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aber geeignet, den Leser ein<br />
paar hundert Seiten lang mehr<br />
oder weniger klug zu unterhalten,<br />
zumal der Autor für eine<br />
gelassen-optimistische Sicht in<br />
die Zukunft plädiert.<br />
Das Buch ist ein populärwissenschaftlicher<br />
Mutmach-Ratgeber,<br />
der es versteht, gute<br />
Laune zu verbreiten. Und<br />
mehr hat Horx auch gar nicht<br />
vor, denn seine an sich durchaus<br />
interessante Grundthese,<br />
daß es sogenannte Megatrends<br />
seien, die <strong>als</strong> Triebfeder aller<br />
Entwicklung fungierten, bleibt<br />
in ihren Tiefen unerschlossen.<br />
»Megatrends sind keine zufälligen<br />
Phänomene, die aus irgendwelchen<br />
soziokulturellen<br />
Launen entstehen und dann<br />
wieder verschwinden. Sie<br />
sind vielmehr Ausdruck eines<br />
übergeordneten evolutionären<br />
Prinzips.« – Wie dieses<br />
Prinzip nun aber genau funktioniert<br />
und welche Auswirkungen<br />
es auf das Denken der<br />
Menschen hat, ist jedoch nicht<br />
die Frage, die Horx <strong>als</strong> Trendforscher<br />
interessiert. Deshalb<br />
bleibt ihm auch Spengler völlig<br />
fremd, auf den er <strong>als</strong> Antipoden<br />
in der üblichen, blasiert-mißverstehenden<br />
Weise<br />
anfangs eingeht.<br />
Der Plauderton, die Neigung,<br />
<strong>als</strong> Teil des Bestehenden dieses<br />
bloß zu spiegeln, anstatt es<br />
in seiner Art zu hinterfragen,<br />
sowie das Infotainment, mit<br />
dem Horx seine Thesen stützt,<br />
verraten vielleicht mehr über<br />
die herrschenden Megatrends,<br />
<strong>als</strong> der Inhalt des insgesamt<br />
recht seichten Buches selbst.<br />
Frank Lisson<br />
Pankraz kehrt wieder<br />
Günter Zehm: An der Kehre.<br />
Über die Krisen des Kapitalismus,<br />
des Westens und der<br />
Demokratie, Berlin: Edition JF<br />
2012. 240 S., 19.90 €<br />
Seine »Pankraz«-Kolumne,<br />
<strong>als</strong> solche wohl die dauerhafteste<br />
Autorenrubrik bundesweit,<br />
verfaßt der Philosophieprofessor<br />
und Publizist Günter<br />
Zehm schon seit Jahrzehnten.<br />
Zunächst für die Welt, dann<br />
für den Rheinischen Merkur,<br />
seit den 1990er Jahren für die<br />
Junge Freiheit. Der Leser hat<br />
stets den Eindruck, daß diese<br />
Beiträge von einem scharfsinnigen<br />
Beobachter der Zeit geschrieben<br />
sind, der zudem über<br />
außerordentliche Kenntnis sowohl<br />
der Geistesgeschichte <strong>als</strong><br />
auch relevanter Gegenwartsliteratur<br />
verfügt und daher<br />
nicht einfach »ins Blaue« hineinschreibt.<br />
Es ist schon gute Tradition, einige<br />
Zeit nach der Erstveröffentlichung<br />
eine Sammlung der<br />
entsprechenden Texte herauszugeben.<br />
Die neueste Edition<br />
beschäftigt sich mit dem vielleicht<br />
wichtigsten Thema unserer<br />
Zeit: der Situation der<br />
Krise, die der Verfasser in eine<br />
solche des Kapitalismus, des<br />
Westens und der Demokratie<br />
aufdröselt.<br />
Der erste Bereich läßt bekannte<br />
Stichworte Revue passieren,<br />
von der Konkursverschleppung<br />
Griechenlands bis<br />
zu den Nachteilen des Euro.<br />
Das zweite Kapitel spricht<br />
