Wissenschaftliches Arbeiten - Socialnet
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<strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong><br />
Ein kritischer Leitfaden zum Verfassen von<br />
Hausarbeiten und Bachelor-/<br />
Masterarbeiten in Studiengängen für<br />
Soziale Arbeit<br />
Prof. Dr. Bernhard Rohde<br />
Oliver Zetsche<br />
veröffentlicht unter den socialnet Materialien<br />
Publikationsdatum: 18.11.2013<br />
URL: http://www.socialnet.de/materialien/166.php
<strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong><br />
Ein kritischer Leitfaden<br />
zum Verfassen von Hausarbeiten<br />
und Bachelor-/Masterarbeiten<br />
in Studiengängen<br />
für Soziale Arbeit<br />
Bernhard Rohde<br />
Oliver Zetsche
Dr. Bernhard Rohde ist Professor für Sozialadministration an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften<br />
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig.<br />
Oliver Zetsche ist Diplom-Sozialpädagoge (FH) und Doktorand eines kooperativen Promotionsvorhabens<br />
zwischen der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig<br />
und der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />
und Kultur Leipzig.<br />
Titelseitenfoto: Franz Naumann<br />
Umschlaggestaltung: Oliver Zetsche<br />
© Alle Rechte vorbehalten.<br />
Leipzig 2013
Vorwort<br />
VII<br />
Vorwort<br />
Eines grauen Wintertages im Jahr 2012 klopfte Oliver Zetsche an meine Bürotür und unterbreitete<br />
mir, nachdem er Platz genommen hatte, den Vorschlag, mit ihm zusammen eine Einführung<br />
in <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong> zu schreiben. Es gebe doch bereits seit Jahren eine entsprechende<br />
Handreichung von mir im Intranet unserer Fakultät; und er selbst habe als Lehrbeauftragter<br />
in seinen einführenden Veranstaltungen zum wissenschaftsbezogenen Umgang mit<br />
Elektronischer Datenverarbeitung einschlägige Erfahrungen sammeln können bzw. müssen, die<br />
ihm die Notwendigkeit einer schriftlichen Fixierung wesentlicher Lehrinhalte zum Nachlesen<br />
bzw. auch als unsere Lehrveranstaltungen unterstützendes Lehrmittel immer deutlicher vor Augen<br />
geführt hätten.<br />
Ich war von Olivers Idee sogleich angetan und geriet geradezu in einen euphorischen Zustimmungstaumel.<br />
Nachdem wir beide die ein oder andere Anekdote aus unseren Seminaren zur<br />
Bekräftigung unserer Absicht ausgetauscht hatten, vereinbarten wir – zumindest ich noch im<br />
Zustand einer rauschhaften Bewusstseinstrübung – alsbald mit der Arbeit zu beginnen.<br />
Rückblickend würde ich heute sagen, dass wir beide damals nicht so recht wussten, auf was wir<br />
uns einließen. Hatte ich zunächst noch blauäugig angenommen, ich müsse meine „Hinweise<br />
zur Anfertigung schriftlicher <strong>Arbeiten</strong>“ nur ein wenig aufpolieren und durch einen im Wesentlichen<br />
von Oliver zu verfassenden EDV-Teil ergänzen, fing das Vorhaben im Laufe der Zeit an zu<br />
wachsen – sowohl an inhaltlicher Tiefe als auch schlichtweg an Umfang.<br />
Über Monate hinweg schrieben wir beide getrennt vor uns hin, aber es kam der Tag, unsere<br />
beiden immer weiter anschwellenden Dateien zusammenzufügen. In dieser Phase, als es darum<br />
ging, unsere auf unterschiedlichen Betriebssystemen in verschiedenen WORD-Versionen erzeugten<br />
Ergebnisse zu vereinheitlichen, habe ich Olivers (nahezu stoische) Ruhe, seine Kompetenz<br />
und Zuverlässigkeit zu schätzen gelernt.<br />
Die ursprüngliche Absicht, unser Werk (auch) gedruckt vorzulegen, gaben wir alsbald wieder<br />
auf; nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, weil wir beide inzwischen meinen, dass es<br />
reicht, unser Werk ausschließlich als elektronische Ressource zur Verfügung zu stellen und wir<br />
bei entsprechendem Bedarf viel flexibler für etwaige Korrekturen, Ergänzungen und Überarbeitungen<br />
sein werden. Zudem scheint es didaktisch geradezu kontraproduktiv, einen Text, der<br />
sich großenteils dem gelingenden Umgang mit der virtuellen Welt widmet, noch physischmateriell<br />
zur Verfügung zu stellen.
VIII<br />
Vorwort<br />
Eigentlich hätte dieses Vorwort Oliver zusammen mit mir schreiben sollen, aber in falsch verstandener<br />
Bescheidenheit hat er dies mir allein überlassen. Darum sage ich es hier nur für<br />
mich: Danke Oliver, für Deine verwegene Idee und danke für die stets angenehme Zusammenarbeit<br />
mit Dir – mal sehen, was nach der Publikation passiert!<br />
In diesem Sinne<br />
Bernhard Rohde<br />
(Leipzig, im Oktober 2013)
Inhaltsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ XIII<br />
Tabellenverzeichnis ................................................................................................. XV<br />
1. Einleitung .......................................................................................................... 1<br />
1.1 Zur Notwendigkeit dieser Schrift ....................................................................... 1<br />
1.2 Was heißt „<strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong>“?........................................................... 4<br />
2. Formale Grundanforderungen ............................................................................... 7<br />
2.1 Themenfindung, Umfang, äußere Gestaltung ....................................................... 7<br />
2.1.1 Titelblatt ................................................................................................ 9<br />
2.2 Struktur und Inhalt ........................................................................................ 10<br />
2.2.1 Gliederung ............................................................................................. 10<br />
2.2.2 Inhaltsverzeichnis ................................................................................... 14<br />
2.3 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................... 16<br />
2.4 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 17<br />
2.4.1 Umfang und Einträge ............................................................................... 17<br />
2.4.2 Monographien und Sammelwerke ............................................................... 25<br />
2.4.3 (Einzelne) Beiträge aus Sammelwerken ....................................................... 26<br />
2.4.4 (Stichwort-)Artikel aus Fachlexika und Handwörterbüchern ............................ 27<br />
2.4.5 Aufsätze aus Fachzeitschriften ................................................................... 28<br />
2.4.6 Amtliche Veröffentlichungen ..................................................................... 29<br />
2.4.7 Graue Literatur ....................................................................................... 29<br />
2.4.8 Quellen aus dem Internet ......................................................................... 29<br />
2.5 Zitation ....................................................................................................... 31<br />
2.5.1 Funktion von Zitaten ............................................................................... 31
X<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
2.5.2 Wörtliche Zitate ...................................................................................... 32<br />
2.5.3 Sinngemäße Zitate .................................................................................. 37<br />
2.6 Belegen ....................................................................................................... 39<br />
2.6.1 Funktion des Belegens ............................................................................. 39<br />
2.6.2 Belegtechnik Variante 1: Fußnotensystem ................................................... 41<br />
2.6.3 Belegtechnik Variante 2: Harvard-System .................................................... 43<br />
2.6.4 Fußnoten als Anmerkungen ....................................................................... 45<br />
3. Sprache und Stil ............................................................................................... 49<br />
3.1 Sprachbeherrschung als Kompetenz .................................................................. 49<br />
3.2 Ungeschick – Nachlässigkeiten – Fehler ............................................................ 50<br />
3.2.1 Wie schreibt man das, was man studiert? .................................................... 50<br />
3.2.2 Sprachliche Schreibhaltung ....................................................................... 51<br />
3.2.3 Gegenwart oder Vergangenheit? ................................................................ 53<br />
3.2.4 Der bedrängte Genitiv .............................................................................. 55<br />
3.2.5 Die Katastrophe der falschen Apostrophe .................................................... 56<br />
3.2.6 Die schlechtesten Superlative .................................................................... 58<br />
3.2.7 Falsche Plurals ........................................................................................ 58<br />
3.2.8 Strichweise: Binde- und Gedankenstrich ...................................................... 59<br />
3.2.9 Schein oder Anschein – das ist hier die Frage .............................................. 61<br />
3.2.10 So nicht oder gar nicht so schreiben? ......................................................... 62<br />
4. Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek .................................... 65<br />
4.1 Digitale Bibliothek der HTWK Leipzig ................................................................ 72<br />
4.2 Einführung in die Literaturrecherche ................................................................ 74<br />
4.3 Exkurs: Organisationshilfen für das Studium....................................................... 85<br />
4.4 Studieren mit eingeschränkter Sehkraft ............................................................. 90
Inhaltsverzeichnis<br />
XI<br />
5. Erstellen einer Dokumentvorlage ....................................................................... 93<br />
5.1 Dokument- vs. Formatvorlage .......................................................................... 94<br />
5.2 Formatierungsrichtlinien ................................................................................ 97<br />
5.3 Manual zur Erstellung der Dokumentvorlage unter MS Word .................................. 99<br />
5.3.1 Grundeinstellungen ............................................................................... 100<br />
5.3.2 Formatieren des Textes und der Überschriften ............................................ 105<br />
5.3.3 Erstellung automatisch generierter Verzeichnisse ........................................ 118<br />
5.3.4 Paginierung und Formatierung der Kopfzeile .............................................. 124<br />
5.3.5 Kurzer Exkurs: Literaturverwaltung ........................................................... 132<br />
6. Ein Schlusswort ...............................................................................................137<br />
Literaturverzeichnis ...............................................................................................139
Abbildungsverzeichnis<br />
XIII<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Detailansicht Suchergebnis, IBZ .................................................................... 78<br />
Abb. 2: Optionen nach EBSCO-Datenbankrecherche ...................................................... 79<br />
Abb. 3: Änderung des Index’, Zeitschriftenrecherche ................................................... 80<br />
Abb. 4: Kataloginformation, Recherchebeispiel A ........................................................ 81<br />
Abb. 5: Einschränkung der Suchergebnisse, PSYNDEX ................................................... 82<br />
Abb. 6: Detailansicht Beispiel B, PSYNDEX ................................................................. 83<br />
Abb. 7: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, SpringerLink ..................................... 83<br />
Abb. 8: Browse Volume & Issue, SpringerLink ............................................................. 84<br />
Abb. 9: Volltextzugriff Zeitschriftenbeitrag, SpringerLink .............................................. 84<br />
Abb. 10: Word-Optionen ....................................................................................... 100<br />
Abb. 11: Optionen: Speichern ................................................................................ 101<br />
Abb. 12: Option: Sicherungskopie ........................................................................... 102<br />
Abb. 13: Option: Ausschneiden, Kopieren und Einfügen ............................................. 103<br />
Abb. 14: Übersicht Multifunktionsleiste ................................................................... 105<br />
Abb. 15: Seitenlayout einrichten ............................................................................ 105<br />
Abb. 16: Abstand vom Seitenrand, Kopf- und Fußzeile ............................................... 106<br />
Abb. 17: Aufrufen der Formatvorlagen ..................................................................... 107<br />
Abb. 18: Formatvorlage ändern .............................................................................. 107<br />
Abb. 19: Formatvorlagenanpassung ........................................................................ 108<br />
Abb. 20: Formatvorlageneinstellung Absatz .............................................................. 108<br />
Abb. 21: Anzeigen der Formatierungszeichen ........................................................... 109<br />
Abb. 22: Seiten- und Abschnittsumbruch ................................................................. 110<br />
Abb. 23: Übersicht Strukturierung des Dokuments ..................................................... 112<br />
Abb. 24: Übersicht, Änderung der Formatvorlage der Überschrift 1 ............................... 113<br />
Abb. 25: Nummerierung der Überschriften, Liste mit mehreren Ebenen ......................... 116<br />
Abb. 26: Erstellen einer neuen Formatvorlage ........................................................... 117<br />
Abb. 27: Beschriftung einfügen ............................................................................. 118<br />
Abb. 28: Abbildungsverzeichnis erstellen ................................................................. 119<br />
Abb. 29: Inhaltsverzeichnis einfügen ...................................................................... 121<br />
Abb. 30: Inhaltsverzeichnis anpassen ..................................................................... 122<br />
Abb. 31: Optionen für Inhaltsverzeichnis ................................................................. 123<br />
Abb. 32: Anpassung der Darstellung des Inhaltsverzeichnisses .................................... 123
XIV<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 33: Verknüpfte Kopfzeilen lösen ...................................................................... 126<br />
Abb. 34: Feldfunktion aufrufen .............................................................................. 127<br />
Abb. 35: Feldfunktion StyleRef .............................................................................. 127<br />
Abb. 36: Kopfzeile unterrahmen ............................................................................. 128<br />
Abb. 37: Feldfunktion Page ................................................................................... 129<br />
Abb. 38: Tabstopp der Formatvorlage KOPFZEILE anpassen .......................................... 129<br />
Abb. 39: Tabstopp links setzen .............................................................................. 130<br />
Abb. 40: Seitenzahlen formatieren ......................................................................... 130<br />
Abb. 41: Seitennummerierung verändern ................................................................. 131<br />
Abb. 42: Zitate und Literaturverzeichnis .................................................................. 133<br />
Abb. 43: Quelle erstellen ...................................................................................... 134<br />
Abb. 44: Quellenbeleg im Text bearbeiten ................................................................ 134<br />
Abb. 45: Quellen-Manager ..................................................................................... 135<br />
Abb. 46: Literaturverzeichnis einfügen .................................................................... 136
Tabellenverzeichnis<br />
XV<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Phasen wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s (vgl. Bohl, veränd. n. Werder 1996, S. 18) ..... 67<br />
Tab. 2: Checkliste Hausarbeit (veränd. n. Bohl 2008, Anhang K10) ................................. 89<br />
Tab. 3: Webangebote für blinde oder sehbehinderte Studierende ................................... 91<br />
Tab. 4: Hilfsprogramme für Blinde oder Sehbehinderte ................................................. 92
Einleitung 1<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Zur Notwendigkeit dieser Schrift<br />
Den Hintergrund dieser – nicht auf das Studium der Sozialen Arbeit schlechthin,<br />
sondern in erster Linie auf die Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften<br />
an der HTWK Leipzig bezogenen – Schrift bilden langjährige Erfahrungen sowohl<br />
aus zahlreichen einführenden Lehrveranstaltungen für Studienanfänger/innen<br />
als auch aus regelmäßig durchgeführten Diplomanden- und (inzwischen)<br />
Bachelorseminaren, in denen zum einen die Grundlagen Wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong>s und zum anderen der Einsatz eines allgegenwärtigen Hilfsmittels<br />
dafür, nämlich die Elektronische Datenverarbeitung, vermittelt werden.<br />
Nichtsdestoweniger können die Inhalte dieser Veröffentlichung auch für<br />
Studierende in Studiengängen anderer Fakultäten Anwendung finden.<br />
Über die Jahre hinweg hat sich dabei unser Eindruck verstärkt, es sei kein<br />
leichtes Unterfangen, diese Thematik Studierenden der Sozialen Arbeit nahezubringen.<br />
Immer wieder wurden und werden wir mit unterschiedlichen Argumenten<br />
von Studierenden konfrontiert, die wie folgt (und nur leicht überspitzt)<br />
zusammengefasst werden können:<br />
• Die Grundlagen Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s seien bereits in der Oberstufe<br />
der Schule Unterrichtsinhalt gewesen, daher könne nichts Neues erwartet<br />
werden; die entsprechenden Lehrveranstaltungen seien also entbehrlich.<br />
• Die Beachtung formaler Regeln sei unwesentlich, relevant seien vielmehr<br />
„die Inhalte“ in ihrer Bedeutung für den angestrebten Studienabschluss;<br />
technisch-formale Erörterungen hielten nur von den „eigentlichen Themen“<br />
der Sozialen Arbeit ab.<br />
• Soziale Arbeit habe (in helfender Absicht) „mit Menschen“ zu tun, der Einsatz<br />
von (EDV-)Technik trenne jedoch Helfer/in und Klient/in und sei Sozialer<br />
Arbeit deshalb wesensfremd.<br />
Ein von uns vorgebrachtes simples Gegenargument, dass schon die Zahl der<br />
(z. T. in kurzen Abständen immer wieder neu aufgelegten) Bücher zum Wis-
2 Einleitung<br />
senschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> nicht sinnlos sein könne, wird dann von vielen Studierenden<br />
mit der dadurch hervorgerufenen Verwirrung und Verunsicherung<br />
gekontert. Nachhaltig bleibt uns der (leistungsstarke) Student in Erinnerung,<br />
der vor mehreren Jahren mit erkennbarem Unmut forderte, die Lehrenden der<br />
Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der HTWK Leipzig sollten sich<br />
auf ein für alle verbindliches formales und technisches Regelwerk zum Verfassen<br />
von Hausarbeiten und Abschlussarbeiten verständigen. Dies möchten wir<br />
mit der vorliegenden Schrift erstmals versuchen.<br />
Denn tatsächlich ist es – nicht allein für Studienanfänger/innen – schwierig,<br />
eine Bresche durch das Dickicht des Themas zu schlagen. Zwar erheben viele<br />
Einführungen in <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong> den Anspruch, gerade mit ihrem<br />
Werk die studentische Perspektive zu berücksichtigen und das Thema leicht<br />
verständlich aufzuarbeiten, lösen ihr Versprechen häufig aber nicht überzeugend<br />
ein. Dies erzeugt schlimmstenfalls bei Studierenden den Eindruck, das<br />
Beharren auf Beachtung formaler Korrektheit und Stringenz sowie deren technisch<br />
versierte Umsetzung sei ein Steckenpferd spitzfindiger Hochschullehrer/innen,<br />
mit deren Hilfe sie Studierende zu drangsalieren trachteten.<br />
Grundanforderungen<br />
für wissenschaftliche<br />
<strong>Arbeiten</strong><br />
Dieser Eindruck trügt jedoch, denn es geht vielmehr um das Erfüllen von zwei<br />
unabdingbaren Anforderungen bei der Verfertigung schriftlicher Studienarbeiten:<br />
Jede wissenschaftliche Arbeit soll zeigen, dass ihr/e Verfasser/in<br />
• sowohl mit dem Thema, der Fragestellung, den Inhalten des Fachgebietes<br />
• als auch mit den Methoden, Techniken und formalen Regeln wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong>s<br />
vertraut ist. Es geht um die Fähigkeit (vgl. Sesink 2007, S. 9), sich mit wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen auf aktuellem Stand auseinanderzusetzen, eigene<br />
Gedanken und Auffassungen dazu zu entwickeln und dabei bestimmte<br />
Konventionen einzuhalten. Außerdem – was von Studierenden gelegentlich<br />
übersehen wird – „…stellt jede Arbeit auch eine Dienstleistung für die angesprochene<br />
Zielgruppe … dar“ (Rossig 2011, S. 2), denn wenigstens eine Lehrkraft<br />
wird die Arbeit lesen und bewerten. Deshalb ist es wichtig, auf erweiterte<br />
Kompetenzen beim Einsatz von Textverarbeitung zurückgreifen zu können:
Einleitung 3<br />
„Wer nicht über ein Mindestmaß an Anwender-Know-how im EDV-Bereich verfügt,<br />
wird weder ein sozialwissenschaftliches Studium in seiner vollen Breite<br />
absolvieren können noch eine angemessene Aufgabenstellung in einer sozialen<br />
Organisation finden.“<br />
(Badry u. a. 2012, S. 237)<br />
In dieser Schrift möchten wir anhand überwiegend aktueller Veröffentlichungen<br />
zum Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> eine praktikable Anleitung für Studierende<br />
der Sozialen Arbeit formulieren und damit einen Weg durch die Vielzahl<br />
verschiedener und sich häufig genug widersprechender Empfehlungen und<br />
Vorgaben aufzeigen. Wir sind dabei vergleichend – wiewohl im methodischen<br />
Sinne nicht streng systematisch – vorgegangen. Handlungsleitend waren<br />
vielmehr in erster Linie neben unseren Lehrveranstaltungserfahrungen die<br />
Begutachtung und Bewertung zahlreicher Hausarbeiten, (Praktikums-)-<br />
Berichte, Diplom- und Bachelorarbeiten und die dort oft anzutreffenden Fehler<br />
und Schwachstellen. Denn Tatsache ist: „Die Kenntnis und Beachtung der<br />
Methoden und Techniken des wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s ist für alle Aufgaben<br />
an einer Hochschule gleichermaßen eine Grundvoraussetzung…“ (Theisen<br />
2011, S. 5; Hervorh. im Orig. fett).<br />
Es geht uns somit um die für jede Arbeit geltenden formalen und technischen<br />
Regeln, deren Beherrschung eingeübt und nachgewiesen werden muss.<br />
Schriftliche Studienarbeiten müssen „…nach Form und Aufbau … uneingeschränkt<br />
den Regeln eines formal korrekten wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s entsprechen“<br />
(Theisen 2011, S. 8). Mit inhaltlichen, d. h. spezifisch fachlichen<br />
Anforderungen an schriftliche <strong>Arbeiten</strong> während des Studiums werden wir uns<br />
nur am Rande beschäftigen. Jede/r Studierende möge sich aber vor Augen<br />
führen, dass auch eine inhaltlich gute Arbeit durch formale und technische<br />
Mängel, Unzulänglichkeiten und Schwächen in ihrer Qualität entscheidend<br />
beeinträchtigt werden kann. Formale Regelverstöße, uneinheitliche Regelanwendung,<br />
stümperhafte Formatierung, gehäuft auftretende Rechtschreibfehler,<br />
schwacher Ausdruck, Unkenntnis grundlegender grammatikalischer Anforderungen<br />
usw. können auch vortreffliche Gedanken entscheidend schwächen.<br />
Oder anders ausgedrückt:
4 Einleitung<br />
„Bedenken Sie, dass es Ihre Aufgabe ist, durch Anwendung und Einhaltung der<br />
Regeln den Nachweis zu erbringen, dass die Anforderungen an Ihre Arbeit (in<br />
Studium und Praxis) erfüllt werden.<br />
Sie können nicht davon ausgehen, dass es Aufgabe oder drängender Wunsch<br />
der Prüfer bzw. Leser ist, mühselig nach positiven Aspekten Ihrer Arbeit zu<br />
forschen.“<br />
(Rossig 2011, S. 84; Hervorh. im Original fett)<br />
Hinzu tritt ein verhältnismäßig neuer Aspekt: Die durch die Studienreformen<br />
der jüngeren Vergangenheit konstruierten Studiengangstrukturen, d. h. die<br />
grundlegende Aufbauteilung nach Bachelor- und Master-Studiengängen hat u.<br />
E. insbesondere für die (im Vergleich zum Diplom) geringeren Leistungsanforderungen<br />
an Bachelorarbeiten zur Folge, dass formale und technische Gesichtspunkte<br />
tendenziell noch stärker in den Vordergrund treten. Denn inhaltlich<br />
und methodisch werden Bachelorarbeiten i. d. R. nur noch literaturbasierte<br />
und -verarbeitende Ausfertigungen sein können.<br />
1.2 Was heißt „<strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong>“?<br />
Wissenschaft ist das System des durch Forschung, Lehre und überlieferte Literatur<br />
gebildeten, geordneten, begründeten und als gesichert erachteten Wissens<br />
einer Zeit. Unter Wissenschaft versteht man ebenso die für den Erwerb<br />
dieses Wissens typische methodisch-systematische und intersubjektiv nachvollziehbare<br />
Forschungs- und Erkenntnisarbeit aufgrund eines sachbestimmten<br />
Wissensdranges und Wahrheitssuchens. Außerdem zählt der organisatorisch-institutionelle<br />
Rahmen, in dem sich dieses abspielt, zum Wissenschaftsbegriff<br />
– also vor allem der gesamte Hochschulbetrieb.<br />
Wissenschaft produziert fortwährend neue Erkenntnisse. Wer sich auf der Höhe<br />
einer aktuellen wissenschaftlichen Diskussion in einer Wissenschaftsdisziplin<br />
zu befinden glaubt, wird dessen ungeachtet nicht davon überzeugt sein,<br />
die nunmehr erreichte Erkenntnisebene dieser Disziplin auch für die bestmögliche<br />
zu halten. Denn zum einen können sich – gerade in den auf die Untersuchung<br />
gesellschaftlicher Verhältnisse abzielenden Sozialwissenschaften –<br />
wissenschaftliche Ergebnisse widersprechen, zum anderen strebt Wissenschaft<br />
nach immer weiterer Vervollständigung ihrer Erkenntnisse – in dem Bewusst-
Einleitung 5<br />
sein, dass Vollständigkeit und damit unbezweifelbare Erkenntnis nie erreicht<br />
werden kann: „Wissenschaft hat nur mit der Methode des [Wissen-]Gewinnens,<br />
nicht mit der Wahrheit einer Aussage oder einer Theorie zu tun“ (Krämer<br />
2009, S. 15).<br />
Jede Wissenschaftsdisziplin grenzt einen spezifischen Bereich der Gesamtwirklichkeit<br />
aus, bestimmt diesen zum Gegenstand ihres wissenschaftlichen<br />
Interesses und befragt ihn unter Zuhilfenahme eines ihr eigenen methodischen<br />
Instrumentariums (vgl. Badry u. a. 2012, S. 5). Das heißt nicht, dass<br />
verschiedene Wissenschaftsdisziplinen nicht mit gleichen oder ähnlichen methodischen<br />
Ansätzen arbeiten können.<br />
Engelke/Spatscheck/Borrmann haben das allen Wissenschaftsdisziplinen gemeinsame<br />
Grundverständnis in ihrem Versuch zur Begründung einer Wissenschaft<br />
der Sozialen Arbeit wie folgt auf den Punkt gebracht:<br />
„Der Begriff ‚Wissenschaft‘ beinhaltet sowohl das gezielte, systematische, kritische<br />
und reflektierte Bemühen um Erkenntnisgewinnung als sozialen Prozess<br />
als auch die so gewonnenen, in Sprache gefassten, begründeten und überprüfbaren<br />
Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Theorien und Modelle für die<br />
Praxis.“<br />
(Engelke/Spatscheck/Borrmann 2009, S. 175; Hervorh. B. R.)<br />
Grundverständnis<br />
aller Wissenschaftsdisziplinen<br />
Dies gilt auch für eine als Wissenschaft verstandene Soziale Arbeit (früher:<br />
Sozialarbeit/Sozialpädagogik), die „…sich weder durch eindeutig abgegrenzte<br />
Problemlagen/Arbeitsfelder … noch durch einen exklusiven methodischen Zugang<br />
hinreichend bestimmen“ lässt (Dewe/Otto 2011, S. 1738). 1 Ihre Legitimation<br />
zieht die Sozialarbeitswissenschaft nicht aus einem exklusiv von ihr<br />
reklamierten Deutungsanspruch für einen Ausschnitt von Realität, sondern<br />
durch eine spezifische Sichtweise auf ihren Gegenstand, die definiert werden<br />
kann als „…Analyse und Reflexion von Gesellschaft und damit verbundener<br />
(psycho-)sozialer Probleme hinsichtlich ihrer Entstehung, Vermeidung, Behebung<br />
und ihrer professionellen Bearbeitung“ (Erath 2006, S. 25).<br />
1<br />
Gleich zu Beginn dieser Einführung einen Regelverstoß zu begehen ist sicherlich problematisch,<br />
denn streng genommen müsste der Kurzbeleg in der Klammer direkt an das wörtliche<br />
Zitat anschließen, was hier allerdings das Prädikat „lässt“ dann isoliert und angehängt<br />
erscheinen ließe, so dass wir den Beleg ausnahmsweise an das Satzende gestellt<br />
haben. Im Folgenden werden wir bei ähnlichen Fällen genauso verfahren.
6 Einleitung<br />
Unter Wissenschaftlichem <strong>Arbeiten</strong> ist primär nicht die Ansammlung von Fakten<br />
und Forschungsergebnissen zu verstehen, sondern es geht um eine besondere<br />
Art des Wissenserwerbs und die systematisierte Kommunikation darüber<br />
(vgl. Badry u. a. 2012, S. 7): „Die eigenständig und im Austausch mit anderen<br />
gewonnenen Erkenntnisse sowie die systematisch und kreativ entwickelten<br />
Lösungen werden veröffentlicht und müssen für andere nachvollziehbar, überprüfbar<br />
und nutzbar sein“ (Balzert u. a. 2010, S. 6). Deshalb setzt die Anfertigung<br />
einer (schriftlichen) wissenschaftlichen oder zumindest wissenschaftsgeleiteten<br />
Arbeit systematisches, methodisch korrektes <strong>Arbeiten</strong> und die Beachtung<br />
formaler Regeln voraus, was Rossig für Studierende wie folgt umreißt:<br />
„Ihre Aufgabe besteht darin, selbständig etwas zu einem gestellten oder selbst<br />
gewählten Thema in begrenzter Zeit zu schreiben und dabei die Äußerungen<br />
Anderer in der Literatur zu finden, zu bewerten und im Zusammenhang Ihres<br />
Themas zu verarbeiten. Dazu gehört insbesondere, das Thema eigenständig zu<br />
durchdenken, systematisch zu bearbeiten und themengerecht aufbereitet<br />
leicht lesbar schriftlich darzustellen…“<br />
(Rossig 2011, S. 1)<br />
Zwei verständliche Hinführungen zum Wissenschaftsbegriff und zum Wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong> geben Bieker (vgl. 2011, S. 47 ff.) und Narr (vgl. 2011);<br />
eine vertiefende Einleitung zur Wissenschaftsgeschichte und zu wissenschaftstheoretischen<br />
Grundlagen unter besonderer Berücksichtigung eines<br />
modernen Wissenschaftsverständnisses in der Sozialen Arbeit bieten Engelke/<br />
Spatscheck/Borrmann (vgl. 2009, S. 125 ff.).
Formale Grundanforderungen 7<br />
2. Formale Grundanforderungen<br />
2.1 Themenfindung, Umfang, äußere Gestaltung<br />
Auch wenn das Thema der Arbeit vorgegeben oder eine Themenauswahl angeboten<br />
wird (dies ist bei Hausarbeiten der Fall), gibt die Themenstellung allein<br />
i. d. R. nicht hinreichend darüber Aufschluss, wie damit zu verfahren ist. Deshalb<br />
ist es unabdingbar, sich vor Beginn des Schreibens i. e. S. Klarheit über<br />
das Thema zu verschaffen und eine sinnvolle und zu bewältigende Beschränkung<br />
wie auch (punktuelle) Vertiefung vorzunehmen. Eigenmächtige Veränderungen<br />
an der Themenstellung sind höchst problematisch, denn das „…Thema<br />
muss so bearbeitet werden, wie es formuliert ist. Dabei sind zwar gewisse<br />
Interpretationen und Eingrenzungen möglich, aber nur in engen und in der<br />
Arbeit zu begründenden Grenzen“ (Rossig 2011, S. 45).<br />
Bei selbst gewählten Themen (dies ist bei Abschlussarbeiten der Fall) hat man<br />
nicht nur sich selbst, sondern auch die betreuende Lehrkraft von Qualität und<br />
Tragfähigkeit des Themas zu überzeugen. Umso wichtiger ist hier das Abwägen,<br />
ob das gewählte Thema unter den gegebenen Bedingungen erfolgreich<br />
bearbeitet werden kann. Nützliche Hinweise dazu finden sich u. a. bei Balzert<br />
u. a. (vgl. 2010, S. 236 ff.) und Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 108 ff.).<br />
Folglich dient die erste „Forschungs“arbeit der klaren Herausarbeitung und<br />
Abgrenzung des Themas und einer Abschätzung bereits vorhandenen (publizierten)<br />
Materials dazu. Dieser Findungsprozess erfolgt u. a. durch die Lektüre<br />
einschlägiger Nachschlage- und Standardwerke, durch eine aktuelle Fachzeitschriftenrecherche,<br />
durch die Suche in Bibliothekskatalogen und in Bibliographien.<br />
Hier wollen wir den Stellenwert der Fachzeitschriftenrecherche betonen,<br />
denn diese wird nach unserer Erfahrung von den meisten Studierenden sträflich<br />
vernachlässigt. Dabei gilt generell folgendes:<br />
„Die wichtigste Informationsquelle für die Erstellung wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten<br />
besteht fraglos in Fachzeitschriftenartikeln. In Fachzeitschriften<br />
ist nämlich der Schwerpunkt des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts<br />
dokumentiert.“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 136; Hervorh. im Orig.)<br />
Gute Recherche als<br />
Basis der gesamten<br />
Arbeit
8 Formale Grundanforderungen<br />
Eine gute Einführung in die Recherchearbeit einschließlich einer Auswahlübersicht<br />
wichtiger Fachzeitschriften für Soziale Arbeit gibt Bieker (vgl. 2011,<br />
S. 83 ff.); zu Fragen der Materialbeschaffung und -erschließung empfehlen wir<br />
auch Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 36 ff.), Sesink (vgl. 2007, S. 52<br />
ff.), Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 134 ff.) und Theisen (vgl. 2011, S. 37 ff.)<br />
sowie die einschlägigen Ausführungen von Bänsch/Alewell (vgl. 2009, S. 5<br />
ff.), die u. a. von Studierenden nachdrücklich die kritische Auseinandersetzung<br />
mit Fachliteratur verlangen, denn auf diesem Wege „…hat man u. a. die Möglichkeit,<br />
die erwartete eigenständige Leistung zu erbringen“ (Bänsch/Alewell<br />
2009, S. 9; Hervorh. im Orig. fett).<br />
Sofern durch die ausgebende bzw. betreuende Lehrkraft keine bestimmten<br />
Anforderungen an Umfang und äußere Gestaltung vorgegeben werden (gerade<br />
die Frage nach dem Umfang treibt Studierende ja besonders um), können als<br />
Richtwert für Hausarbeiten (Einzelarbeiten) zehn bis maximal 15 Textseiten<br />
(also die Ausführungen zum Thema!) gelten, bei Gruppenarbeiten das entsprechende<br />
Vielfache (vgl. Rossig 2011, S. 7). Andere Autoren nennen für<br />
Hausarbeiten einen Umfang von ca. 15 bis 20 Seiten (vgl. Bieker 2011, S. 37).<br />
Hinsichtlich der Bachelorarbeit gibt die Prüfungsordnung für den Bachelorstudiengang<br />
Soziale Arbeit an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften<br />
keine Anhaltswerte für den Umfang vor (vgl. § 9 PrüfO-SAB). In der Literatur<br />
schwanken die Angaben von 30 bis 40 Seiten (vgl. Rossig 2011, S. 7) über 50<br />
bis 60 Seiten (vgl. Samac/Prenner/Schwetz 2011, S. 26) bis hin zu 50 bis 80<br />
Seiten (vgl. Bieker 2011, S. 39). Etwaige Vorgaben der prüfenden bzw. betreuenden<br />
Lehrkraft haben aber immer Vorrang.<br />
Der äußeren Gestaltung einer Hausarbeit wird oft großer Wert beigemessen –<br />
aufwändige Mappen u. ä. erwecken aber nicht den Eindruck einer entsprechend<br />
inhaltlichen Qualität. Auch auf Schnellhefter oder Prospekthüllen sollte<br />
– schon aus finanziellen und ökologischen Gründen – verzichtet werden. Es<br />
reicht ein einfacher Heftstreifen, der das präzise gelochte Werk (das scheint<br />
mancher/m Studierenden schwer zu fallen) zusammenhält. Zu achten ist auf<br />
die Qualität des Ausdruckes, d. h. von Tinte bzw. Toner und Papier.
Formale Grundanforderungen 9<br />
2.1.1 Titelblatt<br />
Für das Titelblatt einer Hausarbeit (das häufig auch „Deckblatt“ genannt wird,<br />
obwohl es doch nichts verdecken, sondern etwas eröffnen soll) existiert ein<br />
Mustervordruck des Prüfungsamtes der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften.<br />
Die dort vorgegebenen Angaben sind auf dem Titelblatt zu präsentieren –<br />
wobei die im Mustervordruck genutzte Formatierung nicht als zwingend zu<br />
verstehen sein dürfte. Auf jeden Fall muss das Titelblatt begriffen werden als<br />
„…das eigentliche Eintrittstor zu einer wissenschaftlichen Arbeit; warum dieses<br />
dennoch in seiner inhaltlichen und optischen Gestaltung oft vernachlässigt<br />
wird, ist schwer verständlich“ (Bieker 2011, S. 159).<br />
Im Folgenden sollen die nach unserer Erfahrung häufigsten Fehler in den Titelblattangaben<br />
aufgelistet werden:<br />
Fehler auf dem<br />
Titelblatt<br />
• Die Verwendung des HTWK-Logos auf dem Titelblatt mag beeindruckend<br />
anzusehen sein, sie ist aber unzulässig – schließlich handelt es sich nicht<br />
um eine Publikation der Hochschule, sondern um eine Studien- oder Prüfungsleistung<br />
eines/r Studierenden.<br />
• Der Name der Hochschule steht in Lang- oder Kurzfassung im Kopf des Titelblattes,<br />
wobei die richtige Reihenfolge der Wissenschaftsbereiche zu beachten<br />
ist. Der Zusatz „(FH)“ ist schon vor Jahren abgeschafft worden.<br />
• Der korrekte Name der Fakultät ist unter den Namen der Hochschule zu<br />
platzieren.<br />
• Die Bezeichnung der Lehrveranstaltung (Modul, Lehreinheit) ist korrekt<br />
wiederzugeben.<br />
• Der Name der Lehrkraft ist – ohne „Herr“ oder „Frau“ – korrekt wiederzugeben<br />
(dabei lassen Studierende gerne Phantasie walten), wobei akademische<br />
Titel bzw. Amtsbezeichnungen voran- (wie „Prof.“, „Dr.“) oder nachgestellt<br />
(wie „M. A.“ für „Magister Artium“) werden.<br />
• Bei der Positionierung von Titel und ggf. Untertitel wird häufig die geometrische<br />
Mitte auf dem Titelblatt gewählt. Dadurch wird der Seitenschwerpunkt<br />
(scheinbar) nach unten gezogen. Deshalb ist die sogenannte
10 Formale Grundanforderungen<br />
„optische Mitte“ zu wählen. Wir zitieren in diesem Zusammenhang ausnahmsweise<br />
einmal die Internet-Enzyklopädie Wikipedia:<br />
„Optische Mitte ist ein Begriff der Gestaltungslehre und Wahrnehmungspsychologie.<br />
Er bezeichnet einen Punkt, der leicht von der geometrischen Mitte eines<br />
Objektes abweicht und aufgrund einer optischen Täuschung optisch als Mitte<br />
wahrgenommen wird, was beispielsweise in Grafik und Design berücksichtigt<br />
werden muss.“<br />
(http://de.wikipedia.org; Hervorh. im Orig. fett)<br />
• Die Matrikelnummer ist fünfstellig; es ist falsch, sie kurz als „Matrikel“ zu<br />
bezeichnen, denn letzteres meint den gesamten Studienjahrgang, nicht<br />
den/die einzelne Studierende/n.<br />
• Schließlich gibt es immer wieder Studierende, die das Titelblatt mit der<br />
Seitenzahl „1“ paginieren – aber die erste Seite einer Arbeit trägt niemals<br />
eine Seitenzahl, obwohl sie mitgezählt wird (vgl. Rossig 2011, S. 105).<br />
2.2 Struktur und Inhalt<br />
2.2.1 Gliederung<br />
Es widerstrebt uns, Gliederung und Inhaltsverzeichnis in einem Abschnitt<br />
zusammen zu behandeln, wie dies andere Autoren/innen tun (vgl. z. B. Badry<br />
u. a. 2012, S. 126 ff.; Haines 2009, S. 55 und 62 ff.). Gliederung und Inhaltsverzeichnis<br />
stehen zwar in einem engen Zusammenhang, unterscheiden sich<br />
jedoch voneinander. Obwohl das Inhaltsverzeichnis von Studierenden gerne<br />
als „Gliederung“ bezeichnet wird, ist es damit nicht identisch. Insofern ist<br />
Stickel-Wolf/Wolf zu widersprechen, wenn sie schreiben, dass die<br />
„…Gliederung einer Arbeit … als Inhaltsverzeichnis dem Textkörper der Arbeit<br />
vorangestellt…“ werde (Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 181). Denn die Gliederung<br />
des Textes wird zu Beginn erarbeitet und im weiteren Verlauf des Schreibens<br />
ggf. modifiziert. Ansonsten fehlt dem Text das „Gerüst“, das sich in der<br />
Tat später im Inhaltsverzeichnis niederschlägt:
Formale Grundanforderungen 11<br />
„Eine gelungene Gliederung wird Ihnen … bei der nachfolgenden Ausformulierung<br />
der Arbeit helfen, neu hinzugekommene Erkenntnisbausteine den bereits<br />
bestehenden Teilen der Arbeit zuzuordnen. Die sorgfältige Erstellung der Gliederung<br />
ist auch deshalb bedeutsam, weil sie zeigt, ob und in welcher Weise<br />
Sie das Thema verstanden haben, wie Sie das Thema bearbeitet und ob Sie eine<br />
folgerichtige und geschlossene Gedankenführung entwickelt haben.“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 181)<br />
Mit Hilfe der Gliederung wird das Thema, der Gegenstand der Arbeit, ohne<br />
Überschneidungen in alle wesentlichen einzelnen Komponenten zerlegt und<br />
in einen sinnhaften Zusammenhang gebracht, der als „Roter Faden“ die gesamte<br />
Arbeit durchzieht und zusammenhält:<br />
„Es empfiehlt sich, eine Grobgliederung parallel zu Literaturrecherche und<br />
-auswertung anzufertigen, die mit zunehmender Einarbeitung in das Thema<br />
schrittweise verfeinert und bis zur endgültigen Fertigstellung der Arbeit adaptiert<br />
werden kann. Die endgültige Gliederung zeigt sich im Inhaltsverzeichnis<br />
der Arbeit.“<br />
(Kozljanic u. a. 2009, S. 92)<br />
Hier wird deutlich, dass eine Gleichsetzung von Gliederung und Inhaltsverzeichnis<br />
weder möglich noch sinnvoll ist, denn Gliedern im hier verstandenen<br />
Sinne ist immer prozesshaft, das Inhaltsverzeichnis hingegen ist letztlich das<br />
gelungene Produkt dieses Prozesses:<br />
„Die Gliederung, die Ihre Arbeit schließlich tatsächlich erhält, mag sich stark<br />
unterscheiden von Ihrer ursprünglichen Gliederungsabsicht. Aber das ist kein<br />
Mangel, sondern nur logische Konsequenz der Tatsache, dass eine gute problemorientierte<br />
(und nicht nur äußerliche) Gliederung sich aus der behandelten<br />
Sache selbst ergibt. […] Je stärker sich die endgültige Gliederung von der ursprünglichen<br />
Absicht unterscheidet, umso mehr ist offensichtlich zwischendurch<br />
passiert. Und darum geht es doch: dass da etwas passiert im wissenschaftlichen<br />
Arbeitsprozess.“<br />
(Sesink 2007, S. 137; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Weitere hilfreiche Ausführungen zu Anlage und Ausarbeitung der Gliederung<br />
finden sich u. a. bei Haines (vgl. 2009, S. 107 f.).<br />
Die einzelnen Kapitel, Abschnitte und Unterabschnitte sind fortlaufend – beginnend<br />
mit „1“ – numerisch zu gliedern. Keinesfalls sollte mit „0“ begonnen<br />
werden, wie es von einigen Autoren/innen empfohlen wird (vgl. Standop/Meyer<br />
2008, S. 49). Andere Gliederungsmöglichkeiten (Kombination römischer<br />
mit arabischen Zahlen, Kombination von Großbuchstaben und arabischen Zahlen)<br />
werden hier nicht behandelt, da sie nur bei <strong>Arbeiten</strong> größeren Umfangs<br />
erforderlich werden könnten.
