DAS MAGAZIN - Verlag Volker Herrmann Soziales Marketing
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Kinder lernen von Anfang an, schon als Säugling. Mit<br />
zunehmendem Wahrnehmungsvermögen, Denkvermögen<br />
und den gemachten Erfahrungen nehmen die<br />
kognitiven, motorischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten<br />
zu. Im Verlauf ihrer Entwicklung sind Kinder in<br />
der Lage, ihr Gefahrenbewusstsein zu entwickeln.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für das entstehende Gefahrenbewusstsein<br />
ist die Entwicklung der Sinne und<br />
der Koordination. Es lassen sich Entwicklungsstufen<br />
festlegen, die Kinder bei durchschnittlichem Entwicklungsverlauf<br />
erreicht haben sollten. Allerdings wird mit<br />
zunehmendem Alter der Kinder die Varianz der Entwicklung<br />
größer.<br />
Sicherheitserziehung muss sich an den individuellen Entwicklungsschritten<br />
orientieren. Kinder wollen die Welt<br />
erfahren, wollen lernen und sind lernfähig. Erziehen<br />
heißt, dieses Lernpotenzial zu fördern und zu lenken.<br />
Während Sicherheitserziehung von Kindern auf der einen<br />
Seite zur Prävention von Verletzungen beitragen<br />
kann, ist auf der anderen Seite die Aufklärung von Eltern<br />
und das Schaffen einer kindersicheren Umgebung<br />
eine weitere wesentliche Präventionsstrategie.<br />
Im Vergleich zu Ländern der Spitzengruppe wie Holland<br />
und Schweden wird erkennbar, dass in Deutschland<br />
das Potential zur Unfallvermeidung nicht ausgeschöpft<br />
ist. Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für<br />
Kinder“ hat bereits 2007 im „Child Safety Action Plan“<br />
das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2012 die Kinderunfallprävalenz<br />
um 20 % zu senken. Dieses Ziel wird durch<br />
Umsetzung der „Empfehlungen zur Weiterentwicklung<br />
der Kinderunfallprävention in Deutschland“ verfolgt.<br />
Kern der Empfehlungen sind fünf Teilziele, deren wesentliches<br />
Element die Erhöhung der „Kompetenz von<br />
Kindern und Eltern im Umgang mit Unfallrisiken“ ist.<br />
Trotz dieser Pläne, der Aufklärungsarbeit engagierter<br />
Organisationen und häufi ger Berichte zu tragischen<br />
Kinderunfällen in der Presse, fi ndet das Thema „Unfallprävention<br />
im Kindesalter“ bei Eltern, Hebammen,<br />
öffentlichen Gesundheitsdiensten und teilweise selbst<br />
Kinderärzten zu wenig ernsthafte Beachtung. Und<br />
auch in dem zum 1. Januar 2012 in Kraft getretenen<br />
Bundeskinderschutzgesetz, dessen Ziel es ist, „das Wohl<br />
von Kindern und Jugendlichen zu schützen und ihre<br />
körperliche, geistige und seelische Entwicklung zu fördern“<br />
(BKiSchG, 2011), sind Maßnahmen zur Unfallverhütung<br />
nicht explizit berücksichtigt.<br />
Für die Effektivität von Präventionsmaßnahmen ist es<br />
wichtig, Zugangswege und Methoden der Informationsvermittlung<br />
zu entwickeln, mit denen Familien<br />
erreicht, Sicherheitshinweise verstanden und sicherheitsfördernde<br />
Verhaltensweisen angenommen werden.<br />
Informationen zur Verhütung von Kinderunfällen<br />
können mittels unterschiedlicher Ansätze verbreitet<br />
werden. Präventionsprogramme können aus individuellen<br />
Aufklärungsmaßnahmen bestehen, die sich an<br />
Eltern, Kinder oder Erzieher richten. Eine weitere mögliche<br />
Strategie ist, öffentliche Einrichtungen wie Schulen<br />
oder Kindergärten als Zielgruppe anzusprechen.<br />
Kampagnen können über die Massenmedien geführt<br />
werden, womit oft kurzfristig ein erhöhtes Interesse an<br />
sicherheitsrelevanten Themen geweckt werden kann.<br />
Nach dem derzeitigen Forschungsstand ist eine Addition<br />
unterschiedlicher Vorgehensweisen als sinnvoll<br />
einzuschätzen. Individuelle Aufklärungsmaßnahmen<br />
in Kombination mit dem Angebot, Sicherheitsartikel<br />
günstiger zu erwerben, scheinen zu einem erhöhten<br />
Interesse am Thema Sicherheit zu führen. Der Wunsch,<br />
die eigene Umgebung sicherer zu gestalten, beeinfl<br />
usst langfristig das Verhalten. Elterninformation über<br />
bestimmte Verletzungsarten und deren Folgen führt<br />
zu einem besseren Wissensstand, ob letztlich so die<br />
Unfallzahlen reduziert werden können, ist bislang nicht<br />
erforscht. Zugangswege und Informationsvermittlung<br />
müssen weiter entwickelt werden, so dass die betroffenen<br />
Familien erreicht, Sicherheitshinweise verstanden<br />
und sicherheitsfördernde Verhaltensweisen angenommen<br />
werden.<br />
Unfallprävention muss ein vielschichtiges Konzept haben,<br />
um effektiv sein zu können. Es geht dabei nicht<br />
nur um Wissensvermittlung an Kinder und Eltern, sondern<br />
auch um Kenntnis der Lebensgewohnheiten und<br />
Wohnverhältnisse, um kulturelle, religiöse und Erziehungsfragen<br />
und nicht zuletzt um die spezifi sche Erfahrung<br />
von Gefahr und Schutz, Risiko und Sicherheit.<br />
Zur „Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für<br />
Kinder e.V.“ (BAG):<br />
Die „Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für<br />
Kinder e.V.“ (BAG) mit Sitz in Bonn ist ein bundesweit<br />
tätiger Verein. Die BAG informiert durch Veröffentlichungen<br />
auf ihrer Webseite www.kindersicherheit.de<br />
und in ihrem Internetforum www.elternforum-kindersicherheit.de<br />
über Kinderunfälle und deren Verhütung<br />
und gibt zahlreiche Broschüren zur Kindersicherheit<br />
heraus. Gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern,<br />
darunter das Bundesgesundheitsministerium, Penaten,<br />
der Kneipp-Bund und die SIGNAL IDUNA Gruppe setzt<br />
sich die BAG dafür ein, Kinderunfälle zu reduzieren,<br />
innovative Präventionsmaßnahmen sowie Kooperationen<br />
auf nationaler und internationaler Ebene voranzubringen.<br />
Mitglieder sind unter anderem Ärzte- und<br />
Sportverbände sowie Rettungsorganisationen und<br />
technische Dienstleister.<br />
DIE AUTORINNEN:<br />
Dr. Stefanie Märzheuser<br />
Kinderchirurgin in der Charité, Campus Virchow-Klinikum,<br />
Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr<br />
Sicherheit für Kinder e.V., Mitglied im Beirat der Deutschen<br />
Kinderhilfe<br />
Martina Abel<br />
Geschäftsführerin der BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V.<br />
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DEUTSCHE KINDERHILFE