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Hintere Plattein-Was? Vielleicht sollte man sich daran gewöhnen, dass heute bei Kletterern wieder Gipfel Aufmerksamkeit bekommen, denen man vor zwanzig Jahren noch keine Beachtung schenkte (und davon recht viel). Aber der Melzergrat an eben diesem Spitz ist keine Neuentdeckung. Er wurde schon um 1900, zu Nagelschuhzeiten demnach, von Otto Melzer erstbegangen. Heute ist diese Tour, wie auch die nahegelegene Muttekopfhütte von Imst MELZERGRAT UNTERWEGS Hintere Platteinspitze, Guggerköpfle, Engelkarturm Text:Thomas Käufl Fotos:Reinhard Postweiler aus leicht zu erreichen. Doch der Reihe nach. Endlich versprach der Wetterbericht ein halbwegs regenfreies Wochenende, sodaß unsere fast schon traditionelle Kletterausfahrt im Sommer wie geplant stattfinden konnte. Vor drei Jahren fiel sie dem schlechten Wetter zum Opfer, vor zwei konnten wir wenigstens ins Wallis ausweichen und im letzten Jahr mußten die Hauptbeteiligten verletzungsbedingt eine Pause einlegen. Diesmal konnten wir zu dritt an einem frühen Freitagmorgen in 15
UNTERWEGS 16 MELZERGRAT Richtung Imst aufbrechen. Die Muttekopfhütte, unser Ausgangspunkt für die beiden nächsten Tourentage ist bequem zu erreichen. Ein Vorteil bei Rucksäcken, die reichlich Kletterausrüstung enthalten. (Wer hat eigentlich das Märchen erfunden, Aluminium sei ein Leichtmetall?) Auch den Nachteil einer Hütte, bei der der Anstieg nicht allzulang ist, konnten wir erleben. In der ersten Nacht hatten wir noch ein richtiges Lager aber in der zweiten Notlager vom Feinsten. Reserviert hatten wir nicht. Drei Personen, so dachten wir, kommen immer unter. Die Zeiten ändern sich freilich. Vom Hüttenwirt erfuhren wir, er nehme Reservierungen nur noch bei gleichzeitiger Anzahlung entgegen. Unseren Einwand, eine Auslandsüberweisung koste Gebühren, konnte er leicht widerlegen. Bei Verwendung der Zahlenbandwürmer, die IBAN oder so ähnlich heißen, würden diese nicht erhoben. Ob die Vorauszahlung erstattet wird, wenn man wetterbedingt nicht kommen und die Tour nicht auf ein anderes Wochenende verschieben kann (wir sind ja alle so beschäftigt) wagten wir nicht zu fragen. Noch war früher Nachmittag, also genügend Zeit am Guggerköpfle, dem Hausberg der Hütte, den Fels mit den Händen anzuschauen. In der ersten Seillänge wartete seltsam gerundetes und zusammengebackenes Gestein auf uns. Aus dem Verrucano (bei dem Namen stellt man sich auch etwas schöneres vor) stammt das Zeug. Es ist ein sehr altes Gestein (in den Lechtalern eines der ältesten) und ein sehr unbekanntes. Wikipedia enthält keinen Artikel darüber, und Tante Google nennt die für ihre Verhältnisse überschaubare Anzahl von etwa 140 Fundstellen, wenn man sie nach Lechtal und Verrucano befragt. Zurück zur Tour, die übrigens "Heppke Vitale" hieß. Ein seltsamer Name für Tirol. Aber so sind sie halt, die neumodischen Sportkletterrouten. Andererseits, die Schwierigkeit, eine gemäßigte IV+, war eher ungewöhnlich für diese Art Routen, ebenso die beiden Quergangsseillängen. In den Tagen davor hatte es häufiger geregnet, und so boten die beiden Quergänge reichlich wasserüberronnene Griffe und Tritte, kurz: Auch der alpine Genuß kam zu seinem Recht. Am Samstag kam der versprochene blaue Himmel, doch die Sonne versäumte unsere Ankunft am Einstieg des Melzergrates. Dieser (der Einstieg, nicht der Grat) lag noch im Schatten. Kletterlänge bis zum Gipfel: 900 Meter. Will man als Dreierseilschaft gut vorankommen, sollten die beiden Nachsteiger gleichzeitig nachkommen. Das verlangt verläßliche Standplatzsicherungen, am besten gebohrte Haken. Leider fehlten sie in den leichteren Seillängen. Die Suche nach verläßlichen Stellen für Keile oder Friends kostete Zeit. Dennoch blieben wir den beiden Seilschaften, die vor uns aufgestanden waren, (wenn auch nicht dicht) auf den Fersen. Am späten Nachmittag erreichten wir das obere Ende der Melzerplatte, wo nur noch ein Drittel des Grates mit leichterem Gelände auf uns wartete. Die Hauptschwierigkeiten lagen unter uns. Vermutlich wartete in der Hütte das
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