehmen<br />

bestätigen dies. Für 73 Prozent<br />

der Verlader beeinflusst eine<br />

gute Außendarstellung die Auswahl<br />

des Logistikers. Gewachsen<br />

sind auch die Marketingbudgets<br />

der Logistikbranche:<br />

61 statt bisher 54 Prozent der<br />

befragten Unternehmen geben<br />

mehr als 200.000 Euro aus.<br />

46 Prozent sind mittlerweile in<br />

sozialen Netzen aktiv (bisher<br />

29 Prozent).


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> KÖPFE UND KARRIEREN I 13<br />

GEFCO<br />

Team verstärkt<br />

für den Osten<br />

Bei Gefco Deutschland<br />

betreut künftig Jochen<br />

Dauscher (48, Bild oben)<br />

die GUS-Region und Erkan<br />

Sanlier (Bild unten) die Türkei<br />

und den Mittleren Osten.<br />

In ihren<br />

Funktionen<br />

verantworten<br />

die<br />

neuen Mitarbeiter<br />

des Logistikdienstleisters<br />

in<br />

Mörfelden-<br />

Walldorf die Entwicklung der<br />

Transportvolumen für die jeweiligen<br />

Regionen und die<br />

Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />

Landesgesellschaften.<br />

Jochen Dauscher war zuletzt<br />

in gleicher<br />

Funktion<br />

bei einem<br />

internationalen<br />

Wettbewerber<br />

von Gefco<br />

beschäftigt,<br />

Erkan Sanlier<br />

ist seit<br />

2011 bei Gefco und verantwortete<br />

die Neukundenakquise in<br />

der Region Norddeutschland.<br />

BGL<br />

Neuer Vertreter<br />

in Berlin tätig<br />

Jens Pawlowski (35) leitet<br />

künftig die Berliner Repräsentanz<br />

des Bundesverbands<br />

Güterverkehr, Logistik<br />

und Entsorgung (BGL). Der<br />

Rechtswissenschaftler ist nach<br />

Verbandsangaben als ehemaliger<br />

Büroleiter<br />

im<br />

Deutschen<br />

Bundestag<br />

vertraut<br />

mit den<br />

verkehrspolitischen<br />

Arbeitsfeldern,<br />

der<br />

Bau- und Stadtentwicklung<br />

sowie der Europapolitik und<br />

verfügt über ausgezeichnete<br />

Kontakte. Pawlowski folgt<br />

auf Georg Stecker, der noch<br />

zu Bonner Zeiten für den BGL<br />

seine Tätigkeit aufgenommen<br />

hatte.<br />

VW LEASING<br />

Rennebaum ist<br />

Geschäftsführer<br />

Thomas Rennebaum (46) ist<br />

neuer Geschäftsführer bei<br />

Volkswagen Leasing in Braunschweig<br />

und verantwortlich<br />

für das Marketing sowie das<br />

Schadenund<br />

Dienstleistungsmanagement.<br />

Zuvor war<br />

er bei Volkswagen<br />

Financial<br />

Services<br />

für<br />

die Bereiche<br />

Marketing und den Kundenservice<br />

der Direktbank zuständig.<br />

VTG<br />

Maas ist neuer<br />

Logistikvorstand<br />

Günter-Friedrich Maas wird<br />

zum 1. Juni neuer Vorstand<br />

für Logistik und Sicherheit<br />

bei dem Waggonvermiet- und<br />

Schienenlogistikunternehmen<br />

VTG in Hamburg. Der Branchenkenner<br />

soll dort den Logistikbereich<br />

weiter ausbauen.<br />

Zuvor leitete der 44-Jährige<br />

bei dem Logistiker Hoyer die<br />

Geschäftseinheit Chemilog.<br />

Porträt: Dr. Diana Kisro-Warnecke<br />

kommt aus einem Familienbetrieb,<br />

hat Auslandserfahrung und ist<br />

Niedersächsin aus Überzeugung.<br />

Beim Gesamtverband Verkehrsgewerbe<br />

Niedersachsen ist sie seit diesem Jahr<br />

als neue Hauptgeschäftsführerin tätig.<br />

Der Himmel leuchtet<br />

blau, die Sonne strahlt,<br />

die Luft ist lau: Die oft<br />

gescholtene niedersächsische<br />

Landeshauptstadt Hannover<br />

zeigt sich an diesem Tag in den<br />

Herrenhäuser Gärten von ihrer<br />

besten Seite. Die Parkanlage<br />

mit ihrem seit 2013 wiederaufgebautem<br />

Schloss Herrenhausen<br />

ist einer der Lieblingsplätze<br />

von Dr. Diana Kisro-Warnecke,<br />

seit Januar Hauptgeschäftsführerin<br />

des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe<br />

Niedersachsen<br />

(GVN). »Hier ist es einfach<br />

wunderschön«, sagt sie.<br />

Das ist sowohl auf die Herrenhäuser<br />

Gärten, die sie oft<br />

mit ihrer Familie besucht, als<br />

auch auf ihre Heimatstadt<br />

Hannover sowie<br />

auf das Land<br />

Niedersachsen<br />

China: Kisro-Warnecke ist von der Kultur beeindruckt.<br />

gemünzt. Ihre<br />

neue Aufgabe<br />

macht sie auch aus diesem<br />

Grund glücklich: »Es ist doch<br />

eine tolle Sache, für das Land<br />

Niedersachsen einzustehen.«<br />

Genauso spannend findet sie<br />

aber auch die Bandbreite an<br />

Themen, um die sie sich als<br />

Hauptgeschäftsführerin des<br />

GVN kümmern darf, dessen<br />

Mitglieder, wie sie sagt, »das<br />

selbstständige Taxiunternehmen<br />

bis hin zum großen Logistikkonzern«<br />

sind. Sie freut<br />

sich, dass ihre Ernennung die<br />

Rückendeckung des gesamten<br />

Vorstands hatte. »So kann ich<br />

auch gewisse Veränderungen<br />

für den Verband einleiten, die<br />

nötig sind, weil das Aufgabenspektrum<br />

so groß ist.«<br />

Den Verband sieht sie als<br />

Diamanten – ihre Aufgabe<br />

liege darin, ihm noch mehr<br />

Strahlkraft zu verleihen. Und<br />

trotzdem den Mitgliedern Kontinuität<br />

zu vermitteln. »Mich<br />

fasziniert es, sich auf ganz unterschiedliche<br />

Bedürfnisse der<br />

Unternehmen einzulassen.«<br />

Zudem biete der Verband eine<br />

Fülle von Fachwissen, das<br />

nur abgerufen werden wolle,<br />

etwa im Sinne eines Wissensstandorts<br />

Niedersachsen. Ein<br />

ebensolches Juwel ist für sie<br />

DER VERBAND<br />

Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen<br />

(GVN) hat rund 3.400 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt<br />

mehr als 40.000 Mitarbeitern. Die Unternehmen<br />

stammen aus den Bereichen Güterkraftverkehr und<br />

Entsorgung, Spedition, Logistik, Möbelspedition,<br />

Omnibus und Touristik sowie Taxi, Mietwagen und<br />

Kranken<strong>trans</strong>porte – insgesamt fünf Fachvereinigungen<br />

kümmern sich um ihre speziellen<br />

Belange. Als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband<br />

vertritt der Verband die gewerbepolitischen<br />

Interessen seiner Mitglieder<br />

auf Landes- und Bundesebene<br />

und ist Tarifpartner der Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Verdi.<br />

Zum Strahlen bringen<br />

Wirtschaftsstudium in<br />

Hannover und Hamburg<br />

auch das an den Verband angeschlossene<br />

Bildungswerk<br />

(BVN), das ebenfalls eine Fülle<br />

von Möglichkeiten biete.<br />

Von Vorteil ist ihr bei der<br />

Arbeit im Verband, dass sie den<br />

Umgang zwischen Politik und<br />

Wirtschaft schon aktiv mitbegleitet<br />

hat, etwa im Rahmen<br />

der Wirtschaftsdelegation, die<br />

den niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />

bei seinen Auslandsreisen<br />

begleitet und der sie<br />

seit 2007 angehört. »Ich weiß,<br />

was das unternehmerische<br />

Herz braucht«, sagt sie.<br />

Hier wiegen ihre eigenen<br />

unternehmerischen Erfahrungen:<br />

Parallel zur Ausbildung<br />

zur Bankkauffrau übernahm<br />

sie das elterliche Unternehmen<br />

und machte es<br />

nach eigenen<br />

Angaben, unterstützt<br />

von einem<br />

guten Team, zu<br />

einem Marktführer in der Familien-<br />

und Erwachsenenbildung.<br />

Während ihres Studiums<br />

der Wirtschaftswissenschaften<br />

an der Universität Hannover<br />

und an der Universität Hamburg<br />

erhielt sie als Werkstudentin<br />

bei Siemens Nixdorf<br />

und Contitech erste Einblicke<br />

in die Industrie.<br />

Dann folgte Kisro-Warnecke<br />

ihrem Mann nach China und<br />

Sonnenschein im Barockgarten: Kisro-Warnecke ist in Hannover-Burgwedel aufgewachsen.<br />

nehmensnachfolge klar geworden<br />

und auch die Wichtigkeit<br />

des Diversity Managements –<br />

die Herausforderung, die Vielfalt<br />

der Mitarbeiter zu nutzen«,<br />

sagt sie. Auch die Arbeit in<br />

China habe sie im Umgang mit<br />

den unterschiedlichsten Menschen<br />

und Prozessen geschult,<br />

aber auch klargemacht, wie<br />

wichtig die Flankierung von<br />

Politik und Wirtschaft seien.<br />

In ihrer wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit habe sie zudem die<br />

Erkenntnis gewonnen, dass<br />

»Theorie ganz wichtig ist, aber<br />

ohne Praxis kann es nicht gelingen«.<br />

2009 promovierte sie<br />

zu dem Thema »Die Reputation<br />

deutscher Unternehmen<br />

in China«, seit 2012 hat sie<br />

im Studiengang East Asian<br />

Management der Universität<br />

Bremen einen Lehrauftrag für<br />

chinesische Wirtschaft. »Es ist<br />

unglaublich positiv, die Impulse<br />

der Studenten aufzunehmen<br />

und aufzuarbeiten, denn vieles<br />

kann ich auch in meiner praktischen<br />

Arbeit anwenden.« Auch<br />

ihre ehrenamtliche Tätigkeit in<br />

der Vereinigung für Frauen im<br />

Management (FIM) und als<br />

Mentorin für Diplomanten<br />

rege zur Selbstreflexion an.<br />

Bei der Umsetzung ihrer<br />

zahlreichen Aufgaben hilft<br />

ihr eine gute Planung<br />

und die entsprechende<br />

Disposition: »Erst<br />

anschauen, dann<br />

anpacken«, sagt<br />

sie, »da bin ich<br />

durch und<br />

durch Ökonomin:<br />

Was ich<br />

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studierte dort online an der<br />

