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12 24. Juni 2011 /Nr. 25 DieSparkassenZeitung<br />
dossier: neue arbeitswelt<br />
Die Zukunft liegt in der Cloud<br />
anwendungen nach bedarf<br />
aus der wolkebeziehen<br />
Spätestens seit der letzten Cebit sehen<br />
sich Unternehmen und Verbraucher<br />
in Sachen IT mit einer omnipräsenten<br />
Botschaft konfrontiert: Die Zukunft<br />
liegt in der Cloud. Werseine IT-Anwendungen<br />
nicht mehr stationär vorhalten<br />
muss, sondern ganz nach Bedarf<br />
aus der Wolke von jedem beliebigen<br />
Arbeitsplatz ausbeziehen kann, spart<br />
Kosten und ist flexibler.<br />
detlev Klage<br />
Finanz informatik<br />
Viele Sparkassen beziehen bereits<br />
ganze Infrastrukturen und virtuelle<br />
Arbeitsplätze <strong>als</strong> Cloud-<br />
Dienste von der Finanz Informatik. In<br />
Zukunft wirddiese auch Anwendungen<br />
und Prozesse im Sinne eines Cloud-Services-Providers<br />
der Sparkassenorganisation<br />
bereitstellen. Cloud-Computing<br />
ist auf dem besten Wege, die Art und<br />
Weise tief greifend zu verändern, wie<br />
Menschen und Unternehmen sich und<br />
ihre Arbeit organisieren. Das Konzept<br />
klingt einfach, und doch kommt esin<br />
vielen Bereichen einer Revolution<br />
gleich. Konsequent zu Ende gedacht,<br />
bedarf ein Rechner kaum noch eigener<br />
Intelligenz, denn die liegt bei den<br />
Cloud-Dienstleistern.<br />
DieDefinition der Cloud variiert je<br />
nach Anbieter. ImKern geht es jedoch<br />
darum, dass die Anwender-Daten, Anwendungen<br />
oder Rechnerkapazitäten<br />
nicht mehrinfesten Größen einkaufen,<br />
sondern aus dem Internet oder einem<br />
Intranet herausentweder vorabindefiniertenGrößen<br />
zur Mietebeziehen oder<br />
sogar ganz nach Bedarf aufrufen und<br />
verbrauchsabhängig bezahlen.<br />
Viele Unternehmen beziehen bereits<br />
heute einfache Standardanwendungen<br />
wie Mail- und Kalender- Funktionalitäten<br />
oder Textverarbeitungsprogramme<br />
<strong>als</strong> Cloud-Services. Zu den Vorreitern<br />
des Cloud-Computings gehören<br />
große, meist US-amerikanische Internetkonzerne<br />
wie Google, Amazon oder<br />
eBay, aber auch der Softwarehersteller<br />
Microsoft oder neuerdings der Hardwareanbieter<br />
Apple. Durch die hochgradig<br />
standardisierten Angebote entstehen<br />
immense Kostenvorteile. Allerdings<br />
zu dem Preis, dass die eigenen<br />
Daten auf Server in fernen Ländern<br />
wandern. Dort gelten oft andereGesetzte<br />
<strong>als</strong> bei uns, und die Informationen<br />
befinden sich in der Hoheit eines fremden<br />
Konzerns, der auch anderen Gesetzgebungen<br />
und Regularien unterliegt.<br />
Daherfällt es oftm<strong>als</strong> schwer, die<br />
notwendige Transparenz, was mit den<br />
Daten geschieht und wie sicher sie sind,<br />
zu bekommen. Konzepte wie Amazon<br />
Google und Co.sie anbieten, werden unter<br />
dem Oberbegriff „Public Cloud“ zusammengefasst.<br />
Dieser öffentlichen Wolke, die für<br />
alle Internetnutzer nutzbar ist, steht die<br />
sogenannte„PrivateCloud“ gegenüber.<br />
Hier bezieht eine geschlossene Gruppe<br />
vonNutzern IT-Servicesvon einem definierten<br />
Partner über eine hoch sichere<br />
