Gottes Bodenpersonal - Schw. StV
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«Der Priester ist ein<br />
Freudenbote <strong>Gottes</strong>»<br />
Ernst Fuchs v/o Kirin, Regens in Chur<br />
Die Aussicht könnte nicht besser<br />
sein. Von der Terrasse aus liegt<br />
Chur mit seinen protestantischen<br />
und katholischen Kirchen zu Füssen und die<br />
Sonne dringt langsam von oben durch den<br />
Hochnebel. Es ist ruhig hier oben, nur leise<br />
sind Geräusche vom nahen Gymnasium zu<br />
hören. Während dort noch Hochbetrieb<br />
herrscht, dominiert im Priesterseminar die<br />
Ruhe. Die Studenten – für einmal kann bei<br />
einem Artikel auf die weibliche Schreibform<br />
verzichtet werden – sind ausgeflogen. Für<br />
Ernst Fuchs v/o Kirin ist dies ein Moment<br />
der Entspannung, denn der Regens ist sonst<br />
für seine Schützlinge verantwortlich. 16<br />
Priesteramtskandidaten sind normalerweise<br />
im Haus, über 20 total auf dem Weg zum<br />
Priesterdasein. Deren Alter ist sehr unterschiedlich,<br />
der jüngste ist 19, der älteste 47.<br />
In 10 Jahren: Fehlende<br />
Priesteramtskandidaten<br />
Die Aussicht vom Priesterseminar St. Luzi<br />
mag gut sein, sie ist es jedoch nicht bezüglich<br />
Nachwuchs für die katholische Kirche.<br />
20 Männer sind zuwenig, um den Bedarf<br />
der nächsten Jahre zu decken. «Selbst für<br />
sogenannte Seelsorgeverbände genügt das<br />
nicht», ist Ernst Fuchs realistisch. Bis 1968<br />
habe es grosse Jahrgänge gegeben, die nächstens<br />
ersetzt werden müssten. «Im Moment<br />
läuft der Betrieb noch, aber in 10, 20 Jahren<br />
wird das Problem sehr gross werden.» Zwar<br />
habe man bisher den Bedarf durch ausländische<br />
Priester etwas auffangen können, aber<br />
das sei keine Lösung für die Zukunft. Man<br />
scheue die Diskussion, wie viele Priester es<br />
überhaupt brauche. Der Regens tritt für eine<br />
offensivere Haltung ein, wenn er sagt, man<br />
müsse in Zukunft werben für den Priesterberuf.<br />
«Es ist ein schöner und vielseitiger<br />
Beruf, der Priester ist der Freudenbote<br />
<strong>Gottes</strong>», erklärt Kirin, und er kann dabei<br />
seine eigenen Erfahrungen als Beweis anführen.<br />
Von Zürich bis Trun hat er dabei das<br />
ganze Spektrum priesterlichen Wirkens selber<br />
und positiv erlebt. «Ich war auch in verschiedenen<br />
Positionen tätig und habe auch<br />
immer noch Kontakte.» Seine Erlebnisse<br />
helfen ihm dabei, Freude zu vermitteln und<br />
so den Seminaristen Bedenken und Ängste<br />
auszuräumen, welche sich gerade auch aufgrund<br />
des Bildes in der Öffentlichkeit gebildet<br />
hätten, nämlich das des schwulen oder<br />
pädophilen Priesters. «Der Priester ist ein<br />
<strong>Gottes</strong>mann, der in erster Linie Jesus nachfolgt»,<br />
korrigiert er.<br />
Zölibat bleibt<br />
Als Regens für das Seminar ist er dafür zuständig,<br />
die Kandidaten «das Gruppenerlebnis<br />
der Apostel um Jesus erfahren zu lassen».<br />
Diese Gemeinschaft sei sehr wichtig. In einem<br />
Einführungsjahr können sie herausfinden, ob<br />
sie für das Amt geschaffen sind, ob sie bescheiden,<br />
gehorsam und zölibatär leben wollen. In<br />
den 70er-Jahren hätten die Kandidaten noch<br />
die Erwartung gehabt oder haben können,<br />
dass das Zölibat falle, aber heute nicht mehr.<br />
Seit mehr als einem Jahr füllt Ernst Fuchs das<br />
Amt des Regens aus, was auch für ihn eine<br />
Umstellung war. Als Dorfpfarrer ist man zwar<br />
im Leben drin, kann sich aber auch leichter<br />
zurückziehen, als dies heute der Fall ist, wo er<br />
im Priesterseminar wohnt. «Es ist am Anfang<br />
schon eine Umstellung», stellt er fest.<br />
Fotos: bw<br />
4 civitas 03 / 04 2010