Universität Liverpool. Ihre<br />

Masterarbeit für den Abschluss<br />

im Bereich IT schrieb sie bei<br />

Hoyer Guangzhou.<br />

Nach der Rückkehr nach<br />

Deutschland machte sie sich<br />

mit einem Beratungsunternehmen<br />

mit dem Schwerpunkt<br />

China selbstständig. »Mit der<br />

Beratungsleistung stellte ich<br />

eine Brücke zwischen den deutschen<br />

und chinesischen Unternehmen<br />

her und schuf so eine<br />

solide Basis für die Firmen, um<br />

ihre Geschäfte auch nachhaltig<br />

zu machen.« Dazu gehörte<br />

etwa interkulturelles Training<br />

oder die Angleichung unterschiedlicher<br />

Prozesse.<br />

»Durch die Arbeit in unserem<br />

Familienunternehmen ist<br />

mir die Bedeutung der Unterge,<br />

bringe ich auch zu Ende.«<br />

Genauso zupackend also wie<br />

bei ihrer Lieblingssportart Body<br />

Combat, einer Kombination<br />

aus mehreren Kampfsportarten.<br />

Im privaten wie auch im<br />

beruflichen Leben sind Kisro-<br />

Warnecke darüber hinaus der<br />

Netzwerkgedanke und die<br />

Nutzung von Synergien wichtig.<br />

Kein Wunder, wenn man<br />

als Mutter zweier Töchter ein<br />

Unternehmen führt und nebenher<br />

noch habilitiert, beziehungsweise<br />

an der Uni lehrt.<br />

»Ich habe immer viel parallel<br />

gemacht und versucht, Synergie<br />

zu finden«, sagt sie<br />

und lacht. Als ausgesprochener<br />

Familienmensch<br />

sei ihr das auch im<br />

Hinblick auf ihr Privatleben<br />

wichtig.<br />

»Warum sollte<br />

man Familie<br />

und Kinder<br />

im Berufsleben<br />

außen<br />

vor<br />

lassen? Bei ihnen hole ich<br />

mir manchmal interessante<br />

Gedankenanstöße,<br />

weil sie eine<br />

ganz andere Herangehensweise<br />

an Themen<br />

haben.«<br />

Ilona<br />

Jüngst<br />

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Fotos: Jüngst, Fotolia / Videowokart


14 I RECHT PRAKTISCH<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Anerkannter Ausgleich<br />

Urteil: Wenn ein Frachtführer ein<br />

eindeutiges Zeitfenster bekommt, muss<br />

die Entladung in dem Zeitrahmen auch<br />

erfolgen – ansonsten darf er ein<br />

Standgeld erheben. Das zeigt der Fall<br />

eines Mitglieds des Landesverbands<br />

Thüringen des Verkehrsgewerbes (LTV).<br />

Einen kleinen Erfolg<br />

können ein Frachtführer,<br />

der Landesverband<br />

Thüringen des Verkehrsgewerbes<br />

(LTV) und die Transportbranche<br />

verbuchen: Das<br />

Amtsgericht Köln hat sich in<br />

einer Standgeldsache auf die<br />

Seite des Transportunternehmens<br />

gestellt: Das Verfahren<br />

des Frachtführers gegen eine<br />

Handelskette endete mit einem<br />

Anerkenntnisurteil.<br />

In dem Fall vor dem Amtsgericht<br />

Köln (23.01.<strong>2014</strong>, Az.:<br />

138 C 613/13) hatte ein Frachtführer<br />

aus Nordthüringen geklagt,<br />

der auch Mitglied des<br />

LTV ist. Der Transportunternehmer<br />

war von einem Logistikdienstleister<br />

beauftragt worden,<br />

palettiertes Gut bei einer<br />

Handelskette anzuliefern. Als<br />

sich der Fahrer beim Pförtner<br />

des Handelsunternehmens meldete,<br />

um die Ladepapiere abzu-<br />

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50 Euro pro Stunde können Frachtführer verlangen, wenn Be- und Entladen nicht in einem angemessenen Zeitrahmen erfolgen.<br />

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Großes Open-Air-Festival<br />

geben, erhielt er ein Funkgerät,<br />

über das er später das Zeitfenster<br />

14 Uhr mitgeteilt bekam.<br />

Wie allgemein üblich, meldete<br />

er sich schon ein bisschen<br />

früher beim Wareneingang<br />

zur Entladung, um 13.30 Uhr.<br />

Trotzdem konnte er erst um<br />

15.20 Uhr zu einem benannten<br />

Tor fahren. Die Entladung begann<br />

dann um 15.30 Uhr und<br />

war um 16.45 Uhr beendet.<br />

Der Fahrer musste allerdings<br />

noch bis 17.30 Uhr auf seine<br />

Papiere warten und konnte erst<br />

um 17.35 Uhr den Betriebshof<br />

des Handelsunternehmens<br />

wieder verlassen. Der Frachtführer<br />

verlangte daraufhin von<br />

der Handelskette bei einer Gesamtwartezeit<br />

von vier Stunden<br />

für eine unangemessene Entladezeit<br />

von zwei Stunden ein<br />

Standgeld von jeweils 50 Euro<br />

pro Stunde. Dagegen wehrte<br />

sich die Kette, sodass die Sache<br />

vor dem Amtsgericht Köln<br />

landete. Das stellte sich aber<br />

laut dem LTV auf die Seite des<br />

Klägers, also des Frachtführers.<br />

Und das trotz umfangreicher<br />

Einwendungen der Beklagtenseite,<br />

wie Dr. Ulrich Hoffmann,<br />

Rechtsreferent des LTV in Erfurt,<br />

gegenüber <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />

mitteilt. So habe die Handelskette<br />

etwa zu ihrer Verteidigung<br />

ausgeführt, dass an dem Lagerstandort<br />

täglich sehr viele Lkw<br />

abzufertigen seien und dass mit<br />

der Zeitfensterbuchung grundsätzlich<br />

auch gewährleistet sei,<br />

dass Warenannahme und Entladung<br />

in möglichst kurzer Zeit<br />

erfolgen. Die Handelsfirma war<br />

daher nicht der Meinung, dass<br />

im Streitfall eine angemessene<br />

Entladezeit überschritten worden<br />

sei. Doch die Argumente<br />

blieben erfolglos.<br />

Laut Hoffmann müssen die<br />

Frachtführer sehr häufig beim<br />

Absender oder Empfänger<br />

länger stehen, als es eine angemessene<br />

Be- oder Entladezeit<br />

erlaubt. »Wir schätzen, dass<br />

pro Fahrzeug und Jahr bis zu<br />

250 Stunden unproduktive<br />

Standzeiten auflaufen, die unsere<br />

Unternehmer als Kostenfaktor<br />

vertreten müssen«, sagt<br />

Hoffmann. Von der sogenannten<br />

Rampenproblematik seien<br />

ja nicht nur die LTV-Mitglieder<br />

betroffen, sondern alle Güterkraftverkehrsunternehmer<br />

in<br />

Deutschland.<br />

»Wir gehen davon aus, dass<br />

für einen 40-Tonnen-Anhänger-<br />

oder Sattel-<br />

Standzeiten am besten<br />

protokollieren<br />

anhängerzug bei<br />

voller Ladung<br />

von 25 Tonnen<br />

rund zwei Stunden<br />

jeweils für die Be- als auch<br />

für die Entladung angemessen<br />

sind«, sagt der Jurist. Dieser<br />

Wert sei dem § 5 der Vertragsbedingungen<br />

für den Güterkraftverkehrs-,<br />

Speditions- und<br />

Logistikunternehmer entlehnt<br />

(siehe Kasten) und werde von<br />

den Amtsgerichten im Allgemeinen<br />

anerkannt, so auch im<br />

Falle des Arbeitsgerichts Köln.<br />

Um auf der sicheren Seite zu<br />

sein, rät der Verband den Fahrern,<br />

für anfallende Standzeiten<br />

sowohl bei der Be- als auch bei<br />

der Entladung Protokolle zu<br />

führen. »Hier wird zwar meistens<br />

die Bestätigung durch das<br />

Rampenpersonal verweigert,<br />

trotzdem sind diese Protokolle<br />

ein Indiz für die tatsächlich angefallenen<br />

Standzeiten.« Der betroffene<br />

Unternehmer schreibt<br />

dann eine Standgeldrechnung<br />

an den verursachenden Unternehmer<br />

und nimmt bei Zahlungsverweigerung<br />

gerichtliche<br />

Hilfe in Anspruch.<br />

Dass der Verursacher der<br />

langen Standzeiten, der sich auf<br />

einmal mit einer Geldforderung<br />

konfrontiert sieht, darüber<br />

nicht erfreut ist, kann man sich<br />

denken, mehr noch: »Die Verursacher<br />

der Standzeiten leisten<br />

in der Regel erbitterten Widerstand«,<br />

berichtet der Rechtsreferent<br />

des thüringischen Landesverbands,<br />

»teilweise werden<br />

sogar Standgeldrechnungen mit<br />

Hausverboten gegenüber dem<br />

Anspruch stellenden Unternehmer<br />

geahndet.« Eine umstrittene<br />

Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes<br />

(BGH) aus dem<br />

Jahre 2005 gebe allerdings<br />

Hilfestellung (20.10.2005, Az.:<br />

I ZR 201/04).<br />

Eben dieses BGH-Standgeldurteil<br />

billigt laut Hoffmann nur<br />

dem sogenannten Hauptfrachtführer<br />

einen Standgeldanspruch<br />

bei unangemessenen Entladezeiten<br />

gegenüber dem Empfänger<br />

zu, nicht aber dem »Unterfrachtführer«,<br />

dessen Fahrzeuge<br />

an den Rampen der Empfänger<br />

stehen. Diese Ansicht<br />

korrespondiere<br />

weder mit<br />

dem Anliegen der<br />

Transportrechtsreform<br />

1998 noch mit dem Urteil<br />

des BGH vom 14.06.2007,<br />

Az.: I ZR 50/05. »Das billigt<br />

dem Empfänger auch Schadensersatzansprüche<br />

wegen Verlusts<br />

oder Beschädigung des Gutes<br />

gegen den Unterfrachtführer<br />

zu«, sagt Hoffmann. Daraus<br />

würden viele Fachjuristen im<br />

Umkehrschluss schließen, dass<br />

damit im Gegenzug auch dem<br />

»Unterfrachtführer« ein Anspruchsrecht<br />

auf Standgeld<br />

wegen unangemessener Entladezeiten<br />

beim Empfänger zuzubilligen<br />

ist.<br />

Laut Hoffman rät der LTV<br />

seinen Mitgliedsunternehmen<br />

jedenfalls auch weiter, pro<br />

Stunde 50 Euro als Ausgleich<br />

für unangemessene Standzeiten<br />

zu verlangen. Das wurde<br />

bisher von anderen Amtsgerichten<br />

anerkannt – und hat<br />

auch in Köln funktioniert.<br />

Ilona Jüngst<br />

SO STEHT’S IM VERTRAG<br />

§5, Absatz 2: Für das Beladen und das Entladen steht eine<br />

dem jeweiligen Vorgang angemessene Zeit (Ladezeit, Entladezeit)<br />

zur Verfügung. Für Komplettladungen ... eines Auftraggebers<br />

mit Fahrzeugen/Fahrzeugeinheiten mit 40 t zulässigem<br />

Gesamtgewicht beträgt die Be- und Entladezeit (höchstens<br />

1 Beladestelle,höchstens 1 Entladestelle), vorbehaltlich anderweitiger<br />

vertraglicher Absprachen, pauschal jeweils maximal<br />

2 Stunden für die Beladung und maximal 2 Stunden<br />

für die Entladung. Bei Fahrzeugen/Fahrzeugeinheiten mit<br />

niedrigerem Gesamtgewicht reduzieren sich diese Zeiten (...).<br />

Quelle: BGL - Vertragsbedingungen für den Güterkraftverkehrs-, Speditionsund<br />