12 Formale Grundanforderungen<br />
Die letzte Gliederungsziffer wird ohne Punkt geschrieben. Strittig ist nur,<br />
auch bei den oberen Gliederungsebenen einen Punkt zu setzen, wie es u. a.<br />
Rossig (vgl. 2011, S. 83) aus lesetechnischen und optischen Gründen empfiehlt.<br />
„Die Sinnhaftigkeit dieser Vorgehensweise wird Ihnen bewusst, wenn<br />
Sie die Gliederungspunkte samt dem Zählsystem laut vorlesen“ (Stickel-<br />
Wolf/Wolf 2009, S. 251). In den Veröffentlichungen von Bänsch/Alewell (vgl.<br />
2009), Charbel (vgl. 2006) und Theisen (vgl. 2011) wird dies so praktiziert.<br />
Andere Autoren/innen bevorzugen das Schreiben ohne Punkt: Bieker (vgl.<br />
2011), Franck/Stary (vgl. 2011), Karmasin/Ribing (vgl. 2012), Krämer (vgl.<br />
2009), Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011) und Standop/Meyer (vgl. 2008).<br />
Wir schließen uns deshalb der salomonischen Auffassung von Bänsch/Alewell<br />
an (vgl. 2009, S. 12), die die Schreibweise ohne Punkt als gebräuchliche Alternative<br />
zulassen.<br />
Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis,<br />
andere Verzeichnisse und Anhänge sind nicht in die numerische Gliederung<br />
aufzunehmen.<br />
Wie viele Gliederungsebenen<br />
verträgt<br />
der Text?<br />
Es sollte nicht zu detailliert gegliedert werden, weil ansonsten die Gliederung<br />
unklar zu werden droht. Badry u. a. (vgl. 2012, S. 127) meinen, (erst) bei<br />
mehr als fünf Unterklassen werde die Gliederung unübersichtlich; Bieker (vgl.<br />
2011, S. 115), Karmasin/Ribing (vgl. 2012, S. 52) und Stickel-Wolf/Wolf (vgl.<br />
2009, S. 251) raten zu einer Gliederungstiefe von maximal vier Ebenen; Theisen<br />
(vgl. 2011, S. 104) behauptet, bereits nach drei Ebenen gehe die Orientierung<br />
verloren. Letzterer Auffassung schließen wir uns an, denn bei den<br />
meisten <strong>Arbeiten</strong> reichen drei Gliederungsebenen aus. Dabei ist auch folgendes<br />
zu bedenken:<br />
„Manche Studierende neigen zu einer übertrieben detaillierten Gliederung. Die<br />
Texte zu den Unterpunkten umfassen dann oft nur wenige Zeilen. Das ist nicht<br />
… angemessen. Gerade hat sich der Leser auf den angezeigten Punkt eingestellt,<br />
sind die Ausführungen dazu auch schon wieder zu Ende.<br />
Deshalb sollte der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit vor der Reinschrift<br />
Gliederung und Text noch einmal daraufhin prüfen, ob es dem Werk nicht gut<br />
täte, wenn er auf den einen oder anderen Unter-Unter-Unterpunkt verzichtete<br />
und stattdessen die Ausführungen dem Unter-Unterpunkt zuordnete.“<br />
(Badry u. a. 2012, S. 127)
Formale Grundanforderungen 13<br />
Hilfreiche Überlegungen zur Gliederung finden sich bei Stickel-Wolf/Wolf (vgl.<br />
2009, S. 185 ff.), die u. a. pragmatisch dazu raten, „…pro Textseite nicht<br />
mehr als einen Gliederungspunkt zu vergeben und umgekehrt die einzelnen<br />
Gliederungspunkte nicht über mehr als zehn Textseiten auszudehnen“ (Stickel-<br />
Wolf/Wolf 2009, S. 186).<br />
Unbedingt zu vermeiden ist der Fehler, bei der Unterteilung von Gliederungspunkten<br />
nur einen Unterpunkt zu setzen. Sofern es zu einem (Ober-)Punkt<br />
Unterpunkte geben soll, müssen es mindestens zwei sein – ansonsten erübrigt<br />
sich die Untergliederung (vgl. Bieker 2011, S. 115; Karmasin/Ribing 2012, S.<br />
52; Rossig 2011, S. 82). Außerdem gilt die Regel, dass Unterpunkte nicht als<br />
wortgleiche Wiederholung des Oberpunktes formuliert werden dürfen (vgl.<br />
Karmasin/Ribing 2012, S. 52).<br />
Des Weiteren halten wir es – obwohl häufig geübte und nachlesbare Praxis –<br />
für unsinnig, unter eine Kapitelüberschrift einen kurzen Informationstext zu<br />
setzen, der die folgenden Unterpunkte zunächst kurz vorstellt, bevor diese<br />
dann folgen. Bei dreistelligen Gliederungen führt dies dann ggf. zu einer weiteren<br />
Aufblähung um vorab erläuternde Texte. Unserer Auffassung zufolge<br />
haben stattdessen zwei oder auch drei Überschriften direkt aufeinander zu<br />
folgen – es ist nur die Kunst dabei, diese so geschickt zu formulieren, dass<br />
sie selbsterklärend für sich stehen können und keiner weiteren Erläuterung<br />
bedürfen. Im Wesentlichen wird diese Position von Bieker gestützt, demzufolge<br />
„…vor Beginn des nächst tieferen Gliederungspunktes auch kein Vortext<br />
stehen“ soll (Bieker 2011, S. 115). Denn sofern „…ein Gliederungspunkt untergliedert<br />
wurde, bilden die Inhalte der Unterabschnitte den Inhalt des entsprechenden<br />
Gliederungspunktes… Diese Unterabschnitte müssen den Gesamttext<br />
vollständig aufnehmen“ (Bieker 2011, S. 115). Auch den von Bieker<br />
(vgl. 2011, S. 115) als zulässige Ausnahme angenommenen Fall eines Vortextes<br />
für einen Oberpunkt als Vorschau auf die folgenden Unterpunkte sehen wir<br />
als Widerspruch in sich an und können deshalb nicht dazu raten.
14 Formale Grundanforderungen<br />
2.2.2 Inhaltsverzeichnis<br />
Alle mehrseitigen schriftlichen <strong>Arbeiten</strong> benötigen ein genaues Inhaltsverzeichnis.<br />
Dieses wird erst nach Fertigstellung des Textes angefertigt. Im Unterschied<br />
zur Gliederung (siehe 2.2.1) umfasst das Inhaltsverzeichnis alle<br />
Bestandteile der Arbeit. Dies verdeutlichen Stickel-Wolf/Wolf, wenn sie das<br />
Inhaltsverzeichnis als „…materialisierte[n] Abdruck der zeitlich früher erstellten<br />
bzw. überarbeiteten Gliederung…“ bezeichnen (Stickel-Wolf/Wolf 2009, S.<br />
250). Auch Theisen unterstreicht das, indem er schreibt:<br />
„Das Inhaltsverzeichnis spiegelt den Aufbau eines Werks wider. Es muss alle Bestandteile<br />
einer Arbeit und ihre Position nachweisen, die durch eine … Seitenzahl<br />
ausgewiesen wird; ein Inhaltsverzeichnis ohne Seitenangaben ist unbrauchbar.“<br />
(Theisen 2011, S. 181; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Das Inhaltsverzeichnis wird mit „Inhalt“ oder „Inhaltsverzeichnis“ betitelt<br />
(vgl. Charbel 2006, S. 173). Die Seite mit dem Inhaltsverzeichnis wird nicht<br />
mit einer Seitenzahl versehen, bei einem Inhaltsverzeichnis über mehrere<br />
Seiten wird dessen erste Seite nicht paginiert (vgl. Rossig 2011, S. 105). Bei<br />
einem mehrseitigen Inhaltsverzeichnis und/oder noch weiteren Verzeichnissen<br />
vor dem Text (Abkürzungs-, Abbildungs-, Tabellenverzeichnis), d. h. nur<br />
bei umfangreicheren <strong>Arbeiten</strong>, kann auch eine gemischte Seitenzählung von<br />
römischer Zählung (Titelblatt bis Textbeginn) und arabischer Zählung (erste<br />
bis letzte Textseite) gewählt werden (vgl. Bieker 2011, S. 158 f.; Rossig 2011,<br />
S. 103).<br />
Was gehört wie ins<br />
Inhaltsverzeichnis?<br />
Nicht in das Inhaltsverzeichnis aufgenommen werden das Titelblatt, das (ohnehin<br />
zumeist entbehrliche) Vorwort (das ggf. sowieso vor dem Inhaltsverzeichnis<br />
steht), das Inhaltsverzeichnis selbst und (bei Abschlussarbeiten) die<br />
ehrenwörtliche Erklärung (vgl. Rossig 2011, S. 105). Die Wiedergabe der Überschriften<br />
im Inhaltsverzeichnis muss wortgetreu denen im Fließtext entsprechen.<br />
Die am rechten Rand zu positionierenden Seitenzahlen identifizieren<br />
dann die Seite, auf der das jeweilige Kapitel, der jeweilige Abschnitt oder<br />
Unterabschnitt beginnt; vor diese Seitenzahlen wird nicht „Seite“ geschrieben,<br />
wie es falsch bei Charbel (vgl. 2006, S. 173) zu sehen ist.
Formale Grundanforderungen 15<br />
Die Darstellung der Überschriften erfolgt entweder nach dem Linienprinzip<br />
(alle Gliederungspunkte beginnen ohne Einrückung am linken Rand) oder<br />
nach dem Abstufungsprinzip (untergeordnete Gliederungspunkte werden je<br />
nach Gliederungstiefe unterschiedlich weit eingerückt) (vgl. Ebster/Stalzer<br />
2013, S. 78 f.). Die bessere Veranschaulichung der hierarchischen Abstufung<br />
der Gliederungspunkte erkauft man sich allerdings mit einer Verkürzung des<br />
für die Überschriften zur Verfügung stehenden Raumes, was bei bis zu drei<br />
Gliederungsebenen aber unproblematisch sein dürfte.<br />
Eine gute Darstellung zur Gestaltung eines Inhaltsverzeichnisses findet sich<br />
bei Krämer (vgl. 2009, S. 59 ff.).<br />
Zur Formulierung von Überschriften geben wir noch folgende Hinweise (vgl.<br />
hierzu auch Charbel 2006, S. 174; Rossig 2011, S. 91 f.; Theisen 2011, S. 177<br />
f.):<br />
Überschriften gut<br />
formulieren<br />
• Eine Überschrift beginnt immer mit einem Großbuchstaben und endet niemals<br />
mit einem Punkt.<br />
• In Ausnahmefällen kann eine Überschrift auch als Frage, also mit Fragezeichen<br />
am Ende, gestellt werden (diese Auffassung wird aber z. B. von Rossig<br />
(vgl. 2011, S. 92) und Theisen (vgl. 2011, S. 177) strikt abgelehnt).<br />
• In der Regel beginnt eine Überschrift nicht mit einem bestimmten oder<br />
unbestimmten Artikel.<br />
• Innerhalb einer Überschrift können Kommata oder Gedankenstriche eingesetzt<br />
werden (so bei Aufzählungen); dies sollte jedoch sparsam geschehen<br />
und dann immer aus der Sache heraus erforderlich sein.<br />
• Nach Möglichkeit sollte eine Überschrift nicht länger als eine Zeile sein<br />
(was sich nicht immer einhalten lässt).<br />
• Weder im Inhaltsverzeichnis noch im Text wird eine Überschrift durch Unterstreichung<br />
hervorgehoben; größere Schrift und Fettdruck sind hingegen<br />
zulässig und erleichtern – sinnvoll und logisch eingesetzt – die Orientierung<br />
im Text.
16 Formale Grundanforderungen<br />
2.3 Abkürzungsverzeichnis<br />
Eine Hausarbeit braucht kein Abkürzungsverzeichnis, eine Bachelorarbeit nur<br />
in seltenen Fällen, eine Masterarbeit gelegentlich. Grundsätzlich ist ein Abkürzungsverzeichnis<br />
dann erforderlich, wenn die Arbeit (mehrere) ungeläufige<br />
Abkürzungen enthält (vgl. Rossig 2011, S. 118 f.; Theisen 2011, S. 183 f.),<br />
wobei wir uns – im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Autoren – eine<br />
Grenze von (erst) zehn Abkürzungen zu eigen machen (vgl. Bieker 2011, S.<br />
161). Bei Hausarbeiten genügt es, eine nicht geläufige Abkürzung beim erstmaligen<br />
Auftreten im Text direkt hinter der dann noch voll ausgeschriebenen<br />
Bezeichnung in runden Klammern zu vermerken.<br />
In ein Abkürzungsverzeichnis gehören keine geläufigen Abkürzungen (d. h.<br />
alle, die im Duden-Rechtschreibwörterbuch aufgeführt sind) wie „usw.“, „etc.“,<br />
„u. a.“, „z. B.“, „bzw.“, „vgl.“, „ggf.“, „i. V.“, „Abb.“ – Studierende sollten<br />
davon ausgehen, dass Lehrkräfte diese Abkürzungen zu entschlüsseln wissen.<br />
Abkürzungen wie „u. a.“, „e. V.“ oder „z. B.“ – also alle, die nach jedem Einzelteil<br />
einen Punkt erhalten – schreibt man immer mit einem Leerschritt, auch<br />
wenn Studierende unter Hinweis auf viele (aber eben falsche!) Beispiele etwas<br />
anderes behaupten. Ein Problem dabei kann sein, dass dieser Leerschritt<br />
zu groß gerät, denn die „…Zwischenräume, die zwischen den einzelnen Bestandteilen<br />
eines Abkürzungskonstrukts vorgesehen sind, sind leider nicht in<br />
jedem Textverarbeitungsprogramm typographisch korrekt zu erzeugen“ (Haines<br />
2009, S. 13). Durch den Einsatz der Silbentrennungsfunktion des Textverarbeitungsprogrammes<br />
lässt sich dieser Mangel jedoch in akzeptabler Weise<br />
ausgleichen.<br />
Eigene Abkürzungskreationen sollten vermieden werden, im Zweifelsfall wird<br />
besser ausgeschrieben. Sofern ein Abkürzungsverzeichnis erforderlich sein<br />
sollte, wird es zwischen Inhaltsverzeichnis und Text der Arbeit eingefügt und<br />
ist folglich auch ins Inhaltsverzeichnis aufzunehmen. Eine hilfreiche Regelzusammenstellung<br />
zur Anlage eines Abkürzungsverzeichnisses findet sich bei<br />
Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 253 f.); ausführlich geht Krämer auf die Problematik<br />
ein (vgl. Krämer 2009, S. 132 ff.).
Formale Grundanforderungen 17<br />
2.4 Literaturverzeichnis<br />
2.4.1 Umfang und Einträge<br />
Auch wenn das Literaturverzeichnis den letzten Teil jeder schriftlichen Arbeit<br />
bildet, wird es bereits hier behandelt. Denn zum einen stellt es neben dem<br />
Inhaltsverzeichnis das zweite, unbedingt anzufertigende Verzeichnis jeder<br />
schriftlichen Ausarbeitung dar; zum anderen sollte es bereits vor und während<br />
der Schreibarbeit angelegt, kontinuierlich ausgebaut und gepflegt werden:<br />
„Es ist unbedingt hilfreich und sinnvoll, immer und alle Angaben eines Buches<br />
oder Artikels sofort und vollständig zu notieren. Selbst dann, wenn noch nicht<br />
sicher ist, ob man die Literatur weiter nutzt. Spätere Recherchen sind mühevoll,<br />
aufwändig und zum Teil nicht mehr möglich.“<br />
(Bohl 2008, S. 48)<br />
Die Quellen erst dann zusammenzusuchen, wenn das Ende der Arbeit (heißt<br />
zumeist: der Abgabefrist!) in Sicht ist (diesen schlechten Ratschlag erteilt<br />
Charbel (vgl. 2005, S. 176)), kann zu schweren Fehlern bei der Erstellung dieses<br />
so wichtigen Bestandteiles der Arbeit führen.<br />
Denn das Literaturverzeichnis ist neben „…dem Inhaltsverzeichnis einer Arbeit<br />
… oft deren meistgelesener Teil“ (Krämer 2009, S. 66), was manche Studierende<br />
sich offenbar nicht vorzustellen vermögen. Dem/der interessierten<br />
Studierenden verraten aber auch Karmasin/Ribing, was die betreuende Lehrkraft<br />
zuerst (oder überhaupt nur) liest: Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Zusammenfassung<br />
und Literaturverzeichnis (vgl. Karmasin/Ribing 2012, S. 36).<br />
In ähnlicher Art und Weise kennzeichnet Bieker Literaturverzeichnis, Inhaltsverzeichnis<br />
und Einleitung der Arbeit als Trias, denn diese „…Teile werden als<br />
Erste gelesen und prägen den ersten Eindruck von der Qualität Ihres Schaffens“<br />
(Bieker 2011, S. 163).<br />
Bedeutung des Literaturverzeichnisses<br />
Das Literaturverzeichnis wird auch als solches – und nicht mit „Quellenverzeichnis“<br />
oder „Quellen“ – überschrieben (vgl. Theisen 2011, S. 189). Verschiedentlich<br />
wird der Begriff „Bibliographie“ als Alternative angeboten – so<br />
z. B. bei Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 254) und bei Standop/Meyer (vgl.<br />
2008, S. 95 ff.), was uns aber mit dem dahinter stehenden Anspruch (größtmögliche<br />
Vollständigkeit der Literatur zu einem bestimmten Thema) nicht<br />
opportun erscheint:
18 Formale Grundanforderungen<br />
„Nicht erwünscht sind Literaturverzeichnisse als ein Dokument Ihrer Belesenheit.<br />
Wer meint, das Publikum wäre an einer Bibliografie zu einem Thema interessiert,<br />
darf diese durchaus als Extra, aber dann unter getrennter Flagge,<br />
liefern.“<br />
(Krämer 2009, S. 69)<br />
Was gehört ins Literaturverzeichnis?<br />
Nicht gänzlich einig ist sich die Literatur zum Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> bei<br />
der wichtigen Frage, was denn genau ins Literaturverzeichnis aufgenommen<br />
werden muss. Als Minimalstandard gilt jedoch, dass alle (wörtlich und sinngemäß)<br />
zitierte Literatur aufzulisten ist, ausgenommen Informationen aus Nachschlage-<br />
und Grundlagenwerken (Lexika, Enzyklopädien, Wörterbücher usw.)<br />
(vgl. Haines 2009, S. 82). Den Sinn der Musterangaben bei Samac/Prenner/Schwetz<br />
(vgl. 2011, S. 113), die u. a. auch Enzyklopädien wie den Brockhaus<br />
in dreißig Bänden als Ganzes (!) oder das Große Duden-Fremdwörterbuch<br />
als aufzunehmende Literatur vorgeben, möchten wir füglich in Frage stellen.<br />
Denn die in Enzyklopädien und Konversationslexika publizierten Inhalte gelten<br />
als Allgemeinwissen (unabhängig davon, ob der/die einzelne Studierende<br />
über dieses Wissen verfügt). Des Weiteren sollten bzw. brauchen auch<br />
„…Definitionen, die in der jeweiligen Fachdisziplin breit eingeführt sind“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 230), nicht als Zitat kenntlich gemacht zu werden<br />
(vgl. auch Karmasin/Ribing 2012, S. 113).<br />
Bieker (vgl. 2011, S. 85 ff.) hat eine gute Zusammenschau zitierwürdiger<br />
(damit zugleich belegpflichtiger) Literatur geleistet: Lehrbücher, Monografien,<br />
Sammelwerke, Handbücher, Fachlexika und Handwörterbücher, Aufsätze<br />
aus Fachzeitschriften, Amtliche Veröffentlichungen, Graue Literatur.<br />
Zur nicht belegpflichtigen Literatur zählen wir für Studierende der Sozialen<br />
Arbeit i. d. R. allerdings Gesetze und Verordnungen, die ja, wo immer auch<br />
veröffentlicht, den gleichen Textlaut haben. Damit setzen wir uns bewusst in<br />
Widerspruch zur einschlägigen Literatur, die auch genutzte Rechtsvorschriften<br />
ins Literaturverzeichnis aufzunehmen vorgibt. Wir halten unsere Empfehlung<br />
jedoch für vertretbar, da Studierende der Sozialen Arbeit keine juristischen<br />
<strong>Arbeiten</strong> schreiben und die in der Sozialen Arbeit genutzten Rechtsvorschriften<br />
i. d. R. als bekannt vorausgesetzt werden dürfen. Sofern jedoch auch<br />
Rechtsvorschriften ins Literaturverzeichnis aufgenommen werden sollen (z. B.
Formale Grundanforderungen 19<br />
weil es sich um weniger bekannte handelt), empfehlen wir die Ausführungen<br />
von Theisen (vgl. 2011, S. 156 ff.) zu diesem Thema.<br />
Für die enge Auslegung des Umfanges der im Literaturverzeichnis zu belegenden<br />
Literatur stehen u. a. Krämer (vgl. 2009, S. 67), Stickel-Wolf/Wolf (vgl.<br />
2009, S. 254) und Theisen, der unmissverständlich schreibt:<br />
„Ein Literaturverzeichnis ist die vollständige Zusammenstellung aller in einer<br />
wissenschaftlichen Arbeit verarbeiteten literarischen Sekundärmaterialien, welche<br />
in irgendeiner Form nachweislich (d. h. im Text, einer Fußnote, dem Vorwort,<br />
dem Anhang oder an einer sonstigen Stelle) in der Arbeit berücksichtigt<br />
und zitiert worden sind; darüber hinaus darf keine weitere Literatur Eingang in<br />
das Literaturverzeichnis finden.“<br />
(Theisen 2011, S. 189; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Ähnlich, aber mit Einschränkungen, äußert sich Rossig, dem zufolge „…alle in<br />
der Arbeit tatsächlich zitierten Quellen – und i. d. R. auch nur diese – … aufgeführt“<br />
werden (Rossig 2011, S. 120; Hervorh. im Orig. fett). Badry u. a.<br />
(vgl. 2012, S. 103) warnen in gleicher Absicht davor, quasi alle Veröffentlichungen,<br />
die ein/e Studierende/r im Laufe des Studiums gelesen habe, im<br />
Literaturverzeichnis einer einzelnen Arbeit unterzubringen (vgl. auch Bieker<br />
2011, S. 163), um den Eindruck von Belesenheit zu erzeugen. Gegen diese<br />
eindeutigen Positionsbehauptungen stellt sich nur Haines:<br />
„Entgegen einer weit verbreiteten Meinung, dass im L.[iteraturverzeichnis] lediglich<br />
die im Text zitierte Literatur anzuzeigen sei, muss alle für die vorliegende<br />
Arbeit hinzugezogene Literatur aufgeführt werden, also auch solche, die<br />
z. B. zu einem besseren Verständnis eines Sachverhalts beigetragen hat, sich<br />
als Zitationsgrundlage jedoch als ungeeignet erwies.“<br />
(Haines 2009, S. 82; Hervorh. im Orig.)<br />
Diese Auffassung mag zwar Studierenden entgegenkommen; wir möchten jedoch<br />
eindringlich davon abraten, da sich dann leicht der Verdacht einschleichen<br />
kann, ein/e Studierende/r habe mit Wissen und Literaturkunde beeindrucken<br />
wollen, ohne auf eine tatsächlich belastungsfähige Sachkenntnis zu<br />
verfügen (vgl. hierzu Karmasin/Ribing 2012, S. 127). Auch Charbel warnt vor<br />
solcher Verfahrensweise:<br />
„Quellen, die Sie zwar gelesen, aber nicht weiter verwendet haben, führen Sie<br />
nicht in Ihrem Literaturverzeichnis auf. Auch wenn Sie sich mühsam durch<br />
‚Das reformierte Steuerrecht in Liechtenstein 1803-1876’ gequält haben – solange<br />
Sie sich in Ihrer Arbeit nicht ausdrücklich auf dieses Werk beziehen, hat<br />
es nichts in Ihrem Literaturverzeichnis verloren.“<br />
(Charbel 2006, S. 177)
20 Formale Grundanforderungen<br />
Aus der Praxis heraus ist uns jedoch der umgekehrte Fall geläufiger: Es wird<br />
im Text Literatur zitiert, die dann im Literaturverzeichnis nicht oder nicht<br />
hinreichend belegt wird. Dieser Fehler zeugt für einen nachlässigen Umgang<br />
im Umgang und beim Festhalten der genutzten Literatur, denn „…wie leicht<br />
wird doch der eine oder andere im Text zitierte Titel übersehen“ (Krämer<br />
2009, S. 67). Anders ausgedrückt hat „…das Literaturverzeichnis stets mit<br />
den in der jeweiligen Arbeit eingefügten Zitaten zu korrespondieren…“ (Stickel-Wolf/Wolf<br />
2009, S. 254).<br />
Einträge ins Literaturverzeichnis<br />
immer<br />
als Vollbeleg<br />
Keine Gruppierung<br />
nach Quellentypen<br />
Die ins Literaturverzeichnis aufzunehmende Literatur ist dort – im Gegensatz<br />
zu den Kurzbelegen in runden Klammern bzw. in Fußnoten (siehe 2.6) – dann<br />
vollständig nachzuweisen, also in der Form des sogenannten Vollbelegs, dessen<br />
Umfang sich wiederum nach den unterschiedlichen Arten des Materials<br />
richtet. Damit wird der/die Leser/in in die Lage versetzt, sich die angegebene<br />
Literatur ggf. selbst zu beschaffen. Die einzelnen Belege – gleich wie viele es<br />
sein mögen – sind in korrekter alphabetischer Reihenfolge der Autoren/innen<br />
aufzulisten. Wie mit Ausnahmen – Adelsprädikaten, antiken oder mittelalterlichen<br />
Namen, Namen aus fremden Alphabeten – verfahren werden soll, zeigt z.<br />
B. Krämer (vgl. 2009, S. 68). Bei mehreren Werken eines/r Autors/Autorin hat<br />
dies in chronologischer Reihenfolge zu geschehen. Bei mehreren in einem<br />
Jahr erschienenen Werken eines/r Autors/in ist dies durch die Vergabe eines<br />
klein geschriebenen Buchstabens („a“, „b“, „c“) direkt hinter dem Erscheinungsjahr<br />
zu kennzeichnen, und zwar sowohl im Kurz- als auch im Vollbeleg<br />
des Literaturverzeichnisses (vgl. z. B. Bieker 2011, S. 164).<br />
Im Literaturverzeichnis wird nicht blockweise nach Büchern, Sammelwerken,<br />
(Zeitschriften-)Aufsätzen, Quellen aus dem Internet usw. getrennt,<br />
„…jegliche Gruppierung nach bestimmten Quellentypen … hat zu unterbleiben“<br />
(Bänsch/Alewell 2009, S. 60). Die einzelnen Belege werden dann mit<br />
einzeiligem Zeilenabstand und mit einem Einzug von 1 cm ab der zweiten<br />
Zeile geschrieben (sogenannter „hängender Sondereinzug“) (vgl. hierzu u. a.<br />
Theisen 2011, S. 190; Rossig 2011, S. 121); die einzelnen Einträge sollten –<br />
so unsere Praxis – im Absatzmenü mit dem Abstand „6 Punkte nach“ formatiert<br />
werden.
Formale Grundanforderungen 21<br />
Sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum gibt es<br />
„…eine nicht mehr überschaubare Anzahl von verschiedenen akademischen<br />
Zitierweisen …, von denen einzelne, jeweils unterschiedliche Elemente auch<br />
in Deutschland übernommen werden“ (Rossig 2011, S. 121). Deshalb müssen<br />
Studierende sich für eine Variante (Zitierstil) entscheiden. Rossig (vgl. 2011,<br />
S. 121 ff.) gibt eine Übersicht über sechs verschiedene Zitierstile, um dann<br />
aber auf eine Grundform des Vollbelegs in zwei Varianten zurückzukommen.<br />
Diese unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Position des Erscheinungsjahres,<br />
nämlich (vgl. Rossig 2011, S. 126)<br />
• die Autor-Titel-Grundform mit dem Erscheinungsjahr am Ende des Eintrages<br />
und<br />
• der Autor-Jahr-Style mit dem Erscheinungsjahr in Klammern nach dem Verfasservornamen.<br />
Varianten des<br />
Vollbelegs<br />
Da nach unserem Eindruck der Autor-Jahr-Style – angelehnt an den Standard<br />
der American Psychological Association (APA) – als „moderne Form“ zunehmende<br />
Verbreitung findet (vgl. Standop/Meyer 2008, S. 104), empfehlen wir<br />
diesen. Auch Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 107) nutzen ihn und weisen<br />
darauf hin, dass dieser Zitierstil (zwar noch) vorwiegend in den naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen gepflegt werde, aber inzwischen auch zunehmend<br />
in den Geisteswissenschaften anzutreffen sei.<br />
Bei Karmasin/Ribing (vgl. 2012, S. 128 ff.), Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S.<br />
254 ff.) und Theisen (vgl. 2011, S. 190 ff.) wird hingegen die tradierte Autor-<br />
Titel-Grundform bevorzugt, ohne diese in Frage zu stellen. Auch Rossig verteidigt<br />
diese Form als „…traditionelle und am weitesten verbreitete…“ Zitierart<br />
(Rossig 2011, S. 126), räumt aber ein, dass zwar das Erscheinungsjahr gewöhnlich<br />
am Ende der Literaturangabe stehe, heute aber zunehmend nach<br />
vorn hinter den Autorennamen gesetzt werde (vgl. Rossig 2011, S. 129).<br />
Hier gilt es wie ansonsten auch, sich für eine Variante zu entscheiden und<br />
diese dann durchzuhalten (vgl. Rossig 2011, S. 126). Letztlich halten wir beide<br />
Grundformen für gleichermaßen tauglich und jede/r Studierende muss hier<br />
die ihm/ihr genehme Form wählen.
22 Formale Grundanforderungen<br />
Formen der einzelnen<br />
Elemente im<br />
Vollbeleg<br />
Dennoch gibt es mehrere Elemente, die zwingend in jeden Vollbeleg im Literaturverzeichnis<br />
gehören. Diese sollten nach unserer Auffassung in bestimmter<br />
Form dargestellt werden:<br />
• Verfasser-/Herausgebernamen werden vollständig (und nicht abgekürzt)<br />
wiedergegeben (vgl. Karmasin/Ribing 2012, S. 127). Niemals gehören (akademische)<br />
Titel wie „Dr.“ und/oder Amtsbezeichnungen wie „Prof.“ (vgl. z.<br />
B. Rossig 2011, S. 127), Berufsbezeichnungen geschweige denn die Anrede<br />
„Herr“ oder „Frau“ dazu. Bei bis zu drei Verfasser/innen bzw. Herausgeber/innen<br />
werden alle Namen aufgenommen; handelt es sich um mehr als<br />
drei Personen, so wird nur der erste Verfasser- bzw. Herausgebername genannt<br />
und mit dem Zusatz „u. a.“ ergänzt (vgl. Theisen 2011, S. 191).<br />
• Bei bis zu drei Verfasser- bzw. Herausgebernamen werden diese durch Semikolon<br />
oder Schrägstrich voneinander getrennt (vgl. Rossig 2011, S. 130);<br />
die Variante mit Schrägstrich scheint inzwischen zu dominieren (vgl. Karmasin/Ribing<br />
2012, S. 128; Theisen 2011, S. 191). Bei Anwendung der<br />
Schrägstrich-Variante darf weder vor noch hinter dem Schrägstrich ein<br />
Leerschritt gesetzt werden, wie es im Literaturverzeichnis bei Rossig<br />
durchgehend falsch gehandhabt wird (vgl. Rossig 2011, S. 201 ff.). Als<br />
weitere Möglichkeit wäre die Trennung aller Vor- und Nachnamen mit<br />
Kommata und die Hervorhebung der Nachnamen zur besseren optischen<br />
Absetzung durch Großbuchstaben oder Fettdruck zu nennen (vgl. Samac/Prenner/Schwetz<br />
2011, S. 108 ff.). Von der bei Standop/Meyer (vgl.<br />
2008, S. 106) favorisierten Variante, den/die erstgenannte/n Namen mit<br />
durch Komma getrenntem Nach- und Vornamen, den/die dann folgenden<br />
Namen aber in der umgekehrten Reihenfolge von Vor- und Nachnamen verbunden<br />
mit dem „&“-Zeichen (dt.: Etzeichen, engl.: ampersand) zu schreiben,<br />
raten wir ab. Das Etzeichen ist im deutschen Sprachraum (nur) im<br />
kaufmännischen Geschäftsverkehr geläufig, auch wenn es im englischsprachigen<br />
Raum für bibliographische Einträge üblich sein mag.<br />
• Nicht ersichtliche Verfasser/innen oder Herausgeber/innen nicht zu nennen,<br />
stattdessen mit „o. V.“ („ohne Verfasser“) abzukürzen und entspre-
Formale Grundanforderungen 23<br />
chend alphabetisch einzuordnen, ist nur ausnahmsweise zulässig, nämlich<br />
sofern der/die Name/n trotz intensiver Recherchen nicht zu ermitteln<br />
ist/sind (vgl. z. B. Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 256). Ist/sind der/die Verfasser/in(en)<br />
aber bekannt oder zu schlussfolgern, sollte/n sein(e) bzw.<br />
ihr(e) Name/n in eckige Klammern gesetzt werden (vgl. Bieker 2011, S.<br />
164). Im Zweifelsfall raten wir von der Nutzung einer solchen Quelle ab.<br />
• Die Auflage ist ab der zweiten Auflage anzugeben, ohne Angabe einer Auflagenzahl<br />
wird davon ausgegangen, dass es sich um die Erstauflage handelt.<br />
Gelegentlich erscheinen Bücher mit dem Zusatz „1. Auflage“, obwohl<br />
nicht feststehen kann, dass das Werk mehr als eine Auflage erleben wird;<br />
diese Angabe wird jedenfalls nicht übernommen. „Auflage“ wird immer mit<br />
„Aufl.“ abgekürzt. Zusätze bei Folgeauflagen wie „aktual.“, „korrig.“,<br />
„erw.“, „überarb.“ und „erg.“ werden Rossig zufolge (vgl. 2011, S. 128)<br />
nicht wiedergegeben; Badry u. a. (vgl. 2012, S. 135) hingegen halten diese<br />
Angaben für wichtig. Wir schließen uns der letztgenannten Auffassung<br />
an, auch wenn wir uns nach Rossig (vgl. 2011, S. 128) damit dem (aus unserer<br />
Sicht weit hergeholten) Verdacht aussetzen, die Nennung dieser Zusätze<br />
von Studierenden nur zu verlangen, um sie selbst als Entscheidungshilfe<br />
für eine etwaige Neuanschaffung des entsprechenden Buches zu nutzen.<br />
• Titel und Untertitel sind wortgetreu wiederzugeben, und zwar vom inneren<br />
Titelblatt (vgl. Rossig 2011, S. 127), denn nicht selten weichen die Angaben<br />
außen vom Innentitel ab. „Dabei wird der Titel einer Quelle nie in Anführungszeichen<br />
gesetzt! Auch nicht bei Zeitschriftenartikeln…“ (Rossig<br />
2011, S. 127). Gegen diese ansonsten weithin akzeptierte Regel verstoßen<br />
Standop/Meyer (vgl. 2008, S. 119 f.).<br />
• Die Trennung von Titel und Untertitel wird unterschiedlich gehandhabt.<br />
Abraten möchten wir zunächst von den Varianten mit Komma wie bei Rossig<br />
(vgl. 2011, S. 130), Schrägstrich (als Alternative zum Punkt) wie bei<br />
Karmasin/Ribing (vgl. 2012, S. 129) bzw. einfachem Doppelpunkt wie bei<br />
Krämer (vgl. 2009, S. 155), Theisen (vgl. 2011, S. 190 ff.) und Stan-
24 Formale Grundanforderungen<br />
dop/Meyer (vgl. 2008, S. 105 f.). Nicht hilfreich erscheint uns hier auch<br />
die Haltung von Stickel-Wolf/Wolf, man könne sich mit solchen<br />
„…Feinheiten des Literatureintrags (z. B. ob die einzelnen Elemente einzelner<br />
Einträge mit Doppelpunkt, Punkt oder Gedankenstrich getrennt werden)…“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 255) nicht beschäftigen. Als klassische<br />
Möglichkeit der Trennung von Titel und Untertitel gilt der Punkt (vgl. z. B.<br />
Badry u. a. 2012, S. 134 ff.; Samac/Prenner/Schwetz 2011, S. 107 f.). Wir<br />
favorisieren allerdings die im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek genutzte<br />
Variante des freistehenden Doppelpunktes (also davor und dahinter<br />
ein Leerschritt!), da es dieses Satzzeichen in dieser Schreibweise sonst<br />
nicht gibt. Allerdings: sind Titel und Untertitel im Original durch Doppelpunkt<br />
oder Gedankenstrich getrennt, so sind diese so wiederzugeben; das<br />
Gleiche gilt für Frage- und Ausrufungszeichen.<br />
• Zum Umgang mit mehreren Erscheinungs-/Verlagsorten stehen sich im Wesentlichen<br />
zwei Auffassungen gegenüber. Die eine Gruppe meint, es solle<br />
oder brauche in solchen Fällen nur der erstgenannte Ort wiedergegeben zu<br />
werden (vgl. Krämer 2009, S. 156; Standop/Meyer 2008, S. 101). Die andere<br />
Gruppe vertritt die Position, bei bis zu drei genannten Orten seien (üblicherweise)<br />
alle anzugeben (vgl. Rossig 2011, S. 129; Stickel-Wolf/Wolf<br />
2009, S. 258; Theisen 2011, S. 191). Bei mehr als drei Orten werde dann<br />
nur der erste mit dem Zusatz „u. a.“, „et al.“ („et alii“) oder „usw.“ genannt.<br />
Wir unterstützen die letztere Autorengruppe und sprechen uns darüber<br />
hinaus für den etwaigen Zusatz „u. a.“ aus. Die Trennung der Erscheinungsorte<br />
sollte nach unserer Auffassung mit Komma(ta) erfolgen, wie z.<br />
B. im Literaturverzeichnis bei Rossig gehandhabt (vgl. 2011, S. 201 ff.).<br />
Anderen Varianten wie der Abtrennung per Schrägstrich, die z. B. Karmasin/Ribing<br />
vorschlagen (vgl. 2012, S. 129) oder per Gedankenstrich, wie<br />
von Stickel-Wolf/Wolf empfohlen (vgl. 2009, S. 258), können wir nichts abgewinnen.<br />
Wird der Erscheinungsort nicht genannt, ist er aber bekannt<br />
bzw. zu schlussfolgern, sollte er in eckige Klammern gesetzt werden. Nur<br />
im Ausnahmefall ist die Angabe „o. O.“ („ohne Ort“) zu verwenden.
Formale Grundanforderungen 25<br />
• „Die Angabe des Verlagsnamens ist bei deutschsprachigen Werken nicht<br />
Standard, wird aber zunehmend wie bei englischsprachigen Werken gewünscht,<br />
da er den Informationsgehalt erhöht“ (Rossig 2011, S. 129). Wir<br />
empfehlen deshalb, den Verlagsnamen in Kurzform immer anzugeben, auch<br />
wenn gelegentlich bestimmte Orte für den Verlagsnamen stehen und dieser<br />
von daher erschlossen werden könnte. Der Verlagsname steht nach dem Erscheinungsort<br />
und einem trennenden Doppelpunkt (vgl. Rossig 2011, S.<br />
129 und die Beispiele bei Samac/Prenner/Schwetz 2011, S. 107 f. sowie<br />
Theisen 2011, S. 190 ff.).<br />
• Der Vollbeleg schließt mit einem Punkt, über den Rossig schreibt: „Jede<br />
Literaturangabe wird als Satz angesehen und beginnt mit einem Großbuchstaben<br />
und endet in der meist geübten Praxis mit einem (eigentlich überflüssigen)<br />
Punkt“ (Rossig 2011, S. 130; Hervorh. im Orig.). Für die (moderne?)<br />
Praxis ohne schließenden Punkt stehen u. a. Samac/Prenner/Schwetz<br />
(vgl. 2011, S. 107 ff.). Wir stellen anheim, welche Variante bevorzugt wird.<br />
In den folgenden Unterabschnitten zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs<br />
ins Literaturverzeichnis für die bedeutsamsten Arten zitierwürdiger Quellen<br />
sowie die Verfahrensweise mit direkt aus dem Internet bezogenen Material.<br />
2.4.2 Monographien und Sammelwerke<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs für<br />
• Monographien (also Bücher mit einem oder mehreren Verfasser/innen),<br />
wozu auch durch Verlage veröffentlichte Dissertations- und Habilitationsschriften<br />
zählen (vgl. Bieker 2011, S. 85) und<br />
• Sammelwerke (also Bücher mit einem oder mehreren Herausgeber/innen<br />
und mehreren Beiträgen verschiedener Autoren/innen, zu denen zumeist<br />
auch die Herausgeber/innen selbst gehören), sofern diese Sammelwerke im<br />
Text als Ganzes (und nicht einzelne Beiträge daraus!) zitiert bzw. angesprochen<br />
werden.
