BOLD THE MAGAZINE No.13
ENTHUSIASMUS GLÜHENDE BEGEISTERUNG | FASHION FOR MEN & WOMEN | EYES WIDE OPEN: STANLEY KUBRICK | IM LAND DER WM: BRASILIEN | MAX RICHTER IM GESPRÄCH | MICHAEL JACKSON | COLDPLAY | THE WHO
ENTHUSIASMUS
GLÜHENDE BEGEISTERUNG | FASHION FOR MEN & WOMEN | EYES WIDE OPEN: STANLEY KUBRICK | IM LAND DER WM: BRASILIEN | MAX RICHTER IM GESPRÄCH | MICHAEL JACKSON | COLDPLAY | THE WHO
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ZEITGEIST | LIFESTYLE | KUNST | KULTUR | MODE | TREND<br />
D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 13 | 2014 | 1<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
ENTHUSIASMUS<br />
GLÜHENDE BEGEISTERUNG | FASHION FOR MEN & WOMEN | EYES WIDE OPEN: STANLEY KUBRICK<br />
IM LAND DER WM: BRASILIEN | MAX RICHTER IM GESPRÄCH | MICHAEL JACKSON | COLDPLAY | <strong>THE</strong> WHO
2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 3
4 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> REISE | MADRID | CORRIDAS UND FLAMENCO
REISE | MADRID | CORRIDAS UND FLAMENCO<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 5<br />
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6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
INHALT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
INHALT<br />
EINSTIEG<br />
REISE<br />
Enthusiasmus:<br />
Glühende Begeisterung<br />
MODE<br />
9<br />
Im Land der WM – Brasilien:<br />
Rio de Janeiro<br />
Salvador da Bahia<br />
Recife & Olinda<br />
66<br />
74<br />
80<br />
Fashion for Men:<br />
In the Mountains<br />
Fashion for Women:<br />
A Women‘s Elegancy<br />
Rebekka Ruétz:<br />
Queen of the Mountain<br />
12<br />
26<br />
38<br />
LIFESTYLE & TREND<br />
The Jeep Story:<br />
Back to the Future<br />
Begehrenswert:<br />
Luxurious and Dynamic<br />
French Personality<br />
86<br />
94<br />
98<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 13 2014<br />
Fotograf (Titel): D. Schaper<br />
Model: Gabriela (Agentur Most Wanted)<br />
Outfit: Dawid Tomaszewski<br />
KUNST & KULTUR<br />
Hörenswert:<br />
Progressiv und geisterhaft<br />
Im Gespräch:<br />
Max Richter – Die Atome Vivaldis<br />
Nachgefragt:<br />
Schauspieler und <strong>BOLD</strong>-Model<br />
Simon Böer im Interview<br />
Sehenswert:<br />
Stanley Kubrick – Eyes wide open<br />
46<br />
48<br />
57<br />
62<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
Impressum<br />
106<br />
<strong>BOLD</strong> IM NETZ<br />
Blog:<br />
www.boldmag.eu<br />
App:<br />
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EINSTIEG | ENTHUSIASMUS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 9<br />
GLÜHENDE<br />
BEGEISTERUNG<br />
ENTHUSIASMUS<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
In den Fußballstadien ist der enthusiastische<br />
Überschwang leicht zu finden. Die<br />
extrovertierte Huldigung einer Mannschaft,<br />
aus dem tiefen Herzen des loyalen<br />
Fans heraus. Das Phänomen des nach<br />
außen demonstrierten Enthusiasmus,<br />
der ungestümen Gefühlswelten, bricht<br />
heraus und ist durch nichts aufzuhalten.<br />
Ein Ausdruck von überschwänglicher<br />
Freude und der Überzeugung, dass das<br />
Richtige jetzt passiert, passieren muss.<br />
Oder das Falsche nicht sein kann, nicht<br />
sein darf.<br />
Das Schicksalhafte schwingt immer<br />
mit und gibt dem enthusiastischen<br />
Fangebaren die scharfe Würze. Auch in<br />
Konzertsälen ist zuweilen eine gemäßigte<br />
Form des gleichen Phänomens anzutreffen:<br />
in Form eines langanhaltenden<br />
Beifalls, mit dem das Publikum seinen<br />
Enthusiasmus über die gottgleiche<br />
Umsetzung der Partitur in hörbare<br />
Schwingungen und mitgefühltes akustisches<br />
Erleben zum finalen Ausdruck<br />
bringt. Auch einzelne enthusiastische<br />
Zwischenrufe sind in den heiligen<br />
Tempeln der Hochkultur bisweilen<br />
vernommen worden.<br />
Der wahre Enthusiast enthusiasmiert<br />
sich für etwas. Der eingedeutschte französische<br />
Begriff kann wie folgt gedeutet<br />
werden: Sich interessieren, sich begeistern<br />
oder gar entflammen für etwas.<br />
Für eine Sache, eine Idee, weniger für<br />
einen einzelnen Menschen. Es ist das<br />
zwingend Mitreißende, der fesselnde<br />
Moment, der zum Ausdruck gebracht<br />
wird. Begeisterung und Leidenschaft<br />
Fotos: Filipefrazao (Fotolia.com)
10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> EINSTIEG | ENTHUSIASMUS<br />
Fußball beim Sonnenuntergang am Strand<br />
von Ipanema in Rio de Janeiro (Brasilien).
EINSTIEG | ENTHUSIASMUS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11<br />
sind mitschwingende und bestimmende<br />
Elemente dieser außerordentlichen<br />
Gefühlsregung. Die Freude des enthusiastischen<br />
Erfülltseins ist zielgerichtet –<br />
das Ziel wird mit Begeisterung verfolgt.<br />
Was dem ursprünglichen Zusammenhang<br />
aus dem Umfeld des griechischen<br />
Götterglaubens nahe kommt: dem göttlich<br />
Erfüllten. Die Sprache lebt und die<br />
Bedeutung der Worte verändert sich,<br />
der Kern ist jedoch auch in einer vergleichsweise<br />
materialistisch-sachbezogenen<br />
Welt noch enthalten geblieben:<br />
Der Enthusiasmus ist der große geistige<br />
Bruder von Motivation und Überzeugung<br />
und dem Glauben sehr nah.<br />
GLÜHENDE<br />
BEGEISTERUNG<br />
„Enthusiasmus ist das schönste Wort der<br />
Welt“, so schwärmte einst der Dichter<br />
Christian Morgenstern. Enthusiasmus<br />
als Ausdruck des göttlichen Funkens: Da<br />
ist die Latte sehr hoch gehängt. Das ist<br />
jedoch im Ursprung des Wortes inhaltlich<br />
inbegriffen. Der Enthusiast ist der<br />
von Gott erfüllte Mensch. Die Inspiration<br />
eines Dichters der Antike ist ein Bestandteil<br />
davon. Daraus ist im christlichen<br />
Umfeld dann so etwas wie der heilige<br />
Geist geworden. „Der Enthusiasmus ist,<br />
nach der ursprünglichen Bedeutung des<br />
Worts, ein solcher Zustand der Seele, da<br />
selbige durch einen göttlichen Hauch,<br />
oder durch eine unmittelbare himmlische<br />
Kraft, zu einer außerordentlichen<br />
Wirksamkeit erhöhet wird. In diesem<br />
Verstande waren die Männer Gottes,<br />
welche auf Antrieb des heiligen Geistes<br />
redeten und schrieben, verehrungswürdige<br />
Enthusiasten.“ So schrieb es der<br />
deutsche Gelehrte F. G. Jacobaern zum<br />
Ende des achtzehnten Jahrhunderts.<br />
Beim Enthusiasmus gilt es außerdem,<br />
genau die Qualitäten zu unterscheiden.<br />
Eine Hilfestellung dazu gibt der Lyriker<br />
Hugo von Hofmannsthal: „Es gibt ein<br />
Enthusiastisches aus Schwäche und eines<br />
aus Stärke. Das Erste ist der Sentimentalität<br />
verwandt, das Andere ist ihr entgegengesetzt.“<br />
JOB UND<br />
ENTHUSIASMUS<br />
In jedem Fall bedeutet, enthusiastisch<br />
zu sein, etwas mit besonderer Überzeugung,<br />
von innen heraus und mit unverbrüchlichem<br />
Nachdruck zu glauben und<br />
am besten auch, zu tun. Also herunterskaliert<br />
auf das heutige Business-Umfeld:<br />
Tue den Job, den du hast, mit vollster<br />
Überzeugung und stecke andere mit<br />
einem, mit deinem, überzeugenden<br />
Enthusiasmus an. Brenne für deinen Job<br />
und lasse keinen Zweifel an deiner Identifikation<br />
mit deinen Aufgaben. Persönlicher<br />
Einsatz zählt. Leidenschaft im Job,<br />
das ist im besten Fall Enthusiasmus und<br />
wird Engagement genannt. Antoine de<br />
Saint-Exupéry, der berühmte Autor von<br />
„Der kleine Prinz“, formulierte das, worum<br />
es im Kern geht, sehr treffend: „Wenn Du<br />
ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht<br />
die Menschen zusammen, um Holz zu<br />
sammeln, Aufgaben zu verteilen und<br />
die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie<br />
die Sehnsucht nach dem großen, weiten<br />
Meer.“
12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
IN <strong>THE</strong><br />
MOUNTAINS<br />
FASHION<br />
FOTOGRAF: C. RUDOLPH<br />
Speaker: UE BOOM<br />
Handy: Nokia Lumia 1520<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Make-Up & Hair: H. Samoray | Styling: Z. Khawary | Assistenz: M. Kretzschmar<br />
Model: F. Maurer Franken (Agentur: Viva Models)
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13
14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS
MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />
Uhr: ELYSEE<br />
Tablet: Nokia Lumia 2520<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Fahrzeug: MINI Paceman GoalCooper<br />
(MINI Showcar zur WM 2014)
16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
Uhr: ELYSEE<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Fahrzeug: MINI Paceman GoalCooper<br />
(MINI Showcar zur WM 2014)
MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17
18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19<br />
Brille: Dita Eyewear<br />
Outfit: GANT RUGGER
20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS
MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />
Uhr: ELYSEE<br />
Brille: Dita Eyewear<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Fahrzeug: MINI Paceman GoalCooper<br />
(MINI Showcar zur WM 2014)
22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Handy: Nokia Lumia 1520<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Speaker: UE BOOM Limited Edition
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23
24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
Outfit: GANT RUGGER<br />
Fahrzeug: MINI Paceman GoalCooper<br />
(MINI Showcar zur WM 2014)
MODE | IN <strong>THE</strong> MOUNTAINS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25
26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27<br />
A WOMEN‘S<br />
ELEGANCY<br />
FASHION<br />
FOTOGRAF: D. SCHAPER<br />
Outfit: LACOSTE<br />
Uhr: Maurice Lacroix<br />
Fahrzeug: Mercedes-Benz C-Klasse<br />
Make-Up & Hair: A. Esser (Cosmetics by MAC Cosmetics) | Styling: Z. Khawary<br />
Assistenz: T. Langenfeld | Model: Marine M. Thierry Paquet (Agentur: PMA)
28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | A WOMENS ELEGANCY
MODE | A WOMENS ELEGANCY<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29<br />
Outfit: LACOSTE<br />
Uhren: Maurice Lacroix
30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MODE | A WOMENS ELEGANCY<br />
Outfit: LACOSTE<br />
Schmuck: Khawary Jewellery<br />
Fahrzeug: Mercedes-Benz C-Klasse
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31
32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33<br />
