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»a priori kaum vorstellbar, in welchem Zusammenhang<br />
Hautfarbe (<strong>als</strong> folge Hautpigmentierung<br />
klar abgrenzbaren Stufen!) oder Geschlecht<br />
von so fundamentaler Bedeutung sein sollte«,<br />
daß man »Menschen nach diesen Eigenschaften<br />
einteile«! Was heißt hier »Frau«?: »Außer einer<br />
Tradition, deren Ursprünge sich nicht nachvollziehen<br />
lassen, gibt es keinen besonderen Grund,<br />
den Aspekt ›äußerliche Geschlechtsmerkmale bei<br />
Geburt‹ anderen Aspekten vorzuziehen!« Was<br />
wäre denn mit Personen mit »abweichenden Geschlechtschromsomen«?<br />
Mit Leuten »nach einer<br />
Geschlechtsumwandlung?« Hm?<br />
Die leidige altbackene Geschlechterordnung<br />
kann man umgehen, folgt man den Vorschlägen<br />
des Autors: »Regierungsteil« statt Minister oder<br />
Ministerin, »Backkraft« statt Bäcker/Bäckerin.<br />
Nana Adusei-Poku widmet sich dem modischen<br />
Phänomen der Intersektionalität, das heißt<br />
der Mehrfachdiskriminierung; <strong>als</strong>o jenen Menschen,<br />
die nach Rasse, Klasse und Geschlecht<br />
abgewertet werden. Nicht zu vergessen die sogenannten<br />
Trans*Personen, denen nicht nur Transphobie<br />
entgegenschlage, sondern die zusätzlich<br />
unter »prekarisierender Diskriminierung«, <strong>als</strong>o<br />
Armut und Arbeitslosigkeit litten.<br />
Finden wir all diese Aufsätze (und mehr) in<br />
einem randständigen Extremistenblatt? Nein, sie<br />
sind in der Ausgabe 16/17 2012 (Titel: »Ungleichheit,<br />
Ungleichwertigkeit«) des 64seitigen Heftes<br />
Aus Politik und Zeitgeschichte abgedruckt; Herausgeberin<br />
ist die Bundeszentrale für politische<br />
Bildung. Das kostenlos bestellbare Medium (Tel.<br />
069/75014253; www.bpb.de/apuz) versteht sich<br />
nicht <strong>als</strong> Meinungsäußerung der Zentrale, sondern<br />
dient der »Unterrichtung«.<br />
Verstorben: Jonathan Bowden<br />
Jonathan Bowden gleiche mehr einem Dämon <strong>als</strong><br />
einem Menschen, schrieb der britische Schriftsteller<br />
Alex Kurtagic und mutmaßte: »Wahrscheinlich<br />
schläft er in seinen Schuhen, mit Anzug<br />
und Krawatte, in einem Sarg, mit offenen<br />
Augen.« Geboren am 12. April 1962 im Zeichen<br />
des Widders, erschien Bowden seinen Zeitgenossen<br />
<strong>als</strong> eine fleischgewordene Urkraft der Natur,<br />
eine »Handgranate in Menschengestalt«. Um so<br />
überraschender kam die Nachricht seines frühen<br />
Todes am 29. März 2012. Bowden war einer<br />
der schillerndsten Köpfe der angelsächsischen<br />
»Neuen Rechten«. Seine Stärke lag vor allem<br />
im mündlichen Vortrag: Augenzeugen berichten<br />
von der elektrisierenden Wirkung, die von<br />
dem glühenden Nietzscheaner ausging, der mit<br />
seiner notorisch lauten Stimme und physischen<br />
Präsenz noch den trägsten Hörer mitriß. Bowdens<br />
metapolitisches Schlachtfeld erstreckte sich<br />
von Syberberg bis Evola, vom deutschen Stummfilm<br />
bis zu amerikanischen Fantasy- und Superhelden-Comics,<br />
von Savitri Devi bis zur Frankfurter<br />
Schule, von George Orwell bis H. P. Lovecraft,<br />
von Max Stirner bis Ernst Jünger, vom sowjetischen<br />
Gulag bis zur esoterischen Bedeutung<br />
des Kasperletheaters. Kein Wunder, daß seine<br />
Mitgliedschaft und aktive Mitarbeit bei der British<br />
National Party nur ein Zwischenspiel blieb.<br />
Daneben verfaßte Bowden eine erkleckliche Anzahl<br />
bizarrer, kaum lesbarer Romane und Kurzgeschichten,<br />
trat <strong>als</strong> Schauspieler in Experimentalfilmen<br />
auf und wirkte <strong>als</strong> bildender Künstler<br />
mit ästhetischen Vorlieben, die für einen Mann<br />
der Rechten ungewöhnlich sind: Seine Gemälde<br />
und Zeichnungen können es an greller, teuflischer<br />
Häßlichkeit durchaus mit den Werken seines<br />
Landsmannes Francis Bacon aufnehmen. Interviews<br />
und Vorträge Bowdens gibt es auf Youtube<br />
zu hören und sehen, leider zum überwiegenden<br />
Teil in erbärmlicher Aufnahmequalität;<br />
diverse Artikel und Podcasts finden sich unter<br />
anderem auf den amerikanischen Netzseiten Alternativeright.com<br />
und Counter-Currents.com.<br />
Glanz & Grauen der NS-Mode<br />
Eminent empfehlenswert ist ein Besuch der Ausstellung<br />
»Glanz und Grauen – Mode im ›Dritten<br />
Reich‹«, die noch bis zum 27. Januar 2013 im Industriemuseum<br />
Cromford/Ratingen präsentiert<br />
wird. Bezopft, pausbäckig und wenigstens angedirndelt<br />
mag mancher den weiblichen Idealtypus<br />
der NS-Zeit wähnen, doch mitnichten: Die komplizierte,<br />
sogenannte »Entwarnungsfrisur« (»Alles<br />
hoch!«) galt in den frühen Vierzigern <strong>als</strong> letzter<br />
Schrei, und keinesfalls die stämmige Walküre<br />
war das Leitbild der gängigen Modezeitschriften,<br />
sondern – selbst in dezidierten Parteiblättern –<br />
die ätherische Nymphe, die bis heute die Laufstege<br />
dominiert. Zwischen den Frauenschenkeln<br />
der Glaube-und-Schönheit-Turnerinnen, die <strong>als</strong><br />
Titelgrazien anmutig hochgeworfenen Bällen<br />
nachschauen, kann man durchgucken, und über<br />
die überkommenen Trachtenstile mit ihren figurverhüllenden<br />
Schnitten rümpften selbst maßgebliche<br />
BDM-Führerinnen die Nase. Daß die Ausstellungsmacher<br />
dergleichen nicht <strong>als</strong> systemim-<br />
Vermischtes<br />
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