Logistikunternehmer (VBGL)<br />

Fotos: Jüngst, Küppers,; Montage: Mannchen


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> KOMMUNIKATION I 15<br />

E-Mobilität mal anders<br />

Vision: Dieses E hat nichts mit Elektro<br />

zu tun. Es steht für emergent. Das soll<br />

mehr als die Summe der Einzelteile<br />

bedeuten. Eine entsprechende Cloud-<br />

Lösung könnte weitreichende Folgen<br />

für Transport und Verkehr haben.<br />

Emergente Mobilität und<br />

Mehrwertdienste durch<br />

eine urbane Informationsund<br />

Serviceplattform – die<br />

Titel könnten kaum sperriger<br />

sein. Emergent steht dabei übrigens<br />

für das Zusammenspiel<br />

mehrerer Elemente, die neue<br />

Möglichkeiten eröffnen.<br />

In beiden Fällen steckt eine<br />

durchaus bestechende Idee dahinter.<br />

So geht es darum, bereits<br />

vorhandene Daten miteinander<br />

zu verknüpfen und nutzbar zu<br />

machen. Und das auf Abruf für<br />

den speziellen Einzelfall.<br />

Klingt wie Science-Fiction?<br />

Ein wenig Zukunftsmusik ist<br />

es tatsächlich. Wobei die Daten<br />

und auch die Technik bereits<br />

vorhanden sind. »In vielen<br />

Fällen gestaltet es sich aber<br />

schwierig, dass die Firmen, die<br />

die Daten haben, diese für andere<br />

zugänglich machen«, erläutert<br />

Thomas von Bülow, der<br />

beim Kommunikationskonzern<br />

1&1 für das Projekt zuständig<br />

ist. Kein Wunder, müssen doch<br />

auch die entsprechenden Geschäftsmodelle<br />

erst noch entwickelt<br />

und vor allem auch<br />

vermarktet werden.<br />

Im Fall der emergenten<br />

Mobilität heißt das, dass etwa<br />

Karten-, Stau- oder Wetterdaten<br />

in diese Cloud-Lösung<br />

einfließen. »In allen Fällen<br />

braucht es dann beispielsweise<br />

eine Nutzerverwaltung. Diese<br />

muss aber nicht jeder Anbieter<br />

für sich entwickeln, sondern<br />

sie wird einmal entwickelt<br />

und steht damit für alle zur<br />

Verfügung«, erklärt von Bülow.<br />

Gleiches gilt auch für die<br />

Abrechnungsverfahren oder<br />

ähnliche Services. Allgemeine<br />

Dienstleistungen können von<br />

allen genutzt werden. Spezifische<br />

Informationen wiederum<br />

können vom Nutzer selbst abgefragt<br />

und nutzbringend gebündelt<br />

werden.<br />

Auf einen Wisch: Der Anwender kann verschiedene Angebote miteinander kombinieren und erhält so eine maßgeschneiderte Lösung.<br />

Etwas plastischer wird<br />

das Ganze aber am Beispiel der<br />

Mehrwertdienste durch eine<br />

urbane Informations- und Serviceplattform.<br />

Dabei handelt<br />

es sich um eine Lösung, bei der<br />

sich verschiedene Datenquellen<br />

einer Stadt so integrieren<br />

lassen, dass die größtmögliche<br />

Sicherheit für Verkehrsteilnehmer<br />

etwa bei Unfällen gewährleistet<br />

werden kann. Wie das<br />

funktioniert, erklärt Daniel<br />

Münch vom Urban Software<br />

Institute mit Sitz in Chemnitz:<br />

»Der Nutzer kann hier sein<br />

eigenes Paket schnüren. Je nach<br />

Bedarf kann er etwa eine Straßenkarte,<br />

verschiedene Lkw-bedingte<br />

Einschränkungen oder<br />

auch Infos zur Verkehrslage in<br />

eine App integrieren.« Manche<br />

dieser Dienste sind kostenlos,<br />

andere sind für überschaubare<br />

monatliche Beträge zubuchbar.<br />

Die Daten wiederum kommen<br />

von ganz unterschiedlichen<br />

Akteuren. Das kann der Wetterdienst<br />

sein, aber auch die Polizei,<br />

ein Navigationsanbieter<br />

mit Live-Verkehrsdaten oder<br />

aber die Stadt selbst, die anhand<br />

von Induktionsschleifen<br />

in der Straße Rückschlüsse auf<br />

die augenblickliche Situation<br />

treffen kann.<br />

Viele dieser Daten gibt es<br />

bereits. Doch nicht jeder will<br />

bislang seine Informationen<br />

auch teilen. Dennoch sind die<br />

Projektpartner zuversichtlich.<br />

Auch wenn die emergente Mobilität<br />

bislang noch Zukunftsmusik<br />

ist. Und zum Top-Hit<br />

fehlt vielleicht auch ein eingängiger<br />

Titel.<br />

Carsten Nallinger<br />

Foto: Fotolia; Montage: Frieser<br />

Noch mal ein<br />

neuer Name<br />

Übernahme: Omnitracs alias<br />

Qualcomm heißt jetzt Astrata. Damit<br />

benennt sich das Unternehmen zum<br />

zweiten Mal in wenigen Monaten um.<br />

Omnitracs heißt jetzt<br />

Astrata – sonst ändert<br />

sich nix. Zum 1. April<br />

hat der Telematikanbieter erneut<br />

umfirmiert. Das kommt<br />

nicht überraschend. Anfang<br />

des Jahres hatte der Telematikanbieter<br />

Astrata aus Singapur<br />

den Wettbewerber Qualcomm<br />

Europe gekauft (siehe <strong>trans</strong><br />

<strong>aktuell</strong> 4/<strong>2014</strong>). Der wiederum<br />

war erst kurz zuvor unter dem<br />

Namen Omnitracs aufgetreten.<br />

Denn die einstige Muttergesellschaft,<br />

der US-amerikanische<br />

Chiphersteller für Mobilgeräte,<br />

Qualcomm, hatte sich zunächst<br />

von der Lateinamerika-Sparte<br />

getrennt. Das hatte namensrechtliche<br />

Probleme nach sich<br />

gezogen, sodass man in Omnitracs<br />

Europe umfirmierte.<br />

Gerade mal rund ein Jahr später<br />

trennte sich Qualcomm dann<br />

komplett vom Geschäftsbereich<br />

Telematik – und damit auch<br />

von Omnitracs Europe. Mitte<br />

Januar übernahm dann Astrata<br />

den Wettbewerber Omnitracs<br />

beziehungsweise Qualcomm<br />

Europe.<br />

Zunächst hieß es zwar noch,<br />

dass der neu eingeführte Name<br />

Omnitracs beibehalten werden<br />

soll, doch nicht einmal drei<br />

Monate später sieht das schon<br />

wieder anders aus: Ab sofort<br />

firmiert das Unternehmen unter<br />

Astrata Europe.<br />

So schnell wie der Telematikanbieter<br />

seine Namen<br />

wechselt, kommt nicht einmal<br />

das Marketing hinterher: Dort<br />

steht nach wie vor zu lesen:<br />

»Omnitracs ist eine Tochtergesellschaft<br />

von Qualcomm Inc.,<br />

dem weltweiten Marktführer<br />

von mobilen Technologien der<br />

nächsten Generation.« Wobei<br />

das Marketing sicherlich gerne<br />

andere Dinge verkünden würde.<br />

Einen neuen Namen einzuführen,<br />

das haben die vergangenen<br />

Monate bewiesen, ist<br />

schließlich alles andere als einfach.<br />

Ansonsten soll sich nach<br />

Unternehmensangaben nichts<br />

ändern. Es wird wohl lediglich<br />

darüber nachgedacht, die Produkte<br />

der Muttergesellschaft<br />

auch in Europa anzubieten.<br />

Carsten Nallinger<br />

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16 I SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Sensible Ware – bei kaum<br />

einem Gut ist der korrekte<br />

Transport so wichtig wie<br />

bei Arzneimitteln. Schließlich<br />

geht es teilweise um lebenswichtige<br />

und extrem teure<br />

Medikamente. Seit September<br />

2013 gilt für die Pharmalogistik<br />

die neue EU-Richtlinie<br />

2013/C 68/01. Die GDP (Good<br />

Distribution Practice) ist eine<br />

»Leitlinie für die gute Vertriebspraxis<br />

von Humanarzneimitteln«<br />

und regelt unter<br />

anderem die Anforderungen<br />

an Lagerung und Transport<br />

von Arzneimitteln. Nach der<br />

neuen Richtlinie gelten nun<br />

für den Transport die gleichen<br />

Bedingungen<br />

wie für die<br />

Herstellung und<br />

Lagerung. Für<br />

Speditionen bedeutet<br />

dies, dass<br />

Pharmaprodukte nur mit speziell<br />

qualifizierten Fahrzeugen<br />

<strong>trans</strong>portiert werden dürfen,<br />

die zudem eine lückenlose<br />

Dokumentation der Kühlkette<br />

erlauben.<br />

Der Spediteur muss durch<br />

ein Zertifikat nachweisen,<br />

dass die korrekte Temperatur<br />

der Ladung auch bei sehr<br />

hohen oder niedrigen Umgebungstemperaturen<br />

gewährleistet<br />

ist. »Wenn ein Spediteur<br />

seinen Trailer selbst für Pharma<strong>trans</strong>porte<br />

qualifizieren<br />

möchte, dauert das rund zwei<br />

Wochen. Der Trailer muss in<br />

eine Kältekammer, von denen<br />

es nicht so viele gibt, und das<br />

ist entsprechend aufwendig<br />

und teuer«, sagt Frank Nordhoff,<br />

Produktmanager bei<br />

Konstante Temperatur<br />

ist enorm wichtig<br />

Krone. Der Trailerhersteller<br />

nimmt seinen Kunden diesen<br />

Aufwand ab und lässt seinen<br />

Kühlauflieger Cool Liner Duoplex<br />

Steel gleich ab Werk vom<br />

Unternehmen Pharmaserv zertifizieren.<br />

In einem mehrtägigen<br />

Funktionstest werden dazu<br />

unter anderem 24 Datenlogger<br />

im Aufbau positioniert, um ein<br />

exaktes Monitoring der Temperaturdaten<br />

zu gewährleisten.<br />

Der Vorteil des bereits zertifizierten<br />

Krone Cool Liners liegt<br />

auf der Hand: Der Spediteur<br />

kann unmittelbar mit dem<br />

Transport von Pharmaprodukten<br />

beginnen.<br />

Im Pharmakomplex Behringwerke<br />

in<br />

Marburg agiert<br />

das Unternehmen<br />

Pharmaserv<br />

als Betreibergesellschaft.<br />

Dr.<br />

Martin Egger ist zuständig<br />

für die Pharmalogistik und<br />

erklärt die Besonderheiten des<br />

Pharma<strong>trans</strong>portes: »Während<br />

man Lebensmitteln oder<br />

Blumen unter Umständen ansieht,<br />

wenn es in der Kühlkette<br />

Ausfälle oder Abweichungen<br />

gegeben hat, ist es bei sensiblen<br />

Medizinprodukten anders.<br />

Bei fehlerhaftem Transport<br />

können sich die Eigenschaften<br />

drastisch verändern – ohne<br />

dass man es der Ware ansieht.«<br />

Aus diesem Grund ist eine<br />

Überwachung und eine konstante<br />

Temperatur während des<br />

Transports enorm wichtig. Bei<br />

manchen Medikamenten kann<br />

eine Temperaturabweichung<br />

fatale Folgen haben. »Wenn<br />

eigentlich flüssige Pharmapro-<br />

Empfindliche Gü<br />

Trailer: Medikamente sind meist teuer und temperaturempfindlich. K<br />

speziell für den Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierten Kühlau<br />

