Diabetes Journal Faszination Bewegung - Großer Einfluss auf Ihre Insulindosis (Vorschau)
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G 2429<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
08<br />
2014 |<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
€ 3,90 Offizielles Organ des<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Schweiz: CHF 7,60 Deutschen Diabetiker Bundes<br />
<strong>Journal</strong><br />
aktiv gesund leben<br />
<strong>Faszination</strong><br />
<strong>Bewegung</strong><br />
<strong>Großer</strong> <strong>Einfluss</strong><br />
<strong>auf</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>Insulindosis</strong><br />
4 190242 903903 08<br />
Motivation<br />
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Schrittzähler<br />
Rezepte und<br />
Tipps für <strong>Ihre</strong><br />
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editorial<br />
Lust <strong>auf</strong> mehr<br />
Der bisher herrliche Sommer geht<br />
<strong>auf</strong> seinen Höhepunkt zu: Freizeit,<br />
Urlaubszeit, ausspannen. Viele zieht<br />
es jetzt ans Meer – und so verwundert<br />
es auch nicht, dass in der Augustausgabe<br />
des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
das Meer eine besondere Rolle spielt.<br />
So berichten wir von dem Segelabenteuer,<br />
das einige Kids mit dem<br />
Weltumsegler Bastian Hauck verbringen<br />
durften. Andere wiederum l<strong>auf</strong>en<br />
im Norden Deutschlands zwischen<br />
den Meeren und verbinden<br />
<strong>auf</strong> diese Weise Nord- und Ostsee.<br />
Dass dies auch mit <strong>Diabetes</strong> möglich<br />
ist, haben einige Leser des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
eindrucksvoll bewiesen.<br />
Dass mit <strong>Diabetes</strong> ohnehin fast alles<br />
möglich ist, haben zwei Weltenbummler<br />
bewiesen, wovon der eine<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> hat. Seit vielen Jahren<br />
bereisen sie die Welt<br />
und haben mittlerweile<br />
mehr als 100 Länder gesehen.<br />
Von ihren Abenteuern<br />
berichten sie sowohl<br />
<strong>auf</strong> Vortragsreisen<br />
als auch in mehreren Bildbänden.<br />
Aber nicht nur am<br />
Meer und im Urlaub lässt es<br />
sich herrlich feiern und ausspannen:<br />
Auch so manche Sommerparty wird<br />
geplant – und damit dies gut gelingt,<br />
haben wir viele Tipps in der Sommerausgabe<br />
<strong>Ihre</strong>s <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s. Genießen<br />
Sie den Sommer, <strong>Ihre</strong>n Urlaub<br />
und natürlich das Leben.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Prof. Thomas Haak<br />
Chefredakteur<br />
14<br />
„Powered by Insulin“:<br />
Zwei 10er-Teams haben<br />
Ausdauer und gute Laune bewiesen<br />
beim „L<strong>auf</strong> zwischen<br />
den Meeren“.<br />
Chefredaktion Prof. Dr. med. Thomas Haak haak@kirchheim-verlag.de, Günter Nuber nuber@kirchheim-verlag.de<br />
Foto: Ilka Gdanietz<br />
| DJ 8–2014<br />
3
inhalt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Einfach damit<br />
anfangen …<br />
16<br />
… mit mehr <strong>Bewegung</strong> im<br />
Alltag – oder gar mit Sport!<br />
Das sagen Dr. Meinolf Behrens<br />
und sein Autoren-Team im<br />
Titelthema. Denn viele Typ-1- wie<br />
auch Typ-2-Diabetiker leben gesünder<br />
damit. Zu Wort kommen<br />
Radfahrer, Handballer, Breitenund<br />
Kampfsportler – sie berichten<br />
von ihrer Erfahrung.<br />
Afrikas<br />
Abenteuer<br />
überstehen<br />
44<br />
Vor dem Verdursten<br />
gerettet, <strong>auf</strong> der<br />
Anreise verhaftet, Malariabefund:<br />
Werner Beck und<br />
seine Frau Herta haben <strong>auf</strong><br />
ihrer Grenzgänger-Tour durch<br />
Afrika vieles erlebt … und viel<br />
Glück gehabt.<br />
| DJ 8–2014<br />
4<br />
Panorama<br />
6 Nationaler <strong>Diabetes</strong>plan!<br />
8 Jugendliche profitieren vom Apotheker<br />
9 Test: künstliche Bauchspeicheldrüse<br />
Aktuell<br />
10 Segelabenteuer der <strong>Diabetes</strong>-Kids<br />
12 Kongress: Spannendes aus San Francisco<br />
14 Der L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren<br />
Schwerpunkt<br />
16 Auf die Plätze, fertig, los!<br />
18 <strong>Bewegung</strong> ist die beste Medizin<br />
16 <strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong> … oder eher Angst?<br />
22 Let’s move! Nützliche Helfer<br />
Medizin<br />
32 Das Herz: Motor zum Leben<br />
34 Blaulicht: Notfall Ertrinken<br />
36 Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in der Familie?<br />
InfoBox<br />
38 Meldungen / Lebensmittel-Check<br />
44 Ausprobiert: Accu-Chek Aviva<br />
Lebensecht<br />
44 Afrika – zwei Grenzgänger: <strong>Diabetes</strong> und<br />
ein Kontinent<br />
48 <strong>Diabetes</strong> 1960: Leben nach Zeitplan<br />
Der Motor<br />
zum Leben<br />
Peter M. saß vor dem<br />
30 Fernseher – es gab<br />
Fußball. Plötzlich rang er<br />
nach Luft und griff sich an<br />
die schmerzende Brust. Er<br />
war kreidebleich. Diagnose:<br />
Herzinfarkt. Im Kurs gibt es<br />
Hintergrund-Info und vorbeugende<br />
Maßnahmen.
inhalt<br />
Die Sommerparty<br />
78<br />
Wie kalkuliere ich die<br />
Mengen für meine<br />
Gäste. Darf’s auch mal ein Sommer-Aperitif<br />
ohne Alkohol sein<br />
– und was gibt es da? Schmeckt<br />
eine Melonen-Erdbeer-Terrine<br />
so, wie sie sich anhört? Mehr in<br />
„Essen und Trinken“.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: © contrastwerkstatt, © Alexander Raths - Fotolia.com, Werner Beck<br />
Wie nackt<br />
ohne<br />
„CGM“<br />
Die <strong>Diabetes</strong>szene im<br />
50 Internet: Was sind die<br />
Themen, die wir <strong>auf</strong> Facebook<br />
verfolgen oder dort selbst<br />
veröffentlichen? Themen der<br />
letzten Wochen waren die<br />
„kontinuierliche Glukosemessung“<br />
(CGM) sowie die<br />
Insulinpumpentherapie … bzw.<br />
wieso man sich damit als Dalmatiner<br />
fühlen kann. Gerade<br />
im Sommer!<br />
<strong>Diabetes</strong>-Szene<br />
50 diabetestour-Fragen: „… trotzdem Neuropathie?“<br />
Und: „Typ 2 = 2. Klasse“<br />
51 „dedoc“-Trend-Thema: „CGM für alle“<br />
52 Aussehen wie ein Dalmatiner? – Wie<br />
nackt ohne CGM?<br />
54 Das Wort hat der Leser<br />
Gesundheitspolitik<br />
58 Typ 1, Typ 2 und neue <strong>Diabetes</strong>-Programme<br />
Soziales<br />
61 Verschlimmerungsantrag: gut überlegen!<br />
Verbände<br />
64 Deutscher Diabetiker Bund<br />
67 Neues aus dem Bundesvorstand<br />
69 Aus den Landesverbänden<br />
<strong>Diabetes</strong> 1960 – 2014<br />
Birgit Behrendt (58) erzählt davon, wie sie mit<br />
48sechs Jahren spritzen lernte und was sie in der<br />
DDR jedes Jahr vier Wochen lang im <strong>Diabetes</strong>kinderheim<br />
in Garz so machte. „Lachen ist die beste Medizin“, sagt<br />
sie heute.<br />
Körper und Geist<br />
76 Meldungen / Schweißkiller Deo …<br />
78 Wellenbrecher mit <strong>Diabetes</strong><br />
Essen & Trinken<br />
80 So gelingt die Sommerparty<br />
85 Rezepte<br />
IMMER IM HEFT<br />
42 diabetesDE: Meldungen<br />
43 DenkMal – das Rätsel<br />
52 Die Online-Frage<br />
58 Blickwinkel<br />
90 Zum guten Schluss<br />
91 <strong>Vorschau</strong> / Impressum<br />
| DJ 8–2014<br />
5
panorama<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Der <strong>Diabetes</strong>-Atlas des Weltdiabetesverbandes<br />
(IDF) beschreibt jährlich den <strong>Diabetes</strong> anhand von<br />
Daten und Fakten: Die 2013er-Ausgabe geht von<br />
382 Mio. Menschen mit <strong>Diabetes</strong> weltweit aus. Tendenz<br />
steigend – und zwar in jedem Land.<br />
Im Jahr 2013 starben 5,1 Mio. Menschen infolge<br />
eines <strong>Diabetes</strong> – 11 Prozent mehr als im Jahr 2011.<br />
Fast die Hälfte der Todesfälle traten bei Menschen<br />
unter 60 Jahren <strong>auf</strong>. (Quelle: <strong>Diabetes</strong>-Congress-Report)<br />
Nationaler <strong>Diabetes</strong> plan!<br />
Die Bevölkerungsstudie<br />
Der Bundesrat hat am 13. Juni eine Entschließung<br />
zur Umsetzung eines Nationalen<br />
<strong>Diabetes</strong>plans gefasst und die<br />
weiteren Beratungen zunächst in die<br />
Ausschüsse überwiesen. Danach soll<br />
| DJ 7–2014<br />
6<br />
Welche Ursachen haben Krebs und Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Erkrankungen?<br />
Wie wirkt sich der Lebensstil<br />
<strong>auf</strong> das <strong>Diabetes</strong>-Risiko aus? Den Fragen wollen<br />
Wissenschaftler in der deutschlandweiten Bevölkerungsstudie,<br />
der Nationalen Kohorte (NAKO), nachgehen.<br />
Unter dem Motto Gemeinsam forschen für eine<br />
gesündere Zukunft untersuchen an 18 Zentren Forscher<br />
die Entstehung chronischer Krankheiten wie<br />
<strong>Diabetes</strong>, Krebs, Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Erkrankungen. Über<br />
10 bis 20 Jahre werden die Wissenschaftler 200 000<br />
Studienteilnehmer untersuchen und medizinisch<br />
begleiten. Eines der 18 Zentren bilden das Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Zentrum, Leibniz-Zentrum für <strong>Diabetes</strong>-Forschung,<br />
und das IUF – Leibniz-Institut für Umweltmedizinische<br />
Forschung in Düsseldorf (Foto: die<br />
Leiter des Düsseldorfer Studienzentrums und der<br />
erste Proband (2. v. r.) der NAKO in Düsseldorf).<br />
der Bundesrat die Bundesregierung <strong>auf</strong>fordern,<br />
noch 2014 den Entwurf für ein<br />
Bundespräventionsgesetz vorzulegen.<br />
Damit verbunden sein soll ein Nationaler<br />
<strong>Diabetes</strong>plan, der ein Konzept enthält,<br />
das Präventionsstrategien, Früherkennungsmaßnahmen<br />
und Vorschläge<br />
für neue Versorgungsmodelle enthält.<br />
Ferner müsse die Selbsthilfe gestärkt<br />
werden. Unter anderem sollen folgende<br />
Aspekte berücksichtigt werden: die<br />
Stärkung der Primärprävention des <strong>Diabetes</strong>,<br />
die Intensivierung der Früherkennung<br />
von Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, der Ausbau der<br />
Patientenschulung, insbesondere auch für<br />
Kinder und Jugendliche in Kindertagesstätten<br />
und Schulen.<br />
Fraglich ist, ob das Präventionsgesetz<br />
noch 2014 verabschiedet werden kann.<br />
(Quelle: Ärzte Zeitung)<br />
Fotos: © Rawpixel, © Aleix Cortadellas - Fotolia.com
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| DJ 7–2014<br />
7<br />
kirchheim@intime-media-services.de
panorama<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Studie: Jugendliche profitieren<br />
vom Apotheker<br />
DIADEMA heißt eine deutsch-bosnische<br />
Studie. Sie konnte zeigen, dass<br />
jugendliche Typ-1-Diabetiker dann<br />
eine bessere <strong>Diabetes</strong>einstellung haben<br />
sowie ein besseres Wohlbefinden,<br />
wenn sie intensiver und strukturierter<br />
pharmazeutisch betreut werden –<br />
und wenn sich Apotheker und <strong>Diabetes</strong>team<br />
öfter und enger austauschen.<br />
Apotheker wurden vor und während<br />
der Studie geschult, die pharmazeutische<br />
Betreuung bestand aus monatlichen<br />
Gesprächen mit den Jugendlichen<br />
(60 bis 90 Minuten).<br />
Der Blutzuckerlangzeitwert war nach<br />
3 Monaten um 1,4 Prozent besser, nach<br />
einem Jahr immer noch um 1 Prozent.<br />
Auch das Wohlbefinden wurde besser<br />
eingestuft. DIADEMA wurde <strong>auf</strong> dem<br />
<strong>Diabetes</strong> Kongress 2014 vorgestellt.<br />
Im nächsten <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> berichten<br />
wir ausführlich darüber.<br />
Atempause gönnen<br />
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Stockmann, Diätassistentin, hat seit über<br />
10 Jahren <strong>Diabetes</strong> – und es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, ihren Optimismus und<br />
ihre Lebensfreude an andere weiterzugeben.<br />
Das Buch zeigt, wie man im Alltag<br />
ganz einfach „zahlreiche Oasen der<br />
Entspannung“ entdecken kann. Seit ihrer<br />
<strong>Diabetes</strong>-Diagnose 2001 ist ihr bewusst,<br />
„dass langfristig nur Selbstfürsorge der<br />
Schlüssel zu einem gesundheitsbewussten<br />
und zufriedenen Lebensstil ist“. Das<br />
Buch ist schön gestaltet, handlich, mit<br />
Lesezeichen, Falttasche und Gummiband<br />
zum Verschließen. Man findet darin stimmungsvolle<br />
Bilder, ausgewählte Zitate<br />
sowie Übungen und Tipps. Das Buch<br />
schenkt „wohltuende Denkpausen fernab<br />
des Alltags“, verspricht der Verlag.<br />
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<strong>Diabetes</strong> in der Schule<br />
| DJ 7–2014<br />
8<br />
Mit dem Projekt „<strong>Diabetes</strong> in der Schule“<br />
sollen Lehrern und Betreuern an Grundschulen<br />
in Nordrhein-Westfalen Unsicherheiten im<br />
Umgang mit an <strong>Diabetes</strong> erkrankten Kindern<br />
genommen werden. Sprinter Daniel Schnelting<br />
(mehrfacher Deutscher Meister über 200 Meter,<br />
im Foto rechts) engagiert sich für das<br />
Projekt – so trainierte er Ende Mai mit Kids<br />
mit und ohne <strong>Diabetes</strong> in Düsseldorf (GGS<br />
Bingener Weg). Schnelting selbst hat seit<br />
seiner Kindheit <strong>Diabetes</strong>.<br />
Prof. Karsten Müssig (Deutsches <strong>Diabetes</strong>-Zentrum,<br />
DDZ, Foto links) leitet<br />
das Projekt, an dem auch die Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
beteiligt ist und das unterstützt wird<br />
von der IKK classic.<br />
Foto: © Dan Race - Fotolia.com, Kongresszentrum Liederhalle
panorama<br />
Vormerken: Am 28. September ist in Stuttgart die<br />
größte Herbst-<strong>Diabetes</strong>-Veranstaltung Süddeutschlands:<br />
Dann präsentiert die diabetestour den Landesdiabetikertag<br />
Baden-Württemberg in der Liederhalle. Von 9<br />
bis 16 Uhr gibt es viele kostenlose Messungen, <strong>Diabetes</strong>-<br />
Infos zu allen erdenklichen Themen, Möglichkeiten zum<br />
Austausch und eine große Industrie-Ausstellung. Elke<br />
Brückel (Foto) vom Deutschen Diabetiker Bund freut<br />
sich <strong>auf</strong> den Tag und hofft <strong>auf</strong> viele tausend Besucher.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
„ADA“: künstliche Bauchspeicheldrüse<br />
Jahrestagung der amerikanischen <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft<br />
(„ADA“) in San Francisco<br />
im Juni: US-Forscher haben eine künstliche<br />
Bauchspeicheldrüse unter Alltagsbedingungen<br />
mit Erfolg an 20 erwachsenen<br />
und 31 jugendlichen Typ-1-Diabetikern<br />
getestet. Die meisten Patien ten erzielten<br />
während der 5-tägigen Untersuchungsphase<br />
bessere Blutzuckerwerte und hatten<br />
weniger Unterzuckerungen als un-<br />
ter Therapie mit einer Insulinpumpe. Das<br />
System besteht aus zwei Infusionspumpen:<br />
eine für (das schnell wirkende) Insulin<br />
lispro, die andere für Glukagon; hinzu<br />
kommt ein CGM-Gerät für kontinuierliches<br />
Glukosemonitoring. Die Rechenarbeit übernahm<br />
als dritte Komponente ein iPhone 4S.<br />
Die Glukagonpumpe soll lebensbedrohliche<br />
Unterzuckerungen verhindern, die<br />
durch zu viel Insulin entstehen könnten.<br />
Dateiname: _5M12R_00012727_Hobein.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 13. Dec 2013 11:55:26; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />
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| DJ 7–2014<br />
9
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Auf Segel<br />
mit den Dia<br />
Pfingsten 2014 im Hafen von Harlingen (Niederlande):<br />
Der prächtige Dreimaster „Nooderlicht“ sticht<br />
in See – an Bord 17 Kinder und Jugendliche mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, die Initiatoren das Online-Forums<br />
„<strong>Diabetes</strong>-Kids“ sowie Reporterin Lena Schmidt.<br />
Freitagabend, herrliches Wetter, super Stimmung:<br />
Eintreffen an Bord der Nooderlicht.<br />
Mit <strong>auf</strong> Segeltour gingen 17 Kids (10 bis<br />
16 Jahre alt) mit jeweils einem Elternteil, Betreuungspersonal<br />
für <strong>Diabetes</strong>-Fragen und<br />
Bastian Hauck, selbst Typ-1-Diabetiker und<br />
Weltumsegler. Vorstellungsrunde, Abendessen<br />
… dann hieß es schon: Kajüte beziehen.<br />
Denn Samstag, 7 Uhr, sollte es losgehen <strong>auf</strong><br />
große Fahrt nach Terschelling, einer 88,10 km²<br />
großen Westfriesischen Insel an der Nordseeküste.<br />
Segel hissen, Blutzucker messen<br />
| DJ 8–2014<br />
10<br />
Bild oben: Weltumsegler<br />
Bastian<br />
Hauck am Steuerrad.<br />
Bild links:<br />
Sonnenuntergang<br />
<strong>auf</strong> der Noorderlicht.<br />
Die Kids genießen<br />
das Beisammensein.<br />
Segel hissen, Kompass lesen, Fahrt <strong>auf</strong>nehmen<br />
– die meisten waren vorher noch nie Segeln<br />
… ja, noch nicht mal <strong>auf</strong> <strong>Diabetes</strong>freizeit!<br />
Und das alles zwischen Erfahrungsberichten,<br />
Blutzucker messen und Katheter wechseln;<br />
ein großes Abenteuer für alle! Es gab einen<br />
Grundkurs im Segeln an Bord sowie Diskussionsrunden<br />
rund um den <strong>Diabetes</strong> für Eltern<br />
und Kids – mit dabei Semik Khodaverdi,<br />
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin<br />
(Kinderklinik Hanau), Dipl.-Psych. Isabel Laß<br />
und <strong>Diabetes</strong>beraterin Christina Breitenbach<br />
(beide Bürgerhospital Frankfurt).<br />
Auf Terschelling angekommen folgte eine Erkundungstour<br />
der Insel mit Fahrrad. Ein „Triathlon“<br />
am weitläufigen Strand suchte den<br />
besten Sportler unter den Kindern und Jugendlichen:<br />
Ballhüpfen, Zwillings-Wettrennen<br />
(mit einem Partner am Bein verbunden)
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Fotos: <strong>Diabetes</strong>-Kids, Kirchheim<br />
und Blinde-Kuh-L<strong>auf</strong> waren die Disziplinen. Am<br />
Abend gab Bastian Hauck einen atemberaubenden<br />
Einblick in sein Leben <strong>auf</strong> See: Weltumseglung<br />
mit seiner eigenen „Nussschale“ und verschiedene<br />
Touren ums Kap Hoorn mit Sportboot<br />
und einem großen Segelschiff mit 32 Segeln –<br />
dies alles trotz <strong>Diabetes</strong>. Denn der ist für ihn kein<br />
Hindernis – und so sollen es auch die Kids sehen,<br />
verstehen und umsetzen.<br />
Kanülen, Einstiche und Wasserbomben<br />
Am nächsten Tag Wasserbomben im Ijsselmeer:<br />
Auf dem Weg nach Makkum ging<br />
die Segelbesatzung baden! In Badehosen<br />
und Bikinis wurden Kanü len<br />
und Einstichstellen sichtbar; es folgten<br />
Gespräche über Tragekomfort,<br />
Positionierung und Handling der<br />
Pumpen, Kanülen und Insulinpens.<br />
Offene Worte über Vor- und Nachteile<br />
– so konnte manches Problem gelöst<br />
werden. Die Eltern waren begeistert,<br />
wie forsch die Kids miteinander<br />
über den <strong>Diabetes</strong> plauderten. Vorteil einer solchen<br />
Bootstour: Gemeinsames Arbeiten an Deck<br />
stärkt das Teamgefühl … es wird leichter, Erlebnisse<br />
und Tricks mit anderen zu teilen.<br />
Am nächsten Tag segelte die Noorderlicht zurück<br />
nach Harlingen. Schön, lehrreich und ermutigend<br />
war die Segeltour. Eltern und Kids haben gesehen,<br />
dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen und<br />
dass sie ihre Träume und Wünsche trotz <strong>Diabetes</strong><br />
verwirklichen können. Ein normales Leben leben?<br />
Mit der Reise kamen Eltern und Kids diesem Ziel<br />
näher. Unterstützt wurde das Abenteuer von Roche<br />
Diagnostics. <br />
Lena Schmidt<br />
Auf unserer Internetseite finden Sie eine<br />
umfassende Bildergalerie von der Tour:<br />
www.diabetes-journal.de/?id=6818<br />
| DJ 8–2014<br />
11<br />
Lebensenergie<br />
trotz<strong>Diabetes</strong>!<br />
Warum gerade Diabetiker Vitalstoffe brauchen.<br />
Fällt es Ihnen oft nicht leicht, <strong>Ihre</strong>n Alltag mit Elan zu<br />
meistern?Dann könnte es daranliegen, dass IhrKörper<br />
zu wenig Vitamine und Spurenelemente erhält. Denn<br />
Diabetiker nehmen durch die maßvolle Ernährung<br />
weniger Vitalstoffe <strong>auf</strong>. Zudem ist deren Verbrauch<br />
stoffwechselbedingt meist erhöht.<br />
Viele dieser Biofaktoren sind jedoch unverzichtbar für<br />
den Zuckerstoffwechsel und die Gesunderhaltung von<br />
Nerven und Gefäßen –und damit auch für ein hohes<br />
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| DJ 8–2014<br />
11
www.diabetes-journal.de<br />
aktuell<br />
Spannendes aus<br />
San Francisco<br />
Mitte Juni fand der Kongress der Amerikanischen <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft<br />
in San Francisco (USA) statt. Wir waren<br />
dort und haben drei interessante Themen ausgewählt.<br />
Selbst <strong>Diabetes</strong> bekommen –<br />
und so seine Patienten verstehen<br />
| DJ 8–2014<br />
12<br />
Einen <strong>Diabetes</strong> zu behandeln, ist<br />
nicht einfach. Welche Hürden es gibt,<br />
zeigten Schauspieler. Die Situationen<br />
waren überzeugend dargestellt.<br />
Wer hat mehr Angst vor dem Beginn einer Insulintherapie:<br />
die Diabetiker oder die Ärzte?<br />
Beide sind es, wie sich im „Drama-Symposium“<br />
des Unternehmens Novo Nordisk mit dem Titel<br />
„Getting straight to the point“ zeigte. Aber<br />
die fünf Schauspieler, die drei Situationen aus<br />
dem Alltag von Diabetikern<br />
darstellten, zeigten weitere<br />
Hürden einer erfolgreichen<br />
<strong>Diabetes</strong>therapie.<br />
So erleben Ärzte oft, dass<br />
sie ihre Patienten ausführlich<br />
über <strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>klären<br />
– und bis zum nächsten<br />
Termin in der Praxis haben die Betroffenen<br />
nichts davon umgesetzt. Kein Wunder, meinte<br />
Prof. Dr. Stephen A. Brunton aus Chapel Hill in<br />
North Carolina (USA): Ärzte verlangen viel von<br />
ihren Patienten, wissen aber aus eigener Erfahrung,<br />
wie schwierig es ist, auch nur eine Änderung<br />
im täglichen Leben davon umzusetzen.<br />
Einen praktischen Rat, wenn auch nicht ganz<br />
ernst gemeint, gab der Arzt den anwesenden<br />
Experten: Sie sollten am besten selbst <strong>Diabetes</strong><br />
bekommen, weil sie so ihre Patienten besser<br />
verstehen.<br />
KK<br />
Im Schauspiel ist es leicht, Hürden<br />
in der Dia betestherapie zu<br />
beseitigen – die Realität sieht<br />
anders aus.<br />
Treppe statt Rolltreppe:<br />
Bewegen schützt vor <strong>Diabetes</strong><br />
Wer sich mehr bewegt, reduziert sein<br />
Risiko für Typ-2-<strong>Diabetes</strong>. Das zeigen<br />
Langzeitdaten eines Vorsorgeprogramms.<br />
Dass es etwas bringt, sich mehr zu bewegen,<br />
zeigen die Ergebnisse etwa 10 Jahre nach Ende<br />
des <strong>Diabetes</strong>-Präventions-Programms<br />
(DPP). Laut Dr. Andrea Kriska aus Pittsburgh<br />
(USA) bekamen nach Programm-Ende alle Teilnehmer<br />
des DPP, die dazu bereit waren, einen<br />
Beschleunigungssensor. Mit diesem konnte<br />
ihr <strong>Bewegung</strong>sverhalten analysiert werden.<br />
Der Lebensstil mit mehr <strong>Bewegung</strong> wurde von<br />
den Teilnehmern, die sich schon im DPP intensiv<br />
bewegt hatten, beibehalten – und diejenigen,<br />
die sich mehr bewegten, entwickelten seltener<br />
einen Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />
Auch die Teilnehmer des Kongresses der Amerikanischen<br />
<strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft wurden<br />
immer wieder <strong>auf</strong>gefordert, sich zu bewegen:<br />
Treppe statt Rolltreppe. An den Treppen<br />
standen <strong>auf</strong>fällige Hinweise mit verschiedenen<br />
Sprüchen wie „Midday slump? Walk it off.“<br />
Auf Deutsch: Mittagstief ? L<strong>auf</strong>en Sie ihm davon.<br />
Oder „Human-powered elevator this way.“<br />
Übersetzt: Durch Menschenkraft betriebener<br />
Aufzug – hier geht’s lang. Es hatte Erfolg, die<br />
Treppen wurden oft benutzt.<br />
Fotos: Novo Nordisk/David Copeman; Kirchheim
aktuell<br />
Stressreaktion ist reduziert bei gestörter<br />
Wahrnehmung von Unterzuckerungen<br />
Was passiert bei Unterzuckerungen?<br />
Englische Forscher haben sich die<br />
Gehirnaktivität bei normaler und bei<br />
gestörter Wahrnehmung angesehen.<br />
Etwa 25 bis 40 Prozent der Typ-1-Diabetiker<br />
nehmen Unterzuckerungen nicht mehr wahr.<br />
Mit steigender <strong>Diabetes</strong>dauer nimmt die Zahl<br />
der Betroffenen zu. Und nur bei 43 Prozent<br />
lässt sich durch Schulung die Wahrnehmung<br />
wiederherstellen.<br />
Was aber passiert bei einer Unterzuckerung<br />
im Gehirn? Um diese Frage zu beantworten,<br />
untersuchte Dr. Pratik Choudhary vom King’s<br />
College London (Großbritannien) 27 männliche<br />
Rechtshänder im Alter zwischen 18 und<br />
50 Jahren mit einem Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, der seit<br />
Wir alle<br />
wissen, wie<br />
Unterzuckerungen<br />
unsere<br />
Patienten<br />
mit<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
belasten.<br />
Dr. Pratik Choudhary<br />
mindestens 5 Jahren bekannt war: 9 Personen<br />
mit normaler Wahrnehmung von Unterzuckerungen<br />
und 8 mit gestörter Wahrnehmung.<br />
Als Vergleich diente eine Kontrollgruppe mit<br />
10 gesunden Rechtshändern.<br />
Bilder der Gehirnaktivität zeigten, dass bei gestörter<br />
Wahrnehmung bestimmte Hirnregionen<br />
genau gegenteilig aktiv wurden wie bei<br />
normaler Wahrnehmung – oder bei den Gesunden.<br />
Regionen für Stressreaktionen z. B.<br />
wurden bei fehlender Wahrnehmung deaktiviert,<br />
<strong>Bewegung</strong>sareale aktiviert. Außerdem<br />
setzten jene Diabetiker, die Unterzuckerungen<br />
nicht bemerkten, deutlich weniger Adrenalin<br />
im Körper frei – mit der Folge, dass auch die<br />
Stresssymptome, die durch Adrenalin ausgelöst<br />
werden, nahezu fehlten.<br />
<br />
KK<br />
www.diabetes-journal.de<br />
FOLGE<br />
1<br />
Nächtliche Hypoglykämien<br />
Mehr Lebensqualität durch<br />
moderne Therapien<br />
Anzeige<br />
Fotos: x, y<br />
Schwitzen in der Nacht, Zittern und<br />
bleierne Müdigkeit – ein ruhiger, erholsamer<br />
Schlaf ist für viele Menschen<br />
mit <strong>Diabetes</strong> ein Fremdwort.<br />
Schuld am Kummer mit dem Schlummer<br />
können nächtliche Unterzuckerungen<br />
sein.<br />
Unterzuckerungen sind eine sehr häufige<br />
Begleiterscheinung bei der Behandlung<br />
des <strong>Diabetes</strong> mit Insulin<br />
oder blutzuckersenkenden Medikamenten.<br />
Was viele nicht wissen: Bei<br />
etwa der Hälfte der Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
treten Unterzuckerungen in der<br />
Nacht – während des Schlafes <strong>auf</strong>. Das<br />
Problem: Sie werden häufig nicht erkannt.<br />
Die Ursachen für Unterzuckerungen können<br />
dabei ganz unterschiedlich sein. So<br />
können z. B. ungewohnte sportliche Aktivitäten,<br />
ausgelassene Mahlzeiten oder<br />
Alkoholkonsum eine Rolle spielen.<br />
Wer über Ursachen und Symptome<br />
der nächtlichen Unterzuckerungen Bescheid<br />
weiß, wird diese beim Auftreten<br />
auch leichter erkennen können. Betroffene<br />
sollten deshalb gezielt <strong>auf</strong> mögliche<br />
Anzeichen achten. Dabei kann es sinnvoll<br />
sein, die Symptome über einige Zeit<br />
hinweg zu notieren, um einen Überblick<br />
über die Ausprägung der Ereignisse zu<br />
erhalten. Die Ergebnisse können dann<br />
mit dem behandelnden Arzt besprochen<br />
werden.<br />
Abgeschlagen trotz ausreichend Schlaf?<br />
Vielleicht sind nächtliche Unterzuckerungen<br />
der Grund.<br />
Helfen können Ärzte z. B. auch mit modernen<br />
Arzneimitteln: Bei der Behandlung<br />
von <strong>Diabetes</strong> stehen heutzutage<br />
moderne lang wirksame Basalinsuline<br />
zur Verfügung, die bei effektiver Senkung<br />
des Blutzuckerspiegels auch ein<br />
vorteilhaftes Risikoprofil bei nächtlichen<br />
Unterzuckerungen haben können.<br />
| DJ 8–2014<br />
13
aktuell<br />
www.diabetes-journal.de<br />
L<strong>auf</strong> zwischen<br />
den Meeren<br />
14<br />
„L<strong>auf</strong>en tut gut, macht Spaß – in der Gruppe sowieso.<br />
Die Entscheidung, ein Team aus l<strong>auf</strong>begeisterten Diabetikern<br />
für den L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren anzumelden,<br />
fiel uns daher nicht schwer.“ Ilka G. erzählt:<br />
Autorin: Ilka Gdanietz<br />
Alter: 33 Jahre<br />
Wohnort: Hamburg<br />
<strong>Diabetes</strong>: Typ 1 seit 1990<br />
Therapie: Insulinpumpe<br />
Beruf: Communication Lead<br />
(D-A-CH) bei mySugr<br />
Hobbys: frische Seeluft, bewegen,<br />
die Welt erkunden,<br />
kommunizieren,<br />
Schokolade, Musik<br />
der 50-er bis 80-er,<br />
Zimtbrötchen<br />
Websiete: www.mein-diabetesblog.com<br />
Steckbrief<br />
Der L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren ist der größte<br />
Staffell<strong>auf</strong> Norddeutschlands und führt<br />
knapp 100 km in 10 Etappen quer durch<br />
das idyllische Schleswig-Holstein von der<br />
Nord- an die Ostsee. Die Idee zur Teilnahme<br />
fand sich beim Hamburger Diabetiker-Stammtisch,<br />
und bereits im letzten Jahr waren wir mit<br />
einem Team aus 10 Läufern am Start. Genügend<br />
Läufer für dieses Jahr zusammenzutrommeln,<br />
funktionierte über diverse Online-Medien<br />
wie Blogs, Face book und Twitter fast von<br />
allein. So fanden sich für 2014 sogar 2 Teams<br />
Powered by Insulin, um bei diesem L<strong>auf</strong>-Event<br />
mit fast 7 000 Läufern an den Start zu gehen.<br />
Die Startgebühren für den L<strong>auf</strong> sind nicht ganz<br />
günstig – so kümmerte sich unser Orga-Trupp<br />
im Vorfeld um Sponsoren: Als Hauptsponsor<br />
konnten wir das Unternehmen Nintamed gewinnen,<br />
das uns für den L<strong>auf</strong> auch mit Dexcom-<br />
CGM-Systemen ausstattete (für kontinuierliches<br />
Glukosemessen). Sponsoren wie mySugr, Red<br />
Bull, Dextro und Clif Bar sorgten dafür, dass wir<br />
weder nackig noch hungrig oder durstig durch<br />
die norddeutsche Tief ebene rannten.<br />
20 Läufer zur rechten Zeit am rechten Ort<br />
Am Freitag vor dem L<strong>auf</strong> trafen sich alle<br />
20 Läufer bei Bastian Hauck <strong>auf</strong> seiner Bootswerft<br />
in Schleswig; diese liegt genau zwischen<br />
Start und Ziel der Staffel und sollte an dem<br />
Wochenende unser Basis-Camp werden. Aus<br />
allen Teilen Deutschlands und aus Österreich<br />
trudelten motivierte Läufer mit unterschiedlichen<br />
Trainings-Levels in Schleswig ein. Viele<br />
von uns kannten sich aus der #dedoc, der Deutschen<br />
<strong>Diabetes</strong> Online Community. Bei Pizza und<br />
Bier tüftelten wir die Logistik für den nächsten<br />
Tag aus – denn 20 Läufer wollten zur richtigen<br />
Zeit, <strong>auf</strong> 96,3 km verteilt, an den richtigen Ort<br />
gebracht werden. Hierfür hatten wir uns sogar<br />
ein kleines Support-Team organisiert und deren<br />
Autos auch vorsorglich mit allerlei Extra-<br />
Kohlenhydraten ausgestattet.<br />
Die Nacht verbrachten wir <strong>auf</strong> Feldbetten in<br />
der großen Werft-Halle zwischen Booten und<br />
Masten. Wenn 20 Diabetiker mit CGM-Systemen<br />
zusammen die Nacht in einem Raum verbringen,<br />
dann darf man sich nicht <strong>auf</strong> einen ruhigen<br />
Schlaf einstellen. Dass da bei jedem der<br />
Blutzucker innerhalb der Grenzen bleibt, wäre<br />
wohl ein Wunschtraum gewesen, und so gab es<br />
ein kleines Gratiskonzert von Hyper- und Hypo-Alarmen:<br />
Piep, surrrr, psssst, piep, surrrrr …!<br />
Der frühe Vogel ist … eigentlich ein Läufer<br />
Verschlafen, aber bester Laune pellten wir uns<br />
am L<strong>auf</strong>morgen aus den Schlafsäcken, stärkten<br />
uns mit einem Frühstück, schlüpften in unsere<br />
Team-Shirts und unternahmen jeder für<br />
sich entsprechende Vorbereitungen: Basalraten<br />
wurden optimiert, Sport- und Not-BEs verstaut,<br />
CGM-Kurven begutachtet und Blutzuckerwerte<br />
entsprechend korrigiert.<br />
Ich persönlich war für den letzten Streckenabschnitt<br />
eingetragen. Da ich aber ebenfalls<br />
schon früh wach war und vor Aufregung eh<br />
nicht mehr schlafen konnte, begleitete ich unsere<br />
beiden Startläufer Fredrik und Kathi mit an<br />
den Startpunkt nach Husum. Pünktlich um 9<br />
fiel der Startschuss und die beiden pesten kurze<br />
Zeit später auch schon an mir vorbei. Während<br />
der Rest der Läufer nach und nach an ihre<br />
Streckenabschnitte gefahren wurde und einige<br />
bereits schon wieder <strong>auf</strong> der Werft eintru-
aktuell<br />
www.diabetes-journal.de<br />
delten, war ich den Tag über damit beschäftigt,<br />
meinen Blutzucker in Startposition zu<br />
bringen. Generell funktioniert das ganz gut<br />
– aber wenn man an einer solchen Veranstaltung<br />
teilnimmt, können einem Aufregung<br />
und Stress ganz schön die Tour vermasseln; je<br />
später es wurde, je näher mein Einsatz rückte,<br />
desto mehr schien sich mein Blutzucker in die<br />
Höhe zu bewegen. Dank CGM konnte ich zwar<br />
den Zucker gut im Auge behalten, ich konnte<br />
ihn aber nicht daran hindern, <strong>auf</strong> 300 mg/dl<br />
(16,7 mmol/l) anzusteigen. Adrenalin und Insulin<br />
sind eben keine Blutsbrüder. Aus Erfahrung<br />
weiß ich aber: So schnell die Aufregung bei mir<br />
kommt, so schnell verschwindet sie wieder.<br />
Und so war es: Kurz vor meinem Start zeigte<br />
der Trendpfeil <strong>auf</strong> dem CGM schon wieder abwärts<br />
und so entschied ich mich, völlig <strong>auf</strong> einen<br />
Bolus zu verzichten. Nervös wartete ich also<br />
in dem Örtchen Waabs <strong>auf</strong> meinen Einsatz.<br />
froh, dass ich mich <strong>auf</strong> mein Gefühl, Erfahrung<br />
und CGM verlassen konnte und den vorherigen<br />
hohen Blutzucker nicht korrigiert hatte. Kurze<br />
Zeit später trudelte auch das zweite „ Powered<br />
by Insulin“-Team ein. Geschafft! Ohne nennenswerte<br />
Hypos, verlorene Pens oder Insulinpumpen-Ausfälle<br />
absolvierte jeder von uns an<br />
diesem Tag seinen Streckenabschnitt, so gut er<br />
konnte. Zurück <strong>auf</strong> der Werft ließen wir den Tag<br />
Revue passieren, tauschten unsere Erfahrungen<br />
aus und füllten unsere Bäuche mit Backkartoffeln<br />
und einem köstlichen Spanferkel.<br />
Wir alle waren begeistert vom L<strong>auf</strong> – und einige<br />
haben sogar richtig Blut geleckt (das tun<br />
Diabetiker übrigens öfter). Schon werden Pläne<br />
für weitere Teilnahmen an Läufen geschmiedet.<br />
Und 2015? Da gehen wir mit Sicherheit<br />
auch wieder in Husum an den Start!<br />
<br />
Ilka Gdanietz<br />
„Keine nennenswerten Hypos,<br />
keine verlorenen Pens oder Insulinpumpen-Ausfälle“:<br />
zwei<br />
Insulin-Teams mit 20 Läufern<br />
beim „L<strong>auf</strong> zwischen den<br />
Meeren“.<br />
Powered by Insulin:<br />
Bastian Hauck (der Große) bot<br />
den Läufern ein Dach über dem<br />
Kopf – in seiner Bootswerft in<br />
Schleswig. Unten rechts: Kathi<br />
Schudmann mit Staffelstab.<br />
„Hau ab mit dem Teil“<br />
Fotos: Jan Christen, Ilka Gdanietz, Katrin Räsche<br />
Dann kam Sascha um die Ecke – schnellen<br />
Schrittes, aber sichtlich gezeichnet von<br />
der Sonne, die es an diesem Tag ziemlich gut<br />
mit uns meinte, trabte er in die Wechselzone.<br />
Er drückte mir den Staffelstab in die Hand<br />
und gab mir noch ein Hau ab mit dem Teil <strong>auf</strong><br />
den Weg. Das tat ich. Mein Blutzucker war<br />
mittlerweile <strong>auf</strong> sporttaugliche 170 mg/dl<br />
(9,4 mmol/l) gesunken, und so blieb er auch<br />
während des gesamten L<strong>auf</strong>es. Einzig die Sonne<br />
machte mir wirklich zu schaffen – mein Getränkevorrat<br />
war früher als geplant leer.<br />
Auf den letzten Metern kurz vor dem Ziel im<br />
Osteseebad Damp stürmte der Rest des Teams<br />
mit <strong>auf</strong> die Strecke – und wir rannten gemeinsam<br />
ins sandige Ziel direkt am Strand.<br />
Mit meinem Ziel-Blutzucker von 160 mg/dl<br />
(8,9 mmol/l) war ich mehr als zufrieden und<br />
| DJ 8–2014<br />
15
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Auf die Plätze,<br />
fertig, los!<br />
Von Dr. Meinolf Behrens, mb@diabetes-minden.de<br />
Dr. Wolf-Rüdiger Klare, wolf-ruediger.klare@hbh-kliniken.de<br />
Dr. Peter Borchert, dr.peter.borchert@t-online.de<br />
„Das Geheimnis des Erfolgs ist anzufangen“, wird Mark Twain<br />
gern zitiert. Egal ob Typ-1- oder Typ-2-<strong>Diabetes</strong> – bringen<br />
Sie am besten heute noch mehr <strong>Bewegung</strong> in <strong>Ihre</strong>n Alltag.<br />
Warum eigentlich? Dr. Rüdiger Klare sagt Ihnen, wie schon<br />
2 000 Schritte täglich Ihr Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko<br />
senken. Dazu erfahren Sie spannende Details zu neuen Erkenntnissen<br />
über die „Myokine“ – Botenstoffe aus der Muskulatur, die<br />
viele Stoffwechselvorgänge in <strong>Ihre</strong>m Körper positiv beeinflussen.<br />
| DJ 8–2014<br />
16<br />
Wenn in Deutschland<br />
über <strong>Diabetes</strong><br />
und Sport diskutiert<br />
wird, dann ist diese<br />
3er-Gruppe oft nicht<br />
weit (von oben):<br />
Dr. Meinolf Behrens,<br />
Dr. Wolf-Rüdiger Klare,<br />
Dr. Peter Borchert.<br />
Und wenn man dann doch trotz guter Vorsätze im Startblock<br />
hängenbleibt? Dr. Peter Borchert stellt Sie Ihnen vor – die kleinen<br />
Motivationstrainer für die große Veränderung: Schrittzähler.<br />
Aber helfen Schrittzähler wirklich, sich mehr zu bewegen?<br />
Was muss ein Schrittzähler können? Sind mechanische oder digitale<br />
besser? Dazu gibt es Informationen über digitale Hilfen<br />
wie Fitness-Apps oder Fitnessarmbänder.<br />