IT-Infrastruktur. In diesem Sinne betreibt<br />
die Finanz Informatik schon<br />
längst Vorstufen einer PrivateCloud bei<br />
den Kernbanksystemen und verbindet<br />
damit Sicherheit mit den Vorteilen der<br />
neuen Technologien.<br />
Die Finanzdienstleistungsbranche<br />
gehört Analysten zufolge zu den Vorreitern<br />
des Cloud-Computings im professionellen<br />
Umfeld. Begründet wird<br />
das durch die Tatsache, dass diese Branche<br />
schon lange stark durch Outsourcing<br />
geprägt ist und mit großen Dienstleistern<br />
zusammenarbeitet, die hohe<br />
Volumina an Daten und Rechenkapazitätauf<br />
sich vereinen. In derSparkassen-<br />
Finanzgruppe übernimmt diese Aufgabe<br />
die Finanz Informatik.<br />
Ein Schlüssel zum Cloud-Computing<br />
ist die sogenannteVirtualisierung.<br />
Durch „virtuelle Maschinen“ werden<br />
dabei nach Bedarf Rechnerkapazitäten<br />
und Infrastrukturen simuliert, die physisch<br />
in dieser Form gar nicht existieren.<br />
Erst dadurch entsteht die ungeheure<br />
Dynamik und Flexibilität, die es<br />
braucht, um für einen extrem großen<br />
Nutzerkreis Kapazitäten schnell, kosteneffizient<br />
und ganz nach Bedarf zur<br />
Verfügung zu stellen. Als Instrument<br />
zur Kostensenkung hat die Finanz Informatik<br />
bereits früh auf Virtualisierung<br />
gesetzt. Dank der Service-Orientierten<br />
Architektur (SOA) von OSPlus<br />
bietet sie zudem bereits seit Jahren ein<br />
verbrauchsorientiertes Abrechnungsmodell<br />
an, das dem Cloud-Ansatz der<br />
„Payper-Use“-Abrechnung sehr nahe<br />
kommt. Damit ist die Infrastruktur der<br />
Finanz-Informatik Cloud-fähig. Das Angebot<br />
wird nun systematisch imSinne<br />
einer PrivateCloud für die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe ausgebaut.<br />
Bereits heute beziehen Sparkassen,<br />
die im Rahmen des IT-Service-Angebotes<br />
IT-Infrastrukturen bei der Finanz<br />
Informatik konsolidieren, einzelne<br />
Dienstleistungen aus der Cloud. Es<br />
handelt sich um ein Basisangebot an<br />
standardisierten Diensten, die für alle<br />
Sparkassen gleich sind und individuell<br />
ausgewähltwerden können. Als nächste<br />
Evolutionsstufeist die Bereitstellung<br />
eines weniger komplexen und damit<br />
kostengünstigeren IT-Service 2.0 im<br />
Sinne eines Cloud-Angebots in Arbeit.<br />
Die Private Cloud der nahen Zukunft<br />
wird auch individuelle Anwendungen<br />
und OSPlus-Komponenten beinhalten.<br />
Allerdings folgt die Finanz Informatik<br />
nicht in allem der reinen Lehre<br />
der Cloud. Gemäß dem Grundsatz die<br />
größtmögliche Offenheit der Systeme<br />
zu gewährleisten, stellt sie sicher, dass<br />
sie sich nicht einseitig abhängig voneiner<br />
einzelnen Technologie macht. Damit<br />
wahrt sie sich größtmögliche Flexibilität.<br />
Denn der nächste Innovationssprung<br />
kommt bestimmt. Die Eckpfeiler<br />
der IT-Strategie der Finanz Informatik –<br />
Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
–haben selbstverständlich<br />
auch in der Cloud oberstePriorität.<br />
Das ist nicht trivial, denn während die<br />
Komplexität auf Kundenseite sinkt,<br />
steigt sie für den Betreiber der Cloud erheblich.<br />
