27.06.2014 Aufrufe

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

Gottes Bodenpersonal - Schw. StV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

«Um des<br />

Himmelreiches willen»<br />

Das Zölibat aus historischer Sicht<br />

Das Zölibat als verpflichtende Lebensform<br />

für die Geistlichen ist<br />

bald 1000-jährig. Seine Wurzeln<br />

reichen jedoch weiter zurück. Ob und welche<br />

Bibelstellen es begründen, ist seit je der<br />

Nucleus kontroverser Diskussionen.<br />

Papst Alexander VI. war Vater<br />

Der Leichenzug, der Ende November 1518<br />

durch Roms enge Gassen zog, war lang. Die<br />

Hautevolee Roms war zugegen, die meisten<br />

davon in der angesehenen Bruderschaft des<br />

Gonfalone vereinigt. Vom Hofstaat Leos X.,<br />

des mächtigen Medicipapstes, konnten vereinzelt<br />

Angehörige ausgemacht werden. Der<br />

Pomp konnte mit demjenigen eines Kardinals-Begräbnisses<br />

durchaus mithalten. Die<br />

Beisetzung fand in einer wunderschönen<br />

Seitenkapelle der Kirche Santa Maria del<br />

Popolo statt. Von wem nahm hier Roms<br />

Adels- und Klerikerschickeria Abschied?<br />

Die letzte Ehre galt einer Frau: Vanozza Catanei.<br />

Die Inschrift auf ihrem Grabstein verkündete,<br />

dass hier die sterblichen Überreste<br />

der Mutter der vier ruhmreichsten Kinder<br />

Papst Alexanders VI. liegen. Die Ruhe, welcher<br />

der hochbetagten Frau zuteil werden<br />

sollte, währte jedoch nicht lange. Das Grabmal<br />

liess Papst Clemens VIII. 1594 abtragen,<br />

die Erinnerung an eine päpstliche Mätresse<br />

missfiel dem Klerus. Der Grabstein selbst<br />

blieb indes erhalten und prangt heute im<br />

Portikus der Basilika San Marco in Rom.<br />

Scheinbar nahm es der Klerus nicht immer<br />

so haargenau mit der Verpflichtung zur<br />

Ehelosigkeit. Nicht nur dem machtgierigen<br />

Borgia-Papst sagt man mehrere Liebschaften<br />

nach. Alexander VI. trieb es mit seiner<br />

rigiden Familien- und Pfründenpolitik selbst<br />

für damaliges Empfinden auf die Spitze.<br />

Die historischen Wurzeln des Zölibates<br />

In der Diskussion um das Zölibat muss<br />

zunächst unterschieden werden zwischen<br />

Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit. Das Enthaltsamkeitszölibat<br />

ist auf der Synode von<br />

Elvira (um 306) als Gesetz niedergeschrieben<br />

worden. 325 wurde auf dem Konzil zu<br />

Nicäa erstmals von der Verpflichtung zur<br />

Ehelosigkeit gesprochen. Diese Tatsache<br />

weist darauf hin, dass bereits eine längere<br />

Seit dem zweiten Laterankonzil von 1139 ist<br />

das Zölibat die unabdingbare Voraussetzung für<br />

den Empfang der Priesterweihe in der römischkatholischen<br />

Kirche.<br />

Die Teilkirchen im Osten gingen seit der<br />

Trullanischen Synode 691 einen eigenen Weg. Bis<br />

heute sind nur Bischöfe zum Zölibat verpflichtet<br />

– Priester nur, wenn sie zum Zeitpunkt ihrer<br />

Priesterweihe unverheiratet waren.<br />

Illustrationen: zVg<br />

22 civitas 03 / 04 2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!