Outfit: LACOSTE<br />
Schmuck: Khawary Jewellery<br />
Fahrzeug: Mercedes-Benz C-Klasse
34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
MODE | A WOMENS ELEGANCY<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35<br />
Outfit: LACOSTE<br />
Uhr: Maurice Lacroix<br />
Schmuck: Khawary Jewellery<br />
Fahrzeug: Mercedes-Benz C-Klasse
36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Outfit: LACOSTE<br />
Uhr: Maurice Lacroix<br />
Fahrzeug: Mercedes-Benz C-Klasse
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37
38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Frühjahr/sommer 2015<br />
8–10 JuL<br />
STATION-Berlin<br />
www.premiumexhibitions.com
MODE | QUEEN OF <strong>THE</strong> MOUNTAIN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />
QUEEN OF<br />
<strong>THE</strong> MOUNTAIN<br />
REBEKKA RUÉTZ<br />
INTERVIEW: F. REIP | FOTOGRAFIN: S. MAKRIS<br />
Ihre spannungsgeladenen und facettenreichen<br />
Kollektionen zählen seit Jahren<br />
regelmäßig zu den Highlights der<br />
Mercedes Benz Fashion Week Berlin, doch<br />
in der Inszenierung ihrer Runway-Shows<br />
gab sich Rebekka Ruétz stets eher klassisch.<br />
Für die Präsentation ihrer bevorstehenden<br />
Herbst/Winter 14/15-Kollektion<br />
„Black Diamonds“ jedoch wählte<br />
die Österreicherin Ende April ein ganz<br />
anderes, ausgesprochen exklusives<br />
Ambiente: eine auf über 3.000 Metern<br />
Höhe gelegene 360°-Panoramabar am<br />
Wurmkogl in den Tiroler Alpen. <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong><br />
<strong>MAGAZINE</strong> war bei diesem einmaligen<br />
Spektakel zu Gast und traf die zauberhafte<br />
Designerin vor der Show zum Interview<br />
im Hotel ...<br />
Gleich geht es auf eine Höhe von<br />
mehr als 3.000 Metern hinauf – zum<br />
„höchsten Laufsteg der Alpen“. Warum<br />
haben Sie sich für diese Art der Präsentation<br />
entschieden – und warum gerade<br />
hier?<br />
Schon seit Beginn der Arbeit an dieser<br />
Kollektion arbeiten wir mit der Region Obergurgl<br />
/ Hochgurgl zusammen. Es war klar,<br />
dass wir wieder in Berlin zeigen würden,<br />
aber da die Gegend hier die entscheidende<br />
Inspiration und auch den roten Faden für<br />
die Kollektion geliefert hat, stand fest, dass<br />
wir sie auch hier präsentieren müssen. Da<br />
es auf dem Berg diese Aussichtsplattform<br />
„Top Mountain Star“ gibt, passte alles<br />
perfekt. Das Shooting fürs Lookbook hat<br />
übrigens auch hier im Hotel stattgefunden.<br />
Reden wir über Ihre Kollektion! Welche<br />
Ideen und Einflüsse setzen Sie in „Black<br />
Diamonds“ um?<br />
Meine Inspiration stammt ganz konkret aus<br />
dieser Gegend. Mir wurde die Geschichte<br />
vom sogenannten „Granaten-Yeti“ erzählt<br />
– ein mittlerweile um die 80 Jahre alter<br />
Mann, der über viele Jahrzehnte hinweg<br />
tonnenweise Granaten vom Granatenkofel<br />
im Gaisbergtal abgebaut hat – und<br />
das auch immer noch tut! Je nach Größe<br />
sind Granaten bräunlich rot bis komplett<br />
schwarz, und da sich auch die Region hier<br />
„Diamant der Alpen“ nennt, kam es zum<br />
Überbegriff „Black Diamonds“.<br />
Was macht die Kollektion aus?<br />
Sie ist zunächst mal vor allem sehr schwarz.<br />
Ich spielte dann mit dem Gedanken, wie<br />
schwarze Diamanten bei Lichteinfall<br />
aussehen würden. Ich wollte die Kollektion<br />
nun nicht „Shades of Black“ nennen,<br />
aber es geht um schwarze Schattierungen,<br />
kontrastiert mit Weiß – wie der Schnee –<br />
und als Highlight schließlich Bergkristall.<br />
Die Farbpalette wird durch dunkles Petrol<br />
ergänzt (Farben, die später im Lidschatten<br />
der Models reflektiert werden sollten,<br />
Anmerkung der Redaktion). Die Schnitte<br />
waren orientiert am Trend der Menswear-Items<br />
– Sachen, die aussehen, als<br />
hätte man sie sich vom Freund geliehen,<br />
adaptiert für die Frau: übergroße Mäntel,<br />
Herrenhemden. Beim Material stehen wir<br />
nach wie vor für einen Mix: Baumwolle,<br />
Seide, ganz viele Lederimitate, Wollstoffe,<br />
Lohenstoffe.<br />
Hat Ihre österreichische Heimat generell<br />
einen starken Einfluss auf Ihre Arbeit?<br />
Es ist hier so: Wenn etwas passiert, dann<br />
passiert es meist in Wien. Die Stadt ist allerdings<br />
allein schon logistisch ganz weit weg<br />
von dieser Region hier, wo ich ja lebe und<br />
arbeite. Ich habe hier schon das eine oder<br />
andere Projekt, aber in der Regel orientiere<br />
ich mich eher nach München, ganz<br />
einfach, weil es näher liegt.
40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41
42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43
44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
MODE | QUEEN OF <strong>THE</strong> MOUNTAIN<br />
Sie haben erst im vergangenen Jahr<br />
den österreichischen STEFFL-Award<br />
als „Best Newcomer“ erhalten, dabei<br />
sind Sie mittlerweile fast 30, haben seit<br />
fünf Jahren Ihr eigenes Label. Fühlen<br />
Sie sich noch wie ein Neuling in diesem<br />
Geschäft?<br />
Ich war noch kurz zuvor als „Designer des<br />
Jahres“ nominiert gewesen, die Nominierung<br />
und Auszeichnung als Newcomer<br />
kam erst danach. Natürlich nimmt man<br />
den dann an, zumal Österreich dadurch<br />
ein wenig aufgewacht ist, nachdem man<br />
mich bis dahin – ehrlich gesagt – ein wenig<br />
verschlafen hatte.<br />
Verstehen Sie sich denn als „österreichische<br />
Designerin“?<br />
Natürlich wird man damit konfrontiert,<br />
wenn man mit Leuten über seine Herkunft<br />
spricht, für meine Arbeit ist es aber nicht<br />
relevant. Es ist sehr schön hier, und als ich<br />
mich damals gefragt habe, wo ich mich<br />
selbständig machen möchte, habe ich mich<br />
bewusst für diese Region und gegen London<br />
entschieden, wo ich auch eine Weile gelebt<br />
habe. Ich kann hier sehr kreativ sein, ich<br />
liebe die Landschaft, die Natur, die Stille. Ich<br />
mag keine Menschenmassen mehr.<br />
Die Fashion Week in Berlin ist dann<br />
vermutlich jedes Mal eine Herausforderung?<br />
Das ist dann wiederum cool, denn es ist nur<br />
für eine Woche oder zwei – dann liebe ich<br />
den Trubel! Dann aber bin ich wieder hier,<br />
und wenn ich vom Arbeiten heim komme –<br />
wir wohnen am Waldrand – sehe ich auch<br />
mal ein Reh in meinem Garten. Viel Reisen<br />
und trotzdem diese Ruhe erleben zu können<br />
– das ist perfekt, das ist meins!<br />
Frau Ruétz, das Leitthema dieser<br />
Ausgabe ist „Enthusiasmus“ – wie definieren<br />
Sie den Begriff?<br />
Leidenschaft. Leidenschaft für die Arbeit.<br />
Arbeit ist mein Leben – allerdings verstehen<br />
das viele Menschen falsch. Ich denke, wenn<br />
man seine Arbeit als Berufung versteht, gibt<br />
es da keine Unterscheidung mehr.<br />
Dennoch haben Sie ja ganz sicher auch<br />
ein Privatleben. Wie gelingt es Ihnen,<br />
dieses vor der Vereinnahmung durch<br />
Ihre Arbeit zu schützen?<br />
Ich finde, das ist die Herausforderung<br />
schlechthin. Ich habe große Ziele für<br />
mich, da wird es zu einer großen Herausforderung,<br />
irgendwann meine Grenzen<br />
anzuerkennen. Ich wäre gern Superwoman<br />
und würde am liebsten 72 Stunden am<br />
Tag arbeiten.<br />
Welche Grenzen haben Sie denn schon<br />
erleben müssen?<br />
Freunde und Familie stehen zum Glück<br />
voll hinter mir. Aber ich merke, dass ich<br />
gesundheitliche Probleme bekomme,<br />
wenn ich mir nicht immer mal wieder eine<br />
Auszeit nehme. Ayurveda etwa interessiert<br />
mich daher sehr, auch Traditionelle Chinesische<br />
Medizin. Das verschafft mir einen<br />
Ausgleich gegenüber all der Arbeit und hilft<br />
mir auch bei der Regeneration.<br />
Was an Ihrer Arbeit versetzt Sie in<br />
enthusiastische Stimmung?<br />
Das passiert in der Zeit, in der in mir ein<br />
neues Thema entsteht. Etwa einen Monat<br />
vor dem Abschluss einer Kollektion, wenn<br />
wir meine Ideen also nur noch ausarbeiten,<br />
fängt es immer an: Eine neue Idee kommt<br />
mir in den Sinn, durch einen Film vielleicht<br />
oder ein Buch, und sobald ich diese Idee im<br />
Kopf habe, werde ich ganz wuschig. Ich bin<br />
dann wie unter Strom, und es entsteht eine<br />
große Freude. Ich kann dann kaum schlafen<br />
und wenn doch, dann träume ich von dieser<br />
Idee.<br />
An welchem Punkt in diesem Prozess<br />
stehen Sie jetzt gerade?<br />
In der Schnittentwicklung für die Sommerkollektion<br />
2015 – einige Teile stehen schon,<br />
andere sind noch nicht ganz ausgefeilt.<br />
Können wir Ihnen bereits drei Begriffe<br />
entlocken, die diese Kollektion charakterisieren?<br />
Ja – aber ich muss natürlich aufpassen,<br />
nicht zu viel zu verraten! Der aktuelle<br />
Arbeitstitel lautet „Suitcase Full Of Dreams“.<br />
Die Farbpalette ist sehr hell und die Schnitte<br />
sind sehr kompliziert.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.rebekkaruetz.com<br />
www.obergurgl.com
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45<br />
Fashion Trade evenT<br />
08.- 10.07.2014<br />
KraftwerK Berlin Mitte<br />
KöpenicK er Str. 70 . 10179 Berlin<br />
No 6<br />
di 08. Juli 10 — 19 Uhr<br />
mi 09. Juli 10 — 21 Uhr<br />
do 10. Juli 10 — 17 Uhr<br />
fAcebook.com/showANDorDer<br />
showANDorDer.com
46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | CD<br />
HÖRENSWERT<br />
PROGRESSIV<br />
UND GEISTERHAFT<br />
AUTOR: F. REIP<br />
COLDPLAY<br />
GHOST STORIES<br />
(Parlophone / Warner)<br />
Als die ersten Tracks von „Ghost Stories“<br />
im Lauf der vergangenen Monate nach<br />
und nach auf dem einen oder anderen<br />
Weg im Netz lanciert wurden, war das<br />
Staunen zunächst groß: Pomp und<br />
Bombast schienen aus der Klangwelt von<br />
Coldplay verbannt, ersetzt durch freie<br />
Räume, Hall, Stille. Geisterhaft in der Tat.<br />
Diesen Eindruck kann das Album über<br />
seine überraschend knappe Länge von<br />
neun Stücken nicht unbedingt aufrecht<br />
erhalten: „Another’s Arms“ trägt mit<br />
seinen weiblichen Background-Vocals<br />
arg auf, der vielleicht am vollständigsten<br />
realisierte Song – „A Sky Full Of Stars“ –<br />
erinnert dank seines Stadion-Beats an<br />
die letzte Übersingle „Every Teardrop Is A<br />
Waterfall“. Das Volk hat indes gesprochen:<br />
Die ersten Verkäufe des Albums katapultierten<br />
Coldplay auf Platz 1 in den Charts<br />
von unfassbaren 72 Ländern.
KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | CD<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47<br />
MICHAEL JACKSON<br />
XSCAPE<br />
(Sony)<br />
V. A. STUDIO RIO PRESENTS:<br />
<strong>THE</strong> BRAZIL CONNECTION<br />
(Studio Rio)<br />
<strong>THE</strong> WHO<br />
QUADROPHENIA: LIVE IN LONDON<br />
(Polydor)<br />
An posthume Veröffentlichungen hat<br />
man sich ja längst gewöhnt, nicht zuletzt<br />
dank der nicht abreißen wollenden Reihe<br />
von begeisternden Archiv-Releases von<br />
Johnny Cash. Doch bei Michael Jackson<br />
gerät das Ganze auch im zweiten Anlauf<br />
zum Politikum. Die „Kontemporisierung“<br />
von womöglich aus gutem Grund liegen<br />
gebliebenen Vocal-Spuren – angesichts<br />
der enormen Bedeutung der Produktion<br />
in der aktuellen Popmusik also eine<br />
komplett neue Gestaltung – schien ein<br />
zu starker Eingriff ins Werk des „King Of<br />
Pop“. Doch die acht Songs von „Xscape“<br />
machen jede Debatte müßig: Songs wie<br />
„Slave To The Rhythm“ oder „Do You Know<br />
Where Your Children Are“ präsentieren<br />
(oder erschaffen?) einen Jackson auf dem<br />
Höhepunkt seiner Strahlkraft: progressiv,<br />
beseelt, begeisternd – und auf alle Zeiten<br />
unsterblich!<br />
Im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
erscheinen ja so einige Sampler, die mal<br />
mehr, mal weniger elegant das Gastgeberland<br />
Brasilien thematisieren. Während<br />
dem „offiziellen“ Album mit vorprogrammierten<br />
Gassenhauern von Jennifer<br />
Lopez & Claudia Lette oder Santana &<br />
Wyclef eine eher kurze Halbwertzeit<br />
beschieden sein dürfte, ist die Compilation<br />
„Studio Rio Presents: The Brazil<br />
Connection“ ein echter Geheimtipp: Klassiker<br />
von Künstlern wie Marvin Gaye, Billie<br />
Holiday, Aretha Franklin, Nina Simone, Sly<br />
& The Family Stone oder den Isley Brothers<br />
werden mit modernen Samba- und<br />
Bossa Nova-Arrangements „brasilianisiert“.<br />
Dafür wurden die Gesangsspuren<br />
aus den Original-Mehrspurbänder extrahiert<br />
und mit Unterstützung von Musikern<br />
wie Marcos Valle und Grammy-Preisträger<br />
Roberto Menescal neu begleitet.<br />
Live-Releases gibt es nach wie vor zahlreiche,<br />
doch in diesem Fall begeistert<br />
neben dem Inhalt auch die Präsentation:<br />
„Quadrophenia: Live in London“, aufgezeichnet<br />
am 8. Juli 2013 in der Londoner<br />
Wembley Arena, erscheint neben Standard-Formaten<br />
auch in einer luxuriösen,<br />
geprägten Metall-Box, in der sich u.a.<br />
HD-Blu-Ray, Standard-DVD, eine Doppel-<br />
CD, ein 32-seitiges Begleitbuch und zum<br />
ersten Mal überhaupt ein 5.1 Surround<br />
Sound-Mix des 1973er Originalalbums<br />
finden. Das hier von vorn bis hinten<br />
gespielte „Quadrophenia“, eine Rockoper<br />
über die Modkultur der 1960er Jahre, hat<br />
dabei natürlich weder in Studio- noch in<br />
Live-Aufnahmen etwas von seiner Wucht<br />
verloren. In einem zweiten Set spielte<br />
die Band um Pete Townsend und Roger<br />
Daltrey Klassiker wie „Pinball Wizard“ oder<br />
„Who Are You“.
48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | IM GESPRÄCH<br />
DIE ATOME VIVALDIS<br />
IM GESPRÄCH MIT<br />
MAX RICHTER<br />
AUTOR: F. REIP<br />
Die Berührung von Klassik und Pop ist kein<br />
Neuland für Max Richter: Sein sterbensschönes<br />
Stück „The Nature Of Daylight“<br />
etwa wurde für Martin Scorseses Psychodrama<br />
„Shutter Island“ mit einer Vokalspur<br />
aus „This Bitter Earth“ zusammengeführt,<br />
einem Song der „Queen of<br />
Blues“ Dinah Washington aus den 1960er<br />
Jahren. Im Rahmen der „Recomposed“-<br />
Reihe hatte der Komponisten zuletzt<br />
vor anderthalb Jahren Antonio Vivaldis<br />
„Vier Jahreszeiten“ dekonstruiert und<br />
von Geigensolist Daniel Hope und dem<br />
Konzerthaus Kammerorchester Berlin<br />
unter der Leitung von André de Ridder<br />
neu einspielen lassen. Die Aufnahme<br />
erscheint nun in einer Deluxe-Version.<br />
<strong>BOLD</strong> sprach mit Richter über die<br />
Aufnahmen, über die Bedeutung von<br />
Klassik und den Wert des Zuhörens ...<br />
Herr Richter: Denken Sie, dass Ihre<br />
Arbeit Türen in die Welt der klassischen<br />
Musik öffnet?<br />
Vielleicht tut sie das. Ich bin der Vorstellung<br />
von Grenzen in der Musik müde.<br />
Ich habe schon immer alles Mögliche<br />
gehört – elektronische Musik, Punk, Postrock,<br />
Jazz, Klassik – und sehe da eine<br />
natürliche, durchgehende Verbindung.<br />
Ein Effekt des Downloadens ist, dass die<br />
Menschen nun vielfältiger Musik hören<br />
als früher. Sie sind generell offener, als die<br />
Marketing-Abteilungen denken. Denn letztlich<br />
sind Musikrichtungen Marketing-Kategorien.<br />
Musiker arbeiten hingegen ganz<br />
natürlich über diese Grenzen hinweg.<br />
Welchen Wert kann klassische Musik<br />
heutzutage haben?<br />
Sie symbolisiert eine andere Art und Weise,<br />
über Musik nachzudenken. Es geht weniger<br />
um Sounds, Gesten, Lyrics: Es ist Musik als<br />
Text. Die Musik erschließt sich erst über<br />
längere Zeit, Geschichten werden anders<br />
erzählt, denn es steht eine Unmenge an<br />
Informationen zur Verfügung – sofern man<br />
bereit ist, Zeit mit der Musik zu verbringen.<br />
Klassik operiert auf einer anderen Timeskala.<br />
Wie erschließt sich all dies Menschen,<br />
die keine traditionelle Ausbildung in<br />
klassischer Musik genossen haben?<br />
Man muss lernen zuzuhören. Wie man<br />
lernen muss, wie Kino, kontemporäre Kunst<br />
oder Bildhauerei funktionieren, so ist es<br />
auch mit der Klassik: Man muss erst seinen<br />
Zugang finden. Natürlich kann Klassik<br />
auch ganz unmittelbar beeindrucken, aber<br />
abseits des Adrenalinstoßes der Klänge<br />
findet innerhalb dieser Musik auch eine<br />
andere Art Konversation statt – und deren<br />
Sprache muss man erst ein wenig erlernen.<br />
Wenn man als Kind ein Instrument lernt,<br />
hilft das natürlich.<br />
Sprechen wir über Ihre Neubearbeitung<br />
von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“<br />
– welche Hürden hatten Sie bei<br />
der Arbeit daran zu nehmen?<br />
Die Schwierigkeit lag im Konzept der<br />
„Recomposed“-Reihe selbst. Die bislang an<br />
der Reihe beteiligten Künstler haben das
KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | IM GESPRÄCH<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49<br />
Fotos: E. Weiss, Deutsche Grammophone<br />
Max Richter bei<br />
Aufnahmen im Studio.
50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | IM GESPRÄCH<br />
Daniel Hope (links)<br />
und Max Richter (rechts)
KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | IM GESPRÄCH<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51
52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | HÖRENSWERT | IM GESPRÄCH<br />
Ganze im Wesentlichen wie einen Remix<br />
behandelt, haben mit Produktionstechnik<br />
im Studio bereits existierende Aufnahmen<br />
bearbeitet. Ich habe auch so angefangen,<br />
habe aber schnell gemerkt, dass ich meine<br />
Zeit verschwendete: Ich konnte mit dem<br />
Material einfach nichts anstellen, das Sinn<br />
ergab. Ich fühlte mich wie ein Kind im<br />
Süßwarengeschäft, das nichts anfassen<br />
durfte. Ich beschloss, dass es das nicht<br />
sein könne, sondern dass ich das gesamte<br />
Werk neu schreiben musste, wenn ich ihm<br />
meine persönliche Note geben wollte. Und<br />
an diesem Punkt wurde eigentlich alles<br />
ganz einfach: Ich konnte mir ja einfach die<br />
Stellen in den „Vier Jahreszeiten“ heraussuchen,<br />
die ich liebte, und diese „aufdrehen“!<br />
(lacht)<br />
Wie lief das technisch ab?<br />
Ich stieg in Vivaldis Komposition ein<br />
und schrieb sie nahezu komplett neu.<br />
Ich verwarf 80 Prozent der Originalmusik,<br />
es gibt Passagen in meiner<br />
Version, die im Grunde kaum noch<br />
Vivaldi enthalten, aber es gibt auch<br />
Bewegungen, in denen ich das Original<br />
kaum verändert habe und die noch gut<br />
erkennbar sind. Ich folgte meinem Enthusiasmus<br />
und arbeitete mich durch das<br />
Material. Es war fast wie in einem Labor<br />
bei einem naturwissenschaftlichen Experiment.<br />
Ich schuf ein neues Werk aus den<br />
Atomen Vivaldis.<br />
Zum Thema Technik: Nach der Erstveröffentlichung<br />
des Albums im vorvergangenen<br />
Herbst ist nun eine erweiterte<br />
Auflage erschienen, auf der fünf<br />
brandneue Soundscape-Kompositionen<br />
enthalten sind. Worum handelt es sich<br />
dabei?<br />
Diese Soundscapes entstanden für eine<br />
besondere Aufführung des Werks in Kopenhagen.<br />
Die Musik wurde von einer virtuellen<br />
Welt begleitet, die eine dänische<br />
Videogame-Design-Company entwickelt<br />
hatte. Es war ziemlich faszinierend, sich<br />
in dieser Welt zu bewegen, daher wollte<br />
ich ein paar Freiräume in der Performance<br />
schaffen, in denen man zur Ruhe kommen<br />
und sich auf diese atmosphärische Welt<br />
einlassen konnte.<br />
Inwiefern erweitern diese den musikalischen<br />
Kosmos der „Vier Jahreszeiten“<br />
bzw. in welchem Verhältnis stehen sie<br />
zu diesem?<br />
Das Material in jedem dieser „Shadows”<br />
stammt aus Atomen des entsprechenden<br />
Satzes. Sie sind so etwas wie eine Hörpause<br />
– oder vielleicht auch ein Ort, an dem<br />
man darüber nachdenken kann, was man<br />
gerade gehört hat.<br />
Parallel wurde eine iPad-App veröffentlicht.<br />
Was hat Sie an diesem Projekt<br />
gereizt?<br />
Ich hatte die Gelegenheit, die zuvor veröffentlichte<br />
App „Beethoven 9“ auszuprobieren<br />
und war absolut begeistert. Das<br />
Interface ist für diese Art Projekt wie<br />
geschaffen: Es ist eine Musterehe von Form<br />
und Funktion und ein wunderbarer Weg,<br />
die vielen Facetten einer Komposition zu<br />
erkunden – aus der Sicht des Komponisten<br />
ebenso wie der des Musikers als auch vom<br />
musikhistorischen Standpunkt aus. Ich<br />
liebe die Flexibilität der App. Man kann sich<br />
mit dem Score in der Weise beschäftigen,<br />
die man sich aussucht. Die App öffnet viele<br />
Türen in die Musik.<br />
Sie sind kürzlich eine langfristige<br />
Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Grammophon eingegangen. Welche<br />
Projekte sind derzeit dafür in Vorbereitung?<br />
Ich werde demnächst ein neues Solo-<br />
Album veröffentlichen, von dem ich sehr<br />
begeistert bin. Abgesehen davon arbeite<br />
ich derzeit an einem neuen Ballett für<br />
Wayne Macgregor und das Royal Ballet in<br />
London.<br />
Eine abschließende Frage: Was bedeutet<br />
für Sie Enthusiasmus?<br />
Ich suche nach Überraschungen, Unerwartetem<br />
– auch in meiner Arbeit. Es begeistert<br />
mich immer wieder, anderen Menschen<br />
sagen zu können, was man in sich trägt.<br />
Musiker ist ein merkwürdiger Beruf, und<br />
gerade als Komponist schafft man sein<br />
eigenes Universum. Diese Landschaft, die<br />
man gemeinsam mit jemandem bewohnen<br />
kann, den man nie getroffen hat – das ist<br />
wunderbar.<br />
LINK ZUM KÜNSTLER:<br />
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />
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54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55
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KUNST & KULTUR | NACHGEFRAGT <strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57<br />
NACHGEFRAGT<br />
SIMON BÖER<br />
IM INTERVIEW<br />
INTERVIEW: H. SAMORAY<br />
Simon Böer ist ein erfolgreicher deutscher Schauspieler, der sein Leinwand-Debüt im<br />
Kinofilm „Devot“ feierte und unter anderem in Filmen wie „Elementarteilchen“, „Lulu<br />
und Jimi“ und zuletzt in Lars von Triers „Nymphomaniac“ zu sehen war. Aktuell spielt<br />
er in der zweiten Staffel der ZDF-Produktion „Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“<br />
Zum Start der Serie, Ende vergangenen Jahres, gelang Böer auch sein Model-Debüt:<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Cover der Ausgabe 09 2013 und Fashion-Shooting in der<br />
Ausgabe 10 2014, das in der spanischen Wüste bei Tudela realisiert wurde. Seitdem ist gut<br />
ein Jahr vergangen und <strong>BOLD</strong> möchte wissen, wie es ihm seitdem ergangen ist.