DER WETTBEWERB<br />

Schmitz Cargobull und Kögel bieten auch speziell für den<br />

Pharma<strong>trans</strong>port zertifizierte Trailer an. Schmitz Cargobull<br />

lässt seinen Kühlauflieger S.KO Cool im Werk Vreden in einem<br />

14-tägigen Zertifizierungsprozess ebenfalls von Pharmaserv<br />

zertifizieren. Seit Dezember 2013 bietet auch Kögel einen<br />

Kühlauflieger mit Pharma-Zertifikat an. Die Auflieger Cool und<br />

Cool PurFerro werden vom Pharma-Dienstleister Pharmak zertifiziert.<br />

Beide Hersteller statten ihre Pharma-Trailer mit der<br />

jeweils hauseigenenTelematik aus.<br />

dukte, etwa Impfstoffe, zu kalt<br />

<strong>trans</strong>portiert werden, können<br />

sie kristallisieren und sind nicht<br />

mehr verwendbar«, sagt Egger.<br />

Es habe einmal den Fall<br />

gegeben, dass ein Fahrer einen<br />

Bithermo-Trailer falsch beladen<br />

und dabei ein kühl zu <strong>trans</strong>portierendes<br />

Blutgerinnungspräparat<br />

tiefgekühlt habe, erinnert<br />

sich der Logistiker. Das Medikament<br />

sei danach unbrauchbar<br />

gewesen. Der Schaden betrug<br />

weit mehr als eine Million Euro.<br />

Nach Angaben von Pharmaserv<br />

besteht eine durchschnittliche<br />

Pharmaladung<br />

aus etwa sechs bis sieben Paletten<br />

mit einem Gesamtwert<br />

von rund 1,5 Millionen Euro.<br />

In manchen Fällen kann sogar<br />

eine einzige Palette eine Million<br />

Euro wert sein. Grund genug,<br />

Österreichische Flexibilität<br />

Baustoff: Für den Zulauf zur Baustelle<br />

braucht es eigene Fahrzeugkonzepte.<br />

Die steirische Aufbau- und Anhänger-<br />

Schmiede Riedler bietet dafür ein<br />

Multitalent an.<br />

Anpassungsfähigkeit ist<br />

alles – im Baustoff<strong>trans</strong>port<br />

gilt das für<br />

Unternehmer und Fahrzeuge<br />

gleichermaßen. Nicht selten<br />

stehen am Ladeplatz Materialien<br />

in verschiedenen Formen,<br />

Größen und Festigkeiten. Da<br />

braucht es für jedes Teil den<br />

richtigen Platz auf dem Lkw<br />

und reichlich Varianten zur<br />

Ladungssicherung, damit die<br />

Fracht unbeschadet am Zielort<br />

ankommt.<br />

»Wir sind ein Allrounder<br />

und fahren Bauholz, Rigips,<br />

Betonteile, eben alles was so<br />

auf dem Bau benötigt wird«,<br />

erklärt der österreichische<br />

Transportunternehmer Franz<br />

Schobesberger. »Dafür setzen<br />

wir seit 2001 auch Fahrzeuge<br />

von Riedler ein.« Dazu gehört<br />

auch der jüngst aufgebaute<br />

Baustoff-Zug mit Volvo-Fahrgestell,<br />

Riedler-Aufbau und<br />

-Anhänger.<br />

»Wir schätzen die hohe<br />

Haltbarkeit der Fahrzeuge«,<br />

betont Schobesberger. Er<br />

habe die Fahrzeuge von Riedler<br />

bislang rund sieben Jahre<br />

ohne nennenswerte Defekte<br />

im Einsatz, bevor sie auf den<br />

Gebrauchtmarkt gehen. Da<br />

habe er mit den Fahrzeugen<br />

von anderen Herstellern in seinem<br />

Fuhrpark wesentlich mehr<br />

Schwierigkeiten.<br />

Doch nicht nur die Haltbarkeit<br />

ist für Schobesberger<br />

wichtig. »Riedler reagiert flexibel<br />

auf unsere Vorgaben für die<br />

Fahrzeuge«, sagt der Logistiker.<br />

Mit Fahrzeugen von der Stange<br />

seien einige seiner Transportaufgaben<br />

nicht machbar. »Individuelle<br />

Umsetzungen sind bei<br />

uns an der Tagesordnung«, erläutert<br />

Fahrzeugbauer Markus<br />

Riedler. Der Diplom-Ingenieur<br />

zeichnet im Familienunternehmen<br />

mit Sitz im österreichischen<br />

Oberweis bei Salzburg<br />

für die Konstruktion der Fahrzeuge<br />

verantwortlich. »Unterschiedliche<br />

Bordwandhöhen<br />

und Bordwandausführungen,<br />

Stirn- und Rückwände in Aluminium<br />

verstärkt mit Siebdruckplatten<br />

oder Alu-Warzenblech,<br />

Böden aus Weichholz mit<br />

Siebdruckplatten, Lärchenholzböden,<br />

hochfester Stahlblechboden,<br />

Alu-Bodenbleche – wir<br />

gehen auf alle Wünsche unserer<br />

Kunden ein«, sagt Riedler. Ein<br />

besonderes Augenmerk liege<br />

bei der Konstruktion auch auf<br />

einer niedrigen Aufbauhöhe.<br />

Dazu würden Querträger<br />

stumpf an den Zusatzrahmen<br />

geschweißt, anstatt sie einfach<br />

oben darüber zu legen, erklärt<br />

der Ingenieur.<br />

Dieser Zusatzaufwand koste<br />

mehr Zeit und die Kunden<br />

letztlich auch ein paar Euro<br />

mehr. Ȇber die Lebensdauer<br />

unserer Fahrzeuge rechnet sich<br />

die Investition aber«, ist Riedler<br />

überzeugt. Diese Meinung teilt<br />

Spediteur Schobesberger. »Wir<br />

investieren bei Riedler bis zu<br />

15 Prozent mehr als in Wettbewerbsprodukte,<br />

aber das macht<br />

sich über die Nutzungsdauer<br />

bezahlt.«<br />

So erwartet es<br />

Schobesberger<br />

auch vom Neuzugang<br />

in seiner<br />

Flotte. Riedler<br />

hat auf einem Volvo-Fahrgestell<br />

einen Aufbau mit einer nutzbaren<br />

Ladelänge von 6.100 Millimetern<br />

aufgesetzt. Der Boden<br />

besteht aus 33 Millimeter<br />

dickem Weichholz und einem<br />

zwölf Millimeter dicken rutschhemmenden<br />

Siebdrucküberzug.<br />

Im V-Nut-Außenrahmen hat<br />

Riedler 15 Paar Zurrbügel zur<br />

Sicherung der<br />

Ladung versenkt.<br />

Am Ende<br />

der Ladebrücke<br />

trennt ein<br />

fest montierter<br />

Riedler baut<br />

verschiedene<br />

Fahrzeuge<br />

unter anderem<br />

für den<br />

Holz<strong>trans</strong>port.<br />

Die teuren Fahrzeuge<br />

machen sich bezahlt<br />

Kran von Palfinger das Zugfahrzeug<br />

vom Anhänger.<br />

Der ist in der Grundausstattung<br />

mit dem Zugfahrzeug<br />

vergleichbar, hat allerdings<br />

eine zusätzliche Ladelänge von<br />

1.200 Millimetern. Die Achsen<br />

am Hänger kommen von SAF.<br />

Auf Kundenwunsch verbaut<br />

Riedler aber auch andere Marken.<br />

Mit der Bremsanlage, den<br />

Reifen und auch den verbauten<br />

Ladekränen verhält es sich<br />

ähnlich. Letztlich entscheide<br />

der Kunde, betont Ingenieur<br />

Riedler.<br />

Ab Bestellung benötigt der<br />

österreichische Fahrzeugbauer<br />

derzeit fünf bis sechs Wochen<br />

für einen<br />

Aufbau auf ein<br />

Fahrgestell. »Bei<br />

den Anhängern<br />

brauchen wir<br />

zurzeit zwischen<br />

sieben und acht Wochen, abhängig<br />

von der Ausstattung<br />

des Fahrzeugs und der Lieferzeit<br />

der Achsen«, schätzt Riedler.<br />

Für Spediteur Schobesberger<br />

lohnt sich das Warten.<br />

Schließlich bekommt er dann<br />

ein Fahrzeug, das an seine<br />

Wünsche angepasst ist.<br />

Markus Braun


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN I 17<br />

ter<br />

rone bietet deshalb einen<br />

flieger an.<br />

sich über die Nachverfolgung<br />

und Sicherung des Fahrzeuges<br />

Gedanken zu machen. So wie<br />

bei der Spedition Heidelmann<br />

aus Schwalmstadt. Das Unternehmen<br />

ist seit Jahrzehnten<br />

Prototyp im Einsatz – der<br />

jüngste Kühlauflieger bei<br />

Dachser steht gleich doppelt<br />

unter Beobachtung. Denn<br />

Schmitz Cargobull hat an den<br />

Logistikriesen einen S.KO Cool<br />

Executive mit dem hauseigenen<br />

Kühlgerät TKM One übergeben,<br />

um weitere Erfahrungen in<br />

auf Kühl<strong>trans</strong>porte spezialisiert<br />

und übernimmt diese<br />

auch für einen Kunden aus<br />

der Pharmabranche. Christian<br />

Bischoff ist technischer Leiter<br />

bei Heidelmann und zuständig<br />

Rückwandrahmen als Blickfang<br />

Sicherheit: Dachser treibt den Einsatz der dritten<br />

Bremsleuchte am Auflieger voran. Künftig fährt ein Kühler<br />

mit den Zusatzlampen unter gelb-blauer Flagge.<br />

Fotos: Krone, Kögel, Riedler, Schmitz Cargobull<br />

für das Qualitätsmanagement.<br />

Er hat 35 Pharmatrailer im<br />

Einsatz, davon neun zertifizierte<br />

Krone Cool Liner, die alle<br />

mit der Telematik des Werlter<br />

Fahrzeugbauers ausgestattet<br />

sind. »Alle Transporte finden<br />

nur auf festgelegten Routen<br />

statt, der Laderaum ist zusätzlich<br />

mit einem speziellen Sicherheitsschloss<br />

verriegelt und<br />

der Türkontakt ist auf die Telematik<br />

aufgeschaltet«, erläutert<br />

Bischoff. Sollte das Fahrzeug<br />

die Route verlassen, wird sofort<br />

der Fahrer kontaktiert. Ist<br />

er nicht erreichbar, wird die<br />

