Download PDF - Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen
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Studienarbeit<br />
im Studiengang Medical Engineering<br />
Thema:<br />
Informationstool für Patienten und Zuweiser am<br />
<strong>Schwarzwald</strong>-<strong>Baar</strong>-<strong>Klinikum</strong> für ausgewählte High-<br />
Tech-Bereiche der Anästhesie, der Chirurgie und der<br />
Strahlentherapie<br />
Von:<br />
Corinna Strbek<br />
Swetlana Lorenz<br />
Betreuer:<br />
Dr.Barbara Fink<br />
Prof.Dr.Benzing<br />
Prof.Dr.Runkel<br />
Herr Singer<br />
PD Dr.Mose<br />
Dipl.-Ing. M. Alraun<br />
<strong>Villingen</strong>-<strong>Schwenningen</strong>, den 28. August 2008
3. Minimal- invasive Chirurgie<br />
3.1. Geschichte der Minimal- invasiven Chirurgie<br />
So, wie auch das Fliegen eine Technologie ist, die lange Zeit als unmöglich erklärt<br />
worden war, so ist auch die minimal invasive Chirurgie eine hoch entwickelte<br />
Technologie, die in einem Traum ihren Anfang nahm. Heute ist sie aus der Chirurgie<br />
nicht mehr wegzudenken und wird nahezu täglich verbessert und weiterentwickelt.<br />
Schon zu Leonardo Da Vincis Zeiten träumten Ärzte davon, geschlossene<br />
Körperhöhlen zu erforschen und minimal invasive Zugänge zu realisieren. Die Geräte<br />
zur „Anschauung innerer Organe“ waren erst der Anfang der heutigen Technik, zu<br />
der die Endoskopie, die Thoraxkopie, die Radiologie und die Laparoskopie gehören.<br />
Erste Funde aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. zeigen einen Trokar und ein<br />
perineales Spekulum , das auf die Durchführung von Koloskopien<br />
(=Dickdarmspiegelungen) hindeutet.<br />
Etwa zu dieser Zeit schrieb ein arabischer<br />
Mediziner ein Lehrbuch der Chirurgie, während einer seiner Kollegen, mit der Hilfe<br />
eines Spiegels, Licht in die Vagina lenkte, um diese besser untersuchen zu können.<br />
Im 13. Jahrhundert untersuchte man in Spanien mit Hilfe einer Kerze und eines<br />
Spekulums die menschliche Nasenhöhle. Im 17. Jahrhundert entwickelte der Arzt<br />
Borel, der Leibarzt von König Ludwig XIV., in Frankreich den Konkavspiegel, um<br />
Licht fokussieren zu können. Durch die Entwicklung des Buchdrucks konnte das<br />
Wissen schnell verbreitet werden und nahm in der Renaissance sprunghaft zu.<br />
Gleichzeitig wurden Linsen und Mikroskope von mehreren Forschern entwickelt.<br />
Durch den Italiener Philipp Bozzini, der 1773 geboren wurde, wurde das Endoskop<br />
deutlich verbessert und weiter entwickelt. Er entwickelte ein wassergekühltes<br />
Spekulum. Das Licht einer Wachskerze, das über zwei Spiegel rechtwinklig reflektiert<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 37 -
wurde, lag in der Mitte das Spekulum. Über verschiedene Lichtleiter konnte das<br />
Licht, je nach Anwendung, genau gelenkt und fokussiert werden. Es wurde bei<br />
Untersuchungen des Rektums, der Vagina, der Harnröhre und des Ohres eingesetzt.<br />
Bozzini war der Erste, der eine Untersuchung der Bauchhöhle in Erwägung zog.<br />
Jedoch erkannte er schnell die Probleme an dieser Idee, da er durch die luftleere<br />
Bauchhöhle keine Sicht in das Körperinnere hatte.<br />
1873 stellte Gustave Trouvé das erste Endoskop vor, das mit elektrischem<br />
Licht funktionierte. Das Problem der Wärmeleitung der Glühfäden blieb ungelöst.<br />
1877 wurde schließlich ein Instrument entwickelt, welches einen wassergekühlten<br />
Platinfaden zur Beleuchtung und ein optisches System zur Vergrößerung vorweisen<br />
konnte. Die folgenden Jahre wurde die Beleuchtung der Endoskope stetig<br />
verbessert. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Bilder mit Hilfe einer<br />
photographischen Platte entwickelt und verbreitet. Ein Professor aus Stockholm<br />
führte als Erster regelmäßige Laparoskopien am Menschen durch. Die Instrumente<br />
waren eine Kombination aus Optik, Saugspülung und Zange. 1983 erfand der<br />
ungarische Arzt Veres eine Punktionsnadel zur Insufflation des Pneumoperitoneums<br />
(=Luftgefüllter Bauch). Die so genannte Veres-Nadel findet noch heute in der<br />
modernen minimal invasiven Chirurgie Verwendung. 1941 wird mit der Gründung von<br />
The American Gastroscopic Group die Gastroenterologie als Fach anerkannt.<br />
Die Euphorie der Thorakoskopie endete jedoch Anfang der 60er. Erst nach dem 2.<br />
Weltkrieg, nachdem der Schwerpunkt der Entwicklung nach Amerika verlagert<br />
wurde, ging die Entwicklung wieder schneller voran. Der Gebrauch von Sauerstoff<br />
oder Luft zur Erstellung des Pneumoperitoneums wurde von dem Schweizer<br />