Fotos: D. Schaper / Outfits: PME Legend<br />
58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | NACHGEFRAGT
KUNST & KULTUR | NACHGEFRAGT <strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59<br />
nach, der Mann von heute mit dem<br />
Thema Mode umgehen?<br />
Lindsey Opso – hat so abgeliefert, dass mir<br />
wirklich der Mund offen stand. Respekt!<br />
Verspielt. Unverkrampft – dem Anlass<br />
entsprechend natürlich. Aber es gibt kein<br />
Diktat und jede Menge Spielraum für<br />
Individualität. Ich persönlich mag es,<br />
wenn ein modischer Mann auch die alte<br />
Schule beherrscht – aber Mode darf auch<br />
crazy sein. Ich hatte lange mit Fashion<br />
nichts am Hut – das hat sich geändert.<br />
Ich kleide mich privat zwar immer noch<br />
gerne casual, dafür genieße ich aber auch<br />
Anlässe, zu denen ich beispielsweise einen<br />
richtig guten Anzug trage.<br />
Was hat sich seit Ihrem Model-Debüt<br />
bei <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> im letzten<br />
Jahr für Sie geändert?<br />
Mit Sicherheit ist die Kommunikation<br />
mit dem Fotografen als Schauspieler eine<br />
andere, als mit einem Regisseur beim<br />
Film. Ich persönlich entwerfe mir beim<br />
Shooting sekundenschnell eine Geschichte<br />
– das Drehbuch zum Foto sozusagen.<br />
Wenn man dann eine gemeinsame<br />
Sprache mit dem Fotografen findet, kann<br />
das ein wundervoller Selbstläufer werden.<br />
Nun ist die zweite Staffel von „Herzensbrecher<br />
– Vater von vier Söhnen“ abgedreht.<br />
In der Rolle des Andreas Tabarius<br />
geht es darum, als echter Mann rüberzukommen,<br />
aber auch Gefühle zuzulassen.<br />
Passt das zum männlichen Lifestyle?<br />
Herr Böer, das Leitthema dieser Ausgabe<br />
lautet: Enthusiasmus. Wie würden Sie<br />
diesen Begriff persönlich deuten?<br />
Enthusiasmus bedeutet für mich Lebensfreude,<br />
Begeisterungsfähigkeit, Liebe für<br />
die Dinge, die ich angehe. In meinem<br />
Beruf wäre ich ohne diesen, mir sehr<br />
eigenen, Enthusiasmus verloren. Denn er<br />
entscheidet auch darüber, ob du wieder<br />
aufstehst, wenn du mal am Boden bist.<br />
Er ist das Zünglein an der Waage, wenn<br />
du weitergehst, als du es selbst vielleicht<br />
vorher angenommen hattest. Enthusiasmus<br />
ist für mich die pure Leidenschaft<br />
für das Geschenk: Leben.<br />
Zum Leben gehört ja auch immer der<br />
eigene Stil. Wie sollte, Ihrer Meinung<br />
Das war der Hammer. Mein <strong>BOLD</strong>-Debüt<br />
hat mir Tore und Türen geöffnet. Plötzlich<br />
bekam ich Anrufe von Magazinen, hatte<br />
diverse Shootings und auch verschiedene<br />
Designer fragten an, ob sie mich nicht<br />
hier und da mal ausstatten könnten. Ich<br />
glaube, in meiner Branche passiert so<br />
etwas eher Frauen (lacht). Ich selbst habe<br />
aber auch Blut geleckt und erfahren, dass<br />
mir diese Art von Arbeit vor der Kamera<br />
enormen Spaß macht.<br />
Hat Ihnen Ihr schauspielerisches Talent<br />
dabei geholfen?<br />
Ich denke schon. Ich hatte allerdings vor<br />
meiner <strong>BOLD</strong>-Mode-Produktion überhaupt<br />
keine Ahnung als Model und ob<br />
ich so etwas kann. Das Model, mit dem<br />
ich geshootet wurde – die bezaubernde<br />
Ich bin der Meinung, dass es sehr männlich<br />
ist, Gefühle zu zeigen. Dass dem nicht<br />
so ist, ist ein veraltetes Klischee, was sich<br />
schon viel zu lange gehalten hat. Ich selbst<br />
habe da nie einen Widerstreit gesehen. Das<br />
hat natürlich auch immer damit zu tun,<br />
was einem vorgelebt wurde. Mein Vater,<br />
der ein ganzer Kerl war, hat mir sehr früh<br />
vermittelt, dass sich Empathie und wahre<br />
Männlichkeit nicht ausschließen, sondern<br />
bedingen.<br />
Gelingt es Ihnen, Familie und Karriere<br />
unter einen Hut zu bekommen?<br />
Die Familie hat ganz klar Priorität.<br />
Gerade momentan ist das aber sicherlich<br />
ein Spagat: Ich spiele in Köln einen<br />
alleinerziehenden Vater von vier Söhnen,<br />
während meine Frau das wirkliche Leben
60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | NACHGEFRAGT<br />
mit unseren Kids in Berlin alleine wuppt.<br />
Ich habe da eine wundervolle Partnerin<br />
an meiner Seite, die sehr ausschlaggebend<br />
dafür ist, dass wir das alles unter einen<br />
Hut bekommen. Wir machen das Beste<br />
daraus, sehen uns nahezu jedes Wochenende,<br />
und ich lese meinen Kindern unter<br />
der Woche abends am Telefon eine Gutenachtgeschichte<br />
vor.<br />
Wenn wir das eimal zusammen fassen,<br />
haben Sie bisher wohl alles richtig<br />
gemacht. Wie sehen Ihre nächsten Pläne<br />
aus?<br />
(lacht) Ich musste gerade einige schöne<br />
Projekte absagen, weil die „Herzensbrecher“<br />
noch bis in den Oktober hinein all<br />
meine Aufmerksamkeit und Kraft erfordern.<br />
Danach beginnen für mich, ebenfalls<br />
in Köln, die Dreharbeiten für ein<br />
neues Comedy-Format zusammen mit<br />
Cordula Stratmann. Das wird ein Riesenspaß<br />
und viel Arbeit. Weiter denke und<br />
plane ich zur Zeit noch nicht. Ich bin<br />
bisher ganz gut damit gefahren, das Leben<br />
so zu nehmen, wie es kommt.<br />
Was würden Sie denn gern einmal<br />
spielen?<br />
Ich denke, die deutsche Film- und Fernsehlandschaft<br />
wird früher oder später<br />
nicht daran vorbeikommen, mir einen<br />
richtig geilen, dreckigen Straßenbullen auf<br />
den Leib zu schreiben (lacht).<br />
Natürlich stehe ich als großer Junge auf so<br />
etwas. Aber generell bin ich da sehr offen<br />
und habe keine wirkliche Traumrolle. Die<br />
Drehbücher müssen stimmen, die Dialoge<br />
authentisch sein – dann kann und will ich<br />
alles spielen!<br />
Wechseln wir das Thema: Fahren Sie<br />
gern Auto?<br />
Ja! Und vor allem gut! (lacht)<br />
Roadtrip oder Rennen?<br />
Da schlagen zwei Herzen in meiner<br />
Brust! Ich fahre als Familienvater einen<br />
SEAT Alhambra. Eine super Familienkutsche,<br />
die darüber hinaus mein Männerherz<br />
durch ihren sportlichen Charakter<br />
besticht (lacht). Mit der Family ist es dann<br />
häufiger der Roadtrip. Aber der neue<br />
SEAT Leon Cupra, mit seinen 280 PS,<br />
den ich gemeinsam mit dem Rennfahrer<br />
Sebastian Stahl schon einmal hart<br />
rannehmen durfte, hat es mir wirklich<br />
angetan. Ich spiele tatsächlich mit dem<br />
Gedanken, eine Rennlizenz zu machen.<br />
Da dürfen wir wohl gespannt sein und<br />
werden die Rennstrecken mal im Auge<br />
behalten. Was sollte, in Ihren Augen, ein<br />
„gutes Auto“ heute mitbringen – um Sie<br />
zu begeistern und mit Enthusiasmus zu<br />
erfüllen?<br />
Es sollte was für‘s Auge mitbringen – ein<br />
gutes Design finde ich sehr wichtig. Es<br />
sollte gut und klug motorisiert sein, und<br />
natürlich sollte seine Energieeffizienz<br />
weit vorne liegen. Alles in allem, muss es<br />
einfach Spaß machen!
