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Reise nach Ixtlan - Sapientia

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Ich tat es nicht. Ich hörte seine Stimme als schwachen Klang. Eine gewaltige<br />

Erinnerung hatte mich völlig überwältigt. Der weiße Falke!<br />

Es hatte alles mit einem Wutausbruch meines Großvaters begonnen, <strong>nach</strong>dem er<br />

seine Leghorn-Küken gezählt hatte. Ihr Verschwinden war ebenso regelmäßig wie<br />

unheimlich. Er organisierte und leitete persönlich einen peinlich genauen<br />

Wachdienst, und <strong>nach</strong> Tagen stetigen Beobachtens sahen wir schließlich einen<br />

weißen Vogel mit einem Leghorn-Küken in den Klauen davonfliegen. Der Vogel flog<br />

schnell und kannte offenbar seinen Weg. Er stieß zwischen den Bäumen hinab,<br />

packte das Küken und flog durch einen Spalt zwischen zwei Ästen davon. Es<br />

geschah so schnell, daß mein Großvater es kaum sah, aber ich hatte es gesehen<br />

und wußte, daß es wirklich ein Falke war. Mein Großvater sagte, wenn das stimme,<br />

dann müsse es ein Albino sein.<br />

Wir eröffneten die Jagd auf den Falken, und zweimal glaubte ich, ich hätte ihn<br />

erwischt. Er ließ sogar seine Beute fallen, aber er entkam. Er war zu schnell für mich.<br />

Auch war er sehr schlau; er kam nie wieder, um auf der Farm meines Großvaters zu<br />

jagen. Ich hätte die Sache wohl vergessen, wenn nicht mein Großvater mich<br />

angespornt hätte, den Vogel zu jagen. Zwei Monate lang stellte ich dem Albino-<br />

Falken überall in dem Tal <strong>nach</strong>, in dem ich lebte. Ich lernte seine Gewohnheiten<br />

kennen und konnte beinah seine Flugbahn erahnen, doch seine Schnelligkeit und die<br />

Plötzlichkeit seines Auftauchens verblüfften mich immer wieder. Ich konnte mich<br />

rühmen, daß ich ihn wahrscheinlich jedesmal, wenn wir zusammentrafen, daran<br />

hindern konnte, seine Beute zu packen, doch ich konnte ihn nicht erlegen.<br />

In den zwei Monaten, in denen ich den seltsamen Krieg gegen den Albino-Falken<br />

führte, war ich meinem Ziel nur ein einziges Mal nahegekommen. Ich hatte ihm den<br />

ganzen Tag <strong>nach</strong>gestellt und war müde. Ich hatte mich zur Rast niedergelassen und<br />

war unter einem hohen Eukalyptusbaum eingeschlafen. Plötzlich weckte mich der<br />

Schrei eines Falken. Ohne mich zu bewegen, öffnete ich die Augen und sah einen<br />

weißen Vogel in den höchsten Zweigen des Eukalyptusbaumes sitzen. Es war der<br />

Albino-Falke. Die Jagd war entschieden. Es würde ein schwieriger Schuß werden;<br />

ich lag auf dem Rücken, und der Vogel wandte mir den Rücken zu. Ein kurzer<br />

Windstoß kam auf, und ich nutzte ihn, um das Geräusch zu tarnen, das ich<br />

verursachte, als ich meine 0.22 Langflinte hob, um auf ihn anzulegen. Ich wollte<br />

warten, bis der Vogel sich umdrehte oder aufflog, damit ich ihn nicht verfehlte. Aber<br />

der Albino verharrte regungslos. Um besser schießen zu können, hätte ich meinen

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