26 Formale Grundanforderungen<br />
Buch mit einem Autor<br />
Heiner, Maja (2007): Soziale Arbeit als Beruf : Fälle – Felder – Fähigkeiten.<br />
München, Basel: Reinhardt.<br />
Buch mit zwei Autoren<br />
Jordan, Erwin/Sengling, Dieter (2000): Kinder- und Jugendhilfe : Einführung<br />
in Geschichte und Handlungsfelder, Organisationsformen und gesellschaftliche<br />
Problemlagen. Neuausgabe Weinheim, München: Juventa.<br />
Buch mit mehr als drei Autoren/innen<br />
Thesing, Theodor u. a. (2008): Sozialpädagogische Praxisfelder : Ein Handbuch<br />
zur Berufs- und Institutionskunde für Sozialpädagogische Berufe. 2.,<br />
überarb. Aufl. Freiburg i. Br.: Lambertus.<br />
Buch mit einem Herausgeber<br />
Merten, Roland (Hrsg.) (2002): Sozialraumorientierung : Zwischen fachlicher<br />
Innovation und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim, München: Juventa.<br />
Buch mit drei Herausgeber/innen<br />
Bütow, Birgit/Chassé, Karl August/Maurer, Susanne (Hrsg.) (2006): Soziale<br />
Arbeit zwischen Aufbau und Ausbau : Transformationsprozesse im Osten<br />
Deutschlands und die Kinder- und Jugendhilfe. Wiesbaden: VS Verlag.<br />
2.4.3 (Einzelne) Beiträge aus Sammelwerken<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs für einzelne<br />
Beiträge aus Sammelwerken mit einem oder mehreren Herausgeber/innen,<br />
wobei wir uns der bereits unter 2.4.2 genannten Sammelwerke bedienen. Autor(en)/in(en)<br />
und Titel des belegten Beitrags und der Nachweis des genutzten<br />
Sammelwerks werden durch den Vermerk „In:“ voneinander abgesetzt. In<br />
Abgrenzung zu Karmasin/Ribing (vgl. 2012, S. 130), Rossig (vgl. 2011, S. 129)<br />
und Theisen (vgl. 2011, S. 194) empfehlen wir, den Titel bzw. Untertitel des<br />
belegten Beitrages nicht mit einem Komma, sondern mit einem Punkt zu<br />
schließen und danach anschließend „In:“ groß (statt klein) zu schreiben –<br />
diese Praxis schlagen auch Samac/Prenner/Schwetz vor (vgl. 2011, S. 108).<br />
Für die abschließende Angabe von erster und letzter Seite des Beitrags empfehlen<br />
wir (wie ausnahmsweise einmal auch alle von uns ausgewerteten Einführungen<br />
in <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong>), den Bindestrich hier ohne tren-
Formale Grundanforderungen 27<br />
nende Leerschritte zu schreiben. Des Weiteren wird gelegentlich vorgeschrieben,<br />
neben dem einzelnen belegten Aufsatz aus einem Sammelwerk auch das<br />
Sammelwerk noch einmal als Ganzes gesondert ins Literaturverzeichnis aufzunehmen<br />
(vgl. Theisen 2011, S. 195). Dies halten wir allerdings für überflüssig,<br />
da es den Erkenntniswert nicht maßgeblich steigert und zudem den (häufig<br />
nicht zutreffenden) Eindruck erwecken kann, der/die Studierende habe alle<br />
Beiträge des Sammelwerkes gelesen.<br />
Aufsatz aus einem Buch mit einem Herausgeber<br />
Hinte, Wolfgang (2002): Fälle, Felder und Budgets : Zur Rezeption sozialraumorientierter<br />
Ansätze in der Jugendhilfe. In: Merten, Roland (Hrsg.)<br />
(2002): Sozialraumorientierung : Zwischen fachlicher Innovation und<br />
rechtlicher Machbarkeit. Weinheim, München: Juventa, S. 91-126.<br />
Aufsatz aus einem Buch mit drei Herausgeber/innen<br />
Bütow, Birgit/Chassé, Karl August/Maurer, Susanne (2006): Normalisierungspolitiken?<br />
– Querlese, Kommentar und versuchte Zwischenbilanz. In:<br />
Bütow, Birgit/Chassé, Karl August/Maurer, Susanne (Hrsg.) (2006): Soziale<br />
Arbeit zwischen Aufbau und Ausbau : Transformationsprozesse im<br />
Osten Deutschlands und die Kinder- und Jugendhilfe. Wiesbaden: VS<br />
Verlag, S. 219-244.<br />
2.4.4 (Stichwort-)Artikel aus Fachlexika und Handwörterbüchern<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs anhand des<br />
gleichen Stichworts für den entsprechenden Beitrag in (den!) zwei deutschen<br />
Standard-Nachschlagewerken zur Sozialen Arbeit, wobei es sich beim einen<br />
um eine Institution, beim anderen um ein Autor/in-Team als Herausgeber<br />
handelt.<br />
Haller, Siegfried (2011): Jugendamt (JA). In: Deutscher Verein für öffentliche<br />
und private Fürsorge (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. 7., völlig<br />
überarb. u. aktual. Aufl. Baden-Baden: Nomos, S. 470-471.<br />
Prölß, Rainer (2013): Jugendamt. In: Kreft, Dieter/Mielenz, Ingrid (Hrsg.):<br />
Wörterbuch Soziale Arbeit : Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden<br />
der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 7., vollst. überarb. u. aktual.<br />
Aufl. Weinheim, Basel: Beltz Juventa, S. 467-473.
28 Formale Grundanforderungen<br />
2.4.5 Aufsätze aus Fachzeitschriften<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs für Beiträge<br />
aus Fachzeitschriften. Wie auch bei in Buchform erschienenen Sammelwerken<br />
werden Autor(en)/in(nen) und Titel des belegten Beitrags und der Nachweis<br />
der herangezogenen Fachzeitschrift durch den (groß geschriebenen!) Vermerk<br />
„In:“ voneinander abgesetzt (vgl. Rossig 2011, S. 134; Stickel-Wolf/Wolf 2009,<br />
S. 255; Theisen 2011, S. 196). In Anlehnung an tradierte Gewohnheiten lassen<br />
allerdings Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 108 f.) und Standop/<br />
Meyer (vgl. 2008, S. 119) das „In:“ entfallen und schreiben dafür den Namen<br />
der Fachzeitschrift kursiv; wir raten aufgrund einer möglichst einheitlichen<br />
Verfahrensweise aber davon ab.<br />
Hinter dem „In:“ folgen dann: Name der Fachzeitschrift (nur ihr Haupttitel),<br />
Jahrgang, Erscheinungsjahr, Heftnummer, erste bis letzte Seite des Beitrags<br />
mit Bindestrich (aber ohne Leerschritte) (vgl. Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 255).<br />
Häufig werden heute Teile dieser Angaben verknappt, wir raten jedoch der<br />
Klarheit halber zu einer ausführlichen Angabe. 2<br />
Aufsatz eines Autors<br />
Rohde, Bernhard (2012): Die staatliche Anerkennung: Relikt oder Notwendigkeit?<br />
In: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit, 63. Jg., Heft 1, S. 58-<br />
67.<br />
Aufsatz zweier Autoren<br />
Wasel, Wolfgang/Schiele, Gerhard (2008): Sozialraumorientierung zwischen<br />
Markt und Quasi-Markt : Entwicklungsideen und Hintergründe in der Altenhilfe.<br />
In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche<br />
und private Fürsorge, 88. Jg., Heft 11, S. 468-474.<br />
2<br />
Die gängige Abkürzung des Zeitschriftennamens lautet im ersten Beispiel „TuP“, im zweiten<br />
Beispiel „NDV“.
Formale Grundanforderungen 29<br />
2.4.6 Amtliche Veröffentlichungen<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs für eine<br />
amtliche Veröffentlichung. Hierzu zählen (vgl. Bieker 2011, S. 87) amtliche<br />
Statistiken (z. B. Statistisches Bundesamt, Statistische Landesämter, Kommunalstatistiken,<br />
Statistik der Bundesagentur für Arbeit usw.), Forschungsberichte<br />
im Auftrag amtlicher Stellen, Berichte von Expertenkommissionen, Gerichtsentscheidungen,<br />
behördeneigene und periodisch erscheinende Informationsmedien<br />
(z. B. Amtsblatt der Stadt Leipzig).<br />
Abschlussbericht einer Sachverständigenkommission<br />
Sächsisches Staatsministerium für Soziales (Hrsg.) (2009): Dritter Sächsischer<br />
Kinder- und Jugendbericht : Kinder- und Jugendhilfe als Bildungsakteur<br />
– Biografieverläufe und Bildungszugänge junger Menschen in Sachsen.<br />
Dresden.<br />
2.4.7 Graue Literatur<br />
In diesem Unterabschnitt zeigen wir die Aufnahme des Vollbelegs für ein<br />
Werk der sogenannten „Grauen Literatur“. Hierzu zählen (vgl. Bieker 2011, S.<br />
87) (noch) nicht (oder nie) in Buch- oder Aufsatzform durch einen Verlag<br />
publizierte Schriften wie z. B. Tagungsberichte, Kongressdokumentationen,<br />
Schriftenreihen von Hochschulen bzw. deren Fakultäten usw.<br />
Kongressdokumentation mit drei Herausgebern<br />
Bassarak, Herbert/Haller, Siegfried/Rohde, Bernhard (Hrsg.) (2007): …gegen<br />
den Wind steuern! Quo vadis Jugendarbeit? Bundeskongress Jugendarbeit<br />
: Leipzig, 27. und 28. September 2006. Lauf.<br />
2.4.8 Quellen aus dem Internet<br />
Zunächst muss zur Klarstellung darauf hingewiesen werden, dass es „Internetquellen“<br />
(wie Studierende gerne sagen) im engeren Sinne gar nicht gibt.<br />
Das Internet ist keine Quelle, sondern ein Medium, das einen (zumeist) komfortablen<br />
und schnellen Zugriff auf Material bietet.
30 Formale Grundanforderungen<br />
Qualitätsprüfung<br />
von Internetinformationen<br />
Vor der Verwendung aus dem Internet bezogenen Materials empfiehlt sich die<br />
sorgfältige Prüfung seiner Qualität, da der Teil unseriöser Informationen im<br />
Internet hoch ist. Besondere Vorsicht ist bei unbekannten oder privaten Websites<br />
geboten.<br />
Grundsätzlich sollte deshalb das Internet in erster Linie zur Suche nach auch<br />
in gedruckter Form veröffentlichtem Material dienen, ihm direkt entnommene<br />
Informationen stellen im Regelfall nur eine Ergänzung von Druckwerken dar.<br />
Die Nutzung von Material, das auch in gedruckter Form zugänglich wäre (dies<br />
ist häufig bei „Grauer Literatur“ der Fall), ist hingegen weniger problematisch,<br />
sofern die Website als seriös gelten kann. Denn hier sind Verfasser/in-<br />
(nen) oder Herausgeber/in(nen) bzw. herausgebende Institution(en), Titel,<br />
Erscheinungsort(e) und Erscheinungsjahr erkennbar. Für das Belegen solchen<br />
Materials gelten prinzipiell die vorstehenden Regeln. Dennoch halten wir die<br />
folgende Warnung von Charbel für angebracht:<br />
„Immer jedoch besteht das Problem der Zuverlässigkeit der Quelle. Aufgrund<br />
der hohen Zugänglichkeit des Internets fehlt in der Regel jegliches Qualitätssicherungsverfahren,<br />
das für sonstige wissenschaftliche Publikationen gilt<br />
(beispielsweise Review-Systeme bei Zeitschriften und Büchern). Im Internet<br />
kann alles veröffentlicht werden, auch völliger Unsinn. Mehr noch als bei Buchund<br />
Zeitschriftenpublikationen müssen Sie selbstständig die Qualität der Internetveröffentlichung<br />
prüfen.“<br />
(Charbel 2006, S. 51; Hervorh. B. R.)<br />
Vollständige Angabe<br />
der URL<br />
Der Beleg wird abschließend mit der URL (Uniform Resource Locator) ergänzt<br />
(die Angabe der Startseite genügt nicht), d. h. es muss die Internetadresse<br />
des Dokuments mit dem kompletten Pfad zur Datei angegeben werden (vgl.<br />
Rossig 2011, S. 137). Bei allen Adressen, die mit „www“ beginnen, kann die<br />
davor stehende Angabe des Zugriffsprotokolls „htpp//“ entfallen (vgl.<br />
Standop/Meyer 2008, S. 123). Abschließend folgt das Datum (mit vierstelliger<br />
Jahreszahl) des (letzten) Aufrufs der Website; wahlweise zusätzlich in runde<br />
oder eckige Klammern gesetzt (vgl. Samac/Prenner/Schwetz 2011, S. 115).<br />
Zur Schreibweise der URL ist darauf hinzuweisen, dass eine ggf. erforderliche<br />
Trennung am Zeilenende nicht mit einem Trennstrich erfolgen darf, da dieser<br />
ansonsten als Adressbestandteil missverstanden werden könnte (vgl. Rossig<br />
2011, S. 136). Eine bei Schrägstrich oder Punkt in der URL ggf. erforderliche
Formale Grundanforderungen 31<br />
Trennung sollte nach unserer Auffassung immer hinter diesen Zeichen erfolgen.<br />
Die URL kann aber auch auf eine neue Zeile gesetzt werden, um eine<br />
Trennung zu vermeiden. Ausführliche Erläuterungen zu Aufbau und Funktionsweise<br />
von Internetadressen finden sich bei Theisen (vgl. 2011, S. 198 ff.).<br />
Informationspapier auf der Website einer Hochschule<br />
Fachhochschule Kiel – Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit (2011): Staatliche<br />
Anerkennung. Kiel 2011.<br />
www.fh-kiel.de/index.php?id=5478 (21.06.2011)<br />
2.5 Zitation<br />
2.5.1 Funktion von Zitaten<br />
Die Verwendung von Zitaten ist eine der häufigsten Fehlerquellen in wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong> und kann bei nachlässiger Handhabung gravierende<br />
Folgen für die Berechtigung zum Führen akademischer Grade nach sich ziehen.<br />
Zu Sinn und Funktion des Zitierens empfehlen wir vorab die Ausführungen<br />
von Rossig (vgl. 2011, S. 145 f.), Standop/Meyer (vgl. 2008, S. 59 f.) und<br />
Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 228 f.). Im Kern geht es darum, „…deutlich<br />
zu machen, wo man Werke Anderer verwendet hat, um eigene Darstellungen<br />
und Argumentationen zu fundieren“ (Bieker 2011, S. 142). Diese Grundregel<br />
gilt auch für jede Art von schriftlicher Ausarbeitung im Rahmen des Studiums:<br />
„Auch wenn im Bachelor- und Masterstudium die Darlegung eines wirklichen<br />
Erkenntnisfortschritts im Verhältnis zum Erkenntnisstand der Disziplin nachrangig<br />
sein dürfte, muss auch hier ‚Ehrlichkeit’ im Umgang mit den Leistungen<br />
Anderer als ein Grundwert angesehen werden. Wer geistiges Eigentum eines<br />
Anderen direkt oder indirekt als sein eigenes ausgibt, setzt sich dem Vorwurf<br />
des Plagiats aus. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man die fremde Erkenntnis<br />
einer Quelle wörtlich entnimmt oder nur sinngemäß.“<br />
(Bieker 2011, S. 142; Hervorh. im Orig.)<br />
Erlaubt: Zitat –<br />
verboten: Plagiat!
32 Formale Grundanforderungen<br />
2.5.2 Wörtliche Zitate<br />
Von einem wörtlichem Zitat (auch: direktes Zitat, Zitat im engeren Sinne)<br />
„…spricht man, wenn Ausführungen eines Dritten wörtlich in den eigenen<br />
Text übernommen werden. Derartige Übernahmen haben buchstaben- und zeichengetreu<br />
zu erfolgen“ (Theisen 2011, S. 147; Hervorh. im Orig. fett), auch<br />
wenn nicht sinnverfälschende und eindeutig gekennzeichnete Auslassungen<br />
oder Ergänzungen im Einzelfall möglich sind (vgl. Bieker 2011, S. 149). Die<br />
Funktion wörtlicher Zitate hat Bieker eindrücklich wie folgt beschrieben:<br />
„Wörtliche Zitate sollte man nur dann erwägen, wenn der Lesefluss und das<br />
Textverständnis durch den Einschub nicht behindert wird. Wörtliches Zitieren<br />
kommt insbesondere dann in Frage, wenn eine Textstelle eine besondere gedankliche<br />
Prägnanz oder eine sprachliche Formulierungskunst aufweist, die bei<br />
sinngemäßer Zitierung verloren ginge. Möglicherweise wollen Sie aber auch an<br />
der zitierten Textstelle etwas herausarbeiten oder kritisch diskutieren. In diesem<br />
Fall empfiehlt es sich aus Gründen der Überzeugungskraft Ihrer Ausführungen<br />
auf den Wortlaut des Originals zurückzugreifen und nicht auf seine<br />
sinngemäße Wiedergabe.“<br />
(Bieker 2011, S. 149)<br />
Nicht verhandelbar:<br />
Anführungszeichen!<br />
Wörtliche Zitate werden in der deutschen Sprache immer durch das Anführungszeichen<br />
unten („) eingeleitet und durch das Anführungszeichen oben (“)<br />
geschlossen. Sollte das einleitende Anführungszeichen oben stehen, ist es<br />
typographisch korrekt nach unten zu setzen. Wir stellen uns der Auffassung<br />
von Standop/Meyer entgegen, der zufolge „…die in deutschem Schrifttum<br />
lange Zeit gebräuchliche Anführung unten … unter dem Einfluss des Englischen<br />
und vor allem des Computers, der sie allenfalls als Sonderzeichen<br />
kennt, immer seltener…“ werde (Standop/Meyer 2009, S. 156).<br />
Die Praxis in den Veröffentlichungen von Bieker (2011), Karmasin/Ribing<br />
(2012), Rossig (2011) und Theisen (2011) zeigt jedoch, dass die auf das Englische<br />
zurückgehende (Entschuldigung!) Sprachverhunzung der deutschen<br />
Sprache in diesem Fall noch nicht Platz gegriffen hat 3 und die Schuld auch<br />
nicht den vorgeblich begrenzten Möglichkeiten moderner Textverarbeitung<br />
zugewiesen werden kann. Denn bei diesen Autoren wird überall das einleiten-<br />
3<br />
Diesen Umstand lasten wir nicht der englischen Sprache – immerhin die Sprache Shakespeares<br />
– an, sondern der Eilfertigkeit deutscher Sprachnutzer, sich vorgeblich eines zeitgemäß<br />
globalisierten Verständigungsmodus bedienen zu wollen.
Formale Grundanforderungen 33<br />
de Anführungszeichen unten gesetzt und darüber hinaus wird bei Samac/Prenner/Schwetz<br />
(vgl. 2011, S. 118) explizit und regelkonform dazu ausgeführt,<br />
dass die Anführungszeichen zu Beginn eines wörtlichen Zitats unten zu stehen<br />
haben.<br />
Wir kritisieren in diesem Zusammenhang Krämer (vgl. 2009, S. 146), der die<br />
Verwendung von Anführungszeichen beim wörtlichen Zitat letztlich in das<br />
Belieben von Studierenden stellt, indem er zumindest beim längeren wörtlichen<br />
Zitat (d. h. in einem eigenen Absatz geschriebenen, s. u.) die Option<br />
eröffnet, die Anführungszeichen nicht zu setzen. Wir kritisieren des Weiteren<br />
die Praxis von Badry u. a. (vgl. 2012), als Anführung auf folgende Zeichen<br />
zurückzugreifen: >> und
34 Formale Grundanforderungen<br />
noten) und Vollbeleg (Literaturverzeichnis) zu identifizieren; dies verlangen<br />
ähnlich auch Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 120) und Theisen (vgl.<br />
2011, S. 155). Wir raten im Zweifelsfalle dazu, die mittelbar zitierte Quelle<br />
selbst ausfindig zu machen und ggf. dann aus ihr direkt zu zitieren, auch<br />
wenn sich damit der Rechercheaufwand erhöht.<br />
Immer aus der Originalquelle<br />
zitieren!<br />
Eindringlich ist davor zu warnen, aus zweiter Hand zu zitieren oder anders<br />
ausgedrückt: es gilt das Prinzip der Unmittelbarkeit von Zitaten, demzufolge<br />
immer aus der Originalquelle zitiert werden sollte (vgl. Stickel-Wolf/Wolf 2009,<br />
S. 232):<br />
„Grundsätzlich ist – um Verfälschungen, Fehlinterpretationen und Kettenfehler<br />
zu vermeiden – die Originalquelle zu zitieren. Nur wenn das Originalwerk<br />
glaubwürdig nicht oder nur unverhältnismäßig schwer zugänglich ist, kann<br />
nach einer Quellenangabe in der Sekundärliteratur ‚aus zweiter Hand’ zitiert<br />
werden.“<br />
(Rossig 2011, S. 147)<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass sich in einem Falle schwerer Zugänglichkeit<br />
die Frage nach der Zitierwürdigkeit der Quelle stellt. Ferner kann das mittelbare<br />
Zitieren im Einzelfall sinnvoll sein, wenn es sich um die Verarbeitung<br />
eines großen Gegenstandsbereichs handelt (vgl. Badry u. a. 2012, S. 131).<br />
Sofern aus zweiter Hand zitiert wird, muss dies durch den Zusatz „zit. n.“<br />
(„zitiert nach“) gekennzeichnet werden.<br />
Kürzere wörtliche Zitate können in den eigenen syntaktischen Zusammenhang<br />
eingefügt werden. Dabei gilt jedoch „…die Regel, dass nur ein solches Zitat<br />
mit dem eigenen Text verwoben werden sollte, welches dies mühelos gestattet;<br />
jede Sprachbeugung ist von Übel“ (Standop/Meyer 2008, S. 65). Wir halten<br />
jedoch – im Einklang mit anderen Autoren – kleinere, grammatikalisch<br />
notwendige Einfügungen (Flexionen) durch den/die Zitierende/n für vertretbar,<br />
diese müssen dann eckig [ ] eingeklammert werden (vgl. z. B. Rossig<br />
2011, S. 148; Theisen 2011, S. 149).<br />
In eckige Klammern werden des Weiteren Zusätze (Interpolationen) des/der<br />
Zitierenden gesetzt, die zum besseren Verständnis des wörtlichen Zitats eingefügt<br />
werden sollen (vgl. Rossig 2011, S. 148; Theisen 2011, S. 148). Ob<br />
solche Hinzufügungen in eckigen Klammern außerdem mit „d. Verf.“ oder den
Formale Grundanforderungen 35<br />
Initialen des/der Zitierenden zu kennzeichnen sind, wird unterschiedlich beantwortet:<br />
explizit dafür scheint nur Bieker zu sein (vgl. 2011, S. 150); direkt<br />
dagegen sprechen sich Standop/Meyer aus, die dies für die meisten Fälle als<br />
„pedantisch und überflüssig“ (Standop/Meyer 2008, S. 63) klassifizieren.<br />
Fehler im wörtlich zitierten Original, insbesondere (mit Sicherheit als solche<br />
erkannte!) Rechtschreib- bzw. Druckfehler sind direkt dahinter durch [!] oder<br />
noch besser durch [sic!] (im Sinne von: wirklich so) zu kennzeichnen (vgl. z.<br />
B. Karmasin/Ribing 2012, S. 115). Wir raten aber – im Einklang mit Haines<br />
(vgl. 2009, S. 153) – dringend davon ab, die Orthographie in Zitaten älteren<br />
Datums entsprechend zu markieren, da zum einen seinerzeit die Schreibung<br />
korrekt gewesen ist und zum anderen das Zitat evtl. schwer leserlich wird. Das<br />
im Beleg gezeigte Erscheinungsjahr verdeutlicht ja, dass (früher: daß!) es<br />
sich um einen Text aus „vorreformatorischer“ Zeit handelt, der nicht an den<br />
Regeln der reformierten Rechtschreibung gemessen werden kann. Darum ist<br />
„…die Modernisierung älterer Schreibung oder die Veränderung der Zeichensetzung<br />
… nicht statthaft“ (Standop/Meyer 2008, S. 61).<br />
Nicht sinnverändernde Auslassungen (Ellipsen) innerhalb eines wörtlichen Zitats<br />
sind erlaubt, sie werden durch drei Punkte (…) gekennzeichnet. Die Auslassung<br />
nur eines Wortes ist nach Auffassung verschiedener Autoren/innen<br />
nur mit zwei Punkten (..) zu markieren (vgl. Rossig 2011, S. 149; Samac/Prenner/Schwetz<br />
2011, S. 119; Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 238; Theisen<br />
2011, S. 148). Dies halten wir für übertrieben und folgen deshalb denjenigen<br />
Autoren/innen, die jede Auslassung (ein Wort, mehrere Wörter, ganzer Satz,<br />
mehrere ganze Sätze) stets durch drei Punkte gekennzeichnet wissen wollen,<br />
denen jeweils ein Leerschritt vorangeht und folgt (vgl. Badry u. a. 2012, S.<br />
131; Bieker 2011, S. 149 f.; Karmasin/Ribing 2012, S. 114; Standop/Meyer<br />
2008, S. 64): „Nach den Regeln der deutschen Rechtschreibung … stehen<br />
diese [drei Punkte] – entgegen der überwiegenden praktischen Handhabung –<br />
ohne Einklammerung“ (Bieker 2011, S. 149 f.; Hervorh. B. R.). Das heißt: die<br />
eckige Einklammerung der drei Auslassungspunkte kann – insbesondere bei<br />
Auslassung eines ganzen Satzes oder mehrerer ganzer Sätze – praktisch sein,<br />
ist aber nicht zwingend. Wir stellen anheim, welche Variante gewählt wird.<br />
Kennzeichnung von<br />
Fehlern im Original<br />
Kennzeichnung von<br />
Auslassungen im<br />
Zitat
36 Formale Grundanforderungen<br />
Hervorhebungen im<br />
Original<br />
Eigene Hervorhebungen<br />
im Zitat<br />
Der Grundsatz der Originaltreue des wörtlichen Zitats verlangt darüber hinaus,<br />
dass auch Hervorhebungen des Originals zu übernehmen sind. Wird eine Hervorhebung<br />
im wörtlichen Zitat nicht anderslautend gekennzeichnet, ist davon<br />
auszugehen, dass sie aus dem Originaltext so wiedergegeben wird. Zur Sicherheit<br />
sollte im Kurzbeleg der Zusatz „Hervorh. im Orig.“ eingefügt werden. Ob<br />
und inwieweit die Hervorhebung des Originals auch typographisch übernommen<br />
werden sollte, scheint uns fraglich, da Hervorhebungen älterer Machart<br />
(S p e r r s c h r i f t , VERSALIEN, Unterstreichung) heute unüblich sind. Wir<br />
empfehlen stattdessen, Hervorhebungen des zitierten Originals grundsätzlich<br />
in Kursivschrift wiederzugeben, auch wenn dies ggf. eine Veränderung des<br />
Originaltextes bedeutet, die – streng genommen – erläutert werden muss.<br />
Rost/Stary schlagen deshalb vor, für den Fall einer typographischen Veränderung<br />
einer im Original gesetzten Hervorhebung – z. B. Wiedergabe einer fettgedruckten<br />
Hervorhebung durch einen kursiven Schriftschnitt im Zitat – dies<br />
im Kurzbeleg hinter den bibliographischen Angaben wie folgt anzuzeigen:<br />
„Hervorh. im Original fett“ (vgl. Rost/Stary 2011, S. 182, Fußn. 2).<br />
Will man eine eigene Hervorhebung im wörtlichen Zitat (also eine Veränderung)<br />
vornehmen, um das Augenmerk des Lesers auf einen bestimmten Aspekt<br />
zu lenken oder soll eine Hervorhebung des Originals nicht übernommen werden,<br />
um eine unerwünschte Akzentsetzung zu vermeiden (ebenfalls eine Veränderung),<br />
ist dies auf jeden Fall zu kennzeichnen: „Hervorh. durch Verf.“<br />
(wobei aber unklar bleibt, wer gemeint sein soll, das kann ja auch der/die<br />
Verfasser/in des Originals sein); besser ist deshalb „Hervorh. Initialen<br />
(des/der Zitierenden)“ bzw. „Hervorh. nicht übern., Initialen (des/der Zitierenden)“<br />
(vgl. Rossig 2011, S. 149). Zur Formatierung von (eigenen) Hervorhebungen<br />
(nicht nur in wörtlichen Zitaten, sondern grundsätzlich für den<br />
Fließtext) schreiben Stickel-Wolf/Wolf außerdem:<br />
„Im Textkörper ist der Kursivdruck dem Fettdruck überlegen, weil er weit weniger<br />
dominant in Erscheinung tritt und bei einem gezielten Suchen doch ins<br />
Auge sticht. Unterstreichungen stellen eher Relikte aus vergangenen Schreibmaschinenzeiten<br />
dar und sind zu unterlassen.“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 243; Hervorh. B. R.)
Formale Grundanforderungen 37<br />
2.5.3 Sinngemäße Zitate<br />
Von einem sinngemäßen Zitat (auch: indirektes Zitat) spricht man bei<br />
„…nicht-wörtliche[n] Übernahmen oder Anlehnungen an Gedanken und Ausführungen<br />
anderer Autoren“ (Rossig 2011, S. 150). Solche inhaltlichen Wiedergaben<br />
von Gedanken und Texten Dritter bezeichnet man als Paraphrase,<br />
worunter nicht – wie manche Studierende meinen – lediglich die Übernahme<br />
fremder Textteile mit einigen Wortumstellungen gemeint ist (vgl. Samac/Prenner/Schwetz<br />
2011, S. 121):<br />
„Das heißt, Sie geben Inhalte aus anderen Texten in eigenen Worten wieder –<br />
dies kann auch in Form einer verkürzenden Zusammenfassung geschehen. Ihre<br />
Wiedergabe des betreffenden Inhalts sollte erkennbar eigenständig formuliert<br />
sein. […] Einzig Fachtermini, die nicht ohne Sinnveränderung zu ersetzen<br />
sind, können Sie in Ihrer Formulierung beibehalten.“<br />
(Kühtz 2012, S. 61; Hervorh. im Original fett)<br />
Um diese Übernahmen klar identifizierbar zu machen, sollten sie mit einleitenden<br />
Bemerkungen versehen werden, die immer im Präsens stehen („Meyer<br />
weist in diesem Zusammenhang darauf hin…“).<br />
Sinngemäße Zitate stehen niemals in Anführungszeichen, sondern werden<br />
durch ihre sprachliche Form (sowie durch einen einleitenden Zusatz im Kurzbeleg;<br />
s. u.) gekennzeichnet. Sofern es sich nicht um feststehende Sachverhalte,<br />
sondern um von Dritten dargelegte fachliche Auffassungen, Positionen,<br />
Theorien usw. handelt, stehen sinngemäße Zitate zur Verdeutlichung in der<br />
indirekten Rede, d. h. im Konjunktiv (Möglichkeitsform). Dies ist zumeist der<br />
Konjunktiv I, auch Konjunktiv der Gegenwart genannt, weil er vom Präsens<br />
abgeleitet wird („Er sagt, er könne das nicht glauben“). In bestimmten Fällen<br />
muss aber der Konjunktiv II eingesetzt werden, auch Konjunktiv der Vergangenheit<br />
genannt, weil er vom Imperfekt abgeleitet wird – letzteres kommt<br />
zum Tragen, wenn sich der vom Präsens-Stamm gebildete Konjunktiv nicht<br />
vom Indikativ unterscheiden lässt, was im Plural der Fall ist („Sie sagen, sie<br />
könnten das nicht glauben“).<br />
Der Konjunktiv als<br />
Kennzeichen sinngemäßer<br />
Zitate<br />
Theisen behauptet, das indirekte Zitat müsse nicht im Konjunktiv stehen, da<br />
der Kurzbeleg (s. u.) den Fremdbezug ja nachweise (vgl. Theisen 2011, S.<br />
152). Bieker vertritt die Auffassung, dass der Wechsel in den Konjunktiv hilf-
38 Formale Grundanforderungen<br />
reich sein könne, um ein indirektes Zitat zu verdeutlichen, schränkt aber zugleich<br />
ein, dass sich diese Sprachform für längere Zitate nicht eigne (vgl.<br />
Bieker 2011, S. 152). Eine Begründung für letztere Auffassung gibt Esselborn-<br />
Krumbiegel, die den Konjunktiv in längeren indirekten Zitaten als möglicherweise<br />
schwerfällig wirkend und daher abzulehnen klassifiziert (vgl. Esselborn-<br />
Krumbiegel 2012, S. 118).<br />
Wir möchten – im Einklang mit anderen – diesen Autoren/innen widersprechen:<br />
Die Tatsache, dass der Konjunktiv in der (mündlichen) Umgangssprache<br />
wenig geübt wird, „…weil seine grammatische Form kompliziert und der<br />
Klang bisweilen ungewohnt ist…“ (Kornmeier 2012, S. 180), diskreditiert<br />
nicht seine Anwendung in der wissenschaftlichen Schriftsprache. Und: Das<br />
sinngemäße Zitat heißt nicht absichtslos auch indirektes Zitat, denn es hat<br />
eben in der indirekten Rede zu stehen, d. h. im Konjunktiv (vgl. Standop/<br />
Meyer 2008, S. 240). Deshalb ist auch die Auffassung von Kühtz widersprüchlich<br />
und verwirrend, der behauptet, im Regelfall sei der Konjunktiv nicht anzuwenden:<br />
„Indirekte Zitate werden üblicherweise nicht in indirekter Rede wiedergegeben<br />
(also Indikativ statt Konjunktiv). Man kann den Konjunktiv allerdings verwenden,<br />
um sich als Verfasser von einer zitierten Aussage zu distanzieren oder<br />
diese als fragwürdig, zweifelhaft darzustellen…“<br />
(Kühtz 2012, S. 61 f.; Hervorh. im Original fett)<br />
Wir halten diese Empfehlung für wenig sinnvoll. Kühtz ignoriert oder verkennt<br />
nämlich zwei Grundtatsachen: zum einen die Regeln der deutschen Sprache<br />
für die indirekte Rede, die den sprachlichen Modus des Konjunktivs vorgeben,<br />
zum anderen die prinzipiell nötige kritisch-distanzierte Grundhaltung jedes/r<br />
wissenschaftlich <strong>Arbeiten</strong>den gegenüber fremden Quellen und Behauptungen.<br />
Bohl (vgl. 2008, S. 38), Kornmeier (vgl. 2012, S. 180), Paetzel (vgl. 2001, S.<br />
103 f.) und Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 72) formulieren ohne Umschweife,<br />
dass für indirekte Zitate der Konjunktiv zu nutzen sei: „Es kann<br />
nicht deutlich genug darauf hingewiesen werden, dass bei jeder Wiedergabe<br />
einer fremden Position, die nicht in der Form eines direkten Zitats genutzt<br />
wird, der Konjunktiv verwendet werden muss“ (Paetzel 2001, S. 104; Hervorh.<br />
B. R.). Standop/Meyer (vgl. 2008, S. 240) beschäftigen sich darüber hinaus in
Formale Grundanforderungen 39<br />
leicht verständlicher Sprache mit typischen Fehlern beim Gebrauch des Konjunktivs.<br />
Zudem kann bei Anwendung des Konjunktivs nie der Eindruck entstehen, es<br />
handele sich bei fachlichen Auffassungen Dritter um beweisfeste Aussagen:<br />
„Was z. B. in den Geisteswissenschaften als Beleg für eine Aussage angeführt<br />
wird – ein Zitat oder die Literaturreferenz in der Fußnote –, riefe bei den Juristen<br />
kaum mehr als ein Hohnlachen hervor: Eine Aussage wird nicht glaubwürdiger<br />
dadurch, dass sie bereits an anderer Stelle gemacht wurde; denn dass<br />
ein Sachverhalt bestimmten Fakten entspricht, muss bewiesen werden. Von einem<br />
Beweis sprechen die Juristen aber erst dann, wenn … die entsprechenden<br />
Kausalitäten nachzuweisen sind. Ob diese dann tatsächlich Beweiskraft haben,<br />
mag dahingestellt bleiben.<br />
Im Sinne von Kausalitätsabhängigkeiten ist es jedoch absolut einleuchtend,<br />
dass eine Literaturreferenz keinen Beweis, sondern allenfalls einen Beleg für<br />
eine zuvor gemachte Behauptung darstellt. […]<br />
Als Konsequenz bleibt folglich nur der Konflikt einer vorhandenen Beweislast;<br />
das Dilemma des Wissenschaftlers besteht darin, ihr mit nichts als den Mitteln<br />
des Belegs begegnen zu können.“<br />
(Haines 2009, S. 26; Hervorh. im Orig.)<br />
Schließlich ist es für uns auch keineswegs ausgemacht, dass durch eine andere<br />
Form sprachlicher Distanzierung, nämlich den ein indirektes Zitat einleitenden<br />
Verweis auf den/die referierte/n Autor/in unter anschließender Beibehaltung<br />
des Indikativs viel gewonnen wäre, wie es u. a. von Esselborn-<br />
Krumbiegel (vgl. 2012, S. 117 f.) empfohlen wird. Denn der Bezug auf den/die<br />
fremde Autor/in sollte aus stilistischen Gründen ohnehin eingefügt und nicht<br />
allein dem Kurzbeleg (siehe 2.6) überlassen werden.<br />
2.6 Belegen<br />
2.6.1 Funktion des Belegens<br />
Der Gebrauch fremden Materials ist in wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> unbedingt<br />
nachzuweisen; dies bezeichnet man als Belegen. Dabei ist zu unterscheiden<br />
zwischen dem Kurzbeleg im Fließtext oder in Fußnote(n) und dem vollständigen<br />
Beleg im Literaturverzeichnis. Beide Belege sind notwendig, und Beleg(e) im<br />
Fließtext oder in Fußnote(n) und Beleg(e) im Literaturverzeichnis müssen<br />
miteinander korrespondieren. Mit dem Vollbeleg im Literaturverzeichnis haben<br />
Zusammenhang von<br />
Kurz- und Vollbeleg
40 Formale Grundanforderungen<br />
wir uns bereits in Abschnitt 2.4 beschäftigt, so dass wir uns im Folgenden auf<br />
den Kurzbeleg im Text oder in Fußnote(n) konzentrieren können. 4<br />
Der Kurzbeleg<br />
im Fließtext<br />
Der Kurzbeleg im Fließtext oder in Fußnote(n) dient zur Kennzeichnung und<br />
vor allem Verortung jedes wörtlichen und sinngemäßen Zitats, wobei prinzipiell<br />
folgendes gilt:<br />
• Wörtliche Zitate sind direkt im Anschluss, d. h. nach den schließenden Anführungszeichen<br />
zu belegen (zu Abweichungen im Ausnahmefall siehe Fußnote<br />
1).<br />
• Sinngemäße Zitate, insbesondere längere, sind unserer Auffassung nach<br />
möglichst weit vorne im Text zu belegen, d. h. es muss an sprachlich geeigneter<br />
Stelle (!) darauf hingewiesen werden, dass nun ein aus einer fremden<br />
Quelle nicht wörtlich entlehnter Text folgt. Nur bei kürzeren sinngemäßen<br />
Zitaten im Umfang von nicht mehr als einem Satz steht der Kurzbeleg am<br />
Ende dieses Satzes. Es geht nicht an (was man häufig sieht), dass über<br />
mehrere Absätze oder gar Seiten hinweg indirekt zitiert wird, dies aber nur<br />
am Ende eines (längeren) Absatzes oder einer bzw. sogar mehrerer Seiten<br />
durch lediglich einen Kurzbeleg kenntlich gemacht wird. Ein solches Verfahren<br />
bedeutet nämlich, dass allenfalls derjenige Absatz als sinngemäßes<br />
Zitat korrekt gekennzeichnet worden ist, in dem der Kurzbeleg steht, obwohl<br />
zumindest jeder Absatz, der ein sinngemäßes Zitat darstellt, an seinem<br />
Ende mit einem Kurzbeleg versehen werden muss.<br />
Dies ist auch ein typischer Fehler bei aus fremden Quellen entnommenen<br />
sinngemäßen Aufzählungen: der Kurzbeleg darf nicht erst hinter den letzten<br />
Aufzählungspunkt, sondern muss vor die Aufzählung, d. h. an das Ende<br />
des die Aufzählung einleitenden Satzes gesetzt werden. Anderenfalls könnte<br />
dies dahingehend (fehl-)interpretiert werden, als sei nur der letzte Aufzählungspunkt<br />
der belegten Quelle zuzuordnen. Dem von Studierenden gelegentlich<br />
vorgebrachten Einwand, die Aufzählung sei ja als ein einziger –<br />
4<br />
Da wir generell von der Erstellung eines Literaturverzeichnisses mit bibliographischen<br />
Vollbelegen ausgehen, erübrigen sich Ausführungen zur (inzwischen seltenen) Technik des<br />
Vollbelegs in Fußnoten, denn für „…Seminararbeiten ist ein Literaturverzeichnis selbstverständlich,<br />
für Bachelor-, Magister- und Doktorarbeiten zwingend“ (Theisen 2011, S.<br />
144).
