PROGRAMM - DAV Sektion Ettlingen
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UNTERWEGS<br />
16<br />
MELZERGRAT<br />
Richtung Imst aufbrechen. Die Muttekopfhütte,<br />
unser Ausgangspunkt für die beiden<br />
nächsten Tourentage ist bequem zu<br />
erreichen. Ein Vorteil bei Rucksäcken, die<br />
reichlich Kletterausrüstung enthalten.<br />
(Wer hat eigentlich das Märchen erfunden,<br />
Aluminium sei ein Leichtmetall?)<br />
Auch den Nachteil einer Hütte, bei der der<br />
Anstieg nicht allzulang ist, konnten wir<br />
erleben. In der ersten Nacht hatten wir<br />
noch ein richtiges Lager aber in der zweiten<br />
Notlager vom Feinsten. Reserviert<br />
hatten wir nicht. Drei Personen, so dachten<br />
wir, kommen immer unter. Die Zeiten<br />
ändern sich freilich. Vom Hüttenwirt<br />
erfuhren wir, er nehme Reservierungen<br />
nur noch bei gleichzeitiger Anzahlung entgegen.<br />
Unseren Einwand, eine Auslandsüberweisung<br />
koste Gebühren, konnte er<br />
leicht widerlegen. Bei Verwendung der<br />
Zahlenbandwürmer, die IBAN oder so<br />
ähnlich heißen, würden diese nicht erhoben.<br />
Ob die Vorauszahlung erstattet wird,<br />
wenn man wetterbedingt nicht kommen<br />
und die Tour nicht auf ein anderes Wochenende<br />
verschieben kann (wir sind ja<br />
alle so beschäftigt) wagten wir nicht zu<br />
fragen.<br />
Noch war früher Nachmittag, also<br />
genügend Zeit am Guggerköpfle, dem<br />
Hausberg der Hütte, den Fels mit den<br />
Händen anzuschauen. In der ersten Seillänge<br />
wartete seltsam gerundetes und<br />
zusammengebackenes Gestein auf uns.<br />
Aus dem Verrucano (bei dem Namen stellt<br />
man sich auch etwas schöneres vor)<br />
stammt das Zeug. Es ist ein sehr altes<br />
Gestein (in den Lechtalern eines der<br />
ältesten) und ein sehr unbekanntes.<br />
Wikipedia enthält keinen Artikel darüber,<br />
und Tante Google nennt die für ihre<br />
Verhältnisse überschaubare Anzahl von<br />
etwa 140 Fundstellen, wenn man sie nach<br />
Lechtal und Verrucano befragt. Zurück zur<br />
Tour, die übrigens "Heppke Vitale" hieß.<br />
Ein seltsamer Name für Tirol. Aber so sind<br />
sie halt, die neumodischen Sportkletterrouten.<br />
Andererseits, die Schwierigkeit,<br />
eine gemäßigte IV+, war eher ungewöhnlich<br />
für diese Art Routen, ebenso die beiden<br />
Quergangsseillängen. In den Tagen<br />
davor hatte es häufiger geregnet, und so<br />
boten die beiden Quergänge reichlich<br />
wasserüberronnene Griffe und Tritte,<br />
kurz: Auch der alpine Genuß kam zu seinem<br />
Recht.<br />
Am Samstag kam der versprochene<br />
blaue Himmel, doch die Sonne versäumte<br />
unsere Ankunft am Einstieg des<br />
Melzergrates. Dieser (der Einstieg, nicht<br />
der Grat) lag noch im Schatten. Kletterlänge<br />
bis zum Gipfel: 900 Meter. Will man<br />
als Dreierseilschaft gut vorankommen,<br />
sollten die beiden Nachsteiger gleichzeitig<br />
nachkommen. Das verlangt verläßliche<br />
Standplatzsicherungen, am besten gebohrte<br />
Haken. Leider fehlten sie in den<br />
leichteren Seillängen. Die Suche nach verläßlichen<br />
Stellen für Keile oder Friends<br />
kostete Zeit. Dennoch blieben wir den<br />
beiden Seilschaften, die vor uns aufgestanden<br />
waren, (wenn auch nicht dicht)<br />
auf den Fersen. Am späten Nachmittag<br />
erreichten wir das obere Ende der Melzerplatte,<br />
wo nur noch ein Drittel des Grates<br />
mit leichterem Gelände auf uns wartete.<br />
Die Hauptschwierigkeiten lagen unter<br />
uns. Vermutlich wartete in der Hütte das