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Kopie von Final.02_06 - Fachstelle für das öffentliche ...

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<strong>Fachstelle</strong>nInfo 2/<strong>06</strong><br />

· Dem Kunden sollte – wenn möglich – ein Platz<br />

angeboten werden, um so physisch ein Gegenüber<br />

in gleicher Augenhöhe zu signalisieren. Gleichzeitig<br />

ist mit dem Sitzen eine entspanntere Gesprächshaltung<br />

verbunden, der Kunde merkt, <strong>das</strong>s<br />

ihm Zeit eingeräumt wird.<br />

· Eine authentische Freundlichkeit und ein begrüßendes<br />

Lächeln wirken ebenso aggressionshemmend<br />

wie eine offene Mimik und eine den Kunden<br />

willkommen heißende, ihm zugewandte Gestik.<br />

Diese Ungezwungenheit schwächt eine „Feindbild“-Wirkung<br />

enorm ab. Auf der einen Seite<br />

merkt der aufgebrachte Kunde, <strong>das</strong>s er in dem<br />

Bibliotheksmitarbeiter einen grundsätzlich ihm<br />

wohlgesonnenen Ansprechpartner hat, auf der anderen<br />

Seite gelingt es diesem so, die Gesprächsebene<br />

eher auf ein partnerschaftliches Miteinander<br />

zu verlagern als sich in einem konfrontativen<br />

Gegeneinander zu verlieren. Auch wenn der Mitarbeiter<br />

einen anderen Kunden vor sich hat oder<br />

telefoniert, kann er mit diesen Mitteln den nächsten<br />

Kunden beschwichtigen. Er kann durch Gesten<br />

oder eine kurze – entschuldigte – Unterbrechung<br />

des laufenden Gesprächs zeigen, <strong>das</strong>s die zweite<br />

Person wahrgenommen worden ist und ihr so ver<br />

mitteln, <strong>das</strong>s auf <strong>das</strong> folgende Anliegen später geduldig<br />

und aufmerksam eingegangen wird. Ähnlich<br />

kann er mit einem Anrufer verfahren: Er<br />

nimmt <strong>das</strong> Gespräch an, bittet um die Nummer<br />

des Anrufers und erklärt, <strong>das</strong>s er, sobald er frei ist,<br />

zurückruft.<br />

· Unvoreingenommenheit und professionelle Distanz<br />

gegenüber dem Beschwerdeführer wie auch<br />

gegenüber der Beschwerde selbst sind Voraussetzung<br />

für ein adäquates Beschwerdegespräch.<br />

Unvoreingenommenheit steht für eine individuelle<br />

Behandlung der Person bei einer gleichzeitigen<br />

Entpersonalisierung der Sache: Der Kunde muss<br />

als Individuum mit einem für ihn wichtigen Anliegen<br />

wahrgenommen und entsprechend behandelt<br />

werden. Dabei muss dem Mitarbeiter als ‚Beschwerdeannahmestelle’<br />

immer bewusst sein, <strong>das</strong>s<br />

die Beschwerde und ggf. auch ein beleidigender<br />

Tonfall nicht primär auf ihn persönlich bezogen<br />

sind, sondern sich aufgrund eines Sachverhaltes,<br />

einer ‚Verknüpfung unglücklicher Umstände’,<br />

gebildet haben und nun bei ihm ihren Ausbruch<br />

finden. Nur mit professioneller Distanz, d. h.<br />

einem angemessenen persönlichen Abstand zu<br />

Beschwerde und Beschwerdeträger, ist es in emotional<br />

oft schwierigen Gesprächsituationen möglich,<br />

noch eine klare Sicht auf Arbeitsauftrag und<br />

seines Erachtens nicht zufriedenstellend gehandelt hat. Dies<br />

hat für die Institution den Vorteil, <strong>das</strong>s bei tatsächlichen Fehlern<br />

bzw. Fehlverhalten der entsprechende Mitarbeiter darauf<br />

aufmerksam gemacht werden kann. Hier ist <strong>das</strong> Management<br />

gefordert, die Gradwanderung zwischen einer situationsgerechten<br />

Fehlertoleranz gegenüber dem Mitarbeiter und einer<br />

optimalen Kundenorientierung im Alltag so zu meistern, <strong>das</strong>s<br />

