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IM EINSATZ 3/2014

Elbe Hochwasser Wasserrettung

Elbe Hochwasser
Wasserrettung

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hatte schon nach vierzehn Tagen ihr Interesse<br />

am Jahrhundert-Hochwasser in Deutschland<br />

verloren.<br />

Abfahrt<br />

Die Abfahrt des 24 Fahrzeuge umfassenden<br />

Konvois der Feuerwehrbereitschaft des Kreises<br />

Pinneberg war um 4.00 Uhr morgens vom<br />

Marktplatz in Pinneberg angesetzt. Nach<br />

Einweisung in „Kolonnenfahrt“ sowie die<br />

Bekanntgabe der Fahrroute und die Verabschiedung<br />

durch den Kreisbrandmeister setzte sich<br />

der Blaulicht-Wurm Richtung Perleberg in Sachsen-Anhalt<br />

in Bewegung. Wir fuhren mit ca. 70<br />

km/h in ein Katastrophengebiet, um zu helfen.<br />

Die Aufgaben sollten Deichsicherung, Wasser<br />

pumpen sowie die medizinische Versorgung<br />

der Einsatzkräfte und der Bevölkerung sein.<br />

Schon auf der Fahrt wurde klar: Es wird heiß.<br />

Um 7.00 Uhr eine kurze Pause auf dem Rastplatz<br />

Gudow, es waren bereits 26 °C, die Sonne<br />

war aufgegangen und über uns ein strahlend<br />

blauer Himmel. Mit Sonnencreme eingerieben<br />

und Sonnenbrille auf der Nase fuhren wir weiter.<br />

Und immer an den Einsatzbefehl denkend,<br />

aber was soll da schon sein? Die paar Pfützen,<br />

hier und da mal einen Keller auspumpen, das<br />

ist doch mit links gemacht. Und die Deichsicherung?<br />

Plattschaufel raus, etwas Sand drauf,<br />

schön feststampfen und rüber mit der Gras-<br />

Saat. Kann doch alles nicht so schlimm sein.<br />

Wie gesagt, die Presse sprach schon seit Tagen<br />

nicht mehr über das Jahrhundert-Hochwasser.<br />

Um 9.00 Uhr zeigte das Thermometer bereits<br />

29 °C. Die Stimmung war – wie das Wetter<br />

– super und stieg mit der Temperatur um die<br />

Wette. So fuhren wir geradewegs in unseren<br />

Bereitstellungsraum.<br />

Warten, warten und nochmal warten<br />

Bei mittlerweile 36 °C war der Tross im Bereitstellungsraum<br />

angekommen und zum ersten<br />

Mal wurde der Auftrag mit der Realität abgeglichen<br />

und gedanklich in Frage gestellt. Die<br />

Natur um uns herum lechzte nach Schatten<br />

und Wasser. Der Boden hatte seit Wochen keinen<br />

Regen mehr gesehen, er war steinhart und<br />

staubtrocken. Weit und breit keine Spur vom<br />

Hochwasser.<br />

Mit uns stand noch eine weitere Bereitschaft<br />

im Raum und wartete. Das Schlimme war nur:<br />

Die Jungs warteten schon seit drei Tagen auf<br />

einen Einsatzauftrag, der sie dann in ein entsprechendes<br />

Einsatzgebiet führen sollte. Und<br />

während man so bei 39 °C zusammen wartete,<br />

fragte man sich, was hier eigentlich los ist.<br />

„Wo ist das Hochwasser? Wem kann man helfen?<br />

Und wieso stehen hier Einsatzkräfte mit<br />

Pumpen drei Tage lang nur herum?“ Nach einer<br />

zweistündigen Wartezeit wurde die Einsatzleitung<br />

zum 120 km weit entfernten Krisenstab<br />

beordert, um dort den Einsatzabschnitt zu erfahren.<br />

Auf die Gedanken und Umsetzungen einiger<br />

Befehle möchte ich hier einmal gesondert eingehen:<br />

• Es wurden motivierte Helfer in einen Bereitstellungsraum<br />

geschickt und ließ sie<br />

dann bei hoher Temperatur fast sechs Stunden<br />

lang auf einem staubtrockenen Acker<br />

warten.<br />

• Die Einsatzleitung wurde zum Krisenstab<br />

beordert, der ca. 120 km weit entfernt war,<br />

damit sie dort den Einsatzraum zugewiesen<br />

bekommt.<br />

• Im Anschluss daran durfte die Einsatzleitung<br />

wieder 120 km in den Bereitstellungsraum<br />

zurückfahren, um erneut dann mit<br />

dem ganzen Konvoi abermals diese 120 km<br />

in das Einsatzgebiet zu fahren.<br />

Im Einsatzgebiet<br />

Bei unserer Ankunft am Einsatzort in Kamern<br />

im Landkreis Stendal begrüßte uns die abzulösende<br />

Feuerwehr freudig und erleichtert. Die<br />

ersten Gedanken, die einem durch den Kopf<br />

schossen: „Wie sehen die Kameraden denn aus?<br />

Total verschwitzt, dreckig und von Mücken<br />

zerstochen.“ Dazu hatten alle Augenringe, die<br />

für jeden Pandabär eine Ehre gewesen wären.<br />

Abb. 2: Vor dem Einsatz:<br />

Warten auf einem staubtrockenen<br />

Acker<br />

Sven Vasel<br />

Rettungsassistent,<br />

Praxisanleiter, Stellv. Leiter<br />

Rettungswache Pinneberg<br />

Gehrstücken 3<br />

25421 Pinneberg<br />

RETTUNG/SANITÄT<br />

21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 117<br />

<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />

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