KUNST & KULTUR | NACHGEFRAGT <strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61
62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
KUNST & KULTUR | SEHENSWERT<br />
EYES<br />
WIDE OPEN<br />
STANLEY KUBRICK<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Stanley Kubrick (1928 - 1999) gilt als<br />
einer der wichtigen Regisseure der Filmgeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts. Zwei<br />
Werke seien hier beispielhaft erwähnt:<br />
„A Clockwork Orange“, ein Filmklassiker<br />
aus dem Jahr 1971, der in einer fernen<br />
Zukunft spielt – eine Jugendgang treibt<br />
ihr Unwesen in einem trostlosen Vorort<br />
von London, ihr Alltag ist voll von Gewalt,<br />
Schlägereien, Raubüberfällen und Vergewaltigungen.<br />
Und „Eyes Wide Shut“, der<br />
letzte Film Kubricks aus dem Jahr 1999:<br />
Hier handelt es sich um eine ins New<br />
York der Gegenwart verlegte Verfilmung<br />
von Arthur Schnitzlers Traumnovelle mit<br />
Nicole Kidman und Tom Cruise in den<br />
Hauptrollen.<br />
Die Ausstellung Eyes Wide Open zeigt<br />
Stanley Kubrick als Fotograf und schlägt<br />
ein weniger bekanntes Kapitel seiner<br />
Karriere auf: Zwischen 1945 und 1950<br />
entstanden für die US-amerikanische<br />
Zeitschrift Look eine Reihe von essayistischen<br />
Fotoreportagen, die es Kubrick<br />
erlaubte, sich mit Komposition, Atmo-<br />
sphäre und Timing auseinanderzusetzen<br />
und so eine ganz eigene visuelle Erzähltechnik<br />
und Bildsprache zu entwickeln.<br />
Von Kubricks über 27.000 Fotowerken<br />
wurden mehr als 1.000 veröffentlicht.<br />
Glamour, Straßenschicksale, Spots aus<br />
dem Boxerleben waren die Inhalte seiner<br />
Fotostrecken. Kubricks Fotos zeigen<br />
die kleinen und großen Geschichten<br />
von New York, der aufstrebenden Weltmetropole.<br />
Im Kunstforum Wien ist die<br />
Welt Stanley Kubricks zum ersten Mal<br />
in Europa in einem großen Umfang zu<br />
sehen und unbedingt sehenswert.<br />
Fotos: S. Kubrick (Bank Austria, Kunstforum Wien)<br />
Der zur Ausstellung im Verlag Moderner<br />
Kunst Nürnberg erscheinende Katalog<br />
leistet zusätzliche Grundlagenforschung<br />
zu Kubricks fotografischem Frühwerk und<br />
publiziert erstmals eine Auswahl an Fotografien<br />
und Layouts des Künstlers.<br />
Eyes wide open – Stanley Kubrick<br />
Bis: 13. Juli 2014<br />
Kunstforum Wien<br />
Freyung 8, 1010 Wien<br />
www.kunstforumwien.at
KUNST & KULTUR | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 63
64 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> KUNST & KULTUR | SEHENSWERT
KUNST & KULTUR | SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 65<br />
Foto: C. Sherman<br />
Foto: E. Arnold<br />
Foto: Metropolis, F. Lang, 1927<br />
Aufsehenerregend waren bereits die<br />
frühen Bildsequenzen der US-amerikanischen<br />
Fotokünstlerin Cindy Sherman,<br />
in denen sie sich konzeptuell mit der<br />
weiblichen Identität, mit fragwürdigen<br />
Rollenbildern, der eigenen Körperlichkeit<br />
und Fragen der Sexualität beschäftigte.<br />
Sherman ist Jahrgang 1954 und zeigte<br />
ihre Arbeiten in den wichtigen Museen<br />
der Welt, nun wurde ihr in Zürich eine<br />
große Einzelausstellung gewidmet.<br />
Im Zentrum des Werks stehen fotografische<br />
Selbstporträts, welche Sherman<br />
mit Schminke und Perücken in verschiedenen<br />
Kostümierungen zeigen. Es<br />
geht dabei um die Inszenierung von<br />
geschlechtsspezifischen Rollen und um<br />
wechselnde Identitäten. Zudem werden<br />
bisher kaum gezeigte Werke der Künstlerin<br />
in der Ausstellung im Kunsthaus<br />
Zürich präsentiert.<br />
Eve Arnold (1912 - 2012) wird heute zu<br />
den bedeutenden Fotografinnen des 20.<br />
Jahrhunderts gezählt. Ihr fotografisches<br />
Schaffen beginnt sie als Autodidaktin. Sie<br />
arbeitete seit 1951 als erste Frau für die<br />
legendäre Fotoagentur Magnum, 1957<br />
wurde sie dort Vollmitglied. Berühmt<br />
wurde sie mit ihren ungewöhnlichen<br />
Modeaufnahmen in Harlem und durch<br />
ihre politischen Reportagen. Die feinfühligen<br />
Beobachtungen in den Fotografien<br />
ihrer Reisen nach Afghanistan, China<br />
und Indien bezeugen eine grundlegend<br />
humanistisch geprägte Bildsprache. Eve<br />
Arnold zeigt die Würde des Menschen.<br />
Der Grande Dame des Bildjournalismus,<br />
die 2012, kurz vor ihrem 100. Geburtstag,<br />
in London verstarb, widmet die Ludwiggalerie<br />
eine wahrhaft umfassende Retrospektive:<br />
Eine gelungene Hommage für<br />
für eine großartige Fotografin.<br />
Das Leitthema der Quadriennale 2014<br />
heißt: „Über das Morgen hinaus“. Mit dem<br />
programmatischen Titel „Visionen und<br />
Alpträume – Die Stadt der Zukunft im<br />
Film“ zeigt das Filmmuseum Düsseldorf<br />
in diesem Rahmen eine faszinierende<br />
Ausstellung zur filmischen Sicht auf die<br />
Zukunft. Dazu begibt sich das Filmmuseum<br />
in die Räumlichkeiten des ehemaligen<br />
NRW-Forums. Als besondere Attraktion<br />
lassen hier Nachbauten der Filmsets<br />
aus „Metropolis“ und „Blade Runner“ die<br />
Besucher in spektakuläre Zukunftswelten<br />
eintauchen. Zahlreiche Requisiten, Fotos,<br />
Entwürfe, Drehbücher und andere Materialien<br />
aus vielen weiteren Science-<br />
Fiction-Produktionen werden großzügig<br />
präsentiert. So ist auch ein Modell des<br />
„Raumschiffs Enterprise“ zu bewundern.<br />
Begleitet wird die Ausstellung durch<br />
eine umfassende Filmreihe im Kino „Black<br />
Box“ des Filmmuseums.<br />
Cindy Sherman - Untitled horrors<br />
Bis: 14. September 2014<br />
Eve Arnold – Retrospektive<br />
Bis: 7. September 2014<br />
Visionen und Alpträume<br />
Bis: 12. Dezember 2014<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Heimplatz 1, 8001 Zürich<br />
www.kunsthaus.ch<br />
Ludwig-Galerie<br />
K.-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen<br />
www.ludwiggalerie.de<br />
NRW Forum<br />
Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf<br />
www.duesseldorf.de/filmmuseum
66 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 67<br />
ZUCKERHUT<br />
UND COPACABANA<br />
RIO DE JANEIRO<br />
AUTOR: M. WINCKLER<br />
Brasilien steht seit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft am 12. Juni im Fokus der<br />
internationalen Aufmerksamkeit. An 12 Orten spielen die Mannschaften um die begehrteste<br />
Sport-Trophäe. In Rio de Janeiro wird unter anderem das Endspiel ausgetragen.<br />
Die deutsche National-Elf spielte in der Vorrunde in zwei Städten, Salvador da Bahia<br />
und Recife, die selbst und ihre Umgebungen zu den kulturell reichsten und landschaftlich<br />
schönsten Küstenregionen im Nordosten des Landes zählen.
68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
RIO DE JANEIRO,<br />
DIE WUNDERVOLLE STADT<br />
Elizabeth Paiva von Rios Tourismusamt<br />
mahnt zur Eile: „Der Hubschrauber steht<br />
bereit. Das Wetter ist wunderschön, aber<br />
in den vergangenen Tagen sehr wechselhaft<br />
gewesen. Rio de Janeiro aus der<br />
Vogelperspektive zu sehen, setzt Glückshormone<br />
frei“, fügt sie hinzu. Und sie<br />
sollte Recht behalten: Wer seinen Rio-<br />
Besuch mit einem Hubschrauberrundflug<br />
beginnt, gerät ins Schwärmen.<br />
Die Sechs-Millionen-Metropole an der<br />
Atlantikküste im Südosten Brasiliens liegt<br />
inmitten kegelförmiger Granitberge,<br />
deren grüne Kuppeln im Sonnenlicht<br />
glänzen. Der Corcovado ist mit mehr als<br />
700 Metern der höchste Berg Rios. Zum<br />
Gipfel fährt eine rotlackierte Zahnradbahn<br />
durch Sekundärdschungel, in dem<br />
Affen und Riesenschlangen leben. Oben<br />
breitet die Christus-Statue, 36 Meter<br />
hoch, schützend ihre Arme über die Stadt<br />
aus.<br />
Von der Skulptur schweift der Blick zum<br />
weltweit wohl bekanntesten Granitfelsen,<br />
den fast 400 Meter hohen Zuckerhut,<br />
zu dem eine Gondel führt. An den Felswänden<br />
hangeln sich Kletterer an Seilen<br />
hinauf. Am Fuße des Zuckerhuts liegt<br />
die Guanabara-Bucht, in deren Einfahrt<br />
kleine Inseln mit ihren emporragenden<br />
Felsmassiven eine bizarre Meereslandschaft<br />
formen. Eine gigantische Brücke<br />
– mehr als 15 Kilometer lang – überspannt<br />
die Bucht und verbindet Rio mit<br />
der Nachbarstadt Niterói. An der Küste<br />
auf grüner Wiese ein rundes Gebäude,<br />
wie ein Ufo, das gerade gelandet ist. Es ist<br />
das Museum für zeitgenössische Kunst,<br />
ein Bauwerk des verstorbenen brasilianischen<br />
Stararchitekten Oscar Niemeyer.<br />
In entgegengesetzter Richtung reihen<br />
sich an scheinbar endlosen Stränden wie<br />
die Perlen einer Kette Rios bekannteste<br />
Stadtteile – Botafogo und Flamengo,<br />
Copacabana, Ipanema und Leblon. Am<br />
Ende des Strandes von Leblon ragt der<br />
markante Zwillingsfelsen auf. Im Hintergrund<br />
erhebt sich ein Küstengebirge.<br />
„Cidade maravilhosa“, die „wundervolle<br />
Stadt“, so nennen die Cariocas,<br />
die Einwohner Rios, stolz und beinahe<br />
ehrfürchtig ihre Metropole. Kilometerlange<br />
Sandstrände, sichelförmig<br />
geschwungene Buchten, die Brandung<br />
des Atlantiks, Granitfelsen und tropischer<br />
Wildwuchs, – das ist ein Mix, den kaum<br />
eine andere Großstadt zu bieten hat.<br />
Vielen Reisenden gilt Rio daher nicht nur<br />
als schönste Stadt Südamerikas, sondern<br />
als schönste der Welt. Dazu kommt die<br />
Lebensfreude der Cariocas. Straßenfeste<br />
mit Samba-Bands, Samba-Clubs, Samba-<br />
Beach-Parties. Bereits beim ersten Takt<br />
schwingen die Hüften. Samba, das ist<br />
das musikalische Lebenselixier von Rios<br />
Einwohnern, von Jung und Alt. Und<br />
der Strand ist ihr Zuhause. Er sei für die<br />
Cariocas Mittelpunkt des gesellschaftlichen<br />
Lebens, ungeachtet der sozialen<br />
Herkunft, sagt Rios Tourismuschef Paulo<br />
Senice. „Schon als Kinder wachsen wir<br />
am Strand auf, und als ältere Menschen<br />
sind wir immer noch da. Hier werden<br />
die ersten Freundschaften geschlossen,<br />
hier lernt man seinen späteren Partner<br />
kennen, hier geht man zur Mittagspause<br />
hin und trifft sich am Wochenende mit<br />
der Familie.“<br />
LAUFSTEG DER SCHÖNEN<br />
UND REICHEN<br />
Ipanema gilt als Laufsteg der Schönen<br />
und Reichen. Der benachbarte, sanft<br />
geschwungene Copacabana-Strand ist<br />
zumindest im Ausland noch populärer.<br />
Zwischen den Stränden und Hochhauskulissen<br />
mit Luxushotels, Restaurants<br />
und Geschäften liegen mehrspurige<br />
Straßen. An Wochenenden wird die Spur<br />
direkt an der Strandpromenade für den<br />
Autoverkehr gesperrt. Schon früh am<br />
Morgen tummeln sich Radfahrer, Jogger<br />
und Inlineskater auf dem Fahrstreifen. In<br />
regelmäßigen Abständen bieten Strandbuden,<br />
vor denen sich Pyramiden aus<br />
Kokosnüssen türmen, eiskalte Getränke<br />
und kleine Imbisse. Die Cariocas sind für<br />
ihren Körperkult bekannt. Sie trainieren<br />
am Strand an fest installierten Fitnessgeräten,<br />
spielen im Sand Fuß- und Volleyball<br />
und reiten mit ihren Surfbrettern<br />
auf den Wellen des Atlantiks. Auch Ältere<br />
halten sich fit: An den Stränden von Rio<br />
sind nicht nur durchtrainierte, muskelbepackte<br />
Männer und Bikini-Schönheiten<br />
zu sehen, sondern auch Menschen, die<br />
nicht unbedingt den Körperidealen der<br />
Werbeindustrie entsprechen, denn die<br />
brasilianische Küche ist durchaus deftig.<br />
Die Hochsitze der Rettungsschwimmer<br />
an den bekanntesten Stränden sind
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />
Fotos: Luisafer, Lazyllama, Marchello74 (Fotolia.com)<br />
Die Christstatue breitet schützend<br />
ihre Arme über die Stadt.
