IM EINSATZ 3/2014
Elbe Hochwasser Wasserrettung
Elbe Hochwasser
Wasserrettung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
RETTUNG/SANITÄT<br />
Waldgebiet schaute und nichts als Bäume sah,<br />
die bis zu 1,50 m tief im Wasser standen. Vieles<br />
erinnerte an TV-Aufnahmen vom Regenwald<br />
oder aus dem Amazonasgebiet. Basketballkörbe<br />
auf einer Höhe mit der Wasserlinie, Häuser,<br />
von denen nur noch das Obergeschoss zu<br />
sehen war. Überall ölhaltiges Wasser und ein<br />
modriger feuchter Gestank, der durch das ganze<br />
Dorf zog. Und tatsächlich lebten in diesen<br />
Häusern noch Menschen – ohne Wasser, ohne<br />
Toiletten und ohne Hoffnung. Und trotzdem<br />
wollten diese Menschen ihren Grund und Boden<br />
nicht aufgeben. Sie wurden in der ganzen<br />
Zeit durch die Dorfgemeinschaft mit Lebensmittelpaketen<br />
versorgt. Es gab keine Infrastruktur<br />
mehr. Bewohner, deren Häuser höher lagen,<br />
mussten Arbeitswege von bis zu 180 km täglich<br />
bewältigen.<br />
Erschütternd war auch ein persönliches Gespräch<br />
mit einem Landwirt, der seine Gerätschaften<br />
zwar in Sicherheit bringen konnte, da<br />
seine Scheune erhöht lag, aber sein Vieh nicht<br />
mehr retten konnte, da das Wasser zu schnell gekommen<br />
war. Dieser Landwirt fühlte sich zwar<br />
nach eigenen Aussagen jetzt wie ein Hallig-<br />
Bauer, doch fragte er im gleichen Atemzug, ob<br />
ich seine Gerätschaften (riesige Traktoren und<br />
anderes Gerät) haben wolle, da er nie wieder als<br />
Landwirt arbeiten werde und könne. Sein Land<br />
sei, auch wenn das Wasser irgendwann einmal<br />
weg sein werde, total kontaminiert und nicht<br />
mehr für den Bio-Anbau brauchbar.<br />
Wathose löcherig geworden. Sohlen lösten sich<br />
von den Gummistiefeln, weil das Wasser so<br />
sehr mit Chemikalien kontaminiert war. Zu<br />
diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht, wie<br />
man mit dieser Kontamination umgehen sollte,<br />
da hier ein Abpumpen nur zu einer Kontaminationsverschleppung<br />
geführt hätte. Aber auch<br />
weitere Gespräche ließen uns nachdenklich<br />
werden, z.B. mit einer älteren Dame, die Rat<br />
bei uns suchte, weil sie keine Entwässerungstabletten<br />
mehr hatte. Sie erklärte, dass sie zwar<br />
fast zu ihrem Hausarzt schauen könne, aber<br />
aufgrund der Sprengungen und der zerstörten<br />
Straßen nun einen Umweg von 140 km fahren<br />
müsse. Solche und ähnliche Fragen stellen einen<br />
Rettungsdienst schnell vor Probleme, denn im<br />
Normalfall würden solche Patienten zum Hausarzt<br />
bzw. in ein Krankenhaus gebracht werden.<br />
Deshalb sollte, wenn man sich in solche Einsätze<br />
begibt, auf jeden Fall eine ausgiebige<br />
Abb. 6: Ununterbrochener<br />
Pumpeneinsatz, damit das<br />
Wasser im Dorfkern nicht<br />
weiter ansteigt<br />
Abb. 7: Mit etlichen Pumpen<br />
wurde das Wasser in die<br />
angelegten Ablaufrinnen<br />
gepumpt<br />
Ich wusste, was er meinte. Einigen Einsatzkräften<br />
ist bei der Arbeit in den Vorgärten die<br />
21. Jahrgang · Juni <strong>2014</strong> · 119<br />
<strong>IM</strong> <strong>EINSATZ</strong><br />
15