Formale Grundanforderungen 41<br />
durch Satzzeichen (Komma oder Semikolon) gegliederter – Satz aufzufassen,<br />
halten wir entgegen, dass auch in einem solchen Fall nichts dagegen<br />
spricht, den/die Leser/in schon eingangs der Aufzählung auf die genutzte<br />
Quelle hinzuweisen. Schon gar nicht kann dies Argument für Aufzählungen<br />
ins Feld geführt werden, in denen jeder Aufzählungspunkt für sich einen<br />
vollständigen Satz bildet. Außerdem können Aufzählungen auch unter Nutzung<br />
verschiedener Quellen gebildet werden, die dann in der Aufzählung<br />
jeweils für sich durch einen entsprechenden Kurzbeleg nachzuweisen sind.<br />
Im Folgenden werden die beiden Belegtechniken – der Fußnotenbeleg außerhalb<br />
und der Klammerbeleg innerhalb des Fließtextes – dargestellt und erläutert.<br />
Für eine dieser beiden Techniken muss sich entschieden werden, gemischte<br />
Anwendungen sind nicht zulässig. – In einem weiteren Unterabschnitt<br />
beschäftigen wir uns außerdem mit der Nutzung von Fußnoten für<br />
Anmerkungen.<br />
2.6.2 Belegtechnik Variante 1: Fußnotensystem<br />
Bei diesem System handelt es sich um die im deutschen Sprachraum klassische<br />
Belegtechnik. Jedes wörtliche und sinngemäße Zitat wird durch einen<br />
Kurzbeleg in einer Fußnote gekennzeichnet, indem nach dem betreffenden<br />
Zitat eine Anmerkungsziffer/-zahl (ohne dahinterstehende Klammer) eingefügt<br />
wird. Dies geschieht über die in jeder Textverarbeitung verfügbare automatische<br />
Fußnotenverwaltung: durch Einfügen einer Referenz bzw. eines Verweises<br />
wird (jedes Mal) eine (neue) Fußnote im – durch einen automatisch<br />
gesetzten Zitierstrich abgetrennten – Fußnotenraum unten auf der betreffenden<br />
Seite erzeugt, die dann den entsprechenden Kurzbeleg aufnimmt.<br />
„Der Vorteil der Fußnotentechnik liegt darin, dass der Textfluss nicht durch in<br />
den Text eingeschobene Quellenbelege gestört wird. Allerdings muss der Leser<br />
mit seinen Augen immer wieder zwischen Ausführungstext und Fußnoten hin<br />
und her pendeln.“<br />
(Bieker 2011, S. 147)<br />
Der Fußnotentext ist einzeilig und in kleinerer Schriftart zu verfassen (Schrift<br />
Times New Roman: 10 Punkte, Schrift Arial: 9 Punkte). Für die Fußnoten sollte
42 Formale Grundanforderungen<br />
deren durchlaufende Nummerierung gewählt und darauf geachtet werden,<br />
dass sie vollständig auf der Seite stehen, auf der sich auch das bzw. die belegte(n)<br />
Zitat(e) befindet/befinden; dies kann durch eine entsprechende Gestaltung<br />
von Absätzen und Seitenumbruch sichergestellt werden.<br />
Bestandteile des<br />
Kurzbelegs in der<br />
Fußnote<br />
Der Kurzbeleg enthält in den meisten Fällen drei Elemente: Verfassernachname(n),<br />
Erscheinungsjahr, Seitenangabe(n). Die Angabe der Seitenzahl(en) ist<br />
nur dann entbehrlich, wenn auf ein Werk insgesamt verwiesen wird. Läuft das<br />
Zitat im Original über zwei Seiten, muss die Seitenzahl nach einem Leerschritt<br />
um den Zusatz „f.“ („folgende“) ergänzt werden. Erstreckt sich das (dann i. d.<br />
R. nur sinngemäße) Zitat über mehrere Folgeseiten, muss die Seitenzahl mit<br />
dem Zusatz „ff.“ („fortfolgende“) versehen werden. Alternativ können – der<br />
besseren Abgrenzbarkeit halber – auch die letzte Seite des Zitats mit belegt<br />
und beide Seitenzahlen mit einem Bindestrich (ohne Leerschritte!) verbunden<br />
werden; diese Art der Seitenidentifikation wird aber von Karmasin/Ribing (vgl.<br />
2012, S. 132) als für den deutschen Sprachraum unüblich qualifiziert.<br />
Jede Fußnote wird als ganzer Satz aufgefasst: „Das erste Zeichen hinter der<br />
Zahl einer Fußnote beginnt mit einem Großbuchstaben, das letzte Zeichen<br />
einer Fußnote bildet ein Punkt“ (Bieker 2011, S. 146).<br />
Beim Beleg sinngemäßer Zitate ist die Fußnote immer zusätzlich mit einem<br />
groß geschriebenen „Vgl.“ („Vergleiche“) einzuleiten, dies unterscheidet den<br />
Kurzbeleg eines sinngemäßen von dem eines wörtlichen Zitats (vgl. hierzu<br />
Bänsch/Alewell 2009, S. 56; Haines 2009, S. 154; Karmasin/Ribing 2012, S.<br />
122; Rossig 2011, S. 150; Theisen 2011, S. 151).<br />
Wir raten – in Übereinstimmung u. a. mit Sesink (vgl. 2007, S. 151) – dringend<br />
davon ab, mit den Platzhaltern „a. a. O.“ („am angegebenen Ort“) und<br />
„Ebd.“ („Ebenda“) zu arbeiten und stellen uns damit gegen die Empfehlung<br />
von Badry u. a. (vgl. 2012, S. 133). Denn es handelt sich um Schreibmaschinentechnik,<br />
auf die in der elektronischen Textverarbeitung verzichtet werden<br />
kann (vgl. Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 234): „Nachteilig erscheint insb.[esondere]<br />
‚a. a. O.’, weil der Leser unter Umständen in Ihrer Schrift seitenweise<br />
zurückblättern bzw. -suchen muss, bis er die entsprechende Quellenangabe
Formale Grundanforderungen 43<br />
findet“ (Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 234). Nach unserer Erfahrung steht es um<br />
den korrekten Umgang mit dem Verweis „Ebd.“ aber nicht besser, denn dieser<br />
darf im Fußnotenapparat nur direkt als Folgefußnote einer vorhergehenden<br />
Fußnote stehen und die dort stehende seitengleiche (!) Quelle belegen (vgl.<br />
Standop/Meyer 2008, S. 93). Verändert sich aber später der Seitenumbruch<br />
oder verschieben sich Absätze, kann es sein, dass „Ebd.“ als erste Fußnote im<br />
Fußnotenraum steht und damit der geforderte direkte Bezug zur vorhergehenden<br />
Fußnote nicht mehr besteht.<br />
2.6.3 Belegtechnik Variante 2: Harvard-System<br />
Das sogenannte Harvard-System ist besonders in den Sozialwissenschaften<br />
verbreitet. Dabei werden zitierte(r) Verfassernachname(n), Erscheinungsjahr<br />
und Seitenangabe(n) in runden Klammern in den Fließtext aufgenommen:<br />
„Das spart Fußnoten und Schreiberei, und stört nur minimal den Lesefluss…“<br />
(Krämer 2009, S. 148). Die Angabe der Seitenzahl(en) entfällt nur dann, wenn<br />
durch den Kurzbeleg auf ein Werk insgesamt verwiesen wird. Auch Theisen<br />
klassifiziert das Harvard-System als „…lesefreundliche und drucktechnisch<br />
ökonomische Zitierweise…“ (Theisen 2011, S. 146), die sich aber nach seiner<br />
Auffassung „…vorrangig für Literaturarbeiten, bei denen das verarbeitete Material<br />
begrenzt ist“, eigne (Theisen 2011, S. 146; Hervorh. im Orig. fett).<br />
Entgegenstehend argumentieren Samac/Prenner/Schwetz, die sich für die Fußnotenbelegtechnik<br />
aussprechen: „Im Gegensatz zum Quellenverweis im Text<br />
(Harvard-Zitierweise) hat diese Form den Vorteil, dass durch den Quellenverweis<br />
in der Fußnote der Lesefluss nicht gestört wird“ (Samac/Prenner/Schwetz<br />
2011, S. 119). Und Rossig geht mit dem Harvard-System hart ins Gericht:<br />
„Außer dem verkürzten und wenig aussagenden Quellenhinweis wird hier zugunsten<br />
einer alleinigen (minimalen) Arbeitsersparnis des Verfassers auch<br />
noch das Lesen des Textes und das Zuordnen der Quellen unnötig erschwert.<br />
Der Lesefluss wird laufend unterbrochen und massiv gestört durch (Quellen-)-<br />
Informationen, die weder zum textlichen Inhalt noch zum gedanklichen Verständnis<br />
gehören.<br />
[…]
44 Formale Grundanforderungen<br />
Diese Zitierweise soll daher – trotz leider zunehmender allgemeiner Verbreitung<br />
– erst recht nicht in wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> gewählt werden.“<br />
(Rossig 2011, S. 161; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Bieker versucht, ein vermittelndes Urteil zu fällen, indem er schreibt:<br />
„Beide Grundmodelle haben spezifische Vor- und Nachteile. Die leichtere<br />
Handhabbarkeit der Harvard-Methode dürfte der Grund sein, warum sie heute<br />
auch in Deutschland die am häufigsten genutzte Technik des Zitierens darstellt.“<br />
(Bieker 2011, S. 145)<br />
Bestandteile des<br />
Kurzbelegs in<br />
Klammern<br />
Der Kurzbeleg enthält zumeist drei Elemente: Verfassernachname(n), Erscheinungsjahr,<br />
Seitenangabe(n). Die Angabe der Seitenzahl(en) ist nur dann entbehrlich,<br />
wenn auf ein Werk insgesamt verwiesen wird. Wird der Verfassernachname<br />
bereits im Fließtext genannt und folgt der Kurzbeleg direkt anschließend,<br />
braucht der Name nicht noch einmal in der Klammer genannt zu<br />
werden. Läuft das Zitat im Original über zwei Seiten, muss die Seitenzahl um<br />
den Zusatz „f.“ („folgende“) ergänzt werden. Erstreckt sich das (dann i. d. R.<br />
sinngemäße) Zitat über mehrere Folgeseiten, muss die Seitenzahl mit dem<br />
Zusatz „ff.“ („fortfolgende“) versehen werden. Alternativ kann – der besseren<br />
Abgrenzbarkeit halber – auch die letzte Seite des Zitats mit belegt und beide<br />
Seitenzahlen mit einem Bindestrich (ohne Leerschritte!) verbunden werden;<br />
diese Art der Seitenidentifikation wird aber von Karmasin/Ribing (vgl. 2012,<br />
S. 132) als für den deutschen Sprachraum unüblich qualifiziert.<br />
Der Kurzbeleg in Klammern bei einem kürzeren, in den Fließtext eingearbeiteten<br />
wörtlichen Zitat steht nach den schließenden Anführungszeichen und einem<br />
Leerschritt, erst danach folgt der Punkt als Satzzeichen, d. h. es wird kein<br />
Punkt vor dem das Zitat schließenden Anführungszeichen gesetzt – es sei<br />
denn, am Ende des Zitats wurde eine – dann aber durch drei Punkte zu kennzeichnende<br />
– Auslassung vorgenommen (vgl. Bohl 2008, S. 38).<br />
Der Kurzbeleg in Klammern bei einem längeren, in einem eigenen Absatz stehenden<br />
längeren wörtlichen Zitat steht hingegen gesondert nach dem schließenden<br />
Punkt als Satzzeichen, dem das Zitat beendenden Anführungszeichen<br />
und einem Leerschritt (vgl. Bohl 2008, S. 38). Die von uns bevorzugte Praxis<br />
setzt den Kurzbeleg sogar auf eine neue Zeile.
Formale Grundanforderungen 45<br />
Beim Beleg sinngemäßer Zitate ist es (aus für uns nicht verständlichen Gründen)<br />
strittig, den Kurzbeleg in Klammern immer zusätzlich mit einem klein<br />
geschriebenen „vgl.“ („vergleiche“) einzuleiten: „Im Bemühen um konsequente<br />
Verminderung des Zitieraufwandes wird dabei in der Regel auch auf das<br />
beim sinngemäßen Zitieren sonst übliche ,Vgl.’ verzichtet“ (Bänsch/Alewell<br />
2009, S. 61; vgl. auch Karmasin/Ribing 2012, S. 123; Paetzel 2001, S. 112).<br />
Badry u. a. verlangen hingegen auch für den Kurzbeleg sinngemäßer Zitate<br />
nach dem Harvard-System das nach der öffnenden Klammer einleitende „vgl.“<br />
(vgl. Badry u. a. 2012, S. 130); Bieker (vgl. 2011, S. 151), Haines (vgl. 2009,<br />
S. 154) und Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 239) desgleichen. Wir empfehlen<br />
aus Gründen der Logik und Einheitlichkeit deshalb, das „vgl.“ beizubehalten<br />
und weisen mit Rossig auf die Gefahr hin, dass ohne diesen einleitenden Hinweis<br />
„…die erforderliche Differenzierung zwischen direktem und indirektem<br />
Zitat verwischt“ wird (Rossig 2011, S. 161).<br />
2.6.4 Fußnoten als Anmerkungen<br />
Neben der in Unterabschnitt 2.6.2 beschriebenen Funktion als Kurzbeleg<br />
dient die Fußnote seit jeher für Anmerkungen: „Fußnoten spielen vor allem<br />
im deutschen Sprachraum eine weltweit bekannte Rolle…“ (Haines 2009, S.<br />
52). Der Einsatz von Fußnoten ist allerdings – dies sei gleich klargestellt –<br />
kein Kriterium für die wissenschaftliche Qualität einer Arbeit; in Hausarbeiten<br />
werden sie fast nie, in Bachelorarbeiten nur selten erforderlich sein.<br />
In Anmerkungen werden ggf. Material und Hinweise untergebracht, die im<br />
Fließtext stören bzw. von der Gedankenführung ablenken würden. So können<br />
darin z. B. (vgl. Sesink 2007, S. 154; Theisen 2011, S. 160 f.)<br />
• weiterführende (wichtige) Literatur oder Informationen zu einem nur angerissenen<br />
Problem oder Aspekt des behandelten Themas aufgezeigt,<br />
• von der vorgetragenen Argumentation abweichende oder ihr entgegenstehende<br />
Positionen oder Erkenntnisse benannt,<br />
• Begriffe, die nicht zwingend in den Fließtext gehören, erläutert oder<br />
• Querverweise auf andere Teile bzw. Passagen der Arbeit gegeben
46 Formale Grundanforderungen<br />
werden. Es kann sich auch „…um Einschränkungen oder Ausblicke handeln,<br />
die nur für eine kleine Gruppe von Lesern von Interesse sind, … die nicht<br />
wichtig genug sind, um im Text zu erscheinen; es sind die verschiedensten<br />
Anlässe zu solchen Anmerkungen denkbar“ (Standop/Meyer 2008, S. 78; vgl.<br />
auch Bieker 2011, S. 120). Allerdings wird zu Recht von verschiedenen Autoren/innen<br />
empfohlen, Anmerkungen prinzipiell zurückhaltend einzusetzen:<br />
„Gehen Sie … mit hinweistransportierenden Fußnoten äußerst sparsam um:<br />
Sie empfehlen sich nur dann, wenn die weiterführende Diskussion wichtig ist<br />
und trotzdem nicht allzu gut in den Textkörper Ihrer Arbeit integriert werden<br />
kann. Führen Sie also keine ‚Schlachten‘ in Fußnoten. […] Allgemein ist eine<br />
Übermenge an Fußnoten zu vermeiden, weil sie viel Platz verschlingen und<br />
den Lesefluss erheblich stören.“<br />
(Stickel-Wolf/Wolf 2009, S. 236)<br />
Es geht somit um eine Abwägung des Verhältnisses von Ausführungen im<br />
Fließtext und (von ihm fortführenden) Zusatzinformationen. Denn nicht nur<br />
Fußnoten können den Text überfrachten, sondern auch „…Ergänzungen oder<br />
detaillierte Erklärungen einzelner Punkte können den Text aufblähen und den<br />
Lesefluss und die Aufmerksamkeit des Lesers beeinträchtigen. Besteht diese<br />
Gefahr, ist es angebracht, den Text als eine sachliche Anmerkung in einer<br />
Fußnote am Ende der Seite unterzubringen“ (Rossig 2011, S. 152).<br />
Dem entgegenstehend positioniert sich Krämer, der den Gebrauch von Fußnoten<br />
für Anmerkungen rundheraus ablehnt:<br />
„Fußnoten sind in der Regel für eine wissenschaftliche Arbeit so nötig wie ein<br />
Kropf. Entweder ist die betreffende Aussage wichtig. Dann gehört sie in den<br />
Text. Oder sie ist unwichtig. Dann hat sie in der Arbeit nichts zu suchen. So<br />
wie heute in vielen <strong>Arbeiten</strong> missbraucht sind Fußnoten oft nur eine bequeme<br />
Müllkippe für unreife Gedanken, überflüssige Anmerkungen und redundante<br />
Besserwisserei und ein stilistisches Brechmittel noch dazu. Sie lenken vom eigentlichen<br />
Thema ab, fördern scheinwissenschaftliche Geschaftlhuberei<br />
[mundartl.: Wichtigtuerei], fressen Zeit und Platz, sind technisch schwierig zu<br />
verarbeiten und in aller Regel nur ein fauler Kompromiss von Autoren, die<br />
nicht recht wissen, ob das dort Gesagte wirklich wichtig ist. Meine Meinung<br />
also: Wann immer möglich: weg damit!“<br />
(Krämer 2009, S. 72)<br />
Es gilt also auch für Anmerkungen, dass der/die Studierende über deren Notwendigkeit<br />
selbst befinden muss. Zumeist wird sich bei einer Abwägung über<br />
die Auslagerung einer Textpassage in eine Fußnote ergeben, dass entweder<br />
die Zusatzinformation entbehrlich ist oder im Fließtext bleiben kann. Nur im
Formale Grundanforderungen 47<br />
Einzelfall dürfte die Entscheidung für das Setzen einer Fußnote als Anmerkung<br />
fallen. Und immer gilt: „Lesbar, verständlich und überzeugend sein muss<br />
Ihr Text aber in jedem Fall auch ohne die Anmerkungen“ (Sesink 2007, S. 154;<br />
Hervorh. im Orig. fett).
Sprache und Stil 49<br />
3. Sprache und Stil<br />
3.1 Sprachbeherrschung als Kompetenz<br />
„Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie<br />
auszudrücken.“ Diese dem österreichischen Schriftsteller und Journalisten Karl<br />
Kraus (1874-1936) zugeschriebene Stichelei wird gerne in akademischen Kreisen<br />
zitiert. Wir möchten uns dem zweiten Satz anschließen, denn häufig werden<br />
wir mit schriftlichen <strong>Arbeiten</strong> konfrontiert, die durch erhebliche sprachliche<br />
Mängel auffallen und den Eindruck hinterlassen, der/die betreffende Studierende<br />
beherrsche seine/ihre Muttersprache nur unzulänglich – ja, als<br />
schreibe er oder sie das Deutsche wie eine mäßig angeeignete Fremdsprache.<br />
„Deutsch für Deutsche“ sollte u. E. daher ein grundlegender Studienbestandteil<br />
des Studiums der Sozialen Arbeit werden.<br />
Allerdings: Sind die sprachlichen Grundlagen über Jahre hinweg nur unzureichend<br />
entwickelt und die (schrift-)sprachlichen Kompetenzen vernachlässigt<br />
worden, wird dies durch ein Bachelorstudium nicht grundlegend geändert<br />
werden können, fällt dann aber besonders auf und damit ins Gewicht. Darum<br />
möchten wir wenigstens einige Hinweise zur sprachlichen Gestaltung von<br />
schriftlichen Studienarbeiten geben, denn wissenschaftsgeleitetes Schreiben<br />
kann und muss gelernt, geübt und entwickelt werden: „Wer sich einräumt,<br />
dass das wissenschaftliche Schreiben gelernt werden muss, hat gute Chancen,<br />
es zu lernen. Das Lernen sollte bereits bei der ersten Hausarbeit beginnen“<br />
(Franck 2011, S. 120). Schließlich ist die zentrale Kompetenz aller Sozialarbeiter/innen<br />
in der erfolgreichen Nutzung des Verständigungsmediums der<br />
(mündlichen und schriftlichen!) Sprache zu sehen.<br />
Wir legen hier keine Sprachlehre und Stilkunde vor, sondern haben uns auch<br />
in diesem Kapitel von Erfahrungen mit schriftlichen <strong>Arbeiten</strong> Studierender<br />
leiten lassen. Die im Folgenden behandelten Fehler dürfen als typisch und<br />
häufig vorkommend gelten und sollen nur stellvertretend für eine Vielzahl<br />
weiterer sprachlicher Schwächen und Missgriffe stehen. Für eine nähere Beschäftigung<br />
mit dem Thema empfehlen wir die auf das Thema spezialisierten<br />
Veröffentlichungen von Esselborn-Krumbiegel (vgl. 2012), Heimes (vgl. 2011),<br />
Kornmeier (vgl. 2012) und Kühtz (vgl. 2012); aus den hier bereits vielfach
50 Sprache und Stil<br />
zitierten Einführungen in <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong> erwähnen wir nur die<br />
entsprechenden Passagen bei Bieker (vgl. 2011, S. 123 ff.), Krämer (vgl.<br />
2009, S. 99 ff.) und Stickel-Wolf/Wolf (vgl. 2009, S. 219 ff.).<br />
Gelegentlich weisen Studierende darauf hin, dass sie später als Berufsträger/innen<br />
(„ihre“) Klienten/innen sprachlich erreichen müssten und sich aus<br />
diesem Grund für sie eine „abgehobene“ Ausdrucksweise verbiete. Diese Studierenden<br />
verkennen<br />
• dass es nicht die Aufgabe von Sozialarbeiter/innen sein kann, sich im<br />
sprachlichen Habitus bedingungslos ihren Klienten/innen anzupassen (dies<br />
kann anbiedernd wirken);<br />
• dass es die sprachliche Kompetenz von Sozialarbeiter/innen ausmacht, verschiedene<br />
Sprachcodes gezielt und bewusst einzusetzen, um kontextgebunden<br />
und situationsadäquat verstanden zu werden (z. B. in der Kommunikation<br />
mit Kollegen/innen, Vorgesetzten, anderen Berufsgruppen usw.)<br />
und<br />
• dass Soziale Arbeit sich als Wissenschaftsdisziplin einer spezifisch elaborierten<br />
Sprache bedient bzw. bedienen muss, um in Forschung, Lehre und<br />
Studium Diskursfähigkeit herstellen zu können (was nicht bedeutet, schwer<br />
verständlich werden zu müssen).<br />
3.2 Ungeschick – Nachlässigkeiten – Fehler<br />
3.2.1 Wie schreibt man das, was man studiert?<br />
„Soziale Arbeit“ wird<br />
großgeschrieben<br />
Viele Studierende der Sozialen Arbeit schätzen ihr Fach sprachlich nicht hoch<br />
ein, denn sie schreiben konsequent von „sozialer Arbeit“. Unsere Profession<br />
jedoch sollte als eingeführter und tradierter Fachbegriff verstanden werden,<br />
der durch die Zusammenfügung eines Substantivs mit einem Adjektiv gebildet<br />
wird. Da das Adjektiv „soziale“ zudem das erste Wort des Begriffes bildet,<br />
sollte dieses immer groß geschrieben werden, also: Soziale Arbeit.<br />
Es ist befremdlich und ärgerlich, dass selbst eines der wichtigsten deutschen<br />
Nachschlagewerke zur Sozialen Arbeit, nämlich das vom Deutschen Verein für<br />
öffentliche und private Fürsorge als größtem Zusammenschluss öffentlicher
Sprache und Stil 51<br />
und freier Träger herausgegebene „Fachlexikon soziale Arbeit“, in seinem Titel<br />
seit jeher unser Fach klein schreibt (siehe 2.4.4).<br />
Des Weiteren ist es uns wichtig, die unselige Abkürzung von „Sozialer Arbeit“<br />
zu „SA“ aus dem schriftlichen Sprachgebrauch zu verbannen. 5 Hier steht jedem/r<br />
Studierenden historische Sensibilität gut zu Gesicht – dies gilt übrigens<br />
gleichermaßen für das Kürzel „SS“ als gängige Kurzform für „Sommersemester“.<br />
6 (Von dem polnischen Satiriker Stanislaw Jerzy Lec (1909-1966)<br />
stammt der Aphorismus: „Gedankenlosigkeit tötet – andere.“)<br />
3.2.2 Sprachliche Schreibhaltung<br />
Die häufig von Studierenden gestellte Frage, in welcher sprachlichen Haltung<br />
bzw. Perspektive sie ihre <strong>Arbeiten</strong> verfassen sollen, wird – wie so viele andere<br />
bereits – in der Literatur widersprüchlich beantwortet. Ich-, Wir- oder Man-<br />
Form stehen zur Auswahl, wobei die Man-Form aufgrund ihrer sprachlichen<br />
Diffusion, Anonymität und Unverbindlichkeit kaum Verfechter hat.<br />
Bieker (vgl. 2011, S. 126), Esselborn-Krumbiegel (vgl. 2012, S. 59), Karmasin/Ribing<br />
(vgl. 2012, S. 33) und Theisen (vgl. 2011, S. 138) befürworten<br />
prinzipiell die Ich-Form, raten aber zu deren vorsichtigem Einsatz. Diese Form<br />
werde heutzutage immer mehr akzeptiert, denn grundsätzlich bestehe „…kein<br />
Anlass, sachlich begründete eigene Gedanken zwanghaft hinter neutralen<br />
Formeln zu verstecken“ (Bieker 2011, S. 126). Am wenigsten schädlich könne<br />
die Ich-Form, zu der auch Formulierungen wie „Meines Erachtens“ zählen,<br />
zumindest in Einleitung und Schlussteil einer Arbeit sein. Auch solle „…die<br />
Ich-Form in Textpassagen, die Untersuchungen, Feldstudien, Erhebungen beschreiben,<br />
die Sie selber durchgeführt haben“ (Esselborn-Krumbiegel 2012, S.<br />
5<br />
SA steht für „Sturmabteilung“ und bezeichnete die uniformierte politische Kampf- und<br />
Propagandatruppe der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei). Sie wurde<br />
zunächst als Massenheer im Straßenkampf und in der Propaganda eingesetzt und terrorisierte<br />
politische Gegner und die Staatsgewalt. Ab 1933 diente sie z. T. als „Hilfspolizei“<br />
zur Ausschaltung des politischen Widerstands.<br />
6<br />
SS bedeutet „Schutzstaffel“ und bezeichnete zunächst die Sonderorganisation zum Schutz<br />
Adolf Hitlers und anderer NSDAP-Funktionäre, sie übte innerparteilich den „Polizeidienst“<br />
aus. Die SS-Totenkopfverbände und die Waffen-SS bewachten die Konzentrationslager, ihre<br />
militärischen Verbände beteiligten sich an der Kriegsführung der Wehrmacht. Teilweise<br />
wurde die SS für verbrecherische „Sonderaktionen“ eingesetzt, sogen. „Einsatzgruppen“<br />
ermordeten Hunderttausende Juden, Partisanen und politische Gegner.
52 Sprache und Stil<br />
60; Hervorh. B. R.), gewählt werden. Ansonsten solle im Hauptteil der Arbeit<br />
damit aber moderat umgegangen werden:<br />
„Ein häufiges Ich kann einen egozentrischen und anmaßenden Eindruck vermitteln,<br />
zumal man in einer Studienarbeit überwiegend mit Argumenten umgeht,<br />
die von anderen ‚geborgt‘ sind… Die Ich-Form kann auch dazu verleiten,<br />
in einen ‚Ich denke-Meinungsstil‘ abzurutschen, bei dem sich weniger die<br />
sachliche Analyse als die subjektive Sicht auf den Gegenstand in den Vordergrund<br />
schiebt.“<br />
(Bieker 2011, S. 126)<br />
Ähnlich differenziert äußert sich Theisen:<br />
„Eine zurückhaltende Verwendung dieses Selbstbezuges ist indes geboten: Der<br />
Leser eines solchen Textes geht selbstverständlich (und hoffentlich zu Recht)<br />
davon aus, mit der Lektüre die Überlegungen und Meinung des Verfassers aufzunehmen,<br />
soweit kein anders lautender Hinweis, insbesondere in Form eines<br />
Zitats, gegeben wird.“<br />
(Theisen 2011, S. 138)<br />
Des Weiteren verwerfen Bieker (vgl. 2011, S. 126) und Theisen (vgl. 2011, S.<br />
138) die Umschreibung „der Verfasser/die Verfasserin“ als „…unpersönlich,<br />
distanziert und bürokratisch“ (Bieker 2011, S. 126). Sie sprechen sich ebenfalls<br />
gegen die Wir-Form aus, sofern es sich nicht um Gruppenarbeiten handele;<br />
dieser Pluralis majestatis (auf die eigene Person angewandte Mehrzahlform)<br />
sei ansonsten „…behäbig und irreführend…“ (Bieker 2011, S. 126). Die<br />
erstere Auffassung wird auch von Stickel-Wolf/Wolf geteilt (vgl. 2009, S. 227);<br />
hinsichtlich des Gebrauchs der Wir-Form zeigen diese sich allerdings aufgeschlossener<br />
als gegenüber der Ich-Form, denn „…schließlich trägt die Verwendung<br />
der Wir-Form (nicht jedoch der Ich-Form) dazu bei, dass der Leser in<br />
den Diskussionsprozess stärker eingebunden wird“ (Stickel-Wolf/Wolf 2009, S.<br />
227). Diese den/die Leser/in einschließende Art der Wir-Form halten auch<br />
Standop/Meyer für unproblematisch, wenngleich wir ihre Abgrenzung zum<br />
Pluralis majestatis schon recht feinsinnig finden:<br />
„Von diesem ‚exklusiven‘ auktorialen wir zu unterscheiden ist das ‚inklusive‘<br />
auktoriale wir, das den Leser in das Gemeinschaftsunternehmen der Gedankenführung<br />
einzubinden sucht und das ohne weiteres gestattet ist. Man kann<br />
durchaus sagen ‚Wie wir im letzten Abschnitt gesehen haben‘ (dh [sic!] der Leser<br />
und ich) oder ‚Wir kommen jetzt zur nächsten Frage‘, ja sogar – als Grenzfall<br />
– ‚Wir stellen dies folgendermaßen dar‘, aber nicht ‚Wir machten den folgenden<br />
Versuch‘ oder ‚unseres Wissens‘, wenn der Autor sich selber meint.“<br />
(Standop/Meyer 2008, S. 249; Hervorh. im Orig.)<br />
Zu den Kritikern der Ich-Form zählen vor allem Kühtz (vgl. 2011, S. 28) und<br />
Rossig (vgl. 2011, S. 172). So schreibt ersterer:
Sprache und Stil 53<br />
„Für wissenschaftliche Texte gilt, dass der behandelte fachliche Sachverhalt im<br />
Vordergrund der Darstellung stehen soll… Der Verfasser eines wissenschaftlichen<br />
Textes hingegen sollte sprachlich so weit wie möglich ‚unsichtbar‘ bleiben.<br />
Das heißt: Die Nennung der eigenen Person ist zu vermeiden. Das gilt<br />
auch für den indirekten Verweis auf die eigene Person durch die Pronomen wir,<br />
man, mein, unser.“<br />
(Kühtz 2011, S. 28; Hervorh. im Orig.)<br />
Und Rossig zufolge wirkten Formulierungen wie „ich denke“ oder „ich meine“<br />
„…leicht peinlich, gehäuft sogar aufdringlich und bei Schlußfolgerungen<br />
[sic!] ausgesprochen unsicher“ (Rossig 2011, S. 172). Allerdings räumt Kühtz<br />
ein (vgl. 2011, S. 29), dass im Unterschied zu früher heute kein generelles<br />
Verbot der Ich-Form bestehe. Es könne partiell durchaus angemessen sein,<br />
„ich“ zu schreiben:<br />
„Dies gilt vor allem, wenn der Verfasser seinen Text für die Leser kommentiert,<br />
um dadurch eine Lese- und Verstehenshilfe zu geben. Diese Textkommentare<br />
finden sich meist in einleitenden oder überleitenden Textpassagen…“<br />
(Kühtz 2011, S. 29; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Letztlich lautet unsere Empfehlung im Einklang mit Bänsch/Alewell (vgl.<br />
2009, S. 27) und Paetzel (vgl. 2001, S. 102), dass generell die Wir- und die<br />
Man-Form vermieden und die Ich-Form nur zur Betonung des persönlichen<br />
(Arbeits-)Beitrages und (Erkenntnis-)Standpunktes genutzt werden sollte.<br />
Dies geschieht am leichtesten durch – allerdings stilistisch auch nicht unproblematische<br />
– Passiv-Konstruktionen und Nominalisierung von Verben (vgl.<br />
Kühtz 2012, S. 28), z. B. „Dabei ist zu berücksichtigen, dass…“ oder „Die<br />
Auswertung der Befragungsergebnisse…“; weitere Formulierungsvarianten<br />
finden sich u. a. bei Samac/Prenner/Schwetz (vgl. 2011, S. 73).<br />
3.2.3 Gegenwart oder Vergangenheit?<br />
Zunächst möchten wir daran erinnern, dass die deutsche Sprache sechs Zeitformen<br />
(Tempi) kennt, jeweils zwei für Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.<br />
Bei der Anfertigung schriftlicher Studienarbeiten spielen die beiden<br />
Zukunftsformen Futur I (Dauer in der Zukunft) und – das ohnehin selten genutzte<br />
– Futur II (vollendete Zukunft) keine größere Rolle. Die anderen Zeitformen<br />
hingegen müssen, was ihren korrekten Gebrauch betrifft, beherrscht<br />
werden – und sei es nur um zu wissen, wann welche Form nicht angewandt
54 Sprache und Stil<br />
werden sollte. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die hilfreiche<br />
Übersicht von Kornmeier (vgl. 2012, S. 178 f.).<br />
Die Antwort auf die Frage nach dem stilistisch angemessenen Einsatz der Gegenwarts-<br />
und Vergangenheitsformen scheint uns in folgende einfache Regel<br />
gefasst werden zu können: Wo immer möglich und zeitlich bzw. logisch nicht<br />
sinnwidrig ist die Gegenwartsform, das Präsens, das Tempus der Wahl. Kein<br />
Autor hat das so klar ausgedrückt wie Kühtz:<br />
„Wissenschaftliche Texte werden üblicherweise in der Gegenwartsform, dem<br />
Präsens, abgefasst.<br />
Selbst bei Angaben über zeitlich Zurückliegendes findet man häufig Formulierungen<br />
im Präsens… Es können jedoch auch Tempusformen der Vergangenheit<br />
gewählt werden, wobei ein Wechsel der Zeitebene vor allem dann sinnvoll ist,<br />
wenn der Aspekt der Vorzeitigkeit in der Darstellung besonders hervorgehoben<br />
werden soll… Längere Passagen in Vergangenheitsformen sollten jedoch vermieden<br />
werden, da sie einem Sachtext leicht einen unangemessen erzählenden<br />
Stil … verleihen. Vorsicht ist auch geboten, wenn sehr häufig zwischen verschiedenen<br />
Zeitebenen gewechselt wird. In solchen Fällen sollte man prüfen,<br />
ob der Text nicht flüssiger zu lesen und prägnanter ist, wenn er durchgängig<br />
im Präsens formuliert wird. Inhaltsangaben (z. B. von dichterischen oder wissenschaftlichen<br />
Werken) werden ebenfalls im Präsens abgefasst.“<br />
(Kühtz 2011, S. 30; Hervorh. im Orig. fett)<br />
Auf den Punkt gebracht empfiehlt sich also primär der Einsatz des Präsens,<br />
aber nicht uneingeschränkt. In einem Praktikumsbericht z. B. kann es nicht<br />
angewandt, sondern es muss das Imperfekt (Präteritum) gewählt werden, das<br />
als unvollendete Vergangenheit ein in der Vergangenheit liegendes Geschehen<br />
kennzeichnet und die zumeist genutzte Vergangenheitsform des geschriebenen<br />
Deutsch repräsentiert („Vom … bis zum … leistete ich mein Praktikum<br />
bei…“).<br />
Auch bei der Darstellung eigener und fremder Untersuchungen kommt das<br />
Imperfekt zum Zuge, soweit es sich um den Prozess der Untersuchung handelt<br />
(„Im Monat … wurden … Probanden in … Einrichtungen mit Hilfe eines<br />
standardisierten Fragebogens befragt…“). Die Untersuchungsergebnisse und<br />
daraus abgeleitete Erkenntnisse, neue Fragestellungen, Thesenbestätigung<br />
oder -verwerfung usw. werden dann wieder ins Präsens gesetzt: „Die Zeitform<br />
für Ihre Ergebnisdarstellung ist in der Regel das Präteritum, wenn es um Prozesse<br />
und Vorgänge geht, das Präsens, wenn Befunde mitgeteilt werden“ (Esselborn-Krumbiegel<br />
2012, S. 131; Hervorh. im Original fett).
Sprache und Stil 55<br />
3.2.4 Der bedrängte Genitiv<br />
Die Kandidatin der Partei Die Linke für die Leipziger Oberbürgermeister-Wahl<br />
2013, Barbara Höll, antwortete bei einer Befragung auf die Frage, was sie<br />
nicht an den Menschen in Leipzig schätze: „Ihre sträfliche Missachtung des<br />
Genitivs“ (Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 9./10.2.2013, S. 16). Dieser Aussage<br />
können wir entschieden zustimmen und hätten uns nur gewünscht, die<br />
Kandidatin hätte sich nicht auf die Leipziger beschränkt. Denn ganz offensichtlich<br />
ist es um den Gebrauch – gar um den korrekten Gebrauch – des Wes-<br />
Falles der deutschen Sprache schlecht bestellt.<br />
Die LVZ bestätigt dies selbst in der gleichen Ausgabe mit einer Überschrift<br />
über einen Flugzwischenfall: „Co-Pilot schläft während Flug ein“ (LVZ vom<br />
9./10.2.2013, S. 28). „Während“ ist eine Präposition (Verhältniswort), die<br />
den Gebrauch des Genitivs nach sich zieht, deshalb wäre „…während [des]<br />
Fluges…“ richtig gewesen.<br />
Und die am 5./6.1.2013 erschienene Ausgabe der LVZ macht auf ihrer Titelseite<br />
mit folgender Bildüberschrift auf: „Super Stimmung trotz miesem Wetter…“<br />
Auch hier hätte der Genitiv gewählt werden müssen („…trotz miesen<br />
Wetters“). Nur für den besonderen Fall, dass der Präposition „trotz“ (wie auch<br />
bei „wegen“) ein sogenanntes „unbekleidetes“ Substantiv (Hauptwort) folgt,<br />
dem also weder ein Artikel (Geschlechtswort) noch ein Attribut (Eigenschaftswort<br />
als Beifügung) vorangeht, ist der Dativ (Wem-Fall) als Alternative<br />
zum Genitiv erlaubt: „Super Stimmung trotz Regen und Sturm…“ wäre also<br />
möglich gewesen.<br />
Dieses Thema abschließend möchten wir noch zeigen, wie Studierende ihre<br />
sprachliche Unkenntnis bzw. Unsicherheit hinsichtlich des richtigen Kasus zu<br />
bemänteln suchen, hier durch eine holperige und leicht erkennbar falsche<br />
Vermischung von Dativ und Genitiv. Wir zitieren den Untertitel einer Abschlussarbeit:<br />
„Zur Dichotomie von einem der Kinder- und Jugendhilfe immanenten<br />
Kontroll- und Hilfeauftrages“ – schlechter geht es kaum.
56 Sprache und Stil<br />
3.2.5 Die Katastrophe der falschen Apostrophe<br />
Das Elend mit dem Apostroph beginnt schon mit seinem korrekten sprachlichen<br />
Geschlecht, das selbst manche Journalistinnen offensichtlich nicht kennen.<br />
Wir zitieren aus einem von Anne Buhrfeind und Hedwig Gafga moderierten<br />
Gespräch zwischen dem Musiker und Komiker Piet Klocke und dem Autor<br />
Bastian Sick in der Zeitschrift chrismon:<br />
„Klocke: Haben die Niederländer das Apostroph auch?<br />
Sick: Ja, die kennen das Problem auch. Die haben den Apostroph zum Beispiel<br />
im Plural. Auto’s. Warum auch immer.<br />
[Buhrfeind/Gafga:] Den Apostroph?<br />
Sick: Ja, es heißt der Apostroph. Jedenfalls haben das die Griechen mal so<br />
entschieden. Heute sagen viele Leute ‚das‘, weil es ja nur so ein Häkchen ist.<br />
Kann man ja auch verstehen.“<br />
(chrismon, Februar 2013, S. 32 f.; Hervorh. im Orig. groß)<br />
Die deutsche Übersetzung von Apostroph ist „Auslassungszeichen“ und als<br />
solches sollte er auch nur dienen. Dieses ist der Fall bei Verkürzungen des<br />
Pronomens (Fürworts) „es“ zu „s“ („Wie geht’s?“) und des unbestimmten Artikels<br />
„ein/eine“ zu „n/ne“ (vor allem bei der Wiedergabe gesprochener Sprache<br />
wie „Ich hab ‘ne Idee!“). Nach heutiger Rechtschreibung braucht der<br />
Apostroph in diesen Fällen aber nicht mehr zwingend gesetzt zu werden.<br />
„Ich hab ‘ne Idee!“ zeigt zugleich, dass der Apostroph schon seit längerem<br />
auch für das weggefallene Endungs-e von Verben (Zeitwörtern) in der ersten<br />
Person Singular (Einzahl) nicht mehr gesetzt wird („hab[e]“) genauso wie<br />
dieses für das entfallene Endungs-e beim Imperativ (Befehlsform) der zweiten<br />
Person Singular der Fall ist („Mach[e] keinen Quatsch!“).<br />
Das Kernproblem des Apostrophs ist jedoch seine sich wie eine Seuche unaufhaltsam<br />
ausbreitende falsche bis nahezu (Entschuldigung!) idiotische Verwendung<br />
bei Genitiv- und Pluralkonstruktionen: „In Anlehnung an das Englische<br />
wird immer häufiger fälschlicherweise … der Apostroph in zahlreichen<br />
Genitivbildungen und etlichen Pluralformen gesetzt“ (Esselborn-Krumbiegel<br />
2012, S. 70). Doch in der deutschen Sprache steht der Apostroph nur beim<br />
Genitiv artikellos gebrauchter (Eigen-)Namen, die auf s („Löns“), ss („Grass“),<br />
ß („Maaß“), tz („Moritz“), z („Franz“) oder x („Max“) enden.