Zollikofer revolutioniert, indem er den Gebrauch von CO 2 einführte. 1970 wurde in<br />
Deutschland das erste „CO 2 -Pneu“-Gerät entwickelt, welches eine automatische<br />
Volumen- und Druckregulierung ermöglichte.<br />
Zwei Jahre später wurde die American Association of Gynecological Laparoscopists<br />
(AAGL) gegründet. Sie erfasste in statistischen Untersuchungen mehrere Millionen<br />
Sterilisationseingriffe. Nach dem Krieg propagierten Kalk und Frangenheim in<br />
Deutschland die Laparoskopie. 1960 veröffentlichte Kalk mehr als 20 Publikationen<br />
über die diagnostische Laparoskopie und gilt damit zu den Vätern der modernen<br />
Laparoskopie. 1932 wurde das erste flexible Gastroskop von einem Arzt aus<br />
München entwickelt, welches durch ein Linsensystem auch in der Beugung des<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 38 -
Gastroskops Bilder übertragen konnte. Der Physiker Hopkins entwickelte das<br />
Hopkins-System, ein Luftlinsensystem, welches die Bildübertragung deutlich<br />
verbesserte. Im Jahr 1954 wurden neue fiberoptische flexible Endoskope mit der<br />
Hilfe von optischen Fasern gebaut. In den folgenden Jahren wurde wenig verbessert<br />
und weiterentwickelt. Etablierte Verfahren waren gynäkologische, laparoskopische<br />
und diagnostische Eingriffe, wie z.B. Sterilisationen. 1980 wurde die erste<br />
laparoskopische Appendektomie (=Blinddarmentfernung) durchgeführt. Jedoch traf<br />
diese Methode auf heftige Kritik der Chirurgen, die diese Methode als „ kriminelle<br />
Schlüssellochchirurgie“ bezeichneten. Das System wurde jedoch durch neue<br />
Hilfsmittel, wie z.B. eine endoskopische Hakenschere, immer weiterentwickelt und<br />
verbessert. Erst Anfang der 80er Jahre wurde es möglich eine Farbkamera an ein<br />
Endoskop zu koppeln. 1983 wurde dann ein System vorgestellt, dass aus einem<br />
elektronischen Chip, dem CCD- Chip, bestand. Während sich die Optik- und<br />
Wiedergabemöglichkeiten optimierten, wurden auch auf dem Gebiet der<br />
Dokumentation enorme Fortschritte unternommen. So können nun Operationen über<br />
Videoaufnahmegeräte mitgeschnitten und dokumentiert werden. Befunde können als<br />
Bilder über einen Farbdrucker ausgedruckt werden. Durch die Farbkameras und<br />
Bildschirme ist es heute möglich, dass mehrere Operateure gemeinsam operieren<br />
und zusammenarbeiten. Bis heute werden die Geräte, Techniken und Instrumente<br />
ständig überarbeitet, und in ihrer Handhabung verbessert. Chirurgen können aus<br />
einer Vielfalt an Instrumenten wählen. Studien haben die Erfolge der Laparoskopie<br />
bestätigt, so dass sie heute einen beträchtlichen Prozentsatz in der Chirurgie<br />
ausmacht. Sie ist nicht besser als die herkömmliche Chirurgie, ist aber für den<br />
postoperativen Heilungsprozess von großer Bedeutung.<br />
3.1.1. Geräte und Instrumente<br />
Die video- endoskopische Chirurgie ist, wie kaum eine andere chirurgische Technik,<br />
auf spezialisiertes Equipment und geeignete Instrumente angewiesen. Dazu gehören<br />
Geräte zur Herstellung des Pneumoperitoneums, eine Optik- Fernsehkette, ein Spülund<br />
Saugsystem, ein Hochfrequenzstrom- System, Trokare und verschiedene<br />
andere Instrumente.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 39 -
3.1.2. Erst- oder Optiktrokar<br />
Eine laparoskopische Operation beginnt stets mit der Platzierung eines Erstzugangs<br />
in der Bauchdecke für die Anlage des Pneumoperitoneums und das Einbringen der<br />
Optik. Unterhalb des Bauchnabels wird mit einem Skalpell ein kleiner Schnitt<br />
gemacht, um die Veres- Nadel zur Herstellung des Pneumoperitoneums<br />
anzubringen. Anschließend wird der Optiktrokar gelegt.<br />
3.1.3. Veres- Nadel<br />
Die Veres- Nadel ist ein Punktionsinstrument, speziell für die Anlage des<br />
Pneumoperitoneums. Sie besteht aus einer Hohlnadel, in deren Mitte sich ein<br />
stumpfer, hohler Trokar befindet, der eine seitliche Perforation für die Insufflation<br />
aufweist. Beim Eintreten in die Haut wird durch den ausgeübten Druck, der<br />
normalerweise aus der Hohlnadel herausragende Trokar in die Hohlnadel gedrückt,<br />
so dass die Spitze der Hohlnadel sich einen Weg durch die Bauchdecke bahnen<br />
kann. Sobald diese den freien Bauchraum errecht hat, schnellt der Trokar wieder<br />
nach vorn, so dass die Spitze der Hohlnadel keinen Schaden im Bauchinneren<br />
anrichten kann. Das Vorspringen des Trokars kann akustisch oder über eine optische<br />
Markierung überprüft werden. Anschließend wird ein Gasschlauch an den Trokar<br />