Klartext zur Immigrationsproblematik.<br />
Das wichtigste<br />
Problem des Zusammenlebens<br />
mit<br />
gläubigen Muslimen<br />
bestehe darin, daß<br />
diese zumeist ihre<br />
Religion nicht <strong>als</strong><br />
Freizeit- und Wochenendbeschäftigung<br />
betrachten,<br />
sondern <strong>als</strong> »heiße«<br />
(Rüdiger Safranski)<br />
Angelegenheit,<br />
die das ganze Leben<br />
durchdringe. Dieser Unterschied<br />
habe signifikante Folgen.<br />
Nicht nur in dieser Aussage<br />
findet sich ein wohltuender<br />
Kontrapunkt zur verbreiteten<br />
Verharmlosung dieser Thematik!<br />
Im abschließenden Abschnitt<br />
erläutert Zehm, warum die<br />
Demokratie im Zeichen von<br />
Wikileaks und Internet sich<br />
nicht nur auf das »Kreuzchenmachen«<br />
verlegen kann.<br />
Obwohl auffällig ist, daß der<br />
Autor ein wenig die vielleicht<br />
nachhaltigste Krise unseres<br />
Landes zu kurz kommen läßt,<br />
die demographische Katastrophe,<br />
sind für ein tiefgründiges<br />
Verständnis der Gegenwart<br />
auch die neuesten Zehm-Analysen<br />
sehr zu empfehlen.<br />
Felix Dirsch<br />
Soldatenkönig – marginal<br />
Jürgen Kloosterhuis (Hrsg.):<br />
Annäherungen an Friedrich<br />
Wilhelm I. Eine Lesestunde im<br />
Schloß Königs Wusterhausen,<br />
mit zahlr. Abb., Berlin: Duncker<br />
& Humblot. 66 S., 14.80 €<br />
Legendär ist jenes Zittern,<br />
das nach und nach den ganzen<br />
preußischen Hofstaat in<br />
den Stunden nach dem Ableben<br />
König Friedrichs I. erfaßte.<br />
Es hielt an, bis der Thronfolger<br />
nach einer knapp bemessenen<br />
Zeit am Totenbett seines<br />
in jeder Hinsicht verschwenderischen<br />
Vaters nun hinter<br />
dessen Schreibtisch trat und<br />
sich die Personallisten vorlegen<br />
ließ. Mit schwarzer Tinte<br />
strich Friedrich Wilhelm I. die<br />
Bögen samt und sonders durch,<br />
und nur hinter wenige Namen<br />
schrieb er auf den Rand die<br />
beiden Wörter »kann bleiben«.<br />
Bereits diese erste Amtshandlung<br />
des späteren Soldatenkönigs<br />
gebar <strong>als</strong>o jene Randbemerkungen,<br />
die<br />
<strong>als</strong> »Marginal-Dekrete«<br />
zu einem eigenen<br />
Forschungsgegenstand<br />
der preußischen<br />
Geschichte<br />
geworden sind. Bearbeitet<br />
durch Jürgen<br />
Kloosterhuis, Leiter<br />
des Geheimen Staatsarchivs<br />
Preußischer<br />
Kulturbesitz, ist nun<br />
ein schmales Heft<br />
erschienen, das eine Annäherung<br />
an Friedrich Wilhelm I.<br />
just über diese Marginalien<br />
sucht. Das Bändchen ist das<br />
Ergebnis einer »Lesestunde im<br />
Schloß Königs Wusterhausen«<br />
und bietet neben den erwähnten<br />
Marginal-Kommentierungen<br />
auch Textstellen aus Jochen<br />
Kleppers überragendem<br />
Roman Der Vater, aus Leopold<br />
von Rankes Zwölf Bücher<br />
preußischer Geschichte,<br />
Reinhold Schneiders Die Hohenzollern.<br />
Tragik und Königtum<br />
sowie aus Carl Hinrichs<br />
Friedrich Wilhelm I. König in<br />
Preußen.<br />
Wer den Vater hinter Friedrich<br />
dem Großen in seiner verdichteten,<br />
urtümlichen Art<br />
kennenlernen will, kann mit<br />
diesen Seiten beginnen. Die<br />
Bücher<br />
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