Wie beim Sport Ihr Blutzucker im Lot bleibt, zeigt Ihnen<br />
Dr. Meinolf Behrens. Was gilt es beim Mannschaftssport zu beachten,<br />
wie passt der Ausdauerathlet seine Therapie an – und<br />
warum ist beim Kampfsport oder gesundheitsorientierten Krafttraining<br />
wieder alles anders? 4 Sportler mit <strong>Diabetes</strong> berichten<br />
über ihre Erfahrungen und liefern Antworten.<br />
Siehe:<br />
<strong>Bewegung</strong> ist die beste Medizin Seite 18<br />
<strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong> Seite 22<br />
Let’s move! Nützliche Helfer Seite 26<br />
Fotos: © druckingenieur - Fotolia.com
schwerpunkt<br />
| DJ 8–2014<br />
www.diabetes-journal.de<br />
17
<strong>Bewegung</strong><br />
ist die<br />
beste Medizin<br />
Warum macht der <strong>Diabetes</strong>typ einen Unterschied? Was nutzt<br />
<strong>Bewegung</strong> bei Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong>?<br />
| DJ 8–2014<br />
18<br />
Fotos: x, y
schwerpunkt<br />
Foto: © wachiwit - Fotolia.com<br />
Ich trage seit Jahren einen Schrittzähler in<br />
der Hosentasche – wie die Uhr am Handgelenk.<br />
An einem faulen Sonntag zeigt er<br />
mir am Abend 300 bis 400 Schritte an. Mit<br />
dieser Schrittzahl käme ein Schreibtischtäter<br />
auch an einem Werktag aus: Der Weg zur Arbeit<br />
kann mit dem Auto zurückgelegt werden,<br />
aus der Tiefgarage geht es mit dem Fahrstuhl<br />
in die richtige Etage, dann Schreibtischtätigkeit,<br />
abends geht es mit dem Auto zurück. Ein<br />
gelegentlicher Eink<strong>auf</strong> im Supermarkt kann<br />
mit dem Auto erledigt werden. Diese Lebensweise<br />
macht krank. Die Muskelmasse nimmt<br />
ab, Fettpolster wachsen, Knochen und Gelenke<br />
werden geschwächt. Vor allem die muskuläre<br />
Inaktivität ist fatal, denn über Myokine<br />
nimmt die Muskulatur als das größte Organsystem<br />
des Körpers entscheidenden <strong>Einfluss</strong><br />
<strong>auf</strong> fast alle Körperfunktionen. Myokine sind<br />
chemische Substanzen, die vom aktiven Muskel<br />
in die Blutbahn abgegeben werden.<br />
Keine <strong>Bewegung</strong> … keine „ Myokine“ …<br />
krank!<br />
Das vom Muskel ins Blut abgegebene Irisin<br />
z. B. fördert durch Umwandlung von weißem<br />
in braunes Fettgewebe die Fettverbrennung.<br />
Ausdauer- und Krafttraining führen über eine<br />
Senkung der Myostatinkonzentration im Blut<br />
zu einer Abnahme der Fettgewebsmasse und<br />
zu Muskelwachstum.<br />
Über ein weiteres Myokin, das Interleukin 6,<br />
werden die Glukose<strong>auf</strong>nahme der Muskelzelle<br />
und die Fettverbrennung im Muskel gesteigert;<br />
ebenfalls z. T. durch die Wirkung von<br />
Interleukin 6 zu erklären sind entzündungshemmende<br />
Effekte und positive Effekte körperlicher<br />
Aktivität <strong>auf</strong> das Immunsystem.<br />
Selbst eine vermehrte Insulin ausschüttung<br />
der Bauchspeicheldrüse im Zusammenhang<br />
mit körperlicher Aktivität unter Vermittlung<br />
von Interleukin 6 konnte im Tierversuch gezeigt<br />
werden. Andere Myokine fördern die<br />
Funktion von Zellen der Gefäßinnenwand<br />
und die Knochenneubildung – schützen also<br />
die Blutgefäße vor Verengung und Verschlüssen<br />
und stärken das Skelettsystem.<br />
All die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />
können gut erklären, was wir aus Beobachtungsstudien<br />
wissen: Körperlich Aktive<br />
sind weniger krank und leben länger.<br />
<strong>Bewegung</strong> ist die effektivste Methode, sich vor<br />
den häufigsten Krankheiten zu schützen, die<br />
Der Weg zur Arbeit<br />
kann mit dem Auto<br />
zurückgelegt werden.<br />
Aus der Tiefgarage<br />
geht es mit dem Fahrstuhl<br />
in die richtige<br />
Etage, dann Schreibtischtätigkeit.<br />
Abends<br />
geht es mit dem Auto<br />
zurück. Ein gelegentlicher<br />
Eink<strong>auf</strong> im Supermarkt<br />
kann mit dem<br />
Auto erledigt werden.<br />
Diese Lebensweise<br />
macht krank!<br />
Empfehlung:<br />
150<br />
Minuten<br />
pro Woche<br />
schwitzen!<br />
zu Invalidität und vorzeitigem Tod führen: wie<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Krebserkrankungen<br />
und Demenz. Natürlich ist ein<br />
aktiver Lebensstil keine Garantie. Aber es ist<br />
wohl ein gutes Argument zu wissen, dass sich<br />
z. B. die Wahrscheinlichkeit, an einer Alzheimer-Demenz<br />
zu erkranken, schon durch regelmäßiges<br />
Spazierengehen halbieren lässt!<br />
150 Minuten pro Woche schwitzen<br />
Aus gesundheitlicher Sicht gilt nach derzeitigem<br />
Kenntnisstand die Empfehlung, dass<br />
man sich mindestens 150 Minuten pro Woche<br />
so stark körperlich belasten sollte, dass<br />
man leicht ins Schwitzen gerät. Da spätestens<br />
ab dem 30. Lebensjahr der Muskelabbau beginnt,<br />
ist Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche)<br />
zusätzlich zu einer regelmäßigen moderaten<br />
Ausdauerbelastung sehr zu empfehlen.<br />
Die oben dargestellten, vielfältigen, positiven<br />
Effekte einer aktiven Muskulatur sind natürlich<br />
umso ausgeprägter, je stärker ausgeprägt<br />
der Muskel apparat ist. Außerdem ist gerade im<br />
Alter eine gut ausgebildete Muskulatur wichtig,<br />
um vor Stürzen zu schützen.<br />
Was ist bei <strong>Diabetes</strong> besonders?<br />
Für Menschen mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> ist eine differenzierte<br />
Insulintherapie zum Überleben<br />
und zur Vermeidung ernster <strong>Diabetes</strong>-Folgeerkrankungen<br />
unerlässlich. Unabhängig<br />
davon haben <strong>Bewegung</strong> und Sport für sie dieselbe<br />
Bedeutung wie für Menschen ohne <strong>Diabetes</strong><br />
– denn dies gilt für jeden: Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Komplikationen<br />
und früher Tod lassen<br />
sich vermeiden, wenn man regelmäßig körperlich<br />
aktiv ist.<br />
Wer körperlich aktiv ist, braucht aktuell weniger<br />
Insulin. Durch <strong>Bewegung</strong>/Sport mindestens<br />
jeden dritten Tag wird der Körper<br />
zusätzlich insgesamt empfindlicher <strong>auf</strong> Insulin,<br />
dadurch geht der Insulinbedarf deutlich<br />
zurück. Alles in allem wird die Blutzuckereinstellung<br />
bei körperlich aktiven Typ-1-Diabetikern<br />
besser. Das gilt vor allem für sportlich<br />
aktive Kinder und Jugendliche: Sie haben<br />
durchschnittlich einen niedrigeren HbA 1c -<br />
Wert ohne vermehrte Unterzuckerungen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, sind natürlich einige<br />
Regeln zur Anpassung der <strong>Insulindosis</strong> an den<br />
veränderten Bedarf unter körperlicher Aktivität<br />
zu beachten (ab S. 22). Insgesamt gilt:<br />
www.diabetes-journal.de<br />
| DJ 8–2014<br />
19
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Sport ist Mord?<br />
Im Gegenteil!<br />
Studie mit 9 000 Menschen mit <strong>Diabetes</strong>-Vorstufe<br />
sowie Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Gefährdung: 2 000 Schritte<br />
pro Tag (20 Minuten) mehr konnten das Risiko<br />
für tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt und<br />
Schlaganfall um 10 Prozent reduzieren.<br />
| DJ 8–2014<br />
20<br />
Ein aktiver Lebensstil ist auch für Menschen mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> unbedingt zu empfehlen.<br />
Die Gemeinsamkeit zwischen Typ-1- und<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong> liegt darin, dass bei beiden Erkrankungen<br />
ein erhöhter Blutzucker gemessen<br />
wird. Beim Typ-2-<strong>Diabetes</strong> sind die Werte aber<br />
zumindest zu Beginn der Erkrankung meist<br />
nur leicht erhöht und eine Insulintherapie ist<br />
in der Regel nicht erforderlich. Menschen mit<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong> haben aber statistisch ein deutlich<br />
erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall,<br />
bestimmte Krebs erkrankungen, Demenz<br />
und Depressionen. Aus diesen Gründen hat eine<br />
<strong>Bewegung</strong>ssteigerung für sie einen besonderen<br />
Stellenwert.<br />
Schon 20 Minuten zügiges Gehen täglich<br />
kann Leben retten!<br />
Mehrere große Studien haben gezeigt: Die Langzeitprognose<br />
von Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
kann nicht sicher dadurch verbessert werden,<br />
dass man zahlreiche Medikamente einsetzt<br />
– mit denen man konsequent erhöhte Blutzuckerwerte<br />
in die Nähe des Normbereichs senken<br />
möchte. Auch durch langjährige Bemühungen<br />
um eine Gewichtsabnahme kann dieses Ziel<br />
nicht erreicht werden; auch das hat inzwischen<br />
eine große Studie ergeben. Wenn es also um mehr<br />
gehen soll als um die Normalisierung eines Laborwertes<br />
(erhöhter Blutzucker), benötigt man<br />
andere Ansätze.<br />
Ganz sicher effektiv ist die Senkung erhöhter<br />
Blutdruckwerte in einen Bereich unter<br />
140/90 mm Hg. Das ist wissenschaftlich gesichert.<br />
Daneben steht die Steigerung der regelmäßigen<br />
körperlichen Aktivität ganz im Vordergrund.<br />
Wir wissen jetzt auch, welches Ausmaß<br />
die <strong>Bewegung</strong>ssteigerung haben sollte, damit<br />
messbare gesundheitliche Effekte zu erwarten<br />
sind. In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie<br />
mit über 9 000 Teilnehmern, die eine gestör-<br />
Mit Medikamenten<br />
und Abnehmen<br />
erreicht<br />
man seine<br />
Ziele nicht.<br />
te Glukosetoleranz (<strong>Diabetes</strong>-Vorstufe) hatten<br />
und zusätzlich ein hohes Risiko für Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Komplikationen,<br />
wurde mittels Schrittzähler<br />
die körperliche Aktivität zu Studienbeginn<br />
und nach 12 Monaten erfasst. Das Ergebnis<br />
nach 6 Jahren Beobachtung: Das Risiko für einen<br />
tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt oder<br />
Schlaganfall reduzierte sich pro 2 000 Schritte<br />
(etwa 20 Minuten moderates Gehen) täglich um<br />
10 Prozent (NAVIGATOR-Studie). Dieses Ergebnis<br />
war unabhängig vom Körpergewicht und von anderen<br />
denkbaren <strong>Einfluss</strong>faktoren.<br />
Fazit: 2 000 Schritte mehr am Tag – und<br />
so deutlich gesünder bleiben<br />
Daraus folgt, dass Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
unbedingt körperlich aktiv sein bzw. werden<br />
sollen. Basis ist eine moderate Ausdauerbelastung.<br />
150 Minuten zügiges Gehen pro Woche<br />
oder 20 Minuten täglich sind effektiv. Wer einen<br />
Schrittzähler benutzt, kann das auch in Schritten<br />
messen: 2 000 Schritte täglich mehr als bisher<br />
ist die Vorgabe. Wer mehr schafft – umso besser!<br />
Natürlich sind andere Aktivitäten ebenso gewünscht:<br />
Jogging, Radfahren, Nordic Walking,<br />
Tanzen, Teilnahme an einer <strong>Diabetes</strong>-Sportgruppe<br />
und vieles mehr. Auch und gerade für<br />
Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> ist ein zusätzliches<br />
Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche) unter<br />
fachkundiger Anleitung ganz besonders sinnvoll.<br />
In diesem Zusammenhang ist es besonders<br />
wichtig, dass es inzwischen spezielle Gesundheitsstudios<br />
gibt– zertifiziert von der Deutschen<br />
<strong>Diabetes</strong> Gesellschaft (DDG) und dem TÜV<br />
Rheinland (siehe www.diabetes-sport.de).<br />
Kontakt: Dr. Wolf-Rüdiger Klare //<br />
Internist/Diabetologe // Chefarzt Klinik<br />
für Innere Medizin, Hegau-Bodensee-Klinikum<br />
Radolfzell // Hausherrenstr.<br />
12 // 78315 Radolfzell //<br />
wolf-ruediger.klare@hbh-kliniken.de<br />
Fotos: © Visionär, fotoliaxrender - Fotolia.com- Fotolia.com
schwerpunkt<br />
➊ ➋ ➌<br />
➏<br />
➎<br />
➐<br />
➍<br />
Wichtigste<br />
Stoffwechseleffekte<br />
des arbeitenden Muskels<br />
➊ vermehrte Glukose<strong>auf</strong>nahme aus dem Blut durch bessere<br />
Insulinwirkung (Reduktion der Insulinresistenz)<br />
➋ vermehrte Glukose<strong>auf</strong>nahme aus dem Blut unabhängig vom<br />
Insulin<br />
➌ vermehrte Fettverbrennung<br />
➍ Steigerung der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse<br />
➎ Steigerung der Fettverbrennung im Fettgewebe durch Umwandlung<br />
von weißem in braunes Fettgewebe<br />
➏ Verbesserung der Durchblutung von durchblutungsgestörtem<br />
Gewebe<br />
➐ Förderung der Knochenbildung<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Dateiname: _02OUG_0014243.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 27. Jun 2014 10:25:09; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />
© 123rf.com, Anton Maltsev<br />
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*<br />
| DJ 8–2014<br />
*<br />
21
schwerpunkt<br />
<strong>Faszination</strong><br />
<strong>Bewegung</strong> …<br />
… oder eher Angst vor der Stoffwechselentgleisung?<br />
Wie passe ich meine <strong>Insulindosis</strong><br />
beim Sport richtig an? ist daher<br />
sicherlich die häufigste Frage, die sich insulinspritzende<br />
Diabetiker stellen, wenn es um<br />
<strong>Diabetes</strong> und <strong>Bewegung</strong> geht.<br />
| DJ 8–2014<br />
22<br />
Blutzucker<br />
150 – 180<br />
mg/dl<br />
vor dem Sport<br />
als Orientierungswert<br />
Kontakt: Dr. Meinolf Behrens // <strong>Diabetes</strong>zentrum<br />
Minden // Bismarckstraße 43 //<br />
32427 Minden // Telefon 0571-840999 //<br />
E-Mail: mb@diabetes-minden.de //<br />
Internet: www.diabetes-minden.de<br />
Diese Frage ist wichtig –<br />
und schwer zu beantworten.<br />
Wie individuell<br />
unterschiedlich die Blutglukosewerte<br />
durch körperliche Aktivität<br />
beeinflusst werden, haben<br />
kürzlich Forscher<br />
um Jan-Willen<br />
van Dijk eindrucksvoll zeigen<br />
können: Bei 60 Typ-2-Diabetikern<br />
hat man die Glukosewerte<br />
mittels kontinuierlichen<br />
Glu kosemonitorings gemessen<br />
– jeweils 24 Stunden nach 45-<br />
bis 60-minütigem Sitzen bzw.<br />
nach einem 45- bis 60-minütigen<br />
Ergometertraining. Anschließend<br />
hat man für jeden<br />
einzelnen Teilnehmer die Differenz<br />
der Glukosewerte verglichen<br />
– mit und ohne vorheriges<br />
Training. Siehe da: Die Veränderungen<br />
der durchschnittlichen<br />
Glukosewerte zeigten bei den<br />
Teilnehmern eine riesige Streubreite<br />
– von minus 80 bis plus<br />
30 mg/dl (4,4 bis 1,7 mmol/l),<br />
und das bei gleicher Belastung.<br />
Wie beeinflusst nun körperliche<br />
Aktivität die Glukose<strong>auf</strong>nahme<br />
in die Muskelzelle?<br />
Wie wird hierdurch das Auftreten<br />
einer Unterzuckerung<br />
begünstigt? In den Muskelzellen<br />
sind Glukosetransporter<br />
(GLUT 4); damit Glukose in<br />
die Zelle gelangen kann, müssen<br />
die Transporter an die Zelloberfläche<br />
verlagert werden.<br />
Hierfür sorgt zunächst eigenes<br />
oder gespritztes Insulin. Körperliche<br />
Aktivität bewirkt aber<br />
auch eine vermehrte Bereit-
schwerpunkt<br />
Name: Boris Schlüter<br />
Alter: 42 Jahre<br />
Beruf: Selbständiger<br />
Großhandelsk<strong>auf</strong>mann<br />
<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
seit 1972<br />
Insulintherapie: ICT mit den<br />
Insulinen Humalog<br />
und Levemir<br />
Sportart: Radrennfahren<br />
Der Radrennfahrer<br />
Die Therapie passe ich nach aktuellen Belastungsprofilen an.<br />
Ist der Radfahrumfang unter 2 Stunden und die Intensität<br />
niedrig bis mittel, passe ich über zusätzliche Kohlenhydrate<br />
an, die ich vor/während der Belastung in relativ reiner Form<br />
einwerfe. Ist der Umfang erhöht (über 2 Stunden) bei mittelgroßer<br />
Intensität, passe ich über die Basalrate am Morgen an,<br />
da eine Anpassung ausschließlich über zusätzliche Kohlenhydrate<br />
das Fassungsvolumen des Magens übersteigen würde.<br />
Bei Spitzenbelastungen oder Radrennen hingegen muss der<br />
Magen relativ leer sein. Hier passe ich über eine ansteigende<br />
Blutzuckerkonzentration an, die aus wenig puren Kohlenhydraten<br />
30 Minuten vor dem Start in Verbindung mit deutlich<br />
abgesenkter Basalrate besteht.<br />
Vor jedem Training/Spiel überprüfe ich meinen Blutzucker.<br />
Ich versuche immer, dar<strong>auf</strong> zu achten, dass mein Wert zwischen<br />
160 und 180 mg/dl (8,9 und 10,0 mmol/l) liegt. Dies<br />
erreiche ich durch eine zusätzliche Aufnahme von Kohlenhydraten,<br />
meist esse ich einen Apfel oder eine Banane vorher.<br />
Weitere Anpassungen sind in der Regel nicht nötig.<br />
In der Halbzeit und nach dem Spiel kontrolliere ich natürlich<br />
auch. Unterzuckerungen während eines Handballspiels habe<br />
ich zum Glück noch nicht erlebt. Meist fällt der Zucker dann<br />
ca. 1 bis 2 Stunden nach dem Handballspiel deutlicher ab.<br />
Hier muss ich gegensteuern.<br />
Der Handballer<br />
Name: Tim Eickmeier<br />
Alter: 25 Jahre<br />
Beruf: Industriek<strong>auf</strong>mann<br />
<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
seit 2004<br />
Insulintherapie: ICT mit den<br />
Insulinen NovoRapid<br />
und Protaphane<br />
Sportart: Handball<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Quincy Dein - Fotolia.com; Sportograf; Autor<br />
stellung von GLUT 4 an der Zellmembran<br />
– einfach gesagt über einen gesteigerten<br />
Blutfluss, Muskelkontraktionen und gesteigerte<br />
Insulinempfindlichkeit; mehr<br />
Glukose strömt in die Zelle. Das ist sinnvoll,<br />
denn der arbeitende Muskel benötigt<br />
seinen Treibstoff: die Glukose. Durch<br />
den höheren Glukoseeinstrom in die Zelle<br />
und Glukoseverbrauch fällt der Blutglukosewert<br />
– die Hypo glyk ämie droht.<br />
Wie ist das nun mit der richtigen Insulinanpassung<br />
bei körperlicher Aktivität?<br />
Hier sind zunächst Wissen und Körpergefühl<br />
gefragt – und sicherlich etwas<br />
Fantasie. Eine Reihe von Faktoren beeinflussen<br />
die Blutzuckerkonzentration bei<br />
<strong>Bewegung</strong>/Sport (Tabelle S. 24).<br />
Tim Eickmeier, Jens Buddenbohm und<br />
Boris Schlüter (Info-Kästen): drei Sportler<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Drei grundlegend<br />
unterschiedliche Sportarten, drei unterschiedliche<br />
Strategien bei der Insulinanpassung<br />
vor, bei und nach dem Sport.<br />
Allgemein gilt: Je höher Intensität und<br />
Dauer der Belastung sind, desto stärker ist<br />
der Abfall der Blutzuckerwerte zu erwarten.<br />
Um Unterzuckerungen zu vermeiden,<br />
nimmt Boris Schlüter beim Rennradfahren<br />
reichlich zusätzliche Kohlenhydrate zu<br />
sich und reduziert die <strong>Insulindosis</strong> mitunter<br />
deutlich. Tim Eickmeier hat beim<br />
Handball trotz hoher Belastungsintensität<br />
praktisch kein Problem mit Unterzuckerungen.<br />
Woran liegt das?<br />
Blutzucker-Senkung: Sprint oder<br />
moderat?<br />
Eine australische Arbeitsgruppe hat wissenschaftlich<br />
belegen können, dass eine<br />
moderate Belastung mit zwischenzeitigen<br />
Sprints alle 2 Minuten – trotz höheren<br />
Energieverbrauchs – innerhalb<br />
der ersten Stunde nach Belastung zu einem<br />
geringeren Blutzuckerabfall führt<br />
als eine rein kontinuierliche moderate<br />
Belastung ohne Sprints. Als Erklärung<br />
nimmt man die verstärkte Ausschüttung<br />
von Stresshormonen an, die Gegenspieler<br />
des Insulins sind, wie Adrenalin,<br />
Wachstumshormon und Kortisol – sowie<br />
eine vermehrte Laktatproduktion durch<br />
die Sprints, die u. a. typisch für Handball<br />
sind. Nach dem Sport muss Tim Eickmeier<br />
dann umso wachsamer sein – denn<br />
dann fällt der Blutzucker sicherlich.<br />
Der Trainingszustand spielt eine Rolle: Bei<br />
trainierten Sportlern fällt der Blut zucker<br />
geringer ab – <strong>auf</strong>grund der größeren Glykogenspeicher<br />
in der Muskulatur und einer<br />
ökonomischeren Energiegewinnung.<br />
<strong>Diabetes</strong>typ und -dauer bestimmen<br />
den <strong>Einfluss</strong> der <strong>Bewegung</strong> <strong>auf</strong><br />
die Blut zuckerkonzentration. Vor allem<br />
Typ-1-Diabetiker mit langer <strong>Diabetes</strong>dauer<br />
und niedrigem Insulinbedarf<br />
haben oft extreme Schwankungen<br />
der Blutzuckerwerte schon bei geringen<br />
Belastungen; hingegen fallen die<br />
Blutzuckerwerte bei übergewichtigen<br />
Typ-2-Diabetikern häufig viel zögerlicher.<br />
Natürlich spielen Ausgangs-<br />
| DJ 8–2014<br />
23
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Glukose<strong>auf</strong>nahme in die Muskelzelle<br />
und körperliche Aktivität<br />
In den Muskelzellen sind Glukosetransporter (GLUT 4);<br />
damit Glukose in die Zelle gelangen kann, werden die<br />
Transporter an die Zelloberfläche verlagert. Hierfür<br />
sorgt eigenes oder gespritztes Insulin. <strong>Bewegung</strong>/<br />
Sport bewirkt auch eine vermehrte Bereitstellung von<br />
GLUT 4 an der Zellmembran – über einen gesteigerten<br />
Blutfluss, Muskelkontraktionen und gesteigerte Insulinempfindlichkeit;<br />
mehr Glukose strömt in die Zelle.<br />
Blutgefäß<br />
Faktoren, die die Blutzuckerwerte<br />
bei Sport/<strong>Bewegung</strong> beeinflussen<br />
Charakterisierung der körperlichen Belastung<br />
Art, Intensität und Dauer der Belastung<br />
Tageszeit der Muskelarbeit<br />
Trainingszustand<br />
allgemeine Stoffwechsel-Faktoren<br />
<strong>Diabetes</strong>typ<br />
<strong>Diabetes</strong>dauer<br />
Körpergewicht<br />
Ausgangsblutzucker<br />
Ketone im Blut (z. B. bei vollständigem Insulinmangel)<br />
Zeitpunkt der letzten Nahrungs<strong>auf</strong>nahme<br />
Art und Menge der <strong>auf</strong>genommenen Kohlenhydrate<br />
Einnahme von Medikamenten<br />
Alkoholkonsum<br />
aktuelle Insulinversorgung<br />
Zeitpunkt der letzten Bolus-/der letzten Insulininjektion<br />
verwendete Insulinart<br />
Höhe der letzten Bolus-/der letzten Insulininjektion<br />
Umfang und Absenkung der basalen Insulinversorgung<br />
ggf. Zeitraum des Ablegens der Insulinpumpe<br />
| DJ 8–2014<br />
24<br />
Insulin<br />
Insulin-Rezeptor<br />
Glukose<br />
GLUT 4 (Glukosetransporter<br />
Typ 4)<br />
blutzucker, Zeitpunkt der letzten Nahrungs<strong>auf</strong>nahme, Art und<br />
Menge der <strong>auf</strong>genommenen Kohlenhydrate und vor allem die<br />
aktuelle Insulinversorgung eine maßgebliche Rolle.<br />
Insulinanpassung: Gibt es Orientierungswerte?<br />
Muskel<br />
gering modifiziert nach Thurm und Gehr: <strong>Diabetes</strong>- und Sportfibel<br />
Angesichts der <strong>Einfluss</strong>faktoren ist jede pauschale Angabe kritisch<br />
zu bewerten. Zumindest aber für gut eingestellte Typ-1-Diabetiker<br />
mit intensivierter Insulintherapie können die in Tabelle 2<br />
<strong>auf</strong>geführten Empfehlungen zur Reduktion des Mahlzeiteninsulins<br />
(hier das kurzwirksame Insulinanalogon Insulin lispro) orientierend<br />
angenommen werden – abhängig von Intensität und<br />
Dauer der Belastung. Grundsätzlich muss jeder Sportler mit <strong>Diabetes</strong><br />
selbst oder gemeinsam mit seinem betreuenden <strong>Diabetes</strong>team<br />
die erforderlichen Kohlenhydrat- und Insulinanpassungen<br />
herausfinden; dabei ist das Führen eines Sport-Tagebuches ganz<br />
wichtig. Trotzdem gilt für die Anfangsphase das Motto trial and<br />
error. Damit die Fehler nicht zu groß ausfallen, gibt es Grundregeln:<br />
Als Zielwert vor körperlicher Aktivität sollte ein Blutzuckerwert<br />
um 150 bis 180 mg/dl (8,3 bis 10,0 mmol/l) angestrebt werden<br />
– maximal 250 mg/dl (13,9 mmol/l).<br />
Blutzuckerselbstkontrollen vor, bei und nach dem Sport sind<br />
unabdingbar. Wegen des Muskel<strong>auf</strong>fülleffektes nach dem Sport,<br />
bei dem die Muskulatur ihre durch den Sport geleerten Zuckerspeicher<br />
wieder <strong>auf</strong>füllt, können mitunter auch verspätete Unterzuckerungen<br />
mehrere Stunden nach der <strong>Bewegung</strong> <strong>auf</strong>treten.<br />
Dies gilt es vor allem bei abendlichen Sportaktivitäten zu<br />
beachten: Zusätzliche Kontrollen nachts und vorsorgliche Therapieanpassungen<br />
sind zur Vermeidung nächtlicher Unterzuckerungen<br />
in der Regel nötig.<br />
Die Therapieanpassung vor dem Sport kann grundsätzlich<br />
über eine zusätzliche Einnahme von Kohlenhydraten (Kohlenhydrat-Strategie),<br />
über eine Reduktion der <strong>Insulindosis</strong> (Insulin-Strategie)<br />
oder über die Kombination beider Strategien erfolgen.<br />
Beim Rennradfahren (siehe Boris Schlüter) braucht der<br />
Fotos: © Luk Cox - Fotolia.com, © adimas - Fotolia.com
schwerpunkt<br />
Name: Jens Buddenbohm<br />
Alter: 33 Jahre<br />
Beruf: Referendar (Sport<br />
und Englisch)<br />
<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
seit 2006<br />
Insulintherapie: ICT mit den<br />
Insulinen Berlinsulin<br />
H Normal und<br />
Berlinsulin H Basal<br />
Sportart: Kampfsport<br />
(Karate, Thai–Boxen)<br />
Der Kampfsportler<br />
20 Minuten vor dem Training messe ich den Blutzucker; er sollte<br />
zu Beginn bei 180 bis 190 mg/dl (10,0 bis 10,6 mmol/l) liegen.<br />
Ggf. passe ich den Zucker durch eine Banane, Traubenzucker<br />
oder Saft an. Intensives Aufwärmen (oft 30 Minuten) lässt den<br />
Blutzucker rasch fallen, also messe ich nach dem Aufwärmen<br />
erneut. Meist muss ich mit Traubenzucker etc. den Wert wieder<br />
<strong>auf</strong> 180 mg/dl (10,0 mmol/l) erhöhen. Ein niedriger Blutzuckerwert<br />
wirkt negativ <strong>auf</strong> Reaktion/Schnelligkeit/Kondition, also<br />
kontrolliere ich vor dem Sparring (meist Trainingsende) noch<br />
einmal. Ein optimaler Wert lässt mich mit mehr Selbstvertrauen<br />
in den Ring steigen. Oft spritze ich sogar 2 bis 3 Einheiten<br />
Berlinsulin H Normal am Ende des Trainings, damit mein Wert<br />
durch das Adrenalin beim Sparring nicht weiter steigt.<br />
Ich strebe einen Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl<br />
(10,0 mmol/l) vor dem Sport an. Leider sind meine Blutzuckerwerte<br />
wegen der bestehenden Insulinresistenz<br />
relativ hoch, so dass ich oftmals die <strong>Insulindosis</strong> nicht extra<br />
reduzieren muss. In Phasen mit niedrigen Blutzuckerwerten<br />
reduziere ich die Apidra-Dosis um etwa ⅓ vor der geplanten<br />
Trainingseinheit. Die Aufnahme zusätzlicher Kohlenhydrate<br />
versuche ich zu umgehen, um nicht weiter an Gewicht<br />
zuzunehmen.<br />
Der Breitensportler<br />
Name: Kurt Eigenrauch<br />
Alter: 67 Jahre<br />
Beruf: Rentner<br />
<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
seit 2001<br />
Insulintherapie: ICT mit den<br />
Insulinen Apidra und<br />
Lantus, zusätzlich<br />
Janumet 50/1 000<br />
Sportart: Kraft-Ausdauer-<br />
Training im Gesundheitsstudio<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Autor<br />
Körper natürlich ausreichend Brennstoffe,<br />
so dass Boris primär die Kohlenhydratstrategie<br />
wählt. Bei langen und intensiven<br />
Belastungen muss die <strong>Insulindosis</strong><br />
zusätzlich reduziert werden, da ein (zu)<br />
„voller Bauch nicht gern trainiert“. Möchte<br />
man durch körperliche Aktivität Gewicht<br />
abnehmen wie der Breitensportler<br />
Kurt Eigenrauch (siehe oben), wird man<br />
natürlich die Insulin-Strategie wählen,<br />
d. h. Insulin im Vorfeld reduzieren, um<br />
zusätzliche Kalorien zu vermeiden. Die<br />
Insulin anpassung selbst kann prinzipiell<br />
über eine Reduktion der Bolus- und/<br />
oder der Basalinsulinversorgung geschehen.<br />
Welcher Weg im Einzelfall der richtige<br />
ist, wird auch hier von vielen individuellen<br />
Faktoren bestimmt.<br />
Korrekturmaßnahmen bei niedrigen Blutzuckerausgangswerten<br />
sollten natürlich<br />
absolut, aber auch relativ weniger intensiv<br />
ausfallen – niedrige Blutzuckerwerte<br />
fallen rascher ab als hohe. Anders gesagt:<br />
Für eine Absenkung des Blutzuckerwertes<br />
von 150 <strong>auf</strong> 100 mg/dl (8,3 <strong>auf</strong> 5,6 mmol/l)<br />
wird weniger Insulin oder <strong>Bewegung</strong> benötigt<br />
als für eine Absenkung von 250 <strong>auf</strong><br />
200 mg/dl (13,9 <strong>auf</strong> 11,1 mmol/l). Ferner bestimmen<br />
Belastungsdauer und -intensität<br />
die erforderliche Therapieanpassung. Dazu<br />
gilt es, natürlich auch den Zeitpunkt<br />
der geplanten Aktivität zu berücksichtigen<br />
in Bezug <strong>auf</strong> das aktuell dem Körper<br />
noch zur Verfügung stehende Insulin: Plane<br />
ich Sport zum Zeitpunkt des Insulinwirkmaximums,<br />
muss die Insulinreduktion<br />
oder Kohlenhydrat<strong>auf</strong>nahme stärker<br />
ausfallen, als wenn der Sport zu einem<br />
Zeitpunkt mit nur noch geringer Insulinwirkung<br />
geplant ist.<br />
Mehr Details und spannende Erfahrungsberichte<br />
gibt es in der <strong>Diabetes</strong>- und<br />
Sportfibel von Ulrike Thurm und Bernhard<br />
Gehr (Kirchheim-Verlag).<br />
Das Fazit: Es gibt kein Patentrezept für<br />
die Insulinanpassung bei körperlicher<br />
Aktivität. Mit einem guten Basiswissen,<br />
viel Körpergefühl und manchmal auch<br />
etwas Fantasie gelingt es aber sicherlich,<br />
die <strong>Insulindosis</strong> bei körperlicher Aktivität<br />
so anzupassen, dass insulinspritzende<br />
Diabetiker die <strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong><br />
unbeschwert genießen können.<br />
Hinweis: Die geschilderten Therapieanpassungen<br />
an körperliche Aktivität der Sportler Boris<br />
Schlüter, Jens Buddenbohm, Tim Eickmeier und<br />
Kurt Eigenrauch sind individuelle Beispiele und<br />
dürfen nicht verallgemeinert werden.<br />
Belastungsintensität<br />
(% VO 2 max )<br />
Reduktion des Mahlzeitenbolus<br />
am Beispiel<br />
Insulin lispro<br />
30 Minuten<br />
Belastung<br />
60 Minuten<br />
Belastung<br />
gering (25 %) 25 % 50 %<br />
mäßig (50 %) 50 % 75 %<br />
hoch (75 %) 75 % -<br />
Prozentuale Reduktion des Mahlzeitenbolus<br />
in Abhängigkeit von Belastungsintensität und<br />
-dauer bei gut eingestellten Sportlern mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> (nach Dr. Rémi Rabasa-Lhoret)<br />
| DJ 8–2014<br />
25
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Let’s move!<br />
Nützliche Helfer<br />
<strong>Bewegung</strong>slosigkeit macht uns krank, nicht nur hier in Deutschland.<br />
Wer mag widersprechen? Mit Appellen ist es nicht getan.<br />
Offensichtlich tut sich eine neue Chance <strong>auf</strong> – technische Geräte<br />
wie Schrittzähler scheinen bei vielen zu greifen.<br />
| DJ 8–2014<br />
26<br />
<strong>Bewegung</strong>sappelle<br />
erreichen<br />
vor<br />
allem die<br />
Aktiven,<br />
Bewegten,<br />
Sportlichen.<br />
Let’s move heißt die jüngste <strong>Bewegung</strong>skampagne,<br />
die aus Amerika nach Europa schwappt<br />
– lasst uns bewegen, um dem drohenden Kollaps<br />
der <strong>Bewegung</strong>slosigkeit zu begegnen. Eines<br />
der renommiertesten Beratungshäuser<br />
weltweit rechnet hoch, dass fast 100 Mrd. Euro<br />
im europäischen Gesundheitswesen eingespart<br />
werden könnten, wenn wir den systematischen<br />
<strong>Bewegung</strong>smangel in den Griff<br />
bekämen. Aber mit bloßen <strong>Bewegung</strong>sappellen<br />
ist es nicht getan. Das wissen wir seit Jahrzehnten;<br />
diese erreichen vor allem die Bewegten,<br />
Aktiven, Sportlichen. Was tun, wenn es<br />
schwerfällt, die gewohnten, unbewegten Bahnen<br />
zu verlassen?<br />
Interesse an Schrittzählern nimmt zu!<br />
Nachdem Schrittzähler lange Zeit eher nur für<br />
Fachkreise von Interesse waren, nimmt das Interesse<br />
allgemein heute deutlich zu. Hinter Wortschöpfungen<br />
wie Quantified Self oder Body-Tracking<br />
treffen wir <strong>auf</strong> immer mehr Menschen, die<br />
die Möglichkeiten der modernen Technik nutzen,<br />
um ihren Lebensstil bewusst zu gestalten.<br />
Mit Schrittzählern, Fitness-Apps oder speziellen<br />
Armbändern messen sie ihre Leistungs- und<br />
Gesundheitswerte und treffen sich in sozialen<br />
Netzwerken, um sich gegenseitig zu motivieren.<br />
Der Wellness- und Fitnessmarkt spricht von<br />
einem gigantischen Potenzial für die kommenden<br />
Jahre. Schrittzähler also nur, um unsere<br />
K<strong>auf</strong>lust anzuregen?<br />
Die Wahrheit liegt wohl wie so oft in der Mitte.<br />
Gerade explodierende Trends in der Wellnessund<br />
Fitnessbranche hegen den Verdacht, man<br />
wolle hier nur an unser Geld. Aber eben diese<br />
Branche verfügt auch über eine jahrzehntelange<br />
Erfahrung in der Erhebung von Leistungsdaten<br />
zur besseren Trainingssteuerung. Und<br />
sie hat ein gutes Händchen dafür, das Nützliche<br />
mit dem Spielerisch-Leichten zu verbinden,<br />
um so den Einstieg in die <strong>Bewegung</strong> zu erleichtern.<br />
Dieses Händchen ist mehr als willkommen,<br />
denn <strong>Bewegung</strong>smangel ist ein Massenphänomen<br />
und kein Randproblem. Florian<br />
Gschwandtner, Geschäftsführer von Runtastic<br />
(mit 50 Millionen Downloads ein Branchenriese)<br />
trifft den Nagel <strong>auf</strong> den Kopf, wenn er die niedrige<br />
Zugangsschwelle von Fitness-Apps für<br />
Einsteiger und Wiederbeginner betont. Angesichts<br />
der persönlichen Herausforderung einer<br />
Lebensstiländerung sollten wir jeden Helfer<br />
willkommen heißen – vorausgesetzt, er hält,<br />
was er verspricht.<br />
Mehr <strong>Bewegung</strong> mit Schrittzählern?<br />
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Daten,<br />
die dar<strong>auf</strong> hinweisen, dass die Verwendung<br />
eines Schrittzählers nachhaltig körperliche<br />
Aktivität fördern kann. Stellvertretend sei<br />
die Übersichtsarbeit von Bravata genannt: Sie<br />
zeigt, dass Schrittzählernutzer ihre körperliche<br />
Aktivität um gut 2 500 Schritte täglich steigern,
schwerpunkt<br />
Foto: © PhotoSG - Fotolia.com<br />
www.diabetes-journal.de<br />
was einer Steigerung der körperlichen Aktivität<br />
um 27 Prozent entspricht.<br />
Mit einem Schrittzähler lässt sich der alltägliche<br />
<strong>Bewegung</strong>sumfang einfach erfassen – und<br />
dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>bauend lassen sich sehr individuelle<br />
<strong>Bewegung</strong>sziele in Form von Schrittzahlen formulieren.<br />
Durch das beständige Wechselspiel<br />
zwischen konkreten Zielen (Schrittanzahl) und<br />
Ergebnisrückmeldung (Schrittzähler und Beratungsgespräch)<br />
entstehen offensichtlich bemerkenswerte<br />
Selbstmotivationseffekte.<br />
Sofort Rückmeldung und Orientierung<br />
Die motivierende Wirkung selbstgesetzter Ziele<br />
ist nicht neu; aber die Übersetzung von <strong>Bewegung</strong>szeit<br />
(3- bis 4-mal pro Woche eine halbe<br />
Stunde zusätzliche Aktivität) in konkrete<br />
Schrittzahlen kommt unserem alltäglichen<br />
Verhalten viel näher. Der Schrittzähler gibt<br />
uns Rückmeldung in Echtzeit und damit offensichtlich<br />
eine viel bessere Orientierung<br />
dar über, was wir tun wollten und was wir getan<br />
haben. Adhoc-Entscheidungen pro selbstgesetztes<br />
Ziel fallen uns leichter: z. B. eine Station<br />
früher aus dem Bus zu steigen, noch eine<br />
Runde zu Fuß zu gehen oder die Treppe statt<br />
des Aufzugs zu nehmen – zumal wir das Ergebnis<br />
der Anstrengung bzw. Veränderung sofort<br />
sehen können. Die Neugier, was wie viel<br />
an Schritten bringt, animiert viele Menschen,<br />
neue <strong>Bewegung</strong>sfelder in ihrem Alltag zu entdecken.<br />
Die Erfassung von <strong>Bewegung</strong> über Schrittzähler<br />
kann nicht die Vielfalt der <strong>Bewegung</strong>sformen<br />
abbilden. Aber sie bietet ein spannendes<br />
Medium, die ursprünglichste, einfachste und<br />
am wenigsten <strong>auf</strong>wendige Form der <strong>Bewegung</strong><br />
messbar zu machen: das Gehen.<br />
Was muss ein Schrittzähler können?<br />
Insofern lautet die Anforderung an einen<br />
Schrittzähler: Er muss zuverlässig Schritte<br />
erkennen und erfassen. Durch das Multiplizieren<br />
der Anzahl der Schritte mit der individuellen<br />
Schrittlänge wird in der Folge die zurückgelegte<br />
Distanz berechnet (nicht gemessen).<br />
Die Genauigkeit der Schätzung der Entfernung<br />
hängt insbesondere von der individuellen Einstellung<br />
der Schrittlänge ab. Schrittmessungen<br />
lassen sich in zwei grundsätzliche Technologien<br />
unterscheiden: mechanische und digitale<br />
Zähler.<br />
Mechanische Schrittzähler funktionieren über<br />
einen Pendel- bzw. Federmechanismus. <strong>Bewegung</strong>simpulse,<br />
ausgelöst durch Körperbewegungen,<br />
werden in Pendelausschläge übertragen<br />
und gezählt. Da diese Schrittzähler rein<br />
mechanisch arbeiten, also keine Batterie benötigen,<br />
funktionieren sie, einmal eingestellt,<br />
prinzipiell ohne Limit. Allerdings müssen mechanische<br />
Schrittzähler exakt am Körper (am<br />
besten am Hosenbund) getragen werden. Als<br />
kostenfreie Werbegeschenke sind sie sehr beliebt,<br />
leisten aber der Motivationsidee oft ei-<br />
| DJ 8–2014<br />
27
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
| DJ 8–2014<br />
28<br />
nen Bärendienst: Denn hier ist die Mechanik<br />
zu anfällig und zu ungenau.<br />
Geräte mit digitaler Technologie funktionieren<br />
ungleich exakter, sind zuverlässiger und<br />
mittlerweile auch so günstig, dass es kaum<br />
lohnt, noch mechanische Schrittzähler zu<br />
verwenden. Sie messen Schritte über <strong>Bewegung</strong>s-<br />
bzw. Beschleunigungssensoren. Diese<br />
Sensoren übersetzen Körpervibrationen in<br />
elektrische Impulse, die dann als Schritte interpretiert<br />
werden. <strong>Bewegung</strong>simpulse werden<br />
mit der 2D-Technologie in zwei Richtungen erfasst:<br />