angeschlossen, um das Pneumoperitoneum aufzubauen. Ist dies geschehen, wird<br />
die Veres- Nadel entfernt und der Optiktrokar blind eingestochen.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 40 -
Abb. 3-1: Aufbau und Funktion der Veres- Nadel [26]<br />
a) die scharfe Spitz wird durch den Trokar geschützt<br />
b)durch den Druck auf das Gewebe wird der Trokar in die Hülse geschoben<br />
c) nach dem durchstechen des Gewebes springt der Trokar wieder hervor<br />
3.1.4. Trokare<br />
Der Begriff „Trokar“ beschreibt eigentlich nur den scharfen Obturator.<br />
Gemeint wird damit oft aber auch die Trokarhülse (=Zugang oder Port). Für den<br />
Erstzugang werden in der Regel 10-12- mm- Trokare verwendet, da die Optik meist<br />
einen Durchmesser von 10mm aufweist. Die Trokarhülse besitzt zum einen ein Lüer-<br />
Lock- Anschlusssystem, zum Anschließen des Gasschlauchs, sowie ein Ventil zum<br />
gasdichten Verschluss. Das Ventil wird immer dann geöffnet, wenn der Trokar bzw.<br />
die Optik eingeführt wird.<br />
Da es bei der Anwendung der Veres- Nadel, durch eine Fehlpunktion, zu<br />
Verletzungen großer Organe kommen kann, gibt es als Alternative die offene<br />
Laparoskopie. Hier wird die Bauchdecke mit Hilfe eines Skalpells und andern<br />
Hilfsmittel geöffnet und anschließend ein Trokar unter Einsicht in die Bauchhöhle<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 41 -
platziert und fixiert. Diese Methode ist sicherer und nach einiger Routine wird keine<br />
zusätzliche Zeit benötigt. Vorteile sind unter anderem, dass so auch nach<br />
Voroperationen vorgegangen werden kann und es kosmetisch keinen Unterschied zu<br />
sehen gibt.<br />
a) b)<br />
Abb. 3-2 a, b: Trokar und Trokarhülse [26]<br />
3.1.5. Pneumoperitoneum<br />
Unter Vollnarkose fällt das Abdomen, auf Grund der Muskelrelaxantien, in sich<br />
zusammen, so dass vorerst kein operatives Manöver möglich ist. Durch einen Gas-<br />
Insufflator lässt sich das Abdomen zu einer „domartigen“ Kuppel erweitern. So kann<br />
die Übersicht verbessert werden und ein maximaler Bewegungsfreiraum für die<br />
Instrumente geschaffen werden.<br />
CO2 ist das meist verwendete Gas. Es ist nicht entflammbar, so dass<br />
problemlos mit HF- Strom gearbeitet werden kann. Außerdem ist es zusätzlich<br />
biologisch verträglich und wird vom Körper nach der Operation über die Organe<br />
absorbiert. Über die Blutbahnen wird es in die Lunge transportiert und abgeatmet.<br />
Alternative Gase, wie Helium und Stickstoffoxid, werden selten und nur bei kurzen<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 42 -
Eingriffen verwendet, da sie schlecht vom Körper absorbiert werden können.<br />
Außerdem besteht eine erhöhte Entflammbarkeit.<br />
Die gaslose Laparoskopie wird bisher nur bei Risikopatienten eingesetzt.<br />
Durch ein mechanisches Retraktionssystem wird die Bauchdecke „zeltartig“<br />
angehoben. Jedoch ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkter und die Übersicht<br />
geringer.<br />
3.1.6. Gas- Insufflator<br />
Der Gas- Insufflator sorgt dafür, den Gasfluss und den nötigen Druck in der<br />
Bauchhöhle zu kontrollieren. Er ist an einer Gasflasche angeschlossen und gibt den<br />
programmierten Gasfluss über einen Schlauch und einen Trokar in die Bauchhöhle.<br />
3.1.7. Bildübertragungssystem<br />
Das Bildübertragungssystem besteht aus einer Optik, einem Lichtleiter und einer<br />
Lichtquelle, einer Kamera und einem Monitor.<br />
3.1.7.1. Optik<br />
Die Optik arbeitet bis heute noch mit dem von Hopkins entwickelten<br />
Stablinsensystem. Das Licht wird dabei durch Quarzstäbe geleitet und an Luftlinsen<br />
gebrochen. Der Optikdurchmesser ist im Normalfall 10mm, jedoch können dank dem<br />
Hopkinssystem auch Optiken mit kleineren Durchmessern hergestellt werden ohne<br />
Qualitätseinbußen an Bild und Licht zu erhalten. Die Optiken lassen sich in eine 0°-<br />
Geradeausoptik und in Winkeloptiken (30°, 45°) unte rteilen. Die Geradeausoptik<br />
muss senkrecht auf die zu operierende Stelle gehalten werden, Winkeloptiken lassen<br />
es zu, dass auch versteckte anatomische Ecken ins Sichtfeld kommen. Ein Problem<br />
der Optik ist das Beschlagen und Verschmutzen der Linse. Heißes Wasser und eine<br />
Kompresse zum Trocknen eignen sich am besten, um diese wieder sauber zu<br />
bekommen.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 43 -
Abb. 3-3: Hopkins- Stablinse [26]<br />
1)und 5) Fiberglaslichtleitung<br />
2) Objektiv<br />
3) uns 4) Stablinsen und Umkehrsystem<br />
6) Okular<br />
3.1.7.2. Kaltlichtquelle und Lichtleiterkabel<br />