Polizei informiert. Der Fahrer<br />

kann den Laderaum ohnehin<br />

nicht eigenmächtig öffnen.<br />

Denn der entsprechende Code<br />

für das elektronische Schloss<br />

wird ihm erst mitgeteilt, wenn<br />

er an seiner Abladestelle angekommen<br />

ist.<br />

Der hohe Aufwand scheint<br />

wegen der sensiblen und teuren<br />

Fracht gerechtfertigt.<br />

Macht sich der Transport für<br />

Pharmakunden am Ende auch<br />

bezahlt? »Das ist nicht so.<br />

Pharmakunden zahlen nicht<br />

besser, nur weil die Produkte<br />

teuer sind«, sagt Ute Bischoff,<br />

Geschäftsführerin der Heidelmann<br />

Kühllogistik. »Bis<br />

man für einen Pharmakunden<br />

<strong>trans</strong>portieren darf, vergeht<br />

viel Zeit, man muss viel investieren<br />

und die Kunden sind<br />

nicht leicht zu kriegen.« Aber<br />

es seien treue Kunden, mit denen<br />

man viele Jahre gut zusammenarbeiten<br />

könne, betont die<br />

Geschäftsführerin.<br />

Ähnliche Erfahrungen hat<br />

man bei Heidelmann mit dem<br />

Cool Liner von Krone gemacht.<br />

Diese verrichten ihren<br />

Dienst meist fünf bis sechs<br />

Jahre im Pharmabereich. Danach<br />

gehen sie in der Regel in<br />

den Standard-Kühl<strong>trans</strong>port.<br />

Bei manchen Pharma-Kunden<br />

müssen Logistiker wie Heidelmann<br />

die Trailer schon früher<br />

ausmustern. Meist dann, wenn<br />

es um besonders empfindliche<br />

und teure Ware geht, die unter<br />

anderem Leben retten soll.<br />

Mathias Heerwagen<br />

der Praxis zu sammeln. Da es<br />

sich bei dem Trailer um ein Einzelstück<br />

handelt, hat Dachser<br />

beim Fahrzeugbauer in Vreden<br />

gleich noch eine Sonderinstallation<br />

mit beauftragt – die dritte<br />

Bremsleuchte am Auflieger.<br />

»Wir haben das Thema dritte<br />

Bremsleuchte bislang bei<br />

Krone, Schmitz Cargobull und<br />

Mercedes-Benz Charterway<br />

platziert«, sagt Elmar Fünfer,<br />

der bei Dachser den technischen<br />

Einkauf verantwortet.<br />

Diese Marken hätten das zusätzliche<br />

Sicherheitsmerkmal<br />

bereits für das Kemptener Logistikunternehmen<br />

realisiert.<br />

»Wir haben schon einige Fahrzeuge<br />

mit der dritten Bremsleuchte<br />

im Einsatz«, betont<br />

Fünfer. Der erste Auflieger mit<br />

LEDs an der Dachkante kam<br />

2011 in die Flotte. Seit 2013<br />

sind auch bei Lkw mit festen<br />

Aufbauten hier und da zusätzliche<br />

Bremsleuchten zu finden.<br />

Die Technik dabei ist simpel:<br />

einige Meter Kabel, ein Satz<br />

LEDs und das Signal, das auch<br />

die anderen Bremsleuchten befeuert.<br />

Die größte Herausforderung<br />

für die Fahrzeugbauer ist<br />

das Verlegen der Kabel. Denn<br />

Im Blickfeld: Auch bei<br />

Tag ist die dritte<br />

Bremsleuchte gut<br />

sichtbar.<br />

KRONE PHARMA-TRAILER<br />

Seit Einführung der GDP-Leitlinie steigt die Nachfrage nach<br />

bereits ab Werk zertifizierten Trailern langsam an, berichtet<br />

Frank Nordhoff von Krone. Der Vorteil des qualifizierten Cool<br />

Liners Duoplex Steel liegt zum einen in der Möglichkeit, sofort<br />

mit dem Transport beginnen zu können. Zum anderen fällt<br />

der Aufpreis mit rund 2.000 Euro relativ gering aus, da das<br />

erteilte Zertifikat für die Baureihe gilt und anschließend nicht<br />

jeder Trailer individuell qualifiziert werden muss. Zusätzlich<br />

zum Pharmaserv-Zertifikat hält der Trailer ein Zertifikat der<br />

European Institute for Pharma Logistics (EIPL). Je nach Anforderung<br />

des Kunden ist der Krone Cool Liner in verschiedensten<br />

Ausstattungsvarianten lieferbar: mit 60 oder 45 Millimeter<br />

starken Seitenwänden, mit Kühlgeräten von Carrier<br />

oder Thermo King in Mono- oder Multitemp-Ausstattung, mit<br />

oder ohne Zusatzverdampfer. Optional bietet Krone für den<br />

Trailer ein Doppelstocksystem, Zurrleisten, das Ladungssicherungssystem<br />

Vario Lock, die längs verschiebbare Trennwand<br />

Krone Isowall, die einflügelige Seitentür, ein Rolltor sowie das<br />

Krone-Telematics-Paket.<br />

Raumteiler: Mit der Isowall von Krone lassen sich verschiedene<br />

Temperaturzonen im Auflieger einrichten.<br />

die Techniker müssen die dritte<br />

Bremsleuchte am oberen Rückwandrahmen<br />

laut Gesetzgeber<br />

in der Mitte positionieren,<br />

also dort, wo die Drehstangenverschlüsse<br />

normalerweise<br />

einhaken. Die Alternative zur<br />

mittigen Installation sind zwei<br />

Leuchten, die im gleichen Abstand<br />

rechts und links von der<br />

Mitte eingelassen sind.<br />

Genauso hat es Schmitz Cargobull<br />

beim neuen Kühler für<br />

Dachser umgesetzt. Die zwei<br />

zusätzlichen Bremsleuchten<br />

mit je zwölf LEDs rahmen die<br />

Drehstangenverschlüsse von<br />

rechts und links ein. Die Leitungen<br />

zu den LEDs verlaufen dabei<br />

vom Kopfrahmen kommend<br />

im Rückwandrahmen nach<br />

oben. »Beim Dachser-Fahrzeug<br />

handelt es sich um ein Einzelstück,<br />

da wir einen besonderen<br />

Rückwandrahmen verbauen<br />

mussten«, erläutert der Produktmanager<br />

für Kofferfahrzeuge<br />

bei Schmitz Cargobull<br />

Friedhelm Busch. Denn neben<br />

der Kabelführung zum oberen<br />

Ende des Rückwandrahmens<br />

mussten sich die Schmitz-Konstrukteure<br />

auch eine haltbare<br />

und wartungsfreundliche Lösung<br />

für die Befestigung der<br />

Lampen überlegen.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen<br />

lassen, besonders beim Tritt auf<br />

die Bremse. Dann erstrahlen die<br />

LED-Leisten in kräftigem Rot<br />

und signalisieren dem nachfolgenden<br />

Verkehr die Verzögerung<br />

des Sattelzugs. »Gerade<br />

wenn es eng auf der Autobahn<br />

zugeht, ist die Bremsleuchte auf<br />

fast vier Meter Höhe besser zu<br />

sehen als die beiden unteren<br />

Bremsleuchten«, betont Dachser-Mann<br />

Fünfer. Was jetzt<br />

noch fehlt, ist ein Abwägung<br />

des Gesetzgebers, ob die dritte<br />

Bremsleuchte bei Neufahrzeugen<br />

zur Grundausstattung<br />

gehören sollte. Zur Sicherheit<br />

im Straßenverkehr würde dies<br />

in jedem Fall beitragen. Dann<br />

wäre die Sicherheitsausstattung<br />

auch nicht mehr nur an Prototypen<br />

im Einsatz.<br />

Markus Braun<br />

KÖGEL<br />

Kippsattel<br />

überarbeitet<br />

Der Burtenbacher Fahrzeughersteller<br />

Kögel überarbeitet<br />

seine Kippsattelauflieger.<br />

Beim Dreiachser setzt Kögel<br />

künftig auf einen um 165 Millimeter<br />

verkürzten Radstand von<br />

insgesamt 4.435 Millimetern.<br />

Damit will das Unternehmen<br />

das Fahr- und Rangierverhalten<br />

des Aufliegers verbessern<br />

und den Druck auf die Sattelplatte<br />

erhöhen. Außerdem hat<br />

das bayrische Unternehmen den<br />

Überhang der Mulde mit Blick<br />

auf den Straßenfertigereinsatz<br />

um 170 Millimeter verlängert.<br />

Auch beim Schutz der Leitungen<br />

für Luft und Strom hat Kögel<br />

nach eigenen Angaben zugelegt.<br />

Für mehr Stabilität sorgen Rahmenverstärkungen<br />

an den Achskonsolen<br />

sowie ein verändertes<br />

Verbindungskonzept zwischen<br />

Seitenwänden und der Muldenwanne.<br />

Zudem findet sich in der<br />

Sonderausstattungsliste künftig<br />

auch eine Alternative zu dem<br />

Schiebeverdeck von Cramaro.<br />

GOLDHOFER<br />

McPherson<br />

im Trailer<br />

Goldhofer stellt Schwerlastauflieger<br />

mit einem neuen<br />

Achssystem auf die Räder. In<br />

Anlehnung an die McPherson-<br />

Achskonstruktion nennt die<br />

Memminger Fahrzeugschmiede<br />

das System MPA-Achstechnologie.<br />

Das System ist aufs<br />

wesentlich reduziert und besteht<br />

aus je einem Radträger,<br />

Federbein und Querlenker und<br />

ist laut Unternehmen das leichteste<br />

Achssystem am Markt.<br />

Maximale Einfachheit, wenige<br />

Bauteile, großer Achsausgleich,<br />

großer Lenkeinschlag<br />

und hohe zulässige Achslasten<br />

seien die weiteren Vorzüge<br />

des Systems, erklärt Volker<br />

Schmidt, Konstruktionsleiter<br />

bei Goldhofer. Die ersten beiden<br />

Auflieger mit einer Nutzlast<br />

von 58.600 Kilogramm,<br />

dem neuen Achssystem und<br />

einer maximalen Last von<br />

zwölf Tonnen je Achse sind<br />

etwa für BTB Logistik in Berlin<br />

unterwegs.


