29.07.2014 Aufrufe

Diabetes Journal Faszination Bewegung - Großer Einfluss auf Ihre Insulindosis (Vorschau)

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G 2429<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

08<br />

2014 |<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

€ 3,90 Offizielles Organ des<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Schweiz: CHF 7,60 Deutschen Diabetiker Bundes<br />

<strong>Journal</strong><br />

aktiv gesund leben<br />

<strong>Faszination</strong><br />

<strong>Bewegung</strong><br />

<strong>Großer</strong> <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Ihre</strong> <strong>Insulindosis</strong><br />

4 190242 903903 08<br />

Motivation<br />

Wunderwaffe<br />

Schrittzähler<br />

Rezepte und<br />

Tipps für <strong>Ihre</strong><br />

Sommerparty<br />

Das Herz<br />

Risiken effektiv<br />

vorbeugen


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editorial<br />

Lust <strong>auf</strong> mehr<br />

Der bisher herrliche Sommer geht<br />

<strong>auf</strong> seinen Höhepunkt zu: Freizeit,<br />

Urlaubszeit, ausspannen. Viele zieht<br />

es jetzt ans Meer – und so verwundert<br />

es auch nicht, dass in der Augustausgabe<br />

des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />

das Meer eine besondere Rolle spielt.<br />

So berichten wir von dem Segelabenteuer,<br />

das einige Kids mit dem<br />

Weltumsegler Bastian Hauck verbringen<br />

durften. Andere wiederum l<strong>auf</strong>en<br />

im Norden Deutschlands zwischen<br />

den Meeren und verbinden<br />

<strong>auf</strong> diese Weise Nord- und Ostsee.<br />

Dass dies auch mit <strong>Diabetes</strong> möglich<br />

ist, haben einige Leser des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />

eindrucksvoll bewiesen.<br />

Dass mit <strong>Diabetes</strong> ohnehin fast alles<br />

möglich ist, haben zwei Weltenbummler<br />

bewiesen, wovon der eine<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> hat. Seit vielen Jahren<br />

bereisen sie die Welt<br />

und haben mittlerweile<br />

mehr als 100 Länder gesehen.<br />

Von ihren Abenteuern<br />

berichten sie sowohl<br />

<strong>auf</strong> Vortragsreisen<br />

als auch in mehreren Bildbänden.<br />

Aber nicht nur am<br />

Meer und im Urlaub lässt es<br />

sich herrlich feiern und ausspannen:<br />

Auch so manche Sommerparty wird<br />

geplant – und damit dies gut gelingt,<br />

haben wir viele Tipps in der Sommerausgabe<br />

<strong>Ihre</strong>s <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s. Genießen<br />

Sie den Sommer, <strong>Ihre</strong>n Urlaub<br />

und natürlich das Leben.<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Prof. Thomas Haak<br />

Chefredakteur<br />

14<br />

„Powered by Insulin“:<br />

Zwei 10er-Teams haben<br />

Ausdauer und gute Laune bewiesen<br />

beim „L<strong>auf</strong> zwischen<br />

den Meeren“.<br />

Chefredaktion Prof. Dr. med. Thomas Haak haak@kirchheim-verlag.de, Günter Nuber nuber@kirchheim-verlag.de<br />

Foto: Ilka Gdanietz<br />

| DJ 8–2014<br />

3


inhalt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Einfach damit<br />

anfangen …<br />

16<br />

… mit mehr <strong>Bewegung</strong> im<br />

Alltag – oder gar mit Sport!<br />

Das sagen Dr. Meinolf Behrens<br />

und sein Autoren-Team im<br />

Titelthema. Denn viele Typ-1- wie<br />

auch Typ-2-Diabetiker leben gesünder<br />

damit. Zu Wort kommen<br />

Radfahrer, Handballer, Breitenund<br />

Kampfsportler – sie berichten<br />

von ihrer Erfahrung.<br />

Afrikas<br />

Abenteuer<br />

überstehen<br />

44<br />

Vor dem Verdursten<br />

gerettet, <strong>auf</strong> der<br />

Anreise verhaftet, Malariabefund:<br />

Werner Beck und<br />

seine Frau Herta haben <strong>auf</strong><br />

ihrer Grenzgänger-Tour durch<br />

Afrika vieles erlebt … und viel<br />

Glück gehabt.<br />

| DJ 8–2014<br />

4<br />

Panorama<br />

6 Nationaler <strong>Diabetes</strong>plan!<br />

8 Jugendliche profitieren vom Apotheker<br />

9 Test: künstliche Bauchspeicheldrüse<br />

Aktuell<br />

10 Segelabenteuer der <strong>Diabetes</strong>-Kids<br />

12 Kongress: Spannendes aus San Francisco<br />

14 Der L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren<br />

Schwerpunkt<br />

16 Auf die Plätze, fertig, los!<br />

18 <strong>Bewegung</strong> ist die beste Medizin<br />

16 <strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong> … oder eher Angst?<br />

22 Let’s move! Nützliche Helfer<br />

Medizin<br />

32 Das Herz: Motor zum Leben<br />

34 Blaulicht: Notfall Ertrinken<br />

36 Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in der Familie?<br />

InfoBox<br />

38 Meldungen / Lebensmittel-Check<br />

44 Ausprobiert: Accu-Chek Aviva<br />

Lebensecht<br />

44 Afrika – zwei Grenzgänger: <strong>Diabetes</strong> und<br />

ein Kontinent<br />

48 <strong>Diabetes</strong> 1960: Leben nach Zeitplan<br />

Der Motor<br />

zum Leben<br />

Peter M. saß vor dem<br />

30 Fernseher – es gab<br />

Fußball. Plötzlich rang er<br />

nach Luft und griff sich an<br />

die schmerzende Brust. Er<br />

war kreidebleich. Diagnose:<br />

Herzinfarkt. Im Kurs gibt es<br />

Hintergrund-Info und vorbeugende<br />

Maßnahmen.


inhalt<br />

Die Sommerparty<br />

78<br />

Wie kalkuliere ich die<br />

Mengen für meine<br />

Gäste. Darf’s auch mal ein Sommer-Aperitif<br />

ohne Alkohol sein<br />

– und was gibt es da? Schmeckt<br />

eine Melonen-Erdbeer-Terrine<br />

so, wie sie sich anhört? Mehr in<br />

„Essen und Trinken“.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: © contrastwerkstatt, © Alexander Raths - Fotolia.com, Werner Beck<br />

Wie nackt<br />

ohne<br />

„CGM“<br />

Die <strong>Diabetes</strong>szene im<br />

50 Internet: Was sind die<br />

Themen, die wir <strong>auf</strong> Facebook<br />

verfolgen oder dort selbst<br />

veröffentlichen? Themen der<br />

letzten Wochen waren die<br />

„kontinuierliche Glukosemessung“<br />

(CGM) sowie die<br />

Insulinpumpentherapie … bzw.<br />

wieso man sich damit als Dalmatiner<br />

fühlen kann. Gerade<br />

im Sommer!<br />

<strong>Diabetes</strong>-Szene<br />

50 diabetestour-Fragen: „… trotzdem Neuropathie?“<br />

Und: „Typ 2 = 2. Klasse“<br />

51 „dedoc“-Trend-Thema: „CGM für alle“<br />

52 Aussehen wie ein Dalmatiner? – Wie<br />

nackt ohne CGM?<br />

54 Das Wort hat der Leser<br />

Gesundheitspolitik<br />

58 Typ 1, Typ 2 und neue <strong>Diabetes</strong>-Programme<br />

Soziales<br />

61 Verschlimmerungsantrag: gut überlegen!<br />

Verbände<br />

64 Deutscher Diabetiker Bund<br />

67 Neues aus dem Bundesvorstand<br />

69 Aus den Landesverbänden<br />

<strong>Diabetes</strong> 1960 – 2014<br />

Birgit Behrendt (58) erzählt davon, wie sie mit<br />

48sechs Jahren spritzen lernte und was sie in der<br />

DDR jedes Jahr vier Wochen lang im <strong>Diabetes</strong>kinderheim<br />

in Garz so machte. „Lachen ist die beste Medizin“, sagt<br />

sie heute.<br />

Körper und Geist<br />

76 Meldungen / Schweißkiller Deo …<br />

78 Wellenbrecher mit <strong>Diabetes</strong><br />

Essen & Trinken<br />

80 So gelingt die Sommerparty<br />

85 Rezepte<br />

IMMER IM HEFT<br />

42 diabetesDE: Meldungen<br />

43 DenkMal – das Rätsel<br />

52 Die Online-Frage<br />

58 Blickwinkel<br />

90 Zum guten Schluss<br />

91 <strong>Vorschau</strong> / Impressum<br />

| DJ 8–2014<br />

5


panorama<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Der <strong>Diabetes</strong>-Atlas des Weltdiabetesverbandes<br />

(IDF) beschreibt jährlich den <strong>Diabetes</strong> anhand von<br />

Daten und Fakten: Die 2013er-Ausgabe geht von<br />

382 Mio. Menschen mit <strong>Diabetes</strong> weltweit aus. Tendenz<br />

steigend – und zwar in jedem Land.<br />

Im Jahr 2013 starben 5,1 Mio. Menschen infolge<br />

eines <strong>Diabetes</strong> – 11 Prozent mehr als im Jahr 2011.<br />

Fast die Hälfte der Todesfälle traten bei Menschen<br />

unter 60 Jahren <strong>auf</strong>. (Quelle: <strong>Diabetes</strong>-Congress-Report)<br />

Nationaler <strong>Diabetes</strong> plan!<br />

Die Bevölkerungsstudie<br />

Der Bundesrat hat am 13. Juni eine Entschließung<br />

zur Umsetzung eines Nationalen<br />

<strong>Diabetes</strong>plans gefasst und die<br />

weiteren Beratungen zunächst in die<br />

Ausschüsse überwiesen. Danach soll<br />

| DJ 7–2014<br />

6<br />

Welche Ursachen haben Krebs und Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Erkrankungen?<br />

Wie wirkt sich der Lebensstil<br />

<strong>auf</strong> das <strong>Diabetes</strong>-Risiko aus? Den Fragen wollen<br />

Wissenschaftler in der deutschlandweiten Bevölkerungsstudie,<br />

der Nationalen Kohorte (NAKO), nachgehen.<br />

Unter dem Motto Gemeinsam forschen für eine<br />

gesündere Zukunft untersuchen an 18 Zentren Forscher<br />

die Entstehung chronischer Krankheiten wie<br />

<strong>Diabetes</strong>, Krebs, Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Erkrankungen. Über<br />

10 bis 20 Jahre werden die Wissenschaftler 200 000<br />

Studienteilnehmer untersuchen und medizinisch<br />

begleiten. Eines der 18 Zentren bilden das Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Zentrum, Leibniz-Zentrum für <strong>Diabetes</strong>-Forschung,<br />

und das IUF – Leibniz-Institut für Umweltmedizinische<br />

Forschung in Düsseldorf (Foto: die<br />

Leiter des Düsseldorfer Studienzentrums und der<br />

erste Proband (2. v. r.) der NAKO in Düsseldorf).<br />

der Bundesrat die Bundesregierung <strong>auf</strong>fordern,<br />

noch 2014 den Entwurf für ein<br />

Bundespräventionsgesetz vorzulegen.<br />

Damit verbunden sein soll ein Nationaler<br />

<strong>Diabetes</strong>plan, der ein Konzept enthält,<br />

das Präventionsstrategien, Früherkennungsmaßnahmen<br />

und Vorschläge<br />

für neue Versorgungsmodelle enthält.<br />

Ferner müsse die Selbsthilfe gestärkt<br />

werden. Unter anderem sollen folgende<br />

Aspekte berücksichtigt werden: die<br />

Stärkung der Primärprävention des <strong>Diabetes</strong>,<br />

die Intensivierung der Früherkennung<br />

von Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, der Ausbau der<br />

Patientenschulung, insbesondere auch für<br />

Kinder und Jugendliche in Kindertagesstätten<br />

und Schulen.<br />

Fraglich ist, ob das Präventionsgesetz<br />

noch 2014 verabschiedet werden kann.<br />

(Quelle: Ärzte Zeitung)<br />

Fotos: © Rawpixel, © Aleix Cortadellas - Fotolia.com


panorama<br />

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| DJ 7–2014<br />

7<br />

kirchheim@intime-media-services.de


panorama<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Studie: Jugendliche profitieren<br />

vom Apotheker<br />

DIADEMA heißt eine deutsch-bosnische<br />

Studie. Sie konnte zeigen, dass<br />

jugendliche Typ-1-Diabetiker dann<br />

eine bessere <strong>Diabetes</strong>einstellung haben<br />

sowie ein besseres Wohlbefinden,<br />

wenn sie intensiver und strukturierter<br />

pharmazeutisch betreut werden –<br />

und wenn sich Apotheker und <strong>Diabetes</strong>team<br />

öfter und enger austauschen.<br />

Apotheker wurden vor und während<br />

der Studie geschult, die pharmazeutische<br />

Betreuung bestand aus monatlichen<br />

Gesprächen mit den Jugendlichen<br />

(60 bis 90 Minuten).<br />

Der Blutzuckerlangzeitwert war nach<br />

3 Monaten um 1,4 Prozent besser, nach<br />

einem Jahr immer noch um 1 Prozent.<br />

Auch das Wohlbefinden wurde besser<br />

eingestuft. DIADEMA wurde <strong>auf</strong> dem<br />

<strong>Diabetes</strong> Kongress 2014 vorgestellt.<br />

Im nächsten <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> berichten<br />

wir ausführlich darüber.<br />

Atempause gönnen<br />

Gönn dir eine Atempause heißt ein<br />

neues schönes Büchlein aus dem<br />

Groh Verlag (12,99 €). Autorin Karima<br />

Stockmann, Diätassistentin, hat seit über<br />

10 Jahren <strong>Diabetes</strong> – und es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, ihren Optimismus und<br />

ihre Lebensfreude an andere weiterzugeben.<br />

Das Buch zeigt, wie man im Alltag<br />

ganz einfach „zahlreiche Oasen der<br />

Entspannung“ entdecken kann. Seit ihrer<br />

<strong>Diabetes</strong>-Diagnose 2001 ist ihr bewusst,<br />

„dass langfristig nur Selbstfürsorge der<br />

Schlüssel zu einem gesundheitsbewussten<br />

und zufriedenen Lebensstil ist“. Das<br />

Buch ist schön gestaltet, handlich, mit<br />

Lesezeichen, Falttasche und Gummiband<br />

zum Verschließen. Man findet darin stimmungsvolle<br />

Bilder, ausgewählte Zitate<br />

sowie Übungen und Tipps. Das Buch<br />

schenkt „wohltuende Denkpausen fernab<br />

des Alltags“, verspricht der Verlag.<br />

www.groh.de<br />

<strong>Diabetes</strong> in der Schule<br />

| DJ 7–2014<br />

8<br />

Mit dem Projekt „<strong>Diabetes</strong> in der Schule“<br />

sollen Lehrern und Betreuern an Grundschulen<br />

in Nordrhein-Westfalen Unsicherheiten im<br />

Umgang mit an <strong>Diabetes</strong> erkrankten Kindern<br />

genommen werden. Sprinter Daniel Schnelting<br />

(mehrfacher Deutscher Meister über 200 Meter,<br />

im Foto rechts) engagiert sich für das<br />

Projekt – so trainierte er Ende Mai mit Kids<br />

mit und ohne <strong>Diabetes</strong> in Düsseldorf (GGS<br />

Bingener Weg). Schnelting selbst hat seit<br />

seiner Kindheit <strong>Diabetes</strong>.<br />

Prof. Karsten Müssig (Deutsches <strong>Diabetes</strong>-Zentrum,<br />

DDZ, Foto links) leitet<br />

das Projekt, an dem auch die Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

beteiligt ist und das unterstützt wird<br />

von der IKK classic.<br />

Foto: © Dan Race - Fotolia.com, Kongresszentrum Liederhalle


panorama<br />

Vormerken: Am 28. September ist in Stuttgart die<br />

größte Herbst-<strong>Diabetes</strong>-Veranstaltung Süddeutschlands:<br />

Dann präsentiert die diabetestour den Landesdiabetikertag<br />

Baden-Württemberg in der Liederhalle. Von 9<br />

bis 16 Uhr gibt es viele kostenlose Messungen, <strong>Diabetes</strong>-<br />

Infos zu allen erdenklichen Themen, Möglichkeiten zum<br />

Austausch und eine große Industrie-Ausstellung. Elke<br />

Brückel (Foto) vom Deutschen Diabetiker Bund freut<br />

sich <strong>auf</strong> den Tag und hofft <strong>auf</strong> viele tausend Besucher.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

„ADA“: künstliche Bauchspeicheldrüse<br />

Jahrestagung der amerikanischen <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft<br />

(„ADA“) in San Francisco<br />

im Juni: US-Forscher haben eine künstliche<br />

Bauchspeicheldrüse unter Alltagsbedingungen<br />

mit Erfolg an 20 erwachsenen<br />

und 31 jugendlichen Typ-1-Diabetikern<br />

getestet. Die meisten Patien ten erzielten<br />

während der 5-tägigen Untersuchungsphase<br />

bessere Blutzuckerwerte und hatten<br />

weniger Unterzuckerungen als un-<br />

ter Therapie mit einer Insulinpumpe. Das<br />

System besteht aus zwei Infusionspumpen:<br />

eine für (das schnell wirkende) Insulin<br />

lispro, die andere für Glukagon; hinzu<br />

kommt ein CGM-Gerät für kontinuierliches<br />

Glukosemonitoring. Die Rechenarbeit übernahm<br />

als dritte Komponente ein iPhone 4S.<br />

Die Glukagonpumpe soll lebensbedrohliche<br />

Unterzuckerungen verhindern, die<br />

durch zu viel Insulin entstehen könnten.<br />

Dateiname: _5M12R_00012727_Hobein.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 13. Dec 2013 11:55:26; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />

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| DJ 7–2014<br />

9


aktuell<br />

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Auf Segel<br />

mit den Dia<br />

Pfingsten 2014 im Hafen von Harlingen (Niederlande):<br />

Der prächtige Dreimaster „Nooderlicht“ sticht<br />

in See – an Bord 17 Kinder und Jugendliche mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, die Initiatoren das Online-Forums<br />

„<strong>Diabetes</strong>-Kids“ sowie Reporterin Lena Schmidt.<br />

Freitagabend, herrliches Wetter, super Stimmung:<br />

Eintreffen an Bord der Nooderlicht.<br />

Mit <strong>auf</strong> Segeltour gingen 17 Kids (10 bis<br />

16 Jahre alt) mit jeweils einem Elternteil, Betreuungspersonal<br />

für <strong>Diabetes</strong>-Fragen und<br />

Bastian Hauck, selbst Typ-1-Diabetiker und<br />

Weltumsegler. Vorstellungsrunde, Abendessen<br />

… dann hieß es schon: Kajüte beziehen.<br />

Denn Samstag, 7 Uhr, sollte es losgehen <strong>auf</strong><br />

große Fahrt nach Terschelling, einer 88,10 km²<br />

großen Westfriesischen Insel an der Nordseeküste.<br />

Segel hissen, Blutzucker messen<br />

| DJ 8–2014<br />

10<br />

Bild oben: Weltumsegler<br />

Bastian<br />

Hauck am Steuerrad.<br />

Bild links:<br />

Sonnenuntergang<br />

<strong>auf</strong> der Noorderlicht.<br />

Die Kids genießen<br />

das Beisammensein.<br />

Segel hissen, Kompass lesen, Fahrt <strong>auf</strong>nehmen<br />

– die meisten waren vorher noch nie Segeln<br />

… ja, noch nicht mal <strong>auf</strong> <strong>Diabetes</strong>freizeit!<br />

Und das alles zwischen Erfahrungsberichten,<br />

Blutzucker messen und Katheter wechseln;<br />

ein großes Abenteuer für alle! Es gab einen<br />

Grundkurs im Segeln an Bord sowie Diskussionsrunden<br />

rund um den <strong>Diabetes</strong> für Eltern<br />

und Kids – mit dabei Semik Khodaverdi,<br />

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin<br />

(Kinderklinik Hanau), Dipl.-Psych. Isabel Laß<br />

und <strong>Diabetes</strong>beraterin Christina Breitenbach<br />

(beide Bürgerhospital Frankfurt).<br />

Auf Terschelling angekommen folgte eine Erkundungstour<br />

der Insel mit Fahrrad. Ein „Triathlon“<br />

am weitläufigen Strand suchte den<br />

besten Sportler unter den Kindern und Jugendlichen:<br />

Ballhüpfen, Zwillings-Wettrennen<br />

(mit einem Partner am Bein verbunden)


aktuell<br />

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Fotos: <strong>Diabetes</strong>-Kids, Kirchheim<br />

und Blinde-Kuh-L<strong>auf</strong> waren die Disziplinen. Am<br />

Abend gab Bastian Hauck einen atemberaubenden<br />

Einblick in sein Leben <strong>auf</strong> See: Weltumseglung<br />

mit seiner eigenen „Nussschale“ und verschiedene<br />

Touren ums Kap Hoorn mit Sportboot<br />

und einem großen Segelschiff mit 32 Segeln –<br />

dies alles trotz <strong>Diabetes</strong>. Denn der ist für ihn kein<br />

Hindernis – und so sollen es auch die Kids sehen,<br />

verstehen und umsetzen.<br />

Kanülen, Einstiche und Wasserbomben<br />

Am nächsten Tag Wasserbomben im Ijsselmeer:<br />

Auf dem Weg nach Makkum ging<br />

die Segelbesatzung baden! In Badehosen<br />

und Bikinis wurden Kanü len<br />

und Einstichstellen sichtbar; es folgten<br />

Gespräche über Tragekomfort,<br />

Positionierung und Handling der<br />

Pumpen, Kanülen und Insulinpens.<br />

Offene Worte über Vor- und Nachteile<br />

– so konnte manches Problem gelöst<br />

werden. Die Eltern waren begeistert,<br />

wie forsch die Kids miteinander<br />

über den <strong>Diabetes</strong> plauderten. Vorteil einer solchen<br />

Bootstour: Gemeinsames Arbeiten an Deck<br />

stärkt das Teamgefühl … es wird leichter, Erlebnisse<br />

und Tricks mit anderen zu teilen.<br />

Am nächsten Tag segelte die Noorderlicht zurück<br />

nach Harlingen. Schön, lehrreich und ermutigend<br />

war die Segeltour. Eltern und Kids haben gesehen,<br />

dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen und<br />

dass sie ihre Träume und Wünsche trotz <strong>Diabetes</strong><br />

verwirklichen können. Ein normales Leben leben?<br />

Mit der Reise kamen Eltern und Kids diesem Ziel<br />

näher. Unterstützt wurde das Abenteuer von Roche<br />

Diagnostics. <br />

Lena Schmidt<br />

Auf unserer Internetseite finden Sie eine<br />

umfassende Bildergalerie von der Tour:<br />

www.diabetes-journal.de/?id=6818<br />

| DJ 8–2014<br />

11<br />

Lebensenergie<br />

trotz<strong>Diabetes</strong>!<br />

Warum gerade Diabetiker Vitalstoffe brauchen.<br />

Fällt es Ihnen oft nicht leicht, <strong>Ihre</strong>n Alltag mit Elan zu<br />

meistern?Dann könnte es daranliegen, dass IhrKörper<br />

zu wenig Vitamine und Spurenelemente erhält. Denn<br />

Diabetiker nehmen durch die maßvolle Ernährung<br />

weniger Vitalstoffe <strong>auf</strong>. Zudem ist deren Verbrauch<br />

stoffwechselbedingt meist erhöht.<br />

Viele dieser Biofaktoren sind jedoch unverzichtbar für<br />

den Zuckerstoffwechsel und die Gesunderhaltung von<br />

Nerven und Gefäßen –und damit auch für ein hohes<br />

MaßanLebensenergie:<br />

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| DJ 8–2014<br />

11


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aktuell<br />

Spannendes aus<br />

San Francisco<br />

Mitte Juni fand der Kongress der Amerikanischen <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft<br />

in San Francisco (USA) statt. Wir waren<br />

dort und haben drei interessante Themen ausgewählt.<br />

Selbst <strong>Diabetes</strong> bekommen –<br />

und so seine Patienten verstehen<br />

| DJ 8–2014<br />

12<br />

Einen <strong>Diabetes</strong> zu behandeln, ist<br />

nicht einfach. Welche Hürden es gibt,<br />

zeigten Schauspieler. Die Situationen<br />

waren überzeugend dargestellt.<br />

Wer hat mehr Angst vor dem Beginn einer Insulintherapie:<br />

die Diabetiker oder die Ärzte?<br />

Beide sind es, wie sich im „Drama-Symposium“<br />

des Unternehmens Novo Nordisk mit dem Titel<br />

„Getting straight to the point“ zeigte. Aber<br />

die fünf Schauspieler, die drei Situationen aus<br />

dem Alltag von Diabetikern<br />

darstellten, zeigten weitere<br />

Hürden einer erfolgreichen<br />

<strong>Diabetes</strong>therapie.<br />

So erleben Ärzte oft, dass<br />

sie ihre Patienten ausführlich<br />

über <strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>klären<br />

– und bis zum nächsten<br />

Termin in der Praxis haben die Betroffenen<br />

nichts davon umgesetzt. Kein Wunder, meinte<br />

Prof. Dr. Stephen A. Brunton aus Chapel Hill in<br />

North Carolina (USA): Ärzte verlangen viel von<br />

ihren Patienten, wissen aber aus eigener Erfahrung,<br />

wie schwierig es ist, auch nur eine Änderung<br />

im täglichen Leben davon umzusetzen.<br />

Einen praktischen Rat, wenn auch nicht ganz<br />

ernst gemeint, gab der Arzt den anwesenden<br />

Experten: Sie sollten am besten selbst <strong>Diabetes</strong><br />

bekommen, weil sie so ihre Patienten besser<br />

verstehen.<br />

KK<br />

Im Schauspiel ist es leicht, Hürden<br />

in der Dia betestherapie zu<br />

beseitigen – die Realität sieht<br />

anders aus.<br />

Treppe statt Rolltreppe:<br />

Bewegen schützt vor <strong>Diabetes</strong><br />

Wer sich mehr bewegt, reduziert sein<br />

Risiko für Typ-2-<strong>Diabetes</strong>. Das zeigen<br />

Langzeitdaten eines Vorsorgeprogramms.<br />

Dass es etwas bringt, sich mehr zu bewegen,<br />

zeigen die Ergebnisse etwa 10 Jahre nach Ende<br />

des <strong>Diabetes</strong>-Präventions-Programms<br />

(DPP). Laut Dr. Andrea Kriska aus Pittsburgh<br />

(USA) bekamen nach Programm-Ende alle Teilnehmer<br />

des DPP, die dazu bereit waren, einen<br />

Beschleunigungssensor. Mit diesem konnte<br />

ihr <strong>Bewegung</strong>sverhalten analysiert werden.<br />

Der Lebensstil mit mehr <strong>Bewegung</strong> wurde von<br />

den Teilnehmern, die sich schon im DPP intensiv<br />

bewegt hatten, beibehalten – und diejenigen,<br />

die sich mehr bewegten, entwickelten seltener<br />

einen Typ-2-<strong>Diabetes</strong>.<br />

Auch die Teilnehmer des Kongresses der Amerikanischen<br />

<strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft wurden<br />

immer wieder <strong>auf</strong>gefordert, sich zu bewegen:<br />

Treppe statt Rolltreppe. An den Treppen<br />

standen <strong>auf</strong>fällige Hinweise mit verschiedenen<br />

Sprüchen wie „Midday slump? Walk it off.“<br />

Auf Deutsch: Mittagstief ? L<strong>auf</strong>en Sie ihm davon.<br />

Oder „Human-powered elevator this way.“<br />

Übersetzt: Durch Menschenkraft betriebener<br />

Aufzug – hier geht’s lang. Es hatte Erfolg, die<br />

Treppen wurden oft benutzt.<br />

Fotos: Novo Nordisk/David Copeman; Kirchheim


aktuell<br />

Stressreaktion ist reduziert bei gestörter<br />

Wahrnehmung von Unterzuckerungen<br />

Was passiert bei Unterzuckerungen?<br />

Englische Forscher haben sich die<br />

Gehirnaktivität bei normaler und bei<br />

gestörter Wahrnehmung angesehen.<br />

Etwa 25 bis 40 Prozent der Typ-1-Diabetiker<br />

nehmen Unterzuckerungen nicht mehr wahr.<br />

Mit steigender <strong>Diabetes</strong>dauer nimmt die Zahl<br />

der Betroffenen zu. Und nur bei 43 Prozent<br />

lässt sich durch Schulung die Wahrnehmung<br />

wiederherstellen.<br />

Was aber passiert bei einer Unterzuckerung<br />

im Gehirn? Um diese Frage zu beantworten,<br />

untersuchte Dr. Pratik Choudhary vom King’s<br />

College London (Großbritannien) 27 männliche<br />

Rechtshänder im Alter zwischen 18 und<br />

50 Jahren mit einem Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, der seit<br />

Wir alle<br />

wissen, wie<br />

Unterzuckerungen<br />

unsere<br />

Patienten<br />

mit<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

belasten.<br />

Dr. Pratik Choudhary<br />

mindestens 5 Jahren bekannt war: 9 Personen<br />

mit normaler Wahrnehmung von Unterzuckerungen<br />

und 8 mit gestörter Wahrnehmung.<br />

Als Vergleich diente eine Kontrollgruppe mit<br />

10 gesunden Rechtshändern.<br />

Bilder der Gehirnaktivität zeigten, dass bei gestörter<br />

Wahrnehmung bestimmte Hirnregionen<br />

genau gegenteilig aktiv wurden wie bei<br />

normaler Wahrnehmung – oder bei den Gesunden.<br />

Regionen für Stressreaktionen z. B.<br />

wurden bei fehlender Wahrnehmung deaktiviert,<br />

<strong>Bewegung</strong>sareale aktiviert. Außerdem<br />

setzten jene Diabetiker, die Unterzuckerungen<br />

nicht bemerkten, deutlich weniger Adrenalin<br />

im Körper frei – mit der Folge, dass auch die<br />

Stresssymptome, die durch Adrenalin ausgelöst<br />

werden, nahezu fehlten.<br />

<br />

KK<br />

www.diabetes-journal.de<br />

FOLGE<br />

1<br />

Nächtliche Hypoglykämien<br />

Mehr Lebensqualität durch<br />

moderne Therapien<br />

Anzeige<br />

Fotos: x, y<br />

Schwitzen in der Nacht, Zittern und<br />

bleierne Müdigkeit – ein ruhiger, erholsamer<br />

Schlaf ist für viele Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> ein Fremdwort.<br />

Schuld am Kummer mit dem Schlummer<br />

können nächtliche Unterzuckerungen<br />

sein.<br />

Unterzuckerungen sind eine sehr häufige<br />

Begleiterscheinung bei der Behandlung<br />

des <strong>Diabetes</strong> mit Insulin<br />

oder blutzuckersenkenden Medikamenten.<br />

Was viele nicht wissen: Bei<br />

etwa der Hälfte der Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

treten Unterzuckerungen in der<br />

Nacht – während des Schlafes <strong>auf</strong>. Das<br />

Problem: Sie werden häufig nicht erkannt.<br />

Die Ursachen für Unterzuckerungen können<br />

dabei ganz unterschiedlich sein. So<br />

können z. B. ungewohnte sportliche Aktivitäten,<br />

ausgelassene Mahlzeiten oder<br />

Alkoholkonsum eine Rolle spielen.<br />

Wer über Ursachen und Symptome<br />

der nächtlichen Unterzuckerungen Bescheid<br />

weiß, wird diese beim Auftreten<br />

auch leichter erkennen können. Betroffene<br />

sollten deshalb gezielt <strong>auf</strong> mögliche<br />

Anzeichen achten. Dabei kann es sinnvoll<br />

sein, die Symptome über einige Zeit<br />

hinweg zu notieren, um einen Überblick<br />

über die Ausprägung der Ereignisse zu<br />

erhalten. Die Ergebnisse können dann<br />

mit dem behandelnden Arzt besprochen<br />

werden.<br />

Abgeschlagen trotz ausreichend Schlaf?<br />

Vielleicht sind nächtliche Unterzuckerungen<br />

der Grund.<br />

Helfen können Ärzte z. B. auch mit modernen<br />

Arzneimitteln: Bei der Behandlung<br />

von <strong>Diabetes</strong> stehen heutzutage<br />

moderne lang wirksame Basalinsuline<br />

zur Verfügung, die bei effektiver Senkung<br />

des Blutzuckerspiegels auch ein<br />

vorteilhaftes Risikoprofil bei nächtlichen<br />

Unterzuckerungen haben können.<br />

| DJ 8–2014<br />

13


aktuell<br />

www.diabetes-journal.de<br />

L<strong>auf</strong> zwischen<br />

den Meeren<br />

14<br />

„L<strong>auf</strong>en tut gut, macht Spaß – in der Gruppe sowieso.<br />

Die Entscheidung, ein Team aus l<strong>auf</strong>begeisterten Diabetikern<br />

für den L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren anzumelden,<br />

fiel uns daher nicht schwer.“ Ilka G. erzählt:<br />

Autorin: Ilka Gdanietz<br />

Alter: 33 Jahre<br />

Wohnort: Hamburg<br />

<strong>Diabetes</strong>: Typ 1 seit 1990<br />

Therapie: Insulinpumpe<br />

Beruf: Communication Lead<br />

(D-A-CH) bei mySugr<br />

Hobbys: frische Seeluft, bewegen,<br />

die Welt erkunden,<br />

kommunizieren,<br />

Schokolade, Musik<br />

der 50-er bis 80-er,<br />

Zimtbrötchen<br />

Websiete: www.mein-diabetesblog.com<br />

Steckbrief<br />

Der L<strong>auf</strong> zwischen den Meeren ist der größte<br />

Staffell<strong>auf</strong> Norddeutschlands und führt<br />

knapp 100 km in 10 Etappen quer durch<br />

das idyllische Schleswig-Holstein von der<br />

Nord- an die Ostsee. Die Idee zur Teilnahme<br />

fand sich beim Hamburger Diabetiker-Stammtisch,<br />

und bereits im letzten Jahr waren wir mit<br />

einem Team aus 10 Läufern am Start. Genügend<br />

Läufer für dieses Jahr zusammenzutrommeln,<br />

funktionierte über diverse Online-Medien<br />

wie Blogs, Face book und Twitter fast von<br />

allein. So fanden sich für 2014 sogar 2 Teams<br />

Powered by Insulin, um bei diesem L<strong>auf</strong>-Event<br />

mit fast 7 000 Läufern an den Start zu gehen.<br />

Die Startgebühren für den L<strong>auf</strong> sind nicht ganz<br />

günstig – so kümmerte sich unser Orga-Trupp<br />

im Vorfeld um Sponsoren: Als Hauptsponsor<br />

konnten wir das Unternehmen Nintamed gewinnen,<br />

das uns für den L<strong>auf</strong> auch mit Dexcom-<br />

CGM-Systemen ausstattete (für kontinuierliches<br />

Glukosemessen). Sponsoren wie mySugr, Red<br />

Bull, Dextro und Clif Bar sorgten dafür, dass wir<br />

weder nackig noch hungrig oder durstig durch<br />

die norddeutsche Tief ebene rannten.<br />

20 Läufer zur rechten Zeit am rechten Ort<br />

Am Freitag vor dem L<strong>auf</strong> trafen sich alle<br />

20 Läufer bei Bastian Hauck <strong>auf</strong> seiner Bootswerft<br />

in Schleswig; diese liegt genau zwischen<br />

Start und Ziel der Staffel und sollte an dem<br />

Wochenende unser Basis-Camp werden. Aus<br />

allen Teilen Deutschlands und aus Österreich<br />

trudelten motivierte Läufer mit unterschiedlichen<br />

Trainings-Levels in Schleswig ein. Viele<br />

von uns kannten sich aus der #dedoc, der Deutschen<br />

<strong>Diabetes</strong> Online Community. Bei Pizza und<br />

Bier tüftelten wir die Logistik für den nächsten<br />

Tag aus – denn 20 Läufer wollten zur richtigen<br />

Zeit, <strong>auf</strong> 96,3 km verteilt, an den richtigen Ort<br />

gebracht werden. Hierfür hatten wir uns sogar<br />

ein kleines Support-Team organisiert und deren<br />

Autos auch vorsorglich mit allerlei Extra-<br />

Kohlenhydraten ausgestattet.<br />

Die Nacht verbrachten wir <strong>auf</strong> Feldbetten in<br />

der großen Werft-Halle zwischen Booten und<br />

Masten. Wenn 20 Diabetiker mit CGM-Systemen<br />

zusammen die Nacht in einem Raum verbringen,<br />

dann darf man sich nicht <strong>auf</strong> einen ruhigen<br />

Schlaf einstellen. Dass da bei jedem der<br />

Blutzucker innerhalb der Grenzen bleibt, wäre<br />

wohl ein Wunschtraum gewesen, und so gab es<br />

ein kleines Gratiskonzert von Hyper- und Hypo-Alarmen:<br />

Piep, surrrr, psssst, piep, surrrrr …!<br />

Der frühe Vogel ist … eigentlich ein Läufer<br />

Verschlafen, aber bester Laune pellten wir uns<br />

am L<strong>auf</strong>morgen aus den Schlafsäcken, stärkten<br />

uns mit einem Frühstück, schlüpften in unsere<br />

Team-Shirts und unternahmen jeder für<br />

sich entsprechende Vorbereitungen: Basalraten<br />

wurden optimiert, Sport- und Not-BEs verstaut,<br />

CGM-Kurven begutachtet und Blutzuckerwerte<br />

entsprechend korrigiert.<br />

Ich persönlich war für den letzten Streckenabschnitt<br />

eingetragen. Da ich aber ebenfalls<br />

schon früh wach war und vor Aufregung eh<br />

nicht mehr schlafen konnte, begleitete ich unsere<br />

beiden Startläufer Fredrik und Kathi mit an<br />

den Startpunkt nach Husum. Pünktlich um 9<br />

fiel der Startschuss und die beiden pesten kurze<br />

Zeit später auch schon an mir vorbei. Während<br />

der Rest der Läufer nach und nach an ihre<br />

Streckenabschnitte gefahren wurde und einige<br />

bereits schon wieder <strong>auf</strong> der Werft eintru-


aktuell<br />

www.diabetes-journal.de<br />

delten, war ich den Tag über damit beschäftigt,<br />

meinen Blutzucker in Startposition zu<br />

bringen. Generell funktioniert das ganz gut<br />

– aber wenn man an einer solchen Veranstaltung<br />

teilnimmt, können einem Aufregung<br />

und Stress ganz schön die Tour vermasseln; je<br />

später es wurde, je näher mein Einsatz rückte,<br />

desto mehr schien sich mein Blutzucker in die<br />

Höhe zu bewegen. Dank CGM konnte ich zwar<br />

den Zucker gut im Auge behalten, ich konnte<br />

ihn aber nicht daran hindern, <strong>auf</strong> 300 mg/dl<br />

(16,7 mmol/l) anzusteigen. Adrenalin und Insulin<br />

sind eben keine Blutsbrüder. Aus Erfahrung<br />

weiß ich aber: So schnell die Aufregung bei mir<br />

kommt, so schnell verschwindet sie wieder.<br />

Und so war es: Kurz vor meinem Start zeigte<br />

der Trendpfeil <strong>auf</strong> dem CGM schon wieder abwärts<br />

und so entschied ich mich, völlig <strong>auf</strong> einen<br />

Bolus zu verzichten. Nervös wartete ich also<br />

in dem Örtchen Waabs <strong>auf</strong> meinen Einsatz.<br />

froh, dass ich mich <strong>auf</strong> mein Gefühl, Erfahrung<br />

und CGM verlassen konnte und den vorherigen<br />

hohen Blutzucker nicht korrigiert hatte. Kurze<br />

Zeit später trudelte auch das zweite „ Powered<br />

by Insulin“-Team ein. Geschafft! Ohne nennenswerte<br />

Hypos, verlorene Pens oder Insulinpumpen-Ausfälle<br />

absolvierte jeder von uns an<br />

diesem Tag seinen Streckenabschnitt, so gut er<br />

konnte. Zurück <strong>auf</strong> der Werft ließen wir den Tag<br />

Revue passieren, tauschten unsere Erfahrungen<br />

aus und füllten unsere Bäuche mit Backkartoffeln<br />

und einem köstlichen Spanferkel.<br />

Wir alle waren begeistert vom L<strong>auf</strong> – und einige<br />

haben sogar richtig Blut geleckt (das tun<br />

Diabetiker übrigens öfter). Schon werden Pläne<br />

für weitere Teilnahmen an Läufen geschmiedet.<br />

Und 2015? Da gehen wir mit Sicherheit<br />

auch wieder in Husum an den Start!<br />

<br />

Ilka Gdanietz<br />

„Keine nennenswerten Hypos,<br />

keine verlorenen Pens oder Insulinpumpen-Ausfälle“:<br />

zwei<br />

Insulin-Teams mit 20 Läufern<br />

beim „L<strong>auf</strong> zwischen den<br />

Meeren“.<br />

Powered by Insulin:<br />

Bastian Hauck (der Große) bot<br />

den Läufern ein Dach über dem<br />

Kopf – in seiner Bootswerft in<br />

Schleswig. Unten rechts: Kathi<br />

Schudmann mit Staffelstab.<br />

„Hau ab mit dem Teil“<br />

Fotos: Jan Christen, Ilka Gdanietz, Katrin Räsche<br />

Dann kam Sascha um die Ecke – schnellen<br />

Schrittes, aber sichtlich gezeichnet von<br />

der Sonne, die es an diesem Tag ziemlich gut<br />

mit uns meinte, trabte er in die Wechselzone.<br />

Er drückte mir den Staffelstab in die Hand<br />

und gab mir noch ein Hau ab mit dem Teil <strong>auf</strong><br />

den Weg. Das tat ich. Mein Blutzucker war<br />

mittlerweile <strong>auf</strong> sporttaugliche 170 mg/dl<br />

(9,4 mmol/l) gesunken, und so blieb er auch<br />

während des gesamten L<strong>auf</strong>es. Einzig die Sonne<br />

machte mir wirklich zu schaffen – mein Getränkevorrat<br />

war früher als geplant leer.<br />

Auf den letzten Metern kurz vor dem Ziel im<br />

Osteseebad Damp stürmte der Rest des Teams<br />

mit <strong>auf</strong> die Strecke – und wir rannten gemeinsam<br />

ins sandige Ziel direkt am Strand.<br />

Mit meinem Ziel-Blutzucker von 160 mg/dl<br />

(8,9 mmol/l) war ich mehr als zufrieden und<br />

| DJ 8–2014<br />

15


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Auf die Plätze,<br />

fertig, los!<br />

Von Dr. Meinolf Behrens, mb@diabetes-minden.de<br />

Dr. Wolf-Rüdiger Klare, wolf-ruediger.klare@hbh-kliniken.de<br />

Dr. Peter Borchert, dr.peter.borchert@t-online.de<br />

„Das Geheimnis des Erfolgs ist anzufangen“, wird Mark Twain<br />

gern zitiert. Egal ob Typ-1- oder Typ-2-<strong>Diabetes</strong> – bringen<br />

Sie am besten heute noch mehr <strong>Bewegung</strong> in <strong>Ihre</strong>n Alltag.<br />