Die Kaltlichtquelle besteht meistens aus einer Halogen- oder<br />
Hochdruckmetalldampflampe. Durch einen Wärmeschutzfilter und eine<br />
Gebläsekühlung wird ein Wärmeaustritt vermieden, ohne dass es zu einer<br />
Verminderung der Lichtintensität kommt, welche sich über die Videokamera<br />
regulierbar ist. Der Lichtleiter besteht aus Glasfaserbündeln, die das Licht von der<br />
Lichtquelle bis hin zur Spitze der Optik leiten. Sind Glasfasern im Inneren des<br />
Lichtleiters beschädigt, kann die Stärke der Lichtintensität nicht gehalten werden.<br />
3.1.7.3. Videokamera<br />
Durch die Erfindung der endoskopischen Videotechnik, wurde ein wesentlicher Teil<br />
zur Verbreitung der video-endoskopischen Chirurgie beigetragen. Auf dem Objektiv<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 44 -
der Optik befindet sich eine Kamera mit einem CCD- Chip, die das Bild in elektrische<br />
Signale umwandelt und auf einem Bildschirm wiedergeben. Die Kamera und der<br />
Monitor gehören zu einem Videoturm. Brennweite und Fokus lassen sich über Ringe<br />
an der Kamera einstellen. Am Basisgerät des Videoturms lassen sich weitere<br />
Einstellungen festlegen, wie ein Weißabgleich oder die Luxstärke des Lichts. Die<br />
modernen Kameras besitzen je Grundfarbe einen CCD- Chip, wodurch eine bessere<br />
Bildqualität und eine neue Bildtiefe erreicht werden. Heute gibt es sogar schon<br />
Kameras, die Signale über Funk weiter an den Videoturm geben. Dadurch können<br />
Kabel eingespart und ein überschaubares Operationsumfeld geschaffen werden. Vor<br />
jeder Operation muss ein Farbabgleich durchgeführt werden, bei dem das<br />
Farbsystem der Kamera kalibriert wird. Dazu wird die Kamera auf eine weiße Fläche<br />
(z.B.: eine Kompresse) gehalten und gleichzeitig auf den Knopf für die White-<br />
Balance- Einstellung gedrückt, wodurch die Farbparameter der Grundfarben wieder<br />
neu definiert und festgelegt werden.<br />
3.1.8. Dokumentation<br />
Durch die Übertragung des Bildes auf einen Monitor ist es dank der heutigen Technik<br />
möglich einen Mitschnitt oder Teilmitschnitt der Operation zu machen, um eine<br />
perfekte Dokumentation und Qualitätskontrolle durchzuführen. Teilweise geschieht<br />
dies noch über Videorecorder und Videokassetten, bei moderneren Geräten kann die<br />
Dokumentation auch schon direkt auf eine DVD oder sogar einen USB- Stick<br />
gespeichert werden. Auf diese Weise können auch einzelne Bilder festgehalten oder<br />
Befunde dokumentiert werden.<br />
3.1.9. Videoturm<br />
Es hat sich bisher als sehr hilfreich erwiesen, alle Geräte zur Bildübertragung und<br />
Dokumentation so wie den Insufflator auf einem Videoturm unter zu bringen. Eine<br />
zusätzliche Halterung der CO 2 - Gasflasche ist ebenso vorgesehen. Auf diese Weise<br />
ist man im OP- Saal flexibel mit der Ausrichtung des Patienten und den Geräten, da<br />
diese durch den Turm problemlos und schnell umplatziert werden können. Durch die<br />
Routine der Operateure und OP-<br />
Schwestern/ -Pfleger ist die Bedienung des<br />
Equipments in der Praxis einfach und problemlos. Der Turm kann ohne Umbau für<br />
eine Vielzahl an Operationen benutzt werden.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 45 -
Abb. 3-4: Videoturm mit Ausstattung [26]<br />
1) Kaltlicht 7) Lichtleiterkabel<br />
2) Kamerabasisgerät 8) Gasleitung<br />
3) Monitor 9) Arbeitstrokar<br />
4) CO 2 -Insufflator 10) Abdomen<br />
5) Kamera 11) Optiktrokar<br />
6) Optik<br />
Abb. 3-5: Videoturm<br />
3.1.10. Spülung und Absaugung<br />
Auf keinem Gebiet der Chirurgie ist ein Saug- und Spülsystem so notwendig, wie in<br />
der Video- endoskopischen Chirurgie, da hier ohne Kompressen gearbeitet wird.<br />
Schon bei kleinsten Verletzungen der Blutgefäße können sich die Sicht- und<br />
Lichtverhältnisse drastisch verschlechtern. Eine Kombination aus Absaugung und<br />
Spülung mit auswechselbaren Saugrohren hat sich als unverzichtbar erwiesen. Je<br />
nach Situation können Spülrohre in verschiedenen Größen und mit verschieden<br />
Köpfen aufgesetzt werden. Durch einen Spülbeutel mit bis zu 5l Kochsalzlösung ist<br />
ein Auswechseln des Spülbeutels während der Operation nicht nötig. Die<br />
abgesaugte Flüssigkeit wird in Messzylindern aufgefangen, wodurch sich aus der<br />
Differenz der Spül- und Absaugflüssigkeit die Menge an verloren- gegangenem Blut<br />
leicht errechnen lässt. Beim Wechseln der Spülflaschen können Wassertropfen auf<br />
empfindliche Geräte gelangen, weshalb das Spül- Saug- System abseits von den<br />