Der OSPlus-Arbeitsplatz der Zukunft<br />
kommt aus der Cloud. Weitere<br />
Einsparungen bei größerer Effizienz<br />
werden sich dadurch realisieren lassen.<br />
Jederzeit und von jedem Ort können<br />
Sparkassenmitarbeiter dann bankfachliche<br />
Anwendungen fast wie Strom<br />
ausder Steckdosebeziehen. Und das zu<br />
geringeren Kosten und bei reduzierter<br />
Komplexität.<br />
Mithilfevon Cloud-Computing können große Serverkapazitäten, Software und Netzwerke<br />
genutzt werden –obmit Computer,Laptop oder iPad.<br />
Foto dpa<br />
Sparkasse Meißen bildet Berufsfremde in einer berufsbegleitenden Ausbildung aus<br />
Straffes Programm für den späteren Einsatz im Markt<br />
Seit einigen Jahren ist die Sparkasse<br />
Meißen –wie viele andere Unternehmen<br />
– mit dem Problem konfrontiert,<br />
dass die Gewinnung vonAuszubildenden<br />
und BA-Studenten immer schwieriger<br />
wird, bedauert Rolf Schlagloth,<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Meißen und Fachvorstand für den Bereich<br />
Personalmanagement.<br />
Schlagloth meint, „dass die Anzahl<br />
der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse<br />
trotz größter<br />
Anstrengungen von dem derzeit sehr<br />
niedrigen Niveau aus nicht gesteigert<br />
werden kann.“ Dabei bildet die Sparkasse<br />
grundsätzlich nur für den Eigenbedarf<br />
aus –und während in den vergangenenJahren<br />
die acht bis zehn angebotenen<br />
Ausbildungsplätze immer noch<br />
besetzt werden konnten, ist dies der<br />
Sparkasse für das am 1. September startende<br />
Ausbildungsjahr bislang noch<br />
nicht gelungen. „Deshalb hat sich der<br />
Vorstand der Sparkasse Meißen im Jahr<br />
2008 zu einem – aufden ersten Blickungewöhnlichen–Schritt<br />
entschieden“, so<br />
Schlagloth. „Seit dem 1. März 2009 bildet<br />
die Sparkasse Berufsfremde in einer<br />
einjährigen berufsbegleitendenAusbildung<br />
zur/zum Sparkassenkauffrau/<br />
Sparkassenkaufmann aus.“<br />
Hintergrund dieser Entscheidung<br />
war die Beobachtung, dass auf dem Arbeitsmarkt<br />
durchaus Arbeitssuchende<br />
vorhanden sind –diese aber nicht den<br />
Weg zur Sparkasse finden. Über die<br />
Gründe dafür gibt es unterschiedliche<br />
Auffassungen –teilweise mangelnde<br />
Ausbildung, teilweise bereits mehrere<br />
gescheiterte Karrieren, teils einfach<br />
auch nurUnkenntnisüber freie (Ausbildungs-)<br />
Stellen. ImJahr 2008 schaltete<br />
die Sparkasse Meißen dann die erste<br />
Anzeige für ihr Quereinsteiger-Programm.<br />
Auf diese Anzeige meldeten<br />
sich über 100 Interessenten –unter anderem<br />
Verkäuferinnen, Porzellanmaler,<br />
Rettungsassistenten, Meister des Schuhhandwerkes,<br />
Straßenbauer, Juristen,Diplom-Ingenieure,<br />
Restaurantfachkräfte<br />
etc. im Alter von 20bis 55 Jahren. Fragen<br />
wie „Wollten Sie sich schon immer<br />
einmal beruflich verändern?“, „Schlägt<br />
IhrHerz fürden Vertrieb?“, „Haben Sie<br />
Freude amUmgang mit Menschen?“<br />
und „Arbeiten Sie gern zielorientiert in<br />
einem dynamischenTeam?“ hatten die<br />
Bewerber überzeugt, die geboteneChance<br />
nutzen zu wollen.Die erstm<strong>als</strong> zum 1.<br />
März 2009 gestarteteAusbildung dauert<br />
