30.08.2014 Aufrufe

Eine Einführung in die elementare Zahlentheorie

Eine Einführung in die elementare Zahlentheorie

Eine Einführung in die elementare Zahlentheorie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4.4 Klassische Kryptographie<br />

Multiplikative Chiffren<br />

Bei <strong>die</strong>ser Chiffrierung verwendet man statt Addition <strong>die</strong> Multiplikation modulo 26. Wir multiplizieren<br />

jeden Klartextbuchstaben mit dem Schlüssel k. Betrachten wir e<strong>in</strong> Beispiel für k = 2: Auffallend ist<br />

Abbildung 4.5: E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er multiplikativen Chiffrierung mit k = 2<br />

hier, dass jeweils zwei unterschiedliche Buchstaben dasselbe Produkt ergeben. Daher können wir <strong>die</strong>se<br />

Substitution nicht als Chiffre verwenden. Für jede Chiffrierung muss nämlich gelten: Der Klartext muss<br />

mit Hilfe des Schlüssels e<strong>in</strong>deutig aus dem Geheimtext rekonstruierbar se<strong>in</strong>. War es vielleicht nur<br />

Zufall? Probieren wir es noch e<strong>in</strong> zweites Mal, <strong>die</strong>ses Mal mit k = 3 aus: Diese Chiffrierung funktioniert!<br />

Abbildung 4.6: E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er multiplikativen Chiffrierung mit k = 3<br />

Und sie funktioniert auch mit Zahlen 1, 3, 4, 5, 7, 9, 11, 15, 17, 19, 21, 23 und 25. Diese Zahlen haben <strong>die</strong><br />

Eigenschaft, dass sie ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>samen Teiler mit 26 haben. 26 ist das Produkt der beiden Primzahlen<br />

2 und 13, wir dürfen also ke<strong>in</strong>e Zahlen verwenden, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Vielfaches von 2 oder 13 s<strong>in</strong>d. Man sagt, <strong>die</strong><br />

Zahlen müssen teilerfremd zu 26 se<strong>in</strong>. Für <strong>die</strong>se Art der Chriffrierung gibt es somit exakt 12 Möglichkeiten.<br />

Bei der additiven Chriffrierung gibt es immerh<strong>in</strong> 26 Möglichkeiten. Man kann <strong>die</strong>se beiden Typen<br />

auch komb<strong>in</strong>ieren, aber das br<strong>in</strong>gt uns leider nicht alzu viel, wie wir ebenfalls im nächsten Abschnitt<br />

sehen werden.<br />

Kryptoanalyse<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong>emal den Satz <strong>die</strong>ser text ist streng geheim. Verschlüsselt man <strong>die</strong>sen Text mit dem<br />

ersten obigen Beispiel, dann erhalten wir WCSUSJ JSOJ CUJ UJNSGE ESDSCT. Auf den ersten Blick<br />

sche<strong>in</strong>t <strong>die</strong>ser Text ohne Probleme knackbar! Aber es lohnt sich genauer h<strong>in</strong>zuschauen: Es gibt Buchstaben,<br />

<strong>die</strong> fallen wegen ihrer Häuffigkeit im Auftreten auf. Das s<strong>in</strong>d z.B. S und J. Entschlüsselt s<strong>in</strong>d das <strong>die</strong><br />

Buchstaben e und t. Und genau da liegt das Problem an dem Verfahren. Leider kommen <strong>in</strong> deutschen<br />

Wörtern nicht alle Buchstaben mit gleicher Häufigkeit vor (siehe auch <strong>die</strong> nachfolgende Tabelle, Abbildung<br />

7). Das e kommt mit e<strong>in</strong>er Häufigkeit von durchschnittlich 17, 4 Prozent, das s mit 7, 3 Prozent, r<br />

mit 7 Prozent und das a mit 6, 5 Prozent vor. Das klägliche Schlusslicht <strong>die</strong>ser Reihe ist übrigens das q, das<br />

nur mit 0, 02 Prozent vertreten ist. Um e<strong>in</strong>en verschlüsselten Text zu knacken, untersucht man zunächst<br />

<strong>die</strong> Häufigkeiten von jedem Geheimtextzeichen und probiert dann verschiedene Buchstaben aus, <strong>die</strong> aufgrund<br />

ihrer Häufigkeit passen könnten. Die Tatsache, dass sich <strong>die</strong> Häufigkeiten je nach Art des Textes<br />

(wissenschaftlich, politisch, privat etc.) unterscheiden, stellt <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis dar, da<br />

der Angreifer, der den Text abgefangen oder gefunden hat, oft schon erraten kann, um was für e<strong>in</strong>e Art<br />

es sich handelt. Kurze Texte s<strong>in</strong>d schwieriger zu knacken, aber Computer können viele Möglichkeiten <strong>in</strong><br />

kurzer Zeit durchprobieren (jeder normale PC zu hause vielleicht 1 Million pro Sekunde) und daher auch<br />

Buchstaben ausprobieren, <strong>die</strong> normalerweise weniger häufig vorkommen.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!