weder Mitarbeiter noch Kunde sich ‚vor den Kopf gestoßen’<br />

fühlen und innerlich [der Mitarbeiter] oder tatsächlich [der<br />

Kunde] nicht kündigen.<br />

Problemsituation zu behalten, angemessen souverän<br />

zu reagieren 6 und eine Lösung zu finden.<br />

· Eine Technik, die sowohl <strong>das</strong> Wahren der professionellen<br />

Distanz unterstützt als auch hilft, den<br />

Sachverhalt zu erfahren, ist <strong>das</strong> aktive Zuhören.<br />

Aktives Zuhören meint vor allem, den Gesprächspartner<br />

ausreden zu lassen und zielorientiert nachzufragen.<br />

Bei diesem Nachfragen gilt es, <strong>das</strong><br />

Gesagte in eigenen Worten zusammenfassend<br />

wiederzugeben. Dabei wird deutlich, ob <strong>das</strong> Gesagte<br />

auch richtig verstanden wurde und nicht<br />

Annahmen oder Interpretationen die Diskussion<br />

bestimmen.<br />

· Der Gesprächsabschluss ist für einen effektiven<br />

Gesprächsverlauf ebenso ausschlaggebend wie<br />

der Beginn. Unabhängig da<strong>von</strong>, inwieweit eine<br />

Lösung des Problems erzielt werden konnte, gilt<br />

es, die Kernpunkte des Beschwerdegesprächs<br />

noch einmal zusammenzufassen und dabei<br />

Gemeinsamkeiten, Differenzen und <strong>das</strong> weitere<br />

Vorgehen abschließend aufzuzeigen. Es gilt, eine<br />

Bilanz zu ziehen, die <strong>das</strong> Gefühl vermittelt, <strong>das</strong>s<br />

sich beide Gesprächspartner „[...] mit messbarem<br />

Erfolg um ein Problem bemüht haben, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Arbeitsbündnis zwischen ihnen funktioniert und<br />

<strong>das</strong>s es sich lohnt, zu sprechen. Das Erlebnis, ein<br />

konstruktives und positives Gespräch geführt zu<br />

haben, ist die beste Motivation für weitere<br />

Gespräche.“ 7<br />

Neben der Bilanzierung ist auch die Verabschiedung<br />

wichtig, um einen ‚runden’ Gesprächsverlauf<br />

angemessen zu beenden.<br />

Grundsätzlich muss sich der Bibliotheksmitarbeiter im<br />

Konfliktgespräch ständig vor Augen halten, <strong>das</strong>s er in<br />

der Rolle des ‚Beschwerdemanagers’ die Organisation<br />

als Aushängeschild vertritt. Er fungiert somit als Visitenkarte<br />

in einer extrem sensiblen Situation, und <strong>das</strong><br />

Gegenüber ist sich dessen bewusst, testet es unter<br />

Umständen aus, versucht, zu provozieren.<br />

Die oben angeführte professionelle Distanz spielt in<br />

diesem Zusammenhang eine ausschlaggebende Rolle<br />

und ist eine Technik, die erlernt werden kann. Es ist<br />

Aufgabe der Bibliotheksleitung, hier entsprechende<br />

organisatorische Rahmenbedingungen zu setzen<br />

[s. 3.].<br />

2. Umgang mit der vorliegenden Beschwerde –<br />

Wie gehe ich mit dem Anliegen des Kunden<br />

lösungsorientiert um?<br />

Im Rahmen des Kundenbindungsmanagements, aber<br />

auch, wenn die Optimierung der Kundenzufriedenheit<br />

Thema ist, heißt es oft, <strong>das</strong>s die Beschwerde eines<br />

Kunden als Geschenk und als Chance für ein Unter-<br />

6 Ein souveränes Agieren und Reagieren ist gerade deshalb<br />

wichtig, weil es ausschlaggebendes Kriterium auch für die<br />

Wirkung des Mitarbeiters als legitime und endgültige Entscheidungsinstanz<br />

ist. Wirkt der Bibliotheksmitarbeiter verunsichert,<br />

überträgt sich dies ungewollt auf <strong>das</strong> Gegenüber –<br />

eine Schlichtung wird erschwert.<br />

7 Linus Geissler: Arzt und Patient. In: www.linusgeisler.de/ap/ap12_abschluss.html<br />

[Zugriff 16.2.20<strong>06</strong>]<br />

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