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Wir müssen die<br />

Deutschen töten<br />

Klaus Farin/Eberhard Seidel:<br />

Krieg in den Städten. Jugendgangs<br />

in Deutschland, Berlin:<br />

Archiv der Jugendkulturen<br />

2012. 228 S., 12 €<br />

Klaus Farin ist Vorsitzender<br />

der Stiftung »Respekt!«, die<br />

sich für »jugendkulturelle<br />

Vielfalt und Toleranz« einsetzen<br />

will. Eberhard Seidel ist<br />

Geschäftsführer von »Schule<br />

ohne Rassismus – Schule mit<br />

Courage«. Beide sind damit<br />

maßgeblich verantwortlich<br />

für die Verschleierung der Ursachen<br />

der »Jugendgewalt« in<br />

Deutschland. Das Programm<br />

»Schule ohne Rassismus«<br />

treibt dies<br />

auf die Spitze, indem<br />

es in einem aktuellen<br />

Themenheft allen<br />

Ausländern, die<br />

sich deutschenfeindlich<br />

geben, einfach<br />

das Etikett »rechtsextrem«<br />

verpaßt. Damit<br />

wird so getan,<br />

<strong>als</strong> würde es genügen,<br />

zwischen bösen,<br />

menschenverachtenden Einstellungen<br />

und guten, pazifistischen<br />

zu unterscheiden.<br />

Daß es so einfach nicht ist,<br />

zeigt zum einen die Realität,<br />

zum anderen ein in diesem<br />

Jahr neuaufgelegtes Buch von<br />

Farin und Seidel, das bemerkenswerterweise<br />

zuerst 1991<br />

im Rotbuch-Verlag erschien.<br />

Krieg in den Städten heißt es<br />

und klärt in Form von Reportagen<br />

und Hintergrundanalysen<br />

über »multikulturelle<br />

Streetgangs«, »Sturmtruppen<br />

für Doitschland«, Hooligans<br />

und Autonome auf. Brisant<br />

ist vor allem das unveränderte<br />

Kapitel über ausländische Jugendgruppen.<br />

Zieht man den<br />

politisch-korrekten Sprachgebrauch<br />

ab, bleiben einige unbequeme<br />

Fakten und Schilderungen<br />

übrig. Zum Beispiel heißt<br />

es, im Berlin der 90er Jahre<br />

hätte jeder zweite Türke eine<br />

nationalistische Einstellung<br />

gehabt. In einer Kreuzberger<br />

Grundschule seien sich zudem<br />

die zehnjährigen Türken einig<br />

gewesen, was ihre zukünftige<br />

Aufgabe wäre: »Wir müssen<br />

die Deutschen töten, bevor<br />

die uns töten.« Berichtet<br />

wird auch von dem zwölfjährigen<br />

Nazim, der mit Dolch<br />

und Beil durch die Hinterhöfe<br />

Berlins zog: »Damit bringe<br />

ich Schweine um. Deutsche<br />

Schweine und Nazischweine«.<br />

Im weiteren Verlauf schildern<br />

die Autoren, wie sich türkische<br />

Jugendliche auf die Straßenschlachten<br />

zu Hitlers 100.<br />

Geburtstag am 20. April 1989<br />

vorbereiteten und warum die<br />

»Türkische Mädchen Armeefraktion«<br />

von den eigenen<br />

Landsleuten nur <strong>als</strong> ein »Haufen<br />

Nutten« belächelt wurde.<br />

Das Buch illustriert damit<br />

sehr anschaulich jene Lage in<br />

Deutschland, die Hans Magnus<br />

Enzensberger<br />

1993 veranlaßte,<br />

seine Aussichten auf<br />

den Bürgerkrieg zu<br />

schreiben. Ob und<br />

wie sich die Lage<br />

seither verändert hat,<br />

läßt sich nur schwer<br />

beantworten. Zu nebulös<br />

sind die Auskünfte<br />

der Polizei, Justiz<br />

und des Statistischen<br />

Bundesamtes.<br />

Das neugeschriebene, letzte Kapitel<br />