anderen Geräten untergebracht wird.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 46 -
Abb. 3-6: Verschiedene Spül- und Saugaufsätze [26]<br />
3.1.11. Hochfrequenzstrom in der video- endoskopischen<br />
Chirurgie<br />
Der Hochfrequenzstrom ist ein wichtiger Bestandteil der video- endoskopischen<br />
Chirurgie. Durch die Verwendung einer Optik durch die minimalen Zugänge besteht<br />
die Gefahr, bei kleinsten Blutungen, von einem Verlust der Sichtbarkeit, der<br />
Lichtintensität, der Sehschärfe oder der Unübersichtlichkeit, weshalb beim Trennen<br />
von Geweben und kleinen Blutgefäßen gerne mit Hochfrequenzstrom gearbeitet<br />
wird. So können beim Schneiden Blutungen sofort gestoppt und Blutgefäße<br />
versiegelt werden. Je nach Anwendungsgebiet in der „Elektrochirurgie“ kann es zu<br />
Temperaturen von 60°C- 100°C kommen. In der Elektro chirurgie unterscheidet man<br />
zwischen monopolarer und bipolarer Applikationstechnik. Die monopolare<br />
Applikationstechnik besitzt an den Instrumenten einen Pluspol. Der Minuspol wird auf<br />
der Haut des Patienten angebracht. Bei der bipolaren Applikationstechnik besitzt das<br />
Instrument beide Pole.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 47 -
Abb. 3-7: Verschieden Techniken der Koagulation (K= Koagulationszone) [26]<br />
a) Andrucktechnik<br />
b) Einstechtechnik<br />
c) Greiftechnik<br />
3.1.12. Instrumente<br />
Da sich die Instrumente in der video- endoskopische Chirurgie im Aufbau stark von<br />
den Instrumenten der offenen Chirurgie unterscheiden, muss sich der Operateur mit<br />
der Wirkungsweise und Handhabung vertraut machen. Die Instrumente werden in<br />
Einmalinstrumente und wieder verwendbare Instrumente unterschieden. Nicht alle<br />
Instrumente sind zur Wiederverwendung gleich gut geeignet, da sie durch den<br />
mehrfachen Gebrauch abgenutzt werden, oder in der Reinigung einen zu hohen<br />
Zeitanspruch benötigen. Bei diesen Instrumenten (z.B.: Trokare, die an Schärfe<br />
nachlassen und schwer zu reinigen sind) lohnt es sich diese als Einmalinstrumente<br />
herzustellen. Durch eine kostengünstige Massenproduktion werden die Instrumente<br />
billiger. Andere Instrumente wie z.B. Scheren oder Fasszangen können ohne<br />
Probleme wieder verwendet werden. Heute gibt es eine Vielzahl an Instrumenten, die<br />
aus einem wieder verwendbarem Teil und einem Einmalteil zusammengesetzt<br />
werden können. Die Aufsätze, die aufwendig in der Reinigung und Aufarbeitung sind,<br />
werden nach einmaligem Gebrauch entsorgt, während das Basisinstrument gereinigt<br />
und wieder verwendet wird.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 48 -
3.1.13. Arbeitstrokar<br />
Bei einer OP in der Bauchregion werden außer dem Erst- bzw. Optiktrokar 1-4<br />
weitere Arbeitstrokare benötigt. Es werden dabei Trokare von einem Durchmesser<br />
von 5- 33 mm verwendet. Einmaltrokare werden aus Kunststoff hergestellt und bieten<br />
daher einen Vorteil für die Elektrochirurgie, da diese eine isolierende Funktion haben.<br />
Wieder verwendbare Trokare bestehen aus Edelstahl. Um das Pneumoperitoneum<br />
zu gewährleisten, besitzen die Trokare luftdichte Ventile. Besitzen Instrumente einen<br />
kleineren Durchmesser als für den Trokar geeignet wäre, werden so genannte<br />
Reduzierhülsen oder –kappen auf den Trokar aufgesetzt. Mittlerweile kommen<br />
Trokare zum Einsatz, die durch eine flexible Gummimembran für unterschiedliche<br />
Durchmesser geeignet sind.<br />
3.1.14. Hochfrequenzstrom- Instrumente zum Schneiden<br />
Um Gewebepräparationen und –schnitte so blutfrei wie möglich durchführen zu<br />
können, kommen hier Instrumente mit Hochfrequenzstrom zum Einsatz. Scheren<br />
werden durch das Freipräparieren von Organen mit Hochfrequenzstrom schnell<br />
stumpf, weshalb der Dissektionshaken einen Vorteil erlangt. Durch das „Aufladen<br />
von Gewebeportionen“ und das anschließende Anheben des Hakens wird das<br />
Gewebe gezielt durchtrennt. Die Isolation der Instrumente muss vor der Operation<br />
immer geprüft werden.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 49 -
Abb. 3-8: HF- Instrumente zum Schneiden. Um eine einfache Reinigung zu gewährleisten, sind viele<br />
Komponenten austauschbar. [26]<br />
3.1.15. Hochfrequenzstrom- Instrumente zum Koagulieren<br />
Fasszangen mit einem Durchmesser von 5- mm eignen sich am besten zur HF-<br />
Koagulation von Blutungen an kleineren Gefäßen. Durch verschiedene<br />
Ausführungen der Zange (gerade oder abgewinkelt) können kleine Gefäße<br />
problemlos gefasst und koaguliert werden. Es können außerdem kleine Gefäße frei<br />