18 I FAHRZEUG UND TECHNIK <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Geben und Nehmen<br />

Fahrbericht: Mit einer variantenreichen Flotte von Verteilern<br />

deckt Daimler den Distributionsbereich ab. Dabei präsentiert<br />

sich vor allem der Atego als echter Allrounder.<br />

Lange hat es auf sich warten<br />

lassen, das erste Rendezvous<br />

mit dem runderneuerten<br />

Mercedes Atego.<br />

Während die Kunden schon<br />

seit vergangenem Jahr auf die<br />

Dienste des Euro-6-Verteiler-Lkw<br />

vertrauen dürfen, haben<br />

Journalisten ihn – gemeinsam<br />

mit seinen Brüdern Antos,<br />

Econic und Fuso Canter – jetzt<br />

erst im Ballungsgebiet um<br />

Frankfurt erproben können.<br />

Während der leichte Canter<br />

neben der städtischen Warenfeinverteilung<br />

auch Aufgaben<br />

des Handwerks erfüllt und der<br />

schwere Antos zudem im nationalen<br />

Fernverkehr gern gesehen<br />

ist, bleibt der Atego der Klassiker<br />

allein für das städtische und<br />

stadtnahe Verteilergeschäft.<br />

geboten hat. Das<br />

ab 1.200 Umdrehungen<br />

konstant<br />

verlaufende<br />

Drehmoment von<br />

750 Nm in der 177-PS-Version<br />

ermöglicht eine durchzugsstarke<br />

Fahrweise. In jeder der vier<br />

Leistungsstufen des Vierzylinders<br />

liegt das Dremomentmaximum<br />

100 Nm höher. So<br />

lässt sich einsatzgenau bis in<br />

die Zwölftonnen-Variante ein<br />

passender Antrieb auswählen.<br />

Dem Atego 818 reichen 177<br />

PS voll und ganz, um zügig unterwegs<br />

zu sein. Der Antrieb<br />

muss sich bei flotter Fahrt nur<br />

selten in höhere Drehzahlbereiche<br />

bemühen. Zwei Tonnen<br />

Nutzlast sind knapp bemessen,<br />

aber das ist das klassische Problem<br />

aller 7,5-Tonner. Wobei es<br />

beim ohnehin nicht ganz leichten<br />

Atego deutlicher zutage tritt<br />

als bei 7,5-Tonnern anderer<br />

Marken.<br />

Zum ausgeglichenen Fahrerlebnis<br />

trägt die neue Daimler-Produktpilosophie<br />

bei,<br />

selbst in diesem Fahrzeugsegment<br />

das automatisierte Powershift-Getriebe<br />

in Serie anzubieten.<br />

Im Falle des 818 ist es<br />

ein sechsstufiges automatisiertes<br />

Getriebe, das sich für den<br />

Gangwechsel verantwortlich<br />

zeichnet. Der Sprung von Stufe<br />

zu Stufe gelingt dem Getriebe<br />

so gekonnt, dass man unter<br />

normalen Bedingungen nie zum<br />

manuellen Schalteingriff per<br />

Lenkstockhebel veranlasst ist.<br />

Rundum erneuert tritt auch<br />

das Fahrwerk an. Trotz des<br />

vom Vorgänger übernommenen<br />

Rahmens darf man getrost von<br />

einem rundum neuen Lkw sprechen.<br />

Das beginnt vorne mit einer<br />

völlig neuen Lenkung, die<br />

keine Fahrbahnschläge mehr<br />

Die leichteste Version<br />

mit 7,5 Tonnen, darunter gibt<br />

es noch einen 6,5-Tonner in<br />

Feuerwehr-Spezifikation, feiert<br />

15 Jahre nach Einführung der<br />

EU-Führerscheinregelung ein<br />

fröhliches Revival. Die Zahl<br />

der Fahrer mit »altem Dreier«<br />

ist nach wie vor ausreichend,<br />

um diese Variante weiter anzubieten.<br />

Einstiegsmotorisierung für<br />

den Klassiker ist ein 155 PS<br />

starker Vierzylinder, der auch<br />

als 177-PS-Version oder als<br />

Variante mit 211 und 231 PS<br />

angeboten wird. Wie nahezu<br />

alle Komponenten im Euro-<br />

6-Atego ist auch der Antrieb<br />

eine Neuentwicklung. Mit 5,1<br />

Liter Hubraum, zwei obenliegenden<br />

Nockenwellen, Common-Rail-Hochdruckeinspritzung<br />

und Vierventiltechnik<br />

wartet der Vierzylinder auf.<br />

Und der Wachwechsel unter<br />

der Kabine macht sich nicht<br />

allein in laut Hersteller rund<br />

fünf Prozent günstigerem Verbrauch<br />

bemerkbar.<br />

Auch fahrdynamisch hat der<br />

Atego zugelegt. Aus dem Stand<br />

zieht der Vierzylinder mit einer<br />

ausgeprägten Drehfreude<br />

hoch, die das Vorgängermodell<br />

nicht immer<br />

Mit neu angelegter<br />

Hinterachse<br />

Aufwertung: Der Fahrerarbeitsplatz im Atego schließt optisch<br />

und technisch zu Antos, Actros und Co. auf.<br />

weiterleitet und trotzdem nicht<br />

überdämpft wirkt. Allein das<br />

fehlende Rückstellmoment in<br />

die Nulllage ließe sich der sehr<br />

präzisen Lenkung ankreiden.<br />

Lenkkorrekturen während der<br />

Kurvenfahrt verlangt sie ebenso<br />

wenig wie übertrieben hohe<br />

Lenkkräfte.<br />

Zum überzeugenden Gefühl<br />

am Arbeitsplatz leistet auch die<br />

neue Fahrerhausfederung einen<br />

Beitrag. An vier Punkten anstelle<br />

von ehedem dreien stützt sich<br />

das Fahrerhaus gegen den Rahmen<br />

ab. Der Effekt: ein deutlich<br />

strafferes<br />

Federungsverhalten.<br />

Das im<br />

Straßenverkehr<br />

leicht wogende<br />

Atego-Haus<br />

vergangener Tage gibt es nicht<br />

mehr. Zu guter Letzt haben die<br />

Atego-Väter auch die gelenkte<br />

Hinterachse neu konzipiert,<br />

womit sie dem Leicht-Lkw ein<br />

beispielhaftes Fahrverhalten<br />

anerzogen haben.<br />

Weniger kritisch als im<br />

7,5-Tonner ist das Basisgewicht<br />

des Zwölftonners 1224,<br />

der als Nächstes auf die Testrunde<br />

muss. Mit rund fünfeinhalb<br />

Tonnen Nutzlast schultert<br />

der »Mautkiller« fast dreimal<br />

so viel wie der leichte Bruder.<br />

Dabei trägt der Atego 1224 ein<br />

langes Hochdachfahrerhaus,<br />

das den Wohnwert zusätzlich<br />

steigert, aber auch mehr wiegt.<br />

Ablagefächer im Dachbereich<br />

und eine Ruheliege hinter den<br />

Sitzen machen den Zwölftonner<br />

langstreckentauglich. Die<br />

dafür gut ausreichenden 238<br />

PS entwickelt ein Sechszylinder,<br />

der mit dem Vierzylinder konstruktiv<br />

eng verwandt ist.<br />

Der bereits in den schweren<br />

Baureihen Antos, Arocs und<br />

Actros eingesetzte Sechszylinder<br />

tritt im Atego als 238-,<br />

272- und 299-PS-Version an.<br />

Für den Solo-Zwölftonner stellen<br />

die 238 PS und ein Drehmomentmaximum<br />

von 1.000 Nm<br />

einen jeder Fahrsituation gewachsene<br />

Motorisierung dar.<br />

Beim Aufstieg auf den Feldberg<br />

bei Frankfurt gibt sich der<br />

Atego keine Blöße. Den Sechsprozenter<br />

schaltet das automatisierte<br />

Sechsganggetriebe elegant<br />

weg, die Geräuschkulisse<br />

im Fahrerhaus bleibt dabei auf<br />

Reisebusniveau. Talwärts punktet<br />

der Lkw mit 235 Brems-PS<br />

aus der dreistufigen Motorbremse.<br />

Die Radbremsen müssen<br />

beim Abstieg vom hessischen<br />

Hügel nur noch für kurze Anpassungen<br />

benutzt werden. Die<br />

Leistung der Motorbremse ist<br />

ein wesentlicher Fortschritt im<br />

Vergleich zum Vorgänger. Auf<br />

den weiterhin als Extra angebotenen<br />

Permanent-Magnetretarder<br />

kann man folglich zumindest<br />

im Solofahrzeug verzichten.<br />

Für die leistungsstärkeren<br />

15- und 16-Tonnen-Modelle,<br />

in denen das neue Achtganggetriebe<br />

zum Einsatz kommt,<br />

darf man auf eine noch präzisere<br />

Motorbremseinsteuerung<br />

vertrauen. Das serienmäßige<br />

Angebot eines Getriebefreilaufs<br />

gehört ebenfalls zu den<br />

Highlights im Atego. Mit der<br />

DIE MOTORVARIANTEN IM NEUEN ATEGO<br />

OM 934 OM 936<br />

Hubraum 5.132 cm 3 7.698 cm 3<br />

Leistung 115 kW (156 PS) bei 2.200/min 175 kW (238 PS) bei 2.200/min<br />

130 kW (177 PS) bei 2.200/min 200 kW (272 PS) bei 2.200/min<br />

155 kW (211 PS) bei 2.200/min 220 kW (299 PS) bei 2.200/min<br />

170 kW (231 PS) bei 2.200/min<br />

max. Drehmoment 650 Nm bei 1200/min 1.000 Nm bei 1.200/min<br />

750 Nm bei 1.200/min 1.100 Nm bei 1.200/min<br />

850 Nm bei 1.200/min 1.200 Nm bei 1.200/min<br />

900 Nm bei 1.200/min<br />

Gruppenzwang: Die Frontpartie des neuen Mercedes-Benz Atego ist an die Designvorgaben für<br />

die großen Brüder Antos und Actros angelehnt.<br />

Eco-Roll-Funktion nimmt man<br />

gerade im urbanen Verteilereinsatz<br />

viel Rollschwung mit, ohne<br />

unnötig Diesel zu verbrennen.<br />

Beim leichtgewichtigen<br />

7,5-Tonner können allerdings<br />

die Fahrwiderstände abhängig<br />

von Wind und Fahrbahnoberfläche<br />

den Einsatz des spritsparenden<br />

Freilaufs unterdrücken.<br />

Einstieg leicht gemacht –<br />

mit zwei kleinen Schritten<br />

geht es auf der Beifahrerseite<br />

die Stufen hinauf durch die<br />

geöffnete Falttür in das Innere<br />

des Mercedes-Benz Econic. Dort<br />

heißt der großzügig bemessene<br />

Innenraum den Fahrer und bei<br />

Bedarf zwei Mitstreiter mit seinem<br />

aus Atego, Antos und Co.<br />

teilweise bekannten Arbeitsplatz<br />

willkommen. Vom bequemen<br />

Gestühl des Lkw aus fällt der<br />

Blick durch die Panoramaverglasung<br />

nach draußen. Dank<br />

Niederflurkonstruktion sitzen<br />

die Insassen im Econic auf Augenhöhe<br />

mit dem Fußvolk. In<br />

Kombination mit den üppigen<br />

Außenspiegeln entgeht dem<br />

Fahrer so rund ums Fahrzeug<br />

nahezu nichts.<br />

Das ist entscheidend, denn<br />

der Econic ist im Stadtverkehr<br />

zu Hause und dort oftmals im<br />

Müllsammelbetrieb im Einsatz.<br />

Passanten in Fahrzeugnähe<br />

gehören da zum Alltag.<br />

Am bevorzugten Einsatz als<br />

Müllsammelfahrzeug hat sich<br />

mit der Erneuerung des Modells<br />

wenig geändert. Deshalb<br />

findet die erste Ausfahrt auch in<br />

der Frankfurter Innenstadt mit<br />

einem Econic 2635 mit Müllpressenaufbau<br />

von Faun statt.<br />

Der vom Antos entlehnte<br />

Antriebsstrang mit dem<br />

OM936-Aggregat als Herzstück<br />

stellt sich schnell als gute<br />

Wahl für den Econic heraus. In<br />

der 350-PS-Variante mit einem<br />

maximalen Drehmoment von<br />

1.400 Newtonmetern reagiert<br />

der Motor auf die maximale<br />

Leistungsanforderung des Fahrers<br />

lebhaft. Die sechsstufige<br />

Allison-Automatik springt dabei<br />

leichtfüßig durch die Gänge,<br />

ohne die Zugkraft merklich<br />

zu unterbrechen. Im Interesse<br />

des Verbrauchs hat Mercedes<br />

die Schaltzeitpunkte der Automatik<br />

um 200 Umdrehungen<br />

gesenkt. Im Vergleich zum Vorgänger<br />

fällt das beim Vortrieb<br />

aber nicht weiter ins Gewicht,<br />

da zugleich das Drehmoment<br />

der Aggregate angewachsen ist.<br />

Eine wahre Freude ist die<br />

Wendigkeit des Econic. Dank<br />

progressiv gelenkter Nachlaufachse<br />

ist eine Umkehr auch auf<br />

kleinem Raum möglich. Etwas<br />

aufpassen muss der Fahrer<br />

dabei allerdings mit den<br />

Überhängen vorn und hinten.<br />

Dank souveräner Motorisierung<br />

und langer Rollstücke<br />

tiefenentspannt bleibt dem<br />

Fahrer so die Muße, das neue<br />

Kabineninterieur zu inspizieren.<br />

Ein Armaturenträger mit<br />

Klargrafik-Display wie im<br />

Actros, das serienmäßige Multifunktions-Lenkrad<br />

und die<br />

hochwertig anmutende Verarbeitung<br />

der pflegefreundlichen<br />

Materialien zeugen von Wertschätzung<br />

auch für den Verteilerfahrer.<br />

So lässt sich dem Atego<br />

guten Gewissens attestieren,<br />

in der variantenreichen Verteiler-Klasse<br />

mit einem rundum<br />

neuen Fahrzeug in vielen Bereichen<br />

Bestmarken zu setzen.<br />

Oliver Willms<br />

Sauberer Sammler<br />

Fahrbericht: Der Econic ist im Euro-6-<br />

Zeitalter angekommen. <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> ist<br />