vorwärts – rückwärts und links – rechts.<br />
3D-Sensoren erkennen zusätzlich Auf-Ab-Impulse.<br />
Grund- und Zusatzfunktionen<br />
Die Grundfunktionen der Standardgeräte sind<br />
im Wesentlichen ähnlich. Neben der Schritterfassung<br />
berechnen sie in der Regel zurückgelegte<br />
Wegstrecken und Kalorienverbrauch<br />
– vorausgesetzt, dass Schrittlänge, Körpergewicht,<br />
Körpergröße und Alter in das Gerät<br />
eingegeben werden. Auf dem Display ist die<br />
aktuelle Tagesschrittzahl abzulesen. Tagesergebnisse<br />
werden etwa 14 bis 28 Tage zurückgehend<br />
gespeichert. Jeder weitere Tageswert<br />
überschreibt den ältesten Tageswert. Monatsoder<br />
Quartalsbetrachtungen im Rahmen eines<br />
Beratungsgespräches sind damit nicht möglich,<br />
da die Daten verlorengehen.<br />
Aufwendigere Geräte haben deshalb Speicherkapazitäten<br />
von bis zu 60 Tagen <strong>auf</strong> dem Gerät<br />
und eine PC-Schnittstelle. Die Hersteller liefern<br />
die dazugehörige Software. Damit können<br />
über den Schrittzähler ermittelte Daten unbegrenzt<br />
abgespeichert, ausgewertet und als Tabellen<br />
oder graphisch dargestellt werden in<br />
Form von Kurven- oder Balkendiagrammen.<br />
Eine interessante Option für all diejenigen, die<br />
einen genaueren Blick <strong>auf</strong> ihr <strong>Bewegung</strong>sprofil<br />
Checkliste<br />
Was ist mir wichtig?<br />
• Qualität der Messung (mechanisch,<br />
digital)<br />
• 2D- oder 3D-Technologie<br />
• Größe und Tragekomfort<br />
• Robustheit (z. B. gegenüber<br />
Stößen, Schweiß)<br />
• Akku- oder Batteriebetrieb<br />
• Lesbarkeit der Anzeige<br />
(Größe, Kontrast, Beleuchtung)<br />
• Datenspeicherung (12, 28,<br />
60 Tage)<br />
• Schnittstelle zum PC<br />
• Auswertungssoftware<br />
• Eingabemöglichkeit meiner<br />
Schrittziele<br />
• Ziel-Ist-Vergleich (Erfolgsund<br />
Warnmeldung)<br />
• Unterscheidung „Alltagsschritte“<br />
und „Sportschritte“<br />
(Workout-Funktion)<br />
• Verbindung zum Smartphone<br />
(Fitness-Apps)<br />
• Zusatzfunktionen (Distanzmessung,<br />
Kalorienverbrauch,<br />
Geschwindigkeit,<br />
Körperfettverbrennung …)<br />
werfen wollen, ist die Möglichkeit der Unterscheidung<br />
von Alltagsschritten und sportlichen<br />
Schritten. Beim Joggen oder Walken unterscheiden<br />
sich Schrittlänge und Stärke des <strong>Bewegung</strong>simpulses,<br />
was wiederum <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />
den Kalorienverbrauch und den Stoffwechsel<br />
nimmt. Diese Einflüsse werden über eine<br />
meist als Workout-Modus bezeichnete Zusatzfunktion<br />
erfasst.<br />
Aufzeichnen, erinnern: Zukunft ist heute<br />
Ob Nike+ Fuelband oder Fitbit One: mit Einzug<br />
der Fitnessarmbänder, Smartphones und Fitness-Apps<br />
ändert sich nicht nur die Sprache.<br />
Bitcom, Bundesverband der Informationswirtschaft,<br />
Telekommunikation und neue Medien e. V.,<br />
beziffert das Angebot an unterschiedlichen<br />
Gesundheits-Apps <strong>auf</strong> rund 15 000! 13 Prozent<br />
der Deutschen nutzen diese „Wear ables“,<br />
die sich wie Armbänder tragen lassen. Dabei<br />
teilen sich diese digitalen Werkzeuge in zwei<br />
Gruppen: Tracker (engl. Kursverfolger) zeichnen<br />
das <strong>Bewegung</strong>sprofil <strong>auf</strong> und fungieren<br />
wie ein Spiegel; Nadgers treten in Interaktion<br />
mit dem Nutzer, erinnern durch Vibrieren an<br />
die Zielsetzungen, loben mit Leuchtstreifen,<br />
wenn wir Ziele erreichen, und ermahnen uns<br />
mit Ampelsystem und Smileys, falls die guten<br />
Absichten im Sumpf des Alltags zu versinken<br />
drohen – und wir zu lange <strong>auf</strong> dem Sofa oder<br />
am Schreibtisch sitzen.<br />
Treffen <strong>auf</strong> Plattformen, Ziele gemeinsam<br />
setzen<br />
Unabhängig davon, welches digitale Werkzeug<br />
man nun nutzt: Alle bieten die Möglichkeit,<br />
sich <strong>auf</strong> Plattformen (Dacadoo, Runtastic,<br />
Endomondo, My Fitness Pal, Nike-Gruppe etc.) zu<br />
treffen, sich in Gruppen zusammenzuschließen,<br />
sich gemeinsame Ziele zu setzen, Ergeb-
schwerpunkt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Autor, © Syda Productions - Fotolia.com<br />
nisse zu vergleichen und sich wechselseitig zu<br />
motivieren.<br />
Diese neuen Lifestyle-Tools zählen nicht nur<br />
Schritte oder ersetzen eintönige Tabellen<br />
durch farbenfrohe, animierte Apps. Sie messen<br />
den Blutzucker, überwachen Blutdruck und<br />
Herzfrequenz, dokumentieren Schlafphasen.<br />
Neuentwicklungen sind an der Tagesordnung.<br />
Eine persönliche Orientierungshilfe<br />
Eine Empfehlung angesichts der Fülle an mechanischen,<br />
elektronischen und virtuellen<br />
Möglichkeiten zu geben, ist schwierig. Ich<br />
selbst vertraue <strong>auf</strong> ein in funktionaler Hinsicht<br />
eher einfaches, in der Qualität der Messung<br />
aber anspruchsvolles Modell, den Pedometer<br />
60. Mit einem internen Speicher von<br />
60 Tagen, 3D-<strong>Bewegung</strong>serfassung und digitaler<br />
Schnittstelle wurde es vom Unternehmen<br />
Promedia (www.pedometer60.de) speziell<br />
für die Bedürfnisse der <strong>Diabetes</strong>schulung und<br />
des Disko-Schulungsmoduls („Wie Diabetiker<br />
zum Sport kommen“) entwickelt.<br />
Aber Menschen sind so unterschiedlich wie<br />
die Schrittzähler selbst. Deshalb ist viel wichtiger<br />
zu fragen, welchen Leistungsumfang ich<br />
von einem Schrittzähler erwarte. Als kleine<br />
Orientierungshilfe möge die Checkliste links<br />
dienen.Eine sachkundige und übersichtliche<br />
Produktzusammenstellung findet man z. B. im<br />
Ratgeber: Schrittzähler k<strong>auf</strong>en unter<br />
www.schrittzaehlertest.de<br />
Kontakt:<br />
Dr. Peter Borchert<br />
Hochvogelstraße 24<br />
86163 Augsburg<br />
E-Mail: dr.peter.borchert@t-online.de<br />
Das Resümee<br />
Selbstkontrolle ist gerade für Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
kein Fremdwort. Die „Quantified Self“-<strong>Bewegung</strong> darf<br />
und muss sicherlich kritisch betrachtet werden, denn<br />
zwischen Selbstkontrolle und Kontrollzwang liegen<br />
Welten. Aber der Schrittzähler ist dort ein sinnvoller<br />
und sehr nützlicher Helfer, wo uns die Selbstkontrolle<br />
hilft, das richtige Maß zu finden, selbstgesetzte Ziele<br />
zu benennen und seinen Weg, im wahrsten Sinne des<br />
Wortes, zu gehen. Waren <strong>Bewegung</strong>svorgaben für viele<br />
Menschen etwas Abstraktes – mit einem Schrittzähler<br />
wird <strong>Bewegung</strong> zu einer greifbaren Größe: nämlich<br />
schlicht und einfach Schritte. Wir selbst nehmen<br />
unmittelbar <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> diese Größe durch das, was wir<br />
konkret tun oder nicht tun. In diesem Sinne gibt und<br />
sichert der Schrittzähler unsere Selbstbestimmtheit,<br />
denn er nimmt uns keinen Schritt ab, zeigt uns aber,<br />
dass jeder Schritt zählt.<br />
| DJ 8–2014<br />
29
medizin<br />
Heft 7/2014:<br />
Das Gehirn<br />
Heft 8/2014:<br />
Das Herz<br />
Heft 9/2014:<br />
Die Bauchspeicheldrüse<br />
Heft 10/2014:<br />
Die Haut<br />
Herz und <strong>Diabetes</strong><br />
Motor<br />
zum<br />
Leben<br />
Autor Dr. med. Gerhard-W. Schmeisl schmeisl@deegenberg.de<br />
| DJ 8–2014<br />
30<br />
Dr. med. Gerhard-W.<br />
Schmeisl (Bad Kissingen)<br />
schreibt über<br />
die <strong>Diabetes</strong>-Therapie<br />
und darüber, wie man<br />
Folgeerkrankungen<br />
verhindern kann.<br />
2014 ist er ausgezeichnet<br />
worden für seine<br />
sozialmedizinischen<br />
Verdienste.<br />
1 700<br />
Liter<br />
Blut<br />
in 24 Stunden<br />
Das Herz ist unser Motor. Es<br />
verbringt in jedem Menschen<br />
wahre Wunderleistung – solange<br />
es gesund ist. Wer <strong>Diabetes</strong><br />
hat, sollte ganz besonders<br />
dar<strong>auf</strong> achten, dass es intakt<br />
bleibt.<br />
Das Herz ist eine Art Motor, der sauerstoffreiches<br />
Blut (linker Vorhof und linke Kammer) und<br />
sauerstoffarmes Blut (rechter Vorhof und rechte<br />
Kammer) in ein weit verzweigtes Netz von<br />
Blutgefäßen und in die Lunge pumpt. Das Herz<br />
schlägt in der Minute etwa 60- bis 80-mal; etwa<br />
100 000-mal am Tag, 42 Mio. Schläge in einem<br />
Jahr. Unglaublich, oder? In 24 Stunden werden<br />
etwa 7 000 Liter Blut durch den ganzen Körper<br />
gepumpt. Man unterscheidet zwei Phasen:<br />
1. Die Systole: Der Herzmuskel zieht sich zusammen<br />
und wirft so Blut aus.<br />
2. Die Diastole: Der Herzmuskel erschlafft<br />
und saugt quasi Blut an.<br />
Der kleine Lungenkreisl<strong>auf</strong><br />
Es gibt einen kleinen Lungenkreisl<strong>auf</strong> und einen<br />
großen Körperkreisl<strong>auf</strong>: Wenn das sauerstoffarme<br />
(venöse) Blut in den rechten Vorhof und die<br />
rechte Herzkammer kommt, wird es von da in<br />
die Lunge gepumpt, wo es beim Atmen wieder<br />
mit Sauerstoff angereichert wird. Nach Passage<br />
dieses kleinen Lungenkreisl<strong>auf</strong>s kommt es<br />
im linken Vorhof und der linken Herzkammer<br />
als sauerstoffreiches Blut an. Von der linken<br />
Kammer aus geht es in der Systole – die linke<br />
Herzkammer zieht sich zusammen – wieder in<br />
den großen Körperkreisl<strong>auf</strong>:<br />
Der große Körperkreisl<strong>auf</strong><br />
Zunächst gelangt das Blut über die Hauptschlagader<br />
(Aorta) in Arme und Gehirn nach<br />
oben und in Beine, Nieren, Leber, Darm etc.<br />
nach unten. Definitionsgemäß heißen alle<br />
Blutgefäße/Adern, die vom Herzen wegführen,<br />
Arterien. Wenn sie zum Herzen hinführen,<br />
heißen sie Venen (egal, ob sie sauerstoffreiches<br />
oder -armes Blut führen!).<br />
Das vom Herzen in den großen Kreisl<strong>auf</strong> gepumpte<br />
Blut gibt seinen Sauerstoff und auch<br />
Nährstoffe, die mit dem Blut transportiert werden,<br />
über die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren)<br />
an das Gewebe ab – und nimmt über Venolen<br />
das sauerstoffarme Blut wieder <strong>auf</strong>; das wird<br />
schließlich zum rechten Herzen zurückgeführt.<br />
Die eigene Blutversorgung des Herzmuskels<br />
erfolgt über die zwei Herzkranzarterien – eine<br />
Illustration: Simone Roessling - Fotolia.com
medizin<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Der Fall<br />
Foto: © apops - Fotolia.com<br />
rechte und eine linke Arterie. Die linke Herzkranzarterie<br />
teilt sich gleich nach ihrem Abgang<br />
aus der Hauptschlagader <strong>auf</strong> und gibt<br />
einen zusätzlichen Ast ab; viele kleine Arterien<br />
gehen von diesen Hauptästen ab und<br />
versorgen so den Herzmuskel mit Blut. Herzkranzarterien<br />
heißen sie, weil sie außen <strong>auf</strong><br />
dem Herzen wie ein Kranz verl<strong>auf</strong>en.<br />
Zwei Arten von Herzproblemen<br />
Eine Schädigung des Herzens speziell bei<br />
Diabetikern kommt über zwei Mechanismen<br />
zustande:<br />
1. Die Durchblutung des Herzens selbst ist<br />
gestört, z. B. durch eine Engstelle verursacht<br />
durch eine Verkalkung.<br />
2. Die Herzleistung nimmt ab (Herzschwäche,<br />
Abnahme der Pumpfunktion), so<br />
dass kein funktionierender Kreisl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>rechterhalten<br />
werden kann. Dies führt<br />
oft zu einem Rückstau des Blutes in die<br />
Lunge mit Beschwerden wie Luftnot oder<br />
in die Beine mit Wasseransammlungen<br />
im Gewebe (Ödeme).<br />
80 Prozent aller Diabetiker sterben den kardiovaskulären<br />
Tod, d. h. an Herz- und Gefäßerkrankungen<br />
– mit ca. 60 Prozent am häufigsten<br />
am Herzinfarkt.<br />
Bei Typ-1-Diabetikern steigt das Risiko<br />
ebenfalls <strong>auf</strong> fast 80 Prozent, wenn sich<br />
erste Anzeichen eines chronischen Nierenschadens<br />
(Mikroalbuminurie) zeigen. Die Nierenveränderungen<br />
sind nicht nur Zeichen eines<br />
beginnenden Nierenschadens, sondern<br />
indirekter Hinweis für einen Schaden am<br />
Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-System. Eine Mikroalbuminurie<br />
sollte deshalb immer Anlass sein,<br />
nach einem bereits vorliegenden Herzproblem<br />
zu fahnden (dies gilt auch für Erektionsstörungen<br />
beim Mann!).<br />
Die Arteriosklerose eines Diabetikers ist<br />
nicht anders als die eines Nichtdiabetikers.<br />
Aber sie schreitet extrem viel schneller voran,<br />
und sie betrifft in der Regel mehrere Gefäßgebiete<br />
gleichzeitig.<br />
Etwa 35 000 von jährlich etwa 200 000 tödlichen<br />
Herzinfarkten treffen Diabetiker.<br />
Nach einer amerikanischen Studie (Haffner/<br />
San Antonio, Texas) hat ein Diabetiker<br />
Peter M. hat einen kleinen Betrieb<br />
für Sanitär und Heizung und gerade<br />
seinen 52. Geburtstag gefeiert.<br />
Seit einigen Tagen bemerkt er<br />
eine zunehmende Luftnot, selbst<br />
wenn er nur leichte Sachen in den<br />
1. Stock ins Lager tragen will. Ein<br />
zusätzliches Brennen in der Brust<br />
etwa in der Höhe der Speiseröhre<br />
ließ ihn zunächst eher an<br />
Sodbrennen wegen einer Unverträglichkeit<br />
denken; daran, einen<br />
Arzt <strong>auf</strong>zusuchen, dachte er nicht.<br />
Sein Hausarzt hatte ihn mehrfach<br />
wegen seines Übergewichts von<br />
angeblich 40 kg, seines schlecht<br />
eingestellten <strong>Diabetes</strong> und seines<br />
starken Rauchens angemahnt!<br />
Trotz des sich kaum bessernden<br />
Brennens in der Brust schaute er<br />
sich um 20.30 Uhr das Fußball-Pokal-Endspiel<br />
zwischen Dortmund<br />
und München an – aber nur zwei<br />
Minuten! Bleich saß er <strong>auf</strong> dem<br />
Sofa, rang nach Luft und griff sich<br />
an die schmerzende Brust. Als<br />
der Notarzt kam, war fast kein<br />
Blutdruck mehr messbar – das<br />
EKG im Krankenhaus und die<br />
Blutentnahme bestätigten später:<br />
Herzinfarkt!<br />
| DJ 8–2014<br />
|<br />
31
medizin<br />
www.diabetes-journal.de<br />
| DJ 8–2014<br />
32<br />
Vorbeugende Maßnamen<br />
Risikofaktoren für eine Herzerkrankung bei<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
• Bluthochdruck (Hypertonie)<br />
• krankhaftes Übergewicht (Adipositas)<br />
• Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie)<br />
• Rauchen<br />
36,5<br />
Mio.<br />
Herzschläge<br />
pro Jahr<br />
• Untersuchung der gefährdeten Organe und Arterien mit nicht eingreifenden<br />
Verfahren (z. B. Pulsstatus, Dopplerindex/Knöchel-Arm-Index,<br />
Duplexsonographie, Echokardiographie, Belastungstests/-EKG, Belastungsechokardiographie)<br />
• Körpergewicht: Zielgewicht festlegen, individuelle Ernährungsempfehlung<br />
(mehr Salat, Gemüse, Obst)<br />
• Blutzuckereinstellung überprüfen (HbA 1c , Blutzucker nüchtern und zwei<br />
Stunden nach dem Frühstück)<br />
• Blutfettwerte überprüfen (Senkung des LDL-Cholesterins)<br />
• Blutdruck überprüfen (< 140/90 mmHg)<br />
• regelmäßige Überprüfung der Nierenfunktion (Kreatinin im Blut, Albumin<br />
im Urin, Nierenfunktion (glomeruläre Filtrationsrate, GFR) berechnen)<br />
• regelmäßig mäßige körperliche <strong>Bewegung</strong><br />
• falls erforderlich, frühzeitig Medikamente mit gesicherter herzschützender<br />
Wirkung einsetzen (z. B. ASS, ACE-Hemmer, AT-1-Blocker, Betablocker,<br />
Statine)<br />
ohne einen Herzinfarkt bereits eine genauso<br />
schlechte Lebenserwartung wie ein Nichtdiabetiker<br />
nach seinem ersten Herzinfarkt. Männer<br />
mit <strong>Diabetes</strong> weisen eine erhöhte Infarktsterblichkeit<br />
um das 1,5- bis 2,5-Fache im<br />
Vergleich zu Nichtdiabetikern <strong>auf</strong>. Hingegen<br />
ist das Risiko bei Frauen mit <strong>Diabetes</strong> 4-fach<br />
erhöht! Darüber hinaus verl<strong>auf</strong>en viele Herzinfarkte<br />
stumm – bis zu 40 Prozent schätzt<br />
man, <strong>auf</strong>grund einer Nervenschädigung des<br />
Nervensystems der inneren Organe (autonome<br />
Neuropathie): Das heißt, die Patienten merken<br />
nicht einmal, dass sie einen Herzinfarkt<br />
durchgemacht haben. Es liegen also häufig keine<br />
Schmerzen vor, ähnlich den fehlenden Beschwerden<br />
bei Durchblutungsstörungen an<br />
den Füßen bei peripherer diabetischer Neuropathie.<br />
Also ist eine rechtzeitige Diagnose mit<br />
entsprechend konsequenter Therapie absolut<br />
überlebensnotwendig. Obgleich diese Befunde<br />
in mehreren neueren Studien bestätigt<br />
wurden, gibt es auch Zweifel daran, dass der <strong>Diabetes</strong><br />
tatsächlich ein Risiko-Äquivalent der koronaren<br />
Herz erkrankung ist!<br />
Liegt bei einem Patienten eine Herzerkrankung<br />
vor, besteht bei ca. 70 Prozent schon entweder<br />
ein <strong>Diabetes</strong> oder die Vorstufe davon, eine<br />
krankhafte Zuckerverwertung (pathologische<br />
Glukosetoleranz) – die Sterblichkeit ist allerdings<br />
schon im Stadium dieser pathologischen<br />
Glukoseverwertung deutlich erhöht.<br />
Die moderne <strong>Diabetes</strong>therapie<br />
Eine moderne <strong>Diabetes</strong>therapie besteht in einer<br />
Senkung <strong>auf</strong> möglichst normnahe Blutzuckerwerte<br />
sowie in der konsequenten Behandlung<br />
der zuvor genannten individuellen<br />
Risikofaktoren, die häufig schon Jahre vor Bekanntwerden<br />
des <strong>Diabetes</strong> diagnostiziert werden<br />
könnten. Dies erfordert diabetologisch<br />
sowie kardiologisch und angiologisch qualifizierte<br />
Ärzte, die konsequent zusammenarbeiten.<br />
Schwere Unterzuckerungen und auch eine<br />
Gewichtszunahme sollten dabei unbedingt<br />
vermieden werden (Auswahl der richtigen Medikamente!).<br />
Bis heute gibt es keine eindeutigen Beweise<br />
dafür, dass <strong>Diabetes</strong>medikamente den Verl<strong>auf</strong><br />
günstig beeinflussen. Trotzdem scheint eine<br />
rechtzeitige, gute Einstellung des Blutzuckers<br />
sowie speziell auch der Begleiterkrankungen<br />
wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen<br />
günstig zu wirken.<br />
Illustration: © Regisser.com - Fotolia.com
medizin<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Neue Studien zeigen allerdings, dass eine zu scharfe<br />
Blutzuckereinstellung negative Folgen haben kann:<br />
häufige Infarkte sowie häufigere Unterzuckerungen.<br />
Diese Ergebnisse sind wahrscheinlich besonders<br />
<strong>auf</strong> die häufigen Unterzuckerungen zurückzuführen<br />
(Studien: ACCORD, ADVANCE, VADT). Denn: Eine<br />
schwere Unterzuckerung führt reaktiv zu einer Stimulierung<br />
des Nervus sympathikus (der das Herz antreibt!)<br />
mit Ausschüttung von Stress-Hormonen wie<br />
Adrenalin, Nor adrenalin und Kortisol. Hierdurch<br />
schlägt das Herz schneller, es wird mehr Sauerstoff<br />
verbraucht: Eine verminderte Durchblutung der kleinen<br />
Herzgefäße kann die Folge sein (Angina pectoris).<br />
Außerdem können so gefährliche Herzrhythmusstörungen<br />
eingeleitet werden!<br />
Medikamente, die ohne Unterzuckerungen einhergehen,<br />
sind also gerade bei Diabetikern mit schon möglichen<br />
Schäden am Herzgefäßsystem zu bevorzugen!<br />
Kontakt: Dr. Gerhard-W. Schmeisl // Internist, Angiologie,<br />
Diabetologie, Sozialmedizin // Chefarzt Deegenbergklinik,<br />
Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen // Tel.: 09 71/8 21-0, E-Mail:<br />
schmeisl@deegenberg.de // Chefarzt Diabetologie Klinik Saale,<br />
Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen // Tel.: 09 71/85-01<br />
Zusammenfassung<br />
Berend Willms<br />
Was ein Diabetiker alles wissen muss<br />
9. Auflage 2013, 180 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />
14,50 €, ISBN 978-3-87409-549-5<br />
Im Hinblick <strong>auf</strong> die Blutzuckereinstellung gilt: Je<br />
länger der <strong>Diabetes</strong> bekannt ist und je ausgeprägter<br />
Gefäßschäden schon vorliegen, umso weniger<br />
intensiv sollte die Blutzuckereinstellung sein – d. h.<br />
schwere Unterzuckerungen sollten vermieden<br />
werden. Die neueren inkretinbasierten Therapien<br />
in Kombination mit Metformin sollten bevorzugt<br />
eingesetzt werden, um auch eine weitere Gewichtszunahme<br />
zu vermeiden, aber auch Insulin, wenn<br />
erforderlich, adäquat und rechtzeitig eingesetzt.<br />
Sulfonylharnstoffe sollten, wenn möglich, vermieden<br />
werden. Begleiterkrankungen müssen konsequent<br />
und rechtzeitig behandelt werden.<br />
Ihr Diabetologe, Ihr Hausarzt und evtl. auch ein<br />
Kardiologe unterstützen Sie dabei!<br />
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| DJ 8–2014<br />
33<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
medizin<br />
www.diabetes-journal.de<br />
| DJ 8–2014<br />
34<br />
Die Serie von <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Chefredakteur<br />
Prof. Dr.<br />
med. Thomas Haak<br />
(Ltd. Notarzt, re.)<br />
und DRK-Rettungsdienstleiter<br />
Kai<br />
Schlecht.<br />
Serie: Blaulicht<br />
Ertrinken<br />
Das unternimmt der Ersthelfer<br />
Während der eine Rettungsschwimmer sofort<br />
den Notarzt verständigt, dreht der andere den<br />
Ertrunkenen <strong>auf</strong> die Seite und lässt das in<br />
Mund und Rachen verbliebene Wasser<br />
bestmöglich abl<strong>auf</strong>en. Danach beginnt<br />
er mit der Herzdruckmassage. Der<br />
zweite Ersthelfer beatmet den Patienten<br />
im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen<br />
zu 2 Atemstößen bis zum Eintreffen<br />
des Rettungsdienstes.<br />
Das macht der Rettungsdienst<br />
Wenige Minuten nach der Alarmierung trifft<br />
das Rettungsdienst-Team an der Unglücksstelle<br />
ein. Gemeinsam mit den Ersthelfern<br />
wird die Herzdruckmassage fortgeführt. Zur<br />
besseren Beatmung wird Herr K. vom Notarzt<br />
intubiert, während der Rettungsassistent die<br />
Elektroden des halbautomatischen Defibrillators<br />
<strong>auf</strong>klebt, um die Herzaktivitäten festzustellen.<br />
Der Defibrillator erkennt ein Kammerflimmern,<br />
so dass ein Elektroschock vom<br />
Notarzt angeordnet wird. Sofort nach Abgabe<br />
Der Notfall<br />
Beim Schwimmen im Waldsee erleidet<br />
Rüdiger K. einen Unter zucker und<br />
kann nicht zurück an Land schwimmen.<br />
Er verliert das Bewusstsein<br />
und geht unter. Der am Waldsee<br />
diensthabende Rettungsschwimmer<br />
hat dies beobachtet, springt sofort<br />
ins Wasser und kann nach kurzem<br />
Suchen Herrn K. am Grund des Sees<br />
finden und an Land retten. Gemeinsam<br />
mit seinem Kollegen untersucht er<br />
Herrn K. und stellt fest, dass dieser<br />
nicht mehr atmet und auch kein Puls<br />
an den Halsschlagadern tastbar ist.<br />
des Stromstoßes durch das Gerät führen die<br />
Helfer die Beatmung über den Tubus und die<br />
Herzdruckmassage fort. Es wird ein venöser<br />
Zugang gelegt, über diesen werden dann auch<br />
umgehend Medikamente verabreicht. Der<br />
Notarzt saugt über den Tubus das noch vorhandene<br />
Wasser aus der Lunge ab, wor<strong>auf</strong>hin<br />
sich der Sauerstoffgehalt im Blut deutlich verbessert.<br />
Da bei der Anlage eines venösen Zugangs<br />
standardmäßig auch der Blutzucker bestimmt<br />
wird, kann die Besatzung auch schnell<br />
<strong>auf</strong> die Unterzuckerung reagieren. Ohne diese<br />
Feststellung wäre die Erfolgschance weit geringer.<br />
Die Gabe von Glukose und Adrenalin<br />
zeigt nach ca. 15 Minuten ihre Wirkung, und<br />
es kann ein Puls getastet werden.<br />
Da Herr K. nun über einen eigenen Herzrhythmus<br />
verfügt, wird zügig der Transport<br />
zur nächstgelegenen Intensiveinheit<br />
eingeleitet.<br />
Der Blutzucker<br />
wird erneut<br />
bestimmt, und<br />
da Herr K. zunehmend<br />
agiler<br />
Fotos: © Mexrix - Fotolia.com; © Roy Pedersen - Fotolia.com; © daviles - Fotolia.com; © Firma V - Fotolia.com
medizin<br />
Die wichtigsten Maßnahmen<br />
1. Den Verunglückten aus dem Wasser<br />
ziehen.<br />
2. Rettungsdienst verständigen.<br />
3. Herzdruckmassage (plus Atemstöße), bis<br />
der Notarzt eintrifft.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
wird bekommt er ein Beruhigungsmittel verabreicht,<br />
denn die Beatmung wird weiterhin<br />
durchgeführt.<br />
Ausschlaggebend für den zügigen Erfolg der<br />
Reanimationsmaßnahmen war das schnelle,<br />
umsichtige Handeln des Rettungsschwimmers<br />
und der Ersthelfer.<br />
Das passiert in der Klinik<br />
Nach der erfolgreichen Wiederbelebung wird<br />
Herr K. unter weiterer Beatmung in die Klinik<br />
gebracht. Dort wird er direkt <strong>auf</strong> die Intensivstation<br />
gelegt. Zunächst muss die<br />
Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Situation noch mit Medikamenten<br />
stabilisiert werden. Da Herr K. durch<br />
das Wasser in der Lunge Fieber bekommt, erhält<br />
er über mehrere Tage Antibiotika. Am<br />
zweiten Tag wird Herr K. wacher, und die Beatmung<br />
kann beendet werden. Nach zwei Wochen<br />
wird Herr K. in eine Reha-Klinik entlassen.<br />
Am Ende der Reha-Behandlung zeigt sich:<br />
Herr K. hat Glück gehabt – es bleiben keine<br />
Schäden am Gehirn zurück.<br />
Dateiname: _339JI__0013931.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 09. May 2014 07:34:48; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />
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Erfüllt die neuen Mess-Standards an ein<br />
modernes Blutzuckermesssystem<br />
• USB-Anschluß<br />
• Mahlzeiten-Markierer<br />
• Ketonwarnung<br />
• Beleuchteter Teststreifeneinschub<br />
• Hygienische Teststreifen-Auswurf-Funktion<br />
• 4 Alarmeinstellungen<br />
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35<br />
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| DJ 8–2014
medizin<br />
Gesucht: Schwang<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in<br />
| DJ 8–2014<br />
36<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Anette-<br />
Gabriele Ziegler ist Direktorin<br />
des Instituts für <strong>Diabetes</strong>forschung<br />
(IDF), Helmholtz Zentrum<br />
München, welches die Forschergruppe<br />
<strong>Diabetes</strong> (Klinikum<br />
rechts der Isar, Technische Universität<br />
München, TUM) und die<br />
Forschergruppe <strong>Diabetes</strong> e. V.<br />
am Helmholtz Zentrum München<br />
in sich vereint. Prof. Ziegler hat<br />
den Lehrstuhl für <strong>Diabetes</strong> und<br />
Gestationsdiabetes (TUM) inne<br />
und praktiziert als Diabetologin<br />
in der <strong>Diabetes</strong>ambulanz am<br />
Klinikum rechts der Isar.<br />
Haben enge Verwandte eines Neugeborenen<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, so hat dies offenbar <strong>Einfluss</strong><br />
<strong>auf</strong> das Risiko, dass das Neugeborene während<br />
des frühen Kindesalters ebenfalls an<br />
<strong>Diabetes</strong> erkrankt. Wissenschaftler des Instituts<br />
für <strong>Diabetes</strong>forschung, Helmholtz Zentrum<br />
München, analysieren derzeit anhand<br />
von Nabelschnurblutproben, wie sich das<br />
Immunsystem des Kindes bei Schwangeren<br />
oder erstgradig Verwandten mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
entwickelt. Gesucht sind Familien, die Zuwachs<br />
bekommen und bei denen schon einmal<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>getreten ist.<br />
Immer häufiger erkranken schon Kleinkinder<br />
an Typ-1-<strong>Diabetes</strong>; eine bestehende familiäre<br />
Belastung mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> ist ein starker<br />
Risikofaktor für die Entwicklung von Inselautoimmunität<br />
und <strong>Diabetes</strong>. Entscheidend ist<br />
dabei, welcher Verwandte bereits an Typ-1-<br />
Dia betes erkrankt ist: Ist die Mutter betroffen,<br />
liegt das <strong>Diabetes</strong>risiko für das Kind um<br />
das 2-bis 3-Fache unter dem eines Kindes, dessen<br />
Vater, Bruder oder Schwester an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
leidet. Auch diabetesspezifische Autoantikörper<br />
als Vorboten der Erkrankung werden<br />
häufiger bei Kindern von Vätern mit Typ-1-<br />
Dia betes nachgewiesen.<br />
Ändert sich das Immunsystem schon im<br />
Mutterleib?<br />
Einige damit verbundene Faktoren konnten<br />
bereits von Wissenschaftlern am Institut<br />
für <strong>Diabetes</strong>forschung unter Leitung von<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler<br />
identifiziert werden. Diese Faktoren sind<br />
leicht erhöhte Blutzuckerwerte während der<br />
Schwangerschaft, ein etwas erhöhtes HbA 1c<br />
gegen Ende der Schwangerschaft sowie ein geringes<br />
oder hohes Geburtsgewicht des Kindes.<br />
Vermutet wird, dass sich das Immunsystem bei<br />
diesen Kindern bereits im Mutterleib unterschiedlich<br />
entwickelt. Während der Schwangerschaft<br />
wird die Entwicklung der Betazellen<br />
in der Bauchspeicheldrüse durch die erhöhten<br />
Blutzuckerwerte der Mutter stimuliert. Moderat<br />
erhöhte Blutzuckerwerte sind somit offenbar<br />
nicht nur schädlich, sondern es wird auch<br />
vermutet, dass die Verzuckerung verstärkt dazu<br />
führt, dass das Immunsystem aktiv wird.<br />
Darüber hinaus wird spekuliert, dass das Immunsystem<br />
des ungeborenen Kindes an erhöhte<br />
Insulinkonzentrationen und diabetesspezifische<br />
Antikörper im Blut der Mutter<br />
gewöhnt wird. Dies könnte später beim Kind<br />
zu einer erhöhten Toleranz gegenüber diabetesassoziierten<br />
Antigenen führen, welche vor<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> schützen kann.<br />
Spenden Sie Ihr Nabelschnurblut zur<br />
Aufklärung des Typ-1-<strong>Diabetes</strong>!<br />
Um dieser Frage und weiteren nachzugehen,<br />
untersuchen die Forscher derzeit die Unterschiede<br />
in der Reifung des Immunsystems von<br />
Kindern bereits im Mutterleib anhand von Nabelschnurblutproben.<br />
Sie verwenden das Nabelschnurblut,<br />
um die darin enthaltenen Immunzellen<br />
näher zu charakterisieren und so<br />
deren Rolle bei der Entwicklung von <strong>Diabetes</strong><br />
besser zu verstehen.<br />
Die Untersuchung wichtiger Faktoren, die<br />
das Immunsystem des Kindes während der<br />
Schwangerschaft beeinflussen und die Untersuchung<br />
möglicher Schutzmechanismen vor<br />
der Entwicklung der Autoimmunität: Dies<br />
alles soll beitragen zur weiteren Aufklärung<br />
dar über, wie Typ-1-<strong>Diabetes</strong> entsteht. Bereits<br />
erforscht wurde die Auswirkung von hohen<br />
Blutzuckerwerten während der Schwangerschaft<br />
<strong>auf</strong> die Immunantwort – dabei konnte<br />
gezeigt werden, dass es Unterschiede bei den<br />
Immunzellen gibt.<br />
Foto: © Magalice - Fotolia.com
Die Lauber-Methode medizin :<br />
Messen! Essen! L<strong>auf</strong>en !<br />
ere mit<br />
der Familie<br />
Hans Lauber<br />
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medikamentenfrei<br />
Schwangere mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
oder Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in der Familie<br />
gesucht<br />
Unterstützen Sie die Forschung zum<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>! Wir suchen deutschlandweit<br />
Familien, bei denen bereits ein<br />
Mitglied an Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt ist<br />
– die werdende Mutter, der Vater oder ein<br />
älteres Geschwisterkind –, und die bereit<br />
sind, das Nabelschnurblut des Kindes zu<br />
spenden. Die Nabelschnurblutentnahme<br />
erfolgt völlig schmerzfrei und ohne<br />
Risiko nach Durchtrennung der Nabelschnur.<br />
Das wertvolle Nabelschnurblut<br />
wird nach Geburt weder vom Kind noch<br />
von der Mutter benötigt und daher in<br />
den meisten Fällen weggeworfen. Familien,<br />
die bereit sind, ihr Nabelschnurblut zur<br />
Verfügung zu stellen, leisten bereits einen<br />
sehr wichtigen Beitrag, um die Ursachen<br />
des Typ-1-<strong>Diabetes</strong> besser zu verstehen.<br />
Kostenfrei Forschung helfen<br />
Wir übernehmen die Information der<br />
Klinik und die Organisation des Versandes<br />
des Nabelschnurblutes. Für Sie ist<br />
dies alles kostenfrei. Für <strong>Ihre</strong> Unterstützung<br />
bieten wir Ihnen weitere Nachuntersuchungen<br />
zum Typ-1-<strong>Diabetes</strong>-Risiko<br />
des Kindes an. Auf Wunsch können<br />
Sie für Ihr Kind eine Risikoeinschätzung<br />
vornehmen lassen, die aussagt, ob Ihr<br />
Kind ein geringes, mittleres oder hohes<br />
Risiko hat, später an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
zu erkranken. Sobald das Kind das<br />
1. Lebensjahr vollendet hat, können Sie<br />
durch eine einfache Blutuntersuchung<br />
auch das Auftreten diabetesspezifischer<br />
Autoantikörper feststellen lassen. Dadurch<br />
kann ein mögliches <strong>Diabetes</strong>risiko<br />
des Kindes frühzeitig erkannt und Stoffwechselentgleisungen<br />
bei Manifestation<br />
und das Risiko für diabetesbedingte Folgeschäden<br />
können stark verringert werden.<br />
Zudem können unsere Studienärzte<br />
Sie über eine mögliche Teilnahme an<br />
Präventions- und Interventionsstudien<br />
beraten. Die Untersuchungen sind freiwillig<br />
und kostenlos und nicht mit der<br />
Nabelschnurblutspende verbunden.<br />
Die Erkenntnisse unserer Studie sollen<br />
langfristig genutzt werden, um<br />
Therapien zu entwickeln, die das Entstehen<br />
einer Autoimmunität und von<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> verhindern.<br />
Messen! Es sen! L<strong>auf</strong>en!<br />
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wie ein Diabetiker<br />
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E-Mail: svk @ svk.de<br />
1<br />
Illustration: © kaipity - Fotolia.com<br />
Kontakt<br />
Studienleitung: Dr. med. Katharina Warncke<br />
Stichwort: ImmunDiabRisk<br />
Forschergruppe <strong>Diabetes</strong><br />
Klinikum rechts der Isar<br />
Technische Universität München<br />
Kölner Platz 1, 80804 München<br />
Tel.: 08 00/8 28 48 68 (kostenfrei)<br />
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.tu-muenchen.de<br />
Internet: www.immundiabrisk.de<br />
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à 14,50 €, zzgl. Versand, ISBN: 978-3-87409-521-1<br />
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à 19,90 €, zzgl. Versand, ISBN: 978-3-87409-533-4<br />
NAME<br />
STRASSE<br />
PLZ / ORT<br />
DATUM / UNTERSCHRIFT<br />
| DJ 8–2014<br />
37<br />
51.0030
infobox<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Lebensmittel-Check:<br />
Light-Getränke:<br />
besser als ihr Ruf<br />
Erfrischungsgetränke in light, zero oder low calorie<br />
sind hilfreich bei einer Gewichtsreduktion –<br />
vorausgesetzt, die tägliche Kalorienmenge bleibt<br />
im empfohlenen Rahmen.<br />
Auf Teststreifenbehälter<br />
<strong>auf</strong>schrauben<br />
Cola light, Limo zero und Co. sind verglichen mit ihren<br />
zuckersüßen Verwandten eine gute Wahl. Wer <strong>auf</strong> seine<br />
Figur achten möchte oder <strong>Diabetes</strong> hat, kann sie bedenkenlos<br />
trinken. Immer wieder hieß es in der Vergangenheit,<br />
dass der Appetit <strong>auf</strong> Süßes durch ihren Genuss<br />
steigt. Die Folge sollte ein höherer Konsum von Süßigkeiten<br />
oder energiereichen Snacks sein.<br />
Unterwegs einfach und schnell Blutzucker<br />
messen: Die STADAvita GmbH hat Ende Mai in<br />
Berlin ein neues Blutzuckermessgerät vorgestellt.<br />
„Minimale Größe, maximale Funktionalität“,<br />
heißt es in der Presseinformation: STADA<br />
Gluco Result To Go Plus hat einen Durchmesser<br />
von 4,2 cm und kann <strong>auf</strong> den Teststreifenbehälter<br />
<strong>auf</strong>geschraubt werden. Im beigefügten<br />
Täschchen oder mit einer Schutzhülle lässt<br />
sich das Gerät überallhin mitnehmen. STADA<br />
Gluco Result To Go Plus hat eine PC-Schnittstelle<br />
sowie 500 Speicherplätze mit Datum und<br />
Uhrzeit. Infos: www.stadavita-diabetes.de<br />
Aktuelle Studie bestätigt Nutzen<br />
| DJ 8–2014<br />
38<br />
Die Forschergruppe von James Hill, Professor für Pädiatrie<br />
und Medizin an der University of Colorado, untersuchte im<br />
Rahmen eines großen Gewichtsreduktionsprogramms den<br />
Effekt kalorienfrei gesüßter Getränke mit jenem von Wasser.<br />
Alle Teilnehmer bewegten sich täglich mehr als 60 Minuten<br />
und erhielten eine diätetische und psychologische<br />
Betreuung zur Verhaltensänderung. In der 3-monatigen<br />
Studie zeigte sich, dass Probanden, die süßstoffgesüßte<br />
Getränke tranken, mehr Gewicht verloren als jene, die nur<br />
Wasser tranken. Nach 12 Wochen betrug in der Soft-Drink-<br />
Gruppe der Gewichtsverlust durchschnittlich 5,95 kg. In der<br />
Wasser-Kontrollgruppe betrug der Gewichtsverlust 4,09 kg.<br />
Trotzdem sollte der tägliche Flüssigkeitsbedarf nicht ausschließlich<br />
über zuckerfreie Soft-Getränke gedeckt werden.<br />
Weitere Studien werden nötig sein, um die Ergebnisse zu<br />
untermauern. Was sicher zum positiven Gewichtsverl<strong>auf</strong><br />
beitrug, war regelmäßige <strong>Bewegung</strong>.KM<br />
Foto: shutterstock.com<br />
Das <strong>Diabetes</strong>-TV fragt: Wer trägt die<br />
Verantwortung für eine <strong>Diabetes</strong>-Erkrankung?<br />
Antworten gibt es in der Sommersendung<br />
seit dem 15. Juli – online<br />
zu sehen. Das <strong>Diabetes</strong>-TV ist kostenfrei<br />
unter der Adresse www.das-diabetes-tv.<br />
de abrufbar. Auf der Website selbst finden<br />
sich neben der aktuellen Sendung eine<br />
Mediathek mit Filmbeiträgen sowie aktuelle<br />
Nachrichten. <strong>Diabetes</strong>-TV wurde Ende<br />
Mai in Berlin vorgestellt, <strong>auf</strong> dem <strong>Diabetes</strong><br />
Kongress 2014.