Warum eigentlich? Dr. Rüdiger Klare sagt Ihnen, wie schon<br />

2 000 Schritte täglich Ihr Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko<br />

senken. Dazu erfahren Sie spannende Details zu neuen Erkenntnissen<br />

über die „Myokine“ – Botenstoffe aus der Muskulatur, die<br />

viele Stoffwechselvorgänge in <strong>Ihre</strong>m Körper positiv beeinflussen.<br />

| DJ 8–2014<br />

16<br />

Wenn in Deutschland<br />

über <strong>Diabetes</strong><br />

und Sport diskutiert<br />

wird, dann ist diese<br />

3er-Gruppe oft nicht<br />

weit (von oben):<br />

Dr. Meinolf Behrens,<br />

Dr. Wolf-Rüdiger Klare,<br />

Dr. Peter Borchert.<br />

Und wenn man dann doch trotz guter Vorsätze im Startblock<br />

hängenbleibt? Dr. Peter Borchert stellt Sie Ihnen vor – die kleinen<br />

Motivationstrainer für die große Veränderung: Schrittzähler.<br />

Aber helfen Schrittzähler wirklich, sich mehr zu bewegen?<br />

Was muss ein Schrittzähler können? Sind mechanische oder digitale<br />

besser? Dazu gibt es Informationen über digitale Hilfen<br />

wie Fitness-Apps oder Fitnessarmbänder.<br />

Wie beim Sport Ihr Blutzucker im Lot bleibt, zeigt Ihnen<br />

Dr. Meinolf Behrens. Was gilt es beim Mannschaftssport zu beachten,<br />

wie passt der Ausdauerathlet seine Therapie an – und<br />

warum ist beim Kampfsport oder gesundheitsorientierten Krafttraining<br />

wieder alles anders? 4 Sportler mit <strong>Diabetes</strong> berichten<br />

über ihre Erfahrungen und liefern Antworten.<br />

Siehe:<br />

<strong>Bewegung</strong> ist die beste Medizin Seite 18<br />

<strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong> Seite 22<br />

Let’s move! Nützliche Helfer Seite 26<br />

Fotos: © druckingenieur - Fotolia.com


schwerpunkt<br />

| DJ 8–2014<br />

www.diabetes-journal.de<br />

17


<strong>Bewegung</strong><br />

ist die<br />

beste Medizin<br />

Warum macht der <strong>Diabetes</strong>typ einen Unterschied? Was nutzt<br />

<strong>Bewegung</strong> bei Typ-1- und Typ-2-<strong>Diabetes</strong>?<br />

| DJ 8–2014<br />

18<br />

Fotos: x, y


schwerpunkt<br />

Foto: © wachiwit - Fotolia.com<br />

Ich trage seit Jahren einen Schrittzähler in<br />

der Hosentasche – wie die Uhr am Handgelenk.<br />

An einem faulen Sonntag zeigt er<br />

mir am Abend 300 bis 400 Schritte an. Mit<br />

dieser Schrittzahl käme ein Schreibtischtäter<br />

auch an einem Werktag aus: Der Weg zur Arbeit<br />

kann mit dem Auto zurückgelegt werden,<br />

aus der Tiefgarage geht es mit dem Fahrstuhl<br />

in die richtige Etage, dann Schreibtischtätigkeit,<br />

abends geht es mit dem Auto zurück. Ein<br />

gelegentlicher Eink<strong>auf</strong> im Supermarkt kann<br />

mit dem Auto erledigt werden. Diese Lebensweise<br />

macht krank. Die Muskelmasse nimmt<br />

ab, Fettpolster wachsen, Knochen und Gelenke<br />

werden geschwächt. Vor allem die muskuläre<br />

Inaktivität ist fatal, denn über Myokine<br />

nimmt die Muskulatur als das größte Organsystem<br />

des Körpers entscheidenden <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong> fast alle Körperfunktionen. Myokine sind<br />

chemische Substanzen, die vom aktiven Muskel<br />

in die Blutbahn abgegeben werden.<br />

Keine <strong>Bewegung</strong> … keine „ Myokine“ …<br />

krank!<br />

Das vom Muskel ins Blut abgegebene Irisin<br />

z. B. fördert durch Umwandlung von weißem<br />

in braunes Fettgewebe die Fettverbrennung.<br />

Ausdauer- und Krafttraining führen über eine<br />

Senkung der Myostatinkonzentration im Blut<br />

zu einer Abnahme der Fettgewebsmasse und<br />

zu Muskelwachstum.<br />

Über ein weiteres Myokin, das Interleukin 6,<br />

werden die Glukose<strong>auf</strong>nahme der Muskelzelle<br />

und die Fettverbrennung im Muskel gesteigert;<br />

ebenfalls z. T. durch die Wirkung von<br />

Interleukin 6 zu erklären sind entzündungshemmende<br />

Effekte und positive Effekte körperlicher<br />

Aktivität <strong>auf</strong> das Immunsystem.<br />

Selbst eine vermehrte Insulin ausschüttung<br />

der Bauchspeicheldrüse im Zusammenhang<br />

mit körperlicher Aktivität unter Vermittlung<br />

von Interleukin 6 konnte im Tierversuch gezeigt<br />

werden. Andere Myokine fördern die<br />

Funktion von Zellen der Gefäßinnenwand<br />

und die Knochenneubildung – schützen also<br />

die Blutgefäße vor Verengung und Verschlüssen<br />

und stärken das Skelettsystem.<br />

All die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />

können gut erklären, was wir aus Beobachtungsstudien<br />

wissen: Körperlich Aktive<br />

sind weniger krank und leben länger.<br />

<strong>Bewegung</strong> ist die effektivste Methode, sich vor<br />

den häufigsten Krankheiten zu schützen, die<br />

Der Weg zur Arbeit<br />

kann mit dem Auto<br />

zurückgelegt werden.<br />

Aus der Tiefgarage<br />

geht es mit dem Fahrstuhl<br />

in die richtige<br />

Etage, dann Schreibtischtätigkeit.<br />

Abends<br />

geht es mit dem Auto<br />

zurück. Ein gelegentlicher<br />

Eink<strong>auf</strong> im Supermarkt<br />

kann mit dem<br />

Auto erledigt werden.<br />

Diese Lebensweise<br />

macht krank!<br />

Empfehlung:<br />

150<br />

Minuten<br />

pro Woche<br />

schwitzen!<br />

zu Invalidität und vorzeitigem Tod führen: wie<br />

Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch Krebserkrankungen<br />

und Demenz. Natürlich ist ein<br />

aktiver Lebensstil keine Garantie. Aber es ist<br />

wohl ein gutes Argument zu wissen, dass sich<br />

z. B. die Wahrscheinlichkeit, an einer Alzheimer-Demenz<br />

zu erkranken, schon durch regelmäßiges<br />

Spazierengehen halbieren lässt!<br />

150 Minuten pro Woche schwitzen<br />

Aus gesundheitlicher Sicht gilt nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand die Empfehlung, dass<br />

man sich mindestens 150 Minuten pro Woche<br />

so stark körperlich belasten sollte, dass<br />

man leicht ins Schwitzen gerät. Da spätestens<br />

ab dem 30. Lebensjahr der Muskelabbau beginnt,<br />

ist Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche)<br />

zusätzlich zu einer regelmäßigen moderaten<br />

Ausdauerbelastung sehr zu empfehlen.<br />

Die oben dargestellten, vielfältigen, positiven<br />

Effekte einer aktiven Muskulatur sind natürlich<br />

umso ausgeprägter, je stärker ausgeprägt<br />

der Muskel apparat ist. Außerdem ist gerade im<br />

Alter eine gut ausgebildete Muskulatur wichtig,<br />

um vor Stürzen zu schützen.<br />

Was ist bei <strong>Diabetes</strong> besonders?<br />

Für Menschen mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> ist eine differenzierte<br />

Insulintherapie zum Überleben<br />

und zur Vermeidung ernster <strong>Diabetes</strong>-Folgeerkrankungen<br />

unerlässlich. Unabhängig<br />

davon haben <strong>Bewegung</strong> und Sport für sie dieselbe<br />

Bedeutung wie für Menschen ohne <strong>Diabetes</strong><br />

– denn dies gilt für jeden: Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Komplikationen<br />

und früher Tod lassen<br />

sich vermeiden, wenn man regelmäßig körperlich<br />

aktiv ist.<br />

Wer körperlich aktiv ist, braucht aktuell weniger<br />

Insulin. Durch <strong>Bewegung</strong>/Sport mindestens<br />

jeden dritten Tag wird der Körper<br />

zusätzlich insgesamt empfindlicher <strong>auf</strong> Insulin,<br />

dadurch geht der Insulinbedarf deutlich<br />

zurück. Alles in allem wird die Blutzuckereinstellung<br />

bei körperlich aktiven Typ-1-Diabetikern<br />

besser. Das gilt vor allem für sportlich<br />

aktive Kinder und Jugendliche: Sie haben<br />

durchschnittlich einen niedrigeren HbA 1c -<br />

Wert ohne vermehrte Unterzuckerungen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, sind natürlich einige<br />

Regeln zur Anpassung der <strong>Insulindosis</strong> an den<br />

veränderten Bedarf unter körperlicher Aktivität<br />

zu beachten (ab S. 22). Insgesamt gilt:<br />

www.diabetes-journal.de<br />

| DJ 8–2014<br />

19


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Sport ist Mord?<br />

Im Gegenteil!<br />

Studie mit 9 000 Menschen mit <strong>Diabetes</strong>-Vorstufe<br />

sowie Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Gefährdung: 2 000 Schritte<br />

pro Tag (20 Minuten) mehr konnten das Risiko<br />

für tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt und<br />

Schlaganfall um 10 Prozent reduzieren.<br />

| DJ 8–2014<br />

20<br />

Ein aktiver Lebensstil ist auch für Menschen mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> unbedingt zu empfehlen.<br />

Die Gemeinsamkeit zwischen Typ-1- und<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> liegt darin, dass bei beiden Erkrankungen<br />

ein erhöhter Blutzucker gemessen<br />

wird. Beim Typ-2-<strong>Diabetes</strong> sind die Werte aber<br />

zumindest zu Beginn der Erkrankung meist<br />

nur leicht erhöht und eine Insulintherapie ist<br />

in der Regel nicht erforderlich. Menschen mit<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> haben aber statistisch ein deutlich<br />

erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall,<br />

bestimmte Krebs erkrankungen, Demenz<br />

und Depressionen. Aus diesen Gründen hat eine<br />

<strong>Bewegung</strong>ssteigerung für sie einen besonderen<br />

Stellenwert.<br />

Schon 20 Minuten zügiges Gehen täglich<br />

kann Leben retten!<br />

Mehrere große Studien haben gezeigt: Die Langzeitprognose<br />

von Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

kann nicht sicher dadurch verbessert werden,<br />

dass man zahlreiche Medikamente einsetzt<br />

– mit denen man konsequent erhöhte Blutzuckerwerte<br />

in die Nähe des Normbereichs senken<br />

möchte. Auch durch langjährige Bemühungen<br />

um eine Gewichtsabnahme kann dieses Ziel<br />

nicht erreicht werden; auch das hat inzwischen<br />

eine große Studie ergeben. Wenn es also um mehr<br />

gehen soll als um die Normalisierung eines Laborwertes<br />

(erhöhter Blutzucker), benötigt man<br />

andere Ansätze.<br />

Ganz sicher effektiv ist die Senkung erhöhter<br />

Blutdruckwerte in einen Bereich unter<br />

140/90 mm Hg. Das ist wissenschaftlich gesichert.<br />

Daneben steht die Steigerung der regelmäßigen<br />

körperlichen Aktivität ganz im Vordergrund.<br />

Wir wissen jetzt auch, welches Ausmaß<br />

die <strong>Bewegung</strong>ssteigerung haben sollte, damit<br />

messbare gesundheitliche Effekte zu erwarten<br />

sind. In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie<br />

mit über 9 000 Teilnehmern, die eine gestör-<br />

Mit Medikamenten<br />

und Abnehmen<br />

erreicht<br />

man seine<br />

Ziele nicht.<br />

te Glukosetoleranz (<strong>Diabetes</strong>-Vorstufe) hatten<br />

und zusätzlich ein hohes Risiko für Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Komplikationen,<br />

wurde mittels Schrittzähler<br />

die körperliche Aktivität zu Studienbeginn<br />

und nach 12 Monaten erfasst. Das Ergebnis<br />

nach 6 Jahren Beobachtung: Das Risiko für einen<br />

tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt oder<br />

Schlaganfall reduzierte sich pro 2 000 Schritte<br />

(etwa 20 Minuten moderates Gehen) täglich um<br />

10 Prozent (NAVIGATOR-Studie). Dieses Ergebnis<br />

war unabhängig vom Körpergewicht und von anderen<br />

denkbaren <strong>Einfluss</strong>faktoren.<br />

Fazit: 2 000 Schritte mehr am Tag – und<br />

so deutlich gesünder bleiben<br />

Daraus folgt, dass Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

unbedingt körperlich aktiv sein bzw. werden<br />

sollen. Basis ist eine moderate Ausdauerbelastung.<br />

150 Minuten zügiges Gehen pro Woche<br />

oder 20 Minuten täglich sind effektiv. Wer einen<br />

Schrittzähler benutzt, kann das auch in Schritten<br />

messen: 2 000 Schritte täglich mehr als bisher<br />

ist die Vorgabe. Wer mehr schafft – umso besser!<br />

Natürlich sind andere Aktivitäten ebenso gewünscht:<br />

Jogging, Radfahren, Nordic Walking,<br />

Tanzen, Teilnahme an einer <strong>Diabetes</strong>-Sportgruppe<br />

und vieles mehr. Auch und gerade für<br />

Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> ist ein zusätzliches<br />

Krafttraining (2- bis 3-mal pro Woche) unter<br />

fachkundiger Anleitung ganz besonders sinnvoll.<br />

In diesem Zusammenhang ist es besonders<br />

wichtig, dass es inzwischen spezielle Gesundheitsstudios<br />

gibt– zertifiziert von der Deutschen<br />

<strong>Diabetes</strong> Gesellschaft (DDG) und dem TÜV<br />

Rheinland (siehe www.diabetes-sport.de).<br />

Kontakt: Dr. Wolf-Rüdiger Klare //<br />

Internist/Diabetologe // Chefarzt Klinik<br />

für Innere Medizin, Hegau-Bodensee-Klinikum<br />

Radolfzell // Hausherrenstr.<br />

12 // 78315 Radolfzell //<br />

wolf-ruediger.klare@hbh-kliniken.de<br />

Fotos: © Visionär, fotoliaxrender - Fotolia.com- Fotolia.com


schwerpunkt<br />

➊ ➋ ➌<br />

➏<br />

➎<br />

➐<br />

➍<br />

Wichtigste<br />

Stoffwechseleffekte<br />

des arbeitenden Muskels<br />

➊ vermehrte Glukose<strong>auf</strong>nahme aus dem Blut durch bessere<br />

Insulinwirkung (Reduktion der Insulinresistenz)<br />

➋ vermehrte Glukose<strong>auf</strong>nahme aus dem Blut unabhängig vom<br />

Insulin<br />

➌ vermehrte Fettverbrennung<br />

➍ Steigerung der Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse<br />

➎ Steigerung der Fettverbrennung im Fettgewebe durch Umwandlung<br />

von weißem in braunes Fettgewebe<br />

➏ Verbesserung der Durchblutung von durchblutungsgestörtem<br />

Gewebe<br />

➐ Förderung der Knochenbildung<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Dateiname: _02OUG_0014243.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 27. Jun 2014 10:25:09; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />

© 123rf.com, Anton Maltsev<br />

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*<br />

| DJ 8–2014<br />

*<br />

21


schwerpunkt<br />

<strong>Faszination</strong><br />

<strong>Bewegung</strong> …<br />

… oder eher Angst vor der Stoffwechselentgleisung?<br />

Wie passe ich meine <strong>Insulindosis</strong><br />

beim Sport richtig an? ist daher<br />

sicherlich die häufigste Frage, die sich insulinspritzende<br />

Diabetiker stellen, wenn es um<br />

<strong>Diabetes</strong> und <strong>Bewegung</strong> geht.<br />

| DJ 8–2014<br />

22<br />

Blutzucker<br />

150 – 180<br />

mg/dl<br />

vor dem Sport<br />

als Orientierungswert<br />

Kontakt: Dr. Meinolf Behrens // <strong>Diabetes</strong>zentrum<br />

Minden // Bismarckstraße 43 //<br />

32427 Minden // Telefon 0571-840999 //<br />

E-Mail: mb@diabetes-minden.de //<br />

Internet: www.diabetes-minden.de<br />

Diese Frage ist wichtig –<br />

und schwer zu beantworten.<br />

Wie individuell<br />

unterschiedlich die Blutglukosewerte<br />

durch körperliche Aktivität<br />

beeinflusst werden, haben<br />

kürzlich Forscher<br />

um Jan-Willen<br />

van Dijk eindrucksvoll zeigen<br />

können: Bei 60 Typ-2-Diabetikern<br />

hat man die Glukosewerte<br />

mittels kontinuierlichen<br />

Glu kosemonitorings gemessen<br />

– jeweils 24 Stunden nach 45-<br />

bis 60-minütigem Sitzen bzw.<br />

nach einem 45- bis 60-minütigen<br />

Ergometertraining. Anschließend<br />

hat man für jeden<br />

einzelnen Teilnehmer die Differenz<br />

der Glukosewerte verglichen<br />

– mit und ohne vorheriges<br />

Training. Siehe da: Die Veränderungen<br />

der durchschnittlichen<br />

Glukosewerte zeigten bei den<br />

Teilnehmern eine riesige Streubreite<br />

– von minus 80 bis plus<br />

30 mg/dl (4,4 bis 1,7 mmol/l),<br />

und das bei gleicher Belastung.<br />

Wie beeinflusst nun körperliche<br />

Aktivität die Glukose<strong>auf</strong>nahme<br />

in die Muskelzelle?<br />

Wie wird hierdurch das Auftreten<br />

einer Unterzuckerung<br />

begünstigt? In den Muskelzellen<br />

sind Glukosetransporter<br />

(GLUT 4); damit Glukose in<br />

die Zelle gelangen kann, müssen<br />

die Transporter an die Zelloberfläche<br />

verlagert werden.<br />

Hierfür sorgt zunächst eigenes<br />

oder gespritztes Insulin. Körperliche<br />

Aktivität bewirkt aber<br />

auch eine vermehrte Bereit-


schwerpunkt<br />

Name: Boris Schlüter<br />

Alter: 42 Jahre<br />

Beruf: Selbständiger<br />

Großhandelsk<strong>auf</strong>mann<br />

<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

seit 1972<br />

Insulintherapie: ICT mit den<br />

Insulinen Humalog<br />

und Levemir<br />

Sportart: Radrennfahren<br />

Der Radrennfahrer<br />

Die Therapie passe ich nach aktuellen Belastungsprofilen an.<br />

Ist der Radfahrumfang unter 2 Stunden und die Intensität<br />

niedrig bis mittel, passe ich über zusätzliche Kohlenhydrate<br />

an, die ich vor/während der Belastung in relativ reiner Form<br />

einwerfe. Ist der Umfang erhöht (über 2 Stunden) bei mittelgroßer<br />

Intensität, passe ich über die Basalrate am Morgen an,<br />

da eine Anpassung ausschließlich über zusätzliche Kohlenhydrate<br />

das Fassungsvolumen des Magens übersteigen würde.<br />

Bei Spitzenbelastungen oder Radrennen hingegen muss der<br />

Magen relativ leer sein. Hier passe ich über eine ansteigende<br />

Blutzuckerkonzentration an, die aus wenig puren Kohlenhydraten<br />

30 Minuten vor dem Start in Verbindung mit deutlich<br />

abgesenkter Basalrate besteht.<br />

Vor jedem Training/Spiel überprüfe ich meinen Blutzucker.<br />

Ich versuche immer, dar<strong>auf</strong> zu achten, dass mein Wert zwischen<br />

160 und 180 mg/dl (8,9 und 10,0 mmol/l) liegt. Dies<br />

erreiche ich durch eine zusätzliche Aufnahme von Kohlenhydraten,<br />

meist esse ich einen Apfel oder eine Banane vorher.<br />

Weitere Anpassungen sind in der Regel nicht nötig.<br />

In der Halbzeit und nach dem Spiel kontrolliere ich natürlich<br />

auch. Unterzuckerungen während eines Handballspiels habe<br />

ich zum Glück noch nicht erlebt. Meist fällt der Zucker dann<br />

ca. 1 bis 2 Stunden nach dem Handballspiel deutlicher ab.<br />

Hier muss ich gegensteuern.<br />

Der Handballer<br />

Name: Tim Eickmeier<br />

Alter: 25 Jahre<br />

Beruf: Industriek<strong>auf</strong>mann<br />

<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

seit 2004<br />

Insulintherapie: ICT mit den<br />

Insulinen NovoRapid<br />

und Protaphane<br />

Sportart: Handball<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Quincy Dein - Fotolia.com; Sportograf; Autor<br />

stellung von GLUT 4 an der Zellmembran<br />

– einfach gesagt über einen gesteigerten<br />

Blutfluss, Muskelkontraktionen und gesteigerte<br />

Insulinempfindlichkeit; mehr<br />

Glukose strömt in die Zelle. Das ist sinnvoll,<br />

denn der arbeitende Muskel benötigt<br />

seinen Treibstoff: die Glukose. Durch<br />

den höheren Glukoseeinstrom in die Zelle<br />

und Glukoseverbrauch fällt der Blutglukosewert<br />

– die Hypo glyk ämie droht.<br />

Wie ist das nun mit der richtigen Insulinanpassung<br />

bei körperlicher Aktivität?<br />

Hier sind zunächst Wissen und Körpergefühl<br />

gefragt – und sicherlich etwas<br />

Fantasie. Eine Reihe von Faktoren beeinflussen<br />

die Blutzuckerkonzentration bei<br />

<strong>Bewegung</strong>/Sport (Tabelle S. 24).<br />

Tim Eickmeier, Jens Buddenbohm und<br />

Boris Schlüter (Info-Kästen): drei Sportler<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Drei grundlegend<br />

unterschiedliche Sportarten, drei unterschiedliche<br />

Strategien bei der Insulinanpassung<br />

vor, bei und nach dem Sport.<br />

Allgemein gilt: Je höher Intensität und<br />

Dauer der Belastung sind, desto stärker ist<br />

der Abfall der Blutzuckerwerte zu erwarten.<br />

Um Unterzuckerungen zu vermeiden,<br />

nimmt Boris Schlüter beim Rennradfahren<br />

reichlich zusätzliche Kohlenhydrate zu<br />

sich und reduziert die <strong>Insulindosis</strong> mitunter<br />

deutlich. Tim Eickmeier hat beim<br />

Handball trotz hoher Belastungsintensität<br />

praktisch kein Problem mit Unterzuckerungen.<br />

Woran liegt das?<br />

Blutzucker-Senkung: Sprint oder<br />

moderat?<br />

Eine australische Arbeitsgruppe hat wissenschaftlich<br />

belegen können, dass eine<br />

moderate Belastung mit zwischenzeitigen<br />

Sprints alle 2 Minuten – trotz höheren<br />

Energieverbrauchs – innerhalb<br />

der ersten Stunde nach Belastung zu einem<br />

geringeren Blutzuckerabfall führt<br />

als eine rein kontinuierliche moderate<br />

Belastung ohne Sprints. Als Erklärung<br />

nimmt man die verstärkte Ausschüttung<br />

von Stresshormonen an, die Gegenspieler<br />

des Insulins sind, wie Adrenalin,<br />

Wachstumshormon und Kortisol – sowie<br />

eine vermehrte Laktatproduktion durch<br />

die Sprints, die u. a. typisch für Handball<br />

sind. Nach dem Sport muss Tim Eickmeier<br />

dann umso wachsamer sein – denn<br />

dann fällt der Blutzucker sicherlich.<br />

Der Trainingszustand spielt eine Rolle: Bei<br />

trainierten Sportlern fällt der Blut zucker<br />

geringer ab – <strong>auf</strong>grund der größeren Glykogenspeicher<br />

in der Muskulatur und einer<br />

ökonomischeren Energiegewinnung.<br />

<strong>Diabetes</strong>typ und -dauer bestimmen<br />

den <strong>Einfluss</strong> der <strong>Bewegung</strong> <strong>auf</strong><br />

die Blut zuckerkonzentration. Vor allem<br />

Typ-1-Diabetiker mit langer <strong>Diabetes</strong>dauer<br />

und niedrigem Insulinbedarf<br />

haben oft extreme Schwankungen<br />

der Blutzuckerwerte schon bei geringen<br />

Belastungen; hingegen fallen die<br />

Blutzuckerwerte bei übergewichtigen<br />

Typ-2-Diabetikern häufig viel zögerlicher.<br />

Natürlich spielen Ausgangs-<br />

| DJ 8–2014<br />

23


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Glukose<strong>auf</strong>nahme in die Muskelzelle<br />

und körperliche Aktivität<br />

In den Muskelzellen sind Glukosetransporter (GLUT 4);<br />

damit Glukose in die Zelle gelangen kann, werden die<br />

Transporter an die Zelloberfläche verlagert. Hierfür<br />

sorgt eigenes oder gespritztes Insulin. <strong>Bewegung</strong>/<br />

Sport bewirkt auch eine vermehrte Bereitstellung von<br />

GLUT 4 an der Zellmembran – über einen gesteigerten<br />

Blutfluss, Muskelkontraktionen und gesteigerte Insulinempfindlichkeit;<br />

mehr Glukose strömt in die Zelle.<br />

Blutgefäß<br />

Faktoren, die die Blutzuckerwerte<br />

bei Sport/<strong>Bewegung</strong> beeinflussen<br />

Charakterisierung der körperlichen Belastung<br />

Art, Intensität und Dauer der Belastung<br />

Tageszeit der Muskelarbeit<br />

Trainingszustand<br />

allgemeine Stoffwechsel-Faktoren<br />

<strong>Diabetes</strong>typ<br />

<strong>Diabetes</strong>dauer<br />

Körpergewicht<br />

Ausgangsblutzucker<br />

Ketone im Blut (z. B. bei vollständigem Insulinmangel)<br />

Zeitpunkt der letzten Nahrungs<strong>auf</strong>nahme<br />

Art und Menge der <strong>auf</strong>genommenen Kohlenhydrate<br />

Einnahme von Medikamenten<br />

Alkoholkonsum<br />

aktuelle Insulinversorgung<br />

Zeitpunkt der letzten Bolus-/der letzten Insulininjektion<br />

verwendete Insulinart<br />

Höhe der letzten Bolus-/der letzten Insulininjektion<br />

Umfang und Absenkung der basalen Insulinversorgung<br />

ggf. Zeitraum des Ablegens der Insulinpumpe<br />

| DJ 8–2014<br />

24<br />

Insulin<br />

Insulin-Rezeptor<br />

Glukose<br />

GLUT 4 (Glukosetransporter<br />

Typ 4)<br />

blutzucker, Zeitpunkt der letzten Nahrungs<strong>auf</strong>nahme, Art und<br />

Menge der <strong>auf</strong>genommenen Kohlenhydrate und vor allem die<br />

aktuelle Insulinversorgung eine maßgebliche Rolle.<br />

Insulinanpassung: Gibt es Orientierungswerte?<br />

Muskel<br />

gering modifiziert nach Thurm und Gehr: <strong>Diabetes</strong>- und Sportfibel<br />

Angesichts der <strong>Einfluss</strong>faktoren ist jede pauschale Angabe kritisch<br />

zu bewerten. Zumindest aber für gut eingestellte Typ-1-Diabetiker<br />

mit intensivierter Insulintherapie können die in Tabelle 2<br />

<strong>auf</strong>geführten Empfehlungen zur Reduktion des Mahlzeiteninsulins<br />

(hier das kurzwirksame Insulinanalogon Insulin lispro) orientierend<br />

angenommen werden – abhängig von Intensität und<br />

Dauer der Belastung. Grundsätzlich muss jeder Sportler mit <strong>Diabetes</strong><br />

selbst oder gemeinsam mit seinem betreuenden <strong>Diabetes</strong>team<br />

die erforderlichen Kohlenhydrat- und Insulinanpassungen<br />

herausfinden; dabei ist das Führen eines Sport-Tagebuches ganz<br />

wichtig. Trotzdem gilt für die Anfangsphase das Motto trial and<br />

error. Damit die Fehler nicht zu groß ausfallen, gibt es Grundregeln:<br />

Als Zielwert vor körperlicher Aktivität sollte ein Blutzuckerwert<br />

um 150 bis 180 mg/dl (8,3 bis 10,0 mmol/l) angestrebt werden<br />

– maximal 250 mg/dl (13,9 mmol/l).<br />

Blutzuckerselbstkontrollen vor, bei und nach dem Sport sind<br />

unabdingbar. Wegen des Muskel<strong>auf</strong>fülleffektes nach dem Sport,<br />

bei dem die Muskulatur ihre durch den Sport geleerten Zuckerspeicher<br />

wieder <strong>auf</strong>füllt, können mitunter auch verspätete Unterzuckerungen<br />

mehrere Stunden nach der <strong>Bewegung</strong> <strong>auf</strong>treten.<br />

Dies gilt es vor allem bei abendlichen Sportaktivitäten zu<br />

beachten: Zusätzliche Kontrollen nachts und vorsorgliche Therapieanpassungen<br />

sind zur Vermeidung nächtlicher Unterzuckerungen<br />

in der Regel nötig.<br />

Die Therapieanpassung vor dem Sport kann grundsätzlich<br />

über eine zusätzliche Einnahme von Kohlenhydraten (Kohlenhydrat-Strategie),<br />

über eine Reduktion der <strong>Insulindosis</strong> (Insulin-Strategie)<br />

oder über die Kombination beider Strategien erfolgen.<br />

Beim Rennradfahren (siehe Boris Schlüter) braucht der<br />

Fotos: © Luk Cox - Fotolia.com, © adimas - Fotolia.com


schwerpunkt<br />

Name: Jens Buddenbohm<br />

Alter: 33 Jahre<br />

Beruf: Referendar (Sport<br />

und Englisch)<br />

<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

seit 2006<br />

Insulintherapie: ICT mit den<br />

Insulinen Berlinsulin<br />

H Normal und<br />

Berlinsulin H Basal<br />

Sportart: Kampfsport<br />

(Karate, Thai–Boxen)<br />

Der Kampfsportler<br />

20 Minuten vor dem Training messe ich den Blutzucker; er sollte<br />

zu Beginn bei 180 bis 190 mg/dl (10,0 bis 10,6 mmol/l) liegen.<br />

Ggf. passe ich den Zucker durch eine Banane, Traubenzucker<br />

oder Saft an. Intensives Aufwärmen (oft 30 Minuten) lässt den<br />

Blutzucker rasch fallen, also messe ich nach dem Aufwärmen<br />

erneut. Meist muss ich mit Traubenzucker etc. den Wert wieder<br />

<strong>auf</strong> 180 mg/dl (10,0 mmol/l) erhöhen. Ein niedriger Blutzuckerwert<br />

wirkt negativ <strong>auf</strong> Reaktion/Schnelligkeit/Kondition, also<br />

kontrolliere ich vor dem Sparring (meist Trainingsende) noch<br />

einmal. Ein optimaler Wert lässt mich mit mehr Selbstvertrauen<br />

in den Ring steigen. Oft spritze ich sogar 2 bis 3 Einheiten<br />

Berlinsulin H Normal am Ende des Trainings, damit mein Wert<br />

durch das Adrenalin beim Sparring nicht weiter steigt.<br />

Ich strebe einen Blutzuckerwert von etwa 180 mg/dl<br />

(10,0 mmol/l) vor dem Sport an. Leider sind meine Blutzuckerwerte<br />

wegen der bestehenden Insulinresistenz<br />

relativ hoch, so dass ich oftmals die <strong>Insulindosis</strong> nicht extra<br />

reduzieren muss. In Phasen mit niedrigen Blutzuckerwerten<br />

reduziere ich die Apidra-Dosis um etwa ⅓ vor der geplanten<br />

Trainingseinheit. Die Aufnahme zusätzlicher Kohlenhydrate<br />

versuche ich zu umgehen, um nicht weiter an Gewicht<br />

zuzunehmen.<br />

Der Breitensportler<br />

Name: Kurt Eigenrauch<br />

Alter: 67 Jahre<br />

Beruf: Rentner<br />

<strong>Diabetes</strong>-Typ: Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

seit 2001<br />

Insulintherapie: ICT mit den<br />

Insulinen Apidra und<br />

Lantus, zusätzlich<br />

Janumet 50/1 000<br />

Sportart: Kraft-Ausdauer-<br />

Training im Gesundheitsstudio<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Autor<br />

Körper natürlich ausreichend Brennstoffe,<br />

so dass Boris primär die Kohlenhydratstrategie<br />

wählt. Bei langen und intensiven<br />

Belastungen muss die <strong>Insulindosis</strong><br />

zusätzlich reduziert werden, da ein (zu)<br />

„voller Bauch nicht gern trainiert“. Möchte<br />

man durch körperliche Aktivität Gewicht<br />

abnehmen wie der Breitensportler<br />

Kurt Eigenrauch (siehe oben), wird man<br />

natürlich die Insulin-Strategie wählen,<br />

d. h. Insulin im Vorfeld reduzieren, um<br />

zusätzliche Kalorien zu vermeiden. Die<br />

Insulin anpassung selbst kann prinzipiell<br />

über eine Reduktion der Bolus- und/<br />

oder der Basalinsulinversorgung geschehen.<br />

Welcher Weg im Einzelfall der richtige<br />

ist, wird auch hier von vielen individuellen<br />

Faktoren bestimmt.<br />

Korrekturmaßnahmen bei niedrigen Blutzuckerausgangswerten<br />

sollten natürlich<br />

absolut, aber auch relativ weniger intensiv<br />

ausfallen – niedrige Blutzuckerwerte<br />

fallen rascher ab als hohe. Anders gesagt:<br />

Für eine Absenkung des Blutzuckerwertes<br />

von 150 <strong>auf</strong> 100 mg/dl (8,3 <strong>auf</strong> 5,6 mmol/l)<br />

wird weniger Insulin oder <strong>Bewegung</strong> benötigt<br />

als für eine Absenkung von 250 <strong>auf</strong><br />

200 mg/dl (13,9 <strong>auf</strong> 11,1 mmol/l). Ferner bestimmen<br />

Belastungsdauer und -intensität<br />

die erforderliche Therapieanpassung. Dazu<br />

gilt es, natürlich auch den Zeitpunkt<br />

der geplanten Aktivität zu berücksichtigen<br />

in Bezug <strong>auf</strong> das aktuell dem Körper<br />

noch zur Verfügung stehende Insulin: Plane<br />

ich Sport zum Zeitpunkt des Insulinwirkmaximums,<br />

muss die Insulinreduktion<br />

oder Kohlenhydrat<strong>auf</strong>nahme stärker<br />

ausfallen, als wenn der Sport zu einem<br />

Zeitpunkt mit nur noch geringer Insulinwirkung<br />

geplant ist.<br />

Mehr Details und spannende Erfahrungsberichte<br />

gibt es in der <strong>Diabetes</strong>- und<br />

Sportfibel von Ulrike Thurm und Bernhard<br />

Gehr (Kirchheim-Verlag).<br />

Das Fazit: Es gibt kein Patentrezept für<br />

die Insulinanpassung bei körperlicher<br />

Aktivität. Mit einem guten Basiswissen,<br />

viel Körpergefühl und manchmal auch<br />

etwas Fantasie gelingt es aber sicherlich,<br />

die <strong>Insulindosis</strong> bei körperlicher Aktivität<br />

so anzupassen, dass insulinspritzende<br />

Diabetiker die <strong>Faszination</strong> <strong>Bewegung</strong><br />

unbeschwert genießen können.<br />

Hinweis: Die geschilderten Therapieanpassungen<br />

an körperliche Aktivität der Sportler Boris<br />

Schlüter, Jens Buddenbohm, Tim Eickmeier und<br />

Kurt Eigenrauch sind individuelle Beispiele und<br />

dürfen nicht verallgemeinert werden.<br />

Belastungsintensität<br />

(% VO 2 max )<br />

Reduktion des Mahlzeitenbolus<br />

am Beispiel<br />

Insulin lispro<br />

30 Minuten<br />

Belastung<br />

60 Minuten<br />

Belastung<br />

gering (25 %) 25 % 50 %<br />

mäßig (50 %) 50 % 75 %<br />

hoch (75 %) 75 % -<br />

Prozentuale Reduktion des Mahlzeitenbolus<br />

in Abhängigkeit von Belastungsintensität und<br />

-dauer bei gut eingestellten Sportlern mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> (nach Dr. Rémi Rabasa-Lhoret)<br />

| DJ 8–2014<br />

25


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Let’s move!<br />

Nützliche Helfer<br />

<strong>Bewegung</strong>slosigkeit macht uns krank, nicht nur hier in Deutschland.<br />

Wer mag widersprechen? Mit Appellen ist es nicht getan.<br />

Offensichtlich tut sich eine neue Chance <strong>auf</strong> – technische Geräte<br />

wie Schrittzähler scheinen bei vielen zu greifen.<br />

| DJ 8–2014<br />

26<br />

<strong>Bewegung</strong>sappelle<br />

erreichen<br />

vor<br />

allem die<br />

Aktiven,<br />

Bewegten,<br />

Sportlichen.<br />

Let’s move heißt die jüngste <strong>Bewegung</strong>skampagne,<br />

die aus Amerika nach Europa schwappt<br />

– lasst uns bewegen, um dem drohenden Kollaps<br />

der <strong>Bewegung</strong>slosigkeit zu begegnen. Eines<br />

der renommiertesten Beratungshäuser<br />

weltweit rechnet hoch, dass fast 100 Mrd. Euro<br />

im europäischen Gesundheitswesen eingespart<br />

werden könnten, wenn wir den systematischen<br />

<strong>Bewegung</strong>smangel in den Griff<br />

bekämen. Aber mit bloßen <strong>Bewegung</strong>sappellen<br />

ist es nicht getan. Das wissen wir seit Jahrzehnten;<br />

diese erreichen vor allem die Bewegten,<br />

Aktiven, Sportlichen. Was tun, wenn es<br />

schwerfällt, die gewohnten, unbewegten Bahnen<br />

zu verlassen?<br />

Interesse an Schrittzählern nimmt zu!<br />

Nachdem Schrittzähler lange Zeit eher nur für<br />

Fachkreise von Interesse waren, nimmt das Interesse<br />

allgemein heute deutlich zu. Hinter Wortschöpfungen<br />

wie Quantified Self oder Body-Tracking<br />

treffen wir <strong>auf</strong> immer mehr Menschen, die<br />

die Möglichkeiten der modernen Technik nutzen,<br />

um ihren Lebensstil bewusst zu gestalten.<br />

Mit Schrittzählern, Fitness-Apps oder speziellen<br />

Armbändern messen sie ihre Leistungs- und<br />

Gesundheitswerte und treffen sich in sozialen<br />

Netzwerken, um sich gegenseitig zu motivieren.<br />

Der Wellness- und Fitnessmarkt spricht von<br />

einem gigantischen Potenzial für die kommenden<br />

Jahre. Schrittzähler also nur, um unsere<br />

K<strong>auf</strong>lust anzuregen?<br />

Die Wahrheit liegt wohl wie so oft in der Mitte.<br />

Gerade explodierende Trends in der Wellnessund<br />

Fitnessbranche hegen den Verdacht, man<br />

wolle hier nur an unser Geld. Aber eben diese<br />

Branche verfügt auch über eine jahrzehntelange<br />

Erfahrung in der Erhebung von Leistungsdaten<br />

zur besseren Trainingssteuerung. Und<br />

sie hat ein gutes Händchen dafür, das Nützliche<br />

mit dem Spielerisch-Leichten zu verbinden,<br />

um so den Einstieg in die <strong>Bewegung</strong> zu erleichtern.<br />

Dieses Händchen ist mehr als willkommen,<br />

denn <strong>Bewegung</strong>smangel ist ein Massenphänomen<br />

und kein Randproblem. Florian<br />

Gschwandtner, Geschäftsführer von Runtastic<br />

(mit 50 Millionen Downloads ein Branchenriese)<br />

trifft den Nagel <strong>auf</strong> den Kopf, wenn er die niedrige<br />

Zugangsschwelle von Fitness-Apps für<br />

Einsteiger und Wiederbeginner betont. Angesichts<br />

der persönlichen Herausforderung einer<br />

Lebensstiländerung sollten wir jeden Helfer<br />

willkommen heißen – vorausgesetzt, er hält,<br />

was er verspricht.<br />

Mehr <strong>Bewegung</strong> mit Schrittzählern?<br />

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Daten,<br />

die dar<strong>auf</strong> hinweisen, dass die Verwendung<br />

eines Schrittzählers nachhaltig körperliche<br />

Aktivität fördern kann. Stellvertretend sei<br />

die Übersichtsarbeit von Bravata genannt: Sie<br />

zeigt, dass Schrittzählernutzer ihre körperliche<br />

Aktivität um gut 2 500 Schritte täglich steigern,


schwerpunkt<br />

Foto: © PhotoSG - Fotolia.com<br />

www.diabetes-journal.de<br />

was einer Steigerung der körperlichen Aktivität<br />

um 27 Prozent entspricht.<br />

Mit einem Schrittzähler lässt sich der alltägliche<br />

<strong>Bewegung</strong>sumfang einfach erfassen – und<br />

dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>bauend lassen sich sehr individuelle<br />

<strong>Bewegung</strong>sziele in Form von Schrittzahlen formulieren.<br />

Durch das beständige Wechselspiel<br />

zwischen konkreten Zielen (Schrittanzahl) und<br />

Ergebnisrückmeldung (Schrittzähler und Beratungsgespräch)<br />

entstehen offensichtlich bemerkenswerte<br />

Selbstmotivationseffekte.<br />

Sofort Rückmeldung und Orientierung<br />

Die motivierende Wirkung selbstgesetzter Ziele<br />

ist nicht neu; aber die Übersetzung von <strong>Bewegung</strong>szeit<br />

(3- bis 4-mal pro Woche eine halbe<br />

Stunde zusätzliche Aktivität) in konkrete<br />

Schrittzahlen kommt unserem alltäglichen<br />

Verhalten viel näher. Der Schrittzähler gibt<br />

uns Rückmeldung in Echtzeit und damit offensichtlich<br />

eine viel bessere Orientierung<br />

dar über, was wir tun wollten und was wir getan<br />

haben. Adhoc-Entscheidungen pro selbstgesetztes<br />

Ziel fallen uns leichter: z. B. eine Station<br />

früher aus dem Bus zu steigen, noch eine<br />

Runde zu Fuß zu gehen oder die Treppe statt<br />

des Aufzugs zu nehmen – zumal wir das Ergebnis<br />

der Anstrengung bzw. Veränderung sofort<br />

sehen können. Die Neugier, was wie viel<br />

an Schritten bringt, animiert viele Menschen,<br />

neue <strong>Bewegung</strong>sfelder in ihrem Alltag zu entdecken.<br />

Die Erfassung von <strong>Bewegung</strong> über Schrittzähler<br />

kann nicht die Vielfalt der <strong>Bewegung</strong>sformen<br />

abbilden. Aber sie bietet ein spannendes<br />

Medium, die ursprünglichste, einfachste und<br />

am wenigsten <strong>auf</strong>wendige Form der <strong>Bewegung</strong><br />

messbar zu machen: das Gehen.<br />

Was muss ein Schrittzähler können?<br />

Insofern lautet die Anforderung an einen<br />

Schrittzähler: Er muss zuverlässig Schritte<br />

erkennen und erfassen. Durch das Multiplizieren<br />

der Anzahl der Schritte mit der individuellen<br />

Schrittlänge wird in der Folge die zurückgelegte<br />

Distanz berechnet (nicht gemessen).<br />

Die Genauigkeit der Schätzung der Entfernung<br />

hängt insbesondere von der individuellen Einstellung<br />

der Schrittlänge ab. Schrittmessungen<br />

lassen sich in zwei grundsätzliche Technologien<br />

unterscheiden: mechanische und digitale<br />

Zähler.<br />

Mechanische Schrittzähler funktionieren über<br />

einen Pendel- bzw. Federmechanismus. <strong>Bewegung</strong>simpulse,<br />

ausgelöst durch Körperbewegungen,<br />

werden in Pendelausschläge übertragen<br />

und gezählt. Da diese Schrittzähler rein<br />

mechanisch arbeiten, also keine Batterie benötigen,<br />

funktionieren sie, einmal eingestellt,<br />

prinzipiell ohne Limit. Allerdings müssen mechanische<br />

Schrittzähler exakt am Körper (am<br />

besten am Hosenbund) getragen werden. Als<br />

kostenfreie Werbegeschenke sind sie sehr beliebt,<br />

leisten aber der Motivationsidee oft ei-<br />

| DJ 8–2014<br />

27


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

| DJ 8–2014<br />

28<br />

nen Bärendienst: Denn hier ist die Mechanik<br />

zu anfällig und zu ungenau.<br />

Geräte mit digitaler Technologie funktionieren<br />

ungleich exakter, sind zuverlässiger und<br />

mittlerweile auch so günstig, dass es kaum<br />

lohnt, noch mechanische Schrittzähler zu<br />

verwenden. Sie messen Schritte über <strong>Bewegung</strong>s-<br />

bzw. Beschleunigungssensoren. Diese<br />

Sensoren übersetzen Körpervibrationen in<br />

elektrische Impulse, die dann als Schritte interpretiert<br />

werden. <strong>Bewegung</strong>simpulse werden<br />

mit der 2D-Technologie in zwei Richtungen erfasst:<br />

vorwärts – rückwärts und links – rechts.<br />

3D-Sensoren erkennen zusätzlich Auf-Ab-Impulse.<br />

Grund- und Zusatzfunktionen<br />

Die Grundfunktionen der Standardgeräte sind<br />

im Wesentlichen ähnlich. Neben der Schritterfassung<br />

berechnen sie in der Regel zurückgelegte<br />

Wegstrecken und Kalorienverbrauch<br />

– vorausgesetzt, dass Schrittlänge, Körpergewicht,<br />

Körpergröße und Alter in das Gerät<br />

eingegeben werden. Auf dem Display ist die<br />

aktuelle Tagesschrittzahl abzulesen. Tagesergebnisse<br />

werden etwa 14 bis 28 Tage zurückgehend<br />

gespeichert. Jeder weitere Tageswert<br />

überschreibt den ältesten Tageswert. Monatsoder<br />

Quartalsbetrachtungen im Rahmen eines<br />

Beratungsgespräches sind damit nicht möglich,<br />

da die Daten verlorengehen.<br />

Aufwendigere Geräte haben deshalb Speicherkapazitäten<br />

von bis zu 60 Tagen <strong>auf</strong> dem Gerät<br />

und eine PC-Schnittstelle. Die Hersteller liefern<br />

die dazugehörige Software. Damit können<br />

über den Schrittzähler ermittelte Daten unbegrenzt<br />

abgespeichert, ausgewertet und als Tabellen<br />

oder graphisch dargestellt werden in<br />

Form von Kurven- oder Balkendiagrammen.<br />

Eine interessante Option für all diejenigen, die<br />

einen genaueren Blick <strong>auf</strong> ihr <strong>Bewegung</strong>sprofil<br />

