DIE ZEIT OHNE BEISPIEL - thule-italia.net
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Es ist weit mehr als nur geschichtlich interessant, sich das alles heute noch einmal vor Augen zu halten.<br />
Am Anfang unseres Krieges hat London ja wiederum versucht, das alte Experiment der politischen<br />
Verführung erneut am deutschen Volke auszuprobieren. Wenn die englische Plutokratie heute<br />
wenigstens im großen und ganzen von diesem Versuch läßt und ihre Propaganda im wesentlichen auf<br />
die Defensive einstellt, so ist das nicht darauf zurückzuführen, daß sie den Versuch, sondern vielmehr<br />
darauf, daß sie das Objekt für untauglich hält. Sie verspricht sich offenbar nichts mehr davon. Die<br />
Weltkriegsparolen ziehen nicht mehr;<br />
das deutsche Volk ist durch eine vieljährige Schulungs- und Aufklärungsarbeit auf solche Versuche<br />
vorbereitet worden. So klingen denn die<br />
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Schlagworte, die 1917 und 1918 eine ganze feindliche und neutrale Welt in Raserei versetzten, heute<br />
hohl und leer. Sie sind durchschaut. Sie beginnen kaum ihren Lauf um den Erdball, dann werden sie<br />
schon eingeholt. Die jungen deutschen Männer, die heute den Ruhm unserer Waffen auf ihren<br />
Fahnenspitzen tragen, sind nicht nur militärische, sie sind auch politische Soldaten. Sie vertreten eine<br />
neue Weltanschauung. Damit aber sind sie vollkommen immun gegen heimtückische Verführungskünste.<br />
Sie wissen genau, daß sie gegen feindliche Systeme antreten, die morsch und faul sind,<br />
und daß sie an ihnen den Auftrag zu erfüllen haben zu stoßen, was da fällt. Und hinter ihnen steht eine<br />
Heimat, die in einem gänzlich unpathetischen, aber um so fanatischeren Heroismus ihr nationales<br />
Leben verteidigt. In diesem Lande findet eine Parole aus London keinen Widerhall. Sie wird nicht<br />
aufgenommen, sondern verhallt. Übrig bleiben die harten Realitäten des Krieges, eine militärische<br />
Situation, ungleich viel günstiger für uns als die im Weltkriege, die bekanntlich auch nicht zur<br />
Kapitulation gezwungen hätte, wenn nicht der Zusammenbruch des deutschen Volkes auf seelischem<br />
Gebiet dazu den Anlaß gegeben hätte.<br />
Es ist ganz klar, daß Mr. Churchill nicht die Weite des Horizonts besitzt, um diese so gänzlich radikale<br />
Umwandlung der europäischen Lage dem Weltkrieg gegenüber zu begreifen. Er stammt noch aus der<br />
Schule von 1917/1918. Sein hartnäckiger Eigensinn verbietet es ihm zuzugeben, daß eine Aktion, die<br />
im November 1918 gelang, im Frühjahr 1941 gänzlich aussichtslos ist. Er kennt die treibenden Kräfte,<br />
die heute den Umgestaltungsprozeß Europas bestimmen, überhaupt nicht. Er denkt nur in<br />
Weltkriegsnormen. Seine ganze Führung dieses Ringens ist eine stupide Wiederholung von damals. Er<br />
hat nichts vergessen, aber auch nichts hinzugelernt. Redet er, so klingt das wie eine Stimme aus dem<br />
Grabe. Seine Formulierungen atmen den Geist der Vergangenheit. Wenn er von der Zukunft spricht,<br />
auch von der seines eigenen Volkes, so hat man den Eindruck des mühsam Abgequälten. Er macht<br />
dann nur widerwillig Zugeständnisse an eine Zeit, deren Geheimnisse ihm ewig verschlossen bleiben<br />
werden. Deshalb läßt er sich auch nicht gern dazu bereitfinden, etwas über die Kriegsziele Englands<br />
auszusagen. Wird er im Unterhaus danach gefragt, dann knurrt er nur, das werde sich schon<br />
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finden, jetzt gelte es, das nackte Leben zu verteidigen. Er kann auch nicht mehr sagen. Dazu fehlt ihm<br />
die Phantasie, fehlt ihm jedes konstruktive Denken und jedes nationale Pathos. Er sieht nur sein<br />
eigenes Milieu. Er ist eine typisch insulare Erscheinung, ohne Blickweite und ohne gedankliche<br />
Kühnheit.<br />
Es wäre auch im Weltkrieg keine unlösbare Aufgabe gewesen, mit ihm und seinesgleichen fertig zu<br />
werden. Daß das nicht gelang, lag nur daran, daß auch der damaligen Führung des Reiches jene<br />
Elastizität des Denkens und des Handelns fehlte, die dazu erforderlich gewesen wäre. Mag dem sein,<br />
wie ihm wolle — wir jedenfalls wissen, woran wir heute sind. Das Reich ist nicht nur militärisch,<br />
sondern auch seelisch und geistig gegen einen erneuten Versuch, uns heimtückisch niederzuwerfen,