infobox<br />
www.diabetes-journal.de<br />
10 Tipps: Service für Urlauber …<br />
Um Menschen mit <strong>Diabetes</strong> die Vorbereitungen für<br />
die schönste Zeit des Jahres zu erleichtern, hat das<br />
Unternehmen Bayer HealthCare die Broschüre „Reisen<br />
mit <strong>Diabetes</strong>“ mit wichtigen Tipps und Informationen<br />
zusammengestellt. Diese kann, ebenso<br />
wie die „<strong>Diabetes</strong>-Airline-Checkliste“, die Informationen<br />
über die Serviceangebote für Menschen mit<br />
<strong>Diabetes</strong> von 17 verschiedenen Fluggesellschaften<br />
bündelt, unter www.diabetes.bayer.de heruntergeladen<br />
werden oder bei der kostenfreien Service-Hotline<br />
des Bayer <strong>Diabetes</strong> Service (Tel. 08 00/5 08 88 22)<br />
bestellt werden. Weiter teilt Bayer mit:<br />
Damit alle Menschen mit <strong>Diabetes</strong>, die noch mit<br />
dem Vorgängermodell Contour messen, von der hohen<br />
Messgenauigkeit und Qualität der neuen Contour<br />
Next Generation profitieren, können sie sich bei<br />
ihrem Arzt oder Apotheker nach einem kostenlosen<br />
Contour XT oder Contour Next Testgerät erkundigen.<br />
Ich packe meinen Rucksack: 10 Dinge für die <strong>Diabetes</strong>-Reiseapotheke<br />
1. Blutzuckermessgerät und Teststreifen (doppelte<br />
Menge als eigentlich für die Reisedauer benötigt)<br />
2. Insulinvorrat (kühl <strong>auf</strong>bewahren), Insulinpens<br />
und -spritzen<br />
3. Stechhilfe und ausreichende Anzahl an Lanzetten<br />
4. Teststreifen für Ketontest<br />
5. Internationaler Diabetiker-Ausweis*<br />
6. Vordruck einer ärztlichen Bescheinigung für das<br />
Mitführen von Insulin, Spritzen etc.*<br />
7. Blutzuckertagebuch*<br />
8. <strong>Diabetes</strong>-Dolmetscher*<br />
9. Glukagon-Notfallset<br />
10. Traubenzucker, Snacks, z. B. in Form von Trockenobst,<br />
Zwieback, Keksen<br />
* kostenlos über Bayer, Tel. 08 00/5 08 88 22<br />
Gibt’s bald nicht mehr …<br />
Foto: vfa.de<br />
Mark Never, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung von<br />
Novar tis Pharma, Nürnberg,<br />
bedauert die notwendig gewordene<br />
Einstellung des<br />
Vertriebs von Vildagliptin.<br />
Blutzuckersenkung ohne Hypoglykämiegefahr und ohne Gewichtszunahme – und<br />
trotzdem: 350 000 Typ-2-Diabetiker müssen demnächst <strong>auf</strong> die Antidiabetika Galvus/Eucreas<br />
(Vildagliptin/Vildagliptin plus Metformin) verzichten. 4 Mio. Typ-2-Diabetiker<br />
in über 120 Ländern werden derzeit mit den seit 2007 zugelassenen Arzneimitteln<br />
therapiert. Laut Presse-Info hatte das Unternehmen Novartis mehrfach<br />
versucht, den Schritt zu vermeiden: „Wir waren bis zuletzt bereit, unseren Beitrag zu<br />
leisten und deutlich im Preis nach unten zu gehen. So haben wir eindeutige Signale<br />
gesetzt und unseren Preis schon im Mai um 30 Prozent gesenkt. Doch einen Preis,<br />
der <strong>auf</strong> Generika-Niveau festgelegt würde, können wir nicht mitgehen“, bedauert<br />
Mark Never, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Pharma, Nürnberg, die<br />
notwendig gewordene Einstellung des Vertriebs von Vildagliptin (siehe auch S.62).<br />
| DJ 8–2014<br />
39
infobox<br />
Ausprobiert<br />
Accu-Chek Aviva<br />
Schneller messen<br />
ohne Codieren<br />
Eine gebogene Oberfläche, eine<br />
griff- und rutschsichere Unterseite:<br />
Das sind die beiden Eigenschaften,<br />
die mir beim neugestalteten<br />
und technisch weiterentwickelten<br />
Blutzuckermessgerät Accu-Chek Aviva<br />
des Unternehmens Roche Diagnostics<br />
als Erstes <strong>auf</strong>fallen. Drei Tasten hat es<br />
zum Bedienen: einen kleinen Knopf<br />
zum Ein- und Ausschalten und Bestätigen<br />
von Einstellungen an der oberen<br />
Kante und zwei große Pfeiltasten<br />
<strong>auf</strong> der Oberseite zum Einstellen zum<br />
Beispiel der Uhrzeit und zum Aufrufen<br />
des Speichers.<br />
Einblenden des Codes entfällt<br />
Beim Messen meines Blutzuckers<br />
kommt die aus meiner Sicht entscheidende<br />
Weiterentwicklung: Während<br />
beim Vorgängermodell nach dem Einstecken<br />
des Teststreifens und dem Angehen<br />
des Geräts noch der Kalibriercode<br />
für einige Zeit eingeblendet wurde, bevor<br />
ich <strong>auf</strong>gefordert wurde, dem Teststreifen<br />
Blut zu liefern, entfällt jetzt die Anzeige<br />
des Codes – das Codieren erfolgt nun<br />
automatisch. Nach dem Einstecken des<br />
Teststreifens und dem Angehen des Geräts<br />
dauert es nicht lange – und ich kann<br />
dem Teststreifen Blut geben. Schnell<br />
steht in großen Zahlen das Messergebnis<br />
im Display.<br />
90 Tage im Messwertspeicher<br />
Den Wert kann ich markieren als gemessen<br />
vor dem Essen oder nach dem Essen.<br />
Automatisch wird er in den Speicher des<br />
Geräts überführt, aus dem ich alle Werte<br />
mit Datum, Uhrzeit und Markierung<br />
wieder <strong>auf</strong>rufen kann. Auch neu dabei:<br />
Der längste Zeitraum, aus dem ich bisher<br />
Werte wieder abrufen konnte, betrug<br />
30 Tage – nun sind es 90 Tage. Über<br />
die integrierte Infrarot-Schnittstelle und<br />
ein zusätzliches Infratrot-Adapterkabel<br />
kann ich meine Blutzuckerwerte in meinen<br />
Computer auslesen und mit Hilfe<br />
entsprechender Software auswerten.<br />
Bunte Sticker zur Abwechslung<br />
Wenn mir das Schwarz des Geräts zu eintönig<br />
wird, klebe ich mir bunte Sticker<br />
dar<strong>auf</strong>. Sie sind in der Größe des Geräts<br />
bei Roche Diagnostics in unterschiedlichen<br />
Designs erhältlich.<br />
<br />
Dr. Katrin Kraatz<br />
Accu-Chek Aviva<br />
Größe (L x B x T):<br />
Gewicht:<br />
Messzeit:<br />
94 x 52 x 21 mm<br />
etwa 59 g (mit Batterie)<br />
5 Sekunden<br />
erforderliche Blutmenge:<br />
0,6 μl<br />
Messbereich:<br />
10 – 600 mg/dl bzw. 0,6 – 33,3 mmol/l<br />
Messtemperatur: -25 – 70 °C<br />
relative Luftfeuchtigkeit: 10 – 90 %<br />
Batterie:<br />
eine 3-Volt-Lithium-Batterie (CR2032)<br />
Speicher:<br />
500 Blutzuckermesswerte und 20 Messwerte von Funktionskontrollen<br />
mit Datum und Uhrzeit<br />
Preis für Accu-Chek Aviva: 46,06 € (unverbindliche Preisempfehlung, inkl. Mwst.)<br />
Preis für 50 Teststreifen:<br />
27,99 € (unverbindliche Preisempfehlung, inkl. Mwst.)<br />
Wollen Sie mehr über<br />
das Blutzuckermessgerät<br />
Accu-Chek Aviva wissen?<br />
Das Unternehmen<br />
Roche Diagnostics informiert<br />
Sie telefonisch unter<br />
08 00/4 46 68 00. Unter<br />
www.accu-chek.de > Produkte<br />
> Blutzuckermessung<br />
> Accu-Chek Aviva finden Sie<br />
das Accu-Chek Aviva auch im<br />
Internet.<br />
| DJ 8–2014<br />
40<br />
Neue Blutzuckermessgeräte, Pens, Insulinpumpen …: Wir probieren die Geräte aus – und beschreiben Ihnen unseren Eindruck. Eindeutig bewerten<br />
können und wollen wir sie nicht, denn jeder muss selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und womit er am besten zurechtkommt. Auch die<br />
Genauigkeit und Zuverlässigkeit prüfen wir nicht; dies überlassen wir den dafür eingerichteten Instituten.
denk-mal<br />
D<br />
E<br />
N<br />
K<br />
M<br />
A<br />
L<br />
1<br />
ugs.: verschwenden<br />
nordwestruss.<br />
Fluss<br />
norddt.:<br />
Rote<br />
Rübe<br />
Flugzeugbauteil<br />
Gegenstück<br />
zu Yin<br />
(chin.)<br />
Fluidum,<br />
Atmosphäre<br />
(franz.)<br />
Ausdruck<br />
der Multiplikation<br />
kurz für<br />
Rehabilitationsmaßnahme<br />
alter<br />
Name<br />
des Iran<br />
Hüne<br />
2<br />
9<br />
Blutadern<br />
lat.,<br />
franz.:<br />
und<br />
Ungebrauchtes<br />
Sinnesorgan<br />
Skatspielart<br />
Schienenstrang<br />
längliche<br />
Meeresbucht<br />
(span.)<br />
3<br />
8<br />
lautmal.:<br />
Schuss,<br />
lauter<br />
Knall<br />
4<br />
3<br />
orient.<br />
Gedichtform<br />
mit<br />
Reimwörtern<br />
Schlemmer<br />
Name<br />
Gottes<br />
im<br />
Islam<br />
elegantes<br />
Einfamilienhaus<br />
Bewunderer,<br />
Liebhaber,<br />
Fan<br />
niederl.<br />
Maler<br />
(van der)<br />
6 † 1677<br />
Vorsilbe:<br />
Nerven...<br />
griech. Vorsilbe:<br />
gleich<br />
7<br />
span.:<br />
los!,<br />
<strong>auf</strong>!,<br />
hurra!<br />
Rhein-<br />
Zufluss<br />
Mikroorganismen<br />
10<br />
Die Lösung aus Heft 6/2014 lautet: Vegetarier<br />
5 6 7 8 9 10<br />
1<br />
Kfz-Z.<br />
Polen<br />
2<br />
Entwässerungsgraben<br />
ugs.:<br />
eintauchen<br />
Zeichen<br />
für Germanium<br />
Abk.:<br />
techn.<br />
Hochschule<br />
weibl.<br />
Witzfigur:<br />
Klein ...<br />
Vornehmtuer<br />
lat.:<br />
Gebiet,<br />
Gegend<br />
Kfz-Z.<br />
Taiwan<br />
(China)<br />
zu berechnen<br />
bei Übergewicht<br />
Gesteinsbruchstücke<br />
unbefestigt<br />
erbgleicher<br />
Nachkomme<br />
Organe<br />
für<br />
Folgeerkrankung<br />
unbest.<br />
Artikel<br />
Fluss in<br />
Südtirol<br />
5<br />
bunter<br />
Papagei<br />
Kfz-Z.<br />
Slowenien<br />
Schienentriebwagen<br />
gesundes<br />
Fett<br />
Vorgesetzte,<br />
Leiterin<br />
Nierenerkrankung<br />
Körperglied<br />
Donau-<br />
Zufluss<br />
in<br />
Bayern<br />
ugs.: sich<br />
balgen<br />
®<br />
4<br />
svd1414.0-48<br />
Mitmachen und Gewinnen<br />
Lösung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Foto: BECO<br />
3 x Aquahanteln von BECO<br />
Wassergymnastik ist schonender und oft<br />
sogar effektiver als das Training an Land:<br />
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Einsendeschluss ist der 25.8.2014 (Datum des<br />
Poststempels). Das Los entscheidet, der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Auflösung in Heft 10/2014. Wer<br />
gewinnt, wird schriftlich benachrichtigt.<br />
Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle,<br />
ausgenommen die Mitarbeiter des Kirchheim-Verlags und<br />
ihre Angehörigen und der beteiligten Unternehmen. Die<br />
Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Rechtsweg<br />
und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Kein K<strong>auf</strong>zwang.<br />
Vor- und Zuname<br />
Straße und Hausnummer<br />
PLZ/Wohnort<br />
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□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />
◾ schriftlich, ◾ per E-Mail oder ◾ per Telefon über aktuelle Angebote<br />
aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis<br />
kann ich jederzeit widerrufen. (Auch wenn Sie schon<br />
früher einer Kontakt<strong>auf</strong>nahme durch uns zugestimmt<br />
haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />
Datum / Unterschrift<br />
Einsendeschluss:<br />
25. August 2014<br />
| DJ 8–2014<br />
41
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<strong>Ihre</strong> Stimme für den<br />
Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan!<br />
<strong>Diabetes</strong>-Organisationen appellieren an die Gesundheitsminister<br />
der Länder: <strong>Ihre</strong> Stimme für den Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan!<br />
Expertenchat<br />
Mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in Schule und<br />
Kindergarten – was sollten Lehrer,<br />
Eltern und Kinder beachten?<br />
| DJ 8–2014<br />
42<br />
Die deutsche Diabetologie appelliert<br />
an die Gesundheitsminister<br />
der Bundesländer, sich dar<strong>auf</strong> zu<br />
verständigen, die Bundesratsinitiative<br />
für einen Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan<br />
im Interesse der Betroffenen<br />
gemeinsam zu tragen.<br />
„Ohne Zweifel stimmen wir den Kritikern<br />
der Bundesratsinitiative darin<br />
zu, dass das Problem des weiter<br />
ungebremst zunehmenden <strong>Diabetes</strong><br />
in Deutschland prioritär im neuen<br />
Präventionsgesetz verankert werden<br />
muss“, so Professor Dr. med. Thomas<br />
Danne, Vorstandsvorsitzender von<br />
dia betesDE – Deutsche Dia betes-<br />
Hilfe. „Wir benötigen jedoch auch ein<br />
koordiniertes Vorgehen <strong>auf</strong> Bundesebene,<br />
um die Versorgung so zu optimieren,<br />
dass weniger Leid und Kosten<br />
durch vermeidbare Folgekrankheiten<br />
entstehen. Das kann ein neues Präventionsgesetz<br />
allein nicht leisten“, sagt<br />
der Kinderdiabetologe aus Hannover.<br />
„Beim Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan geht<br />
es nicht primär darum, mehr Geld<br />
im Gesundheitssystem für <strong>Diabetes</strong><br />
bereitzustellen, sondern wir haben<br />
hier die historische Chance, endlich<br />
strukturell und nachhaltig Verbesserungen<br />
umzusetzen. Diese können<br />
dann endlich zu patientenorientierteren,<br />
kosteneffektiveren, regional und<br />
qualitativ einheitlichen sowie zu zukunftsrobusten<br />
Versorgungsstrukturen<br />
über die Sektoren hinweg führen.<br />
Es geht vor allem um eine effektivere<br />
und sinnvollere Mittelverwendung“,<br />
erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard<br />
Siegel, Präsident der Deutschen <strong>Diabetes</strong><br />
Gesellschaft (DDG).<br />
„Wir Patienten sind daran interessiert,<br />
dass die Versorgung des <strong>Diabetes</strong> in allen<br />
Regionen Deutschlands gleich gut<br />
ist. Das ist derzeit nicht der Fall. Deshalb<br />
ist uns zum Beispiel die Versorgungsforschung<br />
so wichtig, die nicht<br />
Bestandteil eines Präventionsgesetzes<br />
sein kann“, so Jan Twachtmann, Vorstandsvorsitzender<br />
der bundesweiten<br />
Patientenorganisation Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
(DDH-M). „Es ist uns außerdem<br />
wichtig, dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, dass der<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, für den es derzeit keine<br />
Präventionsmöglichkeit gibt, nicht<br />
in ein Präventionsgesetz gehört. Deshalb<br />
sind wir ganz klar Fürsprecher<br />
für den Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan in<br />
Deutschland“, bekräftigt Twachtmann.<br />
Etwa 30 000 Kinder leben in Deutschland<br />
mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Nach der Diagnose<br />
stellt insbesondere der Schulalltag eine<br />
schwierige Hürde für die Betroffenen und<br />
Angehörigen dar. So sorgen etwa das Insulinspritzen<br />
oder das Blutzuckermessen<br />
des jungen Patienten bei seinen Mitschülern<br />
und Lehrern für Aufsehen und fragende<br />
Blicke. Damit umzugehen, fällt vor<br />
allem den Erkrankten selbst schwer. Wie<br />
Kinder am besten damit umgehen können<br />
und in welchem Ausmaß Lehrer Verantwortung<br />
übernehmen sollten, erklärt<br />
die diabetesDE- Expertin Sarah Bläsig im<br />
nächsten Experten-Chat. Denn eines steht<br />
fest: Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> sind in der<br />
Schule genauso leistungsfähig wie gesunde<br />
Kinder.<br />
Fragen rund um das Thema „<strong>Diabetes</strong><br />
und Schule“ können ab sofort eingesendet<br />
werden. Die <strong>Diabetes</strong>beraterin beantwortet<br />
diese im Experten-Chat von diabetes-<br />
DE am Donnerstag, dem 28. August 2014,<br />
live zwischen 17 und 19 Uhr.<br />
Das Kontaktformular für den Chat finden<br />
Sie im Internet unter:<br />
http://www.diabetesde.org/experten_<br />
chat/kontaktformular/<br />
Am 28. August<br />
2014 findet die Experten-Sprechstunde<br />
mit Sarah<br />
Bläsig statt zum<br />
Thema „Mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in<br />
Schule und Kindergarten<br />
– was<br />
sollten Lehrer, Eltern<br />
und Kinder<br />
beachten?“<br />
Foto: © Fontanis - Fotolia.com
diabetesDE<br />
diabetesDE<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Reinhardtstraße 31<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 030/201 677 0<br />
Fax: 030/201 677 20<br />
E-Mail: info@diabetesde.org<br />
Internet: www.diabetesde.org<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Jo-Jo-<br />
Effekt<br />
fekt<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fußball-WM 2014: <strong>Diabetes</strong>-Aufklärung<br />
<strong>auf</strong> der<br />
Berliner Fan-Meile<br />
diabetesDE – Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe war als<br />
einzige gemeinnützige<br />
Organisation <strong>auf</strong> der<br />
Fußball-WM-Fan-Meile<br />
mit einer Aufklärungsaktion<br />
vertreten. Von<br />
den mehreren hunderttausend<br />
Fußball-Fans<br />
vor dem Brandenburger<br />
Tor ließen sich viele am<br />
Stand von diabetesDE<br />
beraten und <strong>auf</strong>klären –<br />
überraschend viele Betroffene<br />
Nicole Mattig-Fabian und<br />
Weltmeister Paul Breitner.<br />
diabetesDE – Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
über den Andrang am<br />
Stand. „Viele Fans haben<br />
sich die Zeit genommen<br />
und Fragen<br />
gestellt, den <strong>Diabetes</strong>-Risiko-Test<br />
ausgefüllt<br />
und Postkarten an<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Gröhe ausgefüllt.<br />
Das Engagement der<br />
Fans im Umfeld einer<br />
Fan-Meile für <strong>Diabetes</strong><br />
waren vor Ort. Vor und nach<br />
den Spielen wurden <strong>auf</strong> Großleinwänden<br />
Spots gezeigt, die verdeutlichen,<br />
dass ein Leben mit <strong>Diabetes</strong> nicht<br />
immer „süß“ ist. Nach dem Motto<br />
hat uns extrem positiv überrascht.“<br />
Tausende von Fans ließen sich zudem<br />
die Tattoos der Deutschland-Flagge<br />
mit der Aufforderung zu einer Charity-SMS<br />
<strong>auf</strong>kleben.<br />
„Wir sind viele“ wurde außerdem <strong>auf</strong><br />
die dramatisch steigenden Zahlen der<br />
Volkskrankheit <strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>merksam<br />
gemacht: Aktuell sind 6 Mio. Menschen<br />
in Deutschland betroffen. Nicht<br />
nur den Fans <strong>auf</strong> der Fan-Meile gefiel<br />
die Aktion, auch Fußball-Legende<br />
Paul Breitner schaute am Stand vorbei,<br />
ließ sich mit Fans fotografieren,<br />
um für <strong>Diabetes</strong> zu sensibilisieren.<br />
Dagmar Hauner, Hans Hauner<br />
Erfolgreich abnehmen bei <strong>Diabetes</strong><br />
4. Auflage 2013, 130 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />
15,00 €, ISBN 978-3-87409-528-0<br />
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Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
Fotos: diabetesDE<br />
„Wir hatten mit vielem gerechnet,<br />
aber nicht mit einem derartigen<br />
Zuspruch“, freut sich Nicole Mattig-Fabian,<br />
Geschäftsführerin von<br />
| DJ 8–2014<br />
43<br />
33.0007<br />
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www.kirchheim-shop.de<br />
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svk@svk.de<br />
| DJ 8–2014<br />
43<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
lebensecht<br />
www.diabetes-journal.de<br />
– zwei Grenzgänger, Dia<br />
Der Thermalvulkan Dallol an der<br />
Grenze zu Eritrea bildet aus Sedimenten<br />
ein unglaubliches Farbszenario.<br />
Dieses Bild hätte die beiden Abenteurer im Iran<br />
beinahe ins Gefängnis gebracht.<br />
Der Schlund des Vulkans Erta Ale in<br />
Nordostäthiopien mit dem größten<br />
permanenten Lavasee der Erde.<br />
|<br />
44
lebensecht<br />
betes und ein Kontinent<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Werner Beck<br />
Eine Afar-Frau rettet die beiden in der Danakil-Depression<br />
vor dem Verdursten.<br />
Der Toyota Land Cruiser: (meist) zuverlässiger<br />
Begleiter <strong>auf</strong> der Tour um die Welt.<br />
Drei Ereignisse veränderten meine<br />
Welt: Das erste ereignete sich<br />
vor 35 Jahren, als ich meine Frau<br />
Herta heiratete. Ohne sie wäre so<br />
ein turbulentes Leben nicht möglich gewesen.<br />
Beinahe 15 Jahre unseres Lebens<br />
sind wir als moderne Nomaden unterwegs,<br />
anfangs noch mit unseren beiden<br />
Kindern.<br />
Das zweite Ereignis war nicht so schön<br />
wie der Hochzeitstag und warf meine<br />
Welt aus den Angeln: Vor 33 Jahren diagnostizierten<br />
die Ärzte bei mir <strong>Diabetes</strong><br />
und machten mir unmissverständlich<br />
klar, dass mein Leben ab sofort nach eisernen<br />
Regeln verl<strong>auf</strong>en muss. Sport oder<br />
gar Reisen waren damals für die Doktoren<br />
ein rotes Tuch.<br />
Das dritte Ereignis forderte unseren ganzen<br />
Mut: Während andere um ihren Arbeitsplatz<br />
froh waren, haben wir vor<br />
10 Jahren unsere guten Jobs als Chefsekretärin<br />
und Fertigungsplaner gekündigt:<br />
Vor allem mit einer Familie ist der konsequente<br />
Schritt von der bequemen Sicherheit<br />
zum Aufbruch ins Abenteuer eine<br />
existenzielle Entscheidung mit offenem<br />
Ende. Wir haben uns für den Aufbruch<br />
entschieden und brachen mit unserem<br />
Toyota Land Cruiser zu einer Weltreise <strong>auf</strong>.<br />
Seidenstraße nach Asien<br />
Zuerst trieb uns die Neugierde mehrere<br />
Jahre über die legendäre Seidenstraße<br />
nach Asien, dann gingen wir <strong>auf</strong> eine Reise<br />
zu uns selbst und verbrachten ein einsames<br />
Jahr zwischen -40 °C und +40 °C<br />
am menschenleeren Baikalsee, wo eine<br />
mongolische Filzjurte unser einziger<br />
Schutz vor Kälte, Bären und Wölfen war.<br />
Danach zogen wir mit unserem Crui ser<br />
weiter nach Afrika: ein Kontinent – mit<br />
Vorurteilen gepflastert, von Missverständnissen<br />
gebrandmarkt.<br />
Zwei Jahre durchstreiften wir den faszinierenden<br />
Erdteil – immer <strong>auf</strong> der Suche<br />
nach interessanten Begegnungen und<br />
außergewöhnlichen Erfahrungen. Hautnah<br />
suchten wir unser Afrika. Wir sahen<br />
unglaubliche Landschaften und erlebten<br />
absolute Einsamkeit. Immer dort, wo die<br />
Masse geradeaus fährt, bogen wir zweimal<br />
rechts ab. So erlebten wir Momente<br />
des größten Glücks, aber auch Schicksale,<br />
die uns frustrierten – weit mehr, als das<br />
altbekannte Afrikabild versprach.<br />
Hier also Episoden unserer außergewöhnlichen<br />
Tour zum und durch den schwarzen<br />
Kontinent:<br />
Iran – <strong>auf</strong> der Anreise verhaftet<br />
Im Iran besuchten wir einen Freund, der<br />
uns bei unserer früheren Iranreise in<br />
größter Not half (wir hatten damals einen<br />
schlimmen Unfall, bei dem ein Kind starb).<br />
Hashem ist heute frustrierter als damals<br />
noch. Er hat Angst vor Krieg und Verfolgung<br />
– und keine Hoffnung <strong>auf</strong> Besserung<br />
in diesem Unrechtsstaat. Er will<br />
mit seiner Familie nur noch weg. Ein Silberschmied<br />
<strong>auf</strong> dem Basar in Esfahan bezeichnet<br />
den Iran als schlimmere Diktatur,<br />
als Deutschland unter Hitler war. Ich<br />
mache unbedarft ein Foto vom Sonnenuntergang<br />
mit einer Ölverladerampe im<br />
Hintergrund. Sofort werde ich umzingelt.<br />
Ein Mann reißt mir die Kamera aus der<br />
Hand und konfisziert die Pässe. Wir beide<br />
werden wegen Spionage verhaftet – in einem<br />
vermeintlichen Gottesstaat, in dem<br />
Ausländer wegen Belanglosigkeiten Jahre<br />
im Gefängnis verbringen.<br />
Dschibuti – im Vorhof der Hölle<br />
Die Danakil-Depression ist der unwirtlichste<br />
und menschenfeindlichste Ort<br />
ganz Afrikas: Hier bilden Stein, Sand, Lava<br />
und alte Sinterschlote eine skurrile Welt.<br />
Es scheint, als wäre ein Stück Mond <strong>auf</strong><br />
die Erde gefallen. Das möchten wir mit eigenen<br />
Augen sehen, obwohl wir nicht genau<br />
wissen, wie und ob dieser Ort mit unserem<br />
Land Cruiser überhaupt erreichbar<br />
ist. Denn die Gegend ist so erdfremd, dass<br />
der Film Planet der Affen hier gedreht<br />
wurde. Und ausgerechnet in die<br />
| DJ 8–2014<br />
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lebensecht<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Werner beim Bau seines Bogens für die<br />
Jagd mit den Buschmännern.<br />
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46<br />
ser abgelegenen Lavawüste streikt unser<br />
Auto. Also machen wir uns morgens<br />
zu Fuß <strong>auf</strong> den Weg, ohne zu bedenken,<br />
dass am Hitzepol der Erde die Temperaturen<br />
mittags <strong>auf</strong> 60 °C steigen und jedes<br />
Lebewesen in kürzester Zeit austrocknet.<br />
Wir schwitzen in der gnadenlosen Sonne,<br />
verlieren zu viel Körperflüssigkeit, und<br />
das Trinkwasser geht zu Ende. Eine Afar-<br />
Frau rettet uns mit ein wenig Wasser vor<br />
dem Verdursten. In ihrem Zelt finden wir<br />
etwas Schatten, Ruhe und Erholung. Danach<br />
setzen wir unseren Weg fort und<br />
erreichen tatsächlich unser Auto. Dort<br />
zeigt das Thermometer 60 °C an. Zudem<br />
hat der extreme Schweiß den Silikonkatheter<br />
meiner Insulinpumpe herausgeschwemmt.<br />
Da wir nur mit einem kurzen<br />
Ausflug gerechnet hatten, hatte ich keinen<br />
Ersatz dabei. Nach dieser Tour erreiche<br />
ich den höchsten Zuckerwert in meiner<br />
<strong>Diabetes</strong>-Karriere.<br />
Tansania – Eichhörnchenessen in<br />
der Steinzeit<br />
Am Tag sind die Hadzabe-Buschmänner<br />
am Lake Easy unsichtbar und ein Phantom<br />
der Wildnis. Sie hinterlassen keine<br />
Spuren, haben keine Hütten, schlafen unter<br />
Bäumen und Ästen. Zum Schutz vor<br />
Löwen und anderen gefährlichen Tieren<br />
brennt die ganze Nacht ein Feuer. Der<br />
Schein ihres Lagerfeuers verrät sie und<br />
ist die einzige Möglichkeit, sie überhaupt<br />
zu orten. Die letzten 800 Hadzabe<br />
Buschmänner führen ein Leben wie in<br />
der Steinzeit. Sie besitzen nur so viel,<br />
wie sie tragen können – Pfeil und Bogen,<br />
Messer und Topf. Sie kennen keinen Führer,<br />
keine Gewalt und keine Regeln.<br />
Wir dürfen die Buschmänner <strong>auf</strong> die Jagd<br />
durch die Dornensavanne begleiten und<br />
sind von deren Jagdinstinkt, ihrer Art<br />
der Ernährung (Eichhörnchen) und ihrer<br />
Überlebensstrategie überrascht.<br />
Kongo – ein außergewöhnliches<br />
Geschenk als Reiseproviant<br />
Der kriegsgeschüttelte Kongo ist ein<br />
Land mit nur noch wenigen befahrbaren<br />
Straßen, also machen wir uns im Kongobecken<br />
mit Flugzeug und Einbaum <strong>auf</strong><br />
die Suche nach den sehr scheuen Urwaldpygmäen.<br />
Dabei werden wir von einem<br />
Bantu-Stamm als Missionare empfangen.<br />
Sie schenken uns zum Abschied ihre<br />
größte Delikatesse als Reiseproviant:<br />
eine lebende Fledermaus.<br />
Immer tiefer müssen wir in den Dschungel<br />
vordringen, weil die friedlichen Pygmäen<br />
sich mehr und mehr in den unzugänglichen<br />
Urwald zurückziehen.<br />
Sie haben vor den herrschenden Bantu<br />
Angst, die sie versklaven oder gar töten,<br />
Herta mit ihrem positiven Malariabefund,<br />
ein Mitbringsel aus dem Kongo.<br />
Nur das Glück bewahrt sie vor einem<br />
schlimmen Ende.<br />
wenn sie den Holzfällern nicht schnell<br />
genug Platz machen.<br />
Mit Glück entdecken wir die kleinen<br />
Menschen, die mir nur bis zum Bauchnabel<br />
reichen.<br />
Angola – Malaria … und viel Glück!<br />
Der Aufenthalt im dampfigen Urwald des<br />
Kongobeckens rächt sich unerwartet. In<br />
dieser entlegenen Region steht Malaria<br />
<strong>auf</strong> Platz eins der Todesursachen.<br />
In Luanda, der Hauptstadt Angolas, lernen<br />
wir Jun kennen, einen herzensguten<br />
Philippinen, der uns <strong>auf</strong> sein Grundstück<br />
zum Übernachten einlädt. Am nächsten<br />
Morgen ist Jun traurig. Soeben ist ein<br />
Mitarbeiter innerhalb einer Woche an<br />
der gefährlichen Malaria tropica gestorben.<br />
Diese Art Malaria kann in kürzester<br />
Zeit das Gehirn zerstören. Der Mann<br />
hatte nur leichte Beschwerden wie Kopfschmerzen,<br />
Sehstörungen und Schwindelgefühle.<br />
Als Herta von den gleichen<br />
Symptomen erzählt, leuchten alle Warnlampen<br />
knallrot. Sofort gehen wir zum<br />
Test: Peng, sie ist positiv. Hätten wir nicht<br />
Jun getroffen, wären wir einfach weitergereist<br />
und jetzt in der arzt- und menschenleeren<br />
Moçâmedes-Wüste im Südwesten<br />
Angolas am Atlantik unterwegs.<br />
Wieder einmal hatten wir Glück.<br />
Verantwortungsloser Diabetiker?<br />
Als Diabetiker werde ich oft gefragt, ob<br />
ein solches Leben nicht verantwortungslos<br />
ist? Nun, es kommt <strong>auf</strong> die Erfahrung<br />
und die Risikobereitschaft an. Sicher<br />
ist es nicht jedermanns Sache, mit dem<br />
Handicap <strong>Diabetes</strong> so extrem zu reisen.<br />
Letztlich aber ist alles, was wir tun,<br />
riskant. Auch durch vorausschauendes<br />
Handeln und mit 30 Jahren <strong>Diabetes</strong>erfahrung<br />
bleibt immer ein Restrisiko.<br />
Schon mit unserer Geburt beginnt das<br />
Risiko des Lebens, das in vielen Ländern<br />
unterschiedlich gesehen wird.<br />
Fotos: Werner Beck
Strecken Sie bewusst Ihr Ellenbogengelenk<br />
und führen Sie <strong>Bewegung</strong>en<br />
der Arme vor und zurück<br />
aus der Schulter heraus aus. Zuerst<br />
nur im Stand, wobei Sie aber<br />
zusätzlich auch die Knie gegengleich<br />
nach vorne schieben.<br />
lebensecht<br />
Herta und Werner beim Tellerlippen-Stamm<br />
in Äthiopien.<br />
Nur durch Zufall entdecken sie die außergewöhnlich<br />
geschmückten Mumuila<br />
in Südwestangola.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
In Afrika habe ich hautnah erlebt, wie die<br />
Menschen ihr einfaches Leben meistern<br />
– meist ohne soziales Netz und ohne<br />
wirkliche medizinische Versorgung,<br />
mit weniger Sorgen und Zukunftsängsten<br />
und mit mehr Lachen und Freude<br />
als in Europa. Und dort, wo der Lebensstandard<br />
steigt, wie im reichen Südafrika,<br />
steigen auch Sorgen und Ängste – ebenso<br />
wie die Diabetikerzahlen.<br />
Wer ein bisschen Geld hat, k<strong>auf</strong>t sich<br />
Fastfood und Cola … mit dem Ergebnis,<br />
dass in Südafrika die meisten Diabetiker<br />
ganz Afrikas leben.<br />
Autor Werner Beck, 58 Jahre,<br />
Abenteurer und Autor der Bücher<br />
„Afrika hautnah“ sowie „Auszeit<br />
am Baikalsee“, ist seit 33 Jahren<br />
Diabetiker und Pumpenträger.<br />
Mit seiner Frau hat er etwa<br />
100 Länder bereist. Ihr Ziel ist<br />
die ganze Welt. Dabei sind ihnen<br />
auch Fortbewegungsmittel wie<br />
Tempelelefanten in Südindien oder<br />
Hundeschlitten in Lappland recht.<br />
Doch am liebsten sind sie mit ihrem<br />
alten Land Cruiser unterwegs.<br />
Mehr Infos unter www.hwbeck.de<br />
In unseren Reisepausen geben wir unsere<br />
Erfahrungen und Abenteuer in Multivisionsshows,<br />
Magazinen, Büchern und<br />
DVDs weiter. Bisher sind die Bücher Auszeit<br />
am Baikalsee – 1 Jahr am Limit sowie<br />
Afrika hautnah – Ein Land Cruiser, zwei<br />
Grenzgänger und ein Kontinent im Verlag<br />
Delius Klasing erschienen. Die DVDs<br />
Abenteuer Baikal – 1 Jahr am Limit und<br />
Auge in Auge mit Afrika – Eine Reise zu den<br />
Menschen und ihren Kulturen wie auch die<br />
Bücher können unter www.hwbeck.de<br />
bestellt werden. Dort gibt es auch ausführliche<br />
Informationen und Bilder über<br />
unsere Abenteuer.<br />
Dieses Buch bietet Ihnen alles,<br />
um <strong>Diabetes</strong> und Nordic<br />
Walking mit Spaß und Erfolg<br />
zu verbinden – egal, ob Sie<br />
Anfänger sind oder ein geschrittener Nordic<br />
fort-<br />
Walker.<br />
nur<br />
12,90 €<br />
Diabetologe Dr. med. Wolf-<br />
Rüdiger Klare und Sportphysiotherapeut<br />
Volker<br />
Schildt geben Ihnen Tipps<br />
für einen sicheren Einstieg<br />
ins Nordic Walking als Diabetiker.<br />
In anschaulichen<br />
Bildern, mit Extra-<br />
Trainingsplänen!<br />
Abb. 1: Einteiliger<br />
Stock (oben)<br />
und Teleskopstock<br />
(unten).<br />
Tipp:<br />
Im Herbst und<br />
im Winter sind<br />
Nodic-Walking-<br />
Stöcke im Fachhandel<br />
häufig<br />
günstiger zu<br />
bekommen. Auch<br />
im Discounter<br />
bekommen Sie<br />
mittlerweile recht<br />
gute Stöcke.<br />
Für den Anfang<br />
und zum Ausprobieren<br />
reichen<br />
sie a lemal aus.<br />
Die Stöcke sollten vor allem eine gute<br />
Dämpfung gewährleisten und nicht zu<br />
schwer sein. Daher setzt sich immer<br />
mehr Carbon als Material durch. Hier<br />
gilt: Je höher der Carbonanteil, desto<br />
leichter ist der Stock, aber auch desto<br />
teurer.<br />
Zwei Ausführungen von Stöcken gibt<br />
es <strong>auf</strong> dem Markt: einteilige Stöcke mit<br />
festgelegter Länge und Teleskopstöcke,<br />
die sich in der Höhe verstellen lassen<br />
(Abb. 1). Beide haben ihre Vor- und<br />
Nachteile.<br />
Einteiliger Stock<br />
Vorteil: Besteht aus einem Rohr und<br />
hat dadurch evtl. bessere Biege- und<br />
Dämpfungseigenschaften, geringeres<br />
Gewicht.<br />
Nachteil: Festgelegt <strong>auf</strong> eine Höhe; die<br />
Höhe ist abhängig von den angebotenen<br />
44<br />
Wichtig<br />
<strong>Ihre</strong> Wanderstöcke eignen sich nicht<br />
fürs Nordic Walking.<br />
Sowohl Materialeigenschaften als auch<br />
Ausführung und vor a lem die Wanderschl<strong>auf</strong>e<br />
lassen eine vernünftige Nordic-<br />
Walking-Technik nicht zu.<br />
Stockmodellen (Größen ändern sich in<br />
5- cm-Schritten, also100 cm, 105 cm<br />
usw.).<br />
Teleskopstock<br />
Aller Anfang ist leicht<br />
Übung1<br />
Vorteil: Individuelle Einstellung, besserer<br />
Transport (z. B. <strong>auf</strong> Reisen).<br />
Nachteil: In der Regel höheres Gewicht,<br />
bei „billigeren“ Modellen besteht die<br />
Gefahr, dass sich der Verschluss lockert.<br />
Letztendlich ist es Geschmackssache,<br />
Übung 4<br />
Die Nordic-Walking-Technik – Übungen<br />
Gehen Sie einfach ohne Stöcke<br />
los und achten Sie dar<strong>auf</strong>, wie <strong>Ihre</strong><br />
Arme gegengleich pendeln.<br />
Übung 2<br />
Greifen Sie <strong>Ihre</strong> Stöcke in der Mitte<br />
und pendeln Sie bewusst mit<br />
den Armen aus der Schulter heraus.<br />
Machen Sie die Übung erst<br />
im Stand und dann im Gehen.<br />
Übung 3<br />
Legen Sie die Schl<strong>auf</strong>en an und<br />
gehen Sie los, ohne zuzugreifen.<br />
Die Stöcke schleifen nun <strong>auf</strong> dem<br />
Boden, und der Armpendel setzt<br />
ein. Sobald Sie das spüren, greifen<br />
Sie die Stöcke und setzen sie ein.<br />
Falls Sie in den Passgang kommen,<br />
Stöcke loslassen.<br />
Der Nord<br />
Walking-<br />
Mittlerweile gibt es sehr<br />
Walking-Stöcke anbieten<br />
den Vorteil, dass bekann<br />
Geschäft belebt und dad<br />
mehr so starr sind, allerd<br />
dung beim K<strong>auf</strong> schwer<br />
für welche Art von Stock Sie sich entscheiden.<br />
Was hat es mit den Schl<strong>auf</strong>en <strong>auf</strong><br />
sich?<br />
Viel wichtiger als ein paar Gramm we-<br />
niger Gewicht oder ein paar Prozente<br />
mehr Carbonanteil ist nach meiner Er-<br />
fahrung die Schl<strong>auf</strong>e.<br />
Abb. 2 Abb. 2a<br />
Mit ih<br />
ten au<br />
nach<br />
die S<br />
klein<br />
quem<br />
mit d<br />
kont<br />
Spaß<br />
58<br />
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Klare/Schildt: Das <strong>Diabetes</strong>-<br />
Nordic-Walking-Buch<br />
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svk@svk.de<br />
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lebensecht<br />
<strong>Diabetes</strong> 1960:<br />
Leben nach Zeitplan<br />
Mit Feuerwerk und Silvesterraketen<br />
erblickte ich am 31. Dezember<br />
1955 in Jena das Licht der Welt,<br />
zusammen mit meinem Zwillingsbruder.<br />
Die ganze Welt feierte, und fürsorgliche<br />
Eltern gaben uns beiden Liebe und<br />
Geborgenheit. Am Stadtrand von Greifswald<br />
lebten wir gut vier Jahre glücklich<br />
in einem Haus, umgeben von einem großen<br />
Garten.<br />
Sirupsüßer Geschmack im Urin<br />
1960 änderte sich das Leben schlagartig.<br />
Es begann mit einem Dauerl<strong>auf</strong> zwischen<br />
Trinken und Toilette, außerdem<br />
war ich dauernd schlapp und müde und<br />
verlor stark an Gewicht. Lange rätselten<br />
die Ärzte, warum es mir so schlecht<br />
ging – bis ein engagierter Arzt tatsächlich<br />
meinen Urin kostete und wohl einen<br />
sirupsüßen Geschmack wahrnahm.<br />
Die insulinproduzierenden Zellen meiner<br />
Bauchspeicheldrüse hatten beschlos<br />
sen, ihre Arbeit einzustellen! Lange war<br />
ich im Krankenhaus – dann ging es für<br />
die Grundeinstellung des Blutzuckers<br />
in ein <strong>Diabetes</strong>kinderheim. Ab jetzt lief<br />
das Leben nach einem strengen Zeitplan<br />
ab – für Spritzen und Essen. Lebensmittel<br />
mit Zucker waren für mich nun tabu.<br />
Anfang der 1960er Jahre bot die Therapie<br />
des <strong>Diabetes</strong> nicht die Flexibilität<br />
wie heute, auch die verfügbaren Insulinarten<br />
erlaubten das nicht. Also musste<br />
ich jedes Jahr für vier Wochen wieder in<br />
das Kinderheim in Garz – mir graute<br />
jedes Mal davor.<br />
Zwischen Muff und Stacheldraht<br />
Den muffigen Geruch des Hauseingangs<br />
habe ich noch heute in der Nase,<br />
und viele Erlebnisse dort haben mich<br />
bis heute geprägt. Das Haus war von<br />
Stacheldraht umzäunt und der Tagesabl<strong>auf</strong><br />
fast militärisch organisiert. Eine<br />
hochgewachsene, knochige, ältere<br />
Dame erwies sich als Herrscherin dieses<br />
Reiches über uns „Süßen“ und über drei<br />
weitere Betreuerinnen.<br />
Dem Brot fehlte oft eine Ecke<br />
Zu den Spritzzeiten mussten wir uns in<br />
einer Schlange anstellen. An einer großen<br />
Tafel waren unsere Namen mit den dazugehörigen<br />
Insulineinheiten angeschrie<br />
| DJ 8–2014<br />
48<br />
Im <strong>Diabetes</strong>kinderheim in<br />
Garz war manchmal vom<br />
Brot eine kleine Ecke abgeschnitten,<br />
damit die<br />
Grammzahl stimmte.<br />
Foto: © exopixel - Fotolia.com
lebensecht<br />
Unbeschwert war unser Familienleben, bis der <strong>Diabetes</strong> bei mir<br />
festgestellt wurde. Meine Eltern kümmerten sich akribisch um<br />
meine Einstellung.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: privat<br />
ben – eine Schwester drückte uns nacheinander<br />
das Insulin in Arm, Bein oder Po.<br />
Nach dem Frühstück fand die Arbeitstherapie<br />
statt: Gartenarbeit, Haus- und<br />
Zimmerputz. Das Essen bekamen wir in<br />
einem großen Saal. Hier hatte jeder seinen<br />
festen Platz, an dem die von Ärzten<br />
festgesetzten Essensmengen standen.<br />
Manchmal war vom Brot eine kleine Ecke<br />