Sprache und Stil 57<br />
Ein simples Beispiel möge in diesem Zusammenhang genügen, es hat in unseren<br />
Lehrveranstaltungen schon einige Studierende an den Rand des Studienabbruchs<br />
getrieben: Der Student Andreas hat ein Auto, über das also besitzanzeigend<br />
geschrieben werden kann: „Das ist Andreas‘ Auto“ (nicht: „Andrea’s<br />
Auto“). Handelt es sich jedoch um die Studentin Andrea, der dieses Auto gehört,<br />
lautet der entsprechende besitzanzeigende Satz: „Das ist Andreas Auto“<br />
(und wiederum nicht: „Andrea’s Auto“).<br />
Ansonsten ist der Apostroph bei Genitivbildungen entbehrlich, auch wenn er<br />
nach heutiger Rechtschreibung bei Gewerbe- und Handelsnamen erlaubt ist –<br />
wir aber können „Susi’s Schuhhaus“ (das gibt es wirklich!) nichts abgewinnen.<br />
Mit Sicherheit falsch ist dann der Klassiker apostrophierter Substantive, die<br />
als Adverbien (Umstandswörter) genutzt werden, insbesondere seit jeher alle<br />
Wochentage beginnend mit „sonntag’s“ (falsch!) und Tageszeiten wie „morgen’s“<br />
(genauso falsch!) – letztere gerne auch noch schlimmer zu „morgend’s“<br />
(falsch, falsch!) verzerrt, wahrscheinlich in Anlehnung an „abend’s“ (auch<br />
falsch!).<br />
Des Weiteren wird der Apostroph auch häufig im Plural von Abkürzungen eingesetzt,<br />
ist aber dort nicht nur entbehrlich, sondern schlichtweg falsch:<br />
„CD’s“, „DVD’s“ und „PC’s“ oder fachspezifisch falsch „Kita’s“, aber auch nicht<br />
abgekürzte Substantive wie – wieder aus der Fachsprache – „Jugendclub’s“.<br />
Dieses Thema abschließend kommen wir dann noch zu den dummen Apostroph-Setzungen,<br />
für die hier nur zwei Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsschatz<br />
genannt werden sollen: Auf einem studentischen Evaluationsbogen<br />
hatte der/die Studierende auf die Frage nach besonders Positivem in der<br />
Lehrveranstaltung nur ein Wort vermerkt: „Nicht’s“ (hätte er oder sie doch<br />
wenigstens das gelernt!). Und auf einem Aushang in einem Leipziger Döner-<br />
Imbiss war sinngemäß folgendes zu lesen: „Diese Kundeninformation ist<br />
steht’s in den Verkaufsräumen auszuhängen“ – gemeint war „stets“ (auf das<br />
möglicherweise leichter zu schreibende „immer“ war der Verfasser vermutlich<br />
nicht gekommen.)
58 Sprache und Stil<br />
3.2.6 Die schlechtesten Superlative<br />
Sofern die Satzbestandteile des Satzgegenstandes (Subjekt) oder des Objektes<br />
(Satzergänzung) nicht gleich sind, muss der Unterschied zwischen ihnen<br />
sprachlich verdeutlicht werden. Zu diesem Zweck können die meisten Eigenschaftswörter<br />
von ihrer Grundstufe (Positiv) über die Vergleichsstufe (Komparativ)<br />
zur Höchststufe (Superlativ) gesteigert werden.<br />
Dies gilt jedoch nicht für alle Eigenschaftswörter, einige lassen sich nur einmal<br />
steigern; darunter solche, die eine räumliche Lage anzeigen (vgl. Kornmeier<br />
2012, S. 218), z. B. „äußere“ zu „äußerste“ und „untere“ zu „unterste“.<br />
Andere Eigenschaftswörter können gar nicht gesteigert werden (vgl. Kornmeier<br />
2012, S. 218), z. B. „einmalig“, „signifikant“ oder „wahr“.<br />
Doch Studierende versuchen gerade dies immer wieder, egal ob beim Sprechen<br />
oder Schreiben. Nach unserer Erfahrung, die aber auch von anderen Autoren<br />
geteilt wird, liegen dabei folgende falsche Steigerungen auf den vorderen<br />
Plätzen (nicht: „vordersten“, denn es kann nur einen vordersten Platz<br />
geben!): „einzigste/r“, „optimalere/am optimalsten“, „maximalere/maximalste“<br />
(diese drei nennt Rossig (vgl. 2011, S. 170) sozusagen auf den Medaillenrängen).<br />
Weitere Beispiele finden sich bei Kornmeier (vgl. 2012, S. 218),<br />
darunter auch das nahezu schon redensartliche „in keinster Weise“.<br />
3.2.7 Falsche Plurals<br />
Die Bildung der Mehrzahl (Plural) von Fremdwörtern führt immer wieder zu<br />
falschen Konstruktionen. Wir beschäftigen uns hier nur deshalb damit, um<br />
einem Studierenden besonders häufig unterlaufenden Fehler ein für allemal<br />
ein Ende zu bereiten, nämlich den „Praktikas“, die während des Studiums<br />
abzuleisten sind. Unterstützt werden wir in diesem Bestreben durch die Bologna-Reformen,<br />
die im Bachelorstudium – im Gegensatz zum alten Diplomstudium<br />
– nur noch ein Praktikum (im Reformdeutsch: Praxismodul) vorsehen,<br />
so dass eigentlich das fehlerhafte „Praktikas“ gar nicht mehr vorkommen<br />
dürfte. Wer jedoch – aus welchen Gründen auch immer – von mehreren praktischen<br />
Ausbildungsanteilen sprechen will oder muss, bedient sich fürderhin<br />
der korrekten Form, die „Praktika“ lautet.
Sprache und Stil 59<br />
Vielleicht wird sich aber in naher oder ferner Zukunft die heute noch falsche<br />
Mehrzahl von „Praktikum“ als zulässig durchsetzen können, so wie es beim<br />
„Komma“ gelungen ist. Wir haben seinerzeit noch gelernt, dass dessen Mehrzahl<br />
„Kommata“ laute, womit wir aber heutzutage in unseren Lehrveranstaltungen<br />
gelegentlich auf Staunen und Unkenntnis stoßen und uns – zu Recht<br />
– darüber aufklären lassen müssen, dass „Kommas“ die inzwischen gängige<br />
und erlaubte Mehrzahlform darstelle. Ähnlich ist es übrigens um die Mehrzahl<br />
von „Pizza“ bestellt – „Pizzen“ klingt zwar in unseren Ohren falsch, ist aber<br />
genauso wie „Pizzas“ zulässig; und nur der romanistisch Gebildete bestellt im<br />
Italienischen Restaurant „due pizze“ für seine Begleitung und sich.<br />
Dieses Thema abschließend noch ein Beispiel aus einer mündlichen Prüfung:<br />
In zahlreichen Thesenpapieren über strukturelle Zwangslagen der Profession<br />
Soziale Arbeit war von „Dilemmatas“ die Rede, was ein verdoppelter Plural<br />
und damit falsch ist, denn die korrekte Mehrzahl lautet „Dilemmata“ oder<br />
auch (immerhin!) „Dilemmas“.<br />
3.2.8 Strichweise: Binde- und Gedankenstrich<br />
In diesem Unterabschnitt geht es zum einen um die Verwendung des Bindestrichs<br />
(Divis, Viertelgeviertstrich) als Verbindungsglied mehrerer Wortteile<br />
zwecks deren besserer Lesbarkeit, insbesondere bei noch nicht in den breiten<br />
Sprachgebrauch übernommenen Wörtern mit einem Fachfremdwort als Bestandteil<br />
(„Startup-Firma“). Zum anderen befassen wir uns mit ihm in seiner<br />
Funktion als Ergänzung in zusammengesetzten oder abgeleiteten Wörtern<br />
(insbesondere Substantive), bei denen ein gemeinsamer Bestandteil nur einmal<br />
genannt wird („Groß- und Einzelhandel“).<br />
Denn merkwürdigerweise wird der Bindestrich von Studierenden gerne entweder<br />
gar nicht oder falsch gesetzt. Dies sieht dann z. B. wie folgt aus: „Hartz<br />
IV - Gesetzgebung“. Wir merken dann dazu immer an, dass der Bindestrich<br />
seinen Namen trägt, weil er etwas verbindet und nicht voneinander absetzt,<br />
folglich also ohne Leerschritt(e) zu schreiben ist.<br />
Des Weiteren kommen Kombinationen wie „Kinder und Jugendhilfe“ vor, obwohl<br />
erkennbar das fachliche System der „Kinder- und Jugendhilfe“ gemeint
60 Sprache und Stil<br />
ist. Mit der – auch möglichen – Verbindung „Kinder und Jugendhilfe“ würde<br />
etwas ganz anderes ausgedrückt. Noch häufiger ist der Fall, dass der Bindestrich<br />
zwar, aber erst nach einem Leerschritt, gesetzt wird; in unserem Beispiel<br />
sähe das dann so aus: „Kinder – und Jugendhilfe“. Hierzu ist zweierlei<br />
zu sagen: zum einen gehört der Bindestrich, da er ja als Auslassungszeichen<br />
für einen gemeinsamen Wortbestandteil steht, direkt (also ohne Leerschritt)<br />
hinter den letzten Buchstaben; zum anderen wird bei diesem falschen Vorgehen<br />
durch die Textverarbeitung gar kein Bindestrich, sondern ein (etwas längerer)<br />
Gedankenstrich (Halbgeviertstrich) erzeugt.<br />
Außerdem gibt es noch eine Minderheit Studierender, die den Bindestrich<br />
direkt vor das zweite Wort setzt („Kinder und –Jugendhilfe), was aber nur zu<br />
einem gänzlich sinnfreien Gedankenstrich führt. Allerdings kann der Bindestrich<br />
auch als Auslassung am Anfang eines zusammengesetzten Wortes dienen,<br />
es ist dann aber eben darauf zu achten, dass es wirklich ein Bindestrich<br />
wird, was durch eine nachträgliche Korrektur erreicht werden kann, wie dieses<br />
Beispiel zeigt: „Sozialpädagogik und -arbeit“.<br />
Wir hoffen sehr, dass dies künftig von allen Bachelor- und Masterstudierenden<br />
(nicht: „Bachelor und Masterstudierenden“, nicht: „Bachelor – und Masterstudierenden“,<br />
nicht: „Bachelor und –Masterstudierenden“) berücksichtigt wird.<br />
Und da hier schon mehrere Male vom Gedankenstrich die Rede war, soll abschließend<br />
noch etwas zu dessen Funktion als Kennzeichnung eingeschobener<br />
Satzteile, die den Nachdruck des Geschriebenen erhöhen sollen, angemerkt<br />
werden: Es ist darauf zu achten, dass beide Gedankenstriche mit Leerzeichen<br />
geschrieben werden müssen und dass das Textverarbeitungsprogramm auch<br />
wirklich Gedankenstriche (und keine Bindestriche!) setzt. Zur Verdeutlichung<br />
ein Zitat aus dem vorhergehenden Unterabschnitt 3.2.7: „…und uns – zu<br />
Recht – darüber aufklären lassen müssen…“).
Sprache und Stil 61<br />
3.2.9 Schein oder Anschein – das ist hier die Frage<br />
Dass sogar manche Journalisten/innen sich bei elementaren Problemfällen der<br />
deutschen Sprache nicht auskennen, haben wir bereits in Unterabschnitt<br />
3.2.5 gezeigt. Hier folgt als „Aufmacher“ (Begriff aus der Journalistensprache)<br />
dieses Unterabschnittes ein Beispiel aus der renommierten Wochenzeitung<br />
Die Zeit. Dort war in einer von Martin Spiewak verfassten Würdigung der<br />
Amtszeit der zurückgetretenen Bildungsministerin Annette Schavan u. a. zu<br />
lesen, diese habe „…scheinbar alles [gehabt], was eine Fachpolitikerin für<br />
den Erfolg braucht…“ (Die Zeit, Nr. 8 vom 14.2.2013, S. 39).<br />
Der Autor hat damit zu erkennen gegeben, den Bedeutungsunterschied zwischen<br />
„anscheinend“ und „scheinbar“ wie viele seiner Mitmenschen – bei<br />
weitem nicht allein Studierende – offenkundig nicht zu kennen; manche/r gar<br />
scheint (!) gar nicht zu wissen, dass es einen solchen gibt. Nähme man Spiewak<br />
beim Wort, dann hätte er der ehemaligen Bundesministerin Schavan attestiert,<br />
völlig ungeeignet für ihr Amt gewesen zu sein – gemeint aber hat er<br />
das Gegenteil.<br />
„Anscheinend“ drückt die Vermutung aus, dass sich etwas tatsächlich so verhält,<br />
wie es zu sein scheint. „Scheinbar“ dagegen besagt, dass etwas nur dem<br />
äußeren Eindruck nach so ist, sich real aber (eben) nicht so verhält. Zum besseren<br />
Verständnis seien hier einige Synonyme (sinnverwandte Wörter) genannt:<br />
„anscheinend“ lässt sich durch „allem Anschein nach“, „vermutlich“<br />
oder „möglicherweise“ ersetzen; für „scheinbar“ kann man auch „nur zum<br />
Schein“, „angeblich“, „vorgeblich“ oder „in Wirklichkeit nicht“ sagen.<br />
Wem dies zu kompliziert scheint (!), der gehe einfach davon aus, dass zumeist<br />
„anscheinend“ richtig und „scheinbar“ nur in seltenen Fällen zutreffend<br />
ist. Diese Regel hätte – um ein abschließendes Beispiel zu geben – auch ein<br />
Hochschullehrer der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften beherzigen<br />
sollen, der in der Danksagung seiner bei einem Fachverlag für Soziale Arbeit<br />
publizierten Dissertation u. a. folgendes schreibt: „So sei an vorderster Stelle<br />
Prof. Dr. … gedankt für seine wertvolle Kritik und scheinbar unerschöpfliche
62 Sprache und Stil<br />
Geduld…“ 7 – womit dem Doktorvater gerade für das Gegenteil des Gemeinten<br />
gedankt wird: dass er nämlich nur einen kurzen Geduldsfaden mit seinem<br />
Doktoranden gehabt habe, den dieser immer wieder über Gebühr strapaziert<br />
habe (was dann auch keinen Grund für einen ausdrücklichen Dank hergeben<br />
würde).<br />
3.2.10 So nicht oder gar nicht so schreiben?<br />
In diesem Unterabschnitt geht es um Wörter, Ausdrücke und Redewendungen,<br />
die in einer wissenschaftlichen Arbeit vermieden werden sollten. Das Nachschlagen<br />
in verschiedenen einschlägigen Werken zum Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong><br />
erbrachte auch für uns viele stilistische Hinweise, die uns selbst zur<br />
Durchsicht unseres Textes mit dem Ziel einer selbstkritischen Textanalyse<br />
zwangen. Mit einigen Beispielen möchten wir uns im Folgenden beschäftigen.<br />
Rossig (vgl. 2011, S. 168 ff.) beginnt seine Ausführungen über „zu vermeidende<br />
Ausdrucksweisen“ mit einer deutlichen Kritik an sogenannten Füllwörtern,<br />
als deren schlechteste er „nun“ und „jetzt“ brandmarkt und zu deren<br />
Ausschluss aus dem Schriftgebrauch er rät: „Streichen Sie diese Wörter aus<br />
Ihrem schriftlichen Wortschatz. Sie stellen – bis auf Ausnahmen – einen Gipfel<br />
sprachlicher Unbeholfenheit dar“ (Rossig 2011, S. 168). Weitere Füllwörter<br />
sind u. a. „doch“, „durchaus“, „eben“, „fast“, „ja“, „wohl“ und „gewissermaßen“<br />
(vgl. Balzert u. a. 2010, S. 243; Esselborn-Krumbiegel 2012, S. 63 f.; Samac/Prenner/Schwetz<br />
2011, S. 73). Und Kornmeier gibt eine Sammlung des<br />
Journalisten und Sprachkritikers Wolf Schneider von ca. 240 Füllwörtern wieder,<br />
angesichts deren Umfanges schon gefragt werden könne, welche Optionen<br />
überhaupt noch blieben, um einen vernünftigen Satz schreiben zu können<br />
(vgl. Kornmeier 2012, S. 226 ff.).<br />
Deshalb muss eingeräumt werden, dass Füllwörter im Einzelfall für den Bedeutungsgehalt<br />
wichtig sein und dann ihre Berechtigung haben können:<br />
7<br />
Auch wenn wir davon ausgehen können, dass der betreffende Kollege keine Einwände<br />
erheben würde, sich hier namentlich als Quelle dieses Fehlers genannt zu sehen, wollen<br />
wir ihn im gnädigen Dunkeln der Anonymität belassen. (Wer mag, kann eigene Nachforschungen<br />
anstellen.)
Sprache und Stil 63<br />
„Manche Füllwörter sind nicht nur lästiger Ballast, sondern verändern die Aussage<br />
eines Satzes. Sofern dies gewünscht ist, beispielsweise zur Relativierung<br />
oder Einschränkung einer Aussage, müssen sie natürlich im Text bleiben. Wenn<br />
Sie in Ihrem Text allerdings Wörter finden, die für Ihre Aussagen nicht nötig<br />
sind, streichen Sie diese.“<br />
(Heimes 2011, S. 75)<br />
Als Entscheidungshilfe über Einsatz oder Vermeidung von Füllwörtern kann<br />
folgende Faustregel dienen: „Wer beim Redigieren möglichst viele Füllwörter<br />
streicht – vor allem dann, wenn ansonsten zwei dieser Wörter aufeinander<br />
folgen – ist auf einem guten Weg“ (Kornmeier 2012, S. 229).<br />
Als speziell „psychosoziale“, d. h. (auch) in der Sozialen Arbeit beliebte,<br />
schwammige, unentschiedene Floskeln ist dringend von folgenden – Füllwörtern<br />
ähnlichen – Wendungen abzusehen: „irgendwie“, „ich denke“, „ich glaube“,<br />
„ein bisschen“, „vielleicht“, „ziemlich“, „eigentlich“ und „ein Stück<br />
weit“. Solche „Angstwörter“ zeigen, „…dass der Verfasser Angst vor einer<br />
konkreten Aussage hat oder zu bequem dazu ist“ (Rossig 2011, S. 170).<br />
Noch schärfer zu verurteilen sind Pseudo-Argumente, von denen hier nur „natürlich“,<br />
„offensichtlich“ und „selbstverständlich“ hervorgehoben werden sollen,<br />
denn in „…einer wissenschaftlichen Arbeit ist nichts selbstverständlich.<br />
Wenn doch, sollte es nicht geschrieben werden“ (Rossig 2011, S. 168).<br />
Auch Ausdrücke des Bedauerns, insbesondere das gern gewählte „leider“, gehören<br />
keinesfalls in eine wissenschaftliche Arbeit. Deshalb verbieten sich<br />
auch (verdeckte) Klagen über fachliche (inhaltliche, methodische) oder persönliche<br />
Schwierigkeiten beim Verfassen einer schriftlichen Arbeit, die gerne<br />
in Einleitungen geführt werden. So lasen wir in der Einführung in eine Bachelorarbeit<br />
den entschuldigenden (?) Hinweis der Verfasserin, dass sich bei<br />
den Vorbereitungen ihrer Arbeit die Recherche aufwändig gestaltet habe,<br />
„…da beispielsweise die Bestände der HTWK Hochschulbibliothek [sic!] nicht<br />
immer auf dem aktuellsten Stand und auch in der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Bücher oft über einen längeren Zeitraum ‚reserviert’ und somit nicht zugänglich<br />
waren, sodass eine Vielzahl an Büchern selbst angeschafft werden<br />
musste“. Eine solche Aussage fällt letztlich auf ihre/n Urheber/in zurück.<br />
Wir wollen dieses Thema abschließen mit einem Beispiel für (glücklicherweise<br />
seltene) verständnisheischende Erklärungen zu erschwerenden Rahmenbedin-
64 Sprache und Stil<br />
gungen des Arbeitsprozesses, die der privaten Sphäre des/der Verfassers/in<br />
zuzurechnen sind und deshalb niemals Eingang in eine schriftliche Arbeit finden<br />
dürfen. So lasen wir vor Jahren in einer Hausarbeit einmal den Betroffenheitsbericht<br />
einer Studentin, dass (dem Sinne nach) ihr das Schreiben der<br />
Hausarbeit besonders schwer gefallen sei, da während des Schreibens ihre<br />
Katze erkrankt und dann gestorben sei. Bei allem Verständnis für Tierliebe:<br />
eine Studienarbeit ist nicht der Ort für derartige Exkurse.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 65<br />
4. Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Ist das Thema der Arbeit gewählt oder vergeben worden, muss eine gründliche<br />
Literaturrecherche erfolgen. Schon bevor die eigentliche Informationssuche<br />
gestartet wird, kann es ratsam sein, die jeweilige Lehrkraft nach empfehlenswerten<br />
Fachzeitschriften zu fragen. Die Erfahrungen und Präferenzen der<br />
Lehrkraft können helfen, das Suchgebiet zunächst gerade im Hinblick auf die<br />
Fachzeitschriftenwelt einzugrenzen (siehe 2.1) Innerhalb dieser ersten Orientierungsphase<br />
ist es obligatorisch, die Standardliteratur für das jeweilige<br />
Themengebiet zu identifizieren. Zwei Umsetzungsstrategien sind hier zentral:<br />
A. Ist es möglich, eine Art Standardwerk zu identifizieren, so kann den dort<br />
dokumentierten Literaturnachweisen nachgegangen bzw. können diese ggf.<br />
analysiert sowie gesichtet/ausgeliehen werden. Bei einer umfassenden Literaturrecherche<br />
kommt also das Schneeballprinzip zum Tragen.<br />
Zwar sind „Standardwerke“ – meist in Form von Monographien oder Sammelwerken<br />
– notwendige Informationslieferanten für das Erstellen einer<br />
fundierten wissenschaftlichen Arbeit. Jedoch sollte bezweifelt werden,<br />
dass diese klassische Herangehensweise das Zentrum der Literaturanalyse<br />
ist.<br />
B. Im Rahmen einer modernen und auf Aktualität ausgerichteten Themenbearbeitung<br />
stehen vielmehr Literaturquellen im Vordergrund, die eine möglichst<br />
kurzfristige, reziproke beziehungsweise dialogartige Fachdiskussion<br />
zwischen den Beitragsautoren ermöglichen: die Fachzeitschriftenartikel. In<br />
seltenen Fällen kann ein gut strukturierter Zeitschriftenbeitrag neben den<br />
im Fließtext verwendeten Quellenangaben auch eine Literaturauswahl bzw.<br />
–empfehlung enthalten, die nach Meinung des/der jeweiligen Autors/Autorin<br />
für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Beitragsthema<br />
unabdingbar ist. Diese am Ende stehenden Literaturquellen können dann<br />
wiederum als Ausgangspunkt für eine weitere themenspezifische Informationsgewinnung<br />
genutzt werden. Die Bandbreite der bearbeiteten Literatur<br />
vergrößert sich somit zusehends.<br />
„Ausgangspunkt<br />
Standardwerk“<br />
Der Beginn der Literaturrecherche<br />
Informationsvertiefung<br />
mittels Zeitschriftenbeiträge
66 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Literaturverwaltung<br />
Zeitgleich mit der Entdeckung der ersten Literaturquelle beginnt auch deren<br />
Verwaltung. Je mehr Literaturverweise gesichtet werden, desto größer wird<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass dem jeweiligen Verweis schon einmal nachgegangen,<br />
die Quelle für wichtig oder unwichtig erachtet oder sogar schon an<br />
einer Stelle eine Notiz dazu in den Arbeitsunterlagen angefertigt wurde. Daher<br />
ist es ratsam, sich schon zu Beginn für ein System zu entscheiden, das<br />
hilft, diese zeitintensiven und nervenkostenden Verwirrungen zu vermeiden.<br />
Zu den beliebtesten Methoden zählen das Betreiben einer Zettelwirtschaft,<br />
das Anlegen und Pflegen eines Schreib- oder Tabellendokuments oder das<br />
Benutzen eines Literaturverwaltungsprogramms. Wir raten zu Letzterem, da<br />
Ihnen hier ein umfassender Funktionsumfang geboten wird.<br />
Gebräuchliche Literaturverwaltungsprogramme sind Citavi, Zotero, Endnote,<br />
RefWorks oder die Literaturverwaltungsfunktion von MS Word (ab Version<br />
2007). 8 In Kapitel 5.3.5 gehen wir noch überblicksartig auf diese Möglichkeit<br />
ein.<br />
Verwerfen der Gliederung<br />
Phasen des wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong>s<br />
Sind erste Überlegungen zu einer Gliederung getroffen, könnten diese entweder<br />
z. B. über die Wissensorganisation von Citavi – also der Wissensmanagementfunktion<br />
eines Literaturverwaltungsprogramms – oder in einem separaten<br />
Dokument festgehalten und strukturiert werden. In jedem Fall soll eine Gliederung<br />
stützen und stabilisieren. Egal wie überzeugt Sie am Anfang der Arbeit<br />
von den ersten Strukturierungsideen waren, kann bzw. soll ein Inhaltsverzeichnis<br />
sogar noch in den letzten Tagen vollständig umgestellt werden (können),<br />
sofern Sie damit nicht zufrieden sind. Diese (nur) vermeintlich verunsichernden<br />
Änderungen können zu einem produktiven Arbeitsprozess dazugehören.<br />
Eine Gliederung darf also zu keinem Zeitpunkt einschränken.<br />
Bohl (2008, veränd. n. Werder 1996, S. 18) schlüsselt das wissenschaftliche<br />
Schreiben in fünf Phasen auf (Tab. 1). Diese Phasen können jedoch rekursiv<br />
verlaufen. Auch wenn es somit keinen stringenten Ablauf der Arbeitsphasen<br />
gibt, sind gute Kenntnisse (Öffnungszeiten, Fernleihmöglichkeiten, Ausleihfristen<br />
usw.) über die erreichbaren Bibliotheken gerade in den Phasen der<br />
Orientierung und Strukturierung von erheblicher Bedeutung.<br />
8<br />
Hierbei handelt es sich nicht um ein separates Literaturverwaltungsprogramm mit zahlreichen<br />
Zusatzoptionen wie bei den anderen aufgezählten Programmen.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 67<br />
Tab. 1: Phasen wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s (vgl. Bohl, veränd. n. Werder 1996, S. 18)<br />
3. Schreibkonzept erstellen<br />
Phasen<br />
Beispiele/Konkretisierung<br />
1. Orientieren - Einen groben Überblick verschaffen<br />
(Lexika, Nachschlagewerke, FIS-<br />
Bildung, etc.)<br />
- Einen ersten Gliederungsentwurf erstellen<br />
- Berater kontaktieren, evtl. Fernleihe<br />
initiieren<br />
2. Thema strukturieren<br />
und Material sammeln<br />
- Intensiv lesen<br />
- Fragen formulieren<br />
- Bibliographieren<br />
- Karteien oder Dateien anlegen<br />
- Evtl. empirische Erhebungen durchführen<br />
- Strukturierungshilfen nutzen (Mindmap,<br />
Strukturpläne)<br />
- Literatur und Daten auswerten<br />
- Den roten Faden konkretisieren<br />
- Eine Gliederung erstellen<br />
- Den Seitenumfang sichten<br />
4. Schreiben - Den „Roten Faden“ (und evtl. mehr)<br />
„verschriftlichen“<br />
- Nebentätigkeiten erledigen (z. B. Gliederung<br />
überprüfen, Literaturverzeichnis<br />
aktualisieren)<br />
5. Endredaktion - Inhaltliche Struktur (Widersprüche,<br />
Brüche etc.) prüfen<br />
- Überarbeiten (Layout, Rechtschreibung,<br />
Stil etc.)<br />
- Wenn möglich Korrektur lesen lassen<br />
Als erste Recherchequelle werden meist die Katalogsysteme der eigenen und<br />
umliegenden Hochschulen (OPACs) sowie die jeweils lokalen und regionalen<br />
Bibliotheken herangezogen. Es empfiehlt sich hierbei, in den Präsenzbibliotheken<br />
zunächst querzulesen und Notizen zu den Suchergebnissen und weiteren<br />
gefunden Literaturverweisen zu verfassen. Ausgehend von dieser Basis<br />
sollte die Literatursuche dann ausgeweitet werden.<br />
Wissen um erreichbare<br />
Bibliotheken
68 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Recherchemöglichkeiten<br />
Es stehen jedoch (weitere) diverse Recherchemöglichkeiten zur Verfügung, die<br />
sich in folgende Bereiche gruppieren lassen:<br />
• Suchmaschinensuche (inkl. Online-Quellen)<br />
• Bibliothekskataloge<br />
• Bibliotheksverbünde und Buchhandelskataloge<br />
• Daten- bzw. Fachdatenbanken<br />
Die Komplexität der Recherche- und Bestellmöglichkeiten im Internet ist zwar<br />
komfortabel und effektiv; damit verbunden sind jedoch auch eine gewisse<br />
Unübersichtlichkeit sowie die Gefahr, wesentliche Rechercheorte und potentiell<br />
wichtige Quellen und Materialien zu übersehen.<br />
Bevor wir im folgenden Kapitel auf die Datenbankrecherche mittels der Digitalen<br />
Bibliothek der HTWK Leipzig eingehen, soll im Folgenden ein kurzer<br />
Überblick über die anderen Wege zur Informationsgewinnung gegeben werden.<br />
Suchmaschinen und<br />
Wissensdatenbanken<br />
Boolesche Operatoren<br />
Im Zeitalter der neuen Medien beginnt eine Informationsrecherche meist unter<br />
Zuhilfenahme einer Suchmaschine. Folgende Internetkataloge können zu<br />
Rate gezogen werden:<br />
• Standard-Suchmaschinen: google.de, msn.de, bing.de, yahoo.de. ask.de,<br />
hulbee.de<br />
• Metasuchmaschinen: metager.de 9 , ixquick.com<br />
• (Kostenlose) Literatur-Dienste: paperc.de, books.google.de, likreka.de<br />
• Wissensdatenbanken: sozialwesen-info.de, scholar.google.de, scirus.com<br />
Suchmaschinen wie Google unterscheiden nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung,<br />
können Umlaute und verschiedene Schreibvarianten identifizieren<br />
und lassen Interpunktionen (mit Ausnahme der Taschenrechnerfunktion) außer<br />
Acht.<br />
9<br />
MetaGer ist sowohl eine Metasuchmaschine als auch eine Art Wissensdatenbank.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 69<br />
Zu den eher „überholten“ Strategien gehören:<br />
• Befehl UND (AND): „Sozialarbeit UND Sozialpädagogik“ „AND-Suche“ z.<br />
B. bei Google nicht notwendig.<br />
• Befehl NEAR: „Sozialarbeit NEAR Sozialpädagogik“ Dokumente werden<br />
gefunden, in denen maximal drei Wörter zwischen Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />
stehen (bei Google auch: AROUND).<br />
• Befehl ODER (OR): „Sozialarbeit OR Sozialpädagogik“ Eines der beiden<br />
Wörter muss auf der gesuchten Seite vorkommen (bei Google: OR oder<br />
Pipe-Symbol (|)).<br />
• Befehl NICHT (NOT): „Sozialarbeit NICHT Sozialpädagogik“<br />
Zu den „effektiven“ Techniken zählen:<br />
• Eingabe mit Anführungszeichen: Eingabe von „,Soziale Arbeit‘“ zeigt nur<br />
Seiten an, auf denen beide Wörter gleichzeitig und direkt hintereinander<br />
vorkommen.<br />
• Plus- und Minuszeichen (+/-):<br />
Minuszeichen vor dem Suchbegriff: „soziale -arbeit“ Es werden alle Seiten<br />
angezeigt, die „soziale“, aber nicht „arbeit“ enthalten.<br />
• Sonderfall „Stoppwörter“: Google ignoriert „Stoppwörter“ (Wörter, die sehr<br />
häufig sind, wie z. B. „der“, „die“, das“) Effekt: Um z. B. zum Sozialpsychiatrischen<br />
Verein „Das Boot gGmbh“ zu gelangen, reicht die Eingabe<br />
„boot leipzig“ nicht aus; daher Eingabe: „+das boot leipzig“.<br />
• Domain- und NICHT-Domain-Suche: Wenn Sie z. B. die Prüfungsordnung für<br />
den Studiengang Soziale Arbeit an der HTWK Leipzig suchen: Eingabe:<br />
„prüfungsordnung soziale arbeit site:htwk-leipzig.de“ (ein Minuszeichen<br />
vor „site“ schließt die Domain von der Suche aus).<br />
• Suche nach bestimmten Dateiformaten: Suchen Sie z. B. nach Skripten<br />
oder Präsentationen zu einem bestimmten Thema (z. B. „Entwicklungspsychologie“),<br />
fügen Sie „filetype:xyz“ (anstatt xyz die jeweilige Dateitypendung,<br />
wie z. B. pdf, doc, etc.) nach dem Suchbegriff hinzu.<br />
„Veraltete“ Suchbefehle<br />
„Effektivere“ Suchbefehle
70 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Die Umsetzung der Booleschen Operatoren hängt von der jeweiligen Datenbank<br />
ab. Deshalb sollte der jeweilige Datenbank-Hilfetext vor der Suche<br />
durchgesehen werden. 10 Suchmaschinen wie z. B. Google bieten die „Erweiterte<br />
Suche“ an. Die Eingabe von Booleschen Operatoren wird so durch eine<br />
Suchmaske ersetzt.<br />
Bibliothekskataloge<br />
und Bibliotheksverbünde…<br />
… am Beispiel von<br />
Leipzig<br />
DNB als wichtige<br />
Ressource<br />
Bibliotheksverbünde<br />
Da sich die HTWK Leipzig in Sachsen befindet, beginnen wir die Suche nach<br />
Literatur in unserem Fall auch von der dementsprechenden lokalen Positionierung<br />
aus. Als Studierende(r) einer Hochschule sollte auch als erste deren Bibliothek<br />
auf ihren Bestand bzw. die für die eigene Arbeit in Frage kommenden<br />
Literaturquellen hin überprüft werden.<br />
Wir schlagen daher vor, die folgenden Web-OPACs zu durchforsten:<br />
• Bibliothek der HTWK Leipzig<br />
• Universitätsbibliothek Leipzig<br />
• Deutsche Nationalbibliothek Leipzig (DNB)<br />
• Stadtbibliothek Leipzig (ggf.)<br />
Eine besonders bedeutsame Ressource für wissenschaftliche Arbeitsprozesse<br />
stellt die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) dar. Da sie alle deutschen und<br />
deutschsprachigen Publikationen seit 1913 führt und ihr Bestand täglich aktualisiert<br />
und erweitert wird, ist es unwahrscheinlich, dass eine Bibliothek in<br />
Deutschland ein Werk führt, das nicht auch in der DNB verfügbar ist.<br />
Sofern die Deutsche Nationalbibliothek mit den Standorten Frankfurt a. M.<br />
und Leipzig nicht erreichbar ist, muss der/die Literatursuchende auf die Benutzung<br />
von Bibliotheksverbünden zurückgreifen. Falls die örtlichen Bibliotheken<br />
das gesuchte Werk nicht führen oder diese im Hinblick auf das Thema<br />
der Arbeit nur über einen eingeschränkten Bestand verfügen, ist oftmals die<br />
Fernleihe die einzige Möglichkeit, die Literatur einzusehen. Gegebenenfalls<br />
bietet aber auch die eigene Hochschulbibliothek ein Fernleihsystem an. Ist<br />
das nicht der Fall, kann ein Bibliotheksverbund zum gewünschten Resultat<br />
10<br />
Die Bibliothek der HTWK Leipzig gibt unter der folgenden Adresse nützliche Tipps zum<br />
Gebrauch der Suchoperatoren:<br />
https://katalog.bib.htwk-leipzig.de/Help/Home?topic=search (zuletzt eingesehen am<br />
12.07.2013)
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 71<br />
führen. Daher ist die Bundesrepublik Deutschland in verschiedene Leihverkehrsregionen<br />
aufgeteilt:<br />
• Bibliotheksverbund Bayern (BVB)<br />
• Gemeinsamer Bibliotheksverbund (GBV)<br />
• Hochschulbibliothekszentrum NRW (hbz)<br />
• Hessisches Bibliotheksinformationssystem (HeBIS)<br />
• Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV)<br />
• Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (SWB) 11<br />
• Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB)<br />
Eine verbundsübergreifende und deutschlandweite Recherche ermöglicht der<br />
Verbund der Verbünde: der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK). Dieser kann<br />
nicht nur die wichtigsten deutschen Bibliotheksverbünde, sondern auch internationale<br />
Kataloge nach der entsprechenden Literatur durchsuchen. Neben<br />
der praktischen Zusatzfunktion der Recherche nach digitalen Medien (z. B.<br />
BASE, DFG: eBooks, Google Bücher) kann auch das Angebot des Buchhandels<br />
durchforstet werden.<br />
Oft wird gefragt, warum ein Buchhandelskatalog – wie z. B. libri.de, amazon.de,<br />
buchhandel.de – oder auch Verlagskataloge – wie z. B. lambertus.de,<br />
juventa.de – via Schlagwörter durchgesehen werden sollten. Auch wenn die<br />
Ergebnisse nur käuflich zu erwerben sind, liefern die Kataloge oftmals nicht<br />
nur ausführliche Zusammenfassungen, sondern ggf. auch Rezensionen und<br />
weitere Buchvorschläge zum gleichen Thema, denen somit auch nachgegangen<br />
werden kann. Dieser Suchbereich ist daher nicht zu unterschätzen.<br />
Der KVK als Verbund<br />
der Verbünde<br />
Buchhandelskataloge<br />
11<br />
Die wissenschaftlichen Bibliotheken des Freistaates Sachsen gehören dem SWB an.