Checkliste<br />

Was ist mir wichtig?<br />

• Qualität der Messung (mechanisch,<br />

digital)<br />

• 2D- oder 3D-Technologie<br />

• Größe und Tragekomfort<br />

• Robustheit (z. B. gegenüber<br />

Stößen, Schweiß)<br />

• Akku- oder Batteriebetrieb<br />

• Lesbarkeit der Anzeige<br />

(Größe, Kontrast, Beleuchtung)<br />

• Datenspeicherung (12, 28,<br />

60 Tage)<br />

• Schnittstelle zum PC<br />

• Auswertungssoftware<br />

• Eingabemöglichkeit meiner<br />

Schrittziele<br />

• Ziel-Ist-Vergleich (Erfolgsund<br />

Warnmeldung)<br />

• Unterscheidung „Alltagsschritte“<br />

und „Sportschritte“<br />

(Workout-Funktion)<br />

• Verbindung zum Smartphone<br />

(Fitness-Apps)<br />

• Zusatzfunktionen (Distanzmessung,<br />

Kalorienverbrauch,<br />

Geschwindigkeit,<br />

Körperfettverbrennung …)<br />

werfen wollen, ist die Möglichkeit der Unterscheidung<br />

von Alltagsschritten und sportlichen<br />

Schritten. Beim Joggen oder Walken unterscheiden<br />

sich Schrittlänge und Stärke des <strong>Bewegung</strong>simpulses,<br />

was wiederum <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

den Kalorienverbrauch und den Stoffwechsel<br />

nimmt. Diese Einflüsse werden über eine<br />

meist als Workout-Modus bezeichnete Zusatzfunktion<br />

erfasst.<br />

Aufzeichnen, erinnern: Zukunft ist heute<br />

Ob Nike+ Fuelband oder Fitbit One: mit Einzug<br />

der Fitnessarmbänder, Smartphones und Fitness-Apps<br />

ändert sich nicht nur die Sprache.<br />

Bitcom, Bundesverband der Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation und neue Medien e. V.,<br />

beziffert das Angebot an unterschiedlichen<br />

Gesundheits-Apps <strong>auf</strong> rund 15 000! 13 Prozent<br />

der Deutschen nutzen diese „Wear ables“,<br />

die sich wie Armbänder tragen lassen. Dabei<br />

teilen sich diese digitalen Werkzeuge in zwei<br />

Gruppen: Tracker (engl. Kursverfolger) zeichnen<br />

das <strong>Bewegung</strong>sprofil <strong>auf</strong> und fungieren<br />

wie ein Spiegel; Nadgers treten in Interaktion<br />

mit dem Nutzer, erinnern durch Vibrieren an<br />

die Zielsetzungen, loben mit Leuchtstreifen,<br />

wenn wir Ziele erreichen, und ermahnen uns<br />

mit Ampelsystem und Smileys, falls die guten<br />

Absichten im Sumpf des Alltags zu versinken<br />

drohen – und wir zu lange <strong>auf</strong> dem Sofa oder<br />

am Schreibtisch sitzen.<br />

Treffen <strong>auf</strong> Plattformen, Ziele gemeinsam<br />

setzen<br />

Unabhängig davon, welches digitale Werkzeug<br />

man nun nutzt: Alle bieten die Möglichkeit,<br />

sich <strong>auf</strong> Plattformen (Dacadoo, Runtastic,<br />

Endomondo, My Fitness Pal, Nike-Gruppe etc.) zu<br />

treffen, sich in Gruppen zusammenzuschließen,<br />

sich gemeinsame Ziele zu setzen, Ergeb-


schwerpunkt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Autor, © Syda Productions - Fotolia.com<br />

nisse zu vergleichen und sich wechselseitig zu<br />

motivieren.<br />

Diese neuen Lifestyle-Tools zählen nicht nur<br />

Schritte oder ersetzen eintönige Tabellen<br />

durch farbenfrohe, animierte Apps. Sie messen<br />

den Blutzucker, überwachen Blutdruck und<br />

Herzfrequenz, dokumentieren Schlafphasen.<br />

Neuentwicklungen sind an der Tagesordnung.<br />

Eine persönliche Orientierungshilfe<br />

Eine Empfehlung angesichts der Fülle an mechanischen,<br />

elektronischen und virtuellen<br />

Möglichkeiten zu geben, ist schwierig. Ich<br />

selbst vertraue <strong>auf</strong> ein in funktionaler Hinsicht<br />

eher einfaches, in der Qualität der Messung<br />

aber anspruchsvolles Modell, den Pedometer<br />

60. Mit einem internen Speicher von<br />

60 Tagen, 3D-<strong>Bewegung</strong>serfassung und digitaler<br />

Schnittstelle wurde es vom Unternehmen<br />

Promedia (www.pedometer60.de) speziell<br />

für die Bedürfnisse der <strong>Diabetes</strong>schulung und<br />

des Disko-Schulungsmoduls („Wie Diabetiker<br />

zum Sport kommen“) entwickelt.<br />

Aber Menschen sind so unterschiedlich wie<br />

die Schrittzähler selbst. Deshalb ist viel wichtiger<br />

zu fragen, welchen Leistungsumfang ich<br />

von einem Schrittzähler erwarte. Als kleine<br />

Orientierungshilfe möge die Checkliste links<br />

dienen.Eine sachkundige und übersichtliche<br />

Produktzusammenstellung findet man z. B. im<br />

Ratgeber: Schrittzähler k<strong>auf</strong>en unter<br />

www.schrittzaehlertest.de<br />

Kontakt:<br />

Dr. Peter Borchert<br />

Hochvogelstraße 24<br />

86163 Augsburg<br />

E-Mail: dr.peter.borchert@t-online.de<br />

Das Resümee<br />

Selbstkontrolle ist gerade für Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

kein Fremdwort. Die „Quantified Self“-<strong>Bewegung</strong> darf<br />

und muss sicherlich kritisch betrachtet werden, denn<br />

zwischen Selbstkontrolle und Kontrollzwang liegen<br />

Welten. Aber der Schrittzähler ist dort ein sinnvoller<br />

und sehr nützlicher Helfer, wo uns die Selbstkontrolle<br />

hilft, das richtige Maß zu finden, selbstgesetzte Ziele<br />

zu benennen und seinen Weg, im wahrsten Sinne des<br />

Wortes, zu gehen. Waren <strong>Bewegung</strong>svorgaben für viele<br />

Menschen etwas Abstraktes – mit einem Schrittzähler<br />

wird <strong>Bewegung</strong> zu einer greifbaren Größe: nämlich<br />

schlicht und einfach Schritte. Wir selbst nehmen<br />

unmittelbar <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> diese Größe durch das, was wir<br />

konkret tun oder nicht tun. In diesem Sinne gibt und<br />

sichert der Schrittzähler unsere Selbstbestimmtheit,<br />

denn er nimmt uns keinen Schritt ab, zeigt uns aber,<br />

dass jeder Schritt zählt.<br />

| DJ 8–2014<br />

29


medizin<br />

Heft 7/2014:<br />

Das Gehirn<br />

Heft 8/2014:<br />

Das Herz<br />

Heft 9/2014:<br />

Die Bauchspeicheldrüse<br />

Heft 10/2014:<br />

Die Haut<br />

Herz und <strong>Diabetes</strong><br />

Motor<br />

zum<br />

Leben<br />

Autor Dr. med. Gerhard-W. Schmeisl schmeisl@deegenberg.de<br />

| DJ 8–2014<br />

30<br />

Dr. med. Gerhard-W.<br />

Schmeisl (Bad Kissingen)<br />

schreibt über<br />

die <strong>Diabetes</strong>-Therapie<br />

und darüber, wie man<br />

Folgeerkrankungen<br />

verhindern kann.<br />

2014 ist er ausgezeichnet<br />

worden für seine<br />

sozialmedizinischen<br />

Verdienste.<br />

1 700<br />

Liter<br />

Blut<br />

in 24 Stunden<br />

Das Herz ist unser Motor. Es<br />

verbringt in jedem Menschen<br />

wahre Wunderleistung – solange<br />

es gesund ist. Wer <strong>Diabetes</strong><br />

hat, sollte ganz besonders<br />

dar<strong>auf</strong> achten, dass es intakt<br />

bleibt.<br />

Das Herz ist eine Art Motor, der sauerstoffreiches<br />

Blut (linker Vorhof und linke Kammer) und<br />

sauerstoffarmes Blut (rechter Vorhof und rechte<br />

Kammer) in ein weit verzweigtes Netz von<br />

Blutgefäßen und in die Lunge pumpt. Das Herz<br />

schlägt in der Minute etwa 60- bis 80-mal; etwa<br />

100 000-mal am Tag, 42 Mio. Schläge in einem<br />

Jahr. Unglaublich, oder? In 24 Stunden werden<br />

etwa 7 000 Liter Blut durch den ganzen Körper<br />

gepumpt. Man unterscheidet zwei Phasen:<br />

1. Die Systole: Der Herzmuskel zieht sich zusammen<br />

und wirft so Blut aus.<br />

2. Die Diastole: Der Herzmuskel erschlafft<br />

und saugt quasi Blut an.<br />

Der kleine Lungenkreisl<strong>auf</strong><br />

Es gibt einen kleinen Lungenkreisl<strong>auf</strong> und einen<br />

großen Körperkreisl<strong>auf</strong>: Wenn das sauerstoffarme<br />

(venöse) Blut in den rechten Vorhof und die<br />

rechte Herzkammer kommt, wird es von da in<br />

die Lunge gepumpt, wo es beim Atmen wieder<br />

mit Sauerstoff angereichert wird. Nach Passage<br />

dieses kleinen Lungenkreisl<strong>auf</strong>s kommt es<br />

im linken Vorhof und der linken Herzkammer<br />

als sauerstoffreiches Blut an. Von der linken<br />

Kammer aus geht es in der Systole – die linke<br />

Herzkammer zieht sich zusammen – wieder in<br />

den großen Körperkreisl<strong>auf</strong>:<br />

Der große Körperkreisl<strong>auf</strong><br />

Zunächst gelangt das Blut über die Hauptschlagader<br />

(Aorta) in Arme und Gehirn nach<br />

oben und in Beine, Nieren, Leber, Darm etc.<br />

nach unten. Definitionsgemäß heißen alle<br />

Blutgefäße/Adern, die vom Herzen wegführen,<br />

Arterien. Wenn sie zum Herzen hinführen,<br />

heißen sie Venen (egal, ob sie sauerstoffreiches<br />

oder -armes Blut führen!).<br />

Das vom Herzen in den großen Kreisl<strong>auf</strong> gepumpte<br />

Blut gibt seinen Sauerstoff und auch<br />

Nährstoffe, die mit dem Blut transportiert werden,<br />

über die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren)<br />

an das Gewebe ab – und nimmt über Venolen<br />

das sauerstoffarme Blut wieder <strong>auf</strong>; das wird<br />

schließlich zum rechten Herzen zurückgeführt.<br />

Die eigene Blutversorgung des Herzmuskels<br />

erfolgt über die zwei Herzkranzarterien – eine<br />

Illustration: Simone Roessling - Fotolia.com


medizin<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Der Fall<br />

Foto: © apops - Fotolia.com<br />

rechte und eine linke Arterie. Die linke Herzkranzarterie<br />

teilt sich gleich nach ihrem Abgang<br />

aus der Hauptschlagader <strong>auf</strong> und gibt<br />

einen zusätzlichen Ast ab; viele kleine Arterien<br />

gehen von diesen Hauptästen ab und<br />

versorgen so den Herzmuskel mit Blut. Herzkranzarterien<br />

heißen sie, weil sie außen <strong>auf</strong><br />

dem Herzen wie ein Kranz verl<strong>auf</strong>en.<br />

Zwei Arten von Herzproblemen<br />

Eine Schädigung des Herzens speziell bei<br />

Diabetikern kommt über zwei Mechanismen<br />

zustande:<br />

1. Die Durchblutung des Herzens selbst ist<br />

gestört, z. B. durch eine Engstelle verursacht<br />

durch eine Verkalkung.<br />

2. Die Herzleistung nimmt ab (Herzschwäche,<br />

Abnahme der Pumpfunktion), so<br />

dass kein funktionierender Kreisl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>rechterhalten<br />

werden kann. Dies führt<br />

oft zu einem Rückstau des Blutes in die<br />

Lunge mit Beschwerden wie Luftnot oder<br />

in die Beine mit Wasseransammlungen<br />

im Gewebe (Ödeme).<br />

80 Prozent aller Diabetiker sterben den kardiovaskulären<br />

Tod, d. h. an Herz- und Gefäßerkrankungen<br />

– mit ca. 60 Prozent am häufigsten<br />

am Herzinfarkt.<br />

Bei Typ-1-Diabetikern steigt das Risiko<br />

ebenfalls <strong>auf</strong> fast 80 Prozent, wenn sich<br />

erste Anzeichen eines chronischen Nierenschadens<br />

(Mikroalbuminurie) zeigen. Die Nierenveränderungen<br />

sind nicht nur Zeichen eines<br />

beginnenden Nierenschadens, sondern<br />

indirekter Hinweis für einen Schaden am<br />

Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-System. Eine Mikroalbuminurie<br />

sollte deshalb immer Anlass sein,<br />

nach einem bereits vorliegenden Herzproblem<br />

zu fahnden (dies gilt auch für Erektionsstörungen<br />

beim Mann!).<br />

Die Arteriosklerose eines Diabetikers ist<br />

nicht anders als die eines Nichtdiabetikers.<br />

Aber sie schreitet extrem viel schneller voran,<br />

und sie betrifft in der Regel mehrere Gefäßgebiete<br />

gleichzeitig.<br />

Etwa 35 000 von jährlich etwa 200 000 tödlichen<br />

Herzinfarkten treffen Diabetiker.<br />

Nach einer amerikanischen Studie (Haffner/<br />

San Antonio, Texas) hat ein Diabetiker<br />

Peter M. hat einen kleinen Betrieb<br />

für Sanitär und Heizung und gerade<br />

seinen 52. Geburtstag gefeiert.<br />

Seit einigen Tagen bemerkt er<br />

eine zunehmende Luftnot, selbst<br />

wenn er nur leichte Sachen in den<br />

1. Stock ins Lager tragen will. Ein<br />

zusätzliches Brennen in der Brust<br />

etwa in der Höhe der Speiseröhre<br />

ließ ihn zunächst eher an<br />

Sodbrennen wegen einer Unverträglichkeit<br />

denken; daran, einen<br />

Arzt <strong>auf</strong>zusuchen, dachte er nicht.<br />

Sein Hausarzt hatte ihn mehrfach<br />

wegen seines Übergewichts von<br />

angeblich 40 kg, seines schlecht<br />

eingestellten <strong>Diabetes</strong> und seines<br />

starken Rauchens angemahnt!<br />

Trotz des sich kaum bessernden<br />

Brennens in der Brust schaute er<br />

sich um 20.30 Uhr das Fußball-Pokal-Endspiel<br />

zwischen Dortmund<br />

und München an – aber nur zwei<br />

Minuten! Bleich saß er <strong>auf</strong> dem<br />

Sofa, rang nach Luft und griff sich<br />

an die schmerzende Brust. Als<br />

der Notarzt kam, war fast kein<br />

Blutdruck mehr messbar – das<br />

EKG im Krankenhaus und die<br />

Blutentnahme bestätigten später:<br />

Herzinfarkt!<br />

| DJ 8–2014<br />

|<br />

31


medizin<br />

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| DJ 8–2014<br />

32<br />

Vorbeugende Maßnamen<br />

Risikofaktoren für eine Herzerkrankung bei<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

• Bluthochdruck (Hypertonie)<br />

• krankhaftes Übergewicht (Adipositas)<br />

• Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie)<br />

• Rauchen<br />

36,5<br />

Mio.<br />

Herzschläge<br />

pro Jahr<br />

• Untersuchung der gefährdeten Organe und Arterien mit nicht eingreifenden<br />

Verfahren (z. B. Pulsstatus, Dopplerindex/Knöchel-Arm-Index,<br />

Duplexsonographie, Echokardiographie, Belastungstests/-EKG, Belastungsechokardiographie)<br />

• Körpergewicht: Zielgewicht festlegen, individuelle Ernährungsempfehlung<br />

(mehr Salat, Gemüse, Obst)<br />

• Blutzuckereinstellung überprüfen (HbA 1c , Blutzucker nüchtern und zwei<br />

Stunden nach dem Frühstück)<br />

• Blutfettwerte überprüfen (Senkung des LDL-Cholesterins)<br />

• Blutdruck überprüfen (< 140/90 mmHg)<br />

• regelmäßige Überprüfung der Nierenfunktion (Kreatinin im Blut, Albumin<br />

im Urin, Nierenfunktion (glomeruläre Filtrationsrate, GFR) berechnen)<br />

• regelmäßig mäßige körperliche <strong>Bewegung</strong><br />

• falls erforderlich, frühzeitig Medikamente mit gesicherter herzschützender<br />

Wirkung einsetzen (z. B. ASS, ACE-Hemmer, AT-1-Blocker, Betablocker,<br />

Statine)<br />

ohne einen Herzinfarkt bereits eine genauso<br />

schlechte Lebenserwartung wie ein Nichtdiabetiker<br />

nach seinem ersten Herzinfarkt. Männer<br />

mit <strong>Diabetes</strong> weisen eine erhöhte Infarktsterblichkeit<br />

um das 1,5- bis 2,5-Fache im<br />

Vergleich zu Nichtdiabetikern <strong>auf</strong>. Hingegen<br />

ist das Risiko bei Frauen mit <strong>Diabetes</strong> 4-fach<br />

erhöht! Darüber hinaus verl<strong>auf</strong>en viele Herzinfarkte<br />

stumm – bis zu 40 Prozent schätzt<br />

man, <strong>auf</strong>grund einer Nervenschädigung des<br />

Nervensystems der inneren Organe (autonome<br />

Neuropathie): Das heißt, die Patienten merken<br />

nicht einmal, dass sie einen Herzinfarkt<br />

durchgemacht haben. Es liegen also häufig keine<br />

Schmerzen vor, ähnlich den fehlenden Beschwerden<br />

bei Durchblutungsstörungen an<br />

den Füßen bei peripherer diabetischer Neuropathie.<br />

Also ist eine rechtzeitige Diagnose mit<br />

entsprechend konsequenter Therapie absolut<br />

überlebensnotwendig. Obgleich diese Befunde<br />

in mehreren neueren Studien bestätigt<br />

wurden, gibt es auch Zweifel daran, dass der <strong>Diabetes</strong><br />

tatsächlich ein Risiko-Äquivalent der koronaren<br />

Herz erkrankung ist!<br />

Liegt bei einem Patienten eine Herzerkrankung<br />

vor, besteht bei ca. 70 Prozent schon entweder<br />

ein <strong>Diabetes</strong> oder die Vorstufe davon, eine<br />

krankhafte Zuckerverwertung (pathologische<br />

Glukosetoleranz) – die Sterblichkeit ist allerdings<br />

schon im Stadium dieser pathologischen<br />

Glukoseverwertung deutlich erhöht.<br />

Die moderne <strong>Diabetes</strong>therapie<br />

Eine moderne <strong>Diabetes</strong>therapie besteht in einer<br />

Senkung <strong>auf</strong> möglichst normnahe Blutzuckerwerte<br />

sowie in der konsequenten Behandlung<br />

der zuvor genannten individuellen<br />

Risikofaktoren, die häufig schon Jahre vor Bekanntwerden<br />

des <strong>Diabetes</strong> diagnostiziert werden<br />

könnten. Dies erfordert diabetologisch<br />

sowie kardiologisch und angiologisch qualifizierte<br />

Ärzte, die konsequent zusammenarbeiten.<br />

Schwere Unterzuckerungen und auch eine<br />

Gewichtszunahme sollten dabei unbedingt<br />

vermieden werden (Auswahl der richtigen Medikamente!).<br />

Bis heute gibt es keine eindeutigen Beweise<br />

dafür, dass <strong>Diabetes</strong>medikamente den Verl<strong>auf</strong><br />

günstig beeinflussen. Trotzdem scheint eine<br />

rechtzeitige, gute Einstellung des Blutzuckers<br />

sowie speziell auch der Begleiterkrankungen<br />

wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen<br />

günstig zu wirken.<br />

Illustration: © Regisser.com - Fotolia.com


medizin<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Neue Studien zeigen allerdings, dass eine zu scharfe<br />

Blutzuckereinstellung negative Folgen haben kann:<br />

häufige Infarkte sowie häufigere Unterzuckerungen.<br />

Diese Ergebnisse sind wahrscheinlich besonders<br />

<strong>auf</strong> die häufigen Unterzuckerungen zurückzuführen<br />

(Studien: ACCORD, ADVANCE, VADT). Denn: Eine<br />

schwere Unterzuckerung führt reaktiv zu einer Stimulierung<br />

des Nervus sympathikus (der das Herz antreibt!)<br />

mit Ausschüttung von Stress-Hormonen wie<br />

Adrenalin, Nor adrenalin und Kortisol. Hierdurch<br />

schlägt das Herz schneller, es wird mehr Sauerstoff<br />

verbraucht: Eine verminderte Durchblutung der kleinen<br />

Herzgefäße kann die Folge sein (Angina pectoris).<br />

Außerdem können so gefährliche Herzrhythmusstörungen<br />

eingeleitet werden!<br />

Medikamente, die ohne Unterzuckerungen einhergehen,<br />

sind also gerade bei Diabetikern mit schon möglichen<br />

Schäden am Herzgefäßsystem zu bevorzugen!<br />

Kontakt: Dr. Gerhard-W. Schmeisl // Internist, Angiologie,<br />

Diabetologie, Sozialmedizin // Chefarzt Deegenbergklinik,<br />

Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen // Tel.: 09 71/8 21-0, E-Mail:<br />

schmeisl@deegenberg.de // Chefarzt Diabetologie Klinik Saale,<br />

Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen // Tel.: 09 71/85-01<br />

Zusammenfassung<br />

Berend Willms<br />

Was ein Diabetiker alles wissen muss<br />

9. Auflage 2013, 180 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />

14,50 €, ISBN 978-3-87409-549-5<br />

Im Hinblick <strong>auf</strong> die Blutzuckereinstellung gilt: Je<br />

länger der <strong>Diabetes</strong> bekannt ist und je ausgeprägter<br />

Gefäßschäden schon vorliegen, umso weniger<br />

intensiv sollte die Blutzuckereinstellung sein – d. h.<br />

schwere Unterzuckerungen sollten vermieden<br />

werden. Die neueren inkretinbasierten Therapien<br />

in Kombination mit Metformin sollten bevorzugt<br />

eingesetzt werden, um auch eine weitere Gewichtszunahme<br />

zu vermeiden, aber auch Insulin, wenn<br />

erforderlich, adäquat und rechtzeitig eingesetzt.<br />

Sulfonylharnstoffe sollten, wenn möglich, vermieden<br />

werden. Begleiterkrankungen müssen konsequent<br />

und rechtzeitig behandelt werden.<br />

Ihr Diabetologe, Ihr Hausarzt und evtl. auch ein<br />

Kardiologe unterstützen Sie dabei!<br />

34.0001<br />

Überall im Buchhandel oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

per Internet<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

| DJ 8–2014<br />

33<br />

Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


medizin<br />

www.diabetes-journal.de<br />

| DJ 8–2014<br />

34<br />

Die Serie von <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Chefredakteur<br />

Prof. Dr.<br />

med. Thomas Haak<br />

(Ltd. Notarzt, re.)<br />

und DRK-Rettungsdienstleiter<br />

Kai<br />

Schlecht.<br />

Serie: Blaulicht<br />

Ertrinken<br />

Das unternimmt der Ersthelfer<br />

Während der eine Rettungsschwimmer sofort<br />

den Notarzt verständigt, dreht der andere den<br />

Ertrunkenen <strong>auf</strong> die Seite und lässt das in<br />

Mund und Rachen verbliebene Wasser<br />

bestmöglich abl<strong>auf</strong>en. Danach beginnt<br />

er mit der Herzdruckmassage. Der<br />

zweite Ersthelfer beatmet den Patienten<br />

im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen<br />

zu 2 Atemstößen bis zum Eintreffen<br />

des Rettungsdienstes.<br />

Das macht der Rettungsdienst<br />

Wenige Minuten nach der Alarmierung trifft<br />

das Rettungsdienst-Team an der Unglücksstelle<br />

ein. Gemeinsam mit den Ersthelfern<br />

wird die Herzdruckmassage fortgeführt. Zur<br />

besseren Beatmung wird Herr K. vom Notarzt<br />

intubiert, während der Rettungsassistent die<br />

Elektroden des halbautomatischen Defibrillators<br />

<strong>auf</strong>klebt, um die Herzaktivitäten festzustellen.<br />

Der Defibrillator erkennt ein Kammerflimmern,<br />

so dass ein Elektroschock vom<br />

Notarzt angeordnet wird. Sofort nach Abgabe<br />

Der Notfall<br />

Beim Schwimmen im Waldsee erleidet<br />

Rüdiger K. einen Unter zucker und<br />

kann nicht zurück an Land schwimmen.<br />

Er verliert das Bewusstsein<br />

und geht unter. Der am Waldsee<br />

diensthabende Rettungsschwimmer<br />

hat dies beobachtet, springt sofort<br />

ins Wasser und kann nach kurzem<br />

Suchen Herrn K. am Grund des Sees<br />

finden und an Land retten. Gemeinsam<br />

mit seinem Kollegen untersucht er<br />

Herrn K. und stellt fest, dass dieser<br />

nicht mehr atmet und auch kein Puls<br />

an den Halsschlagadern tastbar ist.<br />

des Stromstoßes durch das Gerät führen die<br />

Helfer die Beatmung über den Tubus und die<br />

Herzdruckmassage fort. Es wird ein venöser<br />

Zugang gelegt, über diesen werden dann auch<br />

umgehend Medikamente verabreicht. Der<br />

Notarzt saugt über den Tubus das noch vorhandene<br />

Wasser aus der Lunge ab, wor<strong>auf</strong>hin<br />

sich der Sauerstoffgehalt im Blut deutlich verbessert.<br />

Da bei der Anlage eines venösen Zugangs<br />

standardmäßig auch der Blutzucker bestimmt<br />

wird, kann die Besatzung auch schnell<br />

<strong>auf</strong> die Unterzuckerung reagieren. Ohne diese<br />

Feststellung wäre die Erfolgschance weit geringer.<br />

Die Gabe von Glukose und Adrenalin<br />

zeigt nach ca. 15 Minuten ihre Wirkung, und<br />

es kann ein Puls getastet werden.<br />

Da Herr K. nun über einen eigenen Herzrhythmus<br />

verfügt, wird zügig der Transport<br />

zur nächstgelegenen Intensiveinheit<br />

eingeleitet.<br />

Der Blutzucker<br />

wird erneut<br />

bestimmt, und<br />

da Herr K. zunehmend<br />

agiler<br />

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medizin<br />

Die wichtigsten Maßnahmen<br />

1. Den Verunglückten aus dem Wasser<br />

ziehen.<br />

2. Rettungsdienst verständigen.<br />

3. Herzdruckmassage (plus Atemstöße), bis<br />

der Notarzt eintrifft.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

wird bekommt er ein Beruhigungsmittel verabreicht,<br />

denn die Beatmung wird weiterhin<br />

durchgeführt.<br />

Ausschlaggebend für den zügigen Erfolg der<br />

Reanimationsmaßnahmen war das schnelle,<br />

umsichtige Handeln des Rettungsschwimmers<br />

und der Ersthelfer.<br />

Das passiert in der Klinik<br />

Nach der erfolgreichen Wiederbelebung wird<br />

Herr K. unter weiterer Beatmung in die Klinik<br />

gebracht. Dort wird er direkt <strong>auf</strong> die Intensivstation<br />

gelegt. Zunächst muss die<br />

Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-Situation noch mit Medikamenten<br />

stabilisiert werden. Da Herr K. durch<br />

das Wasser in der Lunge Fieber bekommt, erhält<br />

er über mehrere Tage Antibiotika. Am<br />

zweiten Tag wird Herr K. wacher, und die Beatmung<br />

kann beendet werden. Nach zwei Wochen<br />

wird Herr K. in eine Reha-Klinik entlassen.<br />

Am Ende der Reha-Behandlung zeigt sich:<br />

Herr K. hat Glück gehabt – es bleiben keine<br />

Schäden am Gehirn zurück.<br />

Dateiname: _339JI__0013931.pdf; Nettoformat:(210.00 x 135.00 mm); Datum: 09. May 2014 07:34:48; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />

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• USB-Anschluß<br />

• Mahlzeiten-Markierer<br />

• Ketonwarnung<br />

• Beleuchteter Teststreifeneinschub<br />

• Hygienische Teststreifen-Auswurf-Funktion<br />

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35<br />

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| DJ 8–2014


medizin<br />

Gesucht: Schwang<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in<br />

| DJ 8–2014<br />

36<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Anette-<br />

Gabriele Ziegler ist Direktorin<br />

des Instituts für <strong>Diabetes</strong>forschung<br />

(IDF), Helmholtz Zentrum<br />

München, welches die Forschergruppe<br />

<strong>Diabetes</strong> (Klinikum<br />

rechts der Isar, Technische Universität<br />

München, TUM) und die<br />

Forschergruppe <strong>Diabetes</strong> e. V.<br />

am Helmholtz Zentrum München<br />

in sich vereint. Prof. Ziegler hat<br />

den Lehrstuhl für <strong>Diabetes</strong> und<br />

Gestationsdiabetes (TUM) inne<br />

und praktiziert als Diabetologin<br />

in der <strong>Diabetes</strong>ambulanz am<br />

Klinikum rechts der Isar.<br />

Haben enge Verwandte eines Neugeborenen<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, so hat dies offenbar <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong> das Risiko, dass das Neugeborene während<br />

des frühen Kindesalters ebenfalls an<br />

<strong>Diabetes</strong> erkrankt. Wissenschaftler des Instituts<br />

für <strong>Diabetes</strong>forschung, Helmholtz Zentrum<br />

München, analysieren derzeit anhand<br />

von Nabelschnurblutproben, wie sich das<br />

Immunsystem des Kindes bei Schwangeren<br />

oder erstgradig Verwandten mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

entwickelt. Gesucht sind Familien, die Zuwachs<br />

bekommen und bei denen schon einmal<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>getreten ist.<br />

Immer häufiger erkranken schon Kleinkinder<br />

an Typ-1-<strong>Diabetes</strong>; eine bestehende familiäre<br />

Belastung mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> ist ein starker<br />

Risikofaktor für die Entwicklung von Inselautoimmunität<br />

und <strong>Diabetes</strong>. Entscheidend ist<br />

dabei, welcher Verwandte bereits an Typ-1-<br />

Dia betes erkrankt ist: Ist die Mutter betroffen,<br />

liegt das <strong>Diabetes</strong>risiko für das Kind um<br />

das 2-bis 3-Fache unter dem eines Kindes, dessen<br />

Vater, Bruder oder Schwester an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

leidet. Auch diabetesspezifische Autoantikörper<br />

als Vorboten der Erkrankung werden<br />

häufiger bei Kindern von Vätern mit Typ-1-<br />

Dia betes nachgewiesen.<br />

Ändert sich das Immunsystem schon im<br />

Mutterleib?<br />

Einige damit verbundene Faktoren konnten<br />

bereits von Wissenschaftlern am Institut<br />

für <strong>Diabetes</strong>forschung unter Leitung von<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler<br />

identifiziert werden. Diese Faktoren sind<br />

leicht erhöhte Blutzuckerwerte während der<br />

Schwangerschaft, ein etwas erhöhtes HbA 1c<br />

gegen Ende der Schwangerschaft sowie ein geringes<br />

oder hohes Geburtsgewicht des Kindes.<br />

Vermutet wird, dass sich das Immunsystem bei<br />

diesen Kindern bereits im Mutterleib unterschiedlich<br />

entwickelt. Während der Schwangerschaft<br />

wird die Entwicklung der Betazellen<br />

in der Bauchspeicheldrüse durch die erhöhten<br />

Blutzuckerwerte der Mutter stimuliert. Moderat<br />

erhöhte Blutzuckerwerte sind somit offenbar<br />

nicht nur schädlich, sondern es wird auch<br />

vermutet, dass die Verzuckerung verstärkt dazu<br />

führt, dass das Immunsystem aktiv wird.<br />

Darüber hinaus wird spekuliert, dass das Immunsystem<br />

des ungeborenen Kindes an erhöhte<br />

Insulinkonzentrationen und diabetesspezifische<br />

Antikörper im Blut der Mutter<br />

gewöhnt wird. Dies könnte später beim Kind<br />

zu einer erhöhten Toleranz gegenüber diabetesassoziierten<br />

Antigenen führen, welche vor<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> schützen kann.<br />

Spenden Sie Ihr Nabelschnurblut zur<br />

Aufklärung des Typ-1-<strong>Diabetes</strong>!<br />

Um dieser Frage und weiteren nachzugehen,<br />

untersuchen die Forscher derzeit die Unterschiede<br />

in der Reifung des Immunsystems von<br />

Kindern bereits im Mutterleib anhand von Nabelschnurblutproben.<br />

Sie verwenden das Nabelschnurblut,<br />

um die darin enthaltenen Immunzellen<br />

näher zu charakterisieren und so<br />

deren Rolle bei der Entwicklung von <strong>Diabetes</strong><br />

besser zu verstehen.<br />

Die Untersuchung wichtiger Faktoren, die<br />

das Immunsystem des Kindes während der<br />

Schwangerschaft beeinflussen und die Untersuchung<br />

möglicher Schutzmechanismen vor<br />

der Entwicklung der Autoimmunität: Dies<br />

alles soll beitragen zur weiteren Aufklärung<br />

dar über, wie Typ-1-<strong>Diabetes</strong> entsteht. Bereits<br />

erforscht wurde die Auswirkung von hohen<br />

Blutzuckerwerten während der Schwangerschaft<br />

<strong>auf</strong> die Immunantwort – dabei konnte<br />

gezeigt werden, dass es Unterschiede bei den<br />

Immunzellen gibt.<br />

Foto: © Magalice - Fotolia.com


Die Lauber-Methode medizin :<br />

Messen! Essen! L<strong>auf</strong>en !<br />

ere mit<br />

der Familie<br />

Hans Lauber<br />

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medikamentenfrei<br />

Schwangere mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

oder Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in der Familie<br />

gesucht<br />

Unterstützen Sie die Forschung zum<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>! Wir suchen deutschlandweit<br />

Familien, bei denen bereits ein<br />

Mitglied an Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt ist<br />

– die werdende Mutter, der Vater oder ein<br />

älteres Geschwisterkind –, und die bereit<br />

sind, das Nabelschnurblut des Kindes zu<br />

spenden. Die Nabelschnurblutentnahme<br />

erfolgt völlig schmerzfrei und ohne<br />

Risiko nach Durchtrennung der Nabelschnur.<br />

Das wertvolle Nabelschnurblut<br />

wird nach Geburt weder vom Kind noch<br />

von der Mutter benötigt und daher in<br />

den meisten Fällen weggeworfen. Familien,<br />

die bereit sind, ihr Nabelschnurblut zur<br />

Verfügung zu stellen, leisten bereits einen<br />

sehr wichtigen Beitrag, um die Ursachen<br />

des Typ-1-<strong>Diabetes</strong> besser zu verstehen.<br />

Kostenfrei Forschung helfen<br />

Wir übernehmen die Information der<br />

Klinik und die Organisation des Versandes<br />

des Nabelschnurblutes. Für Sie ist<br />

dies alles kostenfrei. Für <strong>Ihre</strong> Unterstützung<br />

bieten wir Ihnen weitere Nachuntersuchungen<br />

zum Typ-1-<strong>Diabetes</strong>-Risiko<br />

des Kindes an. Auf Wunsch können<br />

Sie für Ihr Kind eine Risikoeinschätzung<br />

vornehmen lassen, die aussagt, ob Ihr<br />

Kind ein geringes, mittleres oder hohes<br />

Risiko hat, später an Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

zu erkranken. Sobald das Kind das<br />

1. Lebensjahr vollendet hat, können Sie<br />

durch eine einfache Blutuntersuchung<br />

auch das Auftreten diabetesspezifischer<br />

Autoantikörper feststellen lassen. Dadurch<br />

kann ein mögliches <strong>Diabetes</strong>risiko<br />

des Kindes frühzeitig erkannt und Stoffwechselentgleisungen<br />

bei Manifestation<br />

und das Risiko für diabetesbedingte Folgeschäden<br />

können stark verringert werden.<br />

Zudem können unsere Studienärzte<br />

Sie über eine mögliche Teilnahme an<br />

Präventions- und Interventionsstudien<br />

beraten. Die Untersuchungen sind freiwillig<br />

und kostenlos und nicht mit der<br />

Nabelschnurblutspende verbunden.<br />

Die Erkenntnisse unserer Studie sollen<br />

langfristig genutzt werden, um<br />

Therapien zu entwickeln, die das Entstehen<br />

einer Autoimmunität und von<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> verhindern.<br />

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wie ein Diabetiker<br />

So besiegen Sie <strong>Ihre</strong>n<br />

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Tel. 07 11 / 66 72-14 83, Fax 07 11 / 66 72-19 74,<br />

E-Mail: svk @ svk.de<br />

1<br />

Illustration: © kaipity - Fotolia.com<br />

Kontakt<br />

Studienleitung: Dr. med. Katharina Warncke<br />

Stichwort: ImmunDiabRisk<br />

Forschergruppe <strong>Diabetes</strong><br />

Klinikum rechts der Isar<br />

Technische Universität München<br />

Kölner Platz 1, 80804 München<br />

Tel.: 08 00/8 28 48 68 (kostenfrei)<br />

E-Mail: prevent.diabetes@lrz.tu-muenchen.de<br />

Internet: www.immundiabrisk.de<br />

Bitte senden Sie mir<br />

–––– Exemplar(e) Fit wie ein Diabetiker 5. Aufl age 2012,<br />

à 14,50 €, zzgl. Versand, ISBN: 978-3-87409-521-1<br />

–––– Exemplar(e) Schlemmen wie ein Diabetiker 3. Aufl age 2013,<br />

à 19,90 €, zzgl. Versand, ISBN: 978-3-87409-533-4<br />

NAME<br />

STRASSE<br />

PLZ / ORT<br />

DATUM / UNTERSCHRIFT<br />

| DJ 8–2014<br />

37<br />

51.0030


infobox<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Lebensmittel-Check:<br />

Light-Getränke:<br />

besser als ihr Ruf<br />

Erfrischungsgetränke in light, zero oder low calorie<br />

sind hilfreich bei einer Gewichtsreduktion –<br />

vorausgesetzt, die tägliche Kalorienmenge bleibt<br />

im empfohlenen Rahmen.<br />

Auf Teststreifenbehälter<br />

<strong>auf</strong>schrauben<br />

Cola light, Limo zero und Co. sind verglichen mit ihren<br />

zuckersüßen Verwandten eine gute Wahl. Wer <strong>auf</strong> seine<br />

Figur achten möchte oder <strong>Diabetes</strong> hat, kann sie bedenkenlos<br />

trinken. Immer wieder hieß es in der Vergangenheit,<br />

dass der Appetit <strong>auf</strong> Süßes durch ihren Genuss<br />

steigt. Die Folge sollte ein höherer Konsum von Süßigkeiten<br />

oder energiereichen Snacks sein.<br />

Unterwegs einfach und schnell Blutzucker<br />

messen: Die STADAvita GmbH hat Ende Mai in<br />

Berlin ein neues Blutzuckermessgerät vorgestellt.<br />

„Minimale Größe, maximale Funktionalität“,<br />

heißt es in der Presseinformation: STADA<br />

Gluco Result To Go Plus hat einen Durchmesser<br />

von 4,2 cm und kann <strong>auf</strong> den Teststreifenbehälter<br />

<strong>auf</strong>geschraubt werden. Im beigefügten<br />

Täschchen oder mit einer Schutzhülle lässt<br />

sich das Gerät überallhin mitnehmen. STADA<br />

Gluco Result To Go Plus hat eine PC-Schnittstelle<br />

sowie 500 Speicherplätze mit Datum und<br />

Uhrzeit. Infos: www.stadavita-diabetes.de<br />

Aktuelle Studie bestätigt Nutzen<br />

| DJ 8–2014<br />

38<br />

Die Forschergruppe von James Hill, Professor für Pädiatrie<br />

und Medizin an der University of Colorado, untersuchte im<br />

Rahmen eines großen Gewichtsreduktionsprogramms den<br />

Effekt kalorienfrei gesüßter Getränke mit jenem von Wasser.<br />

Alle Teilnehmer bewegten sich täglich mehr als 60 Minuten<br />

und erhielten eine diätetische und psychologische<br />

Betreuung zur Verhaltensänderung. In der 3-monatigen<br />

Studie zeigte sich, dass Probanden, die süßstoffgesüßte<br />

Getränke tranken, mehr Gewicht verloren als jene, die nur<br />

Wasser tranken. Nach 12 Wochen betrug in der Soft-Drink-<br />

Gruppe der Gewichtsverlust durchschnittlich 5,95 kg. In der<br />

Wasser-Kontrollgruppe betrug der Gewichtsverlust 4,09 kg.<br />

Trotzdem sollte der tägliche Flüssigkeitsbedarf nicht ausschließlich<br />

über zuckerfreie Soft-Getränke gedeckt werden.<br />

Weitere Studien werden nötig sein, um die Ergebnisse zu<br />

untermauern. Was sicher zum positiven Gewichtsverl<strong>auf</strong><br />

beitrug, war regelmäßige <strong>Bewegung</strong>.KM<br />

Foto: shutterstock.com<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-TV fragt: Wer trägt die<br />

Verantwortung für eine <strong>Diabetes</strong>-Erkrankung?<br />

Antworten gibt es in der Sommersendung<br />

seit dem 15. Juli – online<br />

zu sehen. Das <strong>Diabetes</strong>-TV ist kostenfrei<br />

unter der Adresse www.das-diabetes-tv.<br />

de abrufbar. Auf der Website selbst finden<br />

sich neben der aktuellen Sendung eine<br />

Mediathek mit Filmbeiträgen sowie aktuelle<br />

Nachrichten. <strong>Diabetes</strong>-TV wurde Ende<br />

Mai in Berlin vorgestellt, <strong>auf</strong> dem <strong>Diabetes</strong><br />

Kongress 2014.


infobox<br />

www.diabetes-journal.de<br />

10 Tipps: Service für Urlauber …<br />

Um Menschen mit <strong>Diabetes</strong> die Vorbereitungen für<br />

die schönste Zeit des Jahres zu erleichtern, hat das<br />

Unternehmen Bayer HealthCare die Broschüre „Reisen<br />

mit <strong>Diabetes</strong>“ mit wichtigen Tipps und Informationen<br />

zusammengestellt. Diese kann, ebenso<br />

wie die „<strong>Diabetes</strong>-Airline-Checkliste“, die Informationen<br />

über die Serviceangebote für Menschen mit<br />

<strong>Diabetes</strong> von 17 verschiedenen Fluggesellschaften<br />

bündelt, unter www.diabetes.bayer.de heruntergeladen<br />

werden oder bei der kostenfreien Service-Hotline<br />

des Bayer <strong>Diabetes</strong> Service (Tel. 08 00/5 08 88 22)<br />

bestellt werden. Weiter teilt Bayer mit:<br />

Damit alle Menschen mit <strong>Diabetes</strong>, die noch mit<br />

dem Vorgängermodell Contour messen, von der hohen<br />

Messgenauigkeit und Qualität der neuen Contour<br />

Next Generation profitieren, können sie sich bei<br />

ihrem Arzt oder Apotheker nach einem kostenlosen<br />

Contour XT oder Contour Next Testgerät erkundigen.<br />

Ich packe meinen Rucksack: 10 Dinge für die <strong>Diabetes</strong>-Reiseapotheke<br />

1. Blutzuckermessgerät und Teststreifen (doppelte<br />

Menge als eigentlich für die Reisedauer benötigt)<br />

2. Insulinvorrat (kühl <strong>auf</strong>bewahren), Insulinpens<br />

und -spritzen<br />

3. Stechhilfe und ausreichende Anzahl an Lanzetten<br />

4. Teststreifen für Ketontest<br />

5. Internationaler Diabetiker-Ausweis*<br />

6. Vordruck einer ärztlichen Bescheinigung für das<br />

Mitführen von Insulin, Spritzen etc.*<br />

7. Blutzuckertagebuch*<br />

8. <strong>Diabetes</strong>-Dolmetscher*<br />

9. Glukagon-Notfallset<br />

10. Traubenzucker, Snacks, z. B. in Form von Trockenobst,<br />

Zwieback, Keksen<br />

* kostenlos über Bayer, Tel. 08 00/5 08 88 22<br />

Gibt’s bald nicht mehr …<br />

Foto: vfa.de<br />

Mark Never, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung von<br />

Novar tis Pharma, Nürnberg,<br />

bedauert die notwendig gewordene<br />

Einstellung des<br />

Vertriebs von Vildagliptin.<br />

Blutzuckersenkung ohne Hypoglykämiegefahr und ohne Gewichtszunahme – und<br />

trotzdem: 350 000 Typ-2-Diabetiker müssen demnächst <strong>auf</strong> die Antidiabetika Galvus/Eucreas<br />