abgeschnitten, damit die Grammzahl<br />
stimmte. Essen zu tauschen, war streng<br />
verboten – das wurde streng überwacht.<br />
Schmalz sollte Insulin binden<br />
In der ersten Zeit gab es zum Frühstück<br />
Schmalzstullen, weil man glaubte, dass<br />
das Schmalz Insulin bindet. Man dachte<br />
außerdem, dass Diabetiker besonders<br />
schlau seien, da man zum Denken<br />
ja Energie (Zucker) benötigte. Wir mussten<br />
Tests schreiben, bei denen sich herausstellte,<br />
dass dies nicht stimmte.<br />
Undichte und stumpfe Spritzen<br />
Ich war immer froh, wenn die Zeit in<br />
Garz um war und ich wieder nach Hause<br />
durfte. Trotzdem war die Betreuung<br />
von Diabetikern in der DDR sehr gut und<br />
flächendeckend organisiert. Es gab Schulungen<br />
für Eltern und Erkrankte, und es<br />
wurde viel Wert dar <strong>auf</strong> gelegt, dass Betroffene<br />
sich mit dem Krankheitsbild<br />
und -verl<strong>auf</strong> auskannten. Meine Eltern<br />
hielten zu Hause die Ess- und Spritzzeiten<br />
sowie die Essmengen akribisch ein<br />
und kochten oft für mich das Mittagessen<br />
separat. Mein Vater passte <strong>auf</strong>, wie<br />
das Wetter werden würde, um die <strong>Insulindosis</strong><br />
anzupassen: Konnte ich mich<br />
draußen bewegen oder würde ich bei Regen<br />
meine Zeit drinnen mit Malen oder<br />
Lesen verbringen?<br />
Das Beste daraus gemacht<br />
Das Spritzen lernte ich, als ich etwa 6 Jahre<br />
alt war – es tat mir sehr weh. In der<br />
damaligen Zeit in der DDR waren die<br />
Spritzen oft undicht, die Kanülen mit Widerhaken<br />
versehen; an den Spritzstellen<br />
bekam ich so mit der Zeit dicke Beulen.<br />
Zu Hause wurden die Blutzuckerwerte<br />
nur alle vier Wochen in den <strong>Diabetes</strong>zentralen<br />
gemessen und in Gesprächen ausgewertet<br />
was eine optimale Blutzuckereinstellung<br />
kaum möglich machte. Als<br />
Jugendliche führten mich die jährlichen<br />
Einstellungen nach Karlsburg zu den<br />
Erwachsenen, wo ich mit dem Buch Von<br />
Aceton bis Zucker über meine Zukunftsaussichten<br />
<strong>auf</strong>geklärt wurde: Blindheit,<br />
Nierenschäden, amputierte Gliedmaßen!<br />
Bald stellten sich bei mir die ersten Spätschäden<br />
an Augen und Nieren ein. Den<br />
Rest gab mir dann die Aussage eines jungen<br />
Arztes: Meine Lebenserwartung betrüge<br />
nur noch etwa 5 Jahre! Das zu verkraften,<br />
war nicht einfach und hat meine<br />
Lebenseinstellung sehr beeinflusst. Ich<br />
wollte niemand sein, <strong>auf</strong> den man Rücksicht<br />
nehmen muss. Ich entwickelte Galgenhumor<br />
und versuchte, aus den Gegebenheiten<br />
das Beste zu machen. Damit<br />
ging es nicht nur mir besser, sondern<br />
auch meinem Umfeld; sogar die Blutzuckerwerte<br />
sind mit dieser Lebenseinstellung<br />
besser geworden.<br />
Länger als 5 Jahre gelebt!<br />
Von 1976 bis 1980 absolvierte ich in Wismar<br />
mein Studium zum Wirtschaftsin<br />
genieur und genoss das Studentenleben<br />
– egal wie lange es dauern würde. Und<br />
meine Blutzuckerwerte waren super.<br />
Heute mit 58 Jahren behandele ich meinen<br />
<strong>Diabetes</strong> mit einer Insulinpumpe,<br />
bin glücklich und lebensfroh, Die 5-Jahres-Frist<br />
ist lange überschritten! Ein<br />
Spruch von Gerhardt Katsch, der in Garz<br />
in großer Schrift an der Wand steht, ist<br />
mir in Erinnerung geblieben: „Ein Diabetiker<br />
ist nicht krank, sondern bedingt<br />
gesund.“ Er hatte Recht!<br />
<br />
Birgit Behrendt<br />
Name: Birgit Behrendt,<br />
geb. Morgenroth<br />
Alter: 58 Jahre<br />
<strong>Diabetes</strong>: seit 54 Jahren<br />
Therapie: Insulinpumpentherapie<br />
seit 1990<br />
Hobbys: Malen, Schreiben, Theater,<br />
Singen, Reisen, Sport<br />
(Radfahren, Schwimmen,<br />
L<strong>auf</strong>en, Tanzen)<br />
Mottos: „Nix ist so schlimm, als dass<br />
sich nicht noch was Gutes<br />
drin findet! Lachen ist die<br />
beste Medizin! Wenn dir<br />
das Leben `ne Zitrone<br />
schenkt, bestell‘ Salz und<br />
Tequila!<br />
E-Mail: chrissi.sn@t-online.de<br />
Steckbrief<br />
| DJ 8–2014<br />
49
diabetessszene<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Aus der<br />
Szene für<br />
die Szene<br />
„diabetestour“-Fragen:<br />
„… trotzdem Neuropathie?“<br />
– „Typ<br />
2 = 2. Klasse“<br />
| DJ 8–2014<br />
50<br />
Auf diesen Seiten fassen wir<br />
für Sie <strong>auf</strong>sehenerregende Internet-Diskussionen<br />
zusammen,<br />
außerdem setzen wir den<br />
Link zu unserer Online-Umfrage<br />
– und Prof. Dr. med. Rüdiger<br />
Petzoldt beantwortet Fragen, die<br />
man ihm <strong>auf</strong> der Patientenveranstaltung<br />
„diabetestour“ häufig<br />
stellt … oder die Sie, liebe Leser,<br />
uns einfach zusenden.<br />
Kalender:<br />
Wichtig im<br />
August<br />
30.<br />
Sommerfest in<br />
Rastatt …<br />
… zum 25-jährigen Bestehen des Diabetiker-Treffs<br />
Rastatt. Eine Anmeldung<br />
ist erforderlich. Veranstalter: Diabetiker-Treff<br />
Rastatt im DDB-Landesverband<br />
Baden-Württemberg e. V.<br />
Treffpunkt und Uhrzeit bitte erfragen.<br />
Kontakt: Heidrun Schmidt-Schmiedebach,<br />
Tel. 0 72 22/20 09 72<br />
Die Frage Ich bin 66 Jahre alt und seit<br />
vielen Jahren Typ-2-Diabetikerin. Mit<br />
meinem HbA 1c bin ich zufrieden, bei<br />
der letzten Quartalskontrolle lag es bei<br />
5,9 Prozent. Meine Behandlung: Glimepirid<br />
und Januvia und selbstverständlich<br />
eine ganz konsequente Diät. Kann man<br />
trotzdem durch den <strong>Diabetes</strong> eine Neuropathie<br />
bekommen? Ich habe seit längerem,<br />
seit einem Bandscheibenvorfall,<br />
brennende Schmerzen im linken Bein.<br />
Kommt das auch vom <strong>Diabetes</strong>? Bei meiner<br />
<strong>Diabetes</strong>behandlung kann ich doch<br />
nichts mehr verbessern, oder?<br />
Prof. Petzoldt: Nein, an <strong>Ihre</strong>r erfolgreichen<br />
Behandlung sollten Sie gemeinsam<br />
mit <strong>Ihre</strong>m Arzt erst dann etwas ändern,<br />
wenn sich bei den regelmäßigen Kontrollen<br />
eine dauerhafte HbA 1c -Verschlechterung<br />
eingestellt hat. Wahrscheinlich hat<br />
der damalige Bandscheibenvorfall Nervenstörungen<br />
verursacht, die nun die eigentliche<br />
Ursache für <strong>Ihre</strong> Schmerzen im<br />
linken Bein sind. Auch hierbei kann man<br />
von einer Neuropathie = Nervenkrankheit<br />
sprechen. Dagegen hat man bei einer im<br />
Zusammenhang mit dem <strong>Diabetes</strong> verursachten,<br />
schmerzhaften diabetischen<br />
Neuropathie an den Füßen in der Regel<br />
beiderseits Beschwerden, die oft in Ruhe<br />
(z. B. nachts) besonders deutlich erscheinen.<br />
Ihr Arzt kann beurteilen, ob diese<br />
Deutung bei Ihnen zutrifft, ob zur Abklärung<br />
weitere Untersuchungen nötig sind<br />
und was Sie zusätzlich zur erfolgreichen<br />
<strong>Diabetes</strong>behandlung gegen die einseitigen<br />
Beinschmerzen tun können.<br />
Die Frage Immer wieder muss ich von<br />
Bekannten hören, als Typ-„zwei“-Diabetiker<br />
sei man wohl ein Mensch zweiter<br />
Klasse, da man mit seinem Übergewicht<br />
ja selber an seiner Krankheit schuld sei.<br />
Ich traue mich sowieso nicht leicht aus<br />
meinem Schneckenhaus raus. Und wenn<br />
ich das höre, dann schrecke ich jedes Mal<br />
zurück, weil es mich fertig macht. Es gibt<br />
aber doch noch andere Gründe, warum<br />
man Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bekommen hat?<br />
Prof. Petzoldt: Diese Frage, dieser Hinweis<br />
kommt berechtigterweise immer<br />
wieder: Die Beurteilung der Menschen<br />
mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> als Diabetiker zweiter<br />
Klasse mit einem absichtlich selbst<br />
verschuldeten Typ-2-<strong>Diabetes</strong> ist grundsätzlich<br />
falsch. Denn der Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
entwickelt sich in der Regel nicht ohne<br />
eine erbliche Grundlage. Auch Sie werden<br />
also die Veranlagung zum Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
geerbt haben, bevor es im L<strong>auf</strong>e <strong>Ihre</strong>s<br />
Lebens unter bestimmten äußeren Einflüssen<br />
zum endgültigen Ausbruch des<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong> kam. Zu den „bestimmten<br />
äußeren Einflüssen“ gehört vor allem<br />
ein jahrelang bestehendes Übergewicht.<br />
Hierin liegt nicht etwa der Vorwurf gegen<br />
Einzelne (wärest Du nicht dick, dann<br />
hättest Du auch keinen <strong>Diabetes</strong>), sondern<br />
die Chance zur Vorbeugung für große<br />
Bevölkerungsgruppen durch Änderung<br />
der äußeren Einflüsse des Übergewichts.<br />
Und auch Menschen wie Sie mit<br />
einem Typ-2-<strong>Diabetes</strong> können durch einen<br />
ebenso selbstbewusst wie verantwortungsvoll<br />
geänderten, gesunden Lebensstil<br />
(langsame Gewichtsreduktion<br />
etc.) ihren <strong>Diabetes</strong> gut in den Griff bekommen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg<br />
und … kommen Sie dazu ruhig aus <strong>Ihre</strong>m<br />
Schneckenhaus heraus.<br />
Autor Prof. Dr. med. Rüdiger<br />
Petzoldt brpetzoldt@t-online.de<br />
Foto: Frank Schuppelius
diabetes-szene<br />
www.diabetes-journal.de<br />
#dedoc Trend<br />
Aktuelles #dedoc<br />
Trend-Thema:<br />
CGM für Alle!<br />
Fots: Fotos: dedoc<br />
Jeden Mittwoch um 21 Uhr trifft<br />
sich die Deutsche <strong>Diabetes</strong> Online<br />
Community zu einem einstündigen<br />
TweetChat. Die Kolumne<br />
#dedoc Trend bringt aktuelle Themen<br />
aus der Community ins <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>.<br />
Ende Juni ging eine neue, unabhängige<br />
Facebook-Gruppe an<br />
den Start, Titel: CGM für Alle! Sie<br />
will über Vorteile und Möglichkeiten<br />
der kontinuierlichen Gewebszuckermessung<br />
informieren und<br />
diese für alle erreichbar machen.<br />
Die Gruppe greift damit auch die<br />
Diskussion rund um das Thema<br />
(fehlende) Kostenübernahme für<br />
CGM-Systeme <strong>auf</strong>, die in den letzten<br />
Wochen (mal wieder) an Fahrt<br />
<strong>auf</strong>genommen hat:<br />
Manuela<br />
Mein Sohn hat seit Februar<br />
den Dexcom bekommen, wir<br />
sind soo dankbar, dass wir es geschafft<br />
haben! Vor dem Dex hatte<br />
er locker 80 Hypos im Monat und<br />
extrem schwankende Werte. Jetzt<br />
sind es nur noch 15 – und man<br />
kann sofort eingreifen!<br />
Anna Lena<br />
CGM an die Macht! Ich finde<br />
eine Pumpe und ein CGM sollten<br />
zum Standard für jeden Diabetiker<br />
werden.<br />
@in_perpetuum:<br />
Wie wäre ein CGM für euch<br />
im Urlaub? Würdet ihr für solche<br />
Fälle selbst in einen Sensor investieren?<br />
Für mehr Entspannung sozusagen?<br />
#dedoc<br />
@saytine:<br />
Was passiert eigentlich mit<br />
den ganzen Teststreifen, die keiner<br />
mehr k<strong>auf</strong>en würde, wenn wir alle<br />
CGMs oder Closed Loop hätten<br />
;-) ? #dedoc<br />
@honigsuesses:<br />
Die Abbott-Sache (FGM)<br />
klingt spannend, ich verstehe aber<br />
nicht, welche Vorteile es gegenüber<br />
dem CGM haben soll. #dedoc<br />
www.reisen-mit-typ-1.de<br />
Momentan wird ein CGM<br />
von den Krankenkassen nur in<br />
ganz seltenen Ausnahmen<br />
genehmigt, da es nicht als<br />
“Hilfsmittel” zugelassen ist.<br />
Das ist sehr schade, denn<br />
es erhöht die Lebensqualität<br />
um ein Vielfaches. Auch<br />
der <strong>Diabetes</strong> ist so viel einfacher<br />
einzustellen, zu kontrollieren<br />
und es gäbe nur noch<br />
streberhafte Hba 1c Werte :) !<br />
www.typ1liveblog.de<br />
Es ist schon in der ersten<br />
Stunde ein super Gefühl, viele<br />
Werte zu haben und eine lückenlose,<br />
nicht stichprobenartige Grafik.<br />
Man wird gewarnt, bevor die<br />
Hypo kommt und kann etwas dagegen<br />
unternehmen, man wird gewarnt<br />
wenn der Wert in einen Bereich<br />
steigt, in dem Gefahrt droht,<br />
das Ketone <strong>auf</strong>treten. Besser geht<br />
es nicht!<br />
www.diabetes-leben.com<br />
Es ist schon abgefahren, wie<br />
glücklich mich so ein medizinisches<br />
Gerät machen kann. Aber<br />
meine Blutzuckerwerte sind nun<br />
der Hammer! Meine Laune ist so<br />
viel besser und ich bin so ausgeglichen!<br />
Folgen Sie uns <strong>auf</strong><br />
Twitter! www.twitter.<br />
com/#!/<strong>Diabetes</strong>_Profis<br />
Besuchen Sie unsere<br />
Facebook-Seite!<br />
www.facebook.com/<br />
<strong>Diabetes</strong>.<strong>Journal</strong><br />
| DJ 8–2014<br />
51
diabetessszene<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Facebook-Renner:<br />
Aussehen wie ein<br />
Dalmatiner? – Wie<br />
nackt ohne CGM …<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
aktiv gesund leben<strong>Journal</strong><br />
im<br />
WorldWideWeb<br />
Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> „teilt“ <strong>auf</strong> seiner Facebook-Seite<br />
Artikel, Fotos oder Videos anderer –<br />
das heißt Beiträge, die wir wichtig finden, werden<br />
auch über uns verbreitet. Die Renner-Beiträge<br />
des Monats: Sarah’s Welt mit „<strong>Diabetes</strong> ist (k)ein<br />
Zuckerschlecken“ und I can eat everything mit<br />
„CGM im Test …“<br />
Online-Frage Juli:<br />
Finden Sie Aktionen und Initiativen wie das <strong>Diabetes</strong><br />
Programm Deutschland und D-Run sinnvoll, um Menschen<br />
zu mehr <strong>Bewegung</strong> und sportlicher Aktivität zu<br />
motivieren?<br />
„Ja“<br />
| DJ 8–2014<br />
52<br />
Sarah beschrieb die Herausforderungen bei der Sommerhitze<br />
… nicht nur für Pumpenträger: „nicht aussehen wie<br />
ein Dalmatiner, Insulin kühl halten, Eis vor dem Verl<strong>auf</strong>en<br />
schnell berechnen … und<br />
verrückte Werte in den<br />
Griff bekommen!“ Tausende<br />
Leser erfuhren (Bild):<br />
Nach den ersten Sonnentagen<br />
„und dem ein oder<br />
anderem mal Katheterwechseln<br />
sieht der Diabetiker<br />
eher aus wie ein Dalmatiner.<br />
Denn da, wo die<br />
Eine Schatten- und eine Schokoladen-<br />
… ääääh … den letzten Tagen<br />
nach zu urteilen eine Sonnenseite.<br />
Pflaster sind, kommt kein<br />
Sonnenstrahl durch. Während<br />
also nun Bauch, Beine<br />
und Co schön schokobraun<br />
werden, sieht man erst beim Wechseln des Katheters<br />
das Disaster. Ein kleiner ovaler weiss gebliebener Fleck …“<br />
Tine von I can eat everything hatte für 20 Tage ein CGM<br />
zum Test – kontinuierliche Glukosemessung war angesagt!<br />
„Es war ein ganz tolles neues Lebensgefühl.“ Sie trug den Sensor<br />
beim L<strong>auf</strong>en, Arbeiten, Eink<strong>auf</strong>en, Schlafen, „und konnte<br />
zum ersten Mal nach der Diagnose meinen Blutzucker im Verl<strong>auf</strong><br />
und mit Trend sehen“. Und: „Eines der allertollsten Dinge<br />
daran, dass man von dem Ding alarmiert wird, wenn der<br />
Blutzucker außerhalb des selbst eingestellten Norm-Bereiches<br />
liegt. Ich wurde zwei Mal nachts geweckt, weil ich unterzuckerte.<br />
Das hätte ich so vermutlich nie gemerkt! So, so gut!“<br />
Ich trag’ da was am Körper? Duschen? Alles kein Thema mit<br />
dieser Gewebs zuckerpolizei. Ihr Fazit: „Nachdem ich das<br />
CGM wieder abgegeben hatte, fühlte ich mich extrem nackt<br />
und musste mich erst einmal wieder entwöhnen.“<br />
„Nein“<br />
Auf die Online-Frage im<br />
letzten Monat antworteten 78,1 % mit „Ja“ und<br />
21,9 % mit „Nein“.<br />
Insgesamt beteiligten sich 310 Leser.<br />
Aktuelle Online-Frage:<br />
Die Initiative CGM für alle setzt sich dafür ein, dass<br />
viel mehr Menschen als bisher, vor allem Typ-1-Diabetiker,<br />
die kontinuierliche Glukosemessung erstattet<br />
bekommen. Sind Sie dafür?<br />
Stimmen Sie ab <strong>auf</strong> diabetes-journal.de. Das Ergebnis<br />
gibt es in der September-Ausgabe.<br />
Der <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Newsletter:<br />
Der wöchentliche <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Newsletter hält Sie<br />
immer <strong>auf</strong> dem L<strong>auf</strong>enden! Kostenlos registrieren unter:<br />
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uns <strong>auf</strong> dem<br />
Tablet!
:<br />
diabetes-szene<br />
Szene-Mix:<br />
Von Experten,<br />
für Lehrer,<br />
Trends und Gipfel<br />
Wir haben für Sie Szene-Infos gesammelt:<br />
Presse zum <strong>Diabetes</strong>-Anstieg, Material für Lehrer<br />
und Erzieherinnen, Ungewöhnliches aus der<br />
US-Forschung.<br />
Immer mehr Menschen erkranken im Kindes- und Jugendalter<br />
an <strong>Diabetes</strong> – hauptsächlich Kinder mit<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> infolge einer Autoimmunerkrankung.<br />
Jedoch dürfte auch die Zahl der Kinder steigen, die <strong>auf</strong>grund<br />
von Fettleibigkeit und <strong>Bewegung</strong>smangel einen<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong> entwickeln, warnt die Deutsche <strong>Diabetes</strong><br />
Gesellschaft (DDG). Die Befürchtung der Fachgesellschaft<br />
gründet sich <strong>auf</strong> aktuelle Trends in den USA: Dort<br />
ist die Zahl der Erkrankungen an Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern<br />
und Jugendlichen einer neuen Studie zufolge innerhalb<br />
von nur acht Jahren um 31 Prozent gestiegen.<br />
+++<br />
Was sollten Erzieherinnen und Lehrer über <strong>Diabetes</strong><br />
wissen? Viele wichtige Informationen sowie eine kleine<br />
Präsentation (ca. 2 Dutzend Charts) zum Weitergeben findet<br />
man im Internet zum Runterladen unter<br />
http://kindermittyp1diabetes.wordpress.com/<br />
+++<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Dateiname: _3OSCE_0012759.pdf; Seite: 1; Nettoformat: (86.00 x 120.00 mm); Datum: 11. Mar 2014 10:04:34; PDF-CMYK (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />
Jubin<br />
Zuckerlösung<br />
Die Lösung für die<br />
kurzfristigen Energieprobleme <strong>Ihre</strong>s Körpers!!<br />
Zutaten: Glucosesirup,<br />
Saccharose,<br />
Wasser,<br />
natürliche Aromastoffe.<br />
Brennwert: 527 kJ (124 kcal),<br />
1 BE = 15g<br />
(1 Tube = 2,6 BE)<br />
PZN - 8508212<br />
Jubin Pharma Vertrieb - Rombacher Hutte 10 - 44795 Bochum - Tel.: 0234 - 772231 Fax: 0234 - 772300<br />
E-mail: Jubin-Pharma-Vertrieb@t-online.de - www.jubin-pharma.de<br />
Dateiname: _33ZII_0012693.pdf; Nettoformat:(86.00 x 120.00 mm); Datum: 12. May 2014 14:51:00; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />
Marktplatz<br />
Fotos: http://sarahmeinewelt.blogspot.de/; https://diabetesresaerch.org<br />
Den <strong>Diabetes</strong> heilen: Das macht sich das <strong>Diabetes</strong>-Forschungsinstitut<br />
an der Universität von Miami zur<br />
Aufgabe – und zeigt dies <strong>auf</strong> seinen aktuellen Shirts.<br />
Sexy … Schriftzug (was sonst), oder?! Das Internet-Publikum<br />
fand: der Renner!<br />
https://diabetesresearch.org/diabeatthis-shirts<br />
+++<br />
Die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach<br />
hat am 4. Juli den Geschäftsführer der DDG, Dr. Dietrich<br />
Garlichs, und Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin<br />
diabetesDE, getroffen. Gesprächspunkte waren der<br />
Nationale <strong>Diabetes</strong>plan, das Präventionsgesetz und<br />
die Bundesratsinitiative sowie der UN-Gipfel zu den<br />
nicht übertragbaren Krankheiten (Juli 2014).<br />
| DJ 8–2014<br />
53
leserbriefe<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Das Wort hat der Leser<br />
Ein Leserbrief <strong>auf</strong> den „Klartext“ des DDB-Bundesvorsitzenden,<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> vom Juni 2014<br />
| DJ 8–2014<br />
54<br />
(...) Da spricht Herr Möhler<br />
von dem eingetragenen<br />
und als gemeinnützig anerkannten<br />
Verein Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
– Menschen mit<br />
<strong>Diabetes</strong>, der betroffene Diabetikerinnen<br />
und Diabetiker<br />
in der organisierten Selbsthilfe<br />
vereint, vertritt und unterstützt,<br />
deren Interessen in der<br />
Öffentlichkeit und gegenüber<br />
der Politik klar formuliert<br />
und Gehör findet, von einer<br />
„Organisation“. Er tut dies bewusst,<br />
um die in der DDH-M<br />
vereinten Diabetikerinnen<br />
und Diabetiker zu diffamieren<br />
und wie einst die Hallstein-Doktrin<br />
einen Alleinvertretungsanspruch<br />
seines<br />
DDB in der BAG Selbsthilfe<br />
und im G-BA zu postulieren,<br />
begründet dies gar mit gesetzlichen<br />
Regelungen. Ein<br />
Rechtsanwalt müsste dies<br />
besser wissen und sollte das<br />
Recht und die rechtlichen<br />
Regeln nicht für seine persönliche<br />
Darstellung ausnutzen,<br />
ja sogar falsch auslegen.<br />
Auch in der geführten Argumentation<br />
werden dabei<br />
Halb- und Unwahrheiten bewusst<br />
eingesetzt. So behauptet<br />
Herr Möhler, dass DDH-M<br />
durch den Austritt der drei<br />
früheren DDB-Landesverbände<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz und Bremen<br />
geschaffen wurde. Das ist nur<br />
die halbe Wahrheit, denn die<br />
Diabetikerinnen und Diabetiker<br />
in diesen drei Ländern<br />
brauchten eine Selbsthilfevereinigung,<br />
die sie als<br />
Zusammenschluss Betroffener<br />
auch mit einer hörbaren<br />
Stimme vertreten konnte.<br />
Dies wurde in der Gründung<br />
der DDH-M vollzogen, die<br />
Gründung war eine Folge der<br />
Handlungen des DDB-Bundesvorstandes<br />
um Herrn<br />
Möhler, die gegen die Interessen<br />
der Diabetikerinnen und<br />
Diabetiker gerichtet waren<br />
und was diese drei Landesverbände<br />
artikulierten und sich<br />
zu einem Austritt aus dem<br />
DDB gezwungen sahen. Herr<br />
Möhler behauptet weiter, dass<br />
DDH-M eine „Organisation“<br />
sei, die von Leistungserbringern<br />
dominiert wird. Dies ist<br />
schlichtweg eine Lüge. Unsere<br />
Diabetiker-Selbsthilfegruppe,<br />
die bis zum Januar 2014 unter<br />
dem Dach des DDB Sachsen-Anhalts<br />
gearbeitet hat,<br />
wurde vom DDB an den Rand<br />
der Existenz gebracht und die<br />
DDB-Einzelmitglieder wurden<br />
aus dem DDB „ausgetreten“!<br />
Dar<strong>auf</strong>hin wurden<br />
wir zunächst Gruppenmitglied<br />
bei der DDH-M, einen<br />
Status, den es beim DDB satzungsrechtlich<br />
gar nicht<br />
gibt, und inzwischen nach<br />
der satzungswidrigen Exmatrikulation<br />
durch den Landesvorstand<br />
auch komplett<br />
Vollmitglieder bei der Deutschen<br />
<strong>Diabetes</strong>-Hilfe.<br />
Damit haben wir auch als Betroffene<br />
die Erfahrung gemacht,<br />
dass die DDH-M in<br />
keiner Weise von „Leistungserbringern“<br />
dominiert ist, im<br />
Gegenteil. Gemeinsam mit<br />
den therapeutischen Berufen<br />
der <strong>Diabetes</strong>berater und<br />
der ärztlichen Fachvereinigung<br />
der Diabetologen sind<br />
wir in diabetesDE vereint.<br />
Es erfolgt keinerlei <strong>Einfluss</strong>nahme<br />
<strong>auf</strong> das Handeln von<br />
DDH-M seitens der DDG oder<br />
des VDBD! Wir Betroffene in<br />
der DDH-M sehen, anders als<br />
Herr Möhler mit seinem DDB,<br />
die Zusammenarbeit mit den<br />
Therapeuten (das sind keine<br />
Leistungserbringer!) als eine<br />
wesentliche Seite unserer<br />
Selbstverantwortung und<br />
des Selbstmanagements! Dabei<br />
wird uns weder etwas <strong>auf</strong>gezwungen<br />
noch werden wir<br />
zu nicht in unserem Interesse<br />
liegenden Handlungen<br />
<strong>auf</strong>gefordert. Richtig ist, dass<br />
alle Führungsstrukturen in<br />
der DDH-M von Diabetikerinnen<br />
und Diabetikern ausgeführt<br />
werden. (…) Alles in<br />
allem, Herr Möhler, ist <strong>Ihre</strong><br />
Einlassung in diesem irreführenderweise<br />
als „Klartext“<br />
bezeichneten Artikel des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
angesichts der<br />
Erfahrungen, die wir im DDB<br />
gemacht haben, am Ende mit<br />
einer klaren und sichtbaren<br />
Behinderung der Selbsthilfearbeit,<br />
ein Schlag in das<br />
Gesicht der Betroffenen. Seit<br />
wir in der DDH-M als Gruppenmitglied<br />
verankert sind,<br />
erfahren wir jegliche und uneingeschränkte<br />
Unterstützung<br />
unserer Arbeit vor Ort,<br />
wird uns das von den Krankenkassen<br />
und Sponsoren zur<br />
Selbsthilfearbeit übermittelte<br />
Geld nicht vorenthalten<br />
bzw. widerrechtlich weggenommen<br />
wie im DDB. Auch<br />
redet uns kein Therapeut in<br />
die Arbeit rein (…). Um <strong>Ihre</strong>n<br />
(…) Klartext zu erhellen, sei<br />
gestattet zu erwähnen, dass<br />
am 05. März 2014 ein Treffen<br />
zwischen dem Bundesvorstand<br />
von DDH-M und<br />
der BAG Selbsthilfe stattfand.<br />
Die Geschäftsführung der<br />
BAG Selbsthilfe befürwortet<br />
eine Mitgliedschaft der<br />
DDH-M, die Sie, Herr Möhler,<br />
ohne ein Votum der Mitglieder<br />
des DDB, für den DDB<br />
abgelehnt haben. Sie betreiben<br />
aktive Politik gegen die<br />
Interessen der Betroffenen<br />
und gehen gegen <strong>Ihre</strong> eigenen<br />
Mitglieder, die <strong>Ihre</strong>m autokratischen<br />
Führungsstil<br />
nicht folgen, auch juristisch<br />
vor. Was ist dies für eine Organisation,<br />
die so mit ihren<br />
Mitgliedern umgeht!<br />
In <strong>Ihre</strong>m Artikel haben Sie sicher<br />
nur vergessen zu erwähnen,<br />
dass die Aufnahme neuer<br />
Mitglieder in der BAG Selbsthilfe<br />
von der Mitgliederversammlung,<br />
welche einmal
leserbriefe<br />
Die „freie“ Insulinwahl – Gedanken zum<br />
Produktionsstopp tierischer Insuline<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Foto: Fotolia<br />
jährlich zusammentritt, mehrheitlich<br />
beschlossen wird. Die<br />
Mitgliederversammlung der<br />
BAG Selbsthilfe wird in ihrer<br />
nächsten Mitgliederversammlung<br />
im April 2015 über<br />
eine Aufnahme der DDH-M<br />
als Mitglied entscheiden und<br />
wir Diabetikerinnen und Diabetiker<br />
in der Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />
– Menschen mit<br />
<strong>Diabetes</strong> e. V. sind sehr zuversichtlich,<br />
dass wir problemlos<br />
<strong>auf</strong>genommen werden und<br />
dort aktiv mitarbeiten, nicht<br />
im Sinne einer persönlichen<br />
Eigenprofilierung, sondern<br />
im Interesse von uns Diabetikerinnen<br />
und Diabetikern.<br />
Dr. med. Egon Hohenberger<br />
Anästhesiologe und Diabetiker,<br />
Schatzmeister der Diabetiker-<br />
Selbsthilfegruppe „Die süßen<br />
Quernetaler“ Querfurt.<br />
Regionalbe<strong>auf</strong>tragter der DDH-M für<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Nun sind also auch Polen und Argentinien<br />
aus der Produktion von tierischen<br />
Insulinen ausgestiegen. Als<br />
Diabetiker Typ 1, der seit Jahrzehnten in<br />
trauter Zweisamkeit mit seinem <strong>Diabetes</strong><br />
und seinem tierischen Insulin lebt,<br />
hat man das Gefühl, dass sich die Schlinge<br />
um den Hals immer enger zuzieht.<br />
Soll man noch einmal einen Versuch mit<br />
Human- oder Analoginsulinen wagen?<br />
Nein, bestimmt nicht. Der angeblich so<br />
„einfache, komplikationslose“ Umstieg<br />
<strong>auf</strong> diese Insuline hat viele Diabetiker<br />
an den Rand des Todes gebracht, hat ihnen<br />
jegliche Lebensqualität genommen<br />
und bedeutete für viele Familien einen<br />
Schock fürs Leben, den sie nie vergessen<br />
werden. Horror-Szenarien haben sich bei<br />
diesen „Umstellungen“ abgespielt, aber<br />
komischerweise hat es dieses brisante<br />
Thema trotzdem niemals in die Medien<br />
geschafft. Warum interessiert sich<br />
niemand für uns? Warum wird eine Insulin-herstellende<br />
Firma nicht vom Gesetzgeber<br />
dazu verpflichtet, für einen<br />
Lobeshymnen? Nachdenken über Titelblatt<br />
Als Abonnent komme ich <strong>Ihre</strong>r Anregung aus Heft 5 diesen Jahres<br />
nach und möchte mal etwas zum neuen Layout mitteilen. Ich habe<br />
mir die Frage gestellt, was unterschiedliche Personen zu den jeweiligen<br />
Titelbildern denken könnten, und bin zu folgendem Ergebnis<br />
gekommen: 1. der nicht vom <strong>Diabetes</strong> betroffene Leser: Mein Gott, sieht<br />
die Frau gut aus, Diabetiker müsste man sein. 2. Der/Die Diabetiker/in:<br />
Wäre schön, wenn es einem so gut ginge. 3. Der Gesundheitsminister:<br />
Den Diabetikern geht’s ja blendend, da sollten wir noch mal über Kürzungen<br />
nachdenken. Ich hoffe, dass auch <strong>Ihre</strong> Redakteure einmal darüber<br />
nachdenken, was <strong>auf</strong> einem Titelblatt für eine bestimmte Personengruppe<br />
abgebildet werden sollte. Brigitte S.<br />
permanenten „Nachschub“ für all die<br />
Diabetiker zu sorgen, die zwingend dar<strong>auf</strong><br />
angewiesen sind? Für alles werden<br />
Gesetze erlassen, nur nicht für uns. Warum<br />
kann es für so eine Firma keine „Zuschüsse“<br />
geben, damit sie kostendeckend<br />
produzieren kann? Insulin ist ein lebensnotwendiges<br />
Medikament und kein „lifestyle“-Wässerchen.<br />
Was sind das für Regierungen,<br />
die uns zwar bestätigen, dass<br />
wir ein Anrecht <strong>auf</strong> tierisches Insulin<br />
haben, uns aber dann mit dem lapidaren<br />
Satz „wir verstehen ihr Problem, aber wir<br />
können nichts machen“ im Regen stehen<br />
lassen? Hofft man, dass sich unser Problem<br />
irgendwann von alleine löst? (…) Warum<br />
interessiert sich niemand dafür, wie<br />
kostengünstig wir doch im Vergleich zu<br />
den Usern von Analoginsulinen für die<br />
Krankenkassen sind? Warum interessiert<br />
es die Ärzte, die Wissenschaftler, die<br />
Krankenkassen nicht, dass die meisten<br />
von uns „Dinosauriern“ <strong>auf</strong>grund ihrer<br />
guten <strong>Diabetes</strong>einstellung mit dem tierischen<br />
Insulin weit gesünder, beschwerdefreier<br />
und von Nachfolgekrankheiten<br />
verschonter sind als viele andere Diabetiker?<br />
(…) Welch Aufschrei ging durch<br />
die <strong>Diabetes</strong>-Welt, als die Krankenkassen<br />
sich mehr und mehr weigerten, für alle<br />
<strong>Diabetes</strong>patienten (Typ 2) die Kosten für<br />
Analoginsuline zu übernehmen. Plötzlich<br />
waren „Hypos“ ein Thema, die man<br />
durch die Verwendung von Humaninsulinen<br />
bekommen könnte. (…) Warum<br />
haben wir, die Nutzer von tierischen Insulinen,<br />
die erwiesenermaßen in Lebensgefahr<br />
geraten, sobald sie die „modernen“<br />
Kunstinsuline verwenden, niemals diese<br />
Unterstützung erhalten? Ein Schelm, der<br />
dabei Böses denkt!! (…)<br />
Daniel Györe (per E-Mail)<br />
| DJ 8–2014<br />
55
Blickwinkel<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong>:<br />
Pumpe statt Pen?<br />
| DJ 8–2014<br />
56<br />
Schlecht eingestellte<br />
Typ-2-<br />
Dia betiker bekommen<br />
ihren<br />
Blutzucker mit<br />
Pumpentherapie<br />
besser in<br />
den Griff als mit<br />
mehrmals täglichen<br />
Insulin-Injektionen.<br />
Für Typ-1-Diabetiker ist eine Insulinpumpentherapie<br />
nicht besonders<br />
ungewöhnlich: Sie ist medizinisch<br />
bei vielen angezeigt – wenn auch oft<br />
schwierig durchzusetzen bei den Kostenträgern.<br />
Bei Kindern und Jugendlichen<br />
mit <strong>Diabetes</strong> ist sie heute nicht wegzudenken:<br />
45 Prozent werden mit einer<br />
Insulinpumpe behandelt, bei den jungen<br />
Kindern unter 5 Jahren sind es sogar<br />
77 Prozent (Deutscher Gesundheitsbericht<br />
<strong>Diabetes</strong> 2014). Insgesamt rund<br />
60 000 Typ-1-Diabetiker führen heutzutage<br />
eine Insulinpumpentherapie durch, so<br />
Expertenschätzungen. Ungewöhnlich mutet<br />
eher Folgendes an:<br />
Eine sehr aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten<br />
Fachmagazin Lancet, sagt nun:<br />
Schlecht eingestellte Typ-2-Diabetiker bekommen<br />
ihre Blutzucker einstellung mit Pumpentherapie<br />
tendenziell besser in den Griff als<br />
mit mehrmals täglichen Insulin-Injektionen.<br />
Wobei die Pumpentherapie (mit schnell- und<br />
kurz wirksamem Insulin) heute fast nur Typ-1-<br />
Dia betikern empfohlen wird. Die Studie heißt<br />
OpT2mise; sie ist die größte Studie zum Einsatz<br />
der Insulinpumpentherapie bei Typ-2-<br />
Dia betes. An der OpT2mise-Studie nahmen<br />
495 Erwachsene (30 bis 75 Jahre) mit schlecht<br />
eingestelltem Typ-2-<strong>Diabetes</strong> (unter Insulintherapie)<br />
teil; in der zweimonatigen Einleitungsphase<br />
der klinischen Studie wurde<br />
zunächst versucht, die herkömmliche Insulintherapie<br />
zu optimieren. Aber:<br />
Laut den Experten konnten 331 Patienten hierdurch<br />
nicht <strong>auf</strong> einen Blutzuckerlangzeitwert<br />
(HbA 1c ) im Bereich von 8,0 bis 12,0 Prozent eingestellt<br />
werden. Diese schlecht eingestellten<br />
Typ-2-Diabetiker bekamen nun (Zufallsauswahl)<br />
entweder eine Insulinpumpe oder sie<br />
behandelten ihren <strong>Diabetes</strong> weiter mit mehrmals<br />
täglichen Injektionen. Die Ergebnisse:<br />
Bei den Pumpenträgern verbesserte sich nach<br />
6 Monaten der Langzeitwert deutlich (signifikant):<br />
im Schnitt um 1,1 Prozent im Vergleich<br />
zu 0,4 Prozent in der Gruppe mit herkömmlicher<br />
Insulintherapie. 55 Prozent der Teilnehmer<br />
erreichten mit Pumpe den Zielwert von<br />
8,0 Prozent oder weniger; in der Vergleichsgruppe<br />
schafften das 28 Prozent – also praktisch<br />
die Hälfte. Die Pumpenträger verbrachten<br />
durchschnittlich 3 Stunden weniger täglich<br />
mit zu hohen Blutzuckerwerten. Die Hypoglykämierate<br />
war in beiden Gruppen vergleichbar.<br />
Zum Insulinverbrauch: Zum Ende der Studie<br />
OpT2mise verbrauchten die Insulinpumpenträger<br />
täglich 20 Prozent weniger Insulin<br />
als die Vergleichsgruppe. Beim Körpergewicht<br />
gab es keinen Unterschied.<br />
Laut Studienleiter Prof. Yves Reznik (Universität<br />
Caen, Normandie/Frankreich) eröffnen die<br />
gefundenen Ergebnisse eine wertvolle neue<br />
Behandlungsoption – für all jene Patienten,<br />
die <strong>auf</strong> anderem Weg keine zufriedenstellende<br />
Blutzuckereinstellung erreichen. Auch Dr. Pratik<br />
Choudhary (King’s College, London) sieht in<br />
den Ergebnissen eine Chance zur Therapieverbesserung<br />
bei schwer einzustellenden Menschen<br />
mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> und Insulintherapie<br />
– und schiebt hinterher: „Jedoch wird man<br />
die Kosteneffektivität der Pumpen in den verschiedenen<br />
Gesundheitssystemen evaluieren<br />
müssen.“ Dies ist sicher richtig und wichtig,<br />
ist aber aus meinem Blickwinkel heutzutage<br />
nicht ein Aspekt von vielen zur Beurteilung<br />
eines Wirkstoffes oder einer Therapie – sondern<br />
leider der einzige.<br />
Günter Nuber<br />
Chefredakteur
Unser<br />
Dankeschön<br />
für <strong>Ihre</strong><br />
Empfehlung<br />
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01.0119
gesundheitspolitik<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Typ 1, Typ 2<br />
und neue DMPs<br />
Eine Liste mit Vorschlägen für neue<br />
Disease-Management-Programme<br />
(DMPs) hat der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss (G-BA) im Juni veröffentlicht.<br />
Die Krankheitsbilder reichen<br />
von Stürzen über Schizophrenie bis zur<br />
Schuppenflechte.<br />
„Die Vielzahl eingereichter Themen belegt<br />
das große Interesse der Fachöffentlichkeit<br />
an den Programmen. Immer<br />
mehr medizinische Fachgesellschaften<br />
und ärztliche Berufsverbände haben erkannt,<br />
dass ein gutes Zusammenspiel<br />
zwischen Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus<br />
Dreh- und Angelpunkt einer<br />
qualitativ besseren und wirtschaftlicheren<br />
Versorgung chronisch Kranker ist“,<br />
sagt Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches<br />
Mitglied im G-BA und Vorsitzende<br />
des Unterausschusses DMP. „Das<br />
Spektrum an Indikationen für die mögliche<br />
Entwicklung von neuen DMPs ist<br />
breit gefächert. Sämtliche Vorschläge<br />
werden nun in den zuständigen Gremien<br />
des G-BA eingehend beraten und <strong>auf</strong><br />
ihre Versorgungsrelevanz und Umsetzbarkeit<br />
hin überprüft.“<br />
Niereninsuffizienz, Rückenschmerz,<br />
Depression<br />
| DJ 8–2014<br />
58<br />
Behandlungsziele<br />
lassen sich im DMP<br />
besser erreichen.<br />
Die neuen DMP-Ideen wurden von medizinischen<br />
Dachverbänden und Gesellschaften,<br />
Sachverständigen der medizinischen<br />
Wissenschaft und Praxis sowie<br />
den Spitzenverbänden der Selbsthilfe-<br />
und Patientenorganisationen bis<br />
Anfang Mai eingereicht, darunter auch<br />
Volksleiden wie Demenz und Adipositas.<br />
Als DMP-Vorschlag ist zudem die chronische<br />
Niereninsuffizienz angeführt. In der<br />
Liste finden sich auch die im Koalitions-
gesundheitspolitik<br />
Gesundheitsgefährdende Versorgungsdefizite<br />
beseitigen und definierte Behandlungsziele anstreben:<br />
Das steht hinter den Disease-Management-Programme<br />
(DMPs). 31 Vorschläge für<br />
neue DMPS sind seit Februar beim Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss (G-BA) eingegangen, darunter<br />
auch einige klassische Volkskrankheiten.<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Frank Schuppellius<br />
vertrag erwähnten Erkrankungen chronischer<br />
Rückenschmerz und Depression.<br />
Die ersten Verträge über Disease-Management-Programme<br />
(DMP Brustkrebs)<br />
wurden im Oktober 2002 geschlossen.<br />
Die Pionier-Region war Nordrhein. Im<br />
Jahr 2003 folgte das DMP <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />
Typ 2. Das nächste Programm wurde<br />
ein Jahr später für Koronare Herzkrankheit<br />
(KHK) <strong>auf</strong>gelegt, zwei Jahre später<br />
kamen die DMPs für Typ-1-<strong>Diabetes</strong>,<br />
Asth ma bronchiale und COPD hinzu.<br />
Heute stehen also Programme für sechs<br />
Indikationen zur Auswahl. Für das DMP<br />
KHK wurde 2005 zudem das Modul Chronische<br />
Herzinsuffizienz entwickelt.<br />
Laut Bundesversicherungsamt (Stand<br />
Dezember 2012) nehmen über 6 Millionen<br />
Versicherte an allen DMPs in Deutschland<br />
teil (fast 780 000 Patienten allein in Nordrhein).<br />
Bundesweit gibt es knapp 10 400<br />
einzelne Programme.<br />
