Erfahrungsbericht Erasmussemester in Frankreich, Lyon (WS 2005 ...

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Ich hatte schon von Deutschland aus gesucht, Kontakt mit WGs aufgenommen, war dann in die
Jugendherberge in Lyon gezogen und hatte mir die Wohnungen angeschaut. In der Jugendherberge
treffen sich am Anfang eines Semesters übrigens hunderte von wohnungssuchenden ausländischen
Studierenden und man findet unheimlich schnell Kontakt. Nach einigen WG Besichtigungen hatte
ich wahnsinniges Glück: Ich bekam eine positive Rückmeldung von zwei herzigen Franzosen im
neuen Gebäudekomplex der cité international, zwischen Rhone und Stadtpark direkt neben dem
musée d’art contemporain, dem Hilton und dem Casino. ;-) Wohngeld ‚aide au logement’
beantragen kann jeder Student, so er einen Mietvertrag und ein französisches Konto besitzt. Das
geht relativ problemlos bei der Familienkasse (www.caf.fr). Es handelt sich meist um ca. 130 Euro
pro Monat. Ein französisches Konto ist für viele Gelegenheiten obligatorisch (z.B. Mietvertrag) und
sonst einfach praktisch. Ich war bei Credit Lyonnais. Diese Bank ist zwar nicht die schnellste,
kooperiert aber mit der Uni, so dass man als Student Konto, Scheckheft und Visa Card kostenlos
bekommt. Um das Konto einzurichten braucht man
• Wohnbescheinigung (Mietvertrag o.ä.)
• Immatrikulationsbescheinigung bzw. Studentenausweis der französischen Uni
• Personalausweis
Nach einem halben Jahr konnte ich das Konto problemlos wieder kündigen.
Sprache
Das Klischee, die Franzosen, besonders die Großstädter, wären unfreundlich zu Ausländern, die
nicht perfekt französisch sprechen, habe ich als überhaupt nicht zutreffend empfunden.
Die Sprache zu lernen war für mich während meines Erasmussemesters Priorität, deshalb besuchte
ich neben dem obligatorischen Sprachkurs für ausländische Studierende auch noch französischdeutsche
bzw. deutsch-französische Übersetzungskurse für französische Studierende und suchte mir
Tandempartner über das Goethe Institut und über die Uni, die ein Patenschaftssystem anbietet. Von
dem Unisprachkurs sollte man nicht zu viel erwarten: Es kommt alles auf den Lehrer an. Meine
Empfehlung: Mme Marylène Munier (die auch die Sprachkurse im Einführungskurs gibt).
Uni und Kurse
Von der Uni selbst war ich größtenteils enttäuscht. Das System ist im Gegensatz zum Deutschen
sehr autoritär und besteht vorrangig aus Frontalunterricht, egal ob Seminar oder Vorlesung. Die
Studierenden sind sehr jung und, wie ich fand, unselbständig. Es ist eher wie eine Fortsetzung der
Schule. Ich habe kein einziges Mal eine Diskussion in den Veranstaltungen erlebt. Ich habe an der
Uni Lyon III Kurse in Literatur besucht und die Kunstgeschichtskurse an Lyon II, weil sie mir dort
besser schienen. (Da ich für EKG vor allem Sitzscheine gemacht habe, bin ich mit einer eigenen
Anwesenheitsliste nach jeder Sitzung zu den Dozenten gegangen.) Keine Panik, wenn der Beginn
des Semesters das allgemeine Chaos ist; Vorlesungsverzeichnisse oder aktuelle homepages mit den
Veranstaltungen, Zeiten und Orten gibt es nicht. Aber dafür ist auch niemand böse, wenn man nicht
gleich zur ersten Veranstaltung zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Stadt
Lyon ist eine sehr schöne Stadt. Ein Teil ist als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt und geschützt;
dazu gehört Vieux Lyon, die mittelalterliche Altstadt und ein Teil der Presqu’ile. Das Stadtviertel
Croix Rousse befindet sich auf einem Hügel der Stadt und hat, wie ich persönlich finde, sehr viel
Charme. Dort befinden sich viel Galerien und Cafés, es ist eine Art Künstlerviertel. Lyon verfügt
über ein gutes öffentliches Verkehrsnetz mit Metros, Trams und Bussen, die allerdings nur bis
Mitternacht fahren. Ideal ist dann das System der Leihfahrräder, der vélovs, die ähnlich wie die