(Vildagliptin/Vildagliptin plus Metformin) verzichten. 4 Mio. Typ-2-Diabetiker<br />

in über 120 Ländern werden derzeit mit den seit 2007 zugelassenen Arzneimitteln<br />

therapiert. Laut Presse-Info hatte das Unternehmen Novartis mehrfach<br />

versucht, den Schritt zu vermeiden: „Wir waren bis zuletzt bereit, unseren Beitrag zu<br />

leisten und deutlich im Preis nach unten zu gehen. So haben wir eindeutige Signale<br />

gesetzt und unseren Preis schon im Mai um 30 Prozent gesenkt. Doch einen Preis,<br />

der <strong>auf</strong> Generika-Niveau festgelegt würde, können wir nicht mitgehen“, bedauert<br />

Mark Never, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Pharma, Nürnberg, die<br />

notwendig gewordene Einstellung des Vertriebs von Vildagliptin (siehe auch S.62).<br />

| DJ 8–2014<br />

39


infobox<br />

Ausprobiert<br />

Accu-Chek Aviva<br />

Schneller messen<br />

ohne Codieren<br />

Eine gebogene Oberfläche, eine<br />

griff- und rutschsichere Unterseite:<br />

Das sind die beiden Eigenschaften,<br />

die mir beim neugestalteten<br />

und technisch weiterentwickelten<br />

Blutzuckermessgerät Accu-Chek Aviva<br />

des Unternehmens Roche Diagnostics<br />

als Erstes <strong>auf</strong>fallen. Drei Tasten hat es<br />

zum Bedienen: einen kleinen Knopf<br />

zum Ein- und Ausschalten und Bestätigen<br />

von Einstellungen an der oberen<br />

Kante und zwei große Pfeiltasten<br />

<strong>auf</strong> der Oberseite zum Einstellen zum<br />

Beispiel der Uhrzeit und zum Aufrufen<br />

des Speichers.<br />

Einblenden des Codes entfällt<br />

Beim Messen meines Blutzuckers<br />

kommt die aus meiner Sicht entscheidende<br />

Weiterentwicklung: Während<br />

beim Vorgängermodell nach dem Einstecken<br />

des Teststreifens und dem Angehen<br />

des Geräts noch der Kalibriercode<br />

für einige Zeit eingeblendet wurde, bevor<br />

ich <strong>auf</strong>gefordert wurde, dem Teststreifen<br />

Blut zu liefern, entfällt jetzt die Anzeige<br />

des Codes – das Codieren erfolgt nun<br />

automatisch. Nach dem Einstecken des<br />

Teststreifens und dem Angehen des Geräts<br />

dauert es nicht lange – und ich kann<br />

dem Teststreifen Blut geben. Schnell<br />

steht in großen Zahlen das Messergebnis<br />

im Display.<br />

90 Tage im Messwertspeicher<br />

Den Wert kann ich markieren als gemessen<br />

vor dem Essen oder nach dem Essen.<br />

Automatisch wird er in den Speicher des<br />

Geräts überführt, aus dem ich alle Werte<br />

mit Datum, Uhrzeit und Markierung<br />

wieder <strong>auf</strong>rufen kann. Auch neu dabei:<br />

Der längste Zeitraum, aus dem ich bisher<br />

Werte wieder abrufen konnte, betrug<br />

30 Tage – nun sind es 90 Tage. Über<br />

die integrierte Infrarot-Schnittstelle und<br />

ein zusätzliches Infratrot-Adapterkabel<br />

kann ich meine Blutzuckerwerte in meinen<br />

Computer auslesen und mit Hilfe<br />

entsprechender Software auswerten.<br />

Bunte Sticker zur Abwechslung<br />

Wenn mir das Schwarz des Geräts zu eintönig<br />

wird, klebe ich mir bunte Sticker<br />

dar<strong>auf</strong>. Sie sind in der Größe des Geräts<br />

bei Roche Diagnostics in unterschiedlichen<br />

Designs erhältlich.<br />

<br />

Dr. Katrin Kraatz<br />

Accu-Chek Aviva<br />

Größe (L x B x T):<br />

Gewicht:<br />

Messzeit:<br />

94 x 52 x 21 mm<br />

etwa 59 g (mit Batterie)<br />

5 Sekunden<br />

erforderliche Blutmenge:<br />

0,6 μl<br />

Messbereich:<br />

10 – 600 mg/dl bzw. 0,6 – 33,3 mmol/l<br />

Messtemperatur: -25 – 70 °C<br />

relative Luftfeuchtigkeit: 10 – 90 %<br />

Batterie:<br />

eine 3-Volt-Lithium-Batterie (CR2032)<br />

Speicher:<br />

500 Blutzuckermesswerte und 20 Messwerte von Funktionskontrollen<br />

mit Datum und Uhrzeit<br />

Preis für Accu-Chek Aviva: 46,06 € (unverbindliche Preisempfehlung, inkl. Mwst.)<br />

Preis für 50 Teststreifen:<br />

27,99 € (unverbindliche Preisempfehlung, inkl. Mwst.)<br />

Wollen Sie mehr über<br />

das Blutzuckermessgerät<br />

Accu-Chek Aviva wissen?<br />

Das Unternehmen<br />

Roche Diagnostics informiert<br />

Sie telefonisch unter<br />

08 00/4 46 68 00. Unter<br />

www.accu-chek.de > Produkte<br />

> Blutzuckermessung<br />

> Accu-Chek Aviva finden Sie<br />

das Accu-Chek Aviva auch im<br />

Internet.<br />

| DJ 8–2014<br />

40<br />

Neue Blutzuckermessgeräte, Pens, Insulinpumpen …: Wir probieren die Geräte aus – und beschreiben Ihnen unseren Eindruck. Eindeutig bewerten<br />

können und wollen wir sie nicht, denn jeder muss selbst entscheiden, was ihm wichtig ist und womit er am besten zurechtkommt. Auch die<br />

Genauigkeit und Zuverlässigkeit prüfen wir nicht; dies überlassen wir den dafür eingerichteten Instituten.


denk-mal<br />

D<br />

E<br />

N<br />

K<br />

M<br />

A<br />

L<br />

1<br />

ugs.: verschwenden<br />

nordwestruss.<br />

Fluss<br />

norddt.:<br />

Rote<br />

Rübe<br />

Flugzeugbauteil<br />

Gegenstück<br />

zu Yin<br />

(chin.)<br />

Fluidum,<br />

Atmosphäre<br />

(franz.)<br />

Ausdruck<br />

der Multiplikation<br />

kurz für<br />

Rehabilitationsmaßnahme<br />

alter<br />

Name<br />

des Iran<br />

Hüne<br />

2<br />

9<br />

Blutadern<br />

lat.,<br />

franz.:<br />

und<br />

Ungebrauchtes<br />

Sinnesorgan<br />

Skatspielart<br />

Schienenstrang<br />

längliche<br />

Meeresbucht<br />

(span.)<br />

3<br />

8<br />

lautmal.:<br />

Schuss,<br />

lauter<br />

Knall<br />

4<br />

3<br />

orient.<br />

Gedichtform<br />

mit<br />

Reimwörtern<br />

Schlemmer<br />

Name<br />

Gottes<br />

im<br />

Islam<br />

elegantes<br />

Einfamilienhaus<br />

Bewunderer,<br />

Liebhaber,<br />

Fan<br />

niederl.<br />

Maler<br />

(van der)<br />

6 † 1677<br />

Vorsilbe:<br />

Nerven...<br />

griech. Vorsilbe:<br />

gleich<br />

7<br />

span.:<br />

los!,<br />

<strong>auf</strong>!,<br />

hurra!<br />

Rhein-<br />

Zufluss<br />

Mikroorganismen<br />

10<br />

Die Lösung aus Heft 6/2014 lautet: Vegetarier<br />

5 6 7 8 9 10<br />

1<br />

Kfz-Z.<br />

Polen<br />

2<br />

Entwässerungsgraben<br />

ugs.:<br />

eintauchen<br />

Zeichen<br />

für Germanium<br />

Abk.:<br />

techn.<br />

Hochschule<br />

weibl.<br />

Witzfigur:<br />

Klein ...<br />

Vornehmtuer<br />

lat.:<br />

Gebiet,<br />

Gegend<br />

Kfz-Z.<br />

Taiwan<br />

(China)<br />

zu berechnen<br />

bei Übergewicht<br />

Gesteinsbruchstücke<br />

unbefestigt<br />

erbgleicher<br />

Nachkomme<br />

Organe<br />

für<br />

Folgeerkrankung<br />

unbest.<br />

Artikel<br />

Fluss in<br />

Südtirol<br />

5<br />

bunter<br />

Papagei<br />

Kfz-Z.<br />

Slowenien<br />

Schienentriebwagen<br />

gesundes<br />

Fett<br />

Vorgesetzte,<br />

Leiterin<br />

Nierenerkrankung<br />

Körperglied<br />

Donau-<br />

Zufluss<br />

in<br />

Bayern<br />

ugs.: sich<br />

balgen<br />

®<br />

4<br />

svd1414.0-48<br />

Mitmachen und Gewinnen<br />

Lösung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

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Foto: BECO<br />

3 x Aquahanteln von BECO<br />

Wassergymnastik ist schonender und oft<br />

sogar effektiver als das Training an Land:<br />

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So nehmen Sie an der Verlosung teil:<br />

Post: Senden Sie den Coupon an Kirchheim-Verlag,<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Rätsel, Postfach 25 24, 55015 Mainz<br />

Internet: www.diabetes-journal.de/raetsel<br />

Einsendeschluss ist der 25.8.2014 (Datum des<br />

Poststempels). Das Los entscheidet, der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen. Auflösung in Heft 10/2014. Wer<br />

gewinnt, wird schriftlich benachrichtigt.<br />

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle,<br />

ausgenommen die Mitarbeiter des Kirchheim-Verlags und<br />

ihre Angehörigen und der beteiligten Unternehmen. Die<br />

Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Rechtsweg<br />

und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Kein K<strong>auf</strong>zwang.<br />

Vor- und Zuname<br />

Straße und Hausnummer<br />

PLZ/Wohnort<br />

E-Mail<br />

□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />

◾ schriftlich, ◾ per E-Mail oder ◾ per Telefon über aktuelle Angebote<br />

aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis<br />

kann ich jederzeit widerrufen. (Auch wenn Sie schon<br />

früher einer Kontakt<strong>auf</strong>nahme durch uns zugestimmt<br />

haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />

Datum / Unterschrift<br />

Einsendeschluss:<br />

25. August 2014<br />

| DJ 8–2014<br />

41


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www.diabetes-journal.de<br />

<strong>Ihre</strong> Stimme für den<br />

Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan!<br />

<strong>Diabetes</strong>-Organisationen appellieren an die Gesundheitsminister<br />

der Länder: <strong>Ihre</strong> Stimme für den Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan!<br />

Expertenchat<br />

Mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in Schule und<br />

Kindergarten – was sollten Lehrer,<br />

Eltern und Kinder beachten?<br />

| DJ 8–2014<br />

42<br />

Die deutsche Diabetologie appelliert<br />

an die Gesundheitsminister<br />

der Bundesländer, sich dar<strong>auf</strong> zu<br />

verständigen, die Bundesratsinitiative<br />

für einen Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan<br />

im Interesse der Betroffenen<br />

gemeinsam zu tragen.<br />

„Ohne Zweifel stimmen wir den Kritikern<br />

der Bundesratsinitiative darin<br />

zu, dass das Problem des weiter<br />

ungebremst zunehmenden <strong>Diabetes</strong><br />

in Deutschland prioritär im neuen<br />

Präventionsgesetz verankert werden<br />

muss“, so Professor Dr. med. Thomas<br />

Danne, Vorstandsvorsitzender von<br />

dia betesDE – Deutsche Dia betes-<br />

Hilfe. „Wir benötigen jedoch auch ein<br />

koordiniertes Vorgehen <strong>auf</strong> Bundesebene,<br />

um die Versorgung so zu optimieren,<br />

dass weniger Leid und Kosten<br />

durch vermeidbare Folgekrankheiten<br />

entstehen. Das kann ein neues Präventionsgesetz<br />

allein nicht leisten“, sagt<br />

der Kinderdiabetologe aus Hannover.<br />

„Beim Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan geht<br />

es nicht primär darum, mehr Geld<br />

im Gesundheitssystem für <strong>Diabetes</strong><br />

bereitzustellen, sondern wir haben<br />

hier die historische Chance, endlich<br />

strukturell und nachhaltig Verbesserungen<br />

umzusetzen. Diese können<br />

dann endlich zu patientenorientierteren,<br />

kosteneffektiveren, regional und<br />

qualitativ einheitlichen sowie zu zukunftsrobusten<br />

Versorgungsstrukturen<br />

über die Sektoren hinweg führen.<br />

Es geht vor allem um eine effektivere<br />

und sinnvollere Mittelverwendung“,<br />

erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard<br />

Siegel, Präsident der Deutschen <strong>Diabetes</strong><br />

Gesellschaft (DDG).<br />

„Wir Patienten sind daran interessiert,<br />

dass die Versorgung des <strong>Diabetes</strong> in allen<br />

Regionen Deutschlands gleich gut<br />

ist. Das ist derzeit nicht der Fall. Deshalb<br />

ist uns zum Beispiel die Versorgungsforschung<br />

so wichtig, die nicht<br />

Bestandteil eines Präventionsgesetzes<br />

sein kann“, so Jan Twachtmann, Vorstandsvorsitzender<br />

der bundesweiten<br />

Patientenorganisation Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe – Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

(DDH-M). „Es ist uns außerdem<br />

wichtig, dar<strong>auf</strong> hinzuweisen, dass der<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong>, für den es derzeit keine<br />

Präventionsmöglichkeit gibt, nicht<br />

in ein Präventionsgesetz gehört. Deshalb<br />

sind wir ganz klar Fürsprecher<br />

für den Nationalen <strong>Diabetes</strong>plan in<br />

Deutschland“, bekräftigt Twachtmann.<br />

Etwa 30 000 Kinder leben in Deutschland<br />

mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Nach der Diagnose<br />

stellt insbesondere der Schulalltag eine<br />

schwierige Hürde für die Betroffenen und<br />

Angehörigen dar. So sorgen etwa das Insulinspritzen<br />

oder das Blutzuckermessen<br />

des jungen Patienten bei seinen Mitschülern<br />

und Lehrern für Aufsehen und fragende<br />

Blicke. Damit umzugehen, fällt vor<br />

allem den Erkrankten selbst schwer. Wie<br />

Kinder am besten damit umgehen können<br />

und in welchem Ausmaß Lehrer Verantwortung<br />

übernehmen sollten, erklärt<br />

die diabetesDE- Expertin Sarah Bläsig im<br />

nächsten Experten-Chat. Denn eines steht<br />

fest: Kinder mit Typ-1-<strong>Diabetes</strong> sind in der<br />

Schule genauso leistungsfähig wie gesunde<br />

Kinder.<br />

Fragen rund um das Thema „<strong>Diabetes</strong><br />

und Schule“ können ab sofort eingesendet<br />

werden. Die <strong>Diabetes</strong>beraterin beantwortet<br />

diese im Experten-Chat von diabetes-<br />

DE am Donnerstag, dem 28. August 2014,<br />

live zwischen 17 und 19 Uhr.<br />

Das Kontaktformular für den Chat finden<br />

Sie im Internet unter:<br />

http://www.diabetesde.org/experten_<br />

chat/kontaktformular/<br />

Am 28. August<br />

2014 findet die Experten-Sprechstunde<br />

mit Sarah<br />

Bläsig statt zum<br />

Thema „Mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> in<br />

Schule und Kindergarten<br />

– was<br />

sollten Lehrer, Eltern<br />

und Kinder<br />

beachten?“<br />

Foto: © Fontanis - Fotolia.com


diabetesDE<br />

diabetesDE<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Reinhardtstraße 31<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030/201 677 0<br />

Fax: 030/201 677 20<br />

E-Mail: info@diabetesde.org<br />

Internet: www.diabetesde.org<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Jo-Jo-<br />

Effekt<br />

fekt<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fußball-WM 2014: <strong>Diabetes</strong>-Aufklärung<br />

<strong>auf</strong> der<br />

Berliner Fan-Meile<br />

diabetesDE – Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe war als<br />

einzige gemeinnützige<br />

Organisation <strong>auf</strong> der<br />

Fußball-WM-Fan-Meile<br />

mit einer Aufklärungsaktion<br />

vertreten. Von<br />

den mehreren hunderttausend<br />

Fußball-Fans<br />

vor dem Brandenburger<br />

Tor ließen sich viele am<br />

Stand von diabetesDE<br />

beraten und <strong>auf</strong>klären –<br />

überraschend viele Betroffene<br />

Nicole Mattig-Fabian und<br />

Weltmeister Paul Breitner.<br />

diabetesDE – Deutsche<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

über den Andrang am<br />

Stand. „Viele Fans haben<br />

sich die Zeit genommen<br />

und Fragen<br />

gestellt, den <strong>Diabetes</strong>-Risiko-Test<br />

ausgefüllt<br />

und Postkarten an<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Gröhe ausgefüllt.<br />

Das Engagement der<br />

Fans im Umfeld einer<br />

Fan-Meile für <strong>Diabetes</strong><br />

waren vor Ort. Vor und nach<br />

den Spielen wurden <strong>auf</strong> Großleinwänden<br />

Spots gezeigt, die verdeutlichen,<br />

dass ein Leben mit <strong>Diabetes</strong> nicht<br />

immer „süß“ ist. Nach dem Motto<br />

hat uns extrem positiv überrascht.“<br />

Tausende von Fans ließen sich zudem<br />

die Tattoos der Deutschland-Flagge<br />

mit der Aufforderung zu einer Charity-SMS<br />

<strong>auf</strong>kleben.<br />

„Wir sind viele“ wurde außerdem <strong>auf</strong><br />

die dramatisch steigenden Zahlen der<br />

Volkskrankheit <strong>Diabetes</strong> <strong>auf</strong>merksam<br />

gemacht: Aktuell sind 6 Mio. Menschen<br />

in Deutschland betroffen. Nicht<br />

nur den Fans <strong>auf</strong> der Fan-Meile gefiel<br />

die Aktion, auch Fußball-Legende<br />

Paul Breitner schaute am Stand vorbei,<br />

ließ sich mit Fans fotografieren,<br />

um für <strong>Diabetes</strong> zu sensibilisieren.<br />

Dagmar Hauner, Hans Hauner<br />

Erfolgreich abnehmen bei <strong>Diabetes</strong><br />

4. Auflage 2013, 130 Seiten, Kirchheim-Verlag<br />

15,00 €, ISBN 978-3-87409-528-0<br />

Überall im Buchhandel<br />

oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

per Post SVK-GmbH,<br />

VA Kirchheim-Verlag,<br />

Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

Fotos: diabetesDE<br />

„Wir hatten mit vielem gerechnet,<br />

aber nicht mit einem derartigen<br />

Zuspruch“, freut sich Nicole Mattig-Fabian,<br />

Geschäftsführerin von<br />

| DJ 8–2014<br />

43<br />

33.0007<br />

per Internet<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

| DJ 8–2014<br />

43<br />

Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


lebensecht<br />

www.diabetes-journal.de<br />

– zwei Grenzgänger, Dia<br />

Der Thermalvulkan Dallol an der<br />

Grenze zu Eritrea bildet aus Sedimenten<br />

ein unglaubliches Farbszenario.<br />

Dieses Bild hätte die beiden Abenteurer im Iran<br />

beinahe ins Gefängnis gebracht.<br />

Der Schlund des Vulkans Erta Ale in<br />

Nordostäthiopien mit dem größten<br />

permanenten Lavasee der Erde.<br />

|<br />

44


lebensecht<br />

betes und ein Kontinent<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Werner Beck<br />

Eine Afar-Frau rettet die beiden in der Danakil-Depression<br />

vor dem Verdursten.<br />

Der Toyota Land Cruiser: (meist) zuverlässiger<br />

Begleiter <strong>auf</strong> der Tour um die Welt.<br />

Drei Ereignisse veränderten meine<br />

Welt: Das erste ereignete sich<br />

vor 35 Jahren, als ich meine Frau<br />

Herta heiratete. Ohne sie wäre so<br />

ein turbulentes Leben nicht möglich gewesen.<br />

Beinahe 15 Jahre unseres Lebens<br />

sind wir als moderne Nomaden unterwegs,<br />

anfangs noch mit unseren beiden<br />

Kindern.<br />

Das zweite Ereignis war nicht so schön<br />

wie der Hochzeitstag und warf meine<br />

Welt aus den Angeln: Vor 33 Jahren diagnostizierten<br />

die Ärzte bei mir <strong>Diabetes</strong><br />

und machten mir unmissverständlich<br />

klar, dass mein Leben ab sofort nach eisernen<br />

Regeln verl<strong>auf</strong>en muss. Sport oder<br />

gar Reisen waren damals für die Doktoren<br />

ein rotes Tuch.<br />

Das dritte Ereignis forderte unseren ganzen<br />

Mut: Während andere um ihren Arbeitsplatz<br />

froh waren, haben wir vor<br />

10 Jahren unsere guten Jobs als Chefsekretärin<br />

und Fertigungsplaner gekündigt:<br />

Vor allem mit einer Familie ist der konsequente<br />

Schritt von der bequemen Sicherheit<br />

zum Aufbruch ins Abenteuer eine<br />

existenzielle Entscheidung mit offenem<br />

Ende. Wir haben uns für den Aufbruch<br />

entschieden und brachen mit unserem<br />

Toyota Land Cruiser zu einer Weltreise <strong>auf</strong>.<br />

Seidenstraße nach Asien<br />

Zuerst trieb uns die Neugierde mehrere<br />

Jahre über die legendäre Seidenstraße<br />

nach Asien, dann gingen wir <strong>auf</strong> eine Reise<br />

zu uns selbst und verbrachten ein einsames<br />

Jahr zwischen -40 °C und +40 °C<br />

am menschenleeren Baikalsee, wo eine<br />

mongolische Filzjurte unser einziger<br />

Schutz vor Kälte, Bären und Wölfen war.<br />

Danach zogen wir mit unserem Crui ser<br />

weiter nach Afrika: ein Kontinent – mit<br />

Vorurteilen gepflastert, von Missverständnissen<br />

gebrandmarkt.<br />

Zwei Jahre durchstreiften wir den faszinierenden<br />

Erdteil – immer <strong>auf</strong> der Suche<br />

nach interessanten Begegnungen und<br />

außergewöhnlichen Erfahrungen. Hautnah<br />

suchten wir unser Afrika. Wir sahen<br />

unglaubliche Landschaften und erlebten<br />

absolute Einsamkeit. Immer dort, wo die<br />

Masse geradeaus fährt, bogen wir zweimal<br />

rechts ab. So erlebten wir Momente<br />

des größten Glücks, aber auch Schicksale,<br />

die uns frustrierten – weit mehr, als das<br />

altbekannte Afrikabild versprach.<br />

Hier also Episoden unserer außergewöhnlichen<br />

Tour zum und durch den schwarzen<br />

Kontinent:<br />

Iran – <strong>auf</strong> der Anreise verhaftet<br />

Im Iran besuchten wir einen Freund, der<br />

uns bei unserer früheren Iranreise in<br />

größter Not half (wir hatten damals einen<br />

schlimmen Unfall, bei dem ein Kind starb).<br />

Hashem ist heute frustrierter als damals<br />

noch. Er hat Angst vor Krieg und Verfolgung<br />

– und keine Hoffnung <strong>auf</strong> Besserung<br />

in diesem Unrechtsstaat. Er will<br />

mit seiner Familie nur noch weg. Ein Silberschmied<br />

<strong>auf</strong> dem Basar in Esfahan bezeichnet<br />

den Iran als schlimmere Diktatur,<br />

als Deutschland unter Hitler war. Ich<br />

mache unbedarft ein Foto vom Sonnenuntergang<br />

mit einer Ölverladerampe im<br />

Hintergrund. Sofort werde ich umzingelt.<br />

Ein Mann reißt mir die Kamera aus der<br />

Hand und konfisziert die Pässe. Wir beide<br />

werden wegen Spionage verhaftet – in einem<br />

vermeintlichen Gottesstaat, in dem<br />

Ausländer wegen Belanglosigkeiten Jahre<br />

im Gefängnis verbringen.<br />

Dschibuti – im Vorhof der Hölle<br />

Die Danakil-Depression ist der unwirtlichste<br />

und menschenfeindlichste Ort<br />

ganz Afrikas: Hier bilden Stein, Sand, Lava<br />

und alte Sinterschlote eine skurrile Welt.<br />

Es scheint, als wäre ein Stück Mond <strong>auf</strong><br />

die Erde gefallen. Das möchten wir mit eigenen<br />

Augen sehen, obwohl wir nicht genau<br />

wissen, wie und ob dieser Ort mit unserem<br />

Land Cruiser überhaupt erreichbar<br />

ist. Denn die Gegend ist so erdfremd, dass<br />

der Film Planet der Affen hier gedreht<br />

wurde. Und ausgerechnet in die­<br />

| DJ 8–2014<br />

45


lebensecht<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Werner beim Bau seines Bogens für die<br />

Jagd mit den Buschmännern.<br />

| DJ 8–2014<br />

46<br />

ser abgelegenen Lavawüste streikt unser<br />

Auto. Also machen wir uns morgens<br />

zu Fuß <strong>auf</strong> den Weg, ohne zu bedenken,<br />

dass am Hitzepol der Erde die Temperaturen<br />

mittags <strong>auf</strong> 60 °C steigen und jedes<br />

Lebewesen in kürzester Zeit austrocknet.<br />

Wir schwitzen in der gnadenlosen Sonne,<br />

verlieren zu viel Körperflüssigkeit, und<br />

das Trinkwasser geht zu Ende. Eine Afar-<br />

Frau rettet uns mit ein wenig Wasser vor<br />

dem Verdursten. In ihrem Zelt finden wir<br />

etwas Schatten, Ruhe und Erholung. Danach<br />

setzen wir unseren Weg fort und<br />

erreichen tatsächlich unser Auto. Dort<br />

zeigt das Thermometer 60 °C an. Zudem<br />

hat der extreme Schweiß den Silikonkatheter<br />

meiner Insulinpumpe herausgeschwemmt.<br />

Da wir nur mit einem kurzen<br />

Ausflug gerechnet hatten, hatte ich keinen<br />

Ersatz dabei. Nach dieser Tour erreiche<br />

ich den höchsten Zuckerwert in meiner<br />

<strong>Diabetes</strong>-Karriere.<br />

Tansania – Eichhörnchenessen in<br />

der Steinzeit<br />

Am Tag sind die Hadzabe-Buschmänner<br />

am Lake Easy unsichtbar und ein Phantom<br />

der Wildnis. Sie hinterlassen keine<br />

Spuren, haben keine Hütten, schlafen unter<br />

Bäumen und Ästen. Zum Schutz vor<br />

Löwen und anderen gefährlichen Tieren<br />

brennt die ganze Nacht ein Feuer. Der<br />

Schein ihres Lagerfeuers verrät sie und<br />

ist die einzige Möglichkeit, sie überhaupt<br />

zu orten. Die letzten 800 Hadzabe­<br />

Buschmänner führen ein Leben wie in<br />

der Steinzeit. Sie besitzen nur so viel,<br />

wie sie tragen können – Pfeil und Bogen,<br />

Messer und Topf. Sie kennen keinen Führer,<br />

keine Gewalt und keine Regeln.<br />

Wir dürfen die Buschmänner <strong>auf</strong> die Jagd<br />

durch die Dornensavanne begleiten und<br />

sind von deren Jagdinstinkt, ihrer Art<br />

der Ernährung (Eichhörnchen) und ihrer<br />

Überlebensstrategie überrascht.<br />

Kongo – ein außergewöhnliches<br />

Geschenk als Reiseproviant<br />

Der kriegsgeschüttelte Kongo ist ein<br />

Land mit nur noch wenigen befahrbaren<br />

Straßen, also machen wir uns im Kongobecken<br />

mit Flugzeug und Einbaum <strong>auf</strong><br />

die Suche nach den sehr scheuen Urwaldpygmäen.<br />

Dabei werden wir von einem<br />

Bantu-Stamm als Missionare empfangen.<br />

Sie schenken uns zum Abschied ihre<br />

größte Delikatesse als Reiseproviant:<br />

eine lebende Fledermaus.<br />

Immer tiefer müssen wir in den Dschungel<br />

vordringen, weil die friedlichen Pygmäen<br />

sich mehr und mehr in den unzugänglichen<br />

Urwald zurückziehen.<br />

Sie haben vor den herrschenden Bantu<br />

Angst, die sie versklaven oder gar töten,<br />

Herta mit ihrem positiven Malariabefund,<br />

ein Mitbringsel aus dem Kongo.<br />

Nur das Glück bewahrt sie vor einem<br />

schlimmen Ende.<br />

wenn sie den Holzfällern nicht schnell<br />

genug Platz machen.<br />

Mit Glück entdecken wir die kleinen<br />

Menschen, die mir nur bis zum Bauchnabel<br />

reichen.<br />

Angola – Malaria … und viel Glück!<br />

Der Aufenthalt im dampfigen Urwald des<br />

Kongobeckens rächt sich unerwartet. In<br />

dieser entlegenen Region steht Malaria<br />

<strong>auf</strong> Platz eins der Todesursachen.<br />

In Luanda, der Hauptstadt Angolas, lernen<br />

wir Jun kennen, einen herzensguten<br />

Philippinen, der uns <strong>auf</strong> sein Grundstück<br />

zum Übernachten einlädt. Am nächsten<br />

Morgen ist Jun traurig. Soeben ist ein<br />

Mitarbeiter innerhalb einer Woche an<br />

der gefährlichen Malaria tropica gestorben.<br />

Diese Art Malaria kann in kürzester<br />

Zeit das Gehirn zerstören. Der Mann<br />

hatte nur leichte Beschwerden wie Kopfschmerzen,<br />

Sehstörungen und Schwindelgefühle.<br />

Als Herta von den gleichen<br />

Symptomen erzählt, leuchten alle Warnlampen<br />

knallrot. Sofort gehen wir zum<br />

Test: Peng, sie ist positiv. Hätten wir nicht<br />

Jun getroffen, wären wir einfach weitergereist<br />

und jetzt in der arzt- und menschenleeren<br />

Moçâmedes-Wüste im Südwesten<br />

Angolas am Atlantik unterwegs.<br />

Wieder einmal hatten wir Glück.<br />

Verantwortungsloser Diabetiker?<br />

Als Diabetiker werde ich oft gefragt, ob<br />

ein solches Leben nicht verantwortungslos<br />

ist? Nun, es kommt <strong>auf</strong> die Erfahrung<br />

und die Risikobereitschaft an. Sicher<br />

ist es nicht jedermanns Sache, mit dem<br />

Handicap <strong>Diabetes</strong> so extrem zu reisen.<br />

Letztlich aber ist alles, was wir tun,<br />

riskant. Auch durch vorausschauendes<br />

Handeln und mit 30 Jahren <strong>Diabetes</strong>erfahrung<br />

bleibt immer ein Restrisiko.<br />

Schon mit unserer Geburt beginnt das<br />

Risiko des Lebens, das in vielen Ländern<br />

unterschiedlich gesehen wird.<br />

Fotos: Werner Beck


Strecken Sie bewusst Ihr Ellenbogengelenk<br />

und führen Sie <strong>Bewegung</strong>en<br />

der Arme vor und zurück<br />

aus der Schulter heraus aus. Zuerst<br />

nur im Stand, wobei Sie aber<br />

zusätzlich auch die Knie gegengleich<br />

nach vorne schieben.<br />

lebensecht<br />

Herta und Werner beim Tellerlippen-Stamm<br />

in Äthiopien.<br />

Nur durch Zufall entdecken sie die außergewöhnlich<br />

geschmückten Mumuila<br />

in Südwestangola.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

In Afrika habe ich hautnah erlebt, wie die<br />

Menschen ihr einfaches Leben meistern<br />

– meist ohne soziales Netz und ohne<br />

wirkliche medizinische Versorgung,<br />

mit weniger Sorgen und Zukunftsängsten<br />

und mit mehr Lachen und Freude<br />

als in Europa. Und dort, wo der Lebensstandard<br />

steigt, wie im reichen Südafrika,<br />

steigen auch Sorgen und Ängste – ebenso<br />

wie die Diabetikerzahlen.<br />

Wer ein bisschen Geld hat, k<strong>auf</strong>t sich<br />

Fastfood und Cola … mit dem Ergebnis,<br />

dass in Südafrika die meisten Diabetiker<br />

ganz Afrikas leben.<br />

Autor Werner Beck, 58 Jahre,<br />

Abenteurer und Autor der Bücher<br />

„Afrika hautnah“ sowie „Auszeit<br />

am Baikalsee“, ist seit 33 Jahren<br />

Diabetiker und Pumpenträger.<br />

Mit seiner Frau hat er etwa<br />

100 Länder bereist. Ihr Ziel ist<br />

die ganze Welt. Dabei sind ihnen<br />

auch Fortbewegungsmittel wie<br />

Tempelelefanten in Südindien oder<br />

Hundeschlitten in Lappland recht.<br />

Doch am liebsten sind sie mit ihrem<br />

alten Land Cruiser unterwegs.<br />

Mehr Infos unter www.hwbeck.de<br />

In unseren Reisepausen geben wir unsere<br />

Erfahrungen und Abenteuer in Multivisionsshows,<br />

Magazinen, Büchern und<br />

DVDs weiter. Bisher sind die Bücher Auszeit<br />

am Baikalsee – 1 Jahr am Limit sowie<br />

Afrika hautnah – Ein Land Cruiser, zwei<br />

Grenzgänger und ein Kontinent im Verlag<br />

Delius Klasing erschienen. Die DVDs<br />

Abenteuer Baikal – 1 Jahr am Limit und<br />

Auge in Auge mit Afrika – Eine Reise zu den<br />

Menschen und ihren Kulturen wie auch die<br />

Bücher können unter www.hwbeck.de<br />

bestellt werden. Dort gibt es auch ausführliche<br />

Informationen und Bilder über<br />

unsere Abenteuer.<br />

Dieses Buch bietet Ihnen alles,<br />

um <strong>Diabetes</strong> und Nordic<br />

Walking mit Spaß und Erfolg<br />

zu verbinden – egal, ob Sie<br />

Anfänger sind oder ein geschrittener Nordic<br />

fort-<br />

Walker.<br />

nur<br />

12,90 €<br />

Diabetologe Dr. med. Wolf-<br />

Rüdiger Klare und Sportphysiotherapeut<br />

Volker<br />

Schildt geben Ihnen Tipps<br />

für einen sicheren Einstieg<br />

ins Nordic Walking als Diabetiker.<br />

In anschaulichen<br />

Bildern, mit Extra-<br />

Trainingsplänen!<br />

Abb. 1: Einteiliger<br />

Stock (oben)<br />

und Teleskopstock<br />

(unten).<br />

Tipp:<br />

Im Herbst und<br />

im Winter sind<br />

Nodic-Walking-<br />

Stöcke im Fachhandel<br />

häufig<br />

günstiger zu<br />

bekommen. Auch<br />

im Discounter<br />

bekommen Sie<br />

mittlerweile recht<br />

gute Stöcke.<br />

Für den Anfang<br />

und zum Ausprobieren<br />

reichen<br />

sie a lemal aus.<br />

Die Stöcke sollten vor allem eine gute<br />

Dämpfung gewährleisten und nicht zu<br />

schwer sein. Daher setzt sich immer<br />

mehr Carbon als Material durch. Hier<br />

gilt: Je höher der Carbonanteil, desto<br />

leichter ist der Stock, aber auch desto<br />

teurer.<br />

Zwei Ausführungen von Stöcken gibt<br />

es <strong>auf</strong> dem Markt: einteilige Stöcke mit<br />

festgelegter Länge und Teleskopstöcke,<br />

die sich in der Höhe verstellen lassen<br />

(Abb. 1). Beide haben ihre Vor- und<br />

Nachteile.<br />

Einteiliger Stock<br />

Vorteil: Besteht aus einem Rohr und<br />

hat dadurch evtl. bessere Biege- und<br />

Dämpfungseigenschaften, geringeres<br />

Gewicht.<br />

Nachteil: Festgelegt <strong>auf</strong> eine Höhe; die<br />

Höhe ist abhängig von den angebotenen<br />

44<br />

Wichtig<br />

<strong>Ihre</strong> Wanderstöcke eignen sich nicht<br />

fürs Nordic Walking.<br />

Sowohl Materialeigenschaften als auch<br />

Ausführung und vor a lem die Wanderschl<strong>auf</strong>e<br />

lassen eine vernünftige Nordic-<br />

Walking-Technik nicht zu.<br />

Stockmodellen (Größen ändern sich in<br />

5- cm-Schritten, also100 cm, 105 cm<br />

usw.).<br />

Teleskopstock<br />

Aller Anfang ist leicht<br />

Übung1<br />

Vorteil: Individuelle Einstellung, besserer<br />

Transport (z. B. <strong>auf</strong> Reisen).<br />

Nachteil: In der Regel höheres Gewicht,<br />

bei „billigeren“ Modellen besteht die<br />

Gefahr, dass sich der Verschluss lockert.<br />

Letztendlich ist es Geschmackssache,<br />

Übung 4<br />

Die Nordic-Walking-Technik – Übungen<br />

Gehen Sie einfach ohne Stöcke<br />

los und achten Sie dar<strong>auf</strong>, wie <strong>Ihre</strong><br />

Arme gegengleich pendeln.<br />

Übung 2<br />

Greifen Sie <strong>Ihre</strong> Stöcke in der Mitte<br />

und pendeln Sie bewusst mit<br />

den Armen aus der Schulter heraus.<br />

Machen Sie die Übung erst<br />

im Stand und dann im Gehen.<br />

Übung 3<br />

Legen Sie die Schl<strong>auf</strong>en an und<br />

gehen Sie los, ohne zuzugreifen.<br />

Die Stöcke schleifen nun <strong>auf</strong> dem<br />

Boden, und der Armpendel setzt<br />

ein. Sobald Sie das spüren, greifen<br />

Sie die Stöcke und setzen sie ein.<br />

Falls Sie in den Passgang kommen,<br />

Stöcke loslassen.<br />

Der Nord<br />

Walking-<br />

Mittlerweile gibt es sehr<br />

Walking-Stöcke anbieten<br />

den Vorteil, dass bekann<br />

Geschäft belebt und dad<br />

mehr so starr sind, allerd<br />

dung beim K<strong>auf</strong> schwer<br />

für welche Art von Stock Sie sich entscheiden.<br />

Was hat es mit den Schl<strong>auf</strong>en <strong>auf</strong><br />

sich?<br />

Viel wichtiger als ein paar Gramm we-<br />

niger Gewicht oder ein paar Prozente<br />

mehr Carbonanteil ist nach meiner Er-<br />

fahrung die Schl<strong>auf</strong>e.<br />

Abb. 2 Abb. 2a<br />

Mit ih<br />

ten au<br />

nach<br />

die S<br />

klein<br />

quem<br />

mit d<br />

kont<br />

Spaß<br />

58<br />

Überall im Buchhandel oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

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Klare/Schildt: Das <strong>Diabetes</strong>-<br />

Nordic-Walking-Buch<br />

12,90 Euro<br />

ISBN 978-3-87409-455-9<br />

per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

| DJ 8–2014<br />

47<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

68.0006


lebensecht<br />

<strong>Diabetes</strong> 1960:<br />

Leben nach Zeitplan<br />

Mit Feuerwerk und Silvesterraketen<br />

erblickte ich am 31. Dezember<br />

1955 in Jena das Licht der Welt,<br />

zusammen mit meinem Zwillingsbruder.<br />

Die ganze Welt feierte, und fürsorgliche<br />

Eltern gaben uns beiden Liebe und<br />

Geborgenheit. Am Stadtrand von Greifswald<br />

lebten wir gut vier Jahre glücklich<br />

in einem Haus, umgeben von einem großen<br />

Garten.<br />

Sirupsüßer Geschmack im Urin<br />

1960 änderte sich das Leben schlagartig.<br />

Es begann mit einem Dauerl<strong>auf</strong> zwischen<br />

Trinken und Toilette, außerdem<br />

war ich dauernd schlapp und müde und<br />

verlor stark an Gewicht. Lange rätselten<br />

die Ärzte, warum es mir so schlecht<br />

ging – bis ein engagierter Arzt tatsächlich<br />

meinen Urin kostete und wohl einen<br />

sirupsüßen Geschmack wahrnahm.<br />

Die insulinproduzierenden Zellen meiner<br />

Bauchspeicheldrüse hatten beschlos­<br />

sen, ihre Arbeit einzustellen! Lange war<br />

ich im Krankenhaus – dann ging es für<br />

die Grundeinstellung des Blutzuckers<br />

in ein <strong>Diabetes</strong>kinderheim. Ab jetzt lief<br />

das Leben nach einem strengen Zeitplan<br />

ab – für Spritzen und Essen. Lebensmittel<br />

mit Zucker waren für mich nun tabu.<br />

Anfang der 1960er Jahre bot die Therapie<br />

des <strong>Diabetes</strong> nicht die Flexibilität<br />

wie heute, auch die verfügbaren Insulinarten<br />

erlaubten das nicht. Also musste<br />

ich jedes Jahr für vier Wochen wieder in<br />

das Kinderheim in Garz – mir graute<br />

jedes Mal davor.<br />

Zwischen Muff und Stacheldraht<br />

Den muffigen Geruch des Hauseingangs<br />

habe ich noch heute in der Nase,<br />

und viele Erlebnisse dort haben mich<br />

bis heute geprägt. Das Haus war von<br />

Stacheldraht umzäunt und der Tagesabl<strong>auf</strong><br />

fast militärisch organisiert. Eine<br />

hochgewachsene, knochige, ältere<br />

Dame erwies sich als Herrscherin dieses<br />

Reiches über uns „Süßen“ und über drei<br />

weitere Betreuerinnen.<br />

Dem Brot fehlte oft eine Ecke<br />

Zu den Spritzzeiten mussten wir uns in<br />

einer Schlange anstellen. An einer großen<br />

Tafel waren unsere Namen mit den dazugehörigen<br />

Insulineinheiten angeschrie­<br />

| DJ 8–2014<br />

48<br />

Im <strong>Diabetes</strong>kinderheim in<br />

Garz war manchmal vom<br />

Brot eine kleine Ecke abgeschnitten,<br />

damit die<br />

Grammzahl stimmte.<br />

Foto: © exopixel - Fotolia.com


lebensecht<br />

Unbeschwert war unser Familienleben, bis der <strong>Diabetes</strong> bei mir<br />

festgestellt wurde. Meine Eltern kümmerten sich akribisch um<br />

meine Einstellung.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: privat<br />

ben – eine Schwester drückte uns nacheinander<br />

das Insulin in Arm, Bein oder Po.<br />

Nach dem Frühstück fand die Arbeitstherapie<br />

statt: Gartenarbeit, Haus- und<br />

Zimmerputz. Das Essen bekamen wir in<br />

einem großen Saal. Hier hatte jeder seinen<br />

festen Platz, an dem die von Ärzten<br />

festgesetzten Essensmengen standen.<br />

Manchmal war vom Brot eine kleine Ecke<br />

abgeschnitten, damit die Grammzahl<br />

stimmte. Essen zu tauschen, war streng<br />

verboten – das wurde streng überwacht.<br />

Schmalz sollte Insulin binden<br />

In der ersten Zeit gab es zum Frühstück<br />

Schmalzstullen, weil man glaubte, dass<br />

das Schmalz Insulin bindet. Man dachte<br />

außerdem, dass Diabetiker besonders<br />

schlau seien, da man zum Denken<br />

ja Energie (Zucker) benötigte. Wir mussten<br />

Tests schreiben, bei denen sich herausstellte,<br />

dass dies nicht stimmte.<br />

Undichte und stumpfe Spritzen<br />

Ich war immer froh, wenn die Zeit in<br />

Garz um war und ich wieder nach Hause<br />

durfte. Trotzdem war die Betreuung<br />

von Diabetikern in der DDR sehr gut und<br />

flächendeckend organisiert. Es gab Schulungen<br />

für Eltern und Erkrankte, und es<br />

wurde viel Wert dar <strong>auf</strong> gelegt, dass Betroffene<br />

sich mit dem Krankheitsbild<br />

und -verl<strong>auf</strong> auskannten. Meine Eltern<br />

hielten zu Hause die Ess- und Spritzzeiten<br />

sowie die Essmengen akribisch ein<br />

und kochten oft für mich das Mittagessen<br />

separat. Mein Vater passte <strong>auf</strong>, wie<br />

das Wetter werden würde, um die <strong>Insulindosis</strong><br />

anzupassen: Konnte ich mich<br />

draußen bewegen oder würde ich bei Regen<br />

meine Zeit drinnen mit Malen oder<br />

Lesen verbringen?<br />

Das Beste daraus gemacht<br />

Das Spritzen lernte ich, als ich etwa 6 Jahre<br />

alt war – es tat mir sehr weh. In der<br />

damaligen Zeit in der DDR waren die<br />

Spritzen oft undicht, die Kanülen mit Widerhaken<br />

versehen; an den Spritzstellen<br />

bekam ich so mit der Zeit dicke Beulen.<br />

Zu Hause wurden die Blutzuckerwerte<br />

nur alle vier Wochen in den <strong>Diabetes</strong>zentralen<br />

gemessen und in Gesprächen ausgewertet<br />

was eine optimale Blutzuckereinstellung<br />

kaum möglich machte. Als<br />

Jugendliche führten mich die jährlichen<br />

Einstellungen nach Karlsburg zu den<br />

Erwachsenen, wo ich mit dem Buch Von<br />

Aceton bis Zucker über meine Zukunftsaussichten<br />

<strong>auf</strong>geklärt wurde: Blindheit,<br />

Nierenschäden, amputierte Gliedmaßen!<br />

Bald stellten sich bei mir die ersten Spätschäden<br />

an Augen und Nieren ein. Den<br />

Rest gab mir dann die Aussage eines jungen<br />

Arztes: Meine Lebenserwartung betrüge<br />

nur noch etwa 5 Jahre! Das zu verkraften,<br />

war nicht einfach und hat meine<br />

Lebenseinstellung sehr beeinflusst. Ich<br />

wollte niemand sein, <strong>auf</strong> den man Rücksicht<br />

nehmen muss. Ich entwickelte Galgenhumor<br />

und versuchte, aus den Gegebenheiten<br />

das Beste zu machen. Damit<br />

ging es nicht nur mir besser, sondern<br />

auch meinem Umfeld; sogar die Blutzuckerwerte<br />

sind mit dieser Lebenseinstellung<br />

besser geworden.<br />

Länger als 5 Jahre gelebt!<br />

Von 1976 bis 1980 absolvierte ich in Wismar<br />

mein Studium zum Wirtschaftsin­<br />

genieur und genoss das Studentenleben<br />

– egal wie lange es dauern würde. Und<br />

meine Blutzuckerwerte waren super.<br />

Heute mit 58 Jahren behandele ich meinen<br />

<strong>Diabetes</strong> mit einer Insulinpumpe,<br />

bin glücklich und lebensfroh, Die 5-Jahres-Frist<br />

ist lange überschritten! Ein<br />

Spruch von Gerhardt Katsch, der in Garz<br />

in großer Schrift an der Wand steht, ist<br />

mir in Erinnerung geblieben: „Ein Diabetiker<br />

ist nicht krank, sondern bedingt<br />

gesund.“ Er hatte Recht!<br />

<br />

Birgit Behrendt<br />

Name: Birgit Behrendt,<br />

geb. Morgenroth<br />

Alter: 58 Jahre<br />

<strong>Diabetes</strong>: seit 54 Jahren<br />

Therapie: Insulinpumpentherapie<br />

seit 1990<br />

Hobbys: Malen, Schreiben, Theater,<br />

Singen, Reisen, Sport<br />

(Radfahren, Schwimmen,<br />

L<strong>auf</strong>en, Tanzen)<br />

Mottos: „Nix ist so schlimm, als dass<br />

sich nicht noch was Gutes<br />

drin findet! Lachen ist die<br />

beste Medizin! Wenn dir<br />

das Leben `ne Zitrone<br />

schenkt, bestell‘ Salz und<br />

Tequila!<br />

E-Mail: chrissi.sn@t-online.de<br />

Steckbrief<br />

| DJ 8–2014<br />

49


diabetessszene<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Aus der<br />