Ob eine chronische Krankheit für ein<br />
DMP geeignet ist, hängt auch von bestimmten<br />
Kriterien ab, die im Gesetz festgehalten<br />
sind. Dazu zählen die Zahl der<br />
von der Krankheit betroffenen Versicherten,<br />
die Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
der Qualität der Versorgung, die Verfügbarkeit<br />
von evidenzbasierten Leitlinien,<br />
der sektorenübergreifende Behandlungsbedarf,<br />
die Beeinflussbarkeit des Krankheitsverl<strong>auf</strong>s<br />
durch Eigeninitia tive des<br />
Versicherten und hoher finanzieller Aufwand<br />
der Behandlung.<br />
Anhand dieser Kriterien und den mit den<br />
bisherigen DMPs gewonnenen Erfahrungen<br />
hatte der G-BA einen Fragenkatalog<br />
entwickelt, der seit März als Grundlage<br />
für die Auswahl zusätzlicher Krankheiten<br />
dient. Entsprechende Vorschläge für<br />
neue DMPs mussten anhand des Katalogs<br />
begründet und an den G-BA übermittelt<br />
werden.<br />
Das Gremium verfolgte zunächst die gesetzliche<br />
Aufgabe, die inhaltlichen Anforderungen<br />
an die DMPs zu bestimmen<br />
und entsprechende Empfehlungen<br />
an das Bundesgesundheitsministerium<br />
(BMG) abzugeben. Seit 2012 ist der G-BA<br />
gesetzlich be<strong>auf</strong>tragt, eigene Richtlinien<br />
zu den DMPs zu beschließen. Die praktische<br />
Umsetzung in der Versorgung erfolgt<br />
dann <strong>auf</strong> Basis regionaler Verträge<br />
zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern<br />
vor Ort.<br />
DMP Typ-1-<strong>Diabetes</strong> aktualisiert<br />
Erstmals beschloss der Bundesausschuss<br />
in einer neuen Richtlinie im März auch<br />
die Grundlagen für die Aktualisierung bestehender<br />
DMPs (KHK und <strong>Diabetes</strong>), die<br />
im Juli in Kraft getreten ist. In der Anlage<br />
zum Typ-1-<strong>Diabetes</strong> wurden u. a. die<br />
Anforderungen an die ärztlichen Kontrolluntersuchungen,<br />
differenziert nach<br />
Kindern und Jugendlichen bzw. Erwachsenen,<br />
neu gefasst.<br />
Einer der Hauptkritikpunkte an den<br />
DMPs war bislang, dass sich ihre Effekte<br />
nicht ordentlich untersuchen lassen, weil<br />
es u. a. an einer Vergleichsgruppe von<br />
Patienten fehlt, die nicht im DMP sind.<br />
Nach einem aktuellen G-BA-Beschluss<br />
vom Juni werden die Daten künftig kontinuierlich<br />
erhoben. Zudem bestimmte<br />
der Bundesausschuss die Vorgaben an die<br />
jährlichen Berichte der Krankenkassen<br />
über Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
in zugelassenen Programmen. „Mit den<br />
neuen Anforderungen an die Evaluation<br />
von DMPs ist der Fokus von einem <strong>auf</strong><br />
Krankenkassen bzw. <strong>auf</strong> Regionen bezogenen<br />
Vergleich <strong>auf</strong> die Weiterentwicklung<br />
der DMPs verlagert worden“, so Klakow-Franck.<br />
„Nunmehr steht der Nutzen<br />
der DMPs im Mittelpunkt, auch im Vergleich<br />
zur Versorgung von Patienten, die<br />
nicht an einem DMP teilnehmen.“<br />
„Wir rechnen damit, dass das Plenum<br />
noch in 2014 die Themen beschließen<br />
wird, zu denen DMPs erarbeitet werden<br />
sollen“, erklärte die Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kommunikation<br />
des G-BA <strong>auf</strong> Anfrage. „Eine Prognose<br />
dahingehend, welche DMPs dies sein<br />
werden“, könnte „angesichts der l<strong>auf</strong>enden<br />
Beratungen“ nicht gegeben werden.<br />
Eine Begrenzung der Anzahl der Behandlungsprogramme<br />
sehe der Gesetzgeber<br />
nicht vor.<br />
Angela Monecke<br />
Vildagliptin – Patienten müssen umgestellt werden<br />
Gleich zwei moderne <strong>Diabetes</strong>-Medikamente, SGLT-2-Hemmer, sind vor kurzem<br />
vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)<br />
negativ bewertet worden: Dapagliflozin (als Fixkombination mit Meformin,<br />
Handelsname: Xigduo) und Canagliflozin (Handelsname: Invokana) hätten keinen<br />
Zusatznutzen, so das Institut, weil für keines der möglichen Anwendungsgebiete<br />
geeignete Daten der Hersteller (AstraZeneca und Janssen) vorlägen. Kurz vor Redaktionsschluss<br />
erreichte uns die Nachricht, dass mehr als 350 000 Typ-2-Diabetiker<br />
in Kürze <strong>auf</strong> den DDP-4-Hemmer Vildagliptin sowie Vildagliptin plus Metformin<br />
(Galvus/Eucreas, Hersteller: Novartis) verzichten müssen (siehe DDB-Teil).<br />
| DJ 8–2014<br />
59
soziales<br />
www.diabetes-journal.de<br />
„Verschlimmerungsantrag“:<br />
gut überlegen!<br />
| DJ 8–2014<br />
60<br />
Schwerbehinderung<br />
ab<br />
GdB<br />
50<br />
Tipp: Auf meiner Seite<br />
www.diabetes-und-recht.de<br />
(dort unter Veröffentlichungen)<br />
können Sie eine kostenlose<br />
Broschüre mit Checklisten<br />
herunterladen, die bei der<br />
Begründung helfen.<br />
Kontakt: Oliver Ebert // REK<br />
Rechtsanwälte Nägelestraße 6A,<br />
70597 Stuttgart // E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />
// Internet: www.<br />
diabetes-und-recht.de<br />
Wer <strong>auf</strong>grund körperlicher oder geistiger<br />
Einbußen dauerhaft beeinträchtigt<br />
ist, der kann amtlich feststellen<br />
lassen, dass eine Behinderung vorliegt. Hierzu<br />
wird das Ausmaß der Beeinträchtigung<br />
vom Versorgungsamt als Grad der Behinderung<br />
(GdB) per Bescheid festgestellt – <strong>auf</strong> einer<br />
Skala zwischen 0 und 100. Ab einem GdB<br />
50 gilt man als schwerbehindert und kann einen<br />
Schwerbehindertenausweis erhalten. Öfter<br />
verschlimmert sich der Zustand jedoch im<br />
L<strong>auf</strong>e der Zeit, es kommen Beeinträchtigungen<br />
hinzu. Es besteht dann die Möglichkeit, im Wege<br />
eines Änderungsantrags (auch Verschlimmerungsantrag)<br />
eine Erhöhung des GdB feststellen<br />
zu lassen. Viele Betroffene wissen nicht, dass<br />
dies auch mit einem Risiko verbunden ist:<br />
Achtung Neubewertung!<br />
Denn unter Umständen kann die Behörde zu<br />
einer Neubewertung der Gesamtsituation<br />
kommen und sogar eine Herabstufung vornehmen.<br />
Dies betrifft vor allem Diabetiker,<br />
die <strong>auf</strong>grund einer früheren Rechtslage einen<br />
Schwerbehindertenausweis erhalten haben.<br />
Jedoch haben sich die Voraussetzungen hierfür<br />
geändert; es ist seither deutlich schwieriger,<br />
dass allein <strong>auf</strong>grund des <strong>Diabetes</strong> die Schwerbehinderteneigenschaft<br />
festgestellt wird.<br />
Wer Tabletten (orale Antidiabetika) einnimmt,<br />
bei dem wird keine Schwerbehinderung mehr<br />
festgestellt – zumindest solange nicht andere,<br />
erhebliche Komplikationen vorliegen.<br />
Auch bei Patienten mit konventioneller Insulintherapie<br />
(CT) darf allenfalls ein GdB zwischen<br />
30 und 40 festgestellt werden.<br />
Um zu einer Schwerbehinderung zu kommen,<br />
ist also eine intensivierte Insulintherapie (ICT)<br />
oder eine Pumpe (CSII) erforderlich. Dies allein<br />
reicht aber nicht: Zusätzlich hat man nachzuweisen,<br />
dass mit der Krankheit erhebliche<br />
Einschnitte verbunden sind, die sich gravierend<br />
<strong>auf</strong> die Lebensführung auswirken. Allein<br />
ein hoher Therapie<strong>auf</strong>wand (Messen, Spritzen,<br />
Nahrungszubereitung) spielt hierfür keine<br />
Rolle, es müssen erhebliche zusätzliche Beeinträchtigungen<br />
vorliegen. Wir haben hier über<br />
im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> mehrfach berichtet.<br />
Wird <strong>auf</strong>grund einer Verschlimmerung bzw.<br />
hinzugekommener Beschwerden ein Erhöhungsantrag<br />
gestellt, dann muss die Behörde<br />
grundsätzlich nachprüfen, ob die Voraussetzungen<br />
hierfür überhaupt vorliegen. Jede<br />
angegebene Gesundheitsstörung wird dazu<br />
gesondert bewertet, die Behörde stellt hierfür<br />
einen Einzel-GdB fest; diese einzelnen GdB<br />
werden dann allerdings nicht zusammengezählt,<br />
sondern es wird unter Berücksichtigung<br />
der kompletten Situation eine Gesamtbewertung<br />
vorgenommen. Beispiel: Für den <strong>Diabetes</strong><br />
wurde in der Vergangenheit eine Schwerbehinderung<br />
(GdB 50) zuerkannt. Aufgrund<br />
zwischenzeitlich hinzugekommenen Bluthochdrucks<br />
und Schwerhörigkeit <strong>auf</strong> einem<br />
Ohr hat der Patient nun einen Erhöhungsantrag<br />
gestellt. Die Behörde hat diese jeweils mit<br />
einem Einzel-GdB von 10 bewertet – aber ist<br />
im Ergebnis dennoch bei dem bisherigen GdB<br />
von 50 geblieben. Die Begründung: Die hinzugekommenen<br />
Beeinträchtigungen sind nicht<br />
so erheblich, dass sie eine Erhöhung des Gesamt-GdB<br />
rechtfertigen würden.<br />
Achtung Herabstufung!<br />
Es gibt keinen Bestandsschutz für einen einmal<br />
festgestellten Grad der Behinderung.<br />
Denn die Behörde macht ja niemanden zum<br />
Behinderten, sondern stellt nur fest, dass (und<br />
wie ausgeprägt) jemand behindert ist. Wenn<br />
die Vor aussetzungen für einen GdB nicht<br />
(mehr) vorliegen, dann muss die Behörde eine<br />
Herabstufung vornehmen und den bishe
soziales<br />
Steuerfreibeträge<br />
Auf Antrag kann wegen der Behinderung<br />
ein steuerfreier Pauschalbetrag gewährt<br />
werden:<br />
Grad der<br />
Behinderung<br />
GdB 25 bis 30<br />
GdB 35 bis 40<br />
GdB 45 bis 50<br />
GdB 55 bis 60<br />
GdB 65 bis 70<br />
GdB 75 bis 80<br />
GdB 85 bis 90<br />
GdB 95 bis 100<br />
Steuerfreibetrag<br />
310,00 Euro<br />
430,00 Euro<br />
570,00 Euro<br />
720,00 Euro<br />
890,00 Euro<br />
1 060,00 Euro<br />
1 230,00 Euro<br />
1 420,00 Euro<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: © Kitty, Alex White Fotolia.com<br />
rigen Bescheid <strong>auf</strong>heben. Daran ändert<br />
auch nichts, wenn ein Bescheid oder der<br />
Schwerbehindertenausweis unbefristet<br />
gültig sind. Aus diesem Grund ist man<br />
auch verpflichtet, zwischenzeitliche<br />
Verbesserungen des Zustands un<strong>auf</strong>gefordert<br />
mitzuteilen; auch führen die Behörden<br />
mitunter Nachprüfungsverfahren<br />
von Amts wegen durch.<br />
Wer also <strong>auf</strong>grund seines <strong>Diabetes</strong> einen<br />
Schwerbehindertenausweis erhalten hat,<br />
der muss damit rechnen, dass im Rahmen<br />
seines Erhöhungsantrags geprüft<br />
wird, ob die Voraussetzungen überhaupt<br />
noch vorliegen. Im obigen Beispiel könnte<br />
dies dazu führen, dass der bisherige<br />
GdB für den <strong>Diabetes</strong> von 50 <strong>auf</strong> 40 –<br />
oder gar 30 – herabgestuft wird und nur<br />
noch ein Gesamt-GdB von 40 bleibt.<br />
Was bringt eine Erhöhung?<br />
Man sollte also genau abwägen, ob man<br />
das Risiko eines Erhöhungsantrages eingehen<br />
will. Wer bereits einen Schwerbehindertenausweis<br />
hat und zum Beispiel<br />
eine Erhöhung <strong>auf</strong> einen GdB 60 oder 70<br />
anstrebt, dem bringt das faktisch nur einen<br />
etwas höheren Steuerfreibetrag.<br />
Bei einem GdB 50 kann man einen<br />
Betrag von 570 € geltend machen,<br />
bei einem GdB 70 gibt es einen etwas<br />
höheren Freibetrag in Höhe<br />
von 890 €. Dies bedeutet, dass<br />
das zu versteuernde Einkommen<br />
vom Finanzamt um den<br />
Betrag reduziert wird und<br />
man dann nur noch aus dem<br />
verbleibenden Betrag seine<br />
Steuern bezahlen muss.<br />
Da es sich aber um relativ geringe<br />
Beträge handelt, würde der<br />
Achtung: Gemäß § 33b II EStG können<br />
die Pauschbeträge grds. erst ab einem<br />
GdB von 50 geltend gemacht werden.<br />
Eine Ausnahme gilt dann, wenn dem<br />
behinderten Menschen wegen seiner Behinderung<br />
nach gesetzlichen Vorschriften<br />
Renten oder andere l<strong>auf</strong>ende Bezüge<br />
zustehen oder die Behinderung zu einer<br />
dauernden Einbuße der körperlichen<br />
Beweglichkeit geführt hat bzw. <strong>auf</strong> einer<br />
typischen Berufskrankheit beruht.<br />
Unterschied zwischen GdB 50 und GdB<br />
70 selbst bei Spitzenverdienern nur eine<br />
Steuerersparnis von 150 € bringen. Wer<br />
nur geringes Einkommen hat und somit<br />
auch wenig Steuern zahlt, dem bringt<br />
die Steuerersparnis so gut wie nichts.<br />
Und wer gar keine Steuern zahlt, der hat<br />
überhaupt nichts von diesem Steuerfreibetrag.<br />
Denn es handelt sich bei einem<br />
solchen Pauschbetrag nämlich nicht<br />
um einen Auszahlungsanspruch, wie<br />
manchmal irrtümlich behauptet wird.<br />
Vorzeitige Rente in Gefahr!<br />
Haben Sie einen Schwerbehindertenausweis<br />
und steuern <strong>auf</strong> vorzeitige Altersrente<br />
wegen Schwerbehinderung zu?<br />
Dann rate ich dringend von einem Erhöhungsantrag<br />
ab; der Ärger wäre groß,<br />
wenn es zu einer Herabstufung käme<br />
und Ihnen dadurch der Zugang zur vorgezogenen<br />
Altersrente versperrt würde.<br />
Anders sieht es aus, wenn bislang schon<br />
zu wenig festgestellt wurde, vor allem<br />
wenn noch kein Schwerbehindertenausweis<br />
zuerkannt ist. Liegen zusätzliche<br />
Beeinträchtigungen oder eine Verschlechterung<br />
der Gesamtsituation vor,<br />
dann ist ein Änderungsantrag sinnvoll.<br />
Schlimmstenfalls bleibt es beim bisherigen<br />
Zustand – man hat insoweit<br />
ja auch nichts verloren.<br />
Fazit: Sie sollten genau überlegen,<br />
ob die gewünschte Erhöhung des<br />
GdB überhaupt etwas bringt und<br />
das damit verbundene Risiko einer<br />
Herabstufung rechtfertigt.<br />
Sie sollten keinen Erhöhungsantrag<br />
stellen, nur um einen<br />
höheren GdB <strong>auf</strong> dem Bescheid/<br />
Ausweis stehen zu haben.<br />
| DJ 8–2014<br />
61
deutscher Diabetiker Bund<br />
Liebe DDB-Mitglieder,<br />
liebe Menschen<br />
mit <strong>Diabetes</strong>!<br />
Neue und vielversprechende <strong>Diabetes</strong>-Medikamente<br />
verschwinden nach und nach vom deutschen Markt,<br />
während sie in anderen Ländern erfolgreich zur <strong>Diabetes</strong>behandlung<br />
eingesetzt werden.<br />
| DJ 8–2014<br />
62<br />
Deutscher Diabetiker Bund<br />
DDB-Bundesverband<br />
Deutscher Diabetiker Bund e. V.<br />
Bundesgeschäftsstelle:<br />
Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />
10407 Berlin<br />
Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />
http://www.diabetikerbund.de<br />
E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />
Jüngstes Beispiel: Vildagliptin. So<br />
spricht Novartis in einer Presseinfo<br />
von einem weiteren tiefen Einschnitt<br />
in die Versorgung von Typ-2-Diabetikern<br />
in Deutschland: Mehr als 350.000<br />
Typ-2-Diabetiker müssen in Kürze <strong>auf</strong><br />
den DPP-4-Hemmer Galvus/Eucreas<br />
(Vildagliptin/Vildagliptin plus Metformin)<br />
verzichten. Der Grund: Das<br />
Unternehmen kann den niedrigen<br />
Preis <strong>auf</strong> Niveau von Generika (Nachahmerprodukte)<br />
nicht akzeptieren<br />
und bedauert die Entscheidung, dass<br />
der Vertrieb des Arzneimittels zum<br />
1. Juli eingestellt wurde.<br />
Dabei hat der DPP-4-Hemmer, mit<br />
dem vier Millionen Typ-2-Patienten<br />
in 120 Ländern weltweit behandelt<br />
werden, klare Vorteile: Das Medikament<br />
senkt nach unseren Wahrnehmungen<br />
den Blutzucker stark ab, ohne<br />
den Patienten einem höheren Unterzuckerungsrisiko<br />
auszusetzen.<br />
Es macht keinen Sinn, den Bestandsmarkt<br />
gesetzlich zu beenden und Teile<br />
des Verfahrens, wie die Preisfindung,<br />
fortzusetzen. Diabetiker, die bislang<br />
Vildagliptin einnahmen, müssen<br />
<strong>auf</strong> andere Medikamente umgestellt<br />
werden. Der DDB-Bundesvorstand<br />
befürchtet hier Gesundheitsgefährdungen<br />
für die betroffenen Patienten.<br />
Auch 2 neue SGLT-2-Hemmer (Dapagliflozin<br />
– als Fixkombination mit<br />
Metformin – und Canagliflozin) l<strong>auf</strong>en<br />
Gefahr, nicht hinreichend vergütet<br />
zu werden, weil sich über die Studienbewertung<br />
angeblich kein Nutzen<br />
ergibt – ein aus meiner Sicht sehr subjektives<br />
Verfahren.<br />
Das Institut prüfte in einer frühen<br />
Nutzenbewertung, ob die neue Wirkstoffkombination<br />
von Dapagliflozin<br />
mit Metformin (Xigduo) einen Zusatznutzen<br />
bietet und kam zu dem Ergebnis,<br />
dass sich aus dem Dossier kein<br />
zusätzlicher Nutzen ableiten ließe, da<br />
der Hersteller (Astra-Zeneca) keine<br />
geeigneten Daten vorgelegt habe. Für<br />
Dapagliflozin als Monotherapie (Forxiga)<br />
hatte das IQWiG schon im März<br />
2013 behauptet, dass kein Zusatznutzen<br />
vorliege – ebenso wenig wie jetzt<br />
für Canagliflozin (Invokana).<br />
Laut der Fachgesellschaft DDG ist es<br />
wissenschaftlich erwiesen, dass SGLT-<br />
2-Hemmer weniger schwere Unterzuckerungen<br />
verursachen als Sulfonylharnstoffe.<br />
Und den Patienten wird<br />
der Zugang zu innovativen Medikamenten<br />
erschwert.<br />
Ihr<br />
Dieter Möhler<br />
DDB-Bundesvorsitzender
deutscher diabetiker bund<br />
DDB:<br />
Kompetente<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
| DJ 8–2014<br />
63
deutscher Diabetiker Bund<br />
Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB)<br />
(DDB; www.diabetikerbund.de) ist<br />
••<br />
die größte Selbsthilfeorganisation<br />
von und für Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
••<br />
kompetenter Ansprechpartner in Sachen<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
••<br />
Interessenvertretung von Betroffenen<br />
für Betroffene in Politik und Gesellschaft<br />
Der DDB hält für seine Mitglieder eine<br />
ganze Reihe von Beratungsangeboten<br />
bereit.<br />
So übernimmt das DDB-Rechtsberatungsnetz,<br />
ein Netzwerk aus kompetenten<br />
Juristen, eine anfängliche juristische<br />
Beratung der im DDB organisierten Diabetiker.<br />
Die beteiligten Rechtsanwälte<br />
geben Hilfe, Beratung und Unterstützung.<br />
Partner des Deutschen Diabetiker Bundes<br />
ist der VDBS (Versicherungsdienst<br />
für Blinde und Sehbehinderte GmbH).<br />
Der VDBS berät Mitglieder des DDB exklusiv<br />
beim Abschluss von Versicherungen<br />
und hat dazu spezielle Angebote entwickelt.<br />
Wenden Sie sich als Mitglied des<br />
Deutschen Diabetiker Bundes gern an <strong>Ihre</strong>n<br />
Landesverband!<br />
Starke Patientenvertretung<br />
Aufgrund seiner Selbsthilfestruktur ist<br />
der DDB zu einer Patientenvertretung<br />
<strong>auf</strong> gesundheitspolitischer Ebene – im<br />
Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) –<br />
berechtigt. In dem Gremium kämpft der<br />
Diabetiker Bund seit vielen Jahren für die<br />
Rechte der Patienten, wie für den Erhalt<br />
der Erstattungsfähigkeit von Blutzuckerteststreifen<br />
oder die Kostenübernahme<br />
der kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGM) durch die Krankenkassen.<br />
Seit Dezember 2013 ist die DDB-Geschäftsstelle<br />
in Berlin (Tel.: 0 30/4 20 82 49 80), um<br />
durch eine intensive Lobbyarbeit vor Ort<br />
die Interessen von Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
durchzusetzen. Im G-BA kämpft der<br />
DDB <strong>auf</strong>grund seiner Patientenvertretung,<br />
zu der er allein durch seine Selbsthilfestruktur<br />
berechtigt ist, für die Rechte<br />
aller Diabetiker.<br />
| DJ 8–2014<br />
64<br />
Adressen der DDB-Landesverbände<br />
LV Baden-Württemberg e. V.<br />
Karlstraße 49a<br />
76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 07 21/6 80 78 64-0<br />
Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />
www.ddb-bw.de<br />
E-Mail: info@ddb-bw.de<br />
Diabetikerbund Bayern e. V.<br />
Ludwigstraße 67<br />
90402 Nürnberg<br />
Tel.: 09 11/22 77 15<br />
Fax: 09 11/2 34 98 76<br />
www.diabetikerbund-bayern.de<br />
E-Mail:<br />
info@diabetikerbund-bayern.de<br />
LV Berlin e. V.<br />
Schillingstraße 12<br />
10179 Berlin<br />
Tel.: 0 30/2 78 67 37<br />
Fax: 0 30/27 59 16 57<br />
www.diabetikerbund-berlin.de<br />
E-Mail: ddbberlin@arcor.de<br />
LV Brandenburg e. V.<br />
Schopenhauer Straße 37<br />
14467 Potsdam<br />
Tel.: 03 31/9 51 05 88<br />
Fax: 03 31/9 51 05 90<br />
www.ddb-brb.de<br />
E-Mail: info@ddb-brb.de<br />
Bremen<br />
Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />
Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />
10407 Berlin<br />
Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />
E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />
LV Hamburg e. V.<br />
Humboldtstraße 56<br />
22083 Hamburg<br />
Tel.: 0 40/2 00 04 38-0<br />
Fax: 0 40/2 00 04 38-0/-8<br />
www.diabetikerbund-hamburg.de<br />
E-Mail:<br />
info@diabetikerbund-hamburg.de<br />
LV Hessen e. V.<br />
Friedrich-Ebert-Straße 5<br />
34613 Schwalmstadt-Treysa<br />
Tel.: 0 66 91/2 49 57<br />
Fax: 0 66 91/2 49 58<br />
www.ddbhessen.de<br />
E-Mail: info@ddbhessen.de<br />
LV Meck lenburg-Vorpommern e. V.<br />
Lübecker Straße 5<br />
19053 Schwerin<br />
Tel.: 03 85/59 16 60<br />
www.ddb-mv.de<br />
E-Mail: info@ddb-mv.de<br />
LV Niedersachsen e. V.<br />
Am Nottbohm 46a<br />
31141 Hildesheim<br />
Tel.: 0 51 21/87 61 73<br />
Fax: 0 51 21/87 61 81<br />
www.ddb-niedersachsen.de<br />
E-Mail: ddb-nds-as@t-online.de<br />
Nord rhein-Westfalen<br />
Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />
Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />
10407 Berlin<br />
Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />
E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />
Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />
10407 Berlin<br />
Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />
E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />
LV Saarland e. V.<br />
Wolfskaulstraße 43<br />
66292 Riegelsberg<br />
Tel.: 0 68 06/95 35 71<br />
Fax: 0 68 06/95 35 72<br />
www.diabetiker-saar.de<br />
E-Mail: ddbsaarland@t-online.de<br />
LV Sachsen e. V.<br />
Striesener Straße 39<br />
01307 Dresden<br />
Tel.: 03 51/4 52 66 52<br />
Fax: 03 51/4 52 66 53<br />
www.diabetikerbund-sachsen.de<br />
E-Mail:<br />
info@diabetikerbund-sachsen.de<br />
LV Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Neuer Weg 22/23<br />
06493 Quedlinburg<br />
Tel. u. Fax: 0 39 64/52 84 83<br />
www.diabetikerbundsa.de<br />
E-Mail: info@diabetikerbundsa.de<br />
LV Schleswig-Holstein e. V.<br />
Auguste-Victoria-Straße 16<br />
24103 Kiel<br />
Tel.: 04 31/18 00 09<br />
Fax: 04 31/1 22 04 07<br />
www.ddb-sh.de<br />
E-Mail: info@ddb-sh.de<br />
LV Thüringen e. V.<br />
Waldenstraße 13a<br />
99084 Erfurt<br />
Tel./Fax: 03 61/7 31 48 19<br />
www.ddb-thueringen.de<br />
E-Mail: ddb-thueringen@gmx.de<br />
DDB-Mitgliedsorganisationen:<br />
Arbeitskreis der Pan krea tektomierten<br />
(Bauchspeicheldrüsenerkrankte) e. V.<br />
Thomas-Mann-Straße 40<br />
53111 Bonn<br />
Tel.: 02 28/33 88 92 51<br />
Fax: 02 28/33 88 92 53<br />
Förderkreis Eltern diabe tischer Kinder<br />
und Jugendlicher e. V.<br />
Alex-Müller-Straße 100<br />
67657 Kaiserslautern<br />
Tel.: 06 31/3 60 95 45
deutscher diabetiker bund<br />
Selbsthilfe im Alter<br />
Wir werden älter –<br />
unser <strong>Diabetes</strong> auch<br />
Foto: © Ingo Bartussek - Fotolia.com<br />
Man liest es ständig: Immer mehr Menschen sind von chronischen Krankheiten,<br />
insbesondere von <strong>Diabetes</strong> mellitus – die chronische Erkrankung wurde<br />
von der WHO als Epidemie qualifiziert – betroffen, aber genauso von psychosomatischen<br />
oder funktionsmindernden (degenerativen) Erkrankungen.<br />
Wenn wir uns zurück erinnern, wird vielen erst<br />
bewusst, dass Fortschritte in der medizinischen<br />
und diagnostischen Industrie, es erst möglich<br />
gemacht haben, mit den entsprechenden Begleiterscheinungen,<br />
Einschränkungen oder gar<br />
Folgen leben und auch lang leben zu können.<br />
Ich denke bei <strong>Diabetes</strong> an die Einführung der<br />
Blutzuckermessungen, der Insulinpens oder der<br />
Insulinpumpe und der kontinuierlichen Glukosemessung<br />
(CGM) ebenso wie an die Einführung<br />
schnell wirkender Insuline oder moderner<br />
oraler Antidiabetika. Sorge bereitet uns, dass die<br />
Barrieren, an diesen Fortschritten teilhaben zu<br />
können, immer größer werden und diese ebenso<br />
wie weitere Faktoren das bestimmen, was für<br />
uns entscheidend ist, nämlich die Lebensqualität.<br />
Gute Versorgung,<br />
bessere Lebensqualität<br />
Hierzu gehört die gute Versorgung. Eine solche<br />
gelingt nur dann, wenn ein Netzwerk von<br />
Hilfen im Alter zur Verfügung steht. Außerhalb<br />
der Leistungen beruflicher Leistungserbringer<br />
ist die Selbsthilfe integraler Bestandteil dieses<br />
Netzes zur Betreuung chronisch Kranker.<br />
Selbsthilfe lebt vom sozialen Engagement.<br />
Hier sind gerade auch Ältere besonders aktiv.<br />
So müssen wir uns <strong>auf</strong> die Seite derer stellen,<br />
Eine gute<br />
Versorgung<br />
gelingt nur<br />
dann, wenn<br />
ein Netzwerk<br />
von Hilfen im<br />
Alter zur Verfügung<br />
steht.<br />
| DJ 8–2014<br />
65
deutscher Diabetiker Bund<br />
| DJ 8–2014<br />
66<br />
Der ältere,<br />
langjährige<br />
Diabetiker ist<br />
in der Selbsthilfe<br />
Mentor!<br />
die hier bis an die Grenze persönlicher Aufopferung<br />
Initiativen entwickeln und <strong>auf</strong> berufliches<br />
oder familiäres Erfahrungswissen zurückgreifen.<br />
Es ist ganz einfach: Der Diabetiker, der Jahrzehnte<br />
lang unter dieser chronischen Krankheit<br />
leidet, macht Erfahrungen in jedem Lebensabschnitt,<br />
wie der <strong>Diabetes</strong> sich <strong>auf</strong> seine soziale<br />
Teilhabe auswirkt und welche Probleme durch<br />
die Krankheit selbst <strong>auf</strong>treten und wie solche<br />
Probleme gelöst werden können.<br />
Aktive Selbsthilfe<br />
Darstellungen von jungen Menschen, die unter<br />
blauem Himmel bunte Luftballons fliegen<br />
lassen und den Glauben vermitteln, durch gute<br />
Einstellung werden schon keine Folgeerkrankungen<br />
<strong>auf</strong>treten, reicht nicht, um Selbsthilfe<br />
zu definieren. Der ältere, langjährige Diabetiker<br />
ist in der Selbsthilfe Mentor! Die Selbsthilfegruppen<br />
sind besetzt von aktiven Menschen,<br />
die das Alter nicht als Problem sehen, sondern<br />
als Lebensphase, die sie mit Sinn erfüllen und in<br />
die sie am sozialen und gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben wollen, sei es im Kultur-, Freizeitoder<br />
Bildungsbereich.<br />
Die Menschen in der Selbsthilfe, und nicht die<br />
Leistungserbringer schließen die Lücken des<br />
Sozialstaates. Sie engagieren sich uneigennützig<br />
im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich.<br />
Dazu bedarf es keiner vergüteten, selbst<br />
ernannten Fachleute im Themenfeld <strong>Diabetes</strong>,<br />
sondern Engagierte, die Probleme bewältigen,<br />
indem sie soziale Isolation verhindern und einen<br />
Austausch untereinander ermöglichen.<br />
Der DDB ist eine solche Selbsthilfeorganisation<br />
und schämt sich nicht dafür, dass die Lebensqualität<br />
älterer Menschen dort einen hohen<br />
Stellenwert genießt. Der Beitrag der dort<br />
ehrenamtlich Engagierten übersteigt, bezogen<br />
<strong>auf</strong> die Motivation und Leidenschaft, vielfach<br />
die der beruflichen Leistungserbringer.<br />
Kein Ersatz, aber notwendige<br />
Ergänzung<br />
Selbsthilfe ist kein Ersatz der medizinischen<br />
Versorgung, sondern die notwendige Ergänzung<br />
in den Bereichen, die von der professionellen<br />
Versorgung oft unzureichend oder gar nicht erreicht<br />
werden können. Deshalb brauchen wir eine<br />
unabhängige Selbsthilfeorganisation für Diabetiker,<br />
wie sie der Deutsche Diabetiker Bund<br />
darstellt. Ein wirklicher Selbsthilfezusammenschluss<br />
hat dementsprechend in jedem Lebensabschnitt,<br />
ob jung oder alt, einen Wert, der ihren<br />
unmittelbaren Beitrag zur Versorgung bei weitem<br />
übersteigt. Selbsthilfe führt bei den Patienten<br />
und Betroffenen zur Fähigkeit, sich über<br />
die Lebensplanung im jeweils vor uns liegenden<br />
Lebensabschnitt klar zu werden. Wir wollen<br />
auch im fortgeschrittenen Alter noch nach<br />
unseren Neigungen und verbliebenen Möglichkeiten<br />
entsprechend selbstständig und eigenverantwortlich<br />
leben, ohne uns <strong>auf</strong> andere verlassen<br />
zu müssen.<br />
Schauen wir also nicht <strong>auf</strong> bunte Bilder im Internet,<br />
von beruflichen Leistungserbringern initiiert,<br />
sondern lassen wir uns Selbsthilfe nicht<br />
mehr klein reden. Lassen wir nicht <strong>auf</strong> uns herabschauen<br />
und uns stigmatisieren, als seien<br />
wir im Alter mit unserem <strong>Diabetes</strong>, den wir womöglich<br />
nach Ansicht derer, die über uns reden,<br />
selbst verschuldet haben. Seien wir stark und<br />
betrachten das Alter nicht als Abgesang, sondern<br />
wie in jedem Abschnitt als eine Stufe mit<br />
eigenen Freuden, Erwartungen, Chancen und<br />
Werten und natürlich auch Hoffnung! Engagieren<br />
wir uns als chronisch Kranke im DDB und<br />
stellen uns nicht unter die Betreuung anderer!<br />
Dieter Möhler, DDB-Bundesvorsitzender<br />
Foto: © Ingo Bartussek - Fotolia.com
deutscher diabetiker bund<br />
Baden-Württemberg<br />
Karlstraße 49a<br />
76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 07 21 / 6 80 78 64-0<br />
Fax: 07 21 / 6 80 78 64-9<br />
www.ddb-bw.de<br />
E-Mail: info@ddb-bw.de<br />
Landesdiabetikertag –<br />
diabetestour<br />
Stuttgart<br />
Vorläufiges Programm<br />
Bald ist es wieder so weit: Der Landesdiabetikertag<br />
in Stuttgart öffnet am Sonntag,<br />
28. September, in der Liederhalle seine Tore<br />
– mit einem interessanten Programm,<br />
hochkarätigen Referenten und Vielfalt in<br />
den Beiträgen. Wir freuen uns, diese Veranstaltung<br />
nahezu barrierefrei gestalten<br />
zu können. Messebegleiter und Gebärdendolmetscher<br />
werden eingesetzt.<br />
Beethoven-Saal:<br />
Patienten-Forum und Industrie-<br />
Ausstellung<br />
10.00 – 10.45 Uhr Social-e-Health für Diabetiker<br />
– so wird Ihnen geholfen?!<br />
– Dr. Siegbert Stracke,<br />
Frankfurt<br />
10.45 – 11.15 Uhr Offizielle Begrüßung<br />
Elke Brückel (DDB-Landesvorsitzende<br />
BW), Bürgermeister<br />
Werner Wölfle, Staatssekretärin<br />
Marion von Wartenberg,<br />
Dieter Möhler (DDB-Bundesvorsitzender)<br />
11.15 – 11.45 Uhr <strong>Diabetes</strong> okay – Demenz<br />
und Gebrechlichkeit,<br />
keine Chance! – Dr. Andrej Zeyfang,<br />
Bethesda Krankenhaus<br />
Stuttgart<br />
11.45 – 11.50 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />
bewegt sich!<br />
11.50 – 12.50 Uhr Schulung – mehr Fluch<br />
als Segen?<br />
Einführung zum Thema:<br />
PD Dr. Bernhard Kulzer, Bad<br />
Mergentheim<br />
Diskussionsrunde: Dr. Schmidt,<br />
Vorstandsmitglied Hausärzteverband,<br />
Vorsitzender der Ärztekammer<br />
BW Dr. Ulrich Clever,<br />
Harald Müller, Leiter der BarmerGEK,<br />
Vertreter anderer<br />
Krankenkassen (angefragt),<br />
Prof. Ralf Lobmann, Vorstandsmitglied<br />
ADBW, Elke Brückel,<br />
Landesvorsitzende DDB LV<br />
BW.<br />
12.50 – 13.00 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />
bewegt sich!<br />
13.00 – 13.30 Uhr Unterzuckerung:<br />
Wahrnehmung und Angst –<br />
PD Dr. Bernhard Kulzer, Bad<br />
Mergentheim<br />
13.30 – 14.00 Uhr Games als digitale Therapie:<br />
<strong>Diabetes</strong> Typ 2 spielend<br />
in den Griff kriegen? – Prof.<br />
Dr. Steffen Walz, Royal Melbourne<br />
Institute of Technology<br />
(GEElab-Forschungslabor)<br />
14.00 – 14.15 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />
bewegt sich!<br />
14.15 – 15.15 Uhr Ist der G-BA der<br />
„Gelbe Engel“ des Gesundheitswesens<br />
oder bremst der G-BA<br />
die Patienten aus?<br />
Aktuelle Diskussionsrunde<br />
mit PD Dr. Erhard Siegel, Präsident<br />
der Deutschen Dia betes<br />
Gesellschaft (DDG), Stefan Oelrich,<br />
Vorstandsmitglied im Verband<br />
Forschender Arzneimittelhersteller<br />
in Deutschland<br />
(vfa), Dieter Möhler (RA), Bundesvorsitzender<br />
DDB, Vertreter<br />
der Krankenkassen (angefragt),<br />
Vertreter der Politik (angefragt);<br />
Einführung und Moderation:<br />
Günter Nuber, Redaktionsleiter<br />
Kirchheim-Verlag<br />
15.15 – 15.20 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />
bewegt sich!<br />
15.20 – 15.50 Uhr Mundgesundheit –<br />
PD Dr. Erhard Siegel, St. Josefskrankenhaus<br />
Heidelberg<br />
Schiller-Saal: Vortragsraum<br />
Moderation: Dr. Alexander<br />
Hemmann, Vorstandsmitglied<br />
DDB LV BW<br />
10.15 – 10.45 Uhr Erste Hilfe bei Herzproblemen,<br />
Prof. Dr. Thomas<br />
Haak, <strong>Diabetes</strong> Zentrum Mergentheim<br />
11.00 – 12.00 Uhr Symposium Roche Diagnostics<br />
Deutschland GmbH:<br />
<strong>Diabetes</strong> Management für jeden<br />
Alltag – „Tipps vom Profi“<br />
– Friedrich W. Petry, Wetzlar,<br />
Bastian Hauck, Welt umsegler,<br />
Typ-1-Diabetiker und Buchautor<br />
12.00 – 12.45 Uhr Information und Erfahrungsaustausch<br />
– „<strong>Diabetes</strong>,<br />
Glutenunverträglichkeit,<br />
Zöliakie/Sprue“, Moderation:<br />
Prof. Dr. Reinhard Holl, Uni Ulm<br />
12.45 – 12.50 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />
bewegt sich!<br />
12.50 – 13.35 Uhr <strong>Diabetes</strong> individuell<br />
behandeln – PD Dr. Erhard Siegel,<br />
St. Josefskrankenhaus Heidelberg<br />
13.35 – 14.20 Uhr Gut zu(m) Fuß – das Diabetische<br />
Fuß-Syndrom, Prof.<br />
Dr. Ralf Lobmann, Klinikum<br />
Stuttgart, Bürgerhospital<br />
14.20 – 15.05 Uhr Mitmachaktion<br />
Alexander Piel, Deutscher Meister<br />
2011 in Karate und weitere,<br />
KinderUNI (angefragt)<br />
15.05 – 15.30 Uhr Neue Aspekte des<br />
Blutzuckerselbstmanagements<br />
– Dr. Stephan Kress,<br />
Landau<br />
15.30 – 16.00 Uhr Rehabilitative Aspek-<br />
| DJ 8–2014<br />
67
deutscher Diabetiker Bund<br />
Auskunft und Prospektmaterial Diabetiker-Reisen:<br />
Rita Fischer<br />
H<strong>auf</strong>fstraße 7, 71120 Grafenau<br />
Tel.: 0 70 33/4 32 83<br />
Fax: 0 70 33/30 48 38<br />
E-Mail: diabetikerreisen@gmx.de<br />
Michael Diebold<br />
Tel.: 01 74/4 75 97 90<br />
Fax: 09 11/30 84 45 25 33<br />
E-Mail: md.diabetikerreisen@gmx.net<br />
oder über die Landesgeschäftsstelle<br />
Karlstraße 49a, 76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 07 21/6 80 78 64-0<br />
Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />
E-Mail: info@ddb-bw.de<br />
| DJ 8–2014<br />
68<br />
te der <strong>Diabetes</strong>behandlung –<br />
Dr. Thomas Helling, MediClin<br />
St<strong>auf</strong>enburg Klinik Durbach<br />
Hegel-Saal: Kochstudio<br />
Koch-Shows:<br />
10.15 – 11.00 Uhr<br />
11.30 – 12.15 Uhr<br />
13.00 – 13.45 Uhr<br />
14.30 – 15.15 Uhr<br />
Bestseller-Autor Hans Lauber und<br />
Spitzenkoch Uwe Steiniger<br />
u. a. mit Daniel Schnelting, Deutscher<br />
Meister 2010 im 200-m-Sprint und<br />
Typ-1-Diabetiker, sowie Kirsten Metternich,<br />
Autorin des Bestsellers „Himmlisch<br />
Backen mit Stevia und Co“ zum Thema:<br />
Kochen mit Stevia: Theorie und Praxis<br />
Aktionen<br />
an den Ständen Industrie-Ausstellung<br />
9.00 – 14.00 Uhr Testosteronmessung<br />
am Messestand der Deutschen<br />
Gesellschaft für Mann<br />
und Gesundheit e. V.<br />
9.00 – 16.00 Uhr Füße können „sprechen“<br />
am Aktionsstand der<br />
Aufklärungsinitiative zur<br />
dia betischen Neuropathie<br />
„<strong>Diabetes</strong>! Hören Sie <strong>auf</strong> <strong>Ihre</strong><br />
Füße?“<br />
11.00 – 14.00 Uhr Kein Arzt in der<br />
Nähe? Telemedizin zum Anfassen<br />
– Versorgung bei Ärztemangel<br />
im ländlichen<br />
Raum am Stand des Deutschen<br />
Diabetiker Bundes LV<br />
Baden-Württemberg – Dr.<br />
Siegbert Stracke, Frankfurt<br />
9.00 – 16.00 Uhr <strong>Großer</strong> kostenfreier<br />
Vorsorge-Parcours<br />
Im Foyer<br />
Vielfältige <strong>Bewegung</strong>sangebote,<br />
Cross-Shaper zum Ausprobieren, Schrittzähleraktion,<br />
Diabetikerwarnhunde<br />
Für Fahrten zum Landesdiabetikertag<br />
werden bei entsprechender Nachfrage<br />
Busse organisiert. Bitte wenden Sie<br />
sich an <strong>Ihre</strong> <strong>Ihre</strong> Ansprechpartner vor<br />
Ort oder an die Landesgeschäftsstelle in<br />
Karlsruhe.<br />
Deutscher Diabetiker Bund, LV Baden-Württemberg<br />
e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle<br />
Karlstraße 49a, 76133 Karlsruhe<br />
Tel.: 07 21/6 80 78 64-0, Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />
E-Mail: info@ddb-bw.de<br />
Internet: www.ddb-bw.de<br />
Termine 2014<br />
28. Sept. diabetestour – Landesdiabetikertag,<br />
Liederhalle Stuttgart<br />
4. Okt. Diabetikertag Göppingen<br />
11. Okt. Diabetikertag und 20-jähriges<br />
Jubiläum Selbsthilfegruppe<br />
<strong>Diabetes</strong> Nürtingen<br />
Informationen zu den Veranstaltungen:<br />
Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg,<br />
Tel.: 07 21/6 80 78 64-0, E-Mail:<br />
info@ddb-bw.de oder im Internet:<br />
www.ddb-bw.de<br />
Diabetiker-Reisen 2014<br />
4. – 8. Aug. Motoryacht-Reise für Diabetiker<br />
<strong>auf</strong> dem Bodensee,<br />
max. 8 Pers., Leitung:<br />
M. Diebold<br />
23. – 30. Aug. Fluss-Kreuzfahrt MS Sans<br />
Souci von Hamburg durch<br />
die Lüneburger Heide nach<br />
Berlin, Betreuung: R. Fischer<br />
28. Sept. – 5. Okt. Reise nach Kroatien<br />
nähe Dubrovnik,<br />
Betreuung: M. Diebold<br />
11. – 18. Okt. Sizilien mit Ausflugsprogramm<br />
– Flugreise,<br />
Betreuung: R. Fischer<br />
Diabetiker-Reisen 2015<br />
Mitte Januar Flugreise 8 bis 12 Tage<br />
Kanareninsel Teneriffa,<br />
Betreuung: R. Fischer<br />
16. – 25. Apr. Flugreise nach Andalusien<br />
mit Rundreise, Betreuung:<br />
M. Diebold<br />
25. Apr. – 3. Mai Therme ABANO mit Venedig,<br />
Padua u. a., Betreuung:<br />
R. Fischer<br />
9. – 20. Mai Kreuzfahrt „Mein Schiff“<br />
Mallorca bis Hamburg, Betreuung:<br />
R. Fischer<br />
Anfang Juli Busfahrt 4 Tage „Auf den<br />
Spuren König Ludwigs II.“,<br />
Betreuung: R. Fischer<br />
2. – 12. Okt. Kreuzfahrt „Mein Schiff“<br />
RUND UMS MITTELMEER<br />
ab/bis Mallorca, Betreuung:<br />
R. Fischer<br />
Experten am<br />
Beratungstelefon<br />
Jeweils von 16 bis 18 Uhr,<br />
Tel.: 07 21/3 54 35 80<br />
Nach der Sommerpause geht es im September<br />
weiter.