72 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
4.1 Digitale Bibliothek der HTWK Leipzig<br />
Die effektivsten<br />
Suchbefehle<br />
Schlagwortsuche<br />
Trunkierung<br />
Hilfe Exemplarinformation<br />
Das Durchsuchen eines Hochschul-WebOPACs erfordert meist kein differenziertes<br />
Wissen über Suchstrategien. Zu den effektivsten Anwendungshilfen gehören<br />
die Schlagwortsuche und die Trunkierung. Sofern das gesuchte Werk zu<br />
Beginn der Suche noch unbekannt ist, steuert der/die NutzerIn automatisch<br />
eine „Schlagwortsuche“ an. Da dies eine oft genutzte Suchstrategie ist, ermöglichen<br />
fast alle OPACs eine Direkteingabe von Schlagwörtern in der Suchmaske,<br />
ohne die Sucheinstellungen anpassen zu müssen.<br />
Sichergehen kann der/die Suchende jedoch, wenn er/sie in der Suchmaske<br />
den Index auf SCHLAGWORT verändert. Das eingegebene Schlagwort wird dann<br />
in der Schlagwortkette des jeweiligen Bibliotheksystems gesucht. In der Detailansicht<br />
des Suchergebnisses lassen sich weitere affine Schlagwörter finden<br />
und anklicken. Auch hier entwickelt sich wieder ein Schneeballprinzip.<br />
Eine weitere nützliche Suchstrategie ist die Verwendung von Trunkierungen.<br />
Abgeleitet vom lateinischen Wort „truncare“ steht es für die Abkürzung von<br />
Suchbegriffen. Der sogenannte Stern-Operator vergrößert den Suchraum und<br />
ermöglicht eine Suche nach allen Wörtern, die bis zur Positionierung des<br />
Sternchens dieselbe Buchstabenabfolge aufweisen; zum Beispiel: Die Eingabe<br />
des Suchbegriffs „sozialpäd*“ würde alle Suchbegriffe anzeigen, die die Buchstabenabfolge<br />
„sozialpäd“ im Wortstamm führen, wie z. B. „Sozialpädagogik“,<br />
„sozialpädagogisch“, „sozialpädagogischer“, „sozialpädagogische“ usw. Einer<br />
Beschränkung auf nur einen Suchbegriff wird durch die geschickte Anwendung<br />
der Trunkierung entgegengewirkt.<br />
Sowohl der WebOPAC der HTWK Leipzig als auch andere digitale Bibliothekskataloge<br />
weisen unter den Exemplarinformationen den Standort der entsprechenden<br />
Literaturquelle bis auf die Regalnummer nach. Über die Funktion<br />
MEIN STANDORT erhält der/die Suchende sogar eine Skizze, in welchem Regal<br />
die gewünschte Literatur zu finden ist.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 73<br />
Die Bibliothek der HTWK Leipzig listet auf ihrer Internetseite unter DIGITALE<br />
BIBLIOTHEK und KATALOGE folgende Online-Kataloge auf (Stand:<br />
19.03.2013):<br />
• WebOPAC der Hochschulbibliothek<br />
• Elektronische Zeitschriftenbibliothek<br />
• Datenbank-Infosystem<br />
• Virtuelle Deutsche Landesbibliographie<br />
• Virtueller Katalog der Universität Karlsruhe<br />
• Zeitschriftendatenbank<br />
Der WebOPAC ist zuständig für die Recherche nach allen Medien der Hochschulbibliothek<br />
bis auf elektronische Zeitschriften und unselbstständige Literatur.<br />
Zeitschriftenaufsätze müssen daher über die Zeitschrift ausgewiesen<br />
werden. Die dafür notwendigen Arbeitsschritte stellen wir in Abschnitt 4.2<br />
vor.<br />
Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) ermöglicht die Suche nach<br />
elektronischen Zeitschriften. Dabei wird übersichtlich dargestellt, welche<br />
Zeitschriften frei zugänglich sind, und welche nur (eingeschränkt) innerhalb<br />
des Campus – mittels einer Hochschul-IP-Anbindung – abrufbar sind.<br />
Das Datenbank-Infosystem weist als zentralen Anlaufpunkt alle über die<br />
Hochschule lizensierten und frei zugänglichen Datenbanken aus.<br />
Für eine landesspezifische Recherche und damit zum Nachweis landeskundlicher<br />
Literatur in Deutschland kann der Meta-Katalog „Virtuelle Deutsche Landesbibliographie“<br />
herangezogen werden. Hier werden jedoch nur Literaturbzw.<br />
Quellenverweise aufgelistet, denen bei Interesse in einem weiteren<br />
Schritt nachgegangen werden müsste.<br />
Die Zeitschriftendatenbank (ZDB) weist sowohl in gedruckter als auch in elektronischer<br />
Form den Bestand bzw. Besitznachweise von ca. 4300 deutschen<br />
und österreichischen Bibliotheken nach. Dabei werden aber laut Angaben der<br />
ZDB keine Aufsatztitel verzeichnet. Es wird also nur eine Recherche nach Zeitungen<br />
und Zeitschriften ab dem 16. Jahrhundert ermöglicht.<br />
Online-Kataloge der<br />
HTWK Leipzig<br />
WebOPAC<br />
Virtuelle Deutsche<br />
Landesbibliographie<br />
Elektronische Zeitschriftenbibliothek<br />
Datenbankinfosystem<br />
Zeitschriftendatenbank
74 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Ein so großes und vielfältiges Angebot von Katalogen kann schnell zu einer<br />
Überforderung führen, wie oder mit welcher Datenbank die Recherche begonnen<br />
werden sollte. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich daher zentral mit<br />
dieser Frage.<br />
4.2 Einführung in die Literaturrecherche<br />
Als Basis einer professionellen Literaturanalyse ist eine genaue und weitreichende<br />
Literaturrecherche unerlässlich. Werden nämlich aktuelle Fachdiskussionen<br />
oder sogar Neuerscheinungen der Standardliteratur übersehen, ist das<br />
nicht nur peinlich für den/die Studierende/n; es schränkt auch die Aussagekraft<br />
der Arbeit entscheidend ein. Zur Informationssuche und -beschaffung<br />
empfehlen wir u. a. die gute Darstellung von Ebster/Stalzer (vgl. 2013, S. 40<br />
ff.).<br />
Die Frage nach der<br />
optimalen Suchstrategie<br />
Angenommen Sie wollen eine Arbeit über ein Themengebiet verfassen, zu<br />
welchem Sie noch über keine festen wissenschaftlichen Anhaltspunkte verfügen;<br />
Ihnen sind also entsprechende Standardwerke, Autoren/innen sowie<br />
wichtige Vertreter/innen oder auch themenspezifische Fachzeitschriften unbekannt.<br />
Es stellt sich dann die Frage, wie eine „optimale Suche“ nach Literatur<br />
aussehen könnte. Diese lässt sich grob in drei Schritte aufteilen:<br />
1. Datenbankrecherche (in oder nach einer entsprechenden Datenbank)<br />
2. Notieren des Aufsatztitels, Autors oder sonstiger Verweise<br />
3. Recherche nach der entsprechenden Quelle bzw. nach der Zeitschrift via<br />
die Zeitschriftendatenbank/-bibliothek oder einen WebOPAC<br />
Die Bibliothek der HTWK Leipzig verweist auf ihrer Internetseite unter DIGI-<br />
TALE BIBLIOTHEK und unter DATENBANKEN auf das Datenbank-Infosystem<br />
(DBIS). Außerdem werden die populärsten Datenbanken nach den verschiedenen<br />
Fachgebieten katalogisiert aufgelistet.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 75<br />
Für das Fachgebiet Sozialwissenschaften sind die folgenden Datenbanken aufgeführt<br />
(Stand: 20.03.2013):<br />
• Internationale Bibliographie der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen<br />
Zeitschriftenliteratur<br />
• Karger eBooks Collection<br />
• Karger Journals/Karger Journals Service<br />
• Leitsatzdatenbank zum Arbeits- und Sozialrecht<br />
• Ovid Journals A-Z/LWW Legacy Archive<br />
• Periodicals Index Online<br />
• PSYNDEX<br />
• QS-Kompendium<br />
• Social Work Abstracts Plus 1977-2008/06<br />
• Springer eBooks: Medicine<br />
• WISO-Datenbanken<br />
Auswahl und Einsatz einer Datenbank sind – auch im Hinblick auf die verschiedenen<br />
Spezialisierungen der Datenbanken – immer vom jeweiligen Themengebiet<br />
der zu schreibenden Arbeit abhängig. Da die Grenzen jedoch meist<br />
fließend verlaufen und viele Kataloge fächerübergreifend aufgestellt sind,<br />
sollten mehrere Datenbanken durchsucht werden. Auch wenn es nicht „die<br />
eine“ universelle Datenbank gibt, wollen wir im Folgenden eine Empfehlung<br />
nützlicher Datenbanken präsentieren, die von den Studierenden der HTWK<br />
Leipzig im Rahmen der hochschuleigenen Lizensierung genutzt werden können:<br />
• Internationale Bibliographie der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen<br />
Zeitschriftenliteratur<br />
• PSYNDEX<br />
• Springer eBooks: Medicine<br />
• WISO-Datenbanken – SOWI<br />
• Juris Online<br />
• FAZ Biblionet, DigiZeitschriften (Zeitschriftenarchiv)<br />
• Munzinger Archiv (Nachschlagewerk inkl. Brockhaus digital)<br />
Datenbanken für das<br />
Fachgebiet Sozialwissenschaften,<br />
HTWK Leipzig<br />
Empfehlung nützlicher<br />
Datenbanken<br />
(Lizenz, HTWK<br />
Leipzig)
76 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Weitere Datenbanken<br />
und Recherchemöglichkeiten<br />
Drei Recherchebeispiele<br />
als exemplarische<br />
Hilfe<br />
Bevor wir eine „optimale“ Suche beispielhaft darstellen, sollen zunächst weitere<br />
Datenbanken und Recherchemöglichkeiten aufgelistet werden:<br />
• Web of Science (Lizenz, HTWK Leipzig)<br />
• JSTOR (Lizenz, Universität Leipzig)<br />
• Periodicals Index Online (historischer Schwerpunkt)<br />
• PubPsych (Psychologie-Suchportal unter ZPID, Open Access)<br />
• SSOAR (Social Science Open Access Repository)<br />
• DIPF (DIPFdocs/Open Access)<br />
• FIS (Fachinformationssystem Bildung, Fachportal Pädagogik)<br />
• GESIS (Sozialwissenschaftlicher (Forschungs-)Schwerpunkt)<br />
• SOLIS (GESIS-Anbindung)<br />
• JADE (Volltextdatenbank: BASE)<br />
• Google-Scholar (Schwerpunkt Zitationsanalyse)<br />
• Scirus (englischsprachige Wissenssuchmaschine)<br />
• KVK (Karlsruher Virtueller Katalog,hier: Suchbereich: Digitale Medien)<br />
• Doab (Schwerpunkt auf englischsprachiger Literatur)<br />
• Journal für Psychologie (journal-fuer-psychologie.de)<br />
• SE EWIFIS (Service-Einrichtung Erziehungswissenschaftlicher Fachinformationsservice,<br />
zwar eingestellt, aber Informationen über die Internetseite<br />
noch abrufbar)<br />
• Destatis (Statistisches Bundesamt und statistische Landesämter)<br />
• SUBITO (Dokumentenlieferdienst)<br />
• Zeit-Dok (Zeitungsdokumentation Bildungswesen)<br />
• Internetseite der DGFE (Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft,<br />
Möglichkeit des Downloads der Zeitschrift Erziehungswissenschaft)<br />
• Internetseite DIPF (bietet wertvolle Links zu Datenbanken, Projekten und<br />
Publikationen)<br />
Anhand von zwei Beispielen wollen wir eine einfache Literatursuche darstellen.<br />
Auch wenn das Zusammenspiel von Fachdatenbank(en) und Bibliothek(en)<br />
kein Hexenwerk ist, kommen folgende Fehler häufig vor: Der Name<br />
des/der Autors/Autorin oder der Titel eines recherchierten Artikels werden in<br />
die Suchmaske des WebOPACs der HTWK Leipzig eingegeben. Hier verweisen
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 77<br />
wir noch einmal darauf, dass unselbstständige Literatur nicht katalogisiert<br />
wird und nur über Bibliographien (Datenbanken) recherchiert werden kann.<br />
Im Beispiel A interessieren wir uns für das Thema „Case-Management“ und<br />
wollen die Datenbank IBZ nutzen.<br />
Beispiel A: Case-<br />
Management, IBZ<br />
(1) Die Datenbank rufen wir entweder über die entsprechende Verlinkung auf<br />
der Internetseite der Bibliothek der HTWK Leipzig (DIGITALE BIBLIOTHEK<br />
DATENBANKEN SOZIALWISSENSCHAFTEN INTERNATIONALE BIB-<br />
LIOGRAPHIE DER GEISTES- UND SOZIALWISSENSCHAFTLICHEN ZEIT-<br />
SCHRIFTENLITERATUR) auf; es ist jedoch auch möglich, die Datenbank<br />
über das Datenbank-Infosystem (DBIS) zu suchen und zu starten. Nach<br />
der Eingabe „ibz“ im Suchfenster erhalten wir alle notwendigen Informationen<br />
zur der gesuchten Datenbank.<br />
(2) Ist die Datenbank lokalisiert und gestartet, geben wir in deren Suchfenster<br />
den Suchbegriff „case-management“ ein. Sortiert nach den Neuerscheinungen<br />
erhalten wir 224 Einträge (Stand: 22.03.2013).<br />
(3) Da wir uns besonders für den zehnten Treffer mit dem Titel „case management<br />
– ein konzept betriebswirtschaftlicher rationalisierung sozialarbeiterischer<br />
fallarbeit?“ interessieren, führt ein Klick auf den Titel zur<br />
Detailansicht des Suchergebnisses. Diese sieht wie folgt aus:
78 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Abb. 1: Detailansicht Suchergebnis, IBZ<br />
Lokalisierung des<br />
Fachzeitschriftenbeitrages<br />
Aus der Detailansicht ist erkennbar, dass es sich bei diesem Suchergebnis<br />
um einen Fachzeitschriftenbeitrag handelt, der in der Zeitschrift „forum<br />
sozial. die berufliche sozialarbeit. dbs“ im Jahr 2010 erschienen ist.<br />
Dem/der Literatursuchenden stehen bei dieser Datenbank zwei Möglichkeiten<br />
zur Verfügung, den gesuchten Beitrag in der hochschuleigenen<br />
Bibliothek zu lokalisieren: die weiterführende Recherche anhand der ISSN<br />
oder die Zuhilfenahme der EBSCO-Datenbankrecherche.<br />
(4) Ein Klick auf den Button OPEN URL aktiviert eine EBSCO-<br />
Datenbankrecherche. Dadurch wird in Hunderten Literaturdaten- und<br />
Volltextdatenbanken nach dem fraglichen Fachzeitschriftenbeitrag gesucht.<br />
Voraussetzung für eine störungsfreie Anwendung ist die Suche<br />
über die Netzwerkanbindung an die eigene Hochschule (IP-Kennung).<br />
EBSCO liefert dann zwei Optionen.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 79<br />
Abb. 2: Optionen nach EBSCO-Datenbankrecherche<br />
Über den ersten Link mit der Überschrift VOLLTEXT wird über die EZB<br />
überprüft, ob die HTWK Leipzig den Fachzeitschriftenartikel in digitaler<br />
Form (Volltext) zur Verfügung stellt. Der zweite Link mit der Überschrift<br />
BIBLIOTHEKSKATALOG sucht nach der entsprechenden Printversion in der<br />
Bibliothek der HTWK Leipzig.<br />
(5) Da es jedoch vorkommen kann, dass diese Verlinkung nicht problemlos<br />
funktioniert und das Werk somit nicht nachgewiesen wird, obwohl es im<br />
Bestand der Hochschulbibliothek vorhanden ist, empfehlen wir – zumindest<br />
im Sinne einer doppelten Absicherung – die Suche via ISSN.<br />
Die ISSN ist die Internationale Standardnummer für fortlaufende Sammelwerke,<br />
die dabei hilft, die Zeitschrift oder die Schriftenreihe eindeutig<br />
zu identifizieren, in welcher der Beitrag erschienen ist. Es ist darüber<br />
möglich, im WebOPAC der jeweiligen Hochschulbibliothek nach dem Beitrag<br />
zu suchen. Daher sollte in der Suchmaske der Index auf ISSN gestellt<br />
werden.<br />
ISSN als zentrale<br />
Informationsquelle<br />
im Suchprozess
80 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Abb. 3: Änderung des Index’, Zeitschriftenrecherche<br />
(6) Das Aufrufen der Detailansicht des Suchergebnisses liefert die Kataloginformation,<br />
bei der noch sicherheitshalber kontrolliert werden sollte, ob<br />
die gesuchte Ausgabe auch im Bestand der Bibliothek geführt wird.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 81<br />
Abb. 4: Kataloginformation, Recherchebeispiel A<br />
In diesem Beispiel wird ersichtlich, dass die Bibliothek der HTWK Leipzig<br />
diese Zeitschrift seit 2007 führt. Da der gesuchte Beitrag 2010 erschienen<br />
ist, kann er vor Ort gelesen werden. Wo genau die entsprechende<br />
Ausgabe zu finden ist, kann durch den Verweis MEIN STANDORT unter den<br />
EXEMPLARINFORMATIONEN abgerufen werden.<br />
In Beispiel B interessieren wir uns weiterhin für das Case-Management. Die zu<br />
durchsuchende Datenbank ist dieses Mal PSYNDEX. Wie in Beispiel A erhalten<br />
wir den Zugriff entweder nach Eingabe der Datenbank in das Datenbank-<br />
Infosystem oder durch das Folgen des entsprechenden Links auf der Internetseite<br />
der Hochschulbibliothek.<br />
Beispiel B, Case-<br />
Management, PSYN-<br />
DEX<br />
(1) Die Eingabe des Suchbegriffs „case-management“ im Suchfenster der<br />
Datenbank PSYNDEX ergibt fast 1.000 Treffer (Stand: 24.03.2013). Da wir<br />
uns auch in diesem Fall primär für die Zeitschriftenlandschaft interessie-
82 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
ren, schränken wir den Medientyp durch Setzen eines Häkchens unter<br />
SOURCE TYPES in der linken Systemleiste auf WISSENSCHAFTLICHE ZEIT-<br />
SCHRIFTEN ein.<br />
Abb. 5: Einschränkung der Suchergebnisse, PSYNDEX<br />
Ausgehend vom Interesse am ersten Ergebnis „Wirksamkeit und Kostenwirksamkeit<br />
eines Case-Management-Programms bei Patienten mit Demenz“<br />
klicken wir auf diesen Titel. Die dazugehörige Detailansicht zum<br />
Suchergebnis wird präsentiert.<br />
Internetadresse als<br />
weiterführender<br />
Informationslieferant<br />
Üblicherweise wird die ISSN dargestellt. In diesem Fall interessieren wir<br />
uns jedoch für eine weitere wichtige Informationskategorie, die bei jedem<br />
interessanten Treffer geprüft werden sollte. Unter QUELLE finden wir<br />
nicht nur standardmäßig den Namen der Zeitschrift, in welcher der Beitrag<br />
erschienen ist, sondern es wird auch eine Internetadresse aufgeführt.<br />
In einigen Fällen erhält der Datenbanknutzer einen Link zu einer<br />
Internetseite, die diese Ausgabe in einem Open-Access-Bereich anbietet.<br />
Bei diesem Beispiel handelt es sich hier um einen Verweis zu der Volltextdatenbank<br />
SpringerLink:
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 83<br />
Abb. 6: Detailansicht Beispiel B, PSYNDEX<br />
(2) Die Eingabe der dargestellten URL im Browser führt zur SpringerLink-<br />
Informationsseite über die Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie.<br />
Zeitschrifteneinsicht<br />
über springerlink<br />
Abb. 7: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, SpringerLink
84 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Suche nach der<br />
korrekten Zeitschriftenausgabe<br />
Durch einen Klick auf den Button FREE PREVIEW gelangt der/die Suchende<br />
zu einer Eingabemaske, mit der die ausgewählte Zeitschrift nach dem<br />
jeweiligen Beitrag durchsucht werden kann. In diesem Fall geben wir hier<br />
bei VOLUME „45“ und bei ISSUE „7“ ein.<br />
Abb. 8: Browse Volume & Issue, SpringerLink<br />
(3) Aus der präsentierten Inhaltsübersicht muss nur noch der fragliche Artikel<br />
anhand des Titels oder der Seitenangabe herausgesucht werden. Dieser<br />
ist dann entweder online vollständig einsehbar oder kann heruntergeladen<br />
werden.<br />
Abb. 9: Volltextzugriff Zeitschriftenbeitrag, SpringerLink<br />
Datenbankzugriff via<br />
VPN<br />
Die über die Hochschulbibliothek lizensierten elektronischen Medien sind<br />
nur innerhalb des Hochschulnetzes verfügbar. Ein Zugriff von außerhalb<br />
ist für Hochschulangehörige über eine VPN-Verbindung möglich. Hilfestellung<br />
bei der Installation und der Einrichtung sogenannter Clients liefert<br />
das Rechenzentrum der Hochschule.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 85<br />
4.3 Exkurs: Organisationshilfen für das Studium<br />
Diverse Programme, Tools 12 , Add-ons 13 oder Internetdienste können das Wissenschaftliche<br />
<strong>Arbeiten</strong> erleichtern. Da sich im Laufe der Arbeitszeit viele<br />
Dateien ansammeln, ist es unabdingbar, diese auch sicher zu speichern. <strong>Arbeiten</strong><br />
Sie meist lokal an einem Rechner, werden Sie Ihre Dateien wahrscheinlich<br />
auf der Festplatte und hoffentlich zur Sicherheit auch auf einem weiteren<br />
Datenträger – z. B. einem USB-Stick – sichern.<br />
Zusätzlich empfiehlt sich außerdem die Sicherung der Daten via Internet in<br />
einer sogenannten Cloud. Aus einer Fülle von Angeboten haben wir die populärsten<br />
kostenfreien Dienste zusammengestellt:<br />
• Dropbox<br />
• MS Skydrive<br />
• Google Drive<br />
• SugarSync<br />
Speichern in der<br />
Cloud<br />
Im Test hat sich die Dropbox als zuverlässigster Cloud-Service herausgestellt.<br />
Sie können mit diesen Diensten aber auch reversibel arbeiten: anstatt Dateien<br />
lokal zu speichern und die Cloud als Backup zu verwenden, ist es möglich, die<br />
entsprechende Datei direkt aus der Cloud zu öffnen, sie zu bearbeiten und<br />
durch das Abspeichern immer auf dem letzten Stand zu halten. Als Backup<br />
empfiehlt sich dann das regelmäßige Speichern der Cloud-Inhalte auf einem<br />
USB-Stick. Durch die Freigabe-Funktion ist es außerdem möglich, dass mehrere<br />
Personen auf dieselbe Datei zugreifen und diese bearbeiten können. Ein<br />
Dateitransfer per physischem Datenträger mit dem damit verbundenen Risiko,<br />
die aktuellste Datei nicht mehr identifizieren zu können, wird somit ausgeschlossen.<br />
Neben den Dateien, die Sie im Rahmen der Arbeitserstellung abspeichern und<br />
produzieren, speichern Sie auch Lesezeichen (Bookmarks) ab, falls eine Internetseite<br />
als interessant bewertet wird. Sofern der jeweilige Internetbrowser<br />
Bookmarking<br />
12<br />
Der Software-Begriff „Tool“ kann sowohl eine Anwendungssoftware als auch eine Web-<br />
Applikation bezeichnen. Die Abgrenzung gegenüber Systemprogrammen ist jedoch trennunscharf.<br />
13<br />
Die Erweiterung des Funktionsumfangs eines Programms mittels der Installation eines<br />
Software-Erweiterungspakets wird als „Add-on“ bezeichnet. Im Gegensatz zu einem „Addin“<br />
ist dieses Modul auch wieder ohne Funktionsbeeinträchtigung deinstallierbar.
86 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
deinstalliert oder das Betriebssystem neu aufgesetzt werden muss, gehen diese<br />
Bookmarks verloren, sofern sie nicht in einer Cloud gespeichert wurden.<br />
Folgende (beliebte) kostenfreie Dienste können diesem Verlust vorbeugen:<br />
• Xmarks (+LastPass zur Passwortsynchronisation)<br />
• Delicious<br />
• Google Bookmarks<br />
Nach einmaliger Registrierung bei dem entsprechenden Dienst können alle<br />
Lesezeichen in die Cloud übernommen werden. Kommen neue Bookmarks hinzu,<br />
gleicht der ausgewählte Dienst die Lesezeichen mit denen auf dem Server<br />
ab und hält diese somit immer auf dem letzten Stand. Ein solcher Dienst<br />
dient nicht nur der Sicherung der Lesezeichen. Er erweist sich auch für die<br />
Arbeit mit mehreren (mobilen) Geräten als besonders praktisch.<br />
Systembackup<br />
Ein Systemcrash kann aufgrund der Gefahren des Internets, Hardwareanfälligkeiten<br />
oder Softwareproblemen jederzeit drohen. Sofern das System neu aufgesetzt<br />
werden muss, ist das nicht nur ein zeitintensiver und nervenkostender<br />
Aufwand. Programme, die einen Lizenzschlüssel fordern – wie z. B. kostenpflichtige<br />
Virenscanner, MS Word, Citavi oder SPSS – müssen nicht nur neu<br />
installiert, sondern auch lizensiert werden. Daher ist es ratsam, regelmäßig<br />
ein Systembackup auf eine externe Festplatte zu laden. Folgende Programme<br />
übernehmen diese Sicherungsarbeiten:<br />
• Acronis True Image 2013 (kostenpflichtig, ca. 50 Euro)<br />
• Paragon Backup & Recovery 2012 Free (Freeware)<br />
• Windows-Sicherung (Microsoft) oder Time-Machine (Apple)<br />
Je früher das System gesichert wird, desto weniger „Ballast“ holen Sie sich in<br />
das Backup. Daher empfehlen wir ein Backup mit den Standard-Programmen<br />
und zusätzlich immer ein aktuelles des gesamten Systems anzulegen.<br />
Datenrettungstools<br />
Wenn Sie aus Versehen Dateien oder E-Mails gelöscht haben, CDs oder DVDs<br />
so sehr zerkratzt sind, dass sie unlesbar scheinen oder wenn Sie sogar die<br />
Partition formatiert haben 14 , wird die Hilfe von Datenrettungsprogrammen<br />
benötigt.<br />
14<br />
Der physische Speicher (Festplatte) eines Computers wird durch mindestens ein logisches<br />
Laufwerk (Partition) organisiert. Deren Löschung wird dabei als Formatierung bezeichnet.
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 87<br />
Folgende Applikationen (Freeware) können von dabei Nutzen sein:<br />
• Unstoppable Copier 5.2 (… stellt Dateien von beschädigten Datenträgern<br />
wie Festplatte und USB-Sticks wieder her)<br />
• OL Mail Restore 2.1.2 (… stellt gelöschte E-Mails wieder her)<br />
• Free Undelete 2.1 (… holt trotz Entleerung Dateien aus dem Papierkorb)<br />
• Recuva 1.47 (… rettet versehentlich gelöschte Daten auf diversen Speichermedien)<br />
• DVDisaster 0.72.4 (… schützt vor Verlust von Daten auf CDs, DVDs und<br />
Blurays)<br />
• PC Inspector File Recovery 4.0 (… rekonstruiert versehentlich gelöschte<br />
Dateien)<br />
Apple-Nutzer beklagen sich nur selten über langsamer werdende Computer.<br />
Auch wenn keine zusätzlichen Tools wie CleanMyMac zum Einsatz kommen,<br />
verliert das Betriebssystem von Apple nicht so stark an Geschwindigkeit wie<br />
es bei einem Microsoft-Rechner der Fall ist. Jedoch muss festgehalten werden,<br />
dass diese Aussage nicht ganz stimmt. Auch Windows-Rechner können<br />
jahrelang in Betrieb sein, ohne an Arbeitsgeschwindigkeit einzubüßen und<br />
ohne dass sie neu aufgesetzt werden müssten. Eine regelmäßige Systemwartung<br />
hilft, das System rein und schnell zu halten. Es ist vergleichbar mit einer<br />
Wohnung; diese sollte auch ab und an aufgeräumt werden. Der „Vermüllung“<br />
kann durch folgende Programme entgegengewirkt werden:<br />
• Systemreinigungssoftware und Registry-Cleaner (z. B. CCleaner, Freeware)<br />
• Defragmentierungstools (z. B. Disk Defrag, Freeware)<br />
• Spyware-Entfernung (z. B. Spybot – Search & Destroy, Freeware)<br />
• Deinstallationstools (z. B. Revo Uninstaller, Freeware)<br />
• Systemoptimierungstools (z. B. Auslogics Boostspeed oder TuneUp Utilities<br />
2013, kostenpflichtig)<br />
Systemreinigungstools<br />
Ein stabiles und schnelles System erleichtert das <strong>Arbeiten</strong> am Computer ungemein.<br />
Sind alle Voraussetzungen erfüllt und alle wichtigen Einstellungen<br />
bewerkstelligt, steht einem störungsfreien <strong>Arbeiten</strong> nichts mehr im Wege.
88 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
Mindmapping<br />
Gerade zu Beginn einer Studienarbeit und auch im Rahmen von Brainstorming-Treffen<br />
sind Mindmaps 15 ein hilfreiches Arbeitswerkzeug. In unserem<br />
Test haben sich folgende Mindmapping-Programme als sehr benutzerfreundlich<br />
erwiesen:<br />
• XMind Free (Freeware)<br />
• Mindjet bzw. MindManager Pro (kostenpflichtig)<br />
• FreeMind (Freeware)<br />
Wir empfehlen XMind Free, da aufgrund der selbsterklärenden Struktur nur<br />
wenige Handgriffe notwendig sind, ein komplexes und ansprechendes Mindmap<br />
zu erstellen.<br />
Präsentationssoftware<br />
Informationsportale<br />
zum wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong><br />
Präsentationen werden oftmals automatisch mit MS PowerPoint verbunden.<br />
Neben Alternativen wie Impress (OpenOffice und LibreOffice), Keynote (Mac)<br />
oder SlideRocket bietet der Online-Präsentationsdienst Prezi eine neue Funktionsvielfalt.<br />
Das innovative zentrale Merkmal von Prezi ist die Möglichkeit<br />
eines nicht-linearen Präsentationsaufbaus. BesitzerInnen einer Hochschul-E-<br />
Mail-Adresse können kostenlos mehr Online-Speicherplatz („Cloud-Strage“) für<br />
ihre Präsentationen beantragen (Upgrade von „Free-Version“ zu „Edu-Enjoy“).<br />
Weitere Informationen zum Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> können z. B. im Informationsportal<br />
LOTSE 16 , im Reader Informationskompetenz 17 oder unter der<br />
„Starthilfe: <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong>“ der Universität Rostock 18 abgerufen<br />
werden.<br />
Während des gesamten Schreibprozesses – also nicht erst in der Schlussphase<br />
– einer Studienarbeit sollte eine genaue Überprüfung des Werks stattfinden.<br />
Dabei sollten nicht nur inhaltliche Punkte kontrolliert werden. Die Checkliste<br />
von Bohl (vgl. 2008, S. 18) kann dabei als Stütze dienen.<br />
15<br />
Eine Mind-Map ist das Ergebnis einer kognitiven Technik bei der Erschließung eines Themas<br />
oder Konzepts. Es entsteht ein nichtlineares Layout, bei dem das im Zentrum stehende<br />
Thema mittels Baumdiagrammen um dazugehörige Themen erweitert wird.<br />
16<br />
http://www.fachportal-paedagogik.de/lotse/index.html (zuletzt eingesehen am<br />
25.03.2013)<br />
17<br />
http://informationskompetenz.e-learning.imb-uni-augsburg.de/node/994 (zuletzt eingesehen<br />
am 25.03.2013)<br />
18<br />
http://www.wiwi.uni-rostock.de/studium/studienanfaenger/starthilfe/ (zuletzt eingesehen<br />
am 01.10.2013)
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 89<br />
Tab. 2: Checkliste Hausarbeit (veränd. n. Bohl 2008, Anhang K10)<br />
Inhalt • Herleitung und Begründung des Themas<br />
• Reflexionsebenen<br />
• Zentrale Begriffe<br />
• Systematik, innere Stabilität und roter Faden<br />
• Anteil reproduktiver-eigenständiger Beiträge<br />
• Reihenfolge: Beschreiben, interpretieren, bewerten<br />
Gliederung • Deckblatt<br />
• Inhaltsverzeichnis<br />
• Einleitung (z. B. zentrale Fragenstellung, inhaltliche<br />
Einführung, Begründung und Darstellung<br />
der Vorgehensweise)<br />
• Forschungsstand<br />
• Abhandlung des Themas<br />
• Schlussteil (z. B. Zusammenfassung, Fazit, offene<br />
Fragen, persönliche Einschätzung, Ausblick)<br />
• Literaturverzeichnis (vollständig, einheitlich)<br />
• Anhang<br />
• Ggf. persönlich oder eidesstattliche Erklärung<br />
Sprache etc. • (Neue) Rechtschreibkontrolle durchgeführt?<br />
• Substantivierung vermeiden<br />
• Schachtelsätze vermeiden<br />
Layout • Schriftgröße 12 pt, Überschriften höchstens<br />
14 pt (unsere Anmerkung[R&Z]: 16 pt)<br />
• Ränder: rechts 3 cm, links 3 cm, oben und unten<br />
2,5 cm<br />
• Dezente Visualisierungen<br />
• Sauberer und vollständiger Ausdruck<br />
Formaler wissenschaftlicher<br />
• Korrekte und einheitliche Zitation<br />
An-<br />
• Konjunktiv bei fremden Gedankengut<br />
spruch<br />
• Korrektes und einheitliches Literaturverzeichnis<br />
Sonstiges • Sauberer und vollständiger Ausdruck?<br />
• …?<br />
Checkliste: Hausarbeit
90 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
4.4 Studieren mit eingeschränkter Sehkraft<br />
Wenn sich schon Studierende mit voller Sehkraft oft genug die Frage stellen,<br />
wie sie das Studium und anstehende Studienleistungen absolvieren sollen und<br />
ob sie das überhaupt schaffen werden, wie muss es dann Studierenden gehen,<br />
die nur über eine eingeschränkte oder sogar über keine Sehkraft verfügen?<br />
Überschaubare Literaturlandschaft<br />
Die Literaturlandschaft für den Themenbereich des Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s<br />
lässt im Hinblick auf die Studiensituation von sehbehinderten Studierenden<br />
zu wünschen übrig. Spezialisierte Werke gibt es (fast) keine und auch die<br />
weitverbreiteten Standardwerke beschäftigen sich meist noch nicht einmal in<br />
einem randständigen Kapitel mit dieser Thematik.<br />
Das hier vorliegende Kapitel verfolgt zwar keineswegs den Anspruch, diese<br />
Defizite auszugleichen. Jedoch sollen ein paar Informationen zum Wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong> mit einer Sehbehinderung zusammengefasst werden, um<br />
somit zumindest die Notwendigkeit der (weiteren) Ausführung dieses Bereiches<br />
zu unterstreichen.<br />
Die folgenden Informationen sind mehreren Interviews mit Andy Wiedemann<br />
entnommen worden. Der Interviewte erblindete im Alter von 16 Jahren und<br />
hat eine Diplomarbeit im Fachbereich Journalistik verfasst.<br />
Studienberatung:<br />
Vereine informieren<br />
Für blinde oder stark sehbehinderte Studieninteressierte existiert keine spezielle<br />
zentrale Studienberatungsanlaufstelle. Daher müssen sich Interessierte<br />
zumeist direkt bei den Hochschulen über das Angebot für Blinde/Sehbehinderte<br />
informieren. Hilfestellung können aber Vereine wie der<br />
DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V.) oder der DVBS<br />
(Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.<br />
V.) geben. Daneben bieten folgende Universitäten ein umfangreiches Webangebot<br />
für sehgeschädigte Studierende:
Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek 91<br />
Tab. 3: Webangebote für blinde oder sehbehinderte Studierende<br />
Verzeichnis Informationen (abgerufen am 01.04.13)<br />
Sehkon<br />
(TU Dortmund)<br />
ELVIS<br />
(TU Dresden)<br />
SZS<br />
(KIT, Uni Karlsruhe)<br />
Blista<br />
(Deutsche Blindenstudienanstalt<br />
e. V.)<br />
DZB<br />
(Deutsche Zentralbücherei<br />
für Blinde zu<br />
Leipzig)<br />
• Verzeichnis von Medien für Sehgeschädigte mit<br />
zitierfähig umgesetzter Literatur im deutschsprachigen<br />
Raum.<br />
• über 10000 Nachweise.<br />
• auch geplante Umsetzungen werden verzeichnet,<br />
(Vermeidung von Doppelproduktionen)<br />
http://www.ub.tu-dortmund.de/sfbs/sehkon.html<br />
• Webangebot für Sehgeschädigte Studierende<br />
und Studieninteressierte<br />
• Bereitgestellt durch Arbeitsgruppe Studium für<br />
Blinde und Sehbehinderte (AG SBS als Teil der<br />
Professur Mensch-Computer-Interaktion)<br />
• Barrierefreier Online-Katalog<br />
• Informationen zum Thema Studium und Behinderung<br />
• Link-Sektion<br />
• Aufbereitung barrierefreier Inhalte<br />
• News-Sektion<br />
http://elvis.inf.tu-dresden.de/<br />
• SZS als interfakultative Dienstleistungs-, Service-<br />
und Forschungseinrichtung am Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT)<br />
• Schwerpunkt: am KIT angebotenen Studiengänge<br />
• Linkliste<br />
http://www.szs.uni-karlsruhe.de/index.php<br />
• Informationsportal rund um das Thema des<br />
Blinden- und Sehbehindertenwesens<br />
http://www.blista.de/<br />
• Literaturangebot: Bücher in Blindenschrift,<br />
Zeitschriften, Braille-Noten, Reliefs, Hörbücher<br />
im DAISY-Format<br />
• Informationsangebot: Individuelle Auftragentgegennahme<br />
und Beratung<br />
http://www.dzb.de/<br />
Webangebote von<br />
Hochschulen<br />
Unabhängig davon wie umfangreich die „Grundausbildung“ – ob klassische<br />
Blindenschule oder Integrativbeschulung – eines/einer erblindeten Studieninteressierten<br />
strukturiert ist, kann ein spezialisierter Auslandsaufenthalt vor<br />
dem Studium oder Berufsleben eine besonders hilfreiche Weiterbildungsmöglichkeit<br />
sein. Institutionen wie die Overbrook School for the Blind bieten In-<br />
Internationale Förderprogramme
92 Literaturrecherche in einer digitalen Hochschulbibliothek<br />
ternationale Förderprogramme an, bei denen der Informationsaustausch über<br />
Landesgrenzen hinweg ermöglicht wird. Weitere Hinweise können der Seite<br />
www.obs.org (gesichtet am 01.06.2013) entnommen werden. Overbrook<br />
School for the Blind verweist auf weitere internationale Organisationen wie<br />
Deafblind International (DbI) und International Council for Education of People<br />
With Visual Impairment (ICEVI), die ebenfalls einen internationalen Informationsaustausch<br />
unterstützen.<br />
In jedem Fall kann das Studieren nur mit Hilfe von Spezialsoftware bewerkstelligt<br />
werden. Die Kosten für die Programme werden von den meisten Krankenkassen<br />
und ggf. dem zuständigen Sozialhilfeträger übernommen.<br />
Zentrale Hilfsprogramme<br />
Tab. 4: Hilfsprogramme für Blinde oder Sehbehinderte<br />
Art des<br />
Programms<br />
Programmname<br />
Informationen<br />
(abgerufen am 01.06.2013) 19<br />
Screenreader Jaws http://www.freedomscientific.com/<br />
products/fs/jaws-product-page.asp<br />
Window Eyes http://www.windoweyes.at/<br />
NVDA<br />
http://www.nvaccess.org/<br />
Screen Magnifier<br />
Magic<br />
http://www.freedomscientific.com/<br />
products/low-vision/<br />
MAGic-screen-magnificationsoftware.asp<br />
Zoom Text http://www.zoomtext.de/<br />
Scan-Software OpenBook http://www.freedomscientific.com/<br />
products/fs/openbook-productpage.asp<br />
OmniPage http://www.nuance.de/<br />
for-individuals/by-product/<br />
omnipage/index.htm<br />
FineReader http://finereader.abbyy.de/<br />
Eine stärkere Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit dieser Thematik wäre<br />
für den Bereich der Anleitungshilfen zum Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong> wünschenswert.<br />
19<br />
Die Internetadressen wurden in der Tabelle jeweils nach einem Schrägstrich getrennt. Es<br />
wurden keine Bindestriche als Trennungsmittel verwendet/eingefügt.
Erstellen einer Dokumentvorlage 93<br />
5. Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Die Vielzahl von Büchern zur Thematik des Wissenschaftlichen <strong>Arbeiten</strong>s sowie<br />
praktischer Handreichungen für den wissenschaftlichen Umgang mit<br />
Microsoft Word können schnell überfordern. Heesen (vgl. 2010) liefert in seinem<br />
Werk eine gelungene Zusammenstellung für die Arbeit mit MS Word 2010<br />
und kombiniert diese sogar mit einem Online-Angebot 20 .<br />
Literaturlandschaft<br />
zum Wissenschaftlichen<br />
<strong>Arbeiten</strong> mit<br />
EDV-Unterstützung<br />
Für <strong>Wissenschaftliches</strong> <strong>Arbeiten</strong> mit einem Mac gibt Forsbach (vgl. 2011) auch<br />
für den Umgang mit MS Word 2011 (Mac-Version) Anleitungshilfen. Jedoch<br />
fallen diese – wie auch der restliche Inhalt des Buches – sehr oberflächlich<br />
und nur einführend aus. Eine komplexe und empfehlenswerte Arbeitshilfe für<br />
den Umgang mit MS Word 2010 liefern Nicol/Albrecht (vgl. 2011). Zwar findet<br />
der/die Schreibende in diversen Standardwerken zu dieser Thematik meist auf<br />
viele Fragen zum wissenschaftlichen Arbeitsprozess eine Antwort. Doch diese<br />
Ratgeber beschreiben nur selten Schritt für Schritt, wie jemand, der an einer<br />
Studienarbeit – ob Haus-, Magister-, Bachelor-, Master-, Diplom- oder Doktorarbeit<br />
– sitzt, vorgehen bzw. mit einem Schreibprogramm umgehen sollte, um<br />
die Gedanken möglichst effizient zu Papier bringen zu können.<br />
Dieses Kapitel beschäftigt sich daher mit der Frage: Wie erstelle ich in möglichst<br />
wenigen Schritten eine Dokumentvorlage für meine Arbeit, mit der ich<br />
während des Schreibens und danach nicht noch stundenlang kämpfen muss,<br />
bis sie zumindest ein wissenschaftliches Aussehen erreicht hat?<br />
Auch wenn Anfang 2013 eine neue MS Word-Version (MS Office 2013) erschienen<br />
ist, beziehen wir uns im Folgenden auf die MS Word Version von<br />
2010. Da gerade im Hinblick auf die für Studierende notwendigen Textverarbeitungsfunktionen<br />
keine merklichen Verbesserungen zu benennen sind, das<br />
Design nur geringfügig verändert wurde und auch allgemein der MS Word-<br />
Version 2013 nur wenige neue Funktionen hinzugefügt wurden, können alle<br />
hier präsentierten Arbeitsschritte fast vollständig und problemlos auf die<br />
neueste Word-Version übertragen werden. Grundsätzlich vertreten wir außerdem<br />
die Auffassung, dass die inhaltliche Auseinandersetzung mit MS Word<br />
Zielsetzung dieses<br />
Kapitels<br />
MS Word 2010 & MS<br />
Word 2013 (Office<br />
365)<br />
20<br />
Tutorials sowie Dokumentvorlagen sind unter http://www.wissenschaftlichesarbeiten.com<br />
(zuletzt abgerufen am 01.07.2013) abrufbar.