Szene für<br />

die Szene<br />

„diabetestour“-Fragen:<br />

„… trotzdem Neuropathie?“<br />

– „Typ<br />

2 = 2. Klasse“<br />

| DJ 8–2014<br />

50<br />

Auf diesen Seiten fassen wir<br />

für Sie <strong>auf</strong>sehenerregende Internet-Diskussionen<br />

zusammen,<br />

außerdem setzen wir den<br />

Link zu unserer Online-Umfrage<br />

– und Prof. Dr. med. Rüdiger<br />

Petzoldt beantwortet Fragen, die<br />

man ihm <strong>auf</strong> der Patientenveranstaltung<br />

„diabetestour“ häufig<br />

stellt … oder die Sie, liebe Leser,<br />

uns einfach zusenden.<br />

Kalender:<br />

Wichtig im<br />

August<br />

30.<br />

Sommerfest in<br />

Rastatt …<br />

… zum 25-jährigen Bestehen des Diabetiker-Treffs<br />

Rastatt. Eine Anmeldung<br />

ist erforderlich. Veranstalter: Diabetiker-Treff<br />

Rastatt im DDB-Landesverband<br />

Baden-Württemberg e. V.<br />

Treffpunkt und Uhrzeit bitte erfragen.<br />

Kontakt: Heidrun Schmidt-Schmiedebach,<br />

Tel. 0 72 22/20 09 72<br />

Die Frage Ich bin 66 Jahre alt und seit<br />

vielen Jahren Typ-2-Diabetikerin. Mit<br />

meinem HbA 1c bin ich zufrieden, bei<br />

der letzten Quartalskontrolle lag es bei<br />

5,9 Prozent. Meine Behandlung: Glimepirid<br />

und Januvia und selbstverständlich<br />

eine ganz konsequente Diät. Kann man<br />

trotzdem durch den <strong>Diabetes</strong> eine Neuropathie<br />

bekommen? Ich habe seit längerem,<br />

seit einem Bandscheibenvorfall,<br />

brennende Schmerzen im linken Bein.<br />

Kommt das auch vom <strong>Diabetes</strong>? Bei meiner<br />

<strong>Diabetes</strong>behandlung kann ich doch<br />

nichts mehr verbessern, oder?<br />

Prof. Petzoldt: Nein, an <strong>Ihre</strong>r erfolgreichen<br />

Behandlung sollten Sie gemeinsam<br />

mit <strong>Ihre</strong>m Arzt erst dann etwas ändern,<br />

wenn sich bei den regelmäßigen Kontrollen<br />

eine dauerhafte HbA 1c -Verschlechterung<br />

eingestellt hat. Wahrscheinlich hat<br />

der damalige Bandscheibenvorfall Nervenstörungen<br />

verursacht, die nun die eigentliche<br />

Ursache für <strong>Ihre</strong> Schmerzen im<br />

linken Bein sind. Auch hierbei kann man<br />

von einer Neuropathie = Nervenkrankheit<br />

sprechen. Dagegen hat man bei einer im<br />

Zusammenhang mit dem <strong>Diabetes</strong> verursachten,<br />

schmerzhaften diabetischen<br />

Neuropathie an den Füßen in der Regel<br />

beiderseits Beschwerden, die oft in Ruhe<br />

(z. B. nachts) besonders deutlich erscheinen.<br />

Ihr Arzt kann beurteilen, ob diese<br />

Deutung bei Ihnen zutrifft, ob zur Abklärung<br />

weitere Untersuchungen nötig sind<br />

und was Sie zusätzlich zur erfolgreichen<br />

<strong>Diabetes</strong>behandlung gegen die einseitigen<br />

Beinschmerzen tun können.<br />

Die Frage Immer wieder muss ich von<br />

Bekannten hören, als Typ-„zwei“-Diabetiker<br />

sei man wohl ein Mensch zweiter<br />

Klasse, da man mit seinem Übergewicht<br />

ja selber an seiner Krankheit schuld sei.<br />

Ich traue mich sowieso nicht leicht aus<br />

meinem Schneckenhaus raus. Und wenn<br />

ich das höre, dann schrecke ich jedes Mal<br />

zurück, weil es mich fertig macht. Es gibt<br />

aber doch noch andere Gründe, warum<br />

man Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bekommen hat?<br />

Prof. Petzoldt: Diese Frage, dieser Hinweis<br />

kommt berechtigterweise immer<br />

wieder: Die Beurteilung der Menschen<br />

mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> als Diabetiker zweiter<br />

Klasse mit einem absichtlich selbst<br />

verschuldeten Typ-2-<strong>Diabetes</strong> ist grundsätzlich<br />

falsch. Denn der Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

entwickelt sich in der Regel nicht ohne<br />

eine erbliche Grundlage. Auch Sie werden<br />

also die Veranlagung zum Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

geerbt haben, bevor es im L<strong>auf</strong>e <strong>Ihre</strong>s<br />

Lebens unter bestimmten äußeren Einflüssen<br />

zum endgültigen Ausbruch des<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> kam. Zu den „bestimmten<br />

äußeren Einflüssen“ gehört vor allem<br />

ein jahrelang bestehendes Übergewicht.<br />

Hierin liegt nicht etwa der Vorwurf gegen<br />

Einzelne (wärest Du nicht dick, dann<br />

hättest Du auch keinen <strong>Diabetes</strong>), sondern<br />

die Chance zur Vorbeugung für große<br />

Bevölkerungsgruppen durch Änderung<br />

der äußeren Einflüsse des Übergewichts.<br />

Und auch Menschen wie Sie mit<br />

einem Typ-2-<strong>Diabetes</strong> können durch einen<br />

ebenso selbstbewusst wie verantwortungsvoll<br />

geänderten, gesunden Lebensstil<br />

(langsame Gewichtsreduktion<br />

etc.) ihren <strong>Diabetes</strong> gut in den Griff bekommen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg<br />

und … kommen Sie dazu ruhig aus <strong>Ihre</strong>m<br />

Schneckenhaus heraus.<br />

Autor Prof. Dr. med. Rüdiger<br />

Petzoldt brpetzoldt@t-online.de<br />

Foto: Frank Schuppelius


diabetes-szene<br />

www.diabetes-journal.de<br />

#dedoc Trend<br />

Aktuelles #dedoc<br />

Trend-Thema:<br />

CGM für Alle!<br />

Fots: Fotos: dedoc<br />

Jeden Mittwoch um 21 Uhr trifft<br />

sich die Deutsche <strong>Diabetes</strong> Online<br />

Community zu einem einstündigen<br />

TweetChat. Die Kolumne<br />

#dedoc Trend bringt aktuelle Themen<br />

aus der Community ins <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>.<br />

Ende Juni ging eine neue, unabhängige<br />

Facebook-Gruppe an<br />

den Start, Titel: CGM für Alle! Sie<br />

will über Vorteile und Möglichkeiten<br />

der kontinuierlichen Gewebszuckermessung<br />

informieren und<br />

diese für alle erreichbar machen.<br />

Die Gruppe greift damit auch die<br />

Diskussion rund um das Thema<br />

(fehlende) Kostenübernahme für<br />

CGM-Systeme <strong>auf</strong>, die in den letzten<br />

Wochen (mal wieder) an Fahrt<br />

<strong>auf</strong>genommen hat:<br />

Manuela<br />

Mein Sohn hat seit Februar<br />

den Dexcom bekommen, wir<br />

sind soo dankbar, dass wir es geschafft<br />

haben! Vor dem Dex hatte<br />

er locker 80 Hypos im Monat und<br />

extrem schwankende Werte. Jetzt<br />

sind es nur noch 15 – und man<br />

kann sofort eingreifen!<br />

Anna Lena<br />

CGM an die Macht! Ich finde<br />

eine Pumpe und ein CGM sollten<br />

zum Standard für jeden Diabetiker<br />

werden.<br />

@in_perpetuum:<br />

Wie wäre ein CGM für euch<br />

im Urlaub? Würdet ihr für solche<br />

Fälle selbst in einen Sensor investieren?<br />

Für mehr Entspannung sozusagen?<br />

#dedoc<br />

@saytine:<br />

Was passiert eigentlich mit<br />

den ganzen Teststreifen, die keiner<br />

mehr k<strong>auf</strong>en würde, wenn wir alle<br />

CGMs oder Closed Loop hätten<br />

;-) ? #dedoc<br />

@honigsuesses:<br />

Die Abbott-Sache (FGM)<br />

klingt spannend, ich verstehe aber<br />

nicht, welche Vorteile es gegenüber<br />

dem CGM haben soll. #dedoc<br />

www.reisen-mit-typ-1.de<br />

Momentan wird ein CGM<br />

von den Krankenkassen nur in<br />

ganz seltenen Ausnahmen<br />

genehmigt, da es nicht als<br />

“Hilfsmittel” zugelassen ist.<br />

Das ist sehr schade, denn<br />

es erhöht die Lebensqualität<br />

um ein Vielfaches. Auch<br />

der <strong>Diabetes</strong> ist so viel einfacher<br />

einzustellen, zu kontrollieren<br />

und es gäbe nur noch<br />

streberhafte Hba 1c Werte :) !<br />

www.typ1liveblog.de<br />

Es ist schon in der ersten<br />

Stunde ein super Gefühl, viele<br />

Werte zu haben und eine lückenlose,<br />

nicht stichprobenartige Grafik.<br />

Man wird gewarnt, bevor die<br />

Hypo kommt und kann etwas dagegen<br />

unternehmen, man wird gewarnt<br />

wenn der Wert in einen Bereich<br />

steigt, in dem Gefahrt droht,<br />

das Ketone <strong>auf</strong>treten. Besser geht<br />

es nicht!<br />

www.diabetes-leben.com<br />

Es ist schon abgefahren, wie<br />

glücklich mich so ein medizinisches<br />

Gerät machen kann. Aber<br />

meine Blutzuckerwerte sind nun<br />

der Hammer! Meine Laune ist so<br />

viel besser und ich bin so ausgeglichen!<br />

Folgen Sie uns <strong>auf</strong><br />

Twitter! www.twitter.<br />

com/#!/<strong>Diabetes</strong>_Profis<br />

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<strong>Diabetes</strong>.<strong>Journal</strong><br />

| DJ 8–2014<br />

51


diabetessszene<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Facebook-Renner:<br />

Aussehen wie ein<br />

Dalmatiner? – Wie<br />

nackt ohne CGM …<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

aktiv gesund leben<strong>Journal</strong><br />

im<br />

WorldWideWeb<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> „teilt“ <strong>auf</strong> seiner Facebook-Seite<br />

Artikel, Fotos oder Videos anderer –<br />

das heißt Beiträge, die wir wichtig finden, werden<br />

auch über uns verbreitet. Die Renner-Beiträge<br />

des Monats: Sarah’s Welt mit „<strong>Diabetes</strong> ist (k)ein<br />

Zuckerschlecken“ und I can eat everything mit<br />

„CGM im Test …“<br />

Online-Frage Juli:<br />

Finden Sie Aktionen und Initiativen wie das <strong>Diabetes</strong><br />

Programm Deutschland und D-Run sinnvoll, um Menschen<br />

zu mehr <strong>Bewegung</strong> und sportlicher Aktivität zu<br />

motivieren?<br />

„Ja“<br />

| DJ 8–2014<br />

52<br />

Sarah beschrieb die Herausforderungen bei der Sommerhitze<br />

… nicht nur für Pumpenträger: „nicht aussehen wie<br />

ein Dalmatiner, Insulin kühl halten, Eis vor dem Verl<strong>auf</strong>en<br />

schnell berechnen … und<br />

verrückte Werte in den<br />

Griff bekommen!“ Tausende<br />

Leser erfuhren (Bild):<br />

Nach den ersten Sonnentagen<br />

„und dem ein oder<br />

anderem mal Katheterwechseln<br />

sieht der Diabetiker<br />

eher aus wie ein Dalmatiner.<br />

Denn da, wo die<br />

Eine Schatten- und eine Schokoladen-<br />

… ääääh … den letzten Tagen<br />

nach zu urteilen eine Sonnenseite.<br />

Pflaster sind, kommt kein<br />

Sonnenstrahl durch. Während<br />

also nun Bauch, Beine<br />

und Co schön schokobraun<br />

werden, sieht man erst beim Wechseln des Katheters<br />

das Disaster. Ein kleiner ovaler weiss gebliebener Fleck …“<br />

Tine von I can eat everything hatte für 20 Tage ein CGM<br />

zum Test – kontinuierliche Glukosemessung war angesagt!<br />

„Es war ein ganz tolles neues Lebensgefühl.“ Sie trug den Sensor<br />

beim L<strong>auf</strong>en, Arbeiten, Eink<strong>auf</strong>en, Schlafen, „und konnte<br />

zum ersten Mal nach der Diagnose meinen Blutzucker im Verl<strong>auf</strong><br />

und mit Trend sehen“. Und: „Eines der allertollsten Dinge<br />

daran, dass man von dem Ding alarmiert wird, wenn der<br />

Blutzucker außerhalb des selbst eingestellten Norm-Bereiches<br />

liegt. Ich wurde zwei Mal nachts geweckt, weil ich unterzuckerte.<br />

Das hätte ich so vermutlich nie gemerkt! So, so gut!“<br />

Ich trag’ da was am Körper? Duschen? Alles kein Thema mit<br />

dieser Gewebs zuckerpolizei. Ihr Fazit: „Nachdem ich das<br />

CGM wieder abgegeben hatte, fühlte ich mich extrem nackt<br />

und musste mich erst einmal wieder entwöhnen.“<br />

„Nein“<br />

Auf die Online-Frage im<br />

letzten Monat antworteten 78,1 % mit „Ja“ und<br />

21,9 % mit „Nein“.<br />

Insgesamt beteiligten sich 310 Leser.<br />

Aktuelle Online-Frage:<br />

Die Initiative CGM für alle setzt sich dafür ein, dass<br />

viel mehr Menschen als bisher, vor allem Typ-1-Diabetiker,<br />

die kontinuierliche Glukosemessung erstattet<br />

bekommen. Sind Sie dafür?<br />

Stimmen Sie ab <strong>auf</strong> diabetes-journal.de. Das Ergebnis<br />

gibt es in der September-Ausgabe.<br />

Der <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Newsletter:<br />

Der wöchentliche <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Newsletter hält Sie<br />

immer <strong>auf</strong> dem L<strong>auf</strong>enden! Kostenlos registrieren unter:<br />

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uns <strong>auf</strong> dem<br />

Tablet!


:<br />

diabetes-szene<br />

Szene-Mix:<br />

Von Experten,<br />

für Lehrer,<br />

Trends und Gipfel<br />

Wir haben für Sie Szene-Infos gesammelt:<br />

Presse zum <strong>Diabetes</strong>-Anstieg, Material für Lehrer<br />

und Erzieherinnen, Ungewöhnliches aus der<br />

US-Forschung.<br />

Immer mehr Menschen erkranken im Kindes- und Jugendalter<br />

an <strong>Diabetes</strong> – hauptsächlich Kinder mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> infolge einer Autoimmunerkrankung.<br />

Jedoch dürfte auch die Zahl der Kinder steigen, die <strong>auf</strong>grund<br />

von Fettleibigkeit und <strong>Bewegung</strong>smangel einen<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> entwickeln, warnt die Deutsche <strong>Diabetes</strong><br />

Gesellschaft (DDG). Die Befürchtung der Fachgesellschaft<br />

gründet sich <strong>auf</strong> aktuelle Trends in den USA: Dort<br />

ist die Zahl der Erkrankungen an Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bei Kindern<br />

und Jugendlichen einer neuen Studie zufolge innerhalb<br />

von nur acht Jahren um 31 Prozent gestiegen.<br />

+++<br />

Was sollten Erzieherinnen und Lehrer über <strong>Diabetes</strong><br />

wissen? Viele wichtige Informationen sowie eine kleine<br />

Präsentation (ca. 2 Dutzend Charts) zum Weitergeben findet<br />

man im Internet zum Runterladen unter<br />

http://kindermittyp1diabetes.wordpress.com/<br />

+++<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Dateiname: _3OSCE_0012759.pdf; Seite: 1; Nettoformat: (86.00 x 120.00 mm); Datum: 11. Mar 2014 10:04:34; PDF-CMYK (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />

Jubin<br />

Zuckerlösung<br />

Die Lösung für die<br />

kurzfristigen Energieprobleme <strong>Ihre</strong>s Körpers!!<br />

Zutaten: Glucosesirup,<br />

Saccharose,<br />

Wasser,<br />

natürliche Aromastoffe.<br />

Brennwert: 527 kJ (124 kcal),<br />

1 BE = 15g<br />

(1 Tube = 2,6 BE)<br />

PZN - 8508212<br />

Jubin Pharma Vertrieb - Rombacher Hutte 10 - 44795 Bochum - Tel.: 0234 - 772231 Fax: 0234 - 772300<br />

E-mail: Jubin-Pharma-Vertrieb@t-online.de - www.jubin-pharma.de<br />

Dateiname: _33ZII_0012693.pdf; Nettoformat:(86.00 x 120.00 mm); Datum: 12. May 2014 14:51:00; PDF-CMYK ab 150dpi (WF), L.N. Schaffrath DruckMedien<br />

Marktplatz<br />

Fotos: http://sarahmeinewelt.blogspot.de/; https://diabetesresaerch.org<br />

Den <strong>Diabetes</strong> heilen: Das macht sich das <strong>Diabetes</strong>-Forschungsinstitut<br />

an der Universität von Miami zur<br />

Aufgabe – und zeigt dies <strong>auf</strong> seinen aktuellen Shirts.<br />

Sexy … Schriftzug (was sonst), oder?! Das Internet-Publikum<br />

fand: der Renner!<br />

https://diabetesresearch.org/diabeatthis-shirts<br />

+++<br />

Die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach<br />

hat am 4. Juli den Geschäftsführer der DDG, Dr. Dietrich<br />

Garlichs, und Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin<br />

diabetesDE, getroffen. Gesprächspunkte waren der<br />

Nationale <strong>Diabetes</strong>plan, das Präventionsgesetz und<br />

die Bundesratsinitiative sowie der UN-Gipfel zu den<br />

nicht übertragbaren Krankheiten (Juli 2014).<br />

| DJ 8–2014<br />

53


leserbriefe<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Das Wort hat der Leser<br />

Ein Leserbrief <strong>auf</strong> den „Klartext“ des DDB-Bundesvorsitzenden,<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> vom Juni 2014<br />

| DJ 8–2014<br />

54<br />

(...) Da spricht Herr Möhler<br />

von dem eingetragenen<br />

und als gemeinnützig anerkannten<br />

Verein Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

– Menschen mit<br />

<strong>Diabetes</strong>, der betroffene Diabetikerinnen<br />

und Diabetiker<br />

in der organisierten Selbsthilfe<br />

vereint, vertritt und unterstützt,<br />

deren Interessen in der<br />

Öffentlichkeit und gegenüber<br />

der Politik klar formuliert<br />

und Gehör findet, von einer<br />

„Organisation“. Er tut dies bewusst,<br />

um die in der DDH-M<br />

vereinten Diabetikerinnen<br />

und Diabetiker zu diffamieren<br />

und wie einst die Hallstein-Doktrin<br />

einen Alleinvertretungsanspruch<br />

seines<br />

DDB in der BAG Selbsthilfe<br />

und im G-BA zu postulieren,<br />

begründet dies gar mit gesetzlichen<br />

Regelungen. Ein<br />

Rechtsanwalt müsste dies<br />

besser wissen und sollte das<br />

Recht und die rechtlichen<br />

Regeln nicht für seine persönliche<br />

Darstellung ausnutzen,<br />

ja sogar falsch auslegen.<br />

Auch in der geführten Argumentation<br />

werden dabei<br />

Halb- und Unwahrheiten bewusst<br />

eingesetzt. So behauptet<br />

Herr Möhler, dass DDH-M<br />

durch den Austritt der drei<br />

früheren DDB-Landesverbände<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz und Bremen<br />

geschaffen wurde. Das ist nur<br />

die halbe Wahrheit, denn die<br />

Diabetikerinnen und Diabetiker<br />

in diesen drei Ländern<br />

brauchten eine Selbsthilfevereinigung,<br />

die sie als<br />

Zusammenschluss Betroffener<br />

auch mit einer hörbaren<br />

Stimme vertreten konnte.<br />

Dies wurde in der Gründung<br />

der DDH-M vollzogen, die<br />

Gründung war eine Folge der<br />

Handlungen des DDB-Bundesvorstandes<br />

um Herrn<br />

Möhler, die gegen die Interessen<br />

der Diabetikerinnen und<br />

Diabetiker gerichtet waren<br />

und was diese drei Landesverbände<br />

artikulierten und sich<br />

zu einem Austritt aus dem<br />

DDB gezwungen sahen. Herr<br />

Möhler behauptet weiter, dass<br />

DDH-M eine „Organisation“<br />

sei, die von Leistungserbringern<br />

dominiert wird. Dies ist<br />

schlichtweg eine Lüge. Unsere<br />

Diabetiker-Selbsthilfegruppe,<br />

die bis zum Januar 2014 unter<br />

dem Dach des DDB Sachsen-Anhalts<br />

gearbeitet hat,<br />

wurde vom DDB an den Rand<br />

der Existenz gebracht und die<br />

DDB-Einzelmitglieder wurden<br />

aus dem DDB „ausgetreten“!<br />

Dar<strong>auf</strong>hin wurden<br />

wir zunächst Gruppenmitglied<br />

bei der DDH-M, einen<br />

Status, den es beim DDB satzungsrechtlich<br />

gar nicht<br />

gibt, und inzwischen nach<br />

der satzungswidrigen Exmatrikulation<br />

durch den Landesvorstand<br />

auch komplett<br />

Vollmitglieder bei der Deutschen<br />

<strong>Diabetes</strong>-Hilfe.<br />

Damit haben wir auch als Betroffene<br />

die Erfahrung gemacht,<br />

dass die DDH-M in<br />

keiner Weise von „Leistungserbringern“<br />

dominiert ist, im<br />

Gegenteil. Gemeinsam mit<br />

den therapeutischen Berufen<br />

der <strong>Diabetes</strong>berater und<br />

der ärztlichen Fachvereinigung<br />

der Diabetologen sind<br />

wir in diabetesDE vereint.<br />

Es erfolgt keinerlei <strong>Einfluss</strong>nahme<br />

<strong>auf</strong> das Handeln von<br />

DDH-M seitens der DDG oder<br />

des VDBD! Wir Betroffene in<br />

der DDH-M sehen, anders als<br />

Herr Möhler mit seinem DDB,<br />

die Zusammenarbeit mit den<br />

Therapeuten (das sind keine<br />

Leistungserbringer!) als eine<br />

wesentliche Seite unserer<br />

Selbstverantwortung und<br />

des Selbstmanagements! Dabei<br />

wird uns weder etwas <strong>auf</strong>gezwungen<br />

noch werden wir<br />

zu nicht in unserem Interesse<br />

liegenden Handlungen<br />

<strong>auf</strong>gefordert. Richtig ist, dass<br />

alle Führungsstrukturen in<br />

der DDH-M von Diabetikerinnen<br />

und Diabetikern ausgeführt<br />

werden. (…) Alles in<br />

allem, Herr Möhler, ist <strong>Ihre</strong><br />

Einlassung in diesem irreführenderweise<br />

als „Klartext“<br />

bezeichneten Artikel des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />

angesichts der<br />

Erfahrungen, die wir im DDB<br />

gemacht haben, am Ende mit<br />

einer klaren und sichtbaren<br />

Behinderung der Selbsthilfearbeit,<br />

ein Schlag in das<br />

Gesicht der Betroffenen. Seit<br />

wir in der DDH-M als Gruppenmitglied<br />

verankert sind,<br />

erfahren wir jegliche und uneingeschränkte<br />

Unterstützung<br />

unserer Arbeit vor Ort,<br />

wird uns das von den Krankenkassen<br />

und Sponsoren zur<br />

Selbsthilfearbeit übermittelte<br />

Geld nicht vorenthalten<br />

bzw. widerrechtlich weggenommen<br />

wie im DDB. Auch<br />

redet uns kein Therapeut in<br />

die Arbeit rein (…). Um <strong>Ihre</strong>n<br />

(…) Klartext zu erhellen, sei<br />

gestattet zu erwähnen, dass<br />

am 05. März 2014 ein Treffen<br />

zwischen dem Bundesvorstand<br />

von DDH-M und<br />

der BAG Selbsthilfe stattfand.<br />

Die Geschäftsführung der<br />

BAG Selbsthilfe befürwortet<br />

eine Mitgliedschaft der<br />

DDH-M, die Sie, Herr Möhler,<br />

ohne ein Votum der Mitglieder<br />

des DDB, für den DDB<br />

abgelehnt haben. Sie betreiben<br />

aktive Politik gegen die<br />

Interessen der Betroffenen<br />

und gehen gegen <strong>Ihre</strong> eigenen<br />

Mitglieder, die <strong>Ihre</strong>m autokratischen<br />

Führungsstil<br />

nicht folgen, auch juristisch<br />

vor. Was ist dies für eine Organisation,<br />

die so mit ihren<br />

Mitgliedern umgeht!<br />

In <strong>Ihre</strong>m Artikel haben Sie sicher<br />

nur vergessen zu erwähnen,<br />

dass die Aufnahme neuer<br />

Mitglieder in der BAG Selbsthilfe<br />

von der Mitgliederversammlung,<br />

welche einmal


leserbriefe<br />

Die „freie“ Insulinwahl – Gedanken zum<br />

Produktionsstopp tierischer Insuline<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Foto: Fotolia<br />

jährlich zusammentritt, mehrheitlich<br />

beschlossen wird. Die<br />

Mitgliederversammlung der<br />

BAG Selbsthilfe wird in ihrer<br />

nächsten Mitgliederversammlung<br />

im April 2015 über<br />

eine Aufnahme der DDH-M<br />

als Mitglied entscheiden und<br />

wir Diabetikerinnen und Diabetiker<br />

in der Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Hilfe<br />

– Menschen mit<br />

<strong>Diabetes</strong> e. V. sind sehr zuversichtlich,<br />

dass wir problemlos<br />

<strong>auf</strong>genommen werden und<br />

dort aktiv mitarbeiten, nicht<br />

im Sinne einer persönlichen<br />

Eigenprofilierung, sondern<br />

im Interesse von uns Diabetikerinnen<br />

und Diabetikern.<br />

Dr. med. Egon Hohenberger<br />

Anästhesiologe und Diabetiker,<br />

Schatzmeister der Diabetiker-<br />

Selbsthilfegruppe „Die süßen<br />

Quernetaler“ Querfurt.<br />

Regionalbe<strong>auf</strong>tragter der DDH-M für<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Nun sind also auch Polen und Argentinien<br />

aus der Produktion von tierischen<br />

Insulinen ausgestiegen. Als<br />

Diabetiker Typ 1, der seit Jahrzehnten in<br />

trauter Zweisamkeit mit seinem <strong>Diabetes</strong><br />

und seinem tierischen Insulin lebt,<br />

hat man das Gefühl, dass sich die Schlinge<br />

um den Hals immer enger zuzieht.<br />

Soll man noch einmal einen Versuch mit<br />

Human- oder Analoginsulinen wagen?<br />

Nein, bestimmt nicht. Der angeblich so<br />

„einfache, komplikationslose“ Umstieg<br />

<strong>auf</strong> diese Insuline hat viele Diabetiker<br />

an den Rand des Todes gebracht, hat ihnen<br />

jegliche Lebensqualität genommen<br />

und bedeutete für viele Familien einen<br />

Schock fürs Leben, den sie nie vergessen<br />

werden. Horror-Szenarien haben sich bei<br />

diesen „Umstellungen“ abgespielt, aber<br />

komischerweise hat es dieses brisante<br />

Thema trotzdem niemals in die Medien<br />

geschafft. Warum interessiert sich<br />

niemand für uns? Warum wird eine Insulin-herstellende<br />

Firma nicht vom Gesetzgeber<br />

dazu verpflichtet, für einen<br />

Lobeshymnen? Nachdenken über Titelblatt<br />

Als Abonnent komme ich <strong>Ihre</strong>r Anregung aus Heft 5 diesen Jahres<br />

nach und möchte mal etwas zum neuen Layout mitteilen. Ich habe<br />

mir die Frage gestellt, was unterschiedliche Personen zu den jeweiligen<br />

Titelbildern denken könnten, und bin zu folgendem Ergebnis<br />

gekommen: 1. der nicht vom <strong>Diabetes</strong> betroffene Leser: Mein Gott, sieht<br />

die Frau gut aus, Diabetiker müsste man sein. 2. Der/Die Diabetiker/in:<br />

Wäre schön, wenn es einem so gut ginge. 3. Der Gesundheitsminister:<br />

Den Diabetikern geht’s ja blendend, da sollten wir noch mal über Kürzungen<br />

nachdenken. Ich hoffe, dass auch <strong>Ihre</strong> Redakteure einmal darüber<br />

nachdenken, was <strong>auf</strong> einem Titelblatt für eine bestimmte Personengruppe<br />

abgebildet werden sollte. Brigitte S.<br />

permanenten „Nachschub“ für all die<br />

Diabetiker zu sorgen, die zwingend dar<strong>auf</strong><br />

angewiesen sind? Für alles werden<br />

Gesetze erlassen, nur nicht für uns. Warum<br />

kann es für so eine Firma keine „Zuschüsse“<br />

geben, damit sie kostendeckend<br />

produzieren kann? Insulin ist ein lebensnotwendiges<br />

Medikament und kein „lifestyle“-Wässerchen.<br />

Was sind das für Regierungen,<br />

die uns zwar bestätigen, dass<br />

wir ein Anrecht <strong>auf</strong> tierisches Insulin<br />

haben, uns aber dann mit dem lapidaren<br />

Satz „wir verstehen ihr Problem, aber wir<br />

können nichts machen“ im Regen stehen<br />

lassen? Hofft man, dass sich unser Problem<br />

irgendwann von alleine löst? (…) Warum<br />

interessiert sich niemand dafür, wie<br />

kostengünstig wir doch im Vergleich zu<br />

den Usern von Analoginsulinen für die<br />

Krankenkassen sind? Warum interessiert<br />

es die Ärzte, die Wissenschaftler, die<br />

Krankenkassen nicht, dass die meisten<br />

von uns „Dinosauriern“ <strong>auf</strong>grund ihrer<br />

guten <strong>Diabetes</strong>einstellung mit dem tierischen<br />

Insulin weit gesünder, beschwerdefreier<br />

und von Nachfolgekrankheiten<br />

verschonter sind als viele andere Diabetiker?<br />

(…) Welch Aufschrei ging durch<br />

die <strong>Diabetes</strong>-Welt, als die Krankenkassen<br />

sich mehr und mehr weigerten, für alle<br />

<strong>Diabetes</strong>patienten (Typ 2) die Kosten für<br />

Analoginsuline zu übernehmen. Plötzlich<br />

waren „Hypos“ ein Thema, die man<br />

durch die Verwendung von Humaninsulinen<br />

bekommen könnte. (…) Warum<br />

haben wir, die Nutzer von tierischen Insulinen,<br />

die erwiesenermaßen in Lebensgefahr<br />

geraten, sobald sie die „modernen“<br />

Kunstinsuline verwenden, niemals diese<br />

Unterstützung erhalten? Ein Schelm, der<br />

dabei Böses denkt!! (…)<br />

Daniel Györe (per E-Mail)<br />

| DJ 8–2014<br />

55


Blickwinkel<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong>:<br />

Pumpe statt Pen?<br />

| DJ 8–2014<br />

56<br />

Schlecht eingestellte<br />

Typ-2-<br />

Dia betiker bekommen<br />

ihren<br />

Blutzucker mit<br />

Pumpentherapie<br />

besser in<br />

den Griff als mit<br />

mehrmals täglichen<br />

Insulin-Injektionen.<br />

Für Typ-1-Diabetiker ist eine Insulinpumpentherapie<br />

nicht besonders<br />

ungewöhnlich: Sie ist medizinisch<br />

bei vielen angezeigt – wenn auch oft<br />

schwierig durchzusetzen bei den Kostenträgern.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> ist sie heute nicht wegzudenken:<br />

45 Prozent werden mit einer<br />

Insulinpumpe behandelt, bei den jungen<br />

Kindern unter 5 Jahren sind es sogar<br />

77 Prozent (Deutscher Gesundheitsbericht<br />

<strong>Diabetes</strong> 2014). Insgesamt rund<br />

60 000 Typ-1-Diabetiker führen heutzutage<br />

eine Insulinpumpentherapie durch, so<br />

Expertenschätzungen. Ungewöhnlich mutet<br />

eher Folgendes an:<br />

Eine sehr aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten<br />

Fachmagazin Lancet, sagt nun:<br />

Schlecht eingestellte Typ-2-Diabetiker bekommen<br />

ihre Blutzucker einstellung mit Pumpentherapie<br />

tendenziell besser in den Griff als<br />

mit mehrmals täglichen Insulin-Injektionen.<br />

Wobei die Pumpentherapie (mit schnell- und<br />

kurz wirksamem Insulin) heute fast nur Typ-1-<br />

Dia betikern empfohlen wird. Die Studie heißt<br />

OpT2mise; sie ist die größte Studie zum Einsatz<br />

der Insulinpumpentherapie bei Typ-2-<br />

Dia betes. An der OpT2mise-Studie nahmen<br />

495 Erwachsene (30 bis 75 Jahre) mit schlecht<br />

eingestelltem Typ-2-<strong>Diabetes</strong> (unter Insulintherapie)<br />

teil; in der zweimonatigen Einleitungsphase<br />

der klinischen Studie wurde<br />

zunächst versucht, die herkömmliche Insulintherapie<br />

zu optimieren. Aber:<br />

Laut den Experten konnten 331 Patienten hierdurch<br />

nicht <strong>auf</strong> einen Blutzuckerlangzeitwert<br />

(HbA 1c ) im Bereich von 8,0 bis 12,0 Prozent eingestellt<br />

werden. Diese schlecht eingestellten<br />

Typ-2-Diabetiker bekamen nun (Zufallsauswahl)<br />

entweder eine Insulinpumpe oder sie<br />

behandelten ihren <strong>Diabetes</strong> weiter mit mehrmals<br />

täglichen Injektionen. Die Ergebnisse:<br />

Bei den Pumpenträgern verbesserte sich nach<br />

6 Monaten der Langzeitwert deutlich (signifikant):<br />

im Schnitt um 1,1 Prozent im Vergleich<br />

zu 0,4 Prozent in der Gruppe mit herkömmlicher<br />

Insulintherapie. 55 Prozent der Teilnehmer<br />

erreichten mit Pumpe den Zielwert von<br />

8,0 Prozent oder weniger; in der Vergleichsgruppe<br />

schafften das 28 Prozent – also praktisch<br />

die Hälfte. Die Pumpenträger verbrachten<br />

durchschnittlich 3 Stunden weniger täglich<br />

mit zu hohen Blutzuckerwerten. Die Hypoglykämierate<br />

war in beiden Gruppen vergleichbar.<br />

Zum Insulinverbrauch: Zum Ende der Studie<br />

OpT2mise verbrauchten die Insulinpumpenträger<br />

täglich 20 Prozent weniger Insulin<br />

als die Vergleichsgruppe. Beim Körpergewicht<br />

gab es keinen Unterschied.<br />

Laut Studienleiter Prof. Yves Reznik (Universität<br />

Caen, Normandie/Frankreich) eröffnen die<br />

gefundenen Ergebnisse eine wertvolle neue<br />

Behandlungsoption – für all jene Patienten,<br />

die <strong>auf</strong> anderem Weg keine zufriedenstellende<br />

Blutzuckereinstellung erreichen. Auch Dr. Pratik<br />

Choudhary (King’s College, London) sieht in<br />

den Ergebnissen eine Chance zur Therapieverbesserung<br />

bei schwer einzustellenden Menschen<br />

mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> und Insulintherapie<br />

– und schiebt hinterher: „Jedoch wird man<br />

die Kosteneffektivität der Pumpen in den verschiedenen<br />

Gesundheitssystemen evaluieren<br />

müssen.“ Dies ist sicher richtig und wichtig,<br />

ist aber aus meinem Blickwinkel heutzutage<br />

nicht ein Aspekt von vielen zur Beurteilung<br />

eines Wirkstoffes oder einer Therapie – sondern<br />

leider der einzige.<br />

Günter Nuber<br />

Chefredakteur


Unser<br />

Dankeschön<br />

für <strong>Ihre</strong><br />

Empfehlung<br />

Werben Sie einen neuen<br />

DIABETES-JOURNAL-Leser<br />

und wählen Sie <strong>Ihre</strong> Prämie!<br />

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Ich bestelle die Zeitschrift „<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>“ für mindestens 1<br />

Jahr (12 Ausgaben), danach habe ich keine Kündigungsfrist zu beachten.<br />

Der Jahresbezugs preis beträgt 41,40 € = 3,45 € pro Ausgabe.<br />

Ich habe den neuen Abonnenten geworben. Meine Prämie erhalte<br />

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jederzeit widerrufen. (Auch wenn Sie schon früher einer Kontakt<strong>auf</strong>nahme durch uns zugestimmt haben,<br />

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angehören.<br />

01.0119


gesundheitspolitik<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Typ 1, Typ 2<br />

und neue DMPs<br />

Eine Liste mit Vorschlägen für neue<br />

Disease-Management-Programme<br />

(DMPs) hat der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss (G-BA) im Juni veröffentlicht.<br />

Die Krankheitsbilder reichen<br />

von Stürzen über Schizophrenie bis zur<br />

Schuppenflechte.<br />

„Die Vielzahl eingereichter Themen belegt<br />

das große Interesse der Fachöffentlichkeit<br />

an den Programmen. Immer<br />

mehr medizinische Fachgesellschaften<br />

und ärztliche Berufsverbände haben erkannt,<br />

dass ein gutes Zusammenspiel<br />

zwischen Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus<br />

Dreh- und Angelpunkt einer<br />

qualitativ besseren und wirtschaftlicheren<br />

Versorgung chronisch Kranker ist“,<br />

sagt Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches<br />

Mitglied im G-BA und Vorsitzende<br />

des Unterausschusses DMP. „Das<br />

Spektrum an Indikationen für die mögliche<br />

Entwicklung von neuen DMPs ist<br />

breit gefächert. Sämtliche Vorschläge<br />

werden nun in den zuständigen Gremien<br />

des G-BA eingehend beraten und <strong>auf</strong><br />

ihre Versorgungsrelevanz und Umsetzbarkeit<br />

hin überprüft.“<br />

Niereninsuffizienz, Rückenschmerz,<br />

Depression<br />

| DJ 8–2014<br />

58<br />

Behandlungsziele<br />

lassen sich im DMP<br />

besser erreichen.<br />

Die neuen DMP-Ideen wurden von medizinischen<br />

Dachverbänden und Gesellschaften,<br />

Sachverständigen der medizinischen<br />

Wissenschaft und Praxis sowie<br />

den Spitzenverbänden der Selbsthilfe-<br />

und Patientenorganisationen bis<br />

Anfang Mai eingereicht, darunter auch<br />

Volksleiden wie Demenz und Adipositas.<br />

Als DMP-Vorschlag ist zudem die chronische<br />

Niereninsuffizienz angeführt. In der<br />

Liste finden sich auch die im Koalitions-


gesundheitspolitik<br />

Gesundheitsgefährdende Versorgungsdefizite<br />

beseitigen und definierte Behandlungsziele anstreben:<br />

Das steht hinter den Disease-Management-Programme<br />

(DMPs). 31 Vorschläge für<br />

neue DMPS sind seit Februar beim Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss (G-BA) eingegangen, darunter<br />

auch einige klassische Volkskrankheiten.<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Frank Schuppellius<br />

vertrag erwähnten Erkrankungen chronischer<br />

Rückenschmerz und Depression.<br />

Die ersten Verträge über Disease-Management-Programme<br />

(DMP Brustkrebs)<br />

wurden im Oktober 2002 geschlossen.<br />

Die Pionier-Region war Nordrhein. Im<br />

Jahr 2003 folgte das DMP <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />

Typ 2. Das nächste Programm wurde<br />

ein Jahr später für Koronare Herzkrankheit<br />

(KHK) <strong>auf</strong>gelegt, zwei Jahre später<br />

kamen die DMPs für Typ-1-<strong>Diabetes</strong>,<br />

Asth ma bronchiale und COPD hinzu.<br />

Heute stehen also Programme für sechs<br />

Indikationen zur Auswahl. Für das DMP<br />

KHK wurde 2005 zudem das Modul Chronische<br />

Herzinsuffizienz entwickelt.<br />

Laut Bundesversicherungsamt (Stand<br />

Dezember 2012) nehmen über 6 Millionen<br />

Versicherte an allen DMPs in Deutschland<br />

teil (fast 780 000 Patienten allein in Nordrhein).<br />

Bundesweit gibt es knapp 10 400<br />

einzelne Programme.<br />

Ob eine chronische Krankheit für ein<br />

DMP geeignet ist, hängt auch von bestimmten<br />

Kriterien ab, die im Gesetz festgehalten<br />

sind. Dazu zählen die Zahl der<br />

von der Krankheit betroffenen Versicherten,<br />

die Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

der Qualität der Versorgung, die Verfügbarkeit<br />

von evidenzbasierten Leitlinien,<br />

der sektorenübergreifende Behandlungsbedarf,<br />

die Beeinflussbarkeit des Krankheitsverl<strong>auf</strong>s<br />

durch Eigeninitia tive des<br />

Versicherten und hoher finanzieller Aufwand<br />

der Behandlung.<br />

Anhand dieser Kriterien und den mit den<br />

bisherigen DMPs gewonnenen Erfahrungen<br />

hatte der G-BA einen Fragenkatalog<br />

entwickelt, der seit März als Grundlage<br />

für die Auswahl zusätzlicher Krankheiten<br />

dient. Entsprechende Vorschläge für<br />

neue DMPs mussten anhand des Katalogs<br />

begründet und an den G-BA übermittelt<br />

werden.<br />

Das Gremium verfolgte zunächst die gesetzliche<br />

Aufgabe, die inhaltlichen Anforderungen<br />

an die DMPs zu bestimmen<br />

und entsprechende Empfehlungen<br />

an das Bundesgesundheitsministerium<br />

(BMG) abzugeben. Seit 2012 ist der G-BA<br />

gesetzlich be<strong>auf</strong>tragt, eigene Richtlinien<br />

zu den DMPs zu beschließen. Die praktische<br />

Umsetzung in der Versorgung erfolgt<br />

dann <strong>auf</strong> Basis regionaler Verträge<br />

zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern<br />

vor Ort.<br />

DMP Typ-1-<strong>Diabetes</strong> aktualisiert<br />

Erstmals beschloss der Bundesausschuss<br />

in einer neuen Richtlinie im März auch<br />

die Grundlagen für die Aktualisierung bestehender<br />

DMPs (KHK und <strong>Diabetes</strong>), die<br />

im Juli in Kraft getreten ist. In der Anlage<br />

zum Typ-1-<strong>Diabetes</strong> wurden u. a. die<br />

Anforderungen an die ärztlichen Kontrolluntersuchungen,<br />

differenziert nach<br />

Kindern und Jugendlichen bzw. Erwachsenen,<br />

neu gefasst.<br />

Einer der Hauptkritikpunkte an den<br />

DMPs war bislang, dass sich ihre Effekte<br />

nicht ordentlich untersuchen lassen, weil<br />

es u. a. an einer Vergleichsgruppe von<br />

Patienten fehlt, die nicht im DMP sind.<br />

Nach einem aktuellen G-BA-Beschluss<br />

vom Juni werden die Daten künftig kontinuierlich<br />

erhoben. Zudem bestimmte<br />

der Bundesausschuss die Vorgaben an die<br />

jährlichen Berichte der Krankenkassen<br />

über Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

in zugelassenen Programmen. „Mit den<br />

neuen Anforderungen an die Evaluation<br />

von DMPs ist der Fokus von einem <strong>auf</strong><br />

Krankenkassen bzw. <strong>auf</strong> Regionen bezogenen<br />

Vergleich <strong>auf</strong> die Weiterentwicklung<br />

der DMPs verlagert worden“, so Klakow-Franck.<br />

„Nunmehr steht der Nutzen<br />

der DMPs im Mittelpunkt, auch im Vergleich<br />

zur Versorgung von Patienten, die<br />

nicht an einem DMP teilnehmen.“<br />

„Wir rechnen damit, dass das Plenum<br />

noch in 2014 die Themen beschließen<br />

wird, zu denen DMPs erarbeitet werden<br />

sollen“, erklärte die Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kommunikation<br />

des G-BA <strong>auf</strong> Anfrage. „Eine Prognose<br />

dahingehend, welche DMPs dies sein<br />

werden“, könnte „angesichts der l<strong>auf</strong>enden<br />

Beratungen“ nicht gegeben werden.<br />

Eine Begrenzung der Anzahl der Behandlungsprogramme<br />

sehe der Gesetzgeber<br />

nicht vor.<br />

Angela Monecke<br />

Vildagliptin – Patienten müssen umgestellt werden<br />

Gleich zwei moderne <strong>Diabetes</strong>-Medikamente, SGLT-2-Hemmer, sind vor kurzem<br />

vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)<br />

negativ bewertet worden: Dapagliflozin (als Fixkombination mit Meformin,<br />

Handelsname: Xigduo) und Canagliflozin (Handelsname: Invokana) hätten keinen<br />