deutscher diabetiker bund<br />
Kleine Fußballer –<br />
große Manager<br />
Fußballcamp des DDB für<br />
Kinder und Jugendliche<br />
mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1 beim<br />
KSC<br />
Brasilien ist Weltmeister, Vizeweltmeister<br />
sind die Niederlande. So zumindest<br />
endete das Turnier beim Fußball Camp<br />
des Deutschen Diabetiker Bundes Baden-Württemberg<br />
in Kooperation mit<br />
dem Karlsruher SC, und mit freundlicher<br />
Unterstützung der der AOK und der<br />
Fa. Medtronic. Vor dem Start des Turniers<br />
hatte jede Mannschaft den Namen eines<br />
Viertelfinalisten aus der Fußball-WM<br />
2014 gezogen. Acht Mannschaften à 4<br />
Spieler und ein Torwart traten gegeneinander<br />
an. Deutschland wurde Sechster.<br />
„Die Gewinner des Turniers sind 42<br />
glückliche Kinder mit und ohne <strong>Diabetes</strong>“,<br />
freute sich die Jugendreferentin des<br />
DDB, Nicola Helmerichs und der sportliche<br />
Leiter des DDB, Heiner Zimmermann.<br />
Die drei Trainer des KSC hatten<br />
alle Hände voll zu tun, diese <strong>auf</strong>geweckte<br />
Truppe zwischen 8 und 16 Jahren, untergliedert<br />
in drei Altersgruppen, im Zaum<br />
zu halten. Gleich bei einem der ersten<br />
Torschüsse während des Trainings traf<br />
es Torhüter Emanuel hart. Diagnose:<br />
Knochenbruch – Konsequenz: Operation<br />
im Krankenhaus. Doch ein Krieger<br />
kennt keinen Schmerz, und so stand er<br />
am Sonntag in der Fanmeile aus Eltern,<br />
Zuschauer und Betreuern des DDB. Als<br />
Trost erhielt er zum Abschluss von Maskottchen<br />
Willi Wildpark ein T-Shirt, unterschrieben<br />
von allen Spielern des KSC.<br />
Ansonsten war der Stellvertretende Vorsitzende<br />
des DDB und ärztlicher Leiter<br />
des Camps, Dr. Firuz Sadr, nur mit kleinen<br />
Schürfwunden und Wasserblasen<br />
beschäftigt. Auch die Messung der Blutzuckerwerte<br />
klappte prima, so <strong>Diabetes</strong>beraterin<br />
DDG und <strong>Diabetes</strong>-Lotsin<br />
Bärbel Hruby. Die angehenden Müllers<br />
und Lahms hatten alles super im Griff –<br />
je nach Alter - mit oder ohne Unterstützung<br />
der Eltern. Diese wurden von Ulrich<br />
Aschemann betreut und konnten<br />
sich mit Bela Bartus (Diplom-Psychologe),<br />
Nicola Helmerichs (Sozialarbeiterin,<br />
Erlebnispädagogin), dem Sozialreferenten<br />
des DDB Reiner Hub sowie Sabine<br />
Bröcker (Ärztin, Kinder- & Jugendpsychiaterin)<br />
austauschen. Auch das Team vom<br />
Das Betreuerteam v.l.: Dr. Firuz Sadr, Bärbel<br />
Hruby, Gabi Neuhaus, Renate Immesberger,<br />
Nicola Helmerichs, Ulrich Aschemann, Heiner<br />
Zimmermann (nicht <strong>auf</strong> dem Foto: Petra<br />
Heuser, Uschi Hausmann)<br />
BV Karlsruhe kümmerte sich wunderbar<br />
um Kinder und Eltern.<br />
Klaus-Dieter Schneider, Leiter der<br />
KSC-Fußballschule, war fasziniert von<br />
der Leistung und der Lebensfreude der<br />
jungen Diabetiker. Schließlich sei es<br />
das erste Camp in dieser Form gewesen.<br />
Er freute sich schon <strong>auf</strong> ein nächstes<br />
Mal. Das könnte sich auch der Deutsche<br />
Diabetiker Bund, Landesverband<br />
Baden-Württemberg, sehr gut vorstellen,<br />
bekräftigte die Landesvorsitzende Elke<br />
Brückel, die am Samstag auch eine Spende<br />
über 500 Euro der Fußballtrainervereinigung<br />
des Fußballkreises Bruchsal für<br />
das Camp entgegennehmen durfte.<br />
Bei der Spendenscheckübergabe v.lks.:<br />
Nicola Helmerichs, Elke Brückel, Bernhard<br />
Bischoff, Dr. Firuz Sadr, Kurt Genzer<br />
| DJ 8–2014<br />
69
deutscher Diabetiker Bund<br />
Bayern<br />
Diabetikerbund Bayern e. V.<br />
Ludwigstraße 67<br />
90402 Nürnberg<br />
Tel.: 09 11/22 77 15<br />
Fax: 09 11/2 34 98 76<br />
www.diabetikerbund-bayern.de<br />
E-Mail: info@diabetikerbund-bayern.de<br />
Bernd Franz und Verena<br />
Hädrich zusammen<br />
mit der Jubilarin<br />
Maria Fleischmann.<br />
| DJ 8–2014<br />
70<br />
Beeindruckendes<br />
Jubiläum: 70 Jahre<br />
Leben mit <strong>Diabetes</strong><br />
Im Alter von 11 Jahren, im Jahr 1944, wurde<br />
bei Maria Fleischmann <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />
Typ 1 diagnostiziert. Mitte Mai feierte<br />
die heute 81-Jährige „70 Jahre Leben<br />
mit <strong>Diabetes</strong>“. Sie wurde Expertin in eigener<br />
Sache. Geladen waren ihre Familie,<br />
Ärzte, Freunde und Vertreter unseres<br />
Landesvorstands. Ihr Sohn umrahmte<br />
die Feier mit seiner Drehorgel.<br />
Frau Fleischmann blickt <strong>auf</strong> ein bewegtes<br />
und engagiertes Leben zurück. Im<br />
Krieg und in der Nachkriegszeit war es<br />
für die Eltern nicht einfach, das lebensnotwendige<br />
Insulin und die Spritzen zu<br />
besorgen. Aber es gelang. Nach der mittleren<br />
Reife machte Maria Fleischmann<br />
eine Ausbildung zur Industriek<strong>auf</strong>frau.<br />
Sie heiratete und brachte im Jahr 1957,<br />
trotz großer Bedenken der Ärzte, ihr erstes<br />
Kind zur Welt, zwei weitere folgten.<br />
Heute hat sie 8 Enkel und 4 Urenkel.<br />
Sie engagierte sich ehrenamtlich in vielen<br />
Gruppierungen: der Katholischen<br />
Jugend, im Frauenbund, in der CSU, der<br />
Frauenunion und ganz besonders über<br />
fünf Jahrzehnte im Diabetikerbund Bayern<br />
e. V.<br />
50 Jahre ist sie heuer Mitglied im Diabetikerbund.<br />
In den 1970er Jahren gründete<br />
sie die Selbsthilfegruppe Forchheim. Viele<br />
Jahre stand sie als Gruppenleiterin Betroffenen<br />
mit Rat und Tat und ihrer langjährigen<br />
Erfahrung zur Seite, und auch<br />
heute noch hilft sie, wo sie kann. Vieles,<br />
was sie in den 70 Jahren mit <strong>Diabetes</strong> erlebt<br />
hat, ist für alle, die noch nicht so lange<br />
betroffen sind, unvorstellbar.<br />
Bernd Franz, Vorstandsvorsitzender des<br />
Diabetikerbund Bayern e. V., und seine<br />
Stellvertreterin und Landesschatzmeisterin<br />
Verena Hädrich zeichneten Frau<br />
Fleischmann für dieses große Engagement<br />
und die langjährige Mitgliedschaft<br />
mit einer Urkunde und der Ehrennadel<br />
des Verbands aus. Viele Gäste schlossen<br />
sich als Gratulanten an.<br />
Den Abschluss bildete ein Dankgottesdienst,<br />
zelebriert vom eigens aus Tirol<br />
angereisten Prior Pater Arno.<br />
Widerspruchsausschuss<br />
der Bundesagentur für<br />
Arbeit: Verena Hädrich<br />
erneut berufen!<br />
Gemäß Schreiben vom 26. Mai 2014 wurde<br />
unsere Landesschatzmeisterin <strong>auf</strong>grund<br />
des Vorschlags der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
(LAG) Selbsthilfe in Bayern<br />
für eine weitere Amtsperiode als Stellvertreterin<br />
in dieses Amt berufen. Die<br />
Amtszeit begann am 1. Juli 2014 und dauert<br />
nach § 119 Abs. 5 SGB IX 4 Jahre. Damit<br />
wird die aktive Arbeit des Landesvorstands<br />
im Einsatz für seine Mitglieder<br />
in Bayern weiterhin gewürdigt.<br />
Im Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) sind<br />
Rechte und Pflichten zur Teilhabe und<br />
Rehabilitation von Behinderten am Arbeitsleben<br />
geregelt.<br />
Erlässt die Bundesagentur für Arbeit einen<br />
Bescheid, kann dieser vom Betroffenen<br />
angefochten werden bzw. es besteht<br />
Widerspruchsmöglichkeit. Ein eingereichter<br />
Widerspruch wird dann im Widerspruchsausschuss<br />
behandelt.<br />
Bayern und Franken<br />
in Berlin<br />
Am Fronleichnamstag machten sich 38<br />
Bayern und Franken zu einem Familienund<br />
Partnerwochenende <strong>auf</strong> den Weg ins<br />
weit entfernte Berlin. Der Bus sammelte<br />
alle Teilnehmer in Haßfurt, Erlangen,<br />
Nürnberg und Münchberg ein. Schon bei<br />
der ersten großen Rast mit deftiger fränkischer<br />
Brotzeit war Gelegenheit zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen. Zurück <strong>auf</strong><br />
der Autobahn zeigte sich schnell: Staus<br />
und Baustellen gibt es nicht nur im Transitland<br />
Bayern! Irgendwann waren auch<br />
diese Hürden genommen und wir kamen<br />
– viel später als geplant – im Hotel an.<br />
<strong>Diabetes</strong> im Alltag leben<br />
Warum ein Familien- und Partnerwochenende?<br />
Ganz einfach: <strong>Diabetes</strong> im<br />
Alltag zu leben, betrifft nie nur die betroffene<br />
Person allein. Es fängt schon mit<br />
der Diagnose an: Sie ist erst einmal ein<br />
Schlag ins Gesicht. Sowohl der Betroffene<br />
selbst wie auch sein Umfeld sind gefordert,<br />
einiges in ihrem Alltag zu ändern.<br />
Das Thema „Essen“ rückt in den<br />
Mittelpunkt – ob es jetzt um die genaue<br />
Berechnung der Kohlenhydrate bei insulinspritzenden<br />
Diabetikern geht oder<br />
generell um die Umstellung zu gesünderer<br />
Ernährung mit mehr Gemüse, Vollkorn,<br />
niedrigerem glykämischen Index<br />
– das schadet niemandem, ganz im Gegenteil.<br />
Aber: Alte Gewohnheiten <strong>auf</strong>zugeben,<br />
ist nicht einfach.<br />
Und: Es muss die Diagnose regelrecht<br />
„verdaut“ werden – ein ganz individueller<br />
Prozess. Dem einen gelingt dies<br />
schneller, andere tun sich sehr schwer
deutscher diabetiker bund<br />
damit. Auch das trifft <strong>auf</strong> die Angehörigen<br />
zu. Sie sind teils gefordert mit dem<br />
Auffangen des betroffenen Familienmitglieds,<br />
zudem müssen sie auch mit ihren<br />
eigenen Sorgen und Nöten um die Erkrankung<br />
des Partners, Kindes, Elternteils<br />
zurechtkommen.<br />
Mit der Zeit kommt die Routine, und <strong>Diabetes</strong><br />
steht im Alltag weniger im Fokus.<br />
Dennoch muss man immer wieder damit<br />
rechnen, dass er plötzlich wieder alles<br />
ganz schön durcheinanderbringt. Man<br />
denke z. B. an schwere Unterzuckerungen<br />
oder Ketoazidosen. Geplante Aktivitäten<br />
fallen hier erst einmal ins Wasser.<br />
Angehörige von Diabetikern müssen<br />
deshalb auch viel aushalten. Daher war<br />
es uns ein Anliegen, sie in einem Familien-<br />
und Partnerwochenende zusammenzubringen<br />
und ihnen eine Plattform<br />
zum Austausch zu geben. Auch sie stehen<br />
nicht allein!<br />
Highlight: nagelneue<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Sturm <strong>auf</strong> die<br />
Bundesgeschäftsstelle.<br />
Als Ziel bot sich Berlin an. Seit Jahresbeginn<br />
hat dort die Bundesgeschäftsstelle<br />
des Deutschen Diabetiker Bundes, unseres<br />
Bundesverbands, ihre Zelte <strong>auf</strong>geschlagen.<br />
Von Kassel nach Berlin zog<br />
man, um näher am „Zentrum der Macht“<br />
zu sein und so im aktuellen Geschehen<br />
schneller reagieren zu können. Schließlich<br />
fallen in Berlin im Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss (G-BA) und im Bundesgesundheitsministerium<br />
die wichtigen<br />
Entscheidungen, wenn es um die Erstattungsfähigkeit<br />
von Hilfsmitteln und<br />
Medikamenten zu Lasten der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung geht. Und<br />
so war der Besuch der nagelneuen Bundesgeschäftsstelle<br />
ein Highlight. Corinna<br />
Hahn, Mitarbeiterin in der Bundesgeschäftsstelle,<br />
führte uns durch die neuen<br />
Räumlichkeiten. Der Bundesvorstand<br />
war <strong>auf</strong>grund kurzfristiger Verpflichtungen<br />
zu unserem großen Bedauern leider<br />
verhindert. Bernd Franz berichtete stellvertretend<br />
über Aktuelles im Verbandsgeschehen<br />
und anstehende Entscheidungen<br />
im G-BA.<br />
Viele der wichtigen Adressen haben wir<br />
besucht. Wege in Großstädten sind weit,<br />
trotz öffentlichen Nahverkehrs. Ein lohnender<br />
Nebeneffekt: Die von allen Seiten<br />
propagierten 10 000 Schritte am Tag wurden<br />
locker erreicht, An- und Abreisetag<br />
natürlich ausgenommen.<br />
Selbsthilfe bedeutet, selbst aktiv zu werden<br />
und sich mit anderen auszutauschen,<br />
um gemeinsam passende individuelle<br />
Lösungen zu finden oder auch nur<br />
zu sehen: Auch bei anderen fällt manches<br />
schwer und gelingt nicht alles. Das<br />
gilt sowohl für Betroffene wie auch für<br />
Familienmitglieder. Auch das haben wir<br />
in Berlin ausgiebig getan. Für viele Mitfahrer<br />
ist die Selbsthilfegruppe in Wohnortnähe<br />
oder ein solches Wochenende eine<br />
große Unterstützung. Einige wurden<br />
„Überzeugungstäter“ – sie leiten heute,<br />
oft mit tatkräftiger Unterstützung des<br />
Partners, Selbsthilfegruppen bzw. bringen<br />
sich <strong>auf</strong> die eine oder andere Weise<br />
in die Selbsthilfearbeit im Landesverband<br />
ein.<br />
Selbsthilfe bedeutet aber auch, gemeinsam<br />
für eine gute Versorgungsqualität<br />
und den Abbau von Nachteilen zu kämpfen.<br />
Das gelingt sehr viel besser, wenn<br />
unser Verband weiter wächst. Daher<br />
hier der Aufruf an alle Diabetiker: Werdet<br />
Mitglied in Eurem Landesverband.<br />
Viel zu schnell war die Zeit in Berlin vorüber.<br />
Am Sonntagnachmittag ging es zurück<br />
in die Heimat. Unsere Bundeshauptstadt<br />
Berlin hat uns sehr beeindruckt<br />
und ist sicher dem einen oder anderen<br />
bald eine längere private Reise wert.<br />
Unser Dank gilt den Landeskrankenkassen,<br />
die durch ihre finanzielle Förderung<br />
dieses verlängerte Wochenende ermöglicht<br />
haben.<br />
| DJ 8–2014<br />
71
deutscher Diabetiker Bund<br />
Brandenburg<br />
LV Brandenburg e. V.<br />
Schopenhauer Straße 37<br />
14467 Potsdam<br />
Tel.: 03 31/9 51 05 88<br />
Fax: 03 31/9 51 05 90<br />
www.ddb-brb.de<br />
E-Mail: info@ddb-brb.de<br />
80 Jahre an der Nadel<br />
Ursula Mummert<br />
hat seit 8 Jahrzehnten<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
Ursula Mummert ist wahrscheinlich die<br />
einzige Frau in Deutschland, die seit 80<br />
Jahren Insulin spritzt. Das haben Recherchen<br />
von Siegfried Ringleb ergeben, der<br />
viele Jahre als Gebietsvorsteher des Deutschen<br />
Diabetiker Bundes mehrere Selbsthilfegruppen<br />
in der Region um Neuruppin<br />
(Land Brandenburg) betreut und geleitet<br />
hat.<br />
Wann und wie alles mit ihrer Krankheit<br />
angefangen hat, daran kann sich die<br />
heute in Rheinsberg (Mark) lebende Frau<br />
nicht mehr erinnern. Aber aus dem Erzählen<br />
ihrer Eltern weiß die 82-Jährige,<br />
dass es das Jahr 1934 war, als ihre Mutter<br />
plötzlich starken Acetongeruch im Urin<br />
feststellte und diese ihr Kind sofort in eine<br />
Klinik brachte.<br />
zinische Kenntnisse besaßen und die<br />
Wirkungsweise des gerade entdeckten<br />
künstlichen Insulins kannten“, so die<br />
Rheinsbergerin.<br />
Glucomesser steht heute<br />
in der Ausstellungsvitrine<br />
Ab dem 10. Lebensjahr durfte Ursula<br />
Mummert den Harnzuckerspiegel<br />
selbst bestimmen. Das dazu erforderliche<br />
Gerät, ein Glucosemesser, befindet<br />
sich heute in einer Ausstellungsvitrine<br />
der Asklepios-Klinik in Birkenwerder,<br />
unweit von Berlin. „Besonders kritisch,<br />
ja lebensbedrohlich wurde es, als<br />
nach dem Krieg die Insulinversorgung<br />
nicht mehr funktionierte“, erzählt Ursula<br />
Mummert. Insulin wurde zum Schwarzmarktartikel<br />
– es wurde geschachert und<br />
getauscht, um an das wichtige Medikament<br />
zu kommen. „Meine Mutter hatte<br />
allerdings für eine kleine Reserve Insulin<br />
gesorgt, mit der wir einen gewissen Zeitraum<br />
überbrücken konnten“, berichtet<br />
Ursula Mummert.<br />
In dieser Zeit war auch an ein geregeltes<br />
Leben nicht zu denken. Vieles musste<br />
beachtet werden. Vor allem die kostbaren<br />
Spritzen aus Glas und die Kanülen,<br />
die immer wieder durch Auskochen steril<br />
gemacht wurden, galt es, wie einen Augapfel<br />
zu hüten. Um die entsprechenden<br />
Werte zu erreichen, wurde mehrfach ein<br />
so genannter Hafertag eingelegt. „Mitunter<br />
hilft so eine Diät heute noch Diabetikern,<br />
wenn sie trotz bewusster Lebensweise<br />
den Blutzuckerspiegel senken<br />
möchten“, weiß Ursula Mummert aus Erfahrung.<br />
So ein Hafertag sei zwar keine<br />
| DJ 8–2014<br />
72<br />
„Mein Vater war praktischer Arzt und<br />
meine Mutter Krankenschwester“, erzählt<br />
Ursula Mummert, die als jüngstes<br />
Kind von 4 Geschwistern <strong>auf</strong> die<br />
Welt kam. Geboren in einem kleinen<br />
mecklenburgischen Dorf war sie gerade<br />
mal 2 Jahre alt, als die Ärzte bei ihr<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> diagnostizierten. Monatelang<br />
versuchten die Mediziner im<br />
Krankenhaus, den Glucosespiegel unter<br />
Kontrolle zu bekommen. Eine Therapie<br />
mit Insulin, viel Fett und Eiweiß,<br />
aber wenig Kohlenhydraten brachte<br />
nicht den erhofften Erfolg. „Es war ein<br />
großes Glück, dass meine Eltern medi-<br />
Möbel für Insulin verk<strong>auf</strong>t<br />
Aber irgendwann war dann auch dieser<br />
Vorrat <strong>auf</strong>gebraucht. „Danach veräußerte<br />
meine Mutter antike Möbel aus dem Familienbesitz,<br />
um für mich Insulin k<strong>auf</strong>en<br />
zu können“, erinnert sich die Rheinsbergerin.<br />
„Nur so konnte vermutlich mein<br />
Leben gerettet werden. Aber es gab auch<br />
Leute, die das Handeln meiner Mutter<br />
nicht verstanden“, so die heute 82-Jährige.<br />
Viele, die auch an <strong>Diabetes</strong> erkrankt<br />
waren, haben vermutlich diese Zeit mangels<br />
Insulin und <strong>auf</strong>grund schlechter Ernährung<br />
nicht überlebt.<br />
Ursula Mummert spritzt sich ihr Insulin mit dem<br />
Pen. (Oben links, S. 73): Die Typ-1-Diabetikerin mit<br />
ihrem Ehemann Günther und beim Wechseln der<br />
Insulinampulle (rechts).
deutscher diabetiker bund<br />
Fotos: Jürgen Rammelt<br />
wirkliche Diät, sondern diene lediglich<br />
zur Durchbrechung der Insulinresistenz,<br />
also zur Verbesserung der Blutzuckerwerte.<br />
1949 kam Ursula Mummert das erste Mal<br />
zur Kontrolle und Schulung in ein Kinder-<strong>Diabetes</strong>heim.<br />
„Das war in Garz <strong>auf</strong><br />
Rügen“, erinnert sie sich. Dort lernte sie<br />
auch ihre Krankheit verstehen und mit<br />
ihr umzugehen, was zur Folge hatte, dass<br />
Ursula Mummert in Rostock eine Ausbildung<br />
zur medizinisch-technischen Assistentin<br />
absolvierte und als solche später<br />
auch arbeitete. Doch es sollte nicht die<br />
einzige Krankheit bleiben: Bei einer Reihenuntersuchung<br />
entdeckte man eine<br />
Lungen-Tuberkulose, die sie jedoch mit<br />
ihrem unbedingten Lebenswillen besiegen<br />
konnte.<br />
1960 heiratete Ursula Mummert ihren<br />
Mann Günther, mit dem sie bereits die<br />
Goldene Hochzeit feiern durfte. Mit ihm<br />
meisterte sie in über 50 Jahren den nicht<br />
immer einfachen Lebensalltag. Vor 17<br />
Jahren wurde auch bei ihm <strong>Diabetes</strong>, allerdings<br />
Typ 2, diagnostiziert, so dass sie<br />
sich seitdem gegenseitig helfen und ihre<br />
Erfahrungen austauschen. Während Ursula<br />
Mummert täglich viermal, vor jeder<br />
Mahlzeit und noch einmal vor dem<br />
Schlafengehen, an der Nadel „hängt“,<br />
bekommt ihr Mann die Stoffwechselerkrankung<br />
noch mit Tabletten und viel<br />
<strong>Bewegung</strong> in den Griff.<br />
Durch dick und dünn gegangen<br />
Zum Glück wurde bei der 1961 geborenen<br />
Tochter bis heute kein <strong>Diabetes</strong> festgestellt.<br />
„Es wäre schön, wenn sie von der<br />
Krankheit verschont bleibt“, zeigt sich<br />
das Ehepaar optimistisch. Doch Ursula<br />
Mummert weiß um die Tücken ihrer<br />
Krankheit: Manchmal wird eine Generation<br />
übersprungen. Aber auch da gibt<br />
es bisher Entwarnung: „Bei unseren zwei<br />
inzwischen erwachsenen Enkeln wurde<br />
<strong>Diabetes</strong> zum Glück noch nicht festgestellt“,<br />
freut sich die Rheinsbergerin.<br />
Günther Mummert ist mit seiner Ursula<br />
in den gemeinsamen Jahren durch dick<br />
und dünn gegangen. Der gelernte Schlosser<br />
und Schweißer hat mit seiner Firma<br />
in den 60er-Jahren in Rheinsberg das erste<br />
Kernkraftwerk der DDR mit <strong>auf</strong>gebaut<br />
und wohnte damals auch in der Stadt am<br />
Rhin, die durch Fontanes „Wanderungen<br />
durch die Mark Brandenburg“, Friedrich<br />
II. und Tucholskys „Bilderbuch für Verliebte“<br />
Bekanntheit erlangte. Später zog<br />
die Familie nach Schwedt an die Oder,<br />
wo Ursula Mummert zu den Mitbegründern<br />
einer Selbsthilfegruppe des Deutschen<br />
Diabetiker Bundes (DDB) gehörte.<br />
Auf Grund ihrer umfangreichen Kenntnisse<br />
über die Krankheit und ihrer eigenen<br />
Erfahrungen mit <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />
konnte sie helfen und auch wertvolle<br />
Tipps zur Ernährung bei <strong>Diabetes</strong> und<br />
zur gesunden Lebensweise geben. Heute<br />
weiß Ursula Mummert, wie sie mit ihrer<br />
Krankheit umgehen muss. Aber auch<br />
an die zahlreichen Ärztinnen und Mediziner,<br />
die sie in den 80 Jahren behandelt<br />
und begleitet haben, erinnert sie sich mit<br />
Dankbarkeit.<br />
Die wunderbare Landschaft zog Ursula<br />
Mummert und ihren Mann 1999 schließlich<br />
wieder nach Rheinsberg. Die Teilnahme<br />
am Diabetiker-Stammtisch, den<br />
es dort seit 1990 gab, war und ist für sie<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
Lebensmut und Humor<br />
Dass <strong>Diabetes</strong> und die Jahrzehnte andauernde<br />
Behandlung zu Folgeschäden<br />
führen können, ist Ursula Mummert bewusst.<br />
Nachdem sie im September 2013<br />
einen Herzinfarkt erlitt, versagten kurz<br />
danach die Nieren ihren Dienst. Seitdem<br />
muss Ursula Mummert dreimal in der<br />
Woche zur Dialyse nach Neuruppin mit<br />
dem Taxi gefahren werden. „Ich bin danach<br />
immer ziemlich fertig“, beschreibt<br />
sie die lebenserhaltende Tortur, ohne die<br />
es nicht mehr geht. Aber auch die Menge<br />
an Tabletten, die die Rheinsbergerin täglich<br />
einnehmen muss, ist gewaltig.<br />
Ursula Mummert hat trotz der Erkrankung<br />
ihren Lebensmut und Humor nicht<br />
verloren.<br />
„Natürlich muss man schon dar<strong>auf</strong> achten,<br />
was man macht. Dr<strong>auf</strong>los essen, das<br />
darf man als Diabetiker nicht“, sagt sie.<br />
„Dieser Respekt fehlt heute manchen<br />
Leuten.“ Und dann berichtet sie, wie<br />
streng sie erzogen wurde und dass wahrscheinlich<br />
gerade diese Erziehung dazu<br />
beigetragen und geholfen hat, dass sie<br />
heute noch am Leben ist.<br />
Jürgen Rammelt<br />
| DJ 8–2014<br />
73
deutscher Diabetiker Bund<br />
Hamburg<br />
Niedersachsen<br />
LV Hamburg e. V.<br />
Humboldtstraße 56<br />
22083 Hamburg<br />
Tel.: 0 40/2 00 04 38-0<br />
Fax: 0 40/2 00 04 38-0/-8<br />
www.diabetikerbund-hamburg.de<br />
E-Mail: info@diabetikerbund-hamburg.de<br />
LV Niedersachsen e. V.<br />
Am Nottbohm 46a<br />
31141 Hildesheim<br />
Tel.: 0 51 21/87 61 73<br />
Fax: 0 51 21/87 61 81<br />
www.ddb-niedersachsen.de<br />
E-Mail: ddb-nds-as@t-online.de<br />
Termine<br />
S O M M E R P A U S E<br />
Montagstreff: im August finden keine<br />
Treffen statt.<br />
Die Bürozeiten werden auch in den<br />
Sommermonaten beibehalten<br />
Selbshilfegruppen:<br />
Bergedorf: Keine Veranstaltung<br />
- Sommerpause<br />
Lichtwarkhaus, Holzhude 1, Bergedorf<br />
Schnelsen: Keine Veranstaltung<br />
- Sommerpause<br />
Albertinen-Haus im Musikraum<br />
Sellhopsweg 18-22<br />
Elbgemeinden: Keine Veranstaltung -<br />
Sommerpause<br />
Gemeindehaus Johanniskirche Rissen<br />
Raalandsweg 5<br />
Wandsbek: Keine Veranstaltung<br />
- Sommerpause<br />
Adler-Apotheke, Wandsbeker Marktstr.<br />
73<br />
Regionale Kontakte sind wichtig!<br />
Mehr regionale Kontaktmöglichkeiten<br />
schaffen – Aufgabe für die Zukunft<br />
Regionale Kontakte sind dem Landesverband<br />
Niedersachsen im DDB<br />
auch in einer Zeit der elektronischen<br />
Daten-„Versorgung“ wichtig. Siegfried<br />
Gahlstorf, neu in den Vorstand<br />
des Landesverbandes gewählt, engagiert<br />
sich für eine zahlenmäßige Erweiterung<br />
der Kontaktmöglichkeiten.<br />
Derzeit trifft man sich in mehr<br />
als 30 Selbsthilfegruppen in Niedersachsen<br />
zwischen Wilhelmshaven<br />
in Friesland und Westharz und<br />
tauscht Erfahrungen aus. In 20 Städten<br />
gibt es Bezirksvorsitzende und<br />
Ansprechpartner für persönliche Gespräche,<br />
außerdem kann man bei 18<br />
aktiven <strong>Diabetes</strong>-Lotsen Antworten<br />
<strong>auf</strong> Fragen rund um den <strong>Diabetes</strong> bekommen.<br />
In den nächsten Ausgaben des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />
werden wir einige Bezirksverbände<br />
und Ansprechpartner<br />
vorstellen, damit Sie diese näher<br />
kennenlernen.<br />
„Wir wissen, dass es natürlich oft einfacher<br />
ist, sich im Internet aktuell<br />
zu informieren“ sagt Almut Suchowerskyj,<br />
1. Landesvorsitzende und<br />
weiter „auch weil es anonym ist und<br />
man sich hier mit der Erkrankung<br />
nicht outen muss.“ Deshalb will der<br />
Landesverband dem Internet-Auftritt<br />
www.diabetikerbund-niedersachsen.de<br />
auch ein frisches Outfit<br />
geben. Zurzeit werden die Anregungen<br />
aus der Online-Umfrage gesichtet<br />
und verwertbare Tipps professionell<br />
umgesetzt. Auch in der<br />
Online-Redaktion wird sich etwas<br />
verändern. Freuen Sie sich also <strong>auf</strong><br />
Neues im Internet unseres Landesverbandes!<br />
| DJ 8–2014<br />
74<br />
Sonderveranstaltung im MEDICUM-<br />
Hamburg,<br />
Beim Strohhause 2<br />
Thema: <strong>Diabetes</strong> und <strong>Bewegung</strong><br />
Dienstag den 05.08.2014<br />
von 18.00 -19.30 Uhr.<br />
Anmeldung erforderlich bitte unter<br />
040/80 79 79 0<br />
Fotos: © greenpapillon - Fotolia.com
50 feine Backrezepte<br />
mit den Zuckeralternativen<br />
Stevia und<br />
Erythritol: Damit<br />
sparen Sie Zucker-<br />
Kalorien, ohne dass<br />
der Geschmack<br />
leidet. Naschen ist<br />
also unbedingt<br />
erlaubt!<br />
Mit detaillierten Nährwertangaben<br />
für Diabetiker.<br />
Überall im Buchhandel oder gleich hier bestellen:<br />
per Telefon<br />
07 11/ 66 72-14 83<br />
Kirsten Metternich:<br />
Himmlisch Backen mit Stevia und Co<br />
1. Auflage 2013, 116 Seiten, Kirchheim-Verlag,<br />
17,90, ISBN 978-3-87409-548-8<br />
per Internet<br />
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93.0001<br />
per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />
Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />
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svk@svk.de<br />
Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag
körper und Geist<br />
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1-mal<br />
täglich<br />
Damit Nägel und Nagelhaut gesund bleiben,<br />
gönnen Sie ihnen täglich eine Extraportion<br />
Pflege. Öle aus Granatapfelsamen,<br />
Mandel, Kokos oder Jojoba in Nagel und<br />
Nagelhaut einmassieren. Praktisch dazu<br />
sind Nagelpflege-Stifte, beispielsweise<br />
vom Naturkosmetikspezialisten Weleda.<br />
Hitze: So bleibt der<br />
Kreisl<strong>auf</strong> stabil<br />
Siesta in der Mittagshitze – ein wunderbarer Gedanke. Nur<br />
leider im normalen Arbeitsalltag schlecht möglich. Damit<br />
Müdigkeit und Kreisl<strong>auf</strong>achterbahnen keine Chance haben,<br />
trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser. Legen Sie<br />
die Beine regelmäßig hoch, lassen Sie kaltes Wasser <strong>auf</strong><br />
die Unterarme l<strong>auf</strong>en. Ein feuchtes kaltes Tuch im Nacken<br />
oder <strong>auf</strong> der Stirn erfrischt. Einen kühlen Feuchtigkeitskick<br />
bieten Thermalwasser- oder Gesichtssprays (z. B. von<br />
LaRoche Posay, Avene oder Dr. Theis). Tragen Sie jetzt keine<br />
dunkle Kleidung. Helle Farben reflektieren Sonnenlicht,<br />
heizen sich nicht so stark <strong>auf</strong> wie Schwarz und Co.<br />
| DJ 8–2014<br />
76<br />
Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle,<br />
ausgenommen die Mitarbeiter des Kirchheim-Verlags, ihre<br />
Angehörigen und Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen.<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Rechtsweg<br />
und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Kein K<strong>auf</strong>zwang.<br />
Vor- und Zuname<br />
Gewinnspiel<br />
Lust <strong>auf</strong> frische Pflege von Kopf bis Fuß? Gewinnen<br />
Sie einen von drei sebamed-Koffern, inklusive zwei<br />
Handtüchern. Jedes Set besteht aus einem seifenfreien<br />
Waschstück, Flüssigseife, Waschemulsion, Every Day<br />
Shampoo, Balsam Deo ohne Alkohol und Aluminium,<br />
Frische Dusche sowie Body-Milk. Weitere Infos unter<br />
www.sebamed.de<br />
Straße und Hausnummer<br />
PLZ/Wohnort<br />
E-Mail<br />
□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />
◾ schriftlich, ◾ per E-Mail oder ◾ per Telefon über aktuelle Angebote<br />
aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis<br />
kann ich jederzeit widerrufen. (Auch wenn Sie schon<br />
früher einer Kontakt<strong>auf</strong>nahme durch uns zugestimmt<br />
haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />
Datum / Unterschrift<br />
Coupon einfach ausfüllen und einsenden an:<br />
Kirsten Metternich, Kennwort: DEO, Hildeboldstraße 5,<br />
50226 Frechen-Königsdorf<br />
Einsendeschluss:<br />
10. September 2014<br />
Mit Sport gegen<br />
Wechseljahresbeschwerden<br />
Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen,<br />
Gewichtszunahme und ein erhöhtes<br />
Osteoporose-Risiko: Begleiterscheinungen<br />
der Wechseljahre. Um<br />
diese Symptome gut zu behandeln – treiben<br />
Sie Sport! <strong>Bewegung</strong> macht nicht nur<br />
den Kopf frei, sondern hemmt auch die<br />
Produktion von Stresshormonen. Dank<br />
freigesetzter Endorphine fühlt sich frau<br />
mental und körperlich besser. Toller Nebeneffekt:<br />
Dank regelmäßigen Trainings<br />
tun Sie aktiv etwas gegen unliebsame<br />
Gewichtszunahme, für gute Blutzuckerund<br />
Blutdruckwerte. Auch zum Erhalt<br />
der Knochendichte und gegen Hitzewallungen<br />
hilft es, regelmäßig aktiv zu sein.<br />
Foto: © olly - Fotolia.com
Körper und Geist<br />
Schweißkiller Deo<br />
und Antitranspirant<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Ohne sie würden sich die meisten unwohl fühlen. Ob Kristall, Spray,<br />
Roller oder Creme – Deo oder Antitranspirantien gehören in fast jedem<br />
Bad zum täglichen Pflegeprogramm.<br />
Spätestens bei steigenden Temperaturen<br />
ist stärkeres Schwitzen ein<br />
lästiges Thema, über das nicht gern<br />
gesprochen wird. Ohne Deo geht es meist<br />
nicht, doch welche aus dem Land der Geruchsbekämpfer<br />
sind wirksam und empfehlenswert?<br />
zu machen, hilft es zudem, dreimal täglich<br />
eine Tasse Salbeitee zu trinken. Bei<br />
extrem starkem Schwitzen (Hyperhidrose)<br />
können spezielle Achsel-Pads hilfreiche<br />
Retter sein. Sie lassen sich unsichtbar<br />
in der Kleidung fixieren, saugen <strong>auf</strong><br />
und schützen vor unschönen Rändern.<br />
gehen, empfiehlt das BfR deshalb Deos,<br />
die frei von Aluminiumsalzen sind. Wer<br />
nicht ganz <strong>auf</strong> diese Produkte verzichten<br />
möchte, sollte mischen: beispielsweise<br />
im täglichen Wechsel ein Produkt<br />
mit und eins ohne diese Salze. KM<br />
Was unterscheidet Deos von Antitranspirantien?<br />
Die Sache mit<br />
Aluminiumsalzen<br />
Foto: Eucerin/Leo Krumbacher<br />
Herkömmliche Deos enthalten meist<br />
den Wirkstoff Triclosan. Er hemmt Bakterien,<br />
welche für unangenehme Gerüche<br />
verantwortlich sind. Dazu sind in<br />
zahlreichen Produkten Duftstoffe, um<br />
Gerüche zu überdecken. Um die Haut<br />
nicht unnötig zu reizen, sind Deos ohne<br />
Parfum- und Duftstoffe eine gute Wahl<br />
(z. B. von Eucerin, frei oder sebamed). Antitranspirantien<br />
enthalten stets Aluminiumsalze<br />
wie Aluminiumchlorohydrat<br />
(ACH) oder Aluminium Zirconium Tetrachloro<br />
hydrex GLY. Diese bilden, mit Hilfe<br />
von Schweiß <strong>auf</strong> der Haut, eine dünne<br />
Schicht vor den Porenausgängen, aus<br />
denen Schweiß abgesondert wird. Sie<br />
verengen praktisch die Schweißkanäle,<br />
so dass weniger davon <strong>auf</strong> die Haut gelangt.<br />
Im Schnitt wird so zwischen 20<br />
und 60 Prozent weniger transpiriert. Allerdings<br />
sind sie nichts für empfindliche<br />
oder frisch rasierte Haut. Hier kann es zu<br />
Reizungen, Jucken und Brennen kommen.<br />
Um lästigem Schwitzen den Garaus<br />
In jüngster Zeit wurden<br />
die in Deos und Antitranspirantien<br />
enthaltenen Aluminiumsalze<br />
kritisch hinterfragt:<br />
Hohe Dosen sollen die<br />
Entstehung von Brustkrebs oder<br />
Alzheimer-Demenz begünstigen.<br />
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
(BfR) fehle es allerdings noch an aussagekräftigen<br />
Studien, welche Auswirkungen<br />
aluminiumhaltige<br />
Deodorantien tatsächlich haben.<br />
Aluminiumsalze können neben<br />
Deos auch in Lippenstift, Lidschatten,<br />
Sonnenmilch oder Zahnpasta<br />
enthalten sein. Ferner werden sie<br />
über Nahrungsmittel und Kochgeschirr<br />
<strong>auf</strong>genommen. Die Europäische Behörde<br />
für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt<br />
dazu eine tolerierbare wöchentliche<br />
Aufnahmemenge. Diese wird, in<br />
Kombination mit aluminiumhaltigen<br />
Deodorantien, laut BfR meist überschritten.<br />
Um <strong>auf</strong> Nummer sicher zu
körper und GEist<br />
Serie<br />
Outdoor aktiv<br />
Heft 5/2014:<br />
Radfahren<br />
Heft 6/2014:<br />
Copa do Mundo<br />
Heft 7/2014:<br />
L<strong>auf</strong>en<br />
Heft 8/2014:<br />
Wassersport<br />
Wellenbrecher<br />
mit <strong>Diabetes</strong><br />
Autor Dr. Meinolf Behrens mb@diabetes-minden.de<br />
Dr. Meinolf Behrens<br />
(Minden) ist neu im<br />
Redaktions-Team.<br />
Der Diabetologe und<br />
Sportmediziner liebt<br />
es, Menschen mit<br />
Dia betes in <strong>Bewegung</strong><br />
zu bringen.<br />
Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein – perfektes Schwimmbadwetter.<br />
Was gibt es da Schöneres, als mit einem Hechtsprung<br />
ins Wasser zu tauchen? Als begeisterte Schwimmer genießen<br />
die beiden Diabetiker Marc Stankowitz und Reinhold<br />
Korff den Sprung ins kühle Nass natürlich erst recht.<br />
Zwei Generationen oder exakt ein halbes Jahrhundert<br />
Altersunterschied trennen die beiden.<br />
Die Freude am Schwimmsport und die <strong>Diabetes</strong>erkrankung<br />
aber verbinden den athletischen<br />
Sportler Marc Stankowitz und den Ausdauersportler<br />
Reinhold Korff.<br />
Marc Stankowitz ist seit seinem 10. Lebensjahr<br />
an Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt. Sein Hobby hat er<br />
mit seiner Ausbildung zum Fachangestellten<br />
für Bäderbetriebe praktisch zum Beruf gemacht.<br />
Hobby und Job halten ihn fit. Beim Schwimmen<br />
und im verantwortungsvollen Job gilt es natürlich,<br />
unbedingt Unterzuckerungen zu vermeiden.<br />
„Eigentlich bereitet mir die Stoffwechsel-<br />
Zwei Generationen, ein<br />
halbes Jahrhundert Altersunterschied,<br />
dieselbe Leidenschaft:<br />
Wasser.<br />
2013:<br />
253 Tage<br />
im Schwimmbad<br />
führung beim Schwimmen und bei der Arbeit<br />
keine Probleme“, so der sympathische Sportler.<br />
Marc Stankowitz weiß natürlich aus seiner jahrelangen<br />
Erfahrung genau, wie er seine intensivierte<br />
Insulintherapie anpassen muss – vor allem<br />
in Abhängigkeit von Trainingsumfang und<br />
der gewählten Trainingsintensität. „Zuletzt habe<br />
ich allerdings mehr im Babybecken trainiert“,<br />
schmunzelt der junge Familienvater: Marc Stankowitz<br />
hat im Moment Elternzeit und geht mit<br />
seiner 1-jährigen Tochter Aurelia regelmäßig<br />
zum Baby schwimmen. Der Vater begeisterter<br />
Schwimmer und zudem noch Fachangestellter<br />
für Bäderbetriebe – was steht da der Schwimmkarriere<br />
der kleinen Aurelia noch entgegen?<br />
Erwachsene Enkelkinder<br />
Lange ist es her, dass der 82-jährige Reinhold<br />
Korff seinen zwei Kindern das Schwimmen<br />
beigebracht hat, selbst die Enkelkinder sind<br />
schon erwachsen. Über 20 Jahre ist der rüstige<br />
Pensionär in der DLRG aktiv gewesen. Zudem<br />
hat er lange Jahre aktiv Fußball gespielt<br />
und ist regelmäßig Rad gefahren. Seit 2002 ist
körper und Geist<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> seit dem 10. Lebensjahr: Schmetterlingsschwimmen<br />
ist die Paradedisziplin von<br />
Marc Stankowitz.<br />
ein Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bekannt, der ihn aber nur<br />
wenig einschränkt. Das Insulin Lantus spritzt<br />
er in fester Dosis, zu den Mahlzeiten nimmt er<br />
das kurzwirksame Sulfonylharnstoffanalogon<br />