70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Blick auf die Bucht von Botafogo<br />
mit Zuckerhut und Inseln.
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71
72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Gondeln erschließen die<br />
Favela Morro do Alemão.
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />
Hotels verhängten eine Ausgangssperre,<br />
um ihre Gäste zu schützen. Ganz so sicher<br />
wie die Touristikfachleute gerne beteuern<br />
ist Rio nicht. Aber wesentlich sicherer als<br />
vor zehn bis 15 Jahren. Rio galt damals als<br />
verlorene Stadt, die im Sumpf von Kriminalität<br />
und Korruption unterzugehen<br />
drohte.<br />
In Rio gibt es nach offiziellen Angaben<br />
etwa 600 Favelas mit rund 1,4 Millionen<br />
Bewohnern. 174 Favelas mit insgesamt<br />
400.000 Einwohnern seien bisher<br />
befriedet worden, darunter Rocinha mit<br />
150.000 Bewohnern, sagt Senice. Neben<br />
dem Aufbau von vorher nicht vorhandenen<br />
rechtsstaatlichen Strukturen wie<br />
Polizeistationen würden mehrere Sozialprogramme<br />
zur Integration von arbeitslosen<br />
Jugendlichen beitragen, die zuvor<br />
in die Fänge von Drogenbanden gerieten,<br />
die die Favelas beherrscht hatten. „Inzwischen<br />
haben Pensionen in den Favelas<br />
eröffnet und es werden Führungen angeboten“,<br />
so der Tourismuschef.<br />
MIT DER SEILBAHN ÜBER DER<br />
FAVELA SCHWEBEN<br />
Wie in Morro do Alemão, eine sich über<br />
mehrere Hügel hinziehende Siedlung<br />
aus 13 Favelas mit 85.000 Bewohnern.<br />
Früher patroullierten hier Jugendliche in<br />
Bermuda-Shorts, mit Maschinenpistolen<br />
bewaffnet, in den Straßen und Gassen –<br />
zur Demonstration ihrer Macht oder zur<br />
Verteidigung ihres Reviers gegen rivalisierende<br />
Drogenbanden. Und die Gangs<br />
haben ihr Territorium noch nicht ganz<br />
dem Staat überlassen. Davon zeugen<br />
nummeriert. Zwischen den einzelnen<br />
Türmen haben sich Abschnitte entwickelt,<br />
die ihr jeweils spezielles Publikum<br />
anziehen. An einem Punkt ist die Lesbenund<br />
Schwulenszene präsent, an einem<br />
anderen halten sich vorwiegend Familien<br />
auf. Touristen schmoren meist auf<br />
Höhe ihres Hotels in der Sonne. „Aber<br />
die Strände von Rio sind für alle da“, so<br />
Senice. „Egal ob weiß oder schwarz, ob<br />
reich oder arm, ob Carioca oder Tourist,<br />
Rio lebt am Strand.“<br />
DIE SICHERHEITSLAGE HAT<br />
SICH VERBESSERT<br />
Mit Blick auf die Fußball-WM war die<br />
Stadt bemüht, die Sicherheit zu erhöhen.<br />
„Inzwischen kann man an den Stränden<br />
von Copacabana Segelregatta und auf Ipanema baden<br />
und flanieren, dem Silvaplanersee<br />
ohne Angst vor Überfällen<br />
haben zu müssen“, betont Senice.<br />
Das sei zum Teil zurückzuführen auf die<br />
gelungene Befriedung und soziale Integration<br />
eines Teils der über die ganze<br />
Stadt verteilten Favelas. Die Armenviertel,<br />
manche groß wie mittlere Städte, kleben<br />
teilweise wie Schwalbennester an steil<br />
abfallenden Bergflanken in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft von Nobelquartieren. So<br />
gibt es oberhalb des Stadtteils Copacabana<br />
eine große Favela. Dort wurde im<br />
April ein beliebter Tänzer erschossen. Der<br />
Mord an dem 26-Jährigen, für den die<br />
Favela-Bewohner die Polizei verantwortlich<br />
machten, hat schwere, mehrere Tage<br />
anhaltende Ausschreitungen provoziert.<br />
Die wütende Menge trug den gewalttätigen<br />
Protest aus der Favela hinunter<br />
nach Copacabana und Ipanema. Luxuszahlreiche,<br />
auf Häuserwände gesprühte<br />
Markenzeichen. Aber wirkliche Macht<br />
besitzen sie hier nicht mehr. Statt ihrer<br />
sind überall schwer bewaffnete Polizisten<br />
zu sehen. Inzwischen erschließt eine<br />
Gondelbahn über mehrere Stationen<br />
die vormals gefährlichste Favela Rios,<br />
das erspart den Anwohnern den zuvor<br />
mühsamen Weg zur nächsten Bahn-<br />
Station. Auch Besucher sind herzlich willkommen<br />
– aber bitte nur in Begleitung<br />
eines professionellen Führers.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.visitbrasil.com<br />
www.rcvb.com.br<br />
www.brasilien.tourismus.de<br />
RUNDREISEN UND UNTERKUNFT:<br />
Thomas Cook:<br />
www.thomascook.de<br />
Copacabana Palace:<br />
www.copacabanapalace.com<br />
Sofitel:<br />
www.sofitel.com<br />
Caesar Park Hotel:<br />
www.caesar-park.com<br />
Sheraton Rio Hotel and Resorts:<br />
www.starwoodhotels.com/Sheraton
74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75<br />
IM HERZ<br />
DER KULTUR<br />
SALVADOR DA BAHIA<br />
AUTOR: M. WINCKLER<br />
Die brasilianische Stadt Salvador da Bahia war Austragungsort des ersten WM-Spiels<br />
der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der historische Name der Küstenstadt<br />
lautet São Salvador da Bahia de Todos os Santos (Heiliger Erlöser von der Bucht der<br />
Allerheiligen), da sie an der Allerheiligenbucht liegt. Der Name der Bucht geht auf den<br />
Tag der Ankunft der ersten Seefahrer zurück, den 1. November 1501.
76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Es dauert eine Weile, bis Nino Cabrini<br />
die immer verschlossene, schwere Eisengittertür<br />
der Pousada do Boqueirão im<br />
historischen Zentrum von Salvador da<br />
Bahia öffnet. „Bom Dia“, begrüßt der Italiener,<br />
der seit 1991 die auf zwei nebeneinanderliegenden<br />
Kolonialbauten verteilte<br />
Pension mit seiner Schwester Fernanda<br />
führt, die Gäste. Er geht auf Krücken, da<br />
er sich bei einem Ausritt mit seinem Pferd<br />
auf der Insel Morro de São Paulo, das<br />
rechte Bein gebrochen hat.<br />
Nino führt uns zur Frühstücksterrasse.<br />
Der Blick schweift über den Hafen in der<br />
Allerheiligen Bucht bis zur Ilha de Itaparica<br />
gegenüber von Salvador. Die Insel<br />
ist Geburtsort des Schriftstellers João<br />
Ubaldo Ribeiro, der mit seinem Roman<br />
„Brasilien, Brasilien“ dem größten Staat<br />
Südamerikas, fünftgrößtes Land der<br />
Welt und 24 Mal so groß wie Deutschland,<br />
seine Stimme gegeben hat. Nino<br />
zeigt mit seiner Hand nach Süden: „Dort<br />
irgendwo liegt Morro de São Paulo, zwei<br />
Stunden mit dem Schiff entfernt.“<br />
„Wer in Salvador lebt und es sich leisten<br />
kann“, sagt Nino, „nimmt sich gerne kurze<br />
Auszeiten, irgendwo an den Stränden<br />
der Küste oder auf einer der vielen<br />
Inseln ringsum.“ Die Politik kümmere sich<br />
lieber um sich selbst, als die Lebensbedingungen<br />
der Einwohner zu verbessern.<br />
„Die Korruption wuchert überall.<br />
Das Fonte-Nova-Stadion, mitten in der<br />
Stadt gelegen, haben sie natürlich rechtzeitig<br />
zur Fußball-WM fertig renoviert.“<br />
Die deutsche Nationalelf hat hier am<br />
16. Juni gegen Portugal gespielt. Und<br />
immerhin, räumt der Gastgeber ein, habe<br />
sich die Sicherheit in den vergangenen<br />
Jahren beträchtlich erhöht. Dennoch<br />
rät er uns, gegen 23 Uhr in die Pousada<br />
zurückzukehren. Wenn sich die Gassen<br />
der Altstadt allmählich leerten und nur<br />
noch wenige Menschen unterwegs<br />
seien, dann sei es hier auch heute noch<br />
gefährlich.<br />
Salvador da Bahia, 1549 von Tomé des<br />
Souza auf Geheiß des portugiesischen<br />
Königs als erste Hauptstadt von Brasilien<br />
gegründet, thront auf einem Felsmassiv<br />
und ist unterteilt in die Cidade Alta<br />
(Oberstadt) und Cidade Baixa (Unterstadt),<br />
die durch den Elevador Lacerda,<br />
einen frei stehenden gigantischen<br />
Aufzug, verbunden sind, was den<br />
Bewohnern den schweißtreibenden<br />
und beschwerlichen Auf- und Abstieg<br />
entlang steiler Serpentinen erspart. Nur<br />
zehn Minuten zu Fuß liegt das Zentrum<br />
der Altstadt, der Pelourinho, von der<br />
Pousada do Boqueirão entfernt. Der<br />
Spaziergang führt vorbei an pastellfarben<br />
gestrichenen, schmalen, mehrgeschossigen<br />
Häusern, in denen Pensionen,<br />
Kneipen, Restaurants und Souvenirshops<br />
mit industriell reproduzierten Gemälden<br />
untergebracht sind. Es gibt auch zahlreiche<br />
Galerien, oft erst auf den zweiten<br />
Blick erkennbar, die Werke lokaler<br />
Künstler ausstellen, sowie viele Tanz- und<br />
Musikschulen.<br />
An einer Weggabelung gleich neben<br />
einer der vielen Barockkirchen ist das<br />
Fünf-Sterne-Hotel Pestana Convento do<br />
Carmo, ein umgewandeltes Kloster aus<br />
Fotos: M. Winckler
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77<br />
Zigarettenpause nach dem Besuch<br />
einer prunkvollen Kirche.
78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Touristentreffpunkt auf dem<br />
früheren Sklavenmarkt in Salvador.
