60 AUFWÃRTS - aktive Senioren in Maintal
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„Woh<strong>in</strong> damit, wenn man sich davon trennt?“<br />
Für Nippes, stark Verbrauchtes und D<strong>in</strong>ge, zu<br />
den e<strong>in</strong>em jeder Bezug fehlt, sollte man e<strong>in</strong>en<br />
Conta<strong>in</strong>er bestellen. Für viele entbehrliche E<strong>in</strong>zelstücke<br />
bietet sich e<strong>in</strong> Flohmarkt oder der Verkauf<br />
über e<strong>in</strong> Internetportal an. Das ist jedoch<br />
mit e<strong>in</strong>em erheblichen Zeitaufwand verbunden.<br />
Die Alternative ist e<strong>in</strong> Hausflohmarkt <strong>in</strong> der aufzulösenden<br />
Wohnung. Nahe Verwandte oder<br />
gute Bekannte haben den Vortritt – natürlich<br />
zum Nulltarif. Das Volumen schmilzt allmählich.<br />
Für Kleidung und Schuhe gibt es mehrere Alternativen,<br />
wobei man sich bei besonders guten<br />
Stücken für e<strong>in</strong>e Wiederverwendungsvariante<br />
entscheiden sollte, die <strong>in</strong> armen Ländern nicht<br />
für zusätzliche existenzielle Probleme sorgt. In<br />
Ma<strong>in</strong>tal bietet sich zum Beispiel der Kleider-Shop<br />
der Bürgerhilfe an. Gut erhaltene Wäsche und<br />
Gard<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>den dagegen meistens sehr schnell<br />
Abnehmer.<br />
Auf die volum<strong>in</strong>ösen übrig gebliebenen Möbel,<br />
die auch auf dem Weg von Anzeigen ke<strong>in</strong>e Interessenten<br />
fanden, wartet der Sperrmüll. Irgendwann<br />
ist die Haushaltsauflösung beendet und<br />
der Spuk vorbei. Was bleibt, ist die Frage, ob<br />
man alles richtig machte. Je nach Temperament<br />
kommen im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> so manche Zweifel. Unter<br />
die D<strong>in</strong>ge, von denen man sich trennte, sollte<br />
man schnell e<strong>in</strong>en Schlussstrich ziehen.<br />
Auswirkungen auf den eigenen Hausstand<br />
Anders sieht es mit dem aus, was man <strong>in</strong><br />
den Hausstand <strong>in</strong>tegrierte, ohne sich von eigenen<br />
D<strong>in</strong>gen zu trennen. Oft ist es nicht der<br />
Gebrauchswert, sondern der ideelle Wert, der<br />
verh<strong>in</strong>derte, dass man sich davon trennte. Wertgegenstände<br />
lassen sich ja auch später noch<br />
veräußern. Das Zusammenführen von Teilen<br />
der beiden Hausstände führt zu e<strong>in</strong>er Überfrachtung.<br />
Unwillkürlich fragt man sich, was denn<br />
wohl die eigenen Erben oder Angehörigen mit<br />
all dem <strong>in</strong> gleicher Situation machen werden.<br />
Hier greift nun e<strong>in</strong> Denkprozess, dem man nur<br />
allzu gern aus dem Weg geht. Nach dem noch<br />
frischen eigenen Erlebnis könnte man den Weg<br />
des Verdrängens wählen. Besser ist es, sich<br />
diesem Denkprozess zu stellen und e<strong>in</strong> Verfahren<br />
<strong>in</strong> Gang zu setzen, bei dem sich der Hausstand<br />
Zug um Zug auf das wirklich Nötige und<br />
das Wertvolle reduziert. Im Alter fällt es immer<br />
schwerer, sich all dem Überflüssigen zu widmen<br />
und - das lehrt die Erfahrung - man verliert sie<br />
auch aus den Augen. Eigentlich erfüllen sie nicht<br />
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mehr ihren e<strong>in</strong>stigen Zweck. Sollte man sich zum<br />
großen Aufräumen entschließen, sollte man den<br />
nächsten Verwandten die angewandten Entscheidungskriterien<br />
vermitteln, damit diese zum<br />
Beispiel wertvolle Gemälde, deren Identität man<br />
bisher verschwieg, richtig e<strong>in</strong>ordnen können.<br />
E<strong>in</strong> ganz anderes Kapitel s<strong>in</strong>d Fotos, Filme,<br />
Videos und historische Dokumente, die zur Familiengeschichte<br />
gehören. Wer kennt nicht die<br />
zahlreichen eigenen Bilder ohne jeden H<strong>in</strong>weis<br />
auf Ort, Zeitpunkt und die abgelichteten Personen!?<br />
Hier kommt nun auch noch die H<strong>in</strong>terlassenschaft<br />
der Eltern h<strong>in</strong>zu, die mehr Fragen<br />
aufwirft, als Antworten gefunden werden können.<br />
Von der gesamten Familie besitze ich zum<br />
Beispiel jetzt alle Stammbücher, Geburts- und<br />
Sterbeurkunden. Jetzt ließe sich e<strong>in</strong> lückenloser<br />
Stammbaum erzeugen. Aus den vielen Videodokumenten<br />
könnte e<strong>in</strong> Extrakt erzeugt werden,<br />
mit deren Hilfe e<strong>in</strong>e bleibende Er<strong>in</strong>nerung entstünde,<br />
die auch noch platzsparend aufgehoben<br />
werden könnte. Das alles kostet viel Zeit und<br />
man stellt sich immer wieder die Frage:<br />
„Wer wird sich jemals dafür <strong>in</strong>teressieren?“<br />
Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der berufstätige Menschen<br />
relativ ortsunabhängig se<strong>in</strong> müssen, wenn<br />
sie ihre Chancen nutzen wollen. Da verbietet<br />
sich von selbst e<strong>in</strong> ausufernder Hausstand, wie<br />
ihn sich die örtlich Sesshaften leisten. Der Typ<br />
„Jäger und Sammler“ mit ausreichenden Räumlichkeiten<br />
kann natürlich andere Prioritäten setzen<br />
und er tut es auch <strong>in</strong> den meisten Fällen.<br />
Irgendwie habe ich deswegen Mitleid mit denen,<br />
die e<strong>in</strong>en solchen Nachlass erben oder<br />
auflösen müssen. Es s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong>fache<br />
Sachentscheidungen zu treffen, sondern es s<strong>in</strong>d<br />
auch e<strong>in</strong>e Menge Skrupel zu überw<strong>in</strong>den, wenn<br />
man es wagt, den Wert <strong>in</strong>s Kalkül zu ziehen, den<br />
alle Gegenstände für ihre früheren Besitzer hatten.<br />
Deshalb sollte man viele Entscheidungen<br />
bezüglich des eigenen Hausstands selbst treffen,<br />
solange man noch dazu <strong>in</strong> der Lage ist.