Zusatznutzen, so das Institut, weil für keines der möglichen Anwendungsgebiete<br />

geeignete Daten der Hersteller (AstraZeneca und Janssen) vorlägen. Kurz vor Redaktionsschluss<br />

erreichte uns die Nachricht, dass mehr als 350 000 Typ-2-Diabetiker<br />

in Kürze <strong>auf</strong> den DDP-4-Hemmer Vildagliptin sowie Vildagliptin plus Metformin<br />

(Galvus/Eucreas, Hersteller: Novartis) verzichten müssen (siehe DDB-Teil).<br />

| DJ 8–2014<br />

59


soziales<br />

www.diabetes-journal.de<br />

„Verschlimmerungsantrag“:<br />

gut überlegen!<br />

| DJ 8–2014<br />

60<br />

Schwerbehinderung<br />

ab<br />

GdB<br />

50<br />

Tipp: Auf meiner Seite<br />

www.diabetes-und-recht.de<br />

(dort unter Veröffentlichungen)<br />

können Sie eine kostenlose<br />

Broschüre mit Checklisten<br />

herunterladen, die bei der<br />

Begründung helfen.<br />

Kontakt: Oliver Ebert // REK<br />

Rechtsanwälte Nägelestraße 6A,<br />

70597 Stuttgart // E-Mail: Sekretariat@rek.de<br />

// Internet: www.<br />

diabetes-und-recht.de<br />

Wer <strong>auf</strong>grund körperlicher oder geistiger<br />

Einbußen dauerhaft beeinträchtigt<br />

ist, der kann amtlich feststellen<br />

lassen, dass eine Behinderung vorliegt. Hierzu<br />

wird das Ausmaß der Beeinträchtigung<br />

vom Versorgungsamt als Grad der Behinderung<br />

(GdB) per Bescheid festgestellt – <strong>auf</strong> einer<br />

Skala zwischen 0 und 100. Ab einem GdB<br />

50 gilt man als schwerbehindert und kann einen<br />

Schwerbehindertenausweis erhalten. Öfter<br />

verschlimmert sich der Zustand jedoch im<br />

L<strong>auf</strong>e der Zeit, es kommen Beeinträchtigungen<br />

hinzu. Es besteht dann die Möglichkeit, im Wege<br />

eines Änderungsantrags (auch Verschlimmerungsantrag)<br />

eine Erhöhung des GdB feststellen<br />

zu lassen. Viele Betroffene wissen nicht, dass<br />

dies auch mit einem Risiko verbunden ist:<br />

Achtung Neubewertung!<br />

Denn unter Umständen kann die Behörde zu<br />

einer Neubewertung der Gesamtsituation<br />

kommen und sogar eine Herabstufung vornehmen.<br />

Dies betrifft vor allem Diabetiker,<br />

die <strong>auf</strong>grund einer früheren Rechtslage einen<br />

Schwerbehindertenausweis erhalten haben.<br />

Jedoch haben sich die Voraussetzungen hierfür<br />

geändert; es ist seither deutlich schwieriger,<br />

dass allein <strong>auf</strong>grund des <strong>Diabetes</strong> die Schwerbehinderteneigenschaft<br />

festgestellt wird.<br />

Wer Tabletten (orale Antidiabetika) einnimmt,<br />

bei dem wird keine Schwerbehinderung mehr<br />

festgestellt – zumindest solange nicht andere,<br />

erhebliche Komplikationen vorliegen.<br />

Auch bei Patienten mit konventioneller Insulintherapie<br />

(CT) darf allenfalls ein GdB zwischen<br />

30 und 40 festgestellt werden.<br />

Um zu einer Schwerbehinderung zu kommen,<br />

ist also eine intensivierte Insulintherapie (ICT)<br />

oder eine Pumpe (CSII) erforderlich. Dies allein<br />

reicht aber nicht: Zusätzlich hat man nachzuweisen,<br />

dass mit der Krankheit erhebliche<br />

Einschnitte verbunden sind, die sich gravierend<br />

<strong>auf</strong> die Lebensführung auswirken. Allein<br />

ein hoher Therapie<strong>auf</strong>wand (Messen, Spritzen,<br />

Nahrungszubereitung) spielt hierfür keine<br />

Rolle, es müssen erhebliche zusätzliche Beeinträchtigungen<br />

vorliegen. Wir haben hier über<br />

im <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> mehrfach berichtet.<br />

Wird <strong>auf</strong>grund einer Verschlimmerung bzw.<br />

hinzugekommener Beschwerden ein Erhöhungsantrag<br />

gestellt, dann muss die Behörde<br />

grundsätzlich nachprüfen, ob die Voraussetzungen<br />

hierfür überhaupt vorliegen. Jede<br />

angegebene Gesundheitsstörung wird dazu<br />

gesondert bewertet, die Behörde stellt hierfür<br />

einen Einzel-GdB fest; diese einzelnen GdB<br />

werden dann allerdings nicht zusammengezählt,<br />

sondern es wird unter Berücksichtigung<br />

der kompletten Situation eine Gesamtbewertung<br />

vorgenommen. Beispiel: Für den <strong>Diabetes</strong><br />

wurde in der Vergangenheit eine Schwerbehinderung<br />

(GdB 50) zuerkannt. Aufgrund<br />

zwischenzeitlich hinzugekommenen Bluthochdrucks<br />

und Schwerhörigkeit <strong>auf</strong> einem<br />

Ohr hat der Patient nun einen Erhöhungsantrag<br />

gestellt. Die Behörde hat diese jeweils mit<br />

einem Einzel-GdB von 10 bewertet – aber ist<br />

im Ergebnis dennoch bei dem bisherigen GdB<br />

von 50 geblieben. Die Begründung: Die hinzugekommenen<br />

Beeinträchtigungen sind nicht<br />

so erheblich, dass sie eine Erhöhung des Gesamt-GdB<br />

rechtfertigen würden.<br />

Achtung Herabstufung!<br />

Es gibt keinen Bestandsschutz für einen einmal<br />

festgestellten Grad der Behinderung.<br />

Denn die Behörde macht ja niemanden zum<br />

Behinderten, sondern stellt nur fest, dass (und<br />

wie ausgeprägt) jemand behindert ist. Wenn<br />

die Vor aussetzungen für einen GdB nicht<br />

(mehr) vorliegen, dann muss die Behörde eine<br />

Herabstufung vornehmen und den bishe­


soziales<br />

Steuerfreibeträge<br />

Auf Antrag kann wegen der Behinderung<br />

ein steuerfreier Pauschalbetrag gewährt<br />

werden:<br />

Grad der<br />

Behinderung<br />

GdB 25 bis 30<br />

GdB 35 bis 40<br />

GdB 45 bis 50<br />

GdB 55 bis 60<br />

GdB 65 bis 70<br />

GdB 75 bis 80<br />

GdB 85 bis 90<br />

GdB 95 bis 100<br />

Steuerfreibetrag<br />

310,00 Euro<br />

430,00 Euro<br />

570,00 Euro<br />

720,00 Euro<br />

890,00 Euro<br />

1 060,00 Euro<br />

1 230,00 Euro<br />

1 420,00 Euro<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: © Kitty, Alex White Fotolia.com<br />

rigen Bescheid <strong>auf</strong>heben. Daran ändert<br />

auch nichts, wenn ein Bescheid oder der<br />

Schwerbehindertenausweis unbefristet<br />

gültig sind. Aus diesem Grund ist man<br />

auch verpflichtet, zwischenzeitliche<br />

Verbesserungen des Zustands un<strong>auf</strong>gefordert<br />

mitzuteilen; auch führen die Behörden<br />

mitunter Nachprüfungsverfahren<br />

von Amts wegen durch.<br />

Wer also <strong>auf</strong>grund seines <strong>Diabetes</strong> einen<br />

Schwerbehindertenausweis erhalten hat,<br />

der muss damit rechnen, dass im Rahmen<br />

seines Erhöhungsantrags geprüft<br />

wird, ob die Voraussetzungen überhaupt<br />

noch vorliegen. Im obigen Beispiel könnte<br />

dies dazu führen, dass der bisherige<br />

GdB für den <strong>Diabetes</strong> von 50 <strong>auf</strong> 40 –<br />

oder gar 30 – herabgestuft wird und nur<br />

noch ein Gesamt-GdB von 40 bleibt.<br />

Was bringt eine Erhöhung?<br />

Man sollte also genau abwägen, ob man<br />

das Risiko eines Erhöhungsantrages eingehen<br />

will. Wer bereits einen Schwerbehindertenausweis<br />

hat und zum Beispiel<br />

eine Erhöhung <strong>auf</strong> einen GdB 60 oder 70<br />

anstrebt, dem bringt das faktisch nur einen<br />

etwas höheren Steuerfreibetrag.<br />

Bei einem GdB 50 kann man einen<br />

Betrag von 570 € geltend machen,<br />

bei einem GdB 70 gibt es einen etwas<br />

höheren Freibetrag in Höhe<br />

von 890 €. Dies bedeutet, dass<br />

das zu versteuernde Einkommen<br />

vom Finanzamt um den<br />

Betrag reduziert wird und<br />

man dann nur noch aus dem<br />

verbleibenden Betrag seine<br />

Steuern bezahlen muss.<br />

Da es sich aber um relativ geringe<br />

Beträge handelt, würde der<br />

Achtung: Gemäß § 33b II EStG können<br />

die Pauschbeträge grds. erst ab einem<br />

GdB von 50 geltend gemacht werden.<br />

Eine Ausnahme gilt dann, wenn dem<br />

behinderten Menschen wegen seiner Behinderung<br />

nach gesetzlichen Vorschriften<br />

Renten oder andere l<strong>auf</strong>ende Bezüge<br />

zustehen oder die Behinderung zu einer<br />

dauernden Einbuße der körperlichen<br />

Beweglichkeit geführt hat bzw. <strong>auf</strong> einer<br />

typischen Berufskrankheit beruht.<br />

Unterschied zwischen GdB 50 und GdB<br />

70 selbst bei Spitzenverdienern nur eine<br />

Steuerersparnis von 150 € bringen. Wer<br />

nur geringes Einkommen hat und somit<br />

auch wenig Steuern zahlt, dem bringt<br />

die Steuerersparnis so gut wie nichts.<br />

Und wer gar keine Steuern zahlt, der hat<br />

überhaupt nichts von diesem Steuerfreibetrag.<br />

Denn es handelt sich bei einem<br />

solchen Pauschbetrag nämlich nicht<br />

um einen Auszahlungsanspruch, wie<br />

manchmal irrtümlich behauptet wird.<br />

Vorzeitige Rente in Gefahr!<br />

Haben Sie einen Schwerbehindertenausweis<br />

und steuern <strong>auf</strong> vorzeitige Altersrente<br />

wegen Schwerbehinderung zu?<br />

Dann rate ich dringend von einem Erhöhungsantrag<br />

ab; der Ärger wäre groß,<br />

wenn es zu einer Herabstufung käme<br />

und Ihnen dadurch der Zugang zur vorgezogenen<br />

Altersrente versperrt würde.<br />

Anders sieht es aus, wenn bislang schon<br />

zu wenig festgestellt wurde, vor allem<br />

wenn noch kein Schwerbehindertenausweis<br />

zuerkannt ist. Liegen zusätzliche<br />

Beeinträchtigungen oder eine Verschlechterung<br />

der Gesamtsituation vor,<br />

dann ist ein Änderungsantrag sinnvoll.<br />

Schlimmstenfalls bleibt es beim bisherigen<br />

Zustand – man hat insoweit<br />

ja auch nichts verloren.<br />

Fazit: Sie sollten genau überlegen,<br />

ob die gewünschte Erhöhung des<br />

GdB überhaupt etwas bringt und<br />

das damit verbundene Risiko einer<br />

Herabstufung rechtfertigt.<br />

Sie sollten keinen Erhöhungsantrag<br />

stellen, nur um einen<br />

höheren GdB <strong>auf</strong> dem Bescheid/<br />

Ausweis stehen zu haben.<br />

| DJ 8–2014<br />

61


deutscher Diabetiker Bund<br />

Liebe DDB-Mitglieder,<br />

liebe Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong>!<br />

Neue und vielversprechende <strong>Diabetes</strong>-Medikamente<br />

verschwinden nach und nach vom deutschen Markt,<br />

während sie in anderen Ländern erfolgreich zur <strong>Diabetes</strong>behandlung<br />

eingesetzt werden.<br />

| DJ 8–2014<br />

62<br />

Deutscher Diabetiker Bund<br />

DDB-Bundesverband<br />

Deutscher Diabetiker Bund e. V.<br />

Bundesgeschäftsstelle:<br />

Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />

10407 Berlin<br />

Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />

http://www.diabetikerbund.de<br />

E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />

Jüngstes Beispiel: Vildagliptin. So<br />

spricht Novartis in einer Presseinfo<br />

von einem weiteren tiefen Einschnitt<br />

in die Versorgung von Typ-2-Diabetikern<br />

in Deutschland: Mehr als 350.000<br />

Typ-2-Diabetiker müssen in Kürze <strong>auf</strong><br />

den DPP-4-Hemmer Galvus/Eucreas<br />

(Vildagliptin/Vildagliptin plus Metformin)<br />

verzichten. Der Grund: Das<br />

Unternehmen kann den niedrigen<br />

Preis <strong>auf</strong> Niveau von Generika (Nachahmerprodukte)<br />

nicht akzeptieren<br />

und bedauert die Entscheidung, dass<br />

der Vertrieb des Arzneimittels zum<br />

1. Juli eingestellt wurde.<br />

Dabei hat der DPP-4-Hemmer, mit<br />

dem vier Millionen Typ-2-Patienten<br />

in 120 Ländern weltweit behandelt<br />

werden, klare Vorteile: Das Medikament<br />

senkt nach unseren Wahrnehmungen<br />

den Blutzucker stark ab, ohne<br />

den Patienten einem höheren Unterzuckerungsrisiko<br />

auszusetzen.<br />

Es macht keinen Sinn, den Bestandsmarkt<br />

gesetzlich zu beenden und Teile<br />

des Verfahrens, wie die Preisfindung,<br />

fortzusetzen. Diabetiker, die bislang<br />

Vildagliptin einnahmen, müssen<br />

<strong>auf</strong> andere Medikamente umgestellt<br />

werden. Der DDB-Bundesvorstand<br />

befürchtet hier Gesundheitsgefährdungen<br />

für die betroffenen Patienten.<br />

Auch 2 neue SGLT-2-Hemmer (Dapagliflozin<br />

– als Fixkombination mit<br />

Metformin – und Canagliflozin) l<strong>auf</strong>en<br />

Gefahr, nicht hinreichend vergütet<br />

zu werden, weil sich über die Studienbewertung<br />

angeblich kein Nutzen<br />

ergibt – ein aus meiner Sicht sehr subjektives<br />

Verfahren.<br />

Das Institut prüfte in einer frühen<br />

Nutzenbewertung, ob die neue Wirkstoffkombination<br />

von Dapagliflozin<br />

mit Metformin (Xigduo) einen Zusatznutzen<br />

bietet und kam zu dem Ergebnis,<br />

dass sich aus dem Dossier kein<br />

zusätzlicher Nutzen ableiten ließe, da<br />

der Hersteller (Astra-Zeneca) keine<br />

geeigneten Daten vorgelegt habe. Für<br />

Dapagliflozin als Monotherapie (Forxiga)<br />

hatte das IQWiG schon im März<br />

2013 behauptet, dass kein Zusatznutzen<br />

vorliege – ebenso wenig wie jetzt<br />

für Canagliflozin (Invokana).<br />

Laut der Fachgesellschaft DDG ist es<br />

wissenschaftlich erwiesen, dass SGLT-<br />

2-Hemmer weniger schwere Unterzuckerungen<br />

verursachen als Sulfonylharnstoffe.<br />

Und den Patienten wird<br />

der Zugang zu innovativen Medikamenten<br />

erschwert.<br />

Ihr<br />

Dieter Möhler<br />

DDB-Bundesvorsitzender


deutscher diabetiker bund<br />

DDB:<br />

Kompetente<br />

Beratung und<br />

Unterstützung<br />

| DJ 8–2014<br />

63


deutscher Diabetiker Bund<br />

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB)<br />

(DDB; www.diabetikerbund.de) ist<br />

••<br />

die größte Selbsthilfeorganisation<br />

von und für Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

••<br />

kompetenter Ansprechpartner in Sachen<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

••<br />

Interessenvertretung von Betroffenen<br />

für Betroffene in Politik und Gesellschaft<br />

Der DDB hält für seine Mitglieder eine<br />

ganze Reihe von Beratungsangeboten<br />

bereit.<br />

So übernimmt das DDB-Rechtsberatungsnetz,<br />

ein Netzwerk aus kompetenten<br />

Juristen, eine anfängliche juristische<br />

Beratung der im DDB organisierten Diabetiker.<br />

Die beteiligten Rechtsanwälte<br />

geben Hilfe, Beratung und Unterstützung.<br />

Partner des Deutschen Diabetiker Bundes<br />

ist der VDBS (Versicherungsdienst<br />

für Blinde und Sehbehinderte GmbH).<br />

Der VDBS berät Mitglieder des DDB exklusiv<br />

beim Abschluss von Versicherungen<br />

und hat dazu spezielle Angebote entwickelt.<br />

Wenden Sie sich als Mitglied des<br />

Deutschen Diabetiker Bundes gern an <strong>Ihre</strong>n<br />

Landesverband!<br />

Starke Patientenvertretung<br />

Aufgrund seiner Selbsthilfestruktur ist<br />

der DDB zu einer Patientenvertretung<br />

<strong>auf</strong> gesundheitspolitischer Ebene – im<br />

Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) –<br />

berechtigt. In dem Gremium kämpft der<br />

Diabetiker Bund seit vielen Jahren für die<br />

Rechte der Patienten, wie für den Erhalt<br />

der Erstattungsfähigkeit von Blutzuckerteststreifen<br />

oder die Kostenübernahme<br />

der kontinuierlichen Glukosemessung<br />

(CGM) durch die Krankenkassen.<br />

Seit Dezember 2013 ist die DDB-Geschäftsstelle<br />

in Berlin (Tel.: 0 30/4 20 82 49 80), um<br />

durch eine intensive Lobbyarbeit vor Ort<br />

die Interessen von Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

durchzusetzen. Im G-BA kämpft der<br />

DDB <strong>auf</strong>grund seiner Patientenvertretung,<br />

zu der er allein durch seine Selbsthilfestruktur<br />

berechtigt ist, für die Rechte<br />

aller Diabetiker.<br />

| DJ 8–2014<br />

64<br />

Adressen der DDB-Landesverbände<br />

LV Baden-Württemberg e. V.<br />

Karlstraße 49a<br />

76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 07 21/6 80 78 64-0<br />

Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />

www.ddb-bw.de<br />

E-Mail: info@ddb-bw.de<br />

Diabetikerbund Bayern e. V.<br />

Ludwigstraße 67<br />

90402 Nürnberg<br />

Tel.: 09 11/22 77 15<br />

Fax: 09 11/2 34 98 76<br />

www.diabetikerbund-bayern.de<br />

E-Mail:<br />

info@diabetikerbund-bayern.de<br />

LV Berlin e. V.<br />

Schillingstraße 12<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: 0 30/2 78 67 37<br />

Fax: 0 30/27 59 16 57<br />

www.diabetikerbund-berlin.de<br />

E-Mail: ddbberlin@arcor.de<br />

LV Brandenburg e. V.<br />

Schopenhauer Straße 37<br />

14467 Potsdam<br />

Tel.: 03 31/9 51 05 88<br />

Fax: 03 31/9 51 05 90<br />

www.ddb-brb.de<br />

E-Mail: info@ddb-brb.de<br />

Bremen<br />

Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />

Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />

10407 Berlin<br />

Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />

E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />

LV Hamburg e. V.<br />

Humboldtstraße 56<br />

22083 Hamburg<br />

Tel.: 0 40/2 00 04 38-0<br />

Fax: 0 40/2 00 04 38-0/-8<br />

www.diabetikerbund-hamburg.de<br />

E-Mail:<br />

info@diabetikerbund-hamburg.de<br />

LV Hessen e. V.<br />

Friedrich-Ebert-Straße 5<br />

34613 Schwalmstadt-Treysa<br />

Tel.: 0 66 91/2 49 57<br />

Fax: 0 66 91/2 49 58<br />

www.ddbhessen.de<br />

E-Mail: info@ddbhessen.de<br />

LV Meck lenburg-Vorpommern e. V.<br />

Lübecker Straße 5<br />

19053 Schwerin<br />

Tel.: 03 85/59 16 60<br />

www.ddb-mv.de<br />

E-Mail: info@ddb-mv.de<br />

LV Niedersachsen e. V.<br />

Am Nottbohm 46a<br />

31141 Hildesheim<br />

Tel.: 0 51 21/87 61 73<br />

Fax: 0 51 21/87 61 81<br />

www.ddb-niedersachsen.de<br />

E-Mail: ddb-nds-as@t-online.de<br />

Nord rhein-Westfalen<br />

Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />

Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />

10407 Berlin<br />

Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />

E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Kontakt über die Bundesgeschäftsstelle,<br />

Käthe-Niederkirchner-Straße 16<br />

10407 Berlin<br />

Tel.: 0 30/4 20 82 49 80<br />

E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />

LV Saarland e. V.<br />

Wolfskaulstraße 43<br />

66292 Riegelsberg<br />

Tel.: 0 68 06/95 35 71<br />

Fax: 0 68 06/95 35 72<br />

www.diabetiker-saar.de<br />

E-Mail: ddbsaarland@t-online.de<br />

LV Sachsen e. V.<br />

Striesener Straße 39<br />

01307 Dresden<br />

Tel.: 03 51/4 52 66 52<br />

Fax: 03 51/4 52 66 53<br />

www.diabetikerbund-sachsen.de<br />

E-Mail:<br />

info@diabetikerbund-sachsen.de<br />

LV Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Neuer Weg 22/23<br />

06493 Quedlinburg<br />

Tel. u. Fax: 0 39 64/52 84 83<br />

www.diabetikerbundsa.de<br />

E-Mail: info@diabetikerbundsa.de<br />

LV Schleswig-Holstein e. V.<br />

Auguste-Victoria-Straße 16<br />

24103 Kiel<br />

Tel.: 04 31/18 00 09<br />

Fax: 04 31/1 22 04 07<br />

www.ddb-sh.de<br />

E-Mail: info@ddb-sh.de<br />

LV Thüringen e. V.<br />

Waldenstraße 13a<br />

99084 Erfurt<br />

Tel./Fax: 03 61/7 31 48 19<br />

www.ddb-thueringen.de<br />

E-Mail: ddb-thueringen@gmx.de<br />

DDB-Mitgliedsorganisationen:<br />

Arbeitskreis der Pan krea tektomierten<br />

(Bauchspeicheldrüsenerkrankte) e. V.<br />

Thomas-Mann-Straße 40<br />

53111 Bonn<br />

Tel.: 02 28/33 88 92 51<br />

Fax: 02 28/33 88 92 53<br />

Förderkreis Eltern diabe tischer Kinder<br />

und Jugendlicher e. V.<br />

Alex-Müller-Straße 100<br />

67657 Kaiserslautern<br />

Tel.: 06 31/3 60 95 45


deutscher diabetiker bund<br />

Selbsthilfe im Alter<br />

Wir werden älter –<br />

unser <strong>Diabetes</strong> auch<br />

Foto: © Ingo Bartussek - Fotolia.com<br />

Man liest es ständig: Immer mehr Menschen sind von chronischen Krankheiten,<br />

insbesondere von <strong>Diabetes</strong> mellitus – die chronische Erkrankung wurde<br />

von der WHO als Epidemie qualifiziert – betroffen, aber genauso von psychosomatischen<br />

oder funktionsmindernden (degenerativen) Erkrankungen.<br />

Wenn wir uns zurück erinnern, wird vielen erst<br />

bewusst, dass Fortschritte in der medizinischen<br />

und diagnostischen Industrie, es erst möglich<br />

gemacht haben, mit den entsprechenden Begleiterscheinungen,<br />

Einschränkungen oder gar<br />

Folgen leben und auch lang leben zu können.<br />

Ich denke bei <strong>Diabetes</strong> an die Einführung der<br />

Blutzuckermessungen, der Insulinpens oder der<br />

Insulinpumpe und der kontinuierlichen Glukosemessung<br />

(CGM) ebenso wie an die Einführung<br />

schnell wirkender Insuline oder moderner<br />

oraler Antidiabetika. Sorge bereitet uns, dass die<br />

Barrieren, an diesen Fortschritten teilhaben zu<br />

können, immer größer werden und diese ebenso<br />

wie weitere Faktoren das bestimmen, was für<br />

uns entscheidend ist, nämlich die Lebensqualität.<br />

Gute Versorgung,<br />

bessere Lebensqualität<br />

Hierzu gehört die gute Versorgung. Eine solche<br />

gelingt nur dann, wenn ein Netzwerk von<br />

Hilfen im Alter zur Verfügung steht. Außerhalb<br />

der Leistungen beruflicher Leistungserbringer<br />

ist die Selbsthilfe integraler Bestandteil dieses<br />

Netzes zur Betreuung chronisch Kranker.<br />

Selbsthilfe lebt vom sozialen Engagement.<br />

Hier sind gerade auch Ältere besonders aktiv.<br />

So müssen wir uns <strong>auf</strong> die Seite derer stellen,<br />

Eine gute<br />

Versorgung<br />

gelingt nur<br />

dann, wenn<br />

ein Netzwerk<br />

von Hilfen im<br />

Alter zur Verfügung<br />

steht.<br />

| DJ 8–2014<br />

65


deutscher Diabetiker Bund<br />

| DJ 8–2014<br />

66<br />

Der ältere,<br />

langjährige<br />

Diabetiker ist<br />

in der Selbsthilfe<br />

Mentor!<br />

die hier bis an die Grenze persönlicher Aufopferung<br />

Initiativen entwickeln und <strong>auf</strong> berufliches<br />

oder familiäres Erfahrungswissen zurückgreifen.<br />

Es ist ganz einfach: Der Diabetiker, der Jahrzehnte<br />

lang unter dieser chronischen Krankheit<br />

leidet, macht Erfahrungen in jedem Lebensabschnitt,<br />

wie der <strong>Diabetes</strong> sich <strong>auf</strong> seine soziale<br />

Teilhabe auswirkt und welche Probleme durch<br />

die Krankheit selbst <strong>auf</strong>treten und wie solche<br />

Probleme gelöst werden können.<br />

Aktive Selbsthilfe<br />

Darstellungen von jungen Menschen, die unter<br />

blauem Himmel bunte Luftballons fliegen<br />

lassen und den Glauben vermitteln, durch gute<br />

Einstellung werden schon keine Folgeerkrankungen<br />

<strong>auf</strong>treten, reicht nicht, um Selbsthilfe<br />

zu definieren. Der ältere, langjährige Diabetiker<br />

ist in der Selbsthilfe Mentor! Die Selbsthilfegruppen<br />

sind besetzt von aktiven Menschen,<br />

die das Alter nicht als Problem sehen, sondern<br />

als Lebensphase, die sie mit Sinn erfüllen und in<br />

die sie am sozialen und gesellschaftlichen Leben<br />

teilhaben wollen, sei es im Kultur-, Freizeitoder<br />

Bildungsbereich.<br />

Die Menschen in der Selbsthilfe, und nicht die<br />

Leistungserbringer schließen die Lücken des<br />

Sozialstaates. Sie engagieren sich uneigennützig<br />

im Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich.<br />

Dazu bedarf es keiner vergüteten, selbst<br />

ernannten Fachleute im Themenfeld <strong>Diabetes</strong>,<br />

sondern Engagierte, die Probleme bewältigen,<br />

indem sie soziale Isolation verhindern und einen<br />

Austausch untereinander ermöglichen.<br />

Der DDB ist eine solche Selbsthilfeorganisation<br />

und schämt sich nicht dafür, dass die Lebensqualität<br />

älterer Menschen dort einen hohen<br />

Stellenwert genießt. Der Beitrag der dort<br />

ehrenamtlich Engagierten übersteigt, bezogen<br />

<strong>auf</strong> die Motivation und Leidenschaft, vielfach<br />

die der beruflichen Leistungserbringer.<br />

Kein Ersatz, aber notwendige<br />

Ergänzung<br />

Selbsthilfe ist kein Ersatz der medizinischen<br />

Versorgung, sondern die notwendige Ergänzung<br />

in den Bereichen, die von der professionellen<br />

Versorgung oft unzureichend oder gar nicht erreicht<br />

werden können. Deshalb brauchen wir eine<br />

unabhängige Selbsthilfeorganisation für Diabetiker,<br />

wie sie der Deutsche Diabetiker Bund<br />

darstellt. Ein wirklicher Selbsthilfezusammenschluss<br />

hat dementsprechend in jedem Lebensabschnitt,<br />

ob jung oder alt, einen Wert, der ihren<br />

unmittelbaren Beitrag zur Versorgung bei weitem<br />

übersteigt. Selbsthilfe führt bei den Patienten<br />

und Betroffenen zur Fähigkeit, sich über<br />

die Lebensplanung im jeweils vor uns liegenden<br />

Lebensabschnitt klar zu werden. Wir wollen<br />

auch im fortgeschrittenen Alter noch nach<br />

unseren Neigungen und verbliebenen Möglichkeiten<br />

entsprechend selbstständig und eigenverantwortlich<br />

leben, ohne uns <strong>auf</strong> andere verlassen<br />

zu müssen.<br />

Schauen wir also nicht <strong>auf</strong> bunte Bilder im Internet,<br />

von beruflichen Leistungserbringern initiiert,<br />

sondern lassen wir uns Selbsthilfe nicht<br />

mehr klein reden. Lassen wir nicht <strong>auf</strong> uns herabschauen<br />

und uns stigmatisieren, als seien<br />

wir im Alter mit unserem <strong>Diabetes</strong>, den wir womöglich<br />

nach Ansicht derer, die über uns reden,<br />

selbst verschuldet haben. Seien wir stark und<br />

betrachten das Alter nicht als Abgesang, sondern<br />

wie in jedem Abschnitt als eine Stufe mit<br />

eigenen Freuden, Erwartungen, Chancen und<br />

Werten und natürlich auch Hoffnung! Engagieren<br />

wir uns als chronisch Kranke im DDB und<br />

stellen uns nicht unter die Betreuung anderer!<br />

Dieter Möhler, DDB-Bundesvorsitzender<br />

Foto: © Ingo Bartussek - Fotolia.com


deutscher diabetiker bund<br />

Baden-Württemberg<br />

Karlstraße 49a<br />

76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 07 21 / 6 80 78 64-0<br />

Fax: 07 21 / 6 80 78 64-9<br />

www.ddb-bw.de<br />

E-Mail: info@ddb-bw.de<br />

Landesdiabetikertag –<br />

diabetestour<br />

Stuttgart<br />

Vorläufiges Programm<br />

Bald ist es wieder so weit: Der Landesdiabetikertag<br />

in Stuttgart öffnet am Sonntag,<br />

28. September, in der Liederhalle seine Tore<br />

– mit einem interessanten Programm,<br />

hochkarätigen Referenten und Vielfalt in<br />

den Beiträgen. Wir freuen uns, diese Veranstaltung<br />

nahezu barrierefrei gestalten<br />

zu können. Messebegleiter und Gebärdendolmetscher<br />

werden eingesetzt.<br />

Beethoven-Saal:<br />

Patienten-Forum und Industrie-<br />

Ausstellung<br />

10.00 – 10.45 Uhr Social-e-Health für Diabetiker<br />

– so wird Ihnen geholfen?!<br />

– Dr. Siegbert Stracke,<br />

Frankfurt<br />

10.45 – 11.15 Uhr Offizielle Begrüßung<br />

Elke Brückel (DDB-Landesvorsitzende<br />

BW), Bürgermeister<br />

Werner Wölfle, Staatssekretärin<br />

Marion von Wartenberg,<br />

Dieter Möhler (DDB-Bundesvorsitzender)<br />

11.15 – 11.45 Uhr <strong>Diabetes</strong> okay – Demenz<br />

und Gebrechlichkeit,<br />

keine Chance! – Dr. Andrej Zeyfang,<br />

Bethesda Krankenhaus<br />

Stuttgart<br />

11.45 – 11.50 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />

bewegt sich!<br />

11.50 – 12.50 Uhr Schulung – mehr Fluch<br />

als Segen?<br />

Einführung zum Thema:<br />

PD Dr. Bernhard Kulzer, Bad<br />

Mergentheim<br />

Diskussionsrunde: Dr. Schmidt,<br />

Vorstandsmitglied Hausärzteverband,<br />

Vorsitzender der Ärztekammer<br />

BW Dr. Ulrich Clever,<br />

Harald Müller, Leiter der BarmerGEK,<br />

Vertreter anderer<br />

Krankenkassen (angefragt),<br />

Prof. Ralf Lobmann, Vorstandsmitglied<br />

ADBW, Elke Brückel,<br />

Landesvorsitzende DDB LV<br />

BW.<br />

12.50 – 13.00 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />

bewegt sich!<br />

13.00 – 13.30 Uhr Unterzuckerung:<br />

Wahrnehmung und Angst –<br />

PD Dr. Bernhard Kulzer, Bad<br />

Mergentheim<br />

13.30 – 14.00 Uhr Games als digitale Therapie:<br />

<strong>Diabetes</strong> Typ 2 spielend<br />

in den Griff kriegen? – Prof.<br />

Dr. Steffen Walz, Royal Melbourne<br />

Institute of Technology<br />

(GEElab-Forschungslabor)<br />

14.00 – 14.15 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />

bewegt sich!<br />

14.15 – 15.15 Uhr Ist der G-BA der<br />

„Gelbe Engel“ des Gesundheitswesens<br />

oder bremst der G-BA<br />

die Patienten aus?<br />

Aktuelle Diskussionsrunde<br />

mit PD Dr. Erhard Siegel, Präsident<br />

der Deutschen Dia betes<br />

Gesellschaft (DDG), Stefan Oelrich,<br />

Vorstandsmitglied im Verband<br />

Forschender Arzneimittelhersteller<br />

in Deutschland<br />

(vfa), Dieter Möhler (RA), Bundesvorsitzender<br />

DDB, Vertreter<br />

der Krankenkassen (angefragt),<br />

Vertreter der Politik (angefragt);<br />

Einführung und Moderation:<br />

Günter Nuber, Redaktionsleiter<br />

Kirchheim-Verlag<br />

15.15 – 15.20 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />

bewegt sich!<br />

15.20 – 15.50 Uhr Mundgesundheit –<br />

PD Dr. Erhard Siegel, St. Josefskrankenhaus<br />

Heidelberg<br />

Schiller-Saal: Vortragsraum<br />

Moderation: Dr. Alexander<br />

Hemmann, Vorstandsmitglied<br />

DDB LV BW<br />

10.15 – 10.45 Uhr Erste Hilfe bei Herzproblemen,<br />

Prof. Dr. Thomas<br />

Haak, <strong>Diabetes</strong> Zentrum Mergentheim<br />

11.00 – 12.00 Uhr Symposium Roche Diagnostics<br />

Deutschland GmbH:<br />

<strong>Diabetes</strong> Management für jeden<br />

Alltag – „Tipps vom Profi“<br />

– Friedrich W. Petry, Wetzlar,<br />

Bastian Hauck, Welt umsegler,<br />

Typ-1-Diabetiker und Buchautor<br />

12.00 – 12.45 Uhr Information und Erfahrungsaustausch<br />

– „<strong>Diabetes</strong>,<br />

Glutenunverträglichkeit,<br />

Zöliakie/Sprue“, Moderation:<br />

Prof. Dr. Reinhard Holl, Uni Ulm<br />

12.45 – 12.50 Uhr Der Landesdiabetikertag<br />

bewegt sich!<br />

12.50 – 13.35 Uhr <strong>Diabetes</strong> individuell<br />

behandeln – PD Dr. Erhard Siegel,<br />

St. Josefskrankenhaus Heidelberg<br />

13.35 – 14.20 Uhr Gut zu(m) Fuß – das Diabetische<br />

Fuß-Syndrom, Prof.<br />

Dr. Ralf Lobmann, Klinikum<br />

Stuttgart, Bürgerhospital<br />

14.20 – 15.05 Uhr Mitmachaktion<br />

Alexander Piel, Deutscher Meister<br />

2011 in Karate und weitere,<br />

KinderUNI (angefragt)<br />

15.05 – 15.30 Uhr Neue Aspekte des<br />

Blutzuckerselbstmanagements<br />

– Dr. Stephan Kress,<br />

Landau<br />

15.30 – 16.00 Uhr Rehabilitative Aspek-<br />

| DJ 8–2014<br />

67


deutscher Diabetiker Bund<br />

Auskunft und Prospektmaterial Diabetiker-Reisen:<br />

Rita Fischer<br />

H<strong>auf</strong>fstraße 7, 71120 Grafenau<br />

Tel.: 0 70 33/4 32 83<br />

Fax: 0 70 33/30 48 38<br />

E-Mail: diabetikerreisen@gmx.de<br />

Michael Diebold<br />

Tel.: 01 74/4 75 97 90<br />

Fax: 09 11/30 84 45 25 33<br />

E-Mail: md.diabetikerreisen@gmx.net<br />

oder über die Landesgeschäftsstelle<br />

Karlstraße 49a, 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 07 21/6 80 78 64-0<br />

Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />

E-Mail: info@ddb-bw.de<br />

| DJ 8–2014<br />

68<br />

te der <strong>Diabetes</strong>behandlung –<br />

Dr. Thomas Helling, MediClin<br />

St<strong>auf</strong>enburg Klinik Durbach<br />

Hegel-Saal: Kochstudio<br />

Koch-Shows:<br />

10.15 – 11.00 Uhr<br />

11.30 – 12.15 Uhr<br />

13.00 – 13.45 Uhr<br />

14.30 – 15.15 Uhr<br />

Bestseller-Autor Hans Lauber und<br />

Spitzenkoch Uwe Steiniger<br />

u. a. mit Daniel Schnelting, Deutscher<br />

Meister 2010 im 200-m-Sprint und<br />

Typ-1-Diabetiker, sowie Kirsten Metternich,<br />

Autorin des Bestsellers „Himmlisch<br />

Backen mit Stevia und Co“ zum Thema:<br />

Kochen mit Stevia: Theorie und Praxis<br />

Aktionen<br />

an den Ständen Industrie-Ausstellung<br />

9.00 – 14.00 Uhr Testosteronmessung<br />

am Messestand der Deutschen<br />

Gesellschaft für Mann<br />

und Gesundheit e. V.<br />

9.00 – 16.00 Uhr Füße können „sprechen“<br />

am Aktionsstand der<br />

Aufklärungsinitiative zur<br />

dia betischen Neuropathie<br />

„<strong>Diabetes</strong>! Hören Sie <strong>auf</strong> <strong>Ihre</strong><br />

Füße?“<br />

11.00 – 14.00 Uhr Kein Arzt in der<br />

Nähe? Telemedizin zum Anfassen<br />

– Versorgung bei Ärztemangel<br />

im ländlichen<br />

Raum am Stand des Deutschen<br />

Diabetiker Bundes LV<br />

Baden-Württemberg – Dr.<br />

Siegbert Stracke, Frankfurt<br />

9.00 – 16.00 Uhr <strong>Großer</strong> kostenfreier<br />

Vorsorge-Parcours<br />

Im Foyer<br />

Vielfältige <strong>Bewegung</strong>sangebote,<br />

Cross-Shaper zum Ausprobieren, Schrittzähleraktion,<br />

Diabetikerwarnhunde<br />

Für Fahrten zum Landesdiabetikertag<br />

werden bei entsprechender Nachfrage<br />

Busse organisiert. Bitte wenden Sie<br />

sich an <strong>Ihre</strong> <strong>Ihre</strong> Ansprechpartner vor<br />

Ort oder an die Landesgeschäftsstelle in<br />

Karlsruhe.<br />

Deutscher Diabetiker Bund, LV Baden-Württemberg<br />

e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Karlstraße 49a, 76133 Karlsruhe<br />

Tel.: 07 21/6 80 78 64-0, Fax: 07 21/6 80 78 64-9<br />

E-Mail: info@ddb-bw.de<br />

Internet: www.ddb-bw.de<br />

Termine 2014<br />

28. Sept. diabetestour – Landesdiabetikertag,<br />

Liederhalle Stuttgart<br />

4. Okt. Diabetikertag Göppingen<br />

11. Okt. Diabetikertag und 20-jähriges<br />

Jubiläum Selbsthilfegruppe<br />

<strong>Diabetes</strong> Nürtingen<br />

Informationen zu den Veranstaltungen:<br />

Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg,<br />

Tel.: 07 21/6 80 78 64-0, E-Mail:<br />

info@ddb-bw.de oder im Internet:<br />

www.ddb-bw.de<br />

Diabetiker-Reisen 2014<br />

4. – 8. Aug. Motoryacht-Reise für Diabetiker<br />

<strong>auf</strong> dem Bodensee,<br />

max. 8 Pers., Leitung:<br />

M. Diebold<br />

23. – 30. Aug. Fluss-Kreuzfahrt MS Sans<br />

Souci von Hamburg durch<br />

die Lüneburger Heide nach<br />

Berlin, Betreuung: R. Fischer<br />

28. Sept. – 5. Okt. Reise nach Kroatien<br />

nähe Dubrovnik,<br />

Betreuung: M. Diebold<br />

11. – 18. Okt. Sizilien mit Ausflugsprogramm<br />

– Flugreise,<br />

Betreuung: R. Fischer<br />

Diabetiker-Reisen 2015<br />

Mitte Januar Flugreise 8 bis 12 Tage<br />

Kanareninsel Teneriffa,<br />

Betreuung: R. Fischer<br />

16. – 25. Apr. Flugreise nach Andalusien<br />

mit Rundreise, Betreuung:<br />

M. Diebold<br />

25. Apr. – 3. Mai Therme ABANO mit Venedig,<br />

Padua u. a., Betreuung:<br />

R. Fischer<br />

9. – 20. Mai Kreuzfahrt „Mein Schiff“<br />

Mallorca bis Hamburg, Betreuung:<br />

R. Fischer<br />

Anfang Juli Busfahrt 4 Tage „Auf den<br />

Spuren König Ludwigs II.“,<br />

Betreuung: R. Fischer<br />

2. – 12. Okt. Kreuzfahrt „Mein Schiff“<br />

RUND UMS MITTELMEER<br />

ab/bis Mallorca, Betreuung:<br />

R. Fischer<br />

Experten am<br />

Beratungstelefon<br />

Jeweils von 16 bis 18 Uhr,<br />

Tel.: 07 21/3 54 35 80<br />

Nach der Sommerpause geht es im September<br />

weiter.