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79<br />
dem 17. Jahrhundert. Wenige hundert<br />
Meter weiter steigt das spitze, im Sonnenschein<br />
glänzende, anthrazitfarbene Kopfsteinpflaster<br />
steil an. Der Largo do Pelourinho,<br />
der frühere Sklavenmarkt, ist die<br />
Hauptsehenswürdigkeit der Altstadt, die<br />
das größte zusammenhängende Barockensemble<br />
Südamerikas (Weltkulturerbe<br />
seit 1985) umfasst. Auf dem Platz<br />
ragen, einer großen Puppenstube gleich,<br />
die ältesten kolonialen Wohnhäuser<br />
der Stadt, gestrichen in leuchtenden<br />
Bonbonfarben, und mehrere Kirchen mit<br />
jeweils zwei Türmen auf. Aus den Küchen<br />
der Restaurants drängen scharfe Gerüche<br />
von in Palmöl gebratenen Gewürzen<br />
wie Ingwer, Peperoni und Koriander und<br />
Acarajé, frittierten Bohnen und Shrimps<br />
und anderer Köstlichkeiten.<br />
Neben Kultur findet der Besucher südlich<br />
und nördlich der Stadt sowie auf den<br />
umliegenden Inseln schöne tropische<br />
Badeplätze und –orte. Kilometerweit<br />
erstrecken sich die Stadtstrände entlang<br />
der Uferstraße. Richtung Norden wird<br />
die Skyline bald abgelöst von der endlos<br />
scheinenden Kokospalmenküste. Rund<br />
eine Stunde mit dem Auto entfernt<br />
liegt das Tivoli Eco-Resort Praia do Forte<br />
an einem 12 Kilometer langen, feinen<br />
weißen Sandstrand: im Hintergrund atlantischer<br />
Regenwald, die Küste geschützt<br />
durch ein vorgelagertes Korallenriff, das<br />
Meer leuchtet hier smaragdgrün. Schon<br />
Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt mit<br />
Ehefrau Lilo schätzten diesen Platz als<br />
erholsames Refugium.<br />
Salvador da Bahia ist heute die drittgrößte<br />
Stadt und das afro-brasilianische Herz<br />
des Landes. Zentrum des Candomblé,<br />
einer von Westafrika geprägten Religion,<br />
die hier neben dem Katholizismus praktiziert<br />
wird und sich mit ihm teilweise<br />
vermischt, und von Capoeira, den brasilianischen<br />
Kampftanz – vor 400 Jahren von<br />
den Sklaven Brasiliens als Verteidigung<br />
gegen ihre Ausbeuter erfunden. Schon<br />
morgens hört man hier Trommler und<br />
Percussionisten vieler Schulen bei ihren<br />
Proben. Sie spielen die Musik des Bundesstaates<br />
Bahia, Música para pular, was<br />
übersetzt bedeutet: „Musik zum Hüpfen.“<br />
Es ist die Mischung aus Musiker- und<br />
Künstlerviertel, afrikanischen Kulturwurzeln<br />
gepaart mit brasilianischer Lebensfreude,<br />
die diese Altstadt in ganz Brasilien<br />
einzigartig macht.<br />
UNTERKUNFT:<br />
Besonders stilvolles Hotel – ein in<br />
der Altstadt gelegenes, restauriertes<br />
Kloster aus dem 17. Jahrhundert.<br />
Mit Kapelle, Kreuzgang und einem<br />
kleinen Pool im Innenhof.<br />
Pestana Convento do Carmo:<br />
www.pestana.com<br />
In der Altstadt Pelourinho finden<br />
Gäste in der Pousada do Boquieirão<br />
ein Spitzen-Preis-Leistungsverhältnis.<br />
Pousada do Boquieirão:<br />
www.pousadaboqueirao.com.br
80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81<br />
UNGLEICHE<br />
SCHWESTERN<br />
RECIFE & OLINDA<br />
AUTOR: M. WINCKLER<br />
Die beiden Städte Recife und Olinda liegen rund eine Flugstunde nördlich von Salvador<br />
da Bahia. Im 17. Jahrhundert war Olinda die Wiege der brasilianischen Kultur. Theater,<br />
Malerei und Bildhauerkunst erstrahlten hier bereits in voller Blüte, als das benachbarte<br />
Recife noch ein Fischerdorf war. Heute zählt Olinda 370.000 Einwohner, und Recife,<br />
dessen Skyline südlich von Olinda sichtbar ist, hat sich mit seinen 1,4 Millionen Bewohnern<br />
zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum Pernambucos entwickelt.
82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Schwer drückt die Mittaghitze auf Olinda.<br />
Nur wenige Händler sind zu dieser Zeit<br />
auf dem Alto da Sé zu sehen. Der Kirchenvorplatz<br />
auf dem Plateau eines Hügels<br />
erwacht erst abends, wenn von Garküchen<br />
der Duft von gegrilltem Fleisch,<br />
Fisch und Meeresfrüchten aufsteigt, mit<br />
Textilien und Kunsthandwerk gehandelt<br />
wird, Samba-Gruppen die Hüften zum<br />
Schwingen bringen und Capoeira aufgeführt<br />
wird.<br />
Morgens ist der Alto da Sé der beste<br />
Ausgangspunkt für einen gemächlichen<br />
Spaziergang in der barocken Altstadt von<br />
Olinda. Die Portugiesen errichteten 1575<br />
auf dem Platz die Igreja Nossa Senhora de<br />
Graça. Auf der Terrasse des Gotteshauses<br />
laden schattige Bänke, mit grandioser<br />
Aussicht, zum Verweilen ein. Aus dem<br />
tropischem Grün ragen die roten Dächer<br />
der Kolonialbauten heraus, das Kloster<br />
São Francisco ist von Kokospalmen flankiert.<br />
Dahinter erstreckt sich der azurblaue<br />
Atlantik – bis hin zur 20 Autominuten<br />
entfernten Skyline von Recife,<br />
Hauptstadt des Bundesstaats Pernambuco<br />
im Nordosten Brasiliens.<br />
Nur sechs Kilometer trennen Olinda von<br />
der Metropole, die die Fußballmannschaften<br />
zur Weltmeisterschaft in diesem<br />
Sommer mit einem neuen, im April 2013<br />
eröffneten Stadion begrüßt hat. Die<br />
deutsche Nationalelf traf in der Arena<br />
Pernambuco zum Abschluss der Vorrunde<br />
am 26. Juni auf die USA.<br />
Der Gegensatz zwischen der beschaulichen<br />
Weltkulturerbestätte und dem<br />
Hochhausdschungel der Großstadt mit<br />
ihren 1,4 Millionen Bewohnern könnte<br />
nicht größer sein. In Recife sind Teile der<br />
Altstadt noch sehenswert, ansonsten<br />
gleicht die Stadt weitgehend einem<br />
Betonmoloch. Allerdings mit schönen<br />
Stränden an einer mehrere Kilometer<br />
langen Küstenstraße. Zwar ist die „Copacabana<br />
des Nordens“ ein Euphemismus,<br />
der mit dem weltberühmten Originalstrand<br />
von Rio nicht mithalten kann.<br />
Dennoch sind die Strände vor der Hochhauskulisse<br />
sauber und laden durchaus<br />
zum Baden ein. Wären da nicht die<br />
Hinweisschilder, die vor Hai-Attacken<br />
warnen. In einem Beitrag über das Hai-<br />
Problem bezeichnete das ZDF-Auslandsjournal<br />
vor kurzem den Strand von Recife,<br />
als einen der gefährlichsten der Welt.<br />
Olinda, ab 1535 von Sklaven und Indianern<br />
unter kolonialer Herrschaft aufgebaut,<br />
hinterlässt im Gegensatz zur<br />
großen Schwester den Eindruck eines<br />
pittoresken Freilichtmuseums und Künstlerortes.<br />
Straßen und Gassen winden sich<br />
durch eine tropische Hügellandschaft.<br />
Sie sind gesäumt von alten Kirchen,<br />
deren Fassaden von der salzhaltigen<br />
Tropenluft geschwärzt sind, und von in<br />
leuchtenden Pastellfarben gestrichenen,<br />
niedrigen Häusern, die Pensionen,<br />
Restaurants und Galerien beherbergen.<br />
Auch Museen gibt es, darunter ein kleines<br />
Karnevalsmuseum. Olinda wetteifert Jahr<br />
für Jahr mit Recife um den schönsten<br />
Karneval nicht nur der Region, sondern<br />
ganz Brasiliens. Die kilometerlangen,<br />
von Kokospalmen gesäumten Strände<br />
und Buchten Pernambucos zählen zu<br />
Fotos: M. Winckler, Aufmacher: Kamillok (Fotolia.com)
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83<br />
Grell leuchten die Häuserfarben<br />
in der Mittagshitze in Olinda.
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
REISE | BRASILIEN<br />
Portugiesische Barockkirche<br />
am Atlantik in Olinda.
REISE | BRASILIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />
den schönsten des Landes. Der Name<br />
„Pernambuco“ bedeutet: „Meer, das an<br />
die Felsen schlägt“. Die Strände an der<br />
187 Kilometer langen Küste zwischen<br />
den Bundesstaaten Alagoas im Süden<br />
und Paraíba im Norden sind ganzjähriges<br />
Ziel für sonnenhungrige Touristen und<br />
laden zum Verweilen ein.<br />
Knapp zwei Autostunden südlich von<br />
Olinda liegt Porto do Galinhas, der beliebteste<br />
Badeort der Region. Scheinbar<br />
endlose Strände mit feinem, weißem<br />
Sand erstrecken sich im Norden und<br />
Süden des Ortes. Das Wasser ist sauber,<br />
warm und klar. Streckenweise ist die<br />
Brandung allerdings so stark, dass<br />
Schwimmen gefährlich sein kann.<br />
UNTERKUNFT:<br />
Recife ist nur für Fußballfans von<br />
Interesse. Alle anderen sollten den<br />
Betonmoloch meiden und gleich<br />
vom Flughafen ins benachbarte<br />
Olinda fahren.<br />
Olinda:<br />
Die Pension erstreckt sich über zwei<br />
Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit<br />
wunderschönen Gärten und fantastischen<br />
Ausblicken.<br />
Pousada do Amparo:<br />
www.pousadodoamparo.com.br
86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LIFESTYLE & TREND | <strong>THE</strong> JEEP STORY
LIFESTYLE & TREND | <strong>THE</strong> JEEP STORY<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87<br />
<strong>THE</strong><br />
JEEP STORY<br />
BACK TO <strong>THE</strong> FUTURE<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Jeep ist weltweit das Synonym für ein kompaktes geländegängiges Fahrzeug mit Allradantrieb:<br />
Wegweisende, innovative und komfortable Technik, verbunden mit hohem<br />
Gebrauchswert und langlebiger Robustheit. Jeep hat im Laufe seiner langjährigen<br />
Geschichte die Transformation von einem zuverlässigen Arbeitsgerät und praktischen<br />
Nutzfahrzeug zum trendigen Sport Utility Vehicle erlebt, weckt Träume und eröffnet neue,<br />
ungeahnte Wege.<br />
Den SUV-Boom der vergangenen Jahre hat die Marke mit den robusten und als sportliche<br />
Begleiter prädestinierten Autos maßgeblich vorbereitet und mitgestaltet. Der neue<br />
Grand Cherokee ist das aktuelle Flaggschiff: Allradtauglichkeit de Luxe mit komfortablem<br />
Interieur, verpackt in einem eleganten Design. Die Spitze eines Crossovers von Geländetauglichkeit<br />
und Limousinen-Fahreigenschaften. Es kann nur einen geben: Jeep lautet die<br />
Bezeichnung für das Original.