den Stadt-Spezialisten gefahren.<br />

Maßgeblich verbessert hat sich<br />

mit dem Modellwechsel auch<br />

die Fahrstabilität bei höherem<br />

Tempo. So gerät der Econic<br />

kaum aus dem Geradeauslauf<br />

auf der Autobahn, Ausgleichsbewegungen<br />

mit dem Lenkrad<br />

sind nur noch selten nötig.<br />

Apropos Autobahn – für<br />

Langstreckeneinsätze wäre eine<br />

Alternative zur Allison-Automatik<br />

wünschenswert. Denn<br />

deren Abstimmung treibt den<br />

Drehzahlmesser bei Tempo 80<br />

in der größten Stufe auf rund<br />

1.800 Umdrehungen hoch.<br />

Laut Mercedes könnte aber in<br />

naher Zukunft Power Shift 3 im<br />

Econic Einzug halten. Dann wären<br />

auch Hypoidachsen anstatt<br />

der AP-Achsen in den Stadt-<br />

Lkw verfügbar. Dabei lässt sich<br />

Mercedes wohl weniger vom<br />

Müllsammelsegment motivieren,<br />

sondern vielmehr vom städtischen<br />

Verteilerverkehr, in dem<br />

das Unternehmen den Econic<br />

neben Antos und Atego auch<br />

stärker positionieren möchte.<br />

Da könnte auch der fürs Frühjahr<br />

2015 angekündigte monovalente<br />

Gasantrieb helfen. So tut<br />

Mercedes technisch einiges, um<br />

Spediteuren im Verteilerverkehr<br />

den Einstieg in die Econic-Welt<br />

leichter zu machen, zumal der<br />

Stadtprofi wohl preislich nicht<br />

so attraktiv sein wird wie seine<br />

beiden Verteiler-Brüder.<br />

Markus Braun<br />

Fotos: Daimler


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong> FAHRZEUG UND TECHNIK I 19<br />

Gas geben im Fernverkehr<br />

Foto: Huggler<br />

Erdgas-Lkw sind auf dem<br />

Vormarsch. Ihr Revier ist<br />

der Nah- und Regionalverkehr.<br />

Im Fernverkehr sind<br />

Gasfahrzeuge bisher eine eher<br />

exotische Erscheinung. Gründe<br />

sind die eingeschränkte Reichweite<br />

und das lückenhafte oder<br />

nicht für den Schwerverkehr<br />

ausgelegte Tankstellennetz.<br />

Umso ungewöhnlicher ist der<br />

Einsatz eines Gasfahrzeugs im<br />

grenzüberschreitenden Fernverkehr.<br />

Der Logistikdienstleister<br />

Transco aus Konstanz sammelt<br />

in diesem Segment seit 19. Dezember<br />

erste Erfahrungen, konkret<br />

auf Rundläufen zwischen<br />

Rapperswil-Jona<br />

in der Schweiz<br />

und Pfullendorf<br />

im Kreis Sigmaringen.<br />

Das auf drei Jahre ausgelegte<br />

Projekt erfolgt in Kooperation<br />

mit dem in der Schweiz beheimateten<br />

Sanitäranbieter Geberit.<br />

In Rapperswil-Jona am<br />

Zürichsee betreibt dieser ein<br />

Produktionswerk, in Pfullendorf<br />

ein Logistikzentrum. Das<br />

Erdgasfahrzeug, bestehend aus<br />

einem 290 PS starken Mercedes-Benz-Euro<br />

5 Econic mit einem<br />

zulässigen Gesamtgewicht<br />

von 32 Tonnen und modifizierten<br />

Megatrailern aus dem Hause<br />

Krone, ist für Geberit ein<br />

wichtiger Beitrag auf dem Weg<br />

in Richtung Nachhaltigkeit.<br />

Unter dem Titel »Nachhaltig<br />

im Quadrat« präsentiert Geberit<br />

im Geschäftsbericht 2013<br />

verschiedene Geschichten, welche<br />

die Bedeutung des Themas<br />

Nachhaltigkeit im Unternehmen<br />

unterstreichen. »Nachhaltigkeit<br />

bedeutet, dass wir in der<br />

Produktion, mit unseren Produkten,<br />

in der Beschaffung und<br />

Anpassungen bei<br />

Megatrailern nötig<br />

Alternative Antriebe: Die Spedition Transco fährt für den Sanitäranbieter Geberit<br />

mit einen Erdgas-Lkw in die Schweiz. Das erste Zwischenfazit fällt positiv aus.<br />

Logistik sowie unserem sozialen<br />

Engagement unser Ziel umsetzen,<br />

als nachhaltiges Unternehmen<br />

führend zu sein«, heißt es.<br />

Was das Gasfahrzeug angeht,<br />

ist der Sanitärspezialist<br />

überzeugt: »Er ist nicht nur<br />

ökologisch eine sinnvolle<br />

Wahl, er punktet auch in Sachen<br />

Ökonomie.« Mit dem<br />

Logistikpartner Transco zusammen<br />

hat das Unternehmen<br />

errechnet, dass der Econic gegenüber<br />

einem<br />

mit Diesel betriebenem<br />

Lkw<br />

85 Prozent weniger<br />

Partikel und<br />

98 Prozent weniger Methan<br />

ausstößt. Die Werte beziehen<br />

sich auf eine jährliche Fahrleistung<br />

von 150.000 Kilometern<br />

im Rundlauf zwischen Rapperswil-Jona<br />

und Pfullendorf.<br />

Was die Ökonomie betrifft,<br />

geht auch Transco-Fuhrparkleiter<br />

Gerhard Reger davon aus,<br />

dass sich das Fahrzeug rechnet.<br />

Gegenüber einer konventionellen<br />

Zugmaschine sei der Anschaffungspreis<br />

für den Econic<br />

deutlich höher. Auch die Anpassungen<br />

bei den Megatrailern<br />

kosteten die Firma Geld. »Dafür<br />

sind die Kosten für den Kraftstoff<br />

rund 30 Prozent niedriger<br />

als für Diesel«, sagt er.<br />

Die Anpassungen an den<br />

Trailern waren laut Reger unvermeidlich:<br />

weil der Econic mit<br />

einer Aufsattelhöhe von 1.025<br />

Millimetern nämlich etwas höher<br />

als eine Standard-Megazugmaschine<br />

baut und die Schweiz<br />

bei Höhenüberschreitungen<br />

keine Toleranz kennt. »Hinzu<br />

kommen 50 Millimeter durch<br />

den Aufliegerhals, weshalb wir<br />

das Dach um 75 Millimeter<br />

absenken mussten«, erklärt Reger.<br />

Und das nicht etwa nur bei<br />

einem Auflieger, sondern gleich<br />

bei 14. Da Transco jeden Tag<br />

30 Umläufe für Geberit fährt,<br />

musste die Spedition gleich<br />

mehrere Einheiten in der Höhe<br />

anpassen. Als Nächstes erwägt<br />

Transco den Einsatz von<br />

Windabweisern am Dach, um<br />

die Aerodynamik zu verbessern.<br />

Hier sieht Reger noch Optimierungsbedarf.<br />

Doch das will erst<br />

noch genau geplant werden.<br />

Überhaupt ist beim Einsatz<br />

des Gasfahrzeugs eine gute Planung<br />

das A und O. So sind jeden<br />

Tag vier Tankstellenstopps vorgesehen.<br />

Immerhin absolviert<br />

das Fahrzeug im Zweischichtbetrieb<br />

jeden Tag zwei Rundläufe<br />

LOGISTIK-KONGRESS<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG <strong>2014</strong><br />

27. | 28. MAI <strong>2014</strong> | LIEDERHALLE STUTTGART<br />

<br />

<br />

mit zusammen 600 Kilometern.<br />

Rund 30 Kilo Gas verbrauche<br />

das Fahrzeug derzeit auf 100<br />

Kilometer. »Geeignete Tankstellen<br />

entlang der Strecke befinden<br />

sich in Singen, Konstanz und<br />

Stockach«, sagt Transco-Mann<br />

Reger, der Herr über eine Flotte<br />

von 55 Lkw und rund 420 gezogene<br />

Einheiten ist.<br />

Die erste Zwischenbilanz des<br />

Projekts fällt sowohl für Geberit<br />

als auch für Transco positiv<br />

aus. Die Fahrer dagegen hätten<br />

die Touren mit der neuen Kabine<br />

anfänglich nicht gerade<br />

als Auszeichnung aufgefasst.<br />

Schließlich ist das Spezialgebiet<br />

des Econic eher die Entsorgung<br />

und weniger der Fernverkehr.<br />

290 PS sind für eine Tour durch<br />

die Berge auch nicht gerade<br />

üppig dimensioniert, sodass sie<br />

dort etwas langsamer unterwegs<br />

sind. Doch mittlerweile hätten<br />

sich die beiden Fahrer daran gewöhnt<br />

− und genießen offenbar<br />

auch ihre Rolle als Exoten.<br />

Matthias Rathmann<br />

FAIRE PARTNERSCHAFTEN<br />

ZWISCHEN VERLADERN<br />

UND LOGISTIKERN<br />

HOCHKARÄTIGE<br />

REFERENTEN UND<br />

DISKUSSIONSTEILNEHMER<br />

VW NUTZFAHRZEUGE<br />

Crafter kommt<br />

künftig aus Polen<br />

Der VW Crafter wird ab dem<br />

zweiten Halbjahr 2016<br />

in Polen gebaut. Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge errichtet dazu<br />

ein neues Werk in Wrzesnia bei<br />

Poznan. Das Fabrikgelände umfasst<br />

nach Angaben von Volkswagen<br />

220 Hektar und besteht<br />

aus Karosseriebau, Lackiererei<br />

sowie Endmontage. Der Baubeginn<br />

ist für Ende <strong>2014</strong> geplant,<br />

spätestens im vierten Quartal<br />

2016 sollen dort die ersten<br />

Fahrzeuge vom Band laufen.<br />

Laut Leif Östling, Chef von<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge,<br />

ist die Investitionsentscheidung<br />

gleichbedeutend mit einer strategischen<br />

Neuorientierung des<br />

Konzerns im Bereich der leichten<br />

Nutzfahrzeuge. »Der Crafter<br />

eignet sich hervorragend für<br />

alle Wachstumsmärkte der Welt<br />

und wird VW Nutzfahrzeuge<br />

auf dem Weg zum global agierenden<br />

Hersteller weiter voranbringen«,<br />

sagt er. Die Entscheidung<br />

für den Bau in Polen fiel<br />

laut Östling aufgrund der guten<br />

Erfahrungen bei der Produktion<br />

des VW Caddy in Poznan.<br />

RENAULT<br />

Hüllen des neuen<br />

Trafic fallen<br />

Die dritte Generation des<br />

Renault Trafic kommt<br />

im Herbst auf den Markt. Ein<br />

auffälliges Design im Stil der<br />

<strong>aktuell</strong>en Pkw-Modelle kennzeichnet<br />

das neue Modell. So<br />

haben die Designer dem Markengesicht<br />

mit langgezogenen<br />

Scheinwerfern und breiten getrennten<br />

Lufteinlässen mehr<br />

Ausdruck als zuvor verliehen.<br />

Eine steilere Windschutzscheibe<br />

als beim Vorgänger soll<br />

ein großzügigeres Raumgefühl<br />

schaffen. Der neue Trafic ist<br />

laut Hersteller in 270 Varianten<br />

erhältlich, unter anderem<br />

in zwei Höhen und zwei Längen<br />

sowie als Kastenwagen,<br />

Doppelkabine, Plattform-Fahrgestell<br />

und Minibus. Ein ebenfalls<br />

neuer Vierzylinder-Diesel<br />

mit 1,6 Liter Hubraum in<br />

verschiedenen Leistungsstufen<br />

und mit einfacher oder doppelter<br />

Turboaufladung treibt den<br />

Dreitonner an. Der Transporter<br />

soll damit laut Hersteller<br />

weniger als sechs Liter Diesel<br />

pro hundert Kilometer verbrauchen.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von<br />