94 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
2003 – eine der stabilsten Word-Versionen überhaupt – ein Grundverständnis<br />
für die Logik und den Aufbau des Programms fördert. Falls Sie also die Möglichkeit<br />
haben, dieses Programm zu bedienen, wäre es ratsam, sich mit dieser<br />
Version eine Dokumentvorlage für schriftliche <strong>Arbeiten</strong> zu erstellen.<br />
Wenn Sie das folgende Manual aufmerksam lesen und Schritt für Schritt befolgen,<br />
befindet sich am Ende dieser bewusst knapp und informativ gehaltenen<br />
Umsetzungshilfe eine Dokumentvorlage auf Ihrer Festplatte, die Sie für<br />
den weiteren Verlauf Ihrer (wissenschaftlichen) Laufbahn nutzen und eventuell<br />
sogar ausbauen können.<br />
5.1 Dokument- vs. Formatvorlage<br />
Unterschied Dokumentvorlage<br />
und<br />
Formatvorlage<br />
Der Begriff der „Dokument“vorlage wird oft mit dem Begriff der „Format“vorlage<br />
verwechselt. Eine Formatvorlage bezieht sich nur auf ein bestimmtes<br />
Format. Zu diesen Strukturelementen gehören z. B. Überschriften,<br />
Textabschnitte, die Schriftform, Fußnoten usw.<br />
Wenn Sie Word öffnen und einfach losschreiben, so verwenden Sie meist die<br />
vorformatierten Formatvorlagen („Standard“ für Ihren Standard-Text, „Überschrift<br />
1“ für Ihre Überschrift der ersten Ebene, usw.). Speichern Sie dieses<br />
Dokument einfach ab, so verwendet Word ab der Version 2007 das Dateiformat<br />
„*.docx“, das nicht abwärtskompatibel ist; was bedeutet, dass Programmversionen<br />
vor MS Office 2007 diesen Dokumenttyp nicht öffnen können.<br />
Eine Dokumentvorlage hingegen erkennen Sie ab MS Office 2007 an dem Dateiformat<br />
„*.dotx“ (vor 2007: „*.dot“). In einer Dokumentvorlage sind alle<br />
Formatvorlagen gespeichert. Somit enthält sie Informationen über Seitenlayout,<br />
einzelne (verschiedene) Abschnitte, Paginierung (Seitenzählung), Abbildungen,<br />
Absatz-Formatvorlagen, Zeichen-Formatvorlagen und u. U. sogar eine<br />
angepasste Symbolleiste.<br />
Die Dokumentvorlage<br />
als Notizblock<br />
Eine Dokumentvorlage ist wie ein Notizblock, von dem bei Bedarf immer ein<br />
Zettel – in diesem Fall ein Word-Dokument – abgerissen werden kann. Dieser<br />
Notizzettel – das jeweilige Word-Dokument – ist dann immer im Hintergrund
Erstellen einer Dokumentvorlage 95<br />
mit der zuvor erstellten „*.dotx“-Datei verknüpft. Anderenfalls verknüpft<br />
Word standardmäßig jedes Dokument mit der „normal.dotx“-Datei.<br />
Viele Nutzer wundern sich, weshalb das gleiche Dokument an verschiedenen<br />
Rechnern unterschiedlich aussieht. Der Grund, warum es umgangssprachlich<br />
die Formatierung „zerreißt“, ist die Herstellung der Verbindung zu einer anderen<br />
als der ursprünglichen Dokumentvorlage bzw. sogar der „normal.dotx“-<br />
Datei.<br />
Warum sieht mein<br />
Dokument an verschiedenen<br />
Rechnern<br />
unterschiedlich<br />
aus?<br />
Um zu prüfen, mit welcher Dokumentvorlage das geöffnete Word-Dokument<br />
verknüpft ist, muss zunächst das Menüband angepasst werden. Dazu klicken<br />
Sie auf DATEI 21 OPTIONEN Reiter links: MENÜBAND ANPASSEN im<br />
rechten Dropdownmenü MENÜBAND ANPASSEN das Menü HAUPTREGISTERKAR-<br />
TEN auswählen (standardmäßig bereits ausgewählt) ein Häkchen bei ENT-<br />
WICKLERTOOLS setzen und mit OK bestätigen.<br />
In der Menüleiste ist nun ein Reiter ENTWICKLERTOOLS sichtbar. Darunter<br />
lässt sich das Icon DOKUMENTVORLAGE anklicken und die verknüpfte Dokumentvorlage<br />
wird einsehbar. Im Standardfall sehen Sie hier die „normal.dotx“-Datei.<br />
An dieser Datei nimmt der Nutzer im Laufe der Arbeitszeit<br />
mit Word oft unbemerkt Änderungen vor. Diese unterscheiden sich dementsprechend<br />
stark von Rechner zu Rechner. Daher können das Aussehen und die<br />
Funktionseigenschaften des Dokuments an verschiedenen Arbeitsplätzen variieren.<br />
Wer also an einem komplexen Word-Dokument arbeitet (und um ein<br />
solches handelt es sich bei jeder Studienarbeit), sollte dieses mit einer zuvor<br />
erstellten Dokumentvorlage verknüpfen. Somit können Konflikte vermieden<br />
werden, die dadurch entstehen, dass sich das Dokument mit einer „normal.dotx“-Datei<br />
verknüpft.<br />
Für die Praxis stellt sich somit die Frage, ob eine Datei überhaupt an einem<br />
anderen Rechner bearbeitet werden kann. In der Regel ist das unproblematisch.<br />
Sofern die Dokumentvorlage nicht gefunden wird, sollten keine Einschränkungen<br />
bemerkbar werden. Um sicher zu gehen, sollte die Datei (Dokumentvorlage)<br />
jedoch auf jedem Arbeitsrechner unter dem gleichen Speicherpfad<br />
abgelegt werden. Da sich das aber umständlich gestalten kann, ist<br />
21<br />
Programm-Buttons, Optionsfelder sowie Einstellungspunkte werden auf den folgenden<br />
Seiten in GROSSSCHRIFT dargestellt.
96 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
es möglich, die Datei nachträglich mit der entsprechenden Dokumentvorlage<br />
zu verknüpfen. Wird diese Datei also mitübertragen, kann sie unter ENTWICK-<br />
LERTOOLS DOKUMENTVORLAGE durch den Klick auf den Button ANFÜGEN<br />
mit dem Dokument verknüpft werden.<br />
Aktualisieren der<br />
Dokumentvorlage<br />
Speichern und Öffnen<br />
einer Dokumentvorlage<br />
Sollten Sie nachträglich Formatvorlagen ändern wollen, um das Aussehen Ihres<br />
Dokuments zu verbessern, können Sie das direkt in der „*.dotx“-Datei<br />
vornehmen. Damit sich diese Änderungen aber auch auf Ihr Arbeitsprojekt –<br />
das Word-Dokument – auswirken, muss unter ENTWICKLERTOOLS DOKU-<br />
MENTVORLAGE die Option DOKUMENTVORLAGE AUTOMATISCH AKTUALISIEREN<br />
aktiviert sein. Word überprüft dann bei jedem Aufrufen des Dokuments die<br />
entsprechende„*.dotx“-Datei darauf hin, ob Änderungen vorgenommen wurden<br />
und u. U. übernommen werden müssen. Das Pflegen der Formatvorlagen<br />
wird somit zentral über die jeweilige „*.dotx“-Datei steuerbar. Es ist jedoch<br />
zu beachten, dass das Seitenlayout und die jeweiligen Abschnitte nicht aktualisiert<br />
werden. Daher empfiehlt es sich, gleich in der Dokumentvorlage alle<br />
Abschnitte, Kopf- und Fußzeile sowie andere Seitenlayout-Eigenschaften zu<br />
speichern.<br />
Die „*.dotx“-Datei wird erstellt, indem das normale Word-Dokument geöffnet,<br />
entsprechend angepasst und dann unter DATEI SPEICHERN UNTER als<br />
DATEITYP „Word-Vorlage“ (*.dotx) gespeichert wird. Um ein neues Dokument<br />
auf Basis der Dokumentvorlage zu erstellen, genügt ein Doppelklick auf die<br />
„*.dotx“-Datei im Datei-Browser. Word öffnet dann entsprechend ein neues<br />
Dokument mit dem Namen „Dokument 1“, das dann umbenannt und an einem<br />
beliebigen Ort gespeichert werden kann. Um die Dokumentvorlage zu bearbeiten,<br />
ist zunächst ein Rechtsklick auf die „*.dotx.“-Datei im Dateibrowser und<br />
dann im aufgehenden Menü ein Klick auf ÖFFNEN notwendig.
Erstellen einer Dokumentvorlage 97<br />
5.2 Formatierungsrichtlinien<br />
Die im Folgenden dargestellten Formatierungsrichtlinien beziehen sich auf<br />
das Textverarbeitungsprogramm Microsoft Word (Version 2010). Diese sind<br />
jedoch nahezu problemlos auf ältere, neuere sowie u. U. auch andere Textverarbeitungsprogramme<br />
übertragbar. Im folgenden Manual (Abschnitt 5.3) erklären<br />
wir dann, wie Sie diese Grundeinstellungen vornehmen können.<br />
Sofern Sie seitens der Fakultät oder der jeweiligen Lehrkraft keine abweichenden<br />
Vorgaben einzuhalten haben, empfehlen wir die folgenden Formatierungsrichtlinien.<br />
Vorab sei angemerkt, dass eine wissenschaftliche Studienarbeit<br />
immer einseitig auf DIN-A4-Papier gedruckt wird.<br />
Um einen ausreichend breiten Seitenrand zu gewährleisten, schlagen wir Abstandswerte<br />
von 3 cm links und rechts, 2 bis 3 cm unten sowie 2 cm oben<br />
vor. Der Abstand von Kopf- und Fußzeile zum Seitenrand sollte auf 1,5 cm<br />
festgelegt werden. Sie finden auch Empfehlungen, die im Hinblick auf die<br />
Lochung einer Arbeit darauf hinweisen, den linken Seitenrand zu vergrößern,<br />
bzw. mit einem Bundsteg zu arbeiten. Dabei gehen diese Empfehlungen aber<br />
meist von einem schmaleren Seitenrand aus (2 cm rechts und somit mit<br />
Bundsteg rechts 3 cm). Der obere und der untere Seitenrand dürfen auch deshalb<br />
nicht zu schmal sein, weil sonst möglicherweise die erste oder die letzte<br />
Zeile nicht korrekt ausgedruckt werden.<br />
Die Seitenzählung setzt mit dem Titelblatt ein, wird aber erst ab der ersten<br />
Seite des Fließtextes dargestellt. Die Eidesstattliche Erklärung (nur bei Abschlussarbeiten)<br />
wird ebenfalls nicht paginiert. Bei einer umfangreichen Arbeit<br />
– wie es ab einer Bachelorarbeit der Fall ist – kann sich zum einen das<br />
Inhaltsverzeichnis ggf. über mehrere Seiten erstrecken, zum anderen müssen<br />
ggf. noch weitere Seiten bzw. Verzeichnisse (wie z. B. Abbildungsverzeichnis,<br />
Tabellenverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis) untergebracht und nummeriert<br />
werden. Für die Paginierung bis zum letzten Verzeichnis empfiehlt sich in<br />
solchen Fällen eine Paginierung mit römischen Zahlen (I, II, III, …); ab der<br />
Einleitung werden die Seiten mit arabischen Zahlen mit 1 beginnend nummeriert.<br />
Seitenrand<br />
Paginierung
98 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Die Seitennummerierung ist dann in die Kopfzeile rechtsbündig oder zentriert<br />
zu setzen. Von einer Platzierung auf dem unteren Seitenrand (in der Fußzeile)<br />
raten wir ab – der Blick des/der Lesers/in geht immer zuerst nach oben. Gegebenenfalls<br />
muss die Seitenzahl noch mit der im Text gewählten Schriftart<br />
und Schriftgröße übereinstimmend formatiert werden (dies wird häufig vergessen!).<br />
Sofern Sie die Formatierung der Paginierung mit der Funktion<br />
„Schnellbausteine“ vornehmen, kann dieser Arbeitsschritt möglicherweise<br />
entfallen.<br />
Schriftart<br />
Absatzformatierung<br />
Silbentrennung<br />
Als Standardschrift sollte die Schriftart Times New Roman (Schriftschnitt<br />
Standard, Schriftgrad 12) oder Arial (Schriftschnitt Standard, Schriftgrad 11)<br />
gewählt werden. Als Maßeinheit für den Schriftgrad wird dabei meist „Punkt“<br />
(pt) verwendet.<br />
Im Rahmen der Absatzformatierung wählen Sie die Ausrichtung BLOCKSATZ<br />
oder u. U. auch LINKS. Der Zeilenabstand ist standardmäßig auf 1,5 Zeilen zu<br />
stellen. Ein zusätzlicher Abstand von 6 Punkten nach einem Absatz sollte bestimmt<br />
werden. Außerdem sollten bei der Textgestaltung unschöne Zeilenumbrüche<br />
(wie z. B. die Trennung eines Paragraphenzeichens von seiner Paragraphenzahl)<br />
und ungeschickte Seitenumbrüche (z. B. die Kapitelüberschrift<br />
auf der einen und der Beginn des Kapitels auf der folgenden Seite) vermieden<br />
werden.<br />
Das Aktivieren der automatischen SILBENTRENNUNG am Anfang kann helfen,<br />
den Text in eine lesefreundliche Form zu bringen. Das (zusätzliche) Ausführen<br />
der manuellen SILBENTRENNUNG am Ende verleiht dem Textkorpus den „letzten<br />
Schliff“. Ebenfalls am Ende der Arbeit sollten Sie in jedem Fall die Rechtschreibprüfung<br />
durch den Text laufen lassen.
Erstellen einer Dokumentvorlage 99<br />
5.3 Manual zur Erstellung der Dokumentvorlage<br />
unter MS Word<br />
Erfahrungsgemäß unterlassen die meisten Studierenden das Erstellen einer<br />
wohl überlegten Dokumentvorlage vor der Erstellung der wissenschaftlichen<br />
Arbeit. Oftmals ist zu hören: „Ich schreibe die Arbeit erst einmal runter und<br />
formatiere sie dann richtig.“ Von einem solchen Vorgehen raten wir entschieden<br />
ab. Eine solche Einstellung lässt aufgrund ihrer unlogischen Herangehensweise<br />
auf fehlende Kenntnisse bezüglich des Umgangs mit dem Programm<br />
schließen. Der umgangssprachliche „Kampf mit Word“ ist programmiert<br />
und wird viel Zeit kosten sowie womöglich auch diverse Fehler im Layout<br />
nach sich ziehen.<br />
Vorsicht vor falscher<br />
Herangehensweise!<br />
Erst formatieren,<br />
dann schreiben!<br />
Das anfängliche Erstellen einer Dokumentvorlage kostet jedoch nur einmal<br />
Zeit und hilft dem/der Schreibenden danach, sich voll und ganz auf den Inhalt<br />
seiner/ihrer Arbeit – besonders auch in der Korrekturphase – zu konzentrieren.<br />
Das hier dargestellte Manual setzt kaum Vorkenntnisse voraus und führt in 13<br />
Schritten zu einer Dokumentvorlage. Dabei verfolgen wir nicht den Anspruch<br />
einer komplexen Einführung in MS Word. Vielmehr soll eine Handreichung<br />
präsentiert werden, die der effizienten Zeit- und Arbeitsprozessgestaltung der<br />
studentischen Zielgruppe gelegen kommt.<br />
Wörter, die komplett in Großschrift gedruckt sind, stehen für programmeigene<br />
Buttons, Optionsfelder, Einstellungen oder Ähnliches. An diversen Stellen<br />
verdeutlichen kommentierte Screenshots (Ausdrucke der Bildschirmansicht)<br />
den jeweiligen Arbeitsschritt.
100 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
5.3.1 Grundeinstellungen<br />
Im Rahmen der Vorbereitung sollten Sie die Word-Optionen Ihren Bedürfnissen<br />
entsprechend anpassen. Außerdem empfiehlt sich die Kontrolle der Optionen<br />
für das Speichern. Einem ärgerlichen Datenverlust kann so vorgebeugt<br />
werden.<br />
Aufrufen der Word-<br />
Optionen<br />
Die Optionen rufen Sie auf, indem Sie im geöffneten Dokument oben links auf<br />
DATEI und dann auf OPTIONEN klicken.<br />
Abb. 10: Word-Optionen<br />
Speicheroptionen<br />
Bevor Sie die Speicher-Einstellungen bearbeiten ist es empfehlenswert, auf<br />
Ihrem Datenträger ein eigenes Verzeichnis für das entsprechende Word-<br />
Dokument anzulegen und dieses auf diversen Datensicherungswegen abzusichern.<br />
Neben der Sicherung auf einem Wechseldatenträger (externe Festplatte,<br />
USB-Stick usw.) stellt das Speichern Ihrer Dokumente über einen Cloud-<br />
Service eine zusätzliche und sichere Variante dar. Zu den nennenswerten (und<br />
kostenlosen) Anbietern zählen Dropbox, SugarSync und Skydrive. Das von<br />
Microsoft vertriebene Skydrive (Windows Live) lässt sich unter DATEI SPEI-<br />
CHERN UND SENDEN IM WEB SPEICHERN direkt mit MS Word verbinden. Zur
Erstellen einer Dokumentvorlage 101<br />
Vermeidung eines Datenverlustes durch Virenbefall, Hardwareprobleme oder<br />
versehentliches Löschen empfehlen wir daher die Sicherung Ihrer Daten in<br />
dreifacher Ausführung. Welchen zeitlichen Abstand Sie dafür wählen, bleibt<br />
Ihnen überlassen.<br />
Wie oben erwähnt, sollten Sie der Kategorie SPEICHERN besondere Aufmerksamkeit<br />
widmen.<br />
Abb. 11: Optionen: Speichern<br />
Es empfiehlt sich, bei AUTO-WIEDERHERSTELLEN-INFORMATIONEN SPEICHERN<br />
ALLE 10 MINUTEN eine geringere Minutenzahl einzustellen. Bei einem möglichen<br />
Programmabsturz gehen dann gerade die u. U. genialen letzten Gedanken<br />
nur in einem geringeren Maße verloren. Außerdem können Sie hier den<br />
Standard-Speicherort und den Speicherort für die Autowiederherstellung ablesen<br />
und bei Bedarf einstellen.<br />
Damit Ihre Einstellungen die gewünschte Sicherheit gewährleisten, müssen<br />
Sie noch unter der Kategorie ERWEITERT (weiterhin in den WORD-OPTIONEN)<br />
unter dem Abschnitt SPEICHERN ein Häkchen bei IMMER SICHERUNGSKOPIE<br />
ERSTELLEN setzen:<br />
Auto-<br />
Wiederherstellung<br />
Weiteres Backup:<br />
Automatische Sicherungskopie
102 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 12: Option: Sicherungskopie<br />
So stellen Sie sicher, dass die letzte Version Ihrer Arbeit mit dem Namen „Sicherungskopie<br />
von …“ auf Ihrem Datenträger festgehalten und mit der Dateinamenerweiterung<br />
„.wbk“ kenntlich gemacht wird. Sie finden diese Datei<br />
in demselben Ordner, in dem Sie auch Ihre Ausgangsdatei abspeichern.<br />
Schutz der Normal-<br />
Datei<br />
Dokumentenprüfung,<br />
Autokorrektur, Vervollständigung<br />
…<br />
Vorsicht vor kopierten<br />
Textstellen<br />
Oberhalb dieser Einstellungsoption (unter der Kategorie SPEICHERN) finden<br />
Sie die Option BESTÄTIGUNG VOR DEM SPEICHERN VON „NORMAL.DOT“. Es ist<br />
ratsam, hier ein Häkchen zu setzen, um zu verhindern, dass Sie versehentlich<br />
Änderungen an der Normal-Datei vornehmen.<br />
Auch wenn MS Word im Vorfeld schon die meistgebräuchlichen Einstellungen<br />
zur Rechtschreibung anbietet, können Sie diese unter den OPTIONEN und unter<br />
DOKUMENTPRÜFUNG kontrollieren und nach eigenem Bedarf modifizieren.<br />
In diesem Menübereich finden Sie auch die AUTOKORREKTUR. Sofern Word<br />
gewisse Vervollständigungen automatisch durchführen oder diese unterlassen<br />
soll, können Sie die notwendigen Anpassungen dort vornehmen.<br />
Gerade wenn Sie einen Text aus einem anderen Dokument kopieren und diesen<br />
in Ihre Arbeit einfügen wollen, kann es passieren, dass sich Ihre ordentlich<br />
gepflegte fortlaufende Formatierung ändert bzw. sie „zerspringt“.
Erstellen einer Dokumentvorlage 103<br />
Ohne es zu wollen, holen Sie sich somit eine „externe Formatvorlage“ wie<br />
einen Virus in Ihr Dokument.<br />
Sofern Sie diesen möglichen Auswirkungen vorbeugen möchten, können Sie<br />
unter den WORD-OPTIONEN unter dem Menüpunkt ERWEITERT und unter der<br />
Kategorie AUSSCHEIDEN, KOPIEREN UND EINFÜGEN die dafür verantwortliche<br />
Verfahrensweise festlegen.<br />
Optionen: Ausschneiden,<br />
Kopieren<br />
und Einfügen<br />
Abb. 13: Option: Ausschneiden, Kopieren und Einfügen<br />
Innerhalb dieses Abschnitts haben Sie die Möglichkeit, die Arbeitsweisen zu<br />
bestimmen, was geschehen soll, wenn Sie Text<br />
• innerhalb eines Dokuments (EINFÜGEN INNERHALB DESSELBEN DOKU-<br />
MENTS),<br />
• zwischen zwei Dokumenten mit der gleichen Dokumentvorlage (EINFÜGEN<br />
ZWISCHEN ZWEI DOKUMENTEN),<br />
• zwischen zwei Dokumenten mit unterschiedlicher Dokumentvorlage (EIN-<br />
FÜGEN ZWISCHEN DOKUMENTEN, WENN FORMATVORLAGENDEFINITIONEN<br />
NICHT ÜBEREINSTIMMEN) oder<br />
• Text aus einem anderen Programm (EINFÜGEN AUS ANDEREN PROGRAM-<br />
MEN)<br />
kopieren/verschieben wollen.
104 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Besonderes Augenmerk sollte auf die beiden letztgenannten Arbeitsweisen<br />
gerichtet werden. Hier haben Sie dann die folgenden Optionen:<br />
• URSPRÜNGLICHE FORMATIERUNG BEIBEHALTEN,<br />
• FORMATIERUNG ZUSAMMENFÜHREN,<br />
• NUR DEN TEXT ÜBERNEHMEN,<br />
• FORMATVORLAGEN DES ZIELS VERWENDEN (unter der Option EINFÜGEN ZWI-<br />
SCHEN DOKUMENTEN, WENN FORMATVORLAGENDEFINITIONEN NICHT ÜBER-<br />
EINSTIMMEN).<br />
Falls Zeichenformate und Formatierungen des kopierten Textes unverändert in<br />
das Zieldokument übernommen werden sollen, kann die Einstellung UR-<br />
SPRÜNGLICHE FORMATIERUNG BEIBEHALTEN angewählt bleiben.<br />
Sofern der kopierte Text die Formatierung bzw. die Formatvorlage des Zielabschnittes<br />
übernehmen soll, in welchen er eingefügt werden soll, jedoch Formatierungen<br />
wie Hervorhebungen (Fett, Kursiv, Unterstrichen) von einzelnen<br />
Teilen nicht verloren gehen sollen, ist es ratsam, die Option FORMATIERUNG<br />
ZUSAMMENFÜHREN auszuwählen.<br />
Empfehlung für<br />
Kopierprozesse<br />
Sofern Sie jedoch auf „Nummer Sicher“ gehen, und nur den Text ohne jegliche<br />
Formatierungselemente in Ihr Dokument transferieren und diesem im Nachhinein<br />
die entsprechende Formatvorlage des Zielabschnittes zuweisen wollen,<br />
empfehlen wir die Option NUR DEN TEXT ÜBERNEHMEN.<br />
Beabsichtigen Sie, den einzufügenden Text sofort mit der – in Ihrem Zieldokument<br />
vorherrschenden – Formatvorlage zu überschreiben, wird Ihnen die<br />
Option FORMATVORLAGEN DES ZIELS VERWENDEN hilfreich sein.<br />
Start der Schritt-für-<br />
Schritt-Anleitung<br />
Sind alle Einstellungen Ihren Bedürfnissen entsprechend angepasst, können<br />
Sie mit den eigentlichen Formatierungsarbeiten beginnen. Öffnen Sie hierzu<br />
ein neues Word-Dokument und richten Sie sich Schritt für Schritt nach folgenden<br />
Anweisungen.
Erstellen einer Dokumentvorlage 105<br />
5.3.2 Formatieren des Textes und der Überschriften<br />
Die Multifunktionsleiste ist die zentrale Steuerungshilfe. Diese lässt sich auf<br />
verschiedene Weise bedienen. Oftmals klicken Nutzer/innen zur Anpassung<br />
ihres Textes „kopflos“ in der Leiste herum, ohne die Logik von Word zu verstehen.<br />
Es entsteht dabei meist ein großes Durcheinander an Formatvorlagen<br />
und Zuweisungen selbiger. Wir raten daher zu einer Anpassung des Textes mit<br />
Hilfe der Formatvorlagenübersicht.<br />
Multifunktionsleiste<br />
Abb. 14: Übersicht Multifunktionsleiste<br />
Bevor der Text sowie die Überschriften formatiert werden, sollte das Seitenlayout<br />
eingestellt und die Silbentrennung aktiviert sein. Die entsprechenden<br />
Einstellungsmöglichkeiten für das Seitenlayout finden Sie unter SEITENLAY-<br />
OUT Detailansicht SEITE EINRICHTEN.<br />
1. Schritt: Seitenlayout<br />
und Silbentrennung<br />
einrichten<br />
Abb. 15: Seitenlayout einrichten
106 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Stellen Sie dazu links und rechts 3 cm, unten 2,5 cm und oben 2 cm ein. Unter<br />
dem Register LAYOUT setzen Sie den ABSTAND VOM SEITENRAND bei der<br />
KOPFZEILE und FUSSZEILE auf 1,5 cm (Abb. 16). Die restlichen Einstellungen<br />
können Sie unverändert lassen.<br />
Abb. 16: Abstand vom Seitenrand, Kopf- und Fußzeile<br />
Automatische Silbentrennung<br />
aktivieren<br />
2. Schritt: Anpassung<br />
der Standard-<br />
Schrift<br />
Um den ersten Schritt abzuschließen aktivieren Sie nun noch unter dem Register<br />
SEITENLAYOUT in der Multifunktionsleiste unter der Befehlsgruppe SEI-<br />
TE EINRICHTEN mit einem Klick auf SILBENTRENNUNG die automatische Silbentrennung<br />
(AUTOMATISCH). Zur besseren Textdarstellung kann es hilfreich<br />
sein, wenn Sie am Ende Ihrer Arbeit noch zusätzlich die manuelle Silbentrennung<br />
durch das Dokument laufen lassen.<br />
Für den nächsten Schritt ist es ratsam, dass die Standardschrift Ihren Bedürfnissen<br />
entspricht. Wollen Sie also Ihre Standardschrift anpassen, sollten Sie<br />
das nicht direkt innerhalb der einfachen Befehlsgruppe der Multifunktionsleis-
Erstellen einer Dokumentvorlage 107<br />
te erledigen, sondern vielmehr rechts auf das Symbol zur Detailansicht der<br />
Befehlsgruppe FORMATVORLAGEN klicken und die Standard-Schrift über das<br />
sich öffnende Formatvorlagen-Fenster anpassen.<br />
Aufrufen der Formatvorlagen<br />
Abb. 17: Aufrufen der Formatvorlagen<br />
Bei dem nun ersichtlichen Fenster müsste die Formatvorlage STANDARD blau<br />
umrandet sein. Bewegen Sie den Cursor direkt über diese Formatvorlage<br />
(Mouse-over), wird an der Seite eine Schaltfläche mit einem Pfeil nach unten<br />
erscheinen (Abb. 18). Mit einem Klick darauf und einem Klick auf ÄNDERN…<br />
können Sie diese Formatvorlage modifizieren. Sie haben so die Möglichkeit,<br />
Schriftart, Absatz, Tabstopps und andere Verhaltensweisen der Standard-<br />
Schrift – beziehungsweise im übertragenen Sinn natürlich auch aller anderen<br />
Formatvorlagen (FV) – anzupassen.<br />
Abb. 18: Formatvorlage ändern<br />
Passen Sie zunächst die Schriftart an, indem Sie auf FORMAT und SCHRIFT-<br />
ART… klicken. Stellen Sie die Schrift „Times New Roman“, den Schriftschnitt,<br />
„Standard“ sowie die Schriftgröße „12“ ein.<br />
Schriftart, Standardschrift
108 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 19: Formatvorlagenanpassung<br />
Absatzeinstellungen,<br />
Standardschrift<br />
Nach der Bestätigung mit OK klicken Sie zur Anpassung des Absatzes weiterhin<br />
unter FORMAT auf ABSATZ… . Wie bereits erwähnt empfehlen wir regelmäßig<br />
die Textausrichtung BLOCKSATZ. Am Einzug sollten keine Änderungen<br />
vorgenommen werden. Den ZEILENABSTAND definieren Sie auf 1,5 Zeilen.<br />
Abb. 20: Formatvorlageneinstellung Absatz
Erstellen einer Dokumentvorlage 109<br />
Unter der Kategorie ABSTAND können Sie Word anweisen, wie groß der Abstand<br />
zwischen den Absätzen im Text sein soll. Auch wenn es hier keine verbindlichen<br />
Vorgaben gibt, würden wir zu einem ABSTAND NACH von 6 pt raten.<br />
Gerade nach Überschriften erzeugt diese Option eine ansehnliche Struktur.<br />
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Sie unbedingt die Option ABSATZMARKEN<br />
UND SONSTIGE AUSGEBLENDETE FORMATIERUNGSSYMBOLE ANZEIGEN (Abb. 21)<br />
aktivieren sollten.<br />
Abstand vor und<br />
nach, Standardschrift<br />
Anzeigen der Formatierungszeichen<br />
Abb. 21: Anzeigen der Formatierungszeichen<br />
Das Anzeigen der Formatierungshilfen inmitten des Textes mag anfangs gewöhnungsbedürftig<br />
sein, es ist jedoch unabdingbar, um den Text nicht planlos<br />
zu formatieren.<br />
Im nächsten Schritt können Sie das Titelblatt erstellen. Hier sind die Anforderungen<br />
der jeweiligen Lehrkraft oder die Vorgaben des Prüfungsamtes zu beachten.<br />
Wie immer diese auch ausfallen – am Ende des Titelblatts ist ein Abschnittsumbruch<br />
zu setzen. Ein solcher Umbruch dient der wohlstrukturierten<br />
Formatierung Ihres Dokuments.<br />
Abschnittsumbrüche werden gesetzt, um das Dokument in verschiedene Abschnitte<br />
zu unterteilen. Innerhalb dieser Abschnitte können z. B. Layouteinstellungen<br />
oder Formatierungsfeinheiten geändert werden, ohne dass sich<br />
diese auf das gesamte Dokument auswirken. Ein einfaches Beispiel hierfür ist<br />
das nur für eine Seite erforderliche Umstellen des Seitenlayouts von Hochauf<br />
Querformat. Diese Strukturierung wird oftmals für umfangreichere Tabellen<br />
benötigt, welche Sie im Hochformat nicht unterbringen können. Damit<br />
also nur ein bestimmter Abschnitt (eine oder mehrere Seiten) im Querformat<br />
formatiert wird, muss dieser durch einen Abschnittsumbruch zu Beginn und<br />
am Ende begrenzt werden.<br />
3. Schritt: Erstellen<br />
des Titelblatts<br />
Zur Bedeutung des<br />
Abschnittsumbruchs
110 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Setzen eines Seitenoder<br />
Abschnittsumbruchs<br />
Ein Abschnittsumbruch wird in der Multifunktionsleiste unter SEITENLAYOUT<br />
in der Befehlsgruppe SEITE EINRICHTEN unter UMBRÜCHE (Abb. 22) gesetzt,<br />
der Cursor muss dabei an der entsprechenden Stelle stehen. Soll einer Seite<br />
(vorerst) kein Text weiter hinzugefügt und auf der nächsten Seite weitergeschrieben<br />
werden, unterlassen Sie das (amateurhafte) wiederholte Drücken<br />
der Return-Taste, um auf die nächste Seite zu gelangen. Setzen Sie vielmehr<br />
an passender Stelle einen Seitenumbruch (SEITENUMBRÜCHE SEITE). So<br />
wird sich nie eine unschöne Lücke durch das Dokument ziehen, sofern Sie<br />
davor weitere Inhalte einfügen oder löschen.<br />
Abb. 22: Seiten- und Abschnittsumbruch<br />
4. Schritt: Vorkonfigurieren<br />
der Seite<br />
des Inhaltsverzeichnisses<br />
5. Schritt: Vorkonfiguration<br />
der Seite<br />
des Abbildungsverzeichnisses<br />
Nachdem die Titelseite mit einem Abschnittsumbruch geschlossen worden ist<br />
und der Cursor auf der nächsten Seite steht, erstellen Sie das Inhaltsverzeichnis.<br />
Schreiben Sie hier zunächst analog zur Titelseite in Ihrer Standardschrift<br />
nur „Inhaltsverzeichnis“ hin und nehmen Sie keine Änderungen/Hervorhebungen<br />
an der Schrift vor. Für eine bessere Übersichtlichkeit empfehlen wir, dreibis<br />
viermal die Return-Taste zu drücken und dann einen weiteren Abschnittsumbruch<br />
(NÄCHSTE SEITE) zu setzen.<br />
Haben Sie die ersten vier Schritte befolgt, müsste Ihr Cursor auf einer weiteren<br />
leeren Seite blinken. Schreiben Sie wie in Schritt 4 in einfacher Schrift<br />
„Abbildungsverzeichnis“ in die erste Zeile. Danach setzen Sie wieder drei bis
Erstellen einer Dokumentvorlage 111<br />
vier Returns und beenden auch diese Seite mit einem Abschnittsumbruch<br />
(NÄCHSTE SEITE). An dieser Stelle überspringen wir die entsprechenden weiteren<br />
Schritte, die nun für die Vorkonfiguration bzw. Erstellung eines Tabellen-<br />
und Abkürzungsverzeichnisses notwendig wären, und beginnen gleich auf<br />
der Seite der Einleitung mit der Generierung eines Beispieltextes im Sinne<br />
eines Platzhalters.<br />
In die erste Zeile dieser Seite können Sie „Überschrift 1, Ebene 1, Einleitung“<br />
schreiben. Nach dem Setzen eines Absatzes verfassen Sie am besten noch ein<br />
bis zwei Beispielsätze. Zum Beenden der Einleitungsseite setzen Sie wie gewohnt<br />
einen Abschnittsumbruch (ABSCHNITTSUMBRÜCHE NÄCHSTE SEITE).<br />
6. Schritt: Start der<br />
Beispieltextgenerierung<br />
Auf der nächsten Seite können Sie in die erste Zeile „Überschrift 2, Ebene 1“<br />
schreiben und ebenfalls ein bis zwei Beispielsätze folgen lassen. Beenden Sie<br />
diese Seite beispielsweise mit einem normalen Seitenumbruch, um auf der<br />
folgenden Seite „Überschrift 2-1, Ebene 2“ schreiben zu können. Nach dem<br />
Verfassen weiterer Beispielsätze sollte auch hier wieder zur Fertigstellung<br />
dieser Seite ein normaler Seitenumbruch gesetzt werden.<br />
In der ersten Zeile der anschließenden Seite schreiben Sie „Überschrift 2-1-1,<br />
Ebene 3“ und setzen dieses Mal nach den Textplatzhaltern einen Abschnittsumbruch<br />
(NÄCHSTE SEITE), um auf der darauffolgenden Seite in die erste Zeile<br />
„Überschrift 3, Ebene 1, Schlussteil“ schreiben zu können.<br />
Die Beschriftung „Ebene 1“ soll verdeutlichen, dass es sich dabei um die erste<br />
Überschriftenebene – also um 1., 2., 3., usw. – handelt. Sofern in der Überschrift<br />
„Ebene 2“ steht, ist hiermit die zweite Überschriftenebene – also 1.1,<br />
2.1, 3.1 usw. – gemeint. Wird von der „Ebene 3“ gesprochen, so liegt hier das<br />
Augenmerk auf der dritten Überschriftenebene, also 1.1.1, 2.1.1, 3.1.1, usw.<br />
Erste Schritte zur<br />
automatischen<br />
Nummerierung der<br />
Überschriften<br />
Die Generierung dieser Textplatzhalter mag zunächst Sinnfragen aufwerfen.<br />
Sie dient jedoch der besseren Orientierung im Dokument, wenn ein neues<br />
Word-Dokument auf Grundlage der erstellten Dokumentvorlage erzeugt werden<br />
soll. Sie können dann die Überschriften und die Textplatzhalter einfach überschreiben.
112 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Strukturierung des<br />
Dokuments via Abschnittsumbrüche<br />
Bevor wir mit der Formatierung der Überschriften fortfahren, wollen wir im<br />
Folgenden kurz verdeutlichen, was wir gerade durch das Setzen der Abschnittsumbrüche<br />
generiert haben und wie eine sinnvolle Strukturierung Ihres<br />
Dokuments aussehen könnte:<br />
Abb. 23: Übersicht Strukturierung des Dokuments<br />
Gerade auch im Hinblick auf die Paginierung der Arbeit ist diese Unterteilung<br />
sinnvoll, wie wir im Kapitel 5.3.4 näher erläutern werden.<br />
7. Schritt: Formatieren<br />
der Überschriften<br />
Damit Word im nächsten Schritt neben der automatischen Nummerierung auch<br />
das Inhaltsverzeichnis automatisch erstellen kann, müssen den Überschriften<br />
auch entsprechende Formatvorlagen zugewiesen werden. Dazu klicken Sie<br />
zunächst mit dem Cursor in ein Wort der „Überschrift 1, Ebene 1, Einleitung“<br />
– es ist nicht notwendig, die gesamte Zeile zu markieren. Wie in Abb. 19 dargestellt,<br />
klicken Sie auf den nach unten zeigenden Pfeil, um die Formatvorlage<br />
„Überschrift 1“ ändern zu können.
Erstellen einer Dokumentvorlage 113<br />
Sie sehen dann das folgende Fenster:<br />
Änderung der Formatvorlage<br />
„Überschrift<br />
1“<br />
Abb. 24: Übersicht, Änderung der Formatvorlage der Überschrift 1<br />
Auch wenn es anders „hübscher“ aussehen mag, empfehlen wir, die Farbe der<br />
Überschrift schwarz zu lassen oder über die Voreinstellung auf schwarz zu<br />
ändern. Außerdem muss noch die Schriftart entsprechend angepasst werden<br />
(in unserem Beispiel Times New Roman). Die Überschrift der ersten Ebene<br />
würden wir auf 16 pt vergrößern. Zur Hervorhebung der Überschrift genügt es,<br />
die Zeile FETT zu schreiben; sie wird nicht (zusätzlich) kursiv oder unterstrichen<br />
dargestellt.<br />
Neben diesen schnell zu ändernden Einstellungen sollten Sie noch den AB-<br />
STAND VOR und ABSTAND NACH ändern. Klicken Sie dazu auf FORMAT und<br />
dann auf ABSATZ… . Es erscheint ein Fenster, wie Sie es schon aus Abb. 20<br />
kennen. Die einzige Änderung, die hier erforderlich sein sollte, ist die Einstellungsänderung<br />
des Abstandes vor und nach den Überschriften. Setzen Sie<br />
dazu den ABSTAND VOR auf 12 pt und den ABSTAND NACH ggf. auch auf<br />
12 pt. Da es sich hierbei nur um Empfehlungen handelt, sind Sie frei in der
114 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Gestaltung. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der zuvor stehende<br />
und der nachfolgende Text nicht zu nahe an die Überschrift heranrücken.<br />
Zuweisung der Formatvorlage<br />
„Überschrift<br />
1“<br />
Änderung der Formatvorlage<br />
„Überschrift<br />
2“<br />
Änderung der Formatvorlage<br />
„Überschrift<br />
3“<br />
Haben Sie alle Änderungen vorgenommen, können Sie das Fenster mit einem<br />
Klick auf OK schließen. Um die Formatvorlage „Überschrift 1“ auch der entsprechenden<br />
Überschrift zuzuweisen, müssen Sie nur noch einmal auf „Überschrift<br />
1“ klicken. Da es sich bei der „Überschrift 1, Ebene 1, Einleitung“ um<br />
die gleiche Ebene wie bei der „Überschrift 2, Ebene 1“ handelt, können Sie<br />
mit einem Klick in ein Wort der zweiten Überschrift und mit einem nachfolgenden<br />
Klick auf die Formatvorlage „Überschrift 1“ sofort die gleiche Formatvorlage<br />
zuweisen.<br />
Da sich eine Studienarbeit für gewöhnlich in diverse Kapitel, Abschnitte und<br />
Unterabschnitte gliedert, empfiehlt es sich noch, weitere Formatvorlagen für<br />
zwei weitere Überschriftebenen anzupassen und diese dann unseren erstellten<br />
Beispielüberschriften (z. B. „Überschrift 2-1, Ebene 2“ und „Überschrift 2-1-1,<br />
Ebene 3“) zuzuweisen. Die Vorgehensweise kann analog zur „Änderung der<br />
Formatvorlage „Überschrift 1“ erfolgen. Sie klicken also in ein Wort der Überschriftenzeile<br />
(„Überschrift 2-2, Ebene 2“) und ändern im Fenster FORMAT-<br />
VORLAGEN die Formatvorlage ÜBERSCHRIFT 2. Dabei sind im Gegensatz zur<br />
Formatvorlage „Überschrift 1“ geringfügige Änderungen vorzunehmen. Die<br />
Einstellungen zu dieser Formatvorlage lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
• Anpassung der Schriftart an die Standardschrift (hier Times New Roman)<br />
• Schriftgröße: 14 pt<br />
• Hervorhebung: Fett, keine Kursivsetzung und keine Unterstreichung<br />
• Schriftfarbe: schwarz<br />
• Abstand vor: 18 pt<br />
• Abstand nach: 12 pt<br />
Die Zuweisung der Formatvorlage „Überschrift 2“ folgt den gleichen Arbeitsschritten<br />
wie oben bereits bei der Formatvorlage „Überschrift 1“ beschrieben.<br />
Sofern eine dritte Ebene für die Gliederung des Textes benötigt wird, sollten<br />
Sie noch eine Formatvorlage für die Überschriften der dritten Ebene definieren.