Repaglinid ein. „Die Repaglinid-Dosis passe ich<br />
entsprechend der geplanten Aktivität an“, so<br />
Korff. Mehr Probleme bereitet ihm im Alltag<br />
schon die vorliegende Herzmuskel schwäche.<br />
Umso eindrucksvoller liest sich Reinhold<br />
Korffs Trainingstagebuch: An 253 Tagen ist<br />
er im letzten Jahr ins Wasser gesprungen und<br />
ist seine Bahnen im Hallen- oder Freibad geschwommen<br />
– mindestens 400 Meter an den<br />
einzelnen Tagen. „Um etwa 80 mg/dl fällt der<br />
Blutzucker nach dem Schwimmen“, weiß Reinhold<br />
Korff um die gute blutzuckersenkende<br />
Wirkung seines Trainingsprogramms.<br />
Der eine Brust, der andere Schmetterling<br />
Seepferdchen für alle<br />
Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Nach Statistiken<br />
der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) lernt<br />
nur noch jedes zweite Kind unter 10 Jahren schwimmen. Damit sich<br />
an der dramatischen Situation etwas ändert,<br />
bieten DLRG und NIVEA eine kostenlose<br />
Rettungsschwimmausbildung und<br />
Fortbildung für pä da gogische Fachkräfte<br />
an. Ziel des Projekts ist es, die<br />
Anzahl potentieller Ausbilder zu<br />
vergrößern, um so mehr Kinder an<br />
das Wasser zu gewöhnen und zum<br />
Schwimmenlernen zu bringen.<br />
Weitere Infos gibt es unter:<br />
www.dsg.dlrg.de<br />
Schwimmen und<br />
Wassergymnastik<br />
<strong>auf</strong> Rezept<br />
Wassergymnastik und Schwimmen können Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
auch als Rehabilitationssport zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse<br />
verordnet werden. Der Rehabilitationssport findet in speziell anerkannten<br />
Gruppen statt. In der Regel wird eine Anzahl von 50 Übungseinheiten<br />
für einen Zeitraum von 18 Monaten verordnet. Mittels<br />
Datenbanken der einzelnen Behindertensportverbände können Sie<br />
sich im Internet über anerkannte Gruppen in <strong>Ihre</strong>r Nähe informieren:<br />
www.diabetes-sport.de<br />
Abb.: Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fotos: Lukas Behrens (2x); Kzenon - Fotolia.com; BFS<br />
Kraft, Ausdauer und Koordination sind beim<br />
Schwimmen in erster Linie gefragt. Während<br />
Reinhold Korff ruhigeres Brustschwimmen<br />
bevorzugt, ist das Schmetterlingsschwimmen<br />
die Paradedisziplin von Marc Stankowitz. Mit<br />
seinen kräftigen Arm- und Beinbewegungen<br />
setzt der 32-jährige Athlet das Wasser wie ein<br />
Orkan in <strong>Bewegung</strong>.<br />
So unterschiedlich die Schwimmstile der beiden<br />
sind – beide profitieren <strong>auf</strong> ihre Art gesundheitlich<br />
vom Schwimmen. Und Spaß und<br />
Freude bereitet es ihnen natürlich auch – nicht<br />
nur bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein<br />
im Sommer.<br />
Kontakt: Dr. Meinolf Behrens // <strong>Diabetes</strong>zentrum Minden<br />
// Bismarckstraße 43 // 32427 Minden // Telefon<br />
0571-840999 // E-Mail: mb@diabetes-minden.de //<br />
Internet: www.diabetes-minden.de<br />
Auftrieb nutzen –<br />
Gelenke schonen<br />
Ob Aquagymnastik, Aquacycling, Aquawalking<br />
oder -jogging – der Vielfalt und<br />
Kreativität des Trainings im Wasser sind<br />
keine Grenzen gesetzt. Der Auftrieb des<br />
Wassers verringert das Körpergewicht<br />
um bis zu 90 Prozent und entlastet somit<br />
Gelenke, Bänder und Sehnen. Sowohl<br />
Ausdauer wie auch Kraft werden wegen<br />
des Widerstandes des Wassers sehr effektiv<br />
trainiert. Speziell für Aquagymnastik<br />
und -walking findet man zudem auch reichlich Kursangebote für<br />
Nichtschwimmer. Also – warum nicht einfach mal etwas Neues testen?<br />
| DJ 8–2014<br />
79
essen und trinken<br />
www.diabetes-journal.de<br />
bunt & fröhlich & lecker<br />
So gelingt jede<br />
Sommerparty<br />
Essen und Trinken-Redakteurin<br />
Kirsten Metternich<br />
gibt Ihnen Tipps,<br />
wie Sie mit wenig<br />
Aufwand sommerliche<br />
Köstlichkeiten<br />
zubereiten können,<br />
die bei Gästen gut<br />
ankommen und<br />
diabetesfreundlich<br />
sind.<br />
| DJ 8–2014<br />
80<br />
Das Sommer-Highlight, die Fußball-WM in Brasilien, ist schon<br />
wieder Geschichte – trotzdem gibt es genug Anlässe zum Feiern.<br />
Laue Nachmittage und Abende bieten sich für ein nettes<br />
Zusammentreffen mit Freunden und Familie an. Ob in kleiner<br />
oder großer Runde: Mit unseren Tipps wird <strong>Ihre</strong> Party zum Erfolg<br />
… ohne dass Sie nur in der Küche stehen und der gesellige<br />
Trubel an Ihnen vorbeigeht.<br />
Gut geplant ist halb gewonnen: So<br />
sollten Sie es angehen, wenn es um<br />
eine gelungene Party geht. Viele Köche<br />
möchten vor ihren Gästen glänzen<br />
und besonders raffinierte Leckereien<br />
anbieten. Wenig sinnvoll ist es,<br />
etwas Neues anzubieten, was Sie vorher<br />
noch nicht getestet haben. Stress<br />
ist programmiert! Gefällt Ihnen ein<br />
Rezept, zum Beispiel aus unserer Rubrik,<br />
machen Sie eine Generalprobe – einfach<br />
einmal kochen und vorkosten. So<br />
sind Sie <strong>auf</strong> der sicheren Seite. Am besten<br />
ist eine Mischung aus Bewährtem<br />
oder einfachen Rezepten, gepaart mit<br />
ein paar Raffinessen.<br />
Als Aperitif mal Tee-Cocktail?<br />
Was immer gut ankommt, ist ein<br />
Aperitif. Es muss nicht immer Aperol<br />
Spritz oder Hugo sein: Auch Alkoholfreies<br />
kommt gut an – und kleine Gäste<br />
können mit anstoßen. Wie wäre es<br />
mit einem Tee-Cocktail? Dazu Melissen-<br />
oder Pfefferminztee stark <strong>auf</strong>brühen,<br />
abkühlen, einen Spritzer Flüssigsüßstoff<br />
dazu. Mit Mineralwasser<br />
<strong>auf</strong>füllen und einem Stück Limette<br />
garniert anbieten – völlig kalorien-,<br />
kohlenhydrat- und alkoholfrei … und<br />
herrlich erfrischend! Oder statt Sangria<br />
einen losen Früchtetee kochen,<br />
abkühlen lassen; Äpfel, Pfirsiche und<br />
Aprikosen in mundgerechte Stücke<br />
schneiden, mit Light-Zitronenlimonade<br />
in ein Bowle-Gefäß gießen. Das<br />
lässt sich prima vorbereiten und ist<br />
mal etwas völlig anderes!<br />
Gleiches gilt für Suppen: Im Sommer<br />
bieten sich kalte Varianten an wie Gazpacho,<br />
kalte Zucchinisuppe oder eine<br />
Fruchtkaltschale. Sie können einen Tag<br />
vorher zubereitet und kalt gelagert<br />
werden; kurz vor der Party einfach in<br />
eine große Terrine füllen, fertig.<br />
Ganz gleich, ob es ein mehrgängiges<br />
Menü oder ein Buffet ist: Rich<br />
Foto: tina_lu / photocase.de
essen und trinken<br />
| DJ 8–2014<br />
www.diabetes-journal.de<br />
81
essen und trinken<br />
| DJ 8–2014<br />
www.diabetes-journal.de<br />
82<br />
ten Sie kalte Speisen vorab <strong>auf</strong> Platten an. Stellen<br />
Sie Warmes <strong>auf</strong> Stövchen oder eine mobile<br />
Heizplatte. Dessert und Kuchen lassen sich<br />
meist am Vortag zubereiten. Je nach Dessertvariante<br />
haben Sie gleichzeitig die Sicherheit,<br />
dass alles gut gekühlt und geliert ist wie unsere<br />
Melonen-Erdbeer-Terrine mit Vanillesauce.<br />
Wieviel darf’s denn sein?<br />
Bei der Speiseplanung wird meist aus dem Vollen<br />
geschöpft, getreu dem Motto: „Lieber zu<br />
viel als zu wenig“. Doch bleiben Sie trotzdem<br />
realistisch: Heute wird nicht mehr so üppig<br />
geschlemmt wie früher. Je wärmer es ist, desto<br />
weniger schwere und fettreiche Speisen<br />
sollten Sie anbieten. Ideal sind jetzt Tomaten-Mozzarella,<br />
Melone mit Schinken, Mangoscheiben<br />
mit Mozzarella, bunte Gemüsesalate,<br />
leichte Suppen, gebratenes, kaltes Fleisch,<br />
fruchtige Desserts, Obstspieße, Eis oder Sorbet.<br />
Damit Sie nicht zu wenig kalkulieren<br />
und trotzdem nicht zu viele<br />
Reste übrig bleiben, mit denen<br />
man dann Nachbarschaft<br />
und Gäste versorgt, finden Sie<br />
in unserer Tabelle Hilfe zur Mengenkalkulation.<br />
Pro Gast max.<br />
1<br />
Liter<br />
alkoholische<br />
Getränke<br />
+<br />
1<br />
Flasche<br />
alkoholfreie<br />
Getränke<br />
planen<br />
Für einen Partyabend rechnen Sie pro Gast etwa<br />
einen halben bis einen Liter alkoholischer<br />
Getränke wie Wein, Sekt oder Bier; dazu jeweils<br />
mindestens eine Flasche Mineralwasser oder<br />
andere alkoholfreie Getränke. Viele Menschen<br />
achten <strong>auf</strong> ihre Linie: Sie freuen sich, wenn es<br />
beispielsweise Cola light oder zero gibt. Sämtliche<br />
Light- und Zero-Limonaden können Sie<br />
auch bei <strong>Diabetes</strong> genießen. Denn sie sind nahezu<br />
kalorienfrei, haben keine Auswirkungen<br />
<strong>auf</strong> Blutzucker und Gewicht.<br />
Alles muss kalt sein!<br />
Je heißer der Tag ist, desto wichtiger ist es, dass<br />
alles erfrischend kalt ist. Perfekt eignet sich eine<br />
mit Eiswasser gefüllte Badewanne oder ein<br />
leer geräumter Kühlschrank. Auch eine mit<br />
Eiswasser gefüllte Zink- oder Wäschewanne<br />
macht das möglich. Umwickeln Sie Flaschen,<br />
die <strong>auf</strong> dem Tisch stehen, mit einer Kühlmanschette<br />
oder stellen Sie sie in einen Weinkühler.<br />
Am besten k<strong>auf</strong>en Sie Getränke schon eine<br />
Woche vor der Party; Sie müssen auch nicht<br />
das Angebot einer kompletten Bar vorrätig<br />
haben: Ein bis zwei Weinsorten, Mineralwasser,<br />
ein bis zwei alkoholfreie Softgetränke, eines<br />
zum Beispiel als Light- oder Zero-Version,<br />
Fotos: April Turner - iStockphoto.com, © baibaz - Fotolia.com
Im Sommer <strong>auf</strong> den Tisch<br />
❷<br />
1 Wie viele Gäste trinken<br />
tatsächlich Alkohol, und wer<br />
kommt mit dem Auto?<br />
essen und trinken<br />
www.diabetes-journal.de<br />
2 Zum Würzen eignen sich<br />
frische Kräuter. Dips und Salatsaucen<br />
am besten schon am<br />
Vorabend zubereitet.<br />
❸<br />
3 Beliebte Suppe im Sommer:<br />
die kalte Tomaten-Gazpacho.<br />
❶<br />
Fotos: lenipopeni / photocase.de; pilipphoto - Fotolia.com<br />
Bier und evtl. ein oder zwei Spirituosen reichen<br />
meist völlig aus. Wichtig: Je wärmer es ist, desto<br />
mehr Wasser wird getrunken. Überlegen Sie<br />
auch, wie viele Gäste tatsächlich Alkohol trinken<br />
– und wer mit dem Auto kommt.<br />
Schlemmen und bewusst genießen<br />
Auf einer Party wird meist mehr gegessen als<br />
üblich. Gemütliches Beisammensein, der lange<br />
Abend und Alkohol regen den Appetit an.<br />
Wenn es dann auch noch richtig gut schmeckt,<br />
greift man öfter zu als vielleicht gewollt. Bei<br />
Gemüse und Gemüsesalaten ist das kein<br />
Problem. Kniffliger wird es bei Kohlenhydrathaltigem<br />
wie Kartoffel- oder Nudelsalat,<br />
Brot, Dessert und Kuchen. Wenn Sie die Salate<br />
selbst zubereiten, geben Sie mehr Gemüse<br />
dazu wie Paprika, Gurke, Essiggemüse. So fällt<br />
die jeweilige Portion etwas größer aus, ohne<br />
das Kohlenhydratkonto unnötig zu belasten.<br />
Grillen oder braten Sie Fleisch in Oliven- oder<br />
Raps öl. Wird es vorab in einer Gewürzmarinade<br />
eingelegt, schmeckt es besonders aromatisch<br />
(Tipps dazu finden Sie im Sonderheft „Sommerleicht<br />
genießen“; lag dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />
im Juni bei). Für Partyfrikadellen nehmen Sie<br />
statt Paniermehl ein bis zwei Esslöffel Magerquark,<br />
das spart unnötige Kohlenhydrate.<br />
Lecker: gewürfelte Paprikastückchen oder in<br />
Essig eingelegte, rote Paprika klein schneiden<br />
und in den Hackfleischteig geben. Einen Stich<br />
Kräuterbutter zu den fertigen Frikadellen –<br />
wunderbar! Die können Sie gut mit Halbfettbutter<br />
selbst machen. Das spart Kalorien, ohne<br />
an Geschmack einzubüßen.<br />
Sämtliche Dips und Salatsaucen können Sie<br />
ebenfalls schnell und einfach schon am Vortag<br />
zubereiten. Wählen Sie statt Sahne fettfreundlichere<br />
Produkte, fettarme Milch, Quark und<br />
Joghurt. Cremig werden Saucen zudem mit<br />
einem Schuss sprudeligem Mineralwasser. An<br />
Gewürzen sind frische Kräuter, Pfeffer, Chili,<br />
Tomatenmark, Senf, Curry, milder und scharfer<br />
Paprika, ein Spritzer Flüssigsüßstoff und eine<br />
Prise Salz passend.<br />
Selbst Desserts und Kuchen sind in kalorienfreundlicheren<br />
Versionen machbar. Leckere<br />
Anregungen finden Sie im aktuellen Rezeptteil.<br />
Und wenn es doch in puncto Schlemmen<br />
<strong>auf</strong> der Party mehr als gewollt wurde, sparen<br />
Sie an den Folgetagen ein paar Kalorien ein.<br />
Wer sich zusätzlich bewegt, tut Gewicht, Blutzucker<br />
und auch der Seele etwas richtig Gutes.<br />
In diesem Sinne wünschen wir eine gelungene<br />
und tolle Sommerparty.<br />
KM<br />
Kontakt: Kirsten Metternich,<br />
Diätassistentin DKL, DGE // Redaktion<br />
Essen & Trinken, Hildeboldstraße<br />
5 // 50226 Frechen-Königsdorf<br />
// Tel.: 0 22 34/91 65 41 // Fax:<br />
0 22 34/91 65 42 // E-Mail: info@<br />
metternich24.de //<br />
www.metternich24.de<br />
| DJ 8–2014<br />
83
gewusst wie<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Party-Food kalkuliert figurfreundlich<br />
Für Gäste soll es meist nur das Beste geben, und es wird<br />
sich kulinarisch so richtig ins Zeug gelegt. Da wird in reichlich<br />
Fett gebraten oder gar frittiert, Suppen und Desserts<br />
mit Sahne und Co veredelt. Desserts sind auch in kalorienfreundlicheren<br />
Versionen möglich, wie Sie in unseren<br />
aktuellen Rezepten sehen können. Wie Salate und Co lecker<br />
und figurfreundlicher gelingen, finden Sie in unserer<br />
Tabelle. Bei der Planung sind viele unsicher, wie viel Brot,<br />
Fleisch und Co pro Person kalkuliert werden sollten. Mit<br />
unseren Tipps kommen Sie gut über die Runden, ohne<br />
übermäßige Reste.<br />
Partyleckereien<br />
So nicht<br />
Sahne-Schmelzkäse<br />
vollfette Sahne 30 % Fett<br />
Mascarpone und Doppelrahmfrischkäse<br />
Suppen und Saucen mit Käse und Sahne<br />
Kräuterbutter<br />
fettes Fleisch<br />
Paniertes und Frittiertes<br />
Zucker und Honig<br />
Dips <strong>auf</strong> Mayonnaisebasis<br />
Besser so<br />
Schmelzkäse mit max. 15 % F. i. Tr.<br />
fettreduzierte Produkte mit max. 15 % Fett, gemischt mit fettarmer Milch<br />
Quark 20 % Fett und Frischkäse, max. 20 % Fett<br />
kalte Gemüsesuppen mit Buttermilch, Suppen und Saucen mit passiertem<br />
Gemüse und fettfreundlichen Milchprodukten (s. o.), Gazpacho –<br />
kalte Tomatensuppe<br />
selbst gemacht mit Halbfettbutter<br />
Geflügel, Fisch, rotes Fleisch ohne Marmorierung<br />
unpaniert, gebraten oder gegrillt<br />
Erythritol, flüssiger Süßstoff, Stevia-Granulate<br />
mit fettarmem Quark und – Salatcreme selbst machen<br />
| DJ 8–2014<br />
84<br />
Mengenkalkulation pro Person für Sommerpartys<br />
Lebensmittel/Gerichte<br />
Menge ca.<br />
Fingerfood oder Häppchen ca. 5 bis 8<br />
Suppe als Buffetbestandteil<br />
250 bis 300 ml<br />
Salate aus Kartoffeln, Reis, Couscous oder Nudeln<br />
200 bis 300 g<br />
Blattsalat und Gemüse für Salat, wie Eisberg, Paprika und Co 50 bis 100 g<br />
cremige Salatsauce<br />
50 g<br />
Vinaigrette aus Essig/Öl<br />
30 g<br />
Fleisch<br />
150 bis 200 g<br />
Fisch und Meeresfrüchte<br />
180 bis 200 g<br />
Dessert<br />
150 g<br />
Obst für Käseplatten etc.<br />
30 g<br />
Baguette/Ciabatta<br />
3 bis 4 Scheiben<br />
Brötchen 1 bis 1,5<br />
Foto: subraum / photocase.de
essen und trinken<br />
40<br />
+ Gelierzeit<br />
min<br />
Nährwert pro Portion ca.:<br />
4 g Eiweiß<br />
4 g Fett<br />
14 g Kohlenhydrate<br />
(davon 10 g<br />
anrechnungspflichtig)<br />
2 g Ballaststoffe<br />
2 mg Cholesterin<br />
21 mg Natrium<br />
272 mg Kalium<br />
81 mg Phosphor<br />
108 Kilokalorien<br />
432 Kilojoule<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Melonen-Erdbeer-Terrine<br />
mit Vanillesauce<br />
Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />
Zutaten<br />
für eine 25-cm-Kastenform<br />
und 12 Stücke<br />
12 Blatt weiße Gelatine<br />
300 g Wassermelonenfruchtfleisch<br />
750 g Erdbeeren<br />
400 ml Apfelsaft, 100 % Frucht,<br />
ohne Zuckerzusatz<br />
200 ml Wasser<br />
4 – 5 Spritzer flüssiger<br />
Süßstoff<br />
30 g gehackte Mandeln<br />
30 g gehackte Pistazien<br />
500 ml fettarme Milch<br />
Mark einer Vanilleschote<br />
½ Pck. Vanillepuddingpulver,<br />
20 g<br />
2 Spritzer flüssiger<br />
Süßstoff<br />
Gelatine in kaltem Wasser einweichen. In<br />
der Zwischenzeit Melone vierteln, Fruchtfleisch<br />
von der Schale lösen, Kerne auskratzen<br />
und würfeln. Erdbeeren putzen,<br />
waschen, halbieren oder vierteln. ➊ Apfelsaft<br />
mit Wasser in einen Topf geben, erhitzen<br />
und ausgedrückte Gelatine dazugeben.<br />
Mit einem Schneebesen rühren, bis sie<br />
sich im Saft komplett gelöst hat. Mit Süßstoff<br />
abschmecken. Eine Kastenform mit<br />
kaltem Wasser ausspülen und den Boden<br />
mit Apfelsaftgelatine ausgießen. ➋ Früchte<br />
mit Mandeln und Pistazien vorsichtig mischen,<br />
gleichmäßig in die Form füllen. Mit<br />
➊<br />
➋<br />
der restlichen Apfelgelatine <strong>auf</strong>gießen und<br />
im Kühlschrank <strong>auf</strong> der unteren Etage vier<br />
bis fünf Stunden gelieren. Am Folgetag für<br />
die Vanillesauce ⅔ der Milch in einen Topf<br />
geben. Vanilleschote längs halbieren, Mark<br />
in die Milch kratzen und zum Kochen bringen.<br />
Puddingpulver mit der restlichen Milch<br />
anrühren, in die kochende Milch geben und<br />
<strong>auf</strong>kochen lassen, mit flüssigem Süßstoff<br />
abschmecken. Abkühlen und gelegentlich<br />
durchrühren, damit sich keine Haut bildet.<br />
➌ Terrine <strong>auf</strong> eine Platte stürzen, in Scheiben<br />
schneiden und mit Vanillesauce servieren.<br />
➌<br />
| DJ 8–2014<br />
85
essen und trinken<br />
www.diabetes-journal.de<br />
15<br />
+ Gefrierzeit<br />
min<br />
Nährwert pro Portion ca.:<br />
4 g Eiweiß<br />
1 g Fett<br />
10 g Kohlenhydrate<br />
(davon 5 g<br />
anrechnungspflichtig)<br />
5 g Ballaststoffe<br />
1 mg Cholesterin<br />
58 mg Natrium<br />
229 mg Kalium<br />
103 mg Phosphor<br />
65 Kilokalorien<br />
Buttermilch-Blaubeer-Eis<br />
Zutaten<br />
für 2 Portionen<br />
200 g Blaubeeren<br />
1 TL Zitronensaft<br />
etwas abgeriebene<br />
Zitronenschale<br />
35 g pudriges Erythritol,<br />
z. B. Sukrin Melis oder<br />
3 – 5 g Stevia-Granulat<br />
200 g Buttermilch<br />
Blaubeeren verlesen und <strong>auf</strong> einem Sieb<br />
kalt waschen, abtropfen lassen, 150 g mit<br />
einem Passierstab sämig pürieren. Restliche<br />
Beeren grob hacken. Mit Zitronensaft,<br />
Zitronenschale, Süße und Buttermilch verrühren.<br />
In zwei Stieleisbehälter füllen, verschließen<br />
und etwa zwei bis drei Stunden<br />
in der Kühltruhe gefrieren lassen.<br />
Tipp: Wenn Sie eine Eismaschine haben,<br />
können Sie das Eis darin blitzschnell zubereiten.<br />
Statt Blaubeeren bietet sich das<br />
Rezept perfekt für sämtliche Beerenobstsorten<br />
an. Wenn Sie keinen Stileisbehälter<br />
zur Hand haben, können Sie die Creme<br />
auch in eine fest verschließbare Dose geben<br />
und gefrieren lassen.<br />
| DJ 8–2014<br />
86<br />
Anmerkungen zu den Rezepten: Kohlenhydrate aus Gemüse (z. B. Zwiebeln, Karotten, Sellerie etc.)<br />
sind bis zu einer 200-g-Portion je Sorte nicht blutzuckerwirksam. Hilfe für das Schätzen der KH-Portionen<br />
geben KH-Tabellen (siehe die <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Nährwerttabelle – BE, KE und Kalorien <strong>auf</strong> einen Blick mit<br />
1000 Lebensmitteln, K. Metternich, Kirchheim-Verlag, Mainz 2013). Die berechneten Natriumwerte beziehen<br />
sich nur <strong>auf</strong> den natürlichen Natriumgehalt der Lebensmittel und nicht <strong>auf</strong> Salz, Brühe etc., die zum Würzen<br />
in den Rezepten verwendet werden.
essen und trinken<br />
35<br />
+ Gelier- und Backzeit<br />
min<br />
Nährwert pro Portion ca.:<br />
15 g Eiweiß<br />
15 g Fett<br />
22 g Kohlenhydrate<br />
(davon 17 g<br />
anrechnungspflichtig)<br />
2 g Ballaststoffe<br />
18 mg Cholesterin<br />
109 mg Natrium<br />
372 mg Kalium<br />
189 mg Phosphor<br />
283 Kilokalorien<br />
1 132 Kilojoule<br />
Quarktörtchen mit<br />
Aprikosen-Pistazien-Kompott<br />
Zutaten<br />
für 4 Törtchen<br />
Backofen <strong>auf</strong> 200 °C (Umluft 180 °C) vorheizen.<br />
Ein Backblech mit Backpapier aus<br />
ten Creme verrühren. Blätterteig böden <strong>auf</strong><br />
einen Teller legen, je einen Dessert ring da<br />
Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />
2 Scheiben fertiger<br />
Blätterteig, 90 g<br />
5 Blatt weiße Gelatine<br />
120 ml kalte, fettreduzierte<br />
Schlagsahne<br />
300 g Magerquark<br />
3 Spritzer flüssiger<br />
Süßstoff<br />
200 g Aprikosen<br />
200 ml Orangesaft, 100 %<br />
Frucht ohne Zuckerzusatz<br />
10 g Vanillepuddingpulver<br />
Spritzer flüssiger Süßstoff<br />
20 g gehackte, ungesalzene<br />
Pistazien<br />
4 Minzezweige<br />
legen. Aus dem fertigen Blätterteig vier<br />
gleich große Kreise, z. B. mit Dessertringen,<br />
ausstechen, <strong>auf</strong>s Blech legen. Restlichen<br />
Blätterteig <strong>auf</strong>s Blech legen, 10 bis<br />
12 Minuten backen. Gelatine in kaltem Wasser<br />
einweichen. Sahne steif schlagen, mit<br />
Quark glattrühren und mit Süßstoff abschmecken.<br />
Fertige Blätterteigböden aus<br />
dem Ofen nehmen. Gelatine ausdrücken, in<br />
der Mikrowelle oder über dem Wasserbad<br />
<strong>auf</strong>lösen. Zwei Löffel vom Quark in die Gelatine<br />
rühren, dann zurück mit der gesam<br />
r<strong>auf</strong>setzen, Quarkmasse einfüllen, 60 bis<br />
80 Minuten kalt stellen. Aprikosen waschen,<br />
entsteinen, in Spalten oder Stücke<br />
schneiden; mit dem Orangensaft in einen<br />
Topf geben, <strong>auf</strong>kochen lassen. Puddingpulver<br />
in wenig Wasser glattrühren, ins<br />
kochende Kompott rühren, bis die Flüssigkeit<br />
klar wird. Pistazien dazugeben und süßen,<br />
abkühlen lassen. Dessertringe von den<br />
Törtchen lösen und <strong>auf</strong> Teller setzen. Kompott<br />
dazugeben, mit den restlichen Blätterteigbröseln<br />
und Minzezweigen garnieren.<br />
| DJ 8–2014<br />
87
essen und trinken<br />
www.diabetes-journal.de<br />
35<br />
+ Backzeit<br />
min<br />
Nährwert pro Portion ca.:<br />
12 g Eiweiß<br />
22 g Fett<br />
38 g Kohlenhydrate<br />
(davon 38 g<br />
anrechnungspflichtig)<br />
3 g Ballaststoffe<br />
97 mg Cholesterin<br />
45 mg Natrium<br />
314 mg Kalium<br />
169 mg Phosphor<br />
398 Kilokalorien<br />
1 592 Kilojoule<br />
Mini-Tartes<br />
mit Beeren und Mandelcreme<br />
Zutaten<br />
für 4 Törtchen<br />
Aus Mehl, Süße, Ei und in Stücke geschnittener,<br />
kalter Butter einen Mürbeteig kneten<br />
nem Sieb kalt waschen und abtropfen lassen.<br />
Mandelcreme <strong>auf</strong> die fertigen Tartelet<br />
| DJ 8–2014<br />
88<br />
150 g Weizenmehl, Type 405<br />
50 g Erythritol oder 25 g<br />
Stevia-Erythritol-Gemisch<br />
(z. B. von<br />
Nevella oder Sukrin)<br />
1 Ei<br />
60 g kalte Butter<br />
1 TL Sonnenblumenöl<br />
50 g Marzipanrohmasse<br />
100 g Frischkäse, max. 20 %<br />
Fett<br />
100 ml fettarme Milch<br />
250 g gemischte Beerenfrüchte<br />
etwas Süßstoff-Streusüße,<br />
z. B. von Natreen,<br />
Nevella oder Sukrin<br />
und 30 Minuten kalt stellen. Backofen <strong>auf</strong><br />
180 °C (Umluft: 160 °C) vorheizen.<br />
Vier Tarte-Förmchen dünn mit Öl einpinseln.<br />
Kalten Mürbeteig dünn ausrollen,<br />
Förmchen damit auskleiden. Mit einer Gabel<br />
mehrfach einstechen.<br />
Im Ofen 12 bis 14 Minuten backen, herausnehmen<br />
und abkühlen lassen. Marzipanrohmasse<br />
mit einer Gabel zerdrücken, mit<br />
Frischkäse und Milch zu einer cremigen<br />
Masse rühren. Beerenobst verlesen, <strong>auf</strong> ei<br />
tes streichen, abgetropftes Beerenobst<br />
dar<strong>auf</strong>legen, leicht andrücken.<br />
Mit etwas Süßstoff-Streusüße bestäuben.
45<br />
min<br />
Nährwert pro Portion ca.:<br />
10 g Eiweiß<br />
15 g Fett<br />
9 g Kohlenhydrate<br />
(davon 5 g<br />
anrechnungspflichtig)<br />
3 g Ballaststoffe<br />
18 mg Cholesterin<br />
178 mg Natrium<br />
470 mg Kalium<br />
153 mg Phosphor<br />
211 Kilokalorien<br />
844 Kilojoule<br />
Schicken auch Sie Ihr Rezept an:<br />
Kirsten Metternich, Hildeboldstraße 5,<br />
50226 Frechen-Königsdorf,<br />
Fax: 0 22 34/91 65 42,<br />
E-Mail: info@metternich24.de<br />
Oder geben Sie Ihr Rezept unter<br />
www.diabetes-journal.de/rezepte direkt<br />
in das Rezeptformular ein.<br />
Zweierlei Bohnensalat<br />
mit Sardellen und<br />
warmem Ziegenkäse<br />
Das<br />
Leser<br />
rezept<br />
von Christiane<br />
Borgmeyer<br />
Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />
Zutaten<br />
für 2 Portionen<br />
100 g weiße Bohnen,<br />
eingeweicht oder<br />
aus der Dose<br />
200 g feine oder mittelfeine<br />
grüne Bohnen<br />
etwas Salz<br />
2 Zweige Bohnenkraut<br />
2 Schalotten<br />
2 Sardellenfilets<br />
½ Chilischote<br />
je 1,5 EL gehackte Petersilie<br />
und Kerbel<br />
etwas Weinessig<br />
etwas Salz und Pfeffer aus<br />
der Mühle<br />
2 EL Walnussöl, 20 g<br />
50 g Ziegenkäserolle<br />
Weiße Bohnen <strong>auf</strong> ein Sieb geben, klarspülen und abtropfen. Grüne<br />
Bohnen putzen, waschen, in einen Topf mit wenig Salzwasser<br />
und dem Bohnenkraut geben. In etwa 10 Minuten garen. Abgießen,<br />
in eiskaltem Wasser (am besten mit ein paar Eiswürfeln), kurz<br />
abschrecken, dann werden sie schon knackig grün. Schalotten abziehen,<br />
kalt abwaschen und sehr fein würfeln. Sardellenfilets fein<br />
hacken. Chilischote putzen, waschen, Kerne zur Hälfte auskratzen,<br />
fein hacken. Mit Schalotten, gehackten Sardellen und Kräutern<br />
mischen. Aus Essig, Gewürzen und Öl eine Vinaigrette rühren<br />
und abschmecken. Bohnen vorsichtig mit den restlichen Zutaten<br />
mischen und mindestens eine halbe Stunde durchziehen lassen.<br />
Ziegenkäserolle in Scheiben schneiden, kurz erhitzen oder grillen,<br />
Salat anrichten und warmen Ziegenkäse dar<strong>auf</strong>geben.<br />
Als Dankeschön erhält Christiane Borgmeyer ein Set der zuckerfreien<br />
Getränkekonzentrate von GoSplash in den Geschmacksrichtungen Cassis,<br />
Zitrone-Limette, Himbeer-Pfirsich, Erdbeer-Wassermelone, Energy<br />
Green und Red. Es eignet sich für kalte und heiße Getränke und zum<br />
Verfeinern von Desserts,<br />
Joghurt, Quark oder Eis.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.gosplash.com/de<br />
Wir lieben Nudeln und<br />
Sommerabende, an denen<br />
der Grill angezündet<br />
wird. Ob zu Pasta<br />
oder Grillfleisch: Dieser<br />
pikante Salat gehört<br />
bei unserem Grill- und<br />
Nudelvergnügen immer<br />
dazu. Wenn wir Gäste<br />
bekommen, freuen<br />
sie sich schon immer<br />
<strong>auf</strong> den Salat. Ach<br />
ja – Nudeln machen<br />
glücklich, finde ich, und<br />
wir genießen sie trotz<br />
<strong>Diabetes</strong>. Es kommt<br />
immer <strong>auf</strong> die Menge<br />
an. Bei uns gibt es dazu<br />
Salat oder Gemüse –<br />
das ist gut für einen<br />
gemäßigteren Blutzuckerverl<strong>auf</strong>.<br />
| DJ 8–2014<br />
89
zum guten schluss<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Wer nicht<br />
hören will,<br />
muss fühlen …<br />
| DJ 8–2014<br />
90<br />
Mein Chef sagt immer:<br />
„Früher waren wir Halbgötter<br />
in Weiß, und das<br />
war eine schöne Zeit.“ Den<br />
Spruch hörte ich schon oft<br />
– in letzter Zeit ein bisschen<br />
zu oft. Natürlich ist<br />
es für uns Ärzte einfacher,<br />
wenn wir einen guten<br />
Therapievorschlag für<br />
einen Patienten haben, der<br />
nicht lange diskutiert werden<br />
muss. Aber der Abl<strong>auf</strong>:<br />
Doktor sagt was, Patient<br />
macht das, ist schon lange<br />
passé. Heute haben wir<br />
Gesetze, die die Rechte der<br />
Patienten stärken. Wir sind<br />
verpflichtet, über jegliche Behandlungsmaßnahme<br />
<strong>auf</strong>zuklären und Therapiealternativen<br />
vorzuschlagen – und das selbst für Banalitäten.<br />
Das Ganze müssen wir dokumentieren<br />
– denn was in der Krankenakte nicht steht, das<br />
ist auch nicht gemacht worden, so der Gesetzgeber.<br />
Mehr als 60 000 Arzthaftungsprozesse<br />
beschäftigen pro Jahr die Gerichte. Natürlich<br />
ist der Patient heute mündig; und das ist auch<br />
gut so. Jedoch sind ein verängstigter Arzt und<br />
ein über alle Maßen fordernder Patient keine<br />
gute Konstellation für eine gute und effektive<br />
Behandlung.<br />
Mitreden!<br />
www.<br />
diabetes-journal.de<br />
Ich selbst habe meinen Umgang<br />
mit den Patienten längst verändert:<br />
Ich erkläre und diskutiere<br />
viel mehr, und meistens kommen<br />
meine Patienten und ich<br />
gut überein. Leider gibt es einige<br />
Patienten, da nützt alles Diskutieren<br />
und Erklären<br />
nichts. Mir fällt eine Patientin<br />
ein, die unbedingt ihr<br />
U-100-Insulin weiter mit<br />
einer U-40-Spritze injizieren<br />
möchte, weil das eben so<br />
schön klappt. Oder der Patient<br />
mit diabetischer Neuropathie,<br />
der seit Monaten ein<br />
kleines Geschwür am Fuß hat<br />
– aber <strong>auf</strong> keinen Fall Schuhe mit Einlagen tragen<br />
will. Ganz zu schweigen von den vielen Patienten,<br />
die trotz erhöhten Cholesterins keine<br />
Cholesterinsenker nehmen möchten, weil sie<br />
im Internet etwas von der Cholesterinlüge gelesen<br />
haben. Das bringt mich schon mal zum<br />
Verzweifeln. Meine Freundin Gaby sagt dann<br />
immer: „Lass sie doch, wer nicht hören will,<br />
der muss halt fühlen.“ So einfach ist das aber<br />
nicht in der Medizin. Und deswegen wünsche<br />
ich mir manchmal, wieder ein bisschen mehr<br />
Halbgott in Weiß sein zu dürfen – zumindest<br />
jedoch als Arzt so ernst genommen zu werden,<br />
wie es manche Patienten für<br />
sich einfordern. Klar ist: Wir wollen<br />
alle für die Patienten das Bestmögliche<br />
herausholen, aber mitmachen<br />
muss man schon. Guttun<br />
würde ein wenig mehr Vertrauen<br />
– vielleicht verbunden mit einer<br />
Prise Dankbarkeit.<br />
Das Team für den guten<br />
Schluss: Dr. Hans Langer<br />
arbeitet als Arzt in einer<br />
<strong>Diabetes</strong>klinik, Jana Einser<br />
hat schon seit Kindertagen<br />
Typ-1-<strong>Diabetes</strong> und Alex<br />
Adabei hat viele Bekannte<br />
und Verwandte mit<br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong>. Sie schreiben<br />
abwechselnd; in dieser<br />
Ausgabe ist wieder Hans<br />
dran.<br />
Illustrationen: Christian Mentzel
Impressum<br />
vorschau<br />
Fotos: © Dan Race; © PhotoSG - Fotolia.com<br />
Herausgeber und Verlag<br />
Verlag Kirchheim + Co GmbH,<br />
Kaiserstr. 41, 55116 Mainz,<br />
Tel. (0 61 31) 9 60 70-0,<br />
Fax (0 61 31) 960 70-70,<br />
E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />
Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />
Chefredakteure<br />
Prof. Dr. med. Thomas Haak,<br />
<strong>Diabetes</strong> Zentrum Mergentheim,<br />
Theodor-Klotzbücher-Str. 12<br />
97980 Bad Mergentheim,<br />
E-Mail: haak@kirchheim-verlag.de<br />
Günter Nuber, Kaiserstr. 41,<br />
55116 Mainz, Tel. (0 61 31) 9 60 70-30,<br />
E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de,<br />
Internet: www.diabetes-journal.de<br />
DDB-Vertreter in der Chefredaktion:<br />
Dieter Möhler, DDB-Bundesvorsitzender<br />
Redaktion<br />
Dr. med. M. Behrens, Minden // Prof. Dr.<br />
med. T. Danne, Hannover // O. Ebert,<br />
Stuttgart // N. Finkenauer-Ganz, Mainz<br />
// M. Heinz, Mainz // G. Hess, Mainz //<br />
Dr. med. K. Kraatz, Mainz // M. Krüger,<br />
Apotheker, Krefeld // Dipl.-Psych.<br />
PD Dr. B. Kulzer, Bad Mergentheim //<br />
Prof. Dr. med. H. Mehnert, München<br />
// K. Metternich, Frechen // Dr. med.<br />
K. Milek, Dr. rer. med. S. Milek, beide<br />
Hohenmölsen // A. Monecke, Berlin //<br />
Prof. Dr. med. R. Petzoldt, Bad Oeynhausen<br />
// Dr. med. G.-W. Schmeisl, Bad<br />
Kissingen // Prof. Dr. med. M. Weber,<br />
Mainz // Prof. Dr. med. B. Willms, Bad<br />
Lauterberg/Harz // Prof. Dr. med. R.<br />
Zick, Lingen<br />
Geschäftsführung Stephan Kröck<br />
Anzeigenleitung Björn Lindenau<br />
Objektbetreuung<br />
Michael Pradel, Tel. (0 61 31) 9 60 70-20<br />
Anzeigenpreise<br />
Preisliste Nr. 61 vom 1.1.2014<br />
Layout Hayo Eisentraut<br />
Erscheinungsweise monatlich<br />
Abonnenten-Service<br />
InTime Media Services GmbH,<br />
Leser-Service Kirchheim-Verlag,<br />
Steffi Krawiec, Postfach 1363,<br />
82034 Deisenhofen, Tel. (0 89) 8 58 53-<br />
8 01, Fax (0 89) 8 58 53-8 88, E-Mail:<br />
kirchheim@intime-media-services.de<br />
Leser-Service<br />
Steffie Wolf, Tel. (0 61 31) 9 60 70-62<br />
Buch-Service<br />
Ursula Zehnter, Tel. (0 61 31) 9 60 70-28<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> gibt es auch <strong>auf</strong> CD<br />
als Daisy/MP3-Hörzeitschrift<br />
für Blinde und Sehbehinderte: Westdeutsche<br />
Blindenhörbücherei,<br />
Harkortstr. 9, 48163 Münster,<br />
Tel. (02 51) 71 99 01<br />
Bestellung<br />
über jede Buchhandlung oder InTime<br />
Services, zum derzeit gültigen Jahres-Abonnementspreis<br />
von 41,40 € (pro<br />
Heft 3,45 €) innerhalb Deutschlands. Die<br />
Kündigung des Abonnements ist jederzeit<br />
möglich. Einzelverk<strong>auf</strong>spreis aktuell<br />
3,90 €, erhältlich im Flughafen- und<br />
Bahnhofsbuchhandel. Versand weltweit<br />
möglich, Konditionen erhältlich beim<br />
Leserservice. Für die Mitglieder der<br />
DDB-Landesverbände Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Hamburg, Niedersachsen<br />
ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag<br />
abgegolten. Die Mitglieder<br />
der restlichen DDB-Landesverbände,<br />
diabetesDE und von DDH-M können<br />
das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> jeweils zu einem<br />
vergünstigten Bezugspreis erhalten.<br />
Alle Rechte bleiben dem Verlag nach<br />
Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen<br />
vorbehalten. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte übernehmen<br />
Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />
Gezeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />
Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne<br />
Einwilligung des Verlags strafbar. Wir<br />
weisen dar<strong>auf</strong> hin, dass diätetische<br />
Lebensmittel entsprechend ihrem<br />
Nährstoff- und Kaloriengehalt <strong>auf</strong> die<br />
ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />
werden müssen.<br />
Der Anzeigenteil der Zeitschrift<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> steht außerhalb der<br />
Verantwortung der Redaktion. Anzeigen<br />
und Fremdbeilagen stellen allein die<br />
Meinung der dort erkennbaren Auftraggeber<br />
dar. © Kirchheim-Verlag, Mainz<br />
Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH, Leibnizstr. 5, 97204 Höchberg<br />
Titelbild: Pressmaster - Fotolia.com<br />
ISSN 0341 – 8812 63. Jahrgang<br />
Im Bahnhofsbuchhandel<br />
und in allen Pressefach-geschäften<br />
mit dem<br />
„BLAUEN GLOBUS“<br />
können Sie das<br />
<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />
k<strong>auf</strong>en oder bestellen.<br />
<strong>Diabetes</strong><br />
aktiv gesund leben<br />
<strong>Journal</strong><br />
… und das lesen Sie im nächsten Heft:<br />
Für viele ist das Reisen nun beendet, Ferien sind vorbei, der<br />
Alltag ruft einen zurück: September steht vor der Tür. Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />
in <strong>Ihre</strong>m Briefkasten heißt Sie dann willkommen<br />
mit folgenden Themen:<br />
Brauchen Jugendliche<br />
eine besondere Betreuung?<br />
Welche Rolle können<br />
künftig Apotheker hierbei<br />
spielen? Jugendliche und<br />
Experten berichten – auch<br />
von einem internationalen<br />
Projekt!<br />
www.diabetes-journal.de<br />
Fit mit leckeren<br />
Häppchen fürs<br />
Büro: Kirsten Metternich<br />
hat Hintergrund-Informationen<br />
zu Büro-Snacks<br />
und inspiriert zum<br />
Nachmachen.<br />
Im Kurs geht es<br />
diesmal um das<br />
<strong>Diabetes</strong>-Organ<br />
schlechthin: die<br />
Bauchspeicheldrüse.<br />
Alles, was Sie wissen<br />
müssen, gibt’s im<br />
September.<br />
Die September-Ausgabe erscheint Ende August.<br />
| DJ 8–2014<br />
91
Kompakt, mit Teststreifen<br />
und Stechhilfe<br />
25in<br />
ONE<br />
25 Teststreifen in<br />
einer Kartusche<br />
Blutzuckermessung<br />
in 5 Sekunden<br />
Gerätetasche ade – Cover<br />
für Schutz und Funktion<br />
Kunden-Service <strong>Diabetes</strong>: Telefon (kostenlos) 0800 - 45826636<br />
www.glucomenready.de | glucomen@berlin-chemie.de<br />
So misst man heute.