präpariert werden, um dann mit Klammern oder Clips versiegelt zu werden.<br />
3.1.16. Fassinstrumente mit Arretierung<br />
Organe, die entfernt werden sollen, müssen vom Assistenten in einer bestimmten<br />
Position gehalten werden, um dem Chirurgen eine Präparation oder Dissektion zu<br />
ermöglichen. Fassinstrumente mit Arretierung durch eine automatische<br />
Rückstellfeder sind gut dazu geeignet. Die Zangen gibt es in verschieden<br />
Ausführungen, je nach Organ.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 50 -
Zur stumpfen Präparation kann ein Gewebebusch in die Zange geklemmt werden.<br />
Der Vorteil dieser Methode liegt in der Handhabung, Effizienz, Vielseitigkeit und den<br />
günstigen Kosten.<br />
Abb. 3-9: Verschiedene Fassinstrumente mit oder ohne Arretierung [26]<br />
3.1.17. Bergebeutel<br />
Oft ist eine Bergung von Gewebe oder Organen über einen Bergetrokar nicht mehr<br />
möglich, da die zu bergenden Präparate zu groß dafür sind, oder beschädigt werden<br />
können. Ein zell- und wasserdichter Bergebeutel kommt dabei zum Einsatz. Der<br />
Bergebeutel ist mit einer Tabaksbeutelnaht versehen, um einen Teil des Präparats<br />
darin festzuhalten, um dieses der Länge nach zu bergen. Fällt das Organ im<br />
Bergebeutel in sich zusammen ist eine Bergung, auf Grund der Größe, kaum mehr<br />
möglich.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 51 -
Abb. 3-10: Bergebeutel mit Tabaksbeutelnaht zum Zuziehen [26]<br />
Beim Zuziehen der Naht wird das Organ an der schmalsten Stelle in der naht eingeklemmt und kann<br />
nun der Länge nach geborgen werden.<br />
3.1.18. Clip- Applikatoren<br />
Um das video- endoskopische Nähen zu erleichtern, werden vermehrt Clip-<br />
Applikatoren eingesetzt. Dabei können diese aus Metall (Titan) sein, nur zum Einmal-<br />
Gebrauch bestimmt sein, wieder verwendbar sein, oder vom Körper in 3- bis 4<br />
Monaten resorbierbar sein. Die Clips gibt es in unterschiedlichen Größen (von 5,0<br />
mm bis 13,7 mm), um für bestimmte Gefäße optimal abgestimmt zu sein. Je nach Art<br />
des Clips, gibt es verschiedene Verschlussvarianten, so dass sich der eine Clip,<br />
zuerst an der Spitze schließt und dann anschließend den Clip-Körper schließt,<br />
während andere Clips zuerst den Körper und dann die Spitze verschließen. Diese<br />
Unterschiede haben jeweils Vor- und Nachteile, die der Operateur mit seiner eigenen<br />
Operationstechnik und auf die gegebenen Umstände hin abwägen muss.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 52 -
Abb. 3-11: Verschluss eines Blutgefäßes durch so genannte PDS- Clips [26]<br />
3.1.19. Hernien- Stapler<br />
Der Hernien- Stapler ist eine Art Tacker, der gezielt einzelne Klammern setzten<br />
kann. Er wird meist dann eingesetzt, wenn Gewebsränder miteinander verbunden<br />
werden sollen, oder um Prothesenmaterial an einem Gewebe zu fixieren. Der<br />
Hernien- Stapler weist einen drehbaren Schaft auf, um Fehlplatzierungen unter<br />
Beobachtung auszuschießen. Durch einen erzeugten Gegendruck mit dem Fingers<br />
des Operateurs kann die einzelne Klammer tief ins Gewebe greifen und sicheren<br />
Halt der Klammernaht garantieren. Bei der Platzierung der Klammern muss darauf<br />
geachtet werden, dass Nerven und Gefäße nicht verletzt werden.<br />
3.1.20. Klammernahtgeräte<br />
Lineare Klammernahtgeräte kennt man bereits aus der offenen Chirurgie und hat<br />
diese Technik nun auch für die Video-Endoskopie entwickelt. Sie werden zur<br />
Durchtrennung und Absetzung von Organen (z.B.: Appendix, Lunge, Magen, Darm),<br />
von gefäßreichen Strukturen (z.B.: Mesenterium) und größerer Gefäße verwendet.<br />
Das Klammernahtgerät wird an dem zu durchtrennenden Gefäß oder Organ<br />
angesetzt und setzt über je Seite eine dreireihige Klammernaht. Das Gefäß oder<br />
Organ ist an zwei Seiten fest verschlossen, so dass nun das Organ oder Gefäß<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 53 -
zwischen den Klammernähten durchtrennt werden kann. Die Klammernahtgeräte<br />
haben je nach Einsatz eine Länge von 35 mm bis 60 mm. Die Klammern selbst<br />
werden differenziert nach Gefäß- und Organklammern. Der Schaft des<br />
Klammernahtgerätes lässt sich um 35° abwinkeln und zusätzlich um 360° drehen.<br />
Allerdings erfordert das Klammernahtgerät eine Trokarhülse von 12 mm<br />
Durchmesser.<br />
Abb. 3-12: Klammernahtgerät der Firma Ethicon<br />
Abb. 3-13: Nachfüllmagazin<br />
Abb. 3-14: Klammernahtgerät mit einer Skizze der Klammernaht [26]<br />
Oberhalb und unterhalb der Schneide werden je drei Reihen Klammern gesetzt.<br />