Erstellen einer Dokumentvorlage 115<br />
Sobald Sie die Formatvorlage „Überschrift 2“ einer Zeile zuweisen, erstellt<br />
Word automatisch eine weitere Formatvorlage; in diesem Fall tituliert Word<br />
sie mit „Überschrift 3“. Die Formatvorlage passen Sie nach den gleichen Prinzipien<br />
wie in den davor beschriebenen Schritten Ihren Bedürfnissen an. Diese<br />
Einstellungen sehen dann folgendermaßen aus:<br />
• Anpassung der Schriftart an die Standardschrift (hier Times New Roman)<br />
• Schriftgröße: 13 pt (Im Falle einer weiteren Ebene wird diese dann mit<br />
einer Schriftgröße von 12 pt versehen; das wäre dann die kleinste Überschriftengröße.)<br />
• Hervorhebung: Fett, keine Kursivsetzung und keine Unterstreichung<br />
• Schriftfarbe: schwarz<br />
• Abstand vor: 18 pt<br />
• Abstand nach: 12 pt<br />
Der Vorgang wird wieder mit einem Klicken auf OK und der Zuweisung zu der<br />
entsprechenden Überschrift abgeschlossen.<br />
Sind alle Überschriften wie folgt zugewiesen,<br />
• „Überschrift 1, Ebene 1, Einleitung“ FV „Überschrift 1“<br />
• „Überschrift 2, Ebene 1“ FV „Überschrift 1“<br />
• „Überschrift 2-1, Ebene 2“ FV „Überschrift 2“<br />
• „Überschrift 2-1-1, Ebene 3“ FV „Überschrift 3“<br />
• „Überschrift 3, Ebene 1, Schlussteil“ FV „Überschrift 1“<br />
können Sie nun die automatische Nummerierung der Überschriften aktivieren.<br />
Diese Einstellung erfolgt, damit vor Ihrer Überschrift eine Nummerierung wie<br />
z. B. „1.“, „2.“, „2.1“ oder „3.2.1“ steht. Einmal angepasst übernimmt Word<br />
die Nummerierung automatisch und aktualisiert die Zählweise, auch wenn Sie<br />
eine Überschrift löschen oder hinzufügen.<br />
Automatische Nummerierung<br />
der Überschriften<br />
Zur Aktivierung dieser Einstellung klicken Sie zuerst in die Zeile Ihrer ersten<br />
Überschrift, damit der Cursor dort steht. Darauffolgend klicken Sie in der Multifunktionsleiste<br />
unter der Befehlsgruppe ABSATZ auf das Symbol für LISTE<br />
MIT MEHREREN EBENEN und wählen dort unter LISTENBIBLIOTHEK die dritte<br />
Option von rechts in der zweiten Reihe aus (siehe Abb. 25):
116 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 25: Nummerierung der Überschriften, Liste mit mehreren Ebenen<br />
Alle Überschriften, denen Sie eine „Überschrift-Formatvorlage“ zugewiesen<br />
haben, sind nun nummeriert und im „Gedächtnis“ von Word gespeichert. Es<br />
fehlen jedoch noch die nicht nummerierten Überschriften für z. B. Abbildungs-,<br />
Tabellen- oder Literaturverzeichnis.<br />
Erstellen einer neuen<br />
Formatvorlage für<br />
das Abbildungs-,<br />
Tabellen- und Literaturverzeichnis<br />
Beginnend mit dem Abbildungsverzeichnis klicken Sie in das Wort „Abbildungsverzeichnis“<br />
und rufen – sofern die Option nicht schon ständig angezeigt<br />
wird – die Formatvorlagenübersicht auf. Dort klicken Sie auf das Symbol<br />
für die NEUE FORMATVORLAGE (linke Darstellung Abb. 26). Im sich nun öffnenden<br />
Fenster (rechte Darstellung Abb. 26) geben Sie der Formatvorlage<br />
unter NAMEN eine klare Bezeichnung wie z. B. „nicht numm. Überschrift“. Des<br />
Weiteren ändern Sie noch die Schriftgröße zu 16 pt und heben diese durch<br />
Fettdruck hervor. Unter FORMAT ABSATZ… sollten noch ABSTAND VOR und<br />
ABSTAND NACH angepasst werden (Empfehlung: jeweils 12 pt). Nachdem Sie<br />
die Einstellungen mit einem Klick auf OK gespeichert haben, muss die erstellte<br />
Formatvorlage nur noch den entsprechenden Überschriften zugewiesen<br />
werden. Wir empfehlen, die Überschrift für das Literaturverzeichnis „per<br />
Hand“ anzupassen (Schriftgröße: 16 pt; Hervorhebung: FETT, ABSTAND VOR<br />
und NACH: 12 pt). Sofern Sie nämlich auch hier die Formatvorlage „nicht
Erstellen einer Dokumentvorlage 117<br />
numm. Überschrift“ zuweisen, wird das Inhaltsverzeichnis auch im Inhaltsverzeichnis<br />
gelistet, was grundsätzlich nicht zulässig und zudem sinnlos ist.<br />
Abb. 26: Erstellen einer neuen Formatvorlage<br />
Auf der Basis dieser Vorarbeiten kann dann – wie im Unterabschnitt 5.3.3<br />
dargestellt – ein automatisch generiertes Inhaltsverzeichnis erstellt werden,<br />
das Sie immer wieder aktualisieren können bzw. müssen.
118 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
5.3.3 Erstellung automatisch generierter Verzeichnisse<br />
Zu automatisch generierten Verzeichnissen gehören insbesondere Inhalts-,<br />
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis. Sofern in einem ersten Schritt die entsprechenden<br />
Überschriften, Abbildungen oder Tabellen mit einer entsprechenden<br />
Formatvorlage – also der Formatvorlagen für Überschriften oder der<br />
FV für die Bezeichnung für Abbildungen oder Tabellen – verbunden haben,<br />
können Sie im Anschluss daran an entsprechender Stelle ein Verzeichnis generieren<br />
lassen. Bevor wir uns mit dem Erstellen des Inhaltsverzeichnisses<br />
beschäftigen, widmen wir uns der Anfertigung der beiden anderen Verzeichnisse.<br />
8. Schritt: Erstellen<br />
des Abbildungsverzeichnisses<br />
Nach dem Einfügen einer Grafik innerhalb des Textes (Multifunktionsleiste:<br />
EINFÜGEN Befehlsgruppe: ILLUSTRATIONEN Symbol: GRAFIK) ist es erforderlich,<br />
diese Abbildung zu beschriften. Dabei kann entweder mit einem<br />
Rechtsklick auf die Abbildung geklickt und im Menu der Befehl BESCHRIFTUNG<br />
EINFÜGEN… ausgeführt werden oder nach einmaligem Anklicken (Linksklick)<br />
der Abbildung die Abbildung per BESCHRIFTUNG EINFÜGEN innerhalb der Befehlsgruppe<br />
BESCHRIFTUNGEN unter der Multifunktionsleiste VERWEISE beschriftet<br />
werden. Unabhängig von der gewählten Variante erscheint das folgende<br />
Eingabefenster:<br />
Beschriften einer<br />
Abbildung<br />
Abb. 27: Beschriftung einfügen<br />
Sie können unter BEZEICHNUNG eine Bezeichnungsvariante wählen (z. B.<br />
„Abbildung“ oder „Abb.“ o. Ä.). Falls Sie eine individuelle Bezeichnung vergeben<br />
möchten, kreieren Sie diese unter NEUE BEZEICHNUNG… . Sowohl die
Erstellen einer Dokumentvorlage 119<br />
Positionierung der Beschriftung als auch ihre Nummerierung sind einstellbar.<br />
Wir empfehlen, hier die notwendigen Optionen einzustellen, jedoch nicht im<br />
Eingabefenster BESCHRIFTUNG den Namen der Beschriftung einzutragen. Diesen<br />
können Sie im Nachhinein direkt unter der Abbildung noch vergeben. MS<br />
Word 2010 verwendet auch hier standardmäßig die Schriftfarbe blau. Anstatt<br />
die Farbe nach jeder Abbildung manuell zu ändern, empfehlen wir eine entsprechende<br />
einmalige Modifizierung der Farbe mittels der Formatvorlage BE-<br />
SCHRIFTUNG unter den FORMATVORLAGEN.<br />
Sofern die Abbildung angewählt ist, erscheinen in der Multifunktionsleiste<br />
unter BILDTOOLS FORMAT diverse Befehlsgruppen, die es ermöglichen, die<br />
Grafik noch nachträglich zu bearbeiten und anzupassen. Gerade wenn der Text<br />
neben der Abbildung weitergeführt werden soll, können hier die entsprechenden<br />
Optionen eingestellt werden.<br />
Nachdem mindestens eine Abbildung beschriftet wurde, empfiehlt es sich, das<br />
Abbildungsverzeichnis auf der entsprechenden Seite zu erstellen. Dazu ist ein<br />
Klick auf VERWEISE in der Multifunktionsleiste notwendig. Unter der Befehlsgruppe<br />
BESCHRIFTUNGEN klicken Sie auf ABBILDUNGSVERZEICHNIS EINFÜGEN.<br />
Einfügen des Abbildungsverzeichnisses<br />
Abb. 28: Abbildungsverzeichnis erstellen
120 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Ein Klick auf OK genügt, und an der Cursorstelle wird das Abbildungsverzeichnis<br />
erstellt. Anhand der BESCHRIFTUNGSKATEGORIE ist erkennbar, dass hier<br />
ein Verzeichnis erstellt wird, welches mit der Bezeichnung „Abb.“ verknüpft<br />
ist.<br />
9. Schritt: Erstellen<br />
des Tabellenverzeichnisses<br />
Bei der Erstellung des Tabellenverzeichnisses ist hier eine Änderung notwendig.<br />
Bis dieses Verzeichnis angefertigt werden kann, sind ähnliche Arbeitsschritte<br />
notwendig. Ist eine Tabelle angefertigt, muss diese beschriftet werden.<br />
Auch hier ist es wieder möglich, die Beschriftung mit einem Rechtsklick<br />
auf die Tabelle oder über BESCHRIFTUNG EINFÜGEN (Befehlsgruppe: BE-<br />
SCHRIFTUNGEN unter Multifunktionsleiste: VERWEISE) einzufügen. Analog zu<br />
den Abbildungen sind auch die Optionen anzupassen. Besonderer Beachtung<br />
sollte der Positionierung der Beschriftung geschenkt werden. Diese ist nämlich<br />
über die Tabelle zu setzen.<br />
Obwohl ein Tabellenverzeichnis eingefügt werden soll, ist es für dessen Erstellung<br />
(was zunächst irritieren mag) notwendig – wie auch bei den Abbildungen<br />
– auf ABBILDUNGSVERZEICHNIS EINFÜGEN (Multifunktionsleiste: VER-<br />
WEISE; Befehlsgruppe: BESCHRIFTUNGEN) zu klicken. Danach ist nur noch<br />
eine Umstellung der BESCHRIFTUNGSKATEGORIE in die entsprechende Tabellenbezeichnung<br />
vorzunehmen (Abb. 28.).<br />
10. Schritt: Erstellen<br />
des Inhaltsverzeichnisses<br />
Sind alle Überschriften mit einer zugehörigen Formatvorlage (z. B. „Überschrift<br />
1“, „Überschrift 2“, „Überschrift 3“) verknüpft, können Sie nun Word<br />
anweisen, ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen.
Erstellen einer Dokumentvorlage 121<br />
Abb. 29: Inhaltsverzeichnis einfügen<br />
Klicken Sie dazu in die zweite Zeile der Seite, die Sie für das Inhaltsverzeichnis<br />
reserviert haben. Wenn der Cursor dort steht, klicken Sie in der Multifunktionsleiste<br />
auf das Register VERWEISE und in der Befehlsgruppe INHALTSVER-<br />
ZEICHNIS auf das Symbol INHALTSVERZEICHNIS. Obwohl Ihnen Word die Möglichkeit<br />
bietet, direkt in diesem Fenster ein vordefiniertes Inhaltsverzeichnis<br />
auszuwählen („AUTOMATISCHE TABELLE 1“ und „AUTOMATISCHE TABELLE 2“),<br />
hat es jedoch einen Schönheitsfehler: Obwohl nicht nummerierte Überschriften<br />
wie z. B. Abbildungs-, Tabellen- oder Literaturverzeichnis im Inhaltsverzeichnis<br />
ohne Nummerierung aufgeführt werden sollen, führt Word sie hier<br />
nicht einfach auf, sofern Sie diese „Schnell-Start-Funktion“ zur Erstellung des<br />
Inhaltsverzeichnisses benutzen.<br />
Damit Word diese Verweise auch so in das Inhaltsverzeichnis übernimmt,<br />
muss bei dessen Erstellung eine Einstellung angepasst werden. Daher klicken<br />
Sie wie in Abb. 29 dargestellt in der Funktionsleiste unten auf INHALTSVER-<br />
Anpassen des Inhaltverzeichnisses
122 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
ZEICHNIS EINFÜGEN… . Nun ist es Ihnen auch möglich, das zu erstellende<br />
Inhaltsverzeichnis Ihren Anforderungen entsprechend anzupassen (Abb. 30).<br />
Abb. 30: Inhaltsverzeichnis anpassen<br />
Damit auch die nicht nummerierten Überschriften (Abbildungs-, Tabellen-,<br />
Literaturverzeichnis) im Inhaltsverzeichnis aufgeführt werden, muss zuvor –<br />
wie auf den letzten Seiten von Kapitel 5.3.2 dargestellt – eine neue Formatvorlage<br />
(„nicht numm. Überschrift“) erstellt und mit den entsprechenden Verzeichnisüberschriften<br />
verknüpft werden. Word bezieht diese dann nur im Inhaltsverzeichnis<br />
ein, sofern Sie es anweisen. Dazu klicken Sie auf OPTIONEN<br />
(Abb. 30) und vergeben bei der verfügbaren Formatvorlage mit dem Namen<br />
NICHT NUMM. ÜBERSCHRIFT den Wert 1 (Abb. 31). Nach der Bestätigung mit<br />
OK und dem Schließen des Eingabefensters INHALTSVERZEICHNIS durch OK<br />
hat Word das Inhaltsverzeichnis erstellt.
Erstellen einer Dokumentvorlage 123<br />
Abb. 31: Optionen für Inhaltsverzeichnis<br />
Wie schon zuvor erwähnt, empfehlen wir – sofern die Arbeit über kein Vorwort<br />
u. Ä. verfügt – die Überschrift des Inhaltsverzeichnisses manuell anzupassen,<br />
damit sie nicht in das Inhaltsverzeichnis übernommen wird.<br />
Anpassung der Darstellung<br />
des Inhaltsverzeichnisses<br />
Abb. 32: Anpassung der Darstellung des Inhaltsverzeichnisses<br />
Sofern die Darstellung des Inhaltsverzeichnisses modifiziert werden soll, müssen<br />
die Formatvorlagen „VERZEICHNIS 1“, „VERZEICHNIS 2“, „VERZEICHNIS 3“<br />
usw. den entsprechenden Vorstellungen gemäß angepasst werden. Diese wer-
124 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
den nach der Anfertigung des Inhaltsverzeichnisses automatisch von Word<br />
erstellt und sind über die FORMATVORLAGEN abrufbar (Abb. 32).<br />
5.3.4 Paginierung und Formatierung der Kopfzeile<br />
11. Schritt: Paginierung<br />
Grundsätzliches<br />
Die einfachste Paginierungsmethode<br />
Die Paginierung Ihrer Arbeit ist nicht nur unerlässlich, sondern unterliegt<br />
auch diversen Gesetzmäßigkeiten. Die einschlägigen Ausführungen im Unterabschnitt<br />
2.2.2 sollen hier wie folgt zusammenfasst werden:<br />
• Das Titelblatt wird zwar mitgezählt, jedoch niemals nummeriert.<br />
• Bei einfachen Hausarbeiten, die maximal über ein Abbildungsverzeichnis<br />
verfügen und bei denen sich das Inhaltsverzeichnis nur über eine Seite erstreckt,<br />
ist eine Paginierung mit einem Übergang von römischer zu arabischer<br />
Zählweise unnötig.<br />
• Die erste Seite des Inhaltsverzeichnisses wird ebenfalls nicht nummeriert.<br />
MS Word 2010 bietet verschiedene Möglichkeiten, die geschriebenen Seiten<br />
zu nummerieren. Die einfachste Methode, Seitenzahlen zu setzen, erfolgt über<br />
die Befehlsgruppe KOPF- und FUSSZEILE unter dem Multifunktionsleistenregister<br />
EINFÜGEN. Mit Hilfe des entsprechenden Befehls, der sich hinter dem<br />
Symbol SEITENZAHL versteckt, kann die Seitenzahl vergeben und positioniert<br />
werden. Diese Art der Paginierung beinhaltet jedoch folgende Probleme:<br />
• Auch wenn die erste Seite mittels der Funktion ERSTE SEITE ANDERS (unter<br />
der Befehlsgruppe OPTIONEN unter dem sich dann öffnenden Register<br />
KOPF- UND FUSSZEILENTOOLS ENTWURF) weggeklickt werden kann, so kann<br />
die Seitenzahl nicht auf der ersten Seite des Inhaltsverzeichnisses entfernt<br />
werden. Das ist nur dann möglich und somit unproblematisch, wenn Sie<br />
vorher – wie in Abb. 23 dargestellt – Ihr Dokument dementsprechend<br />
strukturiert haben.<br />
• Außerdem ist eine Veränderung der Positionierung der Seitenzahl – z. B.<br />
damit die Seitenzahl rechtsbündig zum Textrand steht – nur über entsprechende<br />
Veränderung der Tabstopps mit Hilfe des Lineals möglich. Problematisch<br />
kann es werden, wenn in der Fuß- oder Kopfzeile ein Text steht.<br />
Diesen mit der Seitenzahl bündig zu setzen bedarf diverser Sondereinstellungen.
Erstellen einer Dokumentvorlage 125<br />
MS Word 2010 bietet bei geöffneter Kopf- und Fußzeile diverse Vorlagen über<br />
das Schnellstartmenü innerhalb der Befehlsgruppe KOPF- UND FUSSZEILE. Es<br />
kann z. B. eine Formatvorlage ausgewählt werden, die die Paginierung sowie<br />
die Beschriftung der Kopf- oder Fußzeile mit der entsprechenden Kapitelüberschrift<br />
verbindet und abbildet. Eine Vielzahl von Möglichkeiten offeriert sich<br />
dem Nutzer, jedoch müssen die meisten Vorlagen nachfolgend angepasst werden.<br />
Neben selbsterklärenden Prozessen erfordert die Anpassung diverser Stellen<br />
ein Hintergrundwissen über Feldfunktionen. Ist dieses vorhanden, so kann<br />
aus einer Modifikation der Vorlagen ein ansprechendes Design entstehen, das<br />
auch die wissenschaftlichen Standards einhält. Zur Erzeugung dieses Hintergrundwissens<br />
und zur Erläuterung dieser Feldfunktionen wollen wir im Folgenden<br />
eine spezielle Vorgehensweise beschreiben, wie die Kopfzeile mit Kapitelüberschriften<br />
verknüpft und die Paginierung mit einem Übergang von<br />
römischer zu arabischer Zählweise realisiert werden kann.<br />
Paginierung über die<br />
Feldfunktion<br />
Zunächst soll die Kopfzeile mit der aktuellen Kapitelüberschrift verknüpft<br />
werden. Dafür ist es erforderlich, dass diese zur Bearbeitung hervortritt: Entweder<br />
hilft ein Doppelklick direkt in die Kopfzeile oder die Befehlsabfolge<br />
EINFÜGEN (Multifunktionsleiste) KOPF- UND FUSSZEILE (Befehlsgruppe) <br />
KOPFZEILE KOPFZEILE BEARBEITEN.<br />
Wollen wir z. B. in den Kopfzeilen den Titel des jeweiligen Kapitels erscheinen<br />
lassen, so erreichen wir das mit Hilfe einer Feldfunktion. Damit jedoch nur<br />
über allen geschriebenen Seiten und nicht auch in der Kopfzeile der Verzeichnisse<br />
die Überschrift der ersten Ebene erscheint, müssen diverse Verknüpfungen<br />
gelöst werden. Daher klicken Sie in die Kopfzeile der Einleitung (Überschrift<br />
1, Ebene 1, Einleitung) und lösen mittels der Schaltfläche MIT VORHE-<br />
RIGER VERKNÜPFEN in der Multifunktionsleiste die Verknüpfung zur Kopfzeile<br />
des vorherigen Abschnitts (Abb. 33).<br />
12. Schritt: Beschriftung<br />
der Kopfzeile
126 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 33: Verknüpfte Kopfzeilen lösen<br />
Diesen Arbeitsschritt wiederholen Sie für die Kopfzeile des Literaturverzeichnisses,<br />
sofern dieses die erste Seite nach Ihrer letzten Textseite darstellt. So<br />
stellen Sie sicher, dass sich die Inhaltsüberschriften nicht auf das Literaturverzeichnis,<br />
den Anhang oder sonstige folgende Seiten ausbreiten.<br />
Lösen der Verknüpfungen<br />
der Kopfzeilen<br />
Feldfunktion in der<br />
Kopfzeile<br />
Im Zuge dieses Arbeitsschrittes können auch gleich die weiteren Verknüpfungen<br />
gelöst werden:<br />
• Kopfzeile Inhaltsverzeichnis: Verknüpfung lösen (Klick auf MIT VORHERIGE<br />
VERKNÜPFEN)<br />
• Kopfzeile Abbildungsverzeichnis: Verknüpfung lösen (Klick auf MIT VORHE-<br />
RIGE VERKNÜPFEN)<br />
• Kopfzeile Tabellenverzeichnis: Verknüpfung lösen (Klick auf MIT VORHERI-<br />
GE VERKNÜPFEN)<br />
Aufgrund dieser logischen Strukturierung Ihres Dokuments können nun mittels<br />
der Feldfunktion die Kopfzeilen problemlos mit den jeweiligen Überschriften<br />
verknüpft werden. Dazu positionieren Sie wieder den Cursor in die Kopfzeile<br />
der Einleitung und klicken innerhalb der Befehlsgruppe EINFÜGEN auf<br />
SCHNELLBAUSTEINE und abschließend auf FELD… .
Erstellen einer Dokumentvorlage 127<br />
Abb. 34: Feldfunktion aufrufen<br />
Im sich öffnenden Eingabefenster wählen Sie als Kategorie VERKNÜPFUNGEN<br />
UND VERWEISE, STYLEREF als Feldnamen und ÜBERSCHRIFT 1 als Formatvorlagennamen.<br />
An dieser Stelle wird klar, dass Ihnen diverse Möglichkeiten zur<br />
Verfügung stehen, mit welchen Formatvorlagen oder Dokumentinformationen<br />
Sie die Kopfzeile bestücken möchten.<br />
Verknüpfung der<br />
Kopfzeile mit einer<br />
Formatvorlage<br />
Abb. 35: Feldfunktion StyleRef<br />
Es ist Ihnen zwar auch möglich, für die Kopfzeilen der jeweiligen Verzeichnisse<br />
eine Feldfunktion – hier eine Verknüpfung zur Formatvorlage „nicht numm.<br />
Überschrift“ – zu setzen. In Anbetracht dieser einfachen und gleichbleiben-
128 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
den Bezeichnung ist das jedoch unnötig. Wir raten daher zur manuellen Namensvergabe<br />
der Kopfzeile des jeweiligen Verzeichnisses. Das bedeutet nichts<br />
anderes, als dass Sie in die Kopfzeile des Inhaltsverzeichnisses auch „Inhaltsverzeichnis“<br />
schreiben.<br />
Unterrahmung der<br />
Kopfzeile<br />
Die Beschriftung der Kopfzeile lässt sich mit einer unteren Rahmung elegant<br />
abtrennen. Nach der Positionierung des Cursors in der Kopfzeile des jeweiligen<br />
Abschnitts klicken Sie auf START (Multifunktionsleiste) und unter der<br />
Befehlsgruppe ABSATZ auf das Symbol für die Rahmenlinien (hier: RAHMENLI-<br />
NIE UNTEN).<br />
Abb. 36: Kopfzeile unterrahmen<br />
Damit der Text nicht zu nahe an die unterrahmte Kopfzeile rückt, empfehlen<br />
wir eine Veränderung der Formatvorlage KOPFZEILE: der ABSTAND NACH unter<br />
FORMAT und ABSATZ… sollte auf 6 pt (bei Bedarf auch 12 pt) vergrößert<br />
werden.<br />
Ebenfalls über die Feldfunktion lässt sich eine Paginierung mit Übergang von<br />
römischer zu arabischer Zählweise in nur wenigen Schritten organisieren.<br />
Paginierung des<br />
inhaltlichen Teils<br />
der Arbeit<br />
Wenn zunächst die Seiten des inhaltlichen Teils (Einleitung bis Resümee)<br />
nummeriert werden sollen, ist der Cursor wieder in der Kopfzeile der Einleitung<br />
zu positionieren. Ein Klick auf SCHNELLBAUSTEINE innerhalb der Befehlsgruppe<br />
EINFÜGEN führt unter FELD… zum Aufrufen der Feldfunktion. Wie<br />
in Abb. 35 dargestellt, können nun diverse Anpassungen vorgenommen wer-
Erstellen einer Dokumentvorlage 129<br />
den: Als KATEGORIE ist NUMMERIERUNG, unter FELDNAMEN PAGE und als<br />
FORMAT 1,2,3… einzustellen.<br />
Abb. 37: Feldfunktion Page<br />
Für eine bündige Positionierung der Seitenzahl ist die Vergabe eines Tabstopps<br />
notwendig. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen können Sie,<br />
wie in Abb. 38 dargestellt, den Tabstopp über die Formatvorlage KOPFZEILE<br />
und dort unter FORMAT TABSTOPP… auf die gewünschte Seitenbreite einstellen<br />
und die Tabstopp-Ausrichtung (LINKS) festlegen.<br />
Tabstopp-Vergabe in<br />
der Kopfzeile (bündige<br />
Darstellung des<br />
Kopfzeilentextes)<br />
Abb. 38: Tabstopp der Formatvorlage KOPFZEILE anpassen
130 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Zum anderen ist es auch möglich, eine bündige Positionierung der Seitenzahl<br />
über die Vergabe des TABSTOPP LINKS mit Hilfe des Lineals zu bewirken (Abb.<br />
39):<br />
Abb. 39: Tabstopp links setzen<br />
Römische und arabische<br />
Seitenzählung<br />
als Kombination<br />
Sofern vor Beginn des Fließtextes römisch gezählt werden soll, muss die Seitennummerierung<br />
mit Beginn der Einleitung bei 1 starten. Dazu ist es erforderlich,<br />
die Seitenzahl der Kopfzeile der Einleitung anzuklicken, so dass sie<br />
grau markiert wird. Ein Rechtsklick darauf ruft ein Optionsfeld hervor, wobei<br />
der Befehl SEITENZAHLEN FORMATIEREN... anzuklicken ist.<br />
Abb. 40: Seitenzahlen formatieren<br />
Anpassung der<br />
Zählweise<br />
Im Fenster SEITENZAHLFORMAT ist nun die Zählweise so zu verändern, dass<br />
die Seitennummerierung mit 1 beginnt. Der entsprechende Wert wird bei BE-<br />
GINNEN BEI: vergeben.
Erstellen einer Dokumentvorlage 131<br />
Abb. 41: Seitennummerierung verändern<br />
Sofern die Verzeichnisse vor dem Textbeginn mit einer römischen Paginierung<br />
versehen werden sollen, sind die Arbeitsschritte des Abschnitts „Paginierung<br />
des inhaltlichen Teils der Arbeit“ (siehe 5.3.4) bis auf eine kleine Änderung<br />
zum Ende des Arbeitsschrittes zu wiederholen:<br />
(1) Positionierung des Cursors in der Kopfzeile des ersten Verzeichnisses, das<br />
nummeriert werden soll (hier: Abbildungsverzeichnis);<br />
(2) SCHNELLBAUSTEINE innerhalb der Befehlsgruppe EINFÜGEN anklicken;<br />
(3) FELD… zum Aufrufen der Feldfunktion auswählen;<br />
(4) als KATEGORIE NUMMERIERUNG einstellen, unter FELDNAMEN PAGE auswählen<br />
und das FORMAT auf I, II, III… umstellen.<br />
Zusammenfassung:<br />
Übergang von römischer<br />
zu arabischer<br />
Zählweise<br />
Damit die Seitenzahl rechtsbündig mit dem Text abschließt, muss auch hier<br />
noch der Tabstopp links an den Seitenrand gesetzt und ein entsprechender<br />
Tabstopp vergeben werden. Dieser Arbeitsschritt ist für jedes Verzeichnis zu<br />
wiederholen, das römisch paginiert werden soll (Voraussetzung: Strukturierung<br />
des Dokuments durch Abschnittsumbrüche).<br />
Obwohl in der Kopfzeile die Paginierung fehlerfrei dargestellt wird, kommt es<br />
meistens vor, dass MS Word im Inhaltsverzeichnis die Kombination von römischer<br />
und arabischer Zählweise nicht korrekt abbildet. Um diesen „Fehler“ zu<br />
beheben, müssen Sie innerhalb der römisch paginierten Kopfzeile die Seitenzahl<br />
entsprechend formatieren; die Paginierungsweise muss also noch in das<br />
„Gedächtnis“ von MS Word geschrieben werden. Dazu klicken Sie innerhalb<br />
Fehlerhafte Darstellung<br />
der Seitenzahl<br />
innerhalb des IVZ<br />
beheben
132 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
der Kopfzeile auf SEITENZAHL (Multifunktionsleiste) SEITENZAHLEN FOR-<br />
MATIEREN… und wählen dann das entsprechende und übereinstimmende<br />
ZAHLENFORMAT aus.<br />
5.3.5 Kurzer Exkurs: Literaturverwaltung<br />
Literaturverwaltung:<br />
Citavi<br />
Wie bereits zu Beginn des vierten Kapitels vorgestellt, raten wir bei der Anfertigung<br />
einer wissenschaftlichen Arbeit zur Nutzung eines Literaturverwaltungsprogramms.<br />
Aktuell bietet hierfür Citavi das umfangreichste Funktionsrepertoire<br />
(vgl. Swiss Academic Software 2013):<br />
• Weltweite Recherchefunktion mit Hilfe hochklassiger Datenbanken und<br />
Kataloge sowie Einbindung der eigenen Hochschulbibliothek und dort lizenzierter<br />
Datenbanken;<br />
• Literaturmanagement (inklusive Integration von PDFs und anderen Dokumenten);<br />
• Wissensmanagement zur Speicherung und Auswertung (in)direkter Zitate,<br />
Zusammenfassungen, Bild- oder Dateizitate sowie Kommentaren und eigenen<br />
Gedanken;<br />
• Wissensorganisation anhand eines Kategoriensystems zur Gliederung und<br />
Strukturierung der Inhalte der eigenen wissenschaftlichen Arbeit inklusive<br />
automatischer Skripterstellung;<br />
• Publikationsassistent zur Unterstützung der Zitationsarbeit sowie Bibliographie;<br />
• Aufgabenplanung zur Überwachung der einzelnen inhaltlichen sowie strukturellen<br />
bzw. informellen Arbeitsschritte.<br />
Aufgrund der thematischen Ausrichtung dieser lediglich einführenden Handreichung<br />
und der Komplexität der Möglichkeiten eines Literaturverwaltungsprogramms<br />
können wir an dieser Stelle keine überblicksartige Einführung in<br />
die Arbeitsweise mit einem solchen Programm wie z. B. Citavi oder gar anderen<br />
Applikationen anbieten. Meistens bieten jedoch die Hochschulbibliotheken<br />
oder Kompetenzzentren der Hochschulen entsprechende Schulungen an.<br />
Es ist in jedem Fall ratsam, an einem solchen Kurs teilzunehmen.
Erstellen einer Dokumentvorlage 133<br />
Neben der Benutzung eines Literaturverwaltungsprogramms kann es hilfreich<br />
sein, die zu verwendende Literatur (zusätzlich) mit Hilfe der dafür vorgesehenen<br />
Word-Funktion zu verwalten. Sofern die Arbeitsweise mit dem Publikationsassistenten<br />
(Citavi) nicht zusagt oder falls gänzlich auf ein externes Unterstützungsprogramm<br />
verzichtet wird, sollte zumindest diese Word-Option<br />
genutzt werden. Microsoft bietet ab MS Word 2007 eine Funktion zur Verwaltung<br />
von Literaturquellen entsprechend einer Auswahl etablierter Zitierstandards<br />
an. Aufgrund dieser Eingaben erstellt MS Word ggf. im Anschluss ein<br />
Literaturverzeichnis. Neben der Reduzierung des Zeitaufwands wird somit<br />
auch Fehlern bei der Erstellung des Literaturverzeichnisses vorgebeugt.<br />
Literaturverwaltung<br />
mit MS Word<br />
Die Funktion der Literaturquellenverwaltung von MS Word ist in der Multifunktionsleiste<br />
unter VERWEISE innerhalb der Befehlsgruppe ZITATE UND LITERA-<br />
TURVERZEICHNIS zu finden:<br />
Abb. 42: Zitate und Literaturverzeichnis<br />
Soll im Text ein Zitat mit einer Quellenangabe versehen werden, genügt ein<br />
Klick auf ZITAT EINFÜGEN und NEUE QUELLE HINZUFÜGEN… . Es erscheint<br />
eine Eingabemaske, in der die notwendigen Angaben zur Quelle eingetragen<br />
werden können (Abb. 43). Im unteren Bereich dieses Fensters werden sogar<br />
Beispiele eingeblendet, wie Sie die Eingaben eintragen sollen.<br />
Zitat mittels Word-<br />
Funktion einfügen
134 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 43: Quelle erstellen<br />
Zitat als Feldfunktion<br />
Sind alle notwendigen Informationen eingetragen, reicht ein Klick auf OK und<br />
MS Word erstellt an der Textstelle, wo Sie den Cursor platziert haben, die entsprechende<br />
Quellenangabe. Es wird somit eine Feldfunktion eingefügt, die<br />
diesen Quellenbeleg mit der dazugehörigen Quelle im Quellen-Manager verbindet.<br />
Änderungen der Quellenangabe in der Quellenverwaltung (Quellen-<br />
Manager) oder ein Wechsel des Zitierstils wirken sich automatisch auf die im<br />
Text gesetzten Quellenbelege aus; sie werden entsprechend geändert.<br />
Abb. 44: Quellenbeleg im Text bearbeiten<br />
Zitat in statischen<br />
Text umwandeln<br />
Sollte ein Detail innerhalb der von MS Word erstellten Quellenangabe fehlen,<br />
oder müssen an der Interpunktion Änderungen vorgenommen werden, so kann<br />
diese Feldfunktion in einen statischen Text umgewandelt werden (Abb. 44).<br />
Es ist jedoch zu beachten, dass der dafür notwendige Klick auf ZITAT IN STA-<br />
TISCHEN TEXT KONVERTIEREN auch die Verbindung zwischen Quellenbeleg im<br />
Text und der Quelle im Quellenmanager löst.
Erstellen einer Dokumentvorlage 135<br />
Den Quellen-Manager rufen Sie mit einem Klick auf QUELLEN VERWALTEN auf.<br />
Dieser ist in zwei Verwaltungssysteme untergliedert:<br />
Quellen-Manager<br />
Abb. 45: Quellen-Manager<br />
Alle jemals bzw. zumindest in letzter Zeit verwendeten und in MS Word eingetragene<br />
Quellen werden innerhalb der MASTERLISTE aufgeführt. Die Quellen,<br />
die im aktuellen Dokument verwendet sprich zitiert wurden, sind unter AKTU-<br />
ELLE LISTE aufgelistet. Zur besseren Kennzeichnung sind sie mit einem Haken<br />
(ZITIERTE QUELLE) versehen. Falls Sie denselben Autor/dieselbe Autorin mit<br />
seinem/ihrem Werk im Text erneut zitieren wollen, müssen Sie die Quelle<br />
nicht erneut unter ZITAT EINFÜGEN eingeben. Durch dessen Listung in der<br />
AKTUELLEN LISTE erscheint nach dem Klick auf ZITAT EINFÜGEN das zuvor<br />
zitierte Werk in der Schnellstartliste.<br />
MS Word bietet eine Reihe etablierter Zitierstandards (APA, Chicago, Harvard,<br />
MLA usw.). Welcher Zitierstil angewendet werden soll, können Sie innerhalb<br />
der Befehlsgruppe ZITATE UND LITERATURVERZEICHNIS unter FORMATVORLAGE<br />
festlegen. Wird Ihr bevorzugter Zitierstil nicht aufgeführt, können Sie diesen<br />
nachträglich importieren. Zitierstile und entsprechende Import-Anleitungen<br />
finden sich im Internet<br />
Zur Erstellung des Literaturverzeichnisses genügt nach der Positionierung des<br />
Cursors an der entsprechenden Textstelle ein Klick auf LITERATURVERZEICHNIS<br />
und LITERATURVERZEICHNIS EINFÜGEN.<br />
Master- und Aktuelle<br />
Liste<br />
Zitierstil<br />
Erstellung des Literaturverzeichnisses<br />
(ggf. 13. Schritt)
136 Erstellen einer Dokumentvorlage<br />
Abb. 46: Literaturverzeichnis einfügen<br />
Von der Verwendung der beiden von MS Word vorgeschlagenen Literaturverzeichnisse<br />
(unter LITERATURVERZEICHNIS EINFÜGEN (INTEGRIERT)) raten wir<br />
ab, da automatisch eine Überschrift namens „Literaturverzeichnis“ erstellt<br />
wird, die mit einer (eigenen) Formatvorlage verknüpft ist. Aus dieser Verknüpfung<br />
können Probleme bei der zuvor strukturierten Nummerierung der<br />
Überschriften entstehen, so dass diese Überschrift ebenfalls mit nummeriert<br />
und auch dementsprechend im Inhaltsverzeichnis mit einer Zahl aufgelistet<br />
wird. Auch das Literaturverzeichnis lässt sich genau wie alle anderen generierten<br />
Verzeichnisse zu jedem Zeitpunkt aktualisieren.
Ein Schlusswort 137<br />
6. Ein Schlusswort<br />
„Die Arbeit mag unbekannt bleiben, unansehnlich sein, darf aber nicht unterlassen<br />
werden, damit man in dem Bewußtsein sterben kann, sein Werk getan<br />
zu haben.“ Dieser Satz aus dem 1859 erschienenen Roman „Oblomow“ des<br />
russischen Schriftstellers Iwan A. Gontscharow (1812-1891) mag ungeachtet<br />
seiner pathetischen Anmutung als Leitmotiv für unsere Schrift dienen, wofür<br />
mindestens drei Gründe sprechen:<br />
Zum ersten sind wir von der Notwendigkeit unseres Vorhabens mehr denn je<br />
überzeugt und sehen uns durch die Probleme und Verständnisschwierigkeiten<br />
Studierender in unseren Lehrveranstaltungen wie auch deren zahlreiche Nachfragen,<br />
die uns per E-Mail oder auch persönlich zum Thema gestellt werden,<br />
geradezu aufgerufen, eine eigens darauf abzielende, umfassende (wenn auch<br />
keineswegs vollständige) Handreichung zur Verfügung zu stellen.<br />
Zum zweiten wissen wir um die Unzulänglichkeiten dieses Leitfadens. So gaben<br />
wir u. a. den Versuch auf, die einzelnen Teile (Kapitel 1 bis 3 von Bernhard<br />
Rohde, Kapitel 4 und 5 von Oliver Zetsche) stilistisch einander anzugleichen,<br />
bald wieder auf. Inzwischen begreifen wir es sogar als Bereicherung,<br />
dass zwei Lehrende sich auf unterschiedliche Weise eines Themas annehmen<br />
und dieses dann jeder auf seine Art dem/der Leser/in zu vermitteln suchen. –<br />
Des Weiteren verzichteten wir (vorerst noch) auf die Anfertigung eines möglicherweise<br />
hilfreichen Stichwortverzeichnisses zugunsten eines vertretbaren<br />
Erscheinungstermins.<br />
Zum dritten hoffen wir auf die Chancen qualifizierter Rückmeldungen sowohl<br />
von studentischer als auch von lehrender Seite. Nichts ist perfekt und für die<br />
Ewigkeit geschaffen; uns deshalb ahnen wir auch bereits, dass wir uns künftig<br />
mit Ergänzungen und Korrekturen unseres Textes beschäftigen werden müssen.<br />
Aber das ist ausdrücklich erwünscht, denn es ist und bleibt eben ein erheblicher<br />
Unterschied, ob ich schreibender Verfasser oder lesende/r Studierende/r<br />
bin; und was uns möglicherweise völlig klar und leicht eingänglich<br />
vorkommen mag, muss deshalb für Studierende nicht zwangsläufig gleichermaßen<br />
verständlich, widerspruchsfrei und in der Studienpraxis umsetzbar erscheinen.
138 Ein Schlusswort<br />
Wir wissen, dass es immer Zweifels- und Problemfälle geben wird und auch wir<br />
hier nicht auf jede denkbare Schwierigkeit eingehen konnten geschweige<br />
denn annehmen, nun den Stein der Weisen gefunden zu haben. Wir können<br />
grundsätzlich deshalb nur zum eigenen Durchdenken und Abwägen der Möglichkeiten<br />
raten und weisen ausdrücklich auf die weiterführende Lektüre hin.<br />
Die selbstkritische Rückschau auf unser Werk führte uns auch immer wieder zu<br />
unseren Erfahrungen mit Verhaltens- bzw. Vorgehensweisen Studierender bei<br />
der Anfertigung ihrer schriftlichen <strong>Arbeiten</strong>, die wir in zahlreiche Fragen umformulierten<br />
und zu beantworten suchten. Deshalb hoffen wir, dass künftig<br />
Studierende z. B.<br />
• bei der Suche nach käuflich erhältlichen Fachbüchern nicht ausschließlich<br />
die Website eines großen Internetversandhandels aufrufen (dessen Name<br />
an den größten Fluss der Erde erinnert) und statt dessen primär die Gesamtkataloge<br />
des Buch(groß)handels zu Rate ziehen;<br />
• die wichtigsten Fachzeitschriften für Soziale Arbeit bzw. ihrer Bezugswissenschaften<br />
als reguläre Quelle jeder Recherchearbeit intensiv berücksichtigen;<br />
• weithin unbekannte Formatierungsfunktionen (wie u. a. Silbentrennung,<br />
Abschnittswechsel, Absatzkontrolle) in ihr technisches Handlungsrepertoire<br />
aufnehmen;<br />
• allen fremden Texten, vor allem aber solchen aus dem Internet, mit kritischer<br />
Distanz und Skepsis gegenübertreten (was folglich auch für unseren<br />
Leitfaden gilt).<br />
„Damit wollen wir uns bescheiden“ lautet der letzte Satz in dem Roman „Die<br />
Feuerzangenbowle“ (1933) von Heinrich Spoerl (1887-1955), und in dieser<br />
Erwartungshaltung wollen wir es nun (zunächst) auch gut sein lassen.
Literaturverzeichnis 139<br />
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