Jetzt informieren und online anmelden: www.kongress.logbw.de


20 I SICHER AUF ACHSE <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 8 · 4. April <strong>2014</strong><br />

Auf den richtigen Weg bringen<br />

Leitsysteme: Auf der A 81 zwischen<br />

Leonberg und Mundelsheim regeln ab<br />

sofort Anzeigetafeln den Verkehr. Bis zu<br />

20 Prozent mehr Fahrzeuge könnten so<br />

stau- und unfallfrei unterwegs sein.<br />

Nicht erst die Studie zur<br />

Staubelastung der Verkehrsoptimierer<br />

von<br />

Inrix hat gezeigt, wie schwierig<br />

es um den Verkehrsfluss in der<br />

Region Stuttgart bestellt ist.<br />

Mit durchschnittlich 60 Staustunden<br />

ist die baden-württembergische<br />

Metropolregion<br />

trauriger Spitzenreiter in<br />

Deutschland. Und perspektivisch<br />

gesehen nimmt der Verkehr<br />

wohl eher weiter zu.<br />

Um dem Problem entgegenzuwirken,<br />

hat die Landesstelle<br />

für Straßentechnik jetzt eine<br />

Streckenbeeinflussungsanlage<br />

(SBA) auf der A 81 zwischen<br />

Leonberg und Mundelsheim –<br />

nördlich der Landeshauptstadt<br />

– in Betrieb genommen. Rund<br />

31 Millionen Euro wurden auf<br />

54 Kilometern verbaut (26 Kilometer<br />

je Fahrtrichtung). Etwa<br />

14 Millionen Euro entfallen direkt<br />

auf die SBA – eben der Betrag,<br />

den der Bund zugeschossen<br />

hat. 16,6 Millionen Euro<br />

hat die temporäre Seitenstreifenfreigabe<br />

einschließlich dem<br />

Umbau der Anschlussstelle<br />

Ludwigsburg-Süd gekostet.<br />

Dafür weisen jetzt insgesamt<br />

33 Anzeigetafeln auf Schilderbrücken<br />

auf <strong>aktuell</strong>e Vorkommnisse<br />

hin oder geben<br />

die gerade zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

je Fahrspur vor.<br />

Das soll dazu beitragen, dass<br />

der Verkehr besser fließt.<br />

»Der Bau eines Rings um<br />

Stuttgart wurde in den 60er-/<br />

70er-Jahren verpasst, heute<br />

ist das nicht mehr machbar«,<br />

erklärte Baden-Württembergs<br />

Verkehrsminister Winfried<br />

Hermann bei der Einweihung.<br />

Es mussten andere Lösungen<br />

her – bei rund 130.000 Fahrzeugen<br />

am Tag, wie eine Zählung<br />

aus dem Jahr 2010 ergeben<br />

hat, und bis zu 140.000<br />

Fahrzeugen pro Tag bis zum<br />

Jahr 2025. »Es ist mir ein großes<br />

Anliegen, die vorhandene<br />

Infrastruktur durch solche<br />

intelligenten Verkehrssteuerungen<br />

besser zu nutzen und<br />

Samstag, den 26. April <strong>2014</strong><br />

Frühbucherrabatt!<br />

Bei Anmeldung<br />

bis 21. März<br />

20 % sparen<br />

Kosten:<br />

Inklusive Speisen, Getränken, Tasche und Shirt<br />

39 Euro (brutto) bei Anmeldung eines Läufers,<br />

35 Euro (brutto, je Läufer) bei Anmeldung von<br />

mindestens drei Personen (Teamwertung).<br />

Partnerinnen/Partner, Familien willkommen.<br />

Einheitliche Geschwindigkeit: Die Gefahr von Unfällen und Staus steigt, wenn die einen rasen und die anderen schleichen.<br />

bei Krone<br />

6. Branchenlauf<br />

Transport/Logistik<br />

5 km 10 km Bambini-Lauf<br />

Team- und Einzelwertungen<br />

damit zur Verkehrsentlastung<br />

beizutragen«, erklärte der Minister.<br />

Letztlich dürfe man aber<br />

nicht nur die Kosten sehen.<br />

Denn der volkswirtschaftliche<br />

Nutzen sei ungleich größer. Weniger<br />

Stau und weniger Kraftstoffverbrauch<br />

sind ein Vorteil.<br />

Das Ziel sind vor allem auch<br />

weniger Unfälle.<br />

Das eigentliche Problem ist<br />

nämlich nicht nur die Menge<br />

der Fahrzeuge an sich. Kritisch<br />

wird es vor allem dann,<br />

wenn die Verkehrsteilnehmer<br />

in Werlte/Emsland<br />

Läuft Ihre Firma auch? Dann kommen Sie am 26. April ins<br />

Emsland! <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> lädt alle, die beruflich mit Transport,<br />

Logistik und Nutzfahrzeugen zu tun haben, zum sportlichen<br />

Kräftemessen ein. Die Branche trifft sich ab 11.30 Uhr beim<br />

Trailerhersteller Krone in Werlte. Als Kulisse für den Branchenlauf<br />

dient die barocke Schlossanlage Clemenswerth.<br />

Neben dem Sport erwartet Sie ein abwechslungsreiches<br />

Programm mit Live-Musik bis in den Abend.<br />

mit stark unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten unterwegs<br />

sind. »Untersuchungen haben<br />

gezeigt, dass die Fernstraßen<br />

dann den meisten Verkehr<br />

aufnehmen können, wenn die<br />

Fahrzeuge zwischen 80 und<br />

100 Stundenkilometern fahren.<br />

Schwierig wird es, wenn<br />

die einen mit 60 km/h und<br />

die andern mit 150 unterwegs<br />

sind«, sagte Hermann. Dann<br />

kommt es zu Staus und oft auch<br />

zu verheerenden Unfällen, die<br />

dann ebenfalls zum Stillstand<br />

des Verkehrs führen<br />

Die SBA soll nun dafür<br />

sorgen, dass die<br />

Fahrzeuge einigermaßen<br />

gleichmäßig<br />

schnell<br />

unterwegs sind.<br />

»Daher müssen wir auch dafür<br />

sorgen, dass die Technik gut<br />

funktioniert. Sonst wird sie von<br />

den Autofahrern nicht angenommen«,<br />

erklärte Hermann.<br />

Dafür sorgt aber nicht nur<br />

eine Menge intelligenter Technik,<br />

zu der unter anderem auch<br />

Sensoren und Videotechnik<br />

gehört. Das Herz der Anlage<br />

befindet sich in der Landesstelle<br />

für Straßentechnik. Dort<br />

arbeiten je zwei Mitarbeiter<br />

pro Schicht an dem Leitstand<br />

– drei Schichten am Tag, rund<br />

um die Uhr. Wobei dort nicht<br />

nur die Strecke zwischen Leonberg<br />

und Mundelsheim im<br />

Blick ist. So überwacht die Behörde<br />

beispielsweise auch alle<br />

Tunnel im Land, etwa auch den<br />

Engelbergtunnel wenige Kilometer<br />

weiter Richtung Süden.<br />

Der wiederum wurde mittels<br />

einer Schnittstelle in das neue<br />

Ob es funktioniert,<br />

hängt an den Fahrern<br />

DIE TECHNIK<br />

System integriert, um vor beziehungsweise<br />

nach Leonberg<br />

einen Flaschenhals in der Verkehrstelematik<br />

zu vermeiden.<br />

Vieles läuft automatisch ab,<br />

doch rückt etwa die Autobahnmeisterei<br />

aus oder kommt es<br />

zu einem Unfall, können die<br />

Mitarbeiter auch manuell in<br />

das Geschehen eingreifen und<br />

die vom System vorgegebenen<br />

Empfehlungen sprichwörtlich<br />

überschreiben.<br />

Dieser ganze Aufwand wurde<br />

natürlich nicht aus dem<br />

Bauch heraus getätigt. Studien<br />

haben gezeigt, dass es auf Strecken<br />

mit SBA zu<br />

weniger Unfällen<br />

kommt, der Verkehr<br />

rollt allgemein<br />

flüssiger.<br />

Oder anders ausgedrückt: Die<br />

entsprechende Strecke kann<br />

zwischen fünf und zehn Prozent<br />

mehr Verkehrsaufkommen<br />

bewältigen. Das zeigt die<br />

Studie »Telematik im Verkehr<br />

– Kollektive Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />

auf Bundesfernstraßen«<br />

vom Bundesverkehrsministerium.<br />

Während der<br />

Einweihung der SBA war sogar<br />

von bis zu 20 Prozent die Rede.<br />

In Anbetracht der Entwicklung<br />

auf den Straßen macht die<br />

Anlage also Sinn. Schließlich<br />

soll das Pkw-Aufkommen bis<br />

zum Jahr 2025 voraussichtlich<br />

um 15 Prozent steigen. Beim<br />

Lkw-Verkehr, so wurde bei der<br />

Einweihung gesagt, gehen die<br />

Verantwortlichen sogar von einem<br />

Plus von 80 Prozent in den<br />

nächsten Jahren aus. Wenn das<br />

keine Perspektive ist.<br />

Carsten Nallinger<br />

Eine Streckenbeeinflussungsanlage (SBA) dient der Stabilisierung<br />

des Verkehrsflusses an einer knotenfreien Strecke.<br />

Sie beinhaltet Anlagen zum Angleichen der Geschwindigkeit,<br />

sogenannte Wechselverkehrszeichen. Des Weiteren geht es<br />

aber auch um die Freigabe beziehungsweise um das Sperren<br />

einzelner Fahrstreifen. Zudem ist es aber auch möglich,<br />

die Fahrstreifen bestimmten Fahrzeugtypen zuzuweisen, also<br />

etwa eine Bus- oder Lkw-Spur anzuzeigen.<br />

Fotos: Nallinger<br />

Bei Fragen zum Lauf oder Sponsoring<br />

Kontakt: Melanie Kura, Telefon 07 11/7 84 98-13,<br />

E-Mail: melanie.kura@etmevents.de<br />

Iris Rocktaeschel, Telefon 07 11/7 84 98-40,<br />

E-Mail: iris.rocktaeschel@etm-verlag.de<br />

Weitere Informationen/Anmeldung unter www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de/laeuft<br />

Fehler vermeiden: In der Landesstelle für Straßentechnik können<br />

die Mitarbeiter bei Bedarf in die Anzeige eingreifen.

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