3.1.21. Tabaksbeutelnahtklemme<br />
Die Tabaksbeutelnahtklemme ist dem Klammernahtgerät vom Aussehen sehr<br />
ähnlich, wird jedoch nur zum Setzten einer Tabaksbeutelnaht eingesetzt und nicht<br />
zum Durchtrennen von Organen oder Gefäßen. Das Organ wird an der Stelle, an der<br />
die Naht gesetzt werden soll mit der Klemme gegriffen. Die Klemme fädelt nun die<br />
Organseiten auf beiden Seiten des Gerätes auf einen Faden. Nach dem Abnehmen<br />
der Klemme bleibt eine geöffnete Tabaksbeutenaht am Organ zurück, welche auf<br />
Wunsch zugezogen werden kann und somit das Gefäß sicher verschließt.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 54 -
3.1.22. Zirkuläres Klammernahtgerät<br />
Das zirkuläre Klammernahtgerät oder auch Zirkulärstapler hat seinen Ursprung in der<br />
offenen Chirurgie und wird z.B. nach einer Dickdarmresektion eingesetzt. Durch den<br />
Zirkulärstapler können die offenen Darmenden wieder miteinander verbunden<br />
werden. Der Zirkulärstapler besteht aus zwei Teilen (Andruckplatte und Zentraldorn),<br />
die an jeweils einem Darmende angebracht werden. Die Andruckplatte ähnelt von<br />
der Form einem Nagel mit einem sehr großen Kopf und einer stumpfen Spitze. Sie<br />
(der „Kopf“) wird in das proximale Darmende platziert und mit einer Tabakbeutelnaht,<br />
die zuvor gelegt wurde, fixiert. Nun schaut die „Spitze“ der Andruckplatte vorne aus<br />
dem Darm heraus. Der Zentraldorn (auch dieser ähnelt einem Nagel mit großem<br />
Kopf) wird über den After mit dem Dorn voraus in den Darm geschoben, wobei der<br />
Darm von dem Dorn durchstochen wird und somit der Dorn im Darm fixiert wird. Der<br />
Dorn und die Spitze der Andruckplatte werden nun in einander gesteckt und der Dorn<br />
soweit durch den After zurückgezogen, dass sich zwischen den „Köpfen“ der<br />
Zirkulärstaplerteile nur noch Darm befindet. Durch aneinander pressen dieser Köpfe<br />
kann nun eine kreisförmige Klammernaht um den Zirkulärstapler herum gesetzt<br />
werden, der die Darmenden miteinander verbindet. Die Darmenden, die noch in den<br />
„Köpfen“ der Zirkulärstaplerteilen klemmen, werden kreisförmig abgeschnitten und<br />
zusammen mit dem Zirkulärstapler durch den After wieder entfernt.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
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Abb. 3-15: Zirkuläres Klammernahtgerät<br />
3.2. Darmresektion am Beispiel des kolorektalen Karzinoms<br />
(Darmkrebs)<br />
Nachdem der Patient auf dem OP-Tisch richtig für die kommende Operation gelagert<br />
wurde und die OP-Assistenten den OP-Saal vorbereitet haben, kann die Operation<br />
beginnen. Neben dem OP-Tisch steht der Videoturm, der Gas- Insufflator und die<br />
verschiedensten Instrumente liegen ausgebreitet auf einem Tisch, so dass ein<br />
Assistent diese, sobald sie benötigt werden, dem Operateur reichen kann.<br />
Für die Operation sind mindestens fünf Zugänge nötig. Der Erst- bzw. Optiktrokar<br />
wird mit Hilfe der Veres-Nadel gelegt und das Peritoneum mit CO 2 aufgefüllt, so dass<br />
nun auch die anderen Zugänge sicher gelegt werden können. Ein Zugang wird für<br />
die Optik benötigt, welche von einem Kamera-Assistenten geführt wird. Die anderen<br />
Zugänge sind für die Instrumente des Operateurs und teilweise für einen OP-<br />
Assistenten nötig. Da der Dickdarm am Rektum schwer zugänglich ist, muss hier mit<br />
mehreren Operateuren gearbeitet und assistierte Hilfestellung gegeben werden. Zum<br />
Beispiel wird auch das Spül- und Absaugsystem von einem zweiten Operateur<br />
bedient und gelenkt. Zu Beginn muss der Dickdarm frei präpariert werden, um später<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 56 -
einen guten Überblick und einen leichten Zugang zu ihm zu haben. Dabei müssen<br />
Fettgewebe vom Darm entfernt und Blutbahnen verschlossen werden. Der Darm wird<br />
von Blutbahnen versorgt, an denen auch das Lymphabstromgebiet liegt. Im<br />
Gegensatz zum Brustkrebs kann man Darmkrebs auch dann noch heilen, wenn<br />
bereits einige Lymphknoten bis zu einem gewissen Grad befallen sind. Um jedoch<br />
eine Streuung des Krebses über das Lymphabstromgebiet zu vermeiden, müssen<br />
der betroffene Darmteil und das zum Darm gehörende Lymphabstromgebiet entfernt<br />
werden.<br />
Ist das Krebsgeschwür nach der Freipräparation genau lokalisiert, kann mit der<br />
Entfernung und Bergung des Darmabschnittes begonnen werden. Der Darm wird<br />
dazu mit Hilfe eines Klammernahtgerätes im sicheren Abstand zum Krebsgewebe<br />