ein Jahr und ist laut Institut somit deutlich<br />
kürzer <strong>als</strong> die Ausbildung zur/zum<br />
Bankkauffrau/Bankkaufmann. Außerdem<br />
werden die Quereinsteiger bedarfsgerecht<br />
und stellenbezogen ausgebildet.<br />
Das Ausbildungsprogramm ist dabei<br />
sehr hart. „Die Quereinsteiger erleben<br />
ihre praktische Ausbildung in den<br />
Geschäftsstellen, müssen den Fernstudiengang<br />
Eder Deutschen Sparkassenakademie<br />
absolvieren, nehmen an<br />
14-tägigen Tutori<strong>als</strong> an Samstagen teil<br />
und werden in der theoretischen Ausbildung<br />
in Zusammenarbeit mit externen<br />
Bildungsträgern und der ostdeutschen<br />
Sparkassenakademie unterstützt“,<br />
skizziert Schlagloth das Programm.<br />
Nur durch dieses sehr straffe<br />
Programm ist es möglich, im kurzen<br />
Ausbildungszeitraum alle für den späteren<br />
Einsatz im Markt erforderlichen<br />
Kenntnisse zuübermitteln. Die Ausbildunginden<br />
Geschäftsstellen wirddabei<br />
von jeweils einem TutorjeQuereinsteiger<br />
unterstützt. Die Markteignung der<br />
Im Fußballländerspiel Deutschland gegenNorwegen schwören sich die deutschen Nation<strong>als</strong>pielerinnen aufeinander ein. Teamarbeit<br />
gehört nicht nur im Sport, auch in der Ausbildung beim Finanzdienstleister,zum Erfolgsrezept.<br />
Foto dpa<br />
Quereinsteiger wird laut Sparkasse<br />
während der Ausbildung in einem<br />
mehrstufigen AssessmentCenter getestet<br />
–natürlich auch an Samstagen. Mit<br />
den Quereinsteigern wird für den Ausbildungszeitraum<br />
zusätzlich eine sehr<br />
anspruchsvolle Zielvereinbarung abgeschlossen,<br />
über die –neben den eigentlichen<br />
Ausbildungsergebnissen –dann<br />
die Kontrolle des Ausbildungserfolges<br />
erfolgt.<br />
Inhaltlich werden die Quereinsteiger<br />
in allenwichtigenBereichen ausgebildet:<br />
eigene Produkte und Verbundprodukte,<br />
Sparkassen-Finanzkonzept,<br />
Teamtraining, steuerliche Grundlagen,<br />
Wertpapiere, Kundenansprache, Technik,<br />
Telefontraining, Verkaufstraining,<br />
Neukunden- und Empfehlungsgeschäft,<br />
Bausparberater-Lehrgang der Landesbausparkasse.<br />
„Nach erfolgreich bestandener<br />
Abschlussprüfung (auf die<br />
die Quereinsteiger in einem Crash-Kurs<br />
zusätzlich vorbereitet werden) werden<br />
die Quereinsteiger dann in ein Angestelltenverhältnis<br />
bei der Sparkasse<br />
Meißen übernommen“, soSchlagloth.<br />
„Im Jahr 2009 haben wir von elf Quereinsteigern<br />
sechs übernommen, wobei<br />
drei die Ausbildung nicht beendet haben.<br />
2010 haben wir dann vonden acht<br />
erfolgreichen Quereinsteigern sechs<br />
übernommen, die auch heute noch im<br />
Anstellungsverhältnis sind.“ Nach derzeitigem<br />
Sachstand ist die Fortführung<br />
des Quereinsteigerprogramms geplant<br />
–und ab 1. Januar 2012 könnten dann<br />
wieder fünf Teilnehmer eine berufliche<br />
Chance erhalten.<br />
Die Sparkasse Meißen betreut in ihrem<br />
Geschäftsgebiet, dem Landkreis<br />
Meißen, mit derzeit etwa 500 Mitarbeitern<br />
in 32 Geschäfts- und acht Selbstbedienungs-Stellen<br />
etwa 165 000 Kunden.<br />
Bezogen auf die aktuelle Einwohnerzahl<br />
vonetwa 253 000 beträgt der Marktanteil<br />
damit etwa 63 Prozent. DSZ