deutscher diabetiker bund<br />

Kleine Fußballer –<br />

große Manager<br />

Fußballcamp des DDB für<br />

Kinder und Jugendliche<br />

mit <strong>Diabetes</strong> Typ 1 beim<br />

KSC<br />

Brasilien ist Weltmeister, Vizeweltmeister<br />

sind die Niederlande. So zumindest<br />

endete das Turnier beim Fußball Camp<br />

des Deutschen Diabetiker Bundes Baden-Württemberg<br />

in Kooperation mit<br />

dem Karlsruher SC, und mit freundlicher<br />

Unterstützung der der AOK und der<br />

Fa. Medtronic. Vor dem Start des Turniers<br />

hatte jede Mannschaft den Namen eines<br />

Viertelfinalisten aus der Fußball-WM<br />

2014 gezogen. Acht Mannschaften à 4<br />

Spieler und ein Torwart traten gegeneinander<br />

an. Deutschland wurde Sechster.<br />

„Die Gewinner des Turniers sind 42<br />

glückliche Kinder mit und ohne <strong>Diabetes</strong>“,<br />

freute sich die Jugendreferentin des<br />

DDB, Nicola Helmerichs und der sportliche<br />

Leiter des DDB, Heiner Zimmermann.<br />

Die drei Trainer des KSC hatten<br />

alle Hände voll zu tun, diese <strong>auf</strong>geweckte<br />

Truppe zwischen 8 und 16 Jahren, untergliedert<br />

in drei Altersgruppen, im Zaum<br />

zu halten. Gleich bei einem der ersten<br />

Torschüsse während des Trainings traf<br />

es Torhüter Emanuel hart. Diagnose:<br />

Knochenbruch – Konsequenz: Operation<br />

im Krankenhaus. Doch ein Krieger<br />

kennt keinen Schmerz, und so stand er<br />

am Sonntag in der Fanmeile aus Eltern,<br />

Zuschauer und Betreuern des DDB. Als<br />

Trost erhielt er zum Abschluss von Maskottchen<br />

Willi Wildpark ein T-Shirt, unterschrieben<br />

von allen Spielern des KSC.<br />

Ansonsten war der Stellvertretende Vorsitzende<br />

des DDB und ärztlicher Leiter<br />

des Camps, Dr. Firuz Sadr, nur mit kleinen<br />

Schürfwunden und Wasserblasen<br />

beschäftigt. Auch die Messung der Blutzuckerwerte<br />

klappte prima, so <strong>Diabetes</strong>beraterin<br />

DDG und <strong>Diabetes</strong>-Lotsin<br />

Bärbel Hruby. Die angehenden Müllers<br />

und Lahms hatten alles super im Griff –<br />

je nach Alter - mit oder ohne Unterstützung<br />

der Eltern. Diese wurden von Ulrich<br />

Aschemann betreut und konnten<br />

sich mit Bela Bartus (Diplom-Psychologe),<br />

Nicola Helmerichs (Sozialarbeiterin,<br />

Erlebnispädagogin), dem Sozialreferenten<br />

des DDB Reiner Hub sowie Sabine<br />

Bröcker (Ärztin, Kinder- & Jugendpsychiaterin)<br />

austauschen. Auch das Team vom<br />

Das Betreuerteam v.l.: Dr. Firuz Sadr, Bärbel<br />

Hruby, Gabi Neuhaus, Renate Immesberger,<br />

Nicola Helmerichs, Ulrich Aschemann, Heiner<br />

Zimmermann (nicht <strong>auf</strong> dem Foto: Petra<br />

Heuser, Uschi Hausmann)<br />

BV Karlsruhe kümmerte sich wunderbar<br />

um Kinder und Eltern.<br />

Klaus-Dieter Schneider, Leiter der<br />

KSC-Fußballschule, war fasziniert von<br />

der Leistung und der Lebensfreude der<br />

jungen Diabetiker. Schließlich sei es<br />

das erste Camp in dieser Form gewesen.<br />

Er freute sich schon <strong>auf</strong> ein nächstes<br />

Mal. Das könnte sich auch der Deutsche<br />

Diabetiker Bund, Landesverband<br />

Baden-Württemberg, sehr gut vorstellen,<br />

bekräftigte die Landesvorsitzende Elke<br />

Brückel, die am Samstag auch eine Spende<br />

über 500 Euro der Fußballtrainervereinigung<br />

des Fußballkreises Bruchsal für<br />

das Camp entgegennehmen durfte.<br />

Bei der Spendenscheckübergabe v.lks.:<br />

Nicola Helmerichs, Elke Brückel, Bernhard<br />

Bischoff, Dr. Firuz Sadr, Kurt Genzer<br />

| DJ 8–2014<br />

69


deutscher Diabetiker Bund<br />

Bayern<br />

Diabetikerbund Bayern e. V.<br />

Ludwigstraße 67<br />

90402 Nürnberg<br />

Tel.: 09 11/22 77 15<br />

Fax: 09 11/2 34 98 76<br />

www.diabetikerbund-bayern.de<br />

E-Mail: info@diabetikerbund-bayern.de<br />

Bernd Franz und Verena<br />

Hädrich zusammen<br />

mit der Jubilarin<br />

Maria Fleischmann.<br />

| DJ 8–2014<br />

70<br />

Beeindruckendes<br />

Jubiläum: 70 Jahre<br />

Leben mit <strong>Diabetes</strong><br />

Im Alter von 11 Jahren, im Jahr 1944, wurde<br />

bei Maria Fleischmann <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />

Typ 1 diagnostiziert. Mitte Mai feierte<br />

die heute 81-Jährige „70 Jahre Leben<br />

mit <strong>Diabetes</strong>“. Sie wurde Expertin in eigener<br />

Sache. Geladen waren ihre Familie,<br />

Ärzte, Freunde und Vertreter unseres<br />

Landesvorstands. Ihr Sohn umrahmte<br />

die Feier mit seiner Drehorgel.<br />

Frau Fleischmann blickt <strong>auf</strong> ein bewegtes<br />

und engagiertes Leben zurück. Im<br />

Krieg und in der Nachkriegszeit war es<br />

für die Eltern nicht einfach, das lebensnotwendige<br />

Insulin und die Spritzen zu<br />

besorgen. Aber es gelang. Nach der mittleren<br />

Reife machte Maria Fleischmann<br />

eine Ausbildung zur Industriek<strong>auf</strong>frau.<br />

Sie heiratete und brachte im Jahr 1957,<br />

trotz großer Bedenken der Ärzte, ihr erstes<br />

Kind zur Welt, zwei weitere folgten.<br />

Heute hat sie 8 Enkel und 4 Urenkel.<br />

Sie engagierte sich ehrenamtlich in vielen<br />

Gruppierungen: der Katholischen<br />

Jugend, im Frauenbund, in der CSU, der<br />

Frauenunion und ganz besonders über<br />

fünf Jahrzehnte im Diabetikerbund Bayern<br />

e. V.<br />

50 Jahre ist sie heuer Mitglied im Diabetikerbund.<br />

In den 1970er Jahren gründete<br />

sie die Selbsthilfegruppe Forchheim. Viele<br />

Jahre stand sie als Gruppenleiterin Betroffenen<br />

mit Rat und Tat und ihrer langjährigen<br />

Erfahrung zur Seite, und auch<br />

heute noch hilft sie, wo sie kann. Vieles,<br />

was sie in den 70 Jahren mit <strong>Diabetes</strong> erlebt<br />

hat, ist für alle, die noch nicht so lange<br />

betroffen sind, unvorstellbar.<br />

Bernd Franz, Vorstandsvorsitzender des<br />

Diabetikerbund Bayern e. V., und seine<br />

Stellvertreterin und Landesschatzmeisterin<br />

Verena Hädrich zeichneten Frau<br />

Fleischmann für dieses große Engagement<br />

und die langjährige Mitgliedschaft<br />

mit einer Urkunde und der Ehrennadel<br />

des Verbands aus. Viele Gäste schlossen<br />

sich als Gratulanten an.<br />

Den Abschluss bildete ein Dankgottesdienst,<br />

zelebriert vom eigens aus Tirol<br />

angereisten Prior Pater Arno.<br />

Widerspruchsausschuss<br />

der Bundesagentur für<br />

Arbeit: Verena Hädrich<br />

erneut berufen!<br />

Gemäß Schreiben vom 26. Mai 2014 wurde<br />

unsere Landesschatzmeisterin <strong>auf</strong>grund<br />

des Vorschlags der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

(LAG) Selbsthilfe in Bayern<br />

für eine weitere Amtsperiode als Stellvertreterin<br />

in dieses Amt berufen. Die<br />

Amtszeit begann am 1. Juli 2014 und dauert<br />

nach § 119 Abs. 5 SGB IX 4 Jahre. Damit<br />

wird die aktive Arbeit des Landesvorstands<br />

im Einsatz für seine Mitglieder<br />

in Bayern weiterhin gewürdigt.<br />

Im Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) sind<br />

Rechte und Pflichten zur Teilhabe und<br />

Rehabilitation von Behinderten am Arbeitsleben<br />

geregelt.<br />

Erlässt die Bundesagentur für Arbeit einen<br />

Bescheid, kann dieser vom Betroffenen<br />

angefochten werden bzw. es besteht<br />

Widerspruchsmöglichkeit. Ein eingereichter<br />

Widerspruch wird dann im Widerspruchsausschuss<br />

behandelt.<br />

Bayern und Franken<br />

in Berlin<br />

Am Fronleichnamstag machten sich 38<br />

Bayern und Franken zu einem Familienund<br />

Partnerwochenende <strong>auf</strong> den Weg ins<br />

weit entfernte Berlin. Der Bus sammelte<br />

alle Teilnehmer in Haßfurt, Erlangen,<br />

Nürnberg und Münchberg ein. Schon bei<br />

der ersten großen Rast mit deftiger fränkischer<br />

Brotzeit war Gelegenheit zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen. Zurück <strong>auf</strong><br />

der Autobahn zeigte sich schnell: Staus<br />

und Baustellen gibt es nicht nur im Transitland<br />

Bayern! Irgendwann waren auch<br />

diese Hürden genommen und wir kamen<br />

– viel später als geplant – im Hotel an.<br />

<strong>Diabetes</strong> im Alltag leben<br />

Warum ein Familien- und Partnerwochenende?<br />

Ganz einfach: <strong>Diabetes</strong> im<br />

Alltag zu leben, betrifft nie nur die betroffene<br />

Person allein. Es fängt schon mit<br />

der Diagnose an: Sie ist erst einmal ein<br />

Schlag ins Gesicht. Sowohl der Betroffene<br />

selbst wie auch sein Umfeld sind gefordert,<br />

einiges in ihrem Alltag zu ändern.<br />

Das Thema „Essen“ rückt in den<br />

Mittelpunkt – ob es jetzt um die genaue<br />

Berechnung der Kohlenhydrate bei insulinspritzenden<br />

Diabetikern geht oder<br />

generell um die Umstellung zu gesünderer<br />

Ernährung mit mehr Gemüse, Vollkorn,<br />

niedrigerem glykämischen Index<br />

– das schadet niemandem, ganz im Gegenteil.<br />

Aber: Alte Gewohnheiten <strong>auf</strong>zugeben,<br />

ist nicht einfach.<br />

Und: Es muss die Diagnose regelrecht<br />

„verdaut“ werden – ein ganz individueller<br />

Prozess. Dem einen gelingt dies<br />

schneller, andere tun sich sehr schwer


deutscher diabetiker bund<br />

damit. Auch das trifft <strong>auf</strong> die Angehörigen<br />

zu. Sie sind teils gefordert mit dem<br />

Auffangen des betroffenen Familienmitglieds,<br />

zudem müssen sie auch mit ihren<br />

eigenen Sorgen und Nöten um die Erkrankung<br />

des Partners, Kindes, Elternteils<br />

zurechtkommen.<br />

Mit der Zeit kommt die Routine, und <strong>Diabetes</strong><br />

steht im Alltag weniger im Fokus.<br />

Dennoch muss man immer wieder damit<br />

rechnen, dass er plötzlich wieder alles<br />

ganz schön durcheinanderbringt. Man<br />

denke z. B. an schwere Unterzuckerungen<br />

oder Ketoazidosen. Geplante Aktivitäten<br />

fallen hier erst einmal ins Wasser.<br />

Angehörige von Diabetikern müssen<br />

deshalb auch viel aushalten. Daher war<br />

es uns ein Anliegen, sie in einem Familien-<br />

und Partnerwochenende zusammenzubringen<br />

und ihnen eine Plattform<br />

zum Austausch zu geben. Auch sie stehen<br />

nicht allein!<br />

Highlight: nagelneue<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Sturm <strong>auf</strong> die<br />

Bundesgeschäftsstelle.<br />

Als Ziel bot sich Berlin an. Seit Jahresbeginn<br />

hat dort die Bundesgeschäftsstelle<br />

des Deutschen Diabetiker Bundes, unseres<br />

Bundesverbands, ihre Zelte <strong>auf</strong>geschlagen.<br />

Von Kassel nach Berlin zog<br />

man, um näher am „Zentrum der Macht“<br />

zu sein und so im aktuellen Geschehen<br />

schneller reagieren zu können. Schließlich<br />

fallen in Berlin im Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss (G-BA) und im Bundesgesundheitsministerium<br />

die wichtigen<br />

Entscheidungen, wenn es um die Erstattungsfähigkeit<br />

von Hilfsmitteln und<br />

Medikamenten zu Lasten der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung geht. Und<br />

so war der Besuch der nagelneuen Bundesgeschäftsstelle<br />

ein Highlight. Corinna<br />

Hahn, Mitarbeiterin in der Bundesgeschäftsstelle,<br />

führte uns durch die neuen<br />

Räumlichkeiten. Der Bundesvorstand<br />

war <strong>auf</strong>grund kurzfristiger Verpflichtungen<br />

zu unserem großen Bedauern leider<br />

verhindert. Bernd Franz berichtete stellvertretend<br />

über Aktuelles im Verbandsgeschehen<br />

und anstehende Entscheidungen<br />

im G-BA.<br />

Viele der wichtigen Adressen haben wir<br />

besucht. Wege in Großstädten sind weit,<br />

trotz öffentlichen Nahverkehrs. Ein lohnender<br />

Nebeneffekt: Die von allen Seiten<br />

propagierten 10 000 Schritte am Tag wurden<br />

locker erreicht, An- und Abreisetag<br />

natürlich ausgenommen.<br />

Selbsthilfe bedeutet, selbst aktiv zu werden<br />

und sich mit anderen auszutauschen,<br />

um gemeinsam passende individuelle<br />

Lösungen zu finden oder auch nur<br />

zu sehen: Auch bei anderen fällt manches<br />

schwer und gelingt nicht alles. Das<br />

gilt sowohl für Betroffene wie auch für<br />

Familienmitglieder. Auch das haben wir<br />

in Berlin ausgiebig getan. Für viele Mitfahrer<br />

ist die Selbsthilfegruppe in Wohnortnähe<br />

oder ein solches Wochenende eine<br />

große Unterstützung. Einige wurden<br />

„Überzeugungstäter“ – sie leiten heute,<br />

oft mit tatkräftiger Unterstützung des<br />

Partners, Selbsthilfegruppen bzw. bringen<br />

sich <strong>auf</strong> die eine oder andere Weise<br />

in die Selbsthilfearbeit im Landesverband<br />

ein.<br />

Selbsthilfe bedeutet aber auch, gemeinsam<br />

für eine gute Versorgungsqualität<br />

und den Abbau von Nachteilen zu kämpfen.<br />

Das gelingt sehr viel besser, wenn<br />

unser Verband weiter wächst. Daher<br />

hier der Aufruf an alle Diabetiker: Werdet<br />

Mitglied in Eurem Landesverband.<br />

Viel zu schnell war die Zeit in Berlin vorüber.<br />

Am Sonntagnachmittag ging es zurück<br />

in die Heimat. Unsere Bundeshauptstadt<br />

Berlin hat uns sehr beeindruckt<br />

und ist sicher dem einen oder anderen<br />

bald eine längere private Reise wert.<br />

Unser Dank gilt den Landeskrankenkassen,<br />

die durch ihre finanzielle Förderung<br />

dieses verlängerte Wochenende ermöglicht<br />

haben.<br />

| DJ 8–2014<br />

71


deutscher Diabetiker Bund<br />

Brandenburg<br />

LV Brandenburg e. V.<br />

Schopenhauer Straße 37<br />

14467 Potsdam<br />

Tel.: 03 31/9 51 05 88<br />

Fax: 03 31/9 51 05 90<br />

www.ddb-brb.de<br />

E-Mail: info@ddb-brb.de<br />

80 Jahre an der Nadel<br />

Ursula Mummert<br />

hat seit 8 Jahrzehnten<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />

Ursula Mummert ist wahrscheinlich die<br />

einzige Frau in Deutschland, die seit 80<br />

Jahren Insulin spritzt. Das haben Recherchen<br />

von Siegfried Ringleb ergeben, der<br />

viele Jahre als Gebietsvorsteher des Deutschen<br />

Diabetiker Bundes mehrere Selbsthilfegruppen<br />

in der Region um Neuruppin<br />

(Land Brandenburg) betreut und geleitet<br />

hat.<br />

Wann und wie alles mit ihrer Krankheit<br />

angefangen hat, daran kann sich die<br />

heute in Rheinsberg (Mark) lebende Frau<br />

nicht mehr erinnern. Aber aus dem Erzählen<br />

ihrer Eltern weiß die 82-Jährige,<br />

dass es das Jahr 1934 war, als ihre Mutter<br />

plötzlich starken Acetongeruch im Urin<br />

feststellte und diese ihr Kind sofort in eine<br />

Klinik brachte.<br />

zinische Kenntnisse besaßen und die<br />

Wirkungsweise des gerade entdeckten<br />

künstlichen Insulins kannten“, so die<br />

Rheinsbergerin.<br />

Glucomesser steht heute<br />

in der Ausstellungsvitrine<br />

Ab dem 10. Lebensjahr durfte Ursula<br />

Mummert den Harnzuckerspiegel<br />

selbst bestimmen. Das dazu erforderliche<br />

Gerät, ein Glucosemesser, befindet<br />

sich heute in einer Ausstellungsvitrine<br />

der Asklepios-Klinik in Birkenwerder,<br />

unweit von Berlin. „Besonders kritisch,<br />

ja lebensbedrohlich wurde es, als<br />

nach dem Krieg die Insulinversorgung<br />

nicht mehr funktionierte“, erzählt Ursula<br />

Mummert. Insulin wurde zum Schwarzmarktartikel<br />

– es wurde geschachert und<br />

getauscht, um an das wichtige Medikament<br />

zu kommen. „Meine Mutter hatte<br />

allerdings für eine kleine Reserve Insulin<br />

gesorgt, mit der wir einen gewissen Zeitraum<br />

überbrücken konnten“, berichtet<br />

Ursula Mummert.<br />

In dieser Zeit war auch an ein geregeltes<br />

Leben nicht zu denken. Vieles musste<br />

beachtet werden. Vor allem die kostbaren<br />

Spritzen aus Glas und die Kanülen,<br />

die immer wieder durch Auskochen steril<br />

gemacht wurden, galt es, wie einen Augapfel<br />

zu hüten. Um die entsprechenden<br />

Werte zu erreichen, wurde mehrfach ein<br />

so genannter Hafertag eingelegt. „Mitunter<br />

hilft so eine Diät heute noch Diabetikern,<br />

wenn sie trotz bewusster Lebensweise<br />

den Blutzuckerspiegel senken<br />

möchten“, weiß Ursula Mummert aus Erfahrung.<br />

So ein Hafertag sei zwar keine<br />

| DJ 8–2014<br />

72<br />

„Mein Vater war praktischer Arzt und<br />

meine Mutter Krankenschwester“, erzählt<br />

Ursula Mummert, die als jüngstes<br />

Kind von 4 Geschwistern <strong>auf</strong> die<br />

Welt kam. Geboren in einem kleinen<br />

mecklenburgischen Dorf war sie gerade<br />

mal 2 Jahre alt, als die Ärzte bei ihr<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> diagnostizierten. Monatelang<br />

versuchten die Mediziner im<br />

Krankenhaus, den Glucosespiegel unter<br />

Kontrolle zu bekommen. Eine Therapie<br />

mit Insulin, viel Fett und Eiweiß,<br />

aber wenig Kohlenhydraten brachte<br />

nicht den erhofften Erfolg. „Es war ein<br />

großes Glück, dass meine Eltern medi-<br />

Möbel für Insulin verk<strong>auf</strong>t<br />

Aber irgendwann war dann auch dieser<br />

Vorrat <strong>auf</strong>gebraucht. „Danach veräußerte<br />

meine Mutter antike Möbel aus dem Familienbesitz,<br />

um für mich Insulin k<strong>auf</strong>en<br />

zu können“, erinnert sich die Rheinsbergerin.<br />

„Nur so konnte vermutlich mein<br />

Leben gerettet werden. Aber es gab auch<br />

Leute, die das Handeln meiner Mutter<br />

nicht verstanden“, so die heute 82-Jährige.<br />

Viele, die auch an <strong>Diabetes</strong> erkrankt<br />

waren, haben vermutlich diese Zeit mangels<br />

Insulin und <strong>auf</strong>grund schlechter Ernährung<br />

nicht überlebt.<br />

Ursula Mummert spritzt sich ihr Insulin mit dem<br />

Pen. (Oben links, S. 73): Die Typ-1-Diabetikerin mit<br />

ihrem Ehemann Günther und beim Wechseln der<br />

Insulinampulle (rechts).


deutscher diabetiker bund<br />

Fotos: Jürgen Rammelt<br />

wirkliche Diät, sondern diene lediglich<br />

zur Durchbrechung der Insulinresistenz,<br />

also zur Verbesserung der Blutzuckerwerte.<br />

1949 kam Ursula Mummert das erste Mal<br />

zur Kontrolle und Schulung in ein Kinder-<strong>Diabetes</strong>heim.<br />

„Das war in Garz <strong>auf</strong><br />

Rügen“, erinnert sie sich. Dort lernte sie<br />

auch ihre Krankheit verstehen und mit<br />

ihr umzugehen, was zur Folge hatte, dass<br />

Ursula Mummert in Rostock eine Ausbildung<br />

zur medizinisch-technischen Assistentin<br />

absolvierte und als solche später<br />

auch arbeitete. Doch es sollte nicht die<br />

einzige Krankheit bleiben: Bei einer Reihenuntersuchung<br />

entdeckte man eine<br />

Lungen-Tuberkulose, die sie jedoch mit<br />

ihrem unbedingten Lebenswillen besiegen<br />

konnte.<br />

1960 heiratete Ursula Mummert ihren<br />

Mann Günther, mit dem sie bereits die<br />

Goldene Hochzeit feiern durfte. Mit ihm<br />

meisterte sie in über 50 Jahren den nicht<br />

immer einfachen Lebensalltag. Vor 17<br />

Jahren wurde auch bei ihm <strong>Diabetes</strong>, allerdings<br />

Typ 2, diagnostiziert, so dass sie<br />

sich seitdem gegenseitig helfen und ihre<br />

Erfahrungen austauschen. Während Ursula<br />

Mummert täglich viermal, vor jeder<br />

Mahlzeit und noch einmal vor dem<br />

Schlafengehen, an der Nadel „hängt“,<br />

bekommt ihr Mann die Stoffwechselerkrankung<br />

noch mit Tabletten und viel<br />

<strong>Bewegung</strong> in den Griff.<br />

Durch dick und dünn gegangen<br />

Zum Glück wurde bei der 1961 geborenen<br />

Tochter bis heute kein <strong>Diabetes</strong> festgestellt.<br />

„Es wäre schön, wenn sie von der<br />

Krankheit verschont bleibt“, zeigt sich<br />

das Ehepaar optimistisch. Doch Ursula<br />

Mummert weiß um die Tücken ihrer<br />

Krankheit: Manchmal wird eine Generation<br />

übersprungen. Aber auch da gibt<br />

es bisher Entwarnung: „Bei unseren zwei<br />

inzwischen erwachsenen Enkeln wurde<br />

<strong>Diabetes</strong> zum Glück noch nicht festgestellt“,<br />

freut sich die Rheinsbergerin.<br />

Günther Mummert ist mit seiner Ursula<br />

in den gemeinsamen Jahren durch dick<br />

und dünn gegangen. Der gelernte Schlosser<br />

und Schweißer hat mit seiner Firma<br />

in den 60er-Jahren in Rheinsberg das erste<br />

Kernkraftwerk der DDR mit <strong>auf</strong>gebaut<br />

und wohnte damals auch in der Stadt am<br />

Rhin, die durch Fontanes „Wanderungen<br />

durch die Mark Brandenburg“, Friedrich<br />

II. und Tucholskys „Bilderbuch für Verliebte“<br />

Bekanntheit erlangte. Später zog<br />

die Familie nach Schwedt an die Oder,<br />

wo Ursula Mummert zu den Mitbegründern<br />

einer Selbsthilfegruppe des Deutschen<br />

Diabetiker Bundes (DDB) gehörte.<br />

Auf Grund ihrer umfangreichen Kenntnisse<br />

über die Krankheit und ihrer eigenen<br />

Erfahrungen mit <strong>Diabetes</strong> mellitus<br />

konnte sie helfen und auch wertvolle<br />

Tipps zur Ernährung bei <strong>Diabetes</strong> und<br />

zur gesunden Lebensweise geben. Heute<br />

weiß Ursula Mummert, wie sie mit ihrer<br />

Krankheit umgehen muss. Aber auch<br />

an die zahlreichen Ärztinnen und Mediziner,<br />

die sie in den 80 Jahren behandelt<br />

und begleitet haben, erinnert sie sich mit<br />

Dankbarkeit.<br />

Die wunderbare Landschaft zog Ursula<br />

Mummert und ihren Mann 1999 schließlich<br />

wieder nach Rheinsberg. Die Teilnahme<br />

am Diabetiker-Stammtisch, den<br />

es dort seit 1990 gab, war und ist für sie<br />

eine Selbstverständlichkeit.<br />

Lebensmut und Humor<br />

Dass <strong>Diabetes</strong> und die Jahrzehnte andauernde<br />

Behandlung zu Folgeschäden<br />

führen können, ist Ursula Mummert bewusst.<br />

Nachdem sie im September 2013<br />

einen Herzinfarkt erlitt, versagten kurz<br />

danach die Nieren ihren Dienst. Seitdem<br />

muss Ursula Mummert dreimal in der<br />

Woche zur Dialyse nach Neuruppin mit<br />

dem Taxi gefahren werden. „Ich bin danach<br />

immer ziemlich fertig“, beschreibt<br />

sie die lebenserhaltende Tortur, ohne die<br />

es nicht mehr geht. Aber auch die Menge<br />

an Tabletten, die die Rheinsbergerin täglich<br />

einnehmen muss, ist gewaltig.<br />

Ursula Mummert hat trotz der Erkrankung<br />

ihren Lebensmut und Humor nicht<br />

verloren.<br />

„Natürlich muss man schon dar<strong>auf</strong> achten,<br />

was man macht. Dr<strong>auf</strong>los essen, das<br />

darf man als Diabetiker nicht“, sagt sie.<br />

„Dieser Respekt fehlt heute manchen<br />

Leuten.“ Und dann berichtet sie, wie<br />

streng sie erzogen wurde und dass wahrscheinlich<br />

gerade diese Erziehung dazu<br />

beigetragen und geholfen hat, dass sie<br />

heute noch am Leben ist.<br />

Jürgen Rammelt<br />

| DJ 8–2014<br />

73


deutscher Diabetiker Bund<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

LV Hamburg e. V.<br />

Humboldtstraße 56<br />

22083 Hamburg<br />

Tel.: 0 40/2 00 04 38-0<br />

Fax: 0 40/2 00 04 38-0/-8<br />

www.diabetikerbund-hamburg.de<br />

E-Mail: info@diabetikerbund-hamburg.de<br />

LV Niedersachsen e. V.<br />

Am Nottbohm 46a<br />

31141 Hildesheim<br />

Tel.: 0 51 21/87 61 73<br />

Fax: 0 51 21/87 61 81<br />

www.ddb-niedersachsen.de<br />

E-Mail: ddb-nds-as@t-online.de<br />

Termine<br />

S O M M E R P A U S E<br />

Montagstreff: im August finden keine<br />

Treffen statt.<br />

Die Bürozeiten werden auch in den<br />

Sommermonaten beibehalten<br />

Selbshilfegruppen:<br />

Bergedorf: Keine Veranstaltung<br />

- Sommerpause<br />

Lichtwarkhaus, Holzhude 1, Bergedorf<br />

Schnelsen: Keine Veranstaltung<br />

- Sommerpause<br />

Albertinen-Haus im Musikraum<br />

Sellhopsweg 18-22<br />

Elbgemeinden: Keine Veranstaltung -<br />

Sommerpause<br />

Gemeindehaus Johanniskirche Rissen<br />

Raalandsweg 5<br />

Wandsbek: Keine Veranstaltung<br />

- Sommerpause<br />

Adler-Apotheke, Wandsbeker Marktstr.<br />

73<br />

Regionale Kontakte sind wichtig!<br />

Mehr regionale Kontaktmöglichkeiten<br />

schaffen – Aufgabe für die Zukunft<br />

Regionale Kontakte sind dem Landesverband<br />

Niedersachsen im DDB<br />

auch in einer Zeit der elektronischen<br />

Daten-„Versorgung“ wichtig. Siegfried<br />

Gahlstorf, neu in den Vorstand<br />

des Landesverbandes gewählt, engagiert<br />

sich für eine zahlenmäßige Erweiterung<br />

der Kontaktmöglichkeiten.<br />

Derzeit trifft man sich in mehr<br />

als 30 Selbsthilfegruppen in Niedersachsen<br />

zwischen Wilhelmshaven<br />

in Friesland und Westharz und<br />

tauscht Erfahrungen aus. In 20 Städten<br />

gibt es Bezirksvorsitzende und<br />

Ansprechpartner für persönliche Gespräche,<br />

außerdem kann man bei 18<br />

aktiven <strong>Diabetes</strong>-Lotsen Antworten<br />

<strong>auf</strong> Fragen rund um den <strong>Diabetes</strong> bekommen.<br />

In den nächsten Ausgaben des <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />

werden wir einige Bezirksverbände<br />

und Ansprechpartner<br />

vorstellen, damit Sie diese näher<br />

kennenlernen.<br />

„Wir wissen, dass es natürlich oft einfacher<br />

ist, sich im Internet aktuell<br />

zu informieren“ sagt Almut Suchowerskyj,<br />

1. Landesvorsitzende und<br />

weiter „auch weil es anonym ist und<br />

man sich hier mit der Erkrankung<br />

nicht outen muss.“ Deshalb will der<br />

Landesverband dem Internet-Auftritt<br />

www.diabetikerbund-niedersachsen.de<br />

auch ein frisches Outfit<br />

geben. Zurzeit werden die Anregungen<br />

aus der Online-Umfrage gesichtet<br />

und verwertbare Tipps professionell<br />

umgesetzt. Auch in der<br />

Online-Redaktion wird sich etwas<br />

verändern. Freuen Sie sich also <strong>auf</strong><br />

Neues im Internet unseres Landesverbandes!<br />

| DJ 8–2014<br />

74<br />

Sonderveranstaltung im MEDICUM-<br />

Hamburg,<br />

Beim Strohhause 2<br />

Thema: <strong>Diabetes</strong> und <strong>Bewegung</strong><br />

Dienstag den 05.08.2014<br />

von 18.00 -19.30 Uhr.<br />

Anmeldung erforderlich bitte unter<br />

040/80 79 79 0<br />

Fotos: © greenpapillon - Fotolia.com


50 feine Backrezepte<br />

mit den Zuckeralternativen<br />

Stevia und<br />

Erythritol: Damit<br />

sparen Sie Zucker-<br />

Kalorien, ohne dass<br />

der Geschmack<br />

leidet. Naschen ist<br />

also unbedingt<br />

erlaubt!<br />

Mit detaillierten Nährwertangaben<br />

für Diabetiker.<br />

Überall im Buchhandel oder gleich hier bestellen:<br />

per Telefon<br />

07 11/ 66 72-14 83<br />

Kirsten Metternich:<br />

Himmlisch Backen mit Stevia und Co<br />

1. Auflage 2013, 116 Seiten, Kirchheim-Verlag,<br />

17,90, ISBN 978-3-87409-548-8<br />

per Internet<br />

www.kirchheim-shop.de<br />

93.0001<br />

per Post SVK-GmbH, VA Kirchheim-<br />

Verlag, Postfach 10 60 16, 70049 Stuttgart<br />

per Mail<br />

svk@svk.de<br />

Ihr <strong>Diabetes</strong>-Verlag


körper und Geist<br />

www.diabetes-journal.de<br />

1-mal<br />

täglich<br />

Damit Nägel und Nagelhaut gesund bleiben,<br />

gönnen Sie ihnen täglich eine Extraportion<br />

Pflege. Öle aus Granatapfelsamen,<br />

Mandel, Kokos oder Jojoba in Nagel und<br />

Nagelhaut einmassieren. Praktisch dazu<br />

sind Nagelpflege-Stifte, beispielsweise<br />

vom Naturkosmetikspezialisten Weleda.<br />

Hitze: So bleibt der<br />

Kreisl<strong>auf</strong> stabil<br />

Siesta in der Mittagshitze – ein wunderbarer Gedanke. Nur<br />

leider im normalen Arbeitsalltag schlecht möglich. Damit<br />

Müdigkeit und Kreisl<strong>auf</strong>achterbahnen keine Chance haben,<br />

trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser. Legen Sie<br />

die Beine regelmäßig hoch, lassen Sie kaltes Wasser <strong>auf</strong><br />

die Unterarme l<strong>auf</strong>en. Ein feuchtes kaltes Tuch im Nacken<br />

oder <strong>auf</strong> der Stirn erfrischt. Einen kühlen Feuchtigkeitskick<br />

bieten Thermalwasser- oder Gesichtssprays (z. B. von<br />

LaRoche Posay, Avene oder Dr. Theis). Tragen Sie jetzt keine<br />

dunkle Kleidung. Helle Farben reflektieren Sonnenlicht,<br />

heizen sich nicht so stark <strong>auf</strong> wie Schwarz und Co.<br />

| DJ 8–2014<br />

76<br />

Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle,<br />

ausgenommen die Mitarbeiter des Kirchheim-Verlags, ihre<br />

Angehörigen und Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen.<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Rechtsweg<br />

und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Kein K<strong>auf</strong>zwang.<br />

Vor- und Zuname<br />

Gewinnspiel<br />

Lust <strong>auf</strong> frische Pflege von Kopf bis Fuß? Gewinnen<br />

Sie einen von drei sebamed-Koffern, inklusive zwei<br />

Handtüchern. Jedes Set besteht aus einem seifenfreien<br />

Waschstück, Flüssigseife, Waschemulsion, Every Day<br />

Shampoo, Balsam Deo ohne Alkohol und Aluminium,<br />

Frische Dusche sowie Body-Milk. Weitere Infos unter<br />

www.sebamed.de<br />

Straße und Hausnummer<br />

PLZ/Wohnort<br />

E-Mail<br />

□ Ja, ich bin damit einverstanden, dass der Kirchheim-Verlag mich künftig<br />

◾ schriftlich, ◾ per E-Mail oder ◾ per Telefon über aktuelle Angebote<br />

aus seinem Programm informiert. Dieses Einverständnis<br />

kann ich jederzeit widerrufen. (Auch wenn Sie schon<br />

früher einer Kontakt<strong>auf</strong>nahme durch uns zugestimmt<br />

haben, bitten wir Sie, diese zu erneuern.)<br />

Datum / Unterschrift<br />

Coupon einfach ausfüllen und einsenden an:<br />

Kirsten Metternich, Kennwort: DEO, Hildeboldstraße 5,<br />

50226 Frechen-Königsdorf<br />

Einsendeschluss:<br />

10. September 2014<br />

Mit Sport gegen<br />

Wechseljahresbeschwerden<br />

Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen,<br />

Gewichtszunahme und ein erhöhtes<br />

Osteoporose-Risiko: Begleiterscheinungen<br />

der Wechseljahre. Um<br />

diese Symptome gut zu behandeln – treiben<br />

Sie Sport! <strong>Bewegung</strong> macht nicht nur<br />

den Kopf frei, sondern hemmt auch die<br />

Produktion von Stresshormonen. Dank<br />

freigesetzter Endorphine fühlt sich frau<br />

mental und körperlich besser. Toller Nebeneffekt:<br />

Dank regelmäßigen Trainings<br />

tun Sie aktiv etwas gegen unliebsame<br />

Gewichtszunahme, für gute Blutzuckerund<br />

Blutdruckwerte. Auch zum Erhalt<br />

der Knochendichte und gegen Hitzewallungen<br />

hilft es, regelmäßig aktiv zu sein.<br />

Foto: © olly - Fotolia.com


Körper und Geist<br />

Schweißkiller Deo<br />

und Antitranspirant<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Ohne sie würden sich die meisten unwohl fühlen. Ob Kristall, Spray,<br />

Roller oder Creme – Deo oder Antitranspirantien gehören in fast jedem<br />

Bad zum täglichen Pflegeprogramm.<br />

Spätestens bei steigenden Temperaturen<br />

ist stärkeres Schwitzen ein<br />

lästiges Thema, über das nicht gern<br />

gesprochen wird. Ohne Deo geht es meist<br />

nicht, doch welche aus dem Land der Geruchsbekämpfer<br />

sind wirksam und empfehlenswert?<br />

zu machen, hilft es zudem, dreimal täglich<br />

eine Tasse Salbeitee zu trinken. Bei<br />

extrem starkem Schwitzen (Hyperhidrose)<br />

können spezielle Achsel-Pads hilfreiche<br />

Retter sein. Sie lassen sich unsichtbar<br />

in der Kleidung fixieren, saugen <strong>auf</strong><br />

und schützen vor unschönen Rändern.<br />

gehen, empfiehlt das BfR deshalb Deos,<br />

die frei von Aluminiumsalzen sind. Wer<br />

nicht ganz <strong>auf</strong> diese Produkte verzichten<br />

möchte, sollte mischen: beispielsweise<br />

im täglichen Wechsel ein Produkt<br />

mit und eins ohne diese Salze. KM<br />

Was unterscheidet Deos von Antitranspirantien?<br />

Die Sache mit<br />

Aluminiumsalzen<br />

Foto: Eucerin/Leo Krumbacher<br />

Herkömmliche Deos enthalten meist<br />

den Wirkstoff Triclosan. Er hemmt Bakterien,<br />

welche für unangenehme Gerüche<br />

verantwortlich sind. Dazu sind in<br />

zahlreichen Produkten Duftstoffe, um<br />

Gerüche zu überdecken. Um die Haut<br />

nicht unnötig zu reizen, sind Deos ohne<br />

Parfum- und Duftstoffe eine gute Wahl<br />

(z. B. von Eucerin, frei oder sebamed). Antitranspirantien<br />

enthalten stets Aluminiumsalze<br />

wie Aluminiumchlorohydrat<br />

(ACH) oder Aluminium Zirconium Tetrachloro<br />

hydrex GLY. Diese bilden, mit Hilfe<br />

von Schweiß <strong>auf</strong> der Haut, eine dünne<br />

Schicht vor den Porenausgängen, aus<br />

denen Schweiß abgesondert wird. Sie<br />

verengen praktisch die Schweißkanäle,<br />

so dass weniger davon <strong>auf</strong> die Haut gelangt.<br />

Im Schnitt wird so zwischen 20<br />

und 60 Prozent weniger transpiriert. Allerdings<br />

sind sie nichts für empfindliche<br />

oder frisch rasierte Haut. Hier kann es zu<br />

Reizungen, Jucken und Brennen kommen.<br />

Um lästigem Schwitzen den Garaus<br />

In jüngster Zeit wurden<br />

die in Deos und Antitranspirantien<br />

enthaltenen Aluminiumsalze<br />

kritisch hinterfragt:<br />

Hohe Dosen sollen die<br />

Entstehung von Brustkrebs oder<br />

Alzheimer-Demenz begünstigen.<br />

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung<br />

(BfR) fehle es allerdings noch an aussagekräftigen<br />

Studien, welche Auswirkungen<br />

aluminiumhaltige<br />

Deodorantien tatsächlich haben.<br />

Aluminiumsalze können neben<br />

Deos auch in Lippenstift, Lidschatten,<br />

Sonnenmilch oder Zahnpasta<br />

enthalten sein. Ferner werden sie<br />

über Nahrungsmittel und Kochgeschirr<br />

<strong>auf</strong>genommen. Die Europäische Behörde<br />

für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt<br />

dazu eine tolerierbare wöchentliche<br />

Aufnahmemenge. Diese wird, in<br />

Kombination mit aluminiumhaltigen<br />

Deodorantien, laut BfR meist überschritten.<br />

Um <strong>auf</strong> Nummer sicher zu


körper und GEist<br />

Serie<br />

Outdoor aktiv<br />

Heft 5/2014:<br />

Radfahren<br />

Heft 6/2014:<br />

Copa do Mundo<br />

Heft 7/2014:<br />

L<strong>auf</strong>en<br />

Heft 8/2014:<br />

Wassersport<br />

Wellenbrecher<br />

mit <strong>Diabetes</strong><br />

Autor Dr. Meinolf Behrens mb@diabetes-minden.de<br />

Dr. Meinolf Behrens<br />

(Minden) ist neu im<br />

Redaktions-Team.<br />

Der Diabetologe und<br />

Sportmediziner liebt<br />

es, Menschen mit<br />

Dia betes in <strong>Bewegung</strong><br />

zu bringen.<br />

Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein – perfektes Schwimmbadwetter.<br />

Was gibt es da Schöneres, als mit einem Hechtsprung<br />

ins Wasser zu tauchen? Als begeisterte Schwimmer genießen<br />

die beiden Diabetiker Marc Stankowitz und Reinhold<br />

Korff den Sprung ins kühle Nass natürlich erst recht.<br />

Zwei Generationen oder exakt ein halbes Jahrhundert<br />

Altersunterschied trennen die beiden.<br />

Die Freude am Schwimmsport und die <strong>Diabetes</strong>erkrankung<br />

aber verbinden den athletischen<br />

Sportler Marc Stankowitz und den Ausdauersportler<br />

Reinhold Korff.<br />

Marc Stankowitz ist seit seinem 10. Lebensjahr<br />

an Typ-1-<strong>Diabetes</strong> erkrankt. Sein Hobby hat er<br />

mit seiner Ausbildung zum Fachangestellten<br />

für Bäderbetriebe praktisch zum Beruf gemacht.<br />

Hobby und Job halten ihn fit. Beim Schwimmen<br />

und im verantwortungsvollen Job gilt es natürlich,<br />

unbedingt Unterzuckerungen zu vermeiden.<br />

„Eigentlich bereitet mir die Stoffwechsel-<br />

Zwei Generationen, ein<br />

halbes Jahrhundert Altersunterschied,<br />

dieselbe Leidenschaft:<br />

Wasser.<br />

2013:<br />

253 Tage<br />

im Schwimmbad<br />

führung beim Schwimmen und bei der Arbeit<br />

keine Probleme“, so der sympathische Sportler.<br />

Marc Stankowitz weiß natürlich aus seiner jahrelangen<br />

Erfahrung genau, wie er seine intensivierte<br />

Insulintherapie anpassen muss – vor allem<br />

in Abhängigkeit von Trainingsumfang und<br />

der gewählten Trainingsintensität. „Zuletzt habe<br />

ich allerdings mehr im Babybecken trainiert“,<br />

schmunzelt der junge Familienvater: Marc Stankowitz<br />

hat im Moment Elternzeit und geht mit<br />

seiner 1-jährigen Tochter Aurelia regelmäßig<br />

zum Baby schwimmen. Der Vater begeisterter<br />

Schwimmer und zudem noch Fachangestellter<br />

für Bäderbetriebe – was steht da der Schwimmkarriere<br />

der kleinen Aurelia noch entgegen?<br />

Erwachsene Enkelkinder<br />

Lange ist es her, dass der 82-jährige Reinhold<br />

Korff seinen zwei Kindern das Schwimmen<br />

beigebracht hat, selbst die Enkelkinder sind<br />

schon erwachsen. Über 20 Jahre ist der rüstige<br />

Pensionär in der DLRG aktiv gewesen. Zudem<br />

hat er lange Jahre aktiv Fußball gespielt<br />

und ist regelmäßig Rad gefahren. Seit 2002 ist


körper und Geist<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> seit dem 10. Lebensjahr: Schmetterlingsschwimmen<br />

ist die Paradedisziplin von<br />

Marc Stankowitz.<br />

ein Typ-2-<strong>Diabetes</strong> bekannt, der ihn aber nur<br />

wenig einschränkt. Das Insulin Lantus spritzt<br />

er in fester Dosis, zu den Mahlzeiten nimmt er<br />

das kurzwirksame Sulfonylharnstoffanalogon<br />

Repaglinid ein. „Die Repaglinid-Dosis passe ich<br />

entsprechend der geplanten Aktivität an“, so<br />

Korff. Mehr Probleme bereitet ihm im Alltag<br />

schon die vorliegende Herzmuskel schwäche.<br />

Umso eindrucksvoller liest sich Reinhold<br />

Korffs Trainingstagebuch: An 253 Tagen ist<br />

er im letzten Jahr ins Wasser gesprungen und<br />

ist seine Bahnen im Hallen- oder Freibad geschwommen<br />

– mindestens 400 Meter an den<br />

einzelnen Tagen. „Um etwa 80 mg/dl fällt der<br />

Blutzucker nach dem Schwimmen“, weiß Reinhold<br />

Korff um die gute blutzuckersenkende<br />

Wirkung seines Trainingsprogramms.<br />

Der eine Brust, der andere Schmetterling<br />

Seepferdchen für alle<br />

Immer weniger Kinder in Deutschland können schwimmen. Nach Statistiken<br />

der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) lernt<br />

nur noch jedes zweite Kind unter 10 Jahren schwimmen. Damit sich<br />

an der dramatischen Situation etwas ändert,<br />

bieten DLRG und NIVEA eine kostenlose<br />

Rettungsschwimmausbildung und<br />

Fortbildung für pä da gogische Fachkräfte<br />

an. Ziel des Projekts ist es, die<br />

Anzahl potentieller Ausbilder zu<br />

vergrößern, um so mehr Kinder an<br />

das Wasser zu gewöhnen und zum<br />

Schwimmenlernen zu bringen.<br />

Weitere Infos gibt es unter:<br />

www.dsg.dlrg.de<br />

Schwimmen und<br />

Wassergymnastik<br />

<strong>auf</strong> Rezept<br />

Wassergymnastik und Schwimmen können Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

auch als Rehabilitationssport zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse<br />

verordnet werden. Der Rehabilitationssport findet in speziell anerkannten<br />

Gruppen statt. In der Regel wird eine Anzahl von 50 Übungseinheiten<br />

für einen Zeitraum von 18 Monaten verordnet. Mittels<br />

Datenbanken der einzelnen Behindertensportverbände können Sie<br />

sich im Internet über anerkannte Gruppen in <strong>Ihre</strong>r Nähe informieren:<br />

www.diabetes-sport.de<br />

Abb.: Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fotos: Lukas Behrens (2x); Kzenon - Fotolia.com; BFS<br />