verschlossen und getrennt. Das Klammernahtgerät wird dabei an den zu<br />
durchtrennenden Stellen des Darms angesetzt und mit je eine dreireihigen<br />
Klammernaht auf beiden Seiten der Schneide verschlossen. Anschließend kann die<br />
Schneide des Klammernahtgerätes den Darm durchtrennen. Sind beide Darmenden<br />
über das Klammernahtgerät getrennt worden, muss der Darmteil zusammen mit dem<br />
Lymphabstromgebiet über einen Bergebeutel durch die Bauchwand geborgen und<br />
untersucht werden.<br />
Abb. 3-16: Der Darm wird<br />
mit Hilfe der<br />
Klammernahtgerätes<br />
durchtrennt. [26]<br />
Abb. 3-17: Um eine<br />
vollständige Entfernung des<br />
Krebses zu gewährleisten,<br />
muss der Darmteil mit dem<br />
Krebsgeschwür und dem<br />
Lymphknotenabstromgebiet<br />
entfernt werden. [26]<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 57 -
Dabei muss der Darm der Länge nach in den Bergebeutel, da dieser ansonst zu<br />
groß wäre, um ihn zu bergen. Die Darmenden im Patienten werden nun wieder über<br />
einen Zirkulärstapler miteinander verbunden. Dabei wird das proximale Ende des<br />
Darms mit einer Tabaksbeutelnaht versehen und unter Ablassen des<br />
Pneumoperitoneums aus der Bauchwand herausgezogen. Dort wird nun die<br />
Andruckplatte des Zirkulärstaplers mit Hilfe der Tabaksbeutelnaht fixiert.<br />
Abb. 3-18: Bergen des<br />
befallenen Darmteils der<br />
Länge nach mit<br />
Hilfe des Bergebeutels aus<br />
der Bauchdecke [26]<br />
Abb. 3-19: Verschlossenes<br />
Darmende mit Klammern des<br />
Klammernahtgerätes (links).<br />
Das proximale Darmende wird aus<br />
der Bauchdecke gezogen, um die<br />
Andruckplatte des Zirkulärstaplers<br />
daran zu platzieren (rechts). [26]<br />
Der Zentraldorn des Zirkulärstaplers wird vom After her im anderen Darmende<br />
platziert, wobei die Darmwand mit dem Dorn durchstochen wird. Nachdem das<br />
proximale Darmende mit der Andruckplatte wieder zurück in das Peritoneum<br />
gebracht wurde, werden nun beide Teile des Zirkulärstaplers verbunden. Durch eine<br />
kreisförmige Klammernaht werden beide Darmenden wieder verschlossen. Der<br />
Zirkulärstapler schneidet sich nun kreisförmig aus dem Darm frei und kann über den<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
- 58 -
After entfernt werden. Das Pneumoperitoneum kann nun abgelassen werden und die<br />
minimalen Schnitte für die Trokare können genäht werden. Die restliche Luft im<br />
Peritoneum wird vom Patienten über die Organe aufgenommen und abgeatmet.<br />
3.3. Vor- und Nachteile der minimal- invasiven Chirurgie<br />
Studien haben bewiesen, dass die minimal- invasive Chirurgie von ihren Leistungen<br />
nicht besser oder schlechter ist, als die offene Chirurgie. Allerdings ist der<br />
Operationsaufwand um einiges höher und zeitaufwendiger. Während man in der<br />
offenen Chirurgie zwei Hände zum operieren hat, hat man in der minimal- invasiven<br />
Chirurgie nur noch „zwei Finger“ (je ein Instrument) pro Hand. Die Geräte müssen<br />
also speziell für die minimal invasive Chirurgie entwickelt und angepasst werden. Ein<br />
großer Vorteil entsteht durch den Einsatz einer Optik. Auf dem Monitor werden,<br />
durch eine Vergrößerung des Übertragungsbildes, sogar Nerven und kleine<br />
Blutgefäße gut sichtbar, so dass ein präziseres Arbeiten möglich wird. Mit den feinen<br />
Instrumenten der minimal- invasiven Technik werden das Gewebe und auch die<br />
Bauchwand weniger traumatisiert. Da immer nur in kleinen Schritten präpariert<br />
werden kann, können Blutungen besser von Beginn an vermieden werden und<br />
blutarm und schonend operiert werden. Vor allem bei der Darmentfernung<br />
(Darmresektion) hat sich herausgestellt, dass es keinerlei Qualitätseinbußen in der<br />
Chirurgie durch den Einsatz von minimal- invasiver Technik gab. Im Trend des<br />
heutigen Krankenhausmanagements werden Liegezeiten der Patienten stetig<br />
verkürzt, dass sich das Motto des „Fast Tracks“ (schnelle Schiene) eingebürgert hat.<br />
Da es in der minimal- invasiven Chirurgie zu immer weniger Komplikationen kommt,<br />
kann auch im Bereich der Chirurgie das Motto aufrecht gehalten werden. Der Patient<br />
kann kurz nach der OP schon wieder aufstehen, essen, trinken und schnell entlassen<br />
werden. Für den Patienten liegt der Vorteil des „Fast Tracks“ darin, dass er nicht aus<br />
seinem Rhythmus herausgerissen wird und eine schnelle psychische Heilung auch<br />
den körperlichen Heilungsprozess vorantreibt.<br />
Lorenz, Swetlana MEB4<br />
Strbek, Corinna MEB4<br />
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