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BETREUUNG UND KITAS Familienstrukturen unterliegen heutzutage einem zunehmend dynamischen gesellschaftlichen Wandel. Ob es sich nun um die klassische Vater-Mutter-Kind- Konstellation, eine Patchwork-Familie oder einen alleinerziehenden Elternteil handelt – Familie ist überall dort, wo Kinder sind. Um allen Familienstrukturen ein gleiches Maß an Chancengerechtigkeit zu gewähren – auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – und eine ideale Förderung aller Kinder zu ermöglichen, bedarf es einer umfassenden, qualitativ hochwertigen Betreuungsinfrastruktur. Eltern brauchen eine echte Wahlfreiheit in der Entscheidung, wie sie ihre Kinder betreuen lassen möchten – selbstständig, in der Kita oder durch eine Tagesmutter. Denn Kinder sind unser höchstes Gut und die Zukunft, in die wir investieren müssen! 16 DEUTSCHE KINDERHILFE
Das bedeutet, dass auf den massiven Ausbau der Kindertageseinrichtungen zum 01. August 2013 eine massive Qualitätsinitiative folgen muss. Die Politik bleibt hier weiterhin in der Pfl icht. Dabei ist die Qualität der Frühförderung von Kindern entscheidend für ihren weiteren Lebensweg. Es muss ein ganzheitlicher Blick auf Bildung, Erziehung und Betreuung geworfen werden. Zudem muss die Betreuungsqualität mindestens nach den Vorgaben des Bundeskinderschutzgesetzes gesichert werden. Im Rahmen des massiven Ausbaus war dies aufgrund des an den Tag gelegten politischen Aktionismus leider nicht immer der Fall. Um eine hochwertige Betreuung zu garantieren, müssen mannigfaltige Herausforderungen bewältigt werden. Beispiel: Zu wenig Personal bei zu großen Gruppen Die altersund entwicklungsspezifische Förderung bleibt in großen und willkürlich zusammengestellten Gruppen auf der Strecke. Die Deutsche Kinderhilfe fordert daher einen Betreuungsschlüssel von 1:3 – eine Erzieherin auf drei Kinder! Beispiel: Die gesellschaftliche Anerkennung für pädagogische Fachkräfte muss gefördert und unterstützt; ihre Fort- und Weiterbildung systematisch angepasst und gesichert werden Die derzeitige Betreuungssituation muss sich drastisch ändern. Sowohl Erzieherinnen und Erzieher als auch Tagesmütter arbeiten für ein geringes Gehalt, oftmals nur mit befristeten Verträgen. Trotzdem sehen sie sich hohen psychischen und körperlichen Belastungen ausgesetzt. Die Deutsche Kinderhilfe macht sich deshalb unter anderem für eine betriebliche Mitbestimmung, einen gesundheitsverträglichen sowie altersund alternsgerechten Arbeitsplatz und eine gerechte Bezahlung stark. Das Ziel: Die tatsächliche Entlastung aller Beteiligten statt Placebo-Maßnahmen. Beispiel: Die Finanzierung der Kindertageseinrichtungen muss entsprechend der Aufgaben angeglichen und gesichert werden – idealerweise sollte sie vereinheitlicht werden Ärmere Kommunen erheben meist höhere Gebühren von Gutverdienern als wohlhabende Gemeinden und in Ostdeutschland liegen die Gebühren im Durchschnitt niedriger als in Westdeutschland. In einigen Kommunen beträgt der Höchstbetrag für einen Betreuungsplatz weit mehr als 600 Euro (etwa in Nordrhein-Westfalen), Geld für Essen und Windeln ist dabei nicht eingerechnet. In den neuen Bundesländern zahlen Eltern fast immer weniger als im Westen. So kostet beispielsweise eine Vollzeitbetreuung in Halle an der Saale maximal 150 Euro pro Monat. Kommunen sind bei der Festlegung der Gebühren mit dem schwierigen Problem konfrontiert, finanzielle Not und sozialpolitische Faktoren miteinander zu vereinbaren! Die Deutsche Kinderhilfe arbeitet auf politischer Ebene unter Beteiligung kommunaler Akteure daran, die Finanzierungsstruktur und damit die Qualität in der Kinderbetreuung zu verbessern. Im Vordergrund sollten stets die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Eltern und nicht die prekäre Haushaltssituation der Kommunen stehen! NORBERT HOCKE WENN HERAUSFORDERUNGEN ZU ÜBERFORDERUNGEN FÜHREN: RECHTSANSPRUCH UMSETZEN – QUALITÄT AUSBAUEN – FACHKRÄFTE GEWINNEN Größer könnten die Herausforderungen wohl kaum sein: Den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab September 2013 erfüllen; die Qualität in den Tageseinrichtungen für Kinder halten bzw. verbessern; genügend sozialpädagogische Fachkräfte für die Tageseinrichtungen für Kinder gewinnen. Die Politik hat sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen übernommen. Herausforderungen sind Überforderungen geworden und werden an die Einrichtungen weitergegeben. Das Bundesjugendkuratorium hat vor dieser Entwicklung gewarnt. Überforderungen führen zu Maßnahmen, die auf Dauer die Einrichtungen beschädigen werden. Ohne ausreichend qualifi ziertes Personal wird die Qualität – unter den jetzigen Rahmenbedingungen – nicht zu halten sein. Quereinsteiger sowie Personal aus anderen pä- DEUTSCHE KINDERHILFE 17
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