von Farin und Seidel fügt<br />

sich nahtlos in dieses Nebelbild<br />

ein. Die zwei haben das Interesse<br />

an der Wirklichkeit verloren<br />

und verfassen ihre Beiträge<br />

jetzt so, daß ihre Posten auch<br />

weiterhin sicher sind.<br />

Felix Menzel<br />

Pabst ließ Liebknecht &<br />

Luxemburg richten<br />

Rüdiger Konrad: Waldemar<br />

Pabst. Noskes »Bluthund«<br />

oder Patriot?, Beltheim-<br />

Schnellbach: Bublies 2012.<br />

348 S., 24.80 €<br />

Er gehört zweifelsohne zu den<br />

bekanntesten Persönlichkeiten<br />

des deutschen Bürgerkriegs:<br />

Waldemar Pabst. Als Stabschef<br />

der Garde-Kavallerie-Schützendivision<br />

war er es, der im<br />

Januar 1919 die beiden Spartakistenführer,<br />

Karl Liebknecht<br />

und Rosa Luxemburg, liquidieren<br />

ließ. Pabst selbst sprach<br />

1962 in einem Interview mit<br />

dem Spiegel von »richten lassen«.<br />

Nach dem Scheitern des<br />

Kapp-Putschs 1920 floh Pabst<br />

nach Österreich und wirkte<br />

dort entscheidend beim Aufbau<br />

der Heimwehr mit, deren<br />

Stabschef er wurde. Zurück in<br />

Deutschland arbeitete Pabst ab<br />

1931 für den Rüstungskonzern<br />

Rheinmetall. Das Angebot<br />

Hitlers, ihn zum »politischen<br />

Organisationschef« der Partei<br />

zu machen, lehnte der überzeugte<br />

Monarchist ab. Den<br />

30. Juni 1934 überlebte er nur<br />

dank dem persönlichen Schutz<br />

Hermann Görings.<br />

Pabst unterhielt enge Kontakte<br />

zu einer Reihe von Widerständlern,<br />

darunter Hans<br />

Oster und der frühere Freikorpskämpfer<br />

Friedrich Wilhelm<br />

Heinz. Von Admiral Canaris<br />

gewarnt, setzte sich Pabst<br />

nach dem Auffliegen Osters<br />

1943 in die Schweiz ab. Erst<br />

1955 kehrte er in die Bundesrepublik<br />

zurück, wo er aufgrund<br />

seiner guten Kontakte<br />

zur Bundeswehr bis kurz vor<br />

seinem Tod 1970 <strong>als</strong> Waffenhändler<br />

erfolgreich war.<br />

Obwohl Pabst einen umfangreichen<br />

Nachlaß hinterließ,<br />

scheiterten die meisten Versuche<br />

einer wissenschaftlichen<br />

Untersuchung an seiner umtriebigen<br />

Biographie – eine Erfahrung,<br />

die auch der Publizist<br />

Heinz Höhne machen mußte,<br />

dessen unvollendetes Manuskript<br />

sich im Militärarchiv<br />

in Freiburg befindet. Der Regisseur<br />

Klaus Gietinger legte<br />

2008 das – stark linkslastige<br />

und keineswegs frei von ideologischen<br />

Bewertungen – erste<br />

Werk überhaupt zu Pabst vor<br />

(Der Konterrevolutionär. Waldemar<br />

Pabst – eine deutsche<br />

Karriere).<br />

Dem setzt nun Rüdiger Konrad<br />

seine Biographie entgegen.<br />

Gestützt auf den Nachlaß<br />

Pabsts, läßt er den einstigen<br />

Gener<strong>als</strong>tabsoffizier über weite<br />

Teile selbst zu Wort kommen,<br />

indem er reichlich aus dessen<br />

Aufzeichnungen zitiert und<br />

dessen Ausführungen, kursiv<br />

gesetzt, zum Teil sogar mit seinen<br />

eigenen Worten verwebt.<br />

Die Lücken in Pabsts Biographie,<br />

insbesondere seine Rolle<br />

in den Anfangsjahren der Bundesrepublik,<br />

vermag aber auch<br />

Konrad nicht zu schließen.<br />

Wiggo Mann<br />

48 Bücher

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