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Reise nach Ixtlan - Sapientia

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Albino-Falken; der Schatten, den ich auf dem Felsblock gesehen hatte, von dem er<br />

sagte, er sei mein Tod gewesen. »Warum machst du dies alles mit mir?« fragte ich.<br />

In meiner Frage lag keinerlei Streitlust. Ich war nur neugierig, warum gerade ich es<br />

war.<br />

»Du hast mich gebeten, dir zu sagen, was ich über Pflanzen weiß«, sagte er.<br />

Ich stellte einen Anflug von Sarkasmus in seiner Stimme fest. Es klang so, als<br />

machte er sich über mich lustig. »Aber was du mir bislang erzählt hast, hat nichts mit<br />

Pflanzen zu tun«, wandte ich ein.<br />

Seine Antwort lautete, daß es Zeit brauchte, etwas über sie zu lernen.<br />

Ich hatte den Eindruck, daß es sinnlos sei, mit ihm zu streiten. Ich erkannte nun die<br />

völlige Idiotie der leichtfertigen, absurden Beschlüsse, die ich gefaßt hatte. Noch zu<br />

Hause hatte ich mir vorgenommen, daß ich nie wieder aus der Fassung geraten oder<br />

auf Don Juan wütend werden wollte. Doch nun, da ich ihm gegenüberstand, befiel<br />

mich gleich bei der ersten Zurechtweisung abermals schlechte Laune. Ich glaubte,<br />

daß eine Gegenseitigkeit zwischen ihm und mir unmöglich sei, und das ärgerte mich.<br />

»Denk jetzt an deinen Tod«, sagte Don Juan plötzlich. »Er steht in Armesweite. Er<br />

kann dich jeden Augenblick ereilen, du hast also wirklich keine Zeit für närrische<br />

Gedanken und Stimmungen. Keiner von uns hat Zeit für so etwas.«<br />

»Möchtest du wissen, was ich mit dir machte, als wir uns das erstemal begegneten?<br />

Ich sah dich, und ich sah, daß du dachtest, du lügst mich an. Aber das tatst du nicht,<br />

nicht wirklich.« Diese Erklärung, sagte ich, verwirre mich noch mehr. Er sagte, aus<br />

diesem Grund wolle er sein Handeln nicht erklären, außerdem seien Erklärungen<br />

auch nicht nötig. Das einzige, was zähle, sei das Handeln. Handeln statt Sprechen.<br />

Er zog eine Strohmatte <strong>nach</strong> draußen und legte sich nieder, wobei er den Kopf auf<br />

ein Bündel stützte. Er machte es sich bequem, und dann sagte er, da sei noch etwas,<br />

das ich tun müsse, wenn ich wirklich etwas über Pflanzen lernen wolle.<br />

»Was bei dir nicht stimmte, als ich dich sah, und was auch jetzt bei dir noch nicht<br />

stimmt, ist die Tatsache, daß du für das, was du tust, nicht gern die Verantwortung<br />

übernimmst«, sagte er bedächtig, als wollte er mir Zeit geben, das Gesagte zu<br />

verstehen. »Als du mir in der Busstation all diese Dinge erzähltest, war dir bewußt,<br />

daß es Lügen waren. Warum hast du gelogen?« Ich erklärte ihm, daß es meine<br />

Absicht gewesen sei, einen Schlüssel-Informanten für meine Arbeit zu finden. Don<br />

Juan lächelte und summte ein mexikanisches Lied. »Wenn ein Mann beschließt,<br />

etwas zu tun, dann muß er es durchführen, aber er muß die Verantwortung für das

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