88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
WILLYS OVERLAND<br />
Der bekannte Urvater der Geländewagen<br />
aus Toledo (Ohio, USA), ist<br />
der kantige Willys MB. 1941 gab es<br />
von der amerikanischen Armee für<br />
die Firma Willys Overland das O. K.<br />
für die Produktion dieses Typs von<br />
Militärfahrzeug. Merkmale: Vierradantrieb<br />
mit Geländeuntersetzung,<br />
umklappbare Frontscheibe, drei Sitze.<br />
Das geländegängige Leicht-Radfahrzeug<br />
war Bestandteil der erfolgreichen<br />
Landung der Alliierten im Jahre<br />
1944 in der Normandie und begleitete<br />
den unaufhörlichen Vorstoß der<br />
amerikanischen Truppen. Der Jeep<br />
wurde weltweit zu einer Ikone der<br />
Befreiung. In den ersten Nachkriegsjahren<br />
halfen die ausgemusterten Jeeps<br />
bei der Versorgung und beim Wiederaufbau<br />
– als Traktor auf den Äckern und<br />
als Räumgerät in den Städten.<br />
1945 läuft das erste für den zivilen Markt<br />
bestimmte Modell vom Band, der CJ-2A.<br />
Jeep als Markenbezeichnung gibt es ab<br />
1950. Die ersten dieser rauen Gesellen<br />
der Straße und der Offroad-Pisten sind<br />
Vorbild für viele Generationen an Fahrzeugen<br />
der Marke Jeep und Vorreiter<br />
einer ganzen Fahrzeuggattung, die mittlerweile<br />
von fast allen renommierten<br />
Fahrzeugherstellern bedient wird.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />
SPORT UTILITY VEHICLE<br />
1946 erschien der Vorreiter aller<br />
modernen Sport Utility Vehicles, der<br />
Jeep Station Wagon, ausgestattet mit<br />
Hinterradantrieb und bis zu 105 km/h<br />
schnell. Der Welt erste Kombi mit<br />
Ganzstahl-Karosserie kombinierte<br />
den Wiedererkennungswert der Jeep-<br />
Frontpartie mit einem großen Laderaum<br />
oder wahlweise sieben Sitzplätzen.<br />
Wo am Anfang eine simple Technik<br />
den unkomplizierten Einsatz bei<br />
allen Gelegenheiten garantierte und<br />
die Starrachse mit Blattfedern eine<br />
Herausforderung für jede Bandscheibe<br />
darstellte, triumphieren heute<br />
technische Feinheiten. Technik-Innovationen<br />
feuerten die Entwicklung neuer<br />
Modelle an: 1962 wurde erstmals der<br />
Allradantrieb mit einem Automatikgetriebe<br />
verbunden, kurze Zeit später ist es<br />
wieder ein Jeep, welcher mit der Durchzugskraft<br />
eines Acht-Zylinder-Motor<br />
aufwartet. 1973 wird mit dem „Wagoneer“<br />
das erste automatische Getriebe<br />
mit permanentem Allradantrieb, das<br />
„Quadra-Trac“-System, auf den Markt<br />
gebracht. In den 1970ern hieß der<br />
Marketing-Slogan: “If a new Jeep vehicle<br />
can’t take you there, maybe you ought<br />
to think twice about going.” (“Wenn Sie<br />
ein neuer Jeep nicht hinbringen kann,<br />
sollten Sie vielleicht zweimal darüber<br />
nachdenken, ob Sie überhaupt dorthin<br />
sollten.”)
90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
JEEP WRANGLER<br />
Die Front mit dem Seven-Slot-<br />
Kühlergrill: Das unverwechselbare<br />
Aussehen des aktuellen Wrangler-<br />
Modells versprüht weiterhin das<br />
bestechende Klassikfeeling und vermittelt<br />
die bodenständige Authentizität<br />
der traditionsreichen Marke. Die<br />
Abstammung vom Klassiker Willys<br />
MB ist unverkennbar geblieben. Er<br />
hat wieder die traditionell runden<br />
Frontscheinwerfer, die ihm sein<br />
neugierig in die Welt schauendes<br />
Gesicht verleihen – der von 1987 bis<br />
1995 produzierte YJ hatte einmal<br />
eckige Lampen. Von 1997 bis 2006<br />
lief der TJ, immer noch in Toledo,<br />
vom Band, 2007 kam dann der Wrangler<br />
JK, eine gelungene Verbindung von<br />
traditionellen Design-Elementen und<br />
fortschrittlicher Technik. Jedes Modell<br />
schrieb ein eigenes Stück automobiler<br />
4-WD-Geschichte. 2013 erreichte<br />
der Wrangler Rubicon als „10th Anniversary<br />
Edition“ (Abbildung) den deutschen<br />
Markt, das Sondermodell war als<br />
Zweitürer sowie erstmals als Viertürer<br />
„Wrangler Unlimited“ zu haben. Als<br />
Motorisierung dienen der 209 kW starke<br />
V6-Benziner und der 4-Zylinder-Diesel<br />
mit 147 KW, neue Ausstattungsmerkmale<br />
sind das 5G-TRONIC-Getriebe,<br />
ESP sowie ein Überrollschutz.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91<br />
JEEP CHEROKEE<br />
Der neue Jeep Cherokee ist Off-<br />
Road-Award-Winner und wurde<br />
zum Geländewagen des Jahres 2014<br />
gekürt. Die Wurzeln dieses Erfolges<br />
liegen weit zurück, in der Ära von<br />
Flower-Power, Beatles, Stones und<br />
Schlaghosen: Der erste Cherokee<br />
wird 1974 vorgestellt, die Entwicklung<br />
zum erfolgreichsten Modell der<br />
Marke beginnt. Der erste Jeep®, der<br />
seine Kunden den Geschmack von<br />
Luxus kosten ließ, mit Ledersitzen, einer<br />
Klimaanlage und einem Stereo-Radio.<br />
Das Nachfolgemodell, der XJ, kommt<br />
1984 heraus und besitzt mit einem<br />
verlängertem Radstand einen komfortableren<br />
Innenraum. Der „kleine“ Jeep<br />
Cherokee KJ wurde 2001 neu erfunden:<br />
Aus dem kantigen, rauen Typ wurde ein<br />
eher elegant wirkendes Auto, welches<br />
an guten Geländeeigenschaften zulegen<br />
konnte.
92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
JEEP GRAND CHEROKEE<br />
1992 wird die Modellpalette der<br />
Cherokees nach oben erweitert, der<br />
Luxus-Offroader wird neu definiert:<br />
Der Grand Cherokee erscheint, mit<br />
Quadra-Drive und, erstmals in dieser<br />
Fahrzeuggattung, mit mehr Sicherheit<br />
durch einen Fahrer-Airbag. Die<br />
zweite Generation rüstet 1998 weiter<br />
auf. Sein luxuriöser Komfort mit<br />
Ausstattungsfeatures wie einer Klimaautomatik,<br />
die von der Oberflächentemperatur<br />
der Haut gesteuert wird,<br />
reiht ihn in die vorderste Linie der<br />
Luxusautomobile ein. Der Jeep Grand<br />
Cherokee WH, die dritte Generation,<br />
kam 2005 heraus und bestach durch<br />
eine gekonnte Verbindung von exzellenten<br />
Geländeeigenschaften und absoluter<br />
Straßentauglichkeit. Als Krönung<br />
des Grand Cherokee diente die Version<br />
SRT8, die sich weniger für das Gelände<br />
als für dynamisches fahren empfahl.<br />
Jeep steht für Zukunft: Die Marke gehört<br />
heute zum Fiat-Weltkonzern, was den<br />
Einsatz modernster Technologie und<br />
sauberer, sparsamer Antriebe garantiert.<br />
Siebzig Jahre Offroad-Erfahrung machen<br />
Jeep zur Ikone unter den Geländewagen,<br />
und das mehr denn je (www.jeep.de).
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93
94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LIFESTYLE & TREND | BEGEHRENSWERT
LIFESTYLE & TREND | BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95<br />
LUXURIOUS<br />
AND DYNAMIC<br />
COOL STUFF<br />
AUTOR: J. M. BRAIN<br />
EXTRAVAGANT<br />
Am 1. September 1937 stellte der Brite Sir Malcolm Campbell auf dem Lago Maggiore einen<br />
neuen Geschwindigkeitsrekord zu See auf – in seinem von Rolls-Royce R-Type Motoren<br />
angetriebenen Wasserflugboot Bluebird K3. Mit einer damals sagenhaften Bestmarke von<br />
203,2 km/h machte Campbell den bis dahin von Amerikanern gehaltenen Rekord zunichte<br />
und die Rolls-Royce R-Type Triebwerke, die bereits zuvor erstaunliche Geschwindigkeitsrekorde<br />
auf dem Land und in der Luft erzielt hatten, weltberühmt. In Erinnerung an diesen<br />
historischen Sieg schuf die Bespoke Abteilung von Rolls-Royce Motor Cars die Waterspeed<br />
Collection – eine Sonderserie aus 35 speziell gestalteten Phantom Drophead Coupés. Das<br />
erste Fahrzeug dieser limitierten Edition wurde im Rahmen des Concorso d’Eleganza Villa<br />
d’Este 2014 erstmalig vorgestellt (www.rolls-roycemotorcars.com).
96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
TEMPERAMENTVOLL<br />
Mit der neuen, siebten Modellgeneration<br />
der US-Ikone Corvette<br />
setzt Chevrolet seine mehr als<br />
60-jährige Sportwagentradition fort.<br />
Die neue Corvette Stingray besticht<br />
durch modernste Sportwagentechnik,<br />
überzeugende Fahrdynamik, messerscharfes<br />
Design und ein hochwertiges<br />
Interieur. Das Erscheinungsbild<br />
betont ihre Funktionalität und<br />
Eleganz. Obwohl kein Designelement aus<br />
der vorherigen Generation übernommen<br />
wurde, zeigt der US-Supersportler die<br />
modelltypische gestreckte Silhouette und<br />
einen Oberbau, der an die Kanzel eines<br />
Kampfjets erinnert. Bei der Entwicklung<br />
der Formensprache hatten sich die Designer<br />
von zwei Quellen inspirieren lassen:<br />
von der Luftfahrt und von der Natur<br />
(www.gm.com).
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97<br />
DYNAMISCH<br />
Mit dem BMW 4er Gran Coupé<br />
präsentiert BMW sein erstes viertüriges<br />
Coupé in der Premium-Mittelklasse.<br />
Nach dem BMW 4er Coupé<br />
und dem Cabrio ist das Gran Coupé<br />
das dritte Modell der neuen BMW<br />
4er-Baureihe, die sich mit ihren<br />
ausgewogenen Proportionen länger,<br />
breiter und dynamischer präsentiert<br />
als jede Mittelklasse-Baureihe zuvor.<br />
Vier Türen ermöglichen den bequemen<br />
Ein- und Ausstieg. Die Türen sind<br />
rahmenlos und betonen die Eleganz des<br />
Gran Coupés. Die weit öffnende Klappe<br />
erleichtert den Zugang zum Heckabteil<br />
(serienmäßig automatisch öffnend<br />
und schließend), das auf Wunsch auch<br />
mit dem Smart Opener per Gestensteuerung<br />
durch eine einfache Fußbewegung<br />
möglich ist (www.bmw.de).
98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 99<br />
FRENCH<br />
PERSONALITY<br />
CAR & FASHION<br />
FOTOGRAF: R. KNOX<br />
Outfit: Lena Hoschek<br />
Assistenz: T. Langenfeld | Make-Up: A. Ploch (Agentur Nina Klein)<br />
Model: Gabriela (Agentur Most Wanted)
100 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 101<br />
In der dritten Generation<br />
hat der neue Renault Twingo<br />
trotz (oder wegen) der<br />
Zusammenarbeit mit Smart<br />
seinen ganz eigenen Charme<br />
wiedergefunden und<br />
zeigt echte Personality.<br />
Outfit: Dawid Tomaszewski
102 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
<strong>BOLD</strong> war begeistert und<br />
ging mit dem kleinen<br />
Franzosen ins Studio.<br />
Mit seinem frechen Design,<br />
neuen, flotten Farben – ob<br />
eher feminin oder sportlich:<br />
der Twingo passt sich jeder<br />
Persönlichkeit in all<br />
ihren Facetten an.<br />
Outfit: Lena Hoschek
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 103
104 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Vielseitig passt sich der neue<br />
Twingo allen Bedürfnissen an:<br />
Seine dynamische Fahrleistung<br />
schont zugleich die Umwelt, mit<br />
den besonders sparsamen eco2-<br />
Triebwerken (CO 2<br />
-Emissionen<br />
von weniger als 120 g/km).<br />
Outfit: Dawid Tomaszewski
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 105
106 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
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