Kraft, Ausdauer und Koordination sind beim<br />

Schwimmen in erster Linie gefragt. Während<br />

Reinhold Korff ruhigeres Brustschwimmen<br />

bevorzugt, ist das Schmetterlingsschwimmen<br />

die Paradedisziplin von Marc Stankowitz. Mit<br />

seinen kräftigen Arm- und Beinbewegungen<br />

setzt der 32-jährige Athlet das Wasser wie ein<br />

Orkan in <strong>Bewegung</strong>.<br />

So unterschiedlich die Schwimmstile der beiden<br />

sind – beide profitieren <strong>auf</strong> ihre Art gesundheitlich<br />

vom Schwimmen. Und Spaß und<br />

Freude bereitet es ihnen natürlich auch – nicht<br />

nur bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein<br />

im Sommer.<br />

Kontakt: Dr. Meinolf Behrens // <strong>Diabetes</strong>zentrum Minden<br />

// Bismarckstraße 43 // 32427 Minden // Telefon<br />

0571-840999 // E-Mail: mb@diabetes-minden.de //<br />

Internet: www.diabetes-minden.de<br />

Auftrieb nutzen –<br />

Gelenke schonen<br />

Ob Aquagymnastik, Aquacycling, Aquawalking<br />

oder -jogging – der Vielfalt und<br />

Kreativität des Trainings im Wasser sind<br />

keine Grenzen gesetzt. Der Auftrieb des<br />

Wassers verringert das Körpergewicht<br />

um bis zu 90 Prozent und entlastet somit<br />

Gelenke, Bänder und Sehnen. Sowohl<br />

Ausdauer wie auch Kraft werden wegen<br />

des Widerstandes des Wassers sehr effektiv<br />

trainiert. Speziell für Aquagymnastik<br />

und -walking findet man zudem auch reichlich Kursangebote für<br />

Nichtschwimmer. Also – warum nicht einfach mal etwas Neues testen?<br />

| DJ 8–2014<br />

79


essen und trinken<br />

www.diabetes-journal.de<br />

bunt & fröhlich & lecker<br />

So gelingt jede<br />

Sommerparty<br />

Essen und Trinken-Redakteurin<br />

Kirsten Metternich<br />

gibt Ihnen Tipps,<br />

wie Sie mit wenig<br />

Aufwand sommerliche<br />

Köstlichkeiten<br />

zubereiten können,<br />

die bei Gästen gut<br />

ankommen und<br />

diabetesfreundlich<br />

sind.<br />

| DJ 8–2014<br />

80<br />

Das Sommer-Highlight, die Fußball-WM in Brasilien, ist schon<br />

wieder Geschichte – trotzdem gibt es genug Anlässe zum Feiern.<br />

Laue Nachmittage und Abende bieten sich für ein nettes<br />

Zusammentreffen mit Freunden und Familie an. Ob in kleiner<br />

oder großer Runde: Mit unseren Tipps wird <strong>Ihre</strong> Party zum Erfolg<br />

… ohne dass Sie nur in der Küche stehen und der gesellige<br />

Trubel an Ihnen vorbeigeht.<br />

Gut geplant ist halb gewonnen: So<br />

sollten Sie es angehen, wenn es um<br />

eine gelungene Party geht. Viele Köche<br />

möchten vor ihren Gästen glänzen<br />

und besonders raffinierte Leckereien<br />

anbieten. Wenig sinnvoll ist es,<br />

etwas Neues anzubieten, was Sie vorher<br />

noch nicht getestet haben. Stress<br />

ist programmiert! Gefällt Ihnen ein<br />

Rezept, zum Beispiel aus unserer Rubrik,<br />

machen Sie eine Generalprobe – einfach<br />

einmal kochen und vorkosten. So<br />

sind Sie <strong>auf</strong> der sicheren Seite. Am besten<br />

ist eine Mischung aus Bewährtem<br />

oder einfachen Rezepten, gepaart mit<br />

ein paar Raffinessen.<br />

Als Aperitif mal Tee-Cocktail?<br />

Was immer gut ankommt, ist ein<br />

Aperitif. Es muss nicht immer Aperol<br />

Spritz oder Hugo sein: Auch Alkoholfreies<br />

kommt gut an – und kleine Gäste<br />

können mit anstoßen. Wie wäre es<br />

mit einem Tee-Cocktail? Dazu Melissen-<br />

oder Pfefferminztee stark <strong>auf</strong>brühen,<br />

abkühlen, einen Spritzer Flüssigsüßstoff<br />

dazu. Mit Mineralwasser<br />

<strong>auf</strong>füllen und einem Stück Limette<br />

garniert anbieten – völlig kalorien-,<br />

kohlenhydrat- und alkoholfrei … und<br />

herrlich erfrischend! Oder statt Sangria<br />

einen losen Früchtetee kochen,<br />

abkühlen lassen; Äpfel, Pfirsiche und<br />

Aprikosen in mundgerechte Stücke<br />

schneiden, mit Light-Zitronenlimonade<br />

in ein Bowle-Gefäß gießen. Das<br />

lässt sich prima vorbereiten und ist<br />

mal etwas völlig anderes!<br />

Gleiches gilt für Suppen: Im Sommer<br />

bieten sich kalte Varianten an wie Gazpacho,<br />

kalte Zucchinisuppe oder eine<br />

Fruchtkaltschale. Sie können einen Tag<br />

vorher zubereitet und kalt gelagert<br />

werden; kurz vor der Party einfach in<br />

eine große Terrine füllen, fertig.<br />

Ganz gleich, ob es ein mehrgängiges<br />

Menü oder ein Buffet ist: Rich­<br />

Foto: tina_lu / photocase.de


essen und trinken<br />

| DJ 8–2014<br />

www.diabetes-journal.de<br />

81


essen und trinken<br />

| DJ 8–2014<br />

www.diabetes-journal.de<br />

82<br />

ten Sie kalte Speisen vorab <strong>auf</strong> Platten an. Stellen<br />

Sie Warmes <strong>auf</strong> Stövchen oder eine mobile<br />

Heizplatte. Dessert und Kuchen lassen sich<br />

meist am Vortag zubereiten. Je nach Dessertvariante<br />

haben Sie gleichzeitig die Sicherheit,<br />

dass alles gut gekühlt und geliert ist wie unsere<br />

Melonen-Erdbeer-Terrine mit Vanillesauce.<br />

Wieviel darf’s denn sein?<br />

Bei der Speiseplanung wird meist aus dem Vollen<br />

geschöpft, getreu dem Motto: „Lieber zu<br />

viel als zu wenig“. Doch bleiben Sie trotzdem<br />

realistisch: Heute wird nicht mehr so üppig<br />

geschlemmt wie früher. Je wärmer es ist, desto<br />

weniger schwere und fettreiche Speisen<br />

sollten Sie anbieten. Ideal sind jetzt Tomaten-Mozzarella,<br />

Melone mit Schinken, Mangoscheiben<br />

mit Mozzarella, bunte Gemüsesalate,<br />

leichte Suppen, gebratenes, kaltes Fleisch,<br />

fruchtige Desserts, Obstspieße, Eis oder Sorbet.<br />

Damit Sie nicht zu wenig kalkulieren<br />

und trotzdem nicht zu viele<br />

Reste übrig bleiben, mit denen<br />

man dann Nachbarschaft<br />

und Gäste versorgt, finden Sie<br />

in unserer Tabelle Hilfe zur Mengenkalkulation.<br />

Pro Gast max.<br />

1<br />

Liter<br />

alkoholische<br />

Getränke<br />

+<br />

1<br />

Flasche<br />

alkoholfreie<br />

Getränke<br />

planen<br />

Für einen Partyabend rechnen Sie pro Gast etwa<br />

einen halben bis einen Liter alkoholischer<br />

Getränke wie Wein, Sekt oder Bier; dazu jeweils<br />

mindestens eine Flasche Mineralwasser oder<br />

andere alkoholfreie Getränke. Viele Menschen<br />

achten <strong>auf</strong> ihre Linie: Sie freuen sich, wenn es<br />

beispielsweise Cola light oder zero gibt. Sämtliche<br />

Light- und Zero-Limonaden können Sie<br />

auch bei <strong>Diabetes</strong> genießen. Denn sie sind nahezu<br />

kalorienfrei, haben keine Auswirkungen<br />

<strong>auf</strong> Blutzucker und Gewicht.<br />

Alles muss kalt sein!<br />

Je heißer der Tag ist, desto wichtiger ist es, dass<br />

alles erfrischend kalt ist. Perfekt eignet sich eine<br />

mit Eiswasser gefüllte Badewanne oder ein<br />

leer geräumter Kühlschrank. Auch eine mit<br />

Eiswasser gefüllte Zink- oder Wäschewanne<br />

macht das möglich. Umwickeln Sie Flaschen,<br />

die <strong>auf</strong> dem Tisch stehen, mit einer Kühlmanschette<br />

oder stellen Sie sie in einen Weinkühler.<br />

Am besten k<strong>auf</strong>en Sie Getränke schon eine<br />

Woche vor der Party; Sie müssen auch nicht<br />

das Angebot einer kompletten Bar vorrätig<br />

haben: Ein bis zwei Weinsorten, Mineralwasser,<br />

ein bis zwei alkoholfreie Softgetränke, eines<br />

zum Beispiel als Light- oder Zero-Version,<br />

Fotos: April Turner - iStockphoto.com, © baibaz - Fotolia.com


Im Sommer <strong>auf</strong> den Tisch<br />

❷<br />

1 Wie viele Gäste trinken<br />

tatsächlich Alkohol, und wer<br />

kommt mit dem Auto?<br />

essen und trinken<br />

www.diabetes-journal.de<br />

2 Zum Würzen eignen sich<br />

frische Kräuter. Dips und Salatsaucen<br />

am besten schon am<br />

Vorabend zubereitet.<br />

❸<br />

3 Beliebte Suppe im Sommer:<br />

die kalte Tomaten-Gazpacho.<br />

❶<br />

Fotos: lenipopeni / photocase.de; pilipphoto - Fotolia.com<br />

Bier und evtl. ein oder zwei Spirituosen reichen<br />

meist völlig aus. Wichtig: Je wärmer es ist, desto<br />

mehr Wasser wird getrunken. Überlegen Sie<br />

auch, wie viele Gäste tatsächlich Alkohol trinken<br />

– und wer mit dem Auto kommt.<br />

Schlemmen und bewusst genießen<br />

Auf einer Party wird meist mehr gegessen als<br />

üblich. Gemütliches Beisammensein, der lange<br />

Abend und Alkohol regen den Appetit an.<br />

Wenn es dann auch noch richtig gut schmeckt,<br />

greift man öfter zu als vielleicht gewollt. Bei<br />

Gemüse und Gemüsesalaten ist das kein<br />

Problem. Kniffliger wird es bei Kohlenhydrathaltigem<br />

wie Kartoffel- oder Nudelsalat,<br />

Brot, Dessert und Kuchen. Wenn Sie die Salate<br />

selbst zubereiten, geben Sie mehr Gemüse<br />

dazu wie Paprika, Gurke, Essiggemüse. So fällt<br />

die jeweilige Portion etwas größer aus, ohne<br />

das Kohlenhydratkonto unnötig zu belasten.<br />

Grillen oder braten Sie Fleisch in Oliven- oder<br />

Raps öl. Wird es vorab in einer Gewürzmarinade<br />

eingelegt, schmeckt es besonders aromatisch<br />

(Tipps dazu finden Sie im Sonderheft „Sommerleicht<br />

genießen“; lag dem <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />

im Juni bei). Für Partyfrikadellen nehmen Sie<br />

statt Paniermehl ein bis zwei Esslöffel Magerquark,<br />

das spart unnötige Kohlenhydrate.<br />

Lecker: gewürfelte Paprikastückchen oder in<br />

Essig eingelegte, rote Paprika klein schneiden<br />

und in den Hackfleischteig geben. Einen Stich<br />

Kräuterbutter zu den fertigen Frikadellen –<br />

wunderbar! Die können Sie gut mit Halbfettbutter<br />

selbst machen. Das spart Kalorien, ohne<br />

an Geschmack einzubüßen.<br />

Sämtliche Dips und Salatsaucen können Sie<br />

ebenfalls schnell und einfach schon am Vortag<br />

zubereiten. Wählen Sie statt Sahne fettfreundlichere<br />

Produkte, fettarme Milch, Quark und<br />

Joghurt. Cremig werden Saucen zudem mit<br />

einem Schuss sprudeligem Mineralwasser. An<br />

Gewürzen sind frische Kräuter, Pfeffer, Chili,<br />

Tomatenmark, Senf, Curry, milder und scharfer<br />

Paprika, ein Spritzer Flüssigsüßstoff und eine<br />

Prise Salz passend.<br />

Selbst Desserts und Kuchen sind in kalorienfreundlicheren<br />

Versionen machbar. Leckere<br />

Anregungen finden Sie im aktuellen Rezeptteil.<br />

Und wenn es doch in puncto Schlemmen<br />

<strong>auf</strong> der Party mehr als gewollt wurde, sparen<br />

Sie an den Folgetagen ein paar Kalorien ein.<br />

Wer sich zusätzlich bewegt, tut Gewicht, Blutzucker<br />

und auch der Seele etwas richtig Gutes.<br />

In diesem Sinne wünschen wir eine gelungene<br />

und tolle Sommerparty.<br />

KM<br />

Kontakt: Kirsten Metternich,<br />

Diätassistentin DKL, DGE // Redaktion<br />

Essen & Trinken, Hildeboldstraße<br />

5 // 50226 Frechen-Königsdorf<br />

// Tel.: 0 22 34/91 65 41 // Fax:<br />

0 22 34/91 65 42 // E-Mail: info@<br />

metternich24.de //<br />

www.metternich24.de<br />

| DJ 8–2014<br />

83


gewusst wie<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Party-Food kalkuliert figurfreundlich<br />

Für Gäste soll es meist nur das Beste geben, und es wird<br />

sich kulinarisch so richtig ins Zeug gelegt. Da wird in reichlich<br />

Fett gebraten oder gar frittiert, Suppen und Desserts<br />

mit Sahne und Co veredelt. Desserts sind auch in kalorienfreundlicheren<br />

Versionen möglich, wie Sie in unseren<br />

aktuellen Rezepten sehen können. Wie Salate und Co lecker<br />

und figurfreundlicher gelingen, finden Sie in unserer<br />

Tabelle. Bei der Planung sind viele unsicher, wie viel Brot,<br />

Fleisch und Co pro Person kalkuliert werden sollten. Mit<br />

unseren Tipps kommen Sie gut über die Runden, ohne<br />

übermäßige Reste.<br />

Partyleckereien<br />

So nicht<br />

Sahne-Schmelzkäse<br />

vollfette Sahne 30 % Fett<br />

Mascarpone und Doppelrahmfrischkäse<br />

Suppen und Saucen mit Käse und Sahne<br />

Kräuterbutter<br />

fettes Fleisch<br />

Paniertes und Frittiertes<br />

Zucker und Honig<br />

Dips <strong>auf</strong> Mayonnaisebasis<br />

Besser so<br />

Schmelzkäse mit max. 15 % F. i. Tr.<br />

fettreduzierte Produkte mit max. 15 % Fett, gemischt mit fettarmer Milch<br />

Quark 20 % Fett und Frischkäse, max. 20 % Fett<br />

kalte Gemüsesuppen mit Buttermilch, Suppen und Saucen mit passiertem<br />

Gemüse und fettfreundlichen Milchprodukten (s. o.), Gazpacho –<br />

kalte Tomatensuppe<br />

selbst gemacht mit Halbfettbutter<br />

Geflügel, Fisch, rotes Fleisch ohne Marmorierung<br />

unpaniert, gebraten oder gegrillt<br />

Erythritol, flüssiger Süßstoff, Stevia-Granulate<br />

mit fettarmem Quark und – Salatcreme selbst machen<br />

| DJ 8–2014<br />

84<br />

Mengenkalkulation pro Person für Sommerpartys<br />

Lebensmittel/Gerichte<br />

Menge ca.<br />

Fingerfood oder Häppchen ca. 5 bis 8<br />

Suppe als Buffetbestandteil<br />

250 bis 300 ml<br />

Salate aus Kartoffeln, Reis, Couscous oder Nudeln<br />

200 bis 300 g<br />

Blattsalat und Gemüse für Salat, wie Eisberg, Paprika und Co 50 bis 100 g<br />

cremige Salatsauce<br />

50 g<br />

Vinaigrette aus Essig/Öl<br />

30 g<br />

Fleisch<br />

150 bis 200 g<br />

Fisch und Meeresfrüchte<br />

180 bis 200 g<br />

Dessert<br />

150 g<br />

Obst für Käseplatten etc.<br />

30 g<br />

Baguette/Ciabatta<br />

3 bis 4 Scheiben<br />

Brötchen 1 bis 1,5<br />

Foto: subraum / photocase.de


essen und trinken<br />

40<br />

+ Gelierzeit<br />

min<br />

Nährwert pro Portion ca.:<br />

4 g Eiweiß<br />

4 g Fett<br />

14 g Kohlenhydrate<br />

(davon 10 g<br />

anrechnungspflichtig)<br />

2 g Ballaststoffe<br />

2 mg Cholesterin<br />

21 mg Natrium<br />

272 mg Kalium<br />

81 mg Phosphor<br />

108 Kilokalorien<br />

432 Kilojoule<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Melonen-Erdbeer-Terrine<br />

mit Vanillesauce<br />

Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />

Zutaten<br />

für eine 25-cm-Kastenform<br />

und 12 Stücke<br />

12 Blatt weiße Gelatine<br />

300 g Wassermelonenfruchtfleisch<br />

750 g Erdbeeren<br />

400 ml Apfelsaft, 100 % Frucht,<br />

ohne Zuckerzusatz<br />

200 ml Wasser<br />

4 – 5 Spritzer flüssiger<br />

Süßstoff<br />

30 g gehackte Mandeln<br />

30 g gehackte Pistazien<br />

500 ml fettarme Milch<br />

Mark einer Vanilleschote<br />

½ Pck. Vanillepuddingpulver,<br />

20 g<br />

2 Spritzer flüssiger<br />

Süßstoff<br />

Gelatine in kaltem Wasser einweichen. In<br />

der Zwischenzeit Melone vierteln, Fruchtfleisch<br />

von der Schale lösen, Kerne auskratzen<br />

und würfeln. Erdbeeren putzen,<br />

waschen, halbieren oder vierteln. ➊ Apfelsaft<br />

mit Wasser in einen Topf geben, erhitzen<br />

und ausgedrückte Gelatine dazugeben.<br />

Mit einem Schneebesen rühren, bis sie<br />

sich im Saft komplett gelöst hat. Mit Süßstoff<br />

abschmecken. Eine Kastenform mit<br />

kaltem Wasser ausspülen und den Boden<br />

mit Apfelsaftgelatine ausgießen. ➋ Früchte<br />

mit Mandeln und Pistazien vorsichtig mischen,<br />

gleichmäßig in die Form füllen. Mit<br />

➊<br />

➋<br />

der restlichen Apfelgelatine <strong>auf</strong>gießen und<br />

im Kühlschrank <strong>auf</strong> der unteren Etage vier<br />

bis fünf Stunden gelieren. Am Folgetag für<br />

die Vanillesauce ⅔ der Milch in einen Topf<br />

geben. Vanilleschote längs halbieren, Mark<br />

in die Milch kratzen und zum Kochen bringen.<br />

Puddingpulver mit der restlichen Milch<br />

anrühren, in die kochende Milch geben und<br />

<strong>auf</strong>kochen lassen, mit flüssigem Süßstoff<br />

abschmecken. Abkühlen und gelegentlich<br />

durchrühren, damit sich keine Haut bildet.<br />

➌ Terrine <strong>auf</strong> eine Platte stürzen, in Scheiben<br />

schneiden und mit Vanillesauce servieren.<br />

➌<br />

| DJ 8–2014<br />

85


essen und trinken<br />

www.diabetes-journal.de<br />

15<br />

+ Gefrierzeit<br />

min<br />

Nährwert pro Portion ca.:<br />

4 g Eiweiß<br />

1 g Fett<br />

10 g Kohlenhydrate<br />

(davon 5 g<br />

anrechnungspflichtig)<br />

5 g Ballaststoffe<br />

1 mg Cholesterin<br />

58 mg Natrium<br />

229 mg Kalium<br />

103 mg Phosphor<br />

65 Kilokalorien<br />

Buttermilch-Blaubeer-Eis<br />

Zutaten<br />

für 2 Portionen<br />

200 g Blaubeeren<br />

1 TL Zitronensaft<br />

etwas abgeriebene<br />

Zitronenschale<br />

35 g pudriges Erythritol,<br />

z. B. Sukrin Melis oder<br />

3 – 5 g Stevia-Granulat<br />

200 g Buttermilch<br />

Blaubeeren verlesen und <strong>auf</strong> einem Sieb<br />

kalt waschen, abtropfen lassen, 150 g mit<br />

einem Passierstab sämig pürieren. Restliche<br />

Beeren grob hacken. Mit Zitronensaft,<br />

Zitronenschale, Süße und Buttermilch verrühren.<br />

In zwei Stieleisbehälter füllen, verschließen<br />

und etwa zwei bis drei Stunden<br />

in der Kühltruhe gefrieren lassen.<br />

Tipp: Wenn Sie eine Eismaschine haben,<br />

können Sie das Eis darin blitzschnell zubereiten.<br />

Statt Blaubeeren bietet sich das<br />

Rezept perfekt für sämtliche Beerenobstsorten<br />

an. Wenn Sie keinen Stileisbehälter<br />

zur Hand haben, können Sie die Creme<br />

auch in eine fest verschließbare Dose geben<br />

und gefrieren lassen.<br />

| DJ 8–2014<br />

86<br />

Anmerkungen zu den Rezepten: Kohlenhydrate aus Gemüse (z. B. Zwiebeln, Karotten, Sellerie etc.)<br />

sind bis zu einer 200-g-Portion je Sorte nicht blutzuckerwirksam. Hilfe für das Schätzen der KH-Portionen<br />

geben KH-Tabellen (siehe die <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong>-Nährwerttabelle – BE, KE und Kalorien <strong>auf</strong> einen Blick mit<br />

1000 Lebensmitteln, K. Metternich, Kirchheim-Verlag, Mainz 2013). Die berechneten Natriumwerte beziehen<br />

sich nur <strong>auf</strong> den natürlichen Natriumgehalt der Lebensmittel und nicht <strong>auf</strong> Salz, Brühe etc., die zum Würzen<br />

in den Rezepten verwendet werden.


essen und trinken<br />

35<br />

+ Gelier- und Backzeit<br />

min<br />

Nährwert pro Portion ca.:<br />

15 g Eiweiß<br />

15 g Fett<br />

22 g Kohlenhydrate<br />

(davon 17 g<br />

anrechnungspflichtig)<br />

2 g Ballaststoffe<br />

18 mg Cholesterin<br />

109 mg Natrium<br />

372 mg Kalium<br />

189 mg Phosphor<br />

283 Kilokalorien<br />

1 132 Kilojoule<br />

Quarktörtchen mit<br />

Aprikosen-Pistazien-Kompott<br />

Zutaten<br />

für 4 Törtchen<br />

Backofen <strong>auf</strong> 200 °C (Umluft 180 °C) vorheizen.<br />

Ein Backblech mit Backpapier aus­<br />

ten Creme verrühren. Blätterteig böden <strong>auf</strong><br />

einen Teller legen, je einen Dessert ring da­<br />

Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />

2 Scheiben fertiger<br />

Blätterteig, 90 g<br />

5 Blatt weiße Gelatine<br />

120 ml kalte, fettreduzierte<br />

Schlagsahne<br />

300 g Magerquark<br />

3 Spritzer flüssiger<br />

Süßstoff<br />

200 g Aprikosen<br />

200 ml Orangesaft, 100 %<br />

Frucht ohne Zuckerzusatz<br />

10 g Vanillepuddingpulver<br />

Spritzer flüssiger Süßstoff<br />

20 g gehackte, ungesalzene<br />

Pistazien<br />

4 Minzezweige<br />

legen. Aus dem fertigen Blätterteig vier<br />

gleich große Kreise, z. B. mit Dessertringen,<br />

ausstechen, <strong>auf</strong>s Blech legen. Restlichen<br />

Blätterteig <strong>auf</strong>s Blech legen, 10 bis<br />

12 Minuten backen. Gelatine in kaltem Wasser<br />

einweichen. Sahne steif schlagen, mit<br />

Quark glattrühren und mit Süßstoff abschmecken.<br />

Fertige Blätterteigböden aus<br />

dem Ofen nehmen. Gelatine ausdrücken, in<br />

der Mikrowelle oder über dem Wasserbad<br />

<strong>auf</strong>lösen. Zwei Löffel vom Quark in die Gelatine<br />

rühren, dann zurück mit der gesam­<br />

r<strong>auf</strong>setzen, Quarkmasse einfüllen, 60 bis<br />

80 Minuten kalt stellen. Aprikosen waschen,<br />

entsteinen, in Spalten oder Stücke<br />

schneiden; mit dem Orangensaft in einen<br />

Topf geben, <strong>auf</strong>kochen lassen. Puddingpulver<br />

in wenig Wasser glattrühren, ins<br />

kochende Kompott rühren, bis die Flüssigkeit<br />

klar wird. Pistazien dazugeben und süßen,<br />

abkühlen lassen. Dessertringe von den<br />

Törtchen lösen und <strong>auf</strong> Teller setzen. Kompott<br />

dazugeben, mit den restlichen Blätterteigbröseln<br />

und Minzezweigen garnieren.<br />

| DJ 8–2014<br />

87


essen und trinken<br />

www.diabetes-journal.de<br />

35<br />

+ Backzeit<br />

min<br />

Nährwert pro Portion ca.:<br />

12 g Eiweiß<br />

22 g Fett<br />

38 g Kohlenhydrate<br />

(davon 38 g<br />

anrechnungspflichtig)<br />

3 g Ballaststoffe<br />

97 mg Cholesterin<br />

45 mg Natrium<br />

314 mg Kalium<br />

169 mg Phosphor<br />

398 Kilokalorien<br />

1 592 Kilojoule<br />

Mini-Tartes<br />

mit Beeren und Mandelcreme<br />

Zutaten<br />

für 4 Törtchen<br />

Aus Mehl, Süße, Ei und in Stücke geschnittener,<br />

kalter Butter einen Mürbeteig kneten<br />

nem Sieb kalt waschen und abtropfen lassen.<br />

Mandelcreme <strong>auf</strong> die fertigen Tartelet­<br />

| DJ 8–2014<br />

88<br />

150 g Weizenmehl, Type 405<br />

50 g Erythritol oder 25 g<br />

Stevia-Erythritol-Gemisch<br />

(z. B. von<br />

Nevella oder Sukrin)<br />

1 Ei<br />

60 g kalte Butter<br />

1 TL Sonnenblumenöl<br />

50 g Marzipanrohmasse<br />

100 g Frischkäse, max. 20 %<br />

Fett<br />

100 ml fettarme Milch<br />

250 g gemischte Beerenfrüchte<br />

etwas Süßstoff-Streusüße,<br />

z. B. von Natreen,<br />

Nevella oder Sukrin<br />

und 30 Minuten kalt stellen. Backofen <strong>auf</strong><br />

180 °C (Umluft: 160 °C) vorheizen.<br />

Vier Tarte-Förmchen dünn mit Öl einpinseln.<br />

Kalten Mürbeteig dünn ausrollen,<br />

Förmchen damit auskleiden. Mit einer Gabel<br />

mehrfach einstechen.<br />

Im Ofen 12 bis 14 Minuten backen, herausnehmen<br />

und abkühlen lassen. Marzipanrohmasse<br />

mit einer Gabel zerdrücken, mit<br />

Frischkäse und Milch zu einer cremigen<br />

Masse rühren. Beerenobst verlesen, <strong>auf</strong> ei­<br />

tes streichen, abgetropftes Beerenobst<br />

dar<strong>auf</strong>legen, leicht andrücken.<br />

Mit etwas Süßstoff-Streusüße bestäuben.


45<br />

min<br />

Nährwert pro Portion ca.:<br />

10 g Eiweiß<br />

15 g Fett<br />

9 g Kohlenhydrate<br />

(davon 5 g<br />

anrechnungspflichtig)<br />

3 g Ballaststoffe<br />

18 mg Cholesterin<br />

178 mg Natrium<br />

470 mg Kalium<br />

153 mg Phosphor<br />

211 Kilokalorien<br />

844 Kilojoule<br />

Schicken auch Sie Ihr Rezept an:<br />

Kirsten Metternich, Hildeboldstraße 5,<br />

50226 Frechen-Königsdorf,<br />

Fax: 0 22 34/91 65 42,<br />

E-Mail: info@metternich24.de<br />

Oder geben Sie Ihr Rezept unter<br />

www.diabetes-journal.de/rezepte direkt<br />

in das Rezeptformular ein.<br />

Zweierlei Bohnensalat<br />

mit Sardellen und<br />

warmem Ziegenkäse<br />

Das<br />

Leser<br />

rezept<br />

von Christiane<br />

Borgmeyer<br />

Fotos: two4food.de, Bernhard Kölsch (Fotos), Gabi Kölsch (Styling)<br />

Zutaten<br />

für 2 Portionen<br />

100 g weiße Bohnen,<br />

eingeweicht oder<br />

aus der Dose<br />

200 g feine oder mittelfeine<br />

grüne Bohnen<br />

etwas Salz<br />

2 Zweige Bohnenkraut<br />

2 Schalotten<br />

2 Sardellenfilets<br />

½ Chilischote<br />

je 1,5 EL gehackte Petersilie<br />

und Kerbel<br />

etwas Weinessig<br />

etwas Salz und Pfeffer aus<br />

der Mühle<br />

2 EL Walnussöl, 20 g<br />

50 g Ziegenkäserolle<br />

Weiße Bohnen <strong>auf</strong> ein Sieb geben, klarspülen und abtropfen. Grüne<br />

Bohnen putzen, waschen, in einen Topf mit wenig Salzwasser<br />

und dem Bohnenkraut geben. In etwa 10 Minuten garen. Abgießen,<br />

in eiskaltem Wasser (am besten mit ein paar Eiswürfeln), kurz<br />

abschrecken, dann werden sie schon knackig grün. Schalotten abziehen,<br />

kalt abwaschen und sehr fein würfeln. Sardellenfilets fein<br />

hacken. Chilischote putzen, waschen, Kerne zur Hälfte auskratzen,<br />

fein hacken. Mit Schalotten, gehackten Sardellen und Kräutern<br />

mischen. Aus Essig, Gewürzen und Öl eine Vinaigrette rühren<br />

und abschmecken. Bohnen vorsichtig mit den restlichen Zutaten<br />

mischen und mindestens eine halbe Stunde durchziehen lassen.<br />

Ziegenkäserolle in Scheiben schneiden, kurz erhitzen oder grillen,<br />

Salat anrichten und warmen Ziegenkäse dar<strong>auf</strong>geben.<br />

Als Dankeschön erhält Christiane Borgmeyer ein Set der zuckerfreien<br />

Getränkekonzentrate von GoSplash in den Geschmacksrichtungen Cassis,<br />

Zitrone-Limette, Himbeer-Pfirsich, Erdbeer-Wassermelone, Energy<br />

Green und Red. Es eignet sich für kalte und heiße Getränke und zum<br />

Verfeinern von Desserts,<br />

Joghurt, Quark oder Eis.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.gosplash.com/de<br />

Wir lieben Nudeln und<br />

Sommerabende, an denen<br />

der Grill angezündet<br />

wird. Ob zu Pasta<br />

oder Grillfleisch: Dieser<br />

pikante Salat gehört<br />

bei unserem Grill- und<br />

Nudelvergnügen immer<br />

dazu. Wenn wir Gäste<br />

bekommen, freuen<br />

sie sich schon immer<br />

<strong>auf</strong> den Salat. Ach<br />

ja – Nudeln machen<br />

glücklich, finde ich, und<br />

wir genießen sie trotz<br />

<strong>Diabetes</strong>. Es kommt<br />

immer <strong>auf</strong> die Menge<br />

an. Bei uns gibt es dazu<br />

Salat oder Gemüse –<br />

das ist gut für einen<br />

gemäßigteren Blutzuckerverl<strong>auf</strong>.<br />

| DJ 8–2014<br />

89


zum guten schluss<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Wer nicht<br />

hören will,<br />

muss fühlen …<br />

| DJ 8–2014<br />

90<br />

Mein Chef sagt immer:<br />

„Früher waren wir Halbgötter<br />

in Weiß, und das<br />

war eine schöne Zeit.“ Den<br />

Spruch hörte ich schon oft<br />

– in letzter Zeit ein bisschen<br />

zu oft. Natürlich ist<br />

es für uns Ärzte einfacher,<br />

wenn wir einen guten<br />

Therapievorschlag für<br />

einen Patienten haben, der<br />

nicht lange diskutiert werden<br />

muss. Aber der Abl<strong>auf</strong>:<br />

Doktor sagt was, Patient<br />

macht das, ist schon lange<br />

passé. Heute haben wir<br />

Gesetze, die die Rechte der<br />

Patienten stärken. Wir sind<br />

verpflichtet, über jegliche Behandlungsmaßnahme<br />

<strong>auf</strong>zuklären und Therapiealternativen<br />

vorzuschlagen – und das selbst für Banalitäten.<br />

Das Ganze müssen wir dokumentieren<br />

– denn was in der Krankenakte nicht steht, das<br />

ist auch nicht gemacht worden, so der Gesetzgeber.<br />

Mehr als 60 000 Arzthaftungsprozesse<br />

beschäftigen pro Jahr die Gerichte. Natürlich<br />

ist der Patient heute mündig; und das ist auch<br />

gut so. Jedoch sind ein verängstigter Arzt und<br />

ein über alle Maßen fordernder Patient keine<br />

gute Konstellation für eine gute und effektive<br />

Behandlung.<br />

Mitreden!<br />

www.<br />

diabetes-journal.de<br />

Ich selbst habe meinen Umgang<br />

mit den Patienten längst verändert:<br />

Ich erkläre und diskutiere<br />

viel mehr, und meistens kommen<br />

meine Patienten und ich<br />

gut überein. Leider gibt es einige<br />

Patienten, da nützt alles Diskutieren<br />

und Erklären<br />

nichts. Mir fällt eine Patientin<br />

ein, die unbedingt ihr<br />

U-100-Insulin weiter mit<br />

einer U-40-Spritze injizieren<br />

möchte, weil das eben so<br />

schön klappt. Oder der Patient<br />

mit diabetischer Neuropathie,<br />

der seit Monaten ein<br />

kleines Geschwür am Fuß hat<br />

– aber <strong>auf</strong> keinen Fall Schuhe mit Einlagen tragen<br />

will. Ganz zu schweigen von den vielen Patienten,<br />

die trotz erhöhten Cholesterins keine<br />

Cholesterinsenker nehmen möchten, weil sie<br />

im Internet etwas von der Cholesterinlüge gelesen<br />

haben. Das bringt mich schon mal zum<br />

Verzweifeln. Meine Freundin Gaby sagt dann<br />

immer: „Lass sie doch, wer nicht hören will,<br />

der muss halt fühlen.“ So einfach ist das aber<br />

nicht in der Medizin. Und deswegen wünsche<br />

ich mir manchmal, wieder ein bisschen mehr<br />

Halbgott in Weiß sein zu dürfen – zumindest<br />

jedoch als Arzt so ernst genommen zu werden,<br />

wie es manche Patienten für<br />

sich einfordern. Klar ist: Wir wollen<br />

alle für die Patienten das Bestmögliche<br />

herausholen, aber mitmachen<br />

muss man schon. Guttun<br />

würde ein wenig mehr Vertrauen<br />

– vielleicht verbunden mit einer<br />

Prise Dankbarkeit.<br />

Das Team für den guten<br />

Schluss: Dr. Hans Langer<br />

arbeitet als Arzt in einer<br />

<strong>Diabetes</strong>klinik, Jana Einser<br />

hat schon seit Kindertagen<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> und Alex<br />

Adabei hat viele Bekannte<br />

und Verwandte mit<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong>. Sie schreiben<br />

abwechselnd; in dieser<br />

Ausgabe ist wieder Hans<br />

dran.<br />

Illustrationen: Christian Mentzel


Impressum<br />

vorschau<br />

Fotos: © Dan Race; © PhotoSG - Fotolia.com<br />

Herausgeber und Verlag<br />

Verlag Kirchheim + Co GmbH,<br />

Kaiserstr. 41, 55116 Mainz,<br />

Tel. (0 61 31) 9 60 70-0,<br />

Fax (0 61 31) 960 70-70,<br />

E-Mail: info@kirchheim-verlag.de,<br />

Internet: www.kirchheim-verlag.de<br />

Chefredakteure<br />

Prof. Dr. med. Thomas Haak,<br />

<strong>Diabetes</strong> Zentrum Mergentheim,<br />

Theodor-Klotzbücher-Str. 12<br />

97980 Bad Mergentheim,<br />

E-Mail: haak@kirchheim-verlag.de<br />

Günter Nuber, Kaiserstr. 41,<br />

55116 Mainz, Tel. (0 61 31) 9 60 70-30,<br />

E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de,<br />

Internet: www.diabetes-journal.de<br />

DDB-Vertreter in der Chefredaktion:<br />

Dieter Möhler, DDB-Bundesvorsitzender<br />

Redaktion<br />

Dr. med. M. Behrens, Minden // Prof. Dr.<br />

med. T. Danne, Hannover // O. Ebert,<br />

Stuttgart // N. Finkenauer-Ganz, Mainz<br />

// M. Heinz, Mainz // G. Hess, Mainz //<br />

Dr. med. K. Kraatz, Mainz // M. Krüger,<br />

Apotheker, Krefeld // Dipl.-Psych.<br />

PD Dr. B. Kulzer, Bad Mergentheim //<br />

Prof. Dr. med. H. Mehnert, München<br />

// K. Metternich, Frechen // Dr. med.<br />

K. Milek, Dr. rer. med. S. Milek, beide<br />

Hohenmölsen // A. Monecke, Berlin //<br />

Prof. Dr. med. R. Petzoldt, Bad Oeynhausen<br />

// Dr. med. G.-W. Schmeisl, Bad<br />

Kissingen // Prof. Dr. med. M. Weber,<br />

Mainz // Prof. Dr. med. B. Willms, Bad<br />

Lauterberg/Harz // Prof. Dr. med. R.<br />

Zick, Lingen<br />

Geschäftsführung Stephan Kröck<br />

Anzeigenleitung Björn Lindenau<br />

Objektbetreuung<br />

Michael Pradel, Tel. (0 61 31) 9 60 70-20<br />

Anzeigenpreise<br />

Preisliste Nr. 61 vom 1.1.2014<br />

Layout Hayo Eisentraut<br />

Erscheinungsweise monatlich<br />

Abonnenten-Service<br />

InTime Media Services GmbH,<br />

Leser-Service Kirchheim-Verlag,<br />

Steffi Krawiec, Postfach 1363,<br />

82034 Deisenhofen, Tel. (0 89) 8 58 53-<br />

8 01, Fax (0 89) 8 58 53-8 88, E-Mail:<br />

kirchheim@intime-media-services.de<br />

Leser-Service<br />

Steffie Wolf, Tel. (0 61 31) 9 60 70-62<br />

Buch-Service<br />

Ursula Zehnter, Tel. (0 61 31) 9 60 70-28<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> gibt es auch <strong>auf</strong> CD<br />

als Daisy/MP3-Hörzeitschrift<br />

für Blinde und Sehbehinderte: Westdeutsche<br />

Blindenhörbücherei,<br />

Harkortstr. 9, 48163 Münster,<br />

Tel. (02 51) 71 99 01<br />

Bestellung<br />

über jede Buchhandlung oder InTime<br />

Services, zum derzeit gültigen Jahres-Abonnementspreis<br />

von 41,40 € (pro<br />

Heft 3,45 €) innerhalb Deutschlands. Die<br />

Kündigung des Abonnements ist jederzeit<br />

möglich. Einzelverk<strong>auf</strong>spreis aktuell<br />

3,90 €, erhältlich im Flughafen- und<br />

Bahnhofsbuchhandel. Versand weltweit<br />

möglich, Konditionen erhältlich beim<br />

Leserservice. Für die Mitglieder der<br />

DDB-Landesverbände Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Hamburg, Niedersachsen<br />

ist der Bezugspreis durch den Mitgliedsbeitrag<br />

abgegolten. Die Mitglieder<br />

der restlichen DDB-Landesverbände,<br />

diabetesDE und von DDH-M können<br />

das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> jeweils zu einem<br />

vergünstigten Bezugspreis erhalten.<br />

Alle Rechte bleiben dem Verlag nach<br />

Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen<br />

vorbehalten. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte übernehmen<br />

Verlag und Redaktion keine Haftung.<br />

Gezeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr<br />

enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit<br />

Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne<br />

Einwilligung des Verlags strafbar. Wir<br />

weisen dar<strong>auf</strong> hin, dass diätetische<br />

Lebensmittel entsprechend ihrem<br />

Nährstoff- und Kaloriengehalt <strong>auf</strong> die<br />

ärztliche Diätverordnung angerechnet<br />

werden müssen.<br />

Der Anzeigenteil der Zeitschrift<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong> steht außerhalb der<br />

Verantwortung der Redaktion. Anzeigen<br />

und Fremdbeilagen stellen allein die<br />

Meinung der dort erkennbaren Auftraggeber<br />

dar. © Kirchheim-Verlag, Mainz<br />

Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH, Leibnizstr. 5, 97204 Höchberg<br />

Titelbild: Pressmaster - Fotolia.com<br />

ISSN 0341 – 8812 63. Jahrgang<br />

Im Bahnhofsbuchhandel<br />

und in allen Pressefach-geschäften<br />

mit dem<br />

„BLAUEN GLOBUS“<br />

können Sie das<br />

<strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />

k<strong>auf</strong>en oder bestellen.<br />

<strong>Diabetes</strong><br />

aktiv gesund leben<br />

<strong>Journal</strong><br />

… und das lesen Sie im nächsten Heft:<br />

Für viele ist das Reisen nun beendet, Ferien sind vorbei, der<br />

Alltag ruft einen zurück: September steht vor der Tür. Das <strong>Diabetes</strong>-<strong>Journal</strong><br />

in <strong>Ihre</strong>m Briefkasten heißt Sie dann willkommen<br />

mit folgenden Themen:<br />

Brauchen Jugendliche<br />

eine besondere Betreuung?<br />

Welche Rolle können<br />

künftig Apotheker hierbei<br />

spielen? Jugendliche und<br />

Experten berichten – auch<br />

von einem internationalen<br />

Projekt!<br />

www.diabetes-journal.de<br />

Fit mit leckeren<br />

Häppchen fürs<br />

Büro: Kirsten Metternich<br />

hat Hintergrund-Informationen<br />

zu Büro-Snacks<br />

und inspiriert zum<br />

Nachmachen.<br />

Im Kurs geht es<br />

diesmal um das<br />

<strong>Diabetes</strong>-Organ<br />

schlechthin: die<br />

Bauchspeicheldrüse.<br />

Alles, was Sie wissen<br />

müssen, gibt’s im<br />

September.<br />

Die September-Ausgabe erscheint Ende August.<br />

| DJ 8–2014<br />

91


Kompakt, mit Teststreifen<br />

und Stechhilfe<br />

25in<br />

ONE<br />

25 Teststreifen in<br />

einer Kartusche<br />

Blutzuckermessung<br />

in 5 Sekunden<br />

Gerätetasche ade – Cover<br />

für Schutz und Funktion<br />

Kunden-Service <strong>Diabetes</strong>: Telefon (kostenlos) 0800 - 45826636<br />

www.glucomenready.de | glucomen@berlin-chemie.de<br />

So misst man heute.

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