THEATERjournal - Theater Osnabrück
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Dienstag, 27. August 2013 9<br />
MENSCH ODER KARNICKEL?<br />
Sandro Šutalo spielt in der Uraufführung von Rudolf Herfurtners Kinderstück<br />
Sandro Šutalo ist der neue<br />
Schauspieler im OSKAR-Ensemble<br />
und unterhält sich nachfolgend<br />
mit der Dramaturgin<br />
Maria Schneider. Die Uraufführung<br />
von Mensch Karnickel ist<br />
die erste Inszenierung, die Sandro<br />
Šutalo am <strong>Theater</strong> <strong>Osnabrück</strong><br />
über den gesamten Probenprozess<br />
von sechs Wochen<br />
mit OSKAR erarbeitet. Aber<br />
schon vorher kann man ihn auf<br />
der Bühne des emma-theaters<br />
erleben.<br />
Maria Schneider: Sandro, welche<br />
Rolle spielst Du in Mensch<br />
Karnickel?<br />
Sandro Šutalo: Ich spiele eine<br />
Art Doppelrolle: Erstens den 13-<br />
jährigen Clemens, der von seiner<br />
Mutter im 2. Weltkrieg kinderlandverschickt<br />
wurde und im Gebiet<br />
des heutigen Polens verloren<br />
ging. Nach fünf Jahren, in denen<br />
er sich allein durchschlagen<br />
musste, hat er es jetzt bis vor ihre<br />
Haustür zurück geschafft, aber er<br />
hat so viel Schlimmes erlebt, dass<br />
er sich nicht traut, sich seiner<br />
Mutter zu zeigen. Er beobachtet<br />
aus seinem Versteck, dass sie mit<br />
OSKAR macht diesmal eine Zeitreise und trifft einen Jungen, dessen Geschichte Mensch Karnickel erzählt. Comic von Alan Galaburda<br />
(13), Jasper Vollmert (13) und Timo Meirich (12).<br />
ihrem Leben weitergemacht hat:<br />
Sie hat wieder geheiratet, nachdem<br />
Clemens’ Vater im Krieg gefallen<br />
war, und hat einen Stiefsohn<br />
in Clemens’ Alter, Timo.<br />
Der zweite Teil meiner Figur ist<br />
Clemens’ Alter Ego, ein anderer<br />
Teil seiner Persönlichkeit: das<br />
polnische Hermelinkaninchen.<br />
Durch das Kaninchen kann Clemens<br />
die Sachen sagen, die er im<br />
echten Leben nicht sagen kann.<br />
Es ist dabei interessant, die Waage<br />
zwischen den beiden Figuren<br />
zu finden – es gibt natürlich viel<br />
weniger Text von Clemens, aber<br />
wir arbeiten daran, dass er auch<br />
da ist, wenn das Karnickel<br />
spricht. Zusammen mit Regisseurin<br />
Constanze Burger und den<br />
anderen beiden OSKAR-Schauspielern<br />
Manja Haueis und Alexandre<br />
Pierre suchen wir danach,<br />
wo die Leichtigkeit in der Geschichte<br />
steckt, und wo es auch<br />
wirklich ernst wird.<br />
Hat Mensch Karnickel für Dich<br />
Bezüge zu unserer Zeit?<br />
Natürlich gibt es auch heute leider<br />
viele Kriege, die Familien<br />
auseinanderreißen – aber bestimmt<br />
ist es für unser Publikum<br />
auch ohne diese Erfahrung nachvollziehbar,<br />
was mit Clemens<br />
passiert. Meine Eltern zum Beispiel<br />
haben immer sehr viel gearbeitet.<br />
Wir sind Kriegsflüchtlinge<br />
und aus Kroatien nach Hamburg<br />
gekommen, und als ich in der<br />
MENSCH KARNICKEL<br />
Uraufführung von Rudolf Herfurtner, für alle ab 11 Jahren<br />
PREMIERE:<br />
Freitag, 6. September 2013, Gut Leye,<br />
Route 4<br />
(Übernahmepremiere: Donnerstag, 26.9.,<br />
9.30 Uhr, emma-theater)<br />
INSZENIERUNG:<br />
Constanze Burger<br />
BÜHNE/KOSTÜME: Hella Bünte<br />
DRAMATURGIE:<br />
Maria Schneider, Alexander Wunderlich<br />
MIT:<br />
Manja Haueis; Alexandre Pierre,<br />
Sandro Šutalo<br />
Grund- und Realschule war, war<br />
einfach oft nachmittags niemand<br />
zu Hause. Wie und wann man<br />
dann die Beziehung zu seinen Eltern<br />
aufbaut, das ist ein Thema,<br />
das Clemens genau wie alle Kinder<br />
in jedem Alter beschäftigt.<br />
Clemens’ Mutter zum Beispiel<br />
Sandro Šutalo<br />
Hinrichs<br />
L I C H T+ D R U C K G M B H<br />
meint es ja gut mit ihm, als sie<br />
ihn von den Bombenangriffen<br />
fortschickt, aber er wäre bestimmt<br />
lieber einfach bei ihr gewesen.<br />
Aus Clemens’ Sicht frage<br />
ich mich natürlich, warum sie<br />
das gemacht hat. Wollte sie ihn<br />
wirklich nur beschützen oder<br />
wollte sie mehr Freiheit? Diese<br />
Vorwürfe kommen ganz aus der<br />
Figur von Clemens, im Stück<br />
sieht man auch, wie sehr es seiner<br />
Mutter zu schaffen macht, mit<br />
dieser Situation klarzukommen.<br />
Wie bist Du zum <strong>Theater</strong> gekommen?<br />
Es hat bei mir schon im Kindergarten<br />
angefangen, dass ich gern<br />
„gespielt“ habe. Seit ich ungefähr<br />
12 war, habe ich in sehr vielen<br />
verschiedenen <strong>Theater</strong>gruppen<br />
mitgemacht – meine Eltern haben<br />
das immer unterstützt, obwohl<br />
mein Vater es jetzt am<br />
Liebsten hätte, wenn ich bei ihm<br />
als Restaurant-Manager arbeiten<br />
würde. Aber ich bin gerade 25<br />
Jahre alt, habe vor einem Jahr die<br />
Schauspielschule in Hannover<br />
abgeschlossen, ich will jetzt erst<br />
mal mindestens zehn Jahre meinen<br />
Weg am <strong>Theater</strong> suchen!<br />
Jetzt bin ich schon gut in <strong>Osnabrück</strong><br />
anzukommen. Vorher war<br />
ich ein Jahr lang am Volkstheater<br />
Rostock und habe eher kleine,<br />
aber gute Rollen gespielt, jetzt im<br />
OSKAR-Ensemble ist natürlich<br />
jeder von uns Protagonist und es<br />
ist richtig viel zu tun. Ich werde<br />
im Herbst in den Wiederaufnahmen<br />
Das Geschenk des weißen<br />
Pferdes, Tschick und als DJ in<br />
Clyde und Bonnie mitspielen,<br />
dazu Mensch Karnickel als erste<br />
eigene Premiere – das ist schon<br />
ganz schön viel Arbeit! Wenn ich<br />
zu viel darüber nachdenke, versuche<br />
ich einfach, mich auf die<br />
Sache zu konzentrieren.<br />
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